Von Print zu Digital: Vergleich von Print- und App-Inhalten zweier grosser Tageszeitungen (NZZ/Tages-Anzeiger) sowie einer Online-Pure-Newssite ...

 
WEITER LESEN
Von Print zu Digital: Vergleich von Print- und App-Inhalten zweier grosser Tageszeitungen (NZZ/Tages-Anzeiger) sowie einer Online-Pure-Newssite ...
Universität Zürich
Deutsches Seminar
MA-Seminar „Vom analogen zum digitalen Schreiben“, FS/HS 2019/20
Prof. Dr. Christa Dürscheid
ECTS-Punkte: 9

                Von Print zu Digital:
Vergleich von Print- und App-Inhalten zweier grosser
 Tageszeitungen (NZZ/Tages-Anzeiger) sowie einer
           Online-Pure-Newssite (Watson)

Karin Hasler

Abgabedatum: 31. Oktober 2019
Von Print zu Digital: Vergleich von Print- und App-Inhalten zweier grosser Tageszeitungen (NZZ/Tages-Anzeiger) sowie einer Online-Pure-Newssite ...
Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung.......................................................................................................................2
2 Datengrundlage und Analyse.........................................................................................3
   2.1 Datengrundlage und Untersuchungsaspekte für die Analyse ................................3
   2.2 Analyse ..................................................................................................................5
       2.2.1      Vergleich Print/App NZZ ..............................................................................5
       2.2.2      Vergleich Print/App Tages-Anzeiger ............................................................8
       2.2.3      Vergleichendes Zwischenfazit NZZ/Tages-Anzeiger .................................12
       2.2.4      Vergleich App NZZ/Tages-Anzeiger/Watson .............................................13
3 Zusammenführende Diskussion zentraler Ergebnisse .................................................16
4 Schlussfolgerungen ......................................................................................................18
Literaturverzeichnis .........................................................................................................20
Selbständigkeitserklärung ................................................................................................22
Anhang ...........................................................................................................................23
   Anhang I: Abbildungsverzeichnis ...............................................................................23
   Anhang II: NZZ: Auszüge Print sowie Printscreens App ...........................................24
   Anhang III: Tages-Anzeiger: Auszüge Print sowie Printscreens App ........................32
   Anhang IV: Watson: Printscreens App .......................................................................42
   Anhang V: Weitere Auszüge und Printscreens ...........................................................47
Von Print zu Digital: Vergleich von Print- und App-Inhalten zweier grosser Tageszeitungen (NZZ/Tages-Anzeiger) sowie einer Online-Pure-Newssite ...
1      Einleitung
Im Zuge des durch die Digitalisierung ausgelösten Medienwandels zeigt sich beim
Newskonsum in den letzten Jahren eine starke Verlagerung von traditionellen Print- zu
Onlineangeboten (vgl. fög 2019, 104). Dies bedeutet für Zeitungen, dass sie ihre Inhalte
für unterschiedliche Endgeräte bereitstellen müssen. Burger/Luginbühl (2014, 487)
verstehen daher Zeitung „nicht als ein Medium, sondern vielmehr als eine Mediengat-
tung i.S. eines Kulturwerkzeugs, das heutzutage in unterschiedlichen medialen Versio-
nen vorliegt“. Da diese Versionen mit unterschiedlichen Ansprüchen an die Produktion
sowie veränderten Gebrauchsbedingungen zusammenhängen, sind sie aus Sicht von
Burger/Luginbühl (2014, 487) als verschiedene Medien zu beschreiben. Bur-
ger/Luginbühl (2014, 488) weisen darauf hin, dass technische Medien, also die Appara-
turen, die bei der Rezeption verwendet werden, die Kommunikate mitprägen. Daran
anschliessend stellt sich aus medienlinguistischer Sicht die Frage, wie sich Berichter-
stattungen zum gleichen tagespolitischen Thema in unterschiedlichen medialen Versio-
nen präsentieren.
Medienunternehmen stellen die von ihnen aufbereiteten Newsinhalte für den digitalen
Konsum via Websites oder News-Apps zur Verfügung.1 In den von fög (2019, 9) aus-
gewiesenen Angaben werden diese beiden Zugangsweisen in einer Kategorie zusam-
mengefasst, weshalb Aussagen zur Verteilung auf diese beiden Zugangswege nicht
möglich sind. Aktuelle Erhebungen zeigen aber, dass die News-Nutzung zunehmend via
Smartphone erfolgt, während die Nutzung via Computer im Abnehmen begriffen ist
(vgl. Reuters 2019, 113). Davon ausgehend kann geschlossen werden, dass Apps für die
digitale Nutzung von Newsinhalten von wachsender Bedeutung sind, da diese für Zu-
griffe via Smartphone optimiert sind. Daher fokussiert die vorliegende Arbeit beim
digitalen Newskonsum auf die technisch-mediale Variante des Apps und untersucht –
Bezug nehmend auf die obenstehenden Überlegungen von Burger/Luginbühl (2014) –
die beiden folgenden Leitfragen:

1
    Mit App ist in der vorliegenden Arbeit das Smartphone-App gemeint. Als zusätzliche digitale Nut-
    zungsform ist das sogenannte E-Paper zu erwähnen, welches von den hier im Fokus stehenden Tages-
    zeitungen – NZZ und Tages-Anzeiger – mit entsprechendem Abonnement angeboten wird und die
    Printausgabe in elektronischem Format wiedergibt. Das E-Paper ermöglicht das Lesen wahlweise im
    Originallayout (Zeitung) oder in einer für verschiedene Bildschirmgrössen optimierten Leseansicht
    (Mobil). Für das Lesen des E-Paper auf Tablet oder Smartphone bieten NZZ und Tages-Anzeiger ein
    sogenanntes E-Paper-App an. Dieses ist in der vorliegenden Arbeit mit der Bezeichnung App nicht
    mitgemeint.

                                                                                                   2
Von Print zu Digital: Vergleich von Print- und App-Inhalten zweier grosser Tageszeitungen (NZZ/Tages-Anzeiger) sowie einer Online-Pure-Newssite ...
•     Wie unterscheiden sich die technisch-medialen Versionen zweier grosser Schweizer
      Tageszeitungen, namentlich Print und App von NZZ und Tages-Anzeiger?
•     Wie unterscheiden sich die App-Versionen dieser beiden Zeitungen vom App einer
      Newssite, welche kein Print-Pendant hat, also einer sogenannten Online-Pure-
      Newssite2 wie Watson?
Zur Beantwortung dieser Leitfragen wurde zunächst ein Datenkorpus mit Inhalten der
zu untersuchenden technisch-medialen Versionen aufgebaut, wobei Vorgehen und
Auswahlkriterien zum Korpusaufbau sowie auch die für den Vergleich relevanten Un-
tersuchungsaspekte in Kapitel 2.1 beschrieben werden. Davon ausgehend werden in
Kapitel 2.2 Vergleiche gezogen und analysiert. Eine zusammenführende Diskussion
zentraler Ergebnisse des Analyseteils ist in Kapitel 3 zu finden. In den daran anschlies-
senden Schlussfolgerungen werden die Implikationen der Ergebnisse insbesondere
hinsichtlich Lesekompetenzen der Rezipient*innen für die untersuchten technisch-
medialen Kontexte diskutiert und es wird aufgezeigt, welcher weiterführende For-
schungsbedarf sich aus den Ergebnissen ableiten lässt.

2      Datengrundlage und Analyse

2.1     Datengrundlage und Untersuchungsaspekte für die Analyse
Bei der Auswahl der Berichterstattung lag der Fokus auf einem Thema, welches von
NZZ und Tages-Anzeiger auf der Frontseite ihrer Printausgaben angerissen wurde und
welches Relevanz für den politischen Meinungsbildungsprozess hat. Grund für diesen
thematischen Fokus ist die Annahme, dass „[f]ür das öffentliche Interesse an einer
funktionierenden Gemeinschaft [...] publizistische Medien traditionell eine wichtige
Rolle [spielen]“ und dass „[d]emokratische Gesellschaften [...] auf offene Prozesse der
Meinungs- und Willensbildung angewiesen [sind]“ (EMEK 2018, 4). Daraus leitet sich
der Fokus auf eine Zeitungsberichterstattung ab, welche als Grundlage für einen solchen
Meinungsbildungsprozess interpretiert werden kann.
Die Wahl fiel auf die Berichterstattung in den Printausgaben vom 25. September 2019
zu einer Medienkonferenz des Vortags von Bundesrat Alain Berset zur Entwicklung der
Krankenkassenprämien im kommenden Jahr. Vom Mittag bis am Nachmittag des Er-
scheinungstags der Printausgabe wurde der Meldungsstand in den Apps mittels

2
    Die Bezeichnung „Online Pure“ erfolgt in Anlehnung an fög (2019, 166).

                                                                                       3
Von Print zu Digital: Vergleich von Print- und App-Inhalten zweier grosser Tageszeitungen (NZZ/Tages-Anzeiger) sowie einer Online-Pure-Newssite ...
Printscreens dokumentiert.3 Diese Auszüge dienen als Ausgangslage für die Untersu-
chung, wie das Thema in den Print- und App-Versionen der Tageszeitungen resp. in der
App-Version der Online-Pure-Newssite Watson behandelt wird.4 Die daraus resultie-
renden Vergleiche lassen sich wie folgt veranschaulichen:
                            Print           App
    NZZ
    Tages-Anzeiger
    Watson                   ---
Abbildung 1: Übersicht Vergleiche

Die Untersuchungsaspekte der vorliegenden Analyse lehnen sich an Burger/Luginbühl
(2014) und Schwarzl (2015) an.5 Laut Burger/Luginbühl (2014, 483) „[muss] für eine
umfassende linguistische Beschreibung neben dem sprachlichen Text an sich auch die
operationale Dimension der Kohärenz, also Elemente wie ‚screen design’, Linkgestal-
tung etc., Bestandteil einer ‚Online-Rhetorik’ (Bucher 1999b, 30) sein“. Schwarzl
(2015, 370-387) berücksichtigt in ihrem Vergleich verschiedener technisch-medialer
Versionen der Salzburger Nachrichten neben den vorgenannten Dimensionen unter
anderem Aspekte wie Kontext/Einbettung, Leser*innensteuerung und Interaktivität
sowie das Verhältnis von Text und Bild. Davon ausgehend fokussiert die vorliegende
Untersuchung auf folgende Aspekte:
•     Textgestaltung App im Verhältnis zu Print
•     Zusammenspiel von Text, Bild und Video6 in Print und App, unter Berücksichti-
      gung typografischer und orthografischer Aspekte

3
    Alle relevanten Auszüge aus den Print-Versionen sowie die Printscreens zur Berichterstattung in den
    untersuchten Apps sind in Anhang II bis IV zu finden.
4
    Bei den App-Versionen wird – entsprechend des Fokus der vorliegenden Arbeit – auf die Darstellung
    im Smartphone-App abgestützt, wobei die Printscreens mit einem iPhone 8 mit normaler Bildschirm-
    zoom-Einstellung erstellt wurden. Während alle Inhalte in Watson kostenlos zugänglich sind, bestehen
    in den Apps von NZZ und Tages-Anzeiger Zugangsbeschränkungen in Form von Paywalls. Die im
    Datenkorpus in Anhang II und III sowie Anhang V abgebildeten Auszüge zeigen die mit einem ent-
    sprechenden Online-Abonnement zugänglichen Inhalte.
5
    Obwohl innerhalb der medienlinguistischen Forschung Vergleiche von Print- und Online-Erzeugnissen
    ein Desiderat darstellen (vgl. Baechler et al. 2016, 11f.), liegen keine aktuelleren Untersuchungen vor,
    in denen die hier interessierenden technisch-medialen Versionen einander gegenübergestellt werden.
6
    Bei diesem Aspekt steht der multimodale Charakter der untersuchten Texte im Vordergrund, also „‚das
    Vorhandensein unterschiedlicher semiotischer Kodes und dessen pragmatische Realisation als Semiose
    im Text’ [(Opilowski 2015, 56)] sowie das ständige Interagieren dieser Kodes, auf Grund dessen die
    Bedeutung eines Textes konstituiert wird“ (Mac 2017, 82).

                                                                                                          4
Von Print zu Digital: Vergleich von Print- und App-Inhalten zweier grosser Tageszeitungen (NZZ/Tages-Anzeiger) sowie einer Online-Pure-Newssite ...
•     Kontext/Einbettung/Leser*innensteuerung, also Layout (Print) resp. Screen Design
      (App)
•     Interaktivität/Interaktion: Leserbriefe, Kommentarfunktion, Diskussionsforen
•     Non-Linearität resp. Hypertextualität, in den Apps insbesondere auch der Umgang
      mit Hyperlinks; dieser Aspekt beruht darauf, dass Online-Massenmedien Hypertexte
      sind, also „Gebilde [...], worin die einzelnen informationellen Einheiten durch [...]
      Verknüpfungen (‚links’) netzwerkartig verbunden, also nichtlinear organisiert sind“
      (Burger/Luginbühl 2014, 448). Für die Produzent*innen bedeutet dies, „dass der
      Rezeptionspfad nicht vorhersehbar ist, was wiederum Konsequenzen für die Kohä-
      renzplanung hat“ (ebd.).7

2.2     Analyse

2.2.1     Vergleich Print/App NZZ
In der Printausgabe der NZZ findet sich auf der Frontseite ein prominent platzierter,
mehrspaltiger Bericht8 zur Medienkonferenz des Vortags, der die Schlagzeile „Ver-
schnaufpause für Versicherte“ mit dem Untertitel „Krankenkassenprämien steigen 2020
nur um 0,2 Prozent“ trägt. In die mittlere Spalte dieses Berichts ist eine grau eingefärbte
Box eingebettet, in der unter dem Titel „Prämienrunde 2020“ auf drei weiterführende
Inhalte zum Thema verwiesen wird, darunter auch ein als Kommentar bezeichneter
Inhalt.9 Auf der Startseite des Apps ist der Bericht zum Zeitpunkt der Datensammlung
nicht zu finden, hier dominieren bereits aktuellere Meldungen. Die Berichterstattung zur
Medienkonferenz findet man im App, indem man im Listen-Icon oder im Registerband
„Schweiz“ auswählt oder indem man auf der Startseite unter „Schweiz“ auf „Alles

7
    Die Non-Linearität ist keine Eigenheit von Hypertexten, auch Print-Zeitungen sind heute so konzipiert,
    dass sie selektiv und nichtlinear gelesen werden können (vgl. Burger/Luginbühl 2014, 457). Aus text-
    linguistischer Sicht ist daher laut Adamzik (2002, 178) das „Neu[e]“ am Hypertext „tatsächlich nur die
    elektronische Verknüpfung, die das Herumspringen [...] nicht nur erleichtert, sondern die dazu einlädt
    bzw. dazu zwingt“. Printerzeugnisse werden daher auch als zweidimensionale, Hypertexte als dreidi-
    mensionale Grössen bezeichnet, da im Hypertext „[h]inter den Informationsangeboten auf einer Seite
    weitere Angebote stehen, die über Links zugänglich gemacht werden“ (Burger/Luginbühl 2014, 469).
8
    Die Textsortenbezeichnungen „Bericht“ und „Kommentar“ erfolgen in Anlehnung an Bur-
    ger/Luginbühl (2014, 219-254). Während der Bericht ein im Vergleich zur Meldung ausführlicherer,
    informationsbetonter Text ist, handelt es sich beim Kommentar um einen meinungsbetonten Inhalt,
    welcher traditionellerweise komplementär zu einem Bericht eingesetzt wird. „Artikel“ wird in der vor-
    liegenden Arbeit als textsortenunabhängige Bezeichnung verwendet, welche Berichte und Kommentare
    umfassen kann.
9
    Alle der Analyse zugrunde liegenden Print- und App-Inhalte der NZZ sind in Anhang II zu finden.

                                                                                                        5
Von Print zu Digital: Vergleich von Print- und App-Inhalten zweier grosser Tageszeitungen (NZZ/Tages-Anzeiger) sowie einer Online-Pure-Newssite ...
anzeigen“ tippt (vgl. nachstehend Abbildung 2). Alternativ gelangt man über „Mei-
nung“ im Registerband zum Kommentar, wobei am Seitenende des Kommentars dann
der Bericht verlinkt ist.

Abbildung 2: NZZ App: Listen-Icon und Registerband auf der Startseite sowie Hyperlink „Alles anzei-
gen“ auf der Startseite unter „Schweiz“

Die Leser*innensteuerung in Print und App unterscheidet sich also grundlegend, wobei
sich ein Zusammenhang zum Aspekt der Non-Linearität bzw. der Hypertextualität
ergibt. Die auf der Frontseite der Print-Version in der Übersicht enthaltenen Verweise
auf weiterführende Inhalte finden sich in den App-Artikeln als Hyperlinks wieder.10 Die
im Print durch das Layout vorgenommene Systematisierung der Beiträge – der Bericht
auf der Frontseite steht im Vordergrund, die weiteren Beiträge sind durch das Layout
als dazugehörige, weiterführende Inhalte gekennzeichnet – spiegelt sich im App jedoch
nicht. Vielmehr handelt es sich im App aus Leser*innenperspektive um gleichgewichte-
te Inhalte bzw. die in der Print-Version abgebildete Systematik, durch welche die Bei-
träge miteinander in Beziehung gesetzt werden, muss aus den Hyperlinks durch die
Leserin resp. den Leser erschlossen werden. In der Print-Version fällt auf, dass der
Kommentar keinen Verweis auf die Berichte der Frontseite und des Inlandteils enthält,
während in beiden Berichten der Printausgabe auf den Kommentar verwiesen wird. In
der Print-Version sind im App enthaltene Hyperlinks auf frühere Beiträge zur Thematik
der Krankenkassenprämien nicht enthalten, die Querverweise beziehen sich nur auf
Inhalte der aktuellen Printausgabe.

10
     Die Hyperlinks in den App-Artikeln sind aber nicht deckungsgleich mit den Verweisen im Print. So
     findet sich in den App-Artikeln beispielsweise ein Hyperlink auf ein in der Print-Version nicht erwähn-
     tes Dossier, welches im Kontext der National- und Ständeratswahlen 2019 steht und in dem die Partei-
     präsident*innen unter anderem auch zum Thema Gesundheitsversorgung und Krankenkassenprämien
     Bezug nehmen.

                                                                                                          6
Von Print zu Digital: Vergleich von Print- und App-Inhalten zweier grosser Tageszeitungen (NZZ/Tages-Anzeiger) sowie einer Online-Pure-Newssite ...
Hinsichtlich sprachlicher Textelemente in Print
                                     und App fällt zunächst auf, dass der Bericht im
                                     App aus inhaltlicher Sicht identisch ist mit dem
                                     Bericht auf der Frontseite der Printausgabe. Auch
                                     die typografisch markierten Strukturmerkmale der
                                     Print-Version – Schlagzeile, Lead und Haupttext
                                     – sind in der App-Version typografisch voneinan-
                                     der unterschieden. Der Name des Autors steht
                                     ebenfalls an gleicher Stelle, wobei in der App-
                                     Version als zusätzliche Information Datum und
                                     Zeit des Uploads angezeigt wird. Es zeigt sich
                                     aber auch, dass die Schlagzeile des Print-Berichts
                                     im App gekürzt und dafür mit dem Schlagzeilen-
                                     Untertitel verschmolzen wurde, so dass – wie Ab-
                                     bildung 3 nebenstehend zeigt – der Titel in der
                                     App-Version „Verschnaufpause: Krankenkassen-
Abbildung 3: NZZ App: Seitenanfang
Bericht                              prämien steigen 2020 nur um 0,2 Prozent“ lautet.
Damit wird bereits in der Schlagzeile deutlich, dass es um Krankenkassenprämien geht.
Auch die Schlagzeile des Kommentars wurde für die App-Version dahingehend ange-
passt, dass daraus die Thematik bereits deutlich wird. Diese Anpassungen lassen sich
daraus erklären, dass der Wortlaut der Schlagzeilen in den Apps identisch ist mit dem
Inhalt der Artikel-Verweise in den Hyperlinks und daher möglichst selbsterklärend sein
muss. Bezüglich sprachlichem Textmaterial fällt weiter auf, dass der Bericht im App
mit einem Inhalt endet, der sich auf den Kanton Zürich bezieht und der in der Print-
Version als Meldung am Ende des weiterführenden Berichts auf der Titelseite des
„Schweiz“-Bundes zu finden ist, wobei sich jedoch ein Pendant zu diesem weiterfüh-
renden Bericht im App nicht findet. Des Weiteren ist der sprachliche Text des Print-
Berichts der Frontseite in der App-Version stärker gegliedert. Die Absätze entsprechen
zwar der Print-Version, aber im App wurde vor dem letzten Absatz ein zusätzlicher
Zwischentitel eingefügt. Ausserdem wurden in der App-Version an zwei Stellen Grafi-
ken eingefügt, welche in der Print-Version im weiterführenden Bericht auf der Titelseite
des „Schweiz“-Bundes zu finden sind. Sprachliche und grafische Inhalte scheinen also
als Elemente zu fungieren, die in Print und App unterschiedlich kombiniert werden.

                                                                                        7
Von Print zu Digital: Vergleich von Print- und App-Inhalten zweier grosser Tageszeitungen (NZZ/Tages-Anzeiger) sowie einer Online-Pure-Newssite ...
Ein weiterer Unterschied hinsichtlich des Zusammenspiels von Text und Bild zeigt sich
in der Verwendung von Fotos. Während im Bericht auf der Frontseite der Printausgabe
auf Bilder verzichtet wird, startet die App-Version des Artikels mit der Fotografie einer
Operationsszene, welches bildsprachlich in einem losen Zusammenhang mit den Kran-
kenkassenprämien steht (vgl. Abbildung 3 obenstehend). Der Zusammenhang wird
daher durch einen als Bildlegende gestalteten kurzen Text hergestellt. Das Bild vermit-
telt hier keinen inhaltlichen Mehrwert, sondern scheint eher als Blickfang zu dienen.
Betreffend Zusammenspiel von Text und Bild fällt ausserdem auf, dass in der App-
Version des Kommentars ein Foto eines nachdenklich wirkenden Bundesrats Berset
abgebildet ist, in der Print-Version hingegen ein Foto des Kommentarverfassers, wobei
es sich hier um den gleichen Journalisten handelt, der den Bericht auf der Frontseite
verfasst hat. Beim Kommentar zeigen sich also in Print und App unterschiedliche bild-
sprachliche Strategien: Während im App das Foto einer bekannten Persönlichkeit die
Aufmerksamkeit der Leser*innen auf sich ziehen soll, wird im Print der Verfasser in
den Vordergrund gestellt, womit der Meinungscharakter dieser Textsorte betont und
gleichzeitig ein persönlicher Bezug hergestellt wird.

2.2.2   Vergleich Print/App Tages-Anzeiger
In der Printausgabe des Tages-Anzeigers findet sich im unteren Seitenviertel der Front-
seite rechts eine kurze, einspaltige Meldung mit dem Titel „Moderater Anstieg der
Prämien“.11 Am Ende dieses Textes finden sich fett ausgezeichnete Verweise: Einerseits
auf einen Kommentar, der in der Rubrik „Meinungen“ des Hauptbunds zu finden ist und
die Schlagzeile „Diese Verschnaufpause ist trügerisch“ trägt, andererseits auf einen
Bericht mit der Schlagzeile „Bersets Prämien-Kampf geht weiter“, der im Ressort
„Schweiz“ des Hauptbunds platziert ist.12 Hinweise auf diese Inhalte sind im App zum
Zeitpunkt der Datensammlung weder auf der Startseite noch via Reiter „Meistgelesen“
zu finden. Zur Berichterstattung gelangt man via Listen-Icon durch Wahl der Rubrik
„Schweiz“ oder indem man auf der Startseite auf „Schweiz“ tippt.

11
   Alle der Analyse zugrunde liegenden Print- und App-Inhalte des Tages-Anzeigers sind in Anhang III zu
   finden.
12
   Das Ressort „Schweiz“ ist im Tages-Anzeiger – im Gegensatz zur NZZ – Teil des Hauptbunds.

                                                                                                     8
Von Print zu Digital: Vergleich von Print- und App-Inhalten zweier grosser Tageszeitungen (NZZ/Tages-Anzeiger) sowie einer Online-Pure-Newssite ...
Auf der „Schweiz“-Seite des Apps finden sich relativ weit unten – resp. erst nach
mehrmaligem Scrollen sichtbar – drei Hyperlinks13 zu Artikeln mit Bezug zur Medien-
konferenz:
                                   Angezeigt werden jeweils ein Foto, eine Schlagzeile sowie
                                   ein kurzer Lead. Zunächst fällt auf, dass keine der Schlag-
                                   zeilen der App-Artikel mit denen der Printausgabe iden-
                                   tisch ist. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass
                                   sich der Inhalt des App-Artikels „Berset steht vor hartem
                                   Kampf an der Prämienfront“ mit dem Inhalt des Berichts in
                                   der Printausgabe weitgehend deckt. In der App-Version des
                                   Berichts wurde dieser aber anders gegliedert: Im Vergleich
                                   zur Print-Version wurden zusätzliche Zwischentitel einge-
Abbildung 4: Tages-Anzeiger
App: Ausgewählte Hyperlinks        fügt, ein Zwischentitel der Print-Version wurde gestrichen,
auf der „Schweiz“-Seite
                                   während ein anderer Zwischentitel für die App-Version
                                   inhaltlich verändert und gekürzt wurde.
Zudem fällt auf, dass in der Printausgabe eine ergänzende Meldung „Vergleichen lohnt
sich“ zu finden ist, welche in der App-Version nicht enthalten ist. Diese Meldung ist in
den beiden rechten Spalten der Printausgabe aufgeführt, darunter ist eine Grafik plat-
ziert, für die sich ein Pendant in der App-Version findet, wobei sie dort aber einen
anderen Titel trägt. Neben dem Titel unterscheiden sich Print- und App-Version der
Grafik auch betreffend weiterer Punkte, wie beispielsweise unterschiedlicher Achsenbe-
schriftungen sowie Zusatzinformationen zur Grafik. Ausserdem fällt auf, dass die Gra-
fik in der App-Version für die Seitenbreite des Smartphone optimiert wurde, so dass die
Abbildung im Print breiter dargestellt ist als im App. Dies führt dazu, dass die in der
Grafik abgebildete rote Linie in Print und App einen anderen Verlauf suggeriert: Wäh-
rend die App-Grafik den Eindruck grösserer Ausschläge vermittelt, erscheint der Ver-
lauf in der Print-Version der Grafik ausgeglichener. Unter der Grafik folgt im Print eine
mit „Die günstigsten Krankenkassen im Kanton Zürich“ betitelte Tabelle, welche in der
App-Version des Berichts nicht enthalten ist.
Aus der Perspektive des Zusammenspiels von Text und Bild zeigt sich ausserdem, dass
das im Print verwendete, grossformatige Foto eines von Journalisten umringten Bundes-

13
     Hyperlinks von Artikel-Schlagzeilen, die im App bereits angetippt wurden, werden in grauer Schrift
     angezeigt, das Default-Erscheinungsbild der Schlagzeilen ist jedoch schwarz.

                                                                                                     9
rats Berset auch in der App-Version eingesetzt wurde. Allerdings ist es hier weit weni-
ger dominant als in der Print-Version und nimmt etwa gleich viel Raum ein wie die
vorangehend diskutierte Grafik, während das Foto in der Print-Version deutlich domi-
nanter ist als die Grafik. Bildsprachlich stellt dieses Foto einen Bezug nicht nur zur
Person des Bundesrats her, sondern auch zum Anlass, über den berichtet wird. Ausser-
dem nimmt das Foto die Kampf-Metaphorik der Schlagzeile insofern auf, als Berset in
bedrängter Position, aber kämpferischer Körperhaltung abgebildet ist. Ein weiterer
interessanter Unterschied betreffend Einsatz von Fotos in Print und App ist, dass im
App-Artikel neben dem Namen jeweils ein kleines Foto des Autors abgebildet ist, wäh-
rend dies in der Print-Version nicht der Fall ist.
Am Seitenende der App-Version des Berichts wird unter dem Titel „Artikel zum The-
ma“ mittels Hyperlinks auf drei Inhalte verwiesen, von denen zwei in Bezug stehen zur
Medienkonferenz und bei denen es sich um die gleichen handelt, wie sie auch auf der
„Schweiz“-Seite des Apps zu finden sind (vgl. Abbildung 4 obenstehend).14 An dieser
Stelle besteht der Verweis aber nur aus Foto und Schlagzeile. Es zeigt sich, dass es sich
beim Artikel mit der Schlagzeile „So stark sind die Prämien in den letzten Jahren ge-
stiegen“ um eine vertiefende Analyse zur Prämienentwicklung handelt, die in der Print-
Version nicht zu finden ist. Dabei wird auch die im Print und dem vorangehend disku-
tierten App-Artikel verwendete Grafik abgebildet und diese wird um zwei weitere Gra-
fiken ergänzt.15 Im App-Artikel mit dem Titel „Prämien steigen nur um 0,2 Prozent –
für Zürcher sinken sie sogar“ ist, im Gegensatz zu den anderen Artikeln, kein Autorna-
me angegeben. Hier bedeutet die Bezeichnung „(red/sda)“ am Ende des Haupttextes,
dass der Artikel auf einer Agenturmeldung der Schweizerischen Depeschenagentur
SDA beruht, welcher von der Redaktion bearbeitet wurde.16 Dieser Artikel überlappt
sich inhaltlich mit dem Bericht der Print-Ausgabe, es gibt aber keine identischen Text-
passagen und es werden auch andere Grafiken verwendet, in welchen auf den interkan-

14
   Der weitere unter „Artikel zum Thema“ aufgelistete Titel gehört zu einem Artikel, der am 22.9., also
   vor der Medienkonferenz von Bundesrat Berset veröffentlicht wurde und daher nicht im Fokus der für
   die Analyse ausgewählten Berichterstattung liegt.
15
   Der App-Artikel „So stark sind die Prämien in den letzten Jahren gestiegen“ enthält eine wichtige
   Lesehilfe zur korrekten Interpretation der auch im Print-Bericht und dem App-Artikel „Berset steht vor
   hartem Kampf an der Prämienfront“ verwendeten Grafik, wobei die Lesehilfe in diese beiden Berichte
   keinen Eingang gefunden hat, so dass die Grafik leicht missverstanden werden kann.
16
   Die Information betr. Bezeichnung „red“ basiert auf einer persönlichen Mitteilung der Tages-Anzeiger-
   Redaktion auf eine entsprechende Anfrage. Datum und Zeitpunkt des Uploads zeigen an, dass es sich
   bei diesem Artikel aus chronologischer Sicht um den ersten Beitrag zur untersuchten Berichterstattung
   handelt, welcher im Anschluss an die Medienkonferenz Online zur Verfügung gestellt wurde.

                                                                                                      10
tonalen Vergleich fokussiert wird. Interessant ist, dass am Seitenende dieser beiden
App-Artikel, zu denen sich textlich im Print kein direktes Pendant findet, unter „Artikel
zum Thema“ unterschiedliche Titel verlinkt sind und in keinem der beiden auf den App-
Artikel „Berset steht vor hartem Kampf an der Prämienfront“ zurückverwiesen wird.
Eine weitere Auffälligkeit betreffend in Print und App verwendeten Inhalten ist, dass
der in der Print-Ausgabe enthaltene Kommentar im App nicht erscheint.
Hinsichtlich Hypertextualität fällt auf, dass in den App-Artikeln Hyperlinks innerhalb
des sprachlichen Texts verhältnismässig sparsam eingesetzt werden. Die App-Artikel
enthalten je ein bis zwei Links auf eine externe Website, beispielsweise wird im Artikel
„Prämien steigen nur um 0,2 Prozent“ auf eine Seite verlinkt, auf der ein Prämienver-
gleich gemacht werden kann, wobei die Web-Adresse der betreffenden Seite ausge-
schrieben wird und mit blauer Schrift formatiert ist. Die betreffende Web-Adresse findet
sich auch im Print-Bericht. Hier ist aber die Adresse typografisch nicht hervorgehoben,
sondern gleich formatiert wie der Lauftext. In allen App-Artikeln können auch die den
Grafiken zugrunde liegenden Daten heruntergeladen werden, wobei der entsprechende
Hinweis „Daten herunterladen“ wiederum in blauer Schrift formatiert ist, so wie auch
der Quellenhinweis „Bundesamt für Gesundheit“17.
Nicht nur hinsichtlich Textgestaltung, sondern auch betreffend Leser*innensteuerung
zeigen sich grundlegende Unterschiede zwischen Print und App: Die im Print durch das
Layout erzielte, prominente Platzierung des Berichts findet im App kein Pendant, viel-
mehr wurde die Berichterstattung hier bereits von aktuelleren Meldungen von der Start-
seite verdrängt und ist nur noch über das Ressort „Schweiz“ zu finden. Im Kontext der
Leser*innensteuerung ist auch die Tatsache erwähnenswert, dass auf der „Schweiz“-
Seite zusätzlich zu Bild, Titel und Lead in kleinerer Schrift auch angezeigt wird, wie oft
der betreffende Artikel bereits kommentiert oder geteilt wurde (vgl. Abbildung 4 oben-
stehend). Diese Informationen vermitteln also einen Eindruck davon, welches Echo der
Artikel bisher ausgelöst hat. Sie können als App-spezifische Elemente der Le-
ser*innensteuerung interpretiert werden, da sie die Leser*innen allenfalls in der Ent-
scheidung beeinflussen, den Artikel zu öffnen. Die Möglichkeit, den Inhalt via gängige
soziale Medien zu teilen, zu kommentieren sowie Kommentare einzusehen findet sich
jeweils am Anfang und am Ende der App-Artikel.

17
     Die Funktionalität des Datendownloads funktioniert im App nicht, auf der Website hingegen schon.
     Der zu „Bundesamt für Gesundheit“ hinterlegte Hyperlink führt zu dem auch in der Printausgabe ver-
     merkten Prämienvergleichsrechner des betreffenden Bundesamtes.

                                                                                                    11
2.2.3   Vergleichendes Zwischenfazit NZZ/Tages-Anzeiger
Sowohl bei der NZZ als auch beim Tages-Anzeiger zeigt sich, dass sprachliche
Textelemente und Grafiken modulhaft eingesetzt werden, so dass in Print und App
unterschiedliche „Cluster-Texte“ (Burger-Luginbühl 2014, 457) resultieren. Für die
Produzent*innen bedeutet dies, dass die einzelnen Elemente so erstellt sein müssen,
dass auch bei flexibler Anordnung der Elemente für die Rezipient*innen ein kohärenter
multimodaler Text entsteht. Hinsichtlich des sprachlichen Textmaterials zeigt sich, dass
die im NZZ-App berücksichtigten Inhalte auch in der Printausgabe zu finden sind, die
Printausgabe darüber hinaus aber weitere Inhalte bietet. Demgegenüber präsentiert sich
beim Tages-Anzeiger ein komplexeres Bild: Hier ist der Kommentar der Print-Ausgabe
in der App-Version nicht zu finden und umgekehrt finden sich im App Artikel, für die
es im Print kein direktes Pendant gibt. Bei den Texten, die in Print und App abgebildet
sind, zeigt sich sowohl bei der NZZ als auch beim Tages-Anzeiger, dass kaum Anpas-
sungen am Wortlaut vorgenommen wurden. Die Anpassungen beziehen sich vielmehr
auf die Absatzgestaltung und zielen darauf ab, die Texte im App durch zusätzliche Titel
sowie Platzierung von Grafiken screengerecht zu portionieren bzw. so, dass die Ab-
schnitte kürzer ausfallen. Aus orthografischer und stilistischer Sicht sind keine Unter-
schiede zwischen Print- und App-Version festzustellen. Die von Schwarzl (2015, 388)
konstatierte „transmediale Ausdifferenzierung“ – also das Auftreten des gleichen Stoffs
in verschiedenen technisch-medialen Versionen mit entsprechender medienspezifischer
Veränderung – lässt sich also auch bei NZZ und Tages-Anzeiger beobachten. Insbeson-
dere beim Tages-Anzeiger scheint diese Ausdifferenzierung aber weiterzugehen, als
noch von Schwarzl (2015) festgehalten, da sich hier zwischen dem in Print und App
verwendeten Text-Bild-Konvolut beträchtliche Unterschiede zeigen.
Betreffend Zusammenspiel von Text und Bild sind neben Grafiken auch Fotos von
Bedeutung, diese scheinen jedoch in Print und App unterschiedlich eingesetzt zu wer-
den: Sowohl NZZ als auch Tages-Anzeiger platzieren im App zu jedem Hyperlink auf
den jeweiligen Artikel ein Foto, welches auch am Anfang des betreffenden App-
Artikels wieder zu finden ist. Dieses kann, muss aber nicht Eingang in den entsprechen-
den Print-Bericht finden – beim Tages-Anzeiger ist das in der vorliegenden Daten-
grundlage der Fall, bei der NZZ nicht. Generell scheinen Fotos im App – stärker als dies
im Print der Fall ist – dazu eingesetzt zu werden, als „Schlagbilder Einstiegspunkte
[...][zu] bieten“ (Mac 2016, 183).

                                                                                     12
Die in den Printausgaben von NZZ und Tages-Anzeiger durch das Layout vorgenom-
mene Priorisierung der Berichterstattung zur Medienkonferenz bildet sich zum Zeit-
punkt der Datensammlung im App nicht mehr ab, vielmehr wurde das Thema von den
Startseiten beider Apps bereits durch aktuellere Meldungen verdrängt, was die unter-
schiedlichen Priorisierungslogiken von Print und App veranschaulicht: So ist das App in
viel stärkerem Ausmass von einem Aktualitätsdruck geprägt, der auf der Startseite in
einem „Verschwinden von allem, was gerade noch war“ (Strasser 2019) zum Ausdruck
kommt. Die Zugangswege zu den auf der Startseite nicht mehr abgebildeten Artikeln
zur Medienkonferenz im App sind bei NZZ und Tages-Anzeiger analog: Man findet sie
über das Ressort „Schweiz“, welches über einen Link auf der Startseite oder via Listen-
Icon angesteuert werden kann. Die Ressort-Struktur der Printausgabe bleibt also im App
im Kontext der Leser*innensteuerung von Bedeutung.
Betreffend Interaktivität gehen NZZ und Tages-Anzeiger unterschiedliche Wege: Das
NZZ-App bietet noch die Möglichkeit des Teilens von Artikeln via soziale Medien, seit
einer entsprechenden Neuausrichtung jedoch keine Kommentarfunktion mehr, dies ist
nur noch über die NZZ-Website oder mittels Leserbrief möglich.18 Im Gegensatz dazu
bietet das App des Tages-Anzeigers eine Kommentarfunktion und setzt Angaben so-
wohl zur Anzahl Kommentare als auch dazu, wie häufig Inhalte geteilt wurden, auch
zur Leser*innensteuerung ein.

2.2.4      Vergleich App NZZ/Tages-Anzeiger/Watson
Wie bei NZZ und Tages-Anzeiger ist die Berichterstattung zur Medienkonferenz zum
Zeitpunkt der Datensammlung auch bei Watson nicht mehr über die Startseite zu finden.
Zur Berichterstattung gelangt man, indem man auf der Startseite auf die Überschrift
„Schweiz“ tippt oder im Listen-Icon „Schweiz“ auswählt. Diesbezüglich fällt auf, dass
Watson eine den Apps der Printmedien analoge Ressortstruktur aufweist. Das Screen
Design von Watson ist stark von Bildern geprägt, noch stärker als bei NZZ und Tages-
Anzeiger scheinen sie hier in ihrer Wirkung als „schnelle Schüsse ins Gehirn“ (Kroeber-
Riel 1993, 53; zit. nach Stöckl 2011, 49) eingesetzt zu werden, um die Aufmerksamkeit
der Rezipient*innen zu binden. So bestehen bei Watson sowohl die Start- als auch

18
     Angaben dazu, wie häufig ein Artikel geteilt wurde, sind im NZZ-App nicht ersichtlich. Auch auf der
     NZZ-Website beschränken sich die Interaktionsmöglichkeiten auf von der Redaktion ausgewählte Arti-
     kel resp. Themen.

                                                                                                     13
Ressortseiten im Wesentlichen aus einer Auflistung von Fotos und Grafiken in Screen-
Breite, welche den Hintergrund bilden für Schlagzeilen (zur Seite „Schweiz“ vgl. An-
hang IV, Abbildung 19).19 Auf der „Schweiz“-Seite von Watson fällt zudem auf, dass
Werbeanzeigen mitunter im gleichen Erscheinungsbild dargestellt werden wie Hyper-
links auf Artikel.20 Dies im Gegensatz zu NZZ und Tages-Anzeiger, wo Werbebotschaf-
ten durch typografische Gestaltungsmittel meist deutlich von journalistischen Inhalten
abgegrenzt werden.21 Anreissertexte finden sich bei Watson auf den Start- und Ressort-
seiten keine, so dass sich hier das Text-Bild-Verhältnis im Vergleich mit NZZ und
Tages-Anzeiger klar zugunsten von Bildern verschiebt.
Die Berichterstattung zur Medienkonferenz erfolgt bei Watson mittels eines Berichts
und eines Kommentars – also der gleichen Kombination wie bei NZZ und Tages-
Anzeiger. Auch stilistisch und orthografisch zeigen sich beim sprachlichen Text der
beiden Watson-Artikel keine wesentlichen Unterschiede zu NZZ und Tages-Anzeiger,
die Berichterstattung fällt bei Watson aber insgesamt kürzer aus und bietet deutlich
weniger Hintergrundinformationen. Innerhalb der Artikel ist bei Watson ein im Ver-
gleich zu NZZ und Tages-Anzeiger intensiviertes Zusammenspiel von Text, Bild und
Video zu beobachten. Insbesondere wird in den Watson-Artikeln auch auf Bildstrecken
und Videos verlinkt, wobei diese Hyperlinks in Form unterschiedlicher Text-Bild-
Kombinationen in Erscheinung treten:
Hyperlink auf Bildstrecke   Hyperlink auf Video      Hyperlink auf anderen Artikel   Text-Bild-Kombination
                                                                                     ohne Hyperlink-Funktion

Abbildung 5: Watson: Ausgewählte Text-Bild-Kombinationen mit und ohne Hyperlink-Funktion im
Kommentar

Bei beiden Watson-Artikeln fällt auf, dass die verlinkten Bildstrecken und Videos mit-
unter in einem sehr losen thematischen Bezug zum sprachlichen Text stehen und eher

19
   Alle der Analyse zugrunde liegenden Inhalte von Watson sind in Anhang IV zu finden.
20
   Vgl. dazu die in Anhang IV, Abbildung 19 in Spalte 2 abgebildete Werbung für das Tabakerzeugnis
   IQOS.
21
   Diese Aussage bezieht sich auf das Datenmaterial zur Berichterstattung, die den Fokus der vorliegen-
   den Arbeit bildet. Für den Tages-Anzeiger finden sich in Print und App aber auch Beispiele, in denen
   mit „Sponsored“ bezeichnete Inhalte im gleichen Erscheinungsbild erscheinen wie redaktionelle Bei-
   träge, vgl. dazu Anhang V, Abbildung 22.

                                                                                                         14
der Unterhaltung als der weiterführenden Information zu dienen scheinen. Die verlink-
ten Inhalte stammen aus unterschiedlichsten Quellen, wobei sich auch hier Hyperlinks
auf gesponserte Inhalte punkto Erscheinungsbild nicht von solchen auf journalistische
Beiträge unterscheiden.22 Auch beim sprachlichen Textmaterial sind die Hintergründe
der Autorenschaft bei Watson im Vergleich zu den Apps mit Print-Pendant weniger
transparent. Während beim Hyperlink zum Kommentar der Name der Autorin steht, ist
dies beim Link zum Bericht nicht der Fall. Das Kürzel „aeg/sda“ am Ende des Berichts
lässt darauf schliessen, dass die Inhalte auf einer Agenturmeldung basieren, wobei
unklar ist, wofür das Kürzel „aeg“ steht.23 Beim Kommentar werden am Seitenanfang
nach dem Lead weitere Informationen zur Autorenschaft gegeben, hier steht ergänzend
zum Namen der Verfasserin „ch media“. Dabei handelt es sich gemäss Informationen
auf der Firmenwebsite um ein aus dem Zusammenschluss von AZ Medien und NZZ-
Regionalmedien entstandenes Medienunternehmen, dessen Mitarbeiter*innen offen-
sichtlich auch Beiträge für Watson verfassen.
Bei Watson sind auch innerhalb der Texte Hyperlinks zu finden, weitaus häufiger, als
dies bei NZZ und Tages-Anzeiger der Fall ist. Die Hyperlinks sind bei Watson durch
feine Unterstreichung der betreffenden Textstelle gekennzeichnet, ansonsten aber typo-
grafisch nicht markiert, so dass sie leicht überlesen werden können. Beispiele für Hy-
perlinks im Kommentar sind „Bundesrat“ oder „Wahlkampf“, im Bericht verschiedene
Kantonsnamen sowie „Gesundheit“. Diese Hyperlinks führen auf Linksammlungen von
nach Themen strukturierten Watson-Beiträgen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass
die Setzung von Hyperlinks kontextunabhängig zu erfolgen scheint. So ist der Kontext
für das als Hyperlink markierte Wort „Gesundheit“ eigentlich „Bundesamt für Gesund-
heit“, die durch den Hyperlink erschlossene Linksammlung hat aber keinerlei Bezug zu
diesem Bundesamt, sondern listet Inhalte mit losem Bezug zum Thema „Gesundheit“
auf. Insgesamt generieren die bei Watson eingesetzten Hyperlinks keinen Mehrwert im

22
   So führt beispielsweise ein Hyperlink im Bericht „Für einmal Good News: Krankenkassenprämien
   steigen 2020 kaum“ auf ein von der Versicherungsgesellschaft „Groupe Mutuel“ gesponsertes Video.
   Im Hyperlink auf dieses Video ist das Logo von „Groupe Mutuel“ zwar enthalten, jedoch so klein, dass
   es bei Standard-Bildschirmzoom kaum erkennbar ist (vgl. Anhang IV, Abbildung 21). Ansonsten ist
   das Erscheinungsbild dieses Links identisch mit dem Hyperlink auf ein Video im Kommentar, der zu
   einem Beitrag des Schweizer Fernsehens führt (vgl. Anhang IV, Abbildung 20).
23
   Watson verfügt – im Gegensatz zu den Apps mit Print-Pendant – nicht über ein Impressum mit Anga-
   ben zu Autorenkürzeln. Eine Anfrage der Verfasserin bei Watson betr. des Kürzels „aeg“ blieb ohne
   Rückmeldung.

                                                                                                    15
Sinne kontextsensitiver Zusatzinformationen zum sprachlichen Text, sondern scheinen
eher Unterhaltungsfunktion zu haben.
Interaktivität wird im Watson-App im Vergleich mit Tages-Anzeiger und NZZ höher
gewichtet. Auf den Start- und Ressortseiten des Watson-Apps wird jeweils zu jedem
Titel mittels entsprechendem Symbol und einer Zahl angegeben, wie oft er bereits
kommentiert oder geteilt wurde. Zwar sind diese Zusatzinformationen auch beim Tages-
Anzeiger auf der Home- sowie den Ressortseiten zu finden, aber bei Watson sind sie
neben der Schlagzeile – sowie, wo vorhanden, dem Namen der Autorin resp. des Auto-
ren – die einzige Zusatzinformation ergänzend zum Bild und erhalten damit ein grösse-
res Gewicht.24 Ausserdem findet sich auf der Watson-Startseite neben einer Auflistung
der meistgelesenen Beiträge, wie sie auch bei NZZ und Tages-Anzeiger zu finden ist,
zusätzlich eine Rangliste der am häufigsten kommentierten und geteilten Inhalte. Die
Leserin resp. der Leser als Kommentierer*in und Verbreiter*in werden auch hier stärker
in den Vordergrund gestellt.

3      Zusammenführende Diskussion zentraler Ergebnisse
Ausgehend von den angestellten Vergleichen zeigt sich betreffend Kohärenzbildung im
dreidimensionalen Hypertext, dass das Hierarchisieren und In-Beziehung-Setzen von
Inhalten – also Aspekte, für die in den zweidimensionalen Printtexten gerade auch
Layout und Typografie eine wichtige Rolle spielen – in einem stärkeren Ausmass der
Leserin resp. dem Leser zufallen (vgl. Żebrowska 2017, 60). Dies ergibt sich daraus,
dass unter den Bedingungen der Hypertextualität Bezugnahmen auf weiterführende
Inhalte problemlos möglich sind, die durch Hyperlinks ausgedrückten Beziehungen
untereinander aber als gleichwertig erscheinen. Für den Umgang mit den mittels Hyper-
links zueinander in Beziehung gesetzten Inhalten ist daher – in stärkerem Ausmass als
in der Print-Variante – eine Einordnungs- und Bewertungsleistung seitens der Rezipi-
ent*innen erforderlich.
Die hier angesprochenen, für die Lektüre der Apps erforderlichen „Kulturtechniken“ im
Sinne von Sybille Krämer und Horst Bredekamp (zit. nach Ernst 2017, 15) sind keine
Eigenheit des Hypertexts, auch die Zeitungslektüre setzt Textsortenwissen sowie „mul-
timodale Kompetenz“ (Stöckl 2011, 45) bei der Interpretation von Layout und Typogra-

24
     Die NZZ verzichtet im App ganz auf eine Kommentarfunktion und bildet auch nicht ab, wie oft ein
     Beitrag geteilt wurde, vgl. dazu Kap. 2.2.3.

                                                                                                 16
fie voraus. Die Anpassungen, welche im App-Kontext das „Sichfügen“ (Distelmeyer
2017, 46) in die Screen-Erfordernisse von Smartphones sowie die Möglichkeiten der
Hypertextualität mit sich bringen, erfordern seitens Rezipient*innen aber anderes resp.
ergänzendes implizites und explizites Wissen. Nennenswert sind hier beispielsweise
Kenntnisse zur Interpretation von Text-Bild-Kombinationen, welche im virtuellen
Raum im Kontext der Hypertextualität Verweisfunktion auf sehr unterschiedliche Inhal-
te einnehmen können, was sich besonders deutlich beim Online-Pure-Angebot Watson
zeigt. Hier tragen Hyperlinks die Eigenschaften von „Bild-Makros“ im Sinne von „Ab-
bildungen, [...] über die Schrifttext gelegt wurde“ (Wenz 2016, 194) und nehmen damit
ein Text-Bild-Muster auf, das im Internet-Kontext beispielsweise im Zusammenhang
mit sogenannten Memes weite Verbreitung findet (vgl. Wenz 2016, 195f.). Insbesonde-
re beim Online-Pure-Anbieter Watson führen die Hyperlinks häufig auf Inhalte, die zum
Textmaterial in einem losen Bezug stehen und eher Unterhaltungscharakter haben.
Einordnungswissen ist bei der Bewertung von Inhalten insbesondere auch gefragt, wenn
Hyperlinks auf Werbeinhalte im gleichen Erscheinungsbild eingebettet werden wie
Links auf redaktionelle Beiträge. Da „Gestaltungsmittel auf der Textoberfläche [als]
implizite Leseanweisung dienen“ (Mac 2016, 189), ist die Rezipientin resp. der Rezipi-
ent beim „Verstehensprozess“ (Mac 2016, 189) umso mehr gefordert, wenn es darum
geht, den Gehalt unterschiedlicher Beiträge zu erkennen und Werbebotschaften von
redaktionellen Inhalten zu unterscheiden. Beim sprachlichen Text manifestiert sich
dieser Bedarf an Einordnungsleistung, wenn die Autorenschaft für die Leserin resp. den
Leser schwieriger einzuschätzen wird, eine Tendenz, die sich bei Watson beobachten
lässt. Bei den App-Varianten mit Print-Pendant hingegen zeichnen sich ausschliesslich
Journalist*innen der entsprechenden Medienunternehmen oder etablierte Nachrichten-
agenturen für die Inhalte verantwortlich.
Während Henning Lobin (2014, 179) die Interaktivität als ein Element des „Weg[s]
[diskutiert], mit der die Zeitungskrise am Ende der Gutenberg-Ära überwunden werden
kann“, zeigt sich, dass diesbezüglich in den untersuchten Apps unterschiedliche Strate-
gien verfolgt werden: Bei Tages-Anzeiger und Watson werden Angaben zur Häufigkeit
betreffend Kommentieren und Teilen von Artikeln vergleichsweise prominent platziert,
die NZZ hingegen schlägt diesbezüglich seit einer Neuausrichtung im Jahr 2017 einen
zurückhaltenderen Weg ein. Insgesamt ist aber bei allen drei untersuchten Apps festzu-
stellen, dass „Einwegkommunikation“ (Burger/Luginbühl 2014, 447) vorherrscht. Dies

                                                                                    17
gilt auch für das Online-Pure-Angebot Watson, wo die Interaktivität vergleichsweise am
höchsten gewichtet wird.

4   Schlussfolgerungen
In der vorliegenden Arbeit wurden die Print- und App-Inhalte von NZZ und Tages-
Anzeiger sowie die App-Inhalte des Online Pure-Angebots Watson in ihren technisch-
medialen Varianten miteinander verglichen. Dabei hat sich gezeigt, dass es von grund-
legender Bedeutung ist, die multimodalen Newstexte im Kontext ihrer technisch-
medialen Rezeptionszusammenhänge zu untersuchen. So können medienlinguistische
Arbeiten der vorliegenden Art wichtige Hinweise dafür liefern, wo sich beim Newskon-
sum – sei dies im herkömmlichen Print- oder im virtuellen Kontext – besondere Heraus-
forderungen stellen. Stichworte diesbezüglich sind der Umgang mit Werbebotschaften
sowie damit verbundene Fragen betreffend Einordnung der Autorenschaft. Hier ist
seitens Rezipient*innen auf dem Hintergrund ihres Textsortenwissens und ihrer visuel-
len Kompetenz eine kritische Reflexion der präsentierten Inhalte erforderlich. Davon
ausgehend zeigt sich im Kontext von Lesekompetenzen die Bedeutung eines breiten
Leseverständnisses, welches auch die Fähigkeit der kritischen Einordnung und Gewich-
tung der vermittelten Inhalte einschliesst.
Im Zusammenhang mit der Einschätzung von Expert*innen, wonach auf dem Hinter-
grund des Medienwandels resp. des sich wandelnden Medienkonsums gerade auch
jüngerer Generationen „eine wesentliche Säule der Demokratie [...] in Gefahr [ist]“ (Res
Strehle in Echo der Zeit 2019), wird der Förderung von Medienkompetenz in schuli-
schen Kontexten eine bedeutende Rolle zugeschrieben. Beispiele für Projekte zur För-
derung von Media Literacy von Schüler*innen sind das deutsche Projekt „Zisch – Zei-
tung in der Schule“ sowie im Schweizer Kontext „Lesen macht gross“. Dabei handelt es
sich um von Medienunternehmen und Bildungsfachpersonen entwickelte Hilfsmittel zur
Leseförderung im Unterricht der Primar- und Sekundarstufe. Eine aus dieser Arbeit
ableitbare Folgerung im Hinblick auf die Förderung von Media Literacy wäre, dass die
Inhalte aus einer multimodalen Perspektive und eingebettet in ihre hypertextuellen
Kontexte zu betrachten sind, da diese Aspekte das erforderliche Einordungswissen
wesentlich mitbeeinflussen.
Um die Ergebnisse dieses als Fallstudie angelegten Vergleichs breiter abzustützen und
die Gefahr von Zufallsbefunden zu vermeiden, wäre eine Ausdehnung der Datenbasis

                                                                                     18
erforderlich, d.h. es müssten Berichterstattungen zu mehreren Themen untersucht wer-
den. Ausserdem wäre eine Ausdehnung der Untersuchung auf die Websites der unter-
suchten Medienunternehmen gewinnbringend, um die ganze Onlinepalette in den Blick
zu bekommen. Da sich zeigt, dass ein grosser Teil des Newskonsums mittlerweile über
Onlineportale25 wie gmx.ch oder bluewin.ch läuft, wäre auch eine Ausdehnung des
Blicks auf diese Angebote sinnvoll. Ausgangspunkt für die Themenselektion der vorlie-
genden Untersuchung bildeten Printprodukte, interessant wäre aber auch, die Online-
Varianten als Ausgangspunkt zu nehmen: So wären Rückschlüsse möglich, über welche
Newsthemen und in welcher Form online berichtet wird, die in die Print-Versionen
keinen Eingang finden. Ausgehend davon, dass der Zugriff auf Online-Artikel vermehrt
via soziale Medien erfolgt und die Beiträge damit zunehmend aus den von den Medien-
unternehmen vorgesehenen Vermittlungskontexten wie Websites oder Apps herausge-
löst werden (vgl. fög 2019, 13), wären auch Untersuchungen dazu wichtig, wie sich das
Teilen von Newsinhalten via soziale Medien auf die multimodalen Nachrichtentexte im
Online-Kontext auswirkt.

25
     Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sie auf die Bereitstellung gemischter Dienste wie beispiels-
     weise Agenturticker, multimediale Unterhaltungsformate oder E-Mail-Services ausgerichtet sind. Das
     Anbieten von (aus anderen Quellen stammenden) News-Inhalten ist in diesen Fällen nicht Kernge-
     schäft, sondern Teil dieser gemischten Dienste (vgl. fög 2019, 166).

                                                                                                      19
Literaturverzeichnis

Adamzik, Kirsten (2002): Zum Problem des Textbegriffs. Rückblick auf eine Diskussi-
   on. In: Fix, Ulla et al. (Hrsg.): Brauchen wir einen neuen Textbegriff? Antworten
   auf eine Preisfrage. Frankfurt a.M.: Peter Lang (= Forum Angewandte Linguistik
   Band 40), S. 163-182.
Baechler, Coline/Eckkrammer, Eva Martha/Müller-Lancé, Johannes/Thaler, Verena
    (2016): Einleitung: Medienlinguistik 3.0 als Herausforderung. In: Baechler, Coli-
    ne/Eckkramer, Eva Martha/Müller-Lancé, Johannes/Thaler, Verena (Hrsg.): Medi-
    enlinguistik 3.0 – Formen und Wirkung von Textsorten im Zeitalter des Social
    Web. Berlin: Frank & Timme, S. 11-20.
Burger, Harald/Luginbühl, Martin (2014): Mediensprache. Eine Einführung in Sprache
    und Kommunikationsformen der Massenmedien. 4. neu bearbeitete und erweiterte
    Auflage. Berlin/Boston: De Gruyter.
Distelmeyer, Jan (2017): An/Leiten. Implikationen und Zwecke der Computerisierung.
     In: Navigationen. Zeitschrift für Medien- und Kulturwissenschaften 17(2), S. 37-
     54.
Eidgenössische Medienkommission (2018): Besonderheiten von Medien im digitalen
    Zeitalter. Gestaltungsoptionen für eine leistungsfähige Medienlandschaft aus öko-
    nomischer und gesellschaftlicher Perspektive. Biel: Bundesamt für Kommunikation
    BAKOM. Online unter:
    https://www.emek.admin.ch/inhalte/dokumentation/22.01.2018_Besonderheiten_v
    on_Medien_im_digitalen_Zeitalter/D_Medien_im_digitalen_Zeitalter_22.01.18.pd
    f .
Ernst, Christoph (2017): Medien und implizites Wissen. Einleitende Erklärungen zu
    einer vielschichtigen Beziehung im Zeitalter des ubiquitous computing. In: Naviga-
    tionen. Zeitschrift für Medien- und Kulturwissenschaften 17(2), S. 7-36.
fög – Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft/Universität Zürich (2019):
    Jahrbuch     Qualität    der   Medien.   Basel:   Schwabe.      Online    unter:
    https://docs.wixstatic.com/ugd/5d43b7_3087e78fb17643f29f5c080031938f10.pdf
    .
Krämer, Sybille/Bredekamp, Horst (2003): Kultur, Technik, Kulturtechnik: Wider die
    Diskursivierung der Kultur. In: Dies. (Hrsg.): Bild, Schrift, Zahl. München: Wil-
    helm Fink Verlag, S. 11-22.
Kroeber-Riel, Werner (1993): Bildkommunikation. Imagery-Strategien für die Wer-
    bung. München: Vahlen.
Lobin, Henning (2014): Engelbarts Traum. Wie der Computer uns Lesen und Schreiben
    abnimmt. Frankfurt/New York: Campus.
Mac, Agnieszka (2016): Online informieren: Zur Ausgestaltung der Textsorte Nachrich-
   ten in der Online-Tagespresse – ein kontrastiver Vergleich. In: Baechler, Coli-
   ne/Eckkramer, Eva Martha/Müller-Lancé, Johannes/Thaler, Verena (Hrsg.): Medi-
   enlinguistik 3.0 – Formen und Wirkung von Textsorten im Zeitalter des Social
   Web. Berlin: Frank & Timme, S. 179-192.

                                                                                        20
Mac, Agnieszka (2017): Interdisziplinäre Analyseperspektiven auf multimodale (Medi-
   en)Texte am Beispiel von Fernsehnachrichten. In: Bilut-Homplewicz, Zofia/Hanus,
   Anna/Lüger, Heinz-Helmut/Mac, Agnieszka (Hrsg.): Medienlinguistik und inter-
   disziplinäre Forschung II. Kontrastive Ansätze im medial geprägten Kontext.
   Frankfurt a.M.: Peter Lang (= Studien zur Text- und Diskursforschung Band 16), S.
   81-116.
Reuters Institute (2019): Digital News Report 2019. Oxford: University of Oxford.
    Online unter:
    https://reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/sites/default/files/inline-
    files/DNR_2019_FINAL.pdf .
Schwarzl, Anja (2015): Print – Online – App – Mobil: Die Ausdifferenzierung des
    Zeitungsberichts am Beispiel der Salzburger Nachrichten. In: Hauser, Ste-
    fan/Luginbühl, Martin (Hrsg.): Hybridisierung und Ausdifferenzierung. Kontrasti-
    ve Perspektiven linguistischer Medienanalyse. Bern: Peter Lang (= Sprache in
    Kommunikation und Medien Band 7), S. 367-390.
Stöckl, Hartmut (2011): Sprache-Bild-Texte lesen. Bausteine zur Methodik einer
    Grundkompetenz. In: Diekmannshenke, Hajo/Klemm, Michael/Stöckl, Hartmut
    (Hrsg.): Bildlinugistik. Theorie – Methode – Fallbeispiele. Berlin: Erich Schmidt,
    S. 45-70.
Wenz, Kathrin (2016): Internetphänomeme – Verknüpfungen von Schrift und Bild im
   virtuellen Raum. In: Baechler, Coline/Eckkramer, Eva Martha/Müller-Lancé, Jo-
   hannes/Thaler, Verena (Hrsg.): Medienlinguistik 3.0 – Formen und Wirkung von
   Textsorten im Zeitalter des Social Web. Berlin: Frank & Timme, S. 193-210.
Żebrowska, Ewa (2017): Kohärenz in der Web 2.0-Umgebung. In: Bilut-Homplewicz,
    Zofia/Hanus, Anna/Mac, Agnieszka (Hrsg.): Medienlinguistik und interdisziplinäre
    Forschung I. Textsortenfragen im medialen Umfeld. Frankfurt a.M.: Peter Lang (=
    Studien zur Text- und Diskursforschung Band 15), S. 51-64.

Internetquellen
Echo der Zeit (2019): „Eine wesentliche Säule der Demokratie ist in Gefahr“. Radio-
    sendung, ausgestrahlt am 14.10.2019. Online unter: www.srf.ch/play/radio/echo-
    der-zeit/audio/eine-wesentliche-saeule-der-demokratie-ist-in-gefahr?id=03b24c47-
    0f84-45f4-af91-01f985552601 
Lesen macht gross. Online unter:
     www.schweizermedien.ch/medienkompetenz/leseforderung-im-unterricht
    
Strasser, Peter (2019): Was noch kommt, ist bereits geschehen – wir verlieren unsere
     Sprache für die Zukunft. In: NZZ online, 27.9.2019. Online unter:
     https://www.nzz.ch/meinung/alles-schon-geschehen-wir-verlieren-die-sprache-
     fuer-die-zukunft-ld.1504264 
Zisch – Zeitung in der Schule. Online unter: www.zisch.info 

                                                                                    21
Sie können auch lesen