Einsatzmöglichkeiten von Impulsradar und Falling-Weight-Deflectometer bei der Erkundung und Bewertung von Straßenaufbauten
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Schwerpunkt Einsatzmöglichkeiten von Impulsradar und Falling-Weight-Deflectometer bei der Erkundung und Bewertung von Straßenaufbauten Die Möglichkeiten des Einsatzes des GmbH entnommen, deren Mitarbeiter (900 MHz Antenne misst bis über das Impulsradars und des Falling-Weight- die zerstörungsfreie Untersuchung von Planum hinaus und die 2500 MHz Deflectometers (FWD) bei der Erkun- Straßenaufbauten mittels Impulsradar Antenne löst die Asphaltschichten auf) dung und für die Bewertung von bei verschiedenen Projekten im Auftrag und Auflösungsgenauigkeiten zu erlau- Straßenaufbauten in Verbindung mit des Ingenieurbüros für Verkehrswege- ben, wird gleichzeitig mit mehreren direkten Aufschlüssen über Bohrungen bau, Hannover, durchführten. Antennen gearbeitet. Ein an das Mess- sowie als Qualitätssicherungsmaß- gerät angeschlossenes Laufrad misst die nahme unter Heranziehung eines 1.1 Allgemeine Beschreibung des Messweglänge. Wird mit nur einer erfahrenen Straßenbauingenieurs sollen Verfahrens Antenne gearbeitet, muss der Anwen- nachfolgend aufgezeigt werden. Das Impulsradarverfahren ermöglicht der sich über die Zielsetzung die zerstörungsfreie Prüfung von Bau- im Klaren sein und ggf. mit einer 1. Zerstörungsfreie Untersuchung werken. Für die Untersuchung von zweiten Antenne den Messvorgang des Straßenaufbaus mittels Impuls- Straßenaufbauten wird meistens ein wiederholen. radar elektromagnetisches Impulsradarverfah- Das Bild 1 zeigt schematisch den Auf- ren mit Antennen im Frequenzbereich bau der Messapparatur und das Fluss- Die Erläuterungen im Kapitel 1 zum zwischen 900 MHz und 2.500 MHz ein- diagramm des Messvorgangs. Durch Impulsradar sind in wesentlichen Teilen gesetzt. Um das Abtasten eines breiten einen Impulsgenerator werden elektro- den Prüfberichten GBC 135/99 und Frequenzspektrums zu ermöglichen und magnetische Impulse erzeugt und diese GBC 093/09 der GeoBau-Controlling eine Detektion unterschiedlicher Tiefen mit einer Sendeantenne in das zu unter- suchende Medium (hier: Straßenauf- bau) migriert. An Grenzflächen mit sich ändernden physikalischen Eigenschaf- ten (z.B. relative Dielektrizitätskon- stante) werden die Impulse partiell reflektiert. Das Maß der Differenz der physikalischen Eigenschaften, hervorge- rufen z.B. durch Materialwechsel, Ver- änderung der Feuchtigkeit oder auftre- tende Hohlstellen, bestimmt die Intensität der Reflexion (Kontrast). Die Reflexionen werden von einer Emp- fangsantenne zurück in die kombinierte Computer-Messeinheit übertragen. Auf einem Monitor werden die Impulse in der Einheit Nanosekunden (1 ns = 10-9 s) längenbezogen dargestellt. Typisch für die Dauer einer Messung sind 1 bis 100 ns. Die Impulse werden in Form eines Weg-Zeit-Diagramms (2D-Plot – Linienplot – als Farb- bzw. Grauwertdarstellung) dargestellt und auf Datenträgern gespeichert. Bild 1: Schema des Aufbaus der Messapparatur sowie das Flussdiagramm zum Messvorgang 8 | VSVI-Information April 2012
Schwerpunkt Die Reflexionen gleicher Ausrichtung Bei Ausschreibungen von Impulsradar- Vor Ort: (Phasenrichtung) und Intensität werden untersuchungen an Straßen ist der AG • Durchführen von Kernbohrungen, im Linienplot mit derselben Farb- bzw. aufgefordert, ein detailliertes LV zu erar- Kleinrammbohrungen und ggf. Graukodierung dargestellt. Die physika- beiten, um die später angebotenen Schürfe lischen Eigenschaften des durchstrahl- Leistungen auch vergleichen zu können Im Büro: ten Mediums prägen die Phase der und nicht das Impulsradar in einer Pau- • Aufbereitung der Erkundungsergeb- reflektierten Welle, d.h. eine Vergröße- schalposition zu fassen. nisse und Übergabe der Ergebnisse rung der Dielektrizitätskonstante an Prinzipiell hat sich das nachfolgend dar- an den Qualitätssicherer zur Auswer- einer Grenzfläche bewirkt einen 90°- gestellte Vorgehen bewährt: tung der Impulsradarergebnisse Phasensprung, eine Verkleinerung ver- Vor Ort: • Erarbeitung und Darstellung der ändert die Phase demgegenüber nicht. • Festlegen des Anfangs- und Endpunk- Ergebnisse des Impulsradars (Radar- Eine Spezialsoftware steuert über einen tes und aufsprühen von Markierun- gramme mit Schichtgrenzen und PC den Sende- und Empfangsvorgang. gen alle 50 bis 100 m am Fahrbahn- Schichtenprofil im Längsprofil, Quer- Das System erlaubt zur schnellen Beur- rand, um vor Ort ein Bezugssystem profilergebnis mit Integration der teilung auch den Ausdruck der Ergeb- für die Messergebnisse zu erhalten direkten Aufschlüsse) nisse vor Ort. und sehen zu können Die erfassten Messdaten werden • Messen von Längsprofilen 1.3 Ergebnisse der Impulsradar- anschließend mit einer weiteren Spezi- • Ansicht der Längsprofilergebnisse vor untersuchung alsoftware aufbereitet und die dann Ort und festlegen der Orte für Quer- Als Ergebnis des Impulsradars entsteht erarbeiteten Radargramme (Weg-Zeit- profile ein Radargramm, das im Bild 2 als Diagramme) entsprechend der • Messen der Querprofile Längsprofil dargestellt ist. Dabei sind Aufgabenstellung ausgewertet, z.B. • Ggf. einmessen schon vorhandener die Kilometrierung der Straße und die Feststellen der Schichtgrenzen zwischen Kernbohrungen in die lokale Statio- Reflektionszeit aufgetragen. Es sind für gebundenen und ungebundenen nierung und ermitteln des Abstandes den erfahrenen Ingenieur bereits drei Schichten. In der Regel erlaubt das zu den Impulsradarlängsprofilmessli- Abschnitte unterschiedlichen Fahrbah- Messergebnis die Bestimmung des Pla- nien naufbaus (ABW = Aufbauwechsel) nums, der Grenze zwischen den gebun- Im Büro: erkennbar. Aus diesem Radargramm denen und ungebundenen Schichten • Auswertung der Impulsradarmessung sind aber noch keine Materialarten und sowie einzelner Schichten innerhalb des hinsichtlich homogener Bereiche -dicken verlässlich ableitbar. Dies kann gebundenen und ungebundenen Auf- (Abschnitte gleichen Fahrbahnauf- erst erfolgen, wenn Kalibrierungsboh- baus. Eine zweifelsfreie quantitative baus) und vorhandener Bohrergeb- rungen (Erkundungen in den festgeleg- Erfassung der physikalischen Parameter nisse, ggf. ermitteln, welche schon ten Abschnitten gemäß Radargramm – (z.B. der Dielektrizitätskonstante) sowie vorhandenen Bohrergebnisse für die homogene Bereiche) durchgeführt und die qualitative Identifikation einzelner Impulsradarkalibrierung genutzt wer- ausgewertet werden. Schichten bedürfen jedoch grundsätz- den können bzw. Festlegen der Sta- Die Auswertung der Impulsradarergeb- lich der Verifizierung durch gezielte, tionen, an denen noch direkte Auf- nisse liefert eine Aufstellung der homo- direkte Aufschlüsse (z.B. Kernbohrun- schlüsse durch Bohrungen oder genen Abschnitte (Bereiche gleichen gen, Kleinrammbohrungen bzw. Schürfe erforderlich sind. Fahrbahnaufbaus bzw. Unterbaus) und Schürfe). • Abstimmen der Erkundungstiefen der erforderlichen Bohransatzpunkte zwischen dem Geotechnikingenieur mit Mindesterkundungstiefen: Bild 3. 1.2 Vorplanung und Ablauf von und dem Qualitätssicherer bzw. Impulsradaruntersuchungen Planer In jedem Fall ist vor jeder Impulsradar- messung die Zielsetzung der Untersu- chung gemeinsam mit dem AG festzu- legen. Klären der Aufgabenstellung, z.B. welche Messtiefen und Messdich- ten zu erreichen und umsetzbar sind, was erwartet der AG vom Impulsradar. Bild 2: Impulsradarergebnis - Radargramm als Straßenlängsprofil VSVI-Information April 2012 | 9
Schwerpunkt Bild 3: Tabellarische Darstellung der Impulsradarergebnisse – Ausschnitt mit Festlegung der homogenen Abschnitte und der Bohransatzpunkte Im Bild 4 ist das Ergebnis einer Kern- und Kleinrammbohrung bei km 2+350 im Längsprofil (vgl. Bild 2) dargestellt. Dieses Bohrergebnis und die Erkundun- gen in den anderen Impulsradarab- schnitten lassen eine genaue Darstel- lung der Dicken und Materialarten zu und liefern als Ergebnis der Kalibrie- rung die in Bild 5 abgebildeten Schich- tenprofile. Grundsätzlich sollte eine Kalibrierung der Impulsradarergebnisse durchge- führt werden, um eine eindeutige Inter- pretation der Radargramme zu ermög- lichen. Der Auftraggeber sollte sich nicht mit unkalibrierten Radargrammen Bild 4: Ergebnis einer Kern- und Kleinrammbohrung bei km 2+350 10 | VSVI-Information April 2012
Schwerpunkt zufrieden geben, wie aus den nachfol- vante Inhaltsstoffe der ungebundenen 2. Zerstörungsfreie Untersuchung genden Beispielen und den daraus Baustoffe) sind an den Bohrkernen des Straßenaufbaus mittels Falling- abzuleitenden Erkenntnissen ersichtlich bzw. an den Proben der ungebunde- Weight-Deflectometer (FWD) ist. nen Baustoffe zu bestimmen und den einzelnen Schichten im Schichtenprofil Die Erläuterungen zum Falling-Weight- Die Ergebnisse der Impulsradarmessun- zuzuordnen. Auch die Ortung von Deflectometer sind in wesentlichen Tei- gen und der direkten Aufschlussver- querenden Leitungen, Leitungstrassen len den Messungen der TU Darmstadt fahren werden auch für den Quer- und Hohlräumen ist mittels Impulsra- entnommen, deren Mitarbeiter die zer- schnitt dargestellt (vgl. Bild 6). Es wird dar möglich. Auf der Basis der Impuls- störungsfreie Untersuchung von Stra- deutlich, dass es im dargestellten radarergebnisse in Kombination mit ßenaufbauten mittels FWD bei ver- Querschnitt zwei verschiedene Fahr- den direkten Aufschlüssen kann auch schiedenen Projekten im Auftrag des bahnaufbauten gibt. Der Fahrbahnauf- eine Massenermittlung durchgeführt Ingenieurbüros für Verkehrswegebau, bau mit der Klinkerschicht (rote Schicht werden. Das Impulsradar liefert mit Hannover, durchführten. Die Auswer- in Bild 5) ist älter und die Straße wurde den Längs- und Querschnitten eine tungen wurden auf der Grundlage der entweder verbreitert oder ist in diesem nahezu lückenlose Darstellung des Ausarbeitungen von Herrn Dr.-Ing. Teilbereich erneuert worden. Schichtenverlaufs des Straßenoberbaus habil. Bernd Grätz zu diesem Thema und des Untergrundes. durchgeführt. Freundlicherweise wur- Die stoffliche Zusammensetzung der den auch von Herrn Dr.-Ing. habil. einzelnen Schichten (Teer- oder Asbest- Bernd Grätz die Unterlagen zur Theo- belastung bzw. abfalltechnisch rele- Bild 5: Kalibriertes Radargramm – Impulsradarergebnis in Form eines bearbeiteten Radargramms und farbige Darstellung im Schichtenprofil mit Angabe der Schichtdicken eines Straßenlängsprofils VSVI-Information April 2012 | 11
Schwerpunkt rie und Auswertung des FWD zur Ver- Deflectometer (FWD) eingesetzt. In rung“, Entwurf 2004 Forschungsge- fügung gestellt. Deutschland werden die FWD-Messun- sellschaft für Straßen- und Verkehrs- gen auf Asphaltfahrbahnen zurzeit wesen (FGSV), Köln, durchgeführt. 2.1 Messung und Berechnung der gemäß dem Tragfähigkeit • Arbeitspapier Tragfähigkeit Teil B2 Zur Ermittlung der Tragfähigkeit wer- „Falling-Weight-Deflectometer den weltweit ca. 400 Falling-Weight- (FWD): Beschreibung, Messdurchfüh- Bild 6: Kalibriertes Radargramm - Impulsradarergebnis in Form eines bearbeiteten Radargramms und farbige Darstellung im Schichtenprofil mit Angabe der Schichtdicken eines Straßenquerprofils 12 | VSVI-Information April 2012
Schwerpunkt 2.1.1 Messverfahren Bild 7: Anhänger mit Falling-Weight-Deflectometer Das FWD ist ein dynamisches Tragfähig- keits-Messverfahren, bei dem, ähnlich wie bei der dynamischen Verkehrsbe- lastung, ein Kraftimpuls auf die Ober- fläche der Fahrbahnbefestigung mittels einer Fallmasse eingeleitet wird. Die sich dabei einstellenden kurzzeitigen vertikalen Verformungsgeschwindigkei- ten der Oberfläche werden mit Geo- phonen gemessen. Aus diesen Geschwindigkeits-Zeit-Verläufen wird durch Integration der Verlauf der Ver- formung in Abhängigkeit von der Zeit (Welle) erhalten. Im Bild 7 ist das Mess- gerät dargestellt. Im Bild 8 sind in Abhängigkeit von der Zeit beispielhaft der Verlauf der Kraft und der Verformungen dargestellt; die größte Verformung tritt im Lastzentrum (Geophon 1) auf. Aus den im Bild 8 dargestellten zeitab- hängigen Verläufen werden für die Auswertung der Messdaten bezüglich der Tragfähigkeit die Maximalwerte der Kraft und der Verformungen entnom- men. Die maximalen Verformungen werden in Abhängigkeit vom Abstand der Geophone vom Lastzentrum als Verformungsmulde dargestellt. Die Messungen werden mit den im Bild 9 dargestellten Geophonpositionen durchgeführt. Die für diesen Lastfall ermittelte Verformungsmulde ist quali- tativ im Bild 9 dargestellt. 2.1.2 Berechnungsverfahren Es gibt eine Vielzahl an Auswertungen der FWD-Ergebnisse, aber nach den Erfahrungen der Autoren ist das Berechnungsverfahren nach Dr.-Ing. habil. Bernd Grätz das derzeit aussage- kräftigste, wie die nachfolgenden Aus- führungen zeigen sollen. Bild 8: Kraft-Zeit- und Verformungs-Zeit-Verlauf VSVI-Information April 2012 | 13
Schwerpunkt Die Berechnung der Tragfähigkeits- mm und der Schichtmodul M0 des Prinzipiell hat sich das nachfolgend dar- kennwerte erfolgt aus der mit dem Halbraumes in N/mm2. gestellte Vorgehen bewährt: FWD gemessenen Verformungsmulde Die Tragfähigkeit und der Schichtmodul und dem Maximum der zugehörigen werden schließlich zum „Vorläufigen Im Büro: Kraft (Impulskraft) mit dem in Bild 10 Bewertungsdiagramm“ zusammenge- Festlegen des Anfangs- und Endpunk- dargestellten Befestigungsmodell führt. Es lassen sich vier Bereiche unter- tes, des Messpunktabstandes, der „Platte auf elastisch isotropem Halb- scheiden. Die Beschreibung dieser Anzahl der Messlinien (z.B. beide Fahr- raum“. Bereiche ist im Bild 11 dargestellt und bahnränder und Fahrbahnmitte) und Der Halbraum besteht bei den Ver- erläutert. damit der Anzahl der Messpunkte. Lie- kehrsflächenbefestigungen aus den gen Impulsradarergebnisse vor, sind in Schichten ohne Bindemittel und dem Es ist zudem möglich, den Schichtmo- jedem homogenen Abschnitt mindes- Untergrund/Unterbau. Die Platte bein- dul MU für den Untergrund zu berech- tens drei FWD-Messungen durchzufüh- haltet sämtliche Asphaltschichten, nen und zu bewerten genauso wie die ren. Es ist auch ratsam, in Abschnitten Betonplatten oder Pflasterbeläge und Steifigkeit der Platte in Form von M1. zu messen, die visuell auffällig sind und verfestigte Schichten. Die Berechnung z.B. Risse oder Verformungen haben. der Tragfähigkeit und der beiden 2.2 Vorplanung und Ablauf von Schichtmoduli erfolgt aus den Mess- FWD-Messungen Vor Ort: werten mit einem Regressionsansatz. Vor jeder FWD-Messung ist festzule- Festlegen des Anfangs- und Endpunk- gen, in welchem Messpunktabstand tes vor Ort, um ein Bezugssystem für Als Berechnungsergebnis ergibt sich und auf welchen Linien gemessen wer- die Messergebnisse zu erhalten und ohne Kenntnis der Schichtdicke h der den soll. Das Vorhaben „wir wollen sehen zu können. Platte aus den FWD-Messdaten die FWD-Messungen haben“ reicht nicht Tragfähigkeit als elastische Länge l in aus. Im Büro: Berechnung der FWD-Kenngrößen und Darstellung dieser in Diagrammen. Bild 9: Geophonpositionen am FWD-Gerät und qualitativer Verlauf Übergabe der FWD-Berechnungsergeb- der Verformungsmulde nisse an den Qualitätssicherer, der die Ergebnisse prüft. Liegen Impulsradarergebnisse vor, wer- den die FWD-Messungen in das bereits festgelegte Bezugssystem integriert. Ist es nicht vorgesehen, Impulsradarmes- sungen durchzuführen, sollten die FWD-Messungen in regelmäßigen Abständen erfolgen und aufgrund der FWD-Messergebnisse die Standorte der Erkundungen durch direkte Aufschlüsse festgelegt werden. Bild 10: Befestigungsmodell „Platte auf elastisch isotropem Halbraum“ 2.3 Ergebnisse der FWD-Messungen Ein Fahrbahnaufbau, der gemäß Ver- kehrsbelastung der Bauklasse III ent- spricht, wurde mittels Querschlägen (vgl. Bild 12) und direkter Aufschlüsse (Kern- und Kleinrammbohrungen sowie Schürfe) erkundet. 14 | VSVI-Information April 2012
Schwerpunkt In dem nachfolgenden Beispiel wurde weiteren Besonderheiten vorhanden kung sind die sechs Messlinien (z.B. der Messpunktabstand für das FWD waren. Am Beispiel des Querschnittes li.FStr-li) für die FWD-Messungen im auf 50 m festgelegt, da außer den des Fahrbahnaufbaus einer Kreisstraße Bild 12 dargestellt. Schäden am linken Fahrbahnrand keine vor der Instandsetzung und Verstär- Bild 11: „Vorläufiges Bewertungsdiagramm“ zur Beurteilung des Gebrauchszustandes einer Fahrbahnbefestigung der Bau- klasse III (Quelle: Bald, Grätz: Mechanisches Verhalten der Asphaltfahrbahnbefestigungen – Prüftechnische Ansprache des Widerstandes der Schichten und der Schichtbaustoffe gegen Rissbildung, Straße und Autobahn, Heft 2/2003). VSVI-Information April 2012 | 15
Schwerpunkt In Bild 13 sind als Ergebnis der FWD- mungsmodul EV2 = 120 N/mm²) unter- (braune Linie re.FStr.-re) kurz vor der Berechnungen die Schichtenmoduli M0 schritten wird. Alle anderen Schichtmo- FWD-Messung ein Rohr der Wasserlei- über die Streckenlänge in den verschie- duli liegen über dem Grenzwert. tung unmittelbar am Fahrbahnrand in denen Messlinien dargestellt. Es ist auf- ca. 2 m Tiefe gebrochen und der Scha- fällig, dass bei km 1,650 auf der rech- Aufgrund der Kernbohrungen, Klein- den repariert worden war. Im Bereich ten Seite und im Bereich km 2,450 auf rammbohrungen und Schürfe und der km 1,650 (blaue Linie li.FStr-li) stand im der linken Seite der Grenzwert (M0 = Beobachtung vor Ort, konnte festge- Untergrund Schluff in einer schräg zum 150 N/mm² entspricht dem Verfor- stellt werden, dass bei km 2,450 rechten Fahrbahnrand geneigten Ebene an, so dass sich das von der rechten Fahrbahnseite einsickernde Wasser Bild 12: Querschnitt der Kreisstraße vor der Instandsetzung und Verstärkung unter dem Straßenkörper einstaute und mit den sechs FWD-Messlinien dadurch die Tragfähigkeit des Unge- bundenen verminderte. Die Konse- quenz aus diesem Ergebnis war, die Entwässerung wieder herzustellen und eine Planumsentwässerung am rechten Fahrbahnrand – hier stieg das Gelände an und floss Oberflächenwasser zur Straße hin – zu bauen. Bild. 13: Schichtmoduli M0 entlang der Messstrecke für die einzelnen Messlinien Bei der Gesamttragfähigkeit in Bild 14 unterschreiten außer auf der blauen (re.FStr-re) und der magenta (re.Fstr-mi) Messlinie alle anderen den Grenzwert des Ermüdungsbereiches (l ≥ 200 mm). Gemäß Bild 12 ist demnach der mit Asphalt überbaute Pflasterbereich betroffen. Für ein Erneuerungskonzept heißt dies, dass die alten, ermüdeten Schichten in diesem Bereich weitestge- hend auszubauen und durch neuen Asphalt zu ersetzen sind und eine Ver- stärkung gebaut wird. Durch eine sol- che Maßnahme kann die Tragfähigkeit wieder in den Übergangsbereich Ermü- dungs- zur Beharrungsphase (l ≥ 200 mm) überführt werden. Bild. 14: Gesamttragfähigkeit elastische Länge l entlang der Messstrecke Die Messwertpaare liegen im Bild 15 für die einzelnen Messlinien größtenteils im Bereich I, d.h. die Trag- fähigkeit und der Schichtmodul erfüllen die Anforderungen. Die Werte im Bereich IV können durch einen Hoch- einbau in den Bereich I geführt werden und die verbliebenen Messwertpaare im Bereich II und III können durch den Einbau einer Asphalteinlage soweit ertüchtigt werden, dass ein Durchschla- 16 | VSVI-Information April 2012
Schwerpunkt gen von Rissen aus der Unterlage in die Auf der Basis der Impulsradarergeb- zusammengeführt. Es lassen sich vier Überbauung verhindert werden kann. nisse in Kombination mit den direkten Bereiche unterscheiden. Aus diesen Aufschlüssen kann auch eine Massen- FWD-Messergebnissen kann abgeleitet Aufgrund der geschilderten Inhalte ermittlung durchgeführt werden. werden, in welcher Form die Instand- wurde die Fahrbahn, wie in Bild 16 zu Beim Falling-Weight-Deflectometer setzung oder Erneuerung einer Straße sehen ist, erneuert. ergibt sich als Berechnungsergebnis die durchzuführen ist. Es wurden auf dieser Kreisstraße auch Tragfähigkeit als elastische Länge l in FWD-Untersuchungen nach der mm (Gesamttragfähigkeit) und den Dr.-Ing. Helge Beyer Instandsetzung und Verstärkung durch- Schichtmodul M0 des Halbraumes in Ingenieurbüro für Verkehrswegebau geführt und festgestellt, dass die Trag- N/mm2 (Tragfähigkeit des Ungebunde- Werfelstraße 17 fähigkeiten und Schichtmoduli – nen, Verformungsmodul). In Abhängig- 30629 Hannover bedingt durch die Wiederherstellung keit der Bauklasse kann die Gesamt- helge.beyer@t-online.de der Entwässerung und den Bau einer tragfähigkeit als FWD-Messergebnis Planumsentwässerung – signifikant und der Verformungsmodul auf der Dipl.-Ing. Jens Rohmann angestiegen waren und alle Messwerte Oberkante des Ungebundenen bewer- ELH Ingenieure GmbH im Bereich I des Bewertungsdiagramms tet werden. Die Tragfähigkeit und der Bogenstraße 4 C lagen. Schichtmodul werden schließlich zum 30165 Hannover „Vorläufigen Bewertungsdiagramm“ jens.rohmann@elh-ingenieure.de 3. Zusammenfassung Das Impulsradar liefert bei fachgerech- Bild 15: „Vorläufiges Bewertungsdiagramm“ zur Beurteilung des Gebrauchs- ter Anwendung in Verbindung mit zustandes einer Fahrbahnbefestigung der Bauklasse III gemäß direkten Aufschlüssen anhand von Dr.-Ing. habil. Bernd Grätz Längs- und Querschnitten eine nahezu lückenlose Darstellung des Schichten- verlaufs des Straßenoberbaus und des Untergrundes. Die stoffliche Zusammensetzung der einzelnen Schichten (Teer- oder Asbestbelastung bzw. abfalltechnisch relevante Inhalts- stoffe der ungebundenen Baustoffe) sind an den Bohrkernen bzw. an den Proben der ungebundenen Baustoffe zu bestimmen und können dann den einzelnen Schichten im Schichtenprofil des Impulsradars zugeordnet werden. Auch die Ortung von querenden Lei- tungen, Leitungstrassen und Hohlräu- men ist mittels Impulsradar möglich. Bild 16: Straßenquerschnitt der Bauausführung mit den Details der Fahrbahnrandkonstruktionen VSVI-Information April 2012 | 17
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