EILDIENST 12 /2018 - Aus dem Inhalt: Landkreisversammlung des LKT NRW mit NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer Ministerin Yvonne Gebauer: ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
EILDIENST 12 / 2018 Aus dem Inhalt: ● Landkreisversammlung des LKT NRW mit NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer ● inisterin Yvonne Gebauer: „Perspektiven für Schulen und Bildung im kreisangehörigen M Raum“ ● Schwerpunkt: Vermessung (Geodaten)
EILDIENST 12/2018 Auf ein Wort Dieselfahrverbote: Gerade auch ein Thema für den kreisangehörigen Raum Nach verschiedenen erstinstanzlichen Entscheidungen zu Luftreinhalteplänen und zu Überschreitungen von Stickstoffdioxid-Grenzwerten zeichnet sich ab, dass in einer Reihe von Städten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge eine zu erwartende Rea lität werden. Dabei nehmen gerade die gerichtlich angeordneten Fahrverbotszonen zum Teil einen erheblichen Raum innerhalb der Großstädte ein, im Fall der Stadt Essen z. B. fast die gesamte Innenstadt und zudem – erstmalig – einen Autobahn- abschnitt der A 40. Betroffen sind insbesondere Diesel-PKW der Euronormen 4 und in naher Zukunft auch 5 (sowie niedrigere Euronormen). Dies hat erhebliche Aus- wirkungen für die betroffenen Städte. Selbstverständlich haben der Immissionsschutz und der Schutz der Gesundheit einen hohen Stellenwert. Sicherlich werden die Verfahren in den meisten Fällen auch in die zweite Instanz – in NRW zum Oberverwaltungsgericht in Münster – gehen. Aufgrund der bisherigen Entscheidungen der erstinstanzlichen Gerichte und der verschiedenen zweitinstanzlich vorliegenden Urteile aus anderen Bundesländern besteht allerdings eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, dass entsprechende Anordnungen für Fahrverbote bestätigt werden. Was ist also zu tun? In der öffentlichen Diskussion über Maßnahmen zur Reduzierung von Stickstoffdioxid-Belastungen und anderen Immis sionsbelastungen ist bislang kaum berücksichtigt worden, dass die Frage der verkehrlichen Immissionen und der Auswir- kungen von möglichen Fahrverboten gerade kein ausschließliches Thema der kreisfreien Städte ist. Bei allen Maßnahmen zur Reduzierung von Immissionsbelastungen ist stets auch das Umland um die Großstädte zu betrachten. NRW ist in erheb licher Weise ein Pendlerland. Dies betrifft sowohl Berufspendler, aber auch Schüler und Auszubildende sowie Selbständige bei den Fahrten zu ihren Kunden. Ein großer Teil der Autofahrten in Ballungsräumen und Großstädten beginnt und endet im kreisangehörigen Umland. Heute leben über 10,6 Millionen Einwohner, d. h. rund 60% der nordrhein-westfälischen Bevölkerung, im kreisangehörigen Raum. Im kreisangehörigen Raum ist der Wohn- und Lebensort von rund 4 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in NRW. Rund 3,3 Millionen Berufstätige im kreisangehörigen Raum pendeln zur Arbeit in eine andere Stadt oder Gemeinde, rund 1,6 Millionen Berufstätige hiervon pendeln in einen anderen Kreis bzw. in eine kreisfreie Stadt. Mobilität ist insoweit auch ein arbeitsmarktpolitisches Thema für Stadt und Land. Maßnahmen zur Minderung der Stickstoffdioxidbelastungen müssen daher immer ebenso die Verkehrsbeziehungen in das Umland mit einbeziehen. Deshalb dürfen Maßnahmen zur Nachrüstung von Diesel-PKW eben nicht nur PKW-Besitzer in den Großstäd- ten betreffen, sondern müssen auch den umliegenden kreisangehörigen Raum umfassen. Zudem ist das Mobilitätsgesche- hen – auch im Stadt-Umland-Verhältnis – zukünftig verstärkt so zu gestalten, dass Verkehre umweltfreundlicher und effizi- enter fließen. Gerade deshalb muss der öffentliche Nahverkehr im kreisangehörigen Raum und in Bezug auf die Verbindun- gen vom kreisangehörigen Raum in die Großstädte gestärkt werden. Zu einer Verbesserung im Stadt-Umland-Verhältnis gehört dabei auch die Vernetzung von Mobilitätsangeboten, z. B. durch Ausbau und Stärkung von Park-und-Ride- sowie Park-und-Bike-Angeboten, durch den Ausbau flexibler Bedienformen im ÖPNV einschließlich der Ausrichtung des recht lichen und wirtschaftlichen Rahmens für neue, digital gesteuerte Bedienformen sowie die Erstellung von Mitfahrerpark plätzen (Pendlerparkplätzen). Zudem ist der Schienenpersonennahverkehr sinnvoll auszubauen und auch in der Fläche weiter zu stärken, insbesondere um zusätzliche Pendler aus dem kreisangehörigen Raum zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. Regionale Schnellbuslinien können ebenfalls dazu dienen, attraktive Angebote für Pendler aus dem kreisangehörigen Raum in die Großstädte anzubieten. Schließlich gewährleisten auch regionale Radschnellwege – soweit topografisch und geografisch sinnvoll – eine ökologische Anbindung von Stadt und Umland. Primär ist und bleibt es jedoch Aufgabe der Automobilhersteller, Fahrzeuge anzubieten, die die rechtlich gesetzten Grenz- werte möglichst unter allen Fahrbedingungen einhalten können. Insofern muss der Bestand der Fahrzeugflotten möglichst zeitnah – ggf. auch durch Hardware-Nachrüstungen – auf die entsprechenden Immissionsstandards gebracht werden. Sollte dies nicht freiwillig funktionieren, muss an entsprechende gesetzliche Regelungen gedacht werden. Auch wenn die Auto- mobilindustrie einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor in Deutschland darstellt, so entbindet dies nicht von der Verpflich- tung, Fahrzeuge anzubieten, die die immissionsbezogenen Grenzwerte einhalten können. In Anbetracht der zu beobach- tenden globalen Trends zu Umweltschutz und immissionsarmer Mobilität dürfte dies mittel- und langfristig letztlich sogar einen wirtschaftlichen Standortvorteil für die einheimischen Hersteller darstellen. Dr. Martin Klein Hauptgeschäftsführer des Landkreistages Nordrhein-Westfalen 573
Inhalt EILDIENST 12/2018 Kavalleriestraße 8 AUF EIN WORT 573 40213 Düsseldorf ______________________________________________________________ Telefon 0211/ 300 491-0 Telefax 02 11/ 300 491-660 E-Mail: presse@lkt-nrw.de Internet: www.lkt-nrw.de AUS DEM LANDKREISTAG IMPRESSUM Landkreisversammlung des LKT NRW mit NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer 577 EILDIENST – Monatszeitschrift ______________________________________________________________ des Landkreistages Nordrhein-Westfalen Ministerin Yvonne Gebauer: „Perspektiven für Schulen Herausgeber: und Bildung im kreisangehörigen Raum“ 579 Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Klein ______________________________________________________________ Redaktion: Chilenische Kommunalpolitiker zu Gast beim Landkreistag NRW 582 Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn Beigeordneter Martin Schenkelberg ______________________________________________________________ Referentin Christine Cebin Hauptreferent Dr. Markus Faber Referentin Dorothée Heimann Dr. Tim Grüttemeier wird neuer Städteregionsrat Referent Thomas Krämer der StädteRegion Aachen 583 Pressereferentin Rosa Moya Referent Dr. André Weßling ______________________________________________________________ Hauptreferent Dr. Kai Zentara Quelle Titelbild: Kreis Gütersloh THEMA AKTUELL Redaktionsassistenz: Nach 180 Jahren wieder eine Wölfin am Niederrhein 584 Gaby Drommershausen Astrid Hälker ______________________________________________________________ Heike Schützmann Herstellung: ALBERSDRUCK GMBH & CO KG SCHWERPUNKT: Vermessung (Geodaten) Leichlinger Straße 11 40591 Düsseldorf www.albersdruck.de Das amtliche Vermessungswesen im Kontext der Digitalstrategie NRW 585 ISSN 1860-3319 ______________________________________________________________ Den Fortschritt gestalten – die Kernaufgaben im Blick 586 ______________________________________________________________ Geonetzwerk.metropoleRuhr, ein Erfolgsrezept für regionale Geodateninfrastruktur 590 ______________________________________________________________ Vermessung als Senkrechtstarter: Etablierung der Drohnen-Vermessung im Kreis Gütersloh 593 Kreise in Nordrhein-Westfalen ______________________________________________________________ 574
EILDIENST 12/2018 Inhalt Geoinformation spielt beim Breitbandausbau wichtige Rolle 596 ______________________________________________________________ „SmartDemography“ – demografische Entwicklungen kleinräumig analysieren und visualisieren 598 ______________________________________________________________ Deutscher Wandertag – Digitale Wanderinfrastruktur mittels Geoinformationen 601 ______________________________________________________________ energieatlas.org – digitale Karten und Informationen einer regionalen Energiewende in der Emscher-Lippe-Region 604 ______________________________________________________________ THEMEN Kommunale Öffentlichkeitsarbeit und die Datenschutzgrundverordnung 606 ______________________________________________________________ Kreis Borken erhält Premier-Ehrenplakette 2018 beim Großen Preis des Mittelstandes 613 ______________________________________________________________ Virtuell, lebendig, modern: neuer Instagram-Auftritt des Kreises Borken 614 ______________________________________________________________ DAS PORTRÄT Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr – „In die Bildung unserer Kinder investieren, denn sie sind unsere Zukunft!“ 615 ______________________________________________________________ IM FOKUS „Gut versorgt in …“ – die neue App für Senioren 618 ______________________________________________________________ 575
Inhalt EILDIENST 12/2018 MEDIENSPEKTRUM 620 ______________________________________________________________ KURZNACHRICHTEN 622 ______________________________________________________________ HINWEISE AUF VERÖFFENTLICHUNGEN 642 ______________________________________________________________ 576
EILDIENST 12/2018 Aus dem Landkreistag Landkreisversammlung des LKT NRW mit NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer Bei der Landkreisversammlung des Landkreistags NRW am 8. November stellte die nordrhein-westfälische Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer vor rund 100 Delegierten aus den 31 Kreisen in NRW die schulpolitische Agenda der Landesregierung vor. Bei der Landkreisversammlung war NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer zu Gast. Auf dem Bild v.l.: Landrat Michael Kreuzberg (Rhein-Erft-Kreis), NRW-Ministerin Yvonne Gebauer, Präsident des LKT NRW, Landrat Thomas Hendele (Kreis Mettmann) und Haupt- geschäftsführer des LKT NRW, Dr. Martin Klein. Quelle: LKT NRW B ildung ist der entscheidende Standort- „ faktor für unsere Kommunen“, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer schaftsverbandes Rheinland, des Land- schaftsverbandes Westfalen-Lippe und des Regionalverbandes Ruhr sowie geladenen Heimat, Bau und Gleichstellung des Lan- des NRW, Dr. Christian von Kraack, Regie- rungspräsidentin Birgitta Radermacher zu Beginn ihrer Ansprache bei der Land- Gästen stellte die Ministerin ihre schulpoli- für die Bezirksregierung Düsseldorf sowie kreisversammlung am 8. November in tischen Schwerpunkte dar. Zu den Gästen, mehrere NRW-Landtagsabgeordnete und Brühl (Rhein-Erft-Kreis) und betonte, wie die der Einladung zum öffentlichen Teil Vertreter aus den Fraktionen. wichtig die Kreise für eine erfolgreiche der Veranstaltung gefolgt waren und die Bildungsarbeit vor Ort seien. Im Öffent durch Präsident Hendele begrüßt wurden, Insbesondere betonte Gebauer in ihrer lichen Teil der Landkreisversammlung vor zählten neben der NRW-Schulministerin Rede die Bedeutung der beruflichen Bil- den Delegierten der NRW-Kreise und der unter anderem der Abteilungsleiter Kom- dung: „Berufliche und akademische Bil- außerordentlichen Mitglieder, des Land- munales im Ministerium für Kommunales, dung sind für uns gleichwertig. Und diese 577
Aus dem Landkreistag EILDIENST 12/2018 der Lehrkräfte und die digitale Infrastruk- tur der Schulen. Dabei betonte Gebauer, dass Land und Schulträger für diese Aufga- ben „näher zueinanderkommen müssen“: „Auch beim Thema Digitalisierung sind wir aufeinander angewiesen“, sagte sie. Alle politischen Ebenen – Bund, Land und Kom- munen – müssten ihren Beitrag leisten. Auch Hendele betonte, dass die Digitalisie- rung im Schulbereich weit über die Siche- rung der schulischen Infrastruktur hinaus ginge. Neben dem Breitbandausbau und der Schaffung von Endgeräten müsse vor allem auch die Frage der Instandhaltung geklärt werden. Diese laufenden Kosten überstiegen die einmaligen Investitions- kosten bei weitem. Damit dürften die Kommunen als Schulträger nicht alleine gelassen werden: „Wir brauchen eine dau- Rund 100 Delegierte und geladene Gäste nahmen an der Landkreisversammlung teil. erhafte und dynamisierte Mitfinanzierung Quelle: LKT NRW des Landes für den digitalen Support“, forderte Hendele. Gleichwertigkeit gilt es noch viel stärker im neuen Mindestgrößenverordnung, erklärte gesellschaftlichen Bewusstsein zu veran- die Ministerin weiter. Hendele betonte in Die Rede von Ministerin Yvonne Gebauer kern.“ Die Landesregierung habe mit dem dem Zusammenhang, dass man auf Dauer ist im EILDIENST LKT NRW 12/2018 Haushalt 2018 die Berufskollegs personell eine Flexibilisierung der Mindestgrößen (S. 579 ff – in diesem Heft) abgedruckt. verstärkt, für 2019 solle der Stellenausbau brauche, um im Interesse der Kinder und weiter fortgeführt werden. Zudem ent- der Eltern eine flächendeckende Versor- Zuvor hatte Präsident Hendele im Inter- wickle das Ministerium derzeit eine umfas- gung gerade in ländlichen Regionen zu nen Teil vor den Delegierten aus den 31 sende „Agenda zur Stärkung der beruf sichern. Kreisen des Landes und der außerordent- lichen Bildung“ mit Fokus auf die Berufs- lichen Mitglieder, des Landschaftsverban- kollegs. In Hinblick auf die Digitalisierung forderte des Rheinland, des Landschaftsverbandes die Landkreisversammlung eine Leitent- Westfalen-Lippe und des Regionalverban- Worte, die Anklang fanden bei den Dele- scheidung des Landes für die digitale Bil- des Ruhr einen Rückblick auf die inhalt gierten der Landkreisversammlung, die dung. Ministerin Gebauer skizzierte die lichen Verbandschwerpunkte des Jahres forderten, dass der LKT NRW bei der digitale Strategie ihres Ministeriums und 2018 gegeben. Agenda zur Stärkung der Berufskol- nannte drei große Handlungsfelder: die legs von Anfang an einbezogen werde. Vermittlung von Wissen und Kompeten- EILDIENST LKT NRW „Angesichts des Fachkräftemangels ist es zen für die digitale Welt, die Qualifizierung Nr. 12/Dezember 2018 00.12.01 dringend erforderlich, dass die Landesre- gierung die Stärkung der beruflichen Bil- dung vorantreibt“, begrüßte der Präsident des LKT NRW, Landrat Thomas Hendele (Kreis Mettmann), die Ankündigung der Schulministerin, den im NRW-Koalitions- vertrag von CDU und FDP vereinbarten „Pakt für die berufliche Bildung“ umzu setzen. Auch der Einsatz der Landesregierung zur Rettung der Förderschulen fand großen Zuspruch. „Mit der Aussetzung der Min- destgrößenverordnung für Förderschulen konnten drohende Schließungen vermie- den werden“, erinnerte Hendele an die Problematik. Gebauer hatte in ihrer Rede die Ziele der Landesregierung dargestellt: „Nach unserer Überzeugung sollen Fami- lien das Recht haben zu entscheiden, wel- cher Bildungsweg für ihr Kind der Beste ist. Daher ist es unser Ziel, die Wahlmög- lichkeit zwischen der allgemeinen Schule und einem Förderschulangebot sicher- Im Gespräch: Ministerin Yvonne Gebauer und LKT NRW-Präsident, Landrat Thomas zustellen.“ Derzeit arbeite man an einer Hendele (Kreis Mettmann). Quelle: LKT NRW 578
EILDIENST 12/2018 Aus dem Landkreistag Ministerin Yvonne Gebauer, MdL: „Perspektiven für Schulen und Bildung im kreisangehörigen Raum“ Sehr geehrter Herr Hendele, sehr geehrter Herr Dr. Klein, meine sehr geehrten Damen und Herren, zunächst möchte ich mich für Ihre Einla- dung bedanken, heute zu und mit Ihnen zu sprechen. Ein starkes Land braucht star- ke Kommunen! Sie alle zusammen sind mit Ihrer Arbeit der Grundpfeiler für die Ent- wicklung unseres Landes. Auch wenn Land und Kreise eine gute Zusammenarbeit vereinbart haben, wissen wir alle: Kooperationen finden nicht zwi- schen Organisationen, sondern zwischen Menschen statt. In diesem Sinne danke ich Ihnen für Ihre Bereitschaft, sich für eine erfolgreiche Bildungsarbeit in Ihren Kom- munen und Ihren Kreisen zu engagieren. Denn wir wissen: Bildung ist letztlich der entscheidende Standortfaktor für unsere Gemeinden, Städte und Kreise. Ich möchte Ihnen in der nächsten halben Stunde gerne einen Einblick in aktuelle schulpolitische Themen unseres Landes geben. Bitte sehen Sie mir nach, dass ich nicht alle Themen ansprechen kann. Wir haben hoffentlich in der anschließenden Diskussion Gelegenheit, offene Themen zu besprechen. NRW-Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer stellte ihre schulpolitische Agenda vor. Quelle: LKT NRW Ich komme zum ersten großen Thema, zum Maßnahmenpaket zur Verbesserung stufenlehrkräften an Grundschulen 3. Ab dem Schuljahr 2019/20 werden wir der Lehrerversorgung. geschaffen. Diesen Weg gehen wir nun (im Verhältnis zu den Stellen für die weiter und bieten Oberstufenlehrkräf- Sekundarstufe I) zusätzliche Stellen für Die Landesregierung investiert deutlich in ten auch eine attraktive Möglichkeit für Oberstufenlehrkräfte an Gesamtschulen Bildung! Der aktuelle Haushaltsentwurf für den Einsatz in der Sekundarstufe I an. schaffen. das Jahr 2019 sieht für den Bereich Bildung In einem persönlichen Brief habe ich Der Anteil der Sekundarstufe-II-Stellen ein Ausgabevolumen von rund 18,7 Mrd. Mitte Juli rund 5.000 Lehrerinnen und wird von 44 auf 47 Prozent erhöht. In Euro vor – das sind 4,2 Prozent mehr als Lehrer für das Lehramt an Gymnasi- Summe sind das rund 650 Sek-II-Stellen im Vorjahr. en und Gesamtschulen angeschrieben. mehr an Gesamtschulen. Damit kann Lehrkräfte, die bisher noch keine Anstel- die Personalausstattung aufgrund des Neben diesen Investitionen im Bildungs- lung erhalten haben. Und ich habe ihnen Bewerberüberhanges von Sek-II-Absol- bereich möchten wir, müssen wir mit kon- das Angebot gemacht, sich auf eine Stel- venten deutlich verbessert werden. kreten Maßnahmen dem aktuellen Lehrer- le an einer Schule der Sekundarstufe I zu mangel entgegenwirken. Denn die Siche- bewerben. Nach sechs Monaten besteht Stichwort Seiteneinstieg: Hier sind 4. rung der Lehrerversorgung ist eines der die Möglichkeit, berufsbegleitend die Nachbesserungen seitens der Verbände drängendsten schulpolitischen Themen. entsprechende Lehramtsbefähigung für gewünscht. die Sekundarstufe I zu erwerben. Unser Ziel bleibt, grundständig ausge- Sechs neue Maßnahmen möchte ich Ihnen bildete Lehrerinnen und Lehrer in die kurz vorstellen: Und soweit die persönlichen Voraus- 2. Klassenzimmer zu bringen. Aber der setzungen erfüllt sind, erfolgt dann die Seiteneinstieg ist in der jetzigen Situa Zunächst bauen wir das Programm 1. Übernahme in ein Beamtenverhältnis. tion notwendig – vor allem, weil er rasch „Erweiterter Einsatz von Oberstufen- Eine Perspektive für junge Lehrerinnen Wirkung zeigt. Zur weiteren Qualitäts- lehrkräften“ aus. und Lehrer, die es bislang nicht gab. steigerung des Seiteneinstiegs verstär- Im letzten Jahr haben wir bereits die Eine Win-win-Situation für die Lehr ken wir die begleitenden pädagogischen Möglichkeit zum Einsatz von Ober- kräfte und für die Schulen. Qualifizierungsmaßnahmen. 579
Aus dem Landkreistag EILDIENST 12/2018 Wir setzen auf erfahrene Lehrkräfte. 5. führung von Schulen vor, beinhaltet die Stellen auch im Haushalt 2019 konsequent Das heißt, wir wollen angehende und in diesen Fällen ausdrücklich geforderte weiter voranschreiten. aktive Pensionäre für den Schuldienst gemeinsame Schulentwicklungsplanung gewinnen. (§ 80 Abs. 4 SchulG) ein deutlich höhe- Darüber hinaus ist es uns aktuell z.B. Um diese Rückkehr oder Weiterbeschäf- res Maß an Zusammenarbeit. Dies betrifft gemeinsam mit dem Wirtschafts- und tigung attraktiv zu gestalten, spricht sich die Verständigung über eine zu schaffen- Digitalminister und dem Arbeitsminister das Schulministerium dafür aus, die de gemeinsame Datengrundlage sowie gelungen, den Fachkräfteaufruf im Ope- Regelung der Hinzuverdienstgrenze für über Verfahrensgrundsätze, Zeitrahmen rationellen Programm EFRE NRW für die Beamte – die derzeit noch bis Ende 2019 und Planungsziele. Lohnendes Ziel dieser Digitalisierung von Berufskollegs zu öff- ausgesetzt ist – auch für die kommen- gemeinsamen Anstrengungen ist – im gün- nen. Somit können Schulträger auch diese den Jahre weiter fortzuführen. stigsten Fall – ein streitfreier gemeinsamer Ressourcen nutzen, ihre Berufskollegs fit Schulentwicklungsplan. für die Digitalisierung in der beruflichen 6. Gezielte Informationsveranstaltungen: Bildung zu machen. Um neue Perspektiven in anderen Schul- Wenn eine Zusammenarbeit kreisangehö- formen aufzuzeigen, haben die Zentren riger Gemeinden nicht zum Erfolg führt, Aktuell entwickeln wir im Ministerium eine für schulpraktische Lehrerausbildung greift die gesetzlich vorgesehene soge- umfassende „Agenda zur Stärkung der Informationsveranstaltungen für die nannte Reserveschulträgerschaft der Kreise beruflichen Bildung“, mit der wir einen Absolventen von Überhanglehrämtern (§ 78 Abs. 4 Satz 3 SchulG). Damit kommt besonderen Fokus auf die Berufskollegs und Überhangfächern durchgeführt. den Kreisen eine besondere Bedeutung zu. legen. Denn berufliche und akademische Das Schulministerium wird gemeinsam Diese haben daher nach meinem Verständ- Bildung sind für uns gleichwertig! Und mit den Universitäten auf die Studieren- nis ein starkes originäres Interesse daran, diese Gleichwertigkeit gilt es noch viel stär- den zugehen, um diesen eine frühzeiti- wie „ihre“ kreisangehörigen Gemeinden ker im gesellschaftlichen Bewusstsein zu gere Orientierung an den Einstellungs- ihr Schulangebot gestalten und dabei verankern. perspektiven zu ermöglichen. zusammenwirken. Als thematische Schwerpunkte haben wir Nicht nur bei der Sicherung des Lehrkräfte Dabei ist es den Kreisen unbenommen, sich u.a. folgende Handlungsfelder identifiziert. nachwuchses stehen wir vor großen Her- der bestehenden Instrumente zur Gestal- Wir wollen: ausforderungen, sondern auch im Hinblick tung einer kreisweiten Zusammenarbeit zu auf die strukturelle Weiterentwicklung der bedienen. Die in vielen Kreisen zwischen- • die Lehrkräfteaus- und -fortbildung ver- Bildungslandschaft. zeitlich erfolgte Neuordnung der Förder- stetigen, angebote ist dafür ein deutliches Beispiel. Eine große Herausforderung ist die Anpas- Dort, wo sie vorhanden sind, bieten auch • die Beiträge der Berufskollegs zur Siche- sung der örtlichen und regionalen Bildung- Regionale Bildungsnetzwerke wertvolle rung des Fachkräftenachwuchses trans- sangebote an veränderte gesellschaftliche Strukturen, die für die Schulentwicklungs- parent machen und ausbauen, Bedingungen. Dazu zählen der (sich regio- planung genutzt werden können. Es ist nal unterschiedlich auswirkende) demogra- allerdings festzustellen, dass die vorhan- • sowie die regionale Verantwortung der fische Wandel und das veränderte Schul- denen Möglichkeiten interkommunaler Berufskollegs stärken. wahlverhalten von Eltern. Die Schulträger Zusammenarbeit in der Praxis insgesamt haben sich zum Ziel gesetzt, ein regional noch zu wenig genutzt werden. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, ausgewogenes, vielfältiges und gleich- die vielfältigen Ansätze systematisch zeitig wohnortnahes Schulangebot auch Ich bin der festen Überzeugung: Auch zusammenzuführen. Wir arbeiten mit unter diesen Bedingungen zu gewährlei- zukünftige Herausforderungen erfordern Hochdruck daran, die berufliche Bildung sten. Deshalb sieht das Schulgesetz eine die Bereitschaft aller beteiligten Akteure, weiterzuentwickeln und voranzubringen. intensive und frühzeitige Zusammenarbeit sich auch über das gesetzlich geforderte In den kommenden Wochen werden wir der Schulträger vor. Die Herstellung eines Mindestmaß hinaus in die regionale Schul- hierzu Näheres berichten. regionalen Konsenses ist ein essentieller entwicklungsplanung einzubringen. Hierzu Bestandteil jeder kommunalen Schulent- steht allen Kommunen das schulgesetz- Das Thema der schulischen Inklusion hat wicklungsplanung. liche Instrument der „regionalen Schul- in den vergangenen Jahren viel Kritik her- entwicklungskonferenz“ zur Verfügung. vorgerufen. Kritik kam und kommt von Für die auf das eigene Gemeindegebiet Dessen Anwendungsmöglichkeiten haben Seiten der Eltern, der Lehrkräfte, von Sei- bezogene Schulentwicklungsplanung be - die Kommunalen Spitzenverbände und das ten der Schulleitungen und der Schulauf- deutet das: Das gesetzlich geforderte Min- Ministerium umfassend in einem gemein- sicht. destmaß interkommunaler Zusammenar- samen Leitfaden erläutert. beit umfasst die geforderte Abstimmung Es wurde kritisiert, dass an zu vielen Schu- der erforderlichen Planung (§ 80 Abs. Gerne möchte ich Ihnen heute auch kurz len Schülerinnen und Schüler mit und ohne 1 Satz 1 SchulG). Und es umfasst das die politische Agenda meines Ministeri- Bedarf an sonderpädagogischer Unter- Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme ums für die berufliche Bildung vorstellen. stützung bei unzureichenden personel- (§ 80 Abs. 2 Satz 2 SchulG). Im Wesent- Denn die berufliche Bildung ist für mich, ist len und sächlichen Rahmenbedingungen lichen handelt es sich um eine frühzeitige für die Landesregierung eine elementare gemeinsam unterrichtet werden. Und das Information und Koordination sowie die Säule unseres Bildungssystems und unserer ohne die notwendige Vorbereitung und Berücksichtigung abwägungsrelevanter Gesellschaft. Und diese gilt es zu stärken. Qualifikation der Lehrkräfte. Genau hier Belange und Beratung. Mit dem Haushalt 2018 haben wir den steuert die Landesregierung um – mit einer Berufskollegs bereits zusätzliche Stellen Neuausrichtung der schulischen Inklusion. Liegt dagegen ein gebietsübergreifendes zur Verfügung gestellt. Auf diesem Weg Schulen, die von der Schulaufsicht mit Bedürfnis für die Errichtung und Fort- wollen wir mit weiteren 200 zusätzlichen Zustimmung des Schulträgers als Schulen 580
EILDIENST 12/2018 Aus dem Landkreistag des Gemeinsamen Lernens bestimmt wer- nung für Förderschulen für zwei Jahre aus- kommen müssen! Das erste Handlungs- den, müssen zukünftig Qualitätsstandards gesetzt. Auf diese Weise wollen wir von feld ist die Vermittlung von Wissen und erfüllen. Qualitätsstandards, die von der Landesseite für Schulträger die Möglichkeit Kompetenzen für die digitale Welt. Dazu Landesregierung verbindlich vorgegeben eröffnen, auch kleinere Standorte zu erhal- gehören Anwendungskompetenzen, kriti- werden. Dabei handelt es sich um konzep- ten. Derzeit arbeiten wir an einer neuen sche Medienkompetenzen und eine infor- tionelle, inhaltliche und personelle Voraus- Mindestgrößenverordnung. matische Grundbildung, die wir als ele- setzungen. Beispiele sind: mentaren Bestandteil der digitalen Bildung Den Prozess einer Neuausrichtung der betrachten. • Die Schule verfügt über ein pädagogi- Inklusion werden wir Schritt für Schritt sches Konzept zur inklusiven Bildung umsetzen. Mir ist bewusst, dass wir die Das zweite große Handlungsfeld ist die bzw. erarbeitet dieses mit Unterstüt- notwendigen Veränderungsprozesse nur Qualifizierung unserer Lehrkräfte. Jetzige zung der Schulaufsicht. gemeinsam gestalten können. Dabei Lehrkräfte werden von einer Fortbildungs- kommt Ihnen als Landkreistag eine bedeut- offensive profitieren. Angehende Lehr- • An der Schule unterrichten Lehrkräfte same Rolle zu. Ich danke Ihnen daher für kräfte müssen bereits im Studium digitales für sonderpädagogische Förderung Ihre kritischkonstruktiven Rückmeldungen. Lehren vermittelt bekommen. Mit einem und die pädagogische Kontinuität wird zusätzlichen Medienkompetenzrahmen gewährleistet. Auch beim Thema Digitalisierung sind Lehrkräfte schaffen wir die Grundlage für wir aufeinander angewiesen: Ich verstehe „Digitale Bildung“ in der Lehreraus- und • Das Kollegium wurde systematisch fort- die digitale Bildungsrevolution als Gestal- -fortbildung und auch in der Schulleitungs- gebildet bzw. wird vorauslaufend und tungsaufgabe, zu der alle politischen Ebe- qualifizierung. Hinzu kommt die schritt- begleitend fortgebildet. nen – Bund, Land und Kommunen – ihren weise Qualifizierung von Medienkoordi- Beitrag leisten müssen. Und dieses große natorinnen und -koordinatoren an allen • Die räumlichen Voraussetzungen der Thema erfordert Fortschrittsoptimismus. Es Schulen in NRW ab dem Jahr 2019. Schule ermöglichen Gemeinsames Ler- geht um den Aufbruch – mit einer umfas- nen. senden Digitalstrategie. Eine solche Strate- Das dritte große und letzte Handlungsfeld gie erfordert auch eine Vision für die Digi- ist die digitale Infrastruktur der Schulen. Eine solche Vorgabe landesweit einheit- tale Schule der Zukunft. Leider musste ich Die Personalentwicklung läuft ins Leere, licher Qualitätsstandards halte ich für nach der ersten Bestandsaufnahme fest- wenn es keinen systematischen, flächen- unverzichtbar! Sie sind in der Vergangen- stellen, dass die Ausgangslage bescheiden deckenden Fortschritt in der Infrastruktur heit von allen Beteiligten – und auch von ist – trotz vielfältigen persönlichen Enga- gibt. Weltbeste Bildung gelingt nicht mit Ihnen – vehement eingefordert worden. gements. Umso wichtiger ist es, dass die der Technik von gestern. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass die Vor- verschiedenen Player enger miteinander gabe von Standards allein noch keine Qua- kooperieren. Das heißt konkret: Wir werden gemeinsam mit den Kommu- lität schafft bzw. garantiert. nen die Schulen mit einer hervorragenden • Der Digitalminister kümmert sich um digitalen Infrastruktur ausstatten müssen: Der Landesregierung ist vollkommen klar, den Anschluss von Schulen an ein lei- mit schneller Glasfaseranbindung, flächen- dass Schulen auch mit zusätzlichem Per- stungsfähiges Breitband. deckendem WLAN, Zugang zum Internet sonal unterstützt werden müssen. Durch und digitaler Präsentationstechnik in allen die am 3. Juli 2018 verabschiedete neue • Die Bundesregierung muss folgen: beim Unterrichtsräumen. Steuerungs- und Ressourcensystematik für Breitband und mit dem Digitalpakt die Schulen des Gemeinsamen Lernens in Deutschland. Mit dem Digitalminister, meinem geschätz- der Sekundarstufe l sind bis zum Schuljahr ten Kollegen Prof. Pinkwart, richten wir 2024/25 in der Summe mindestens 6.000 • Das Land hat die Aufgabe, seine Lehr- gerade fünf Geschäftsstellen Gigabit.NRW Stellen mehr als unter der Vorgängerregie- kräfte zu qualifizieren und Unterstüt- ein. Damit bauen wir in allen Bezirksregie- rung für das Gemeinsame Lernen vorgese- zungsstrukturen bereitzustellen. rungen zum vorhandenen Geld eine Bera- hen. Diesen 6.000 Stellen, auch das wissen tungsstruktur auf. wir, müssen aber auch Köpfe folgen. • Die kommunalen Schulträger haben die Verantwortung für eine leistungsfähige Der bisher leider noch unbefriedigende Wie Sie wissen, ist die Zahl der Förder- Infrastruktur. Dafür stehen u.a. Mit- Abfluss der Mittel aus „Gute Schule 2020“ schulen durch die Vorgaben der alten Lan- tel aus dem Programm „Gute Schule signalisiert in diesem Zusammenhang desregierung in den vergangenen Jahren 2020“ zur Verfügung. Handlungsbedarf. Ein besonderer Aufga- deutlich gesunken. In einigen Regionen – Ich möchte Sie an dieser Stelle dar- benschwerpunkt der Geschäftsstellen wird vor allem im ländlichen Raum – fehlt eine über informieren, dass der Entwurf des daher der Service „Digitale Infrastruktur echte Wahlmöglichkeit zwischen der För- Gemeindefinanzierungsgesetzes eine für Schulen“ sein: mit einem breiten Bera- derschule und dem Förderort allgemeine substanzielle Erhöhung der Schul- und tungsangebot zu den Themen leistungs- Schule. Nach Überzeugung der Landesre- Bildungspauschale um 50 Mio. Euro fähiger Breitbandanschluss und Netzin- gierung sollen Familien das Recht haben zu auf dann 659 Mio. Euro vorsieht. Und frastruktur. Aber es geht auch um die entscheiden, welcher Bildungsweg für das dass ab dem Jahr 2020 die Dynamisie- Beratung zur Beantragung von schul- oder Kind der beste ist. rung der Schul- und Bildungspauschale technikbezogenen Förderprogrammen wie erfolgt. „Gute Schule 2020“. Und: Gemeinsam mit Daher ist es unser Ziel, die Wahlmöglich- Ihnen als Kommunen wollen wir auch den keit zwischen der allgemeinen Schule und Die Gesamtstrategie des Ministeriums im hoffentlich bald kommenden Digitalpakt einem Förderschulangebot sicherzustel- Bereich Digitalisierung umfasst drei große Deutschland umsetzen. Ich möchte Sie alle len. Wir haben deshalb als eine der ersten Handlungsfelder, bei denen auch Land herzlich um Ihre Unterstützung für diese Maßnahmen die Mindestgrößenverord- und Schulträger noch näher zueinander große Zukunftsaufgabe bitten. 581
Aus dem Landkreistag EILDIENST 12/2018 All diese Bereiche zeigen: Eine zielgerich- derungen maßgeschneiderte Lösungen Ich wünsche Ihnen heute einen erkennt- tete Zusammenarbeit über alle bildungs- zu finden. In einem alten chinesischen nisreichen Tag, gute Gespräche und viele geografischen Räume und Verantwor- Sprichwort heißt es: „Der Mensch, der den Ideen für Ihre zukünftige Arbeit. tungsebenen hinweg – vom Sozialraum, Berg versetzte, war derselbe, der anfing, dem Stadtteil, der Kommune, dem Kreis, kleine Steine wegzutragen.“ In diesem Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! der Bezirksregierung, von Land und Bund Sinne möchte ich Sie bitten: Lassen Sie uns – eine solche Zusammenarbeit ist die Vor- gemeinsam mit den kleinen und mittelgro- EILDIENST LKT NRW aussetzung, um für komplexe Herausfor- ßen Steinen beginnen. Nr. 12/Dezember 2018 00.12.01 Chilenische Kommunalpolitiker zu Gast beim Landkreistag NRW I m Rahmen einer Studien- und Delegati- onsreise der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. waren chilenische Kommunalpoli- Die chilenische Delegation bekam einen Einblick in die Bedeutung der Kreise und die Arbeit des Landkreistags. Beigeordneter interessiert an der finanziellen Lage der Kommunen in NRW und dem Konnexi- tätsgrundsatz der Landesverfassung, der tikerinnen und -politiker zu Gast in der Schenkelberg informierte aber auch über infrastrukturellen Versorgung der länd- Geschäftsstelle. Die Politiker bereiten sich aktuelle Themen wie das Bundesteilhabe- lich geprägten Regionen, den Möglich- derzeit auf die Oberbürgermeisterwahlen gesetz, die anstehende Novellierung des keiten der Telemedizin für die kommunale 2020 vor. Die Gäste aus Chile, die unter Kinderbildungsgesetzes, die Beratungen Gesundheitsversorgung sowie dem Einfluss anderem durch Andreas Klein, den Leiter zum Landeshaushalt 2019 oder die Weiter- der kommunalen Spitzenverbände auf die des KAS-Auslandsbüros, sowie die KAS- entwicklung der schulischen Inklusion. Landesgesetzgebung. Koordinatorin Dr. Kristina Hucko begleitet worden sind, durch den LKT NRW-Beige- Die chilenischen Kommunalpolitiker zeig- EILDIENST LKT NRW ordneten Martin Schenkelberg empfangen. ten sich im offenen Austausch besonders Nr. 12/Dezember 2018 00.10.20 (v. l. n. r.): Andreas Klein (Leiter des Auslandsbüros Chile der Konrad-Adenauer-Stiftung), Carolina Latorre Cruz, Alejandro Pérez- Cotapos, Cecilia Agüero Ramírez, Cristian Gutiérrez Pangui, Cristian López Montecinos, Martin Schenkelberg (Beigeordneter beim Landkreistag NRW), Paz Foitzick Sandoval, Juan Eduardo Quilodrán Rojas. Quelle: LKT NRW 582
EILDIENST 12/2018 Aus dem Landkreistag Dr. Tim Grüttemeier wird neuer Städteregionsrat der StädteRegion Aachen Axel Hartmann Ende Januar in den Ruhe- stand geht, wird das von ihm geleitete Dezernat I in meine Zuständigkeit überge- hen“, so Grüttemeier. Schon im Juni hatte der Städteregionstag den Dezernenten für Finanzen, Sicherheit und Ordnung, Gregor Jansen, in der Nachfolge Hartmanns zum Allgemeinen Vertreter bestellt. Etschen- berg zeigte sich sehr zufrieden mit dem Wahlausgang: „Tim Grüttemeier hat sich seine Verwaltungskompetenz als Bürger- meister von Stolberg hart erarbeitet. Wer Stolberg so deutlich nach vorne gebracht hat, der entwickelt auch die StädteRegion weiter. Ich bin überzeugt, dass er diese lebendige Gebietskörperschaft konsequent und erfolgreich in die Zukunft führen wird“, sagte Etschenberg. Beginnend mit der Ausbildung beim damaligen Kreis und 15 Jahren als Stadtdirektor von Monschau, war Etschenberg vor Bildung der StädteRe- gion Aachen als Kreisdirektor tätig. 2009 hat er dann die herausfordernde Aufgabe Der neue Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier (r.) mit seiner Frau Nina und dem amtie- übernommen, die neue Gebietskörper- renden Städteregionsrat Helmut Etschenberg als ersten Gratulanten. schaft zu etablieren und zukunftsfähig zu Quelle: Holger Benend, StädteRegion Aachen gestalten. Er scheidet nach 55 Dienstjahren am 31. Dezember 2018 aus seinem Amt D r. Tim Grüttemeier wird neuer Städte- regionsrat der StädteRegion Aachen. In der Stichwahl am 18. November 2018 turen setzen: „Ich werde sicherlich nicht alles auf den Kopf stellen, behalte mir aber vor, nach ein paar Monaten Bilanz zu aus. Nach einem sehr intensiven Wahlkampf konnte sich der 38-jährige Christdemokrat ziehen und im Bedarfsfall zu reagieren.“ mit rund 600 Terminen vor Ort steht für und Bürgermeister von Stolberg mit 52,6 Neben dem Dezernat des Behördenleiters Grüttemeier jetzt in der knappen Freizeit Prozent der Stimmen gegen Daniela Jansen wird Grüttemeier ab dem 1. Februar 2019 vor allem die gemeinsame Zeit mit seiner (47,4 Prozent) von der SPD durchsetzen. auch die Ämter für Personal, Organisation, Frau und seinen beiden Söhnen an erster Dr. Grüttemeier tritt damit die Nachfolge Prüfung und Beratung, Kommunalaufsicht Stelle. von Helmut Etschenberg an, der seit dem und Wahlen, die Beteiligungen und das Start der neuen Gebietskörperschaft im Zentrale Controlling übernehmen. „Wenn EILDIENST LKT NRW Jahr 2009 an der Spitze der StädteRegion der Allgemeine Vertreter und Dezernent Nr. 12/Dezember 2018 10.30.10 stand. Der 71-jährige Etschenberg scheidet auf eigenen Wunsch zum 31. Dezember 2018 vorzeitig aus dem Amt. Grüttemeier Kurzvita von Dr. Tim Grüttemeier ist bis zum Jahr 2025 gewählt und muss in zwei Jahren bei der Kommunalwahl nicht * 25.10.1980 in Stolberg, verheiratet, zwei Kinder. erneut bestätigt werden. 2000 Abitur am Ritzefeld-Gymnasium Stolberg 2001 bis 2006 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Köln Grüttemeier betont, dass es jetzt darum 2003 bis 2014 Mitglied des Rates der Stadt Stolberg gehen muss, die wichtigen Themen aus 2005 bis 2011 Vorsitzender der CDU Stolberg dem Wahlkampf in die Praxis zu überfüh- 2006 bis 2008 Referendariat beim Landgericht Aachen ren und erfolgreich umzusetzen. Insbeson- dere sprach er dabei vom erneut bevorste- 2007 bis 2014 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Stolberg henden Strukturwandel in der Aachener 2008 Zweite Juristische Staatsprüfung Region (das Braunkohlekraftwerk in Weis- 2008 bis 2014 Rechtsanwalt in einer Sozietät in Aachen weiler wird spätestens 2030 stillgelegt), (Fachanwalt für Steuerrecht) von der aktiven Gestaltung der Digitali- 2008 bis 2011 Berufsbegleitende Promotion im Steuerrecht an der Universität sierung, von der Entwicklung einer neuen Köln Mobilität („Regiotram“, Forschungsflug- platz Merzbrück) sowie der Verbesserung 2014 bis 2018 Bürgermeister der Stadt Stolberg von Bildung, Ausbildung und Pflege. Dabei Ab 01.01.2019 Städteregionsrat der StädteRegion Aachen will er zunächst auf die bewährten Struk- 583
Thema aktuell EILDIENST 12/2018 Nach 180 Jahren wieder eine Wölfin am Niederrhein Der Wolf ist endgültig in NRW angekommen. Das belegen mehrere Hinweise. Am 1. Oktober 2018 wies daher das Land NRW das erste „Wolfsgebiet“ am Niederrhein aus. Der Kreis Wesel hat im Auftrag des Umweltministeriums die „AG Wolfsgebiet Schermbeck“ eingerichtet. Im Gespräch mit einer betroffenen Schaf- Wolf ein sogenannter „großer Beutegrei- züchterin hatte Landrat Dr. Ansgar Müller fer“, der nicht zwischen seiner natürlichen (Kreis Wesel) unmittelbar nach Einrichtung Beute und einem Nutztier unterscheidet. des Wolfsgebiets schon gesagt: „Es ist Insbesondere Schafe und Ziegen werden wichtig, dass nun Aufklärungsarbeit gelei- gelegentlich vom Wolf gerissen. Halter stet wird. Wir werden deshalb Anfang des und Landwirte sollen aber nicht allein die kommenden Jahres bei uns im Kreishaus Lasten tragen, die der gesetzlich garan- die NABU-Wanderausstellung ‚Die Rück- tierte Artenschutz mit sich bringt. Betrof- kehr des Wolfes nach NRW‘ präsentieren.“ fene Tierhalter in einem ausgewiesenen Die Wölfin sei die erste ihrer Art seit 180 Wolfsgebiet erhalten Entschädigungen für Jahren, die den Niederrhein zu ihrer Hei- Tierverluste und Schäden an Schutzvor- mat gemacht habe. „Aus Sicht des Natur- richtungen. Gleichzeitig werden Präven schutzes ist das ein großer Fortschritt, aber tionsmaßnahmen wie beispielsweise Zäune wir müssen uns auch mit den Folgen aus- gefördert. einandersetzen“, betonte Müller. „Tierhal- ter und Tierhalterinnen bekommen hierbei Das Wolfsgebiet umfasst 958 Quadrat- künftig Unterstützung durch das LANUV.“ kilometer und wird unter anderem durch Autobahnen und den Rhein begrenzt. Es Wie das LANUV auf der eigens dafür ein- enthält auch große Teile vom Naturpark gerichteten Internetseite berichtet, ist der Hohe Mark sowie Hünxer- und Dämmer- So könnte die Wölfin aussehen. Quelle: Adobestock_425625 M ehrfache Sichtungen, Risse von Schafen, Wolfsspuren und geneti- sche Nachweise lieferten den Beleg dafür, dass der Wolf im Kreis Wesel im Bereich der Gemeinde Schermbeck sesshaft geworden ist. Genauer gesagt handelt es sich um eine junge Wölfin mit der Bezeich- nung GW954f, die ursprünglich aus einer Wolfsfamilie nahe dem niedersächsischen Schneverdingen stammt. Im Sommer hatte die Wölfin mehrfach für Schlagzeilen gesorgt, weil sie Schafe am Niederrhein gerissen hatte. Das Mini- sterium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW rief am 1. Oktober 2018 das „Wolfsgebiet Schermbeck“ aus. Umweltministerin Ursu- la Heinen-Esser sagte damals: „Ab heute können Maßnahmen zum Herdenschutz in Teilen der Kreise Kleve, Wesel, Borken und Recklinghausen sowie der Städte Bottrop und Oberhausen gefördert werden.“ Das Wolfsgebiet sei Förderkulisse. Denn im Wolfsgebiet könnten nun Tierhaltungen mit Schafen und Ziegen sowie Wildgehe- ge eine Förderung für zum Herdenschutz Landrat Dr. Ansgar Müller (2.v.r.) besuchte am 5. Oktober die Hobbyschafzüchterin erhalten um weiteren Rissen durch die Christiane Rittmann und ihren Sohn Jonas in Schermbeck-Gahlen. Im August hatte die Wölfin entgegen zu wirken. Wölfin fünf Schafe der Familie Rittmann gerissen und zwei verletzt. Quelle: Kreis Wesel 584
EILDIENST 12/2018 Thema aktuell • Schwerpunkt wald. Damit beinhaltet es nach Angaben Wolfsberatern auch die aktuellen Wolfs- nen Bereichen zusammenbringt. Am 22. des Landesumweltamtes (LANUV) mehr nachweise im Wolfsgebiet am Niederrhein. November 2018 fand die konstituierende Fläche, als ein einzelner Wolf benötigt. Ziel Darüber hinaus stehen für betroffene Tier- Sitzung der AG im Weseler Kreishaus statt. der großzügigen Abgrenzung sei es, mög- halter dort Antragsformulare für Präven- Eingeladen wurden 40 Vertreterinnen und lichst vielen Nutztierhaltern präventiven tions- und Schutzmaßnahmen sowie für Vertreter unter anderem des Landesmini- Herdenschutz zu ermöglichen. Entschädigungsleistungen zur Verfügung. steriums, des zuständigen Landesamts, der Seit der Einrichtung des Wolfsgebiets betroffenen Kreise, Städte und Gemein- Um die Menschen vor Ort zeitnah zu hat das LANUV am Niederrhein mehrere den sowie von Tierschutz- und Landwirt- informieren wurde das Wolfsportal NRW Informationsveranstaltungen zum Wolf schaftsverbänden, Naturschutzorganisa- eingerichtet, das unter www.wolf.nrw durchgeführt. Darüber hinaus hat der Kreis tionen und Jägerschaft. erreichbar ist. Dort findet man neben all- Wesel im Auftrag des Umweltministeriums gemeinen Informationen zum Wolf sowie die AG Wolfsgebiet Schermbeck eingerich- EILDIENST LKT NRW der Förderrichtlinie und Kontaktdaten zu tet, die Interessenvertreter aus verschiede- Nr. 12/Dezember 2018 00.10.10 Das amtliche Vermessungswesen im Kontext der Digitalstrategie NRW Die Landesregierung verfolgt mit der Digitalstrategie das ehrgeizige Ziel, im Geltungsbereich des E-Government- Gesetzes die gesamte Landesverwaltung bis 2025 vollständig zu digitalisieren. Vorreiter sind hier die Vermessungs- und Katasterverwaltungen sowie die amtliche Grundstückswertermittlung, die bereits vollständig digitale Daten und Geo- datendienste über Geodateninfrastrukturen bis hin nach Europa anbieten. Aber auch hier sind die Ziele und Aufgaben im Kontext einer durchgreifenden Digitalstrategie weiter zu denken. J ohn Snow kartierte 1854 die Cholera- Ausbrüche auf der Grundlage einer Lon- doner Stadtkarte und ermittelte dadurch Daten zeigt sich aktuell bei den Diskus- sionen zur Grundsteuerreform. Ohne sie wäre eine qualifizierte Lösung nicht mög- DER AUTOR eine Wasserpumpe, die für die Ausbreitung lich. Aufgrund bundesweit abgestimm- der Cholera verantwortlich war. Gut 160 ter Standards und Initiativen der Länder Herbert Reul, Jahre später erfolgen raumbasierte Analy- können die Daten des amtlichen Vermes- Minister des Innern sen in Geoinformationssystemen. Grund- sungswesens heute bereits interoperabel des Landes Nordrhein- lage dieser Systeme sind die amtlichen und damit auch interdisziplinär genutzt Westfalen Geodaten von Landesvermessung und Lie- werden. Neben diesen Daten erzeugen genschaftskataster. Diese werden von der Bund, Länder und Kommunen eine Viel- geladen worden. Zudem stieg die Nutzung Abteilung Geobasis NRW der Bezirksregie- zahl raumbezogener Fachdaten. Auf der der Geodatendienste. Und natürlich nut- rung Köln zentral für NRW, von den Kata- Grundlage europaweit abgestimmter Stan- zen wir die Daten auch für die Erfüllung sterämtern bei den Kreisen und kreisfreien dards (EU-Richtlinie INSPIRE) werden diese unserer eigenen Aufgaben in den Berei- Städten, sowie bei über 400 Öffentlich Fachdaten und zugehörige Dienste über chen Gefahrenabwehr, Polizei oder Ver- bestellen Vermessungsingenieurinnen und Geodateninfrastrukturen zugänglich und fassungsschutz. -ingenieuren gesammelt, in Datenbanken nutzbar gemacht. In Nordrhein-Westfalen digital geführt und über Geodatendienste erfolgt der Zugang zu den Geodaten über Auf der Basis der Geodateninfrastruktur digital bereitgestellt. Geodatendienste sind das Geoportal.NRW. Dem Portal liegt ein können bereits heute vielfältige Fachauf- technische Lösungen zur Bereitstellung Katalog zu Grunde, der mit weiteren Kata- gaben in unseren Behörden bearbeitet und von Daten. Bildlich gesprochen sind die logen von Europa, Bund, Ländern und darauf aufbauend politische Entscheidun- Dienste unser Stromnetz, die den Daten- Kommunen vernetzt ist. Daten müssen gen getroffen werden. Von der Digitali- strom zur Steckdose beziehungsweise zur nur noch einmal erhoben werden und sind sierung einfacher raumbezogener Sach- Anwendung bringen. dann über die Dienste beziehungsweise die verhalte über die Integration komplexer Geodateninfrastruktur mehrfach nutzbar. raumbezogener Fragestellungen in auto- Parallel dazu werden die Daten der amt- Das ist gelebtes E-Government! matisierten Verwaltungsprozessen (z.B. lichen Grundstückswertermittlung durch Beteiligungsverfahren bei der Regionalpla- 76 bei den Kommunen eingerichtete Gut- Seit 2017 können die NRW-Geodaten nung) bis hin zu Fragen der Öffentlichkeits- achterausschüsse sowie den Oberen Gut- zudem kostenfrei als Open Data genutzt arbeit (z.B. Behörden- oder Wachenfinder) achterausschuss des Landes digital bereit- werden. Über 800 Terabyte Geodaten sind ist heute bereits vieles möglich. Das gelingt gestellt. Die zentrale Bedeutung solcher seitdem von den Landesservern herunter- auch dank eines starken Geoinformations- 585
Schwerpunkt: Vermessung (Geodaten) EILDIENST 12/2018 zentrums bei IT.NRW sowie der Geschäfts- angeboten und kann beispielsweise in der der Offline-Bereitstellung auseinander- stelle der GDI.NRW bei der Bezirksregie- Landwirtschaft zur präzisen Steuerung von setzt. Neben all der Technik heißt Digitali- rung Köln. Auch das öffentliche Vermes- Erntefahrzeugen genutzt werden. Natür- sierung aber auch, Nutzungsregelungen zu sungswesen muss sich der immer schneller lich steht SAPOS® auch der Automobilin- standardisieren. So werden die Geodaten voranschreitenden Digitalisierung stellen. dustrie für Entwicklungen des autonomen in Nordrhein-Westfalen unter der mit Bund Fahrens zur Verfügung. und einer Vielzahl an Ländern abgestimm- Höher, schneller, weiter – das sind die ten einheitlichen ´Datenlizenz Deutschland´ Schlagworte der aktuellen technischen Im Bereich der amtlichen Grundstückswer- bereitgestellt. Diese Lizenz zeichnet sich Entwicklungen, die sich nur mit qualifi- termittlung wird aktuell die Best-Practice- insbesondere durch ihre Offenheit gegen- ziertem Fachpersonal realisieren lassen. Lösung ´BORISplus.NRW´, das webbasier- über anderen Lizenztypen aus und ist auf In Zeiten des demographischen Wandels te Bereitstellungsportal der Gutachteraus- deutsches Recht ausgerichtet. wird dieses Fachpersonal immer rarer. schüsse im Land, in eine Gemeinschaftslö- In der öffentlichen Verwaltung stehen sung der Länder zur bundesweiten Bereit- Ganz ohne den Menschen kommt letzt- wir im Wettbewerb um die besten Köpfe stellung konfektionierter Grundstücks- lich auch die Digitalisierung nicht aus. Es und werben mit der Attraktivität unserer marktdaten übernommen. Das neue Portal bedarf weiterhin geeigneter Strukturen Arbeitsplätze. Zugleich überprüfen wir uns BORIS.DE wird im ersten Quartal 2019 in über alle Verwaltungsebenen hinaus, um aber auch regelmäßig selbst im Sinne einer Betrieb genommen. den Anforderungen der Digitalisierung Aufgabenkritik. gerecht werden zu können. Diese Struktu- Insgesamt wächst in den Verwaltungen der ren sind im amtlichen Vermessungswesen Das amtliche Vermessungswesen stellt sich grenzübergreifende Kooperationsgedan- bundesweit geregelt und etabliert. Auf der diesen Herausforderungen. So werden ke, was zum einen der mit der Digitalisie- Basis dieser Strukturen wird es uns gelin- beispielsweise die Möglichkeiten des euro- rung einhergehenden Globalisierung, zum gen, die vor uns liegenden Aufgaben einer päischen Copernicus Programms geprüft, anderen den sich verändernden Nutzeran- digitalen Lösung zuzuführen. einem milliardenschweren Weltraumpro- sprüchen geschuldet ist. Lokale Insellösun- gramm, bei dem regelmäßig Satelliten gen entsprechen in unserer digitalen Welt Die Digitalisierung ist ein vielschichtiges in verschiedenen Missionen unsere Erde längst nicht mehr dem Zeitgeist. Digitali- Thema, das im Dialog mit den Bürgerinnen detektieren. Die geplante automatisier- sierung baut hier schrittweise Barrieren ab. und Bürgern sowie den Nutzern aus Ver- te Auswertung dieser Satellitendaten soll Darüber hinaus verfolgt das amtliche Ver- waltung und Wirtschaft auszugestalten ist. unter anderem die personalaufwendi- messungswesen eine Vielzahl weiterer Geodaten und Geodatendienste sind hier gen Erfassungsverfahren vor Ort sinnvoll Maßnahmen, um die Angebote digitaler eine anschauliche Ressource, an der die unterstützen. Geodaten zu optimieren. Wir prüfen bei- Potentiale heute bereits abgelesen werden spielsweise, wie die Geodaten in Internet- können. Die Thematik wird daher laufend Die Vermessungsverwaltungen in Deutsch- suchmaschinen schneller gefunden und in den Entwicklungs- und Umsetzungspro- land betreiben zudem einen eigenen Satel- ohne vertiefte Fachkenntnisse für App- zess der Digitalstrategie auf allen Ebenen litenpositionierungsdienst (SAPOS®), mit Entwicklungen genutzt werden können einzubringen sein. dem hochgenaue Vermessungsergebnis- (Spatial Data on the Web). Auch in Krisen- se erzielt werden können. Dieser Dienst fällen sollen die Daten verfügbar sein, so EILDIENST LKT NRW wird in Nordrhein-Westfalen entgeltfrei dass sich ein weiteres Projekt mit der Frage Nr. 12/Dezember 2018 62.30.10 Den Fortschritt gestalten – die Kernaufgaben im Blick Für jede Verwaltung ist es einerseits eine Herausforderung, andererseits aber auch eine essentielle Notwendigkeit, modernen technischen Entwicklungen gegenüber aufgeschlossen zu sein. Und nicht nur das. Es geht darum, die Ent- wicklungen zielgerichtet zu nutzen, um das Verwaltungshandeln möglichst effizient zu gestalten und damit den sich ständig verändernden Anforderungen gerecht zu werden. Dies gilt ganz besonders in Zeiten von Aufgabenzuwächsen und Fachkräftemangel. Der folgende Beitrag beleuchtet verschiedene Entwicklungen aus dem Umfeld der Kataster-, Vermessungs- und Geoinformationsverwaltung in Zusammenhang mit Entwicklungen im Bereich OpenData, Ferner- kundung/Change Detection, Schrägluftbilder/3D-Geodateninfrastruktur, tatsächliche Nutzung/Landbedeckung/Land- nutzung und Nachwuchswerbung. Alle diese Bereiche sind darauf ausgerichtet, dem Anspruch an die Gestaltung des Fortschritts gerecht zu werden. Offene Daten Rahmenbedingungen haben in den letzten staatlich bereits erhobene Daten bieten Jahren dazu geführt, dass alle staatlichen den Bürgerinnen und Bürgern erweiterte Veränderte gesellschaftliche Ansprüche an Ebenen vermehrt daran arbeiten, ihr Han- Möglichkeiten zur Information und Teil das Miteinander zwischen Staat und Bürger deln gegenüber der Bevölkerung transpa- habe, aber auch zur Entwicklung von inno- und in der Folge auch geänderte rechtliche renter darzulegen. Aktiv veröffentlichte, vativen Apps und Internetanwendungen. 586
Sie können auch lesen