Integrations-konzept 2018 - Ankommen - Potenziale entwickeln und nutzen - Rhein-Neckar-Kreis
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Inhaltsverzeichnis Grußwort des Landrats Stefan Dallinger 5 Der Rhein-Neckar-Kreis mit seinen 54 Städten und Gemeinden 6 1 Warum ein Integrationskonzept für den Rhein-Neckar-Kreis? 7 2 Basiskennzahlen für die Integrationsarbeit 9 2.1 Bevölkerungsdichte 9 2.2 Bevölkerungsentwicklung 10 2.3 Altersgruppen und Staatsangehörigkeit 11 2.4 Geflüchtete 12 2.5 Übersicht über zentrale Bevölkerungsmerkmale der 16 54 Kreiskommunen 3 Integration auf kommunaler Ebene 17 3.1 Was ist Integration? 17 3.2 Warum fördern wir Integration? 19 3.3 Grenzen und Möglichkeiten kommunaler Integrationsarbeit 21 4 Akteurinnen, Akteure und ihre Vernetzungsstrukturen 22 4.1 Stabsstelle Integration des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis 22 4.2 Kommunale Integrations- und Flüchtlingsbeauftragte 24 4.3 Soziale Betreuung und Integrationsmanagement (case management) 26 4.3.1 Soziale Betreuung in der vorläufigen 26 Unterbringung des Landratsamts 4.3.2 Kommunales Integrationsmanagement in der 27 Anschlussunterbringung 4.4 Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe 27 4.5 Übergreifende Netzwerkarbeit 29 4.5.1 Integrationskonferenz des Rhein-Neckar-Kreises 29 4.5.2 Runder Tisch Integration 30 4.5.3 Integration Point 30 4.5.4 Digitale Vernetzung: Das Integrationsportal des Rhein-Neckar-Kreises 31 5 Handlungsfelder 32 5.1 Wohnraummanagement 33 5.1.1 Entwicklung integrationsförderlicher Wohnkonzepte 33 5.1.2 Zielsetzungen 34 5.1.3 Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Wohnraummanagements 34 5.1.4 Ausblick: Vom Wohnraummanagement hin zum Quartiersmanagement 35 5.1.5 Zusammenfassung der Ziele und Maßnahmen 36 3
5.2 Ausbildung & Arbeit 36 5.2.1 Arbeitsmarktentwicklungen und Qualifikationen Geflüchteter 36 5.2.2 Zielsetzungen 38 5.2.3 Maßnahmen zur Förderung des Matchings von Potenzialen und Bedarfen 38 5.2.4 Ausblick: Von einer lokalen hin zur kreisweiten Arbeitsmarktintegration 43 5.2.5 Zusammenfassung der Ziele und Maßnahmen 43 5.3 Sprachförderung 44 5.3.1 Zugang zu Sprachförderangeboten als zentrale Voraussetzung 44 5.3.2 Zielsetzungen 46 5.3.3 Maßnahmen zur umfassenden Sprachförderung 46 5.3.4 Ausblick: Ausweitung und Evaluation der Sprachförderangebote 49 5.3.5 Zusammenfassung der Ziele und Maßnahmen 49 5.4 Kinder-, Jugend- und Familienbildung 50 5.4.1 Verstärkter Einbezug der Familie als Ganzes in das Bildungssystem 50 5.4.2 Zielsetzungen 51 5.4.3 Maßnahmen zur Förderung einer umfassenden Familienarbeit 51 5.4.4 Ausblick: Verstärkung inklusiver Förder- und Unterstützungsangebote 53 5.4.5 Zusammenfassung der Ziele und Maßnahmen 53 5.5 Gesundheit 54 5.5.1 Behandlung psychischer Belastungen als zentrale Aufgabe 54 5.5.2 Zielsetzungen 55 5.5.3 Maßnahmen zur Gesundheitsförderung 55 5.5.4 Ausblick: Kreisweites Gesundheitsmanagement für Geflüchtete 57 5.5.5 Zusammenfassung der Ziele und Maßnahmen 57 5.6 Gesellschaftliches Zusammenleben 58 5.6.1 Vielfalt anerkennen und leben 58 5.6.2 Zielsetzungen 60 5.6.3 Maßnahmen zur interkulturellen Öffnung vorhandener Strukturen 60 5.6.4 Ausblick: Stärkung von Netzwerkstrukturen 62 5.6.5 Zusammenfassung der Ziele und Maßnahmen 62 6 Ausblick: Vom Integrationsplan zum Integrationsmonitoring 63 7 Quellen 64 8 Abbildungsverzeichnis 66 9 Tabellenverzeichnis 67 4 Inhaltsverzeichnis
Grußwort des Landrats Stefan Dallinger Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Integrationskonferenz des Rhein-Ne- ckar-Kreises am 24. Juli 2017 war zweifels- ohne ein Meilenstein in der strategischen Entwicklung der Integrationsarbeit im Rhein-Neckar-Kreis. Unter dem Titel „An- kommen – Potenziale entwickeln und nutzen“ hat sie gewissermaßen den Start- punkt für die kreisweite Integrationsstra- tegie gesetzt und erstmals verschiedene Personen und Institutionen zusammen- gebracht, um dieses wichtige Thema in unserer Region zu erarbeiten. Mit dem nun vorliegenden Integrationskonzept des Rhein-Neckar-Kreises wurde ein weiteres entscheidendes Etappenziel er- reicht, in dem der Titel unserer Konferenz als „Integrationsleitlinie“ fortgeführt wird. Im Rhein-Neckar-Kreis wird seit Jahr- siert. Es dient auch dazu, das Übergangs- Ich danke allen, die sich intensiv am zehnten Integrationsarbeit geleistet. und Schnittstellenmanagement bei der Entstehungsprozess des Integrations- Schon lange gibt es in einigen Städten Aufnahme und Gestaltung von Integ- konzepts beteiligt haben. Für die Zukunft und Gemeinden ehrenamtliche Arbeits- rationsmaßnahmen zu optimieren und wünsche ich uns, dass wir den vertrau- kreise, die sich mit hohem Engagement Bedarfe herauszuarbeiten. Nicht zuletzt ensvollen Dialog fortsetzen und die gute für Geflüchtete und andere Migrantinnen kann es Ihnen in Ihrer täglichen Arbeit Zusammenarbeit intensivieren können. und Migranten einsetzen. Genauso sind einen Orientierungsrahmen bieten. Durch den gegenseitigen Austausch viele Hauptamtliche seit vielen Jahren in werden wir es schaffen, die Integrations- diesem Bereich tätig. Dennoch hat das Für die Erarbeitung des Integrationskon- arbeit im Rhein-Neckar-Kreis fortlaufend Thema durch den Zuzug von über 7.000 zepts hat die Stabsstelle Integration beim weiterzuentwickeln und stets an die Asylsuchenden in unseren Landkreis in Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis zunächst aktuellen Gegebenheiten anzupassen. So den Jahren 2015 und 2016 einen neuen die Ergebnisse der Integrationskonferenz können wir unser gemeinsames Ziel, Inte- Stellenwert erhalten und wird diesen des Rhein-Neckar-Kreises ausgewertet. grationsprozesse aussichtsreich und zu- sicherlich auch in Zukunft behalten. Außerdem hat das Team der Stabsstelle kunftsträchtig zu gestalten, immer besser Dadurch war es erstmals notwendig, eine zahlreiche Daten und Literaturquellen erreichen. Packen wir es zusammen an! kreisweite Strategie zur Förderung der aufbereitet. Zur Vertiefung einzelner Integration zu erarbeiten. Handlungsfelder und Themenbereiche haben sie darüber hinaus knapp 30 Integration geht uns alle etwas an. Jede Experteninterviews geführt. Zu den Inter- Stadt und Gemeinde im Rhein-Neckar- viewpartnerinnen und -partnern zählten Kreis hat bereits und wird in den nächsten beispielsweise kommunale Integrations- Stefan Dallinger, Landrat Monaten und Jahren Neuzugewanderte und Flüchtlingsbeauftragte, Akteurinnen aufnehmen. Mit unserem Integrations- und Akteure in der Arbeitsmarktinteg- konzept möchte ich Sie alle bei diesem ration, Sozialarbeiterinnen und Sozial- Prozess unterstützen. Die Akteurinnen, arbeiter, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Akteure und Netzwerkstrukturen im der kommunalen Verwaltungen und Landkreis werden dargestellt und beste- des Landratsamts und auch Geflüchtete hende Angebote im Konzept systemati- selbst. 5 Inhaltsverzeichnis
Der Rhein-Neckar-Kreis mit seinen 54 Städten und Gemeinden Abbildung 1: Karte des Rhein-Neckar-Kreises. 6 Inhaltsverzeichnis
1 Warum ein Integrationskonzept für den Rhein-Neckar-Kreis? Seit vielen Jahren wird in Deutschland Integrationsarbeit geleistet. Auf unter- schiedlichen staatlichen Ebenen wie auch in verschiedenen Regionen wurden Integrationsstrategien entwickelt und erfolgreich umgesetzt. Auch im Rhein-Ne- ckar-Kreis ist seit Langem – und insbeson- dere seit dem Zuzug einer großen Zahl Geflüchteter ab dem Jahr 2015 – durch Ehrenamtliche und durch Hauptamt- liche ein hohes Engagement im Bereich Integration zu verzeichnen. Aus welchem Grund bedarf es nun eines eigenen Integ- rationskonzepts für den Landkreis? Bestandsaufnahme und Zukunftswegweiser Bild: © Adobe Stock, Photocreo Bednarek Integrationsarbeit muss notwendiger- weise von allen Menschen einer Gesell- Zielsetzungen konkretisiert werden. So fristig angelegten Integrationskonzepts schaft geleistet werden und betrifft alle wird die „gelebte“ Arbeit zusammenge- werden nachhaltige Strukturen auch für Lebensbereiche eines Menschen. Es ist führt, aufeinander abgestimmt und dar- zukünftige Wanderungsbewegungen also sowohl eine gesamtgesellschaftliche aus eine „gelebte“ Strategie entwickelt. etabliert. Aufgabe als auch eine Querschnittsauf- Zum anderen hat das Integrationskon- gabe, die erst im Bezug unterschiedlicher Lebensbereiche aufeinander sinnvoll Integration als langfristiger zept aufgrund der hohen Zugangszahlen der vergangenen Jahre zwar zunächst bearbeitet werden kann. An Komplexi- Prozess den thematischen Schwerpunkt bei den tät gewonnen hat die Integrationsarbeit Durch das Integrationskonzept wird der Geflüchteten2. Doch auch aus einstigen zusätzlich durch die Kopplung von Blick auf die langfristige Ausrichtung der Geflüchteten oder anderen Neuzuge- Integrations- und Bildungsangeboten an Integrationsarbeit im Rhein-Neckar-Kreis wanderten werden mittel- und langfristig die Bleibeperspektive, was gerade durch gerichtet. So ist zum einen von einer „Ausländer mit Zuwanderungsgeschich- den Zuzug einer großen Zahl Asylsuchen- globalen Zunahme von Migrationsbe- te“ oder „Deutsche mit Zuwanderungs- der in den letzten Jahren offensichtlich wegungen aus sehr vielfältigen Gründen geschichte“. Die Übergänge der unter- geworden ist. Je nach Bleibeperspektive auszugehen. Dazu zählen Fluchtbewe- schiedlichen Bezeichnungen können können unterschiedliche Maßnahmen in gungen, gezielte Anwerbungen von fließend sein und es ist ein dauerhafter Anspruch genommen werden. Zusätzlich Fachkräften, Migration aufgrund der Dialog mit und innerhalb der Bevölke- haben Ehrenamtliche mit hohem Engage- innereuropäischen Freizügigkeit oder der rung notwendig, der sich nicht nur auf ment Angebote geschaffen. Familiennachzug. Zudem kann beispiels- Neuzugewanderte oder speziell auf Durch das Integrationskonzept des weise die Einführung eines Zuwande- Geflüchtete konzentriert3. Bereits zum Rhein-Neckar-Kreises soll eine Strukturie- rungsgesetzes zu weiteren Migrationsbe- jetzigen Zeitpunkt ist ein Großteil der rung der bereits bestehenden Arbeit vor- wegungen nach Deutschland und in den Zuwanderung nach Deutschland und in genommen werden, um auf diese Weise Rhein-Neckar-Kreis führen, indem gerade den Rhein-Neckar-Kreis nicht auf Flucht- eventuelle Lücken aufzudecken und Pro- für Arbeitsmigrantinnen und -migranten gründe zurückzuführen: Im Jahr 2015 zesse zu optimieren. Es wird bewusst aus neue Zugangsmöglichkeiten entstehen zogen 2,14 Millionen Menschen aus dem der laufenden Arbeit heraus entwickelt. bzw. bestehende Möglichkeiten im Ausland nach Deutschland; weniger als Erst auf Grundlage der eigenen Praxis im Kontext eines Zuwanderungsgesetzes die Hälfte davon waren Geflüchtete⁴. In Landkreis können Bedarfe formuliert und bekannter werden1. Mithilfe eines lang- den Rhein-Neckar-Kreis kamen im selben 1 Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2015, S. 164. 2 Für das Integrationskonzept wird vorwiegend der Begriff „Geflüchtete“ verwendet, um die Menschen zu bezeichnen, die aufgrund von Krieg, Verfolgung oder anderen Gründen ihren Heimatort verlassen mussten. Dadurch ist er inhaltlich dem Begriff „Flüchtling“ gleichgesetzt. Aufgrund der häufigen Verwendung des Begriffs „Flüchtling“ in negativ konnotierten Katastrophen- oder Wassermetaphern, wie „Flüchtlingskrise“, „Flüchtlingswelle“ oder „Flüchtlingsstrom“, wurde jedoch versucht, durch „Geflüchtete“ einen tendenziell neutraleren Begriff zu wählen. 3 Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2015, S. 80.; Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2017a, S. 7. 4 Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2017a, S. 5. 7 Inhaltsverzeichnis
Jahr über 19.000 ausländische Personen; rund 5.000 davon als Asylsuchende bzw. Flüchtlinge. Dies bedeutet, dass sich der Fokus von der Integration Geflüchteter zunehmend auf die Integrationsarbeit mit Menschen mit Zuwanderungsgeschichte durch die gesamte Bevölkerung ver- schiebt. Einen entsprechenden Blickwin- kel wird perspektivisch auch das Integra- tionskonzept für den Rhein-Neckar-Kreis einnehmen. Best Practice und seine Grenzen Bei einer Untersuchung der integrations- politischen Ziele Deutschlands und seines Erfolgs beim Erreichen dieser Ziele im Ver- gleich zu anderen, integrationspolitisch Bild: © Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, Lisa Hörnig als „vorbildlich angesehenen“ Ländern stellte der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration Informationsbasis und zept einen Orientierungsrahmen für die 2015 fest, dass Deutschland in vielen 54 Städte und Gemeinden des Rhein-Ne- Orientierungsrahmen Bereichen ebenfalls bereits fortschrittlich ckar-Kreises und ist anschlussfähig für handelt.⁵ Für die Weiterentwicklung der Im Integrationskonzept des Rhein-Ne- eigene, lokale Strategien. Aufgrund des Migrations- und Integrationspolitik gaben ckar-Kreises werden relevante Informatio- breiten Einbezugs vielfältiger Akteurin- die Autorinnen und Autoren jedoch zu nen zur Integrationsarbeit gebündelt, um nen und Akteure aus dem Landkreis im bedenken: „Bei der Bewältigung dieser gerade neuen Akteurinnen und Akteuren Entstehungsprozess ist es ein Konzept Herausforderungen kann Deutschland im Landkreis einen erleichterten Einstieg aus dem Kreis – für den Kreis. nicht einfach ‚Blaupausen‘ nutzen, die in in die ehrenamtliche oder hauptamtliche Außerdem haben einzelne Maßnahmen anderen Ländern entwickelt wurden. Arbeit zu geben. Durch die wissenschafts- bereits jetzt Strahlkraft über die Grenzen Vielmehr muss es (europäisch abge- bezogene Vorgehensweise bei der Erstel- des Landkreises hinaus und können so stimmt und eingebettet) seinen eigenen lung des Konzepts konnte eine sachliche zur Weiterentwicklung der Integrations- Weg finden und diesen mit Entschlossen- Informationsbasis geschaffen werden. arbeit insgesamt beitragen. heit und Mut gehen.“⁶ Vergleichbares Darüber hinaus bietet das kreisweite Kon- gilt für den Rhein-Neckar-Kreis: Mithilfe des Integrationskonzepts werden sowohl Zielsetzungen als auch Handlungsstra- tegien für die kommunale Integrations- arbeit der nächsten Jahre formuliert. Dabei ist es wichtig, sich nicht nur an Bei- spielen anderer Landkreise zu orientieren, sondern das Konzept auf die spezifischen Gegebenheiten und Handlungsspielräu- me vor Ort auszurichten. Zurückzuführen ist dies unter anderem auf das föderale System in Deutschland. Aufgrund der Aufgabenverteilung in den Bereichen Mi- gration und Integration auf unterschied- liche politische Ebenen ist jede Kommune – das heißt auch jeder Landkreis – anders ⁵ S o zählt Deutschland im Bereich der Arbeitsmigration beispielsweise zu den „liberalsten Einwanderungsländern der organisiert und weist unterschiedliche Welt“ (siehe: Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2015, S. 163), was insbesonde- re für die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland förderlich ist. wirtschaftliche und soziodemografische ⁶ Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2015, S. 5; s. a. S. 165. Rahmenbedingungen auf.⁷ ⁷ Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration 2012, S. 8. 8 Inhaltsverzeichnis
2 Basiskennzahlen für die Integrationsarbeit Der Rhein-Neckar-Kreis liegt im Zentrum der Metropolregion Rhein-Neckar, die sich über Teile der drei Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen erstreckt. Er befindet sich im nörd- lichen Baden-Württemberg, wo er die Stadt Heidelberg umschließt. Innerhalb der Metropolregion grenzt der Landkreis im Norden an den hessischen Kreis Berg- straße, im Osten an den Neckar-Oden- wald-Kreis und im Westen an die Stadt Mannheim sowie an die rheinland-pfäl- zische Stadt Speyer und den Rhein-Pfalz- Kreis (vergleiche Abbildung 2).⁸ Er liegt in einer von elf europäischen Metropol- regionen, die u. a. über eine ausgeprägte nieder, sondern auch in den Menschen, die im Landkreis wohnen. Auf einige Merkmale der Infrastruktur, hohe Wirtschaftskraft und Bevölkerung, die für die Integrationsarbeit im Landkreis relevant sein können, wird im Fol- Abbildung 2: Städte und Landkreise der Metropolregion Rhein-Neckar (Verband Region Rhein-Neckar).1⁰ vielfältige kulturelle Angebote verfügen.⁹ genden eingegangen. Dem Rhein-Neckar-Kreis gehören ins- Ein besonderes Merkmal des Rhein- auch in den Menschen, die im Landkreis gesamt 54 Städte und Gemeinden an. 2.1Vielfältigkeit. Neckar-Kreises ist seine Bevölkerungsdichte wohnen. Auf einige Merkmale der Bevöl- Darunter fallen die Großen Kreisstädte Dies schlägt sich nicht nur in den geo- kerung, die für die Integrationsarbeit im Mit seinen 541.859 Einwohnerinnen und Einwohnern (zum Stichtag 31.12.2015)11 weist der Hockenheim, Leimen, Schwetzingen, grafischen Gegebenheiten oder der Viel- Landkreis relevant sein können, wird im Sinsheim, Weinheim und Wiesloch. zahl an Kreiskommunen Rhein-Neckar-Kreis nieder, sondernals einwohnerstärkster Landkreis in Baden-Württemberg eine hohe Be- Folgenden eingegangen. völkerungsdichte auf. Bei 510 Personen/km2 liegt sie deutlich über dem Landesdurchschnitt 2 von ⁸ Weitere angrenzende Landkreise außerhalb der Metropolregion Rhein-Neckar sind im Norden der 305 Personen/km hessische Odenwaldkreis.sowie Unterimden Süden35 dieLandkreisen in Baden-Württemberg Landkreise Heilbronn und Karlsruhe. befindet sich der ⁹ https://www.m-r-n.com/zahlen-und-fakten [letzter Zugriff: 18.01.2018]. Rhein-Neckar-Kreis insgesamt an vierter Stelle und damit auch über der Bevölkerungsdichte 1⁰ https://www.m-r-n.com/meta/medien-und-publikationen/karte [letzter Zugriff: 18.01.2018]. einiger Landkreise im Großraum Stuttgart. 2.1 Bevölkerungsdichte Personen/km2), Neulußheim (2.004 Personen/km2) und Mit seinen 541.859 Einwohnerinnen und Ilvesheim (1.544 Personen/ Einwohnern (zum Stichtag 31.12.2015)11 km2), vergleichbar wie oder weist der Rhein-Neckar-Kreis als einwoh- größer als in den Großstädten nerstärkster Landkreis in Baden-Württem- Mannheim (2.109 Personen/ berg eine hohe Bevölkerungsdichte auf. km2) oder Heidelberg (1.436 Bei 510 Personen/km2 liegt sie deutlich Personen/km2).13 Andere über dem Landesdurchschnitt von 305 Gemeinden, wie die kleinste Personen/km2. Unter den 35 Landkreisen Kreisgemeinde Heddes- in Baden-Württemberg befindet sich der bach (58 Personen/km2), die Rhein-Neckar-Kreis insgesamt an vierter Gemeinde Schönbrunn (82 Stelle und damit auch über der Bevölke- Abbildung 3: Bevölkerungsdichte (Personen/km2) der Städte und Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis zum Stichtag Personen/km2) oder Heilig- 31.12.2015 . Abbildung 3: B 12 evölkerungsdichte (Personen/km2) der Städte und Gemein- rungsdichte einiger Landkreise im Groß- kreuzsteinach (132 Personen/ den im Rhein-Neckar-Kreis zum Stichtag 31.12.2015 .12 raum Stuttgart. km2), sind dagegen ländlicher Wird die Bevölkerungsdichte Gemeinden der 54 Städte mitund einer Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis geringeren Bevöl- separat Wird die Bevölkerungsdichte der 54 Städ- geprägt (vergleiche Kapitel 2.5). Dies ent- betrachtet, gestaltet sich die Verteilung weitaus differenzierter. So ist die Bevölkerungsdichte kerungsdichte. te und Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis spricht der insgesamtinzueinzelnen verzeichnenden Städten und Gemeinden, wie Eppelheim (2664 Personen/km 2 Auf der anderen Seite sind die Kommu- ), Neulußheim separat betrachtet, gestaltet sich die Ver- Zweiteilung des Landkreises, was die Ver- 2 2 (2004 Personen/km ) und Ilvesheim nen entlang der Rheinschiene (1544 Personen/km und der ), vergleichbar wie oder größer als teilung weitaus differenzierter. So ist die teilung der Bevölkerung angeht: Auf der in den Großstädten Mannheim Bergstraße (2109 sehr dicht besiedelt Personen/km 2 (vgl. ) oder Heidelberg (1436 Perso- Bevölkerungsdichte in einzelnen Städten einen Seite gibt es die im Odenwald und Abbildung 3). und Gemeinden, wie Eppelheim (2.664 Kraichgau gelegenen Städte und 11 Am 31.12.2016 lag die Bevölkerungszahl bei 544.400 Personen. Da die weiteren Daten bislang nicht vollständig für das Jahr 2016 vorliegen, werden der besseren Vergleichbarkeit halber weitestge- 11 Am 31.12.2016 lag die Bevölkerungszahl bei 544.400 Personen. Da die weiteren Daten bislang hend nicht vollständig die Werte für dasfür das2015 Jahr Jahrberichtet. 2016 vorliegen, werden der besseren Vergleichbarkeit 12 halber weitestgehend die Werte für das Jahr 2015 berichtet. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zum Stichtag 31.12.2015. https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ [letzter Zugriff: 18.01.2018]; Kartengrundlage: Landesamt für 12 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zum Stichtag 31.12.2015. Geoinformation und Landentwicklung (LGL), www.lgl-bw.de. https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ [letzter Zugriff: 18.01.2018]; Kartengrundlage: Landesamt für Geoinformation u. Landentwicklung (LGL), www.lgl-bw.de. 13 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zum Stichtag 31.12.2015.12 https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ [letzter Zugriff: 14.08.2017]. 9 Inhaltsverzeichnis
2.2 Bevölkerungsentwicklung 2005 Seit Entstehen des Rhein-Neckar-Kreises mit der Kreisreform im Jahr 1973 ist die 2006 Bevölkerung nahezu kontinuierlich von 447.099 auf inzwischen 541.859 (Stichtag: 2007 31.12.2015) gestiegen. Für die nächsten 2008 Jahre ist zu erwarten, dass die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner im Land- 2009 kreis prozentual gesehen stärker als der baden-württembergische Landesdurch- 2010 schnitt steigen wird. 1⁴ 2011 Beeinflusst wird die Bevölkerungsent- wicklung unter anderem durch das 2012 Verhältnis von Geburten- und Sterberate. 2013 Dieses sogenannte Geburtensaldo lag im Rhein-Neckar-Kreis im Jahr 2015 bei -1,3 2014 je 1.000 Personen und damit unter dem baden-württembergischen Durchschnitt 2015 von -0,7 je 1.000 Personen. Die negativen Geburtensalden deuten darauf hin, dass 0 5 10 15 20 im Jahresdurchschnitt weniger Kinder ge- Anzahl zugewanderter Menschen je 1.000 Personen boren werden als Menschen versterben. Baden-Württemberg Rhein-Neckar-Kreis Der Bevölkerungsanstieg im Landkreis, der auch 2015 im vierstelligen Bereich Abbildung 4: Abbildung 4: Wanderungssalden (unabhängig von dem Merkmal Staatsangehörigkeit) der Jahre 2005–2015 in Wanderungssalden (unabhängig von dem Merkmal Staatsangehörigkeit) der Jahre 2005–2015 in lag, ist folglich nicht auf das Geburten- Baden-Württemberg und im Rhein-Neckar-Kreis im Vergleich (Angabe je 1.000 Personen) .1⁵ 15 Baden-Württemberg und im Rhein-Neckar-Kreis im Vergleich (Angabe je 1.000 Personen) . saldo, sondern vor allem auf das positive Gemeinden im zweistelligen positiven genannten Zeitraum konstant. Die größ- Wanderungssaldo, d. h. das Verhältnis Bereich. Die höchsten Wanderungssal- ten Bevölkerungsrückgänge sind weiter- von Zu- und Abwanderungen, zurückzu- Innerhalbden desgab es in Heddesbach (44,2 jegestaltete Rhein-Neckar-Kreises 1.000 hin in Städten sich 2015 die undVerteilung Gemeinden im derländ- Neuzugezoge- führen. Dieses lag 2015 mit 14,5 je 1.000 Personen), Walldorf (36,2), Schwetzingen lich geprägten Raum zu verzeichnen. So Personen ebenfalls unter dem Landes- nen auf die (36),Städte Wiesloch und Gemeinden (29,6) und Leimen sehr (28,4).unterschiedlich In (vergleiche Abbildung hatte Heiligkreuzsteinach in den Jahren5). Während durchschnitt in Baden-Württemberg Weinheim lag das Wanderungssaldo bei einige Gemeinden, wie Neidenstein (-17,4 je 1.000 Personen), Gaiberg 2005–2015 mit -16,9% sogar die(-15,1), zweit- Reicharts- von 15,7 je 1.000 Personen (vergleiche 22,9. Damit stand 2015 in vier der sechs größte Abnahme im Land Baden-Würt- Abbildung 4). Im Jahr 2014 betrug hausen das (-10,1), Waibstadtim Großen Kreisstädte (-4,2) odereine Landkreis Angelbachtal (-1),Innegative temberg. NeckargemündWanderungssalden lag der zu ver- Wanderungssaldo im Rhein-Neckar-Kreiszeichnen hohe Zuwanderung hatten, lagen diese einer vergleichsweise bei etwa der HälfteRückgang der Städte bei -6,4% und und in Eberbach Gemeinden imbei zweistelligen noch 7,9 je 1.000 Personen; es kann geringen Abwanderung gegenüber. -4,2%. Betroffen waren aber auch Städte positiven Bereich. Die höchsten Wanderungssalden folglich starken jährlichen Schwankun- gab es in und Gemeinden inder Heddesbach dicht besiedelten (44,2 je 1.000 gen ausgesetzt sein, die nicht zuletzt Aufgrund der starken Schwankungen Rheinschiene, wie Heddesheim (-3,9%), Personen), Walldorf (36,2), Schwetzingen (36), Wiesloch (29,6) und Leimen (28,4). In Wein- durch globale Migrationsbewegungen der jährlichen Wanderungssalden ist es Brühl (-3,2%), Ketsch (-2,5%) oder Leimen heim geprägt sind. So handelt es sich z. B. bei lag das Wanderungssaldo sinnvoll, bei 22,9. Damit(-0,5%). die Bevölkerungsentwicklung standDen 2015 in vier größten der sechs Großen Kreis- Bevölkerungsan- den Menschen, die im Jahr 2015 instädte den zusätzlich in einem größeren Zeitraum stieg hatten dagegen Ilvesheim mit dem im Landkreis eine hohe Zuwanderung einer vergleichsweise geringen Abwanderung Rhein-Neckar-Kreis gezogen sind, zu zu betrachten. Wird die Bevölkerungs- landesweit dritthöchsten Zuwachs um einem verhältnismäßig großen Anteil gegenüber. um entwicklung über die Jahre 2005–2015 19,5%, Oftersheim (19,1%) und Rauen- Asylsuchende und anerkannte Flüchtlin- zugrunde gelegt, wird schließlich auch berg (14,1%). Prozentual gesehen hohe ge (vergleiche Kapitel 2.4). Grundsätzlich hier eine Zweiteilung des Landkreises Bevölkerungszuwächse gab es aber auch sagt das Wanderungssaldo allein jedoch deutlich, die sich allerdings weniger in Spechbach (6,8%) oder Mauer (6%). nichts über die Staatsangehörigkeit der eindeutig als die Be- Neuzugezogenen aus (vergleiche Kapitel völkerungsdichte an 2.3). den geografischen Gegebenheiten Innerhalb des Rhein-Neckar-Kreises15 festmachen lässt Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zum Stichtag 31.12.2015. gestaltete sich 2015 die Verteilung https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ der (vergleiche Kapitel [letzter Zugriff: 18.01.2018]. Neuzugezogenen auf die Städte und 2.1). Insgesamt Gemeinden sehr unterschiedlich (ver- konnten 24 Städte 14 gleiche Abbildung 5). Während einige und Gemeinden eine Gemeinden, wie Neidenstein (-17,4 je Bevölkerungsabnah- 1.000 Personen), Gaiberg (-15,1), Rei- me verzeichnen, 28 chartshausen (-10,1), Waibstadt (-4,2) eine Bevölkerungs- oder Angelbachtal (-1), negative Wande- zunahme und in zwei rungssalden zu verzeichnen hatten, lagen Städten blieb die diese bei etwa der Hälfte der Städte und BevölkerungszahlAbbildung im5: Wanderungssaldo (Verhältnis von(Verhältnis Abbildung 5: Wanderungssaldo Zu- und Abwanderungen) je 1.000 Personen von Zu- und Abwanderungen) je der Städte und Ge- meinden im Rhein-Neckar-Kreis im Jahr 201516. 1.000 Personen der Städte und Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis im Jahr 2015.1⁶ 1⁴ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2016, S. 10. 1⁵ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zumAufgrundStichtag 31.12.2015. https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ der starken Schwankungen der jährlichen [letzter Zugriff: 18.01.2018]. ist es sinnvoll, die Wanderungssalden 1⁶Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zum Stichtag 31.12.2015. Bevölkerungsentwicklung https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ [letzter Zugriff: 18.01.2018]; Kartengrundlage: zusätzlich Landesamt für Geoinformation undinLandentwicklung einem größeren Zeitraum zu betrachten. Wird die (LGL), www.lgl-bw.de. Bevölkerungsentwicklung über die Jahre 2005–2015 zugrunde gelegt, wird schließlich auch 10 Inhaltsverzeichnis hier eine Zweiteilung des Landkreises deutlich, die sich allerdings weniger eindeutig als die Bevölkerungsdichte an den geografischen Gegebenheiten festmachen lässt (vergleiche Ka-
Informationskasten: Die „deutsche Einwanderungsgeschichte“ im Überblick Die „deutsche Einwanderungsgeschichte“ der Neuzeit beginnt im 17. Jahrhundert, als vom D Informationskasten: Die „deutsche jährigen Einwanderungsgeschichte“ Krieg (1618–1648) im Überblick besonders stark betroffene Gebiete neu besiedelt werden. Scho spielten Anwerbebemühungen von Arbeitsmigrantinnen und -migranten eine Rolle. Das 18 Die „deutsche Einwanderungsgeschichte“ der Neuzeit beginnt im 17. Jahrhundert, als vom Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) hundert war dagegen von Abwanderungen entlang der Donau in östliche Gebiete Europas un besonders stark betroffene Gebiete neu besiedelt werden. Schon hier spielten Anwerbebemühungen von Arbeitsmigrantin- den Atlantik nach Amerika geprägt. Mit der Industrialisierung und Urbanisierung ab dem spät nen und -migranten eine Rolle. Das 18. Jahrhundert war dagegen von Abwanderungen entlang der Donau in östliche Gebiete Jahrhundert Europas und über den Atlantik begann nach Amerika erneut geprägt. eine Mit der Zeit der Anwerbung. Industrialisierung Hochrechnungen und Urbanisierung ab dem spätenzufolge 19. Jahr- kamen allein ca. 1,2 Millionen Menschen zur Arbeitsaufnahme aus dem Ausland hundert begann erneut eine Zeit der Anwerbung. Hochrechnungen zufolge kamen allein 1913 ca. 1,2 Millionen Menschen in die Gebiete zur des deu Reiches. In den beiden Weltkriegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Arbeitsaufnahme aus dem Ausland in die Gebiete des deutschen Reiches. In den beiden Weltkriegen in der ersten Hälfte des überwogen Zw migrationen 20. Jahrhunderts überwogen in Form von Zwangsmigrationen Vertreibungen, in Form von Vertreibungen,Verschleppungen Verschleppungen undundFlucht. Flucht. Auch Auch zwangsweise A zwangs- weise Arbeitsmigration migration war hier zu war hier zuIm verzeichnen: verzeichnen: Oktober 1944 Im warenOktober 1944 waren ca. 8 Millionen ca. 8aus Arbeitskräfte Millionen Arbeitskräfte aus ü über 20 Ländern Ländern unfreiwillig unfreiwillig für die Kriegswirtschaft in Deutschlandfür tätig. die Kriegswirtschaft in Deutschland Mit Kriegsende begannen tätig.aus die Vertreibungen Mitden Kriegsende ehemaligen begannen d deutschen Ostprovinzen. treibungen 1950 zähltenaus den die BRD undehemaligen DDR zusammen deutschen Ostprovinzen. 12,5 Millionen Vertriebene aus1950 zählten Osteuropa. die BRD und DDR z Seit Verabschie- men 12,5 Millionen dung des Bundesvertriebenengesetzes Vertriebene 1953 kamen weitere 4,5aus Osteuropa. Millionen Menschen.Seit Verabschiedung Zugleich des Millionen warb die BRD aktiv Bundesvertriebenen zes(die Menschen als Arbeitskräfte 1953 kamen „Gastarbeiter/innen“) sogenannten weitere 4,5 Millionen aus demMenschen. Ausland an.Zugleich warb Zu guter Letzt die BRD ist bereits aktiv seit 1968 kei-Millionen Men als Arbeitskräfte ne Arbeitserlaubnis für Migrantinnen (die sogenannten und Migranten „Gastarbeiter/innen“) aus der Europäischen aus dem Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)Ausland an. Zu guter Letzt mehr notwendig, was die innereuropäische reits seit 1968 Migration keine erleichtert. Arbeitserlaubnis Deutlich für Migrantinnen wird, dass Migration und Migranten –aus – auch großer Bevölkerungsgruppen der Europäische im Gebiet schaftsgemeinschaft der heutigen Bundesrepublik (EWG) mehr Deutschland seit Jahrhunderten den notwendig, was die Normalfall darstellt. innereuropäische Zugleich wird die Vielfalt derMigration Gründe erleichtert (die sogenannten „Push-„ undwird, lich „Pullfaktoren“ sowie „soziale dass Migration – Netzwerke“) auch großer für Migrationsbewegungen Bevölkerungsgruppen aufgezeigt. (Quelle: Oltmer – im Gebiet der heutigen Bun 2015, S. 14–21) publik Deutschland seit Jahrhunderten den Normalfall darstellt. Zugleich wird die Vielfalt der G (die sogenannten „Push-„ und „Pullfaktoren“ sowie „soziale Netzwerke“) für Migrationsbeweg aufgezeigt. (Quelle: Oltmer 2015, S. 14–21) 2.3 Altersgruppen und Staatsangehörigkeit 2.3 Altersgruppen und 17 Staatsangehörigkeit Tabelle 1: Merkmale der Bevölkerung im Rhein-Neckar-Kreis im Jahr 2015 . Mit einer Bevölkerungsanzahl von über Daten zur Bevölkerung Anzahl in Prozent einer halben Millionen Menschen lebten 2015 rund 5% der baden-württember- Bevölkerungsanzahl 541.859 100 gischen Bevölkerung im Rhein-Neckar- Kinder unter 7 Jahren 34.302 6,3 Kreis. Knapp 17% der Landkreisbevöl- Kinder/Jugendliche unter 18 Jah- kerung war noch minderjährig; ca. 21% 91.095 16,8 dagegen 65 Jahre und älter (vergleiche ren Tabelle 1). Das Durchschnittsalter lag 65 Jahre und älter 113.114 20,9 2015 bei 44,1 Jahren und damit deutlich Frauen 275.731 50,9 über dem baden-württembergischen Altersdurchschnitt von 43,2 Jahren. So ausländische Personen 61.573 11,4 kommen im Rhein-Neckar-Kreis bei der davon unter 18 Jahren 7.968 12,9 Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nur Zugezogene 45.845 8,5 76 Personen zwischen 20 und 39 Jahren auf 100 Personen zwischen 40 und 59 davon ausländische Personen 19.365 42,2 Jahren. Der Landeswert liegt hier bei 86 Fortgezogene 38.011 7,0 „jüngeren“ gegenüber 100 „älteren“ Per- davon ausländische Personen 11.610 30,5 sonen der sogenannten Erwerbsbevöl- kerung. Dies bedeutet, dass ein verhält- Tabelle 1: Merkmale der Bevölkerung im Rhein-Neckar-Kreis im Jahr 2015.1⁷ nismäßig großer Anteil der Bevölkerung Mit einer Bevölkerungsanzahl von über einer halben Millionen Menschen lebten 2015 im Rhein-Neckar-Kreis in den nächsten nicht-deutscher Staatsangehörigkeit neu Die Anzahl der anerkannten Flüchtlinge 5%Erwerbstätig Jahren altersbedingt aus der der baden-württembergischen Bevölkerung im Rhein-Neckar-Kreis. Knapp 17% ausscheiden wird, während nur ca. drei in den Rhein-Neckar-Kreis gezogen: Von sowie der Nachzug von Familienmitglie- Landkreisbevölkerung Viertel der Anzahl an Personen nachrückt. den insgesamt war45.845 nochNeuzugezogenen minderjährig; ca. dern21% dagegenFlüchtlingen, bei anerkannten 65 Jahredie und älter (ve waren 42,2% Ausländerinnen und Aus- 2015 in den Rhein-Neckar-Kreis gezogen chedeutsche Der Anteil der Personen ohne Das bei Tabelle 1).länder; Durchschnittsalter den 38.011 Fortgezogenen lag 2015 lag bei sind sind, 44,1statistisch Jahrennoch und damit nicht deutlich übe erfasst. Staatsangehörigkeit lag im Jahr 2015 der Ausländeranteil bei 30,5%. Insgesamt Dennoch deuten die Zahlen darauf hin, im Rhein-Neckar-Kreis beibaden-württembergischen 11,4% und Altersdurchschnitt kamen 19.365 ausländische Personen neuvon 43,2 dass Jahren. ein Großteil derSo kommen im Rhein-Ne neuzugezogenen damit deutlich unter dem Landesdurch- in den Landkreis; davon 4.785 als Asylsu- ausländischen Personen nicht aus Flucht- 17 sind 2015 schnitt von 13,9%. AllerdingsStatistisches chende Landesamt in die „vorläufige Unterbringung“ online Baden-Württemberg, gründen in den Landkreis verfügbare Daten gekommen zum Stichtag 31.12 verhältnismäßig viele Personen mit des Landratsamts (vergleiche[letzter https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ Kapitel 2.4). Zugriff: ist.1⁸ 18.01.2018]. 16 1⁷Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, online verfügbare Daten zum Stichtag 31.12.2015. https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/ [letzter Zugriff: 18.01.2018]. 1⁸Zu den wichtigsten Einwanderungsgründen zählen generell: Beantragung von Asyl, Familienzusammenführung (allgemein), Ausbildung & Studium, Arbeitsaufnahme. 11 Inhaltsverzeichnis
In den einzelnen Städten und Gemein- 20 den des Landkreises gibt es eine sehr unterschiedliche Verteilung sowohl des 18 Durchschnittsalters als auch des Auslän- deranteils. Hervorzuheben ist allerdings 16 Ausländeranteil (in Prozent) der statistisch signifikante, mittlere Zusammenhang zwischen dem Durch- 14 schnittsalter (in Jahren) der Städte und 12 Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis und dem jeweiligen Ausländeranteil (in Pro- 10 zent)1⁹: Bei Städten und Gemeinden mit einem höheren Ausländeranteil ist die 8 Bevölkerung im Verhältnis durchschnitt- lich jünger und steht dem Arbeitsmarkt 6 dadurch – unter der Voraussetzung 4 entsprechender Berufsqualifikationen – noch länger zur Verfügung (vergleiche 2 Abbildung 6). 0 Diese Tendenz deckt sich insgesamt mit 41 42 43 44 45 46 47 48 Erkenntnissen aus dem Mikrozensus Durchschnittsalter (in Jahren) 2016: Den Hochrechnungen zufolge liegt das Durchschnittsalter der Gesamtbevöl- AbbildungAbbildung kerung in Deutschland bei 44,3 Jahren, 6: Das Verhältnis desdes 6: Das Verhältnis Ausländeranteils Ausländeranteils (in(in Prozent) Prozent) zum Durchschnittsalter zum Durchschnittsalter (inder (in Jahren) bei Jahren) bei der jeweili- jeweiligen gen Bevölkerung derder Bevölkerung Städte undGemeinden Städte und Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis im Rhein-Neckar-Kreis imaufgrund im Jahr 2015; Jahr 2015; aufgrund fehlender fehlender Werte zum Auslän- Werte zum bei Ausländerinnen und Ausländern Ausländeranteil mit deranteilnicht nicht in der derGrafik Grafik vertreten vertreten sind Heddesbach, sind Heddesbach, NeidensteinNeidenstein und Spechbach. und Spechbach. eigener Migrationserfahrung dagegen nur bei 40,6 Jahren.2⁰ Diese Tendenz deckt sich insgesamt mit Erkenntnissen aus dem Mikrozensus 2016: Den Hochrechnungen zufolge liegt das Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung in Deutsch- 2.4 Geflüchtete land bei 44,3 Jahren, bei Ausländerinnen und Ausländern mit eigener Migrationserfahrung Im Rahmen des dreigliedrigen Aufnahme-dagegen nur6000 bei 40,6 Jahren.20 systems in Baden-Württemberg ist der Rhein-Neckar-Kreis zur anteiligen Aufnah- 4785 Anzahl Asyl-Erstantragsstellende 5000 me von Asylsuchenden und anerkannten 2.4 Geflüchtete Flüchtlingen verpflichtet (vergleiche „In- 4000 formationskasten: Dreigliedriges Aufnah- Im Rahmen des dreigliedrigen Aufnahmesystems in Baden-Württemberg ist der Rhein- mesystem in Baden-Württemberg“, Seite 3000 2558 15). Wie in Deutschland insgesamt sindNeckar-Kreis zur anteiligen Aufnahme von Asylsuchenden und anerkannten Flüchtlingen auch die Zahlen der Asyl-Erstantragstel- verpflichtet 2000 (vergleiche „Informationskasten: Dreigliedriges Aufnahmesystem in Baden- lerinnen und -antragsteller, die der vor- Württemberg“, Seite 23). Wie in Deutschland insgesamt sind läufigen Unterbringung des Landratsamts 1151 auch die Zahlen der Asyl- 887 1000 748 Rhein-Neckar-Kreis zugeteilt wurden,Erstantragstellerinnen und -antragsteller, die der vorläufigen Unterbringung des Landrats- 226 277 339 in den Jahren 2007 bis 2015 kontinuier- 109 130 154 amts lich gestiegen (vergleiche Abbildung 7). Rhein-Neckar-Kreis 0 zugeteilt wurden, in den Jahren 2007 bis 2015 kontinuierlich ge- 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Die bisherige Höchstzahl wurde im Jahrstiegen (vergleiche Abbildung 7). Die bisherige Höchstzahl wurde im Jahr 2015 mit 4.785 2015 mit 4.785 Personen erreicht. 2017 Abbildung 7:Absolute AbsoluteZahlen Zahlen derder Asyl-Erstantragsstellenden, dieinneu in den Rhein-Neckar-Kreis kamen zwar nur noch 887 Asylsuchende Personen Abbildung sind, 7: erreicht. 2017 in den2007–2017. Jahren kamen 2007–2017. Asyl-Erstantragsstellenden, zwar nur noch 887 die neu den Rhein-Neckar-Kreis Asylsuchende in diegekommen neugekommen sind, in vorläufige Un- den Jahren neu in die vorläufige Unterbringung terbringung des des Landkreises; diese Anzahl liegt jedoch noch immer deutlich über den jewei- Landkreises; diese Anzahl liegt jedoch Statistik der Hauptherkunftsländer im das häufigste Herkunftsland der Asyl-Erst- ligen Werten der Jahre Vergleichbar mit den2007 bis 2013. im Allgemeinen haben sich auch die Hauptherkunfts- Zugangszahlen noch immer deutlich über den jeweiligen Rhein-Neckar-Kreis vertreten (vergleiche antragstellenden im Rhein-Neckar-Kreis länder der Asyl-Erstantragstellenden Abbildung 8). Lediglich der Irak wirdininden letzten Jahren stark darstellte. 2017 verändert. nahm der Diese Anteilsind der in der Werten der Jahre 2007 bis 2013. 20 Statistisches Regel Bundesamt auf aktuelle 2017, politischeS. allen vier ausgewählten Jahrgängen seit 66. Entwicklungen zurückzuführen; nur wenige Länder Türkinnen und Türken erneut deutlich sind kon- Vergleichbar mit den Zugangszahlen 2005 mit einem jeweils hohen Anteil zu, während der Anteil stant seit mehreren Jahren in der Statistik der Hauptherkunftsländer im Rhein-Neckar-Kreis der Syrerinnen im Allgemeinen haben sich auch die 18 aufgeführt. Vergleichbar vertreten (vergleiche konstant Abbildung ist der derund 8). Lediglich IrakSyrer wird stark rückläufig in allen war. Zugleich vier ausgewählten Jahr- Hauptherkunftsländer der Asyl-Erst- starke Anteil von Personen aus dem Iran, zählten 2017 keine Balkanstaaten mehr gängen seit 2005 mit einem jeweils hohen Anteil aufgeführt. Vergleichbar konstant ist der antragstellenden in den letzten Jahren Pakistan und Nigeria, die jeweils nur in zu den häufigsten 10 Herkunftsländern. starke Anteil von Personen aus dem Iran, Pakistan und Nigeria, die jeweils nur in einem Jahr stark verändert. Diese sind in der Regel einem Jahr nicht unter den 10 häufigsten Die afrikanischen Länder Gambia und Eri- auf aktuelle politische Entwicklungen nicht unter den 10 häufigsten Herkunftsländern verzeichnet Herkunftsländern wurden. verzeichnet trea sind seit wurden. Auch die Türkei tauchte 2015 verhältnismäßig stark zurückzuführen; nur wenige Länder sind bereitsdie Auch 2005 sehrtauchte Türkei dominant in der2005 bereits Statistik sehrauf, als sie sogar das häufigste Herkunftsland der vertreten. konstant seit mehreren Jahren in der dominant in der Statistik im Asyl-Erstantragstellenden auf,Rhein-Neckar-Kreis als sie sogar darstellte. 2017 nahm der Anteil der Tür- kinnen und Türken erneut deutlich zu, während der Anteil der Syrerinnen und Syrer stark rückläufig war. Zugleich zählten 2017 keine Balkanstaaten mehr zu den häufigsten 10 Her- 1⁹Berechnet wurde Pearsons Produkt-Moment-Korrelation mit n = 51 (r = -0,36, p < 0,01), eigene Berechnung. kunftsländern. Die afrikanischen Länder Gambia und Eritrea sind seit 2015 verhältnismäßig 2⁰Statistisches Bundesamt 2017, S. 66. stark vertreten. 12 Inhaltsverzeichnis
100% Türkei Irak Türkei Türkei 90% Irak Irak 80% Restjugoslawien Syrien Iran Iran 70% China Syrien Irak Nigeria Kamerun 60% Iran Serbien Afghanistan Nigeria Syrien 50% Kamerun Pakistan Kosovo Russland 40% Afghanistan Mazedonien Nord-Vietnam Gambia Nigeria Pakistan China 30% Kosovo Gambia Eritrea Mazedonien Albanien Sri Lanka 20% Indien Eritrea Sonstige Pakistan 10% Sonstige Sonstige Sonstige 0% 2005 2010 2015 2017 Abbildung 8: Top 10 Herkunftsländer der Asyl-Erstantragstellenden, die neu in den Rhein-Neckar-Kreis gekommen sind, der Jahre 2005, 2010, 2015 und 2017. Es wird jeweils die Abbildung 8: Top prozentuale Verteilung 10 Herkunftsländer der Herkunftsgruppen der innerhalb eines Asyl-Erstantragstellenden, Jahrgangs angezeigt. die neu in den Rhein-Neckar-Kreis gekom- men sind, der Jahre 2005, 2010, 2015 und 2017. Es wird jeweils die prozentuale Verteilung der Herkunftsgruppen Eine hohe Anzahl innerhalb einesvon Asylsuchenden Jahrgangs aus angezeigt. schiebeverbot erhalten haben (vergleiche guten Bleibeperspektive auszugehen ist. einem bestimmten Herkunftsland lässt „Informationskasten: Schutzmöglich- Für Personen aus der Türkei (28,1%) oder nicht zwangsläufig auf ein erfolgreiches keiten für Asylsuchende in Deutschland“, Nigeria (17,3%) waren die Schutzquoten Asylverfahren schließen. Die Gesamt- Seite 20). Für Menschen aus den Ländern 2017 dagegen deutlich niedriger; hier Eine hohe schutzquote Anzahl für alle von Asylsuchenden Asylantragstellerin- Syrien (91,5%),aus Eritreaeinem bestimmten (82,9%), Somalia Herkunftsland gilt die lässt Bleibeperspektive als offen. nicht 21 nen und -antragsteller in Deutschland lag (60,8%) und dem Irak (56,1%) lag die lan- Die Schutzquote für Asylsuchende aus zwangsläufig im aufDarunter Jahr 2017 bei 43,4%. ein erfolgreiches zählen Asylverfahren desspezifische Schutzquoteschließen. in Deutsch- DieAfghanistan Gesamtschutzquote entsprach 2017 mitfür 44,3% alle Personen, denen Asyl gewährt oder die land 2017 deutlich über der 50%-Marke, nahezu dem Durchschnitt der deutsch- Asylantragstellerinnen und -antragsteller Flüchtlingseigenschaft zuerkannt wurde, in Deutschland lag im landweiten sodass in der Regel von einer hohen Er- Jahr 2017 bei 43,4%. Darun- Gesamtschutzquote. bzw. ter die subsidiären zählen Schutz oderdenen Personen, ein Ab- Asyl folgsaussicht gewährtim oder Asylverfahren bzw. einer die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt wurde, bzw. die subsidiären Schutz oder ein Abschiebeverbot erhalten haben (vergleiche „Informati- onskasten: Schutzmöglichkeiten für Asylsuchende in Deutschland“, Seite 33). Für Menschen 21Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2018, S. 2. aus den Ländern Syrien (91,5%), Eritrea (82,9%), Somalia (60,8%) und dem Irak (56,1%) lag 13 20 Inhaltsverzeichnis
offen.21 Die Schutzquote für Asylsuchende aus Afghanistan entsprach 2017 mit 44,3% nahe- zu dem Durchschnitt der deutschlandweiten Gesamtschutzquote. Bei den Asylsuchenden, die sich zum Stichtag 31.12.2017 in der vorläufigen 61 und älter 14 8 Unterbringung des Landratsamts Rhein- 51 bis 60 27 29 Neckar-Kreis befanden, handelt es sich 52 41 bis 50 117 überwiegend um junge, erwachsene Männer (vergleiche Abbildung 9). Wäh- 31 bis 40 134 351 rend die Geschlechterverteilung in den 18 bis 30 260 1260 jüngeren Altersgruppen unter 18 Jahren 18 15 bis 17 26 und in den älteren Altersgruppen ab 51 90 Jahren relativ ausgewogen ist, überwiegt 6 bis 14 97 der Männeranteil bei den 18 bis 50-jäh- 3 bis 5 35 37 rigen deutlich. Dennoch ist die jeweils 53 unter 3 60 hohe absolute Anzahl an Frauen auch in anderen Altersgruppen nicht zu ver- 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 nachlässigen; immerhin rund 17% der ins- weiblich männlich gesamt 1.520 Personen im Alter zwischen 18 bis 30 Jahren ist weiblich. Beachtet Abbildung 9: Abbildung 9:Verteilung Verteilungnach nachAltersgruppe Altersgruppe und und Geschlecht Geschlecht alleraller Personen, Personen, diezum die sich sichStichtag zum Stichtag 31.12.2017 31.12.2017 in der in werden muss dies insbesondere bei der der vorläufigen vorläufigen Unterbringung Unterbringung des Landratsamts des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis Rhein-Neckar-Kreis befanden. befanden. Konzeption von Bildungsangeboten, Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration Bei den Asylsuchenden, die sich zum Stichtag 31.12.2017 in der vorläufigen Unterbringung oder der Wohnraumgestaltung. Auch der des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis befanden, handelt es sich überwiegend um junge, Aspekt der Kinderbetreuung spielt eine maßgebliche Rolle (vergleiche Kapitel 5). erwachsene Männer (vergleiche Abbildung 9). Während die Geschlechterverteilung in den jüngeren Altersgruppen unter 18 Jahren und in den älteren Altersgruppen ab 51 Jahren rela- tiv ausgewogen ist, überwiegt der Männeranteil bei den 18 bis 50-jährigen deutlich. Dennoch ist die jeweils hohe absolute Anzahl an Frauen auch in anderen Altersgruppen nicht zu ver- Mit der Entscheidung im Asylverfah- gering. Zwei Jahre nachlässigen; später, immerhin als17% rund der Zugang der insgesamt berg undPersonen 1.520 gegebenenfalls im Alter Personen, diebis zwischen 18 ren oder nach spätestens 24 Monaten in die vorläufige Unterbringung bereits im Rahmen des Familiennachzugs 30 Jahren ist weiblich. Beachtet werden muss dies insbesondere bei der Konzeption von nach erfolgt der Übergang von der vorläufigen rückläufig war, wurde dagegen die bis- Deutschland kommen und somit kein Bildungsangeboten, Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration oder der Wohnraumgestaltung. Unterbringung des Landratsamts in die herige Höchstzahl von 2.636 Personen Asylverfahren durchlaufen. Dadurch Anschlussunterbringung der Kreis- Auch in die der Aspekt der Kinderbetreuung Anschlussunterbringung spielt eineist verlegt. maßgebliche Rolle (vergleiche eine langfristige Kapitel 5). Planung hinsicht- kommunen (vergleiche „Informations- Im Jahr 2018 ist mit einer ähnlich hohen lich des Themas Integration vonnöten. kasten: Dreigliedriges Aufnahmesystem Anzahl zu rechnen und auch 2019 wird Dazu zählen einerseits Integrations- in Baden-Württemberg“, Seite 15). Diese voraussichtlich eine relativ große Anzahl maßnahmen, andererseits aber auch ein zeitliche Verzögerung wird in Abbildung an 21 Personen in die Anschlussunterbrin- perspektivisches Personalmanagement, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2018, S. 2. 10 herausgestellt: Im Jahr 2015, dem gung gehen, da die Zugangszahlen in die was beispielsweise die Stellen von In- Jahr mit der höchsten Zugangszahl in vorläufige Unterbringung 2017 weiterhin tegrations- und Flüchtlingsbeauftragten21 die vorläufige Unterbringung, war die verhältnismäßig hoch waren. Hinzu kom- sowie Integrationsmanagerinnen und Anzahl derer, die im Rhein-Neckar-Kreis men direkte Zuweisungen in die Städte Integrationsmanagern angeht (vergleiche in die Anschlussunterbringung verlegt und Gemeinden aus Erstaufnahmeein- Kapitel 4). wurden, mit 674 noch verhältnismäßig richtungen des Landes Baden-Württem- 3000 2636 2500 2200 2000 1816 1500 1000 674 500 281 0 2014 2015 2016 2017 2018 (geplant) Abbildung 10: der Abbildung 10: Anzahl Anzahl Personen der Personen im im Rhein-Neckar-Kreis, die inRhein-Neckar-Kreis, die in den den Jahren 2014–2017 von der vorläufigen Jahren Unterbringung 2014–2017 in die von der Anschlussunterbringung vorläufigen verlegt wurden und Prognose für 2018. Unterbringung in die Anschlussunterbringung verlegt wurden und Prognose für 2018. 14 Mit der Entscheidung im Asylverfahren oder nach spätestens 24 Monaten erfolgt der Über- Inhaltsverzeichnis gang von der vorläufigen Unterbringung des Landratsamts in die Anschlussunterbringung
Informationskasten: Dreigliedriges Aufnahmesystem in Baden-Württemberg Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Nach Ankunft in Deutschland müssen sich Asylsuchende bei einer staatlichen Stelle melden. Von dort werden sie an die nächstgelegene Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) weitergeleitet und registriert. Anschließend erhalten sie einen Ankunftsnachweis, der zum Aufenthalt in Deutschland und zum Bezug staatlicher Leistungen berechtigt. Inzwischen ist oft auch die Asylantragsstellung und persönliche Anhörung im Asylverfahren im Rahmen der Erstunterbringung mög- lich. Im EASY-Verfahren wird geprüft, ob die Personen nach der Registrierung in Baden-Württemberg bleiben oder in ein anderes Bundesland verteilt werden. Dies entscheidet sich je nach Herkunftsland und evtl. bereits bestehenden familiä- ren Bindungen. Grundlage ist eine Quotenregelung nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel. Dieser wird jedes Jahr neu festgelegt und orientiert sich am Steueraufkommen und der Bevölkerungsanzahl. Im Jahr 2017 musste Ba- den-Württemberg ca. 12,97% aller neu zugereisten Asylsuchenden in Deutschland aufnehmen. Anhand der persönlichen Daten wird im sogenannten Dublin-Verfahren geprüft, ob bereits in einem anderen EU-Land, Norwegen, Island, der Schweiz oder Liechtenstein ein Asylantrag gestellt wurde. Falls dem so ist, wird ein Übernah- meersuchen gestellt und die Personen müssen in das zuständige Land zurückreisen. 2016 stellte Deutschland 55.690 Übernahmeersuchen; in 29.274 Fällen stimmte das jeweilige Partnerland zu (52,57%); 3.968 Personen wurden überstellt (7,13%). Vorläufige Unterbringung der Landkreise Direkte Zuweisung in die Anschlussunterbringung Nach durchschnittlich 6 Wochen und spätestens 6 Monaten in einer Erstaufnahmeeinrichtung werden die Asylsuchenden mithilfe einer Manchmal wird das Asylverfahren bereits landesweiten Quote auf Basis der jeweiligen Bevölkerungsanzahl während der Zeit in der Erstaufnahmeein- auf die Stadt- und Landkreise verteilt. 2017 musste der Rhein-Ne- richtung entschieden. In diesem Fall gehen ckar-Kreis im Jahresdurchschnitt rund 5,7 % aller Asylsuchenden in die anerkannten oder geduldeten Perso- Baden-Württemberg aufnehmen. Sie bleiben bis zum Abschluss des nen direkt in die kommunale Anschluss- Asylverfahrens oder maximal 24 Monate in der sogenannten vorläu- unterbringung. figen Unterbringung (VU). Hier leben sie häufig in Gemeinschafts- unterkünften. Kommunale Anschlussunterbringung Sobald über den Asylantrag entschieden wurde oder nach spätestens 24 Monaten in der vorläufigen Unterbringung werden die Geflüchteten im Rhein-Neckar-Kreis auf die 54 Städte und Gemeinden des Landkreises verteilt. Dies erfolgt ebenfalls anhand einer Quote auf Basis der Bevölkerungszahl. Außerdem müssen Kreiskommunen, in denen ein Stand- ort der vorläufigen Unterbringung des Landkreises ist, in der Regel weniger Personen im Rahmen der Anschlussunter- bringung aufnehmen. Der zugewiesene Wohnsitz muss für 3 Jahre verpflichtend eingenommen werden (Wohnsitz- auflage), Ausnahmen werden gesondert genehmigt. Von den Kreiskommunen muss dafür Wohnraum bereitgestellt werden. Dies sind im Idealfall private Wohnungen, können aber auch Gemeinschaftsunterkünfte sein. (Quellen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2017, S. 43; Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Ablauf des Asylverfahrens) 15 Inhaltsverzeichnis
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