Eingliederungsbericht 2020 job-com Kommunales Jobcenter

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Eingliederungsbericht 2020 job-com Kommunales Jobcenter
Foto: DLT / Maximilian Gödecke

Eingliederungsbericht 2020
                  job-com
   Kommunales Jobcenter
Eingliederungsbericht 2020 job-com Kommunales Jobcenter
Eingliederungsbericht 2020 job-com Kommunales Jobcenter
Inhaltsverzeichnis

Kurzportrait des Kreises Düren                                           4

Ausgangslage im Kreis Düren                                              6

  Arbeitsmarktbedingungen                                                6

  Organisatorische Rahmenbedingungen                                     9

  Finanzielle Rahmenbedingungen                                         12

Eingliederungsstrategie                                                 13

  Arbeitsmarktprogramm 2020 – Handlungsschwerpunkte und Zielgruppen     16

  Integration                                                           16

  Qualifizierung Geringqualifizierter / Fachkräfte entwickeln           19

  Gesundheitsförderung / "rehapro Euregio"                              22

  Reduzierung von Langzeitleistungsbezug und Langzeitarbeitslosigkeit   24

     Exkurs. Teilhabechancengesetz                                      26

  Kommunale Eingliederungsleistungen                                    31

  Beschäftigungsmöglichkeiten für (Allein-) Erziehende nutzen           33

  Junge Erwachsene in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt integrieren     35

  Zugewanderten den Zugang zu Arbeit und Ausbildung ermöglichen         38

Statistische Daten                                                      40

  Leistungsberechtigte und Bedarfsgemeinschaften                        40

  Arbeitslosigkeit                                                      41

  Aktivierungen                                                         44

Zielerreichung                                                          45

Anhang                                                                  49

  Organigramm                                                           49

Impressum                                                               50
Eingliederungsbericht 2020 job-com Kommunales Jobcenter
Kurzportrait des Kreises Düren

Kurzportrait des Kreises Düren

Der Kreis Düren liegt mitten im Städtedreieck Aachen-Düsseldorf-Köln/Bonn. Auf rund 940 km2
Fläche leben heute mehr als 263.000 Einwohner. Eine herausragende Eigenschaft des Kreises Dü-
ren ist es, die Balance zwischen Forschung, Produktion und Erholung zu halten. Der Norden des
Kreisgebietes wird von der Stadt Jülich und dem Forschungszentrum Jülich geprägt. Das regionale
Zentrum bildet die Kreisstadt Düren, in der sich gleichzeitig das produzierende Gewerbe kon-
zentriert. Die Rur, Leitachse für die Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung im Kreis Düren, ist seit
jeher die Lebensader für einen der frühindustrialisierten Räume Deutschlands. Der Süden des
Kreises präsentiert sich in landschaftlich reizvoller Lage. Die Eifel gilt als das Naherholungsgebiet
für den Großraum Aachen und Köln. Somit bietet der Kreis Düren eine Symbiose aus Arbeits- und
Wohnstandort.

Bereits im 16. Jahrhundert war die Wasserqualität der Rur ausschlaggebend für die Ansiedlung
der Papierindustrie. Sie zog neue, moderne Industriezweige in die Region des Kreises Düren. Zu
ihnen zählen der Maschinenbau mit Ausrüstungsgütern für die Papiererzeugung, Automobilzulie-
ferer, die Textil- und Filztuchherstellung sowie der Apparatebau und die Leiterplattenproduk-
tion.

Die Stadt Jülich zieht insbesondere junge und innovative Unternehmen an, die die Nähe zum For-
schungszentrum Jülich und zu den Außenstellen der Hochschulen nutzen wollen. Im Technolo-
giezentrum Jülich finden sie ideale Standortbedingungen. Die Biotechnologie zählt hier in den
vergangenen Jahren zu den besonderen Wachstumsbranchen.

Der Strukturwandel stellt den Kreis Düren vor spannende Herausforderungen. Die ländliche Ent-
wicklung, der demografische Wandel, Digitalisierung und natürlich: der Braunkohleausstieg.
Aufgaben, denen sich der Kreis stellen muss, denn in der Veränderung liegen viele Chancen.
Wachstum, neues Gewerbe, Ausbau von Forschung und Wissenschaft, attraktive Freizeitmöglich-
keiten – im Kreis Düren ist schon viel passiert und es gibt weiterhin jede Menge Raum für Ent-
wicklung.

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Kurzportrait des Kreises Düren

Der Kreis Düren nimmt seit dem 01.01.2005 die sozialpolitische Verantwortung für den Personen-
kreis der "Langzeitarbeitslosen" mit der eigenverantwortlichen Ausführung des Sozialgesetzbu-
ches Zweites Buch (SGB II) wahr. Ende 2010 wurde aus dem Experimentierstatus "Optionskom-
mune" eine dauerhafte Einrichtung als zugelassener kommunaler Träger in Form des Jobcenters
für den Kreis Düren, job-com.

Städte und Gemeinden im Kreis Düren

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Ausgangslage im Kreis Düren

Ausgangslage im Kreis Düren

Arbeitsmarktbedingungen1

Das Jahr 2020 hat den Kreis Düren vor vielfältige und teilweise gänzlich neue Herausforderungen
gestellt. Der Arbeitsmarkt ist durch coronabedingte Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur
nachhaltig in allen Bereichen, aber besonders in Gastronomie, Handel und Hotellerie, geprägt
worden.
Darüber hinaus ist der Kreis Düren als Standort innerhalb des "Rheinischen Reviers" perspekti-
visch durch den Kohleausstieg und die damit verbundene Energiewende besonders betroffen -
der Strukturwandel in der Region ist ein maßgebliches Thema. Weitreichende Einschnitte sind
für zahlreiche Unternehmen im Kontext der Einstellung des Tagebaus, der Stilllegung von Kraft-
werken und den in diesem Spektrum dienstleistenden oder zuliefernden Unternehmen zuneh-
mend zu erwarten.

Die überwiegend positive wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2019 haben viele der rund 8.000
kleineren und mittleren Unternehmen im Kreis Düren in Branchen wie Papierindustrie, Maschi-
nenbau und Textilindustrie, bedingt durch die Corona-Situation, nicht fortsetzen können. Über
80 % der Unternehmen haben weniger als 20 Beschäftigte. Eine hier oft fehlende mittel- oder
langfristige Planung des Arbeitskräftebedarfs hat das Reaktionsvermögen auf solch außeror-
dentliche Bedingungen zusätzlich erschwert.
Rund 74 % aller Beschäftigten sind im besonders betroffenen Dienstleistungssektor tätig. In den
Bereichen Gastronomie und Hotellerie sowie Veranstaltungsmanagement war der Arbeitskräfte-
bedarf in 2020 deutlich rückläufig. Der Bedarf im Einzelhandel war zwar vergleichsweise stabil,
wurde jedoch mehr denn je durch die Nachfrage nach qualifiziertem Fachpersonal geprägt. Dem
stark gestiegenen Kräftebedarf der Handelsunternehmen zur allgemeinen Lebensversorgung
(Lebensmittel, Produkte der Körperpflege und Hygiene, Reinigungsmittel, Tiernahrung, etc.)
stand ein gravierender Einbruch im sonstigen Non-Food-Handel (Textilien, Schuhe, Möbel, Deko-
rationsartikel) gegenüber.

1
    Statistik der Bundesagentur für Arbeit

6
Ausgangslage im Kreis Düren

Nachdem das Baugewerbe bereits von der Hochkonjunktur der letzten Jahre profitiert hat, ist die
Nachfrage nach Arbeitskräften auch im Jahr 2020 aufgrund der sehr guten Auftragslage weiterhin
hoch geblieben. Erwartungsgemäß mangelt es jedoch auch hier an qualifiziertem Fachpersonal.
Das Beschäftigungsvolumen befindet sich im Kreis Düren weiterhin auf hohem Niveau, auch wenn
der Bedarf sich zu Lasten der o.g. Dienstleistungsbranchen verschoben hat.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Kreis Düren lag innerhalb des Zeit-
raums vom 30. September 2019 bis zum 30. September 2020 (letzter verfügbarer Datenstand) bei
87.935 Personen. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Zunahme von 0,7 % oder 582 Personen.
Nach Branchen betrachtet hat der stärkste Zuwachs mit 434 Personen bei Heimen und im Sozial-
wesen (+ 5,7 %) stattgefunden. Die ungünstigste Entwicklung zeigte sich im Bereich Verkehr und
Lagerei (-514 Personen oder -11,4 %).

Das gesamtwirtschaftliche Stellenniveau lag bundesweit rund ein Drittel unter dem Wert des Vor-
jahres. Der Stellenzuwachs ist hinsichtlich der Entwicklung der Arbeitsstellen aussagekräftiger
als der Stellenbestand. Im Kreis Düren sind 4.972 Stellen neu hinzugekommen. Im Vergleich zum
Vorjahr bedeutet dies einen deutlichen Rückgang um 20,7 % (-1.296 Stellen).

Bei der Betrachtung der Arbeitslosigkeit sind sowohl die Zugänge in Arbeitslosigkeit als auch die
Abgänge aus Arbeitslosigkeit zu betrachten. In 2020 ist sowohl ein Rückgang der Zugänge in Ar-
beitslosigkeit als auch der Abgänge aus Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Die Abgänge aus Arbeits-
losigkeit sind im Vergleich zum Vorjahr um 18 % gesunken, wohingegen die Zugänge nur um 10 %
zurückgegangen sind. Dies bedeutet zwangsläufig eine steigende Arbeitslosigkeit. Für den Monat
Dezember betrug die Arbeitslosenquote im Kreis Düren 7,0 %. Dies bedeutet einen Anstieg von
1,0 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Dezember waren 10.060 Menschen im Kreis Düren
arbeitslos. Bundesweit hat die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt um 0,9 Prozentpunkte auf
5,9 % zugenommen.

Ein deutlicherer Anstieg der Arbeitslosigkeit wurde insbesondere durch den stabilisierenden Ef-
fekt der Kurzarbeit verhindert. Ohne dieses Instrument wäre die Steigerung erheblich stärker
ausgefallen. Den höchsten Stand hatte die Kurzarbeit im März/April 2020. Bundesweit waren in

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Ausgangslage im Kreis Düren

der Spitze 63 % der Beschäftigten im besonders betroffenen Gastgewerbe und 27 % im verarbei-
tenden Gewerbe im konjunkturbedingten Kurzarbeitergeld. Insgesamt sind in im Jahr 2020 in
NRW 218.132 Anträge auf Kurzarbeit eingegangen. Dies entsprach einem historischen Anstieg um
540 % gegenüber dem Vorjahr (4.039 Anträge in 2019).

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Ausgangslage im Kreis Düren

Organisatorische Rahmenbedingungen

Die über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der job-com sind an den zwei Standorten in Düren
und Jülich aktiv.
In dem im Jahr 2011 eröffneten Gebäude in Düren bietet die job-com ihren Kundinnen und Kunden
"Service aus einer Hand". In zentralisierten Organisationseinheiten erfolgt hier außerdem die
Bearbeitung von Leistungsangelegenheiten Selbständiger, das fachliche Controlling sowie die
Systemadministration.

Gebäude des Jobcenters in der Dürener Innenstadt

In Jülich, der zweitgrößten Stadt des Kreises Düren, werden sowohl passive als auch aktivierende
Leistungen im Jobcenter "unter einem Dach" vorgehalten. Hier sind bislang aufgrund der räum-
lich eingeschränkten Bedingungen nicht alle Bereiche der aktivierenden Leistungen vertreten.
Perspektivisch ist eine Erweiterung des Dienstleistungsangebots am Standort geplant, da der
Kreis Düren mit der Errichtung eines "Kleinen Kreishauses" in Jülich insgesamt die Präsenz im
Nordkreis gestärkt hat.

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Ausgangslage im Kreis Düren

Altes Rathaus in Jülich

Die Gesamtleitung der job-com liegt in den Händen einer Doppelspitze, die als gemeinsame
Amtsleitung für die "Aktivierenden Leistungen" bzw. die "Leistungsgewährung" verantwortlich
ist. Der gemeinsamen Steuerung unterliegen die Bereiche Beschwerdemanagement, Fachcontrol-
ling, Rechtsangelegenheiten, Systemadministration des Fachverfahrens sowie der Assistenzpool
und die Eingangszone der job-com. Der Amtsleitung direkt zugeordnet ist als "Stabsstelle" die
Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt.

Die "Aktivierenden Leistungen" der job-com gliedern sich in drei Schwerpunktbereiche:
        "Fallmanagement" mit den Teams "Junge Erwachsene", "25 Plus" und "Sozialintegratives
         Fallmanagement (IF)"
        "Personalvermittlung" mit den Teams "Vermittlung", "Arbeitgeberservice", "Ausbil-
         dungsvermittlung / Brückenjobs", "Zuwanderung" und "Neufallkoordination"
        Projektorganisation" mit den Teams "Projektmanagement / Arbeitsmarktprojekte" und
         "Projektfinanzierung"

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Ausgangslage im Kreis Düren

Im Jahr 2019 wurde mit dem Team "Neufallkoordination" ein zentrales Team für die Steuerung
von Erstantragstellerinnen und Erstantragstellern etabliert.

Die Organisation des "Kommunalen Jobcenters" Düren verdeutlicht das Organigramm des Amtes
56 (siehe Anhang).

In 2020 verfügte die job-com über insgesamt 273 Stellen:
       117 Stellen im Bereich "56/1 - Aktivierende Leistungen" sowie
       123 Stellen im Bereich "56/2 - Leistungsgewährung" und
       33 Stellen im Bereich der Querschnittsleistungen.

Die Pandemiesituation des Jahres 2020 hat die Organisation der job-com direkt betroffen, da aus
allen Bereichen der aktivierenden Leistungen zeitweise Personal zur Unterstützung des Leis-
tungsbereiches und des Gesundheitsamtes abgestellt wurde.
Auch konnten die Beratungsleistungen und Unterstützungsangebote für die Kundinnen und Kun-
den teilweise nur in alternativen Formen wie dem verstärkten Einsatz von digitalen Formaten
oder der intensivierten telefonischen Beratung angeboten werden.
Über das gesamte Jahr konnte sichergestellt werden, dass alle Kundinnen und Kunden jederzeit
Mitarbeitende aus den Fachbereichen erreichen und die Anliegen zeitnah bearbeitet werden
konnten.

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Ausgangslage im Kreis Düren

Finanzielle Rahmenbedingungen

Die finanziellen Rahmenbedingungen für die Arbeit der Jobcenter werden vom Bund gesetzt. Dem
Kreis Düren wurden vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) zur Wahrnehmung
der Aufgaben nach dem SGB II für das Jahr 2020 folgende Mittel zugeteilt:

 Eingliederungsleistungen
 EGT (klassisch) Objekt 1763                     18.579.778 €

 EGT (BEZ a.F.) Objekt 1771                      725.000 €

 Verwaltungskosten
 Verwaltungskosten Objekt 1730                   19.487.086 €

Finanzielle Rahmenbedingungen

Die Zuteilung des Bundes lag in 2020 bei knapp 38,8 Mio. Euro und war damit ca. 4,3 % höher als
im Jahr 2019 (37,2 Mio. Euro). Insgesamt erfolgte im Jahr 2020 eine Umschichtung vom Eingliede-
rungs- zum Verwaltungskostenbudget in Höhe von 250.000 Euro.

Unter Berücksichtigung des sich aus den zugeteilten und umgeschichteten Mitteln ergebenden
gesetzlich festgelegten kommunalen Finanzierungsanteils von ca. 3,6 Mio. Euro (15,2 %) standen
dem Jobcenter des Kreises Düren rund 24,0 Mio. Euro als Personal- und Sachkosten zur Verfü-
gung.

Die Verausgabungsquote der Eingliederungsleistungen lag im Jahr 2020 bei 99,5 %.

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Eingliederungsstrategie

Eingliederungsstrategie

Ziel der job-com ist es, insbesondere die Eigenverantwortung der Leistungsberechtigten zu stär-
ken und dazu beizutragen, dass diese ihren Lebensunterhalt soweit möglich unabhängig von
Transferleistungen aus eigenen Mitteln und Kräften bestreiten können. Eine wesentliche daraus
abgeleitete Aufgabe der job-com liegt in der (Re-) Integration der SGB II-Kundinnen und -Kunden
in den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt.

Unter Berücksichtigung der Bedarfe der regionalen Wirtschaft und der Unterstützungserforder-
nisse der Leistungsberechtigten setzt die job-com auf eine zielgerichtete Integrationsarbeit mit
folgenden strategischen Schwerpunkten:
      Ressourcenorientierte Ausrichtung der Integrationsarbeit
      Intensive Unterstützung arbeitsmarktnaher Kundinnen und Kunden
      Forcierung abschlussorientierter Qualifizierungen (z.B. Bildungsgutschein)
      Förderung von Teilqualifizierungen
      Vermittlung von Langzeitleistungsbeziehenden im Rahmen der "Sozialen Teilhabe"
      Implementierung des Themas "Gesundheitsförderung" in Arbeitsmarktprojekten
      Weiterentwicklung des "Dürener Integrationszentrums für Arbeit, Ausbildung und Quali-
       fizierung" ("DIZ") in Kooperation mit den Netzwerkpartnern

Im besonderen Fokus der Arbeit der job-com standen infolgedessen:
      Langzeitarbeitslose bzw. Langzeitleistungsbezieher, insbesondere Menschen, die länger
       als sieben Jahre im SGB II-Bezug stehen ("Soziale Teilhabe")
      Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren
      Menschen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung
      Menschen bis 35 Jahren (i. d. R.) mit Potenzial für eine Erstausbildung
      Menschen über 25 Jahren (i. d. R.) mit Potenzial für eine abschlussorientierte Qualifizie-
       rung oder Teilqualifizierung
      Menschen mit physischen und/oder psychischen Einschränkungen
      alleinerziehende Frauen und Männer

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Eingliederungsstrategie

Auswirkungen der Corona-Krise auf die Integrationsarbeit

Am 27. Januar 2020 erreichte das Coronavirus (SARS-CoV-2) Deutschland, am 26. Februar 2020
wurden Infektionen in Nordrhein-Westfalen bekannt und bestätigt. 2 Kurze Zeit später ergingen
erste Beschlüsse zum Schutz vor Neuinfektionen.
Seit März 2020 mussten infolgedessen zum Schutz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie
Kundinnen und Kunden der job-com zügig organisatorische, inhaltliche und wirtschaftliche Ent-
scheidungen getroffen werden, ohne die eigentliche Aufgabe, den SGB II-Leistungsberechtigten
die bestmögliche Unterstützung zu bieten, aus dem Fokus zu verlieren. Diese Entscheidungen
mussten stets an sich verändernde Bedingungen angepasst werden.

Die job-com schaltete am 27.März 2020 den bundesweit ersten Online-Antrag zur Beantragung
von Leistungen nach dem SGB II frei. Im Jahresverlauf kamen weitere E-Services hinzu. Hiermit
wurde neben der persönlichen Erreichbarkeit eine zusätzliche Möglichkeit des Zugangs geschaf-
fen. Es wurde sichergestellt, dass alle hilfebedürftigen Personen, insbesondere aber Selbststän-
dige, Freiberufler und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sofern Ihnen Hilfebedürftigkeit
droht, einen schnellen Zugang zu Leistungen nach dem SGB II erhalten.
Die Integrationsfachkräfte der job-com setzten schwerpunktmäßig auf telefonische Beratungen
bzw. Coachings sowie auf die Kundenkommunikation per Mail oder Post.

Für nahezu alle Arbeitsmarktmaßnahmen, insbesondere für die Projekte der regionalen Partne-
rinnen und Partner, konnte die Betreuung der Teilnehmerinnen und Teilnehmern fortlaufend si-
chergestellt werden. Dies gelang durch die Nutzung sog. alternativer Methoden. Insbesondere
schritt die Digitalisierung bei der Umsetzung der Arbeitsmarktprojekte in einem bis vor kurzem
nicht vorstellbaren Tempo voran. So wurden nicht nur Mailverkehr oder soziale Medien, sondern
in verstärktem Maße auch Videokonferenzen und spezielle Lernplattformen genutzt.
Daneben wurden verstärkt klassische Formate wie das Telefon und Briefpost eingesetzt, um die-
jenigen zu erreichen, die keinen Zugang zu digitalen Medien haben bzw. nicht die Fähigkeit be-
sitzen, diese zu bedienen.

2
    https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/chronik-coronavirus.html

14
Eingliederungsstrategie

Sowohl die job-com als auch die regionalen Beschäftigungsträger haben im Einklang mit den
jeweiligen Hygienevorschriften in Zeiten, in denen dies möglich war, die Gelegenheit zu Präsenz-
kontakten entsprechend genutzt. Hier wurden gezielt Personengruppen priorisiert. Gründe konn-
ten in einer relativen Marktnähe, der Suche nach einem Ausbildungsplatz, aber auch in einer be-
sonderen Belastung aufgrund der Corona-Lage liegen.

Im Folgenden werden die Handlungsschwerpunkte der job-com für das Jahr 2020 erläutert sowie
Zielgruppen definiert, die im besonderen Fokus des Jobcenters standen. Diese sind als beispiel-
haft zu verstehen.

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Eingliederungsstrategie

Arbeitsmarktprogramm 2020 – Handlungsschwerpunkte und Zielgruppen

 Hinweis: Die in den nachfolgenden Tabellen hellrot gekennzeichneten Projekte bzw.
 Individualförderungen können mehreren Handlungsschwerpunkten und Zielgruppen
 zugeordnet werden.

Integration

 Im Zentrum der Arbeit der job-com steht die intensive Unterstützung marktnaher Kundinnen
 und Kunden und ihre Integration in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt.

Maßgeblich für die Integration in den Arbeitsmarkt sind das zeitnahe fachkundige Erstgespräch
im Jobcenter, ein stringenter ressourcenorientierter Beratungsprozess sowie die individuelle
Unterstützung der Kundinnen und Kunden im Rahmen des Angebotsspektrums der job-com und
ihrer Partnerinnen und Partner.

Mit dem zum Jahresgbeginn 2019 etablierten Team "Neufallkoordination" konnte der Prozess
der Steuerung neuer Kundinnen und Kunden des Jobcenters optimiert werden. Nach bzw.
während einer kurzfristigen Erstberatung durch die "Neufallkoordinatoren" erhalten
"marktnahe"    Kundinnen     und   Kunden    erste   Vermittlungsvorschläge,   werden    zur
"Zukunftswerkstatt" begleitet oder auch direkt dem "Arbeitgeberservice" der job-com
übergeben. Die weitere Betreuung der "Marktkunden" erfolgt in den Teams der
"Personalvermittlung". Hier stehen das Erkennen von Orientierungs- und Fortbildungsbedarfen,
die Motivationsarbeit zur Aufnahme einer nachhaltigen Qualifizierung sowie die aktive
Begleitung bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche im Vordergrund.

16
Eingliederungsstrategie

Instrument               Funktion im Integrationsprozess

Ausbildungsbonus         Förderung der Bereitschaft der Arbeitgeberin bzw. des Ar-
                         beitgebers, benachteiligten Jugendlichen (z.B. bei fehlendem
(Arbeitgeberleistung)    Schulabschluss, Lernbeeinträchtigung, sozialen oder ge-
                         sundheitlichen Problemen) durch einen finanziellen Anreiz
                         einen Ausbildungsplatz (Erstausbildung) zur Verfügung zu
                         stellen.

Beratung von             Beratung, Begleitung und Unterstützung von Gründungswil-
Selbständigen            ligen und Selbstständigen im (ergänzenden) Leistungsbezug:
                         Prüfung der Tragfähigkeit der Selbständigkeit, Vermittlung
                         von Strategien zum Ausbau bzw. zur Beendigung der Selbst-
                         ständigkeit.

Eingliederungszuschuss   Förderung der Einstellungsbereitschaft der Arbeitgeberin
(EGZ)                    bzw. des Arbeitgebers durch die finanzielle Kompensation
                         der Minderleistung der Kundin bzw. des Kunden.
(Arbeitgeberleistung)    Einzelfallabhängige Höhe und Dauer der Förderung.

Einstiegshilfe           Förderung der Bereitschaft der Kundin bzw. des Kunden zur
                         Aufnahme einer Ausbildung durch einen finanziellen Anreiz
(Arbeitnehmerleistung)   und Steigerung der Nachhaltigkeit der Integration.

INTEG –                  Potenzialorientierte Vermittlungsunterstützung für Men-
Integration, Training,   schen mit Behinderung(en) und Gleichgestellte durch erfah-
Eingliederung            rene Fachkräfte: Abbau von Vermittlungshemmnissen, Be-
                         werbungsaktivitäten, Arbeitssuche.
                         Einstieg jederzeit möglich.

INTEGRA                  Aktive Vermittlungsunterstützung bei der Arbeitssuche und
                         Bewerbungsaktivitäten.
                         Einstieg jederzeit möglich.

                                                                                   17
Eingliederungsstrategie

 Instrument               Funktion im Integrationsprozess

 Maßnahmen beim           Schaffung eines Zugangs zur Arbeitgeberin bzw. zum Arbeit-
 Arbeitgeber              geber sowie Eröffnung der Chance, die Arbeitgeberin bzw.
 (MAG)                    den Arbeitgeber von den Bewerberinnen bzw. Bewerbern im
                          "Praktikum" zu überzeugen.

 Zukunftswerkstatt        Modulares Angebot zu den (Schwerpunkt-) Themen Ressour-
                          cenfeststellung und Bewerbung für Neu- und Bestandskun-
                          dinnen und -kunden.
                          Auch als Sofortangebot einsetzbar.
                          Einstieg jederzeit möglich.

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Eingliederungsstrategie

Qualifizierung Geringqualifizierter / Fachkräfte entwickeln

 Ziel der job-com ist die Entwicklung von Fachkräften durch abschlussorientierte Weiterbil-
 dungen oder Teilqualifizierungen und ihre nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt.

Das Risiko arbeitslos zu werden oder zu bleiben ist abhängig vom Grad der beruflichen Aus- und
Weiterbildung. Da die Qualifikation den Schlüssel für den Arbeitsmarktzugang darstellt, fällt es
Ungelernten schwer, auf dem vom Fachkräftebedarf geprägten Arbeitsmarkt (wieder) Fuß zu fas-
sen.
Umso mehr gilt es, Kundinnen und Kunden, die Qualifizierungspotenziale vorweisen können,
möglichst frühzeitig zu identifizieren und sie entsprechend ihrer individuellen Voraussetzungen
mit geeigneten Förderangeboten aus- oder weiterzubilden. Auf diesem Wege können Fachkräfte
für die Betriebe der Region entwickelt und Menschen nachhaltig beruflich integriert werden. Die
strategische Ausrichtung der job-com gewährt der Förderung einer erfolgversprechenden ab-
schlussorientierten Qualifizierung Vorrang vor einer kurzfristigen Vermittlung in Helfertätig-
keiten.

Das "Ausbildungsteam" der job-com begleitet insbesondere junge Erwachsene beim Übergang
von der Schule in den Beruf. In der Beratung und Betreuung steht die Vermittlung von Chancen
im Vordergrund, die der erfolgreiche Abschluss einer dualen Ausbildung bietet. Ziel ist es, eine
möglichst große Zahl von Jugendlichen, die die erforderlichen Fähigkeiten mitbringen, zu moti-
vieren, eine Ausbildung aufzunehmen und diese auch durchzuhalten, um künftig unabhängig von
SGB II-Leistungen leben zu können.

                                                                                             19
Eingliederungsstrategie

    Instrument                        Funktion im Integrationsprozess

    Ausbildungsbegleitende            Unterstützung junger Menschen, die sich in einer Ausbildung
    Hilfen                            (BBIG/HWO-Beruf) oder einer Einstiegsqualifizierung befin-
    (abH)                             den.
                                      Kernelemente: Förderunterricht sowie sozialpädagogische
                                      Hilfen
                                      Ziel der ganzheitlichen Unterstützung:
                                      Fortsetzung und erfolgreiche Beendigung der Ausbildung
                                      bzw. einer Einstiegsqualifizierung mit anschließender Über-
                                      nahme in Ausbildung.
                                      Einstieg jederzeit möglich.

    Ausbildungsprogramm NRW3          Landesprogramm NRW zum Ausgleich regionaler Unter-
                                      schiede der Bewerber-Stellen-Relation auf dem Ausbil-
    ESF-Land NRW                      dungsmarkt bzw. zur Eröffnung zusätzlicher Chancen auf ei-
                                      nen Ausbildungsplatz für Jugendliche aus den Rechtskreisen
                                      SGB II und SGB III.
                                      Besetzung der vom Land bewilligten Plätze in Kooperation
                                      mit der Agentur für Arbeit Aachen-Düren.

    Berufsausbildung in               Angebot einer anerkannten Berufsausbildung mit Abschluss
    außerbetrieblichen                (BBIG/HWO) für benachteiligte junge Erwachsene, die inten-
    Einrichtungen                     sive Betreuung benötigen und keinen regulären Ausbil-
    (BaE)                             dungsplatz finden.

3
 Im Ausbildungsjahr 2020/2021 vermittelte die job-com 14 Jugendliche in das Ausbildungsprogramm NRW und be-
setzte somit 58 % der verfügbaren Plätze

20
Eingliederungsstrategie

Instrument                Funktion im Integrationsprozess

Chancen 4.0               Vorschalt- und Orientierungsmaßnahme zur Abklärung der
                          Eignung und Neigung für eine Umschulung und Vermittlung
                          von Grundkompetenzen im Lesen und Schreiben, in Mathe-
                          matik, Informations- und Kommunikationstechnologien für
                          den schulischen Teil der Ausbildung.

Einstiegsqualifizierung   Vermittlung junger Erwachsener, die noch nicht über die er-
(EQ)                      forderliche Ausbildungsreife verfügen, in betriebliche Lang-
                          zeitpraktika (Einstiegsqualifizierung) mit dem Ziel des Über-
                          gangs in eine Ausbildung.

Förderung beruflicher     Vermittlung der für eine nachhaltige Integration in den Ar-
Weiterbildung             beitsmarkt erforderlichen Qualifizierung in Form von Teil-
(FbW)                     qualifikationen oder abschlussorientierten Angeboten (Um-
                          schulung).
                          Fokussierung: Kundinnen und Kunden im Alter zwischen 25
                          und 35 Jahren.
                          Förderschwerpunkte in 2020:
                          Qualifizierungen im Gesundheits- und Sozialwesen, im Gast-
                          gewerbe, für Verkehrsberufe sowie für das Wach- und Sicher-
                          heitsgewerbe.

GASTRO-FIT                Vermittlung fachbezogener Kenntnisse im Bereich Gastrono-
                          mie und Anlernen von "Hilfsköchinnen und -köchen" mit dem
                          Ziel der Integration in den Arbeitsmarkt.

Tep4Future                Anbahnung von Teilzeitausbildungen in anerkannten Beru-
                          fen (BBIG / HWO) für Erziehende mit mindestens einem Kind
ESF-Land NRW              und für pflegende Angehörige.

                                                                                     21
Eingliederungsstrategie

Gesundheitsförderung / "rehapro Euregio"

 Ziel der job-com ist die Sensibilisierung für das Thema "Gesundheit" als Basis für eine er-
 folgreiche Integration, die Implementierung präventiver Angebote und die Akquise potenzi-
 algerechter Arbeitsplätze für dauerhaft gesundheitlich benachteiligte Menschen.

Wissenschaftliche Studien belegen einen engen Zusammenhang von Gesundheit und Arbeitslo-
sigkeit. Daher wird der gesundheitlichen Situation der Erwerbslosen insbesondere seit 2018 be-
sondere Aufmerksamkeit gewidmet.

 Instrument                       Funktion im Integrationsprozess

 AktivA –                         Stabilisierung von Menschen mit gesundheitlichen Ein-
 Aktiv aus der Arbeitslosigkeit   schränkungen und Auffälligkeiten sowie ggf. Vermittlung in
                                  den Arbeitsmarkt.

 Modellprojekt                    Angebot einer Vielzahl kostenfreier und präventiver Gesund-
 "Verzahnung von Arbeits- und heitskurse in Kooperation mit dem Spitzenverband der ge-
 Gesundheitsförderung"            setzlichen Krankenkassen.
 (seit 2018)                      Implementierung gesundheitsfördernder Angebote in den
                                  Arbeitsmarkprojekten der job-com mit den regionalen Part-
 Bundesweites Modellprojekt nerinnen und Partnern.
 zur Umsetzung des Präventi- Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit einhergehen-
 onsgesetzes                      den Beschränkungen, erfolgte die Umsetzung der Angebote
                                  zu einem Großteil in digitaler Form. Zudem wurde die Inhalte
                                  der Präventionsangebote an die Herausforderungen der
                                  Pandemie angepasst. So rückten Themen wie Resilienz,
                                  Stressbewältigung, Stärkung der psychischen Gesundheit,
                                  etc. stärker in den Fokus.

22
Eingliederungsstrategie

Instrument                  Funktion im Integrationsprozess

Modellprojekt               Seit dem 01. Januar 2020 setzt die job-com des Kreises Düren
"rehapro Euregio"           gemeinsam mit dem Jobcenter Städteregion Aachen sowie
                            dem Jobcenter Kreis Heinsberg das Verbundprojekt "rehapro
Bundesprogramm im Rahmen Euregio" um.
des § 11 SGB IX             Ziel des Projektes ist es, Menschen mit dauerhaften gesund-
Kooperationspartner:        heitlichen Einschränkungen durch die Aufnahme einer pass-
Jobcenter Städteregion      genauen „potentialgerechten“ Beschäftigung nachhaltig zu
Jobcenter Kreis Heinsberg   stabilisieren und somit gesellschaftliche Teilhabe zu ermög-
                            lichen.
                            Neben der Verbesserung des individuellen Gesundheitszu-
                            stands steht eine neuartige rechtskreisübergreifende Zu-
                            sammenarbeit im Fokus des Projektes.
                            Das Projekt wird bis zum 30. Juni 2024 durchgeführt.

Vitalität aus dem Garten    Stärkung und Stabilisierung einer gesunden Lebensweise mit
                            dem Ziel der Reflexion der eigenen Verhaltensweisen, Ein-
                            stellungen und Haltungen und der Vorbereitung auf weiter-
                            führende Angebote.

                                                                                      23
Eingliederungsstrategie

Reduzierung von Langzeitleistungsbezug und Langzeitarbeitslosigkeit

    Ziel der job-com ist Reduzierung bzw. Verhinderung von Langzeitarbeitslosigkeit und Lang-
    zeitleistungsbezug sowie die Aktivierung und Unterstützung von Menschen auf dem Weg
    (zurück) in den Arbeitsmarkt.

Ein hoher Anteil der job-com-Kundinnen und -Kunden, mehr als zwei Drittel (72 %), kann nicht
unmittelbar in den Arbeitsmarkt integriert werden. Das Vorliegen von Vermittlungshemmnissen
einschließlich gesundheitlicher Probleme und fehlender Schul- und Berufsabschlüsse erfordern
längere Aktivierungs- und Integrationsprozesse. Vielfach ist der Alltag von Langzeitleistungsbe-
ziehenden durch fehlende Strukturen und Vereinsamung gekennzeichnet.

Die Beratungsarbeit für Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf wird bei der job-com
durch die "Fallmanagementteams" wahrgenommen, die ressourcenorientiert mit den Kundin-
nen und Kunden arbeiten. Die Integrationsfachkräfte verfügen über ein breitgefächertes Netz-
werk, das in den vergangenen Jahren aufgebaut und verstärkt wurde. Dazu gehören u.a. gesetz-
liche Betreuerinnen und Betreuer, die Bewährungshilfe, der Integrationsfachdienst (IFD), die LVR-
Klinik sowie die Akteure der kommunalen Eingliederungsleistungen4. Die vielfältigen Kooperati-
onspartnerinnen und-partner ermöglichen die frühzeitige Einbindung weiterer Fachkompetenz,
die beispielweise zur Einleitung therapeutischer, medizinischer und rehabilitativer Maßnahmen
notwendig ist.

Um die Beschäftigungsfähigkeit der Fallmanagement-Kundinnen und -Kunden (wieder-) herzu-
stellen, fördert die job-com durch Aktivierungsmaßnahmen, die grundlegende berufliche und
soziale Kompetenzen vermitteln und bei der Entwicklung einer Tagesstruktur unterstützen.

4
    siehe Handlungsschwerpunkt "Kommunale Eingliederungsleistungen"

24
Eingliederungsstrategie

Instrument                       Funktion im Integrationsprozess

AktivA –                         Stabilisierung von Menschen mit gesundheitlichen Ein-
Aktiv aus der Arbeitslosigkeit   schränkungen und Auffälligkeiten sowie ggf. Vermittlung in
                                 den Arbeitsmarkt.

AQTIV-Zentrum                    Heranführung an den Arbeitsmarkt und Reduzierung von ver-
                                 mittlungshemmenden Faktoren durch Einbindung in projekt-
                                 bezogene Arbeiten in verschiedenen Berufsfeldern, durch
                                 Qualifizierungen sowie intensive sozialpädagogische Beglei-
                                 tung.

Arbeitsgelegenheiten             Stabilisierung und Tagesstrukturierung sowie Ermöglichung
(AGH)                            sozialer Teilhabe über regionale Partnerinnen und Partner,
"Brückenjobs"                    sog. Dachträger (Beschäftigungsförderungsträger) die die
                                 Verantwortung für die Organisation eines breiten Angebots
                                 gemeinnütziger, zusätzlicher und wettbewerbsneutraler Tä-
                                 tigkeiten (sog. Einsatzträger wie Pflegeeinrichtungen, Kin-
                                 derbetreuungseinrichtungen, Vereine, Nothilfeeinrichtungen
                                 für Wohnungslose und Suchtkranke, etc.), die fachliche An-
                                 leitung der Kundinnen und Kunden sowie die sozialpädago-
                                 gische Begleitung tragen.

Wendepunkt                       Gewinnung von Langzeitarbeitslosen für das Instrument der
                                 geförderten Beschäftigung mittels intensiver flankierender
                                 sozialpädagogischer und psychologischer Begleitung einer
                                 Arbeitsgelegenheit.
                                 Einstieg jederzeit möglich.

Bauwerk                          Qualifizierung und praktische Erprobung im Bau- und Bau-
                                 nebengewerke sowie im Facilitymanagement mit dem Ziel
                                 der Integration in den Arbeitsmarkt.
                                 Einstieg jederzeit möglich.

                                                                                            25
Eingliederungsstrategie

 Instrument                       Funktion im Integrationsprozess

 Facility-Management              Qualifizierung und praktische Erprobung im Tätigkeitsfeld
                                  Facility-Management mit dem Ziel der Integration in den Ar-
                                  beitsmarkt.
                                  Einstieg jederzeit möglich.

 GANZIL –                         Coaching für arbeitsmarktferne Kundinnen und Kunden mit
 Ganzheitliche                    dem Ziel der Heranführung an den Arbeitsmarkt.
 Integrationsleistungen           Einstieg jederzeit möglich.

 MILA –                           Coaching für arbeitsmarktferne Kundinnen und Kunden mit
 Motivation, Integration,         ausgeprägten Vermittlungshemmnissen mit dem Ziel der
 Lebensorientierung und           Heranführung an den Arbeitsmarkt.
 Aktivierung                      Einstieg jederzeit möglich.

 Vitalität aus dem Garten         Stärkung und Stabilisierung einer gesunden Lebensweise mit
                                  dem Ziel der Reflexion der eigenen Verhaltensweisen, Ein-
                                  stellungen und Haltungen und der Vorbereitung auf weiter-
                                  führende Angebote.

Exkurs. Teilhabechancengesetz
Inklusive der vorbereitenden Aktivitäten auf das "Teilhabechancengesetz" blickt die job-com nun
auf ein nahezu dreijähriges Engagement in diesem wichtigen Arbeitsmarktinstrument zurück. Das
seit 01. Januar 2019 geltende Gesetz soll Arbeitslosen über 25 Jahren, die länger als sechs Jahre
vergeblich nach Arbeit suchten, neue Perspektiven auf eine sozialversicherungspflichtige Er-
werbstätigkeit ermöglichen. Durch ein mehrstufiges kundenfokussiertes System, das mit Unter-
stützung regionaler Beschäftigungsträger durchgeführt wurde, konnten über 340 Personen ge-
wonnen werden, die die Chance zur gesellschaftlichen und beruflichen Teilhabe nutzen wollten.

26
Eingliederungsstrategie

Die Akquise der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber erfolgte durch den Arbeitgeberservice der
job-com ausgehend von den Ressourcen der Kundinnen und Kunden. Insofern wurden die Ar-
beitgeberförderungen auf Unternehmen ausgerichtet, welche diesen weit vom Arbeitsmarkt ent-
fernten Menschen eine nachhaltige berufliche Perspektive bieten wollten.
Bis zum Ende des Jahres 2020 konnten 180 Personen in geförderte Beschäftigungsverhältnisse
(§ 16i SGB II) vermittelt werden. Sie werden von Job-Coaches beschäftigungsbegleitend betreut.
Mit rund 20 % verfügt fast ein Fünftel der Beschäftigten nicht über einen Schulabschluss. Mehr
als die Hälfte (54 %) der Menschen in geförderter Beschäftigung hat keinen Berufsabschluss
(Bund 50 %). Dass diese Menschen im Sinne der gesetzlichen Fördervoraussetzung "weit vom
regulären Arbeitsmarkt entfernt" waren, wird durch die Tatsache belegt, dass sie vor der Zuwei-
sung in die geförderte Beschäftigung im Durchschnitt mehr als 11 Jahre im Langzeitleistungsbezug
standen. Ihnen bietet sich durch die neue gesetzliche Grundlage des §16i SGB II die Chance zur
Teilhabe am sozialen und beruflichen Leben.

                                   § 16i SGB II Lohnstruktur
            Mindestlohn
               16%

       ortsüblicher
           Lohn                                                                  Tariflohn
           17%                                                                     59%

             tariforientiert
                   8%

Quelle: interne Auswertung, Datenstand: Dezember 2020

Der Altersgruppe zwischen 25 und 45 Jahren gehören 54 % aller gemäß § 16i SGB II Beschäftigten
an (Durchschnitt im Bund 34 %). Diese Personen stehen noch lange im Erwerbsleben, so dass mit
Eintritt in die geförderte Beschäftigung viele Jahre Langzeitleistungsbezug verhindert werden
können. Die hohe Teilzeitquote von 51 % ist Indiz dafür, dass das nach langer Arbeitslosigkeit

                                                                                             27
Eingliederungsstrategie

oder aus anderen Gründen eingeschränkte Leistungsvermögen berücksichtigt wurde, um Über-
forderungen und ein Scheitern zu vermeiden. Bei vielen geförderten Beschäftigungen ergaben
sich mit einer stabilisierten Belastbarkeit im Verlauf der Tätigkeit gute Möglichkeiten, den Ar-
beitszeitrahmen zu steigern. Die mitwachsende Förderung war ein gutes Argument für Unterneh-
men, diese Schritte angemessen zu gestalten. 69 % aller Beschäftigten erzielten durch die geför-
derte Beschäftigung ein bedarfsdeckendes Einkommen und konnten den Leistungsbezug über-
winden. Diese Personen und deren Familien sind in Folge der Aufnahme der geförderten Beschäf-
tigung nicht weiter auf SGB II-Leistungen angewiesen. Rund ein Fünftel (18 %) kann schon heute
ein unbefristetes Arbeitsverhältnis vorweisen. Ein überwiegender Teil der Menschen (67 %) wird
tariflich oder am Tarif orientiert entlohnt; nur 16 % erhalten den gesetzlichen Mindestlohn. Von
allen abgeschlossenen Beschäftigungsverhältnissen bestehen aktuell 83 % weiter fort. Damit
spiegelt sich die beschäftigungsstabilisierende Wirkung des begleitenden Coachings in einer
niedrigen Abbruchquote von 17%.

                                   § 16i SGB II Frauenanteil
                     Düren                                                            42%
        Schleswig-Holstein                                               33%
            Niedersachsen                                                 34%
                  Saarland                                                34%
           Rheinland-Pfalz                                                 35%
      Nordrhein-Westfalen                                                   36%
 Mecklenburg-Vorpommern                                                     36%
                   Bremen                                                   36%
              Brandenburg                                                   36%
              Deutschland                                                     38%
                  Hamburg                                                     38%
                 Thüringen                                                    38%
       Baden-Württemberg                                                       39%
                    Hessen                                                      40%
                    Bayern                                                       41%
                   Sachsen                                                       41%
                     Berlin                                                       42%
           Sachsen-Anhalt                                                           44%
                              0%    5%     10%     15%    20%    25%    30%     35%    40%       45%   50%

Quelle: interne Auswertung sowie BA-Auswertung "Arbeitsmarkt kompakt", Datenstand: Januar 2021

28
Eingliederungsstrategie

Darüber hinaus ist es der job-com gelungen, im Kreis Düren Frauen mit 42 % in stärkerem Maße
die gesellschaftliche und berufliche Teilhabe zu ermöglichen, als dies im Bundesdurchschnitt
(38 %) und im NRW-Schnitt (36 %) der Fall war. Dieser Trend konnte über den bisherigen Zeitraum
der Umsetzung des Teilhabechancengesetzes stabil gehalten werden. Zudem konnten mit 40 %
aller Beschäftigungsaufnahmen im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen insgesamt deutlich
mehr Personen in eine Beschäftigung in diesem Arbeitsfeld vermittelt werden, als im Bundes-
durchschnitt (29 %). Während im Bundesdurchschnitt 74 % aller Beschäftigungsaufnahmen bei
privaten Unternehmen stattfanden, sind es in Düren sogar 81 %. Der Anteil an Integrationen bei
öffentlichen Arbeitgebern liegt zudem mit 5 % weit unter dem Bundesdurchschnitt mit 19 %.

                                    § 16i SGB II Arbeitgeber
                     Düren                                                     Bund

               14%                                                           7%

         5%                                                       19%

                                                                                           74%
                                81%

                █ private Arbeitgeber █ öffentliche Arbeitgeber █ kirchliche Arbeitgeber

Ziel der ganzheitlichen beschäftigungsbegleitenden Betreuung ist der Übergang in ungeförderte
und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Hierbei kann der Teilnehmende sowohl auf die
Unterstützung seines Coaches, als auch auf die Kontakte des Arbeitgeberservice der job-com zu
Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern in der Region zurückgreifen. Das diesbezügliche Übergangs-
management der job-com wird durch das Angebot weiterer Unterstützungsmöglichkeiten wie z.B.
die Optimierung von Bewerbungskompetenzen, Qualifizierungsangebote oder kommunale Ein-
gliederungsleistungen ergänzt. Drei Beschäftigungsverhältnisse konnten bereits vor Ablauf der
Gesamtförderdauer in ungeförderte dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze um-
gewandelt werden.

                                                                                                   29
Eingliederungsstrategie

 Instrument                 Funktion im Integrationsprozess

 Neuanfang                  Begleitendes Coaching insbesondere während einer geför-
                            derten Beschäftigung nach §§ 16e und i SGB II.

 Teilhabe am Arbeitsmarkt   Ermöglichung der sozialen und beruflichen Teilhabe für ar-
                            beitsmarktferne Kundinnen und Kunden mit dem Ziel der
 § 16e SGB II               nachhaltigen Integration.
                            Kern:
                            mindestens zwei Jahre Arbeitslosigkeit

 Teilhabe am Arbeitsmarkt   Ermöglichung der sozialen und beruflichen Teilhabe für sehr
                            arbeitsmarktferne Kundinnen und Kunden mit dem Ziel der
 § 16i SGB II               nachhaltigen Integration.
                            Kern:
                            mindestens sechs Jahre Leistungsbezug SGB II,
                            Alter ab 25 Jahre

30
Eingliederungsstrategie

Kommunale Eingliederungsleistungen

 Ziel der job-com ist es, Kundinnen und Kunden bei der Bewältigung von bestehenden
 Problemlagen durch die Bereitstellung kommunaler Leistungen zu unterstützen. Dadurch
 wird die notwendige "stabile Basis" für den weiteren Integrationsprozess geschaffen.

Die sozialen Eingliederungsleistungen nach § 16a SGB II sind als originär kommunale Leistungen
ein bedeutendes Handlungsfeld für die Aufgabenwahrnehmung nach dem SGB II.

Die Unterstützung bei der Organisation der Kinderbetreuung oder der häuslichen Pflege von
Angehörigen und das Angebot von Schuldnerberatung, psychosozialer Betreuung und
Suchtberatung stellen für viele SGB II-Kundinnen und -Kunden eine wichtige Voraussetzung für
die Initiierung beruflicher Eingliederungsmaßnahmen dar.

Als kommunales Jobcenter hat die job-com den entscheidenden Vorteil, dass sie sowohl die
Unterstützungsleistungen    zur   Arbeitsmarktintegration    als   auch    die   kommunalen
Eingliederungsleistungen "aus einer Hand" erbringen bzw. auf langjährige funktionierende
Strukturen und Netzwerke sowohl innerhalb der Kreisverwaltung Düren als auch mit den
regionalen Leistungserbringern zurückgreifen kann.
So wurden u.a. Absprachen zur Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt, dem Sozialamt und
den Jugendämtern bei Kreis und Stadt Düren getroffen und im Rahmen bestehender Verträge des
Kreises mit den Leistungserbringern Kooperationsvereinbarungen geschlossen, die den SGB II-
Kundinnen und -Kunden einen zügigen und unkomplizierten Zugang zu diesen Angeboten
ermöglichen.

                                                                                           31
Eingliederungsstrategie

 Instrument                       Funktion im Integrationsprozess

 Beratung     zur   häuslichen Unterstützung bei der Sicherstellung notwendiger Pflegebe-
 Pflege                           darfe.
 Pflegeberatungsstelle      des
 Sozialamtes des Kreises Dü-
 ren

 Betreuung minderjähriger         Unterstützung bei der Sicherstellung der Kinderbetreuung.
 Kinder
 Jugendämter Kreis und Stadt
 Düren

 Psychosoziale Beratung           Unterstützung bei der Überwindung von psychischen Belas-
 Sozialpsychiatrischer Dienst tungen und Krisensituationen.
 des Gesundheitsamtes       des
 Kreises Düren

 Schuldnerberatung                Bestandsaufnahme und Ordnung der finanziellen Verhält-
 Schulden- und Insolvenzbera- nisse bis hin zur Unterstützung bei der Einleitung einer Pri-
 tungsstellen der Evangeli- vatinsolvenz.
 schen Gemeinde zu Düren und
 des Diakonischen Werks des
 Kirchenkreises Jülich

 Suchtberatung                    Unterstützung bei der Überwindung einer Suchterkrankung
 Drogenberatung des Caritas- (keine therapeutische Maßnahme).
 verbandes Düren-Jülich e.V.

32
Eingliederungsstrategie

Beschäftigungsmöglichkeiten für (Allein-) Erziehende nutzen

    Ziel der job-com ist die Motivation und Aktivierung (Allein-) Erziehender zum frühzeitigen
    (Wieder-) Einstieg in das Berufsleben im Rahmen einer (Teilzeit-) Ausbildung oder einer be-
    ruflichen Qualifizierung.

Menschen mit Familienverantwortung müssen aufgrund ihrer Erziehungsaufgaben vielfältige
Hürden überwinden, um ihren Wunsch nach einer Berufsausbildung bzw. einer Erwerbstätigkeit
zu realisieren.

Die job-com unterstützt Alleinerziehende, die in vielen Fällen eine hohe Motivation und Durch-
haltevermögen mitbringen und somit gute Chancen auf eine Integration haben, durch das spezi-
alisierte Kleinteam "Alleinerziehende".5 In Kooperation mit dem Arbeitgeberservice des Jobcen-
ters arbeiten die Integrationsfachkräfte daran, regionale Unternehmen in Zeiten des demografi-
schen Wandels für neue Ausbildungs- und Arbeitszeitmodelle aufzuschließen (z.B. Teilzeitaus-
bildung).

Erziehende mit Kindern unter drei Jahren erhalten im "Sozialintegrativen Fallmanagement" u.a.
in Kleingruppenveranstaltungen Informationen zu den Möglichkeiten und Wegen der Kinderbe-
treuung sowie über Unterstützungsnetzwerke zur Vorbereitung des beruflichen Wiedereinstiegs.

    Instrument                          Funktion im Integrationsprozess

    AMIKA plus –                        Aufnahme einer Tätigkeit oder Ausbildung in der (Alten-)
    Arbeitschancen für                  Pflege bzw. Unterstützung zur Aufnahme einer Ausbildung o-
    Migrantinnen mit Kind               der Arbeit in anderen Berufsfeldern.
    in der Pflege

    ESF-Bund

5
 Der Anteil der Alleinerziehenden an den erwerbsfähigen Leistungsberechtigten beträgt rund 11 % (KRISTALL, Stand:
Juli 2020)

                                                                                                             33
Eingliederungsstrategie

 Instrument               Funktion im Integrationsprozess

 Tep4Future               Anbahnung von Teilzeitausbildungen in anerkannten Beru-
                          fen (BBIG / HWO) für Erziehende mit mindestens einem Kind
 ESF-Land NRW             oder pflegende Angehörige.

34
Eingliederungsstrategie

Junge Erwachsene in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt integrieren

    Ziel der job-com ist es, Schwierigkeiten beim Übergang Schule – Beruf abzubauen, junge Er-
    wachsene zu stabilisieren und qualifizieren sowie sie in Ausbildung oder Arbeit zu integrie-
    ren.

Ein erfolgreicher Einstieg in den Arbeitsmarkt ist die beste Chance, Langzeitarbeitslosigkeit zu
vermeiden und ein SGB II-unabhängiges Leben zu führen.

Die job-com bietet intensive Beratung und Unterstützung für junge Menschen in spezialisierten
Bereichen der Personalvermittlung und des Fallmanagements. Die erste Kontaktaufnahme mit
Jugendlichen erfolgt bereits bei Vollendung des 15. Lebensjahres.6 Anschließend begleiten die
Integrationsfachkräfte die jungen Erwachsenen als Konstante während des Prozesses der In-
tegration in Ausbildung, Qualifizierung oder Arbeit.

Die Integrationsfachkräfte des Teams "Ausbildung/Vermittlung U 25" betreuen mehr als ein Drit-
tel der unter 25-Jährigen und arbeiten gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden engmaschig
an der Aufnahme einer Ausbildung oder einer Erwerbstätigkeit. Um dieses Ziel zu erreichen, steht
eine Vielfalt unterstützender Angebote zur Verfügung (z.B. Einstiegsqualifizierung, ausbildungs-
begleitende Hilfen, Ausbildungsbonus).7

6
  Die job-com begleitet aktuell etwa 1.100 Schülerinnen und Schüler, deren Familien SGB II-Leistungen erhalten
(KRISTALL-Analyse, Stand: Dezember 2020)
7
  siehe Handlungsfeld "Qualifizierung Geringqualifizierter / Fachkräfte entwickeln"

                                                                                                          35
Eingliederungsstrategie

 Instrument                Funktion im Integrationsprozess

 Ausbildungsbegleitende    Unterstützung junger Menschen, die sich in einer Ausbildung
 Hilfen                    (BBIG/HWO-Beruf) oder einer Einstiegsqualifizierung befin-
 (abH)                     den.
                           Kernelemente: Förderunterricht sowie sozialpädagogische
                           Hilfen
                           Ziel der ganzheitlichen Unterstützung:
                           Fortsetzung und erfolgreiche Beendigung der Ausbildung
                           bzw. der Einstiegsqualifizierung mit anschließender Über-
                           nahme in Beschäftigung.
                           Einstieg jederzeit möglich.

 Ausbildungsprogramm       Landesprogramm NRW zum Ausgleich regionaler Unter-
 NRW                       schiede der Bewerber-Stellen-Relation auf dem Ausbil-
                           dungsmarkt bzw. zur Eröffnung zusätzlicher Chancen auf ei-
 ESF-Land NRW              nen Ausbildungsplatz für Jugendliche aus den Rechtskreisen
                           SGB II und SGB III.
                           Besetzung der vom Land bewilligten Plätze in Kooperation
                           mit der Agentur für Arbeit Aachen-Düren nach Bedarf (Aus-
                           bildungsjahr 2020/2021).

 Berufsausbildung in       Angebot einer anerkannten Berufsausbildung mit Abschluss
 außerbetrieblichen        (BBIG/HWO) für benachteiligte junge Erwachsene, die inten-
 Einrichtungen             sive Betreuung benötigen und keinen regulären Ausbil-
 (BaE)                     dungsplatz finden.

 Einstiegsqualifizierung   Vermittlung junger Erwachsener, die noch nicht über die er-
 (EQ)                      forderliche Ausbildungsreife verfügen, in betriebliche Lang-
                           zeitpraktika (Einstiegsqualifizierung) mit dem Ziel des Über-
                           gangs in eine Ausbildung.

36
Eingliederungsstrategie

Instrument               Funktion im Integrationsprozess

MOVE!                    Modellprojekt zur Unterstützung schwer erreichbarer sog.
                         entkoppelter junger Menschen zur Heranführung an die Re-
                         gelinstrumente des SGB II, SGB III und SGB VIII.
                         Einstieg jederzeit möglich.

Sprungbrett              Förderung junger Erwachsener ohne vollständige berufliche
                         Orientierung oder Ausbildungsplatz mit dem Ziel der Ein-
                         mündung in eine (betriebliche bzw. außerbetriebliche) Aus-
                         bildung, durch die Förderung von Schlüsselqualifikationen
                         zur Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit, die Vermittlung
                         wichtiger Grundlagen der Arbeitswelt und durch Training be-
                         rufsbezogener Grundtechniken.

TALENTWERK               Neues flexibles modulares Förderangebot für junge Erwach-
                         sene mit dem Ziel, der individualisierten Unterstützung (Start
                         01.09.2020).

Vorteil Aachen-Düren     Unterstützung junger Geflüchteter mit Interesse an Ausbil-
                         dung oder Arbeit im handwerklich-technischen Bereich im
ESF-Bund /               Alter zwischen 18 und 27 Jahren mit dem Ziel der Vermittlung
Integrationsrichtlinie   in eine Einstiegsqualifizierung, Ausbildung oder Arbeit. Be-
Bund IvAF                setzung der vom Land bewilligten 15 Plätze in Kooperation
                         mit der Agentur für Arbeit Aachen-Düren

WaLZ –                   Vorbereitung junger Erwachsener, die bisher nicht in Ausbil-
"Welt als Lernen für     dung oder Arbeit integriert werden konnten, auf einen Aus-
meine Zukunft"           landsaufenthalt mit begleitenden Betriebspraktika in den
                         EU-Kooperationsländern der Spanien und Italien.
ESF-Bund /               Ziel: Ausbildungsreife herstellen.
Integrationsrichtlinie
Bund IdA

                                                                                     37
Eingliederungsstrategie

Zugewanderten den Zugang zu Arbeit und Ausbildung ermöglichen

    Ziel der job-com ist die gesellschaftliche und berufliche Integration von Zugewanderten.
    Unter Nutzung vorhandener Kompetenzen und Ressourcen sollen Zugangsmöglichkeiten zu
    Ausbildung, Arbeit und Qualifizierung eröffnet und ggf. der Prozess der beruflichen Anerken-
    nung forciert werden.8

Geflüchtete und Menschen mit besonderen migrationsspezifischen Unterstützungsbedarfen wer-
den seit 2016 im Team "Zuwanderung" der job-com betreut, dem das gesamte Angebotsspekt-
rum der job-com, insbesondere jedoch die Angebote des "Dürener Integrationszentrums" (DIZ)
zur Verfügung stehen.

    Instrument                          Funktion im Integrationsprozess

    AMIKA plus                          Aufnahme einer Tätigkeit oder Ausbildung in der (Alten-)
    Arbeitschancen für                  Pflege bzw. Unterstützung zur Aufnahme einer Ausbildung o-
    Migrantinnen mit Kind               der Arbeit in anderen Berufsfeldern.
    in der Pflege

    ESF-Bund

    Dürener                             Unterstützung für Menschen mit Migrationshintergrund, ins-
    Integrationszentrum                 besondere mit Fluchtbiographie: Begleitende Hilfen beim
    (DIZ)                               "Ankommen in Deutschland bzw.in Düren", Coaching bei spe-
                                        ziellen Problemlagen (z.B. Anerkennung beruflicher Qualifi-
                                        kationen) sowie berufliche Orientierung in den Werkstätten
                                        der regionalen Partnerinnen und Partner sowie Vermittlung
                                        beruflicher Grundkompetenzen vor, während und nach
                                        sprachlichen Qualifizierungsmaßnahmen.

8
 Der Anteil der "Ausländerinnen und Ausländer" unter den Arbeitslosen im SGB II stieg von 23,5 % im Dezember 2015
auf 29,6 % im Dezember 2018 und liegt aktuell bei 32,2 % (Arbeitsmarktreport Düren Dezember 2020)

38
Eingliederungsstrategie

Instrument               Funktion im Integrationsprozess

Vorteil Aachen-Düren     Unterstützung junger Geflüchteter mit Interesse an einer
                         Ausbildung oder einer Arbeit im handwerklich technischen
ESF-Bund /               Bereich im Alter zwischen 18 und 27 Jahren mit dem Ziel der
Integrationsrichtlinie   Vermittlung in eine Einstiegsqualifizierung, Ausbildung oder
Bund IvAF                Arbeit.
                         Besetzung der vom Land bewilligten 15 Plätze in Kooperation
                         mit der Agentur für Arbeit Aachen-Düren

                                                                                   39
Statistische Daten

Statistische Daten

Leistungsberechtigte und Bedarfsgemeinschaften

Im Dezember 2020 gab es im Kreis Düren insgesamt 10.427 Bedarfsgemeinschaften (+ 0,4 % zum
Vorjahresmonat; NRW + 0,2 %), die Ihren Lebensunterhalt durch Leistungen der Grundsicherung
sicherstellten. In diesen Bedarfsgemeinschaften lebten 14.532 erwerbsfähige Leistungsberech-
tigte (+ 1,3 % zum Vorjahresmonat; NRW + 0,3 %).

               Erwerbsfähige Leistungsberechtigte | Bedarfsgemeinschaften

                                       14.930 15.072 15.092 15.030 14.967 14.790
                 14.529 14.662                                                     14.571 14.522 14.532
   14.340 14.459

                                      10.885 10.823 10.763 10.724
          10.443 10.494 10.570 10.743                             10.619 10.471
                                                                                10.424 10.427
   10.388

    Dez 19 Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20        Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

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