ECommerce und Packaging on Demand in der Lebensmittelbranche - Whitepaper - Wie wird die Verpackung fit für den Onlinehandel?
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Whitepaper eCommerce und Packaging on Demand in der Lebensmittelbranche Wie wird die Verpackung fit für den Onlinehandel?
Inhalt 1. Executive Summary 3 2. Einführung 4 eCommerce in der Lebensmittelbranche: ein Marktüberblick 4 Neue Wege zum Konsumenten: Versand statt Supermarkt – wie sich Logistikströme ändern 6 Das Whitepaper: Ziele und Zielgruppen 8 3. Onlinehandel in der Lebensmittelbranche: die Trends 9 Bestellhäufigkeit und -volumen: schneller und kleiner 9 Personalisierung: Produkte individuell gestalten und zusammenstellen 10 Das virtuelle Regal: Platz für jedes Produkt 11 4. Neue Herausforderungen: Verpackung und Verpackungsprozess 12 Versandfertige Erst- und Zweitverpackungen 12 Kleine Los- und unterschiedliche Packungsgrößen 13 Flexible Zuführung und Produktion 14 Losgröße eins dank Packaging on Demand – maßgeschneidert und just in time 14 Produkte nach Wunsch bedrucken, den Warenkorb füllen 15 Mit Smart Packaging alle Informationen zur Hand 16 Zwischenfazit: Logistik der Zukunft – verpackt für mehr als „nur“ Transport 17 5. Verpackung schafft Wettbewerbsvorteile im eCommerce 18 Kosteneinsparungen 18 Verbesserter Produktschutz 19 Abfallvermeidung und -reduktion 19 6. Checkliste: Verpackungen für eCommerce optimieren 21 7. Ausblick und Zusammenfassung 22 8. Ansprechpartner und weiterführende Informationen 23 2
1. Executive Summary Ein Klick genügt und schon landet das Gemüse im Einkaufskorb. Immer mehr Konsumenten kaufen online nicht nur Bücher oder Kleidung, sondern auch Lebensmittel. Weltweit wächst der Onlinehandel mit Le- Produkte an und erweitern ihr Sortiment, um bensmitteln. Kantar Worldpanel zufolge wird Zielgruppen noch genauer anzusprechen. der Markanteil schnelllebiger Konsumgüter, So steigt für die Hersteller von Lebensmitteln die über das Internet vertrieben werden, bis die Komplexität in Sachen Verpackung und 2025 auf zehn Prozent ansteigen. Verpackungsprozesse. Unternehmen stehen unterschiedliche Wege offen, damit umzuge- Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf hen. Dazu zählen versandfertige Primär- oder Verpackung und Logistik von Lebensmitteln Sekundärverpackungen genauso wie maßge- sind enorm. Haben Hersteller ihre Prozesse schneiderte Verpackungen in Losgröße eins, bislang auf den Einzelhandel zugeschnitten, Investitionen in einen flexiblen Maschinen- stehen sie nun vor der neuen Frage: Wie park und teil- oder vollautomatisierte Zuführ- kommt das Produkt zum Kunden? Auf den lösungen. ersten Blick ändern sich nur die letzten Meter in der Lieferkette; auf den zweiten zeigen sich Mit Verpackungen, die besser auf den On- die Auswirkungen auf vorgelagerte Prozesse, linehandel zugeschnitten sind, kommen angefangen von der Produktgestaltung bis Produkte eher unbeschadet beim Kunden an. hin zur Versandverpackung. Und Unternehmen verbessern ihre Umwelt- bilanz, wenn sie auf recyclingfähige Materia- Durch den Onlinehandel ändern sich Kaufge- lien, geringeren Materialverbrauch und ein wohnheiten der Konsumenten ebenso wie die niedrigeres Versandgewicht setzen. Wer es Marktchancen von Herstellern. Konsumen- schafft, Verpackung und Logistik für den On- ten bestellen immer häufiger, dafür jedoch linehandel zu optimieren, profitiert so letztlich kleinere Einheiten. Hersteller bieten zuneh- im Wettbewerb. mend individualisierte bzw. personalisierbare 3
2. Einführung ECOMMERCE IN DER LEBENS- MITTELBRANCHE: EIN MARKT- ÜBERBLICK eCommerce... Einkaufen per Internet: Bei Büchern, Kleidung ...steht für Electronic Commerce. Darunter fällt und Elektronik ist das längst Normalität. Jetzt der Vertrieb von Waren und Dienstleistungen zieht die Lebensmittelbranche in riesigen über das Internet, aber auch der Kauf und Schritten nach. Ob Schokolade, Kekse oder Verkauf von Waren und Dienstleistungen über Müsli – der Anteil der Lebensmittel, die nie andere elektronische Verbindungen sowie alle einen Supermarkt gesehen haben, wächst. anderen Geschäftsprozesse (zum Beispiel After- Sales-Services), die über den elektronischen Kanal abgewickelt werden. Dabei stehen die 15 Prozent Anteil bis 2025 Handelspartner nicht in direktem physischen Kontakt miteinander. Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2025 rund 15 Prozent der Waren weltweit über eCommerce-Kanäle verkauft werden. Quelle: Während sich der eCommerce-Markt für Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon Lebensmittel in Deutschland voraussichtlich verhalten entwickeln wird, ist in anderen Län- dern ein Boom zu erwarten. Für Deutschland rechnen Experten mit einem Umsatzanteil von etwa fünf bis maximal zehn Prozent bis Experten prognostizieren den 2025; für Nordamerika liegen die Prognosen Durchbruch im deutschen Markt zwischen 16 und 20 Prozent. Für China sind ähnlich hohe Wachstumsraten zu erwarten. Doch selbst wenn der eCommerce-Anteil im Lebensmittelhandel in Deutschland ver- Die absoluten Umsatzzahlen sprechen be- glichen mit dem anderer Länder wesentlich reits heute für sich: 2018 hat der Onlineriese langsamer zunimmt, steigt auch in der Bun- Amazon in Großbritannien Lebensmittel für desrepublik der Absatz Jahr um Jahr: Laut 52 Millionen Euro und in den USA für 526 Handelsverband wurden 2018 über das Inter- Millionen Euro verkauft. net bereits Lebensmittel und Delikatessen im Wert von 1,6 Milliarden Euro verkauft. Dass sich Länder im Vertrieb von Lebensmit- teln über das Internet unterschiedlich entwi- Entsprechend optimistisch titelte Pricewater- ckeln, hat verschiedene Gründe: Die Kaufge- houseCoopers (PwC) in einer 2018 publizier- wohnheiten der Konsumenten unterscheiden ten Studie: „Online-Lebensmittelhandel vor sich von Land zu Land. Gleiches gilt für deren dem Durchbruch in Deutschland“. Das Unter- generelle Bereitschaft, im Internet einzukau- nehmen begründet seine Prognose unter fen. Und während in Ländern wie Deutsch- anderem damit, dass mehr als 40 Prozent land der nächste Supermarkt meist nie weit der für die Studie Befragten planten, in den weg ist, ist das Einzelhandelsnetz beispiels- nächsten zwölf Monaten Lebensmittel online weise in China wesentlich lückenhafter. einzukaufen. 4
Im Warenkorb landen vor allem haltbare Die Potenziale sind enorm; aber auch die Lebensmittel – noch Risiken für alteingesessene Geschäftsmo- delle der stationären Händler und Hersteller Konsumenten greifen online vor allem zu im Lebensmittelsegment. PwC warnt: „Die länger haltbaren Lebensmitteln wie eine etablierten Lebensmitteleinzelhändler laufen Untersuchung der Marktforschungsagentur Gefahr, dass ihre Kunden beim Wechsel in Mafowerk (Nürnberg) zum Einkaufsverhalten den Onlinekanal auch den Händler wechseln, der Konsumenten von Amazon fresh zeigt, wenn der Händler ihres Vertrauens kein oder also etwa zu Süßwaren, Kaffee, Erfrischungs- aus ihrer Sicht nur ein unzureichendes On- getränken und Nudeln. lineangebot bietet.“ Mehr und mehr Unterneh- Dass das nicht mehr lange so bleiben muss, men setzen deshalb das Thema eCommerce zeigt ein Blick nach China: An einem einzigen auf die Agenda ihrer strategischen Vertriebs- Tag im Jahr 2017, der mit besonderen Rabat- entwicklung. ten lockte, machten sich nach Angaben des chinesischen Handelshauses Alibaba zwei Millionen online georderter Krabben auf den Weg zu ihren Kunden. Anteil der Konsumenten, die planen, Lebensmittel in den nächsten 12 Monaten online einzukaufen 88% 87% 85% 60% 59% 58% 58% 57% 48% 40% 39% 36% 35% Großbritannien 30% Durchschnitt 25% Deutschland Naher Osten 24% 24% Schweden Singapur Malaysia Thailand globaler Vietnam Ungarn Belgien Kanada Nieder- Japan Irland China lande USA höchste geplante Nutzung des Online_Lebensmittelangebots (Top 8) niedrigste geplante Nutzung des Online_Lebensmittelangebots (Last 8) Eine Studie von PwC aus dem Jahr 2018 zeigt: Der Onlinehandel mit Lebensmitteln hat enormes Potenzial. 5
NEUE WEGE ZUM KONSUMEN- TEN: VERSAND STATT SUPER- MARKT – WIE SICH LOGISTIK- STRÖME ÄNDERN Wie kommt das Produkt zum Kunden? Wer online erfolgreich Lebensmittel vertreiben will, muss diese Frage neu beantworten. Passende Transportlogistik und geeignete Verpackungen sind im eCommerce entschei- dende Erfolgsfaktoren. Um ihr Potenzial zu heben, lohnt es sich, die gesamte Logistikket- te einschließlich der vorgelagerten Produk- tionsprozesse in den Blick zu nehmen. Bislang haben Produzenten Verpackung und Logistik vor allem für den stationären Handel optimiert. Durch den Absatz über das Internet entstehen veränderte Logistikströme – und damit neue Herausforderungen für Verpa- ckung und Verpackungsprozess. Die „letzte Meile“ wirkt auf vorgelagerte Prozesse Die sogenannte „letzte Meile“ macht hier den Unterschied – also der Prozess, mit dem die Ware an den Kunden übergeht. Konsumen- Fertig für den Versand: Damit die im Netz bestellte ten, die im Internet bestellen, erhalten die Ware sicher beim Konsumenten ankommt, Produkte entweder zu Hause – vom Herstel- brauchen Unternehmen geeignete Logistik- und ler, Händler oder aus einem Distributions- Verpackungslösungen. zentrum – oder sie holen sie an speziellen Stationen ab; der „Umweg“ über den Einzel- handel entfällt. Was nach einer trivialen Än- sondern sich nur noch auf die Präsentation derung klingt, hat letztlich Auswirkungen auf der Waren im Netz und die Analyse von Nut- die gesamte Produktions- und Logistikkette. zerdaten konzentrieren. Der Onlinehändler Für Nespresso-Kaffeekapseln ist der direkte reicht in diesem Fall die Bestellung an den Versand beispielsweise schon heute einer Hersteller durch, der direkt an den Kunden der Hauptabsatzkanäle. versendet. So verkürzt sich die Lieferzeit und der Onlinehändler kann auf ein Warenlager Der Trend, direkt an den Konsumenten zu verzichten. Schon heute nutzen Tausende versenden, wird sich nach Ansicht von Exper- Händler und Hersteller Amazon als Vertriebs- ten sogar verschärfen, wenn Onlinehändler kanal. Sein chinesischer Counterpart Alibaba künftig keine eigenen Lager mehr vorhalten, verfügt über keine eigenen Lager. 6
Kunden erwarten Vielfalt Markenbotschafter. Und neue Aspekte wie die Nachverfolgbarkeit der einzelnen Sendun- Eine Herausforderung dabei: Kunden er- gen gewinnen an Bedeutung. warten, unterschiedliche Produktvarianten individuell zusammenstellen und in einer Be- Wie auch immer der Weg zum Konsumenten stellung bündeln zu können, beispielsweise genau aussieht: eCommerce verändert die verschiedene Sorten von Müsliriegeln oder Rolle und Aufgaben der Verpackung in der Tees. Vertreibt der Hersteller nicht nur unter- Logistik. Die Transportströme werden viel- schiedliche Produktvarianten, sondern sogar fältiger und komplexer – insbesondere dann, verschiedene Produktgruppen, erhöht das wenn Hersteller mehrere Vertriebswege nut- die Komplexität im Konfektionierungsprozess. zen wollen: den stationären Zwischenhandel, Hersteller und Händler müssen verschie- den stationären oder Online-Direktvertrieb denste Packungsgrößen vorhalten, während oder Online-Zwischenhändler wie Amazon. für den stationären Handel vergleichsweise Sobald ein signifikanter Anteil des Umsatzes wenige Formate ausreichend waren (vgl. mit dem Onlinegeschäft generiert wird oder in Kapitel 3). Idealerweise lässt sich die Ware Zukunft generiert werden soll, lohnt sich ein an den Kunden verschicken, ohne dass eine Blick auf die eigenen Verpackungsprozesse. zusätzliche Umverpackung für den Versand notwendig ist (siehe Kapitel 4). Die Aufmerksamkeitswirkung, auf die hin Ver- packungen für das Supermarktregal optimiert sind, verliert an Bedeutung. Stattdessen wird die Versandverpackung in vielen Fällen zum Im stationären Handel ist eine der wichtigsten Funktionen von Verpackung, dem Konsumenten ins Auge zu fallen. Im Netz gewinnen andere Aufgaben an Bedeutung. 7
DAS WHITEPAPER: ZIELE UND ZIELGRUPPEN Das vorliegende Whitepaper richtet sich vor- rangig an Mitarbeiter und Führungskräfte in Konzernen, mittelständischen Unternehmen und Start-ups der Lebensmittelbranche, die einen Einstieg ins Onlinegeschäft erwägen oder bereits vollzogen haben. Weitere Ziel- gruppen sind Onlineversandhändler und Co- Packer, die im Lebensmittelbereich aktiv sind. Das Whitepaper widmet sich folgenden Fra- gestellungen: Welche Trends prägen den Onlinehandel mit verpackten Lebensmitteln? Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für Transportverpackungen und Verpackungsprozesse? Welche Chancen liegen in einer für eCommerce optimierten Verpackung? Für welche Unternehmen eignen sich Verpackungslösungen nach Maß (Packaging-on-Demand)? Darüber hinaus zeigt das Whitepaper, wie sich Verpackungen und Verpackungsprozes- se für das Internetgeschäft anpassen lassen. Es gibt Unternehmen der Lebensmittelbran- che einen Überblick, um fundierte Investiti- onsentscheidungen zum Thema Verpackung für den Onlinevertrieb zu treffen. 8
3. Onlinehandel in der Lebens- mittelbranche: die Trends BESTELLHÄUFIGKEIT UND -VOLUMEN: SCHNELLER UND KLEINER Die Angebote verschiedener Hersteller und Händler sind im Internet alle nur einen Maus- klick entfernt. Konsumenten wechseln spie- lend leicht von einer virtuellen Shopping-Mall in die andere – mittlerweile sogar von unter- wegs aus, per Smartphone – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Mehr als zweieinhalb Milliarden Menschen besitzen heutzutage ein mobiles Endgerät. Sie haben Zugang zu virtuellen Supermärkten aus nahezu allen Regionen dieser Erde. Dazu kommt: Produkte werden individueller. Kunden haben online nicht nur mehr Aus- wahl als im stationären Handel, sondern oft auch die Möglichkeit, Produkte individuell zu gestalten oder Produktvarianten zusammen- zustellen (vgl. Kapitel 4). Hohe Erwartungen an Lieferfähigkeit Verpackungs- und Transportlogistik steigt. Lebensmittelhersteller oder -händler müssen Obwohl der Konsument im Vergleich zum diese Vielzahl an Kleinstbestellungen korrekt Handel nur winzige Mengen abnimmt, steigen und schnell abwickeln, vor allem wenn sie seine Erwartungen an Lieferfähigkeit und -ge- eine Lieferung am gleichen Tag oder binnen schwindigkeit: Konsumenten möchten auch Stunden gewährleisten möchten. online spontan einkaufen und ihre Bestellung möglichst schnell in den Händen halten – am Andere Entwicklungen verstärken diesen besten zum Wunschtermin. Wenn künftig Trend. Dazu zählen etwa die Verbreitung von tatsächlich jedes Produkt per eCommerce Shopping-Apps für das Smartphone, kleinere binnen Stunden verfügbar ist, gehen bei Packungsgrößen im Lebensmitteleinzelhan- Händlern und Herstellern von Lebensmitteln del generell (beispielsweise für Süßwaren) absehbar noch häufiger Bestellungen ein. und die Zunahme an Single-Haushalten. In asiatischen Ländern ist es bereits heute Auch der Wunsch frische, nicht lange halt- üblich, sich zum Beispiel eine Packung Chips bare Lebensmittel online zu bestellen, etwa per Roller direkt in den Park liefern zu lassen. Salat oder bestimmte Obstsorten, könnte die Kurzum: Konsumenten bestellen häufiger und Zahl der Einzelbestellungen in Zukunft weiter in kleinen Einheiten – die Komplexität in der zunehmen lassen. 9
PERSONALISIERUNG: PRODUKTE Kunden sind also an der Entstehung des INDIVIDUELL GESTALTEN UND Produkts beteiligt. Solche Produkte haben ZUSAMMENSTELLEN sich nicht nur als Geschenk- oder Event- artikel etabliert, sondern tragen auch den Auf mymuesli.com kreieren Kunden ihre Bedürfnissen zunehmend fragmentierter eigenen Müslisorten. Bei Nespresso hat der Zielgruppen Rechnung – sei es nach einer Käufer im Onlineshop die Wahl zwischen glutenfreien Ernährung oder nach besonde- verschiedensten Kaffeesorten; die Kapseln ren Geschmacksrichtungen. stellt er einzeln zu einem individuellen Pa- ket zusammen. Naschkatzen wählen für die Die Rechnung geht auf: Werden Kunden von Schokolinsen m&m’s einen ganz persön- personalisierten Angeboten angesprochen, lichen Aufdruck. Coca-Cola hatte Flaschen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit individuellen Etiketten im Angebot, und zu Stammkunden werden, um den Faktor für den Vierbeiner gibt es auf wunschfutter. zehn – so eine Studie der amerikanischen de längst den auf ihn zugeschnittenen Futter- Marketingberatung Epsilon. Gleichzeitig sind mix. Personalisierung heißt: Der Konsument Kunden bereit, für personalisierte Produkte konfiguriert einen Teil des Produkts, etwa die einen höheren Preis zu zahlen. Zutaten oder die Verpackung. Gerade wenn es um Geschenke geht, stellen Kunden aber andere Ansprüche an die Ver- packung als an standardisierte Massenware. Sie wünschen sich etwa einen individuellen Aufdruck oder eine wertige Erst- oder Zweit- verpackung, die das Geschenkpapier ersetzt. Jeder Einkaufskorb ist anders Selbst Kunden, die nicht das Besondere su- chen, sondern „nur“ ihren Wocheneinkauf on- line erledigen, sind eine Herausforderung für Hersteller und Händler. Denn jeder Einkaufs- korb ist anders. Bestellungen variieren in Größe und Form; verschiedene Produkte wie Chips, Konserven, Eier und Wein müssen für eCommerce-Zwecke so stabil verpackt sein, dass sie sich gemeinsam sicher transportie- ren lassen – und das möglichst platzsparend. Hersteller oder Händler müssen sicherstellen, dass die richtigen Produkte im Paket landen Im Massenmarkt herausstechen und ihren Adressaten zuverlässig und bruch- frei erreichen. Die Beispiele zeigen: Hersteller versuchen sich im Massenmarkt der Konsumgüter abzu- heben, indem sie Konsumenten die Möglich- keit bieten, das Produkt zu individualisieren. 10
DAS VIRTUELLE REGAL: PLATZ Nudeln oder Zucker in wiederverschließba- FÜR JEDES PRODUKT ren pfandpflichtigen Edelstahlbehältern – mit einschneidenden Folgen nicht nur für Logis- Der Regalplatz im Supermarkt ist heiß um- tik- und Verpackungsprozesse, sondern auch kämpft – im virtuellen Raum ist er nahezu für andere Bereiche wie beispielsweise das unendlich. Hersteller können im World Wide Marketing. Web unzählige Varianten ihrer Produkte anbieten: spezielle Kombinationspackungen oder Sondereditionen zu Feiertagen oder be- sonderen Anlässen. Logistikprozesse auf Vielfalt einstimmen Was verlockend einfach klingt, ist eine Her- ausforderung für Logistik und Verpackung. Distributionszentren beispielsweise müssen mit dieser Vielfalt umgehen können. Die Komplexität von der Produkthandhabung und Zuführung der Produkte zur Verpackungslinie steigt, wenn etwa einzelne Produktvarianten in einer sogenannten Mehrfachpackung ge- bündelt werden sollen. Und: Selbst wenn das Internet der Präsenta- tion verschiedenster Produkte keine Grenzen setzt – Lagerkapazitäten sind bei Herstellern und Händlern limitiert. Idealerweise tragen sowohl die Versand- als auch die Erst- und Zweitverpackung dieser Tatsache Rechnung und nutzen vorhandenen Lagerraum optimal. Andere Schwerpunkte als Aufmerksam- keit am Point of Sale Ein weiterer Unterschied zwischen dem Su- permarkt- und Onlineregal: Die Verpackung hat nicht mehr unbedingt die Aufgabe, am Point of Sale auf das Produkt aufmerksam zu machen. Hersteller können dadurch andere Schwerpunkte setzen, etwa in Sachen Re- cyclingfähigkeit der Verpackungsmaterialien – oder sogar gänzlich auf wiederverwertbare Erst-, Zweit- und Versandverpackungen um- steigen. Produzenten oder Händler liefern Konsumenten mögen Sortenvielfalt. Online können dann beispielsweise Produkte wie Reis, Mehl, Hersteller und Händler ein breiteres Sortiment anbieten. 11
4. Neue Herausforderungen: Verpackung und Verpackungs- prozess Wie können Hersteller und Händler mit ihren Verpackungen und Verpackungsprozessen auf die oben beschriebenen Trends reagie- ren? Das folgende Kapitel zeigt Möglichkeiten auf. VERSANDFERTIGE ERST- UND ZWEITVERPACKUNGEN Mit einer einfachen Kartonage muss weniger sanft umgegangen werden als mit einer stark Hersteller können direkt an der Erst- bezie- veredelten Hochglanzverpackung. Gleich- hungsweise Zweitverpackung ansetzen, um zeitig müssen beispielsweise Lieferadressen Hersteller können direkt an der Erst- bezie- oder Informationen zur Sendung auf der Um- hungsweise Zweitverpackung ansetzen, um verpackung gut lesbar sein. ihre Verpackungsprozesse für den Online- handel zu optimieren. Benötigt ein Karton Für einige Produkte ist für den Versand aber Nudeln beispielsweise eine zusätzliche Um- in jedem Fall ein zusätzlicher Karton als Um- verpackung, wenn er versendet wird? Oder verpackung notwendig. Man denke beispiels- ließe sich die Verpackung so gestalten, dass weise an Flaschen aus Glas oder andere sie den Transport unbeschadet übersteht? empfindliche oder zerbrechliche Güter. In Eine zusätzliche Umverpackung wäre nicht diesem Fall können Lebensmittelhersteller mehr notwendig – wohl aber eine stabilere eine für eCommerce geeignete Zweitverpa- Erst- oder Zweitverpackung. ckung entwickeln. Das Ziel: Stabilität 50 Prozent weniger Material Auf diese Weise ließe sich für viele Produk- Der Onlinehändler Amazon hat im Non-Food- te im Onlinehandel eine Verpackungsstufe Segment bereits Initiativen gestartet, um eliminieren. Der Maschinenpark wäre so an- Zweitverpackungen für das eCommerce-Ge- zupassen, dass sich damit stabilere Karton- schäft zu optimieren. Nach eigenen Angaben verpackungen produzieren und verarbeiten hat der Spielzeughersteller Hasbro so den lassen. Materialverbrauch bei der Verpackung einer Puppe um die Hälfte reduziert. Ist ein Karton nur noch für den Versand und nicht mehr für die Präsentation im Laden Eine für den Onlinehandel optimierte Ver- gedacht, entfällt die Notwendigkeit für Hoch- packung schont aber nicht nur Ressourcen, glanzfarbdruck oder aufmerksamkeitsstarke sondern freut auch den Konsumenten: Das Veredelungen auf der Außenseite. Marken Produkt lässt sich schnell und einfach auspa- stärkende Aufdrucke verlagern sich gegebe- cken, und es muss weniger Verpackungsmüll nenfalls auf die Innenseite. entsorgt werden. 12
KLEINE LOS- UND UNTER- schinen statt auf eine einzelne High-Speed- SCHIEDLICHE PACKUNGS- Linie, wie sie oft bei großen Markenartikelher- GRÖẞEN stellern im Einsatz ist. Die kleinen Maschinen können beispielsweise die Linie ergänzen Wenn Konsumenten häufiger bestellen, führt und arbeiten die Mengen ab, die im eCom- das zu immer kleineren Bestelleinheiten und merce anfallen. damit in der Herstellung zu immer kleineren Batches. Das hat Folgen für Produktion und Zur Abwicklung solch kleiner Bestellmengen Logistik. sollte der Maschinenpark in jedem Fall mög- lichst flexibel sein. Er gewährleistet schnelle Kleinere Verpackungseinheiten brauchen Formatwechsel in der Versandverpackungs- nicht nur ein spezielles Verpackungsdesign, produktion und reduziert Rüst- und Stillstand- auch die Vorausplanung der Produktion wird zeiten. für Hersteller komplexer. Sie müssen sich – im Vergleich zum stationären Handel – auf Kürzere Zyklen, weniger Vorlauf noch kürzere Zyklen einstellen. Wurden bislang beispielsweise eine Woche lang ver- Hilfreich sind Anlagen, bei denen der Format- hältnismäßig große Chargen eines Produkts teilwechsel ohne Werkzeuge möglich ist, oder produziert, ist künftig mit häufigeren Wech- Maschinen, die von vornherein für verschie- seln in der Produktionslinie zu rechnen, um dene Formate geeignet sind. Auch flexible allen Bestellungen gerecht zu werden. Auch Maschinen, die unterschiedliche Packstile auf den Platzbedarf beziehungsweise die La- beherrschen, erhöhen die Flexibilität des gerlogistik wirkt sich die Produktion kleinerer Herstellers. Eine voll- oder teilautomatisierte Batches direkt aus. Zuführung ebenso wie IT-Lösungen, die zum Beispiel Bestellungen direkt an die Produk- Ein Lösungsansatz: Der Hersteller setzt für tionsanlagen weitergeben, bieten weiteres den Onlinehandel auf mehrere kleinere Ma- Optimierungspotenzial. 13
FLEXIBLE ZUFÜHRUNG UND Entkopplung vom Erst- und PRODUKTION Zweitverpackungsprozess Ob Haselnuss-Vanille, Marzipan-Trüffel oder Um mit variablen Bestellmengen und Pa- Chili-Zartbitter – für Verpackungsmaschinen ckungsgrößen umzugehen, kann es hilfreich macht es kaum einen Unterschied, welche sein, den Erst- und Zweitverpackungspro- Schokoladensorte gerade verpackt wird. zess zu entkoppeln. Pick-and-Place-Roboter Die Herausforderung bei der zunehmenden sollten in der Lage sein, mit unterschiedlichen Produktvielfalt liegt vielmehr in der Produktion Packungsgrößen und Produktvarianten um- selbst und in der Zuführung. Die Fragen lau- zugehen. Idealerweise lassen sich auf der ten: Wie lassen sich die zahlreichen Produkte Verpackungslinie der Zukunft verschiedene bestmöglich produzieren? Und wie kommen Multipackkonfigurationen erstellen – also die die verschiedenen Produktvarianten oder gar Zahl der Produkte in einer Schachtel anpas- verschiedene Produkte zur Verpackungsma- sen. Die Verpackungsanlagen selbst sollten schine und dann in den Versand? flexibel sein, um auch neue Produktformate, wie saisonale Packungen oder Aktionspa- ckungen verarbeiten zu können. Robotiklösungen können dazu beitragen, Verpackungslinien für den Online-Handel fit zu machen - etwa dann, wenn sie mit unterschiedlichen Packungsgrößen umgehen können. LOSGRÖẞE EINS DANK PACKAGING ON DEMAND – MAẞGESCHNEIDERT UND JUST IN TIME Wie in Kapitel 3 beschrieben, sind die Lie- ferungen an Konsumenten hoch individuell. Inwieweit eine vorgefertigte Versandverpa- ckung optimal auf die Größe der Bestellung zugeschnitten ist, ist Glückssache. Setzt der Lieferant auf vorgefertigte Kartons, verschickt er gegebenenfalls viel Leerraum, braucht zu- sätzliches Füllmaterial oder muss sogar auf einen zweiten Karton ausweichen – selbst wenn er eine Vielzahl von Kartongrößen auf Lager hat. Packaging on Demand, also maßgeschnei- derte Verpackungen in Losgröße eins, lösen dieses Problem. Die Umverpackung aus Kar- ton wird erst hergestellt, wenn die Bestellung eingegangen ist. Ein Endloskarton wird so zu- geschnitten, dass er genau zu den bestellten Waren passt. Er ist quasi „maßgeschneidert“ – ad hoc, also just in time. 14
Solch eine passgenaue Verpackung reduziert nicht nur Verpackungsmüll, sondern kann auch dabei helfen, Bestellungen schneller abzuwickeln: Es steht von vornherein fest, wie sich die Produkte bestmöglich im Karton anordnen lassen – dazu scannt ein Vision System die Produkte, erkennt deren Maße und das System berechnet die optimale Plat- zierung im Karton. Die Kommissionierung und Bestückung der maßgefertigten Pakete kann teil- oder künftig sogar vollautomatisiert erfolgen. Eine manu- elle Kommissionierung und Zuführung zur Umverpackung in den Distributionszentren ist nicht mehr notwendig. Gerade bei Online- händlern mit großem Sortiment liegen hier Einsparpotenziale. Unternehmen wie Amazon oder Zalando testen bereits entsprechende Lösungen. Packaging-on-Demand-Lösungen eignen sich für wachsende Unternehmen und Start-ups, Kommissierung per Hand: Packaging-on-Demand die von manuellen auf teilautomatisierte Pro- kann als teilautomatisierter Prozess hier Aufwände reduzieren. zesse umsteigen wollen. Größere Hersteller oder Co-Packer können ihre Verpackungs- linien um Packaging-on-Demand-Lösungen erweitern und so ihr eCommerce-Geschäft effizienter abwickeln, ohne dabei in ihre Der Onlinehändler muss das Paket auf- teil- oder vollautomatisierten und für den suchen, es aufreißen, die zerbrechliche Einzelhandel optimierten Linien eingreifen zu Schokolade entnehmen, mit Luftpolstern für müssen. Schutz sorgen und sie sinnvoll mit anderen Waren im Versandkarton anordnen. Entspre- chend kann es sinnvoll sein, Paket und Inhalt für eine einfache Handhabung beim Online- PRODUKTE NACH WUNSCH zwischenhandel zu optimieren – etwa die BEDRUCKEN, DEN WARENKORB Produkte so anzuordnen, dass die Entnahme FÜLLEN möglichst einfach ist. Kartons, die sich leicht öffnen und schließen lassen, sind in diesem Will ein Onlinehändler beispielsweise eine Zusammenhang ebenfalls hilfreich. Setzt ein einzelne Tafel Schokolade verschicken, sind Händler auf eine teil- oder vollautomatisierte dazu heutzutage zahlreiche manuelle Schritte Kommissionierung, sollte die Lieferverpa- notwendig. Denn die Tafeln werden in Pake- ckung aus Karton diesen Prozess ebenso ten angeliefert, die für den stationären Handel unterstützen wie die Primär- oder Sekundär- optimiert wurden. verpackung des Lebensmittels. 15
Digitaldrucklösungen in der Linie Lückenlos rückverfolgbar Aber nicht nur der Warenkorb ist im Online- Sind Produkte über ihre „smarte“ Verpackung Shopping individuell und stellt neue Anforde- eindeutig identifizierbar, hilft das beispielswei- rungen an die Logistikkette von Herstellern se bei der Kommissionierung. Ein „intelligen- und Zwischenhändlern. Gerade bei Geschen- tes“ Paket erkennt Schäden an der Karto- ken nutzen Konsumenten gerne die Möglich- nage. Und der gesamte Herstellungs- und keit zur Individualisierung. Sie gestalten dann Lieferprozess lässt sich lückenlos zurückver- das Präsent mit: der Kunde wird zum Desig- folgen. ner. Sollen Konsumenten die Verpackung individualisieren können, sind beispielsweise Dazu braucht der Maschinenpark entspre- zusätzliche (Digital-)Drucklösungen in der chende Sensoren. Technologien wie Radio- Verpackungslinie notwendig. frequency identification (RFID) halten ver- stärkt in die Logistik Einzug. Digital gedruckte Solche Drucklösungen lassen sich entweder Codes machen jeden Karton eindeutig identi- mit den bestehenden Linien verknüpfen oder fizierbar. Das ist vor allem deshalb wichtig, arbeiten davon losgelöst – etwa als eigener weil die Menge der zu verarbeitenden Daten „Mini“-Maschinenpark, der das kleinere Ge- steigen wird. Mussten Lebensmittelhersteller schenksegment bedient. bislang beispielsweise nur vergleichswei- se wenige Adressen verwalten, steigt das (Adress-)Datenvolumen beim Direktversand an den Konsumenten erheblich an. „Smarte“ MIT SMART PACKAGING ALLE Verpackungen helfen, den Überblick zu be- INFORMATIONEN ZUR HAND halten und komplexer werdende Logistikströ- me zu managen. Eine „smarte“ Verpackung kann dank zusätz- licher Funktionen dazu beitragen, Heraus- forderungen im eCommerce zu meistern. Sie informiert beispielsweise über den Inhalt des Pakets, wacht über Temperatur der geliefer- ten Ware und schützt vor Diebstahl. Sie hilft bei Reklamationen, Rücksendungen und der Paketnachverfolgung. Und sie hat Vorteile für den Konsumenten, informiert ihn etwa über Nährwerte, Herkunft und ökologischen Fuß- abdruck der bestellten Produkte. Ein unscheinbarer Aufkleber hilft in Sachen Logistik den Überblick zu behalten. RFID-Chips unterstützen zum Beispiel beim Waren - und Bestandsmanagement. 16
ZWISCHENFAZIT: LOGISTIK DER aufeinander zugeschnitten und für den On- ZUKUNFT – VERPACKT FÜR linehandel ausgelegt, etwa Zuführung, Pri- MEHR ALS „NUR“ TRANSPORT märverpackung und Versand. Bereits heute gibt es Komponenten im Maschinenpark, Noch ist nicht klar, wie genau sich die Le- die Lösungen für die Herausforderungen im bensmittellogistik in Zukunft verändern wird eCommerce bieten. – ob beispielsweise Onlinehändler wie Ama- zon ihre Lagerhaltung komplett einstellen und stärker als Plattformanbieter aktiv sein werden. Die kommenden Jahre werden zeigen, welche Varianten Konsumenten bevorzu- gen: Was die regelmäßige Lieferung frischer Lebensmittel angeht, könnten sich beispiels- weise wiederverwertbare pfandpflichtige Verpackungen durchsetzen – der Bedarf an Kartonage würde sinken. Lebensmittelhersteller stehen damit vor Fragen wie: Lohnt es sich, ein eigenes Dis- tributionszentrum zu betreiben? Welche Rolle wird der Einzelhandel noch spielen? Welche Anforderungen an Nachhaltigkeit hat der Konsument? Klar ist schon heute: Bestimmte Logistikauf- gaben verschieben sich zunehmend vom Handel auf den Hersteller. Der Produzent wird künftig verstärkt dafür verantwortlich sein, verschiedene Produkte für den Versand zusammenzuführen – und das möglichst schnell. Ob der Onlinehandel den Gesamtabsatz- und -umsatz mit Lebensmitteln steigert oder nur einen Teil des Geschäfts im stationären Handel ersetzt, ist noch nicht abzusehen. Aber gerade für unbekanntere Marken oder neue Produkte bietet eCommerce vielfältige Chancen. Online lassen sich vor allem kleine und neue Zielgruppen einfacher erreichen als im Supermarkt vor Ort. Entsprechend gilt: „Die“ eCommerce-Lösung gibt es nicht. Idealerweise sind alle Elemen- te der Produktions- oder Verpackungslinie 17
5. Verpackung schafft Wettbe- 50 Prozent weniger Füllmaterial werbsvorteile im eCommerce Packaging on Demand kann helfen, die KOSTENEINSPARUNGEN Kosten pro Paket zu reduzieren. Der Verbrauch von Füllmaterial lässt sich bei Wer Verpackung und Logistik auf den Online- bestimmten Produkten dank Packaging on handel zuschneidet, hat die Chance, Kosten Demand um mehr als 50 Prozent reduzie- zu sparen. Hersteller und Händler benötigen ren; der Verbrauch von Wellpappe geht beispielsweise weniger Verpackungs- und teils um 20 Prozent und mehr zurück. Ein Füllmaterial, wenn sie Verpackungen für den weiterer Vorteil: Mit Packaging on Demand Versand der Produkte optimieren. ist weniger Lagerfläche notwendig, da die Verpackungen an die Menge des Inhalts Wie groß das Potenzial ist, zeigt die Studie angepasst sind; es sind keine Kartons in „The Empty Space Economy“ von DS Smith, unterschiedlichen Größen mehr vorzu- einem Verpackungs- und Displayhersteller. halten – und damit sinkt der Verwaltungs- Der Leerraumanteil bei Versandverpackun- aufwand. Gleichzeitig reduzieren sich die gen mit Lebensmitteln betrug in den unter- Transportkosten. Die Rechnung ist ein- suchten Ländern satte 51 Prozent. Das fach: Je kleiner das Paket, desto günstiger bedeutet: Hersteller und Händler verschicken wird in der Regel Fracht beziehungsweise jede Menge Luft. Versand. DS Smith schätzt das Einsparvolumen in der Weitere enorme Einsparpotenziale liegen Logistik weltweit auf 46 Milliarden US-Dollar in der Kommissionierung. Derzeit ist das – die Kosten für Materialeinsparungen, Lager ein aufwendiger Prozess; große Händler und Handling noch gar nicht eingerechnet. benötigen Hunderte von Packstationen, an denen Mitarbeiter die Pakete für den Konsumenten vorbereiten. Je besser die Verpackung zum Produkt passt, desto weniger Lkw rollen. Unternehmen sparen unter anderem Frachtkosten, wenn sie Verpackungen optimal auf ihre Ware zuschneiden. 18
Robotersysteme unterstützen bei der Kommissionierung Bislang stehen keine Robotiklösungen zur Verfügung, die in der Lage wären, verschie- denste Arten von Waren für den Versand aus einem Lager zu entnehmen und sicher zu verpacken. Allerdings unterstützen Roboter- systeme bereits heute menschliche Kommis- sionierer bei der Bereitstellung von Waren aus dem Lager, etwa fahrerlose Flurförder- zeuge. Sie transportieren Produkte in mobilen Regalen zu den Mitarbeitern und helfen so, den Durchsatz zu erhöhen. Bei der Palettie- rung von Produkten zum Versand an den Ein- zelhandel werden nahezu vollautomatisierte Systeme bereits heute eingesetzt. VERBESSERTER PRODUKT- Per Digitaldruck lassen sich in dem Druckbild SCHUTZ der eCommerce-Verpackung Informationen über die gesamte Logistikkette speichern, Die Chips zerkrümelt, das Olivenöl ausgelau- was zum Beispiel bei Rückrufaktionen hilf- fen, die Tube mit Tomatenmark unansehnlich reich ist. Mithilfe spezieller Fall- und Klima- zerquetscht, die Schokolade angeschmolzen, tests können Hersteller und Händler prüfen, die Äpfel voller Druckstellen – beim Trans- ob eine Verpackung eCommerce-tauglich ist port müssen Lebensmittel einiges aushalten. oder Nachbesserungen notwendig sind. Und Versandverpackungen, die auf die Eigenarten auch wer auf Voll- oder Teilautomatisierung verschiedener Produkte zugeschnitten sind, bei der Kommissionierung umstellen möchte, verhindern böse Überraschungen aufseiten muss sichergehen, dass die Produkte diesen des Konsumenten – und sorgen letztlich für Prozess unbeschadet überstehen – etwa zufriedenere Kunden. dass sie ohne Schäden durch Greifer auf- genommen oder sicher über ein Förderband transportiert werden können. Sicher bis zur Haustür des Kunden Stabilere transportfähige Erst- oder Ver- sandverpackungen, Sicherheitsverschlüsse, ABFALLVERMEIDUNG UND Produktfixierungen und Temperaturfühler -REDUKTION helfen dabei, dass die Ware sicher beim Kunden ankommt. Idealerweise lässt sich die Eine für den Onlinehandel optimierte Verpa- Umverpackung einfach öffnen und schützt die ckung ist ein wichtiger Schritt in Sachen Um- Waren auch noch bei einem etwaigen Rück- weltschutz und Nachhaltigkeit. Konsumenten versand. legen immer mehr Wert auf Müllvermeidung 19
und ärgern sich über überdimensionierte Pakete und Füllmaterial aus Plastik oder Styropor. Darüber hinaus gewinnt die Recyc- lingfähigkeit von Materialien an Bedeutung; in Deutschland bekommt das Thema durch das zum ersten Januar 2019 in Kraft getretene Verpackungsgesetz neuen Aufwind. Erheblicher Einfluss auf die CO2-Bilanz Da Lebensmittel als Produkte des täglichen Bedarfs häufig gekauft werden, haben Ver- besserungen in Sachen Materialverbrauch, Wiederverwertbarkeit oder platzsparender Transport beziehungsweise Lagerung einen erheblichen Einfluss auf Abfallmengen und CO2-Bilanz. Das gilt vor allem vor der An- nahme, dass der Onlinehandel mit Lebens- mitteln zunehmen und Bestellungen häufiger werden. Je besser die Verpackung auf die bestellten Produkte zugeschnitten ist, desto weniger Transportraum ist notwendig – und weniger Lkw sind unterwegs, um Waren aus- zuliefern. Wenn eCommerce sogar in der Lage ist, Au- tofahrten des Konsumenten zum Einzelhänd- ler zu ersetzen, stellt sich die Frage nach der Gesamtökobilanz des Onlinehandels neu. In diesem Fall muss die Ware beispielweise gar nicht mehr zum Supermarkt transportiert werden, sondern begibt sich direkt aus dem Distributionszentrum zum Kunden. Wie die Ökobilanz wiederverwertbarer Versandverpackungen Wie die Ökobilanz wiederverwertbarer Ver- ausfällt, hängt entscheidend sandverpackungen ausfällt, hängt entschei- von vor- und nachgelagerten dend von vor- und nachgelagerten Prozessen Prozessen ab. ab. Welchen Weg hat das Produkt hinter sich? Welche Transportverpackung war dafür notwendig? Wie aufwändig sind Rücktrans- Containersystem weltweit funktionieren und port und Reinigung der Leerverpackungen? – gerade für regelmäßige Lieferungen – bei- Einigen Herstellern und Händlern schweben spielsweise auf stabile standardisierte Trans- bereits Lösungen vor, die ähnlich wie das portboxen aus Kunststoff setzen. 20
6. Checkliste: Verpackungen für Erwartungen von und Interaktion mit eCommerce optimieren Die vorherigen Kapitel haben gezeigt: Wer- Wer bestellt bei Ihnen? Verpackungen und Prozesse für den Online- vertrieb optimieren will, muss die gesamte Was erwarten die Konsumenten? Logistikkette in den Blick nehmen. Die fol- gende Fragenliste hilft Ihnen dabei, diesen Was erwarten die Onlinehändler? Prozess gezielt und strukturiert anzugehen – und in Ihrem Unternehmen Klarheit zu ge- Welche Elemente der Bestellung kann winnen, wie eine optimale eCommerce-Ver- der Kunde beeinflussen? packungslösung aussehen könnte. Start-ups können beispielsweise herausfinden, wie sie manuelle Aufwände durch teilautomatisierte Verpackung und Logistik Lösungen reduzieren. Große internationale Lebensmittelhersteller haben die Chance, sich damit auseinanderzusetzen, wo sich ein Für welche Vertriebskanäle ist Ihre Eingriff in bestehende Systeme oder der Neu- Erst- und Zweitverpackung optimiert? aufbau von Verpackungslinien lohnt. Was muss Ihre Verpackung für den Onlinehandel besser können als Ihre jetzigen Verpackungen (z. B. Produkt- Vertriebskanäle schutz, Rückverfolgbarkeit, …)? Auf wel- che Funktionen der Verpackung könnten Sie verzichten? Wie groß ist der eCommerce-Anteil am Gesamtumsatz in Ihrem Unternehmen Wie stark automatisiert ist Ihre Produkti- derzeit? Wie wird er sich voraussichtlich ons- und Logistikkette für das eCommer- entwickeln? ce-Segment (hohe manuelle Aufwände versus Vollautomatisierung), insbeson- Wo bestellen Kunden derzeit Ihre Pro- dere in den Bereichen Zuführung und dukte? Kommissionierung? Wie unterschiedlich sind die Bestellun- Welchen Automatisierungsgrad streben gen, die bei Ihnen derzeit eingehen? Sie an? Was muss sich dafür am Produkt und dessen Verpackung ändern? Welche Vertriebskanäle möchte Ihr Un- ternehmen zukünftig stärker nutzen (z.B. Flexibilität: Wo liegen die Stärken/Schwä- Direktversand, Onlinezwischenhändler, chen Ihrer Verpackungslinie? Onlinebestellungen von Einzelhändlern, …)? Wieviel Füllmaterial und Umkarton im Verhältnis zur Produktgröße benötigen Wie wird Ihr Produktportfolio im Online- Sie derzeit? handel in Zukunft voraussichtlich ausse- hen? Was sind Ihre Logistikkosten pro Paket? Erwartungen v 21
7. Ausblick und Die vorhergehenden Kapitel haben Möglich- Zusammenfassung keiten aufgezeigt, wie sich die Lebensmittel- branche mithilfe passender Verpackungen Das World Wide Web hat die Musikindustrie und Verpackungsprozesse auf die Trends umgekrempelt, nagt an althergebrachten und Herausforderungen des eCommerce Geschäftsmodellen der Verlags- und Medien- einstellen kann – auf größere Produktvielfalt, häuser, hat produzierenden Unternehmen kleinere Bestellmengen, personalisierte und und Dienstleistern neue Absatzwege er- individualisierte Produkte ebenso wie auf eine schlossen: Mit der noch relativ jungen His- insgesamt größere Produktvielfalt, die über torie des Internets im Blick ergibt sich fast das Internet vertrieben wird. Verpackungen zwangsläufig ein Szenario, in dem der Le- direkt für den Versand zu optimieren ist nur bensmittelbranche die großen Umwälzungen eine Option; Smart Packaging, unterschied- noch bevorstehen. liche Los- und Packungsgrößen oder eine flexibel gehaltene Zuführung und Produktion So wie es längst zum Alltag gehört, Musik zu sind andere. streamen, Bücher online zu bestellen und sei- ne Bankgeschäfte per App zu erledigen, ist Wenn große Onlinehändler wie Amazon sich für die Lebensmittelbranche davon auszuge- künftig tatsächlich eher als Plattformanbieter hen, dass neue Geschäftsmodelle entstehen denn als Zwischenhändler mit großen Lager- und parallel zu den bestehenden existieren häusern verstehen, stellt sich die Frage neu, oder zumindest in Teilbereichen einen Ver- wer die Verantwortung für den Warentrans- drängungswettbewerb einleiten werden. port zum Konsumenten übernimmt. Vom eigenen Distributionszentrum beim Produzen- Aktuelle politische Debatten etwa zur Kli- ten bis zur Komplettabwicklung eingehender makrise haben ebenfalls das Potenzial, in Bestellungen durch einen Co-Packer stehen Sachen Lebensmittelhandel für umgreifende Herstellern von Lebensmitteln verschiedene Veränderungen zu sorgen – und gemeinsam Möglichkeiten offen. mit der Lebensmittelwarenwelt aus dem Netz die Branche grundlegend zu verändern. Wie Mit dem Vertrieb über das Internet entstehen sehen beispielsweise Verpackungen aus, im zweiten Schritt dann noch mal ganz neue wenn Konsumenten bei lokalen Anbietern Chancen und Herausforderungen: von der bestellen? Welche Auswirkungen hat die Bestellung bis zur Lieferung an der Haus- innerstädtische Verkehrspolitik auf die „letz- tür fallen riesige Datenmengen an, die sich te Meile“, wenn der Paketbote nur noch per nutzen lassen, um Produktions- und Logis- Lastenrad zur Haustür fahren darf und der tikprozesse zu verbessern. Das Whitepaper Lkw vor den Toren der Stadt parken muss? schließt entsprechend mit einem Zitat aus der Was passiert, wenn Konsumenten und Politik eingangserwähnten Studie von PwC: „Das eine lückenlose Rückverfolgbarkeit von Le- Rennen um die Gunst der Konsumenten wer- bensmitteln fordern und deren ökologischer den die Anbieter gewinnen, die Distributions- Fußabdruck deutlicher erkennbar sein soll? und Datenexpertise optimal verbinden.“ Für all diese Fälle brauchen Produzenten neue Strategien in Sachen Verpackung und Logistik. 22
8. Ansprechpartner und weiterführende Informationen Michael Haas Tel. +41 586748594 Michael.Haas4@syntegon.com Syntegon Technology, Product Manager Secondary Packaging Syntegon Packaging Systems AG www.syntegon.com Future of E-commerce in FMCG (Download über die Seitenleiste) Eine Studie von Kantar Worldpanel aus dem Jahr 2017 (Aufruf: Januar 2020) Online-Lebensmittelhandel vor dem Durchbruch in Deutschland Studie von PwC aus dem Jahr 2018 (Aufruf: Januar 2020) Handelsreport Lebensmittel Online Publikation des Handelsverbands Deutschland 2017 (Aufruf: Januar 2020) Gabler Wirtschaftslexikon Definition eCommerce (Aufruf: Januar 2020) Amazon reißt bereits ein Viertel des Online-Lebensmittelmarkt an sich Artikel auf t3n (Aufruf: Januar 2020) Amazon Fresh: Kunden sind Naschkatzen Artikel auf e·tailment (Aufruf: Januar 2020) Warengruppen aus dem Netz Statistik des Handelsverbands Deutschland (Aufruf: Januar 2020) Alibaba meldet 256.000 Transaktionen pro Sekunde Artikel auf manager magazin (Aufruf: Januar 2020) Nespresso-Kaffeekapseln kommen in den Detailhandel Artikel auf Handelszeitung (Aufruf: Januar 2020) Nespresso bremst Nestlé im Netz aus Artikel auf Handelszeitung (Aufruf: Januar 2020) Smartphone Ownership Is Growing Rapidly Around the World, but Not Always Equally Artikel des Pew Research Center (Aufruf: Januar 2020) 23
Mehrwegpakete im E-Commerce: Kampf dem Verpackungsmüll Artikel auf Deutsche Verkehrs-Zeitung (Aufruf: Januar 2020) The Empty Space Economy Whitepaper von DS Smith (Aufruf: Januar 2020) Luft rauslassen spart Kosten und poliert das Händlerimage auf Artikel in der Lebensmittelzeitung, Ausgabe 3, 18. Januar 2019 Packaging on Demand – Vision oder Gegenwart? Blogbeitrag von Jörg Baumann (Aufruf: Januar 2020) Die Deutschen verfallen der Nutella-Masche Artikel auf welt (Aufruf: Januar 2020) Spielzeugverpackungen neu gedacht Case Study von Amazon (Aufruf: Januar 2020) Smart Packaging im Online-Lebensmittelhandel Artikel auf neue verpackung (Aufruf: Januar 2020) 24
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