Ein französischer Kragen - Domaine Louis Bovard
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Lüften wir den Deckel Philippe Gobet, Chefkoch, Hotelfachschule Lausanne Ein französischer auf Pascal Besnard, Echotier Fotos : Edouard Curchod Ein französischer Chef für die Ressats unter dem Banner von François Rabe- lais… das entspricht wohl einer gewissen Logik ! Aber Philippe Gobet lässt sich schwerlich mit den von Rabelais beschriebenen Per- sonen vergleichen. Und seine elegante, raffinierte Küche ist Lichtjahre entfernt von den Proviantbergen, die Grandgou- sier, Gargantua und Pantagruel hinein- stopften. Als MOF – Meilleur Ouvrier de France, erkennbar am Kragen in den französi- schen Farben – zeichnet sich Philippe Gobet durch eine Einfachheit aus, die die Distanz zu Rabelais nur vergrössert. Seine eher bescheidene Herkunft hat si- cher dazu beigetragen. Als Jüngster in einer Familie mit neun Kindern war seine Kindheit von grossen Treffen am Tisch geprägt. Seine Mutter war eine gute Kö- chin, und seine Tante sogar eine ausge- zeichnete. Man frönte einer Küche, die traditionelle Gerichte aus Lyon mit sol- chen von Algerienfranzosen mischte. Ei- ner der grossen Brüder von Philippe war Küchenchef. « Mein Bruder kam von Zeit zu Zeit nach Hause und kochte das eine oder andere Gericht. Das hat zweifellos 70 Le Guillon Nr. 52 1/2018
Kragen Schloss Chillon « Ich habe festgestellt, dass die Ressats grosse Momente für Gleichgesinnte sind. Die Gäste bilden eine richtige Gemeinschaft. Ich mag die grossen Tische, das Teilen. Das erinnert mich an meine Jugend. » den Anstoss zu meinem Berufswunsch in der Rue Mercière in Lyon. Dann reiste Nach Lenôtre erneut eine Schule. « Mei- gegeben: Für mich verkörperte er den er nach Paris, zu Joël Robuchon (MOF). ne grosse Schwester war Lehrerin und beruflichen Erfolg. Ich hatte noch keine « Ein grosser Lehrmeister. Er hat mir das Schuldirektorin. Zweifellos hat sie mich Ahnung, welche Anstrengungen dafür Werkzeug, die Schlüssel zum Erfolg ge- veranlasst, es ihr gleichzutun. Was mich nötig sind ! » geben. Ich blieb vierzehn Jahre bei ihm, auszeichnet ist meine Freundlichkeit. Philippe war neun Jahre alt, als seine eine für mich sehr wichtige Zeit. » Weil ich in meiner Kindheit viel davon Mutter starb. Ein Jahr später folgt ihr der Die höchste Auszeichnung, jene des Meil- erhalten habe. Man gibt weiter, was man Vater. Die grosse Schwester nahm die leur Ouvrier de France, konnte Philippe erhalten hat. » Heute leitet Philippe eine jüngeren Geschwister unter ihre Fittiche. Gobet im 1993 entgegennehmen. « Der Equipe von fast hundert Personen. Wettbewerb war sehr anspruchsvoll. An der EHL traf Philippe Gobet auf Ge- Grosse Vorbilder Aber für mich bestand kein Zwang. Ich neraldirektor Michel Rochat (*), « ein Hu- Nach einer technischen Matura begann habe die Anstrengung freiwillig und völ- manist, ein Visionär, wie schon Georges Philippe Gobet seine Kochausbildung. lig selbstverständlich auf mich genom- Blanc, Joël Robuchon, Alain Ducasse und « Mein Vater arbeitete sehr viel. Ich bin men. » Gaston Lenôtre ». Es ist Michel Rochat, seinem Beispiel gefolgt und musste hart Nach einer Etappe bei Alain Ducasse der Philippe Gobet veranlasst, die Her- arbeiten, um etwas zu erreichen. Ich wurde Philippe Gobet vom bekannten ausforderung der Ressats der Confrérie hatte im Verlauf meiner Karriere das Unternehmen Maison Lenôtre in Paris du Guillon auf Schloss Chillon anzu- Glück, in meinen Chefs grosse Vorbilder angestellt. Mit vierzig Jahren wurde er nehmen. « Als Enkel eines Winzers und zu treffen. » Da war Georges Blanc, bei Direktor der Ecoles Lenôtre. Dort bliebt Bruder einer Winzerin im Beaujolais bin dem er als Gehilfe startete. « Da habe ich er 18 Jahre lang und lernte in dieser Zeit ich ein Weinliebhaber. Der Wein fördert viel gelernt. Etwa die Tatsache, dass man seine Frau Marina kennen, eine in Brasi- den Zusammenhalt und das Bedürfnis zu voll bei der Sache sein muss, dann aber lien geborene Schweizerin. Eine Tochter teilen. Ich habe selbstverständlich zuge- nichts danebengehen kann. Man darf den krönt die Beziehung. sagt. » Zug nicht abfahren lassen. In meinem Leben bin ich oft meinem Bauchgefühl Reiseziel Schweiz gefolgt. Noch heute, nach mehr als vier- Die Schweiz wurde logischerweise ein zig Jahren im Beruf, halte ich es so. » bevorzugtes Reiseziel. Als kulinarischer Mit zwanzig Jahren eröffnete Philippe Berater stiess er zur prestigeträchti- (*) Michel Rochat übernimmt im Januar 2019 ein Restaurant, Les Enfants Terribles, gen Hotelfachschule in Lausanne (EHL). das Präsidium des Office des Vins Vaudois Le Guillon Nr. 52 1/2018 71
Lüften wir den Deckel Jakobsmuscheltrio auf Lauchschaum an Chasselas-Sauce Für 4 Personen 12 Jakobsmuscheln 4 graue Schalotten Öl zum Frittieren 500 g weisser Lauch 2 dl Rahm 2 cl Olivenöl 3 dl Chasselas Grobes Meersalz Salz und Pfeffer 3 dl Fischbrühe 100 g frische Butter JAKOBSMUSCHELN RAHMLAUCH Muscheln öffnen, die Bärte und die 300 g Lauch in kleine Stücke schneiden orangeroten Rogen von der Nuss tren- und im Salzwasser blanchieren. Mit kal- nen und gut vom Sand reinigen. tem Wasser abschrecken und abtropfen Die Bärte in sauberes Wasser geben. lassen. 1 dl Rahm aufkochen, reduzieren Die tiefsten Muscheln als Servierscha- und den Lauch beigeben. Gut mischen len beiseitestellen. und warm stellen. CHASSELAS-SAUCE FRITTIERTER LAUCH Schalotten und die Bärte der Jakobsmu- Den restlichen Lauch in schmale Strei- scheln in 50 g Butter schwitzen lassen, fen (Julienne) schneiden. Blanchieren, ohne dass sie Farbe annehmen, mit 50 cl kalt abschrecken und abtropfen lassen. Wein ablöschen. Um die Hälfte reduzie- Bei 140° frittieren, auf Haushaltpapier ren und die Fischbrühe beigeben, um die abtropfen lassen und würzen. Hälfte reduzieren lassen und den Rahm hinzufügen. Köcheln lassen, bis sich ANRICHTEN eine sämige Sauce bildet. Würzen und Die Jakobsmuschel-Nüsse in wenig durch ein feines Sieb streichen. Olivenöl anbraten. Den Rahmlauch in 50 g Butter dazugeben, mixen und die Muschelschalen geben, drei Nüsse warmstellen. daraufsetzen und den frittierten Lauch verteilen. Chasselas-Sauce dazugies- sen. Etwas Meersalz zum Stützen auf grosse Teller geben und die gefüllten Muscheln daraufsetzen. 72
Zur Begleitung dieses Gerichts hat Samuel Boissy, Kellermeister der Hotelfachschule Lausanne, einen Calamin Grand Cru 2015 « Ilex » von Louis Bovard ausgewählt. Samuel Boissy rühmt Die mineralische Seite des Calamin, bei einem warmherzigen Jahrgang, dem 2015. Er enthält die Aromen von sehr reifen Früchten und zugleich das Jodhaltige, das man in den Jakobsmuscheln ausmachen kann. Er ist reichhaltig, rund, milchig und cremig. Der Wein und das Gericht sind im Einklang. Eine schöne Allianz von Erde und Meer… oder lakustrisch ! 73
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