Ein Gesamtkonzept für Nachhaltigkeit - Hybrider Energieverbund am Pogusch - TBH Ingenieur GmbH
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REFERENZEN Die Bauteilaktivierung der Firma Uponor garantiert ein angenehmes Raumklima im Glashaus „kalt“ sowie im Kräutergarten Hybrider Energieverbund am Pogusch Autor: Ing. Robert Pichler Ein Gesamtkonzept für Nachhaltigkeit I m Rahmen des Projekts „Ener- nun ressourcenschonend und nahezu gy²POG“ wurde der Gastronomie- energieautark. und Hotelbetrieb Steirereck-Pogusch umgebaut und erweitert. So konnte Der Umwelt zuliebe eine innovative und intelligente Verbin- Der Energieverbrauch steigt weltweit dung unterschiedlicher Energietechnolo- und die Hotellerie und Gastronomie ist gien geschaffen werden, welche zu einem ein entscheidender Produktionsfaktor, ✖ Foto: Beigestellt smarten Gesamtenergiesystem integriert der hohe Kosten und CO2-Emissionen wurden. Das Resultat: Das Steirereck-Po- verursacht. Diesen Herausforderungen gusch, welches sich in exponierter Lage begegnet auch das Steirereck-Pogusch. auf 1.100 m Seehöhe befindet, agiert Aus diesem Grund wandten sich Birgit 84 TGA Planung 2022
REFERENZEN und Heinz Reitbauer – Inhaber der Steirereck-Stadtpark GmbH – an die TBH Ingenieur GmbH (kurz TBH), welche für Energieeffizienz- projekte und Ressourcenoptimie- rung bekannt ist. So unterstützte die TBH den Erfolg des Projektes „Energy²POG“ maßgeblich durch ihre Expertise und wissenschaftliche Begleitung. Die Herausforderung für die an der Planung und Umsetzung Beteiligten bestand darin, eine von Naturerlebnis geprägte Situation und einen hoch anspruchsvollen, zeitgemäßen Gastronomiebetrieb innerhalb einer harmonischen Gesamtlösung in die Zukunft zu führen. Das Neue soll sichtbar sein, Die neuen Gebäude entsprechen den höchsten Nachhaltigkeits- und Effizienzkriterien demonstriert die Lebensperspektive des 21. Jahrhunderts abseits der Stadt und ist verknüpft mit dem Know-how des 21. Jahrhunderts. Durch die Expertise aller Beteilig- ten, insbesondere der TBH, wurde ein zukunftsweisendes ökologisches Leuchtturmprojekt unter herausfor- dernden Bedingungen geschaffen. Wenn Altes auf Neues trifft Im Sinne von Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft wurden be- stehende Bausteine, wie Gaststätte, Das Gesamtensemble fügt sich optimal in die örtliche Natur ein Beherbergung, Steinhaus, Holzhaus und Landwirtschaft sind durch Ausführungsstandard und garan- eigener Produktion gefertigt, zahl- relevante neue Elemente erweitert. tieren ein angenehmes Raumklima. reiche Bauteile sowie Möbel wurden So wurde die Küche neu organi- Um die Energie effizient zu nutzen, wieder instandgesetzt. Außerdem siert, zwei Glashäuser (Kräuter erfolgt die Wärmeabgabe auf Basis lag ein Hauptaugenmerk auf der garten, Glashaus kalt), spezielle von Niedertemperatursystemen. Verwendung von möglichst ökologi- Mitarbeiter- und Gästeunterbrin- Auch die Glashäuser sind thermisch schen Baustoffen. gungen, vier Baumhäuser und ein hochwertig ausgeführt und in einen Um für ein bestmögliches Raum- Mittelflurhaus geschaffen und die beheizten und einen gering tempe- klima zu sorgen, werden weder die generelle Infrastruktur erweitert rierten Teil getrennt. Die gesamte Bestandsgebäude noch Neubauflä- bzw. auf die neuen Anforderungen WC-Spülung und Bewässerung der chen aktiv klimatisiert. Stattdessen angepasst und strukturiert. Die Pflanzen in den beiden Glashäusern werden die natürlichen klimatischen neuen Gebäude wurden im Nied- erfolgt über die Brauchwasserzis- Gegebenheiten der Lage genutzt, rigenergiestandard unter teilweiser terne (eigenes System). Um die um Frischluft vorzukonditionieren Nutzung von Passivhauskomponen- Nachhaltigkeit des Bauvorhabens (z. B.: Lufterdkollektor) oder, durch ten ausgeführt. Kontrollierte Be- weiter zu steigern, wurde großer die niedrigen Außentemperaturen und Entlüftungsanlagen inklusive Wert auf lokale Ressourcen gelegt. im Sommer, die Speichermasse Wärmerückgewinnung zählen zum Einige Komponenten wurden in abzukühlen. TGA Planung 2022 85
REFERENZEN die spezifischen Rahmenbedin- gungen, insbesondere die Lage auf rund 1.100 m Seehöhe, bei der Wahl der erneuerbaren Energiequellen berücksichtigt. Die bereits beste- henden Strukturen blieben erhalten und wo nötig wurden neue Systeme implementiert. Daher bildeten die bestehenden Versorgungsanlagen – eine 150 kW Hackgutanlage, 100 m2 Solarthermieanlage und 5 kWp Photovoltaikanlage – die Basis für das neue Energiekonzept. Aufgrund der vor Ort verfügbaren erneu- erbaren Energiequellen und dem spezifischen Lastprofil des Gastro- nomie- und Beherbergungsbetriebes Zwei getrennte, thermisch hochwertige Glashäuser ermöglichen Nahrungs hat man sich bei den zu ergänzenden produktion vor Ort Systemen für Biomasse entschieden. Deshalb ist angedacht, eine Biomas- se KWK-Anlage mit rund 100 kW thermisch und 50 kW elektrisch als Ergänzung zur bereits umgesetzten Hackgutkesselanlage (2 x 150 kW thermisch) einzusetzen. Die neu errichteten Erzeugungsanlagen liegen nahe Null-Energie-Standard, was bedeutet, dass eine bilanzielle Versorgung des Areals über ein Jahr zu 100 % aus vor Ort erzeugter erneuerbarer Energie möglich ist. Durch die schwankenden Lastpro- file wurden Energie-Flexibilitäten installiert, um den Eigenversor- Die neuen Systeme wurden in die bestehenden Gebäude harmonisch integriert gungsgrad mit vor Ort generierter Trotz der unterschiedlichen Kom- die Landschaft ein, so stehen etwa erneuerbarer Energie zu steigern. ponenten aus Bestandsgebäude die neu errichteten „Berts“ im Wald Um in Verbindung mit den Er- und Zubau wurde architektonisch zwischen den Bäumen. Das Ge- zeugungsanlagen entsprechende ein ästhetischer Konsens erreicht, samtensemble bildet ein Unikat mit Flexibilisierungspotenziale nutzen indem die Bestandsgebäude öster- hohem Innovationsgehalt, das den zu können, wurden nachfolgende reichische Tradition widerspiegeln. Gästen ein einmaliges Urlaubs- und Elemente umgesetzt: Jedoch sind die neu errichteten Ausflugserlebnis bietet, ohne der Heizungspufferspeicher Gebäude, wie etwa die Baumhäuser Natur zu Lasten zu fallen. (ca. 40 m³) namens „Bert“, keine Imitationen Trinkwasserspeicher (ca. 70 m³) der österreichischen Baukultur. Mit modernstem Konzept zur Brauchwasserzisternen Vielmehr wurde das Augenmerk Energieautarkie (ca. 40 m³) darauf gelegt, Moderne mit Traditi- Der „hybride Energieverbund“ ba- Thermische Aktivierung von on zu verbinden. Holz als Baustoff siert auf dem optimalen Zusammen- Beton- und Fundamentbauteilen kam dabei eine große Bedeutung spiel unterschiedlichster erneuerba- Stationäre Batteriespeicher zu. Das gesamte Areal fügt sich in rer Energiesysteme. Dabei wurden (ca. 80 kVA) 86 TGA Planung 2022
REFERENZEN spiegelt sich in der intelligenten durch Wärmerückgewinnung und Verbindung der vielversprechenden Energie-Flexibilitäten Wert gelegt. Technologien zu einem smarten So konnte ein Projekt realisiert wer- Gesamtenergiesystem wider. Außer- den, das die Ressourcen schont und dem wurde auf eine energieeffiziente somit einen Teil dazu beiträgt, dass Bauweise mit hohem Dämmstan- die gegenwärtige als auch zukünftige dard und eine optimale Zonierung Generationen ohne Einschränkun- der beheizten Bereiche, auf die Nut- gen unsere Natur und Ressourcen zung sämtlicher Wärmekapazitäten genießen können. Ø PARTNERBETRIEBE: ABB AG: Schalterprogramm Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz Brüder Thumfort Gesellschaft m.b.H.: Heizungs- und Sanitärinstallationen durch modernste Technik Duravit Austria GmbH: Keramik & Armaturen Elektrotechnik Graff GmbH: Elektroinstallationen Last- und Energiemanagement für Hoval GmbH: Warmwasserbereitung Stromverbrauchsanlagen Pink GmbH: Pufferspeicheranlagen Mobile Batteriespeicher aus Reiter Haustechnik GmbH & Co KG: Lüftungsinstallationen Elektrofahrzeugen Siemens AG Österreich: MSRT-Anlage Smartes Regelungskonzept TROX Austria GmbH: Lüftungsgeräte Wärmerückgewinnung aus Uponor Vertriebs GmbH: Flächenheizung + Fernleitungen Gewerbekälteanlagen WILO Pumpen Österreich GmbH: Heizungspumpen Wärmerückgewinnung aus Abwärme Holzöfen Diese Elemente ermöglichen eine optimale Energiespeicherung und smarte Regelung von Erzeugung und Verbrauch. Das Leuchtturmprojekt wurde durch umfangreiches Monitoring der TBH begleitet. So konnte der Energieverbrauch minimiert und die Behaglichkeit des Areals und der unterschiedlichen Räumlichkeiten maximiert werden. Das fortlaufende Das Projekt Monitoring während des Projektes Energy2POG – Hybrider Energieverbund am Pogusch diente auch zur Qualitätskontrolle Projektpartner: Steirereck-Stadtpark GmbH, TBH Ingenieur GmbH und der unterschiedlichen Komponen- AEE INTEC ten und legte weiteren Optimie- Spezialisierung: Der „Hybride Energieverbund“ basiert auf dem rungsbedarf des Betriebes und der Zusammenspiel und der Optimierung unterschiedlichster erneuerbarer Regelungstechnik offen. Außerdem Energiesysteme. Die dem Projekt zugrundeliegende Idee ist der Einsatz wurden Simulationsberechnungen von Solarenergie, regionaler Biomasse und passiven Komponenten zum genutzt, um die Auswirkungen der Plusenergiegebäudeverband an einem Standort mit hoher ökologischer möglichen Optimierungen sichtbar Sensibilität. Das daraus resultierende Energiekonzept berücksichtigt be- darzustellen. reits bestehende Strukturen wie auch neu zu errichtende Systeme und fasst dies in einer einzigartigen Gesamtsystemlösung zusammen. Ein Maximum an Innovation Herausforderung: Nachhaltigen und ressourcenschonenden Tourismus- Der Innovationsgehalt des gesamten und Gastronomiebetrieb mit nahezu autarkem Energiesystem in exponier- Projektes Steirereck-Pogusch ter Lage unter besonderen klimatischen Bedingungen schaffen TGA Planung 2022 87
DIE AUTOREN Jürgen Obmauer DI Philip Ohnewein Mst. Dr. Georg Patay Ing. Robert Pichler Vertriebsleiter Belimo Österreich arbeitet nach dem Studium der Seit 2017 Geschäftsführer der Als Geschäftsführer der TBH Branchenkenner Technischen Mathematik an der energy4rent GmbH (vormals Ingenieur GmbH (kurz TBH) ÖGNI-Botschafter TU Graz mit Schwerpunkt nume- Hotmobil Vertriebs GmbH). führt er ein innovatives Consul- rische Mathematik in der Pla- Mehr als zwei Jahrzehnte ting- und Planungsunternehmen nung von großen thermischen HLK-Berufserfahrung in leiten- in den Bereichen der Haus-, Solaranlagen und der Betreuung den Managementfunktionen Elektro- und Energietechnik. ausländischer Kunden bei SOLID (Technik, Marketing und Ver- Der Autor und European Energy Gesellschaft für Solarinstal- trieb). Langjährige Verband- Manager kann mehr als 25 lation und Design mbH. Seit stätigkeiten (SHL-Forum, VÖK, Jahre Berufserfahrung auf dem Oktober 2010 ist er Projektleiter BWP, Austria Solar, ÖVGW und Fachgebiet der Gebäudetechnik sowie in der Akquisition von klima:aktiv), von 2008 bis 2017 vorweisen. Mit seinem 25-köpfi- nationalen und internationalen Lektor an der FH-Pinkafeld, gen Team an Spezialisten berät, Forschungsprojekten im Bereich Rudolf Sallinger Preisträger, entwickelt, plant und überwacht Hydraulik- und Strömungssimu- Verfasser von Fachartikeln und er komplexe Gesamtlösungen lation sowie Qualitätssicherung Referent bei Kongressen und für innovative Projekte seiner und automatisierte Funktions- Branchen-Events. Mitinhaber Kunden und Auftraggeber. kontrolle bei AEE INTEC. von Patenten des Europäischen Patentamtes. Mag. Wilfried Pohl Mag. Dr. Alfred Popper Robert Punzenberger Prof. DI Mag. Dr. Alexander (Diplom Physik). Seit 1985 Internationaler Vortragender zu ist mit mehr als 25 Jahren Redlein bei Bartenbach, Leiter der den Themen Brandschutz, Pro- Erfahrung in der Gebäudebetreu- ist Prof. für Immobilien- und Forschungsabteilung, Mitglied dukthaftung, MSV, SV-Haftung, ung eng mit der Entwicklung Facility Management an der TU der Geschäftsleitung, Prokura. Schadenersatz, QM, Beauftragte, des Facility Managements Wien, Past President der IFMA Zahlreiche internationale Bauprodukte, Gebäudesicher- vertraut. Seit 2013 ist er Austria. Er ist Präsident der Forschungsprojekte, F&E mit heit, Sicherheit insbesondere Geschäftsführer der FIX Gebäu- REUG. Er beschäftigt sich nach Schwerpunkt Tages- und Kunst- Fire Safety Management, B 1300 desicherheit + Service GmbH, einer interdisziplinären Ausbil- licht, Bauphysik. und B 1301. einem Tochterunternehmen der dung an der TU Wien und der Foto: HLK/E. Herrmann Peneder Gruppe. Ebenso fungiert Wirtschaftsuniversität Wien seit er als Projektleiter „PowerPack rund 20 Jahren in Forschung und Immobilie“ und Vorstandsmit- Lehre mit dem Thema Immobi- glied bei Facility Management lien und Facility Management. Austria (FMA) sowie als Vor- Er ist Strategieberater für inter- stand der International Facility nationale Service Provider. Er ist Management Association Austria Leiter des Executive MBAFacility (IFMA Austria). Management an der TUWien und im Stanford University ME310 global teaching team. 228 TGA Planung 2022
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