Dünn, dünner, am dünnsten! Essstörungen bei Mädchen - Workshop 14. November 2013 - Gabriele Schiedeck Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß ...
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Workshop 14. November 2013 Dünn, dünner, am dünnsten! Essstörungen bei Mädchen Gabriele Schiedeck Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß Kurt-Schumacher-Platz 5 24109 Kiel www.frauenberatungsstelle-kiel.de Ernst Rose / pixelio Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Formen von Essstörungen Anorexie Anorexia nervosa, Magersucht Bulimie Bulimia nervosa, Ess-Brecht-Sucht Adipositas / Esssucht Adipositas per magna, Binge-Eating Orthorexie Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Verbreitung und Ausmaß von Ess-Störungen Anorexie Bulimie Adipositas Vorkommen 0,2-2% der 2-4% der 10-25% der Bevölkerung Bevölkerung Bevölkerung Geschlecht Ca. 95% aller Ca. 90% aller Geringfügig Erkrankten Erkrankten häufiger bei weiblich weiblich Frauen Alter 15-23 Jahre 20-30 Jahre 40-65 Jahre Erkrankungsgipfel Quelle: DHS, Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren: Essstörungen, Eine Information für Ärztinnen und Ärzte, Wermelskirchen 1997 Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Essstörungen in SH und Kiel über 500.000 über 50.000 Menschen mit Menschen, die Essstörungen / Adipositas Schleswig- unter Holstein Essstörungen / Darunter schwere Essstörungen: ~ Adipositas • 1.000 – 2.000 AnorektikerInnen Kiel leiden • 3.000 – 6.000 Bulimiekranke • 2.000 – 4.000 Menschen mit Binge-Eating-Disorder Vgl. „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ des Robert-Koch-Instituts (DEGS 1 2008-2011) Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Klinikbehandlungen Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Anorexia nervosa 1. Absichtlich herbeigeführtes und/oder auf- rechterhaltenes Untergewicht (BMI < 17,5) 2. Gewichtsverlust durch Nicht-Essen, selbst induziertes Erbrechen/Abführen, extremen Sport, Appetitzügler/Abführmittel/Diuretika 3. Körperschema-Störung: Ausgeprägte Störung der eigenen Körperwahrnehmung, extreme Angst vor Gewichtszunahme trotz Untergewichts bzw. davor dick zu werden 4. Ausbleiben der Regelblutung / Libido- und Potenzverlust, Verzögerung der pubertären Entwicklung, Wachstumsstopp 5. Leugnen des Schweregrades des geringen Körpergewichts Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Kennzeichnend für Anorektikerinnen ist oft ... Erleben quälender Hungergefühle, z.T. Heißhungeranfälle Gebrauch von Appetitzüglern, Abführmitteln und Diuretika Extremes Ausmaß an sportlichen Aktivitäten Besonderes Interesse an Nahrungszubereitung Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben Depressive und zwanghafte Symptome Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Gedankenkarrusell Ich bin viel zu dick! Ich muss abnehmen Ich habe Hunger Ich darf nichts essen Ich muss mehr Sport machen Ich bin immer noch fett Ich werde Abführmittel nehmen Ich darf nicht wieder zunehmen Mein Po ist zu dick Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Mögliche Hintergründe der Anorexie • Selbstbewusstsein durch Selbstkontrolle / Stärke Bei • Schutz vor Anforderungen des Anorexie- Erwachsenwerdens kranken • Angst vor körperlicher Veränderung geht es oft in der Pubertät um … • Hilferuf nach Anerkennung, Liebe, Geborgenheit • Aufrechterhaltung des familiären Gleichgewichts • Erlangen von Autonomie Betroffene sind häufig bisherige ‚Musterkinder‘. Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Bulimia nervosa 1. Andauernde Beschäftigung mit dem Essen und Kontrollverlust über das Essverhalten 2. Heißhungeranfälle: Verzehr extrem großer Nahrungsmengen in einem bestimmten (kurzen) Zeitraum 3. Wiederholte Fressattacken mehrmals wöchentlich über drei Monate und länger 4. Anwendung von gegensteuernden Maßnahmen um nicht zuzunehmen 5. Übermäßiger Einfluss der Figur und des Körpergewichts auf die Selbstbewertung Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Kennzeichnend für Bulimikerinnen ist oft … Gewicht meist im Normbereich, dennoch krankhafte Besorgnis um Figur und Körpergewicht Essen beherrscht Denkens, Fühlen und Handeln Essanfälle meist im Verborgenen, Ablauf als Art Ritual, Verschlingen hochkalorischer Lebensmittel (bis zu 15.000 kcal.) Perfektionistische Grundhaltung, Leistungsorientiertheit, Alles-oder-Nichts-Denken Wenig Selbstwertgefühl, Selbsthass, depressive Verstimmungen bis hin zu Suizidgedanken Ggf. finanzielle Probleme aufgrund des großen Nahrungsmittelverbrauchs Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Mögliche Hintergründe der Bulimie • Rollendruck / Rollenerwartungen Gesellschaftliche, intrapsychische • Großer Druck dem Schlankheits- / und familiäre Schönheitsideal zu entsprechen Faktoren • Selbstwertmangel/-unsicherheit, Diskrepanz zw. Real- und Ideal-Ich • Starke Orientierung an anderen, (Über)Anpassung, Unterdrückung eigener Bedürfnisse und Wünsche • Wunsch n. Anerkennung, Konflikt- vermeidung, Familienharmonie • Verlustangst, sex. Missbrauch Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Körperliche Komplikationen und Folgeschäden der Bulimie ■ Müdigkeit, Schwindel ■ Vitaminmangel ■ Chronische Heiserkeit und Halsschmerzen ■ Zahnschmelzschäden ■ Schwellung der Ohrspeicheldrüsen ■ Herzrhythmusstörungen ■ Akute Magenerweiterung / Gefahr einer Magenruptur ■ Chronische Verstopfung bis hin zur Darmlähmung Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Adipositas Adipositas ≠ Übergewicht Adipositas = beträchtliches Übergewicht: BMI über 30 Adipositas per magna: BMI über 40 Falsche Annahmen: Adipöse Menschen äßen immer übermäßig viel, häufig, kalorienreich oder falsch. (→ Stoffwechselprobleme, „Dick gehungert“ durch Diäten, Jo-Jo-Effekt) Adipöse Menschen hätten besondere „Persönlichkeitsmerkmale“, wären disziplinlos u.ä. (→ oft sehr diszipliniert, besonders tüchtig) Übergewicht habe immer seelische Ursachen bzw. sei eine Essstörung im Sinne einer psychischen Krankheit. (→ auch Veranlagung, Kultur, Medikamente) Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Mögliche Hintergründe der Adipositas ■ Gesellschaftliche Faktoren / Hintergründe ■ Schönheits- und Schlankheitsideal ■ Zunehmende Beurteilung von Menschen nach Äußerem ■ Abwertung / Diskriminierung von Dicken ■ Möglichkeit und Druck zur „Körperoptimierung“ ■ Diätenwahn /„Dick gehungert durch Diät“ ■ Veranlagung ■ Stoffwechsel, Set-point ■ Familiäre/persönliche Faktoren / Hintergründe ■ Unzureichende Förderung von Bewegung und Sport ■ Einsatz von Essen → zur Spannungsabfuhr, Beruhigung, Konfliktvermeidung, Trost, Belohnung Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Diäten Fast immer erfolglos (98 %) Einstieg in eine Ungesund und Essstörung gefährlich Diäten Erzeugen Fördern Versager/innen Übergewicht Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Alternativer Diätplan Ich lache, wenn ich fröhlich bin Ich weine, wenn ich traurig bin Ich singe, wenn ich singen will Ich schreie, wenn ich wütend bin Ich gehe, wenn ich mich bewegen will Ich tanze, wenn ich tanzen will Ich esse, wenn ich hungrig bin Ich trinke, wenn ich durstig bin Ich ruhe, wenn ich müde bin © Dr. Gerta van Oost, Dormagen Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Stopp Überprüfen Sie kritisch Ihre eigene Einstellung zum Schlankheits-/ Schönheitsideal und zu Diäten. Was denken Sie? Was sagen Sie? Machen Sie grundsätzlich keine abfälligen, lustigen oder witzig gemeinten Bemerkungen über Übergewichtige und keine lobenden über Schlanke! Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Hinweise für Helferinnen und Helfer Bei Verdacht auf Essstörung einfühlsame Konfrontation der Betroffenen mit der eig. Wahrnehmung. Unterstützung anbieten. Auf Arztbesuch und ggf. Gespräch mit Eltern drängen. Nicht abschrecken lassen v. Ablehnung, Widerspruch, Aggression. Notfalls einen vorübergehenden Rückzug oder Kontaktabbruch respektieren. Nach einiger Zeit erneut das Gespräch suchen. Auf eigene und Grenzen der Betroffenen / Angehörigen achten. Ambivalentes Verhalten der Essgestörten versuchen zu verstehen. Bei Gesprächen mit Eltern vorsichtig sein mit dem Begriff „Schuld“. Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten herausfinden. Versuchen, eine Brücke zu den Hilfsangeboten zu schlagen. Infomaterial besorgen und an die Betroffenen weitergeben. Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
Angebote von Eß-o-Eß ■ Einzelberatung für betroffene Frauen / Mädchen ■ Einzelberatung für Angehörige ■ Information über Ursachen, Erscheinungsbilder, Folgeerkrankungen und Therapiemöglichkeiten ■ Hilfe bei der Suche nach ambulanten oder stationären Therapien ■ Angeleitete Gruppen für betroffene Frauen ■ Initiierung, Aufbau und Unterstützung von Selbsthilfegruppen ■ Nachsorgende Hilfe nach Klinikaufenthalt ■ Prävention und Öffentlichkeitsarbeit: Informationsveranstaltungen, Infostände, Workshops/Vorträge Frauenberatungsstelle / Eß-o-Eß
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