Eine Web-Applikation zur Optimierung der Krümmung von Line Source Arrays
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Arne Hölter, Florian Straube, Frank Schultz, Stefan Weinzierl Eine Web-Applikation zur Optimierung der Krümmung von Line Source Arrays Conference paper | Published version This version is available at https://doi.org/10.14279/depositonce-9996 Hölter, Arne; Straube, Florian; Schultz, Frank; Weinzierl, Stefan (2020): Eine Web-Applikation zur Optimierung der Krümmung von Line Source Arrays. In: Fortschritte der Akustik - DAGA 2020: 46. Deutsche Jahrestagung für Akustik. Berlin: Deutsche Gesellschaft für Akustik e.V. pp. 1161–1164. Terms of Use Copyright applies. A non-exclusive, non-transferable and limited right to use is granted. This document is intended solely for personal, non-commercial use.
DAGA 2020 Hannover Eine Web-Applikation zur Optimierung der Krümmung von Line Source Arrays Arne Hölter1 , Florian Straube1 , Frank Schultz2 , Stefan Weinzierl1 1 Fachgebiet Audiokommunikation, TU Berlin, 10587, Berlin, E-mail: hoelter@campus.tu-berlin.de 2 Institut für Nachrichtentechnik, Universität Rostock, 18119, Rostock Einleitung Um verschiedene Veranstaltungsorte mit Line Source Ar- rays (LSAs) zu beschallen, bedarf es jeweils einer An- passung der Krümmung des Arrays [1], wenn nicht al- lein durch elektronisches Beamsteering das gewünschte Schallfeld generiert werden kann bzw. soll. Das durch die Autoren vorgeschlagene Polygonal Audience Line Cur- ving (PALC) [2] zur Optimierung der Neigungswinkel Abb. 1: Empfängergeometrie in der vertikalen Abstrah- der LSA-Lautsprecherboxen wurde in [3] durch verschie- lebene mit einer Lücke (rot-gestrichelt, nicht zu beschal- dene Funktionen erweitert, etwa zur Berücksichtigung lender Bereich) zwischen zwei Empfängerlinien (blau). von nicht zu beschallenden Bereichen, zur Verwendung Empfängerlinien, die ausschließlich bei der Schallfeldvorher- von diskreten Winkelschritten und zur Gewichtung im sage (SFP) auf Grundlage des CDPS-Modells einbezogen wer- den, sind in diesem Beispiel nicht enthalten. Hinblick auf unterschiedliche Zielparameter. In diesem Beitrag wird nun eine Web-Applikation des PALC- Algorithmus inklusive der Erweiterungen auf Basis der Python-Bibliothek bokeh [4] vorgestellt. Lautsprecher- und Array-Konfiguration Sie erlaubt eine Modellierung von Veranstaltungsor- Anschließend werden die relevanten Lautsprecherdaten ten in der vertikalen Abstrahlungsebene, die Eingabe eingegeben: die Höhe des Lautsprechergehäuses, ein von Lautsprecher- und Arraydaten, die Benutzung mo- Startwert für den angenommenen Lautsprecher-PALC- dellierter und gemessener Richtcharakteristiken, die Pa- Öffnungswinkel (default: 3◦ für den ersten Iterations- rametrisierung des Algorithmus sowie die Visualisierung schritt) und die modellierte oder gemessene Richtcharak- der Ergebnisse. Die Evaluation erfolgt über akustische teristik. Als Auswahl für die modellierte Richtcharakte- Simulationen mit Hilfe des Complex-Directivity-Point- ristik stehen ein Circular-Piston-Modell [7, Gl. (26.42)], Source (CDPS)-Modells [5, 6]. Durch den Algorithmus ein Line-Piston-Modell [7, Gl. (26.44)] oder eine Kombi- können die Neigungswinkel eines LSAs hinsichtlich ver- nation zur Verfügung, bei der die Übergabe mit einem schiedener Zielstellungen—etwa der Homogenität des si- Linkwitz-Riley-Filter vierter Ordnung [8] bei 1,5 kHz er- mulierten Schallfeldes oder der Erhöhung des akustischen folgt. Der Active Radiating Factor (ARF) [9] beträgt Kontrasts—optimiert werden. Anhand einer beispielhaf- standardmäßig 0,82. Gemessene Richtcharakteristiken ten Lautsprecher-/Empfänger-Konfiguration werden in können unter Berücksichtigung der Vorgaben im .csv- diesem Beitrag die Funktionen der Web-Applikation dar- Format hochgeladen und im CDPS-Modell verwendet gestellt und diskutiert. werden. In der Array-Konfiguration werden die Anzahl der Erstellen der Empfängergeometrie Lautsprecher, der Ort der vorderen Oberkante des ober- Zunächst wird die Empfängergeometrie in der verti- sten Lautsprechergehäuses, gegebenenfalls gleichmäßige kalen Abstrahlungsebene des LSAs erstellt. Dies er- Lücken zwischen den Lautsprechern und die Verwen- folgt durch Eingabe von Start- und Endwerten gera- dung von diskreten Winkelschritten angegeben. Weiter- der Linien. Im Anschluss muss eine für die spätere Be- hin kann zum Vergleich ein Referenz-Array definiert wer- rechnung kompatible Geometrie erzeugt werden. Da- den. Hier stehen straight, progressive und arc [1], sowie bei werden Lücken in der Empfängergeometrie, also frei wählbare Winkelsets (,,user defined”) zur Verfügung. zwischen den verschiedenen Empfängerlinien, automa- Das optimierte LSA besitzt immer die gleiche Anzahl an tisch erkannt und berücksichtigt. In Abb. 1 ist ei- Lautsprechern wie das Referenz-Array. In Tab. 1 sind die ne einfache beispielhafte Empfängergeometrie mit zwei eingegebenen Daten für das Beispiel dargestellt. Empfängerlinien, z. B. Steh- und Sitzplätzen, dargestellt. Die erste Empfängerlinie reicht von Parametrisierung des Algorithmus � � � � � � xstart 7m 25 m Zur Parametrisierung des Algorithmus stehen xstart = = bis xstop = ystart 0m 0m hauptsächlich die in [3] eingeführten Erweiterungen und die zweite Empfängerlinie von zur Verfügung. � � � � PALC-Bedingung 30 m 40 m xstart = bis xstop = . PALC1, PALC2 und PALC3 [2, Gl. (33-35)] können als 3m 6m Algorithmen verwendet werden. 1161
DAGA 2020 Hannover Tab. 1: Beispielhafte Konfiguration der Lautsprecher- und Tab. 2: Beispielhafte Parametrisierung des Algorithmus. Array-Daten. Parameter Wert Parameter Wert PALC-Algorithmus PALC2 Lautsprecher-PALC- 3◦ Lückenbehandlung Soft Margin, µ = 1,3 Öffnungswinkel Gewichtung Log. Abstandsfkt., Lautsprecherhöhe 0,3 m ν = 0,3 Richtcharakteristik Kombination Circular Toleranz (Abbruchkriterium) 0,3 m Piston und Line Piston Höchster Laustprecher fixiert Nein Lautsprecheranzahl 12 Obere LSA-Kante x = (0; 7)T m Lücke zwischen LS 0m Diskrete Winkel Ja und Array-Daten sowie den in Tab. 2 angegebenen Diskrete Winkelschritte (0;0,5;1;1,5;2;3;4;5;7;9)◦ Algorithmus-Einstellungen visualisiert. Evaluation und Diskussion Die Evaluation erfolgt anhand von Schalldruck- Behandlung von Lücken in der Empfänger- Simulationen auf Grundlage des CDPS-Modells sowie geometrie durch das Homogenitätsmaß H(f ). Der Schalldruck Lücken in der Empfängergeometrie können entweder P (m, f ) ergibt sich durch (i) als zu beschallende Flächen ohne gesonderte Be- handlung, (ii) als nicht zu beschallende Flächen durch N � eine geringere Gewichtung (Soft Margin, steuerbar P (m, f ) = G(m, n, f ) D(n, f ) (2) mit dem Parameter µ) oder (iii) als nicht zu be- n=1 schallende Flächen, die hinsichtlich des angenomme- nen Lautsprecher-PALC-Öffnungswinkels komplett ver- [5, Gl. (5)], [6, Gl. (11)] an den Empfängerpositionen m mieden werden sollen (Hard Margin), betrachtet werden. für die Frequenzen f und durch die Lautsprecher n. Die Treiberfunktionen D(n, f ) sind uniform, d. h. sie weisen eine Allpass- und Null-/Linearphasencharakteristik auf Gewichtung und beinhalten lediglich das Linkwitz-Riley-Crossover- Das Ziel der Gewichtung ist die Verbesserung von tech- Filter. Die normierte Freifeldübertragungsfunktion ist nischen Qualitätsmaßen, wie beispielsweise der Homo- genität, hinsichtlich gegebener Zielstellungen. Die Ge- S(n,f ) e−j c |xm −x0,n | 2πf wichtung erfolgt durch eine lineare oder logarithmische G(m, n, f ) = p0 10 R (β(m, n), f ) 20 |xm − x0,n | Abstandsfunktion mit dem Startwert 1 und einem frei ���� � �� � � �� �� �� � wählbaren Endwert ν. Bei gleichzeitiger Verwendung des (i) (ii) (iii) (iv) Soft-Margin-Ansatzes werden beide Gewichtungen inein- (3) ander verrechnet und anschließend der PALC-Bedingung übergeben, so dass diese für PALC2 beispielsweise mit || als Vektorbetrag. Sie besteht aus (i) dem Re- ferenzschalldruck p0 = 2 · 10−5 Pa, (ii) der Lautspre- Ψ1 · d1 · w1 = Ψ2 · d2 · w2 = ... chersensitivität S(n, f ), die den Schalldruckpegel in = Ψn · dn · wn = konstant (1) 1 m Abstand für 1 W elektrischer Eingangsleistung be- stimmt, (iii) der frequenzabhängigen Richtcharakteri- mit Ψn als Lautsprecher-PALC-Öffnungswinkel, dn als stik R(β(m, n), f ) für den Abstrahlwinkel β(m, n) und Distanz zwischen Lautsprecher und Empfängerlinie, wn (iv) das Schallfeld des Kugelmonopols mit der Schall- als Gewichtungsfaktor und n als Lautsprecherindex lau- geschwindigkeit c und j2 = −1. Das Homogenitätsmaß tet. berechnet sich durch [3, Gl. (17 - 18)] Weitere Parametrisierungen H(f ) = Hq=0.9 (f ) − Hq=0.1 (f ) (4) Das Abbruchkriterium kann verändert [2, Abb. (6)] sowie der oberste Lautsprecher auf einen gewünschten mit Winkel fixiert werden. � � �� |P (m, f )| Die für das Beispiel gewählten Algorithmus- Hq (f ) = Qq 20 log10 , (5) Einstellungen sind in Tab. 2 angegeben. Mit der m∈Ma p0 Auswahl des Soft-Margin-Ansatzes soll die Lücke als wobei der Operator Qq [·] die q-Quantile über al- nicht zu beschallender Bereich betrachtet und durch m die Gewichtung mit ν = 0, 3 ein möglichst homo- le Empfängerpositionen m aus der Menge Ma der genes resultierendes Schallfeld erzeugt werden. Die Zuhörerpositionen berechnet. Je geringer H(f ), Ergebnisse für das optimierte LSA sind in Abb. 2 für desto homogener ist das Schallfeld über allen die in Abschnitt Erstellen der Empfängergeometrie Empfängerpositionen. Die Ergebnisse werden mit beschriebene Geometrie, die in Abschnitt Lautsprecher- einem progressiv gekrümmten Referenz-Array vergli- und Array-Konfiguration eingegebenen Lautsprecher- chen. Die dazugehörigen LSA-Neigungswinkel sind in 1162
DAGA 2020 Hannover Abb. 2: Empfängergeometrie und durch PALC optimiertes, gekrümmtes LSA mit dazugehörigen, iterativ bestimmten Laut- sprecheröffnungswinkeln. Tab. 3 angegeben. [2] Straube, F.; Schultz, F.; Bonillo, D.A.; Weinzierl, S. Für Abb. 3 sind die aus Gl. (2) erhaltenen Schalldrücke (2018): “An analytical approach for optimizing the cur- in Gl. (4) eingesetzt und dargestellt. Es ist zu erkennen, ving of line source arrays.” In: J. Audio Eng. Soc., dass eine deutlich bessere räumliche Homogenität ab 66(1/2):4–20. etwa 200 Hz durch die optimierte Krümmung des LSAs [3] Hölter, A.; Straube, F.; Schultz, F.; Weinzierl, S. (2020): erreicht wird. In den Abb. 4a, 4b sind die Schalldruckpe- “Enhanced Polygonal Audience Line Curving for Line gel Lp in der vertikalen Abstrahlungsebene der LSAs für Source Arrays.” In: Proc. of 148th Audio Eng. Soc. Conv., 1 kHz dargestellt. Das PALC-optimierte Array fokussiert Vienna. die Schallabstrahlung durch den Soft-Margin-Ansatz [4] Bokeh Development Team (2020), “Bokeh: Python library auf die Empfängerlinien und spart im Gegensatz zum for interactive visualization.” https://bokeh.org. Referenz-Array die nicht zu beschallenden Flächen [5] Meyer, D.G. (1984): “Computer simulation of loudspeaker besser aus. directivity.” In: J. Audio Eng. Soc., 32(5):294–315. [6] Feistel, S.; Thompson, A.; Ahnert, W. (2009): “Methods Zusammenfassung and limitations of line source simulation.” In: J. Audio In diesem Beitrag wurde eine Web-Applikation zur Eng. Soc., 57(6):379–402. PALC-optimierten Krümmung von LSAs vorgestellt. [7] Skudrzyk, E. (1971): The Foundations of Acoustics. New Sie erlaubt das Erstellen von Empfängergeometrien York: Springer. in der vertikalen Abstrahlungsebene, die Lautsprecher- [8] Linkwitz, S.H. (1978): “Passive crossover networks for und Array-Konfiguration inklusive Upload von gemes- noncoincident drivers.” In: J. Audio Eng. Soc, 26(3):149– senen Richtcharakteristiken, das Wählen von diskre- 150. ten Winkelschritten, die Parametrisierung des Algo- [9] Schultz, F.; Straube, F.; Spors, S. (2015): “Discussion of rithmus inklusive der Behandlung von Lücken in der the Wavefront Sculpture Technology criteria for straight Empfängergeometrie und die Auswahl von Gewichtungs- line arrays.” In: Proc. of the 138th Audio Eng. Soc. Conv., funktionen zur Annäherung an Zielschallfelder. Es wur- Warsaw, #9323. de anhand eines Beispiels gezeigt, dass der implemen- tierte Algorithmus das Homogenitätsmaß H(f ), d. h. Anhang die räumliche Homogenität, gegenüber einer progres- siven LSA-Standardkrümmung verbessert. Die Web- Tab. 3: Neigungswinkel γn in Grad des PALC-optimierten Applikation ist auf der Webseite des Fachgebiets Audio- und des progressiv gekrümmten Referenz-Arrays. kommunikation abrufbar.1 Lautsprecher PALC Referenz Danksagung 1 1,54 2,00 Die Autoren bedanken sich für die finanzielle Un- 2 1,54 2,50 terstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft 3 2,04 3,00 (DFG) innerhalb der Projekte LE 3888/2-1 und WE 4 2,54 4,00 4057/16-1. 5 3,04 5,50 6 4,04 7,00 Literatur 7 5,04 9,00 [1] Ureda, M.S. (2004): “Analysis of loudspeaker line arrays.” 8 8,04 12,00 In: J. Audio Eng. Soc., 52(5):467–495. 9 11,04 15,00 10 13,04 18,00 11 16,04 21,00 1 https://www.ak.tu-berlin.de/menue/publications/ 12 21,04 25,00 open research tools/ 1163
DAGA 2020 Hannover Abb. 3: Homogenitätsmaß des PALC-optimierten und des progressiv gekrümmten Referenz-Arrays. Die obere blau-gestrichelte Linie quantifiziert einen optimalen 6-dB-Schalldruckabfall und die untere einen 3-dB-Schalldruckabfall je Entfernungsverdopp- lung, ausgehend von der Mitte des LSAs. (a) PALC2-optimiertes LSA mit Gewichtung ν = 0, 3 und Soft Margin µ = 1, 3 (b) Progressiv gekrümmtes Referenz-Array Abb. 4: Schalldruckpegel Lp in der vertikalen LSA-Abstrahlungsebene des PALC-optimierten (oben) und des Referenz-Arrays (unten) bei der Frequenz f = 1 kHz. 1164
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