Durch den Multimedia Supercorridor zur Vision 2020? Wirtschafts- und Technologiepolitik in Malaysia Vorbereitungsseminar zur großen Exkursion ...

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Durch den Multimedia Supercorridor zur Vision 2020?
Wirtschafts- und Technologiepolitik in Malaysia

Vorbereitungsseminar zur großen Exkursion Singapur-
Malaysia 2003

Leitung: Dipl. Geog. Matthias Kiese
Abteilung Wirtschaftsgeographie
Wintersemester 2002/2003

Vorgelegt von:
Arthur Selescu
Henning Metz

                                                      1
Inhaltsverzeichnis

WIRTSCHAFTS- UND TECHNOLOGIEPOLITIK IN MALAYSIA

1      GRUNDZÜGE DER MALAYSISCHEN WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG                     3

1.1 WANDEL DES WIRTSCHAFTSPOLITISCHEN PARADIGMAS                             3

1.2 ZIELSETZUNG DER WIRTSCHAFTSPOLITIK IM HINBLICK AUF DIE VISION 2020       4

2     DIE VISION 2020                                                        4

2.1 VERWIRKLICHUNG DER VISION 2020 DURCH WIRTSCHAFTLICHES WACHSTUM           5

2.2       AUSBAU     DER       WERTSCHÖPFUNGSKETTE      DURCH      EINHEIMISCHE
      AUTOMOBILINDUSTRIE?                                                     6

3     TARIFÄRE HANDELSHEMMNISSE ALS INSTRUMENT DER ABSATZSICHERUNG           7

4      SICHERUNG DES LANGFRISTIGEN WIRTSCHAFTLICHEN WACHSTUMS DURCH AUSBAU
      VON F&E                                                            8

5     DIE AUSWIRKUNGEN DER KONJUNKTURSCHWÄCHE IM JAHR 2001                   8

5.1 WACHSTUMSAUFSPALTUNG ZWISCHEN EXPORT- UND BINNENMARKTORIENTIERTEN
   SEKTOREN                                                         8

6     DIE ZUKUNFT DER VISION 2020                                            10

7 DER ,,MULTIMEDIA SUPER CORRIDOR’’ ALS ZUGESTÄNDNIS AN DIE GLOBALISIERUNG
                                                                          10

7.1 ,,MULTIMEDIA SUPER CORRIDOR’’                                            10

7.2 AUFBAUPHASEN DES MSC                                                     13

7.3 ANSIEDLUNG IN CYBERJAYA: PRO UND CONTRA                                  14

8 DIE ENTWICKLUNG DES HUMANKAPITALS                                          15

9 KRITIK AM MSC                                                              15

10 LITERATURVERZEICHNIS                                                      16

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Durch den Multimedia Supercorridor zur Vision 2020?
Wirtschafts- und Technologiepolitik in Malaysia

1   Grundzüge der malaysischen Wirtschaftsentwicklung
"Kaum ein Staat verfolgt so konsequent ehrgeizige industriepolitische Ziele wie Malaysia. Das Land
formuliert Vorgaben für die Privatwirtschaft und wendet ein komplexes Instrumentarium von Auflagen,
Schutzzöllen,   Steueranreizen    und    politischem   Druck    an,    um    diese   zu    erreichen."
(http://www.fes.de/fulltext/stabsabteilung/00408.htm#E10E2, 20.02.2003).
Das Wachstum der malaysischen Wirtschaft beruhte in den letzten Jahrzehnten vorwiegend auf dem
Mehreinsatz von Produktionsfaktoren. Insbesondere spielten Kapitalzuflüsse in Form von ausländi-
schen Direktinvestitionen und Ausweitung der Beschäftigung aufgrund komparativer Lohnkostenvor-
teile eine tragende Rolle. Hinsichtlich der Technologie- und Wissensintensität der Produktion, eigener
F&E-Beiträge und der Entstehung eines dynamischen Unternehmertums hat Malaysia nur geringe
Fortschritte gemacht. In der Exportwirtschaft ist das Land zwar äußerst wettbewerbsfähig, aber seine
Standortdynamik beruht zum weit überwiegenden Teil auf Montageoperationen transnationaler Kon-
zerne (TNK). Auch die binnenorientierte Industrie ist in hohem Maße auf ausländisches Know-how
angewiesen (vgl.:)

1.1 Wandel des wirtschaftspolitischen Paradigmas
Aufgrund des Arbeitskräftemangels sind die Lohnkosten seit Mitte der 1980er Jahre so stark angestie-
gen, daß Malaysia nicht mehr auf Niedriglohnindustrien setzen kann. China und Vietnam nehmen
heute die Position von Niedriglohnländern im asiatischen Wirtschaftsraum ein. Diese Situation zwingt
Malaysia zum Strukturwandel in Richtung auf wissens- und technologieintensivere Fertigung in Bran-
chen mit höherer Wertschöpfung und verbesserter Produktivität. Malaysia hat diese Notwendigkeit
frühzeitig erkannt und verfolgt eine aktive Wirtschaftspolitik, um den technologischen Anschluß an die
OECD-Länder zu finden (vgl.: http://www1.kas.de/publikationen/2002/laenderberichte/malaysia02-
07.html, 20.02.2003).
Über drei Viertel der malaysischen Industriegüterexporte werden bisher von TNK geleistet. Lag in der
Vergangenheit ein Schwerpunkt darauf, relativ ungezielt ausländische Direktinvestitionen durch Steu-
eranreize und Infrastrukturvorleistungen ins Land zu bringen, so geht es heute darum, selektiv tech-
nologieintensive Investitionen zu fördern und die Verknüpfung mit der nationalen Wirtschaft zu stär-
ken. Das „Manufacturing++"-Konzept des Zweiten Industriellen Entwicklungsplans (IMP2) zielt auf
eine Weiterentwicklung der bestehenden Fertigungskapazitäten in zweierlei Hinsicht: einerseits auf
Diversifizierung in vor- und nachgelagerte Bereiche der Wertschöpfungskette, andererseits auf die
Steigerung der Faktorproduktivität in allen Bereichen (vgl.: http://www.fes.de/fulltext/ stabsabtei-
lung/00408.htm#E10E2)

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1.2 Zielsetzung der Wirtschaftspolitik im Hinblick auf die VISION 2020
Der wirtschaftspolitische Ansatz, der hierbei verfolgt wird, liegt in dieser Phase nicht mehr allein auf
dem Import und der Anwendung von Hochtechnologie und technischem Wissen sondern auch im
Aufbau endogener F&E-Kapazitäten.

Vorrangige Ziele dieser Politik sind:
    1. der staatlich gelenkte Aufbau neuer Industriezweige, die als „strategisch" für den Erwerb
         technologischer Kompetenz und die Schaffung von Koppelungseffekten angesehen werden.
         Diese Zweige werden auf Initiative des Premierministers überwiegend mit malaysischem (teils
         staatlichem) Kapital und erheblichen öffentlichen Vorleistungen entwickelt. Hierzu zählen z.B.
         die Automobilindustrie, das MSC-Projekt sowie der Einstieg in die Luft- und Raumfahrtindu-
         strie.
    2. der schrittweise Ausbau der von Transnationalen Konzernen (TNK) dominierten Exportindu-
         strien zu vernetzten und wissensintensiven Unternehmens-Agglomerationen (Clusters), die
         nicht nur wie bisher die Endmontage und Qualitätskontrolle importierter Komponenten umfas-
         sen, sondern vielfältige vor- und nachgelagerte Produktions- und Dienstleistungsschritte.
    3. der technologische Anschluß im Bereich der Informationstechnologie.
         Herzstück dieser Bemühungen ist die Einrichtung des Multimedia Super Corridors (MSC) im
         Süden Kuala Lumpurs. Dieser soll u.a. eine neue, elektronisch vernetzte und papierlose Ver-
         waltungsstadt Putrajaya, eine Forschungs- und Technologiestadt Cyberjaya sowie einen neu-
         en Großflughafen umfassen. Neben liberalen Investitionsrichtlinien und der Bereitstellung mo-
         derner Transportwege und Kommunikationsinfrastruktur soll der MSC auch dadurch für inter-
         nationale Investoren attraktiv gemacht werden, daß die Regierung Entwicklungsaufträge für
         innovative Problemlösungen vergibt (vgl,:http://www.epu.jpm.my/Bi/ speech/vision2020i.html).

Diese Ziele werden eingebettet in die Vision 2020, deren Hauptziel es ist, Malaysia im Jahr 2020 zu
den „entwickelten“ Ländern zählen zu können.

2      Die VISION 2020
Das Ziel der malaysischen Regierung , eine voll entwickelte Nation bis zum Jahr 2020 zu erschaffen
ist in der Vision 2020 formuliert. Der Plan stellt das Land vor folgende strategische Herausforderun-
gen:
    •    Gründung einer vereinten malaysischen Nation;
    •    Erschaffung einer freien, sicheren und entwickelten malaysischen Gesellschaft;
    •    Entwicklung und Pflege einer reifen Demokratie bzw. einer demokratischen Gesellschaft;
    •    Sicherung einer ökonomisch gerechten Gesellschaft mit gerechter und gleichmäßiger Vertei-
         lung des Reichtums und
    •    Gründung dieser Gesellschaft basierend auf einer Ökonomie, die wettbewerbsfähig, dyn a-
         misch, widerstandsfähig und flexibel ist (vgl.:
         http://www.epu.jpm.my/Bi/speech/vision2020i.html, 20.02.2003).

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Premierminister Mahathir sieht auf wirtschaftspolitischer Ebene die Hauptforderung in der Entwicklung
von Dynamik, Konkurrenzfähigkeit und einer verstärkten Unabhängigkeit von ausländischen Kapital
und technischem Wissen.
Der Weg zu der Vision 2020 und der technologischen und ökonomischen Entwicklung soll durch die
Liberalisierung der Wirtschaft, durch Deregulierung und durch die Stärkung der Industrie erfolgen,
wobei dem privaten Sektor eine Schlüsselrolle zugeordnet wird (JACKSON, MOSCO, 2000 aus
KHOO 1995, http://www.epu.jpm.my/Bi/speech/vision2020i.html, 20.02.2003).
Die ambitionierten Ziele der 1990 aufgestellten Vision scheinen für die Regierung durch das anhal-
tend hohe Wirtschaftswachstum seit der Unabhängigkeit Malaysias 1957 verwirklichbar.
Neben der wirtschaftlichen Stärke Malaysias werden eine hohe inländische Sparrate (selbst nach der
Asienkrise ca. 35%), eine relativ gut entwickelte physische, soziale, institutionelle und politische Infra-
struktur und der privat geführte industrielle Sektor angeführt, durch dessen Ausbau die Vision 2020
verwirklicht werden soll.

2.1 Verwirklichung der Vision 2020 durch wirtschaftliches Wachstum
Durch das angestrebte bzw. vorhergesagte wirtschaftliche Wachstum von durchschnittlich 7% per
annum bis zum Jahr 2020 soll das BIP von 115 Mrd.$ 1990 auf 920 Mrd.$ anwachsen. Es wird erhofft,
dass sich ebenfalls das Pro-Kopf-Einkommen im gleichen Zeitraum von 6.180$ auf 26.100$ erhöht.
Hiervon verspricht die Regierung sich eine Verbreitung des Wohlstandes, welche die Bevölkerungs-
struktur wiederspiegelt und somit eine Stabilisierung des sozialen und kulturellen Aufbaus des Staates
ermöglicht.

Das Wachstumsszenario soll drei Entwicklungen beinhalten:
        1: der primäre Sektor wird relativ an Bedeutung für das Wirtschaftswachstum verlieren, des-
        sen Verluste dann durch den sekundären und tertiären Sektor ausgeglichen werden.
        2: Das produzierende Gewerbe stellt das größte Wachstum bis zum Jahr 2020, auf bis zu
        40% Anteil am BIP verglichen mit 27% 1990.
        3: der tertiäre Sektor vergrößert seien BIP-Anteil von 41,8 % auf annähernd 50% im Jahr 2020

Die malaysische Regierung hat erkannt, das die Produktionsstruktur aller drei Sektoren auf eine höh e-
re Wertschöpfung bzw. auf die Produktion höherwertiger Güter und Dienstleistungen ausgerichtet
werden muß. Die wirtschaftspolitische Notwendigkeit ergibt sich schon aus dem Aufstreben von Län-
dern wie China oder Vietnam, die voll auf Lohnkostenvorteile setzen können. Malaysia sieht sich in
Anbetracht der neuen Konkurrenz im asiatischen Raum gezwungen, auf wirtschaftspolitischer Ebene
den Ausbau einer qualitativ höherwertigen Wirtschaftstruktur voranzutreiben.
Der Focus liegt hierbei in der Ansiedlung und dem Erweitern wissens- und technologieintensiver Wirt-
schaftszweige ( Maschinenbau, Eletronik, Elektrotechnik, Biotechnologie, Informations- und Kommu-
nikationstechnologie,...) , mit denen auch eine Verbesserung des derzeitigen Status bei Forschung
und Entwicklung und eine Höherqualifizierung des Humankapitals einhergehen soll. Hierbei soll das
„human resource development“ sowohl die Quantität wie auch die Qualität des benötigten Humanka-

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pitals in Form von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Technikern und qualifizierten Arbeitskräften in Zu-
kunft sichertellen(vgl.:http://www.epu.jpm.my/RM8/c9_cont.pdf).

2.2 Ausbau der Wertschöpfungskette durch einheimische Automobilindustrie?
Bis Mitte der 80er Jahre waren in Malaysia nur ausländische Automobilkonzerne tätig, die importierte
Komponenten (sog. completely knocked down/CKD-Sätze) montierten. Die nationale Wertschöpfung
und die Spielräume für technologische Lernprozesse waren äußerst gering. 1983 wurde das Unter-
nehmen Proton als Joint Venture zwischen Mitsubishi und der Staatsholding HICOM (Heavy Industry
Corporation of Malaysia) gegründet und nahm zwei Jahre später die Produktion der ersten malaysi-
schen Automobilmarke auf. 1990 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, in der Mitsubishi
heute nur noch 16 % der Aktien hält und an der neben der mittlerweile privatisierten HICOM weitere
malaysische Kapitalgruppen beteiligt sind. 1994 ging ein zweites "nationales Auto", der Perodua, in
Produktion, ein Joint Venture mit Daihatsu zur Fertigung von Kleinwagen.
Mit den beiden Automobilprojekten verfolgt Malaysia zwei Ziele: Erstens soll eine nationale Autoindu-
strie mit einem hohem Grad nationaler Wertschöpfung, einem eigenen nationalen Zulieferernetz und
eigener F&E-Kompetenz aufgebaut werden. Angesichts ihrer vielfältigen Koppelungseffekte wird von
der Automobilbranche ein umfassender Industrialisierungsschub in wissensintensiven Zulieferbran-
chen erwartet. Zweitens soll der Aufbau einer nationalen Automobilbranche genutzt werden, um das
Bumiputra-Unternehmertum zu stärken. Bei Proton sind 98% der Belegschaft Bumiputras, einschließ-
lich fast des gesamten Managements. Außerdem werden als Zulieferer bisher nur Bumiputra-
Unternehmen aufgebaut, oder Auslandsinvestoren in Zulieferbranchen werden verpflichtet, Beteili-
gungen mit Bumiputras einzugehen. Damit werden chinesischstämmige Unternehmer, von denen
einige im Bereich der CKD-Montage bereits Erfahrungen gesammelt hatten, bewußt ausgegrenzt (vgl.:
www.fes.de/fulltext/stabsabteilung/ 00408004.htm#LOCE9E4).

Die Ergebnisse dieser Politik sind – zumindest auf den ersten Blick – ermutigend. Bei Proton stieg die
Produktion in den ersten 12 Jahren kontinuierlich an und erreichte 1997 immerhin einen Jahresaus-
stoß von 230.000 Automobilen sowie einen Anteil von 64 % am Inlandsmarkt. 1989 ging das Unter-
nehmen in den Export und konnte seine Ausfuhren bis 1997 auf 36.000 Stück steigern. Seit 1989
schreibt Proton schwarze Zahlen und ist mittlerweile hochprofitabel. 1997 machte Proton bei einem
Umsatz von knapp 6 Mrd. Ringgit einen Gewinn (vor Steuern) von 953 Millionen Ringgit (der Wert des
Ringgit lag bis Herbst 1997 bei 0,50 US-$, wurde aber Ende 1997 auf etwa 0,30 US-$ abgewertet).
Erfolgreich war auch der Aufbau der inländischen Zulieferindustrie. Der Local Content konnte von
anfänglich 36 % auf heute 80 % gesteigert werden. 1998 hat das Unternehmen 176 lokale Zulieferer.

3   Tarifäre Handelshemmnisse als Instrument der Absatzsicherung
Um den Aufbau einer nationalen Automobilindustrie zu erleichtern, werden sehr hohe Zölle (nominell
zwischen 150 und 310 %) auf den Import von fertigen Automobilen sowie von CKD-Sätzen erhoben,
für manche Teile sogar Einfuhrverbote erlassen. Darüber hinaus wird die nationale Autoindustrie
durch Steuervergünstigungen, subventionierte Konsumentenkredite, Entschuldung der in den ersten

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Jahren akkumulierten Verbindlichkeiten, kostenlose Ausbildungsleistungen durch staatliche Institutio-
nen und viele andere Maßnahmen gefördert.
Malaysia hat sich in internationalen Vereinbarungen im Rahmen der World Trade Organisation und
der ASEAN Free Trade Area verpflichtet, seine Importzölle bis 2003 weitgehend abzubauen. Bis zu
diesem Zeitpunkt soll die nationale Automobilproduktion also ohne Subventionen international wett-
bewerbsfähig sein. Da es in den bisherigen 13 Produktionsjahren nicht gelungen ist, den technologi-
schen Rückstand der "nationalen Autos" gegenüber dem Weltmarktniveau nennenswert zu verringern
und erst jüngst mit dem Aufbau eigener F&E-Kompetenz begonnen wurde, ist es sehr unwahrschein-
lich, daß die Autoindustrie in den verbleibenden fünf Jahren bis zur Liberalisierung wettbewerbsfähig
sein     werden    wird    (vgl.:   http://www.fes.de/fulltext/stabsabteilung/00408004.htm#LOCE9E4,
20.02.2003).
Das wirtschaftliche Überleben Protons in hohem Maße gefährdet. Der Erfolg auf dem Inlandsmarkt
konnte nur durch massive Diskriminierung konkurrierender Importmodelle erzielt werden, und es ist
bisher nicht gelungen, die Schutzzölle und andere Privilegien nennenswert zu reduzieren. Die Geste-
hungskosten liegen bei Proton aufgrund geringer Stückzahlen und der hohen Preise lokaler Zuliefer-
teile deutlich über dem Weltmarktniveau. Die Verbraucher sind damit gezwungen, ein überteuertes
Produkt zu kaufen und subventionieren damit das industriepolitische Experiment, ein "nationales Auto"
zu bauen.
Auf ungeschützten Exportmärkten haben malaysische Automarken keinen Preisvorteil. Auf dem
Hauptexportmarkt England profitiert Proton von Vergünstigungen im Rahmen des Generalised System
of Preferences (GSP). Zudem ist unklar, ob die Ausfuhren verdeckt subventioniert werden. Proton
bietet bislang Automobile an, die zwar im äußeren Design ansprechend sind, aber im Kern auf zehn
Jahre veralteten Mitsubishi-Modellen beruhen. Diese müssen auf dem Weltmarkt u.a. mit dem eige-
nen Technologiegeber Mitsubishi konkurrieren, dessen Modelle auf dem neuesten Stand sind, der
außerdem über Skalenvorteile und effizientere Zulieferer verfügt und nicht das Negativimage eines
"Dritte-Welt-Herstellers" hat. Ein Durchbruch auf dem Exportmarkt ist jedoch für Proton zwingend er-
forderlich, da erst bei einer Jahresproduktion in der Größenordnung von 300.000 international ver-
gleichbare Stückkosten erreicht werden können. Hierfür ist der Inlandsmarkt zu klein.
Proton hat daher die Flucht nach vorn angetreten, um sich technologisch von Mitsubishi unabhängig
zu machen und eigenständig konzipierte Automobile auf den Markt zu bringen, die mit anderen Neu-
lingen wie Daewoo und Skoda im Niedrigpreissegment international konkurrieren können. Aus dieser
Überlegung heraus wurde 1996 eine Mehrheitsbeteiligung bei Lotus erworben, die Proton den Ein-
stieg in eigene Designentwicklung ermöglichen soll. Zudem wurden erhebliche Investitionen in moder-
ne Entwicklungskapazitäten getätigt (z.B. ein Rapid Prototyping Centre, Windkanal, Testanlage für
Aufprallsimulationen).

4      Sicherung des langfristigen wirtschaftlichen Wachstums durch Ausbau von F&E
Der Ausbau und die Förderung von F&E-Aktivitäten wird als ein Hauptziel der Wirtschaftspolitik ange-
sehen. Bisher liegen die F&E-Aufwendungen Malaysias bei unter 1% vom BIP. Davon wiederum fallen
80% dem öffentlichen Sektor zu, der die Mittel mit dem Schwerpunkten Landwirtschaft und Grundla-

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genforschung verwendet . Die Anforderungen des privaten Sektors werden somit kaum erfüllt, und
Austauschprozessen fehlt eine gemeinsame Basis. Die Verteilung der Mittel erklärt somit die bisher
vorliegende Abhängigkeit des privaten Sektors von Technologieimporten .
Als wirtschaftspolitisch sinnvoll wird eine Verknüpfung der bisherigen Erfahrung auf dem Agrarsektor
mit F&E-Aktiviäten in Richtung Biotechnologie angesehen. Diese Maßnahme soll die Zukunftsfähigkeit
der malayisschen Wirtschaft über das „Informationszeitalter“ hinaus für die „Ära der Biotechnologie“
sicherstellen. Die Modernisierung der Wirtschaftsstruktur soll des weiteren durch die Vernetzung der
Grundlagenforschung bezüglich der rohstoffbasierten Industrien erfolgen. Hier wird die Forschung im
Bereich der Werkstoffforschung (Keramik, Supraleiter) angeführt (vgl. The malaysian economy in the
year 2020, 2000).

5     Die Auswirkungen der Konjunkturschwäche im Jahr 2001
Die ambitionierten Wachstumziele der Vision 2020 haben spätestens zu Beginn der Asienkrise 1997
gezeigt, dass Vorausagen über die wirtschaftliche Entwicklung über einen Zeitraum von 30 Jahren
riskant und unseriös sind. Die für die Umsetzung der Vision 2020 anvisierten Wachstumsraten von
durchschnittlich 7% per annum sind somit vorerst hinfällig. Somit stellt sich die Frage, in welchem
Zeitraum die Vision 2020 umgesetzt werden kann und ob sich evtl. Abweichungen durch realwirt-
schaftliche Ereignisse ergeben.

5.1    Wachstumsaufspaltung zwischen export- und binnenmarktorientierten Sektoren

Gerade die hohe Exportabhängigkeit der malayischen Wirtschaft ergibt eine hohe Anfälligkeit für kon-
junkturelle Schwankungen.
Deutlich wurde dies ebenfalls durch die weltweite Konjunturabschwächung im Jahr 2001. Nachdem
sich die Wachstumsraten 1999 und 2000 mit 6,1% und 8,3% nach der Asienkrise wieder auf relativ
hohem Niveau befunden haben, kam es im Jahr 2001 zu einem Einbruch der BIP-Steigerung auf
0,4%. Quarteilsweise betrachtet kam es im dritten und vierten Quartal sogar zu einer realen
Schrumpfung der Wirtschaft um –1,2% und –0,5%. Laut UFEN 2002 wurde das geringe Wachstum
bzw. die Schrumpfung der Wirtschaft und besonders durch einen Nachfragerückgang bei Gütern der
Informationstechnologie ausgelöst. Gerade der in der Vision 2020 favorisierte Sektor des verarbeiten-
den Gewerbes schrumpfte 2001 um 5,1%. Schlüsselt man diese Zahl in exportorientierten und ein-
heimischen Absatz auf, so zeigt sich ein Rückgang von 20,1% im Export, aber ein Wachstum der Bin-
nennachfrage von 7,4%. Dienstleistungs- und Baugewerbe konnten um 4,9% sowie 2,3% wachsen.
Ebenso konnte der primäre Sektor Wachstumsraten von 2,5% aufweisen.
Wirtschaftspolitisch soll dieser „Wachstumskrise“ durch eine Stimulierung der privaten Nachfrage ent-
gegengewirkt werden. Durch die Verringerung der privaten Steuerlast sollen 1,2 Mrd. MYR für den
privaten Konsum freigesetzt werden. Den gleiche Zweck verfolgt die Anhebung der Gehälter im öffent-
lichen Dienst um 10%. Die Erhöhung der öffentlichen Ausgaben soll ebenfalls die Binnennachfrage
stärken. Dazu zählen direkt auch die Wiederaufnahme von 16 Infrastrukturprojekten, die während der
Asienkrise eingestellt worden waren.

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Im für das Jahr 2002 vorgelegten Bundeshaushalt sollen laut UFEN (2002) drei Strategieelemente
verwirklicht werden:
        1: Stimulierung öffentlicher und privater Ausgaben / Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit pri-
        vater Unternehmer

        2: Diversifizierung der Wirtschaft unter Einbeziehung ausländischer Direktinvestitionen

        3: Gleichmäßige Verteilung des Wohlstandes

6   Die Zukunft der Vision 2020
In Zeiten einer weltweiten Wirtschaftsschwäche scheint das erforderliche Wachstum zur Erfüllung der
Vision 2020 vorerst entzogen. Die parallel betriebene Stärkung der Binnennachfrage, die Diversifizie-
rung der Wirtschaftsstruktur und der weiterhin betriebene Ausbau der Infrastruktur unterstreichen
jedoch den langfristigen Charakter der verfolgten Wirtschaftspolitik Malaysias.
Auch wenn in der Vision 2020 erkannt worden ist, dass nur eine offene, wettbewerbsfähige Wirtschaft
langfristig wirtschaftliches Wachstum sichert, ist in Malaysia zu beobachten, dass noch massiv mit
Mitteln des wirtschaftspolitischen Protektionismus gearbeitet wird (siehe Automobilindustrie). Diese
schließen tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse genauso ein, wie z.B. einen ausgeprägten
Informellen Sektor, der sich in Form von intransparenten, willkürlich anmutenden Entscheidungspro-

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zessen äußert ( vgl.: www.ixpos.de/news/meldungen/Malaysia1.html?prevHome=1). Auch die lang-
sam fortschreitende Deregulierungen im Banken- und Versicherungssektor sowie die schleppende
Privatisierung von Staatsunternehmen lassen Zweifel an einer konsequenten Umsetzung der wirt-
schaftspolitischen        Ziele        der        Vision        2020          aufkommen           (vgl.:
http://www1.kas.de/publikationen/2002/laenderberichte/malaysia02-07.html, 20.02.2003).

7   Der ,,Multimedia Super Corridor’’ als Zugeständnis an die Globalisierung

Der ,,Second Industrial Masterplan’’ (1996- 2005) baut auf dem vorangegangenen Plan (IMP1) auf,
und zielt auf die Entwicklung sowohl der Industrie als auch der unternehmensnahen Dienstleistungen
ab. Das Hauptziel der IMP2 ist die Integration der malaysischen Wirtschaft in ganze Wertschöpfungs-
ketten bei der Herstellung von Industriegütern. Das beinhaltet sowohl F&E- Tätigkeiten, Design und
sonstige unternehmensnahe Dienstleistungen, als auch die Verpackung, Vertrieb und das Marketing.
Der IMP2 stützt sich auf Michael Porters Theorie, die besagt, dass durch die zunehmende Globalisie-
rung, flexible Produktion, die räumliche Nähe von Fertigung, unternehmensorientierten Dienstleistun-
gen und Zulieferindustrien in einem kreativen Umfeld benötigt werden (aus ONG- GIGER, 1997).
Unter dem IMP2 wurde der Industriesektor in acht Bereiche geteilt:
Elektronikindustrie, Transport-, Chemische-, Textil- und Bekleidungsindustrie, Werkstoff-, Maschinen-
und Ausrüstungen, Agrarwirtschaft und Lebensmittelindustrie, sowie Ressourcenbasierte Industrie.
Die elektrische- und elektronische Industrie ist eine der führenden Branchen in der malaysischen Wirt-
schaft, was die Beschäftigung, den Output, die Wertschöpfung und den Export anbetrifft. Hierauf stützt
sich das Projekt der Multimedia Super Corridor (MSC).
Im folgendem wird der MSC vorgestellt, wobei es wichtig ist anzumerken, dass die verwendeten
Quellen unter der Zensur der malaysischen Regierung stehen und somit sehr unkritisch sind.

7.1 ,,Multimedia Super Corridor’’
Der MSC erstreckt sich von dem Kuala Lumpur City Center nach Süden hin bis zum Kuala Lumpur
International Airport auf ein Gebiet von 15 mal 50 Kilometern. Dieses Gebiet soll als Industriepark für
IT- Unternehmen dienen, die Multimediaprodukte oder Dienstleistungen entwickeln, vertreiben und
anwenden wollen. Topographisch/geographisch, institutionell und begrifflich eng verbunden sind mit
dem MSC die zwei neu gegründeten Städte Putrajaya und Cyberjaya.
Die malaysische Regierung sieht in der Investition in IT-Technologien die notwendigen Schritte , um
eine Wissensgesellschaft aufzubauen, von der sowohl die Industrie als auch der Dientsleistungssektor
profitieren wird. Damit avanciert die MSC zum Kernstück der Vision 2020. (KARTE1)

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"Wer sein Unternehmen im MSC ansiedeln will", erklärt Mohammed Raslan bin Sharif, Pressespre-
cher der Entwicklungsgesellschaft, "bewirbt sich hier um den MSC- Status. Hält das Multimedia De-
velopment Corporation (MDC) das Unternehmen für relevant, kommt der Betrieb in den Status eines
MSC-Unternehmens und damit in den Genuss der ,,Bill of Guarantees'’.
Diese Gesetzesvorlage räumt den Unternehmen mit MSC- Status weitgehende Rechte ein, wie die
ungehinderte Einstellung von ausländischen Arbeitskräften und Experten, unbeschränktes Eigentum
und die freie Beschaffung von Kapital, sowie eine Steuerbefreiung von bis zu zehn Jahren (VOGEL-
POHL, A., 2001).
Weiterhin sind bzw. werden alle Teile des MSC durch ein hochleistungsfähiges Netz von Straßen-,
Schienenverkehrs- und Glasfaserkabelverbindungen erschlossen. Für den Erhalt des ,,MSC- Status’’
müssen die Unternehmen drei Bedingungen erfüllen: Erstens muss sich die Arbeit der Unternehmen
nach den sieben systematisierten Einsatzbereichen ,,Flagship Applications’’ orientieren (PRETZELL,
2000, S. 56, u.a.). Im einzelnen bedeuten die sieben Bereiche folgendes:
    •   Electronic Government: die Erschaffung eines effizienteren Regierungsapparates, der sich auf
        elektronischem Weg schneller und besserer um die Belange der Bevölkerung kümmern kann.
    •   Multipurpose Card: eine SmartCard, die alle bisher bekannten Plastikkarten in einer vereint.
    •   Smart Schools: mit Multimediaausrüstungen ausgestattete Schulen, die eine neue Perspekti-
        ve des Lernens eröffnen sollen.
    •   Telemedicine: neue Heilungs- und Behandlungsmethoden durch höheren Einsatz der Multi-
        media- und Technologiemöglichkeiten.
    •   R&D Cluster: die Erschaffung des „weltweit besten“ Multimedia- F&E- Zentrums.
    •   Worldwide Manufacturing Webs: Schaffung von Anreizen für Firmen und Organisationen,
        neue Multimedia Produkte und Dienstleistungen hier zu erschaffen und Malaysia als Kontroll-
        zentrum zu nutzen.
    •   Borderless Marketing: die neuen Telekommunikationsmöglichkeiten nutzen die in der MSC
        ansässigen Firmen, um bessere und günstigere Produkte zu entwickeln und sie schneller und
        leichter auf dem Weltmarkt zu vertreiben.

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Zweitens müssen die Unternehmen hochqualifizierte Arbeitskräfte beschäftigen.
Als dritte Bedingung gilt die Bereitschaft, mit anderen Unternehmen zusammenzuarbeiten.
Eine eigene Gesetzgebung (Cyberlaws) sorgt für die rechtlichen Grundlagen der Ansiedlung, Arbeit,
Freiheit und Sicherheit in dem MSC. Die Regierung garantiert    dadurch eine ,,minimum government
interference’’ und für den Schutz des geistigen Eigentums (Vgl. PREZELL, 2000, S. 56).
Verantwortlich für die strategische Leitung des MSC ist in erster Linie das National Information Tech-
nology Council (NITC), das offizielle Regierungskreise und malaysische Unternehmensspitzen zu-
sammen bringt, um die nationale IT- Strategie zu definieren. Das zweite Gremium ist der International
Advisory Panel (IAP), das in erster Linie aus CEOs (Chief Executive Officers) großer IT- Unternehmen
(Sun, Microsoft, IBM, usw.) besteht und   wiederum den Premierminister als Vorsitzenden hat. Durch
das IAP soll es ermöglicht werden, dass auch in dem MSC ansässige ausländische Unternehmen ein
Mitspracherecht erhalten (JACKSON, MOSCO, 2000).
Die Regierung ist seit dem 21. Juni 1999 in der neuen Verwaltungsstadt Putrajaya
( Übersetzt: „der Erfolg des Prinzen“) ansässig. Sie wurde als „intelligente" Stadt konzipiert, in der
innovative Lösungen für eine papierlose, elektronische Verwaltung erprobt werden sollen. Verwal-
tungsabläufe sollen auf Intranets, Online-Kundendienste u.a. Informationstechnologien umgestellt

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werden. Insgesamt soll die Stadt für 240.000 Einwohner Wohnmöglichkeiten bieten. 1994 wurden die
Kosten der Erbauung auf US$ 7,1 Mrd. geschätzt.
Das Gegenstück von Putrajaya ist die High-Tech-Stadt Cyberjaya. Hier soll eine Agglomeration von
IT- Unternehmen, F&E- Zentren und einer Multimedia-Universität in einer Park- und Gartenlandschaft
geschaffen werden mit vielen Erholungsmöglichkeiten, die mit ihrer hohen Lebensqualität auch für
internationale Fachkräfte attraktiv ist. Weltweit führende IT- Unternehmen sollen hier ihre Asien-
Niederlassungen haben und Standortsynergien für F&E- sowie Logistikaufgaben nutzen können
(JACKSON, MOSCO, 2000).
Die MDC hat sich das hohe Ziel gesetzt, in einem Rahmen von 20 Jahren den MSC vollständig aus-
zubauen,    ,,when     Malaysia     will   have     achieved     leadership    in    the    Information
Age’’(www.msc.com.my/13.12.2002)

7.2 Aufbauphasen des MSC
Der vollständige Ausbau soll in drei Phasen vollzogen werden:
    •   Phase I: Der Aufbau des MSC, die Anziehung wichtiger transnationaler Unternehmungen
        (TNC) , die Definition der sieben ,,Flagship Applications’’, der Erlaß der ,,cyberlaws’’ und die
        Gründung von Cyberjaya und Putrajaya.
    •   Phase II: Durch diese Periode soll die Verbindung zu anderen malaysischen und ausländi-
        schen Cybercities aufgebaut werden. Ebenso will die MDC ein Netzt von Korridoren erschaf-
        fen und einen zweiten Cluster von weltweit führenden Technologieunternehmen erschaffen.
        Darüber hinaus wird die MSC weltweite Standards für Anwendungen setzen, Cyberlaws für
        die Menschheit erschaffen, und eine Reihe von weltweit vernetzten Städten gründen.
    •   Phase III: In dieser Phase wird erwartet, dass Malaysia sich in eine Wissensgesellschaft ge-
        wandelt hat, -,,…being a true global test bed for new multimedia and IT applications and a
        cradle for a record number of multimedia companies. It will have a cluster of intelligent cities
        linked to the global information super highway, and become the platform for the International
        Cybercourt of Justice.’’(http://www.msc.com.my, 13.12.2002)

In wieweit die Phasen sich vollständig erfüllen lassen, wird sich noch zeigen. Die Phase I ist mit der
Bau der MSC soweit erfüllt. Am 8. Juli 1999 weihte der Ministerpräsident die Flagship Development
Zone ein, am 9. Juli 1999 die Universiti Multimedia Telecom . Im Jahr 2000 waren von den 225 zuge-
lassenen Unternehmen erst 21, darunter 8 ausländische, in Cyberjaya ansässig. Von dem im Jahr
2001 461 Unternehmen gaben nur 25 in ihrer Postadressen Cyberjaya an. ``What a lot of companies
do is put a representative in Cyberjaya and then continue to work at their headquarters, said the
president of one company with Super Corridor status who asked not to be named’’ (FULLER, 2001).
Die Förderung der Wissensgesellschaft ist ebenfalls, wenn auch zögerlich, angelaufen. Die fort-
schreitende Liberalisierung des Informationswesens, die neue, an internationalen Standards orien-
tierte und gesetzlich untermauerte Bildungspolitik und die Kampagnen zur Förderung der Mitverant-
wortung der Bürger sind die ersten Schritte in diese Richtung (vgl. PRETZELL, 2000, S. 57).

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Der MSC steht sicherlich im Gegensatz zu der vergangenen Informations- und Kommunikationspolitik
der Regierung. Sie übte eine strenge Kontrolle über die Medien aus. Die Regierung versprach in der
,,Bill of Guarantees’’ auch die Freiheit des Internets.

7.3 Ansiedlung in Cyberjaya: Pro und Contra
Warum sich Unternehmer für oder gegen den MSC entschieden haben untersuchten Jackson und
Mosco (2000) im Rahmen vieler Interviews. Im folgenden sollen einige Pro- und- contra- Aspekte der
unternehmerischen Standortwahl wiedergeben werden:
Der attraktivste Aspekt für alle involvierten ausländische Firmen ist die Möglichkeit geeignete Arbeits-
kräfte zu importieren, die Eigentumsfreiheit und die zehnjährige Steuerbefreiung. Heimische Firmen
hingegen führen die Steuerbefreiung, die gesetzliche Rahmenbedingungen und die F&E- Unterstüt-
zung als wichtigsten Anreiz an. Weniger von Bedeutung für alle ist die hohe Lebensqualität und die
gebotenen Ausbildungsmöglichkeiten. Viele Firmen widerstreben dem Umzug aus KL nach Cyberja-
ya, was die Regierung wünscht, sobald die Infrastruktur fertiggestellt ist. Viele malaysische Firmen
beabsichtigen auch nicht in dem MSC tätig zu werden, möchten in KL bleiben wegen der Verbrau-
chernähe oder aus familiären Gründen.
Alle Befragten äußerten sich positiv über die starke aktive und unterstützende Tätigkeit der Regierung.
In das Engagement der Regierung wird die langfristige Sicherheit für das Projekt interpretiert. Heimi-
sche kleine Firmen sehen in dem MSC- Status sogar die ,,Visitenkarte’’, wenn auch nicht auf interna-
tionale Ebene. Trotz der Freiheit, Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben, haben die meisten Fir-
men den Wunsch geäußert, malaysische Arbeitskräfte einzustellen und befürworten die höheren Ge-
hälter, um damit auch im Ausland tätige malaysische Fachkräfte anzuwerben.
Was dem MSC- Projekt geschadet hat, ist in erster Linie der knapp gewordene lokale Kreditangebot
und der Rückgang der Firmenbudgets was nicht unbedingt die Überlebensfähigkeit von Firmen ge-
fährdete, aber die F&E- Investitionen zurückgehen ließ. Die Abkühlung des Interesses am asiatischen
Markt und neue staatliche Budgeteinschränkungen verursachten einen Rückgang der Entwicklung der
Infrastruktur und der Einsatzbereiche (Flagship Applications). Große nationale und internationale Fir-
men überstanden die Engpässe und vertrauten in die langfristige positive Entwicklung der MSC. Klei-
ne Unternehmen hingegen vertrauen zwar der langfristigen Entwicklung fragen sich jedoch, ob sie
noch existieren, wenn das Wirtschaftswachstum wieder einsetzt.

8    Die Entwicklung des Humankapitals
Um den Anforderungen der IT- Investitionen gerecht zu werden und das notwendige Humankapital zu
sichern, hat die malaysische Regierung im ,,Seventh Malaysia Plan’’ 90 Millionen Ringgit für Ausbil-
dungszentren und Ausbildungsprogramme zugewiesen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die
,,Multimedia University’’, die 1999 eingeweiht wurde. Zwischen 1996- 2000 beabsichtigte die Regie-
rung die Ausgaben für F&E von 0,4% 1994 auf 1,0% des BIP und den Anteil von Technikern und Wi s-
senschaftlern von 400 in 1992 auf 1.000 pro eine Million Menschen zu erhöhen. Das Budget von US$
1,2 Mrd. zielt auf die Informations- und Kommunikationstechnologie, Elektronik, Biotechnologie und
Industrie ab (KIM, NELSON, 2000, S.234).

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Verglichen mit anderen NIEs der Region weist Malaysia einen erheblichen Rückstand an Forschern
und Wissenschaftler aus. Die Anzahl an Spezialisten in anderen Länder der Region schwankt zwi-
schen 1.000 und 1.500. Damit ist der Pool an Fachkräften limitiert, weshalb auch die ,,Bill of Guaran-
tees’’ die Freiheit für MSC- Firmen einräumt, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben.
Es ist ein langanhaltender Prozeß, schon allein das Niveau anderer NIEs zu erreichen, von den mo-
dernen Industrieländer der Welt ganz abgesehen. Es gibt jedoch in Malaysia durchaus erfolgreiche
Ausbildungszentren wie das ``Penang Skills Development Centre’’ und das ,,Centre for Instructor and
Advanced Skills Training’’.

9   Kritik am MSC
Die wichtigste Kritik aus Randgruppen und Nichtregierungskreisen zielt darauf ab, dass die Polarisati-
on auf Gebieten wie dem MSC die Disparitäten zwischen der Hauptstadtregion und den ländlichen
Regionen noch mehr verschärft. Weiterhin wird kritisiert, dass zwar ,,Smart Schools’’ gegründet wer-
den, allerdings mehr als 800 Schulen landesweit ohne Elektrizität sind. Es ist wichtig hier anzumerken,
dass es nicht um die Ablehnung des technischen Fortschritts geht, sondern vielmehr wird hier die
Verteilung des Nutzens und die ,,Alles oder Nichts’’- Debatte in den Medien kritisiert, welche besagt,
dass Malaysia nur diese eine Chance hat oder zum Verlierer des Informationszeitalters wird (JACK-
SON, MOSCO, 2000).

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10 Literaturverzeichnis:
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Jackson, S., Mosco, V., 2000: The Political Economy of New Technological Spaces: Malaysia’s
      Multimedia Super Corridor. http://www.carleton.ca/~vmosco/malaysia.htm (31.07.00)
Kim, L., Nelson, R.R., 2000: Experiences of Newly Industrializing Economies, Cambridge University
      Press, United Kingdom.
Ong-Giger, K., 1997: Malaysia’s Drive into High Technology Industries; Cruising into the Multimedia
      Super Corridor?; Southeast Asian Affairs: 185- 201
Pretzell, K.-A., 2000: Cybercity, Putrajaya und die Zukunft der malaysischen Gigantomanie, Geogra-
      phische Rundschau 4/2000:56- 58, Westermann, Braunschweig.
Ufen, A. 2002: Malaysia und Thailand in der Krise. Wirtschaftspolitik und wirtschaftliche Entwicklung
      seit Anfang 2001, Südostasien Aktuell 07/2002: 365-367.
Vogelpohl, Astrid, 2000: Sag ja zu Cyberjaya! Malaysias Wandel zum technologischen Musterstaat,
      Die Zeit 25/2000; http://www.zeit.de/2000/25/200025_m_malaysia.html, 27.04.01.

Internet-Ressourcen (20.02.2003)
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http://www.fes.de/fulltext/stabsabteilung/00408.htm#E10E2
http://www1.kas.de/publikationen/2002/laenderberichte/malaysia02-07.html
http://www.ixpos.de/frameset.htm?content=http://www.ixpos.de/news/meldungen/Malaysia1.html?prev
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http://www.epu.jpm.my/Bi/speech/vision2020i.html
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