Bauer sucht Zukunft - wo steht unsere Landwirtschaft?

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Bauer sucht Zukunft - wo steht unsere Landwirtschaft?
«Bauer sucht Zukunft – wo steht
             unsere Landwirtschaft?
                    Situationsbericht 2009»

SBV Schweizerischer Bauernverband   USP Union Suisse des Paysans   USC Unione Svizzera dei Contadini   UPS Uniun purila svizra
Bauer sucht Zukunft - wo steht unsere Landwirtschaft?
Bauer sucht Zukunft - wo steht unsere Landwirtschaft?
«Bauer sucht Zukunft – wo steht
             unsere Landwirtschaft?
                    Situationsbericht 2009»
Bauer sucht Zukunft - wo steht unsere Landwirtschaft?
Inhaltsverzeichnis
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    Vorwort                                                                                                                                                                       6

    Zusammenfassung                                                                                                                                                               7

    Teil A: Produktions- und Marktverhältnisse im Jahr 2009
    A1 Die landwirtschaftliche Produktion im Jahr 2009                                                                                                                           10
               Abbildung    1: Monatliche Lufttemperatur (2005 – 2009) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   10
               Abbildung    2: Monatliche Niederschlagsmengen (2005 – 2009) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .          11
               Abbildung    3: Entwicklung der Preise und Ernte von Kartoffeln (1992 – 2009) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                 12
               Abbildung    4: Entwicklung der Preise für Ferkel und Schlachtschweine (2001 – 2009) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                        14
               Abbildung    5: Entwicklung der Preise für Industriemilch (2005 – 2009) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .           15

    A2 Die landwirtschaftliche Gesamtrechnung                                                                                                                         16
               Tabelle      1: Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (2000 – 2009) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

    Teil B: Einkommenssituation der landwirtschaftlichen Betriebe
    B1 Beurteilung des Arbeitsverdienstes                                                                                                                                         22
              Abbildung   6: Entwicklung des Arbeitsverdienstes pro Familienarbeitskraft
                              und des Vergleichslohns (2000 – 2008) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

    B2 Rentabilität von Eigen- und Gesamtkapital                                                                                              24
              Tabelle       2: Entwicklung der Eigenkapitalrentabilität und der Gesamtkapitalrentabilität (2000 – 2008) . . . . . . . . . . . 24

    B3 Fazit                                                                                                                                                                     24
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Teil C: Bauer sucht Zukunft – wo steht unsere Landwirtschaft?
C1 Entwicklung und Status quo der Schweizer Landwirschaft                                                                                                                                    28
          Abbildung   7: Anzahl Landwirtschaftsbetriebe, reales Produzentenpreisniveau und
                         jährliche Abnahmerate der Betriebe (1990 – 2007) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                          28
          Abbildung   8: Strukturentwicklung nach Grössenklassen (1997 – 2007) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                               29
          Abbildung   9: Veränderungsraten der Fläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .          29
          Abbildung  10: Entwicklung der Tierhalter und der Betriebe (1998 – 2007) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                 30
          Abbildung  11: Grösse und Viehdichte als Bestimmungsfaktoren für das Erwerbsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                             30
          Abbildung  12: Entwicklung der ökologischen Ausgleichsflächen und
                         der biologisch bewirtschafteten Nutzfläche (1993 – 2007) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                31
          Abbildung  13: Treibhausgasemissionen nach Verursachern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                      32
          Abbildung  14: Entwicklung des Exports von Produkten des Ernährungssektors (1998 – 2008) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                   33
          Abbildung  15: Handelsbilanz landwirtschaftlicher Produkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                   34
          Abbildung  16: Importe von pflanzlichen und Tierprodukten, je nach Herkunftsland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                       35
          Abbildung  17: Importe und Exporte von Käse (inkl. Schmelzkäse), je nach Herkunft und Destination . . . . . . . . . . . . . .                                                      35
          Tabelle     3: Inlandprodukte in Prozent des Verbrauchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                  36

C2 Vergleich mit dem Ausland                                                                                                                                                                 36
           Abbildung 18: Produktionswert der pflanzlichen Produkte aus Baden-Württemberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                             38
           Abbildung 19: Erwerbsstrukturen in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .           39
           Abbildung 20: Entwicklung der Verschuldung dänischer Bauern (1996 – 2007) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                     40
           Tabelle    4: Charakterisierung von fünf europäischen Landwirtschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                  42

C3 Fazit und Ausblick                                                                                                                                                                        44

Teil D: Anhang
Anhang 1: Abbildung zum Teil A
          Entwicklung Kuhbestand (2006 – 2009) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

Anhang 2: Abbildung zum Teil B
          Berechnung des landwirtschaftlichen Einkommens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .         51

Anhang 3: Tabelle zum Teil C
          Ein- und Ausfuhr von landwirtschaftlichen Produkten (2008) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

Impressum
Mitarbeit am Situationsbericht                                                                                                                                                               54
Vorwort
6

    Bioland Schweiz, Ballenberglandwir tschaft, Konzentration auf            eigentlich wollen. Seit fast 20 Jahren reiht sich eine agrarpolitische

    ein paar wenige, international konkurrenzfähige Betriebe, totale         Reform an die andere, aber das Ziel selbst bleibt unklar. «Kein Wind

    Abschottung oder vollständige Liberalisierung – die Meinungen, in        weht demjenigen günstig, der nicht weiss, wohin er segeln will», so

    welche Richtung sich die Schweizer Landwirtschaft bewegen soll,          ist es auch im Fall der Schweizer Landwirtschaft. Im Moment lassen

    liegen weit auseinander. Dies nicht nur in Kreisen, die mit der Land-    sich alle eingangs beschriebenen Wunschvorstellungen ausmachen,

    wirtschaft keine Berührungspunkte haben. Vielmehr gibt es auch           mal zieht uns die Politik in die Richtung Bioland Schweiz (Stichwort

    innerhalb der Bauernschaft unterschiedliche Vorstellungen. Bauern        Qualitätsstrategie), mal Richtung Konzentration und internationale

    sind nicht gleich Bauern. Wir haben Bergbauern, die mit viel Einsatz     Wettbewerbsfähigkeit (Stichwort Freihandelsabkommen Landwirt-

    und Handarbeit unwegsames Gelände bewirtschaften, Gemüsebau-             schaft mit der EU).

    ern mit Dutzenden von Angestellten oder Bauern, die mit Straussen,

    Bisons und anderem neue Wege eingeschlagen haben – jeder Betrieb         Der Schweizerische Bauernverband hat seine Meinung gemacht:

    ist anders. Es gibt sie nicht, DIE Schweizer Landwirtschaft. Stattdes-   Unsere Schwäche ist gleichzeitig unsere Stärke. Sie heisst Vielfalt.

    sen ist im Verlauf der stürmischen letzten Jahre eine enorme Vielfalt    Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Landwirtschaft so vielfältig

    gewachsen, angepasst an die Vielfalt der Schweiz selber. Dennoch         bleibt wie die Schweiz selbst. Gerade diese Mannigfaltigkeit macht

    haben wir mit diesem Bericht den Versuch gewagt und eine Charak-         uns agil und reaktionsfähig und damit fit für die Zukunft. Die nachhal-

    terisierung der Schweizer Landwirtschaft vorgenommen. Sie zeigt          tige Versorgung mit ausreichend, sicheren Lebensmitteln wird eine

    Mittelwer te und weniger die individuelle Realität. Noch weniger         der grössten weltweiten Herausforderungen der nächsten Jahre sein.

    beantwortet sie die Frage, wohin sich die Schweizer Landwirtschaft       Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Dann benötigen wir

    entwickeln soll. Dazu haben wir vier Vergleichsgrössen herange-          eine vielfältige Landwirtschaft, die ein möglichst breites Spektrum

    zogen: Baden-Württemberg und Österreich, die uns ähnlich sind,           an Lebensmitteln produziert. Dieses Ziel haben wir uns gesetzt. Wir

    und Dänemark sowie die französische Provinz Eure-et-Loir, die einen      würden uns wünschen, dass sich Politik und Verwaltung anschliessen

    Gegensatz zu uns darstellen.                                             und wir zusammen das Schiff auf Kurs halten.

    Aus diesem Vergleich lassen sich drei mögliche Wege für uns ablei-

    ten: Nebenerwerbslandwirtschaft, Wachstum und Rationalisierung

    sowie die bewusste Erhaltung einer abwechslungsreichen, mul-

    tifunktionalen Landwir tschaft. Der erste und zweite Weg gehen
                                                                             Hansjörg Walter                       Jacques Bourgeois
    wahrscheinlich einher: im Talgebiet Wachstum, in den Randgebieten        Präsident                            Direktor
    Nebenerwerb. Alles ist möglich, wir müssten nur wissen, was wir          Schweizerischer Bauernverband        Schweizerischer Bauernverband
Zusammenfassung
                                                                                                                                                7

Dieser Situationsbericht besteht aus drei       Landwirtschaft ging um 5% auf 10,7 Milliar-    wir tschaftliche Struktur und Produktion
Elementen: Der Teil A schilder t die Pro-       den Franken zurück. Die Nettowertschöp-        unterscheidet sich von Kanton zu Kanton. So
duktions- und die Marktsituation des Land-      fung verringerte sich gar um rund 22% auf      dominieren im Wallis vor allem kleine, oft
wir tschaftsjahrs 2009. Der Teil B widmet       1,8 Milliarden Franken.                        intensive Nebenerwerbsbetriebe, im Jura
sich der aktuellen wirtschaftlichen Lage der                                                   dagegen grosse, extensive Vollerwerbsbe-
Landwirtschaft respektive den Einkommen         Im wir tschaftlich erfolgreicheren Vorjahr     triebe. Nicht wegzureden ist die Tatsache,
der Bauernfamilien im Vorjahr. Der dritte       2008 stieg der Produktionswert der Land-       dass die Schweiz ein Grasland ist. Wiesen
Teil stellt die aktuelle Schweizer Landwirt-    wirtschaft noch um 2,6% . Das wirkte sich      machen 70% unserer landwir tschaftlichen
schaft und Varianten zur Weiterentwicklung      positiv auf den Arbeitsverdienst pro Fami-     Nutzfläche aus. Einen besonderen Stellen-
vor. Ein spezielles Augenmerk gilt dabei den    lienarbeitskraft aus. Das mittlere landwirt-   wer t haben entsprechend die Produktion
Errungenschaften in der Ökologie und dem        schaftliche Einkommen erhöhte sich im Jahr     von Milch und ihre Verarbeitung zu Käse.
Tierschutz sowie der Eigenversorgung (Kapi-     2008 um 4,9% und lag damit auf einem ähn-      So erstaunt es nicht, dass Milchprodukte die
tel C1). Es folgen im Kapitel C2 Kurzpräsen-    lichen Niveau wie im ausgezeichneten Jahr      einzigen Landwirtschaftsgüter mit einer posi-
tationen über die Landwirtschaft in Ländern/    2000. Das landwirtschaftliche Einkommen        tiven Handelsbilanz sind. Mit einem Selbst-
Regionen, die der Schweiz ähnlich sind, sowie   nahm in der Talregion um 7,9% und in der       versorgungsgrad von 58% müssen wir einen
solchen, die sich mit unseren Verhältnissen     Hügelregion um 5,9% zu. In der Bergregion      bedeutenden Teil unseres Bedarfs importie-
nicht vergleichen lassen. Im letzten Kapitel    ging es dagegen um 2,9% zurück. Grund für      ren, meist aus dem EU-Raum. Der Vergleich
(C3) schliesslich fliessen die beiden vorhe-    den Anstieg des Produktionswerts war ins-      mit ähnlichen (Österreich und das Bundes-
rigen Teile zusammen und erlauben so eine       besondere das einträgliche Resultat in der     land Baden-Württemberg) und unterschied-
Beurteilung, wo die Schweizer Landwirtschaft    Tierhaltung (guter Milch- und Schweine-        lichen Landwirtschaften (Dänemark und die
im Vergleich mit anderen steht und in welche    fleischpreis). Dennoch blieben die Einkom-     französische Provinz Eure-et-Loir) zeigt vor
Richtung es in Zukunft gehen könnte.            men in der Landwir tschaft im Erfolgsjahr      allem eines: Die Schweiz hat nach wie vor
                                                2008 weit unter den entsprechenden Ver-        einen bemerkenswert hohen Anteil an Voll-
Das Jahr 2009 zeichnete sich durch sinken-      gleichseinkommen ausserhalb der Landwirt-      erwerbsbetrieben und die Wertschöpfung,
de Erlöse in der pflanzlichen und tierischen    schaft. Im Hügel- und Berggebiet verdiente     welche die Schweizer Bauern pro Fläche
Produktion aus. Die Ursache dafür waren die     man in der Landwirtschaft im Schnitt halb so   erbringen, lässt die ausländischen Grossbe-
erntebedingte Marktsituation auf der einen      viel wie in der restlichen Wirtschaft.         triebe im Schatten stehen. Trotz anspruchs-
und agrarpolitische Entscheide auf der ande-                                                   vollen topografischen Voraussetzungen und
ren Seite. Das feuchtwarme Wetter brachte       Der Schwerpunkt dieses Situationsberichts      einem hohen Kostenumfeld steht die Schwei-
reihenweise Grossernten im Pflanzenbau,         charakterisiert die heutige Schweizer Land-    zer Landwirtschaft immer mehr mit ausländi-
was die Produzentenpreise drückte. Die          wirtschaft und deren jüngste Entwicklungen.    schen Betrieben in direkter Konkurrenz. Der
Aufhebung der Milchkontingentierung, die        Anfang der 1990er-Jahre setzte eine grundle-   Vergleich mit den ausgewählten Beispielen
Reduktion des Grenzschutzes beim Getrei-        gende Reform der Schweizer Landwirtschaft      im Ausland zeigt, dass sich grundsätzlich drei
de, die Anpassung des Zuckerpreises auf das     ein. Die Agrarpolitik wurde konsequent auf     Optionen für die Weiterentwicklung anbie-
Weltmarktniveau und weitere Folgen der          eine nachhaltige und tierfreundliche Produk-   ten: Richtung Nebenerwerbslandwirtschaft,
letzten Agrarreform erhöhten den Druck          tion ausgerichtet. Der damit verbundene        Richtung Wachstum und Rationalisierung
zusätzlich. Insbesondere der Milchpreis fiel    Strukturwandel wirkte sich besonders stark     oder wir bleiben auf dem eingeschlagenen
von November 2008 bis im Sommer 2009            auf Betriebe mit einer Fläche von weniger      Schweizer Weg. Was wollen wir? Was wollen
um fast 20 Rappen pro Liter Milch, was zu       als 20 Hektaren aus. Überproportional unter    Sie, die diesen Bericht am Lesen sind? Wer
existenziellen Einbussen auf den Milchbetrie-   Druck geraten ist auch die Acker f läche.      sich noch nicht sicher ist, dem sei empfohlen,
ben führte. Die Wirtschafts- und Milchkrise     Neben der Grösse ist der Viehbestand das       den Teil C vertieft zu studieren.
liess das Schlachtviehangebot steigen und       wichtigste Merkmal dafür, ob ein Betrieb als
die Preise sinken. Der Produktionswert der      Vollerwerb ausreicht oder nicht. Die land-
8
9

Teil   A
Teil   B
Teil   C
Teil   D
Teil A: Produktions- und Markt-
10           verhältnisse im Jahr 2009
     Das Jahr 2009 zeichnete sich insgesamt durch        Hagelschläge vielen Betrieben einen Strich      der Westschweiz nass und trüb. Der April
     sinkende Erlöse in der pflanzlichen und tie-        durch die Rechnung. Die Umsetzung der           war landesweit deutlich zu warm (Abb. 1)
     rischen Produktion aus: Das feucht-warme            agrarpolitischen Reformen führte zudem zu       und brachte je nach Landesgegend unter-
     Wetter nach dem har ten Winter brachte              tieferen Erlösen. Der Produktionswert der       schiedliches Wetter: Auf der Alpennordsei-
     reihenweise Grossernten im Pflanzenbau              Landwirtschaft sank um 5% auf 10,729 Mil-       te war es sonnig und trocken, im Süden zu
     (zumindest dort, wo der Hagel nicht gewü-           liarden Franken. Die Nettowertschöpfung         trüb und im Oberwallis nass. Der Mai zeig-
     tet hatte), der grosse Preisdruck bei vielen        ging gar um rund 22,0% auf 1,815 Milliarden     te sich zu Monatsbeginn wechselhaft und
     Produk ten schmäler te jedoch das wir t-            Franken zurück.                                 kühl mit Schnee bis auf 1000 Meter über
     schaftliche Resultat stark. Insbesondere der                                                        Meer. Ab dem 7. Mai herrschte eine schon
     Milchpreis fiel von November 2008 bis im                                                            fast hochsommerliche Wärme mit über
     Sommer 2009 um fast 20 Rappen pro Kilo              A1                                              30 Grad Celsius im Mittelland. Ein heftiger
     Milch, was zu existenziellen Einbussen auf          D I E L A N D W I R T S C H A F T-              Gewittersturm mit Hagel fegte am 26. Mai
     den Milchbetrieben führte. Die Wirtschafts-         LICHE PRODUKTION                                über die Schweiz und zog eine Spur verwüs-
     und die Milchkrise führten dazu, dass auch          IM JAHR 2009                                    teter Felder hinter sich her. In rund 1500
     beim Schlachtvieh das Angebot stieg und                                                             Beeren-, Gemüse-, Obst- und Ackerparzel-
     die Preise sanken. Einzig die Geflügel- und         Der Sommer kam im August                        len entstand ein Schaden von 10 Millionen
     Eierbranche konnte sich über ein weiteres           Der Winter 2008/2009 verdiente für ein-         Franken. Im Juni war es ebenfalls überdurch-
     gutes Jahr freuen. Die Erträge in den Futter-,      mal seinen Namen: Er war deutlich schnee-       schnittlich warm und sonnig, aber mit häu-
     Acker-, Obst- und Gemüsekulturen waren              reicher und kälter als in den letzten Jahren.   figen und intensiven Gewitterregen. Im Juli
     ausserordentlich gut, allerdings machten die        Der März präsentier te sich dafür wärmer        war es in der ganzen Schweiz warm, aber
     vielen Sommergewitter und einzelne heftige          als im langjährigen Mittel und mit Ausnahme     oft trüb und nass. Schwülwarme subtropi-

     Abbildung 1: Das Jahr startete sehr kalt, erst im April wurde es warm.
     Lufttemperatur als Monatsmittel auf Basis von 7 Mittellandstationen; Quelle: Meteo Schweiz.
                                2005          2006          2007                2008             2009
                          25

                          20
     Monatsmittel in °C

                          15

                          10

                           5

                           0

                          –5
                                  Jan   Feb      Mrz   Apr        Mai       Jun            Jul    Aug        Sep       Okt        Nov        Dez
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sche Luft und feuchte Polarluft wechselten            so weit fortgeschritten, um mit dem Heuet      Obwohl zum Teil in den von Hagel betrof-
sich ab, was heftige Gewitter auslöste. Am            zu beginnen. Mai und Juni brachten genug       fenen Gebieten grosse Verluste verzeichnet
23. Juli verursachte ein halbstündiger Hagel-         Sonne, um im Tal die Heu- und Emdernte         wurden, konnten die übrigen Regionen mit
zug mit Hagelkörnern bis vier Zentimeter              trocken unter Dach zu bringen. Das zwar        guten bis sehr guten Erträgen kompensie-
Durchmesser verheerende Schäden an                    wüchsige, aber sehr oft regnerische, feucht-   ren. Zur Produktionssteigerung trug auch
landwirtschaftlichen Kulturen im Mittelland.          warme Juli-Wetter ohne stabile Hochdruck-      die Flächenzunahme um 3000 Hektaren auf
Erst der August brachte stabiles Hochdruck-           lagen verlangte von den Bauern für die Ernte   gut 84 000 Hektaren bei. Die Futterweizen-
wetter und Temperaturen gegen oder über               des Silograses, des Heus und des Emds viel     produktion betrug rund 80 000 Tonnen, was
30 Grad Celsius. Der Herbst präsentierte              Organisationstalent. Das regnerische, war-     eine markante Reduktion gegenüber dem
sich sehr trocken, sonnig und mild, aber mit          me Sommerwetter liess Gras und Mais aber       Vorjahr von 25% bedeutet. Um den Inland-
bereits kühlen Nächten (Abb. 2). Mitte                üppig wachsen. Die Heustöcke und Scheu-        bedarf zu decken, mussten grossen Mengen
Oktober sackten die Temperaturen ab und               nen waren im Herbst gut gefüllt und bereit     importiert werden. Die Gerstenprodukti-
es gab Schnee bis in tiefe Lagen.                     für einen langen Winter. Dies auch im Bünd-    on verzeichnet gegenüber dem Vorjahr eine
                                                      nerland, das die letzten Jahre schmerzhaft     Abnahme von rund 2% und erreicht rund
Genug Futter für                                      unter Sommertrockenheit und Futterman-         200 000 Tonnen. Die guten Erträge konnten
einen langen Winter                                   gel gelitten hatte.                            den Flächenrückgang in den meisten Regio-
Ab Anfang April weidete das Vieh auf den                                                             nen ausgleichen.
Weiden und im Mai begann im Tal die Fut-              Ein Viertel weniger Futterweizen
terernte. Dieses früh geschnittene Heu war            433 000 Tonnen mahlfähiger Brotweizen,         Sehr gute Rapserträge
qualitativ das beste. In den höheren Lagen            so die Bilanz 2009. Dies entsprach einer       In den vom Hagel verschonten Regionen
war das Graswachstum im Mai noch nicht                Zunahme von 4% gegenüber dem Vorjahr.          waren die Hektarerträge meistens gut bis

Abbildung 2: Viel Sonne führte zu negativer Wasserbilanz im August und September.
Wasserbilanz (Niederschläge minus Verdunstung) auf Basis von 7 Mittellandstationen; Quelle: Meteo Schweiz.

                            2005          2006           2007                2008            2009
                     200

                     150
Wasserbilanz in mm

                     100

                      50

                       0

                     –50

             –100
                              Jan   Feb       Mrz   Apr        Mai       Jun            Jul   Aug        Sep      Okt        Nov       Dez
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                                                      sehr gut und lagen klar über denjenigen                            te führte jedoch dazu, dass nebst den Früh-                                       Nach Rekordernte wiederum
                                                      des Vorjahrs. Die gesamte Rapsproduk-                              kartoffeln auch Lagersorten denaturiert und                                       hohe Zuckerrübenernte
                                                      tion betrug rund 67 000 Tonnen. Gegen-                             in der Frischverfütterung eingesetzt werden                                       Der frühe Saatzeitpunkt und die optimalen
                                                      über dem letzten Jahr entspricht dies einer                        mussten.                                                                          Wachstumsbedingungen führ ten zu einer
                                                      Zunahme von 14% , was angesichts der stei-                                                                                                           raschen Jugendentwicklung, wobei bereits
                                                      genden Nachfrage im Lebensmittelsektor                             Die Bedingungen während der Ernte waren                                           Ende Mai die Reihen geschlossen waren.
                                                      eine positive Entwicklung ist.                                     aufgrund der lang anhaltenden Trockenheit                                         Nach zwei sehr guten Ernten in den letzten
                                                                                                                         nicht überall ideal, was zu Schlagschäden                                         beiden Jahren war 2009 wiederum mit einer
                                                      Trockenheit führte                                                 führte und dazu, dass einzelne Posten nicht                                       Rekordernte zu rechnen. Erwar tet wurde
                                                      bei Kartoffeln zu Schlagschäden                                    übernommen wurden. Ansonsten war die                                              ein Rübenertrag über 75 Tonnen pro Hekta-
                                                      Er freulicher weise ging die Kar toffelan-                         Qualität sehr gut. Nur vereinzelt kam es zu                                       re mit einem Zuckergehalt von 18,2% , insge-
                                                      baufläche erstmals seit 2003 nicht weiter                          Schäden durch Drahtwürmer und Schne-                                              samt also eine Zuckerproduktion von über
                                                      zurück (Abb. 3). Sie betrug 11 124 Hekt-                           cken, Pulverschorf oder Wachstumsrisse.                                           269 000 Tonnen. Aufgrund der drei aufein-
                                                      aren, gut 60 Hektaren mehr als im Vorjahr.                         Bei den Biokar toffeln lagen die Bruttoer-                                        anderfolgenden Grossernten beschloss die
                                                      Durch die guten Wachstumsbedingungen                               träge ebenfalls höher als üblich, die Quali-                                      Branche, die Quote für 2010 um 9,5% zu
                                                      lagen die Er träge rund einen Drittel über                         tät war jedoch weniger erfreulich. Vor allem                                      kürzen.
                                                      dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre.                           die Sorte Agria wies einen hohen Anteil an
                                                      Die Anzahl Knollen pro Pflanze war zwar                            Buckel- und Pulverschorf auf.                                                     Erfreuliche Gemüsemengen
                                                      gering, deren Kaliber aber umso grösser. Kar-                                                                                                        Das milde und wüchsige Wetter im Herbst
                                                      toffeln in Raclettegrösse gab es nur halb so                                                                                                         2008 sowie die ausbleibenden Fröste führ-
                                                      viele wie in anderen Jahren. Die grosse Ern-                                                                                                         ten zur Rekordernten beim Lagergemüse.
                                                                                                                                                                                                           Dank dem langen und kalten Winter konnte
Abbildung 3: Sinkende Preise liessen die Kartoffelproduktion stetig zurückgehen. Verwend-                                                                                                                  dieses gut abgesetzt werden. Die Gemüse-
bare Gesamternte und gewichteter Preis für Speisekartoffeln gemäss Produzentenpreisindex. Quelle: SBV.                                                                                                     anbauflächen 2009 waren konstant und ent-
                                                                                                                                                                                                           sprachen jenen des Vorjahrs. Ab Mitte April
                                               Kartoffeln (inkl. Saatgut)                                       Preis Speisekartoffeln
                                                                                                                                                                                                           2009 herrschten optimale Wachstumsbedin-
                                    850 000                                                                                                                                     60
                                                                                                                                                                                                           gungen für die Gemüsekulturen, was gegen-
Verwendbare Gesamternte in Tonnen

                                    800 000                                                                                                                                     58                         über 2008 zu grösseren Frischgemüseernten
                                    750 000                                                                                                                                     56                         führte. Die Preise hingegen lagen unter dem
                                                                                                                                                                                                           Vorjahresniveau. Dies war einerseits die Fol-
                                                                                                                                                                                     Franken / 100 Kilos

                                    700 000                                                                                                                                     54
                                                                                                                                                                                                           ge der hohen Mengen, andererseits drückten
                                    650 000                                                                                                                                     52                         die Abnehmer den Preis. Die Zwiebelernte
                                                                                                                                                                                                           endete mit sehr guten Erträgen. Auch das
                                    600 000                                                                                                                                     50
                                                                                                                                                                                                           übrige Lagergemüse entwickelte sich präch-
                                    550 000                                                                                                                                     48                         tig und es ist mit einer sehr guten Versorgung
                                    500 000                                                                                                                                     46                         für den kommenden Winter zu rechnen.

                                    450 000                                                                                                                                     44                         Viel Obst: grösste Birnenernte
                                    400 000                                                                                                                                     42                         seit 20 Jahren
                                                                                                                                                                                                           Die Obstproduzenten ernteten über 50%
                                    350 000                                                                                                                                     40
                                                                                                                                                                                                           mehr Tafelkirschen als im Durchschnitt der
                                               1992

                                                        1993

                                                               1994

                                                                      1995

                                                                             1996

                                                                                    1997

                                                                                           1998

                                                                                                  1999

                                                                                                         2000

                                                                                                                 2001

                                                                                                                        2002

                                                                                                                               2003

                                                                                                                                      2004

                                                                                                                                             2005

                                                                                                                                                    2006

                                                                                                                                                           2007

                                                                                                                                                                  2008

                                                                                                                                                                         2009

                                                                                                                                                                                                           letzten zehn Jahre. Alle Kirschen der Klassen
13

Extra und Premium konnten problemlos ver-          Ernte sowohl in Bezug auf Menge wie Qua-       mehr über 6.80 Franken für T3-Tiere und
marktet werden, die restlichen litten unter        lität äusserst vielversprechend aus. Der       starteten daher auch rund 80 Rappen tie-
den zahlreichen Gewittern und Absatzprob-          Zuckergehalt war generell gut, der Säu-        fer ins laufende Jahr. Die Preise blieben bis
lemen. Dank zeitlicher Staffelung und optima-      regehalt eventuell etwas tief. Die Zeichen     in die zweite Hälfte April auf knapp 6.70
ler Qualität wurden bis Mitte August 5300          standen gut, um den Weinjahrgang 2009 zu       Franken. Ende April erhöhte sich das Ange-
Tonnen Walliser Aprikosen über den Handel          einem grossen Erfolg werden zu lassen.         bot markant und die Preise gaben entspre-
vermarktet, die doppelte Menge der letzten                                                        chend nach. Da 2009 erstmals der Stichtag
zwölf Jahre. Auch bei den Zwetschgen konn-         Hohe Umsätze beim Nutzvieh                     wegfiel, ist dieser Effekt wohl auf die Situ-
te ein Viertel mehr geerntet werden als im         Der Nutzviehmarkt 2009 lief mit hohen          ation auf dem Milchmarkt und die Aufhe-
Vorjahr. Die Erträge liegen jedoch tiefer als im   Umsatzzahlen gut. Im ersten Halbjahr war       bung der Kontingentierung im Mai zurück-
Rekordjahr 2007. Die diesjährige Apfelernte        die Anzahl expor tier ter Nutztiere etwa       zuführen. Anschliessend stabilisier te sich
fiel um 4,3% über dem Mittel der letzten           gleich wie im Vorjahr. Die Preise für Milch-   der Markt wieder und die Preise blieben
vier Jahre aus. Allerdings eigneten sich infolge   kühe waren bis Mai rückläufig bei hohem        bis August bei knapp 6.90 Franken je Kilo
von Hagelschäden rund 10% der hängenden            Angebot. Ab Juni zogen die Preise wieder       Schlachtgewicht für T3-Kühe. Höhere Prei-
Ernte nur noch für die Verarbeitung. Inge-         an. Der Juli war saisonbedingt ruhig, jedoch   se wurden von den Schlachthöfen trotz der
samt werden 102 900 Tonnen verkäufliche            mit guten Durchschnittspreisen von 3115        guten Nachfrage nicht bezahlt.
Tafeläpfel erwartet, was dem Wert des Vor-         Franken für Milchkühe. An den ersten Auk-
jahrs entspricht. Bei den Tafelbirnen wurde        tionen zeichnete sich auch für den August      10% weniger Lohn
mit 28 632 Tonnen die reichste Ernte seit 20       ein gutes Preisniveau ab. Allerdings ist das   für Bankviehmäster
Jahren geschätzt. Die verkäufliche Menge an        Angebot gestiegen und es hat viele milch-      Die Bankviehmäster erzielten einen rund
Tafelbirnen lag bei 19 400 Tonnen und war          betonte Kühe auf dem Markt.                    10% tieferen Verkaufserlös als im Vorjahr.
mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr.                                                          Ende 2008 waren die Preise stark unter
                                                   Schlachtviehmarkt allgemein:                   Druck gekommen und sanken auf knapp 8.10
Vielversprechende                                  hohe Angebote                                  Franken je Kilo Schlachtgewicht für T3-Muni.
Weintraubenernte                                   In der ersten Jahreshälfte war der Schlacht-   Dank einer Marktentlastungsmassnahme
Der lange und kalte Winter verzögerte die          viehmarkt geprägt von der Übersättigung        der Proviande konnte der Markt noch vor
Entwicklung der Reben im Frühling. Einige          auf dem Milchmarkt (Anh. 1). Es wurde          Weihnachten abgeräumt werden und war
warme Tage um Pfingsten liessen die Pflan-         rund 10% mehr Grossvieh geschlachtet als       dank steigender Nachfrage ab Mitte Januar
zen aber einen Vegetationssprung nach vor-         in derselben Vorjahresperiode. Die Preise      wieder ausgeglichen. Bis Ende Juli blieb der
ne machen. Die Reben trieben rasch aus und         lagen bis Mitte August in allen Kategorien     Markt stabil, abgesehen von einem leichten
es gab eine frühe Blüte. Die Ostschweiz war        um rund 10% unter den Preisen von 2008.        Druck im März/April, was aber für diese
im Mai zwei Mal von Hagel betroffen. Auch                                                         Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist. Nachdem
heftige Winde setzten dieser Region zu. Im         Tiefere Preise für Schlachtkühe                die Alpen bestossen waren und dadurch das
Juli kam es in der Region «La Côte» und spe-       trotz guter Nachfrage                          Angebot an Rindern deutlich kleiner wurde,
ziell um Morges zu heftigen Hagelschlägen,         Die Zunahme der Schlachtungen war beim         stiegen die Rinderpreise ab Mai langsam an.
welche die Reben stark schädigten. Ansons-         Verarbeitungsvieh besonders markant. Bis       Ende Juli zogen saisongemäss auch die Muni-
ten war das trockene, mit Bise durchsetzte         Ende Juli wurden 19% mehr Kühe geschlach-      preise wieder an.
Wetter für das Wachstum gesunder Reben             tet als im Jahr zuvor. Obwohl der Markt das
ideal. Offiziell begann die Traubenernte um        grössere Angebot meist problemlos auf-         Unruhiger Kälbermarkt
den 21. September, mit einem Vorsprung             nahm, waren die Preise deutlich tiefer. Nach   Der Bankkälbermarkt verlief sehr unruhig.
gegenüber dem Mittel der Jahre von vier-           der Preisanpassung durch die Schlachthöfe      Schon kleine Änderungen in der Marktsi-
zehn Tagen. Zu diesem Zeitpunkt sah die            im Herbst 2008 stiegen die Preise nicht        tuation hatten meist Preisänderungen zur
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                                            Folge. Am höchsten waren die Preise in der      frage war schlecht und der Verkauf stock-                                                Ferkel
                                            ersten Kalenderwoche mit 15.71 Franken je       te. Glücklicherweise normalisierte sich der                                              Der Jagermarkt verlief zu Beginn des Jah-
                                            Kilo Schlachtgewicht. Im Vorjahr war dieses     Absatz wieder, sodass ab Mitte März wieder                                               res erfreulich und die Preise lagen beinahe
                                            Niveau nie erreicht worden. Doch schon ab       ein Preis von 4.80 Franken je Kilo Schlacht-                                             auf dem Niveau des Vorjahrs. Saisongemäss
                                            Mitte Januar stieg das Angebot, während die     gewicht bezahlt wurde. Der Import von Teil-                                              stieg die Preiskurve bis April an. Dann dreh-
                                            Nachfrage sank. In der Folge brachen die        stücken aus der EU blieb durch den grossen                                               te der Markt, die Nachfrage nahm ab, wäh-
                                            Preise innerhalb von wenigen Wochen auf         Preisunterschied weiterhin attraktiv. Diese                                              rend das Angebot grösser wurde. Bis Ende
                                            unter 13 Franken ein. Die Osterschlachtun-      konkurrenzierten das inländische Schweine-                                               August waren stets Überhänge vorhanden
                                            gen brachten eine kurze Erholung. Zwischen      fleisch im Billigsegment und in der Gastro-                                              und die preisliche Talsohle war noch nicht
                                            Mitte April und Mitte Juni waren jedoch Ent-    nomie. Leider fiel der Beginn der Grillzeit                                              erreicht.
                                            lastungsmassnahmen nötig, um den Markt          mit den ersten Meldungen zur neuen Grip-
                                            zu stabilisieren. Die Preise lagen im Schnitt   pe zusammen. Die Konsumenten waren ver-                                                  Weniger Lämmer geschlachtet
                                            mehr als 1.30 Franken tiefer als im Vorjahr.    unsichert. Dazu kam das schlechte Wetter                                                 Auch die Schlachtlämmer lösten einen rund
                                            Die Schlachtzahlen waren Anfang Jahr noch       zu Beginn des Sommers, sodass statt eines                                                10% geringeren Preis, obwohl die Schlach-
                                            tiefer als 2008, im dritten Quartal hingegen    Preisaufschlags einige Wochen sogar ein                                                  tungen deutlich kleiner waren. Die Preise
                                            wurden 6% mehr Kälber geschlachtet. Gleich-     tieferer Preis bezahlt wurde. Ab Ende Juni                                               lagen bis Mitte August zirka einen Franken
                                            zeitig stiegen die Schlachtgewichte an.         erhöhte sich der Druck aufgrund des höhe-                                                unter dem Vorjahresniveau. Am meisten
                                                                                            ren Angebots und eines Absatzes, der die                                                 Bewegung zeigte der Markt wie üblich vor
                                            Schlachtschweine                                Erwartungen nicht erfüllte. Die Preise zer-                                              Ostern. Sobald sich das Angebot durch die
                                            Gleich zu Beginn des Jahres f ielen die         fielen bis im Oktober auf 3.70 Franken je Kilo                                           Alpung verringer te, stiegen die Preise an
                                            Schweinepreise ab (Abb. 4). Die Nach-           Schlachtgewicht.                                                                         und lagen ab Mai sehr stabil bei 11.00 Fran-
                                                                                                                                                                                     ken je Kilo Schlachtgewicht für T3-Lämmer.
Abbildung 4: Der Schweinepreis schwankt stark. 2009 war kein gutes Jahr.                                                                                                             Mit der Rückkehr von der Alpung kamen die
Produzentenpreise in Franken pro Kilo Lebendgewicht für Jager und Schlachtschweine. Quelle: Proviande, SBV.                                                                          Preise sehr stark unter Druck.
                                       Ferkel SGD-A 20 kg                      Schweine QM ab Stall
                                                                                                                                                                                     Schweizer Poulets sehr gefragt
                              10.00                                                                                                6.00
                                                                                                                                          Schlachtschweine QM in Franken / Kilo SG

                                                                                                                                                                                     Die inländische Pouletproduktion lief 2008
                                                                                                                                                                                     und im ersten Halbjahr 2009 auf Hochtou-
                               9.00                                                                                                5.50
                                                                                                                                                                                     ren. Der Pro-Kopf-Konsum an Gef lügel-
Ferkel in Franken / Kilo LG

                                                                                                                                                                                     fleisch war sehr gut und erreichte 2008 einen
                               8.00                                                                                                5.00
                                                                                                                                                                                     neuen Höchststand von 17 Kilo Schlachtge-
                                                                                                                                                                                     wicht bzw. von 10,9 Kilo verkaufsfer tigem
                               7.00                                                                                                4.50                                              Fleisch. Die Anzahl der auf Schweizer Mast-
                                                                                                                                                                                     betrieben eingestallten Küken erhöhte sich
                               6.00                                                                                                4.00                                              im ersten Halbjahr 2009 um weitere 3,6%
                                                                                                                                                                                     und die Ställe waren ausgelastet. Einige
                               5.00                                                                                                3.50                                              Vermarktungsorganisationen suchen sogar
                                                                                                                                                                                     neue Betriebe. Die Geflügel-Importe waren
                               4.00                                                                                                3.00                                              im ersten Halbjahr 2009 leicht rückläufig,
                                                                                                                                                                                     was auf einen leichten Anstieg des Inland-
                               3.00                                                                                                2.50                                              anteils hoffen lässt. Anfang und Mitte 2009
                                        2001      2002       2003      2004       2005      2006      2007       2008     2009                                                       fand zudem eine Reduktion der Futterpreise
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statt, was sich positiv auf die Produktions-   zudem über die vermehrte Verwendung von                       renden Mechanismus zur Mengensteuerung
kosten im Inland auswirkte.                    billigeren Ersatzprodukten in der Lebensmit-                  gefunden hatte. Auch das Projekt, auf Pro-
                                               telbranche (z. B. Analogkäse) gesenkt. Der                    duzentenseite einen Milchpool zu gründen,
Erneut stabiler Eiermarkt                      Milchpreis ging daraufhin weltweit drastisch                  hatte nicht realisier t werden können. Die
Die Schweizer Eierproduktion umfasste im       zurück. Wegen der immer stärkeren Ver-                        Diskussionen und Verhandlungen zwischen
Jahr 2008 rund 686 Millionen Stück und lag     flechtung mit dem Ausland – insbesondere                      und innerhalb von Produzenten und Abneh-
damit 2,4% über dem Vorjahr. Bis Ende des      über den Käseexport – kamen zwangsläu-                        mern gestalteten sich weiterhin schwierig.
Jahres 2009 zeigt die auf Grund der Küken-     fig auch die Schweizer Produzentenpreise                      Am 29. Juni 2009 wurde deshalb in Bern
einstallungen erstellte Produktionsprognose    für Milch ab Herbst 2008 zunehmend unter                      unter Federführung des SBV die Branchen-
eine weitere Mehrproduktion von rund 6%        Druck und wurden schliesslich im Oktober                      organisation Milch mit Nationalrat Hansjörg
gegenüber 2008 an. Trotz dieser Produkti-      ein erstes Mal gesenkt. Die Milchproduktion                   Walter als Interimspräsidenten gegründet.
onsausdehnung war der Markt vor allem zu       blieb aber auf dem hohen Niveau bestehen,                     Die Organisation umfasst gut 50 Mitglie-
den absatzstarken Zeiten eher knapp mit        weshalb sich Anfang 2009 der Zerfall der                      der, welche den grössten Teil der Schwei-
Schweizer Eiern versorgt – eine Situation,     Preise fortsetzte und diese unter das Niveau                  zer Milchproduktion abdecken. Durch den
die den Eiermarkt seit Ende 2006 prägt.        von 2007 fielen (Abb. 5). Ab August war                       paritätischen Aufbau der Gremien wurde
Auch die Eiermengen, die im Rahmen der         auf den internationalen Märkten eine gewis-                   eine ausgewogene Vertretung der Interes-
alljährlichen Marktentlastungsmassnahmen       se Erholung zu beobachten.                                    sen der ganzen Branche gewährleistet. Am
im Sommer aufgeschlagen und zu Eiproduk-                                                                     10. Juli 2009 legte die Branchenorganisation
ten verarbeitet werden, waren auch im Som-     Es rächte sich, dass die Branche vor Ende der                 erstmals einen Richtpreis fest. Dieser soll-
mer 09 vergleichsweise gering. Der Import      Milchkontingentierung keinen funktionie-                      te für die Periode Juli bis September und
von Schaleneiern lag im ersten Halbjahr 2009
leicht unter dem Vorjahr – auch das könnte
                                               Abbildung 5: Der Milchpreis war im Juli 2009 20 Rappen tiefer als im Jahr zuvor.
ein Hinweis sein, dass ein Teil des Mehrbe-
                                               Realisierter Produzentenpreis für Industriemilch in Rappen pro Kilo Milch. Quelle: BLW.
darfs mit Schweizer Eiern gedeckt wurde.
                                                                             2005           2006            2007                2008                 2009
Ende der Milchkontingentierung                                         86
Am 1. Mai 2009 ging die Zeit der Milch-                                84
kontingentierung in der Schweiz definitiv zu                           82
Ende. Der grösste Teil der Milchlieferanten                            80
war jedoch bereits vorher aus der Milchkon-
                                               Rappen pro Kilo Milch

                                                                       78
tingentierung ausgestiegen und die Milch-
                                                                       76
produktion stieg 2008 aufgrund der grossen
                                                                       74
Nachfrage gegenüber dem Vorjahr um 5% ,
                                                                       72
von 3,233 Millionen Tonnen auf 3,396 Millio-
nen Tonnen. Im Jahr 2009 ging die Milchpro-                            70

duktion auf diesem hohen Niveau weiter.                                68
Allerdings hatte sich inzwischen das Umfeld                            66
radikal veränder t: Im Herbst 2008 hat-                                64
te die Finanz- und Wirtschaftskrise einge-                             62
setzt. Zusammen mit dem weltweit hohen                                 60
Preisniveau führte dies zu einem Rückgang                              58
der Nachfrage. Der Milchverbrauch wurde                                       Jan    Feb   Mrz   Apr   Mai       Jun      Jul    Aug       Sep    Okt       Nov   Dez
16

     für 90% der Industriemilch gelten. Mit 61,6    bei Getreide wurde reduziert. Dies führte        terproduktion wurde wie in den zwei Vor-
     Rappen pro Kilo (franko Verarbeiter) wur-      zu wesentlich tieferen Getreidepreisen. Der      jahren durch die idealen Wetterverhältnisse
     de der Milchpreis damit auf tiefem Niveau      Wer t der Getreideernte 2009 lag 14,5%           begünstigt. So konnte der grössere Rind-
     vorerst stabilisiert.                          unter jenem im Vorjahr. Der Zuckerpreis          viehbestand mit genügend Futter versorgt
                                                    wurde auf Weltmarktniveau gesenkt und die        werden. Wegen des guten Futterbaujahrs
     Die Situation in der Milchbranche zeigte       Produzentenpreise für Zuckerrüben sack-          und der teilweise leicht höheren Preise wer-
     einmal mehr, dass bescheidene Überschüs-       ten ab. Die Anbaubeiträge für Ölfrüchte und      den höhere Kosten für die innerbetrieblich
     se bei Landwirtschaftsprodukten den Preis      Körnerleguminosen wurden reduziert. Die          er zeugten Futtermittel er war tet. Diese
     übermässig nach unten drücken. Wenn die        Exportsubventionen für Mostobstprodukte          Position ist eine Gegenbuchung aus dem
     Milchmenge nicht den Absatzmöglichkeiten       und die Beiträge für die Überschussverwer-       Produktionswert.
     angepasst wird, drohen Verhältnisse wie in     tung bei den Kartoffeln fielen weg und die
     der Schweineproduktion, wo sich das Ange-      jeweiligen Branchen nahmen die Marktstüt-        Die Preise für Erdöler zeugnisse sanken
     bot und die Preise zyklisch auf und ab bewe-   zung mit einem Rückbehalt auf die Preise         gegenüber den Vorjahren wesentlich, sodass
     gen.                                           selber in die Hand.                              viele Vorleistungen günstiger wurden. Die
                                                                                                     Position Energie und Schmierstoffe sank im
                                                    Trotz den idealen Witterungsverhältnissen,       Vergleich zum Vorjahr um 14,3% . Nach der
     A2                                             die zu guten Ernten führten, wies der pflanz-    sehr starken Teuerung der Düngemittel im
     D I E L A N D W I R T-                         liche Produktionswert aufgrund der geän-         Jahre 2008 gaben die Preise teilweise wie-
     SCHAFTLICHE                                    der ten Rahmenbedingungen im Vergleich           der nach. Im Vorjahr wurde mengenmässig
     GESAMTRECHNUNG                                 zum Vorjahr ein Minus von 1,8% aus. Die          wesentlich weniger Ware zugekauft, und
                                                    tierische Produktion musste gar ein Minus        eine deutliche Zurückhaltung wurde noch
     Der Produktionswer t der Landwir tschaft       von 8,9% verkraften.                             im ersten Semester 2009 beobachtet. Der
     betrug im Jahre 2009 gemäss Schätzung                                                           Nachholbedarf erhöhte die Ausgaben für
     des Bundesamts für Statistik 10,729 Milliar-   Die Einnahmen aus der Erzeugung landwirt-        Düngemittel gegenüber dem Vorjahr. Der
     den Franken. Das sind rund 5% weniger als      schaftlicher Dienstleistungen, wie Lohnar-       Bedar f an tierärztlichen Leistungen und
     im Vorjahr. Davon stammten 47,7% aus der       beiten für Dritte (z. B. Saat und Ernte), und    Medikamenten blieb hoch, da die Tierbe-
     tierischen und 42,8% aus der pflanzlichen      der Wer t der nicht trennbaren nichtland-        stände bereits im Jahr 2008 angestiegen sind.
     Produktion. Die restlichen 9,5% brachten       wirtschaftlichen Nebentätigkeiten, wie die       Das schlechte Landwirtschaftsjahr führte zu
     die landwir tschaftlichen Dienstleistungen     Verarbeitung von Mostobst, Fleisch oder          einer gewissen Zurückhaltung der Landwirt-
     und die nichtlandwirtschaftlichen Nebentä-     Milch auf dem Hof oder Dienstleistungen,         schaftsbetriebe gegenüber Zukäufen. Somit
     tigkeiten ein (Tab. 1).                        wie Strassenrand- und Landschaftspflege,         waren die Ausgaben für den Unterhalt der
                                                    die Haltung von Pensionstieren (Pferde)          Maschinen und Gebäude nicht höher als im
     Das Jahr 2009 war durch einschneidende         sowie die Übernachtungen von Touristen           Vorjahr.
     Änderungen der Marktbedingungen, ausge-        (Schlafen im Stroh), haben in den letzten
     löst durch die Umsetzung der agrarpoliti-      Jahren kontinuierlich etwas zugelegt.            Die leicht tieferen Ausgaben für die Vorleis-
     schen Reformen, gekennzeichnet. Die seit                                                        tungen (–1,0%) konnten die starke Abnah-
     1977 eingeführ te Milchkontingentierung        Die Ausgaben für Futtermittel waren tiefer       me des Produktionswer tes der Landwir t-
     wurde aufgehoben, was eine Ausdehnung          als im Vorjahr. Der Zukauf von Futtermitteln     schaft (–5,0 %) nicht auffangen. So sank
     der Milchmenge und einen starken Preis-        wurde mengenmässig höher, jedoch zu tie-         die Bruttowertschöpfung im Jahr 2009 um
     rückgang zur Folge hatte. Der Produktions-     feren Preisen als im Vorjahr erwartet. Die       10,8% auf 4,112 Milliarden Franken.
     wert der Milch fiel 2009 um rund 13,5% tie-    Futtergetreidefläche ist weiterhin rückläufig.
     fer aus als im Jahr zuvor. Der Grenzschutz     Das führte zu Mehrimporten. Die Raufut-
17

Da die Abschreibungen zu Anschaffungs-
preisen (Wiederbeschaffungspreise) bewer-
tet werden, spielt die Preisentwicklung der
Investitionsgüter eine wichtige Rolle. In den
letzten Jahren sind die Preise für Bauten und
Ausrüstungen (Fahrzeuge und Maschinen)
deutlich gestiegen. Obwohl die Neuinvestiti-
onen mengenmässig eine sinkende Tendenz
aufweisen, wird diese Entwicklung durch die
steigenden Preise wenigstens teilweise kom-
pensiert.

Die Nettower tschöpfung sank um rund
22,0% auf 1,815 Milliarden Franken. Wer-
den von diesem Wert weitere Produktions-
kosten wie Löhne und Aufwendungen für
die Pacht- und Bankzinsen abgezogen sowie
die Transferzahlungen an die Landwirtschaft
dazugezählt, gelangt man zum Nettounter-
nehmenseinkommen. Dieses belief sich im
Jahr 2009 auf 2,869 Milliarden Franken. Das
entspricht einer Abnahme gegenüber dem
Vorjahr von 7,6% . Kaufkraftbereinigt ging
das Nettounternehmenseinkommen von
2000 bis 2009 um 2,5% pro Jahr oder total
um 22,1% zurück.
18

Tabelle 1: Der Produktionswert der Landwirtschaft ging 2009 um rund 5% auf 10,729 Milliarden Franken zurück.
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (2000 – 2009), gerundet auf Millionen Franken. Quellen: BfS, SBV.
                                                                                                                                               Veränderung in %
                                                                                                                                           b                   b                  c
                                                                                                                          2000 – 2009           2000 – 2009        2008 – 2009
                                                                                                                      a
Rubrik                                                                    2000         2005        2008        2009         (Periode)             (jährlich)         (jährlich)
Produktionskonto
Getreide                                                                    620          448         459          393          -41,5                -4,6              -14,5
davon: Weizen, Roggen                                                       361          263         302          257           -34,4                -3,8              -15,0
Handelsgewächse                                                             263          285         317          248          -12,8                -1,4              -21,7
davon: Ölsaaten und Ölfrüchte                                                66           88         111           75            6,2                 0,7               -32,0
        Zuckerrüben                                                          166         155         168          146              -18,7             -2,1              -13,2
Futterpflanzen                                                            1 351       1 348        1 253       1 280           -12,4                -1,4                 2,2
davon: Futtermais                                                           164         171          187         188             5,6                 0,6                 0,1
Erzeugnisse des Gemüse- und Gartenbaus                                    1 332       1 270        1 421       1 410               -2,2             -0,2                -0,8
davon: Frischgemüse                                                         468         530          588         563               11,0              1,2                 -4,3
        Pflanzen und Blumen                                                  864         740         834          848               -9,3             -1,0                1,7
Kartoffeln                                                                  207          177         184          173          -22,8                -2,5                -6,0
Obst                                                                        643          496         539          563          -19,1                -2,1                4,4
davon: Frischobst                                                           365          283         305          319           -19,4                -2,2               4,5
        Weintrauben                                                          278         214         234          245              -18,7             -2,1                4,3
Wein                                                                        438          413         459          478               0,9              0,1                4,2
Total pflanzliche Erzeugung                                               4 883       4 466        4 676       4 589           -13,1                -1,5                -1,8
Tiere                                                                     2 529       2 425        2 752       2 601               -5,0             -0,6                -5,5
davon: Rinder                                                              1 190       1 177        1 299       1 212               -5,9             -0,7                -6,7
        Schweine                                                          1 083          975        1158         1087               -7,3             -0,8               -6,2
        Geflügel                                                             183         206         229          240              21,4              2,4                 4,8
Tierische Erzeugnisse                                                     2 753       2 524        2 870       2 522           -15,4                -1,7              -12,1
davon: Milch                                                               2 569       2 336        2 678       2 316           -16,6                -1,8              -13,5
        Eier                                                                178          180         185          194                0,8             0,1                 5,2
Total tierische Erzeugung                                                 5 283       4 949        5 621       5 122           -10,4                -1,2                -8,9
Erzeugung landwirtschaftlicher Dienstleistungen                             560          638        650           664               9,6              1,1                2,1
Nichtlandwirtschaftliche Nebentätigkeiten
(nicht trennbar)                                                            358          294         347          353              -8,9             -1,0                1,9
davon: Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse                        187          194         214          215               6,3              0,7                0,3
Gesamttotal Erzeugung des
landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs (a)                            11 084       10 347       11 294      10 729           -10,5                -1,2                -5,0

a Schätzung    b in % , Rubrik zu laufenden Preisen mit LIK (Mai 2000 = 100) kaufkraftbereinigt    c in % , zu laufenden Preisen
19

Tabelle 1 (Fortsetzung)

                                                                                                                                       Veränderung in %
                                                                                                                                   b                   b                  c
                                                                                                                   2000 – 2009          2000 – 2009        2008 – 2009
                                                                                                               a
Rubrik                                                             2000         2005        2008        2009         (Periode)            (jährlich)         (jährlich)
Produktionskonto
Gesamttotal Erzeugung des
landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs (a)                    11 084       10 347       11 294       10 729           -10,5               -1,2                -5,0
Vorleistungen insgesamt (b)                                      6 254        6 264        6 683        6 617            -2,2               -0,2                -1,0
davon: Saat- und Pflanzgut                                         343          304          345          354             -4,5               -0,5                2,6
       Energie; Schmierstoffe                                      402          433          512          439              0,9                0,1              -14,3
       Dünge- und Bodenverbesserungsmittel                         142          184          203          212            38,3                 4,3                4,4
       Pflanzenbehandlungs- und
       Schädlingsbekämpfungsmittel                                   133          126         124          128           -10,8               -1,2                3,4
       Tierarzt und Medikamente                                      161          181         216          222            27,7                3,1                3,1
       Futtermittel                                                2 873        2 675       2 776        2 724           -12,4               -1,4               -1,9
       Instandhaltung von Maschinen und Geräten                      381          462         503          485            17,9                2,0               -3,4
       Instandhaltung von baulichen Anlagen                          121          189         195          195            49,4                5,5                0,2
       Landwirtschaftliche Dienstleistungen                          560          638         650          664             9,6                1,1                2,1
Bruttowertschöpfung zu
Herstellungspreisen (c=a–b)                                       4 830        4 083        4 611       4 112           -21,3               -2,4              -10,8
Abschreibungen (d)                                                 1 989        2 155       2 283        2 297             6,7                0,7                0,6
davon: Ausrüstungsgüter                                            1 009        1 077       1 141        1 190             8,9                1,0                4,3
       Bauten                                                        872          954       1 009          975             3,4                0,4               -3,3
Nettowertschöpfung zu Herstellungspreisen (e=c–d)                  2 842        1 929       2 328        1 815           -41,0               -4,6              -22,0
Arbeitnehmerentgelt (f)                                            1 166        1 193       1 276        1 278             1,3                0,1                0,2
Sonstige Produktionsabgaben (g)                                      107          141         138          145            25,7                2,9                5,5
Sonstige Subventionen (h)                                          2 220        2 571       2 655        2 895            20,5                2,3                9,0
Faktoreinkommen (i=e–g+h)                                          4 955        4 359       4 845        4 565           -14,9               -1,7               -5,8
Nettobetriebsüberschuss /
Selbstständigeneinkommen (j=e–f–g+h)                               3 788        3 165       3 569        3 286           -19,8               -2,2               -7,9
Unternehmensgewinnkonto
Gezahlte Pachten (k)                                                209          201             202       203          -10,5               -1,2                0,2
Gezahlte Zinsen (l)                                                 212          211             279       228            -0,6              -0,1              -18,3
Empfangene Zinsen (m)                                                 35           11             18         13         -66,8               -7,4              -28,5
Nettounternehmenseinkommen (n=j–k–l+m)                            3 403        2 764       3 106        2 869           -22,1               -2,5                -7,6
Elemente des Vermögensbildungskontos
Bruttoanlageinvestitionen (o)                                     1 658        1 535       1 590        1 609           -10,3               -1,1                1,2
Nettoanlageinvestitionen (p=o–d)                                   -331         -620         -693         -688
Bestandesveränderungen                                                21           30            96         40
Vermögenstransfers                                                  106          104             114       111            -3,8              -0,4                -3,3
Netto-Kompensation der MWSt                                          -54          -73            -74       -79
a Schätzung   b in % , Rubrik zu laufenden Preisen mit LIK (Mai 2000 = 100) kaufkraftbereinigt     c in % , zu laufenden Preisen
20
21

Teil   A
Teil   B
Teil   C
Teil   D
Teil B: Einkommenssituation der
22           landwirtschaftlichen Betriebe
     Die landwirtschaftliche Gesamtrechnung im        Die Einkommenssituation kann anhand des        B1
     Teil A2 stellt die wirtschaftlichen Ergebnis-    landwir tschaftlichen Einkommens in den        B E U RT E I L U N G D E S
     se der Landwir tschaft in einem volkswir t-      Buchhaltungen der Zentralen Auswertung         ARBEITSVERDIENSTES
     schaftlichen Kontext dar. Teil B richtet sein    der ART Tänikon analysiert werden (siehe
     Augenmerk auf die wirtschaftliche Situation      Kasten). Dieses erhält man, wenn von der       Zur Beurteilung des Arbeitsverdienstes in
     der einzelnen Landwirtschaftsbetriebe, aus-      totalen Rohleistung eines Betriebes sämtli-    der Landwir tschaft ziehen wir die beiden
     gehend von deren Buchhaltungsergebnis-           che Fremdkosten in Abzug gebracht wer-         Kenngrössen Arbeitsverdienst je Familien-
     sen. Ein Vergleich des landwirtschaftlichen      den. Zur Beurteilung der Einkommenssitua-      arbeitskraft aus der Zentralen Auswertung
     Arbeitsverdienstes mit dem statistischen         tion muss die Frage gestellt werden: Reicht    und das vom Bundesamt für Statistik (BfS)
     Vergleichseinkommen zeigt, dass Landwir-         das landwirtschaftliche Einkommen aus, um      er fasste regionale Vergleichseinkommen
     te nach wie vor zwischen 30% (Talgebiet)         familieneigene Arbeitskräfte und das ein-      heran. Der Arbeitsverdienst der Familienar-
     und 60% (Berggebiet) weniger verdienen als       gesetzte Kapital zu entschädigen? Für die      beitskräfte wird berechnet, indem man vom
     die übrige Bevölkerung – dies auch in den        Antwort ist man auf kalkulatorische Grös-      landwirtschaftlichen Einkommen den kalku-
     beiden überdurchschnittlichen Jahren 2007        sen angewiesen. Bei diesen kalkulatorischen    latorischen Zinsanspruch für das Eigenkapi-
     und 2008. Die Kapitalrendite ist so tief, dass   Grössen handelt es sich um den Lohnan-         tal in Abzug bringt. Der Zinsanspruch sollte
     viele Betriebe die Kosten nur dank einem         spruch für die Familienarbeit oder den Zins-   dem Ertrag entsprechen, den man für lang-
     grossen Anteil unverzinslicher Darlehen und      anspruch für das eingesetzte Kapital.          fristige, konservative Anlagen ausserhalb des
     privatem Konsumverzicht tragen können.                                                          eigenen Betriebes erwarten dürfte. Die ART
                                                                                                     setzt in der zentralen Auswertung für den
      Einkommensbeurteilung mit Daten der Zentralen Auswertung                                       Zinsanspruch des Eigenkapitals den Kassa-
      Die Zentrale Buchhaltungsauswertung ist eines der wichtigsten Instrumente zur Beur-            zinssatz für Bundesobligationen mit 10 Jah-
      teilung der wirtschaftlichen Situation in der Landwirtschaft. In ihr werden von der For-       ren Laufzeit ein. Für das Jahr 2008 betrug
      schungsanstalt AGROSCOPE ART Tänikon jährlich die Buchhaltungsabschlüsse von etwa              dieser Satz für Bundesobligationen 2,93% 1.
      3300 sogenannten Referenzbetrieben ausgewertet und die Ergebnisse meist in Form von            Während der Arbeitsverdienst der Fami-
      Mittelwerten für alle Betriebe und auch für Betriebsgruppen mit definierten Merkmalen          lienarbeitskräfte den Verdienst für alle auf
      präsentiert. Die Gruppierung für die Auswertung beruht auf der Zuordnung jedes Refe-           dem Betrieb beschäftigten nicht entlöhnten
      renzbetriebes zu einem definierten Betriebstyp, zu einer bestimmten Flächenklasse und          Familienarbeitskräfte repräsentier t, setzt
      einer Region (Tal, Hügel, Berg). Die von der ART publizierten Mittelwerte des Arbeits-         der Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft
      verdienstes, die für den Einkommensvergleich mit der übrigen Bevölkerung herangezogen          diese Grösse ins Verhältnis zu den auf dem
      werden, sind gewichtete Mittelwerte. Bei der Aggregation der Resultate erhält jeder            Betrieb beschäftigten Familienarbeitskräften.
      einzelne Betrieb ein Gewicht gemäss seiner Repräsentativität in der Grundgesamtheit.           Damit ist er eine geeignete Grösse, um sie
      Die Gewichte für den einzelnen Betrieb leiten sich aus Grösse des Betriebes und weiteren       mit dem Lohn eines Arbeitnehmers ausser-
      Kriterien zur Gruppierung der Betriebe ab. In diesem Bericht verwenden wir für den Ein-        halb der Landwirtschaft zu vergleichen.
      kommensvergleich zwischen Landwirtschaft und übriger Bevölkerung Medianwerte, nicht
      zuletzt deshalb, weil es sich auch bei den Vergleichseinkommen um Medianwerte handelt.         Das Bundesamt für Statistik berechnet in der
      Der Median ist ein statistischer Lageparameter und bezeichnet im Fall von Einkommen            Lohnstrukturerhebung jährlich Vergleichs-
      einen Wert, sodass jeweils die Hälfte der gewichteten Betriebe ein tieferes beziehungs-        löhne von Arbeitnehmern ausserhalb der
      weise ein höheres Einkommen ausweisen. Da Einkommensverteilungen normalerweise                 Landwirtschaft für die Regionen Tal-, Hügel-
      schief sind, eignet sich der Median besser für Vergleiche als das arithmetische Mittel. Der
      Median für den Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft liegt im Jahr 2008 etwa 3000
                                                                                                     1 Quelle: Schweizerische Nationalbank (http://
      Franken tiefer als das arithmetische Mittel.                                                   www.snb.ch/de/iabout/stat/statpub/akziwe/stats/
                                                                                                     akziwe). Siehe auch Tabelle 2 auf Seite 24.
23

und Bergregion. Es liefert damit eine wichtige   stärker zugenommen als derjenige in der                                    wird die Freude über diese Verbesserung im
Referenzgrösse zur Beurteilung der landwirt-     übrigen Wirtschaft, Letzteres gilt jedoch nur                              gegenwärtigen Zeitpunkt von düsteren Aus-
schaftlichen Einkommenssituation, wie sie im     für die Tal- und die Hügelregion. Angesichts                               sichten getrübt. Heute ist bereits absehbar,
Landwirtschaftsgesetz Art 5. vorgesehen ist:     der gewaltigen Einkommensunterschiede                                      dass die Betriebsergebnisse für 2009 diesen
«Mit den Massnahmen dieses Gesetzes wird         zwischen der Landwirtschaft und der übri-                                  gewünschten Aufholtrend nicht fortsetzen
angestrebt, dass nachhaltig wirtschaftende       gen Bevölkerung kann diese Verbesserung                                    werden. Waren die landwir tschaftlichen
und ökonomisch leistungsfähige Betriebe im       jedoch nur als ein bescheidener Schritt in die                             Abschlüsse der Jahre 2007 und 2008 noch
Durchschnitt mehrerer Jahre Einkommen            richtige Richtung gewertet werden. Weiter                                  von guten Er trägen und insbesondere im
erzielen können, die mit den Einkommen
der übrigen erwerbstätigen Bevölkerung in        Abbildung 6: Entwicklung des Arbeitsverdienstes je Familienarbeitskraft
der Region vergleichbar sind.»                   und des Vergleichslohnes vom Bundesamt für Statistik zu Preisen 2008.
                                                 Vergleich pro Jahr und Region für die Jahre 2000 bis 2008 (Median, inflationsbereinigt mit
Abbildung 6 stellt die Entwicklung des           dem Landesindex der Konsumentenpreise [2008=100]). Quellen: BfS, ART Tänikon.
Arbeitsverdienstes pro Familienarbeitskraft
                                                   Tal: Arbeitsverdienst                                         Hügel: Arbeitsverdienst                  Berg: Arbeitsverdienst
in der Landwir tschaft derjenigen des Ver-          pro Familienarbeitskraft                                       pro Familienarbeitskraft                  pro Familienarbeitskraft
gleichslohnes des Bundesamts für Statistik
                                                   Tal: Vergleichseinkommen                                      Hügel: Vergleichseinkommen               Berg: Vergleichseinkommen
gegenüber. Gewisse Unterschiede zwischen
beiden Gruppen gilt es dabei zu berück-                                             80 000
sichtigen im Wissen, dass der Vergleich
                                                 Franken pro Familienarbeitskraft

zwischen Lohnempfängern und Landwirten                                              70 000
als Unternehmern nicht ganz unproblema-
tisch ist. Landwirte profitieren im Vergleich                                       60 000

mit der übrigen Bevölkerung im Allgemei-
                                                                                    50 000
nen von günstigerem Wohnraum, kurzen
Arbeitswegen und einer gewissen Selbst-
                                                                                    40 000
versorgung mit Nahrungsmitteln; auf der
anderen Seite nehmen sie längere Arbeits-                                           30 000
und Präsenzzeiten, stärkere Schwankungen
im Arbeitsauf kommen und ein höheres                                                20 000
Unternehmensrisiko als ein durchschnittli-
cher Lohnempfänger in Kauf.                                                         10 000

Die Zahlen machen eklatante Unterschiede                                                0
sichtbar. Ein Bauer im Talgebiet verdient rund                                                   2000    2001   2002       2003       2004          2005      2006        2007          2008

30 % weniger als ein ähnlich qualifizier ter                                                                     2000     2001    2002     2003      2004    2005     2006       2007    2008
Arbeiter in anderen Branchen. Im Berggebiet         Tal: AVFAK Landwirtschaft
                                                                                             a
                                                                                                                48 483   37 336   38 371 45 300     50 803 43 444     40 693   47 612   50 668
ist die Lage mit einem Lohnunterschied von          Tal: Vergleichseinkommen                                    69 263   70 928   71 713 71 916     71 977 71 882     71 903   72 817   72 561
                                                                                                     a
60% noch unbefriedigender. Die landwirt-            Hügel: AVFAK Landwirtschaft                                 36 068   28 686   27 607   32 764   36 248   33 226   32 434 34 014     36 325
schaftlichen Einkommen schwanken von Jahr           Hügel: Vergleichseinkommen                                  62 527   65 576   66 302   66 391   66 447   65 778   65 797 66 085     65 854
                                                                                                 a
zu Jahr wesentlich stärker als die Vergleichs-      Berg: AVFAK Landwirtschaft                                  24 884   19 920   19 643   26 391   26 768   28 001   25 261   27 205   24 292
löhne. Im Trend der letzten acht Jahre hat          Berg: Vergleichseinkommen                                   58 495   59 376   60 033   60 543   60 594   60 672   60 690   61 665   61 448
der Verdienst in der Landwirtschaft etwas        a AVFAK: Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft
24

                   tierischen Bereich ansprechenden Absatz-                Entwicklung der durchschnittlichen Eigenka-              jahresschnitt von 2005 bis 2008 schafften sie
                   preisen geprägt, so stellt sich unterdessen             pitalrentabilität in der Zentralen Auswertung            eine leicht positive Jahresgesamtkapitalren-
                   die Situation auf vielen Märkten wesentlich             seit 2000.                                               tabilität von 0,6% . Vergleicht man diese mit
                   unfreundlicher dar. Speziell gilt dies für den                                                                   der durchschnittlichen Rendite von Bundes-
                   für die Schweiz wichtigen Milchsektor: 2009             Mit der Gesamtkapitalrentabilität wird ge-               obligationen, kann nicht einmal dieses beste
                   können hier weder die Mengen noch die                   messen, wie das gesamte eingesetzte Kapi-                Ergebnis aller Betriebstypen befriedigen. Alle
                   Preise der vorangehenden Jahre realisier t              tal (also das Eigen- und das Fremdkapital)               anderen an der ART Tänikon analysierten
                   werden.                                                 entschädigt wird. Auch dies ist eine kalku-              Betriebstypen wiesen während dieser Jah-
                                                                           latorische Grösse. Die Gesamtkapitalren-                 re negative und zum Teil deutlich negative
                                                                           tabilität setzt den betrieblichen Reinertrag             Gesamtkapitalrentabilitätsraten aus. Die
                   B2                                                      ins Verhältnis zu den gesamten Aktiven des               Finanzierung mit Fremdkapital zu marktüb-
                   R E N TA B I L I T Ä T                                  Betriebes. Als Benchmark für die Gesamt-                 lichen Zinsen ist also für einen Grossteil der
                   VO N E I G E N - U N D                                  kapitalrentabilität kann die Rendite konser-             Betriebe nicht möglich, sofern gleichzeitig
                   G E S A M T K A P I TA L                                vativer, langfristiger Investitionen ausserhalb          Eigenkapital und eigene Arbeit angemessen
                                                                           der Landwirtschaft herangezogen werden.                  entschädigt werden sollen. Diese Feststel-
                   Die Kenngrösse Arbeitsverdienst je Fami-                Die Gesamtkapitalrentabilität sollte positiv             lung unterstreicht die grosse Bedeutung
                   lienarbeitskraf t beschreibt, wie gut die               sein, weil sonst ein Kapitalverzehr stattfindet.         zinsfreier Investitionskredite aus dem Struk-
                   unternehmerische Tätigkeit den Produkti-                Im Durchschnitt der landwirtschaftlichen Be-             turförderungsfond des Bundes und zinsgüns-
                   onsfaktor «eigene Arbeit» entgelten kann,               triebe sind sowohl die Eigen- als auch die Ge-           tiger Darlehen aus dem Familienkreis für den
                   nachdem das eigene Kapital (kalkulatorisch)             samtkapitalrentabilität seit Jahren negativ.             grössten Teil der Betriebe.
                   angemessen entschädigt wurde. Analog kann
                   die Rentabilitätsfrage auch für den Produk-             Im überdurchschnittlich guten Jahr 2007
                   tionsfaktor «eigenes Kapital» gestellt wer-             erreichten nur 29% der Betriebe eine posi-               B3
                   den. Die Eigenkapitalrentabilität gibt an, zu           tive Gesamtkapitalrentabilität, 2006 waren               FA Z I T
                   welchem Zinssatz sich das eigene im Betrieb             es 24% . Betriebe der Talregion weisen mit
                   eingesetzte Kapital verzinsen lässt, nachdem            – 0,8 % Gesamtkapitalrentabilität für die                Die Einkommenssituation in der Landwirt-
                   der kalkulierte Lohnanspruch für die eige-              Jahre 2005 bis 2008 etwas bessere Werte                  schaft ist ungenügend. Die meisten Betriebe
                   ne Arbeit gedeckt ist. Die Vergleichslöhne              aus als die Betriebe der anderen Regionen                erwir tschaften weder ein mit der übrigen
                   des Bundesamts für Statistik bieten sich als            (–2,6% Hügel-, –4,7% Bergregion). Bei der                Bevölkerung vergleichbares Einkommen,
                   Referenz für den Lohnanspruch der Fami-                 Gliederung nach Betriebstypen schneiden                  noch kann das eigene, im Betrieb angelegte
                   lienarbeitskräfte an. Tabelle 2 zeigt die               die Ackerbaubetriebe am besten ab. Im Vier-              Kapital zu marktüblichen Zinsen entschädigt

Tabelle 2: Entwicklung der Eigenkapitalrentabilität und der Gesamtkapitalrentabilität 2000 bis 2008.
Quellen: Zentrale Auswertung ART Tänikon, Lohnstrukturerhebung BfS, Schweizerische Nationalbank.

                                                            2000         2001        2002         2003         2004        2005         2006       2007       2008     2000/08
Eigenkapitalrentabilität                            %        -3,2         -6,8        -7,0         -5,9         -4,7        -6,2         -6,6       -4,8       -4,4      -5,5
Gesamtkapitalrentabilität                           %        -0,6         -2,7        -2,4         -2,3         -1,6        -2,5         -2,7       -1,7       -1,4      -2,0
Referenzzinssatza                                   %         3,9          3,4         3,2          2,6          2,7          2,1            2,5    2,9         2,9       2,9
Bezahlter Zins für Fremdkapitalb                    %         2,7          2,8         2,8          2,3          2,1          2,1            2,0    2,1         2,2       2,4
a Kassazinssätze für Obligationen der Eidgenossenschaft, Laufzeit 10 Jahre (http://www.snb.ch/de/iabout/stat/statpub/akziwe/stats/akziwe).
b Der effektiv bezahlte Zinssatz für Fremdkapital wird aus den Buchhaltungsergebnissen der ZA berechnet: Schuldzinsen / Fremdkapital.
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