Docs 'n Drugs - Gegenwart und Zukunft

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Docs 'n Drugs - Gegenwart und Zukunft
Docs 'n Drugs – Gegenwart und Zukunft
                           Alexander Seitz und Matthias Dannenberg
                Abteilung Künstliche Intelligenz, Universität Ulm, 89069 Ulm
                     E-Mail: {seitz,dannenberg}@informatik.uni-ulm.de

Zusammenfassung
Der vorliegende Text liefert einen kurzen Abriss über den aktuellen Stand des Projektes
"Docs 'n Drugs – Die Virtuelle Poliklinik". Es werden die wichtigsten Programm-
komponenten des Lehrsystems vorgestellt, sowie die Position, die das System im aktuellen
Lehrbetrieb mittlerweile innehat. Außerdem erfolgt ein Ausblick auf die noch verbleibende
Projektphase sowie weitere Zukunftsperspektiven.
Einführung
Das Projekt "Docs 'n Drugs – Die Virtuelle Poliklinik" [2], welches im Rahmen der virtuellen
Hochschule Baden-Württemberg in den letzten dreieinhalb Jahren entstand, ist mittlerweile zu
einem System herangewachsen, das in unterschiedlichen Bereichen der medizinischen Lehre
eingesetzt wird. Anhand von virtuellen Patienten, die in diesem Lehrsystem im Rahmen eines
Lehrfalles untersucht, diagnostiziert und therapiert werden können, üben die Studenten den
praktischen Einsatz des von ihnen erworbenen theoretischen medizinischen Wissens. Vor
allem die im medizinischen Alltag notwendige Entscheidungsfähigkeit kann hierbei sehr gut
trainiert werden.
Um den hohen Ansprüchen des praktischen Einsatzes zu genügen, wurden eine ganze Reihe
von Programmkomponenten entwickelt. Sie unterstützen den Weg vom Erstellen einzelner
Lehrfälle durch einen medizinischen Autor über die Speicherung in dafür geeigneten
Datenbanken bis hin zum Einsatz in konkreten Lehrkontexten wie Seminaren, Kursen und
autodidaktischer Bearbeitung durch den Lernenden. Durch die Konzeption als webbasiertes
System und die Anbindung an das Webportal CasePort [1] wurden auch die Voraussetzungen
für eine über die Universität hinaus reichende Verbreitung und Nutzung des Systems
geschaffen. Die verschiedenen realisierten Komponenten und Konzepte sowie ihre Integration
zu einem Gesamtsystem werden in den folgenden Abschnitten näher besprochen.
Gesamtstruktur des Systems
Der Weg, auf dem virtuelle Fälle für den Einsatz als Lehrmaterial entstehen und Anwendung
finden, umfasst im wesentlichen fünf Schritte:
Docs 'n Drugs - Gegenwart und Zukunft
1. Erhebung von Patientendaten durch medizinische Autoren und Konzeption eines
       darauf basierenden virtuellen Lehrfalls, eines sogenannten Drehbuchs.
   2. Aufbereitung von Patientendaten, damit verbundenen interessanten medizinischen
       Zusammenhängen, sowie didaktischen Elementen mit Hilfe eines Autorensystems.
       Dies wird insbesondere durch eine Fallwissenserfassung, eine medizinische
       Wissenserfassung sowie einen Lehrprozesseditor realisiert.
   3. Speicherung des erhobenen Wissens in Datenbanken und Dateisystemen. Wir
       unterscheiden hier die Bereiche Medizinisches Wissen, Fallwissen, Didaktische
       Lehrprozesse und Benutzerdaten.
   4. Ausführung von Lehrfällen in einem Lernsystem, welches das eigentliche
       Lernprogramm umfasst, aber auch unterstützende Komponenten wie einen
       intelligenten Tutor, Telekooperationsdienste und ein Administrationssystem zur
       Benutzerverwaltung.
   5. Einsatz des Lernsystems in einem konkreten Lehrkontext.
In Abbildung 1 sind die gerade genannten Schritte und darin involvierten Programm-
Komponenten dargestellt [5].

          Medizinische Autorin
                                                                     Erstellung des Lehrfalles

                                          Drehbuch
  Medizinische        Fallwissens-                         Lehrprozess-         Autorensystem
Wissenserfassung       erfassung                              editor

                                                                                  Wissens- und
 Medizinisches        Fallwissen          Didaktische            Benutzer-
   Wissen                                Lehrprozesse           verzeichnis         Datenbasen

   Intelligenter         Lernprogramm           Telekooperations-     Administrations-    Lern-
       Tutor                                         dienste             system
                                                                                         system

   Studierende                                                      Ausführung des Lehrfalles

                         Abbildung 1: Struktur von Docs 'n Drugs
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Autorensystem
Das Autorensystem besteht aus den drei Komponenten Medizinische Wissenserfassung,
Fallwissenserfassung   und    Lehrprozesseditor.   Mit   dem    Java-Applet    Medizinische
Wissenserfassung ist der Autor in der Lage, medizinische Begrifflichkeiten zu definieren, die
in konkreten Lehrfällen benutzt werden können. Diagnosen wurden hierbei aus dem ICD-10
übernommen, während für Untersuchungsmethoden und anatomische Strukturen der MeSH-
Standard angepasst wurde. Außerdem werden Untersuchungen als Untersuchungsmethoden
an konkreten Anatomien beschrieben. Schließlich definieren wir mit REMS alle Arten von
Fakten, die in einem medizinischen Fall für die Diagnosefindung eine Rolle spielen könnten.
REMS ist die Abkürzung für die Bereiche Risikofaktoren, Ergebnisse von Untersuchungen,
Medikamente der Patientengeschichte und Symptome. In Abbildung 2 ist zum Beispiel die
Verwaltung von Diagnosebegriffen durch einen Hierarchie-Editor dargestellt. Mit der
Medizinischen Wissenserfassung besteht aber auch die Möglichkeit zum Beschreiben von
allgemeinen medizinischen Zusammenhängen. So kann festgelegt werden, welche
Untersuchungsmethoden an welchen anatomischen Strukturen überhaupt durchführbar sind,
welche REMS durch bestimmte Untersuchungen erhoben werden können, und für welche
Diagnosen bestimmte Therapien geeignet sind.

                       Abbildung 2: Medizinische Wissenserfassung
Schließlich können Multimediaelemente mit den genannten Begrifflichkeiten in Bezug
gesetzt werden, um zu beschreiben, was diese Elemente konkret illustrieren.
Mit dem Java-Applet Fallwissenserfassung gibt der Autor konkrete Patientendaten ein. Die
Begrifflichkeiten, die er dabei verwendet, sind ein Ausschnitt aus den Daten, die mit der
medizinischen Wissenserfassung eingegeben worden sind, angereichert um konkrete Werte
für medizinische Fakten [3], also zum Beispiel die genaue Menge des Alkoholkonsums, wie
es in Abbildung 3 dargestellt wird.

                             Abbildung 3: Fallwissenserfassung

Schließlich werden im Lehrprozesseditor Patientendaten in Texte für eine realitätsnahe
Präsentation im Lernprogramm eingebettet. Diese Texte werden durch Fragen ergänzt, um
den Lernenden zu einer Auseinandersetzung mit dem Wissen anzuregen, das durch den
Lehrfall vermittelt werden soll. Es wird aber auch beschrieben, mit welchem Freiheitsgrad der
Lernende Entscheidungen in einem Lehrfall treffen kann [4]. Verschiedene Freiheitsgrade
werden dadurch realisiert, dass der Lernende unterschiedlich viele Aktionen wie zum Beispiel
Untersuchungen oder Therapiemaßnahmen ausführen kann, oder aber sequentiell durch den
Fall geführt wird. Der Lehrprozesseditor arbeitet mit HTML-Formularen, welche wie die
oben genannten Applets über das Internet benutzt werden können.
Datenbanken
Das Lehrsystem Docs 'n Drugs arbeitet mit sehr großen Datenmengen. Allein der ICD-10-
Schlüssel für Diagnosen, welcher in das medizinische Wissen integriert ist, beinhaltet
mehrere tausend Einträge. Um einen effizienten Zugriff zu ermöglichen, wurden daher die
drei oben genannten Formen von Wissen in relationalen Datenbanktabellen gespeichert. Das
zugehörige Datenmodell umfasst im Moment etwa fünfzig Tabellen und ist in drei
Datenbankbereiche eingeteilt, das Medizinische Wissen, das Fallwissen und die didaktischen
Lehrprozesse. Aufgrund der mittlerweile großen Anzahl an Benutzern (unter anderem
mehrere hundert StudentInnen pro Semester) und dem Einsatz des Systems auf verschiedenen
Nutzerebenen mit unterschiedlichen Zugriffsrechten ist eine umfassende Benutzerverwaltung
notwendig. Auch hier werden entsprechende Daten in der Datenbank gespeichert. Die
Zugriffswege zu den einzelnen Datenbankbereichen sind in Abbildung 1 dargestellt.
Lernsystem
Der eigentliche Kontakt des Lernenden mit dem Lehrsystem erfolgt über das Lernprogramm,
mit dem dieser in der Lage ist, virtuelle Patienten zu untersuchen, Differentialdiagnosen zu
stellen und Therapien zur Behandlung der diagnostizierten Krankheit anzuordnen. Auch hier
kommt ein Java-Applet zum Einsatz, das ein Experimentieren mit dem Lehrfall erlaubt und
dem Lernenden durch eine Button-Leiste eine Auswahl an Untersuchungen zur Verfügung
stellt. Im Hauptfenster werden Untersuchungsergebnisse, Informationen über den Patienten
und zugehörige Fragen gestellt. Hier erfolgt auch die Präsentation unterschiedlichster vom
System unterstützter Multimediadaten wie Grafiken, Sounds und Animationen. Abbildung 4
zeigt das Startfenster für einen Lehrfall aus dem Bereich Kardiologie.
Während das System Docs 'n Drugs im Moment hauptsächlich im inneruniversitären Bereich
im Rahmen von Veranstaltungen zum Einsatz kommt, ist längerfristig auch eine direkte
Nutzung durch Studenten und Ärzte in der Weiterbildung geplant. Hier entfällt natürlich die
Betreuung durch einen Tutor, so dass nach Möglichkeiten gesucht wurde, einen Lernenden
auch in solchen Situationen unterstützen zu können.
Eine solcher Weg ist der intelligente Tutor, welcher den Lernenden während seiner gesamten
Fallbearbeitung begleitet, ihn beobachtet und entsprechend dem, was er schon über den
Patienten   weiß,    Hilfestellungen    gibt.   Er    korrigiert   aber   auch   automatisch
Differentialdiagnosen, die vom Lernenden gestellt wurden [6]. Hierzu wird in den
Datenbanken gespeichertes Wissen verwendet, welches gewichtete Zusammenhänge
zwischen Symptomen und Diagnosen beschreibt. Für situationsabhängige Tipps greift der
intelligente Tutor anderseits auf Wissen zurück, das beschreibt, welche Untersuchungen die
dem Lernenden noch nicht bekannten Symptome erheben können.

                                     Abbildung 4: Lernprogramm

Der     intelligente   Tutor    wird    außerdem    durch   ein     Modul     ergänzt,     das   mit
Telekollaborationsdiensten den Kontakt zu realen medizinischen Tutoren ermöglicht. So
können Bereitschaftsdienste von Betreuern der Lehre eingerichtet werden, welche den
Lernenden online Hilfe leisten können. Das Telekollaborationstool ermöglicht unter anderem
einen Online-Chat mit Live-Video-Übertragung. Für die Nutzung dieses Dienstes ist auf Seite
des Lernenden nur ein gängiger Browser notwendig.
Wie oben schon im Abschnitt über die Datenbasis angedeutet, existieren bei Docs 'n Drugs
ganz unterschiedliche Zugriffsrechte. Während externe Lernende nur Zugriff auf freigegebene
Fälle des Lernsystems besitzen, haben Autoren Zugriff auf die verschiedenen Komponenten
des Autorensystems. Schließlich dürfen medizinische Experten Begriffshierarchien erstellen
und ergänzen. Um dieses Konzept zu unterstützen, ist in Docs 'n Drugs ein
Administrationssystem zur Verwaltung von Benutzern und Zugriffsrechten integriert. Auch
diese    Komponente      ist   als   Java-Applet   implementiert,   welches     von      festgelegten
Administratoren webbasiert aufgerufen werden kann.
Praktischer Einsatz
An der Universität Ulm wird das System "Docs 'n Drugs" seit dem Sommersemester 2000 in
verschiedenen Lehrveranstaltungen eingesetzt. Im vergangenen Wintersemester 2001/2002
hatten die Studierenden des ersten Semesters in der Lehrveranstaltung "Einführung in die
klinische Medizin" Gelegenheit, erste Erfahrungen mit dem Lernsystem zu sammeln. Der
Kurs hat im Rahmen von 2 x 6 Kurseinheiten mit jeweils 15 StudentInnen stattgefunden. In
der Pflichtveranstaltung "Praktikum der klinischen Medizin" wurden alle Studierende der
mittleren Semester in einem Intensivkurs in "Docs 'n Drugs" eingeführt. Zusätzlich wurde ein
Seminar "Docs 'n Drugs" mit 8 Kurseinheiten für je 15 StudentInnen zur umfangreicheren
Beschäftigung mit dem System in den höheren Semestern angeboten. Die Auswahl der Fälle
wird von den Dozenten und Tutoren zielgruppengerecht vorgenommen.
Die StudentInnen haben in speziellen Computerübungsräumen die Möglichkeit, allein oder in
selbstorganisierten   Kleingruppen    weitere    Übungseinheiten     zu    absolvieren.   Die
Fallbearbeitung von zuhause aus über das Internet ist mit extern freigeschalteten Fällen
möglich. Die Ladezeiten über Modem sind jedoch aufgrund der verwendeten datenintensiven
Multimediaelemente sehr lange. Um die Arbeitsmöglichkeiten innerhalb der Universität zu
erweitern, wird derzeit im Campusbereich ein "Wireless LAN" installiert. Dadurch wird es
möglich, in verschiedensten Kommunikationsbereichen, der Cafeteria oder Seminarräumen
mit "Docs 'n Drugs" zu arbeiten. Die direkte tutorielle Begleitung wird in diesen Fällen durch
den Einsatz des "Intelligenten Tutors" und der Telekooperationsdienste ersetzt. Dafür stehen
alle Lehrfälle, die für den internen Gebrauch innerhalb der Universität Ulm freigegeben
wurden, zu Verfügung.
Für die Arbeit mit Docs 'n konnte eine ganze Reihe von Partnern aus dem medizinischen
Bereich gewonnen werden. So pflegen mittlerweile Autoren aus den Fachgebieten
Infektiologie/Medizinische    Mikrobiologie,     Kardiologie/Pulmonologie,      Nephrologie,
Gynäkologie und der Neurologie Fälle in das System ein. Weitere Bereiche wie zum Beispiel
die Pharmakotherapie und Sportmedizin haben ihr Interesse an einer Zusammenarbeit
bekundet. Die Gewinnung und Schulung geeigneter Fallautoren wird zur Zeit verstärkt
vorangetrieben, um den Umfang der Fallbibliothek signifikant zu vergrößern. Dies ist auch
Voraussetzung für die angestrebte Ausweitung der Zielgruppe von MedizinstudentInnen auf
ÄrztInnen in der Aus- und Weiterbildung.
Eine Lerner-Evaluation mittels Online-Fragebogen, Beobachtung und direkter Befragung
wird derzeit durchgeführt, daher können hierzu in diesem Papier noch keine abschließenden
Bewertungen präsentiert werden. Gleichwohl lassen sich erste Erkenntnisse über die
Vorkenntnisse, Erfahrungen und Beurteilungen der Studierenden zusammenfassen.
Einerseits bringen die StudentInnen äußerst unterschiedliche Vorkenntnisse im Umgang mit
Computern mit. Andererseits bedeutet Computererfahrung noch nicht, dass ausreichende
Motivation zur Verwendung computergestützter Lernsysteme vorliegt. Neben der
Einarbeitung ist deshalb von den Dozenten und Tutoren zudem Motivationsarbeit zu leisten.
Schwierigkeiten bei der Bedienung, Probleme mit der Navigation durch das System und
mangelnde Intuitivität in der Benutzerführung beeinträchtigen die Akzeptanz, daher werden
Rückmeldungen der Lernenden zu diesen Themen besonders ernst genommen und fließen
direkt in die Weiterentwicklung und Optimierung des Systems ein.
Allgemein stufen viele Studierende computergestützte und webbasierte Lehrsysteme als
Bereicherung im universitären Lernumfeld ein. Anfängliche Berührungsängste und
Bedienungsprobleme weichen oft rasch der Freude am Umgang mit dem neuen Medium.
Viele schätzen die direkte Rückmeldung und Bewertungsmechanismen des Systems, die eine
sofortige Einstufung des eigenen Kenntnisstandes ermöglichen. Auch die Möglichkeit,
unnötige oder falsche Schritte durchzuführen und damit aus Fehlern zu lernen, erfährt ein
positives Feedback. Weiterhin wird der Aufwand, der mit dem Einsatz und der Aufbereitung
multimedialer Elemente verbunden ist, entsprechend gewürdigt; zeigt sich doch gerade hier
eine deutliche Erweiterung der Darstellungsmöglichkeiten im Vergleich zum traditionellen
Lehrbuch. Die positive Bewertung von Fällen, die von den Fallautoren strukturell und
didaktisch gut aufgearbeitet wurden, rechtfertigt zudem den Beratungsaufwand, der in diesem
Bereich in zunehmenden Maße betrieben wird.
Ausblick
Ende Juni 2003 endet die zweite Förderphase des Projektes. Docs 'n Drugs befindet sich also
weiterhin in der Entwicklung. Die Arbeitsziele für den verbleibenden Zeitraum sind:
Evaluation: Ziele der Evaluation zu diesem Zeitpunkt sind die Analyse der potenziellen
Nutzer (Studenten, Autoren, Mediziner) und der Wechselwirkung zwischen System, Material
und Lernenden. Während das erstgenannte sich mit Inanspruchnahme, Erwartungen,
Bekanntheit und Motivation befasst, dient das zweite Ziel der Weiterentwicklung des
Softwaresystems selbst, in dem die Interaktion zwischen Lernenden und dem System Docs 'n
Drugs stattfindet.
Erweiterung der Fallbasis und der Einsatzgebiete: Bei der aufwändigen und anspruchsvollen
Modellierung der Lehrfälle soll die Unterstützung der Fallautoren in den Bereichen Didaktik
und Falleingabe (Autorentool) weiter verbessert werden. Eine breitgefächerte Fallbasis ist die
Grundlage für einen flexiblen Einsatz des Systems in weiteren Lehrveranstaltungen (auch an
anderen Universitäten).
Implementierung     didaktischer    Konzepte:     Authentische   Lernsituationen,   Praxisbezug,
Interaktivität, Adaptivität (Lernsystem passt sich an Lernende an), Modularität von
Lerneinheiten und Adaptierbarkeit (Lernende passen Lernsystem individuell an) sind wichtige
Kriterien des webbasierten Lernens. Ihre Umsetzbarkeit muss durch die Werkzeuge des
Systems gewährleistet werden.
Fertigstellung des Autorenwerkzeugs: In direktem Zusammenhang mit den beiden
letztgenannten Punkten steht die Realisierung eines leistungsfähigen Autorensystems, vor
allem bezüglich der Fallstrukturierung und der Ablaufmodellierung. Die Unterstützung der
Autoren wird in erster Linie durch graphisch orientierte Benutzerschnittstellen, komfortable
Inhalts- und Regeleditoren und Assistenten zum Anlegen einer Grundstruktur auf
Fallwissensbasis erreicht.
Als weitere Ziele sind die Weiterentwicklung des Intelligenten Tutors und die Optimierung
der Benutzeroberfläche unter Berücksichtigung der Erfahrungen mit dem bisherigen Einsatz
des Systems zu nennen. Durch die Portierung der Datenbank auf ein leistungsfähigeres
System und die Modifizierung einzelner Komponenten für die performantere Nutzung via
Internet wird das System weiter optimiert.
Für das Weiterbestehen nach Beendigung der Projektlaufzeit werden geeignete Strategien
entwickelt. Einen besonderen Schwerpunkt in der letzten Projektphase stellt hierbei die
Entwicklung eines Konzeptes zur Verstetigung der Projektergebnisse dar. Die Gewährleistung
von Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang auch Entwurf von Strategien zur
Kommerzialisierung des entstandenen Produktes. Die Voraussetzungen dafür bieten gute
Demonstrationsprojekte, wie der curriculare Einsatz des Systems an der Universität Ulm.
Hohe Präsenz bei universitären und überregionalen Veranstaltungen garantieren einen hohen
Bekanntheitsgrad       bei     Repräsentanten      wichtiger     Gremien     und      möglichen
Kooperationspartnern.        Veröffentlichungen     in   den     Medien     erschließen    neue
Interessentenkreise.
Bei der praktischen Umsetzung der weiterführenden Struktur- und Entwicklungsplanung stellt
sich eine Vielzahl von zu lösenden Problemen. Umfangreicher Klärungsbedarf ergibt sich vor
allem bei der Bestimmung der in Frage kommenden Rechtsformen und möglicher
Anschubfinanzierungen. Die Klärung der Urheber- und Nutzungsrechte an Software und
Inhalten muss mit allen beteiligten Einrichtungen und Rechtspersonen im Vorfeld erörtert
werden. Die erfolgreiche Zusammenarbeit der Universität, der Fachhochschule und des
Universitätsklinikums in Ulm soll auch nach Ende der Projektlaufzeit unter Berücksichtigung
der sich ergebenden Veränderungen zum gegenseitigen Nutzen fortgeführt werden.
In all diesen Fragen wird die Zusammenarbeit mit dem Technologie-Lizenz-Büro (TLB) der
Baden-Württembergischen Hochschulen GmbH angestrebt. TLB berät Entwickler an
Hochschulen in Rechts- und Verwertungsfragen, insbesondere aus Verbund-Projekten des
Landesprogramms Virtuelle Hochschule. Weiterhin ist die Einbeziehung geeigneter
Fachkräfte aus den Bereichen Betriebswirtschaft und Marketing vorgesehen. Die
Entwicklungs- und Marktchancen im Aus- und Weiterbildungssektor werden derzeit noch
positiv bewertet, es ist jedoch mit einer gewissen Konzentration des Marktes zu rechnen. Der
Fortbestand und die Einsatzfähigkeit des Systems sollen in jedem Fall gewährleistet sein,
denn die Einbindung als computergestütztes, fallbasiertes Lehrsystem in das Curriculum hat
"Docs 'n Drugs" zu einem wertvollen Werkzeug moderner Universitätsausbildung gemacht.
Literatur
[1] CasePort – Portal für die fallbasierte Lehre in der Medizin. http://www.caseport.de.
[2] Docs 'n Drugs – Die virtuelle Poliklinik. http://www.docs-n-drugs.de.
[3] Illmannn, T. ; Martens, A. ; Seitz, A. ; Weber, M.: Structure of Training Cases in Web-
   Based Case-Oriented Training Systems. In: Okamoto, T. ; Hartley, R. ; Kinshuk ; Klus, J.
   (Hrsg.): Advanced Learning Technology: Issues, Achievements and Challenges. Los
   Alamitos, CA : IEEE Computer Society, 2001. - ISBN 0-7695-1013-2, S. 90-93.
[4] Martens, A. ; Bernauer, J. ; Illmann, T. ; Seitz, A.: Docs 'n Drugs - The Virtual Polyclinic.
   An Intelligent Tutoring System for Web-Based and Case-Oriented Training System in
   Medicine. In: Proc. of the American Medical Informatics Conference 2001. Washington :
   AMIA, 2001.
[5] Pietzcker, T. ; Weber, M. ; Reuter, S. ; Marre, R.: Docs 'n Drugs - Die Virtuelle Poliklinik.
   Ein fallorientiertes, webbasiertes Ausbildungssystem für Mediziner. In: Bichler, K.-H. ;
   Mattauch, W. (Hrsg.): Multimediales Lernen in der medizinischen Ausbildung. Heidelberg
   : Springer, 2001. - ISBN: 3-540-14898-1, S. 99-108.
[6] Seitz, A. ; Martens, A. ; Bernauer, J. ; Scheuerer C. ; Thomsen, J.: An Architecture for
   Intelligent Support of Authoring and Tutoring in Medical Multimedia Learning
   Environments. In: Collis, B ; Oliver R. (Hrsg.): Proceedings of ED-Media 99.
   Charlottesville, USA : AACE, 1999. S. 852-857.
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