Dza aktuell deutscher alterssurvey
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dza aktuell deutscher alterssurvey Heft 05/2021 Herausgeber: Deutsches Zentrum für Altersfragen Internetnutzung von Menschen in der zweiten Lebenshälfte während der Corona- Pandemie: Soziale Ungleichheiten bleiben bestehen Lisa Kortmann, Christine Hagen, Cordula Endter, Julia Riesch und Clemens Tesch-Römer
Internetnutzung von Menschen in der zweiten Lebenshälfte während der Corona-Pandemie: Soziale Ungleichheiten bleiben bestehen Lisa Kortmann, Christine Hagen, Cordula Endter, Julia Riesch und Clemens Tesch-Römer Inhalt Kernaussagen ....................................................................................................................... 3 Einleitung .............................................................................................................................. 4 Forschungsfragen ................................................................................................................. 5 Daten und Methodik .............................................................................................................. 6 Zugang zum Internet ............................................................................................................. 8 Nutzung des Internets seit Beginn der Corona-Pandemie ..................................................... 9 Internetnutzung zu verschiedenen thematischen Zwecken ...................................................11 Altersunterschiede in der Internetnutzung ............................................................................13 Zusammenfassung und Diskussion ......................................................................................17 Literatur ................................................................................................................................20
Internetnutzung während der Corona-Pandemie 3 Kernaussagen Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte, die seit 1996 durchgeführt wird. Im Juni und Juli 2020 wurde im Rahmen des DEAS eine postalische Kurzbefragung zur Corona-Krise durchgeführt. Im Mittelpunkt standen Veränderungen in verschiedenen Lebensbereichen, welche die Pandemie für Menschen in der zweiten Lebenshälfte mit sich gebracht hat. • Im Jahr 2020 verfügen mehr • Am häufigsten wird das Internet für Menschen in der zweiten die Suche nach Informationen, die Lebenshälfte über einen Pflege sozialer Kontakte sowie für Internetzugang als 2017. Unterhaltung und Kultur genutzt. Zwischen 2017 und 2020 ist der Anteil Weniger häufig nutzen Befragte im von Menschen, die Zugang zum Vergleich dazu das Internet für Internet haben, um etwa vier Bankgeschäfte, für Einkäufe, für die Prozentpunkte gestiegen: von Suche nach neuen sozialen Kontakten 82,6 Prozent im Jahr 2017 auf sowie zur Erzeugung eigener Inhalte. 86,4 Prozent im Jahr 2020. Der In allen untersuchten Bereichen ist Anstieg ist in der Altersgruppe der 61- zwischen 2017 und 2020 der Anteil bis 75-Jährigen am stärksten der Personen gewachsen, die ausgeprägt. angeben, das Internet für den jeweiligen Bereich häufig zu nutzen. • Unterschiede zwischen Besonders große Zuwächse sind Bevölkerungsgruppen beim Zugang dabei im Unterhaltungs- und zum Internet bleiben bestehen. Kulturbereich, bei der Suche nach Sowohl im Jahr 2017 als auch im Jahr neuen sozialen Kontakten und beim 2020 haben ältere Menschen ab 76 Online-Einkauf zu verzeichnen. Jahren anteilig wesentlich seltener Zugang zum Internet als Menschen im • Es bestehen weiterhin deutliche mittleren Erwachsenenalter (46 bis Altersunterschiede hinsichtlich der 75 Jahre). Auch Geschlechter- und Art, wie Menschen das Internet Bildungsunterschiede sind seit 2017 nutzen. Menschen im Alter von 76 bis bestehen geblieben: Frauen haben 90 Jahren, die Zugang zum Internet auch im Jahr 2020 anteilig seltener haben, nutzen es in allen betrachteten Zugang zum Internet als Männer und Bereichen weniger häufig als Menschen mit niedriger Bildung Menschen im Alter von 46 bis seltener als Menschen mit mittlerer 75 Jahren. Besonders selten nutzen oder hoher Bildung. ältere Menschen ab 76 Jahren das Internet für Einkäufe. Bei der • Ein Fünftel der Menschen, die Internetnutzung zur Pflege Zugang zum Internet haben, gibt an, bestehender sozialer Kontakte ist der das Internet seit Beginn der Unterschied zwischen älteren Corona-Pandemie häufiger als Menschen und Menschen im mittleren zuvor zu nutzen. Erwachsenenalter im Vergleich zu Insbesondere in der jüngsten 2017 deutlich geringer geworden. Altersgruppe, den 46- bis 69-Jährigen, wird eine häufigere Internetnutzung berichtet. Hier gibt etwa jede vierte Person an, das Internet häufiger zu nutzen als vor der Corona-Pandemie. Bei den 76- bis 90-Jährigen gibt dies nur etwa jede achte Person an.
4 Internetnutzung während der Corona-Pandemie Einleitung Ende März 2020 beschloss die Notwendig hierfür ist zunächst die Bundesregierung den ersten bundesweit Verfügbarkeit digitaler Infrastruktur, wie geltenden Lockdown, um die Ausbreitung eines Desktop-Computers oder mobiler von Covid-19 einzudämmen. Zwar erfolgten Endgeräte (z. B. Laptop, Tablet, im Mai 2020 erste Lockerungen in einzelnen Smartphone) inklusive der entsprechenden Bundesländern, und das lizensierten und aktualisierten Software Pandemiegeschehen verlangsamte sich sowie die Verfügbarkeit von und der Zugang über die Sommermonate. Mit Beginn des zum Internet. Bisherige Studien zeigen Winters stiegen jedoch die Fallzahlen, so jedoch, dass beim Internetzugang ein dass die Bundesregierung im November Unterschied zwischen jüngeren und älteren 2020 einen erneuten Lockdown verordnete, Menschen besteht. Ältere Menschen haben um das Pandemiegeschehen in der zweiten bislang seltener Zugang zum Internet als Welle in den Griff zu bekommen. Trotz der jüngere, und sie nutzen das Internet auch zunächst erfolgreichen Bemühungen die seltener als diese (Huxhold & Otte 2019). Infektionszahlen zu senken, sorgen zurzeit Das trifft vor allem auf Menschen im hohen insbesondere die weitaus ansteckenderen Alter zu, ihnen fehlt besonders häufig ein Corona-Mutationen für einen erneuten Internetzugang (Doh 2020; Seifert, Cotten, & Anstieg der Infektionszahlen, welche als Xie 2021; Deutscher Bundestag 2020). Beginn einer dritten Pandemiewelle gedeutet werden. Diese digitale Spaltung zwischen Älteren und Jüngeren ist Ausdruck sozialer Zentrales Instrument der Pandemiepolitik Ungleichheit. Nicht nur Alter, sondern auch sind dabei die Einschränkungen sozialer Bildung und Geschlecht spielen hierbei eine Kontaktmöglichkeiten und des öffentlichen Rolle. So haben Menschen mit einem Lebens. Von den Einschränkungen betroffen niedrigen Bildungsstand seltener Zugang sind alle gesellschaftlichen Gruppen, jedoch zum Internet und nutzen digitale Angebote sind die damit verbundenen Belastungen deutlich weniger als Menschen mit einem unterschiedlich verteilt. mittleren und hohen Bildungsstand (Huxhold & Otte 2019; Ehlers, Heß, Frewer- Im Umgang mit den Kontaktbeschränkungen Graumann, Olbermann, & Stiemke 2020). und den geschlossenen öffentlichen, Auch Frauen in der zweiten Lebenshälfte kulturellen und kommerziellen Einrichtungen nutzen das Internet seltener als Männer wurde verstärkt auf die Potenziale digitaler dieser Altersphase (Huxhold & Otte 2019). Technologien verwiesen. Diese ermöglichen Diese Ungleichheitsaspekte verstärken die es unter Einhaltung der Vorgaben und bestehenden Altersunterschiede. So Richtlinien zur Pandemiebekämpfung unterscheiden sich ältere Menschen mit Arbeitsprozesse anzupassen, den Alltag hoher Bildung weniger stark in der digital zu organisieren und soziale Kontakte Internetnutzung von jüngeren mit hoher zu pflegen. Möglicherweise können so die Bildung als ältere Menschen mit niedriger psychischen, sozialen und ökonomischen Bildung von jüngeren mit niedriger Bildung Auswirkungen Pandemie-bedingter (Tesch-Römer, Weber, & Webel 2016). Einschränkungen durch digitale Technologien abgemildert und Die digitale Spaltung kann besonders dann gesellschaftliche Partizipation weiterhin Menschen ohne Internetzugang von der gewährleistet werden (Brakemeier, Wirkner, gesellschaftlichen Partizipation Knaevelsrud, Wurm, Christiansen, Lueken, ausschließen, wenn zum Beispiel & Schneider 2020). Einkaufsmöglichkeiten, öffentliche Dienstleistungen, Kommunikation und Bevor digitale Technologien jedoch genutzt Unterhaltung nur noch digital vorgehalten werden können, müssen sie verfügbar sein. werden. Eine solche Verschiebung von
Internetnutzung während der Corona-Pandemie 5 Aktivitäten und Angeboten des öffentlichen von spezifischen Internet-basierten Lebens ins Digitale hat in Folge der Dienstleistungen und Anwendungszwecken Einschränkungen zur Eindämmung der über verschiedene Altersgruppen zwischen Corona-Pandemie in vielen Bereichen 2017 und 2020 verändert haben. Daraus stattgefunden. Vor diesem Hintergrund wird resultieren Rückschlüsse auf Potenziale und in diesem DZA Aktuell beleuchtet, wie sich Herausforderungen digitaler Technologien in der Zugang zum Internet und die Nutzung der Pandemie für ältere Menschen. Forschungsfragen Der Zugang zum und die Nutzung des Unterschiede hinsichtlich Alter, Internets bieten insbesondere in der Geschlecht und Bildung im Vergleich der Pandemie zusätzliche beiden Erhebungszeitpunkte? Handlungsmöglichkeiten, die Herausforderungen im Alltag zu bewältigen. 2. Nutzung des Internets seit Beginn der Im Folgenden geht es darum zu klären, ob Pandemie sich der Anteil von in der zweiten Hat sich die Nutzung des Internets für Lebenshälfte befindlichen Menschen, die private Zwecke seit Beginn der über einen Zugang zum Internet verfügen, Pandemie verändert? Gibt es seit 2017 erhöht hat und ob auch die Unterschiede nach Alter, Geschlecht und Nutzung des Internets seit Beginn der Bildung? Pandemie gestiegen ist. Dabei ist zu fragen, ob soziale Ungleichheiten auch weiterhin 3. Nutzung des Internets für den Zugang und die Nutzung des Internets unterschiedliche Zwecke strukturieren. Zu welchen thematischen Zwecken wird das Internet wie häufig genutzt? Wie hat Dazu werden in diesem Bericht folgende sich die Häufigkeit der Nutzung zu den Fragen untersucht. berücksichtigten Zwecken zwischen 2017 und 2020 verändert? Wie hat sich 1. Zugang zum Internet die Nutzung zu für den Umgang mit der Wie groß ist der Anteil der Menschen in Pandemie zentralen Zwecken wie der zweiten Lebenshälfte, die Zugang Informationssuche, Pflege sozialer zum Internet haben? Hat sich dieser Kontakte, Unterhaltung und Kultur sowie Anteil zwischen 2017 und 2020 beim Online-Einkaufen in verändert? Gibt es Unterschiede im unterschiedlichen Altersgruppen Internetzugang nach Alter, Geschlecht zwischen 2017 und 2020 verändert? und Bildung? Wie gestalten sich die
6 Internetnutzung während der Corona-Pandemie Daten und Methodik Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie werden seit mehr als zwei Jahrzehnten Frauen und Männer auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt (1996, 2002, 2008, 2011, 2014, 2017, 2020). Dieser lange Beobachtungszeitraum von mehr als zwei Jahrzehnten erlaubt einen umfassenden Einblick in das Älterwerden und die Lebenssituationen von Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Zudem kann durch das kohortensequenzielle Design der Studie Älterwerden im sozialen Wandel untersucht werden. Der Deutsche Alterssurvey ist daher eine zentrale Studie zu Alter und Altern in Deutschland. Mehr als 20.000 Personen haben bislang an der Studie teilgenommen. Befragt werden Personen, die zum Zeitpunkt der ersten Teilnahme 40 Jahre und älter sind. Die Teilnehmenden werden auf Basis einer nach Alter, Geschlecht und Region geschichteten Einwohnermeldeamtsstichprobe ausgewählt. Die Daten des Deutschen Alterssurveys sind daher repräsentativ für die in Privathaushalten lebende Wohnbevölkerung Deutschlands in der zweiten Lebenshälfte. Durch den Deutschen Alterssurvey können auch die Lebenssituationen in Krisenzeiten – wie wir sie aktuell aufgrund der Corona-Pandemie erleben – näher beleuchtet und besser verstanden werden. Die jüngste Befragung fand im Zeitraum vom 8. Juni bis zum 22. Juli 2020 statt. Im Zentrum dieser Befragung standen Fragen zur aktuellen Lebenssituation sowie zu erlebten Veränderungen während der Corona-Pandemie in verschiedenen Lebensbereichen, etwa in sozialen Beziehungen, im Wohlbefinden und in der Erwerbsarbeit. Es haben 4.823 Personen ab einem Alter von 46 Jahren an der Befragung teilgenommen. Aufgrund der Corona- Pandemie wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Deutschen Alterssurveys, die bereits zuvor mindestens einmal an der Studie teilgenommen hatten, mit einem schriftlichen Fragebogen (anstatt wie bisher im persönlichen Interview) befragt. Diese jüngste schriftlich- postalische Kurzbefragung stellt den ersten Teil der siebten Welle des Deutschen Alterssurveys dar. Im zweiten Teil werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Deutschen Alterssurveys telefonisch interviewt – von November 2020 bis April 2021. Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Weitere Informationen zum Deutschen Alterssurvey (DEAS) finden sich unter www.deutscher-alterssurvey.de.
Internetnutzung während der Corona-Pandemie 7 Für das vorliegende DZA Aktuell wurden Zwecke?‘ Sieben Bereiche wurden in Daten des Deutschen Alterssurveys aus den Jahren 2017 und 2020 in dem Jahr 2017 sowie der schriftlichen identischer oder sehr ähnlicher Weise Kurzbefragung des Deutschen Alterssurveys erhoben. aus dem Juni/Juli 2020 ausgewertet. 1. Kontakt mit Freunden, Bekannten Änderungen im Internetzugang sowie in der und Verwandten (z. B. E-Mail, Internetnutzung werden somit über Facebook, Chat, Videotelefonie wie Veränderungen zwischen den Zeitpunkten Skype) 2017, also vor Beginn der Corona- 2. Suche nach sozialen Kontakten Pandemie, und nach der ersten Welle der (z. B. Freunde, Partner, Corona-Pandemie im Juni/Juli 2020 Gleichgesinnte) betrachtet. 3. Suche nach Informationen (z. B. In den Analysen wurden die folgenden Maße Nachrichten, Ratgeber-Seiten, verwendet: Wikipedia) 4. Einkaufen (z. B. Amazon, Ebay, − Zugang zum Internet Online-Apotheke). Im Jahr 2020 Der Zugang zum Internet wurde mit der wurde zusätzlich Frage erfasst: ‚Haben Sie Zugang zum ‚Lebensmittellieferungen‘ als Beispiel Internet?‘. Die Antwortmöglichkeiten ‚ja, genannt. privat‘ und ‚ja, beruflich‘ wurden für die 5. Bankgeschäfte (z. B. Online- Analysen jeweils zu einer Kategorie Banking). Im Jahr 2020 wurden zusammengefasst. 86,2 Prozent der zusätzlich ‚Banking-Apps‘ und Menschen im Alter von 46 bis 90 Jahren ‚mobiles Bezahlen per Smartphone‘ haben im Jahr 2020 privaten Zugang als Beispiele genannt. zum Internet und 35,3 Prozent beruflichen Zugang zum Internet. Über 6. Unterhaltung und Kultur (z. B. Musik Zugang zum Internet insgesamt (privat hören, Filme schauen, Spiele und/oder beruflich) verfügen im Jahr spielen, Fernsehen) 2020 86,4 Prozent der Menschen im 7. Eigene Inhalte erzeugen (z. B. Texte, Alter von 46 bis 90 Jahren. Bilder, Musik, Videos hochladen für Blogs, Webseiten, Online-Verkäufe) − Nutzung des Internets seit Beginn der Die folgenden Antwortmöglichkeiten Pandemie wurden vorgegeben: ‚täglich‘, ‚mehrmals Die veränderte private in der Woche‘, ‚einmal in der Woche‘, Nutzungshäufigkeit des Internets seit ‚ein- bis dreimal im Monat‘, ‚seltener‘, Beginn der Corona-Pandemie wurde mit ‚nie‘. Für eine vereinfachte Darstellung folgender Frage erhoben: ‚Nutzen Sie wurden die Kategorien ‚täglich‘ und das Internet seit Mitte März häufiger ‚mehrmals in der Woche‘ als „häufige oder seltener für private Zwecke?‘ Die Nutzung“ zusammengefasst und die Antwortmöglichkeiten lauteten ‚häufiger‘, Kategorien ‚mehrmals in der Woche‘ bis ‚unverändert‘, ‚seltener‘. Diese Frage ‚seltener‘ wurden als ‚gelegentliche‘ wurde nur im Juni/Juli 2020 erhoben Nutzung zusammengefasst. Auch diese und nur jenen Personen gestellt, die Frage wurde nur jenen Personen Zugang zum Internet haben. gestellt, die Zugang zum Internet haben. − Häufigkeit der Internetnutzung für Alter, Geschlecht sowie Bildungsstatus verschiedene Zwecke basieren auf Selbstauskünften bzw. waren Die Nutzungshäufigkeit des Internets für aufgrund vorheriger Teilnahmen der unterschiedliche Zwecke wurde mit der Personen am Deutschen Alterssurvey folgenden Frage erfasst: ‚Wie häufig bereits bekannt. Um die Rolle des nutzen Sie das Internet für folgende Lebensalters zu untersuchen, wurden drei
8 Internetnutzung während der Corona-Pandemie Altersgruppen gebildet: 46–60 Jahre n2017=2.746, 49,9 Prozent) miteinander (n2020=997, 20,9 Prozent; n2017=1.517, verglichen. Bildung wurde in drei Gruppen 27,6 Prozent), 61–75 Jahre (n2020=2.166, unterteilt: Personen mit niedrigem 45,5 Prozent; n2017=2.576, 46,8 Prozent) Bildungsabschluss (n2020=205; 4,3 Prozent; sowie 76–90 Jahre (n2020=1.600, n2017=260, 4,7 Prozent), mittlerem 33,6 Prozent; n2017=1.406, 25,6 Prozent). Bildungsabschluss (n2020=2.250; Zudem wurden Frauen (n2020=2.431, 51,1 47,2 Prozent; n2017=2.741, 49,9 Prozent) und Prozent; n2017=2.753, 50,1 Prozent) und hohem Bildungsabschluss (n2020=2.307; Männer (n2020=2.328, 48,9 Prozent; 48,4 Prozent; n2017=2.499, 45,4 Prozent). Zugang zum Internet Der Großteil der Menschen in der zweiten Unterschiede im Zugang zum Internet finden Lebenshälfte in Deutschland verfügt über sich auch mit Blick auf das Geschlecht. einen Internetzugang. Dieser Anteil hat sich Frauen in der zweiten Lebenshälfte haben zwischen 2017 und 2020 leicht erhöht, und seltener Zugang zum Internet als Männer, zwar um knapp 4 Prozentpunkte von 82,6 und dies hat sich zwischen den auf 86,4 Prozent (Abbildung 1). Befragungszeitpunkten nur wenig geändert: Auch im Jahr 2020 liegt der Anteil der Allerdings haben zu beiden Zeitpunkten Frauen, die über einen Internetzugang Menschen im mittleren Erwachsenenalter verfügen, mit 82,5 Prozent unter dem häufiger Zugang zum Internet als ältere entsprechenden Anteil der Männer mit Menschen (Abbildung 1). In der jüngsten 90,5 Prozent. Altersgruppe (46 bis 60 Jahre) ist sowohl im Jahr 2017 als auch im Jahr 2020 eine Auch das Bildungsniveau ist von erheblicher nahezu vollständige Abdeckung mit über Bedeutung für den Internetzugang, hier 96 Prozent erreicht. Bei der mittleren zeigen sich sowohl für 2017 als auch für Altersgruppe, den 61- bis 75-Jährigen, hat 2020 große Unterschiede. Während im Jahr sich der Anteil derer, die Zugang zum 2020 fast 94,2 Prozent der Menschen mit Internet haben, zwischen 2017 und 2020 hohem Bildungsniveau über einen deutlich erhöht, von 82,9 auf 91,6 Prozent. Internetzugang verfügen, liegt der Anteil der Auch bei den 76- bis 90-Jährigen stieg der Personen mit niedrigem Bildungsniveau bei Anteil der Menschen mit Internetzugang 61,6 Prozent, dies ist eine deutliche Kluft zwischen 2017 und 2020 an, von von fast 33 Prozentpunkten. Von den 45,1 Prozent auf 52,1 Prozent. Jedoch fehlt Personen mit mittlerem Bildungsniveau immer noch bei knapp der Hälfte der haben im Jahr 2020 82,8 Prozent Zugang Menschen in dieser Altersgruppe ein zum Internet. Internetzugang.
Internetnutzung während der Corona-Pandemie 9 Abbildung 1: Personen, die Zugang zum Internet haben, gesamt, nach Alter, Geschlecht und Bildung, 2017 und 2020 (in Prozent) 82,6 Gesamt 86,4 87,5 Männer 90,5 78,1 Frauen 82,5 56,6 Niedrige Bildung 61,6 79,6 Mittlere Bildung 82,8 92,7 Hohe Bildung 94,2 96,0 46-60 Jahre 96,8 82,9 61-75 Jahre 91,6 45,1 76-90 Jahre 52,2 0 20 40 60 80 100 Prozent 2017 2020 Quelle: DEAS 2017 (n=5.314),DEAS 2020 (n=4.626). Gewichtet, gerundete Angaben. Statistisch signifikante Zunahme der Personen insgesamt mit Internetzugang von 2017 auf 2020 (p
10 Internetnutzung während der Corona-Pandemie Dagegen zeigen sich Unterschiede zwischen Internet seit Beginn der Corona-Pandemie den Personen mit unterschiedlichen häufiger für private Zwecke zu nutzen als vor Bildungsniveaus: Jeweils etwa ein Viertel Beginn der Pandemie. Folgende der Personen mit hohem oder niedrigem Altersunterschiede lassen sich in diesem Bildungsniveau geben an, das Internet seit Zusammenhang hervorheben: Menschen im Beginn der Corona-Pandemie häufiger zu hohen Lebensalter (76 bis 90 Jahre) haben nutzen. Demgegenüber nutzen nur deutlich seltener Zugang zum Internet als 17,8 Prozent der Personen mit mittlerem Menschen im Alter von 46 bis 75 Jahren Bildungsniveau das Internet seit Beginn der (Abbildung 1), und wenn sie Zugang zum Pandemie häufiger. Internet haben, fallen die berichteten Zuwächse in der Nutzungshäufigkeit seit Insgesamt berichtet nur eine Minderheit Beginn der Pandemie deutlich geringer aus jener Menschen in der zweiten Lebenshälfte, als in den jüngeren Altersgruppen die über einen Internetzugang verfügen, das (Abbildung 2). Abbildung 2: Veränderung der Nutzungshäufigkeit des Internets im privaten Bereich, insgesamt, nach Alter, Geschlecht und Bildung, 2020 (in Prozent) Gesamt 20,7 77,3 2,0 Männer 19,7 78,8 1,4 Frauen 21,7 75,3 2,6 Niedrig Bildung 24,4 70,3 5,3 Mittlere Bildung 17,8 79,1 3,1 Hohe Bildung 23,3 76,2 0,6 46-60 Jahre 25,9 72,9 1,2 61-75 Jahre 16,6 81,3 2,2 76-90 Jahre 12,5 82,7 4,8 0 20 40 60 80 100 Prozent Häufiger Gleich Seltener Quelle: DEAS 2020 (n=3.806). Gewichtet, gerundete Angaben. Alter und Bildung zeigen einen statistisch signifikanten Zusammenhang mit der Veränderung der Nutzungshäufigkeiten des Internets für private Zwecke (p
Internetnutzung während der Corona-Pandemie 11 Internetnutzung zu verschiedenen thematischen Zwecken Das Internet wird zu ganz unterschiedlichen Hälfte der Personen nutzen im Jahr 2020 Zwecken genutzt. Abbildung 3 gibt für die das Internet mindestens mehrmals die Jahre 2017 und 2020 einen Überblick über Woche um Kontakte zu Freundinnen und den Anteil der Personen in der zweiten Freunden, Bekannten oder Verwandten zu Lebenshälfte, die das Internet häufig, pflegen und um Musik zu hören, Filme zu gelegentlich oder nie für die erfragten schauen oder Spiele zu spielen Zwecke nutzen. Es zeigt sich, dass das (Unterhaltung und Kultur). Mit Ausnahme Internet sowohl im Jahr 2017 als auch im des Nutzungszwecks ‚eigene Inhalte Jahr 2020 am häufigsten für die Suche nach erzeugen‘ haben bei allen abgefragten Informationen, für die Pflege bestehender Zwecken die Anteile der häufigen Nutzung sozialer Kontakte sowie für Unterhaltung und des Internets zwischen 2017 und 2020 Kultur genutzt wurde. Im Jahr 2020 nutzen zugenommen. 1 Insbesondere wurde das gut drei Viertel aller Personen mit einem Internet häufiger für Unterhaltung und Kultur Internetzugang täglich oder mehrmals die genutzt, aber auch – wenn auch auf Woche das Internet für die Suche nach niedrigerem Niveau – die Suche nach neuen Informationen, z. B. um sich über aktuelle sozialen Kontakten und Online-Einkauf Nachrichten zu informieren oder Ratgeber- (Abbildung 3). Seiten aufzusuchen. Jeweils mehr als die 1Lediglich der Anteil der Personen, die das Internet sich zwischen 2017 und Juni/Juli 2020 nicht häufig zur Erzeugung eigener Inhalte nutzen, hat statistisch signifikant verändert.
12 Internetnutzung während der Corona-Pandemie Abbildung 3: Nutzung des Internetzugangs von Personen im Alter von 46 bis 90 Jahren nach thematischen Zwecken, 2017 und 2020 (in Prozent) Suche nach 2017 67,1 29,6 3,4 Informationen 2020 76,4 21,2 2,4 Kontakt mit 2017 61,6 28,0 10,5 Freund*innenBekannten 2020 66,6 26,2 7,2 Verwandten 2017 32,9 37,6 29,5 Unterhaltung 2020 52,6 32,3 15,1 2017 22,5 34,9 42,6 Bankgeschäfte 2020 31,5 35,6 33,0 2017 7,6 68,0 24,4 Einkaufen 2020 12,5 67,5 20,1 Suche nach 2017 6,5 29,5 64,0 sozialen Kontakten 2020 15,1 32,1 52,8 Eigene 2017 6,1 36,3 57,7 Inhalte erzeugen 2020 6,5 33,8 59,8 0 20 40 60 80 100 Häufig Gelegentlich Nie Quelle: DEAS 2017 (n=4.173), DEAS 2020 (n=3.837). Gewichtet, gerundete Angaben. Die Veränderung der häufigen Internetnutzung von Personen mit Internetzugang von 2017 auf 2020 ist für alle Bereiche signifikant (p
Internetnutzung während der Corona-Pandemie 13 Altersunterschiede in der Internetnutzung Im Folgenden werden vier der sieben sowie Einkaufen. Dargestellt werden hier Zwecke der Internetnutzung differenzierter ebenfalls die Anteile der Personen mit dargestellt, die für Menschen in der zweiten häufiger Nutzung, die Anteile der Personen Lebenshälfte in der Corona-Pandemie mit gelegentlicher Nutzung sowie die Anteile besonders hilfreich sein könnten: Suche der Personen, die diesen Bereich nie nutzen nach Informationen, Pflege bestehender (Abbildungen 4 bis 7). sozialer Kontakte, Unterhaltung und Kultur Abbildung 4: Häufigkeit der Internetnutzung zur Suche nach Informationen, nach Altersgruppen, 2017 und 2020 (in Prozent) 1,6 0,9 2,2 100 4,9 8,4 10,0 Nie 17,4 25,7 23,1 Gelegentlich 80 32,6 30,9 Häufig 42,0 60 Prozent 40 81,7 72,7 74,6 62,5 59,1 49,6 20 0 2017 2020 2017 2020 2017 2020 46-60 Jahre 61-75 Jahre 76-90 Jahre Quelle: DEAS 2017 (n=4.140), DEAS 2020 (n=3.789). Gewichtet, gerundete Angaben. 2017 und 2020 bestehen statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit der Internetnutzung und dem Alter (p
14 Internetnutzung während der Corona-Pandemie Abbildung 5: Häufigkeit der Internetnutzung um bestehende Kontakte mit Freundinnen und Freunden, Bekannten und Verwandten zu pflegen, nach Altersgruppen, 2017 und 2020 (in Prozent) 100 9,3 7,5 11,6 6,4 8,9 13,0 Nie Gelegentlich 80 23,6 22,5 29,2 32,1 Häufig 30,1 46,3 60 Prozent 40 67,1 70,0 64,4 58,3 59,0 20 40,8 0 2017 2020 2017 2020 2017 2020 46-60 Jahre 61-75 Jahre 76-90 Jahre Quelle: DEAS 2017 (n=4.149), DEAS 2020 (n=3.787). Gewichtet, gerundete Angaben. 2017 und 2020 bestehen statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit der Internetnutzung für den Kontakt mit Freundinnen und Freunden, Bekannten und Verwandten und dem Alter (p
Internetnutzung während der Corona-Pandemie 15 Abbildung 6: Häufigkeit der Internetnutzung für Unterhaltung und Kultur, nach Altersgruppen, 2017 und 2020 (in Prozent) 100 8,8 Nie 22,2 20,5 24,3 Gelegentlich 80 38,4 41,9 32,7 Häufig 32,2 60 31,1 Prozent 41,4 34,2 26,6 40 58,5 47,3 44,6 20 36,4 27,4 31,5 0 2017 2020 2017 2020 2017 2020 46-60 Jahre 61-75 Jahre 76-90 Jahre Quelle: DEAS 2017 (n=4.135), DEAS 2020 (n=3.781). Gewichtet, gerundete Angaben. 2017 und 2020 bestehen statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit der Internetnutzung zur Unterhaltung und dem Alter (p
16 Internetnutzung während der Corona-Pandemie Abbildung 7: Häufigkeit der Internetnutzung für Einkäufe, nach Altersgruppen, 2017 und 2020 (in Prozent) 100 14,5 13,2 Nie 22 32,8 Gelegentlich 80 43,7 Häufig 53,5 60 Prozent 69,4 75,3 68,9 40 62,9 54 43,1 20 17,4 10,3 9,1 0 4,3 3,5 2,3 2017 2020 2017 2020 2017 2020 46-60 Jahre 61-75 Jahre 76-90 Jahre Quelle: DEAS 2017 (n=4.143), DEAS 2020 (n=3.787). Gewichtet, gerundete Angaben. 2017 und 2020 bestehen statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit der Internetnutzung zum Einkaufen und dem Alter (p
Internetnutzung während der Corona-Pandemie 17 Zusammenfassung und Diskussion In den Jahren 2017 bis 2020 ist die Lebenssituation für ältere Menschen ohne Digitalisierung in Deutschland weiter Zugang zum Internet erschwert hat. So ist vorangeschritten, das zeigen die derzeit das Buchen von Impfterminen, der vorliegenden Befunde. Ob die Corona- Einkauf von Schuhen, oder die Pandemie hier als Digitalisierungs- Konzertteilnahme häufig nur online möglich. beschleuniger gewirkt hat, lässt sich auf Gut 20 Prozent der Menschen im Alter Basis der vorliegenden Analysen nicht zwischen 46 und 90 Jahren, die über einen eindeutig sagen und muss bei der Internetzugang verfügen, nutzen das Interpretation der Befunde berücksichtigt Internet seit Beginn der Corona-Pandemie werden. Bestimmte Entwicklungen lassen häufiger für private Zwecke. Allerdings ist sich dennoch ablesen: der Anteil derjenigen, die über keine Ein Großteil der Menschen in der zweiten veränderte Nutzungshäufigkeit berichten, mit Lebenshälfte hat Zugang zum Internet und 77 Prozent sehr hoch. Auch hier sind dieser Anteil ist zwischen 2017 und 2020 Altersunterschiede auffällig. Während unter weiter gestiegen: um knapp 4 Prozentpunkte den 46- bis 60-Jährigen über ein Viertel auf 86,4 Prozent. Insbesondere in der angibt, das Internet seit Beginn der Gruppe der 61- bis 75-Jährigen ist der Pandemie häufiger für private Zwecke zu Zuwachs deutlich. Auch unter den über 75- nutzen als vor der Pandemie, sind es unter Jährigen hat im Jahr 2020 ein größerer den 75- bis 90-Jährigen lediglich ein Achtel. Anteil einen Internetzugang als noch 2017, Die Pandemie hat für Menschen in der jedoch sind es im Jahr 2020 immer noch nur zweiten Lebenshälfte also eine gut die Hälfte der über 75-Jährigen. Dies Intensivierung der Internetnutzung für private verdeutlicht: Obwohl sich der Zugang zum Zwecke bewirkt, jedoch fällt diese in den Internet zwischen 2017 und 2020 in allen Altersgruppen unterschiedlich stark aus. Altersgruppen verbessert hat, sind es Insgesamt stehen die Befunde in Einklang insbesondere ältere Menschen ab mit anderen Studien, die zeigen, dass die 75 Jahren, die derzeit häufig noch über Zahl der älteren Menschen steigt, die über keinen Internetzugang verfügen und somit einen Internetzugang verfügt und das auch nicht von digitalen Möglichkeiten Internet häufig nutzt (Seifert & Schelling insgesamt und insbesondere in der Corona- 2016; Doh 2020; Initiative D21 2019). Pandemie profitieren können. Häufig wird Die Analysen zeigen auch, dass die von einer digitalen Spaltung zwischen ‚Jung Nutzungshäufigkeit des Internets von und Alt‘ gesprochen, also zwischen ‚erster‘ Personen mit Internetzugang in nahezu allen und ‚zweiter Lebenshälfte‘ (Seifert et al. Nutzungszwecken zwischen 2017 und 2021). Aber die Ergebnisse zeigen, wie Sommer 2020 zugenommen hat. So hat sich wichtig es ist, zusätzlich auch Unterschiede beispielsweise die Internetnutzung zur innerhalb der Gruppe von Menschen in der Informationssuche in allen Altersgruppen zweiten Lebenshälfte zu beachten. über die Jahre deutlich intensiviert. Gleiches Insbesondere für über 75-Jährige sind gilt für die Internetnutzung zur Konzepte und Modelle zu digitaler Bildung Wahrnehmung von Unterhaltungs- und und Teilhabe zu entwickeln, welche die Kulturangeboten sowie zum Online- konkrete Situation dieser Altersgruppe Einkaufen. Bei der Internetnutzung zur berücksichtigen. Dies ist umso wichtiger, als Pflege von sozialen Kontakten sind es dass sich im weiteren Verlauf der Pandemie insbesondere die 76- bis 90-Jährigen, die im gezeigt hat, dass die Verlagerung von Vergleich zu 2017 im Sommer 2020 eine analogen Angeboten und Dienstleistungen häufigere Nutzung zu diesem Zweck ins Digitale, sowie das Fortbestehen der berichten. Kontaktbeschränkungen, die
18 Internetnutzung während der Corona-Pandemie Die häufigere Nutzung des Internets von Internetzugang. Diese Ergebnisse weisen Menschen in der zweiten Lebenshälfte, die darauf hin, dass soziale Ungleichheits- über einen Internetzugang verfügen, lässt faktoren aktuell auch weiterhin den Zugang den Schluss zu, dass das Internet in der zum Internet und dessen Nutzung Pandemie noch einmal an Bedeutung beeinflussen. gewonnen hat. In diese Richtung weisen Mit Blick auf diejenigen Menschen in der auch Befunde anderer aktueller Studien, die zweiten Lebenshälfte, die über keinen zeigen, dass vor allem diejenigen, die das Zugang verfügen, stellt sich damit die Internet bereits vor der Pandemie zu Aufgabe, Wege zu finden, wie diese Informations- und Kommunikationszwecken Personen auch und insbesondere in Zeiten genutzt haben, während der Pandemie der Corona-Pandemie dennoch Zugang zu davon profitieren oder ihre allen notwenigen Informationen, Angeboten Nutzungsgewohnheiten mit ihnen bereits und Dienstleistungen bekommen können. vertrauten Medien, wie unter anderem mit Zudem ist es erforderlich, die digitalen dem Internet, intensiviert haben (Wahl, Kompetenzen von Menschen in der zweiten Wurm, Schlomann, & Ehni 2021; Hartung- Lebenshälfte zu stärken, damit Griemberg, Schulz, Stegmann, Heizmann, Möglichkeiten, die das Internet bietet, von Diether, & Rutkewitz 2020). Entsprechend diesen Menschen auch sicher genutzt ließe sich die hohe Zunahme in der werden können. Dabei handelt es sich um Nutzungshäufigkeit des Internets zur Pflege eine Aufgabe, die sowohl Wissenschaft als sozialer Kontakte unter den über auch Gesellschaft und Politik fordert. Hier 76-Jährigen damit erklären, dass diese betont der Achte Altersbericht die Gruppe das Internet verstärkt nutzte, um kommunale Rolle in der Entwicklung digitaler trotz geltender Kontaktbeschränkungen, den Bildungsangebote, Lern- und Kontakt mit Freundinnen und Freunden, Erfahrungsräume sowie niedrigschwelliger, Bekannten und der Familie zu halten. nahräumlicher Beratungs- und Die hier vorgelegten Befunde lassen Unterstützungsangebote zum insgesamt vermuten, dass die digitale Kompetenzerwerb (Deutscher Bundestag Spaltung hinsichtlich des Internetzugangs 2020). zwischen Menschen im mittleren Ziel aller Bemühungen sollte es sein, Erwachsenenalter und älteren Menschen gesellschaftliche Teilhabe für alle Menschen mittel- und langfristig abnehmen wird. zu ermöglichen. Dies wird jedoch aufgrund Während der Zugang zum Internet unter den der bestehenden digitalen Spaltung nicht 46- bis 60 Jährigen bereits im Jahr 2017 fast ausschließlich über das Internet möglich vollständig erreicht war und daher im Jahr sein (Bundesarbeitsgemeinschaft der 2020 nur noch eine geringe Zunahme zu Senioren-Organisationen 2020). Der Zugang verzeichnen ist, haben im Jahr 2020 zum Internet ist zunehmend, aber auch insbesondere Menschen über 60 Jahre gerade in der Corona-Pandemie mit vielen Zugang zum Internet erhalten. Allerdings Vorteilen für alle Menschen verknüpft. Das machen die Ergebnisse auch deutlich, dass Internet ermöglicht den Kontakt mit der Zugang zum Internet sowie die Freundinnen und Freunden, Bekannten und Nutzungshäufigkeit neben dem Alter immer der Familie unter Einhaltung der noch stark von Geschlecht und Bildung Kontaktbeschränkungen. Es ermöglicht abhängen. So verfügen vor allem die weiterhin die Teilnahme an kulturellen Personen mit hoher Bildung, Männer und Veranstaltungen im digitalen Raum und hält Personen zwischen 46 und 75 Jahren über eine große Bandbreite an Unterhaltungs- einen Internetzugang. Personen mit angeboten bereit. Auch ermöglicht das niedrigem Bildungsniveau, Frauen und Internet die Versorgung mit Gütern des Personen ab 76 Jahren verfügen dagegen täglichen Lebens und anderen vergleichsweise seltener über einen Konsumgütern, ohne dass Menschen beim
Internetnutzung während der Corona-Pandemie 19 Einkaufen einem Ansteckungsrisiko Unterschiede zwischen Frauen und Männern ausgesetzt werden. Eine digitale Spaltung von Bedeutung. Gebündelte und ineinander hinsichtlich des Zugangs zum Internet zeigt verzahnte Maßnahmen von Bund, Ländern sich jedoch besonders stark zwischen und Gemeinden sind notwendig, um den Menschen im mittleren Erwachsenenalter Zugang und die Nutzung des Internets für (46 bis 60 Jahre) und im höheren alle Menschen möglichst niedrigschwellig zu Erwachsenenalter (76 Jahre und älter). gestalten Zusätzlich sind Bildungsunterschiede sowie .
20 Internetnutzung während der Corona-Pandemie Literatur Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) (2020). Ältere Menschen und Digitalisierung. Stellungnahme der BAGSO zum Achten Altersbericht der Bundesregierung. Bonn: Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen. https://www.bagso.de/fileadmin/user_upload/bagso/06_Veroeffentlichungen/2020/BAGSO -Stellungnahme_Achter_Altersbericht_Digitalisierung.pdf (Zuletzt aufgerufen am 18.02.2021). Brakemeier, E.-L., Wirkner, J., Knaevelsrud, C., Wurm, S., Christiansen, H., Lueken, U., & Schneider, S. (2020). Die COVID-19-Pandemie als Herausforderung für die psychische Gesundheit. Erkenntnisse und Implikationen für die Forschung und Praxis aus Sicht der Klinischen Psychologie und Psychotherapie. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie. https://doi.org10.1026/1616-3443/a000574 Deutscher Bundestag (2020). Achter Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland: Ältere Menschen und Digitalisierung - und Stellungnahme der Bundesregierung. Drucksache 19/21650 vom 13.08.2020. Berlin: Deutscher Bundestag. https://www.achter- altersbericht.de/fileadmin/altersbericht/pdf/aktive_PDF_Altersbericht_DT-Drucksache.pdf (Zuletzt aufgerufen am 01.03.2021). Doh, M. (2020). Auswertung von empirischen Studien zur Nutzung von Internet, sozialen Medien und Informations- und Kommunikations-Technologien bei älteren Menschen. Expertise zum Achten Altersbericht der Bundesregierung. Herausgegeben von C. Hagen, C. Endter und F. Berner. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. https://www.achter- altersbericht.de/fileadmin/altersbericht/pdf/Expertisen/Expertise_Doh.pdf (Zuletzt aufgerufen am 01.03.2021) Ehlers, A., Heß, M., Frewer-Graumann, S., Olbermann, E., & Stiemke, P. (2020). Digitale Teilhabe und (digitale) Exklusion im Alter. Expertise zum Achten Altersbericht der Bundesregierung. Herausgegeben von C. Hagen, C. Endter und F. Berner. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. https://www.achter- altersbericht.de/fileadmin/altersbericht/pdf/Expertisen/Expertise-FFG-Dortmund.pdf (Zuletzt aufgerufen am 01.03.2021) Hartung-Griemberg, A., Schulz, H., Stegmann, J., Heizmann, L., Diether, N., & Rutkewitz, J. (2020). Medienalltag im Alter unter den Bedingungen der Covid-19-Pandemie und den Herausforderungen der Digitalisierung. Medien & Altern, 17, 25–35. Huxhold, O., & Otte, K. (2019). Internetzugang und Internetnutzung in der zweiten Lebenshälfte. [DZA Aktuell 01/2019]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. Initiative D21 (2019). D21 Digitalindex 2018/2019. Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft. Berlin: Initiative D21. Seifert, A., Cotten, S. R., & Xie, B. (2021). A Double Burden of Exclusion? Digital and Social Exclusion of Older Adults in Times of COVID-19. The Journals of Gerontology, Series B: Psychological Sciences and Social Sciences, 76(3), e99–e103. https://doi.org/10.1093/geronb/gbaa098 Seifert, A., & Schelling, H.-R. (2016). Alt und offline. Zeitschrift für Gerontologie, 7(49), 619–625. Tesch-Römer, C., Weber, C., & Webel, H. (2016). Nutzung des Internets durch Menschen in der zweiten Lebenshälfte [DZA-Fact Sheet]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokumente/Fact_Sheets/FactSheet_Internet.pdf (Zuletzt aufgerufen am 01.03.2021)
Internetnutzung während der Corona-Pandemie 21 Wahl, H.-W., Wurm, S., Schlomann, A., & Ehni, H.-J. (2021). Ältere Menschen in der Zeit der Corona-Pandemie: Theoretische Konzepte und eigene Studienergebnisse. Medien & Altern, 17, 9–24.
Impressum Lisa Kortmann, Christine Hagen, Cordula Endter, Julia Riesch und Clemens Tesch-Römer: Internetnutzung von Menschen in der zweiten Lebenshälfte während der Corona-Pandemie: Soziale Ungleichheiten bleiben bestehen Erschienen im März 2021. DZA Aktuell ist ein Produkt des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA), Berlin. Das DZA wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. www.dza.de
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