Distance Learning während der Corona-Krise an Österreichs Volksschulen

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Distance Learning während der Corona-Krise an Österreichs Volksschulen
Medienimpulse
                                                                                    ISSN 2307-3187
                                                                                  Jg. 58, Nr. 2, 2020
                                                                          doi: 10.21243/mi-02-20-28
                                                                      Lizenz: CC-BY-NC-ND-3.0-AT

                                 Distance Learning
                         während der Corona-Krise
                       an Österreichs Volksschulen

                                         Patrick Kämpf
                                     Anna Winetzhammer

               Der Beitrag von Patrick Kämpf und Anna Winetzhammer geht
               davon aus, dass Europa von der COVID-19-Krise gänzlich unvor-
               bereitet getroffen wurde und erläutert in der Folge, wie in österrei-
               chischen Volksschulen distance learning umgesetzt wurde.
               The contribution by Patrick Kämpf and Anna Winetzhammer as-
               sumes that Europe was completely unprepared for the COVID 19
               crisis and subsequently explains how distance learning was imple-
               mented in Austrian elementary schools.

1. Einleitung
         Die Corona-Krise traf Europa unvorbereitet – nachhaltige Verände-
         rungen in so gut wie allen Lebensbereichen waren die Folge. Zentra-
         le gesellschaftliche Eckpfeiler wie das Gesundheitswesen und das

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Distance Learning während der Corona-Krise an Österreichs Volksschulen
Kämpf/Winetzhammer                              Distance Learning während der Corona-Krise

         öffentliche Leben mussten sich etlichen einschränkenden Maßnah-
         men unterwerfen, auch das Bildungswesen erfuhr Einschnitte, die es
         seit dem Zweiten Weltkrieg in diesem Ausmaß nicht gegeben hat.
         Den Höhepunkt der coronabedingten Maßnahmen stellten schließlich
         die vorübergehenden Schulschließungen am 16. März 2020 dar.

         Aufgrund der Unvorhersehbarkeit der Ereignisse konnten sich so-
         wohl Pädagoginnen und Pädagogen als auch Schülerinnen und
         Schüler in den meisten Fällen nur äußerst unzureichend auf die neu-
         en Umstände vorbereiten. In den ersten Wochen nach den Schlie-
         ßungen wurde der Schulbetrieb durch zahlreiche Improvisationsmaß-
         nahmen aufrechterhalten und gewissermaßen auch neu erfunden.
         Insbesondere für die Schülerinnen und Schüler stellte die Schließung
         der Schulen eine Zäsur dar: Erstmals in ihrer Schulkarriere musste
         zu Hause in den eigenen vier Wänden gelernt werden. Die Unterstüt-
         zung durch die und Kommunikation mit den Lehrpersonen erfolgt
         (wenn überhaupt) virtuell. Unter den neuen Umständen stand Lernen
         im Spannungsfeld zwischen analog und digital. Schulbücher konnten
         weiterhin die Hauptquelle des Lernmaterials darstellen, der Unterricht
         könnte aber auch mittels digitaler Hilfsmittel wie Google Classrooms,
         Zoom und diverser Lern-Applikationen komplett in die digitale Sphäre
         verlegt werden.

         In diesem Kontext stellen sich Fragen wie: Können sich Kinder in die-
         sem (nicht ganz neuen) Lernumfeld konzentrieren beziehungsweise
         verfügen sie zu Hause über einen eigenen Arbeitsplatz, an welchem
         sie ungestört arbeiten können? Wie entscheidend ist die Unterstüt-
         zung der Eltern für die Bewältigung der gestellten Aufgaben? Verfü-
         gen die Familien über die notwendigen technologischen Ressourcen,
         um an den digitalen Angeboten teilnehmen zu können? Wie wirken
         sich die Leistungen der Schülerinnen und Schüler auf die Notenge-
         bung aus, wenn sie in dieser Situation nicht das geforderte Maß an
         Aufgaben bewältigen können? Die soziale Situation der Schülerinnen

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Distance Learning während der Corona-Krise an Österreichs Volksschulen
Kämpf/Winetzhammer                                 Distance Learning während der Corona-Krise

         und Schüler und ihrer Eltern ist in der Corona-Krise letztlich aus-
         schlaggebend, da sie – wie im regulären Schulbetrieb auch – sowohl
         die emotionale als auch die ökonomische (also finanzielle) Basis von
         Bildung darstellt.

2. Forschungsdesign
         Aus diesen Beobachtungen und unserer Tätigkeit als Volksschulleh-
         rer bzw. Volksschullehrerin entstand das Forschungsinteresse für die
         Studie, über die wir im Folgenden berichten. Das Ziel ist es, die un-
         gewohnte Lernsituation in den Familien zu untersuchen und dabei
         sowohl die Perspektive der Lehrpersonen, der Eltern als auch der
         Kinder miteinzubeziehen. Aufgrund der Neuartigkeit dieser Situation
         und dem sich daraus ergebenden Mangel an wissenschaftlicher Lite-
         ratur liegt der Fokus auf der Erfassung der Lernumstände, in wel-
         chen das distance learning nun innerhalb der Familien erfolgt. Unter
         den Lernumständen werden folgende Aspekte verstanden:
            • Die angebotenen Arbeitsmaterialien der Lehrpersonen,
            • die verfügbaren technischen Ressourcen,
            • die Zeitressourcen sowie die Arbeitssituation der Eltern und
            • die Kommunikation mit der Lehrperson.
         Um die in der Corona-Krise zuhause vorherrschenden Lernumstände
         adäquat erfassen zu können, wurde eine qualitative Methode ge-
         wählt. Da es sich um ein neues Forschungsfeld handelt, soll durch
         die qualitative Methodik die Möglichkeit gewährleistet werden, dass
         in der Phase der Instrumentenentwicklung eventuell unbedachte As-
         pekte während des Forschungsprozesses noch in die Forschungsar-
         beit einfließen können. Ein quantitatives Vorgehen, wie beispielswei-
         se die Erfassung der Lernumstände anhand eines Fragebogens, hät-
         te das Forschungsfeld bereits a priori stark eingeschränkt. Aus die-

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Kämpf/Winetzhammer                              Distance Learning während der Corona-Krise

         sem Grund erfolgte die Datenerhebung durch Leitfadeninterviews
         und der Methode PhotoVoice.

         Die Leitfadeninterviews wurden für drei Zielgruppen ausgearbeitet:
         Die Schulleitung, die Lehrpersonen und die Eltern. Die Leitfäden sind
         im Anhang dieses Beitrags wiedergegeben. Weil sich die ausformu-
         lierten Fragen in den Themenbereichen überschnitten, war es not-
         wendig, die Fragen für die jeweilige Zielgruppe umzuformulieren und
         zu adaptieren. So entstanden schlussendlich drei unterschiedliche
         Leitfäden mit differenziert formulierten Fragestellungen, welche im
         tatsächlichen Interview mit der jeweiligen Gruppe als Basis für das
         Interview dienten.

         Als Stichprobe wurden drei Wiener Schulen und eine Schule in Ober-
         österreich ausgewählt. Die Auswahl ergab sich vorwiegend aufgrund
         des persönlichen Zugangs zu diesen Schulen, aber ebenfalls auf
         dem Ziel basierend, die kontrastierenden sozioökomischen Familien-
         hintergründe der Schülerinnen und Schüler erfassen und darstellen
         zu können1: Die Stichprobenauswahl setzte sich folgendermaßen zu-
         sammen: Eine 2. Klasse in einer öffentlichen Volksschule, eine 3.
         Klasse in einer privaten Volksschule in Wien, eine 3. Klasse in einer
         öffentlichen Schule in Wien sowie zwei 3. Klassen in einer oberöster-
         reichischen Schule. Eine Prämisse für dieses Forschungsvorhaben
         war die Notwendigkeit, die Datenerhebung während des Covid19-
         Lockdowns durchzuführen und nicht erst retrospektiv, da es ansons-
         ten zu der Gefahr einer verzerrten Erinnerung der interviewten Per-
         sonen kommen hätte können.

         Im Zeitraum von 15.04.2020 bis zum 15.05.2020 wurden insgesamt
         30 Leitfaden-Interviews durchgeführt. Insgesamt wurden fünf Lehr-
         personen und 23 Elternteile interviewt. Aufgrund des beträchtlichen
         administrativen Mehraufwands durch die Corona-Krise entschieden
         sich zwei der vier Schulleitungen dazu, nicht an der Befragung teilzu-

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Kämpf/Winetzhammer                              Distance Learning während der Corona-Krise

         nehmen. Die Interviews wurden via Skype, Zoom und mithilfe von Te-
         lefongesprächen geführt und währenddessen aufgenommen.

         Um die Perspektive der Schülerinnen und Schüler nachvollziehen zu
         können, wurde die Methode PhotoVoice verwendet. In einer kurzen
         Anleitung und unter Rücksichtnahme auf die Privatsphäre der Kinder
         und der Familien wurden die Kinder darum gebeten, mit ihrem eige-
         nen Smartphone oder dem ihrer Eltern Fotos von ihrem Arbeitsplatz,
         ihren Arbeitsmaterialien und ihren Erfahrungen während des distan-
         ce learnings zu machen. Des Weiteren sollten die Kinder zu jedem
         Foto noch eine kurze Sprachnachricht hinzufügen, in welcher sie das
         gemachte Foto näher erläuterten. Durch diese Methode wurde die
         Perspektive der Kinder aktiv in das Forschungsvorgehen miteinbezo-
         gen, denn der Großteil der Informationen über den neuen Schulalltag
         der Schülerinnen und Schüler wurde über die Elterninterviews in Er-
         fahrung gebracht.

3. Ergebnisse
3.1 Lehrende und Eltern
         Bereits in den ersten Interviews wurde deutlich, wie sehr diese neue
         Situation alle Familien in der Organisation des (Lern-)Alltags heraus-
         forderte. Aufgrund der Neuartigkeit der Umstände waren alle Famili-
         enangehörigen dazu gezwungen, neue (innerfamiliäre) Strukturen zu
         erarbeiten und diese an die Bedürfnisse ihrer Kinder, aber auch an
         die bestehenden Arbeitsverhältnisse, anzupassen. Für die Lehrper-
         sonen stellte die Schulschließung eine besondere Herausforderung
         dar, da eines der wesentlichen Elemente der Volksschule, der tägli-
         che persönliche Austausch mit den Schülerinnen und Schülern, wäh-
         rend dieser Zeit komplett verloren ging. In den folgenden Absätzen
         werden einige der bisherigen Forschungserkenntnisse zusammen-
         fassend dargestellt.

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Kämpf/Winetzhammer                               Distance Learning während der Corona-Krise

         Zunächst wurde durch die Interviews mit den Schulleitungen deutlich,
         dass diese fast alle Informationen von den Schulschließungen bis hin
         zu den Lockerungsmaßnahmen ebenfalls aus diversen Pressekonfe-
         renzen in Erfahrung brachten und hier nur wenig intern seitens der
         Bildungsdirektionen informiert wurde. Dies wurde aber weniger als
         Vorwurf formuliert, sondern eher als Feststellung, da es ja dem „We-
         sen einer Pandemie“ geschuldet ist, dass das noch keiner durchge-
         macht hat, weshalb hier vermehrtes Verständnis für etwaige Kommu-
         nikationsfehler herrschte.

         Eines der spannendsten Forschungsergebnisse betrifft die Frage
         nach der Aufteilung der Lernunterstützung für die Kinder. Zu Beginn
         eines jeden Interviews wurden die Eltern nach ihrer aktuellen Le-
         bens- und Arbeitssituation befragt. Fast alle Mütter arbeiteten in die-
         ser Zeit im home office, auch der Großteil der Väter war im home of-
         fice tätig, bis auf einige wenige Personen, die z. B. in sogenannten
         systemrelevanten Berufen arbeiteten. Theoretisch standen also in
         den meisten Familien beide Elternteile physisch zur Verfügung, um
         die Schülerinnen und Schüler beim Lernen zu Hause zu unterstüt-
         zen. In der Praxis zeigte sich jedoch, dass beinahe ausschließlich die
         Mütter in die Rolle der „Lehrerin“ schlüpften. Nur in einzelnen Fällen
         gab es eine gleichwertige Aufteilung der Lernunterstützung oder es
         kam zu einer fächerspezifischen Aufteilung des Lernstoffs. Auch die
         Durchführung der Interviews wurde, bis auf wenige Ausnahmen,
         hauptsächlich von den Müttern übernommen. Trotz der oftmals pro-
         pagierten „beruflichen Gleichwertigkeit“ zeigt sich, dass es in der Kri-
         sensituation zu einem Rückgriff auf traditionelle Rollenbilder kam:
         Mütter schlüpften in die klassische Rolle der „Betreuerin“, wobei sie
         oft zeitgleich noch die eigene Arbeitssituation bewerkstelligt müssen,
         wodurch es zu einer erheblichen Mehrbelastung kam.

         Gleichzeitig wurde von sehr vielen Eltern die gemeinsame Zeit als
         überaus positiv und verändernd empfunden. Sie sprachen von einer

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Kämpf/Winetzhammer                              Distance Learning während der Corona-Krise

         „neuen Wahrnehmung“ und einem „neuen Umgang miteinander“, der
         in dieser Krisensituation von mehr Respekt geprägt war. Vor allem
         gemeinsame Mahlzeiten und Aktivitäten ließen die Familienmitglieder
         mehr zusammenwachsen. Hier muss allerdings gesagt werden, dass
         fast alle interviewten Eltern durch ihre beruflichen Tätigkeiten die
         Möglichkeit des home office nutzen konnten. Viele, die den ent-
         schleunigenden Aspekt der Corona-Krise als angenehm beschrie-
         ben, erwähnten dabei auch, dass sie sich ihrer privilegierten Situati-
         on bewusst sind, die ihnen ausreichend Zeit und auch Raum in Form
         eigener Häuser mit Gärten etc. bot, um der Krise auch viel Positives
         abgewinnen zu können.

         Digitales Lernen kann nicht ohne die entsprechenden Zugangsmög-
         lichkeiten erfolgen, deshalb stellte die Frage nach den technologi-
         schen Ressourcen der Familien einen zentralen Punkt der Interviews
         dar. Alle Familien verfügten über umfangreiches Repertoire an Tech-
         nologie: Laptops, Smartphones der Eltern und eine stabile Internet-
         versorgung gehören zur Grundausstattung einer jeden Familie, auch
         Tablets waren in vielen Familien vorhanden. Unterschiede zeigten
         sich jedoch in der Qualität beziehungsweise im Zustand der Geräte.
         Einige Eltern beklagten, dass sie mit ihren teilweise veralteten Lap-
         tops oder Tablets nur mangelhaft an den geforderten Angeboten wie
         beispielsweise „Zoom-Konferenzen“ teilnehmen konnten, da die Ge-
         räte nicht die notwendigen technischen Voraussetzungen erfüllten.
         Ein deutlicher Unterschied in den vorhanden technischen Möglichkei-
         ten zeigte sich bei der Verfügbarkeit eines Druckers mit ausreichend
         Papier und Patronen. Viele Familien hatten diesen Zugang, einige je-
         doch nicht und teilweise musste auf Arbeitsdrucker, Drucker von Be-
         kannten oder auf Familienangehörige zurückgegriffen werden, um
         die erforderlichen Materialien ausdrucken zu können. Aufgrund der
         erhöhten Nachfrage nach Druckern und dazugehörigen Produkten
         berichteten Eltern, dass es trotz einer frühzeitigen Bestellung kurz
         nach den Schulschließungen zu erheblichen Lieferverzögerungen

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Kämpf/Winetzhammer                              Distance Learning während der Corona-Krise

         kam und diese Produkte länger nicht geliefert werden konnten. Aus
         den Interviews wurde jedoch auch ersichtlich, dass die Lehrpersonen
         auf die unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten innerhalb der Fami-
         lien Rücksicht nahmen und die Lernangebote an die Gegebenheiten
         ihrer Klassen anpassten. Zudem basierten die digitalen Angebote
         teilweise auf einer freiwilligen Teilnahme. Was den Zugang der Lehr-
         personen selbst zu solchen technischen Ressourcen betrifft, kristalli-
         sierte sich heraus, dass dieser so gut wie gar nicht thematisiert wur-
         de und man auf Ebene des Ministeriums scheinbar davon ausging,
         dass alle Lehrkräfte die entsprechenden Geräte zur Verfügung hat-
         ten.

         Welche digitalen Medien wurden in den Klassen genutzt, um die feh-
         lende Präsenz an den Schulen auszugleichen? Innerhalb der Inter-
         views wurde diese Frage zweigeteilt, in eine Mediennutzung vor und
         nach Corona, um daraus mögliche Veränderungen in der Nutzung di-
         gitaler Medien abzuleiten. Der Großteil der Schülerinnen und Schüler
         nutzte vor Corona nur eine geringe Anzahl an digitalen Medien zu
         Lernzwecken. Als häufig genutzte App stellte sich die Leseplattform
         Antolin heraus, die von vielen Kindern regelmäßig genutzt wurde, um
         Fragen zu gelesenen Büchern online zu beantworten. Teilweise wur-
         den auch Lern-CDs genutzt oder es wurde beispielsweise Zoom für
         Online-Englisch-Kurse verwendet. Die tatsächliche Nutzung von digi-
         talen Medien für Lernzwecke war jedoch vor Corona äußerst be-
         schränkt. Als einen möglichen Grund hierfür nannte eine Lehrperson
         einer öffentlichen Schule die fehlende Verfügbarkeit von digitalen Ge-
         räten in den Klassen, denn mit zwei veralteten Computern in der
         Klasse könne sie den Kindern nur ein geringes Maß an digitaler
         Grundbildung vermitteln, obwohl sie dies durchaus als notwendig er-
         achte. Die Lehrperson in der privaten Schule verfügt in ihrer Klasse
         jedoch über ein active board, worauf beispielsweise YouTube-Videos
         abgespielt wurden oder auch Bilder und PowerPoint-Präsentationen
         visuell dargestellt wurden. Auch wurde das private iPad beispielswei-

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         se in Phasen des freien Unterrichts aktiv in die Lernumgebung einge-
         baut.

         Um jedoch den Herausforderungen des distance learnings entspre-
         chend zu begegnen, griffen die Lehrpersonen im Verlauf der Schul-
         schließung vermehrt auf digitale Angebote zurück, um ihren Unter-
         richt zu gestalten. Das Wissen für die Nutzung dieser digitalen Medi-
         en eigneten sich die Lehrperson vorwiegend privat (beispielsweise
         via Lernvideos oder durch die eigene Auseinandersetzung) oder
         durch Unterstützung in ihrem privaten Umfeld an. Lediglich die Lehr-
         personen aus Oberösterreich nutzten Online-Fortbildungsangebote
         der Pädagogischen Hochschule, da sich die meisten Lehrerinnen
         und Lehrer aufgrund der Informationsflut, dem enormen Arbeitspen-
         sum und der Überwältigung durch die neue Situation schon stark an
         ihrer Belastungsgrenze sahen. Die Videokonferenz-Plattform Zoom
         stellte sich trotz vielfacher sicherheitstechnischer Bedenken und Kriti-
         käußerungen als ein wesentliches Element für die Kommunikation
         zwischen Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler heraus. Auch
         die Plattform Skype wurde von einigen Klassen für den Online-Unter-
         richt genutzt, wobei die Plattform Zoom weitaus häufiger zur Anwen-
         dung kam. Als Grund für die intensive Nutzung erwies sich die einfa-
         che, intuitive Handhabung, die Möglichkeit zum visuellen Überblick
         über alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer und besonders der Um-
         stand, dass andere Teilnehmende von dem Videokonferenzleiter
         bzw. der -leiterin stummgeschaltet werden können 2. Selbst bei einer
         relativ großen Gruppe in Klassengröße konnten so sinnvolle Interak-
         tionen zwischen der Lehrperson und den Kindern stattfinden. Viele
         der Lehrpersonen entschieden sich dazu, die wöchentlichen Video-
         konferenzen in Kleingruppen aufzuteilen, um so einen besseren Aus-
         tausch gewährleisten zu können. Zoom und Skype boten dazu eine
         vielseitige Nutzungserfahrung: Anfangs dienten die Konferenzen pri-
         mär dem persönlichen Austausch zwischen Schülerinnen, Schülern
         und Lehrpersonen – mit der Fortdauer der Schulschließungen nütz-

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Kämpf/Winetzhammer                                      Distance Learning während der Corona-Krise

         ten die Lehrpersonen die Videokonferenzen schließlich auch für
         fachdidaktische Inhalte. So wurden Lernspiele wie Rechenkönig über
         Zoom gespielt oder neue Zahlenreihen und Rechenarten wie die Di-
         vision erarbeitet.

                             Abbildung 1: Erarbeitung der schriftlichen
                                     Multiplikation via Skype
                                       © Autor und Autorin

         Eine Lehrperson nahm zusätzlich ein YouTube-Video auf, in wel-
         chem sie ihren Schülerinnen und Schülern die Berechnung des Um-
         fangs von geometrischen Formen näherbrachte und erklärte. Die
         Lern-App Anton erwies sich als ein weiterer Gewinner der Corona-
         Krise. Es kam zu einer intensiven Nutzung, was anfangs zu einer er-
         heblichen Überlastung der App führte. Didaktisch klug aufbereitete
         Inhalte, eine ansprechende visuelle Gestaltung und motivierende

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         Elemente wie Spiele innerhalb der App (nach dem Erledigen von Auf-
         gaben) waren entscheidende Gründe für die intensivierte Nutzung
         von Anton. Die Lese-App Antolin wurde während des distance lear-
         nings weiterhin aktiv von vielen Schülerinnen und Schülern genutzt.
         Viele der befragten Lehrpersonen führten als zusätzliches freiwilliges
         Angebot einen digitalen Klassenraum über die Plattform Padlet ein,
         auf welcher digitale Zusatzangebote zu unterschiedlichen Schulfä-
         chern angeboten wurden. Manche Lehrkräfte nutzten dazu die Platt-
         form Klassenpinnwand. In den Interviews mit den Eltern stellte sich
         jedoch heraus, dass die meisten Eltern freiwillige Zusatzangebote
         eher weniger in Anspruch nahmen, da sie sich durch das Pflichtange-
         bot und die Freizeitgestaltung ihrer Kinder ohnehin ausgelastet sa-
         hen.

         Im Bereich der Nutzung digitaler Medien für Lernzwecke zeigte sich
         eine dauerhafte Veränderung, denn obwohl Schulbücher nach wie
         vor die Basis des Lernens darstellten, erweiterte sich die Nutzung di-
         gitaler Lernangebote seitens der Lehrpersonen im Verlauf der Schul-
         schließungen nachhaltig.

         Nicht nur die Nutzung digitaler Lernangebote erfuhr eine fortwähren-
         de Veränderung, auch der alltägliche Unterricht unterzog sich
         zwangsweise einem grundlegenden Wandel. In den Interviews zeigte
         sich eindeutig, dass die Eltern ihren Kindern in den Morgenstunden
         bewusst Freiheiten ließen: So gut wie alle Schülerinnen und Schüler
         schliefen wesentlich länger als an regulären Schultagen, teilweise bis
         neun Uhr vormittags. Doch auch wenn der Schultag zuhause später
         begann, gaben fast ausschließlich alle Eltern an, dass eine zeitliche
         Strukturierung des Tagesablaufs ein wichtiges Kriterium für das Ge-
         lingen des homeschoolings darstellte. Viele Familien führten dazu
         konkrete Lern- und Spielzeiten ein.

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                               Abbildung 2: Wochenplan – Beispiel 1
                                       © Autor und Autorin

         Eine organisatorische Methode, die sich für alle Lehrpersonen be-
         währte, war die Arbeit anhand eines Wochenplans. Die Lehrperso-
         nen sandten dazu den zu bewältigenden Lernstoff – meist per E-Mail
         – aus. In der Bearbeitung zeigten sich jedoch erhebliche Unterschie-
         de bzgl. der Strukturierung und Organisation. Während einige Eltern
         ihren Kindern einen größtmöglichen Freiraum bei der Arbeitseintei-
         lung und der tatsächlichen Bearbeitung der Aufgaben gewährten,
         griffen andere Erziehungsberechtigte auf die bewährte Unterrichts-
         struktur in Form von zeitlich fix eingeteilten Stundeneinheiten zurück.
         Manche Kinder arbeiteten die Aufgaben der Wochenpläne relativ will-
         kürlich ab (beispielsweise nach Präferenz der Fächer), wohingegen
         andere Eltern präzise Übersichtslisten mit den zu erledigenden Auf-
         gaben erstellten, um ihre Kinder bei der Arbeitsorganisation zu unter-
         stützen. Bezüglich des Umfangs der Aufgaben lautete der Grundte-

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         nor, dass die Lehrpersonen (nach anfänglichen Schwierigkeiten) auf
         die Befindlichkeiten in den Familien ausreichend Rücksicht nahmen,
         sodass der Lernstoff im geforderten Zeitrahmen bearbeitet werden
         konnte.

                               Abbildung 3: Wochenplan – Beispiel 2
                                       © Autor und Autorin

         Im Zuge der Umstellung auf das distance learning wurden die Eltern
         und Lehrpersonen mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfron-
         tiert, welche im Laufe des Interviews auch explizit erfragt wurden. Die
         Balance zwischen der bestehenden Berufstätigkeit im home office
         und der gleichzeitigen Lernunterstützung für die eigenen Kinder er-
         wies sich als ein Aspekt, welcher von so gut wie allen Eltern genannt
         wurde. Durch die teilweise Unvereinbarkeit dieser beiden Bereiche
         wurde die Arbeitstätigkeit einiger Eltern in die späten Abendstunden
         verschoben. Die negativen Konsequenzen aufgrund des fehlenden

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         sozialen Kontaktes mit anderen Kindern war ein wesentlicher Punkt,
         welcher vor allem von Eltern von Einzelkindern genannt wurde. Zu-
         dem sahen sich viele Erziehungsberechtigte mit einer neuen Rollen-
         verteilung als Lehrperson konfrontiert, was in manchen Situationen
         aufgrund der fehlenden Akzeptanz vonseiten der Kinder gegenüber
         dieser neu ausgeübten Rolle zu Spannungen führte. Einige Eltern lie-
         ßen auch anklingen, dass sie sich aufgrund fehlender didaktischer
         Kenntnisse bei der Vermittlung der Lerninhalte unsicher waren. Sei-
         tens der Lehrpersonen wurden die fehlenden direkten Interaktionen
         mit den Kindern, das Ausfallen eines unmittelbaren Leistungsfeed-
         backs und die fehlende Darstellung beziehungsweise Übermittlung
         von Emotionen als wesentliches Manko in dieser neuen Situation ge-
         nannt. Sie sahen es als Herausforderung, bei den Aufgabenstellun-
         gen die richtige Balance zwischen Überforderung und Unterschät-
         zung zu finden und manche von ihnen empfanden es außerdem als
         sehr anstrengend, ihre Unterrichtseinheiten über Zoom oder Skype
         abzuhalten und klagten diesbezüglich über körperliche Beschwerden
         wie Kopfschmerzen. Obwohl vor allem in den ersten zwei Wochen
         nach den Schulschließungen aufgrund der Etablierung neuer Schul-
         strukturen einige Komplikationen entstanden, waren die Familien und
         Lehrpersonen aber grundsätzlich in der Lage, für sie passende Un-
         terrichtsstrukturen zu schaffen.

         Neben den erläuterten Herausforderungen erkannten die Erzie-
         hungsberechtigen und Lehrpersonen, dass sich aufgrund des ein-
         schneidenden Bruchs durch Corona zugleich eine Vielzahl an Chan-
         cen ergab. Die Lehrpersonen waren der Meinung, dass sie durch die
         Umstellung auf ein distance learning dazu gezwungen waren, sich
         mit neuen digitalen Medien auseinanderzusetzen. Das wiederum er-
         weist sich aufgrund des Zeitmangels in regulären Unterrichtszeiten
         als schwierig. Die Eltern erkannten, dass ihre Kinder in dieser Zeit
         mit einer gewissen Selbstorganisation des Lernens konfrontiert wa-
         ren – ein Prozess, der aufgrund der Schulstruktur maßgeblich durch

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         die Lehrpersonen gesteuert wird. Diese verstärkte Selbstständigkeit
         der Kinder wurde von so gut wie allen Lehrpersonen und besonders
         auch von den Eltern als positive Veränderung beschrieben. Durch
         den Umstand, dass die Schülerinnen und Schüler mit der regelmäßi-
         gen Nutzung digitaler Medien konfrontiert wurden, verbesserte sich
         deren Bedienungssicherheit und das Wissen rund um die Verwen-
         dung digitaler Medien laut den Eltern grundlegend. So entstanden
         auch bei Kindern im Volksschulalter Social Media-Aktionen wie die
         Regenbogen-Challenge, die den Jüngsten sowohl im Netz als auch
         bei ihren Spaziergängen auf den Straßen ein Gemeinschaftsgefühl
         und emotionale Unterstützung vermitteln sollten.

                               Abbildung 4: Regenbogen-Challenge
                                       © Autor und Autorin

         Da die Eltern im Vergleich zu regulären Schultagen ein erhöhtes Aus-
         maß an Zeit mit ihren Kindern verbrachten und sie diese beim Ler-
         nen beobachten konnten, gewannen die Erziehungsberechtigen ver-

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         tiefte Einblicke in das Lernverhalten ihrer Kinder – eine Erkenntnis,
         die den Eltern aufgrund der zunehmenden Unterrichtszeit und einer
         ausgebauten Nachmittagsbetreuung zuvor oftmals verwehrt geblie-
         ben war. Ein ebenfalls häufig geäußerter positiver Effekt seitens der
         Lehrerkräfte wie auch der Eltern war der, dass Eltern nun auch Ein-
         blick in die Arbeit der Lehrpersonen bekamen und für deren Leistung
         mehr Wertschätzung zeigten, wofür sie oft das Wort Respekt wähl-
         ten.

         Aus der Frage nach den Chancen und Herausforderungen des di-
         stance learnings resultiert die Frage nach der Auseinandersetzung
         mit langfristigen Entwicklungen durch die Mediennutzung innerhalb
         von Volksschulen. Der Grundtenor aller befragten Personen lautete,
         dass das digitale Lernen und die technischen Möglichkeiten eine
         Lehrperson niemals ersetzen können, dazu sei der persönliche Kon-
         takt und die zwischenmenschliche Interaktion zwischen Schülerin-
         nen, Schülern und Lehrenden in diesem Alter einfach zu maßgeblich
         und wichtig für den Lernprozess. Generell sahen die Eltern und Lehr-
         personen digitale Medien für Kinder in diesem Alter eher als ein un-
         terstützendes Werkzeug zur Abwechslung und Variation des Unter-
         richts und vertraten die Meinung, ein rein digitales Lernen sei für Kin-
         der in diesem Alter eher ungeeignet. Obwohl also einerseits der po-
         tenzielle Mehrwert durch die Nutzung digitaler Medien erkannt wur-
         de, zeigt sich anderseits eine gewisse Skepsis gegenüber einer
         übermäßigen Nutzung digitaler Medien im Bereich des schulischen
         Lernens.

3.2 Die Stimme der Kinder (PhotoVoice)
         Der Großteil der Informationen über den neuen Lebens- und
         Schulalltag der Kinder wurde in den Gesprächen mit den Eltern in Er-
         fahrung gebracht. Um jedoch auch den Schülerinnen und Schülern in
         dieser ungewöhnlichen Situation eine Stimme zu geben und ihre Per-

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         spektive wahrzunehmen, fand durch die Methode PhotoVoice ein in-
         direkter Austausch mit den Kindern statt. Über WhatsApp wurden
         von den Kindern Fotos zu folgenden Fragestellungen übermittelt:
            • Wie lernst du momentan beziehungsweise wie sieht dein Arbeits-
              platz aus?
            • Welche Arbeitsmaterialien hast du von deiner Lehrerin/deinem
              Lehrer mitbekommen?
            • Möchtest du uns noch etwas zeigen, was in dieser Situation be-
              sonders oder neu für dich ist?
         In dazugehörigen Audionachrichten erklärten die Kinder noch die ge-
         machten Bilder.

         Im Rahmen der Untersuchung zeigte sich, dass jedes Kind über ei-
         nen eigenen Arbeitsplatz verfügte, an dem es einigermaßen in Ruhe
         an den Aufgabestellungen der Klassenlehrerin arbeiten konnte.

         Interessanterweise wählten einige Kinder trotz eines verfügbaren Ar-
         beitsplatzes in ihrem Kinderzimmer die Option, an einem großen
         Esstisch gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern zu arbeiten.

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                          Abbildung
                           Abbildung5:6:Arbeitsplatz
                                         Das Esszimmer
                                                     mit Arbeitsmaterialien
                                                          als Arbeitsplatz
                                        © Autor und Autorin

         Obwohl mit fortschreitender Dauer des distance learnings die Nut-
         zung digitaler Medien zunahm, waren Schulbücher vor allem in den
         ersten Wochen nach den Schulschließungen die Hauptquelle der
         Schülerinnen und Schüler, um zuhause zu lernen. Die Wichtigkeit
         von Büchern als Lernquelle zeigte sich unter anderem in dem Um-
         stand, dass den Kindern bereits in der Woche vor der Schulschlie-
         ßung so gut wie alle Schulbücher mit nach Hause gegeben wurden.
         Diese Entwicklung lässt sich dadurch begründen, dass Schulbücher
         sowohl für die Lehrpersonen als auch für die Schülerinnen und Schü-
         ler eine vertraute Quelle für Lerninhalte darstellten, was sich beson-
         ders in dieser extremen Phase der Ungewissheit und Planungsunsi-
         cherheit als ein entscheidendes Merkmal für die intensive Nutzung
         herausstellte. Nachdem die Lehrpersonen aufgrund der unsicheren
         Entwicklung bis zu den Osterferien seitens des Bildungsministeriums

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         dazu angehalten waren, keinen neuen Lehrstoff an die Kinder heran-
         zutragen, boten zusätzliche Arbeitsbücher eine Wiederholungsmög-
         lichkeit, welche die Kinder zuhause ohne Unterstützung der Lehrper-
         son durchführen konnten. Abbildung 7 zeigt den Arbeitsplatz eines
         Kindes mit den jeweiligen Schulbüchern und -materialien, welche von
         der Lehrperson mit nach Hause gegeben wurden.

                        Abbildung 7: Diverse Schulbücher und -materialien
                                       © Autor und Autorin

         Neben der Vermittlung von fachlichen Inhalten erfüllt Schule zudem
         eine wichtige Funktion als Ort der Begegnung und des sozialen Kon-
         takts mit Gleichaltrigen. Durch die plötzlichen Schulschließungen
         wurde dieser Austausch jedoch abrupt unterbrochen. Dennoch hiel-
         ten viele Kinder über digitale Medien Kontakt mit ihren Mitschülerin-
         nen, Mitschülern, Freundinnen und Freunden, oftmals mit den digita-
         len Geräten der Eltern. Die Häufigkeit des Austauschs reichte von ei-
         ner beinahe täglichen Kommunikation bis hin zu eher sporadischem

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         Kontakt, welcher teilweise nach einer gewissen Zeit abebbte. Als do-
         minantes Medium in diesem Kontext stellte sich WhatsApp heraus.
         Ein Großteil der Kommunikation erfolgte entweder durch Chats oder
         Video-Anrufe über diese App, wobei mögliche Bedenken bzgl. Daten-
         schutz sowohl von den Lehrkräften als auch von den Eltern in dieser
         Ausnahmesituation als eindeutig zweitrangig beschrieben wurden.
         Teilweise wurden auch Optionen wie FaceTime, Skype oder Tele-
         fonate genutzt. Diese hielten sich jedoch eher in Grenzen. In den Ge-
         sprächen mit den Eltern wurde deutlich, dass einige Kinder bei einer
         länger andauernden Kommunikation mit Freunden über diese Medi-
         en überfordert waren und das Interesse verloren, denn das fehlende
         Element persönlicher Nähe kann durch diese Medien offensichtlich
         nicht ausgeglichen oder ersetzt werden. Interessanterweise nutzten
         einige Schülerinnen und Schüler Zoom neben den Gruppentreffen
         auch für persönliche Treffen mit ihren Freundinnen und Freunden,
         wobei sie sich in diesen Konferenzen auch über schulische Inhalte
         austauschten und gemeinsam Aufgaben bearbeiteten. Während der
         Corona-Krise entdeckten viele Kinder im Volksschulalter demnach
         die Möglichkeit einer digitalen Kommunikation mit ihren gleichaltrigen
         Kolleginnen und Kollegen, wobei eine klare Präferenz zugunsten ei-
         nes persönlichen Kontakts ersichtlich wurde.

         Durch PhotoVoice wurden zudem einige Aspekte des kindlichen All-
         tags sichtbar, welche durch die Leitfadeninterviews nicht abgedeckt
         wurden. Ein für Erwachsene banal erscheinender Umstand wie die
         Möglichkeit des Lernens im Pyjama war eine Neuentdeckung für ein
         Kind während des distance learnings (siehe Abbildung 8).

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                                     Abbildung 8: Lernen im Pyjama
                                           © Autor und Autorin

         Im Laufe der Elterninterviews stellte sich heraus, dass die Schülerin-
         nen und Schüler durch die neugewonnene Zeit zuvor nicht dagewe-
         sene Interessen entwickelten und sich durch die Entschleunigung
         des Alltags Aspekten widmen konnten, wofür vor der Coronakrise
         schlichtweg die Zeit fehlte: Es wurden eigene Filme mit dem Handy
         gedreht, Briefe an Freundinnen und Freunde versandt, Unmengen
         an Büchern verschlungen, Hörbücher entdeckt, zu Liedern über Spo-
         tify getanzt, Bilder mit Coronainfizierten gemalt, sich erste philosophi-
         sche Gedanken über problematische Themen wie den Klimawandel
         gemacht und vieles mehr. Bewegung allgemein und an der frischen
         Luft sein erwiesen sich als entscheidende Aspekte, welche die Eltern
         bewusst forcierten, um das Wohlbefinden ihrer Kinder während der
         herausfordernden Zeit der Schulschließungen aufrecht zu erhalten –

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         bei der Bewegung an der frischen Luft entstanden dann auch schon
         mal kreative Bauwerke (siehe Abbildung 9).

                         Abbildung 9: Bauwerk in der Nähe eines Baumes
                                       © Autor und Autorin

         In den Interviews durch PhotoVoice entstand der Eindruck, dass es
         den Familien und Lehrpersonen im gemeinsamen Austausch grund-
         sätzlich möglich war, ein akzeptables Lernumfeld für die Schülerin-
         nen und Schüler während der Corona-Krise zu kreieren.

4. Diskussion
         Innerhalb unserer Gesellschaft erfüllt Schule eine wichtige Rolle in
         der Wissensvermittlung. In den Wochen des distance learnings stand
         dieser Aspekt bei den hier Befragten im Vordergrund. Diskussionen
         rund um die Digitalisierung des Lernens und der dominante öffentli-
         che Schuldiskurs über suboptimale Rankings in internationalen Ver-

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         gleichstests verlieren jedoch eine entscheidende Bedeutung von
         Schule aus ihrem Blickfeld: Schule ist für Kinder ein Ort der Begeg-
         nung und des sozialen Miteinanders. Vor allem für Schülerinnen und
         Schüler im Volksschulalter erweist sich dieser Aspekt als unerlässlich
         und unersetzbar. Sie leiden unter der Isolation und dem fehlenden
         Kontakt mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern beziehungsweise
         Freundinnen und Freunden.

         Aber auch die Lehrperson stellt eine äußerst wichtige Bezugsperson
         in diesem Alter dar. Die Coronakrise zeigt, wie entscheidend und un-
         ersetzlich Schule als Ort des sozialen Miteinanders ist und wirft die
         Frage auf, ob dieses Element von Schulen in politischen Diskussio-
         nen nicht eine ebenso wichtige Rolle erhalten sollten wie beispiels-
         weise die Digitalisierung des Lernens. Alle Familien, die an dieser
         Forschung teilnahmen, verfügten über ein solides Repertoire an digi-
         talen Endgeräten. Dieser Umstand stellt jedoch sicherlich nicht den
         Ist-Zustand des Großteils der österreichischen Schülerinnen und
         Schüler dar. Die Beteiligung an der Erhebung zeigt aber nicht nur,
         dass einige Familien aufgrund fehlender technischer Ressourcen
         nicht erreicht werden konnten, sondern auch, dass manche Eltern in
         diesem Kontext nicht erreicht werden wollten. Hier wird auch das dif-
         ferenzierte Verhältnis zu Schule in den verschiedenen Einrichtungen
         ersichtlich, welches sich unter anderem im Vergleich zwischen öffent-
         lichen und privaten Schulen zeigt. So stellte sich die Beteiligung an
         den Interviews wie auch an der PhotoVoice-Erhebung in der privaten
         Volksschule als deutlich höher heraus als an den öffentlichen Einrich-
         tungen. Worauf genau dieser Umstand zurückzuführen ist, müsste
         weiter untersucht werden. Eine naheliegende Überlegung dazu wäre
         beispielsweise die möglicherweise größere Vertrautheit der Eltern mit
         der Institution Universität.

         Sollte es in Zukunft zu einer verstärkten Forcierung des digitalen Ler-
         nens kommen, wird es einerseits unerlässlich sein, Schülerinnen und

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Kämpf/Winetzhammer                              Distance Learning während der Corona-Krise

         Schülern mit den notwendigen digitalen Geräten auszustatten, um
         am Digitalen Lernen teilnehmen zu können und nicht den Anschluss
         an ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zu verlieren, welche über ei-
         nen digitalen Zugang verfügen. Auf der anderen Seite wird es auch
         nötig sein, die Eltern aktiv in den Prozess der Digitalisierung einzu-
         binden und sie an die Verwendung digitaler Medien heranzuführen,
         um bestehende skeptische Einstellungen dazu zu überwinden und
         ihre Kinder dabei unterstützen zu können.

5. Anhang
5.1 Interviewleitfaden Eltern
         Formalia:

         Vielen Dank für Ihre Zeit. Ich darf mich kurz vorstellen: Meine Name
         ist Patrick Kämpf / Anna Winetzhammer und ich studiere Bildungs-
         wissenschaft an der Universität Wien. In dem Interview geht es um
         Ihre Erfahrungen mit der Schule während der Coronakrise. Sind Sie
         mit dem Interview einverstanden und haben den Link zur Daten-
         schutzerklärung erhalten?

         Aufwärmfrage:

         Könnten Sie sich kurz vorstellen?

         [Welche Medien wie Bücher, Fernseher, Computer oder Handys be-
         nutzen Sie am liebsten?]

         Erzählgenerativer Anfangsimpuls:

         Während der Coronakrise gab es viele Veränderungen in der Schule.
         Können Sie mir erzählen, wie sich das für Sie entwickelt hat?

         Nachfrageteil:

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Kämpf/Winetzhammer                                  Distance Learning während der Corona-Krise

            • Welche Vorbereitungen gab es im Vorfeld der Schulschließungen
              durch die Schule?
            • Haben Sie sich vorbereiten können?
            • Können Sie genügend Zeit aufwenden und die „Unterrichtszeit“ zu
              Hause organisieren?
            • Welche Ressourcen/Technologien sind zu Hause vorhanden?
            • Fühlen Sie sich ausreichend unterstützt?
            • Wie engagiert sind die Lehrpersonen?
            • Wie steht es um die Motivation Ihrer Kinder?
            • Wurden bereits davor digitale Medien (Lernplattformen, Chatrooms
              etc.) zum Lernen verwendet? Wenn ja, welche wurden hier genutzt
              und wie häufig?
            • Wie sieht „Unterricht“ derzeit aus Ihrer Sicht aus? Wie wird gelehrt
              bzw. gelernt?
            • Welche digitalen Medien / Geräte / Apps ... werden derzeit im
              Zuge des distance learnings verwendet?
            • Werden auch außerschulischen             Unterstützungsplattformen
              (eduthek ...) genutzt?
            • Gibt es ein Abgabesystem für erfüllte Arbeitsaufträge? Wie werden
              diese abgegeben? Funktioniert das System?
            • Sind der Umfang und der Anspruch der Aufgaben angemessen?
            • Erhalten die Kinder Feedback zu ihren Leistungen?
            • Haben Sie den Eindruck, dass durch die derzeitige Fernlehre auch
              neue Lehrinhalte vermittelt werden?
            • Wie kommunizieren die Schulen/Lehrpersonen mit Ihnen?
            • Wissen Sie, ob die SchülerInnen miteinander kommunizieren?
              Gibt es auch digital eine Unterrichtsform der Gruppenarbeiten?
            • Sehen Sie besondere Chancen oder Herausforderungen beim
              Fernlernen?
            • Denken Sie, dass sich die Mediennutzung für den Unterricht der
              Volksschule durch die Corona-Krise dauerhaft verändern wird?
            • Gibt es noch etwas, das Ihnen wichtig erscheint?

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Kämpf/Winetzhammer                               Distance Learning während der Corona-Krise

         Vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview!

medienimpulse, Jg. 58, Nr. 2, 2020                                                      26
Kämpf/Winetzhammer                                Distance Learning während der Corona-Krise

5.2 Interviewleitfaden LehrerInnen
         Formalia:

         Vielen Dank für Ihre Zeit. Ich darf mich kurz vorstellen: Meine Name
         ist [NAME] und ich studiere Bildungswissenschaft an der Universität
         Wien. In dem Interview geht es um Ihre Erfahrungen mit der Schule
         während der Coronakrise. Sind Sie mit dem Interview einverstanden
         und haben den Link zur Datenschutzerklärung erhalten?

         Aufwärmfrage:

         Könnten Sie sich kurz vorstellen?

         [Welche Medien wie Bücher, Fernseher, Computer oder Handys be-
         nutzen Sie am liebsten?]

         Erzählgenerativer Anfangsimpuls:

         Während der Coronakrise gibt es viele Veränderungen in der Schule.
         Können Sie mir erzählen, wie sich das für Sie entwickelt hat?

         Nachfrageteil:
            • Welche Vorbereitungen gab es im Vorfeld der Schulschließungen
              durch die Schulleitung, die Bildungsdirektion oder das Bildungsmi-
              nisterium?
            • Konnten Sie sich ausreichend vorbereiten?
            • Wie empfinden Sie die Kommunikation seitens des Bildungsminis-
              teriums/der Bildungsdirektion?
            • Fühlen Sie sich während der Krise ausreichend unterstützt?
            • Über welche Technologien verfügen Sie zuhause?
            • Welche Technologien und/oder Apps benutzen Sie für die private
              Kommunikation?
            • Welche davon nutzen Sie für die Schule?

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Kämpf/Winetzhammer                                  Distance Learning während der Corona-Krise

            • Haben Sie bereits vor der Krise digitale Medien (Lernplattformen,
              Chatrooms etc.) im Zuge des Unterrichts verwendet? Wenn ja,
              welche haben Sie genutzt und wie häufig?
            • Welche digitalen Medien / Geräte / Apps ... verwenden Sie derzeit
              für Ihren Unterricht?
            • Gibt es ein Abgabesystem für erfüllte Arbeitsaufträge? Wie werden
              diese abgegeben? Funktioniert das System?
            • Wie haben Sie sich Wissen angeeignet, dass Sie benötigt haben,
              um Technologien/Apps verwenden zu können, mit denen Sie bis-
              her nicht gearbeitet haben?
            • Wie sieht „Unterricht“ derzeit aus Ihrer Sicht aus? Wie wird gelehrt
              bzw. gelernt?
            • Wie empfinden Sie die Umstellung auf das distance learning? Wel-
              che Vorteile und welche Nachteile gibt es?
            • Wie geben Sie den Kindern Feedback zu ihren Leistungen?
            • Werden durch die derzeitige Fernlehre – einmal abgesehen von
              formalen Vorgaben – auch neue Lerninhalte vermittelt?
            • Wie steht es aus Ihrer Sicht um die Motivation der Schülerinnen
              und Schüler?
            • Wie kommunizieren Sie mit den Schülerinnen und Schülern?
            • Wissen Sie, ob die Schülerinnen und Schüler miteinander kommu-
              nizieren?
            • Gibt es auch digital eine Unterrichtsform der Gruppenarbeiten?
            • Nutzen Sie auch außerschulische Unterstützungsplattformen
              (eduthek, virtuelle PH, …)? Wenn ja, welche?
            • Sehen Sie besondere Chancen oder Herausforderungen beim
              Fernlernen?
            • Denken Sie, dass sich die Mediennutzung für den Unterricht der
              Volksschule durch die Corona-Krise dauerhaft verändern wird?
            • Gibt es noch etwas, das Ihnen wichtig erscheint?

         Vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview!

medienimpulse, Jg. 58, Nr. 2, 2020                                                         28
Kämpf/Winetzhammer                               Distance Learning während der Corona-Krise

5.3 Interviewleitfaden Schulleitung
         Formalia:

         Vielen Dank für Ihre Zeit. Ich darf mich kurz vorstellen: Meine Name
         ist [NAME] und ich studiere Bildungswissenschaft an der Universität
         Wien. In dem Interview geht es um Ihre Erfahrungen mit der Schule
         während der Coronakrise. Sind Sie mit dem Interview einverstanden
         und haben den Link zur Datenschutzerklärung erhalten?

         Aufwärmfrage:

         Könnten Sie sich kurz vorstellen?

         [Welche Medien wie Bücher, Fernseher, Computer oder Handys be-
         nutzen Sie am liebsten?]

         Erzählgenerativer Anfangsimpuls:

         Während der Coronakrise gab es viele Veränderungen in Ihrer Schu-
         le. Können Sie mir erzählen, wie sich das für Sie entwickelt hat?

         Nachfrageteil:
            • Über welche Technologien verfügen Sie zu Hause?
            • Welche Technologien und/oder Apps benutzen Sie für die private
              Kommunikation?
            • Wurden an Ihrer Schule bereits vor der Krise digitale Medien
              (Lernplattformen, Chatrooms etc.) im Zuge des Unterrichts ver-
              wendet? Wenn ja, welche wurden genutzt und wie häufig?
            • Welche Vorbereitungen gab es im Vorfeld der Schulschließungen
              durch die Bildungsdirektion/das Bildungsministerium?
            • Wie haben Sie sich Wissen angeeignet, dass Sie benötigt haben,
              um Technologien/Apps verwenden zu können, mit denen Sie bis-
              her nicht gearbeitet haben?
            • Fühlen Sie als Schulleitung sich ausreichend informiert / unter-
              stützt?

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Kämpf/Winetzhammer                                     Distance Learning während der Corona-Krise

            • Wie empfinden Sie die Kommunikation seitens des Bildungsminis-
              teriums/der Bildungsdirektion während der Krise?
            • Wie kommunizieren Sie mit den Eltern?
            • Wie kommunizieren Sie mit den Lehrerinnen und Lehrern? Findet
              ein kollegialer Austausch über Lernziele / Methoden … statt?
            • Wie engagiert sind die Lehrpersonen hinsichtlich des distance
              learnings?
            • Wie sieht „Unterricht“ derzeit aus Ihrer Sicht aus? Wie wird gelehrt
              bzw. gelernt?
            • Welche digitalen Medien / Geräte / Apps ... werden an Ihrer Schule
              derzeit für den Unterricht verwendet?
            • Gibt es ein Abgabesystem für erfüllte Arbeitsaufträge? Wie werden
              diese abgegeben?
            • Wie geben Lehrpersonen aktuell Feedback/Rückmeldungen an die
              Kinder beziehungsweise deren Familien?
            • Werden, einmal abgesehen von formalen Vorgaben, durch die der-
              zeitige Fernlehre auch neue Lerninhalte vermittelt?
            • Wie steht es aus Ihrer Sicht um die Motivation der SchülerInnen?
            • Wie empfinden Sie die Umstellung auf das distance learning?
            • Sehen Sie besondere Chancen oder Herausforderungen beim
              Fernlernen?
            • Denken Sie, dass sich die Mediennutzung für den Unterricht der
              Volksschule durch die Corona-Krise dauerhaft verändern wird?
            • Gibt es noch etwas, das Ihnen wichtig erscheint?
         Vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview!

 Anmerkungen

         1 Der Grundgedanke hinter dieser Entscheidung war die Überlegung, dass
           sich aufgrund der unterschiedlichen sozioökonomischen Familienhintergrün-
           de im Verlauf der Forschung beispielsweise Differenzen hinsichtlich techno-
           logischer und zeitlicher Ressourcen ergeben könnten. Aufgrund dieser Be-
           obachtungen sollte sichtbar werden, welche potenziell förderlichen oder hin-

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            derlichen Faktoren des distance learnings vom sozioökonomischen Hinter-
            grund der Familien abhängig sind.

         2 Andere Plattformen wie Skype oder Schoolfox erwiesen sich in diesem Kon-
           text als nicht allzu nutzerfreundlich. Beide Plattformen wurden für den Ein-
           satz von den Lehrpersonen getestet, aber bei Skype fehlt beispielsweise die
           Möglichkeit zur Stummschaltung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und
           es werden auch nicht genügend Teilnehmende visuell übertragen, um einen
           Überblick zu gewährleisten, zudem gab es etliche technische Schwierigkei-
           ten bei der Verbindungsherstellung. Die Plattform Schoolfox versuchte kurz
           nach den Schulschließungen ebenfalls eine Möglichkeit zur Videokonferenz
           aufzubauen, doch war es den Befragten nicht möglich, eine stabile Verbin-
           dung aufzubauen, woraufhin diese Option verworfen wurde.

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