Eine Frage der Glaubwürdigkeit - SWP-Studie Marco Overhaus
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SWP-Studie Marco Overhaus Eine Frage der Glaubwürdigkeit Konventionelle und nukleare Sicherheitszusagen der USA in Europa Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit SWP-Studie 15 Juni 2019, Berlin
Kurzfassung US-Präsident Donald Trump hat Zweifel ausgelöst an den amerikanischen Sicherheitszusagen im Rahmen der Nato – durch seine »Amerika zuerst«- Programmatik und seine verbalen Angriffe auf das Bündnis. Betroffen ist sowohl die konventionelle Rückversicherung, das heißt die mit nicht nukle- aren militärischen Mitteln untermauerten Zusagen, als auch die nukleare Dimension. Zum »Faktor Trump« kommt hinzu, dass aus Sicht Washingtons die Kosten und Risiken dieser Sicherheitszusagen gestiegen sind. Gründe dafür sind die Ausweitung des Bündnisgebiets im Zuge der Osterweiterung, die Modernisierung des russischen Militärs und das Ende der unangefochtenen militärischen Übermacht der USA. Dennoch hat Amerika unter Trump seine finanziellen und militärischen Beiträge zur Rückversicherung der europäi- schen Bündnispartner nicht verringert, sondern erhöht. Die Unsicherheiten über den Nato-Kurs der USA führen dazu, dass sich die Gräben in Europa vertiefen. Auf der einen Seite stehen die europäischen Bündnisstaaten, die ein höheres Maß an »strategischer Autonomie« von Washington anstreben, auf der anderen jene, die sich stärker an die ameri- kanische Schutzmacht anlehnen wollen. Insbesondere aus der Perspektive östlicher Nato-Staaten sind die amerikanischen Sicherheitszusagen auch in Zeiten Trumps noch wesentlich glaubwürdiger als mögliche europäische Alternativen. Die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Sicherheitszusagen ist ein facettenreiches Phänomen, das sich nicht auf die Äußerungen des US-Präsi- denten reduzieren lässt. Die europäischen Nato-Staaten betrachten und gewichten die ihr zugrunde liegenden Faktoren verschieden. Ein ausgepräg- tes Bewusstsein der politischen Entscheidungsträger, nicht zuletzt in Deutschland, für diese Unterschiede ist unverzichtbar für den politischen Zusammenhalt in der EU und in der Nato.
SWP-Studie Marco Overhaus Eine Frage der Glaubwürdigkeit Konventionelle und nukleare Sicherheitszusagen der USA in Europa Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit SWP-Studie 15 Juni 2019, Berlin
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Inhalt 5 Problemstellung und Empfehlungen 7 Die Glaubwürdigkeit von Sicherheitszusagen 7 Definition und Kriterien 8 Rückversicherung – die konventionelle und die nukleare Dimension 11 Innenpolitische Unterstützung in den USA für die Bündniszusagen 12 Präsident Trump 13 Die Administration 15 Der Kongress 17 Zweifel an der Glaubwürdigkeit der USA 19 Das sicherheitspolitische Umfeld 19 Truppenpräsenz und militärische Kräfteverhältnisse 22 Nuklearwaffen 25 Militärische Beiträge der USA 25 Rückversicherung nach der Krim-Annexion durch Russland 28 US-Sicherheitszusagen und hybride Bedrohungen 29 Erweiterte nukleare Abschreckung 32 Sichtweisen östlicher Nato-Partner 32 Rückversicherung mit konventionellen Mitteln 34 Rückversicherung mit nuklearen Mitteln 37 Schlussfolgerungen 39 Abkürzungen
Dr. Marco Overhaus ist Wissenschaftler in der Forschungs- gruppe Amerika.
Problemstellung und Empfehlungen Eine Frage der Glaubwürdigkeit – Konventionelle und nukleare Sicherheits- zusagen der USA in Europa US-Präsident Donald Trump hat mit seiner »Amerika zuerst«-Programmatik und mit seinen verbalen An- griffen auf die Nato große Zweifel ausgelöst an der Glaubwürdigkeit amerikanischer Sicherheitszusagen im Bündnis. Das betrifft sowohl die konventionelle als auch die nukleare Dimension. »Konventionelle Rückversicherung« wird in dieser Studie verstanden als die mit nicht nuklearen militärischen Mitteln untermauerten Sicherheitszusagen gegenüber den Bündnispartnern, »nukleare Rückversicherung« entsprechend als die mit nuklearen militärischen Mitteln untermauerten Zusagen. Artikel 5 des Washingtoner Vertrages besagt, dass die Mitgliedstaaten einen Angriff auf einen von ihnen als einen Angriff auf alle betrachten. Diese politische Verpflichtung untermauern die USA durch die Präsenz ihrer Truppen und militärischen Fähigkeiten in Europa. Daher lautete eine im Bündnis allgemein geteilte An- nahme über Jahrzehnte, dass Washington seinen Nato- Partnern im Krisen- oder Kriegsfall mit konventionel- len und im Extremfall auch mit atomaren Waffen beistehen würde. Die USA besaßen dabei als einziger Nato-Staat den politischen Willen und die Fähig- keiten, die Sicherheit des gesamten Bündnisgebietes zu garantieren. Wie glaubwürdig sind die amerikanischen Sicher- heitszusagen seit Trumps Amtsübernahme noch und welche politischen und sicherheitspolitischen Konse- quenzen folgen aus dem Befund? Aus Sicht der deut- schen Politik scheint die Sache klar zu sein. Hier- zulande wird vermehrt darüber diskutiert, wie sich Europa sicherheitspolitisch unabhängiger von Wa- shington machen kann. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte bereits im Mai 2017, dass die »Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, […] ein Stück vorbei [sind]«. In Frankreich haben Überlegungen zur strategischen Autonomie Europas ohnehin eine lange Tradition. Dagegen lehnen sich einige östliche Nato-Staaten, in erster Linie Polen, die baltischen Länder und Rumä- nien, nach dem Amtsantritt Trumps deutlicher als zuvor an die amerikanische Schutzmacht an. In anderen Ländern wiederum, wie der Tschechischen SWP Berlin Eine Frage der Glaubwürdigkeit Juni 2019 5
Problemstellung und Empfehlungen Republik und Ungarn, gibt es Bestrebungen, sich die Nato-Befürworter in den USA eine zunehmend Russland stärker anzunähern. Offensichtlich bewerten schlechte Argumentationsgrundlage. die europäischen Staaten die amerikanische Sicher- Im Hinblick auf nukleare Waffen sind die Möglich- heits- und Verteidigungspolitik sehr unterschiedlich. keiten Europas, aus eigener Kraft eine glaubwürdige Diese divergierenden Sichtweisen sind ein Problem Rückversicherung ohne die USA zu erreichen, noch für den Zusammenhalt sowohl in der Europäischen eingeschränkter als bei konventionellen Fähigkeiten. Union (EU) als auch in der Nato. Der überwiegende Teil der europäischen Nato-Staaten, Im Fokus dieser Studie stehen drei Faktoren, die darunter Deutschland, hat nur ein relativ geringes der Glaubwürdigkeit amerikanischer Rückversiche- Interesse an nuklearen Fragen. Die meisten derjeni- rung zugrunde liegen. Dabei handelt es sich um gen Staaten, die die atomare Abschreckung als wichtig 1. die politische Unterstützung der relevanten für die nationale Verteidigungspolitik einstufen, Akteure in den USA, die sich für die Sicherheits- sehen auch in Zeiten Trumps keine Alternative zu zusagen gegenüber den Verbündeten einsetzen, den amerikanischen Schutzzusagen. 2. die Entwicklung des sicherheitspolitischen Um- Für die östlichen Nato-Staaten gründet sich die felds, insbesondere der militärischen (Un-)Gleich- Glaubwürdigkeit amerikanischer nuklearer Rückver- gewichte in Teilen Europas, und sicherung auf ein politisch-strategisches Verständnis 3. die konkreten finanziellen und militärischen der Bedeutung dieser Waffen. Entscheidend ist dem- Beiträge der USA zur Untermauerung ihrer Sicher- nach, dass die USA sich politisch, wie in der aktuellen heitszusagen im Licht der veränderten sicherheits- amerikanischen Nuklearstrategie von 2018 dokumen- politischen Landschaft. tiert, zur erweiterten nuklearen Abschreckung beken- Die europäischen Adressaten der amerikanischen nen und dass selbst – oder vielleicht gerade – bei Rückversicherung beurteilen und gewichten diese Trump weder Freund noch Feind mit letzter Gewissheit drei Faktoren auf der Basis ihrer jeweiligen Sicher- einschätzen kann, wie die USA im Fall einer nuklea- heits- und Bedrohungswahrnehmungen verschieden. ren Krise reagieren würden. Die vorliegende Studie beschränkt sich darauf, die Fragen des konkreten nuklearen Dispositivs – das Perspektiven einiger östlicher Bündnisstaaten, die heißt, wie viele Waffen mit welcher Sprengkraft auf sich gegenüber Russland besonders exponiert fühlen, welchen Trägersystemen in Europa stationiert sind – näher zu beleuchten. sind dagegen für die östlichen Nato-Staaten wenig Die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Bündnis- relevant. Debatten über diese Fragen bergen daher die zusagen steht vor allem mit Blick auf die ersten Gefahr, die Nato zu spalten, statt einen Beitrag zur beiden Faktoren in Frage: den politischen Rückhalt in Glaubwürdigkeit der Rückversicherung zu leisten. den USA und die Entwicklung des Sicherheitsum- Angesichts der Entwicklungen in den USA, für die felds. Der dritte Faktor, die konkreten finanziellen Präsident Trump eher Symptom als Ursache ist, mag und militärischen Beiträge der USA zur europäischen es richtig sein, dass Europa langfristig eine größere ver- Sicherheit, gewinnt damit erheblich an Bedeutung. teidigungspolitische Eigenständigkeit von den USA Deutsche und europäische Akteure haben insge- anstrebt. Eine rein europäische Rückversicherung samt nur wenig Möglichkeiten, unmittelbar Einfluss muss sich dabei allerdings an den gleichen Maß- auf die Glaubwürdigkeit amerikanischer Rückver- stäben messen lassen, wie sie über mehr als sieben sicherung zu nehmen. Am ehesten gelingt dies da- Dekaden für die USA galten. Um glaubwürdig zu sein, durch, dass sie denjenigen Kräften in der US-Adminis- müssen Sicherheitszusagen, die sich die europäischen tration und im Kongress politisch den Rücken stärken, Staaten gegenseitig geben, folglich getragen werden die für die fortdauernde Einbindung der USA in die von einem starken politischen Willen in den Haupt- Allianz eintreten. städten und von ausreichenden finanziellen und Grundvoraussetzung für diese politische Unter- militärischen Mitteln. Vor allem jedoch müssen diese stützung sind verlässliche finanzielle und militäri- Sicherheitszusagen glaubwürdig für alle Staaten sein, sche Beiträge Deutschlands und anderer europäischer die im Rahmen der EU und der Nato Teil des euro- Staaten zur gemeinsamen Aufgabe der Rückversiche- päischen Einigungsprojektes sind. rung gegenüber allen Bündnispartnern. Falls die europäischen Partner nicht in der Lage sein sollten, wenigstens einige der kritischen konventionellen Fähigkeiten für diese Mission bereitzustellen, haben SWP Berlin Eine Frage der Glaubwürdigkeit Juni 2019 6
Definition und Kriterien Die Glaubwürdigkeit von Sicherheitszusagen Definition und Kriterien Glaubwürdigkeit der Sicherheitszusagen bzw. der Rückversicherung wird in dieser Studie verstanden als Die vorliegende Studie widmet sich den amerika- die begründete und nachvollziehbare Erwartung der nischen Sicherheitszusagen gegenüber den Nato- europäischen Nato-Partner, dass Washington seine im Bündnispartnern, es geht also um das Thema der Rahmen der Allianz gegebenen Sicherheitszusagen Rückversicherung (Reassurance). Davon abzugrenzen einhält. Begründet und nachvollziehbar sind diese ist die Abschreckung (Deterrence), deren Adressat die Erwartungen insofern, als sie sich auf die Analyse US- potentiellen Gegner eines Bündnisses sind. Beide amerikanischer Interessen und die Kosten-Nutzen- Konzepte sind eng miteinander verknüpft, aber nicht Analyse dieser Zusagen für Washington stützen. identisch. Damit unterscheidet sich Glaubwürdigkeit von an- Es gibt wenig Zweifel daran, dass die USA ihre deren Begriffen wie »Vertrauen« oder »Reputation«. Sicherheit verteidigen würden, wenn es um die Vertrauen basiert auf sozialen und persönlichen Abwehr von Bedrohungen des eigenen Territoriums Bindungen, die Reputation auf dem Verhalten von geht. Problematisch wird Glaubwürdigkeit dann, Staaten, Gruppen oder Personen in der Vergangenheit wenn es sich um Sicherheitszusagen gegenüber Part- und der Erwartung, dass sie sich auch in Zukunft so nern und Verbündeten handelt. Der Unterschied oder ähnlich verhalten werden.3 zwischen dem eigenen Territorium und »allem, was im Ausland liegt«, so Thomas Schelling, sei der Unter- Glaubwürdigkeit hängt von drei schied zwischen militärischen Drohungen, die inhä- Faktoren ab: dem politischen Willen, rent glaubwürdig sind, und solchen, die erst noch den militärischen Kräfteverhältnissen glaubwürdig gemacht werden müssen.1 und den operativen Beiträgen. Obwohl sich eine große Fülle wissenschaftlicher Literatur mit der Frage der Glaubwürdigkeit US- Auf der Grundlage dieser Definition lassen sich amerikanischer Sicherheits- und Verteidigungs- drei Faktoren ableiten, anhand derer Glaubwürdig- politik – insbesondere in Bezug auf die nukleare keit zwar nicht exakt »gemessen«, aber dennoch be- Abschreckung – befasst hat, bleibt der Begriff urteilt und eingeordnet werden kann. Erstens geht es »Glaubwürdigkeit« meist bemerkenswert unklar. Das um den politischen Willen in den relevanten Macht- mag daran liegen, dass Glaubwürdigkeit als ein weit- zentren im Regierungssystem der USA. Inwiefern gehend subjektives Phänomen schwer zu fassen ist. genießen die Sicherheitszusagen der USA gegenüber Ob die USA glaubwürdig sind, entscheiden letztend- den Nato-Partnern politischen Rückhalt im Weißen lich die Adressaten der amerikanischen Politik – Haus, im administrativen Apparat und im US-Kon- sowohl die Verbündeten als auch die Gegner.2 3 Daryl Press hat in einer historischen Studie herausgear- 1 Thomas C. Schelling, Arms and Influence. With a New beitet, dass die Glaubwürdigkeit militärischer Drohungen in Foreword and Preface, New Haven 2008 (The Henry L. Stimson den Augen der Adressaten nicht in erster Linie von Verhal- Lectures), S. 36 (eigene Übersetzung). tensmustern der Vergangenheit abhängt, sondern von den 2 Vgl. Robert J. McMahon, »Credibility and World Power. Interessen des drohenden Staates und dessen spezifischen Exploring the Psychological Dimension in Postwar American militärischen und wirtschaftlichen Fähigkeiten. Vgl. Daryl G. Diplomacy«, in: Diplomatic History, 15 (1991) 4, S. 455–472 Press, Calculating Credibility. How Leaders Assess Military Threats, (457). Ithaca 2005 (Cornell Studies in Security Affairs), S. 24. SWP Berlin Eine Frage der Glaubwürdigkeit Juni 2019 7
Die Glaubwürdigkeit von Sicherheitszusagen gress? Wird die Sicherheit der europäischen Nato- Zerstörung der beteiligten Parteien gleichkäme, würde Länder als ein wichtiges US-Interesse definiert, für das in greifbare Nähe rücken. Das gilt auch dann, wenn Amerika im Falle einer Krise oder eines bewaffneten in einer Krisensituation zu Beginn »lediglich« nicht Konflikts die Kosten und Risiken militärischer Gewalt strategische Atomwaffen4 zum Einsatz kommen. zu übernehmen bereit wäre? Vor diesem Hintergrund erscheint die nukleare Der zweite Faktor für die Bewertung von Glaub- Rückversicherung der USA gegenüber den Nato-Part- würdigkeit sind die Veränderungen des sicherheits- nern immer unglaubwürdig. Warum sollten die USA politischen Umfelds in Europa, hauptsächlich die die Zerstörung Washingtons riskieren, um die Sicher- Entwicklung militärischer Kräfteverhältnisse und heit Berlins oder Tallinns zu garantieren? Trotzdem militärtechnologischer Fähigkeiten. Diese Entwick- untermauern die USA heute noch weltweit gegenüber lungen sind maßgeblich für die Kosten und Risiken, mehr als 30 Staaten – neben den Mitgliedern der die Washington für seine Zusagen im Rahmen der Nato sind dies Südkorea, Japan und Australien – ihre Nato trägt. Je größer das Ungleichgewicht zu Lasten Schutzzusagen auch mit atomaren Waffen.5 der USA bzw. der Nato ausfällt, desto höher sind das Die Forschung bietet zwei alternative Sichtweisen, Risiko und die Wahrscheinlichkeit, dass im Falle warum nukleare Sicherheitszusagen dennoch glaub- eines Konflikts die Sicherheitszusagen nicht einge- würdig sein können.6 Gemäß der politisch-strategi- halten werden können – und desto geringer ist schen Perspektive handelt es sich bei atomar unter- folglich die Glaubwürdigkeit dieser Zusagen. legten Zusagen bzw. Drohungen im Kern um einen Den dritten Faktor bilden die finanziellen und mi- »Wettbewerb der Risikobereitschaft«7. Die Nuklear- litärisch-operativen Fähigkeiten, mit denen die USA mächte unternehmen institutionelle oder militäri- ihre Sicherheitszusagen untermauern. Je größer und sche Schritte, die das Risiko einer Eskalation bis hin je konkreter auf die Sicherheitslage in Europa zuge- zum Nuklearkrieg erhöhen, ohne dass eine Seite schnitten diese Beiträge sind, umso glaubwürdiger diesen Prozess vollständig kontrollieren könnte. Zum erscheinen die Sicherheitszusagen. Denn mit diesen Beispiel können sie Truppen in sensiblen Regionen Beiträgen dokumentiert Washington einerseits seine als »Stolperdrähte« stationieren oder Aktions-Reak- Bereitschaft, Worten Taten folgen zu lassen und tat- tions-Automatismen8 einrichten. Es seien, so sächlich Ressourcen bereitzustellen. Andererseits steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Sicherheit der 4 »Nicht strategische« oder auch »taktische« Nuklearwaffen europäischen Nato-Partner im Krisen- oder Kriegsfall sind solche Waffen, die nicht unter das Rüstungskontroll- erfolgreich verteidigt werden kann. abkommen für Strategische Waffen (New Strategic Arms Diese drei Faktoren, auf denen die Glaubwürdig- Reduction Treaty, New START) fallen. »Strategische Waffen« keit US-amerikanischer Sicherheitszusagen basiert, im Sinne von New START sind land- und seegestützte werden von den Adressaten dieser Rückversicherung ballistische Raketen mit einer Reichweite von mehr als durch die Brille ihrer jeweiligen nationalen Erfahrun- 5500 km sowie nuklear bewaffnete »strategische« Bomber. gen und Sicherheitswahrnehmungen betrachtet und 5 Vgl. Stéfanie von Hlatky, »American Alliances and Ex- gewichtet. tended Deterrence«, in: Stéfanie von Hlatky/Andreas Wenger (Hg.), The Future of Extended Deterrence. The United States, NATO, and Beyond, Washington, D. C., 2015, S. 1–16 (5). 6 Vgl. zu den beiden Perspektiven auch David S. Yost, Rückversicherung – die konventionelle »Assurance and US Extended Deterrence in NATO«, in: und die nukleare Dimension International Affairs, 85 (2009) 4, S. 755–780 (772); Peter Rudolf, Aporien atomarer Abschreckung. Zur US-Nukleardoktrin Hinsichtlich der Glaubwürdigkeit von US-amerikani- und ihren Problemen, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik schen Sicherheitszusagen gibt es wichtige Unterschiede (SWP), Juli 2018 (SWP-Studie 15/2018), S. 29, (eingesehen am 20.5.2018). Die Drohung mit oder gar der tatsächliche Einsatz 7 Schelling, Arms and Influence [wie Fn. 1], S. 91. von Nuklearwaffen würde das Überschreiten einer 8 »Aktions-Reaktions-Automatismen« sind Mechanismen, politischen und psychologischen Schwelle bedeuten. die bewusst den eigenen politischen Handlungsspielraum in Krisensituationen einschränken sollen. Dadurch soll die Dies würde eine Eskalationskontrolle erheblich er- Glaubwürdigkeit erhöht werden, und zwar sowohl von schweren oder sogar unmöglich machen. Das Risiko Sicherheitszusagen gegenüber Verbündeten als auch von eines umfassenden Nuklearkrieges, der der völligen Drohungen gegenüber Gegnern. Ein Beispiel dafür wäre der SWP Berlin Eine Frage der Glaubwürdigkeit Juni 2019 8
Rückversicherung – die konventionelle und die nukleare Dimension Schelling, die strategischen Waffen, die das Risiko der würdigkeit von Drohungen sogar steigern kann.10 gegenseitigen Vernichtung ausmachen würden. In Selbst wenn es also äußerst unwahrscheinlich ist, diesem Sinne sind allerdings alle Atomwaffen dass der US-Präsident tatsächlich bereit wäre, Nuklear- »strategisch«.9 Das spezifische Nukleardispositiv, also waffen zur Verteidigung der europäischen Nato- die Zahl der Atomwaffen, ihre konkrete Sprengkraft, Verbündeten einzusetzen – die Konsequenzen für ihre Trägersysteme und ihre Stationierungsorte, ist Verbündete wie Gegner wären gravierend. Dem- somit nur von untergeordneter Bedeutung. entsprechend kann sich die Präsident Trump zuge- Die zweite Sichtweise auf die Glaubwürdigkeit schriebene Unberechenbarkeit unter Umständen als nuklearer Sicherheitszusagen ist dagegen eher Stärke erweisen. »operativ«, weil sie stärker die Möglichkeit in den Konventionelle Einsatzszenarien sind – zumindest Blick nimmt, dass Abschreckung versagen kann. in den Augen politischer Entscheidungsträger – besser Wenn es möglich oder zumindest denkbar wäre, den kontrollier- und skalierbar,11 als dies für nukleare Schaden eines auch mit Atomwaffen geführten regio- Waffen zutrifft. Das Prinzip konventioneller Rück- nalen Krieges in Europa oder Asien für die USA durch versicherung heute hat sich nicht grundlegend gegen- »flexible« Optionen – insbesondere mit Bomben über demjenigen des Kalten Krieges geändert: Durch geringerer Sprengkraft – zu begrenzen, schwächt die Vornestationierung von Streitkräften signalisieren sich das Glaubwürdigkeitsproblem ab. Dann nämlich die beteiligten Bündnispartner ihre Bereitschaft, sich hätte Amerika als nukleare Garantiemacht eine Aus- frühzeitig in den militärischen Konflikt hineinziehen sicht darauf, im Falle eines Konflikts nicht selbst ver- zu lassen, wenn ein anderer Partner angegriffen wird. nichtet zu werden. Die Androhung gegenüber dem In einer Konfliktkonstellation zwischen zwei Nuklear- Gegner und die nukleare Rückversicherung der eige- mächten hat konventionelle Verteidigung entweder nen Bündnispartner wären somit glaubwürdiger. So den Zweck, Fait-accompli-Szenarien – das heißt eine lautet jedenfalls die Logik, die sich auch in der Nuklear- schnelle territoriale Eroberung durch Überraschungs- strategie der Trump-Administration von 2018 wider- angriffe – zu verhindern12 bzw. die politischen und spiegelt. Aus dieser operativen Perspektive betrachtet, militärischen Kosten für den Angreifer in die Höhe zu besitzt die konkrete Ausgestaltung des nuklearen treiben. Oder sie dient dazu, die Einsatzschwelle für Dispositivs der USA einen hohen Stellenwert für die Nuklearwaffen zu erhöhen. Glaubwürdigkeit der nuklearen Rückversicherung Auch bei der konventionellen Rückversicherung gegenüber den Bündnispartnern. trifft der amerikanische Präsident im Krisen- oder Kriegsfall am Ende alle wesentlichen Entscheidungen Die Ambivalenz der politischen selbst. Da der Einsatz konventioneller Mittel sich im Intentionen kann die Vergleich zur Verwendung nuklearer Waffen besser Glaubwürdigkeit der nuklearen kontrollieren und skalieren lässt, bieten sich hier Rückversicherung erhöhen. anderen Entscheidungszentren in Washington, namentlich dem Kongress, jedoch mehr Mitsprache- Für beide Betrachtungsweisen gilt: Alle Entschei- möglichkeiten. Im multilateralen Kontext der Nato dungsprozesse während einer nuklearen Krise laufen bedeutet das, dass die Konsensfindung in den gemein- auf die Person des US-Präsidenten zu. Die klassische samen Allianzinstitutionen während einer Krise eine Theorie der nuklearen Abschreckung postuliert, dass die Ambivalenz der politischen Intentionen die Glaub- 10 Vgl. Richard J. Harknett, »The Logic of Conventional Deterrence and the End of the Cold War«, in: Security Studies, 4 (1994) 1, S. 86–114 (102). Einsatz von Atomwaffen in bestimmten Situationen unter 11 »Skalierbarkeit« von konventionellen Mitteln bedeutet, extrem hohem Zeitdruck und entsprechend vorbereiteter dass diese Mittel politischen Entscheidungsträgern ein brei- Protokolle: wenn beispielsweise gegnerische Raketen teres Handlungsspektrum bieten als Atomwaffen. Konventi- gestartet sind oder eigene Truppen angegriffen werden. onelle Mittel können so eingesetzt werden, dass sie wenig, 9 Vgl. Schelling, Arms and Influence [wie Fn. 1], S. 110. moderaten oder massiven Schaden beim Gegner anrichten. Schelling verdeutlicht diesen Punkt mithilfe der Analogie Bei Atomwaffen ist das aufgrund ihrer enormen Zerstörungs- eines modifizierten Schachspiels. Dabei kann ein Zug dazu kraft nicht oder zumindest nicht in gleichem Maße möglich. führen, dass beide Spieler sofort verlieren. In dieser Version 12 Vgl. Michael S. Gerson, »Conventional Deterrence in the des Spiels ist der weiße Springer genauso »mächtig« wie die Second Nuclear Age«, in: Parameters, 39 (2009) 3, S. 32–48 schwarze Dame. Vgl. ebd., S. 99ff. (33). SWP Berlin Eine Frage der Glaubwürdigkeit Juni 2019 9
Die Glaubwürdigkeit von Sicherheitszusagen große Bedeutung gewinnt. Positiv gewendet kann dies eine Deeskalation begünstigen, es kann aber auch zu einer politischen Blockade im Nato-Rat und damit zu Handlungsunfähigkeit führen. Die Krux der Glaubwürdigkeit konventioneller Sicherheitszusagen oder Drohungen liegt in der Aus- gestaltung der militärischen Fähigkeiten und in den regionalen Kräfteverhältnissen. Nuklearwaffen lassen aufgrund ihrer großen Zerstörungskraft deutlich weniger Interpretationsspielraum hinsichtlich ihrer Wirksamkeit. Dagegen bieten konventionelle Mittel dem potentiellen Gegner mehr Möglichkeiten, ihre Wirkung durch entsprechende Abwehrmaßnahmen zu neutralisieren oder abzumildern.13 Auf den Punkt gebracht könnte man sagen: Bei der Glaubwürdigkeit nuklearer Rückversicherung handelt es sich um einen »Wettbewerb der Risikobereitschaft«, bei der Glaub- würdigkeit konventioneller Rückversicherung eher um einen »Wettbewerb der Fähigkeiten«.14 13 Vgl. John Stone, »Conventional Deterrence and the Challenge of Credibility«, in: Contemporary Security Policy, 33 (2012) 1, S. 108–123 (109). 14 Für den konventionellen Bereich hat Richard J. Harknett diesen Sachverhalt folgendermaßen formuliert: »In a con- ventional environment, the issue of credibility is dominated by suspicion about the capability to inflict costs rather than on the decision to inflict costs. [...] [T]he most problematic area of conventional deterrence is in establishing a credible capability.« Vgl. Harknett, »The Logic of Conventional Deterrence« [wie Fn. 10], S. 89 (eigene Hervorhebungen). SWP Berlin Eine Frage der Glaubwürdigkeit Juni 2019 10
Innenpolitische Unterstützung in den USA für die Bündniszusagen Innenpolitische Unterstützung in den USA für die Bündnis- zusagen Der politische Wille der maßgeblichen Akteure in bis dahin herrschende Konsens über die Hegemonie den USA, die Bündnisverpflichtungen des Landes der USA zusammen. Dieser Konsens beinhaltete, dass einzuhalten, ist der erste Faktor, anhand dessen die Amerika in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik Partner die Glaubwürdigkeit der amerikanischen zu »nahezu grenzenlosem Engagement«16 bereit war, Sicherheitszusagen bewerten. Je einhelliger und um den Einfluss der Sowjetunion einzudämmen. nachdrücklicher diese Bereitschaft, desto größer die Während die Unterstützung für Stellvertreterkriege Glaubwürdigkeit. in der »Dritten Welt« sank, galt dies für die sicher- Die breite, überparteiliche Unterstützung für die heits- und verteidigungspolitische Rolle Amerikas in Einbindung der USA in die Nato war nach der Grün- Europa nicht.17 Bei allen Kontroversen stellten die dung des Bündnisses 1949 für fast sieben Dekaden jeweiligen US-Administrationen die amerikanischen eine Grundkonstante amerikanischer Sicherheits- Sicherheitszusagen in der Nato zu keinem Zeitpunkt politik. Die Nato war aus amerikanischer Sicht das in Frage. zentrale sicherheitspolitische Instrument, um zu verhindern, dass die Sowjetunion Europa dominierte. Seit der Wahl Donald Trumps steht Dabei war es unerheblich, ob gerade eine demo- erstmals die Frage im Raum, ob die kratische oder eine republikanische Administration USA ihre Bündniszusagen zurück- im Weißen Haus regierte. Das bedeutet freilich nicht, ziehen könnten. dass es keine innenpolitischen Debatten gegeben hätte. Aus dem US-Kongress kamen immer wieder Auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Forderungen nach einer ausgewogeneren trans- blieb die Stärkung der Allianz ein zentrales Anliegen atlantischen Lastenteilung, die mehrfach bis zu dem Washingtons, wenngleich unter veränderten Vor- Vorschlag reichten, die US-Truppen in Europa zu zeichen. Die Eindämmung Moskaus trat als Existenz- reduzieren.15 Im Zuge des Vietnamkriegs brach der berechtigung der Nato in den Hintergrund, dafür diente das Bündnis fortan anderen Interessen: dem Krisenmanagement auf dem westlichen Balkan, dem 15 In der »großen Debatte« von 1951 forderten Herbert Hoover und der republikanische Senator Robert Taft die Kampf gegen den internationalen Terrorismus und Reduzierung der US-Truppen in Europa unter dem Motto natürlich der globalen Machtprojektion der USA. Die »Festung Amerika«. Auch die Initiativen der demokratischen amerikanische Rückversicherung gegenüber den Senatoren Mike Mansfield von 1966 und Sam Nunn von Allianzpartnern basierte nach dem Fall des Eisernen 1984 sahen eine Reduzierung der US-Militärpräsenz in Vorhangs auf einem wesentlich kleineren militäri- Europa vor. Vgl. Phil Williams, The Senate and US Troops in schen Fußabdruck der USA in Europa. Europe, New York 1985, S. 262, 271, 273. Für einen histori- schen Überblick über die innenpolitische Dimension der Stationierung amerikanischer Truppen in Europa vgl. auch 16 Patrick Callahan, Logics of American Foreign Policy. Theories Hubert Zimmermann, »The Improbable Permanence of a of America’s World Role, New York 2004, S. 12 (eigene Über- Commitment. America’s Troop Presence in Europe during setzung). the Cold War«, in: Journal of Cold War Studies, 11 (2009) 1, 17 Vgl. Amos A. Jordan u. a., American National Security, S. 3–27. 5. Aufl., Baltimore 1999, S. 80–81. SWP Berlin Eine Frage der Glaubwürdigkeit Juni 2019 11
Innenpolitische Unterstützung in den USA für die Bündniszusagen Nach der russischen Invasion auf der Krim 2014 sowohl in Europa als auch in Asien von deren jewei- versicherte Präsident Obama den östlichen Nato-Part- ligen verteidigungspolitischen Beiträgen abhängig nern, dass die USA »jeden einzelnen Verbündeten« machen.20 Gegenüber den asiatischen Bündnispartnern verteidigen würden, denn »die Verteidigung von stellte er ausdrücklich auch die nukleare Komponen- Tallinn, Riga und Vilnius ist so wichtig wie die Ver- te der amerikanischen Rückversicherung in Frage. So teidigung von Berlin, Paris und London«.18 legte er Japan und Südkorea nahe, dass sie sich besser Seit der Wahl Donald Trumps ins Weiße Haus eigene Atomwaffen besorgen sollten.21 Das wäre eine stellt sich erstmals ernsthaft die Frage, ob Washing- radikale Abkehr von jahrzehntelanger US-Politik, die ton die Jahrzehnte andauernde Politik der Bündnis- die erweiterte nukleare Abschreckung (Extended einbindung beenden und damit auch die Schutz- Nuclear Deterrence)22 als ein wesentliches Instrument zusagen an die Verbündeten widerrufen könnte. zur Nichtverbreitung von Atomwaffen betrachtete. Als Präsident rang sich Trump nach einigem Zögern schließlich zu einem Bekenntnis zu Artikel 5 Präsident Trump des Nato-Vertrags durch, von dem er sich allerdings während des Nato-Gipfels im Juli 2018 und danach Donald Trump hat sich als Präsidentschaftskandidat wieder distanziert hat. Hinter verschlossenen Türen und später als Präsident widersprüchlich zu den drohte er Diplomatenangaben zufolge den versammel- amerikanischen Sicherheitszusagen geäußert. Unter ten Staats- und Regierungschefs der Allianz damit, dem Strich lässt er jedoch eine distanzierte bis ableh- dass Washington künftig bei Verteidigungsfragen nende Haltung gegenüber den sicherheitspolitischen seinen eigenen Weg gehen könnte, wenn die anderen Bündnissen der USA in Europa und Asien erkennen. Nato-Staaten nicht schnell mehr Geld für ihre Verteidi- Er hat ein transaktionales Verständnis dieser Allian- gung ausgeben würden.23 Kurz darauf säte er in einem zen, das heißt, sie sind aus seiner Sicht vergleichbar Interview mit dem Fernsehsender Fox News Zweifel, ob mit einer Versicherungspolice, für die die Partner Amerika den jüngsten Nato-Beitrittsstaat, nämlich einen finanziellen Beitrag leisten müssen. Ansonsten Montenegro, im Falle eines Angriffs verteidigen verfällt der Versicherungsschutz.19 Dies widerspricht würde, weil die Menschen dort »aggressiv« seien und dem politischen Verständnis, das über Jahrzehnte der die USA »in den dritten Weltkrieg« hineinziehen amerikanischen Nato-Politik zugrunde lag. Demnach könnten.24 Laut einem Bericht der New York Times soll sind Bündniszusagen zwar nicht bedingungslos, sie Trump im Laufe des Jahres 2018 mehrfach gegenüber basieren aber zuvorderst auf geteilten Interessen und Beratern den Wunsch geäußert haben, die USA aus der Werten. Schon als Kandidat für das Weiße Haus wollte Trump den Beistand der USA für Bündnispartner 20 Vgl. David E. Sanger/Maggie Haberman, »Donald Trump 18 Zit. n. David A. Shlapak/Michael W. Johnson, Reinforcing Sets Conditions for Defending NATO Allies against Attack«, Deterrence on NATO’s Eastern Flank: Wargaming the Defense of the in: New York Times (online), 20.7.2016, Übersetzung), 21 Vgl. Stephanie Condon, »Donald Trump: Japan, South (eingesehen am 21.5.2019). Korea Might Need Nuclear Weapons«, CBS News (online), 19 Im März 2019 berichteten US-amerikanische Medien 29.3.2016, (einge- stationiert sind, einen Plan mit dem Titel »Costs plus 50« sehen am 21.5.2019). unterbreiten wolle. Demnach sollen Bündnispartner nicht 22 »Erweiterte nukleare Abschreckung« bezeichnet die nur für die vollen Kosten dieser Truppen-Stationierungen Androhung des Einsatzes von Atomwaffen seitens der USA aufkommen, sondern zusätzlich einen 50-Prozent-Aufschlag nicht nur zum Schutz des amerikanischen Territoriums, als Prämie für die amerikanische Präsenz zahlen. Vgl. Ellen sondern auch desjenigen der Verbündeten. Mitchell, »Pentagon: Trump’s ›cost plus 50‹ plan hasn’t been 23 Vgl. Lorenz Hemicker/Michael Stabenow, »Trump lässt discussed with Europe«, in: The Hill (online), 13.3.2019, die Puppen tanzen«, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, (ein- 24 Zit. n. »Trump: I’m Not Pro-Russia, I Just Want Our gesehen am 27.5.2019). Country Safe«, Fox News, 17.7.2018 (eigene Übersetzung). SWP Berlin Eine Frage der Glaubwürdigkeit Juni 2019 12
Die Administration Nato zurückzuziehen.25 Öffentlich meinte der Präsi- ten abhängig vom Osten werden«.28 Dies wurde vor dent hingegen, Washington stehe zu »100 Prozent« allem in Deutschland als wenig versteckte Drohung hinter dem Bündnis.26 gewertet, und zwar mit Blick auf den Streit über die Die eigentliche Brisanz der Äußerungen Trumps zwischen der Bundesrepublik und Russland im Bau zur Nato liegt nicht darin, dass der Präsident beson- befindliche Gaspipeline »Nord Stream 2«. Dass Pence ders eindringlich und wenig diplomatisch mehr zu Beginn seiner Rede die Verpflichtungen der USA verteidigungspolitische Lastenteilung von den euro- zur gegenseitigen Verteidigung im Rahmen der Nato päischen Bündnispartnern einfordert (eine Forderung, eindeutig bekräftigte, ändert an dieser Wahrneh- die viele europäische und amerikanische Kommenta- mung nichts. toren teilen). Neu ist ebenso wenig, dass der Präsident wirtschaftliche (z. B. den Handelsbilanzüberschuss der EU gegenüber den USA) und verteidigungspolitische Die Administration Fragen miteinander verbindet. Auch John F. Kennedy und andere US-Präsidenten haben während der Zeit Im Zusammenhang mit amerikanischer Regierungs- des Kalten Krieges auf Zahlungsbilanzprobleme im politik ist häufig die Rede von »der Administration«. Zusammenhang mit der Präsenz von US-Truppen hin- Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für gewiesen und von Deutschland wirtschaftliche den engsten Beraterkreis des Präsidenten (Nationaler Kompensationen verlangt. Sicherheitsberater, Außen- und Verteidigungsminis- Die eigentliche Zäsur ist, dass Trump als erster US- ter, führende Militärs), die präsidentielle Bürokratie Präsident vom Beistandsversprechen der USA gegen- (vor allem der Nationale Sicherheitsrat) sowie die über den Nato-Verbündeten grundsätzlich Abstand ministeriellen Bürokratien (Außen- und Verteidigungs- nimmt bzw. es an konkrete Bedingungen zu knüpfen ministerium). Die Administration selektiert und scheint. Damit rückt er zugleich ab vom bislang in strukturiert Informationen, formuliert Optionen und Washington als sakrosankt geltenden Prinzip, die ist daher wesentlich für die Vorbereitung und Umset- Sicherheit des Bündnisgebiets sei unteilbar. Diesen zung von Entscheidungen des Präsidenten. Schnitt illustrieren die wiederholten Verbalattacken Zahlreiche Medienberichte und jüngst erschienene Trumps gegen das Bündnis (»obsolet«, »so schlimm Bücher von Investigativ-Journalisten29 oder ehema- wie das NAFTA [North American Free Trade Agree- ligen Mitarbeitern der Administration zeichnen das ment]«27 etc.). Bild eines über weite Strecken chaotisch arbeitenden Die Nato-Politik der USA in den ersten beiden Amts- Weißen Hauses, dessen Mitarbeiter einen erheblichen jahren Trumps hat dazu beigetragen, dass in einigen Teil ihrer Energie darauf verwenden, ihren Präsiden- europäischen Hauptstädten Äußerungen anderer ten zu kontrollieren oder seiner Agenda sogar aktiv hochrangiger Vertreter der USA mit Misstrauen auf- entgegenzuarbeiten. Mitunter wird bereits von einer genommen werden. US-Vizepräsident Mike Pence hat »dualen Präsidentschaft« gesprochen, in der die Admi- auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar nistration eine dem Präsidenten entgegengesetzte 2019 gesagt, die USA könnten »die Verteidigung des Agenda verfolge.30 Westens nicht gewährleisten, wenn unsere Verbünde- 28 The White House, »Remarks by Vice President Pence at the 2019 Munich Security Conference«, Washington, D. C., 25 Vgl. Julian E. Barnes/Helene Cooper, »Trump Discussed 16.2.2019, (eingesehen am 26 Zit. n. Joe Gould, »US House Votes Overwhelmingly to 3.5.2019, eigene Übersetzung). Bar US Exit from NATO«, Defense News (online), 22.1.2019, 29 Vgl. Michael Wolff, Fire and Fury. Inside the Trump White White House, London/New York u. a. 2018. (eingesehen am 21.5.2019). 30 Elizabeth N. Saunders, »Sure, Trump’s Advisers Aren’t 27 Zit. n. Jonathan Swan, »Scoop: Trump’s Private NATO the First to Push Back against a President. But What’s Hap- Trashing Rattles Allies«, Axios (online), 28.6.2018, (eingesehen am 21.5.2019, eigene Übersetzung). »Senior Official«: »I Am Part of the Resistance Inside the SWP Berlin Eine Frage der Glaubwürdigkeit Juni 2019 13
Innenpolitische Unterstützung in den USA für die Bündniszusagen Was die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der politischen Elite in den Institutionen und Ministerien. USA in der Nato anbetrifft, ist diese Charakterisierung Diese wurde über sieben Dekaden in die Rolle der durchaus zutreffend: So haben alle drei aufeinander- USA als Führungsmacht hineinsozialisiert und ist folgenden Nationalen Sicherheitsberater – Michael »internationalistisch bis ins Mark«.33 Dazu gehört das Flynn, Herbert Raymond McMaster und John Bolton – Verständnis, dass die USA ihre internationale Führungs- versucht, ihren Präsidenten von seinen verbalen An- rolle wesentlich auf Allianzen stützen. Vor allem das griffen auf die Nato abzuhalten. Der frühere Außen- amerikanische Verteidigungsministerium und das minister Rex Tillerson hat sich zusammen mit Flynn Militär treten im administrativen Apparat als Advoka- bei Trump und im US-Senat für den Beitritt Monte- ten für die US-geführten Bündnisse auf und sind daher negros zur Nato eingesetzt und damit für eine Aus- von hoher Relevanz für die Untermauerung der US- weitung der amerikanischen Sicherheitszusagen auf Sicherheitszusagen gegenüber den Nato-Partnern. dieses Land.31 Selbst wenn Pentagon und Militär kein monolithi- scher Block sind, lässt sich doch feststellen, dass die Das Verständnis der USA als zivile und die militärische Führung im Verteidigungs- internationale Führungsmacht ist im ministerium die feste Verankerung der USA im Bünd- administrativen Apparat nis ebenso unterstützen wie die fortdauernde Militär- Washingtons nach wie vor fest präsenz Amerikas in Europa. Seit der russischen Krim- verankert. Annexion 2014 haben das Europakommando der US- Streitkräfte (European Command, EUCOM) und deren Auch Bolton, der in Europa aufgrund seiner frü- Oberbefehlshaber – sicher nicht frei von institutio- heren Äußerungen zu möglichen militärischen nellem Eigeninteresse – die Verstärkung amerikani- Schlägen gegen Nordkorea und Iran und seiner scher Beiträge zur Nato-Rückversicherung befürwor- Anfeindungen gegenüber den Vereinten Nationen tet und dafür intensiv im US-Kongress geworben.34 mit Argusaugen betrachtet wird, arbeitete mit US- Der ehemalige EUCOM-Chef General Curtis Scaparrotti Außenminister Mike Pompeo daran, ein Scheitern des plädierte 2018 sogar dafür, mehr US-Truppen dauer- Nato-Gipfels im Juli 2018 zu verhindern. Beide dräng- haft in Europa zu stationieren.35 ten darauf, dass die Gipfelerklärung bereits lange vor Das amerikanische Militär hat auch über das dem Treffen finalisiert und somit der Aufmerksam- Europakommando hinaus weiterhin ein großes Inter- keit Trumps so weit wie möglich entzogen wurde.32 esse an der Einbindung in die Nato. Spätestens seit Verteidigungsminister James Mattis galt in den USA 2015 – also bereits unter der Obama-Administra- und in Europa als der wichtigste Verfechter für die tion – haben sich die sicherheits- und verteidigungs- Nato innerhalb der Trump-Administration, bis er An- politischen Prioritäten im militärischen Apparat fang Januar 2019 von seinem Amt zurückgetreten ist. wieder in Richtung Großmachtrivalitäten verscho- Auch unterhalb der Führungsebene der Berater ben.36 Dabei stehen Russland und China im Fokus. und Kabinettsmitglieder wird die Administration wesentlich geprägt von einer außen- und sicherheits- 33 Hal Brands, American Grand Strategy in the Age of Trump, Washington, D. C., 2018, S. 124 (eigene Übersetzung). Trump Administration«, in: New York Times (online), 5.9.2018, 34 Vgl. United States European Command (USEUCOM), (eingesehen am Scaparrotti, United States Army Commander, United States European 21.5.2019). Command before the United States Senate Committee on Armed 31 Vgl. Andrew Hanna, »Flynn to Recommend Trump Back Services, Stuttgart, 8.3.2018, 6.2.2017, (eingesehen am 35 Vgl. USEUCOM, House Armed Services Committee Hearing on 21.5.2019); Ellen Mitchell, »Rand Paul Roils the Senate with Security Challenges in Europe, Stuttgart, 15.3.2018, (eingesehen am 21.5.2019). (eingesehen am 6.5.2019). 36 Bereits die 2015 unter der Obama-Administration von 32 Vgl. Helene Cooper/Julian E. Barnes, »Rush to Protect den Vereinigten Stabschefs verfasste Militärstrategie spiegelt NATO Accord Against Trump«, in: New York Times, 10.8.2018. das Bestreben des US-Militärs wider, »revisionistischen SWP Berlin Eine Frage der Glaubwürdigkeit Juni 2019 14
Der Kongress Zugleich sind andere Aufgaben des Militärs, wie Krisen- nenden Haltung Trumps gegenüber multilateralen management, Aufstandsbekämpfung und Antiterror- Institutionen halten die USA auch unter seiner Präsi- kampf, in den Hintergrund gerückt. Im Zuge dieser dentschaft an gemeinsamen nuklearen Konsultatio- Schwerpunktverlagerung hat die Nato, ebenso wie nen und Planungen fest.41 Diese sind seit der Einrich- andere traditionelle Bündnisse der USA, aus Sicht des tung der Nuklearen Planungsgruppe in den 1960er- Militärs an Bedeutung gewonnen. Jahren eine wesentliche Stütze für die Glaubwürdig- Die unzweideutige Unterstützung des administra- keit US-amerikanischer nuklearer Rückversicherung. tiven Apparats für die Nato und für die amerikani- Schließlich sollen die nationalen Fähigkeiten der USA schen Sicherheitszusagen im Bündnis spiegeln sich in zur Abwehr von Raketen gemäß der 2019 veröffent- den strategischen Dokumenten wider. Diese tragen lichten Raketenabwehr-Strategie (Missile Defense Review, die Handschrift der nationalen Sicherheitsbürokratie. MDR) nicht nur dem Schutz des amerikanischen So ist in der Nationalen Sicherheitsstrategie (National Territoriums dienen, sondern auch der Rückversiche- Security Strategy, NSS) von 2017 beispielsweise zu lesen, rung der Verbündeten und Partner.42 dass die USA »die unschätzbaren Vorteile enger Bezie- hungen mit Verbündeten und Partnern« sehen.37 »[D]ie USA bleiben Artikel V [zur kollektiven Der Kongress Verteidigung] des Washingtoner Vertrages verpflich- tet.«38 Die Nationale Verteidigungsstrategie (National Die legislative Gewalt verfügt in den USA in der Sicher- Defense Strategy) von 2018 enthält ein gleichlautendes heits- und Verteidigungspolitik über einige lange Bekenntnis zu den amerikanischen Bündniszusagen, Hebel gegenüber dem Präsidenten und der Adminis- während sie zugleich die Nato-Partner zu den von tration. So hat der Kongress das alleinige Recht, Streit- ihnen selbst zugesagten höheren Verteidigungsaus- kräfte aufzustellen und zu unterhalten sowie den gaben ermahnt.39 Krieg zu erklären. Darüber hinaus beschließt er Sank- Die Nuklearstrategie (Nuclear Posture Review, NPR) tionsgesetze und kontrolliert den Haushalt.43 von 2018 verpflichtet die USA gleich an mehreren Im Kongress herrscht traditionell eine überpartei- Stellen auf die erweiterte nukleare Abschreckung, das liche Unterstützung für die Nato. Die Annexion der heißt auf die Untermauerung der amerikanischen Halbinsel Krim durch Russland und der Krieg im Osten Schutzzusagen gegenüber den Verbündeten mit der Ukraine haben sie eher wachsen als schwinden atomaren Waffen.40 Trotz der grundsätzlich ableh- lassen. Das bedeutet jedoch auch, dass die Bündnis- Feb/02/2001872886/-1/-1/1/2018-NUCLEAR-POSTURE-REVIEW- Staaten« – genannt werden Russland, Iran, Nordkorea und FINAL-REPORT.PDF> (eingesehen am 6.5.2019). China – entgegenzutreten. Dazu gelte es, das globale Netz- 41 Frank Rose, der während der Präsidentschaft Obamas im werk der US-Allianzen und Partner zu stärken. Vgl. Joint US-Außenministerium zuständig war für Rüstungskontrolle, Chiefs of Staff, The National Military Strategy of the United States meint mit Blick auf die Entstehung der Nuklearstrategien of America 2015. The United States Military’s Contribution to der USA unter Obama und Trump: »Similar to the 2010 NPR National Security, Fort Belvoir: United States Department of [Nuclear Posture Review], the 2018 NPR established an Defense (DoD), 2015, S. 1–2, (eingesehen am 21.5.2019). Nuclear Posture Review as Bad as the Critics Claim It Is?, Washing- 37 National Security Strategy [NSS] of the United States of America, ton, D. C.: The Brookings Institution, April 2018 (Policy Brief), Washington, D. C.: President of the United States of America, S. 4, (eingesehen am 6.5.2019). 42 Vgl. Executive Summary, National Missile Review [MDR], 38 Ebd., S. 48 (eigene Übersetzung). Washington, D. C.: DoD, Januar 2019, S. I, (ein- 43 Vgl. Herbert Dittgen, »Präsident und Kongreß im außen- gesehen am 20.5.2019). politischen Entscheidungsprozess«, in: Wolfgang Jäger u. a. 40 Vgl. DoD, Nuclear Posture Review [NPR], Washington, D. C., (Hg.), Regierungssystem der USA. Lehr- und Handbuch, 3. Aufl., Februar 2018, S. VIII,
Innenpolitische Unterstützung in den USA für die Bündniszusagen politik der USA mit einer zunehmend konfrontativen geringerer Sprengkraft (low yield).48 Aus ihrer Sicht Haltung gegenüber Russland verbunden ist. Dies ist erhöhen diese Waffen das Risiko eines atomaren beispielsweise erkennbar in den jährlichen Anhörun- Krieges, statt die Abschreckung gegenüber anderen gen zum Europakommando der US-Streitkräfte in den Atommächten zu stärken, weil sie die Schwelle für jeweils zuständigen Ausschüssen des Repräsentanten- den Einsatz solcher Waffen senken würden. hauses und des Senats. Im US-Kongress gibt es nur vereinzelt Stimmen, die Die militärischen Beiträge der USA zur konventio- das Nordatlantische Bündnis oder dessen Politik prin- nellen Rückversicherung der Nato-Partner und ihre zipiell in Frage stellen. Der unabhängige Senator finanzielle Unterfütterung im Rahmen der European Angus King zum Beispiel verwies auf die Risiken, die Deterrence Initiative (EDI) erfahren eine nahezu einhel- eine militärische Aufrüstung der USA in Mittelost- lige Zustimmung in beiden politischen Lagern.44 europa für das Verhältnis zu Russland mit sich Zumeist steht bei diesen Debatten der Bedarf für eine bringen könnte.49 Die republikanischen Senatoren effektive Abschreckung gegenüber Moskau im Mittel- Mike Lee und Rand Paul haben sich gegen die Auf- punkt.45 Kongressmitglieder aus beiden Parteien nahme weiterer Mitgliedstaaten in die Allianz aus- zeigten sich zudem offen für die Idee, amerikanische gesprochen. Solange die USA den Löwenanteil der Truppen dauerhaft – und nicht nur auf Rotations- Verteidigungslasten in der Nato trügen, so Lee, basis – in den östlichen Nato-Staaten zu stationieren. »können und sollten wir keine Ausweitung unserer Im Gesetz über den Verteidigungshaushalt für 2019 Verpflichtungen« ins Auge fassen. Die USA könnten (National Defense Authorization Act) wurde das Pentagon sich nicht im Vorhinein darauf festlegen, die »Kriege damit beauftragt, diese Option zu überprüfen.46 der anderen« zu führen.50 Weniger einvernehmlich sind die Positionen im Angesichts der Anfeindungen Trumps gegen die Kongress im Hinblick auf die nukleare Komponente Nato hat der Kongress mehrfach die Initiative ergrif- der Rückversicherung. Gestritten wird dabei aller- fen, um die Bündnissolidarität der USA gegenüber dings nicht über die erweiterte nukleare Abschre- den Partnern zu demonstrieren. Im Februar 2018 ckung an sich, sondern über die Ausgestaltung des haben die beiden Senatoren Thom Tillis (ein Republi- atomaren Arsenals der USA. Während die Moderni- kaner) und Jeanne Shaheen (eine Demokratin) die sierung der strategischen »Triade« aus Interkontinen- Senate Nato Observer Group wiederbelebt, die als Binde- talraketen, Bombern und Unterseeboten grundsätz- glied zwischen dem Senat und der Allianz fungieren lich parteiübergreifend Rückhalt im amerikanischen und so die transatlantischen Beziehungen festigen Kongress genießt,47 stemmen sich die Demokraten gegen die Beschaffung neuer Nuklearwaffen mit 48 Vgl. Joe Gould, »Tactical Nuclear Weapon Launches into Development with Pentagon Policy Bill«, Defense News (online), 24.7.2018, (eingesehen am 6.5.2019). den europäischen Streitkräften in Europa. Vgl. USEUCOM, Der vom Kongress gebilligte Verteidigungshaushalt für 2019 Senate Armed Services Committee Hearing on the United States sieht für die Entwicklung dieser seegestützten Raketen European Command, F. Y. [Fiscal Year] 2019, Stuttgart, 12.3.2018, 65 Millionen US-Dollar vor. Vgl. Brendan W. McGarry/ (eingesehen am Service (CRS), 7.8.2018 (CRS In Focus), S. 2, (eingesehen am 24.11.2018). [wie Fn. 35]. 49 Vgl. United States Senate, Hearing to Receive Testimony on 45 Vgl. beispielsweise USEUCOM, EUCOM Commander United States European Command. Stenographic Transcript, Testifies before House Armed Services Committee, Stuttgart, Washington, D. C., 23.3.2017, S. 49ff, 46 Vgl. John Vandiver, »Lawmakers Prod Pentagon to (eingesehen am 20.5.2019). Consider More Europe-based Troops«, in: Stars & Stripes 50 Zit. n. Joe Gould, »Bill Would Make Pentagon Track (online), 24.7.2018, (eingesehen am 21.5.2019, Critics Claim It Is? [wie Fn. 41], S. 3. eigene Übersetzung). SWP Berlin Eine Frage der Glaubwürdigkeit Juni 2019 16
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