Integrations-konzept 2018 - Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen - Rhein-Neckar-Kreis

Die Seite wird erstellt Wolfger Kluge
 
WEITER LESEN
Integrations-konzept 2018 - Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen - Rhein-Neckar-Kreis
Integrations-
                          konzept
                          2018

Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen   1
Integrations-konzept 2018 - Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen - Rhein-Neckar-Kreis
2
Integrations-konzept 2018 - Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen - Rhein-Neckar-Kreis
Inhaltsverzeichnis

    Grußwort des Landrats Stefan Dallinger	                                                  5

    Der Rhein-Neckar-Kreis mit seinen 54 Städten und Gemeinden	                              6

    1 Warum ein Integrationskonzept für den Rhein-Neckar-Kreis?	                             7

    2 Basiskennzahlen für die Integrationsarbeit	                                            9
		       2.1   Bevölkerungsdichte	                                                           9
		       2.2   Bevölkerungsentwicklung	                                                     10
		       2.3   Altersgruppen und Staatsangehörigkeit	                                       11
		       2.4   Geflüchtete	                                                                 12
		       2.5   Übersicht über zentrale Bevölkerungsmerkmale der                            16
                54 Kreiskommunen	

    3 Integration auf kommunaler Ebene	                                                     17
		       3.1 Was ist Integration?	                                                          17
		       3.2 Warum fördern wir Integration?	                                                19
		       3.3 Grenzen und Möglichkeiten kommunaler Integrationsarbeit	                      21

    4 Akteurinnen, Akteure und ihre Vernetzungsstrukturen	                                  22
		       4.1 Stabsstelle Integration des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis	                   22
		       4.2 Kommunale Integrations- und Flüchtlingsbeauftragte	                            24
		       4.3 Soziale Betreuung und Integrationsmanagement (case management)	                26
		           4.3.1 Soziale Betreuung in der vorläufigen                                    26
                    Unterbringung des Landratsamts
		           4.3.2 Kommunales Integrationsmanagement in der                                27
                    Anschlussunterbringung
		       4.4 Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe	                                         27
		 4.5         Übergreifende Netzwerkarbeit	                                                29
			            4.5.1 Integrationskonferenz des Rhein-Neckar-Kreises	                        29
			            4.5.2 Runder Tisch Integration	                                              30
			            4.5.3 Integration Point	                                                     30
			            4.5.4 Digitale Vernetzung: Das Integrationsportal des Rhein-Neckar-Kreises   31

    5    Handlungsfelder	                                                                   32
		 5.1         Wohnraummanagement                                                           33
			            5.1.1 Entwicklung integrationsförderlicher Wohnkonzepte                      33
			            5.1.2 Zielsetzungen                                                          34
			            5.1.3 Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Wohnraummanagements                34
			            5.1.4 Ausblick: Vom Wohnraummanagement hin zum Quartiersmanagement	          35
			            5.1.5 Zusammenfassung der Ziele und Maßnahmen	                               36

                                                                                                  3
Integrations-konzept 2018 - Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen - Rhein-Neckar-Kreis
5.2     Ausbildung & Arbeit	                                                            36
    			        5.2.1 Arbeitsmarktentwicklungen und Qualifikationen Geflüchteter                36
    			        5.2.2 Zielsetzungen                                                             38
    			        5.2.3 Maßnahmen zur Förderung des Matchings von Potenzialen und Bedarfen        38
    			        5.2.4 Ausblick: Von einer lokalen hin zur kreisweiten Arbeitsmarktintegration   43
    			        5.2.5 Zusammenfassung der Ziele und Maßnahmen                                   43
    		 5.3     Sprachförderung                                                                 44
    			        5.3.1 Zugang zu Sprachförderangeboten als zentrale Voraussetzung                44
    			        5.3.2 Zielsetzungen                                                             46
    			        5.3.3 Maßnahmen zur umfassenden Sprachförderung                                 46
    			        5.3.4 Ausblick: Ausweitung und Evaluation der Sprachförderangebote              49
    			        5.3.5 Zusammenfassung der Ziele und Maßnahmen                                   49
    		 5.4     Kinder-, Jugend- und Familienbildung                                            50
    			        5.4.1 Verstärkter Einbezug der Familie als Ganzes in das Bildungssystem         50
    			        5.4.2 Zielsetzungen                                                             51
    			        5.4.3 Maßnahmen zur Förderung einer umfassenden Familienarbeit                  51
    			        5.4.4 Ausblick: Verstärkung inklusiver Förder- und Unterstützungsangebote       53
    			        5.4.5 Zusammenfassung der Ziele und Maßnahmen                                   53
    		 5.5     Gesundheit                                                                      54
    			        5.5.1 Behandlung psychischer Belastungen als zentrale Aufgabe                   54
    			        5.5.2 Zielsetzungen                                                             55
    			        5.5.3 Maßnahmen zur Gesundheitsförderung                                        55
    			        5.5.4 Ausblick: Kreisweites Gesundheitsmanagement für Geflüchtete               57
    			        5.5.5 Zusammenfassung der Ziele und Maßnahmen                                   57
    		 5.6     Gesellschaftliches Zusammenleben                                                58
    			        5.6.1 Vielfalt anerkennen und leben                                             58
    			        5.6.2 Zielsetzungen                                                             60
    			        5.6.3 Maßnahmen zur interkulturellen Öffnung vorhandener Strukturen             60
    			        5.6.4 Ausblick: Stärkung von Netzwerkstrukturen                                 62
    			        5.6.5 Zusammenfassung der Ziele und Maßnahmen                                   62

       6 Ausblick: Vom Integrationsplan zum Integrationsmonitoring	                            63

       7 Quellen                                                                               64

       8 Abbildungsverzeichnis	                                                                66

       9 Tabellenverzeichnis                                                                   67

4
                                           Inhaltsverzeichnis
Integrations-konzept 2018 - Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen - Rhein-Neckar-Kreis
Grußwort des Landrats Stefan Dallinger

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Integrationskonferenz des Rhein-Ne-
ckar-Kreises am 24. Juli 2017 war zweifels-
ohne ein Meilenstein in der strategischen
Entwicklung der Integrationsarbeit im
Rhein-Neckar-Kreis. Unter dem Titel „An-
kommen – Potenziale entwickeln und
nutzen“ hat sie gewissermaßen den Start-
punkt für die kreisweite Integrationsstra-
tegie gesetzt und erstmals verschiedene
Personen und Institutionen zusammen-
gebracht, um dieses wichtige Thema in
unserer Region zu erarbeiten. Mit dem
nun vorliegenden Integrationskonzept
des Rhein-Neckar-Kreises wurde ein
weiteres entscheidendes Etappenziel er-
reicht, in dem der Titel unserer Konferenz
als „Integrationsleitlinie“ fortgeführt wird.

Im Rhein-Neckar-Kreis wird seit Jahr-           siert. Es dient auch dazu, das Übergangs-    Ich danke allen, die sich intensiv am
zehnten Integrationsarbeit geleistet.           und Schnittstellenmanagement bei der         Entstehungsprozess des Integrations-
Schon lange gibt es in einigen Städten          Aufnahme und Gestaltung von Integ-           konzepts beteiligt haben. Für die Zukunft
und Gemeinden ehrenamtliche Arbeits-            rationsmaßnahmen zu optimieren und           wünsche ich uns, dass wir den vertrau-
kreise, die sich mit hohem Engagement           Bedarfe herauszuarbeiten. Nicht zuletzt      ensvollen Dialog fortsetzen und die gute
für Geflüchtete und andere Migrantinnen         kann es Ihnen in Ihrer täglichen Arbeit      Zusammenarbeit intensivieren können.
und Migranten einsetzen. Genauso sind           einen Orientierungsrahmen bieten.            Durch den gegenseitigen Austausch
viele Hauptamtliche seit vielen Jahren in                                                    werden wir es schaffen, die Integrations-
diesem Bereich tätig. Dennoch hat das           Für die Erarbeitung des Integrationskon-     arbeit im Rhein-Neckar-Kreis fortlaufend
Thema durch den Zuzug von über 7.000            zepts hat die Stabsstelle Integration beim   weiterzuentwickeln und stets an die
Asylsuchenden in unseren Landkreis in           Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis zunächst      aktuellen Gegebenheiten anzupassen. So
den Jahren 2015 und 2016 einen neuen            die Ergebnisse der Integrationskonferenz     können wir unser gemeinsames Ziel, Inte-
Stellenwert erhalten und wird diesen            des Rhein-Neckar-Kreises ausgewertet.        grationsprozesse aussichtsreich und zu-
sicherlich auch in Zukunft behalten.            Außerdem hat das Team der Stabsstelle        kunftsträchtig zu gestalten, immer besser
Dadurch war es erstmals notwendig, eine         zahlreiche Daten und Literaturquellen        erreichen. Packen wir es zusammen an!
kreisweite Strategie zur Förderung der          aufbereitet. Zur Vertiefung einzelner
Integration zu erarbeiten.                      Handlungsfelder und Themenbereiche
                                                haben sie darüber hinaus knapp 30
Integration geht uns alle etwas an. Jede        Experteninterviews geführt. Zu den Inter-
Stadt und Gemeinde im Rhein-Neckar-             viewpartnerinnen und -partnern zählten
Kreis hat bereits und wird in den nächsten      beispielsweise kommunale Integrations-       Stefan Dallinger, Landrat
Monaten und Jahren Neuzugewanderte              und Flüchtlingsbeauftragte, Akteurinnen
aufnehmen. Mit unserem Integrations-            und Akteure in der Arbeitsmarktinteg-
konzept möchte ich Sie alle bei diesem          ration, Sozialarbeiterinnen und Sozial-
Prozess unterstützen. Die Akteurinnen,          arbeiter, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Akteure und Netzwerkstrukturen im               der kommunalen Verwaltungen und
Landkreis werden dargestellt und beste-         des Landratsamts und auch Geflüchtete
hende Angebote im Konzept systemati-            selbst.

                                                                                                                                    5
                                                         Inhaltsverzeichnis
Integrations-konzept 2018 - Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen - Rhein-Neckar-Kreis
Der Rhein-Neckar-Kreis
mit seinen 54 Städten und Gemeinden

Abbildung 1: Karte des Rhein-Neckar-Kreises.

6
                                               Inhaltsverzeichnis
Integrations-konzept 2018 - Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen - Rhein-Neckar-Kreis
1	Warum ein Integrationskonzept für den
   Rhein-Neckar-Kreis?

Seit vielen Jahren wird in Deutschland
Integrationsarbeit geleistet. Auf unter-
schiedlichen staatlichen Ebenen wie
auch in verschiedenen Regionen wurden
Integrationsstrategien entwickelt und
erfolgreich umgesetzt. Auch im Rhein-Ne-
ckar-Kreis ist seit Langem – und insbeson-
dere seit dem Zuzug einer großen Zahl
Geflüchteter ab dem Jahr 2015 – durch
Ehrenamtliche und durch Hauptamt-
liche ein hohes Engagement im Bereich
Integration zu verzeichnen. Aus welchem
Grund bedarf es nun eines eigenen Integ-
rationskonzepts für den Landkreis?

Bestandsaufnahme und
Zukunftswegweiser                                               Bild: © Adobe Stock, Photocreo Bednarek
Integrationsarbeit muss notwendiger-
weise von allen Menschen einer Gesell-                          Zielsetzungen konkretisiert werden. So                           fristig angelegten Integrationskonzepts
schaft geleistet werden und betrifft alle                       wird die „gelebte“ Arbeit zusammenge-                            werden nachhaltige Strukturen auch für
Lebensbereiche eines Menschen. Es ist                           führt, aufeinander abgestimmt und dar-                           zukünftige Wanderungsbewegungen
also sowohl eine gesamtgesellschaftliche                        aus eine „gelebte“ Strategie entwickelt.                         etabliert.
Aufgabe als auch eine Querschnittsauf-
                                                                                                                                 Zum anderen hat das Integrationskon-
gabe, die erst im Bezug unterschiedlicher
Lebensbereiche aufeinander sinnvoll
                                                                Integration als langfristiger                                    zept aufgrund der hohen Zugangszahlen
                                                                                                                                 der vergangenen Jahre zwar zunächst
bearbeitet werden kann. An Komplexi-                            Prozess
                                                                                                                                 den thematischen Schwerpunkt bei den
tät gewonnen hat die Integrationsarbeit
                                                                Durch das Integrationskonzept wird der                           Geflüchteten2. Doch auch aus einstigen
zusätzlich durch die Kopplung von
                                                                Blick auf die langfristige Ausrichtung der                       Geflüchteten oder anderen Neuzuge-
Integrations- und Bildungsangeboten an
                                                                Integrationsarbeit im Rhein-Neckar-Kreis                         wanderten werden mittel- und langfristig
die Bleibeperspektive, was gerade durch
                                                                gerichtet. So ist zum einen von einer                            „Ausländer mit Zuwanderungsgeschich-
den Zuzug einer großen Zahl Asylsuchen-
                                                                globalen Zunahme von Migrationsbe-                               te“ oder „Deutsche mit Zuwanderungs-
der in den letzten Jahren offensichtlich
                                                                wegungen aus sehr vielfältigen Gründen                           geschichte“. Die Übergänge der unter-
geworden ist. Je nach Bleibeperspektive
                                                                auszugehen. Dazu zählen Fluchtbewe-                              schiedlichen Bezeichnungen können
können unterschiedliche Maßnahmen in
                                                                gungen, gezielte Anwerbungen von                                 fließend sein und es ist ein dauerhafter
Anspruch genommen werden. Zusätzlich
                                                                Fachkräften, Migration aufgrund der                              Dialog mit und innerhalb der Bevölke-
haben Ehrenamtliche mit hohem Engage-
                                                                innereuropäischen Freizügigkeit oder der                         rung notwendig, der sich nicht nur auf
ment Angebote geschaffen.
                                                                Familiennachzug. Zudem kann beispiels-                           Neuzugewanderte oder speziell auf
Durch das Integrationskonzept des                               weise die Einführung eines Zuwande-                              Geflüchtete konzentriert3. Bereits zum
Rhein-Neckar-Kreises soll eine Strukturie-                      rungsgesetzes zu weiteren Migrationsbe-                          jetzigen Zeitpunkt ist ein Großteil der
rung der bereits bestehenden Arbeit vor-                        wegungen nach Deutschland und in den                             Zuwanderung nach Deutschland und in
genommen werden, um auf diese Weise                             Rhein-Neckar-Kreis führen, indem gerade                          den Rhein-Neckar-Kreis nicht auf Flucht-
eventuelle Lücken aufzudecken und Pro-                          für Arbeitsmigrantinnen und -migranten                           gründe zurückzuführen: Im Jahr 2015
zesse zu optimieren. Es wird bewusst aus                        neue Zugangsmöglichkeiten entstehen                              zogen 2,14 Millionen Menschen aus dem
der laufenden Arbeit heraus entwickelt.                         bzw. bestehende Möglichkeiten im                                 Ausland nach Deutschland; weniger als
Erst auf Grundlage der eigenen Praxis im                        Kontext eines Zuwanderungsgesetzes                               die Hälfte davon waren Geflüchtete⁴. In
Landkreis können Bedarfe formuliert und                         bekannter werden1. Mithilfe eines lang-                          den Rhein-Neckar-Kreis kamen im selben

1 Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2015, S. 164.
2 Für das Integrationskonzept wird vorwiegend der Begriff „Geflüchtete“ verwendet, um die Menschen zu bezeichnen, die aufgrund von Krieg, Verfolgung oder anderen Gründen ihren Heimatort
   verlassen mussten. Dadurch ist er inhaltlich dem Begriff „Flüchtling“ gleichgesetzt. Aufgrund der häufigen Verwendung des Begriffs „Flüchtling“ in negativ konnotierten Katastrophen- oder
   Wassermetaphern, wie „Flüchtlingskrise“, „Flüchtlingswelle“ oder „Flüchtlingsstrom“, wurde jedoch versucht, durch „Geflüchtete“ einen tendenziell neutraleren Begriff zu wählen.
3 Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2015, S. 80.; Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2017a, S. 7.
4 Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2017a, S. 5.

                                                                                                                                                                                           7
                                                                              Inhaltsverzeichnis
Integrations-konzept 2018 - Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen - Rhein-Neckar-Kreis
Jahr über 19.000 ausländische Personen;
rund 5.000 davon als Asylsuchende bzw.
Flüchtlinge. Dies bedeutet, dass sich der
Fokus von der Integration Geflüchteter
zunehmend auf die Integrationsarbeit mit
Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
durch die gesamte Bevölkerung ver-
schiebt. Einen entsprechenden Blickwin-
kel wird perspektivisch auch das Integra-
tionskonzept für den Rhein-Neckar-Kreis
einnehmen.

Best Practice und seine
Grenzen
Bei einer Untersuchung der integrations-
politischen Ziele Deutschlands und seines
Erfolgs beim Erreichen dieser Ziele im Ver-
gleich zu anderen, integrationspolitisch       Bild: © Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, Lisa Hörnig
als „vorbildlich angesehenen“ Ländern
stellte der Sachverständigenrat deutscher
Stiftungen für Integration und Migration       Informationsbasis und                                        zept einen Orientierungsrahmen für die
2015 fest, dass Deutschland in vielen                                                                       54 Städte und Gemeinden des Rhein-Ne-
                                               Orientierungsrahmen
Bereichen ebenfalls bereits fortschrittlich                                                                 ckar-Kreises und ist anschlussfähig für
handelt.⁵ Für die Weiterentwicklung der        Im Integrationskonzept des Rhein-Ne-                         eigene, lokale Strategien. Aufgrund des
Migrations- und Integrationspolitik gaben      ckar-Kreises werden relevante Informatio-                    breiten Einbezugs vielfältiger Akteurin-
die Autorinnen und Autoren jedoch zu           nen zur Integrationsarbeit gebündelt, um                     nen und Akteure aus dem Landkreis im
bedenken: „Bei der Bewältigung dieser          gerade neuen Akteurinnen und Akteuren                        Entstehungsprozess ist es ein Konzept
Herausforderungen kann Deutschland             im Landkreis einen erleichterten Einstieg                    aus dem Kreis – für den Kreis.
nicht einfach ‚Blaupausen‘ nutzen, die in      in die ehrenamtliche oder hauptamtliche                      Außerdem haben einzelne Maßnahmen
anderen Ländern entwickelt wurden.             Arbeit zu geben. Durch die wissenschafts-                    bereits jetzt Strahlkraft über die Grenzen
Vielmehr muss es (europäisch abge-             bezogene Vorgehensweise bei der Erstel-                      des Landkreises hinaus und können so
stimmt und eingebettet) seinen eigenen         lung des Konzepts konnte eine sachliche                      zur Weiterentwicklung der Integrations-
Weg finden und diesen mit Entschlossen-        Informationsbasis geschaffen werden.                         arbeit insgesamt beitragen.
heit und Mut gehen.“⁶ Vergleichbares           Darüber hinaus bietet das kreisweite Kon-
gilt für den Rhein-Neckar-Kreis: Mithilfe
des Integrationskonzepts werden sowohl
Zielsetzungen als auch Handlungsstra-
tegien für die kommunale Integrations-
arbeit der nächsten Jahre formuliert.
Dabei ist es wichtig, sich nicht nur an Bei-
spielen anderer Landkreise zu orientieren,
sondern das Konzept auf die spezifischen
Gegebenheiten und Handlungsspielräu-
me vor Ort auszurichten. Zurückzuführen
ist dies unter anderem auf das föderale
System in Deutschland. Aufgrund der
Aufgabenverteilung in den Bereichen Mi-
gration und Integration auf unterschied-
liche politische Ebenen ist jede Kommune
– das heißt auch jeder Landkreis – anders      ⁵ S o zählt Deutschland im Bereich der Arbeitsmigration beispielsweise zu den „liberalsten Einwanderungsländern der
organisiert und weist unterschiedliche            Welt“ (siehe: Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2015, S. 163), was insbesonde-
                                                  re für die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland förderlich ist.
wirtschaftliche und soziodemografische         ⁶ Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2015, S. 5; s. a. S. 165.
Rahmenbedingungen auf.⁷                        ⁷ Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2012, S. 8.

8
                                                                 Inhaltsverzeichnis
Integrations-konzept 2018 - Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen - Rhein-Neckar-Kreis
2 Basiskennzahlen für die Integrationsarbeit

Der Rhein-Neckar-Kreis liegt im Zentrum
der Metropolregion Rhein-Neckar, die
sich über Teile der drei Bundesländer
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und
Hessen erstreckt. Er befindet sich im nörd-
lichen Baden-Württemberg, wo er die
Stadt Heidelberg umschließt. Innerhalb
der Metropolregion grenzt der Landkreis
im Norden an den hessischen Kreis Berg-
straße, im Osten an den Neckar-Oden-
wald-Kreis und im Westen an die Stadt
Mannheim sowie an die rheinland-pfäl-
zische Stadt Speyer und den Rhein-Pfalz-
Kreis (vergleiche Abbildung 2).⁸ Er liegt
in einer von elf europäischen Metropol-
regionen, die u. a. über eine ausgeprägte                                                  nieder, sondern auch in den Menschen, die im Landkreis wohnen. Auf einige Merkmale der
Infrastruktur, hohe Wirtschaftskraft und                                                 Bevölkerung, die für die Integrationsarbeit im Landkreis relevant sein können, wird im Fol-
                                                              Abbildung 2: Städte und Landkreise der Metropolregion Rhein-Neckar (Verband Region Rhein-Neckar).1⁰
vielfältige kulturelle Angebote verfügen.⁹                                               genden eingegangen.

Dem Rhein-Neckar-Kreis gehören ins-                           Ein besonderes Merkmal des Rhein-                 auch in den Menschen, die im Landkreis
gesamt 54 Städte und Gemeinden an.                                                   2.1Vielfältigkeit.
                                                              Neckar-Kreises ist seine     Bevölkerungsdichte wohnen. Auf einige Merkmale der Bevöl-

Darunter fallen die Großen Kreisstädte                        Dies schlägt sich nicht nur in den geo-           kerung, die für die Integrationsarbeit im
                                                                                     Mit seinen 541.859 Einwohnerinnen und Einwohnern (zum Stichtag 31.12.2015)11 weist der
Hockenheim, Leimen, Schwetzingen,                             grafischen Gegebenheiten      oder der Viel-      Landkreis relevant sein können, wird im
Sinsheim, Weinheim und Wiesloch.                              zahl an Kreiskommunen  Rhein-Neckar-Kreis
                                                                                         nieder, sondernals einwohnerstärkster Landkreis in Baden-Württemberg eine hohe Be-
                                                                                                                Folgenden eingegangen.
                                                                                           völkerungsdichte auf. Bei 510 Personen/km2 liegt sie deutlich über dem Landesdurchschnitt
                                                                                                                    2
                                                                                            von
 ⁸ Weitere angrenzende Landkreise außerhalb der Metropolregion Rhein-Neckar sind im Norden der   305 Personen/km
                                                                                               hessische Odenwaldkreis.sowie
                                                                                                                        Unterimden
                                                                                                                               Süden35
                                                                                                                                     dieLandkreisen    in Baden-Württemberg
                                                                                                                                         Landkreise Heilbronn und Karlsruhe. befindet sich der
 ⁹ https://www.m-r-n.com/zahlen-und-fakten [letzter Zugriff: 18.01.2018].                   Rhein-Neckar-Kreis insgesamt an vierter Stelle und damit auch über der Bevölkerungsdichte
1⁰ https://www.m-r-n.com/meta/medien-und-publikationen/karte [letzter Zugriff: 18.01.2018].
                                                                                           einiger Landkreise im Großraum Stuttgart.

2.1 Bevölkerungsdichte                                        Personen/km2), Neulußheim
                                                              (2.004 Personen/km2) und
Mit seinen 541.859 Einwohnerinnen und                         Ilvesheim (1.544 Personen/
Einwohnern (zum Stichtag 31.12.2015)11                        km2), vergleichbar wie oder
weist der Rhein-Neckar-Kreis als einwoh-                      größer als in den Großstädten
nerstärkster Landkreis in Baden-Württem-                      Mannheim (2.109 Personen/
berg eine hohe Bevölkerungsdichte auf.                        km2) oder Heidelberg (1.436
Bei 510 Personen/km2 liegt sie deutlich                       Personen/km2).13 Andere
über dem Landesdurchschnitt von 305                           Gemeinden, wie die kleinste
Personen/km2. Unter den 35 Landkreisen                        Kreisgemeinde Heddes-
in Baden-Württemberg befindet sich der                        bach (58 Personen/km2), die
Rhein-Neckar-Kreis insgesamt an vierter                       Gemeinde Schönbrunn (82
Stelle und damit auch über der Bevölke-                                              Abbildung 3: Bevölkerungsdichte (Personen/km2) der Städte und Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis zum Stichtag
                                                              Personen/km2) oder Heilig-
                                                                                     31.12.2015 . Abbildung 3: B
                                                                                               12
                                                                                                                   evölkerungsdichte (Personen/km2) der Städte und Gemein-
rungsdichte einiger Landkreise im Groß-                       kreuzsteinach (132 Personen/ den im Rhein-Neckar-Kreis zum Stichtag 31.12.2015 .12
raum Stuttgart.                                               km2), sind dagegen ländlicher
                                                                                     Wird die Bevölkerungsdichte Gemeinden
                                                                                                                        der 54 Städte mitund einer
                                                                                                                                              Gemeinden      im Rhein-Neckar-Kreis
                                                                                                                                                     geringeren       Bevöl-          separat
Wird die Bevölkerungsdichte der 54 Städ-                      geprägt (vergleiche Kapitel    2.5). Dies ent-
                                                                                     betrachtet, gestaltet sich die Verteilung     weitaus differenzierter. So ist die Bevölkerungsdichte
                                                                                                                       kerungsdichte.
te und Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis                        spricht der insgesamtinzueinzelnen
                                                                                          verzeichnenden
                                                                                                     Städten und Gemeinden,         wie Eppelheim      (2664    Personen/km   2
                                                                                                                       Auf der anderen         Seite sind     die Kommu- ), Neulußheim
separat betrachtet, gestaltet sich die Ver-                   Zweiteilung des Landkreises, was die Ver-     2                                          2
                                                                                     (2004 Personen/km ) und Ilvesheim nen entlang       der Rheinschiene
                                                                                                                                (1544 Personen/km                 und der
                                                                                                                                                         ), vergleichbar  wie oder größer als
teilung weitaus differenzierter. So ist die                   teilung der Bevölkerung angeht: Auf der
                                                                                     in den Großstädten Mannheim       Bergstraße
                                                                                                                              (2109 sehr      dicht besiedelt
                                                                                                                                       Personen/km    2
                                                                                                                                                                    (vgl.
                                                                                                                                                        ) oder Heidelberg       (1436 Perso-
Bevölkerungsdichte in einzelnen Städten                       einen Seite gibt es die im Odenwald und
                                                                                                                       Abbildung 3).
und Gemeinden, wie Eppelheim (2.664                           Kraichgau gelegenen Städte und
                                                                                           11
                                                                                              Am 31.12.2016 lag die Bevölkerungszahl bei 544.400 Personen. Da die weiteren Daten bislang
                                                                                           nicht vollständig für das Jahr 2016 vorliegen, werden der besseren Vergleichbarkeit halber weitestge-
11 Am 31.12.2016 lag die Bevölkerungszahl bei 544.400 Personen. Da die weiteren Daten bislang
                                                                                              hend nicht  vollständig
                                                                                                    die Werte   für dasfür das2015
                                                                                                                        Jahr   Jahrberichtet.
                                                                                                                                   2016 vorliegen, werden der besseren Vergleichbarkeit
                                                                                              12
     halber weitestgehend die Werte für das Jahr 2015 berichtet.                                 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zum Stichtag 31.12.2015.
                                                                                              https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ [letzter Zugriff: 18.01.2018]; Kartengrundlage: Landesamt für
12 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zum Stichtag 31.12.2015.
                                                                                              Geoinformation und Landentwicklung (LGL), www.lgl-bw.de.
     https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ [letzter Zugriff: 18.01.2018]; Kartengrundlage: Landesamt für Geoinformation u. Landentwicklung (LGL), www.lgl-bw.de.
13 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zum Stichtag 31.12.2015.12        https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ [letzter Zugriff: 14.08.2017].

                                                                                                                                                                                    9
                                                                           Inhaltsverzeichnis
Integrations-konzept 2018 - Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen - Rhein-Neckar-Kreis
2.2 Bevölkerungsentwicklung
                                                                2005
Seit Entstehen des Rhein-Neckar-Kreises
mit der Kreisreform im Jahr 1973 ist die                        2006
Bevölkerung nahezu kontinuierlich von
447.099 auf inzwischen 541.859 (Stichtag:                       2007
31.12.2015) gestiegen. Für die nächsten
                                                                2008
Jahre ist zu erwarten, dass die Anzahl der
Einwohnerinnen und Einwohner im Land-                           2009
kreis prozentual gesehen stärker als der
baden-württembergische Landesdurch-                             2010
schnitt steigen wird. 1⁴
                                                                2011
Beeinflusst wird die Bevölkerungsent-
wicklung unter anderem durch das                                2012
Verhältnis von Geburten- und Sterberate.
                                                                2013
Dieses sogenannte Geburtensaldo lag im
Rhein-Neckar-Kreis im Jahr 2015 bei -1,3                        2014
je 1.000 Personen und damit unter dem
baden-württembergischen Durchschnitt                            2015
von -0,7 je 1.000 Personen. Die negativen
Geburtensalden deuten darauf hin, dass                                   0                  5            10             15                                                20
im Jahresdurchschnitt weniger Kinder ge-                                           Anzahl zugewanderter Menschen je 1.000 Personen
boren werden als Menschen versterben.
                                                                            Baden-Württemberg                  Rhein-Neckar-Kreis
Der Bevölkerungsanstieg im Landkreis,
der auch 2015 im vierstelligen Bereich
                                     Abbildung 4: Abbildung 4: Wanderungssalden (unabhängig von dem Merkmal Staatsangehörigkeit) der Jahre 2005–2015 in
                                                    Wanderungssalden (unabhängig von dem Merkmal Staatsangehörigkeit) der Jahre 2005–2015 in
lag, ist folglich nicht auf das Geburten-         Baden-Württemberg und im Rhein-Neckar-Kreis im Vergleich (Angabe je 1.000 Personen) .1⁵           15
                                     Baden-Württemberg       und im Rhein-Neckar-Kreis im Vergleich (Angabe je 1.000 Personen) .
saldo, sondern vor allem auf das positive        Gemeinden im zweistelligen positiven                      genannten Zeitraum konstant. Die größ-
Wanderungssaldo, d. h. das Verhältnis            Bereich. Die höchsten Wanderungssal-                      ten Bevölkerungsrückgänge sind weiter-
von Zu- und Abwanderungen, zurückzu- Innerhalbden  desgab   es in Heddesbach (44,2 jegestaltete
                                                         Rhein-Neckar-Kreises                1.000         hin  in Städten
                                                                                                             sich   2015 die   undVerteilung
                                                                                                                                     Gemeinden im    derländ-
                                                                                                                                                            Neuzugezoge-
führen. Dieses lag 2015 mit 14,5 je 1.000        Personen), Walldorf (36,2), Schwetzingen                  lich geprägten Raum zu verzeichnen. So
Personen ebenfalls unter dem Landes- nen auf die (36),Städte
                                                        Wiesloch  und   Gemeinden
                                                                    (29,6)  und Leimen sehr
                                                                                          (28,4).unterschiedlich
                                                                                                   In                      (vergleiche Abbildung
                                                                                                           hatte Heiligkreuzsteinach          in den Jahren5). Während
durchschnitt in Baden-Württemberg                Weinheim       lag das  Wanderungssaldo        bei
                                     einige Gemeinden, wie Neidenstein (-17,4 je 1.000 Personen), Gaiberg  2005–2015       mit  -16,9%    sogar   die(-15,1),
                                                                                                                                                       zweit- Reicharts-
von 15,7 je 1.000 Personen (vergleiche           22,9. Damit stand 2015 in vier der sechs                  größte Abnahme im Land Baden-Würt-
Abbildung 4). Im Jahr 2014 betrug hausen
                                     das       (-10,1),    Waibstadtim
                                                 Großen Kreisstädte         (-4,2)  odereine
                                                                              Landkreis     Angelbachtal          (-1),Innegative
                                                                                                           temberg.         NeckargemündWanderungssalden
                                                                                                                                                 lag der               zu ver-
Wanderungssaldo im Rhein-Neckar-Kreiszeichnen hohe      Zuwanderung
                                                  hatten,    lagen diese    einer vergleichsweise
                                                                                bei  etwa der HälfteRückgang  der Städte  bei -6,4%
                                                                                                                               und und       in Eberbach
                                                                                                                                      Gemeinden            imbei
                                                                                                                                                               zweistelligen
noch 7,9 je 1.000 Personen; es kann              geringen Abwanderung gegenüber.                           -4,2%. Betroffen waren aber auch Städte
                                     positiven Bereich. Die höchsten Wanderungssalden
folglich starken jährlichen Schwankun-                                                                               gab es in
                                                                                                           und Gemeinden           inder
                                                                                                                                      Heddesbach
                                                                                                                                          dicht besiedelten  (44,2 je 1.000
gen ausgesetzt sein, die nicht zuletzt           Aufgrund der starken Schwankungen                         Rheinschiene,       wie  Heddesheim       (-3,9%),
                                     Personen), Walldorf (36,2), Schwetzingen (36), Wiesloch (29,6) und Leimen (28,4). In Wein-
durch globale Migrationsbewegungen               der jährlichen Wanderungssalden ist es                    Brühl (-3,2%), Ketsch (-2,5%) oder Leimen
                                     heim
geprägt sind. So handelt es sich z. B. bei  lag  das Wanderungssaldo
                                                 sinnvoll,                          bei 22,9. Damit(-0,5%).
                                                            die Bevölkerungsentwicklung                      standDen  2015      in vier
                                                                                                                            größten         der sechs Großen Kreis-
                                                                                                                                       Bevölkerungsan-
den Menschen, die im Jahr 2015 instädte
                                      den        zusätzlich    in einem    größeren   Zeitraum             stieg hatten     dagegen Ilvesheim         mit dem
                                              im Landkreis eine hohe Zuwanderung einer                             vergleichsweise            geringen        Abwanderung
Rhein-Neckar-Kreis gezogen sind, zu              zu betrachten. Wird die Bevölkerungs-                     landesweit dritthöchsten Zuwachs um
einem verhältnismäßig großen Anteil  gegenüber.
                                        um       entwicklung über die Jahre 2005–2015                      19,5%, Oftersheim (19,1%) und Rauen-
Asylsuchende und anerkannte Flüchtlin-           zugrunde gelegt, wird schließlich auch                    berg (14,1%). Prozentual gesehen hohe
ge (vergleiche Kapitel 2.4). Grundsätzlich       hier eine Zweiteilung des Landkreises                     Bevölkerungszuwächse gab es aber auch
sagt das Wanderungssaldo allein jedoch           deutlich, die sich allerdings weniger                     in Spechbach (6,8%) oder Mauer (6%).
nichts über die Staatsangehörigkeit der          eindeutig als die Be-
Neuzugezogenen aus (vergleiche Kapitel           völkerungsdichte an
2.3).                                            den geografischen
                                                 Gegebenheiten
Innerhalb des Rhein-Neckar-Kreises15             festmachen lässt
                                        Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zum Stichtag 31.12.2015.
gestaltete sich 2015 die Verteilung https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/
                                      der        (vergleiche Kapitel                    [letzter Zugriff: 18.01.2018].
Neuzugezogenen auf die Städte und                2.1). Insgesamt
Gemeinden sehr unterschiedlich (ver-             konnten 24 Städte
                                     14
gleiche Abbildung 5). Während einige             und Gemeinden eine
Gemeinden, wie Neidenstein (-17,4 je             Bevölkerungsabnah-
1.000 Personen), Gaiberg (-15,1), Rei-           me verzeichnen, 28
chartshausen (-10,1), Waibstadt (-4,2)           eine Bevölkerungs-
oder Angelbachtal (-1), negative Wande-          zunahme und in zwei
rungssalden zu verzeichnen hatten, lagen         Städten blieb die
diese bei etwa der Hälfte der Städte und         BevölkerungszahlAbbildung
                                                                         im5: Wanderungssaldo  (Verhältnis von(Verhältnis
                                                                               Abbildung 5: Wanderungssaldo     Zu- und Abwanderungen)     je 1.000 Personen
                                                                                                                          von Zu- und Abwanderungen)    je     der Städte und Ge-
                                                                 meinden im Rhein-Neckar-Kreis im Jahr 201516.
                                                                                            1.000 Personen der Städte und Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis im Jahr 2015.1⁶

1⁴ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2016, S. 10.
1⁵ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zumAufgrundStichtag 31.12.2015. https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/
                                                                                            der starken      Schwankungen der jährlichen       [letzter Zugriff: 18.01.2018]. ist es sinnvoll, die
                                                                                                                                                     Wanderungssalden
1⁶Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zum Stichtag 31.12.2015.
                                                                                Bevölkerungsentwicklung
   https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ [letzter Zugriff: 18.01.2018]; Kartengrundlage:                     zusätzlich
                                                                                            Landesamt für Geoinformation    undinLandentwicklung
                                                                                                                                   einem größeren         Zeitraum zu betrachten. Wird die
                                                                                                                                                   (LGL), www.lgl-bw.de.
                                                                             Bevölkerungsentwicklung über die Jahre 2005–2015 zugrunde gelegt, wird schließlich auch
10
                                                                               Inhaltsverzeichnis
                                                                             hier eine Zweiteilung des Landkreises deutlich, die sich allerdings weniger eindeutig als die
                                                                             Bevölkerungsdichte an den geografischen Gegebenheiten festmachen lässt (vergleiche Ka-
Informationskasten: Die „deutsche Einwanderungsgeschichte“ im Überblick

                                    Die „deutsche Einwanderungsgeschichte“ der Neuzeit beginnt im 17. Jahrhundert, als vom D
     Informationskasten:  Die „deutsche
                     jährigen            Einwanderungsgeschichte“
                               Krieg (1618–1648)                      im Überblick
                                                 besonders stark betroffene Gebiete neu besiedelt werden. Scho
                                    spielten Anwerbebemühungen von Arbeitsmigrantinnen und -migranten eine Rolle. Das 18
     Die „deutsche Einwanderungsgeschichte“ der Neuzeit beginnt im 17. Jahrhundert, als vom Dreißigjährigen Krieg (1618–1648)
                              hundert war dagegen von Abwanderungen entlang der Donau in östliche Gebiete Europas un
     besonders stark betroffene Gebiete neu besiedelt werden. Schon hier spielten Anwerbebemühungen von Arbeitsmigrantin-
                              den Atlantik nach Amerika geprägt. Mit der Industrialisierung und Urbanisierung ab dem spät
     nen und -migranten eine Rolle. Das 18. Jahrhundert war dagegen von Abwanderungen entlang der Donau in östliche Gebiete
                              Jahrhundert
     Europas und über den Atlantik              begann
                                      nach Amerika          erneut
                                                       geprägt.       eine
                                                                 Mit der     Zeit der Anwerbung.
                                                                          Industrialisierung              Hochrechnungen
                                                                                              und Urbanisierung   ab dem spätenzufolge
                                                                                                                                     19. Jahr- kamen allein
                              ca.  1,2  Millionen      Menschen       zur   Arbeitsaufnahme          aus   dem   Ausland
     hundert begann erneut eine Zeit der Anwerbung. Hochrechnungen zufolge kamen allein 1913 ca. 1,2 Millionen Menschen        in  die  Gebiete
                                                                                                                                           zur       des deu
                              Reiches.     In  den    beiden    Weltkriegen       in  der  ersten    Hälfte  des   20.   Jahrhunderts
     Arbeitsaufnahme aus dem Ausland in die Gebiete des deutschen Reiches. In den beiden Weltkriegen in der ersten Hälfte des                überwogen    Zw
                              migrationen
     20. Jahrhunderts überwogen                 in Form von
                                     Zwangsmigrationen            Vertreibungen,
                                                             in Form  von Vertreibungen,Verschleppungen
                                                                                             Verschleppungen undundFlucht.
                                                                                                                       Flucht.    Auch
                                                                                                                               Auch        zwangsweise A
                                                                                                                                      zwangs-
     weise Arbeitsmigration migration
                               war hier zu war    hier zuIm
                                            verzeichnen:     verzeichnen:
                                                               Oktober 1944 Im warenOktober     1944 waren
                                                                                       ca. 8 Millionen          ca. 8aus
                                                                                                        Arbeitskräfte   Millionen      Arbeitskräfte aus ü
                                                                                                                           über 20 Ländern
                              Ländern unfreiwillig
     unfreiwillig für die Kriegswirtschaft  in Deutschlandfür tätig.
                                                               die Kriegswirtschaft        in Deutschland
                                                                     Mit Kriegsende begannen                    tätig.aus
                                                                                                   die Vertreibungen     Mitden
                                                                                                                              Kriegsende
                                                                                                                                 ehemaligen begannen d
     deutschen Ostprovinzen.  treibungen
                                1950 zähltenaus     den
                                               die BRD  undehemaligen
                                                             DDR zusammen   deutschen       Ostprovinzen.
                                                                               12,5 Millionen  Vertriebene aus1950      zählten
                                                                                                                Osteuropa.         die BRD und DDR z
                                                                                                                             Seit Verabschie-
                              men 12,5 Millionen
     dung des Bundesvertriebenengesetzes                  Vertriebene
                                                 1953 kamen    weitere 4,5aus    Osteuropa.
                                                                            Millionen   Menschen.Seit  Verabschiedung
                                                                                                    Zugleich                   des Millionen
                                                                                                              warb die BRD aktiv     Bundesvertriebenen
                              zes(die
     Menschen als Arbeitskräfte     1953    kamen „Gastarbeiter/innen“)
                                      sogenannten      weitere 4,5 Millionen  aus demMenschen.
                                                                                        Ausland an.Zugleich     warb
                                                                                                     Zu guter Letzt      die BRD
                                                                                                                    ist bereits        aktiv
                                                                                                                                seit 1968  kei-Millionen Men
                              als Arbeitskräfte
     ne Arbeitserlaubnis für Migrantinnen             (die sogenannten
                                              und Migranten                    „Gastarbeiter/innen“)
                                                               aus der Europäischen                         aus dem
                                                                                        Wirtschaftsgemeinschaft    (EWG)Ausland        an. Zu guter Letzt
                                                                                                                           mehr notwendig,
     was die innereuropäische reits  seit 1968
                                 Migration          keine
                                            erleichtert.     Arbeitserlaubnis
                                                         Deutlich                    für Migrantinnen
                                                                   wird, dass Migration                     und Migranten –aus
                                                                                         – auch großer Bevölkerungsgruppen               der Europäische
                                                                                                                                    im Gebiet
                              schaftsgemeinschaft
     der heutigen Bundesrepublik                            (EWG) mehr
                                     Deutschland seit Jahrhunderten       den notwendig,       was die
                                                                               Normalfall darstellt.      innereuropäische
                                                                                                      Zugleich wird die Vielfalt derMigration
                                                                                                                                       Gründe erleichtert
     (die sogenannten „Push-„   undwird,
                              lich  „Pullfaktoren“   sowie „soziale
                                           dass Migration         – Netzwerke“)
                                                                     auch großer   für Migrationsbewegungen
                                                                                       Bevölkerungsgruppen      aufgezeigt.   (Quelle: Oltmer
                                                                                                                     – im Gebiet        der heutigen Bun
     2015, S. 14–21)          publik Deutschland seit Jahrhunderten den Normalfall darstellt. Zugleich wird die Vielfalt der G
                                    (die sogenannten „Push-„ und „Pullfaktoren“ sowie „soziale Netzwerke“) für Migrationsbeweg
                                    aufgezeigt. (Quelle: Oltmer 2015, S. 14–21)

                                 2.3        Altersgruppen und Staatsangehörigkeit
2.3 Altersgruppen und
                                                                                        17
Staatsangehörigkeit
                  Tabelle 1: Merkmale der Bevölkerung im Rhein-Neckar-Kreis im Jahr 2015 .

Mit einer Bevölkerungsanzahl von über        Daten zur Bevölkerung                                            Anzahl             in Prozent
einer halben Millionen Menschen lebten
2015 rund 5% der baden-württember-           Bevölkerungsanzahl                                               541.859            100
gischen Bevölkerung im Rhein-Neckar-         Kinder unter 7 Jahren                                            34.302             6,3
Kreis. Knapp 17% der Landkreisbevöl-
                                             Kinder/Jugendliche unter 18 Jah-
kerung war noch minderjährig; ca. 21%                                                                         91.095             16,8
dagegen 65 Jahre und älter (vergleiche       ren
Tabelle 1). Das Durchschnittsalter lag       65 Jahre und älter                                               113.114            20,9
2015 bei 44,1 Jahren und damit deutlich      Frauen                                                           275.731            50,9
über dem baden-württembergischen
Altersdurchschnitt von 43,2 Jahren. So       ausländische Personen                                            61.573             11,4
kommen im Rhein-Neckar-Kreis bei der               davon unter 18 Jahren                                            7.968             12,9
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nur      Zugezogene                                                       45.845             8,5
76 Personen zwischen 20 und 39 Jahren
auf 100 Personen zwischen 40 und 59                davon ausländische Personen                                      19.365            42,2
Jahren. Der Landeswert liegt hier bei 86     Fortgezogene                                                     38.011             7,0
„jüngeren“ gegenüber 100 „älteren“ Per-            davon ausländische Personen                                      11.610            30,5
sonen der sogenannten Erwerbsbevöl-
kerung. Dies bedeutet, dass ein verhält-   Tabelle 1: Merkmale der Bevölkerung im Rhein-Neckar-Kreis im Jahr 2015.1⁷
nismäßig großer Anteil der Bevölkerung
                          Mit einer Bevölkerungsanzahl von über einer halben Millionen Menschen lebten 2015
im Rhein-Neckar-Kreis in den nächsten
                                           nicht-deutscher Staatsangehörigkeit neu                    Die Anzahl der anerkannten Flüchtlinge
                          5%Erwerbstätig
Jahren altersbedingt aus der    der baden-württembergischen                       Bevölkerung              im Rhein-Neckar-Kreis. Knapp 17%
ausscheiden wird, während nur ca. drei     in den Rhein-Neckar-Kreis gezogen: Von                     sowie der Nachzug von Familienmitglie-
                          Landkreisbevölkerung
Viertel der Anzahl an Personen  nachrückt. den insgesamt   war45.845
                                                                 nochNeuzugezogenen
                                                                            minderjährig; ca.         dern21%        dagegenFlüchtlingen,
                                                                                                              bei anerkannten    65 Jahredie    und älter (ve
                                           waren 42,2% Ausländerinnen und Aus-                        2015 in den Rhein-Neckar-Kreis gezogen
                          chedeutsche
Der Anteil der Personen ohne                 Das bei
                                Tabelle 1).länder;    Durchschnittsalter
                                                          den 38.011 Fortgezogenen    lag 2015
                                                                                            lag        bei sind
                                                                                                      sind,   44,1statistisch
                                                                                                                       Jahrennoch
                                                                                                                                und    damit
                                                                                                                                    nicht       deutlich übe
                                                                                                                                          erfasst.
Staatsangehörigkeit lag im Jahr 2015       der Ausländeranteil bei 30,5%. Insgesamt                   Dennoch deuten die Zahlen darauf hin,
im Rhein-Neckar-Kreis beibaden-württembergischen
                           11,4% und                            Altersdurchschnitt
                                           kamen 19.365 ausländische            Personen neuvon          43,2
                                                                                                      dass         Jahren.
                                                                                                             ein Großteil  derSo  kommen im Rhein-Ne
                                                                                                                              neuzugezogenen
damit deutlich unter dem Landesdurch-      in den Landkreis; davon 4.785 als Asylsu-                  ausländischen Personen nicht aus Flucht-
                          17 sind 2015
schnitt von 13,9%. AllerdingsStatistisches chende
                                           Landesamt   in die „vorläufige   Unterbringung“ online
                                                               Baden-Württemberg,                     gründen      in den Landkreis
                                                                                                              verfügbare      Daten gekommen
                                                                                                                                       zum Stichtag 31.12
verhältnismäßig viele Personen   mit       des Landratsamts (vergleiche[letzter
                          https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/                Kapitel 2.4).
                                                                                            Zugriff:  ist.1⁸
                                                                                                          18.01.2018].

                                 16
1⁷Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zum Stichtag 31.12.2015. https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ [letzter Zugriff: 18.01.2018].
1⁸Zu den wichtigsten Einwanderungsgründen zählen generell: Beantragung von Asyl, Familienzusammenführung (allgemein), Ausbildung & Studium, Arbeitsaufnahme.

                                                                                                                                                                         11
                                                                         Inhaltsverzeichnis
In den einzelnen Städten und Gemein-
                                                                                                      20
den des Landkreises gibt es eine sehr
unterschiedliche Verteilung sowohl des                                                                18
Durchschnittsalters als auch des Auslän-
deranteils. Hervorzuheben ist allerdings                                                              16

                                                                       Ausländeranteil (in Prozent)
der statistisch signifikante, mittlere
Zusammenhang zwischen dem Durch-                                                                      14
schnittsalter (in Jahren) der Städte und
                                                                                                      12
Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis und
dem jeweiligen Ausländeranteil (in Pro-                                                               10
zent)1⁹: Bei Städten und Gemeinden mit
einem höheren Ausländeranteil ist die                                                                  8
Bevölkerung im Verhältnis durchschnitt-
lich jünger und steht dem Arbeitsmarkt                                                                 6
dadurch – unter der Voraussetzung
                                                                                                       4
entsprechender Berufsqualifikationen –
noch länger zur Verfügung (vergleiche                                                                  2
Abbildung 6).
                                                       0
Diese Tendenz deckt sich insgesamt mit                     41           42             43             44           45          46             47             48
Erkenntnissen aus dem Mikrozensus                                                      Durchschnittsalter (in Jahren)
2016: Den Hochrechnungen zufolge liegt
das Durchschnittsalter der Gesamtbevöl-
                                   AbbildungAbbildung
kerung in Deutschland bei 44,3 Jahren,       6: Das Verhältnis       desdes
                                                        6: Das Verhältnis  Ausländeranteils
                                                                              Ausländeranteils (in(in Prozent)
                                                                                                   Prozent)      zum Durchschnittsalter
                                                                                                            zum Durchschnittsalter             (inder
                                                                                                                                   (in Jahren) bei Jahren)    bei der jeweili-
                                                                                                                                                      jeweiligen
                                   gen Bevölkerung    derder
                                            Bevölkerung     Städte   undGemeinden
                                                              Städte und  Gemeinden        im Rhein-Neckar-Kreis
                                                                                      im Rhein-Neckar-Kreis            imaufgrund
                                                                                                             im Jahr 2015; Jahr 2015;     aufgrund
                                                                                                                                     fehlender        fehlender
                                                                                                                                               Werte zum  Auslän- Werte zum
bei Ausländerinnen und Ausländern Ausländeranteil
                                    mit     deranteilnicht
                                                      nicht in der
                                                               derGrafik
                                                                   Grafik   vertreten
                                                                         vertreten       sind Heddesbach,
                                                                                   sind Heddesbach,   NeidensteinNeidenstein   und Spechbach.
                                                                                                                  und Spechbach.
eigener Migrationserfahrung dagegen
nur bei 40,6 Jahren.2⁰
                                            Diese Tendenz deckt sich insgesamt mit Erkenntnissen aus dem Mikrozensus 2016: Den
                                            Hochrechnungen zufolge liegt das Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung in Deutsch-
2.4 Geflüchtete                             land bei 44,3 Jahren, bei Ausländerinnen und Ausländern mit eigener Migrationserfahrung
Im Rahmen des dreigliedrigen Aufnahme-dagegen nur6000     bei 40,6 Jahren.20
systems in Baden-Württemberg ist der
Rhein-Neckar-Kreis zur anteiligen Aufnah-                                                                                                 4785
                                                         Anzahl Asyl-Erstantragsstellende

                                                         5000
me von Asylsuchenden und anerkannten  2.4 Geflüchtete
Flüchtlingen verpflichtet (vergleiche „In-
                                                         4000
formationskasten: Dreigliedriges Aufnah-
                                      Im Rahmen des dreigliedrigen Aufnahmesystems in Baden-Württemberg ist der Rhein-
mesystem in Baden-Württemberg“, Seite
                                                         3000                                                                                     2558
15). Wie in Deutschland insgesamt sindNeckar-Kreis zur anteiligen Aufnahme von Asylsuchenden und anerkannten                                                   Flüchtlingen
auch die Zahlen der Asyl-Erstantragstel-
                                      verpflichtet 2000  (vergleiche „Informationskasten: Dreigliedriges Aufnahmesystem in Baden-
lerinnen und -antragsteller, die der vor-
                                      Württemberg“, Seite 23). Wie in Deutschland insgesamt sind
läufigen Unterbringung des Landratsamts                                                                                           1151 auch die Zahlen der Asyl-
                                                                                                                                                           887
                                                         1000                                                             748
Rhein-Neckar-Kreis zugeteilt wurden,Erstantragstellerinnen und -antragsteller, die der vorläufigen Unterbringung des Landrats-
                                                                                               226     277       339
in den Jahren 2007 bis 2015 kontinuier-                             109     130      154
                                      amts
lich gestiegen (vergleiche Abbildung 7).     Rhein-Neckar-Kreis
                                                             0                zugeteilt      wurden,      in den Jahren 2007 bis 2015 kontinuierlich ge-
                                                                   2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Die bisherige Höchstzahl wurde im Jahrstiegen (vergleiche Abbildung 7). Die bisherige Höchstzahl wurde im Jahr 2015 mit 4.785
2015 mit 4.785 Personen erreicht. 2017           Abbildung   7:Absolute
                                                                 AbsoluteZahlen
                                                                           Zahlen
                                                                                derder Asyl-Erstantragsstellenden,   dieinneu  in den Rhein-Neckar-Kreis
kamen zwar nur noch 887 Asylsuchende
                                      Personen   Abbildung
                                                 sind,
                                                             7:
                                                     erreicht.      2017
                                                       in den2007–2017.
                                                              Jahren        kamen
                                                                      2007–2017.
                                                                                    Asyl-Erstantragsstellenden,
                                                                                        zwar nur noch 887       die neu   den Rhein-Neckar-Kreis
                                                                                                                       Asylsuchende               in diegekommen
                                                                                                                                            neugekommen    sind, in
                                                                                                                                                            vorläufige  Un-
                                                 den Jahren
neu in die vorläufige Unterbringung terbringung
                                      des               des Landkreises; diese Anzahl liegt jedoch noch immer deutlich über den jewei-
Landkreises; diese Anzahl liegt jedoch          Statistik der Hauptherkunftsländer im                           das häufigste Herkunftsland der Asyl-Erst-
                                      ligen Werten        der Jahre
                                                 Vergleichbar      mit den2007    bis 2013. im Allgemeinen haben sich auch die Hauptherkunfts-
                                                                              Zugangszahlen
noch immer deutlich über den jeweiligen         Rhein-Neckar-Kreis vertreten (vergleiche                        antragstellenden im Rhein-Neckar-Kreis
                                                 länder der Asyl-Erstantragstellenden
                                                Abbildung        8). Lediglich    der  Irak  wirdininden letzten    Jahren stark
                                                                                                                darstellte.   2017 verändert.
                                                                                                                                     nahm der Diese
                                                                                                                                                 Anteilsind
                                                                                                                                                         der in der
Werten der Jahre 2007 bis 2013.       20
                                         Statistisches
                                                 Regel     Bundesamt
                                                           auf  aktuelle    2017,
                                                                           politischeS.
                                                allen vier ausgewählten Jahrgängen seit  66.
                                                                                        Entwicklungen       zurückzuführen;       nur  wenige   Länder
                                                                                                                Türkinnen und Türken erneut deutlich     sind kon-
Vergleichbar mit den Zugangszahlen              2005     mit  einem     jeweils  hohen     Anteil               zu, während      der  Anteil
                                                 stant seit mehreren Jahren in der Statistik der Hauptherkunftsländer im Rhein-Neckar-Kreis  der  Syrerinnen
im Allgemeinen haben sich auch die 18           aufgeführt.       Vergleichbar
                                                 vertreten (vergleiche             konstant
                                                                             Abbildung          ist der derund
                                                                                            8). Lediglich         IrakSyrer
                                                                                                                        wird stark  rückläufig
                                                                                                                              in allen           war. Zugleich
                                                                                                                                        vier ausgewählten      Jahr-
Hauptherkunftsländer der Asyl-Erst-             starke Anteil von Personen aus dem Iran,                        zählten 2017 keine Balkanstaaten mehr
                                                 gängen seit 2005 mit einem jeweils hohen Anteil aufgeführt. Vergleichbar konstant ist der
antragstellenden in den letzten Jahren          Pakistan und Nigeria, die jeweils nur in                        zu den häufigsten 10 Herkunftsländern.
                                                 starke Anteil von Personen aus dem Iran, Pakistan und Nigeria, die jeweils nur in einem Jahr
stark verändert. Diese sind in der Regel        einem Jahr nicht unter den 10 häufigsten                        Die afrikanischen Länder Gambia und Eri-
auf aktuelle politische Entwicklungen            nicht unter den 10 häufigsten
                                                Herkunftsländern          verzeichnet   Herkunftsländern
                                                                                           wurden.            verzeichnet
                                                                                                                trea sind seit wurden.   Auch die Türkei tauchte
                                                                                                                                  2015 verhältnismäßig       stark
zurückzuführen; nur wenige Länder sind           bereitsdie
                                                Auch       2005    sehrtauchte
                                                              Türkei     dominant    in der2005
                                                                                  bereits     Statistik
                                                                                                    sehrauf, als   sie sogar das häufigste Herkunftsland der
                                                                                                                vertreten.
konstant seit mehreren Jahren in der            dominant        in der Statistik im
                                                 Asyl-Erstantragstellenden          auf,Rhein-Neckar-Kreis
                                                                                         als sie sogar            darstellte. 2017 nahm der Anteil der Tür-
                                                       kinnen und Türken erneut deutlich zu, während der Anteil der Syrerinnen und Syrer stark
                                                       rückläufig war. Zugleich zählten 2017 keine Balkanstaaten mehr zu den häufigsten 10 Her-
1⁹Berechnet wurde Pearsons Produkt-Moment-Korrelation mit n = 51 (r = -0,36, p < 0,01), eigene Berechnung.
                                                         kunftsländern. Die afrikanischen Länder Gambia und Eritrea sind seit 2015 verhältnismäßig
2⁰Statistisches Bundesamt 2017, S. 66.
                                                       stark vertreten.

12
                                                                                                           Inhaltsverzeichnis
100%
                                                                     Türkei
                                                                                                              Irak
                                                                                                                                                  Türkei
                              Türkei
     90%
                                                                       Irak

                                                                                                                                                    Irak
     80%
                     Restjugoslawien                                                                       Syrien
                                                                       Iran                                                                         Iran

     70%
                                                                     China                                                                        Syrien
                                Irak

                                                                                                           Nigeria                              Kamerun
     60%
                                Iran
                                                                   Serbien
                                                                                                       Afghanistan                               Nigeria
                              Syrien
     50%
                            Kamerun                                                                                                             Pakistan
                                                                                                          Kosovo
                            Russland
     40%                                                        Afghanistan                           Mazedonien
                        Nord-Vietnam
                                                                                                                                                 Gambia
                             Nigeria                                                                     Pakistan
                             China
     30%                                                            Kosovo                                Gambia                                  Eritrea

                                                               Mazedonien                                Albanien                              Sri Lanka
     20%
                                                                     Indien                                Eritrea
                            Sonstige
                                                                   Pakistan
     10%                                                                                                                                        Sonstige
                                                                                                         Sonstige
                                                                   Sonstige

       0%
                               2005                                   2010                                   2015                                  2017

 Abbildung 8: Top 10 Herkunftsländer der Asyl-Erstantragstellenden, die neu in den Rhein-Neckar-Kreis gekommen sind, der Jahre 2005, 2010, 2015 und 2017. Es wird jeweils die
Abbildung        8: Top
 prozentuale Verteilung      10 Herkunftsländer
                        der Herkunftsgruppen               der
                                             innerhalb eines     Asyl-Erstantragstellenden,
                                                             Jahrgangs angezeigt.             die neu in den Rhein-Neckar-Kreis gekom-
men sind, der Jahre 2005, 2010, 2015 und 2017. Es wird jeweils die prozentuale Verteilung der Herkunftsgruppen
Eine  hohe Anzahl
innerhalb      einesvon      Asylsuchenden
                         Jahrgangs               aus
                                         angezeigt.        schiebeverbot erhalten haben (vergleiche guten Bleibeperspektive auszugehen ist.
einem bestimmten Herkunftsland lässt        „Informationskasten: Schutzmöglich-         Für Personen aus der Türkei (28,1%) oder
nicht zwangsläufig auf ein erfolgreiches    keiten für Asylsuchende in Deutschland“,    Nigeria (17,3%) waren die Schutzquoten
Asylverfahren schließen. Die Gesamt-        Seite 20). Für Menschen aus den Ländern     2017 dagegen deutlich niedriger; hier
 Eine hohe
schutzquote       Anzahl
             für alle          von Asylsuchenden
                      Asylantragstellerin-  Syrien (91,5%),aus
                                                            Eritreaeinem     bestimmten
                                                                   (82,9%), Somalia           Herkunftsland
                                                                                        gilt die                    lässt
                                                                                                 Bleibeperspektive als offen. nicht
                                                                                                                              21
nen und -antragsteller in Deutschland lag   (60,8%) und dem Irak (56,1%) lag die lan-   Die Schutzquote für Asylsuchende aus
 zwangsläufig
im                    aufDarunter
   Jahr 2017 bei 43,4%.    ein erfolgreiches
                                   zählen        Asylverfahren
                                            desspezifische  Schutzquoteschließen.
                                                                         in Deutsch- DieAfghanistan
                                                                                          Gesamtschutzquote
                                                                                                       entsprach 2017 mitfür
                                                                                                                           44,3% alle
Personen, denen Asyl gewährt oder die       land 2017 deutlich über der 50%-Marke,      nahezu dem Durchschnitt der deutsch-
 Asylantragstellerinnen und -antragsteller
Flüchtlingseigenschaft zuerkannt wurde,
                                                           in Deutschland lag im landweiten
                                            sodass in der Regel von einer hohen Er-
                                                                                        Jahr 2017         bei 43,4%. Darun-
                                                                                                      Gesamtschutzquote.
bzw.
 ter die subsidiären
      zählen          Schutz oderdenen
                Personen,         ein Ab- Asyl
                                            folgsaussicht
                                                gewährtim oder
                                                             Asylverfahren  bzw. einer
                                                                     die Flüchtlingseigenschaft            zuerkannt wurde,
bzw. die subsidiären Schutz oder ein Abschiebeverbot erhalten haben (vergleiche „Informati-
onskasten: Schutzmöglichkeiten für Asylsuchende in Deutschland“, Seite 33). Für Menschen
21Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2018, S. 2.

aus den Ländern Syrien (91,5%), Eritrea (82,9%), Somalia (60,8%) und dem Irak (56,1%) lag

                                                                                                                                                                                13
20                                                                       Inhaltsverzeichnis
offen.21 Die Schutzquote für Asylsuchende aus Afghanistan entsprach 2017 mit 44,3% nahe-
                                                        zu dem Durchschnitt der deutschlandweiten Gesamtschutzquote.

Bei den Asylsuchenden, die sich zum
Stichtag 31.12.2017 in der vorläufigen                     61 und älter       14
                                                                              8
Unterbringung des Landratsamts Rhein-                         51 bis 60
                                                                               27
                                                                               29
Neckar-Kreis befanden, handelt es sich                                          52
                                                              41 bis 50              117
überwiegend um junge, erwachsene
Männer (vergleiche Abbildung 9). Wäh-                         31 bis 40               134
                                                                                                    351
rend die Geschlechterverteilung in den                        18 bis 30                       260
                                                                                                                                                               1260
jüngeren Altersgruppen unter 18 Jahren                                        18
                                                              15 bis 17       26
und in den älteren Altersgruppen ab 51
                                                                                  90
Jahren relativ ausgewogen ist, überwiegt                       6 bis 14            97
der Männeranteil bei den 18 bis 50-jäh-                         3 bis 5        35
                                                                               37
rigen deutlich. Dennoch ist die jeweils                                         53
                                                                unter 3         60
hohe absolute Anzahl an Frauen auch in
anderen Altersgruppen nicht zu ver-                                       0             200         400          600         800          1000         1200         1400
nachlässigen; immerhin rund 17% der ins-
                                                                                                          weiblich     männlich
gesamt 1.520 Personen im Alter zwischen
18 bis 30 Jahren ist weiblich. Beachtet                 Abbildung 9:
                                                        Abbildung  9:Verteilung
                                                                      Verteilungnach
                                                                                 nachAltersgruppe
                                                                                       Altersgruppe und
                                                                                                  und   Geschlecht
                                                                                                      Geschlecht alleraller Personen,
                                                                                                                       Personen,       diezum
                                                                                                                                 die sich  sichStichtag
                                                                                                                                                zum Stichtag   31.12.2017
                                                                                                                                                        31.12.2017 in der in
werden muss dies insbesondere bei der                   der vorläufigen
                                                        vorläufigen     Unterbringung
                                                                    Unterbringung      des Landratsamts
                                                                                   des Landratsamts     Rhein-Neckar-Kreis
                                                                                                    Rhein-Neckar-Kreis         befanden.
                                                                                                                         befanden.
Konzeption von Bildungsangeboten,
Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration                   Bei den Asylsuchenden, die sich zum Stichtag 31.12.2017 in der vorläufigen Unterbringung
oder der Wohnraumgestaltung. Auch der
                                                        des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis befanden, handelt es sich überwiegend um junge,
Aspekt der Kinderbetreuung spielt eine
maßgebliche Rolle (vergleiche Kapitel 5).               erwachsene Männer (vergleiche Abbildung 9). Während die Geschlechterverteilung in den
                                                        jüngeren Altersgruppen unter 18 Jahren und in den älteren Altersgruppen ab 51 Jahren rela-
                                                        tiv ausgewogen ist, überwiegt der Männeranteil bei den 18 bis 50-jährigen deutlich. Dennoch
                                                        ist die jeweils hohe absolute Anzahl an Frauen auch in anderen Altersgruppen nicht zu ver-
Mit der Entscheidung im Asylverfah-                    gering.  Zwei Jahre
                                                        nachlässigen;       später,
                                                                       immerhin      als17%
                                                                                   rund  der Zugang
                                                                                               der insgesamt berg   undPersonen
                                                                                                                 1.520  gegebenenfalls
                                                                                                                                 im Alter Personen,  diebis
                                                                                                                                           zwischen 18
ren oder nach spätestens 24 Monaten                    in die vorläufige  Unterbringung     bereits          im   Rahmen  des  Familiennachzugs
                                                        30 Jahren ist weiblich. Beachtet werden muss dies insbesondere bei der Konzeption von
                                                                                                                                                   nach
erfolgt der Übergang von der vorläufigen               rückläufig war, wurde dagegen die bis-                Deutschland kommen und somit kein
                                                        Bildungsangeboten, Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration oder der Wohnraumgestaltung.
Unterbringung des Landratsamts in die                  herige Höchstzahl von 2.636 Personen                  Asylverfahren durchlaufen. Dadurch
Anschlussunterbringung der Kreis-                       Auch
                                                       in die der Aspekt der Kinderbetreuung
                                                              Anschlussunterbringung              spielt eineist
                                                                                           verlegt.           maßgebliche   Rolle (vergleiche
                                                                                                                 eine langfristige            Kapitel 5).
                                                                                                                                   Planung hinsicht-
kommunen (vergleiche „Informations-                    Im Jahr 2018 ist mit einer ähnlich hohen              lich des Themas Integration vonnöten.
kasten: Dreigliedriges Aufnahmesystem                  Anzahl zu rechnen und auch 2019 wird                  Dazu zählen einerseits Integrations-
in Baden-Württemberg“, Seite 15). Diese                voraussichtlich eine relativ große Anzahl             maßnahmen, andererseits aber auch ein
zeitliche Verzögerung wird in Abbildung                an
                                                        21 Personen in die Anschlussunterbrin-               perspektivisches Personalmanagement,
                                                           Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2018, S. 2.
10 herausgestellt: Im Jahr 2015, dem                   gung gehen, da die Zugangszahlen in die               was beispielsweise die Stellen von In-
Jahr mit der höchsten Zugangszahl in                   vorläufige Unterbringung 2017 weiterhin               tegrations- und Flüchtlingsbeauftragten21
die vorläufige Unterbringung, war die                  verhältnismäßig hoch waren. Hinzu kom-                sowie Integrationsmanagerinnen und
Anzahl derer, die im Rhein-Neckar-Kreis                men direkte Zuweisungen in die Städte                 Integrationsmanagern angeht (vergleiche
in die Anschlussunterbringung verlegt                  und Gemeinden aus Erstaufnahmeein-                    Kapitel 4).
wurden, mit 674 noch verhältnismäßig                   richtungen des Landes Baden-Württem-

     3000
                                                                                                                     2636
     2500                                                                                                                                          2200

     2000                                                                            1816

     1500

     1000
                                                      674

     500                 281

        0
                        2014                         2015                            2016                            2017                  2018 (geplant)

Abbildung       10: der
Abbildung 10: Anzahl Anzahl
                        Personen der   Personen im
                                 im Rhein-Neckar-Kreis, die inRhein-Neckar-Kreis,           die in den
                                                              den Jahren 2014–2017 von der vorläufigen       Jahren
                                                                                                       Unterbringung     2014–2017
                                                                                                                     in die                von der
                                                                                                                            Anschlussunterbringung      vorläufigen
                                                                                                                                                   verlegt wurden und
Prognose für 2018.
Unterbringung        in die Anschlussunterbringung verlegt wurden und Prognose für 2018.

14
Mit der Entscheidung im Asylverfahren oder    nach spätestens 24 Monaten erfolgt der Über-
                                       Inhaltsverzeichnis

gang von der vorläufigen Unterbringung des Landratsamts in die Anschlussunterbringung
Informationskasten: Dreigliedriges Aufnahmesystem in Baden-Württemberg

         Erstaufnahmeeinrichtung des Landes

         Nach Ankunft in Deutschland müssen sich Asylsuchende bei einer staatlichen Stelle melden. Von dort werden sie an die
         nächstgelegene Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) weitergeleitet und registriert. Anschließend erhalten sie einen
         Ankunftsnachweis, der zum Aufenthalt in Deutschland und zum Bezug staatlicher Leistungen berechtigt. Inzwischen ist
         oft auch die Asylantragsstellung und persönliche Anhörung im Asylverfahren im Rahmen der Erstunterbringung mög-
         lich.

         Im EASY-Verfahren wird geprüft, ob die Personen nach der Registrierung in Baden-Württemberg bleiben oder in ein
         anderes Bundesland verteilt werden. Dies entscheidet sich je nach Herkunftsland und evtl. bereits bestehenden familiä-
         ren Bindungen. Grundlage ist eine Quotenregelung nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel. Dieser wird jedes
         Jahr neu festgelegt und orientiert sich am Steueraufkommen und der Bevölkerungsanzahl. Im Jahr 2017 musste Ba-
         den-Württemberg ca. 12,97% aller neu zugereisten Asylsuchenden in Deutschland aufnehmen.

         Anhand der persönlichen Daten wird im sogenannten Dublin-Verfahren geprüft, ob bereits in einem anderen EU-Land,
         Norwegen, Island, der Schweiz oder Liechtenstein ein Asylantrag gestellt wurde. Falls dem so ist, wird ein Übernah-
         meersuchen gestellt und die Personen müssen in das zuständige Land zurückreisen. 2016 stellte Deutschland 55.690
         Übernahmeersuchen; in 29.274 Fällen stimmte das jeweilige Partnerland zu (52,57%); 3.968 Personen wurden überstellt
         (7,13%).

        Vorläufige Unterbringung der Landkreise                                                              Direkte Zuweisung in die
                                                                                                             Anschlussunterbringung
        Nach durchschnittlich 6 Wochen und spätestens 6 Monaten in einer
        Erstaufnahmeeinrichtung werden die Asylsuchenden mithilfe einer                                      Manchmal wird das Asylverfahren bereits
        landesweiten Quote auf Basis der jeweiligen Bevölkerungsanzahl                                       während der Zeit in der Erstaufnahmeein-
        auf die Stadt- und Landkreise verteilt. 2017 musste der Rhein-Ne-                                    richtung entschieden. In diesem Fall gehen
        ckar-Kreis im Jahresdurchschnitt rund 5,7 % aller Asylsuchenden in                                   die anerkannten oder geduldeten Perso-
        Baden-Württemberg aufnehmen. Sie bleiben bis zum Abschluss des                                       nen direkt in die kommunale Anschluss-
        Asylverfahrens oder maximal 24 Monate in der sogenannten vorläu-                                     unterbringung.
        figen Unterbringung (VU). Hier leben sie häufig in Gemeinschafts-
        unterkünften.

         Kommunale Anschlussunterbringung

         Sobald über den Asylantrag entschieden wurde oder nach spätestens 24 Monaten in der vorläufigen Unterbringung
         werden die Geflüchteten im Rhein-Neckar-Kreis auf die 54 Städte und Gemeinden des Landkreises verteilt. Dies erfolgt
         ebenfalls anhand einer Quote auf Basis der Bevölkerungszahl. Außerdem müssen Kreiskommunen, in denen ein Stand-
         ort der vorläufigen Unterbringung des Landkreises ist, in der Regel weniger Personen im Rahmen der Anschlussunter-
         bringung aufnehmen. Der zugewiesene Wohnsitz muss für 3 Jahre verpflichtend eingenommen werden (Wohnsitz-
         auflage), Ausnahmen werden gesondert genehmigt. Von den Kreiskommunen muss dafür Wohnraum bereitgestellt
         werden. Dies sind im Idealfall private Wohnungen, können aber auch Gemeinschaftsunterkünfte sein.

(Quellen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2017, S. 43; Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Ablauf des Asylverfahrens)

                                                                                                                                                          15
                                                                         Inhaltsverzeichnis
Sie können auch lesen