Evaluierung des Förderprogramms "Forschungskompetenzen für die Wirtschaft" - Bericht an das Bundesministerium für Digitalisierung und ...
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Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ Bericht an das Bundesministerium für Digitalisier- ung und Wirtschaft, Abt. II/4 10. Juli 2020 www.technopolis-group.com
Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ Bericht an das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaft, Abt. II/4 technopolis |group| 10. Juli 2020 Harald Grill, Brigitte Tiefenthaler (Projektleitung), Simon Zingerle Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ i
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung .................................................................................................................................................. 1 2 Das Wichtigste in Kürze ........................................................................................................................... 2 3 Ziele, Instrumente und Aktivitäten von „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ ...................... 6 4 „Forschungskompetenzen“ in Zahlen...................................................................................................... 9 5 Ergebnisse und Wirkungen .................................................................................................................... 15 5.1 Erworbenen Kompetenzen und ihre Nutzung ............................................................................................... 15 5.2 Erreichen von neuen Zielgruppen .................................................................................................................. 17 5.3 Neue und vertiefte Kooperationen ................................................................................................................. 17 5.4 Verstetigung von FTEI-Aktivitäten ................................................................................................................ 19 5.5 Verstetigung des Bildungsangebots in den Bildungseinrichtungen.............................................................. 21 5.6 Programmziele, Wirkungen und ihre Messung .............................................................................................24 6 Beobachtung zur Programmumsetzung ................................................................................................ 25 6.1 Zum Zustandekommen der Projekte ..............................................................................................................25 6.2 Analyse und Bewertung der Qualifizierungsseminare ...................................................................................26 6.3 Analyse und Bewertung der Qualifizierungsnetzwerke und Innovationslehrgänge ....................................26 6.4 Zur Abwicklung durch die FFG ...................................................................................................................... 28 6.5 Zur Additionalität der Förderung von Personalkosten ................................................................................. 28 6.6 Zur Frage des Programmtitels ........................................................................................................................29 6.7 Zur Einbettung des Programms in den Kontext verwandter Politiken und Maßnahmen .......................... 30 7 Fallvignetten ...........................................................................................................................................30 7.1 Mehrgeschossiger Holz- und Holzhybridbau: Bedarf von Clustermitgliedern wird aufgegriffen und das Thema dauerhaft verankert ........................................................................................................................... 30 7.2 Vernetzung zwischen technisch-klimaaktiven, solaren und grünen Gebäudebaugewerken – GrünAktivHaus ................................................................................................................................................32 7.3 Physikalische Herausforderung mit volkswirtschaftlichem Ausmaß – Kompetenz in Korrosionsfragen bei metallischen Werkstoffen .........................................................................................................................34 7.4 Großunternehmen bereiten sich und ihre Lieferanten auf (digitalen) Wandel vor – Innovationslehrveranstaltung für angewandte Mechatronik ........................................................................36 8 Schlussfolgerungen und Empfehlungen ............................................................................................... 37 Evaluierungsfragen und Antworten im Überblick ............................................................. 45 Wirkungsorientierte Folgenabschätzung (WFA): Derzeitiges Indikatorenset ...............48 Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ ii
Tabellen Tabelle 1 Eckdaten zu den genehmigten Projekten im Programm „Forschungskompetenzen“ ........................ 3 Tabelle 2 Eckdaten zu den genehmigten Projekten im Programm „Forschungskompetenzen“ ........................ 9 Tabelle 3 Detailüberblick zu den geförderten Projekten in den verschiedenen Projektarten nach Ausschreibung (AS) ............................................................................................................................. 13 Tabelle 4 Vergleich der Verteilung der geförderten Themenschwerpunkte ..................................................... 14 Tabelle 5 Anzahl der FTEI-verstetigenden ersteinreichenden Unternehmen im Zeitverlauf (pro Jahr und kumulativ) ............................................................................................................................................ 21 Tabelle 6 Beispiele von Bildungsangeboten, die auf „Forschungskompetenzen“-Projekten basieren ............ 23 Tabelle 7 Anteile der verschiedenen Programmlinien an „Forschungskompetenzen“ insgesamt................... 27 Tabelle 8 Wirkungsorientierte Folgenabschätzung (WFA): Vorgeschlagenes Indikatorenset ........................ 41 Tabelle 9 Evaluierungsfragen: Ex-post-Bewertung des Programms.................................................................45 Tabelle 10 Zur Umsetzung von Empfehlungen der Evaluierung 2015................................................................45 Tabelle 11 Evaluierungsfragen: Wirkungen des Programms ..............................................................................46 Tabelle 12 Evaluierungsfragen: Ausblick ............................................................................................................. 47 Abbildungen Abbildung 1 Interventionslogik des Programms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ ...........................8 Abbildung 2 Nutzung des FFG-Portfolios durch an „Forschungskompetenzen“ teilnehmende Unternehmen ...11 Abbildung 3 Detailierung der „Forschungskompetenzen“-Unternehmensbeteiligungen..................................... 12 Abbildung 4 Inhaltliche Schwerpunkte der Projekte .............................................................................................. 15 Abbildung 5 Nutzen des erworbenen Wissens ........................................................................................................ 16 Abbildung 6 Neue Kooperationen aus „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“-Projekten ........................ 18 Abbildung 7 Art der Kooperation nach Art des Partners ........................................................................................ 18 Abbildung 8 Gründe, warum keine Folgekooperation entstanden ist.................................................................... 19 Abbildung 9 In „Forschungskompetenzen“ ersteinreichende Unternehmen und ihre nachfolgenden Beteiligungen an Programmen, die von der FFG abgewickelt werden (83 Unternehmen) ............ 20 Abbildung 10 Weitere Nutzung von ausgearbeiteten Lehrinhalten und Materialien an den Hochschulen ...........22 Abbildung 11 Vorschlag einer adaptierten Interventionslogik für „Forschungskompetenzen“ ............................ 40 Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ iii
1 Einleitung Das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaft (BMDW) betreibt seit dem Jahr 2011 das Programm „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“, abgewickelt wird es von der Forschungs- förderungsgesellschaft FFG. Das Programm hat zwei Schwerpunkte: Zum einen werden Unternehmen (primär KMU) im systematischen Aufbau und in der Höherqualifizierung ihres vorhandenen For- schungs- und Innovationspersonals unterstützt. Zum anderen wird die Verankerung unternehmensrel- evanter Forschungsschwerpunkte an österreichischen Universitäten und Fachhochschulen unterstützt. Das derzeit geltende Programmdokument erlaubt Ausschreibungen bis längstens 31.12.2020. Das BMDW hat uns daher beauftragt, mit der vorliegenden Evaluierung eine strategische und operative Grundlage für die Gestaltung des Programms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ ab dem Jahr 2021 zu schaffen. Dafür sollte geprüft werden, ob, inwieweit und mit welchem Ergebnis die Empfeh- lungen aus der Zwischenevaluierung im Jahr 2015 1 umgesetzt worden sind, welche Wirkungen aus dem Programm entstanden sind und wie sich diese zu den in der wirkungsorientierten Folgenabschätzung formulierten Zielen verhalten. Auf dieser Basis soll ein Ausblick für die Gestaltung des Programms nach dem Jahr 2020 gegeben werden, was wir in Form unserer Empfehlungen tun. Die Erhebungen für diese Evaluierung wurden zwischen Oktober 2019 und Jänner 2020 durchgeführt. Methodisch stützen wir uns auf eine Analyse von programmrelevanten Dokumenten und Internet- Seiten, die Auswertung von Monitoring-Daten, insgesamt 30 Interviews mit allen zum Programm „For- schungskompetenzen“ gehörigen Personengruppen 2, vier Fokusgruppen mit insgesamt 25 Teilnehmer/inne/n an geförderten Projekten 3, eine standardisierte Online-Erhebung unter den ge- förderten Programmteilnehmer/inne/n mit 300 Respondent/inn/en 4 sowie vier Fallvignetten. Alle zitierten Internet-Adressen wurden zuletzt im Februar 2020 abgerufen. Zur besseren Verständlichkeit unseres Berichts benützen wir auch Zitate aus Interviews und Fokusgruppen, in denen wichtige, robuste Beobachtungen exemplarisch auf den Punkt gebracht werden. Sie dienen stets der Illustration von Aus- sagen, sind aber nicht die alleinige Quelle. Wir danken allen Personen, die uns für Interviews und Fokusgruppen zur Verfügung gestanden sind oder durch die Teilnahme am Fragebogen unsere Erhe- bungen unterstützt haben! Soviel vorweg: Wir empfehlen, das Programm „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ fortzuset- zen. Es hat einen besonderen Impuls zum wechselseitigen Wissenstransfer zwischen Forschung und Unternehmen gesetzt und hat damit seine Zielgruppen gut erreicht, insbesondere KMU, FTEI-ferne 1 Heckl, E.; Wolf, L. (2015): Evaluierung des Programms Forschungskompetenzen für die Wirtschaft, Projektbericht, Wien. 2 Die Personen verteilen sich wie folgt auf verschiedenen Organisationen: Pro- grammteilnehmer/inne/n aus Unternehmen (10), Hochschulen und Forschungseinrich- tungen (5) und Intermediären (3), Mitgliedern der Jury (3), externen Expert/inn/en (4) sowie Personen aus dem auftraggebenden Ministerium und der programmabwickelnden FFG (5) 3 17 Personen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen, 7 Personen aus Unternehmen, 1 Person von einem Intermediär. 4 Für den Fragebogen wurden 1.023 Emailadressen mit einmaliger Beteiligung an „For- schungskompetenzen“-Projekten und 174 Emailadressen mit mehrfacher Projektbeteiligung angeschrieben. Von diesen 1.197 Emailadressen waren 145 Emailadressen nicht erreichbar. Von den erreichten Emailadressen starteten 364 die Umfrage und davon füllten genau 300 den Fragebogen vollständig aus. Das entspricht einer sehr hohen Rücklaufquote von 28,5% der erreichten Emailadressen. Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 1
Unternehmen und Branchen. Die geförderten Projekte haben in substanziellem Ausmaß zum Erreichen der Programmziele beigetragen, vor allem zur Qualifizierung von Mitarbeiter/inne/n sowie zu neuen Partnerschaften und Kooperationen. Besonders bemerkenswert ist die große Vielfalt an Akteuren, Part- nerkonstellationen und fachlichen Themen in den geförderten Projekten. In diesem Bericht präsentieren wir unsere Beobachtungen und Schlussfolgerungen sowie die Empfeh- lungen, die wir daraus für die künftige Gestaltung des Programms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ ableiten 5. 2 Das Wichtigste in Kürze In diesem Bericht präsentieren wir die Ergebnisse unserer Evaluierung des Programms „Forschung- skompetenzen für die Wirtschaft“, die wir zwischen Oktober 2019 und Jänner 2020 durchgeführt haben. Ziele der Studie waren (i) eine Ex-post-Bewertung des Programms, wobei wir auch überprüft haben, ob und inwieweit die Empfehlungen der ersten Evaluierung des Programms im Jahr 2015 umgesetzt worden sind, (ii) eine Analyse der Wirkungen sowie (iii) ein Ausblick mit Empfehlungen für die Pro- grammgestaltung nach dem Jahr 2020. Inhalt und Ziele Das Programm „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ (kurz: „Forschungskompetenzen“) wurde im Jahr 2011 gestartet. Es wird vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaft (BMDW) finanziert und von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) abgewickelt. Das Pro- gramm hat drei strategische Ziele: • Unternehmen im systematischen Aufbau und der Höherqualifizierung des vorhandenen For- schungs- und Innovationspersonals zu unterstützen • den Wissenstransfers zwischen Universitäten bzw. Fachhochschulen (FH) und Unternehmen in beide Richtungen gleichermaßen zu intensiveren und • unternehmensrelevante Lehr- und Forschungsschwerpunkte an österreichischen Universitäten und Fachhochschulen stärker zu verankern. Das Programm fördert Projekte im Rahmen von wettbewerblichen Ausschreibungen und richtet sich an Unternehmen jeglicher FTEI-Intensität. Es gab sowohl thematisch offene Ausschreibungen wie auch thematische Schwerpunkte (z. B. Digitalisierung). Gefördert werden Projekte in drei verschiedenen Pro- grammlinien mit je spezifischen operativen Zielen: • Qualifizierungsseminare (QS) dienen dem Kompetenzaufbau, sie sollen den Zugang zu FTEI-Qualifizierungsmaßnahmen für KMU erleichtern und ihnen einen besseren Überblick über für sie relevante Themenfelder verschaffen. QS dauern maximal sechs Monate und richten sich primär an FTEI-Einsteiger. • Qualifizierungsnetzwerke (QN) dienen der Kompetenzvertiefung und sollen die FTEI-Kom- petenz in zukunftsrelevanten Technologiefeldern über die Qualifizierung von Mitarbeitenden erhöhen und nachhaltige Kooperationen etablieren. QN haben eine Laufzeit von 12 bis 24 Monaten und richten sich an FTEI-Einsteiger wie auch an technologisch kompetente Unternehmen. • Innovationslehrgänge (IL) dienen der Kompetenzerweiterung in der angewandten For- schung. Wie die Qualifizierungsnetzwerke zielen sie auf die Erhöhung der FTEI-Kompetenz in 5 Als Kurzform für den Programmtitel verwenden wir im Text den Begriff „Forschungskom- petenzen“. Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 2
zukunftsrelevanten Technologiefeldern. Zusätzlich sollen sie bisher nicht adressierte wirtschaftsnahe Themen im Hochschulsegment verankern. IL haben eine Laufzeit von 24 bis 48 Monaten und richten sich an technologisch kompetente und forschungsorientierte Unternehmen. Alle Projekte sind kooperativ angelegt, wobei eine oder mehrere tertiäre Bildungseinrichtungen (d. h. Universitäten, Fachhochschulen etc.) ein maßgeschneidertes Bildungsprogramm für eine Gruppe von Unternehmen entwickeln und umsetzen. Eckdaten Die nachstehende Tabelle bietet einen Überblick über Projekte, Förderungen und Beteiligungen, die in den Jahren 2011-2018 genehmigt worden sind: Tabelle 1 Eckdaten zu den genehmigten Projekten im Programm „Forschungskompetenzen“ Alle Innova- Qualifizier- Qualifizier- tionslehr- Projekte ungsnetze ungsseminare gänge Genehmigte Projekte 154 12 47 95 Förderung 33.785.224€ 10.042.125€ 19.364.130€ 4.378.969€ Beteiligungen 1.920 236 868 816 von Unternehmen 1.432 168 647 617 von KMU 1.117 111 447 559 von GU 315 57 200 58 von Hochschulinstituten 272 27 130 115 von Einheiten von Forschungseinrichtungen 135 23 67 45 von sonstigen Organisationen 81 18 24 39 Geschulte Personen (Endbericht) 6 3.617* 277* 2.258* 1.082* Quelle: FFG-Förderdaten, Datenstand 21. Oktober 2019; Auswertung Technopolis Group Austria Insgesamt gab es in Forschungskompetenzen 1.920 Beteiligungen von unterschiedlichen Organisa- tionen, wobei drei Viertel der Beteiligungen von Unternehmen kamen, die ein- oder mehrmals an ge- förderten Projekten teilgenommen haben. In diesen Projekten wurden in den bis Oktober 2019 abges- chlossenen Projekten insgesamt 3.617 Personen geschult, das sind im Durchschnitt 23 Personen je Pro- jekt. Ein gutes Drittel der teilnehmenden Organisationen (36%) hat im Rahmen von „Forschungskom- petenzen“ erstmals einen Antrag an die FFG gestellt. Die Konsortien waren im Vergleich zu F&E-Pro- jekten relativ groß: An den Qualifizierungsseminaren waren im Schnitt neun Partner beteiligt, an den Qualifizierungsnetzen 18 und an den Innovationslehrgängen 20. Befunde und Bewertung Ein besonderes Merkmal des Programms „Forschungskompetenzen“ ist die Vielfalt, die es in den ge- förderten Projekten ermöglicht hat: Eine große Vielfalt an Branchen, wissenschaftlichen Fachrich- tungen, Fragestellungen, Arbeitsweisen und Konsortialstrukturen. Diese Offenheit des Programms war unserer Einschätzung nach maßgeblich dafür, dass auch solche Unternehmen und Bildungseinrich- tungen erreicht werden konnten, die mit anderen Instrumenten der FTEI-Förderung bislang nicht 6 Für die jeweils letzte Ausschreibung liegen noch keine Endberichte vor, diese Zahlen sind also vorläufig. Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 3
erreicht werden konnten. Die Form des Wissenserwerbs, wie sie über „Forschungskompetenzen“ er- möglicht wird, bietet diesen Akteuren eine wertvolle Unterstützung für ihre Entwicklung. Wie unsere Evaluierung zeigt, haben die Projekte, die in „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ gefördert worden sind, substanzielle Ergebnisse und Wirkungen im Sinne der Programmziele erreicht. Die geschulten Personen haben neue Kompetenzen erworben, die sie in ihren Unternehmen zumeist auch schon in die Praxis umsetzen konnten, zum Nutzen des Unternehmens wie auch von Kunden und Partnern. Auch viele der Lehrenden aus den Hochschulen haben ihre Kompetenzen erweitert, vor allem zur Kommunikation und Zusammenarbeit mit Unternehmen und in einem vertieften Verständnis von Anforderungen aus der Praxis. Neue Partnerschaften zwischen Unternehmen wie auch zwischen Hochschuleinrichtungen und Unternehmen wurden aufgebaut, bereits vorhandene Kontakte vertieft. Diese Kontakte haben auch ein besseres wechselseitiges Verständnis zwischen den unterschiedlichen Akteuren bewirkt. Zahlreiche Unternehmen haben ihre FTEI-Aktivitäten verstärkt oder überhaupt erst mit (systematischen) einschlägigen Aktivitäten begonnen. An vielen teilnehmenden Hochschulen wurden die erarbeiteten Inhalte und Materialien in der regulären Lehre wie auch in speziellen Bild- ungsangeboten für die Wirtschaft weiter genutzt. Was die einzelnen Programmlinien betriff, so kommen wir zusammenfassend zu folgendem Schluss: • Die Qualifizierungsseminare haben sich bewährt und die erwarteten Wirkungen auf die Qualifika- tion gebracht, speziell bei Themen, die sich innerhalb weniger Kurstage gut vermitteln lassen. Sie erreichen nicht nur FTEI-Einsteiger, sondern auch technologisch kompetente und forschungsorien- tierte Unternehmen, die den Zugang zu Wissen in diesem kompakten Format ebenfalls schätzen. Obwohl nicht explizit angestrebt, sind auch aus Qualifizierungsseminaren in vielen Fällen neue Kon- takte und Kooperationen hervorgegangen, was von den Teilnehmer/inne/n sehr geschätzt wurde. • Auch die Qualifizierungsnetzwerke haben Unternehmen jeglicher FTEI-Affinität erreicht. Dieses längere, umfangreichere Schulungsformat hat sich zur Kompetenzentwicklung besonders für kom- plexere Fragestellungen und Themen bewährt. Im Verlauf vieler Projekte wurde nicht nur Wissen aus der Forschung an Personen aus Unternehmen vermittelt wird, sondern im Austausch zwischen allen beteiligten Personen gemeinsam ein neuer Stand des Wissens mit Beiträgen aus der Wissen- schaft und der Praxis erarbeitet. Die erworbenen Kompetenzen werden zumeist nicht nur in den Unternehmen umgesetzt, sondern fließen häufig auch in neue Kooperationen ein. Das Sonderformat der „Digital Pro Bootcamps“ wurde ebenfalls gut angenommen, stellt aber aufgrund seines zeitlich dichten und zugleich umfangreichen Formats alle Beteiligten vor große Herausforderungen bei der Integration in den Arbeitsalltag. • Die Innovationslehrgänge sind das zeitlich anspruchsvollste und umfangreichste Format und haben in den konkreten Projekten durchaus zu den Programmzielen beigetragen. Ein klarer Nachteil ist jedoch, dass damit kein hochschulischer Abschluss erworben werden kann, obwohl die Dauer ein- schlägigen Studiengängen gleicht. Zudem ändern sich in vielen Firmen Prioritäten und Person- aleinsatz während der langen Laufzeiten, was die Praxistauglichkeit dieser Programmlinie ein- schränkt. Die Empfehlungen aus der ersten Evaluierung des Programms 7 wurden aufgegriffen und überwiegend mit Erfolg umgesetzt, so konnte etwa die in frühen Phasen des Programms geringe Nachfrage und Verständnisschwierigkeiten durch gezielte Kommunikation deutlich gesteigert werden. Dennoch haben wir im Zusammenhang mit der Programmkommunikation sowie mit der Differenzierung der Pro- grammlinien erneut Handlungsbedarf identifiziert. Ausblick und Empfehlungen 7 Heckl, E.; Wolf, L. (2015) Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 4
Die Bundesregierung legt in ihrem Programm 2020-2024 einen Schwerpunkt auf Wissenstransfer, was die anhaltende Relevanz der strategischen Zielsetzungen von „Forschungskompetenzen“ bestätigt. Wie unsere Evaluierung gezeigt hat, hat das Programm „Forschungskompetenzen“ dazu wertvolle Beiträge geleistet und kann dies auch künftig. Wir empfehlen daher eine entschlossene Weiterführung des Pro- gramms „Forschungskompetenzen“ sowie seine Weiterentwicklung auf Grundlage unserer Befunde. Be- sonders hervorheben möchten wir hier drei unserer Empfehlungen: • Kontinuität und Planungssicherheit schaffen, vor allem für die Antragsteller/innen, und zwar durch eine mehrjährige operative Planung und Budgetierung („Ausschreibungsfahrplan“) • Die Zielformulierung und Instrumente vereinfachen, indem unter anderem die Programmlinie „In- novationslehrgänge“ als eigene Projektform beendet und dafür der zeitliche, finanzielle und meth- odische Spielraum der Qualifizierungsnetzwerke erweitert wird • Die systematische Kommunikation über das Programm stärken und einen Austausch zwischen den teilnehmenden Akteuren im Sinne eines community building etablieren. Auf diese Weise könnte der Nutzen der geförderten Projekte über deren Laufzeit hinaus gesteigert werden, sowohl durch Verstetigung der erarbeiteten Bildungsprogramme als auch durch den Erfahrungsaustausch zwischen den teilnehmenden Institutionen. Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 5
3 Ziele, Instrumente und Aktivitäten von „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ Um die Programmlogik und das Verständnis von Wirkungszusammenhängen zu definieren und zu analysieren, ist es hilfreich, Programmziele, Instrumente, Output (Ergebnisse) und (längerfristige) Wir- kungen in einer sogenannten Logic Chart schematisch darzustellen und so einen Überblick über die Interventionslogik zu erhalten, die der Maßnahme zu zugrunde liegt. Für das Programm „Forschung- skompetenzen für die Wirtschaft“ zeigen wir diese Interventionslogik in Abbildung 1 unten. Die Vision 8 von „Forschungskompetenzen ist es, • Unternehmen im systematischen Aufbau und der Höherqualifizierung des vorhandenen For- schungs- und Innovationspersonals zu unterstützen • den Wissenstransfers zwischen Universitäten bzw. Fachhochschulen (FH) und Unternehmen in beide Richtungen gleichermaßen zu intensiveren und • unternehmensrelevante Lehr- und Forschungsschwerpunkte an österreichischen Universitäten und Fachhochschulen stärker zu verankern. Daraus werden die operativen Ziele abgeleitet und für die drei Programmlinien (Instrumente) differen- ziert formuliert: • Kompetenzaufbau ist das Ziel der Qualifizierungsseminare (QS). Sie sollen den Zugang zu FTEI-Qualifizierungsmaßnahmen für KMU erleichtern und ihnen einen besseren Überblick über für sie relevante Themenfelder verschaffen. QS sind kurzfristig – bis maximal sechs Monate Laufzeit – angelegt und richten sich primär an FTEI-Einsteiger. • Kompetenzvertiefung ist das Ziel der Qualifizierungsnetzwerke (QN) sowie ihres konzen- trierten Sonderformats „Bootcamps“. Sie sollen die FTEI-Kompetenz in zukunftsrelevanten Tech- nologiefeldern über die Qualifizierung von Mitarbeitenden erhöhen und nachhaltige Kooperationen etablieren. QN sind mit einer Laufzeit von 12 bis 24 Monaten mittelfristig angelegt und richten sich an FTEI-Einsteiger wie auch an technologisch kompetente Unternehmen. Das Instrument der Bootcamps ist eine zeitlich verdichtete Form der Qualifizierungsnetzwerke, wo in kurzer Zeit ein besonders dichtes Lehrprogramm bearbeitet wird. • Kompetenzerweiterung in der angewandten Forschung ist das Ziel der Innovationslehrgänge (IL). Wie die Qualifizierungsnetzwerke zielen sie auf die Erhöhung der FTEI-Kompetenz in zukun- ftsrelevanten Technologiefeldern über die Qualifizierung von Mitarbeitenden und die Etablierung nachhaltiger Kooperationen ab. Zusätzlich sollen sie bisher nicht adressierte wirtschaftsnahe Themen im Hochschulsegment verankern. IL sind mit einer Laufzeit von 24 bis 48 Monaten läng- erfristig angelegt und richten sich an technologisch kompetente und forschungsorientierte Un- ternehmen. Für jede der drei Programmlinien werden im Programmdokument die Hauptzielgruppen identifiziert: • Qualifizierungsseminare: FTEI-Einsteiger • Qualifizierungsnetzwerke: FTEI-Einsteiger und technologisch kompetente Unternehmen • Innovationslehrgänge: technologisch kompetente Unternehmen und forschungsorientierte Un- ternehmen Das Programm fördert also drei verschiedene Typen von Projekten, die sich in ihrer Größe und Laufzeit unterscheiden und sich an unterschiedliche Gruppen von Unternehmen richten, wobei diese 8 Im Programmdokument 2015 unter dem Titel „strategische Ziele“ formuliert. Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 6
hauptsächlich nach dem Ausmaß ihrer FTEI-Erfahrung definiert werden. Wie unsere Evaluierung gezeigt hat, lassen sich Ziele, Zielgruppen und Instrumente nicht so scharf voneinander trennen, wie die Interventionslogik dies impliziert. Wir gehen darauf noch ein, vor allem in den Kapiteln 6 und 8. Der wesentliche Input des BMDW in „Forschungskompetenzen“ besteht im bereitgestellten Förder- ungsbudget sowie den Mitteln für die Programmabwicklung durch die FFG. Das Programm „Forschung- skompetenzen“ fördert Projekte in den drei Programmlinien im Wettbewerb. Dafür wurden von Pro- grammstart 2011 bis 2019 in Summe 33,785 Mio. Euro an Fördermitteln an 154 Projekte vergeben. Die Themen der Projekte konnten in den meisten Ausschreibungen von den Antragstellern frei gewählt werden; zusätzlich wurden in mehreren Ausschreibungen inhaltliche Schwerpunkte gesetzt, nämlich in den Bereichen Industrie 4.0, Digitalisierung (im Tourismus) und Educational Technologies (siehe Ta- belle 3 für einen detaillierten Überblick). Für diese Schwerpunktthemen wurden jeweils Teile des ver- fügbaren Förderbudgets reserviert. Die Kommunikationsarbeit für das Programm fokussierte im Wesentlichen auf die Bekanntgabe von Ausschreibungen sowie auf die direkten Kontakte zu den Fördernehmer/inne/n, v. a. den Koordina- tor/inn/en, die bei der Förderabwicklung erforderlich sind; in begrenztem Umfang gab es begleitende Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Meldungen in Newsletters und Jahresberichten der FFG, Veranstaltungen). Bisher gab es darüber hinaus keine weiteren Aktivitäten auf der Programmebene, etwa zum Erfahrung- saustausch oder community building. Wir kommen darauf in unseren Empfehlungen zurück. Die Outputs des Programms bestehen also in den Projekten, die in den einzelnen Programmlinien ge- fördert werden, in den damit geförderten Organisationen, insbesondere KMU, sowie in den geschulten Personen. Ein detaillierteres quantitatives Bild des erreichten Outputs geben wir im Kapitel 4. Die angestrebten Wirkungen spiegeln gewissermaßen die Vision des Programms. Zentral sind dabei die Wirkungen in den teilnehmenden Betrieben: Erwartet wird insbesondere, dass aus dem Kompetenzau- fbau bei den geschulten Personen eine gesteigerte Forschungskompetenz in den beteiligten Unterneh- men resultiert, vor allem in zuvor FTEI-fernen Betrieben. Zudem sollen durch die Nutzung der neuen Kompetenzen neue Technologien und Forschungsergebnissen in der Wirtschaft stärker zur Anwendung kommen als bisher. Auch eine Fortsetzung bzw. Verstärkung von FTEI-Aktivitäten in Unternehmen soll erreicht werden. Ein zweiter zentraler Wirkungsbereich betrifft die Interaktion zwischen den teilnehmenden Organisa- tionen: Hier sollen durch die Zusammenarbeit in den „Forschungskompetenzen“-Projekten neue oder vertiefte Kooperationen zwischen Unternehmen und Bildungspartnern sowie zwischen Unternehmen zustande kommen, die über das geförderte Projekt hinaus Bestand haben. Schließlich werden auch Wirkungen an den teilnehmenden Bildungseinrichtungen erwartet, vor allem den Universitäten und Fachhochschulen: Dort sollen wirtschaftsrelevante Themen und Inhalte in der Lehre stärker verankert werden, etwa durch neue oder angepasste Lehrangebote auf Grundlage jener Inhalte und didaktischen Zugänge, die in „Forschungskompetenzen“-Projekten erarbeitet werden. So soll das Bildungsangebot für Unternehmen in bisher zu wenig abgedeckten Themen ausgeweitet werden. Nicht zuletzt soll der Zugang von KMU zu Qualifizierungsmaßnahmen im Bereich FTEI verbessert werden. Die folgende Abbildung 1 visualisiert die Erwartungen an das Programm „Forschungskompetenzen“. Ob und inwieweit sich diese Erwartungen erfüllt haben, ist Gegenstand dieser Evaluierung. Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 7
Abbildung 1 Interventionslogik des Programms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ Quelle: Technopolis Group Austria auf Basis des Programmdokuments Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 8
4 „Forschungskompetenzen“ in Zahlen In diesem Kapitel stellen wir wesentliche Beteiligungsdaten aus dem Programm „Forschungskompeten- zen“ dar und analysieren und diskutieren sie im Licht der Evaluierungsfragen sowie von Evidenz aus den anderen Erhebungsschritten. Alle Daten wurden von der FFG per 21. Oktober 2019 aus der Förderdatenbank abgefragt und uns zur Auswertung zur Verfügung gestellt 9. Die nachfolgende Tabelle bietet einen ersten Überblick über die bisher in „Forschungskompetenzen“ geförderten Projekte: Tabelle 2 Eckdaten zu den genehmigten Projekten im Programm „Forschungskompetenzen“ Alle Innova- Qualifizierungs- Qualifizier- Projekte tionslehrgänge netze ungsseminare Eingereichte Projekte 253 28 93 132 Abgehlehnte Projekte 99 16 46 37 Genehmigte Projekte 154 12 47 95 Erfolgsquote der Projekte 61% 43% 51% 72% Förderung 33.785.224€ 10.042.125€ 19.364.130€ 4.378.969€ Beteiligungen 10 1.920 236 868 816 Beteiligungen von Unternehmen 1.432 168 647 617 Beteiligungen von KMU 1.117 111 447 559 Beteiligungen von GU 315 57 200 58 Beteiligungen von Hochschul- instituten 272 27 130 115 Beteiligungen von Einheiten von For- schungseinrichtungen 135 23 67 45 Beteiligungen von sonstigen Organi- sationen 81 18 24 39 Erstantragsteller 11 501 61 200 240 Geschulte Personen laut Endbericht (vorläufig) 12 3.617 277 2.258 1.082 Quelle: FFG-Förderdaten; Auswertung Technopolis Group Austria 9 Abweichungen zu anderen, in der Vergangenheit veröffentlichten Daten sind aufgrund eines anderen Stichtages möglich. 10 Die Zahl der Beteiligungen wird errechnet, indem man die Anzahl der Partner in jedem Projekt zählt und addiert. Da manche Organisationen an mehr als einem Projekt teilnehmen (=Mehrfachbeteiligung), ist die Zahl der Beteiligungen höher als die Zahl der teilnehmenden Organisationen. Wenn also z. B. ein KMU an fünf erfolgreichen Projekten teilgenommen hat, dann zählt dies fünf Beteiligungen und trägt „1“ zur Anzahl der geförderten KMU bei. 11 Erstantragsteller sind jene Organisationen, die in den fünf Jahren vor ihrer ersten Einrei- chung in „Forschungskompetenzen“ an keinem Programm teilgenommen haben, das von der FFG abgewickelt wird. 12 Für die jeweils letzte Ausschreibung liegen noch keine Endberichte vor, diese Zahlen sind also vorläufig Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 9
Wie in Tabelle 2 ersichtlich, betrug das Fördervolumen des Programms über seine gesamte bisherige Laufzeit 33,785 Mio. Euro. Damit wurden insgesamt 154 Projekte gefördert, davon 12 Innovationslehr- gänge, 47 Qualifizierungsnetze und 95 Qualifizierungsseminare. Im Schnitt wurden 61% der eingereichten Projekte zur Förderung ausgewählt, mit deutlichen Unterschieden zwischen den Pro- grammlinien: 72% aller Anträge für Qualifizierungsseminare wurden gefördert, 51% bei den Qualifizier- ungsnetzwerken und 43% der Innovationslehrgänge. Insgesamt gab es in Forschungskompetenzen 1.920 Beteiligungen von unterschiedlichen Organisa- tionen, wobei drei Viertel der Beteiligungen von Unternehmen kamen. 78% der Unternehmens- beteiligungen kamen von KMU. Der Anteil der KMU unterscheidet sich zwischen den Projektarten: Bei den Qualifizierungsseminaren waren 91% der Unternehmensbeteiligungen von KMU, bei den Quali- fizierungsnetzen 69% und bei den Innovationslehrgängen 66%. Insgesamt haben sich 1.406 unterschiedliche Organisationen an Forschungskompetenzen-Projekten be- teiligt. Die Zahl der teilnehmenden Organisationen ist kleiner als die Anzahl der Beteiligungen, da manche der teilnehmenden Organisationen in mehr als einem Projekt mitgemacht haben. 13 Jede solche Teilnahme wird als eine Beteiligung gezählt. Unter allen teilnehmenden Organisationen stellten Un- ternehmen, dem Programm entsprechend, die größte Gruppe: 1.148 Unternehmen, davon 919 KMU. Unter den 82 teilnehmenden Forschungseinrichtungsorganisationen waren 65 außeruniversitäre Ein- richtungen, 14 Kompetenzzentren und drei Kooperative Forschungseinrichtungen. Bei den Hochschu- leinrichtungen waren 93 Universitätsinstitute von 13 (von 22) öffentlichen Universitäten, fünf (von 16) Privatuniversitäten sowie 17 (von 21) Fachhochschulen beteiligt. Die im Vergleich zu klassischen For- schungsprogrammen etwas höhere Präsenz von Privatuniversitäten und Fachhochschulen führen wir auf den Umstand zurück, dass in deren Aufgabenspektrum die berufsbegleitende bzw. praxisorientierte Lehre und Weiterbildung für Unternehmen zumeist eine größere Rolle spielen als an den öffentlichen Universitäten, denn ihre gesetzlichen Aufgaben unterscheiden sich im geforderten Bezug zur Praxis. Unter den 81 sonstigen beteiligten Organisationen finden sich unter anderem 10 Fachverbände 14, neun Gebietskörperschaften, neun „Zentren, Cluster, Netzwerke“, drei Einzelforscher/innen sowie 21 Non- Profit-Einrichtungen. Die Forschungseinrichtungen und Hochschulen treten in den Projekten zumeist als Bildungsanbieter auf, in Einzelfällen aber auch als Schulungsteilnehmer. Zwei Drittel der Projekte werden von einer Hochschule koordiniert. Über 50% der erfolgreichen Pro- jekte werden von zehn einreichenden Institutionen koordiniert: FH Technikum Wien (15), Uni Inns- bruck (11), FH Joanneum (10), TU Graz (9), Universität für Bodenkultur (7), Technische Universität Wien (7), Montanuniversität Leoben (6), FH Oberösterreich (6), FH Salzburg (5), Wirtschaftskammer Oberösterreich (5). Eine derartige Konzentration ist in vielen Förderprogrammen zu beobachten. Die Anzahl der beteiligten Projektpartner je Projekt ist, so die FFG-internen Beobachtungen, im Ver- gleich zu FFG-geförderten Forschungs- und Entwicklungs-Projekten sehr groß: 15 Die Durchschnitte liegen bei 20 für Innovationslehrgänge (8 bis 55), bei 18 für Qualifizierungsnetze (6 bis 50) und bei 9 für Qualifizierungsseminare (3 bis 22) 16. In der Praxis erweist sich daher die Aufgabe des Projektman- agements oft als herausfordernd und zeitintensiv. Nach Aussagen von erfahrenen Projektleiter/inne/n ist dies besonders bei solchen Projekten der Fall, an denen viele Partner teilnehmen, die wenig oder 13So haben 207 Unternehmen mehrfach teilgenommen, die Mehrheit davon (162) hat bei 2 Projekten mitgemacht, 25 Unternehmen waren in drei Projekten, 12 in vier und je vier Un- ternehmen haben fünf bzw. sechs Mal teilgenommen. 14 Tourismusverbände und Fachverbände der Wirtschaftskammer 15 Mit Ausnahme von COMET. 16Anfänglich gab es keine Beschränkung der Anzahl von teilnehmenden Unternehmen. Derzeit gilt eine Einschränkung von maximal 10 Unternehmen für ein QS. Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 10
keine Erfahrung mit geförderten Projekten und den (administrativen) Anforderungen und Verpflich- tungen haben, die damit erfunden sind. Von den 1.406 teilnehmenden Organisationen gelten nicht weniger als 501 Organisationen als Erstan- tragsteller bei der FFG, haben also in den fünf Jahren vor ihrem ersten Projekt in „Forschungskompe- tenzen“ an keinem anderen Programm teilgenommen, das von der FFG abgewickelt wird. Unter den 501 Erstantragstellern waren 429 Unternehmen (darunter 382 KMU) sowie 31 Einheiten von For- schungseinrichtungen, acht Institute von Hochschule, acht Intermediäre sowie 25 sonstige Organisa- tionen. Der Anteil der Erstantragsteller ist mit über einem Drittel der Beteiligten bzw. einem Viertel der Beteiligungen deutlich höher als in anderen Programmen im FFG-Portfolio 17. Diese Zahlen lassen den Schluss zu, dass am Programm „Forschungskompetenzen“ auch solche Organisationen teilnehmen, die das BMDW und die FFG mit ihren anderen Förderangeboten bisher nicht erreicht hat. Die Daten zeigen außerdem, dass Erstantragsteller an allen drei Programmlinien teilgenommen haben. In Kapitel 5.4 betrachten wir die Folgeaktivitäten von erstantragstellenden Unternehmen noch etwas genauer. Die folgende Abbildung 2 zeigt, inwiefern die Unternehmen, die an „Forschungskompetenzen“ teilgenommen haben, sich insgesamt an Programmen beteiligt haben, die von der FFG abgewickelt werden. Insgesamt haben 1.406 Organisationen an „Forschungskompetenzen“ teilgenommen. Darunter waren 1.148 Unternehmen, wobei 429 FFG-Ersteinreicher waren und 719 Unternehmen bereits Vorerfahrungen mit Förderungen der FFG hatten. Von den 429 ersteinreichenden Unternehmen nutzen 386 Unternehmen ausschließlich ein (oder mehrmals) „Forschungskompetenzen“. 43 der Ersteinrei- cher nutzten im Beobachtungszeitraum 18 weitere Förderangebote der FFG. Von den 719 Unternehmen mit FFG-Vorerfahrung nutzten 603 weitere Angebote der FFG, während 116 FFG-erfahrene Unterneh- men im Beobachtungszeitraum ausschließlich „Forschungskompetenzen“ nutzten. Insgesamt nutzten 502 Unternehmen ausschließlich ein- oder mehrmals „Forschungskompetenzen“, 646 Unternehmen nutzten neben „Forschungskompetenzen“ auch andere Förderformate der FFG. Abbildung 2 Nutzung des FFG-Portfolios durch an „Forschungskompetenzen“ teilnehmende Unternehmen 17 Eigens zur Verfügung gestellte FFG-Daten zeigen, dass „Forschungskompetenzen“ einen höheren Anteil an Erstfördernehmern hat als bspw. die „Projektvorbereitung und Scheckfor- mate“ des Basisprogramms. 18 5 Jahre vor der ersten Ausschreibung bis 2019 Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 11
FFG-Förderdaten; Auswertung Technopolis Group Austria Einige Unternehmen beteiligten sich im Beobachtungszeitraum mehrfach an „Forschungskompeten- zen“. Zu der Anzahl der Beteiligungen von Unternehmen an „Forschungskompetenzen“ (vgl. Abbildung 2) kommen zusätzlich insgesamt 284 (Mehrfach-)Beteiligungen von Unternehmen. Abbildung 3 zeigt Anzahl der einfachen Beteiligungen und zusätzlich die Mehrfachbeteiligungen. 57 der Mehr- fachbeteiligungen (vgl. Abbildung 9) kamen von ersteinreichenden Unternehmen und 227 Mehr- fachbeteiligungen von FFG-Erfahrenen Unternehmen. Abbildung 3 Detailierung der „Forschungskompetenzen“-Unternehmensbeteiligungen FFG-Förderdaten; Auswertung Technopolis Group Austria Im Gegensatz zu typischen F&E-Förderungen handelt es sich bei „Forschungskompetenzen“ um die Förderung eines Know-how- und Wissenstranfers. Die durchschnittlich bewegten Fördervolumina pro Fördernehmer sind daher geringer als bei F&E-Projekten, was vor allem an der kürzeren Dauer (speziell der Qualifizierungsseminare) sowie der geringeren Intensität des Personaleinsatzes bei den Unterneh- men liegt: Während bei Forschungsprojekten in den meisten Fällen das Personal der teilnehmenden Unternehmen maßgeblich mitwirkt und daher zeitlich stark eingebunden wird, ist das Unternehmen- spersonal bei Projekten in „Forschungskompetenzen“ für die Unternehmen nur während der Ausbild- ungstage gebunden und somit gefördert; die Mitwirkung in der Konzeption der Maßnahmen ist für Un- ternehmen meist nicht sehr zeitaufwändig. Zur Anzahl der geschulten Teilnehmer/innen liegen zum Berichtszeitraum nicht alle Daten vor, da einige der geförderten Projekte noch laufen. Die Anzahl der geschulten Personen wird sich daher im Vergleich zu den in Tabelle genannten Zahlen noch erhöhen. In den abgeschlossenen Projekten wurden bisher 3.617 Personen geschult. Die nachstehende Tabelle 3 bietet einen detaillierteren quantitativen Überblick der drei Pro- grammlinien Innovationslehrveranstaltungen, Qualifizierungsnetze sowie Qualifizierungsseminare, aufgeschlüsselt nach den Jahren der Einreichung. Daraus ist ersichtlich, dass über die bisherige Laufzeit keine regelmäßigen Ausschreibungen stattgefunden haben, dies betrifft sowohl die zeitliche Taktung als auch die budgetäre Ausstattung. Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 12
Tabelle 3 Detailüberblick zu den geförderten Projekten in den verschiedenen Projektarten nach Ausschreibung (AS) Innovations-Lehrveranstal- Qualifizierungsnetze Qualifizierungsseminare tungen (1. AS) bzw. Innova- tionslehrgänge Ausschreibung 1. AS 2. AS 3. AS 1. AS 2. AS 3. AS 4. AS Boot- 1. AS 2.AS 3. AS 4. AS 5. AS 6. AS (Jahr) 2011 2015 2016 2011 2013 2015 2017 camps 2011 2013 2015 2016 2017 2018 1. AS 2018 Inhalt der AS* offen Indus- Digital- offen offen Industrie Digital- Digital offen offen Indus- Digital. / offen offen trie 4.0 / isierung / 4.0 / offen isierung / Pro trie 4.0 / Edu- offen EduTech / offen Boot- offen Tech / offen camps offen Projekte 3 4 5 10 11 11 11 4 25 13 16 21 10 10 (nach (2/2) (4/1/0) (5/6) (4/7) (4/12) (12/1/8) Schwerpunkt) Förderung in 2,687 3,390 3,965 4,151 4,581 5,056 3,910 1,666 1,108 0,626 0,739 0,988 0,457 0,461 Mio. Euro Beteiligungen 44 74 118 171 171 237 244 45 212 90 157 188 78 91 KMU-Be- 36 56 76 135 130 175 174 33 157 59 111 157 65 68 teiligungen Erstantrag- 5 9 47 42 34 41 79 4 55 29 41 53 26 36 steller Geschulte Per- 190 87 k.A.* 669 752 837 k.A.* k.A.* 374 175 174 252 107*** k.A.* sonen** Quelle: FFG-Förderdaten; Auswertung Technopolis Group Austria * Die meisten Ausschreibungen waren offen für alle eingereichten Themen. In einigen Ausschreibungen wurden zusätzlich die genannten inhaltlichen Akzente gesetzt. ** Die Zahl der geschulten Personen entstammt den Endberichten der geförderten Projekte. Bei den jeweils letzten Ausschreibungen liegen diese Berichte noch nicht vor. Daher sind zur Anzahl der geschulten Personen derzeit noch keine endgültigen Angaben möglich. *** Noch nicht alle Endberichte vorliegend, Angabe daher vorläufig. Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 13
Das Fehlen einer durchgehenden Beauftragung der FFG mittels Ausführungsvertrag mit ausreichendem Budget führte immer wieder zur Verzögerung beim Start von Ausschreibungen. Dies trifft auch für die eigentlich „laufend“, also jederzeit für Einreichung offen konzipierten Qualifizierungsseminare zu, die durch die Unterbrechungen in der Beauftragung der FFG de facto doch im Rahmen von sechs Ausschreibungsperioden vergeben wurden, innerhalb derer das Einreichen jederzeit möglich war. Die Unterbrechungen wurden von vielen Personen beanstandet, vor allem, wenn sie nach positiven Erfahrungen mit „Forschungskompetenzen“-Projekten weitere Projekte initiieren oder daran teilneh- men wollen. Die Vorlaufzeiten für das Zusammenstellen eines Konsortiums und die Abstimmung der Projektinhalte erfordern eine Planbarkeit der Ausschreibungen für die Antragsteller/innen, vor allem für die QN und IL. Sowohl ein Hinhalten bei der Eröffnung als auch vorzeitiges Schließen von Ausschreibungen aufgrund des ausgeschöpften Budgets (z. B. 4 AS QS 19, 20) führt zu Frustration bei Antragstellern und ist im Hinblick auf das Erreichen der Programmziele kontraproduktiv. Eine ausreichende budgetäre Bedeckung und zeitliche Planungssicherheit wären aus Sicht der Antragsteller wünschenswert. Die Anzahl der geförderten Projekte korreliert mit dem jeweils für eine Ausschreibung vorhandenen Budget. Aus den zur Verfügung gestellten Daten der FFG geht hervor, dass es bei einigen Ausschreibungen Ablehnungsquoten von (weit) über 50% gab. Sofern dies budgetär begründet ist, sehen wir dies vor dem Hintergrund eines Wissenstransferprogrammes mit einem hohen Anteil an Ersteinrei- chern kritisch. Über alle Jahre und Förderformate haben knapp über 61% der Anträge eine Förderung erhalten. Wie in Tabelle 3 dargestellt, waren die meisten Ausschreibungen thematisch offen. Zusätzlich hat das BMDW in manchen Ausschreibungen thematische Akzente gesetzt, indem ein Teil der verfügbaren Fördermittel für Projekte zu den entsprechenden Themen reserviert wurde: Industrie 4.0, Digitalisier- ung (im Tourismus), Educational Technologies. Wir haben daher die thematische Zuordnung der „For- schungskompetenzen“-Projekte mit dem Portfolio aller FFG-geförderten Vorhaben verglichen: Tabelle 4 Vergleich der Verteilung der geförderten Themenschwerpunkte Themenschwerpunkt Anteil an Fördersumme Differenz der Anteile an den Fördersummen (Forschung- „Forschungskompeten- Gesamtes FFG-Portfo- skompetenzen – FFG Portfo- zen“ lio lio IKT 34,0% 20% 14,0% Produktion 28,6% 26% 2,6% Energie/Umwelt 24,2% 18% 6,2% Life Sciences 6,8% 12% -5,2% Sonstige 6,1% 13% -6,9% Mobilität 0,3% 11% -10,7% Quelle: Spezifische Abfrage der FFG-Förderdaten für „Forschungskompetenzen“, FFG-Jahresberichtspräsenta- tion 2019, S. 12 für FFG-Portfolio (https://www.ffg.at/sites/default/files/downloads/01_FFG_Jahres- PK_19_Handout_06032019_FIN_0.pdf) Diese Gegenüberstellung zeigt, dass die Themen IKT sowie Energie und Umwelt deutlich, das Thema Produktion etwas häufiger in „Forschungskompetenzen“ vertreten sind als im gesamten Portfolio der von der FFG abgewickelten Programme. Hier spiegelt sich in der Verteilung der geförderten Projekte wie auch des Fördervolumens die bisherige Schwerpunktsetzung zu Digitalisierung, Educational 19 https://www.ffg.at/ausschreibungen/qualifizierungsseminare-4-ausschreibung 20 Vgl. Bericht über die Wirkungsorientierte Folgenabschätzung 2018 S22f Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 14
Technologies und Industrie 4.0 wider. Die Bootcamps sind ebenfalls der Digitalisierung zuzuordnen. Es ist also bisher gelungen, Projekte sowohl zu den Themenschwerpunkten wie auch zu den themenoffenen Teilen der Ausschreibungen zu mobilisieren. 5 Ergebnisse und Wirkungen In diesem Kapitel stellen wir die Ergebnisse und Wirkungen der „Forschungskompetenzen“-Förderung vor. Wir kombinieren dabei die Beobachtungen aus den verschiedenen Erhebungsschritten, vor allem der Fragebogenerhebung, der Fokusgruppen und der Interviews. 5.1 Erworbenen Kompetenzen und ihre Nutzung Unsere Erhebungen haben ergeben, dass die Teilnahme an „Forschungskompetenzen“-Projekten tatsächlich zum Kompetenzerwerb bei den geschulten Personen führt. Dies ist in Einklang mit der Vi- sion des Programms (siehe Abbildung 1), „Unternehmen im systematischen Aufbau und der Höherqual- ifizierung des vorhandenen Forschungs- und Innovationspersonals zu unterstützen“. Allerdings haben uns viele der befragten Personen, gerade aus Klein- und Kleinstbetrieben darauf hingewiesen, dass sie sich in der eigenen Selbsteinschätzung nicht als „Forschungs- und Innovationspersonal“ sehen, da es in ihren Betrieben eine derartige Personalkategorie nicht gebe. Wir haben in dieser Evaluierung danach gestrebt, besser zu verstehen, welche Art von Forschungskom- petenzen in den geförderten Projekten erarbeitet bzw. vermittelt wird. In der Fragebogenerhebung ha- ben wir die Teilnehmer/innen daher nach den Schwerpunkten ihrer Projekte gefragt, und zwar in einer Gliederung, die sich weniger an Technologien als an der Art der Fragestellung orientiert, die in den Pro- jekten behandelt wird. Grundlage dafür bildeten unsere Beobachtungen in den Fokusgruppen und In- terviews. Die folgende Abbildung 4 zeigt das Ergebnis. Abbildung 4 Inhaltliche Schwerpunkte der Projekte Quelle: Fragebogenerhebung (N=299, Mehrfachnennungen möglich) Am häufigsten genannt wurde von über 50 % der Respondent/inn/en, dass in ihren Projekten das Wis- sen aus verschiedenen Fachgebieten zusammengeführt worden ist; aus Interviews und Fokusgruppen wissen wir, dass dabei einerseits Wissen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zu einer Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 15
bestimmten Fragestellung zusammengetragen wurde, andererseits auch das Wissen aus der Forschung mit dem Wissen der Praktiker/innen aus den teilnehmenden Unternehmen kombiniert wurde. Dabei wurde in vielen Fällen das Wissen nicht nur „unidirektional“ aus der Forschung in die Praxis trans- feriert, sondern auch umgekehrt sowie auch zwischen den teilnehmenden Personen aus Unternehmen. Zudem haben viele Personen in solchen Konstellationen berichtet, dass erst durch die Beiträge aller beteiligten Personen ein neuer, facettenreicher Stand des Wissens für das jeweilige Thema entstanden ist, was als besonders bereichernd bewertet wurde. Wichtig war dabei außerdem häufig, dass nicht allein technische Themen behandelt wurden, sondern auch andere, z. B. organisatorische, rechtliche oder soziale Aspekte. Ähnlich kooperativ gelagert waren häufig auch jene Projekte, die nach Angaben von knapp 30% der Respondent/inn/en den Schwerpunkt in der gemeinsamen Problemdefinition hatten, z. B. beim Zusammenspiel innerhalb komplexer Systeme. Über 40 % der Respondent/inn/en nannten die Anwendungsmöglichkeiten von für sie neuen Technol- ogien als Schwerpunkt, z. B. 3D-Druck, BIM, Industrie 4.0, neue Werkstoffe, und mehr als 1/3 der Re- spondent/inn/en nannten „Digitalisierung allgemein“. Weniger häufig genannt wurden die inner- und zwischenbetrieblichen Abläufe (17%), die Kenntnisse über neueste Forschungsergebnisse (z. B. aus dem Quantencomputing, CRISPR, Graphene…) (16%), die Anpassung an neue Regulierungen (13%) sowie soziale Innovationen (7%). In Umsetzung einer Empfehlung aus der Evaluierung 2015 wurden die Projekte verpflichtet, sich mit jeweils einschlägigen Gender-Themen zu befassen. Dies war für etliche der befragten Personen „Neuland“, auf das sie sich ohne diese Verpflichtung nicht begeben hätten, wobei sie retrospektiv den Kompetenzgewinn auf diesem Gebiet insgesamt klar positiv bewertet haben. Ganz vereinzelte kritische Stimmen kamen von geschulten Personen, die den Eindruck hatten, die entsprechenden Module wären nicht spezifisch genug auf die Gegebenheiten in ihren Unternehmen zugeschnitten gewesen. Aus Sicht von Gender-Expert/inn/n ist die Vorgabe ebenfalls sinnvoll, denn sie diene als „Türöffnerin“ für diese anspruchsvolle Thema. Die Zuspitzung auf Gender-Fragen sei jedoch in manchen Bereichen einengend, nämlich dort, wo andere Aspekte von Diversität eine große Bedeutung haben (z. B. Alter, Herkunft). Wir haben die Programmteilnehmer/innen auch gefragt, was das erworbene Wissen ihnen ermöglicht hat. Die folgende Abbildung 5 zeigt das Ergebnis. 62% der Respondent/inn/en gaben an, dass sie durch das gewonnene Wissen ihre Qualität steigern konnten und 56% sehen sich nach der Teilnahme an „For- schungskompetenzen für die Wirtschaft“ am Stand der Technik, was sie bzw. ihre Unternehmen wettbewerbsfähiger mache. Gut die Hälfte der Antwortenden hat nun ein besseres Verständnis für die neuesten Forschungsergebnisse und kann sie anwenden. 43% gab an, dass sie ihren Kunden neue Produkte oder Dienstleistungen anbieten können, ein gutes Drittel konnte interne Prozesse verbessern und 26% der Antwortenden können nun besser mit Forscher/inn/en kommunizieren als vor dem Pro- jekt. Abbildung 5 Nutzen des erworbenen Wissens Evaluierung des Förderprogramms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ 16
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