Ein Gesamtkonzept für Nachhaltigkeit - Hybrider Energieverbund am Pogusch - TBH Ingenieur GmbH

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Ein Gesamtkonzept für Nachhaltigkeit - Hybrider Energieverbund am Pogusch - TBH Ingenieur GmbH
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                      Die Bauteilaktivierung der Firma Uponor garantiert ein angenehmes Raumklima im Glashaus „kalt“ sowie im Kräutergarten

                                                   Hybrider Energieverbund am Pogusch
                      Autor:
                      Ing. Robert Pichler
                                                   Ein Gesamtkonzept für
                                                   ­Nachhaltigkeit

                                                   I
                                                         m Rahmen des Projekts „Ener-             nun ressourcenschonend und nahezu
                                                         gy²POG“ wurde der Gastronomie-           energieautark.
                                                         und Hotelbetrieb Steirereck-Pogusch
                                                         umgebaut und erweitert. So konnte        Der Umwelt zuliebe
                                                   eine innovative und intelligente Verbin-       Der Energieverbrauch steigt weltweit
                                                   dung unterschiedlicher Energietechnolo-        und die Hotellerie und Gastronomie ist
                                                   gien geschaffen werden, welche zu einem        ein entscheidender Produktionsfaktor,
✖ Foto: Beigestellt

                                                   smarten Gesamtenergiesystem integriert         der hohe Kosten und CO2-Emissionen
                                                   wurden. Das Resultat: Das Steirereck-Po-       verursacht. Diesen Herausforderungen
                                                   gusch, welches sich in exponierter Lage        begegnet auch das Steirereck-Pogusch.
                                                   auf 1.100 m Seehöhe befindet, agiert           Aus diesem Grund wandten sich Birgit

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und Heinz Reitbauer – Inhaber der
Steirereck-Stadtpark GmbH – an
die TBH Ingenieur GmbH (kurz
TBH), welche für Energieeffizienz-
projekte und Ressourcenoptimie-
rung bekannt ist. So unterstützte
die TBH den Erfolg des Projektes
„Energy²POG“ maßgeblich durch
ihre Expertise und wissenschaftliche
Begleitung. Die Herausforderung für
die an der Planung und Umsetzung
Beteiligten bestand darin, eine von
Naturerlebnis geprägte Situation
und einen hoch anspruchsvollen,
zeitgemäßen Gastronomiebetrieb
innerhalb einer harmonischen
Gesamtlösung in die Zukunft zu
führen. Das Neue soll sichtbar sein,   Die neuen Gebäude entsprechen den höchsten Nachhaltigkeits- und Effizienzkriterien
demonstriert die Lebensperspektive
des 21. Jahrhunderts abseits der
Stadt und ist verknüpft mit dem
Know-how des 21. Jahrhunderts.
Durch die Expertise aller Beteilig-
ten, insbesondere der TBH, wurde
ein zukunftsweisendes ökologisches
Leuchtturmprojekt unter herausfor-
dernden Bedingungen geschaffen.

Wenn Altes auf Neues trifft
Im Sinne von Ressourcenschonung
und Kreislaufwirtschaft wurden be-
stehende Bausteine, wie Gaststätte,
                                       Das Gesamtensemble fügt sich optimal in die örtliche Natur ein
Beherbergung, Steinhaus, Holzhaus
und Landwirtschaft sind durch          Ausführungsstandard und garan-            eigener Produktion gefertigt, zahl-
relevante neue Elemente erweitert.     tieren ein angenehmes Raumklima.          reiche Bauteile sowie Möbel wurden
So wurde die Küche neu organi-         Um die Energie effizient zu nutzen,       wieder instandgesetzt. Außerdem
siert, zwei Glashäuser (Kräuter­       erfolgt die Wärmeabgabe auf Basis         lag ein Hauptaugenmerk auf der
garten, Glashaus kalt), spezielle      von Niedertemperatursystemen.             Verwendung von möglichst ökologi-
Mitarbeiter- und Gästeunterbrin-       Auch die Glashäuser sind thermisch        schen Baustoffen.
gungen, vier Baumhäuser und ein        hochwertig ausgeführt und in einen        Um für ein bestmögliches Raum-
Mittelflurhaus geschaffen und die      beheizten und einen gering tempe-         klima zu sorgen, werden weder die
generelle Infrastruktur erweitert      rierten Teil getrennt. Die gesamte        Bestandsgebäude noch Neubauflä-
bzw. auf die neuen Anforderungen       WC-Spülung und Bewässerung der            chen aktiv klimatisiert. Stattdessen
angepasst und strukturiert. Die        Pflanzen in den beiden Glashäusern        werden die natürlichen klimatischen
neuen Gebäude wurden im Nied-          erfolgt über die Brauchwasserzis-         Gegebenheiten der Lage genutzt,
rigenergiestandard unter teilweiser    terne (eigenes System). Um die            um Frischluft vorzukonditionieren
Nutzung von Passivhauskomponen-        Nachhaltigkeit des Bauvorhabens           (z. B.: Lufterdkollektor) oder, durch
ten ausgeführt. Kontrollierte Be-      weiter zu steigern, wurde großer          die niedrigen Außentemperaturen
und Entlüftungsanlagen inklusive       Wert auf lokale Ressourcen gelegt.        im Sommer, die Speichermasse
Wärmerückgewinnung zählen zum          Einige Komponenten wurden in              abzukühlen.

                                                                                                 TGA Planung 2022     85
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                                                                                die spezifischen Rahmenbedin-
                                                                                gungen, insbesondere die Lage auf
                                                                                rund 1.100 m Seehöhe, bei der Wahl
                                                                                der erneuerbaren Energiequellen
                                                                                berücksichtigt. Die bereits beste-
                                                                                henden Strukturen blieben erhalten
                                                                                und wo nötig wurden neue Systeme
                                                                                implementiert. Daher bildeten die
                                                                                bestehenden Versorgungsanlagen
                                                                                – eine 150 kW Hackgutanlage, 100
                                                                                m2 Solarthermieanlage und 5 kWp
                                                                                Photovoltaikanlage – die Basis für
                                                                                das neue Energiekonzept. Aufgrund
                                                                                der vor Ort verfügbaren erneu-
                                                                                erbaren Energiequellen und dem
                                                                                spezifischen Lastprofil des Gastro-
                                                                                nomie- und Beherbergungsbetriebes
Zwei getrennte, thermisch hochwertige Glashäuser ermöglichen Nahrungs­          hat man sich bei den zu ergänzenden
produktion vor Ort
                                                                                Systemen für Biomasse entschieden.
                                                                                Deshalb ist angedacht, eine Biomas-
                                                                                se KWK-Anlage mit rund 100 kW
                                                                                thermisch und 50 kW elektrisch als
                                                                                Ergänzung zur bereits umgesetzten
                                                                                Hackgutkesselanlage (2 x 150 kW
                                                                                thermisch) einzusetzen. Die neu
                                                                                errichteten Erzeugungsanlagen
                                                                                liegen nahe Null-Energie-Standard,
                                                                                was bedeutet, dass eine bilanzielle
                                                                                Versorgung des Areals über ein
                                                                                Jahr zu 100 % aus vor Ort erzeugter
                                                                                erneuerbarer Energie möglich ist.
                                                                                Durch die schwankenden Lastpro-
                                                                                file wurden Energie-Flexibilitäten
                                                                                installiert, um den Eigenversor-
Die neuen Systeme wurden in die bestehenden Gebäude harmonisch integriert
                                                                                gungsgrad mit vor Ort generierter
Trotz der unterschiedlichen Kom-         die Landschaft ein, so stehen etwa     erneuerbarer Energie zu steigern.
ponenten aus Bestandsgebäude             die neu errichteten „Berts“ im Wald    Um in Verbindung mit den Er-
und Zubau wurde architektonisch          zwischen den Bäumen. Das Ge-           zeugungsanlagen entsprechende
ein ästhetischer Konsens erreicht,       samtensemble bildet ein Unikat mit     Flexibilisierungspotenziale nutzen
indem die Bestandsgebäude öster-         hohem Innovationsgehalt, das den       zu können, wurden nachfolgende
reichische Tradition widerspiegeln.      Gästen ein einmaliges Urlaubs- und     Elemente umgesetzt:
Jedoch sind die neu errichteten          Ausflugserlebnis bietet, ohne der         Heizungspufferspeicher
Gebäude, wie etwa die Baumhäuser         Natur zu Lasten zu fallen.             (ca. 40 m³)
namens „Bert“, keine Imitationen                                                   Trinkwasserspeicher (ca. 70 m³)
der österreichischen Baukultur.          Mit modernstem Konzept zur                Brauchwasserzisternen
Vielmehr wurde das Augenmerk             Energieautarkie                        (ca. 40 m³)
darauf gelegt, Moderne mit Traditi-      Der „hybride Energieverbund“ ba-          Thermische Aktivierung von
on zu verbinden. Holz als Baustoff       siert auf dem optimalen Zusammen-      Beton- und Fundamentbauteilen
kam dabei eine große Bedeutung           spiel unterschiedlichster erneuerba-      Stationäre Batteriespeicher
zu. Das gesamte Areal fügt sich in       rer Energiesysteme. Dabei wurden       (ca. 80 kVA)

86 TGA Planung 2022
Ein Gesamtkonzept für Nachhaltigkeit - Hybrider Energieverbund am Pogusch - TBH Ingenieur GmbH
REFERENZEN

                                         spiegelt sich in der intelligenten     durch Wärmerückgewinnung und
                                         Verbindung der vielversprechenden      Energie-Flexibilitäten Wert gelegt.
                                         Technologien zu einem smarten          So konnte ein Projekt realisiert wer-
                                         Gesamtenergiesystem wider. Außer-      den, das die Ressourcen schont und
                                         dem wurde auf eine energieeffiziente   somit einen Teil dazu beiträgt, dass
                                         Bauweise mit hohem Dämmstan-           die gegenwärtige als auch zukünftige
                                         dard und eine optimale Zonierung       Generationen ohne Einschränkun-
                                         der beheizten Bereiche, auf die Nut-   gen unsere Natur und Ressourcen
                                         zung sämtlicher Wärmekapazitäten       genießen können.                    Ø

                                         PARTNER­BETRIEBE:
                                         ABB AG: Schalterprogramm
Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz   Brüder Thumfort Gesellschaft m.b.H.: Heizungs- und Sanitärinstallationen
durch modernste Technik                  Duravit Austria GmbH: Keramik & Armaturen
                                         Elektrotechnik Graff GmbH: Elektroinstallationen
  Last- und Energiemanagement für        Hoval GmbH: Warmwasserbereitung
Stromverbrauchsanlagen                   Pink GmbH: Pufferspeicheranlagen
  Mobile Batteriespeicher aus            Reiter Haustechnik GmbH & Co KG: Lüftungsinstallationen
Elektrofahrzeugen                        Siemens AG Österreich: MSRT-Anlage
  Smartes Regelungskonzept               TROX Austria GmbH: Lüftungsgeräte
  Wärmerückgewinnung aus                 Uponor Vertriebs GmbH: Flächenheizung + Fernleitungen
Gewerbekälteanlagen                      WILO Pumpen Österreich GmbH: Heizungspumpen
  Wärmerückgewinnung aus
Abwärme Holzöfen
Diese Elemente ermöglichen eine
optimale Energiespeicherung und
smarte Regelung von Erzeugung
und Verbrauch.
Das Leuchtturmprojekt wurde
durch umfangreiches Monitoring
der TBH begleitet. So konnte der
Energieverbrauch minimiert und
die Behaglichkeit des Areals und der
unterschiedlichen Räumlichkeiten
maximiert werden. Das fortlaufende       Das Projekt
Monitoring während des Projektes         Energy2POG – Hybrider Energieverbund am Pogusch
diente auch zur Qualitätskontrolle       Projektpartner: Steirereck-Stadtpark GmbH, TBH Ingenieur GmbH und
der unterschiedlichen Komponen-          AEE INTEC
ten und legte weiteren Optimie-          Spezialisierung: Der „Hybride Energieverbund“ basiert auf dem
rungsbedarf des Betriebes und der        Zusammenspiel und der Optimierung unterschiedlichster erneuerbarer
Regelungstechnik offen. Außerdem         Energiesysteme. Die dem Projekt zugrundeliegende Idee ist der Einsatz
wurden Simulationsberechnungen           von Solarenergie, regionaler Biomasse und passiven Komponenten zum
genutzt, um die Auswirkungen der         Plusenergiegebäudeverband an einem Standort mit hoher ökologischer
möglichen Optimierungen sichtbar         Sensibilität. Das daraus resultierende Energiekonzept berücksichtigt be-
darzustellen.                            reits bestehende Strukturen wie auch neu zu errichtende Systeme und fasst
                                         dies in einer einzigartigen Gesamtsystemlösung zusammen.
Ein Maximum an Innovation                Herausforderung: Nachhaltigen und ressourcenschonenden Tourismus-
Der Innovationsgehalt des gesamten       und Gastronomiebetrieb mit nahezu autarkem Energiesystem in exponier-
Projektes Steirereck-Pogusch             ter Lage unter besonderen klimatischen Bedingungen schaffen

                                                                                               TGA Planung 2022    87
Ein Gesamtkonzept für Nachhaltigkeit - Hybrider Energieverbund am Pogusch - TBH Ingenieur GmbH
DIE AUTOREN

Jürgen Obmauer                      DI Philip Ohnewein                  Mst. Dr. Georg Patay               Ing. Robert Pichler
Vertriebsleiter Belimo Österreich   arbeitet nach dem Studium der       Seit 2017 Geschäftsführer der      Als Geschäftsführer der TBH
Branchenkenner                      Technischen Mathematik an der       energy4rent GmbH (vormals          Ingenieur GmbH (kurz TBH)
­ÖGNI-Botschafter                   TU Graz mit Schwerpunkt nume-       Hotmobil Vertriebs GmbH).          führt er ein innovatives Consul-
                                    rische Mathematik in der Pla-       Mehr als zwei Jahrzehnte           ting- und Planungsunternehmen
                                    nung von großen thermischen         HLK-Berufserfahrung in leiten-     in den Bereichen der Haus-,
                                    Solaranlagen und der Betreuung      den Managementfunktionen           Elektro- und Energietechnik.
                                    ausländischer Kunden bei SOLID      (Technik, Marketing und Ver-       Der Autor und European Energy
                                    Gesellschaft für Solarinstal-       trieb). Langjährige Verband-       Manager kann mehr als 25
                                    lation und Design mbH. Seit         stätigkeiten (SHL-Forum, VÖK,      Jahre Berufserfahrung auf dem
                                    Oktober 2010 ist er Projektleiter   BWP, Austria Solar, ÖVGW und       Fachgebiet der Gebäudetechnik
                                    sowie in der Akquisition von        klima:aktiv), von 2008 bis 2017    vorweisen. Mit seinem 25-köpfi-
                                    nationalen und internationalen      Lektor an der FH-Pinkafeld,        gen Team an Spezialisten berät,
                                    Forschungsprojekten im Bereich      Rudolf Sallinger Preisträger,      entwickelt, plant und überwacht
                                    Hydraulik- und Strömungssimu-       Verfasser von Fachartikeln und     er komplexe Gesamtlösungen
                                    lation sowie Qualitätssicherung     Referent bei Kongressen und        für innovative Projekte seiner
                                    und automatisierte Funktions-       Branchen-Events. Mitinhaber        Kunden und Auftraggeber.
                                    kontrolle bei AEE INTEC.            von Patenten des Europäischen
                                                                        Patentamtes.

Mag. Wilfried Pohl                  Mag. Dr. Alfred Popper              Robert Punzenberger                Prof. DI Mag. Dr. Alexander
(Diplom Physik). Seit 1985          Internationaler Vortragender zu     ist mit mehr als 25 Jahren         Redlein
bei Bartenbach, Leiter der          den Themen Brandschutz, Pro-        Erfahrung in der Gebäudebetreu-    ist Prof. für Immobilien- und
Forschungsabteilung, Mitglied       dukthaftung, MSV, SV-Haftung,       ung eng mit der Entwicklung        Facility Management an der TU
der Geschäftsleitung, Prokura.      Schadenersatz, QM, Beauftragte,     des Facility Managements           Wien, Past President der IFMA
Zahlreiche internationale           Bauprodukte, Gebäudesicher-         vertraut. Seit 2013 ist er         Austria. Er ist Präsident der
Forschungsprojekte, F&E mit         heit, Sicherheit insbesondere       Geschäftsführer der FIX Gebäu-     REUG. Er beschäftigt sich nach
Schwerpunkt Tages- und Kunst-       Fire Safety Management, B 1300      desicherheit + Service GmbH,       einer interdisziplinären Ausbil-
licht, Bauphysik.                   und B 1301.                         einem Tochterunternehmen der       dung an der TU Wien und der
                                    Foto: HLK/E. Herrmann               Peneder Gruppe. Ebenso fungiert    Wirtschaftsuniversität Wien seit
                                                                        er als Projektleiter „PowerPack    rund 20 Jahren in Forschung und
                                                                        Immobilie“ und Vorstandsmit-       Lehre mit dem Thema Immobi-
                                                                        glied bei Facility Management      lien und Facility Management.
                                                                        Austria (FMA) sowie als Vor-       Er ist Strategieberater für inter-
                                                                        stand der International Facility   nationale Service Provider. Er ist
                                                                        Management Association Austria     Leiter des Executive MBAFacility
                                                                        (IFMA Austria).                    Management an der TUWien und
                                                                                                           im Stanford University
                                                                                                           ME310 global teaching team.

228 TGA Planung 2022
Ein Gesamtkonzept für Nachhaltigkeit - Hybrider Energieverbund am Pogusch - TBH Ingenieur GmbH
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