Energieeffizienz mit elektrischen Antrieben - Fachverband Automation - ZVEI
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Impressum Energieeffizienz mit elektrischen Antrieben Herausgeber: ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V. Fachverband Automation Fachbereich Elektrische Antriebe Lyoner Straße 9 60528 Frankfurt am Main Telefon: +49 69 6302-377 Fax: +49 69 6302-279 E-Mail: antriebe@zvei.org www.zvei.org Verantwortlich: Gunther Koschnick Bernhard Sattler Fachbereich Elektrische Antriebe Redaktion: Michael Burghardt, Sylvia Blankenhagen, Gregor Dietz, Fred Donabauer, Prof. Martin Doppelbauer, Lutz Schube, Thorben Steinmann, Eva-Maria Wagner, Claus Wieder, Yasar Yûce November 2017 Trotz größtmöglicher Sorgfalt übernimmt der ZVEI keine Haftung für den Inhalt. Alle Rechte, insbesondere die zur Speicherung, Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten.
Inhaltsverzeichnis 1 Vorwort: Energieeffizienz hat oberste Priorität 4 2 Stromverbrauch in Industrie und Antriebstechnik 5 3 Energieeffizienz im Antriebssystem 6 4 IE-Code: weltweite Vereinheitlichung durch die Normung 14 5 Gesetzliche Vorgaben in Europa 21 6 Weltweite Vorschriften 23 7 Best-Practice-Anwendungen mit Einsparpotenzial 25
1 Vorwort: Energieeffizienz hat oberste Priorität Der politische Wille, Energieeffizienz zu beschleunigen, ist spürbar und beim Blick auf die Lebenszykluskosten auch sinnvoll. Mit dieser Broschüre sollen die Energieeinsparpotenziale elektrischer Antriebe und Antriebssysteme aufgezeigt werden. Sie gibt einen Überblick, wie internationale Normen Transparenz für die Energieeffizienz schaffen und Grundlage für die Gesetzgebung in der Antriebstechnik sind. Das von der Europäischen Kommission (EK) Zur Zielerreichung 2030 setzt die Kommission am 30. November 2016 veröffentlichte Paket verschiedene Instrumente ein. Vor allem die „Clean Energy for All Europeans“ gibt den Ökodesign-Richtlinie – die Umweltwirkungen Rahmen für die Zeit 2021 bis 2030 vor und von energieverbrauchsrelevanten Produkten macht damit einen wichtigen Schritt, die Ener- unter Berücksichtigung des gesamten Lebens- gieversorgungssicherheit, Nachhaltigkeit und wegs im Fokus hat – ist von großer Relevanz Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu stärken. für die elektrische Antriebstechnik, da sie Die Kommission verfolgt mit ihren insgesamt gesetzliche Anforderungen festschreibt. acht Gesetzesvorschlägen folgende drei Ziele: • Energieeffizienz als oberste Priorität, • Förderung von erneuerbaren Energien • und ein faires Angebot für Verbraucher. Um die hohe Priorität von Energieeffizienz verbindlich zu gestalten, hat die Kommission das Ziel von 30 Prozent Energieeinsparung bis 2030 vorgegeben (Basis 2005). Dies ist ein wichtiges politisches Signal, um weitere Ener- gieeffizienzmaßnahmen anzuregen. Die Revi- sion der Energieeffizienzrichtlinie rückt die Steigerung der Energieeffizienz noch stärker als bisher in den Fokus und erfüllt damit eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende. Sie hilft, die Energiekosten zu senken sowie die Versorgungssicherheit zu verbessern und löst erhebliche Investitionen für die Wirtschaft aus. Zudem trägt sie wesent- lich zum Klimaschutz bei. 4
2 Stromverbrauch in Industrie und Antriebstechnik Im Jahr 2016 war die Industrie mit einem Anteil von 47 Prozent am Gesamtverbrauch der größte Stromverbraucher in Deutschland (Abb. 1). Rund 250 TWh (250 Mrd. kWh) Strom hat die Industrie in diesem Jahr verbraucht. Davon entfielen rund 70 Prozent oder 175 TWh auf den Energieverbrauch von elektromotorischen angetriebenen Systemen.1 In Deutschland besitzen elektrische Antriebs- • Bei Elektromotoren mit höherem Wir- systeme ein bedeutendes Einsparpotenzial in kungsgrad lässt sich der Energiebedarf Höhe von 33 TWh Strom. Rund fünf Milliarden signifikant senken. Ein IE3-Motor mit Euro an Energiekosten ließen sich jährlich ein- 75 kW Leistung ist mit einem Wirkungs- sparen durch den Einsatz der elektronischen grad von 95,7 Prozent beispielsweise Drehzahlregelung mittels Drive Controller 1,7 Prozent effizienter als ein leistungs- (26 TWh) und durch die Reduzierung der Ver- gleicher IE2-Motor (94,0 Prozent). Die lustleistung bei Energiesparmotoren (7 TWh). höhere Effizienz ergibt bei 6.000 Betriebs- stunden 30 Prozent weniger Verluste Lebenszyklusbetrachtungen zeigen sowie Einsparungen von rund 1.276 Euro Nutzen auf pro Jahr. Die folgenden zwei Beispiele verdeutlichen sehr gut den Nutzen, den Energiesparmo- • In einer Absauganlage wird ein Lüfter mit toren und die elektronische Drehzahlregelung 7,5 kW Nennleistung eingesetzt. Wird der durch Drive Controller den produzierenden Förderstrom nicht mechanisch gedrosselt, Unternehmen bringen (Grundlage: Strompreis sondern über einen drehzahlgeregel- 15 ct/kWh). ten Drehstrommotor an die tatsächlich benötigte Menge angepasst, lassen sich bei 4.000 Betriebsstunden pro Jahr Abb. 1: Stromverbrauch in Deutschland 1.260 Euro Stromkosten einsparen. (2016: 525 Mrd. kWh) Verkehr 2% Weitere Beispiele werden im Kapitel 7 Best- Practice-Anwendungen mit Einsparpotenzial Industrie dargestellt. 47 % Der Einsatz neuer innovativer, energiespa- Gewerbe, Handel, render Technik rechnet sich über den Lebens- Dienstleistungen zyklus. In der Industrie wird allerdings noch 26 % ein großer Anteil Motoren verwendet, die die Anforderungen an die heutigen Wirkungs- gradklassen nicht erfüllen und vergleichs- weise viel Energie verbrauchen. Ziel muss es daher sein, diesen industriellen Bestand so Haushalt 25 % rasch wie möglich zu modernisieren. Lebens- zyklusbetrachtungen, Förderprogramme und gesetzliche Regelung sind Instrumente, die Quelle: BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft diesen Prozess beschleunigen. 1 Bauernhansel, Mandel, Wahren, Kasprowicz, & Miehe, Energieeffizienz in Deutschland, Mai 2013 5
3 Energieeffizienz im Antriebssystem Neben den Einsparpotenzialen, die durch die Auslegung der elektrischen Antriebssysteme gehoben werden können, liegt das größte Energieeinsparpotenzial in der Optimierung der angetriebenen Maschine (z. B. Pumpe, Lüfter, Kompressor): in der mecha- nischen Systemoptimierung (Abb. 2). Im Nachfolgenden wird nur der Bereich der elektrischen Antriebstechnik näher betrachtet. Abb. 2: Einsparpotenziale bei elektronisch angetriebenen Systemen Einsparpotenzial bei Einsparpotenzial elektromotorisch angetriebenen in % Systemen 1. Vermehrter Einsatz von Energiesparmotoren 10 % 2. Elektronische Drehzahlregelung 30 % 3. Mechanische Systemoptimierung 60 % Summe 100 % Quelle: Save-Berichte der EU Der komplette Antriebsstrang im Fokus Einige Anwendungen mit fester Drehzahl Elektrische Antriebssysteme bestehen im We- benötigen keinen Drive Controller, sondern sentlichen aus folgenden Komponenten: lediglich einen Schütz zum Ein- und Ausschal- • einem Gerät zur Ansteuerung der Motoren ten des Motors oder einen Sanftstarter für aus dem elektrischen Netz, üblicherweise den sanften Motoranlauf. In anderen Anwen- einem Schütz, Sanftstarter oder Frequenz- dungen, beispielsweise Pumpen, kann mit der umrichter (Drive Controller); hohen Drehzahl des Elektromotors gearbeitet • einem Elektromotor, der elektrische in werden, sodass das Getriebe entfällt. mechanische Leistung umwandelt; • einem Getriebe, das die mechanische Leistung des Motors an den Arbeits- punkt der Arbeitsmaschine anpasst (siehe auch Abb. 3). Abb. 3: Schematischer Aufbau eines Antriebsstrangs Quelle: ZVEI 6
Drive Controller (Frequenzumrichter) Die zentrale Aufgabe eines Drive Controllers Zur Regelung eines Drehstrommotors müssen ist es, die Motordrehzahl zu regeln, sodass Frequenz und Spannungshöhe am Motor mit- quasi von einem variablen elektronischen tels eines Drive Controllers verändert werden. Getriebe gesprochen werden kann. Je nach Prozessbedarf kann die Motordrehzahl redu- Drive Controller werden für alle Leistungen – ziert und damit genau so viel Energie aus dem von wenigen Watt bis zu vielen Megawatt – Netz aufgenommen werden, wie gerade benö- angeboten. Sie sind in ihren Eigenschaften tigt wird. (Antriebsverhalten, Verlustleistung, Größe) in den letzten Jahrzehnten durch Fortschritte in Diese Art der Prozessregelung birgt dadurch der Mikro- und Leistungselektronik kontinu- ein enormes Energieeinsparpotenzial und ist ierlich verbessert worden. Der Wirkungsgrad deutlich effizienter als beispielsweise eine von modernen Drive Controllern liegt typi- Drosselregelung in einer Pumpenanwendung scherweise zwischen 96 und 98 Prozent (je (Abb. 4). nach Leistung) und wird unter anderem durch die verwendeten Halbleiter und die Takt- frequenz zu deren Ansteuerung bestimmt. Abb. 4: Energiebedarf bei einer Pumpenanlage: Vergleich Drossel- und Drehzahlregelung Mengenregelung über Drossel Mengenregelung über Drehzahl Einspeiseleistung 281 % Einspeiseleistung 158 % 281 % 158 % M Verluste im Motor Verluste im Drive Controller 265 % 152 % Verluste in der Pumpe M Verluste im Motor 160 % 142 % Verluste im Drosselventil Verluste in der Pumpe 100 % 100 % Nutzleistung Nutzleistung Die Nutzleistung beträgt jeweils 100 % an der Pumpe. Im Falle der Drosselregelung muss das 2,81-Fache der Nutzleistung eingespeist werden. Bei der elektronischen Drehzahl- regelung hingegen ist es nur das 1,58-Fache. Die Verluste werden auf 1/3 reduziert. Quelle: ZVEI 7
Energieeinsparpotenziale beim Zwischenkreiskopplung Bremsbetrieb Wird nicht nur ein Antrieb, sondern eine Viel- Beim Betrieb mit einem Drive Controller ent- zahl von Antrieben nebeneinander eingesetzt, steht in einem Motor bei Bremsvorgängen so kann die Verbindung der Zwischenkreise generatorische Energie. Je nach Anwendung der Drive Controller eine sinnvolle und prak- und Auftreten dieser generatorischen Energie tische Nutzung der Rückspeiseenergie dar- kommt eines oder kommen mehrere der vier stellen. Anstatt Energie aus dem Netz aufzu- folgenden Prinzipien zum Einsatz: nehmen, findet in diesem Fall ein effizienter • Bremswiderstand und direkter Energieausgleich zwischen den • Zwischenkreiskopplung Antrieben in einem Verbund statt (Abb. 6). • Rückspeisung Voraussetzung ist, dass die rückgeführte Ener- • Energiespeicher gie eines Antriebs unmittelbar in einem ande- ren Antrieb wiederverwendet werden kann. Bremswiderstand Lange Jahre war es gängige Praxis, genera- Dieses Grundprinzip ist sehr effektiv und torische Energie mittels Bremswiderstände in könnte auf größere Bereiche ausgeweitet wer- Wärme umzuwandeln. Die Weiterleitung der den. Aus diesem Grund gibt es aktuell das Energie an den Bremswiderstand erfolgt mit Forschungsprojekt „DC-INDUSTRIE – Intelli- einem im Drive Controller an- oder eingebau- gentes offenes DC-Netz in der Industrie für ten Brems-Chopper. Die Umsetzung dieser hocheffiziente Systemlösungen mit elektri- Energie in Wärme stellt dabei einen nachteili- schen Antrieben“. Ziel ist die Sicherung einer gen Beitrag zur Energiebilanz dar, ist aber oft effizienten und robusten Energieversorgung bei einem geringen oder sporadischen Auf- von Maschinen und Anlagen durch Gleich- kommen von Rückspeiseenergie die einzige spannungsnetze in Fabriken. ökonomische Lösung (Abb. 5). Abb. 5: Blockschaltbild Drive Controller mit Brems-Chopper Netz Gleichrichter Zwischenkreis Wechselrichter Motor = ~ 3~ ~ = Brems-Chopper Bremswiderstand Quelle: ZVEI 8
Abb. 6: Energieausgleich zwischen mehreren Antrieben Energie- ausgleich DC-Zwischenkreis = = = = = ~ ~ ~ ~ ~ Netz Motor- Generator- betrieb betrieb Quelle: ZVEI Rückspeisung Mit einem Drive Controller kann die generato- Jede Umwandlung von Energie ist verlust- rische Energie aus der Anlage zurück ins Netz behaftet. Daher muss im Einzelfall – abhän- gespeist werden. Hierbei wird das Funktions- gig von den Bremszyklen – geprüft werden, prinzip der Netzeinspeisung in den Zwischen- ob eine Netzrückspeisung in der jeweiligen kreis umgekehrt, indem die gleichgerichtete Anlage sinnvoll ist. Zwischenkreisspannung in eine sinusförmige Netzspannung konvertiert wird. Je nach Netz- Energiespeichersystem eigenschaften können block- oder sinusför- Aufbauend auf dem Prinzip der Zwischen- mige Rückspeisegeräte verwendet werden. kreiskopplung löst der Energiespeicher den Sowohl separate Geräte als auch Kombinati- zeitlichen Konflikt auf, dass die rückgeführte onen aus Netzgleichrichter und Rückspeisung Energie unmittelbar in einem anderen Antrieb sind am Markt verfügbar (Abb. 7). wiederverwendet werden muss. Er stellt die Abb. 7: Blockschaltbild Drive Controller mit Rückspeisung (Zwei-Geräte-Lösung) Netz Gleichrichter Zwischenkreis Wechselrichter Motor = ~ 3~ ~ = ~ = Wechselrichter Quelle: ZVEI 9
Abb. 8: Blockschaltbild Drive Controller mit Energiekoppler und -speicher Netz Gleichrichter Zwischenkreis Wechselrichter Motor = ~ 3~ ~ = = Energiekoppler Energie- = speicher- system Energiespeicher Quelle: ZVEI Energie wieder bereit, wenn sie benötigt Sanftstarter arbeiten nahezu verlustfrei, da sie wird. Der Energiespeicher ermöglicht die nach dem Anfahren des Motors wie ein Schütz intelligente Kombination der rückgespeisten den Motor direkt an das Netz schalten. Für Energie mit der aufgenommenen Energie Anwendungen mit stets voll belasteten und und reduziert gleichzeitig die hohe kurzzei- optimal ausgelegten Motoren ist diese Konfi- tige Energieaufnahme aus dem Netz (Abb. guration die energetisch bessere. Mit Blick auf 8). Hoher dynamischer Energiebedarf des Anwendungen, bei denen sich prozessbedingt Antriebs wird aus dem Speicher bereitgestellt, Energie durch die Anpassung der Drehzahl sodass alle netzseitigen Installationen einfa- einsparen lässt, sind Drive Controller einem cher und preiswerter werden. Zudem werden Sanftstarter vorzuziehen, da sich bei Sanft- hohe Bereitstellungskosten für den Bezug von startern die Motordrehzahl nicht regeln lässt. Spitzenleistungen vermieden. Diese monetäre Das mit der Drehzahlregelung verbundene Ersparnis im Betrieb der Anlage wird wirt- Energieeinsparpotenzial können diese Geräte schaftlich gegen den Investitionsbedarf des also nicht heben. Speichers betrachtet und kann ökonomisch und ökologisch eine gute Lösung darstellen. Motoren Elektromotoren setzen elektrische Energie Sanftstarter hauptsächlich in mechanische Energie um, Die Ansteuerung eines Drehstrommotors mit und zwar in Drehzahl und Drehmoment. einem Sanftstarter kann abhängig von der Aufgrund ihres Wirkungsprinzips haben Anwendung verschiedene Effekte haben: För- Elektromotoren einen relativ hohen Wirkungs- deranlagen fahren ruckfrei an, Druckstöße grad. Ein typischer Wert für einen 1,1-kW- in Pumpenanlagen werden vermieden oder Drehstromasynchronmotor liegt bei etwa Anlaufströme bei großen Schwungmassen 82 Prozent; 100-kW-Motoren haben Wirkungs- reduziert. Dabei wird während einer einstell- grade bis 95 Prozent. baren Hochlaufzeit die an den Motor abge- gebene Spannung im Sanftstarter mittels Phasenanschnittsteuerung reduziert und der Anlaufvorgang so gezielt beeinflusst. 10
Motorverluste entstehen durch verschiedene higkeits-, Geräusch- oder Wirkungsgradanfor- physikalische Effekte. Je nach eingesetz- derungen. ter Technologie und Baugröße können diese unterschiedlich hoch sein. Die wichtigsten Der Wirkungsgrad von Getrieben wird beein- Verlustfaktoren sind: flusst von der Reibung in der Abdichtung zwi- • elektrischer Stromfluss in den Wicklungen schen Gehäuse und Wellen sowie von den Ver- mit ihren elektrischen Widerständen; lusten innerhalb des Getriebes (Verzahnung, • Ummagnetisierungsvorgänge und Lagerreibung, Planschverluste, Zusatzver- Wirbelströme; luste). Häufig verwendete Getriebearten sind • mechanische Reibungsverluste und Stirnrad-, Kegelrad- und Schneckengetriebe. Parasitäreffekte. Abb. 9a zeigt die maximale sinnvolle Über- setzung je Getriebestufe und den klassischen Je nach Betriebszustand des Motors (Dreh- Zahlenwert des Wirkungsgrads je Stufe. zahl- und Drehmomentauslastung) wirken sich diese Effekte unterschiedlich auf die Ver- Mit zweistufigen Stirnradgetrieben lassen sich luste des Motors aus. Während beispielsweise Übersetzungen im Bereich von 5 bis 60 abde- die abgegebene Leistung proportional mit cken. Der Wirkungsgrad dieser Getriebe ist sinkender Drehmomentbelastung abnimmt, unabhängig von der Übersetzung gleich und reduzieren sich die Verluste des Motors nicht liegt bei 96 bis 98 Prozent. Durch Vorschal- proportional. Der Motor wird mit sinkender ten einer dritten Stirnradstufe können Über- Auslastung also ineffizienter. Für einen ener- setzungen bis circa 250 realisiert werden; der gieeffizienten Betrieb sollte ein Motor daher Wirkungsgrad sinkt dann auf etwa 94 Prozent. immer gut ausgenutzt sein und Überdimensi- onierungen sollten vermieden werden. Kegelrad- oder Schneckengetriebe werden dort eingesetzt, wo die Abtriebswelle recht- Getriebe und Getriebemotoren winklig zur Motorachse ausgeführt werden Die nominelle Drehzahl von Drehstromasyn- soll. chronmotoren liegt bei direktem Netzbetrieb je nach Polpaarzahl und Netzfrequenz zwi- Kegelradgetriebe werden oft mit vor- oder schen circa 750 U/min (8-polig und 50 Hz) und nachgeschalteten Stirnradstufen versehen, 3.600 U/min (2-polig und 60 Hz). Für viele um höhere Übersetzungen zu realisieren. Antriebsaufgaben wird jedoch eine wesentlich Diese haben dann Wirkungsgrade von etwa geringere Drehzahl bei gleichzeitig größerem 94 Prozent. Schneckengetriebe können in Drehmoment benötigt. Die häufig genutzten einer Stufe hohe Übersetzungen aufweisen, Drehzahlen liegen typischerweise zwischen 15 wodurch meistens eine oder zwei weitere und 300 U/min. Um die mechanische Leistung Getriebestufe(n) entfallen können. Zur Errei- (Drehzahl x Drehmoment) des Motors an den chung hoher Wirkungsgrade bei hohen Über- Arbeitspunkt der Arbeitsmaschine anzupas- setzungen werden auch hier vor- oder nachge- sen, kommt in diesen Fällen ein Getriebe zum schaltete Stirnradstufen verwendet. Applikativ Einsatz. interessant sind Schneckengetriebe aufgrund ihres geräuscharmen Laufs sowie der Möglich- Man unterscheidet generell Getriebe mit keit, sie für bestimmte Sicherheitsfunktionen koaxialen und parallelen Achsen sowie selbsthemmend auszuführen. Getriebe mit sich kreuzenden Achsen. Die Auswahl der passenden Getriebetypen erfolgt Grundsätzlich muss bei der Auswahl der je nach konstruktiv bedingter Einbausituation geeigneten Getriebeart immer der Bedarf der oder aber nach Gesichtspunkten wie Tragfä- speziellen Anwendung berücksichtigt werden. 11
Abb. 9a: Getriebearten im Vergleich (je Stufe) Getriebeart Stirnrad Kegelrad Schnecke Max. Übersetzung ca. 7 ca. 5 ca. 100 Wirkungsgrad ca. 98 % ca. 98 % ca. 50 % ... ca. 90 % Quelle: ZVEI Abb. 9b: Übertragungsarten im Vergleich Übertragungsart Flachriemen Keilriemen Zahnriemen Kette Max. Übersetzung 5 8 8 6 Wirkungsgrad 96 % ... 98 % 92 % ... 94 % 96 % ... 98 % 96 % ... 98 % Quelle: ZVEI Die Kraftübertragung von der Motor- bzw. mindert sich teilweise erheblich, wenn eine Getriebewelle auf die Arbeitswelle erfolgt Komponente nur sehr gering ausgelastet ist, idealerweise mittels einer starren Kupplung. zum Beispiel wenn die ausgelegte Prozess- In diesem Fall treten praktisch keine weiteren leistung nur in Spitzenzeiten abgerufen wird. Verluste auf. Oft kommen aber auch Riemen Die nominellen Wirkungsgrade auf dem oder Ketten zum Einsatz, mit denen zusätzlich Typenschild können in diesem Fall täuschen eine weitere Übersetzung der Drehzahl reali- und sollten lediglich zur ersten Orientierung siert werden kann. Keilriemen sollten wegen dienen. des etwas geringeren Wirkungsgrads zuguns- ten von Flach- oder Zahnriemen bzw. Ketten Eine vermeintlich effizientere Komponente vermieden werden. Bei Ketten ist besonders hat nicht zwangsläufig eine geringere Ener- auf eine gute Schmierung zu achten. Abb. gieaufnahme des Antriebssystems zur Folge. 9b zeigt die maximale sinnvolle Übersetzung Ein Asynchronmotor der Effizienzklasse IE3 und den typischen Wirkungsgrad der Übertra- hat neben dem besseren Wirkungsgrad oft gungsarten. ein höheres Trägheitsmoment als ein IE2- Asynchronmotor. Besteht ein Prozess größ- Optimale Auslegung energieeffizienter tenteils aus Beschleunigungs- und Verzöge- Antriebssysteme rungsvorgängen, so wird durch die größere Für die Auslegung energieeffizienter Antriebe Trägheit mehr Energie benötigt als mit einem muss der Prozessbedarf mit Lastspielen mög- trägheitsarmen Motor. Das Problem lässt sich lichst exakt ermittelt werden. Überdimensio- durch den Einsatz vom umrichterbetriebenen nierungen, Sicherheits- oder Angstfaktoren Synchronmotoren lösen, wobei die Wirkungs- sind zu vermeiden, denn alle Antriebskompo- gradklassen IE4 oder sogar IE5 erreicht wer- nenten sind am effizientesten, wenn sie gut den können. ausgenutzt werden. Der Wirkungsgrad ver- 12
Die Komponenten des Antriebssystems kön- und gegenseitige Einflüsse der Komponen- nen sich darüber hinaus gegenseitig beein- ten berücksichtigt und ein Energieeffizienz- flussen. Der Teillastwirkungsgrad von Motoren vergleich verschiedener Antriebskonzepte lässt sich beispielsweise durch eine intelli- ermöglicht. gente Drive-Controller-Regelung (Magneti- sierungsanpassung) optimieren. Eine Einzel- Digitalisierung hilft beim betrachtung der beiden Komponenten Motor Energiesparen und Drive Controller deckt dieses Potenzial Die Digitalisierung bietet heute schon viele nicht auf. Werkzeuge, um Bestandsanlagen energieef- fizienter zu betreiben. Beispielsweise können Insgesamt zeigen diese Beispiele: Mit einer mittels der Istwert-Signale im Drive Controller Systembetrachtung lassen sich die vorhan- oder einfach nachrüstbarer, kostengünstiger denen Energieeinsparpotenziale besser aus- Sensorik Wartungs- und Energieverbrauchsin- schöpfen als mit einer Komponentenoptimie- dikatoren ermittelt werden. Diese Merkmale rung. Aufgrund der Komplexität einer solchen helfen dabei, Energieverbräuche anzuzeigen Gesamtbetrachtung ist eine manuelle Berech- und unnötig hohe Lasten zu identifizieren. nung sehr aufwendig oder fast unmöglich. Die gesammelten Informationen lassen sich Viele Hersteller von Antriebstechnik bieten beispielsweise über eine Cloud auswerten und aus diesem Grund unterstützende Enginee- zur Dokumentation von Energieeinsparungs- ring-Software, die dem Anwender hilft, den potenzialen heranziehen. So entsteht eine Prozessbedarf zu ermitteln und die Energie- belastbare Entscheidungsgrundlage für Anla- effizienz eines kompletten Antriebssystems generneuerungen oder Neuinstallationen, die zu berechnen (Abb. 10). Je nach Umfang der Berechnungen von Amortisationszeiten und Software werden dabei Teillastwirkungsgrade Optimierungen umfasst. Abb. 10: Engineering-Software als Unterstützung bei der Dimensionierung und Optimierung Fazit Die einzelnen Komponenten des Antriebs- strangs von elektrischen Antriebssystemen weisen unterschiedliche Energieeinsparpo- 3,00 tenziale auf. Ein besonders hohes Potenzial 2,50 125 % hat in vielen Anwendungen die Drehzahlre- 2,00 100 % gelung von Elektromotoren durch Drive Con- Losses(kW) 1,50 75 % troller. Aber auch die Motoren selbst und das 1,00 50 % 25 % Getriebe bieten Einsparmöglichkeiten durch hohe Wirkungsgrade. Eine Systemoptimie- 0,50 rung hilft, die vorhandenen Sparpotenziale 0,00 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 maximal auszuschöpfen. Speed(rpm) Quelle: ZVEI 13
4 IE-Code: weltweite Vereinheitlichung durch die Normung Normen sind die verlässliche Grundlage für weltweites, wirtschaftliches Handeln. Sie sind ein Garant für erfolgreiche und ver- lässliche Produktentwicklung. Häufig sind sie auch Grundlage für die Erfüllung von gesetzlichen Verordnungen und Richtlinien. Eine Erfolgsstory für die Normung ist die Ein- Die Verfahren zur Bestimmung der IE- und führung der Wirkungsgradklassen für Moto- IES-Klassen sind, physikalisch bedingt, unter- ren, des sogenannten IE-Codes (Internatio- schiedlich. Bei Motoren, die direkt am Netz nal Efficiency). Dieser Code hat sich weltweit betrieben werden können, wird nach entspre- durchgesetzt und ist heute für jeden typischen chenden Messnormen der Wirkungsgrad im Industriemotor anwendbar. Darüber hinaus Bemessungspunkt ermittelt. Bei Motoren, die wurde eine durchgehende Normung für die rein für Umrichterbetrieb ausgelegt sind, wird Bewertung der Energieeffizienz von den Kom- der Wirkungsgrad im Bezugspunkt 90 Prozent ponenten bis zum gesamten Antriebssystem Drehzahl / 100 Prozent Drehmoment ermittelt. entwickelt. Dann wird der so ermittelte Wirkungsgrad jeweils mit den Grenzwerten der jeweiligen Dazu wurde zunächst der IE-Code auf andere IE-Klassen verglichen. Antriebskomponenten und andere Motorenar- ten ausgeweitet. Zusätzlich wurden die Ver- Beim Drive Controller werden die Verluste luste im gesamten Antriebssystem normativ im Bezugspunkt 90 Prozent relative Stator- betrachtet und das System mit einem IES-Code frequenz / 100 Prozent relativer drehmoment- (International-Efficiency-System) klassifiziert. bildender Strom ermittelt. Diese werden mit den Verlusten eines Referenzumrichters ver- Die IE-Codes gelten für die Komponenten glichen und führen zur IE-Klasse. (Motor bzw. Drive Controller) und der IES- Code für das komplette Antriebssystem Die IES-Klasse wird über die Verluste der bei- (Motor und Drive Controller)! den Komponenten Motor und Drive Controller im Bezugspunkt ermittelt, die Verluste werden Die verschiedenen Normen ergänzen sich addiert und das Ergebnis mit einem Referenz- gegenseitig zu einem vollständigen Ansatz system verglichen. der Energieeffizienz-Klassifizierung von Kom- ponenten und dem gesamten Antriebssystem. Tab. 1 Übersicht der Antriebsnormen für Energieeffizienz Antriebssystem (Motor und Drive Controller) Norm EN 50598-2 / IEC 61800-9-2 Verlustbetrachtung der Antriebskomponenten zur Systembewertung IES-Klasse (Vergleich Verluste mit Referenzsystem) Komponente Komponente Komponente Motor Motor Drive Controller (geeignet für direkten Netzbetrieb) (nicht geeignet für direkten Netzbetrieb) (Frequenzumrichter) IEC 60034-30-1 IEC TS 60034-30-2 EN 50598-2 Messnorm IEC 60034-2-1 Messnorm IEC 60034-2-3 Messnorm EN 50598-2 IE-Klasse IE-Klasse IE-Klasse Wirkungsgrad im Nennpunkt Wirkungsgrad bei 90 % Drehzahl und Verluste bei 90 % relativer Frequenz vollem Lastmoment und 100 % drehmoment- bildenden Stroms 14
In der Praxis ergänzen sich die IE-/IES-Codes Effizienzklassen sinnvoll und ermöglichen eine einfache Ein- In der IEC 60034-30-1 werden für die ordnung in Energieeffizienzklassen, die als Asynchronmotoren folgende Effizienzklassen Orientierung dient. Allerdings kann eine reine (IE = International Efficiency) festgelegt: Klassenbetrachtung nie die optimale Ausle- gung des Antriebssystems ersetzen. Erst die IE1 Standard Efficiency Betrachtung des realen Lastprofils und die IE2 High Efficiency Auswahl der dafür besten Komponenten erge- IE3 Premium Efficiency ben die günstigste Gesamtbilanz. IE4 Super Premium Efficiency Komponente Ausnahmen Motor • Motoren mit 10 oder mehr Polen sowie (geeignet für direkten Netzbetrieb) Motoren, die für mehrere Drehzahlen aus- gelegt sind (polumschaltbare Wicklung) IEC-Norm Wirkungsgradklassen • Motoren mit mechanischen Kommutatoren Netzmotoren (IEC 60034-30-1) (wie Gleichstrommotoren) Im März 2014 wurde die Norm IEC 60034- • Motoren, die vollständig in eine Maschine 30-1 veröffentlicht. Sie ersetzt die Norm IEC integriert sind (z. B. Pumpen, Lüfter und 60034-30:2008, die bisher drei Wirkungs- Kompressoren) und praktisch nicht eigen- gradklassen für 3-Phasen-Asynchronmotoren ständig geprüft werden können, selbst wenn festlegte. Die aktualisierte Norm IEC 60034- vorübergehend auf der Antriebsseite Lager 30-1 wurde erweitert um die Wirkungsgrad- und Lagerschilde verwendet werden klasse IE4. Darüber hinaus werden jetzt • Motoren mit integrierten Frequenzumrich- 8-polige Motoren und ein erweiterter Leis- tern, wenn der Motor nicht getrennt vom tungsbereich in der Norm berücksichtigt. Umrichter geprüft werden kann • Bremsmotoren, wenn die Bremse integraler Geltungsbereich Bestandteil der inneren Motorkonstruktion Die Norm IEC 60034-30-1 definiert Wirkungs- ist und weder entfernt noch während der grade bzw. Effizienzklassen bei 50 und 60 Hz Prüfung des Motorwirkungsgrads separat für 1- bzw. 3-phasige Netzmotoren (unabhän- gespeist werden kann gig von der Technologie). Dort sind sowohl der • Unterwassermotoren, die speziell dafür aus- Geltungsbereich der Norm als auch die Aus- gelegt sind, dass sie komplett in Flüssigkei- nahmen definiert. ten eingetaucht betrieben werden können • Brandgasmotoren mit einer Temperatur- Die überarbeitete Norm umfasst die in der klasse über 400 °C Tabelle stehende Netzmotoren. Leistungsbereich 0,12–1.000 kW Bemessungsspannung 50 V bis 1.000 V, 50 und 60 Hz Polanzahl 2, 4, 6, 8 Betriebsart S1 (Dauerbetrieb mit konstanter Belastung) sowie teilweise Moto- ren, die auf andere Betriebsarten ausgelegt sind, aber dennoch bei Bemessungsleistung im Dauerbetrieb betrieben werden können Umgebungs- –20 °C bis +60 °C temperaturbereich Aufstellhöhe Bis 4.000 m über Meeresspiegel 15
• Unterwassermotoren, die speziell dafür aus- Komponente gelegt sind, dass sie komplett in Flüssigkei- Motor (nicht geeignet für direkten Netzbetrieb) ten eingetaucht betrieben werden können • Brandgasmotoren mit einer Temperatur- klasse über 400 °C IEC-Norm Wirkungsgradklassen • Servo-Motoren Umrichtermotoren (IEC TS 60034-30-2) • Motoren, die für Netzbetrieb ausgelegt sind Im Dezember 2016 wurde die Technische (IEC 60034-30-1) Spezifikation IEC TS 60034-30-2 veröffent- licht. Diese Vornorm enthält Wirkungsgrad- Effizienzklassen klassen für Motoren, die ausschließlich am In der IEC TS 60034-30-2 werden für Umrich- Drive Controller (Frequenzumrichter) betrie- termotoren die Effizienzklassen IE1 bis IE5 ben werden können (z. B. fast alle permanent- festgelegt. Die Wirkungsgradklassen IE4 und magneterregte Synchronmotoren). Motoren, insbesondere IE5 sind so angelegt, dass sie nur die sowohl für direkten Netzbetrieb als auch mit Motoren neuer Technologien erreicht wer- für Umrichterbetrieb bemessen sind (z. B. den können. Hierzu zählen beispielsweise Syn- fastalle Asynchronmotoren), fallen unter chronmotoren mit Permanentmagneten und IEC 60034-30-1. Synchron-Reluktanzmotoren, wie sie bereits heute von einigen Herstellern angeboten Geltungsbereich werden. Die technische Spezifikation IEC TS 60034- 30-2 umfasst folgende Motoren: Leistungsbereich 0,12–1.000 kW Bemessungsspannung 50 V bis 1.000 V Polanzahl 600/min bis 6.000/min Betriebsart S1 (Dauerbetrieb mit konstanter Belastung) sowie teilweise Moto- ren, die auf andere Betriebsarten ausgelegt sind, aber dennoch bei Bemessungsleistung im Dauerbetrieb betrieben werden können Umgebungs- –20 °C bis +60 °C temperaturbereich Aufstellhöhe Bis 4.000 m über Meeresspiegel Ausnahmen Der Vorteil dieser Motoren besteht darin, dass • Motoren mit mechanischen Kommutatoren die höchsten Wirkungsgradklassen in den (wie Gleichstrommotoren) bekannten Standardabmessungen erreicht • Motoren, die vollständig in eine Maschine werden können. Anders als bei vielen Asyn- integriert sind (z. B. Pumpen, Lüfter und chronmotoren der Wirkungsgradklasse IE3 Kompressoren) und praktisch nicht eigen- sind also die Abmessungen und das Gewicht ständig geprüft werden können, selbst wenn der IE4- und insbesondere IE5-Antriebe mit vorübergehend auf der Antriebsseite Lager Asynchronmotoren der Klassen IE1 und IE2 und Lagerschilde verwendet werden vergleichbar. • Bremsmotoren, wenn die Bremse integraler Bestandteil der inneren Motorkonstruktion ist und weder entfernt noch während der Prüfung des Motorwirkungsgrads separat gespeist werden kann 16
Norm EN 50598: Energieeffizienz Teil 3: Ökodesign und Umweltdeklaration; mit elektrisch angetriebenen Umweltaspekte und Produktdeklaration der Arbeitsmaschinen Antriebskomponenten von Power-Drive-Sys- Die Energieeffizienz eines Antriebssystems ist tems und Motorstarter. entscheidender als die Summe der Wirkungs- In diesem Teil der Norm wird das Thema grade einzelner Komponenten. Dem trägt die Ökodesign und die Berücksichtigung wesent- Norm EN 50598 Rechnung und beschreibt im licher Umweltaspekte beim Produktdesign Teil 2, wie die Energieeffizienz eines Antriebs- von Motorsystemen (Motorstarter/Umrichter, systems bestimmt wird. Die Normung geht Motor) festgelegt. damit konsequent von der Komponente in das gesamte Antriebssystem. Komponente Die Norm besteht aus drei Teilen: Drive Controller (Frequenzumrichter) Teil 1: Allgemeine Anforderungen zur Er- stellung von Standards für energieeffiziente Effizienzklassen der Drive Controller elektrisch angetriebene Arbeitsmaschinen (Frequenzumrichter, CDM ) mit der Methodik des erweiterten Produk- tansatzes (semi-analytische Modelle (SAM)). Abb.11 Effizienzklassen Beschreibt die Verantwortlichkeiten und die CDM (Drive Controller) Aufgaben der verschiedenen Interessengrup- pen, die diesen Standard verwenden, sowie PL,CDM (90, 100) den dazu notwendigen Datenfluss. PL,RCDM (90, 100) IE0 Teil 2: Bestimmung der Verluste und Effizienzklassen 125 Spezifiziert die Energieeffizienzindikatoren 100 IE1 für das Antriebssystem (Power-Drive-Sys- tem, PDS) im Leistungsbereich 0,12 kW bis 75 1.000 kW. • Festlegung der Effizienzklassen von An- 50 triebssystemen (PDS) und Drive Controller IE2 (Complete-Drive-Module, CDM) • Festlegung von acht applikationsrelevanten 0 Betriebspunkten Quelle: ZVEI • Methoden zur Ermittlung (Messungen und Berechnung) der Verluste in den acht Betriebspunkten eines kompletten Motoren- Auf Grundlage von relativen Verlusten wer- systems und seinen Komponenten den Drive Controller in die Effizienzklassen • Messmethoden für Drive Controller IE0 bis IE2 eingeteilt. Die Klasse IE1 ist der • Verluste des Referenzmotors, des Referenz- technische Standard und wird als Referenz zur CDMs und eines Referenz-PDS in den fest- Bestimmung der weiteren Klassen verwendet. gelegten acht Betriebspunkten Bezogen auf den Wert eines Drive Controllers • Die EN 50598-2 bezieht sich zunächst nur der Effizienzklasse IE1 hat der Drive Controller auf Systeme mit Asynchronmaschinen. Die der Klasse IE2 um 25 Prozent niedrigere Ver- grundlegenden Prinzipien der Norm sind luste und ein Drive Controller der Klasse IE0 aber technologieunabhängig. um 25 Prozent höhere Verluste. 17
Die Effizienzklassen der Drive Controller Die Norm verfolgt beim Antriebssystem (PDS) beziehen sich mit dem Ziel der Vermeidung einen ähnlichen Ansatz und legt die relativen von Übermodulation und der dadurch mög- Verluste eines PDS in den Effizienzklassen lichen Vergleichbarkeit der unterschiedlichen IES0 bis IES2 fest. Bezogen auf den Wert eines Drive Controller auf den 90-/100-Betriebs- PDSs der Effizienzklasse IES1 (Referenzan- punkt (100 Prozent drehmomentbildender trieb) hat ein PDS der Effizienzklasse IES2 um Strom, 90 Prozent Motorstatorfrequenz). 20 Prozent niedrigere Verluste und ein PDS der Effizienzklasse IES0 um 20 Prozent höhere Verluste. Antriebssystem (Motor und Drive Controller) Auch für die Effizienzklasse eines PDS ist ein spezifischer Lastpunkt definiert. Als Referenz- punkt dient hier der 100-/100-Betriebspunkt Effizienzklassen eines Antriebssystems (100 Prozent Motorstatorfrequenz, 100 Pro- (PDS) zent Drehmoment). Detaillierte Verlustbetrachtung Abb. 12 Effizienzklassen PDS Die Norm bietet neben der Effizienzklassen- (Antriebssystem) einteilung den weiteren Vorteil, dass Verluste PL,PDS (100, 120) nun detailliert für den drehzahlgeregelten PL,RPDS (100, 100) Betrieb betrachtet werden können. Eine Ver- IES0 lustwertbetrachtung über den gesamten Last- bereich des Antriebs ist möglich. 120 100 IES1 Dazu sind im Drehmoment-über-Drehzahl- Kennlinienfeld die für elektrisch angetriebene 80 Arbeitsmaschinen typischen Betriebspunkte festgelegt. Durch Addition der absoluten Ver- 50 luste des Drive Controllers und des Motors in IES2 jedem Punkt werden die absoluten Verluste eines PDS ermittelt (siehe Abb. 13). 0 Web-Applikation zur Berechnung der Motoren-Umrichter-Kombinationen Quelle: ZVEI Wie im Detail die Berechnung von verschie- denen Motoren-Umrichter-Kombinationen ge- Die Betrachtung und Vergleichbarkeit der mäß der Norm EN 50598-2 (IEC 61800-9-2) Energieeffizienz des gesamten Antriebssys- funktioniert, kann mithilfe einer Web-Appli- tems ist die führende Größe und wesentli- kation nachvollzogen werden: cher Bestandteil des Anwendernutzens. In www.power-drive-system.com der gezielten Abstimmung der Komponenten Motor und Drive Controller steckt zusätzli- Mit verschiedenen Herstellerdaten können die ches Optimierungspotenzial für das gesamte Verluste des Power-Drive-Systems in den Teil- Antriebssystem (PDS). lastpunkten wie auch die entsprechende IES- Klasse des Systems ermittelt werden. 18
Abb. 13: Drehmoment-über-Drehzahl-Kennlinienfeld PL, PDS (0, 100) PL, PDS (50, 100) PL, PDS (100, 100) 100 Relatives Drehmoment % PL, PDS (0, 50) PL, PDS (50, 50) PL, PDS (100, 50) 50 PL, PDS (0, 25) PL, PDS (50, 25) 25 50 100 Relative Drehzahl % Quelle: ZVEI Es handelt sich bei der Web-Applikation um der grundlegende Ansatz mit den IE-Klassen ein neutrales Berechnungstool des ZVEI. Es ist für Drive Controller und IES-Klassen für das kein Projektierungstool und kann die Messun- System quasi unverändert. Aus formellen gen in einem konkreten System nicht ersetzen. Gründen hat die Norm eine völlig andere Nummerierung (IEC 61800-9-2: 2017). Interaktion EN 50598-2 und IEC 61800-9-2 Im Rahmen der Vereinheitlichung von interna- Aufgrund eines europäischen Normungsauf- tionaler und europäischer Normung wird nach trags der Kommission an die Normungsorga- einer Übergangszeit von ca. drei Jahren die nisation CENELEC wurde die europäische Norm Norm EN 50598-2 zurückgezogen und end- EN 50598 entwickelt. Kurz nach Fertigstellung gültig durch die Norm IEC 61800-9-2 ersetzt. wurde dieses Ergebnis bei der internationalen Normungsorganisation IEC eingereicht und die Arbeiten an einer IEC-Norm gestartet. Auch wenn einige Teile angepasst wurden, ist Abb. 14 Überführung der Nomen EN 50598-2 IEC 61800-9-2 Quelle: ZVEI 19
Auszug aus der FAQ-Liste der Web-Ap- Wiederspricht die Norm EN 50598 dem Exten- plikation www.power-drive-system.com ded-Product-Approach? • Nein, das sogenannte Extended Product Hat ein Motor somit zwei IE-Klassen, eine, (z. B. Pumpensystem) setzt sich aus dem wenn er am Netz läuft, und eine andere am elektrischen Antriebssystem plus der Umrichter? anzutreibenden Maschine zusammen. • Nein, es gibt keine Doppelklassifizierung EN 50598-1 beschreibt das semi-analy- von netz- bzw. umrichtergeführten Moto- tische Modell und EN 50598-2 die Verlust- ren. Ein Motor, der sowohl am Netz als bestimmung. Damit unterstüzt die Norm auch am Drive Controller betrieben werden den Extended-Product-Approach. kann, erhält nur nach IEC 60034-30-1 für Netzbetrieb seine IE-Klasse. Motoren nach IEC TS 60034-30-2 sind speziell für Um- richterbetrieb bemessen und können nicht am Netz betrieben werden. Können die Effizienzklassen der Komponen- ten Motor und Drive Controller nicht einfach direkt verwendet werden, um die Effizienz- klasse des Systems zu bekommen nach dem Motto: IE2 + IE2 = IES2? • Nein, dieser ganz simple Ansatz IE-Klasse Motor + IE-Klasse Drive Controller = IES- Klasse des Systems ist nicht möglich. Mit- hilfe der Norm EN 50598-2 ist es einfach möglich, die Verluste eines Antriebssystems zu berechen und daraus die Effizienzklasse zu bestimmen. Erlaubt die Norm EN 50598-2 überhaupt noch, Komponenten verschiedener Anbieter zu mischen? • Ja, die Normen sind anbieter- und tech- nologieoffen. Die Web-Applikation www. power-drive-system.com zeigt, wie dies mit den Verlusten der einzelnen Komponenten funktioniert. Wie verhält es sich bei Servomotoren? • Servomotoren sind von der IE-Klassifi- zierung ausgeschlossen, da sie mit einer geringen Schwungmasse für dynamische Applikationen ausgelegt sind. Die Norm IEC TS 60034-30-2 gilt für Umrichter- motoren mit wenigen Geschwindigkeits- änderungen, die meistens im Dauerbetreib mit konstanter Last betrieben werden. 20
5 Gesetzliche Vorgaben in Europa Inzwischen sind viele Gesetze in der Europäischen Union in Kraft, die das Ziel haben, den Energieverbrauch und damit den CO2-Ausstoß zu reduzieren. In der EU-Verordnung 640/2009 und Ergänzung 04/2014 wird die Energieeffizienz von 3-phasigen Asynchronmotoren für Netzbetrieb im industriellen Umfeld behandelt Geltungsbereich der Netzmotoren Leistungsbereich 0,75–375 kW Spannung
Somit sind im Umkehrschluss folgende Moto- Ausblick auf neue gesetzliche Vorgaben ren nicht betroffen: in Europa • 8-polige Motoren Im Juli 2014 wurde die Ökodesign-Studie • Polumschaltbare Motoren zum Lot 30 veröffentlich. In dieser Vorberei- • Synchronmotoren tungsstudie wurden die Energieeinsparpo- • Motoren für Schaltbetrieb S2 ... S9 tenziale der Antriebstechnik untersucht und • Umrichtermotoren gemäß Vorschläge für zukünftige gesetzliche Rege- IEC TS 60034-30-2 lungen erstellt. Die Vorschläge aus dem Jahr • 1-Phasen-Motoren 2014 finden sich nach wie vor im Umlauf, besitzen aber keine Verbindlichkeit! Zeitplan zur Umsetzung Die einzelnen Anforderungen sind wie folgt in Nach einer Zeit des politischen Stillstands Kraft getreten: im Bereich Ökodesign wurden mit der Veröf- • Ab dem 16. Juni 2011 mussten neu in Ver- fentlichung des Ecodesign Working Plans im kehr gebrachte Motoren mindestens der November 2016 die Arbeiten wieder aufge- Wirkungsgradklasse IE2 entsprechen. nommen. • Seit dem 1. Januar 2015 müssen neu in Verkehr gebrachte Motoren mit einer Nenn- Aufgrund des hohen Einsparpotenzials ist die ausgangsleistung von 7,5 bis 375 kW ent- Antriebstechnik wieder im Fokus der Betrach- weder mindestens die Wirkungsgradklasse tung und die Kommission prüft aktuell (Herbst IE3 erreichen oder der Wirkungsgradklasse 2017) noch einmal alle 2014 angedachten IE2 entsprechen, dürfen dann aber nur mit Maßnahmen und die Wirkung der bisherigen einer elektronischen Drehzahlregelung Motoren-Verordnung 640/2009. betrieben werden.* • Seit dem 1. Januar 2017 müssen neu in Generell müssen auf dem Weg zu einer Ver- Verkehr gebrachte Motoren mit einer Nenn- ordnung gewisse formale Schritte und Abstim- ausgangsleistung von 0,75 bis 7,5 kW ent- mungen innerhalb der Kommission und der weder mindestens die Wirkungsgradklasse Mitgliedstaaten eingehalten werden, sodass IE3 erreichen oder der Wirkungsgradklasse aus heutiger Sicht mit der Veröffentlichung IE2 entsprechen, dürfen dann aber nur mit einer neuen Verordnung für die Antriebstech- einer elektronischen Drehzahlregelung nik erst in der zweiten Hälfte 2018 zu rechnen betrieben werden.* ist. In diesem Dokument werden verschiedene gesetzliche Maßnahmen für Motoren und Die Motorenhersteller informieren mit Drive Controller vorgeschrieben sein, die aber Hinweisen über die Inbetriebnahme- erst mit verbindlich definierten Übergangs- Bedingung. fristen wirksam werden. Wie lange diese Fris- ten sein werden, ist aus heutiger Sicht nicht Abb. 15 Beispiel für einen Hinweis vorhersehbar. Der ZVEI und der europäische Verband der Antriebstechnik, CEMEP, fordern im Minimum zwei Jahre, je nach Art der Maß- nahme auch länger, um ausreichend Zeit zu haben, die Produkte anpassen und den Markt auf die Änderungen vorbereiten zu können. * Die elektronische Drehzahlregelung erfolgt mit einem Drive Controller, der die Drehzahl des Motors und damit die abgegebene Leis- tung an den unterschiedlichen Bedarf anpasst. Welches die energieeffizienteste Lösung ist, hängt von der Anwendung ab und sollte im Einzelfall vom Betreiber oder Planer der Anlage ermittelt werden. Bei Volllastanwendungen sollte ein IE3-Motor gewählt werden, bei variabler Last kann die Drehzahlregelung mit einem Drive Controller große Einsparungen bringen. 22
6 Weltweite Vorschriften Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Regelungen für den Einsatz von Energiesparmotoren in verschiedenen Industrieländern. Die Wirkungsgradklassen richten sich hauptsächlich nach der international gültigen Norm IEC 60034-30-1. Länderspezifische Anforderungen und Bezeichnungen können von dieser Norm abweichen. Tab. 2: Weltweite Vorschriften für Energiesparmotoren Land IE kW Polzahl Ab Bis Wesentliche Ausnahmen Argentinien 21.12.2017 • Verbaute Motoren 1~: • Alle Nicht-S1-Motoren 1 0,12–7,5 2,4,6,8 • Umrichtermotoren • (IEC 60034-25) 3~: • Verbaute Motoren 1 0,75–30 2,4,6,8 • Umrichtermotoren • (IEC 60034-25) Australien 01.04.2007 • S2-Motoren 2 0,75–185 2,4,6,8 • Umrichtermotoren • Getriebemotoren Brasilien 2 0,75–110 8 08.12.2009 August 2019 • Alle Nicht-S1-Motoren • Umrichtermotoren 2 0,75–150 6 • Ex-Motoren 2 0,75–185 2,4 China 01.10.2016 September 2018 • Alle Nicht-S1-Motoren • Umrichtermotoren 2 0,75–375 2,4,6 • Unbelüftete Motoren • Sondermotoren für spezielle Maschinenanforderungen Chile 01.01.2011 • Alle Nicht-S1-Motoren 1 0,75–375 2,4,6 • Umrichtermotoren • Bremsmotoren EU 01.01.2017 • Alle nicht für Dauerbetrieb bemessenen Motoren • Umrichtermotoren • IE2-Motoren „Use with VSD only“ 3 0,75–375 2,4,6 • Ex-Motoren • Bremsmotoren • Motoren, die verschärften Umwelteinflüssen ausgesetzt sind Indien 1 0,12–0,37 8 01.10.2013 • Umrichtermotoren 2 0,37–375 2,4,6 01.01.2018 Japan 01.04.2015 • Alle Nicht-S1-Motoren 3 0,75–375 2,4,6 • Umrichtermotoren • Ex-Motoren 23
Land IE kW Polzahl Ab Bis Wesentliche Ausnahmen Kanada 3 0,75–185 8 28.06.2017 • Alle Nicht-S1-Motoren • Umrichtermotoren 3 0,75–260 6 3 0,75–375 2,4 Kolumbien 1 0,18–373 2,4,6,8 31.08.2017 30.08.2018 2 0,18–373 2,4,6,8 31.08.2018 3 7,5–373 2,4,6,8 31.08.2020 Mexiko 3 0,75–375 2,4,6,8 19.12.2010 • Alle Nicht-S1-Motoren Neuseeland 01.06.2007 • S2-Motoren 2 0,75–185 2,4,6,8 • Umrichtermotoren • Getriebemotoren Saudi-Arabien 2 0,75–375 2,4,6 01.07.2015 31.12.2016 3 0,75–375 2,4,6 01.01.2017 Schweiz 3 0,75–375 2,4,6 01.01.2017 • Analog EU Südkorea 2 0,75–30 2,4,6,8 01.10.2016 31.09.2018 • S2-Motoren • Umrichtermotoren 3 37–375 2,4,6,8 01.10.2016 • Unbelüftete Motoren 3 0,75–375 2,4,6,8 01.10.2018 Türkei 3 0,75–375 2,4,6 01.01.2017 • Analog EU USA 3 0,75–185 8 01.06.2016 • Alle Nicht-S1-Motoren • Umrichtermotoren 3 0,75–260 6 01.06.2016 3 0,75–375 2,4 01.06.2016 Quelle: ZVEI 24
7 Best-Practice-Anwendungen mit Einsparpotenzial In der Automatisierungstechnik spielt der Einsatz von Energiesparmotoren, von Drive Controllern für die Drehzahlregelung und einer wirtschaftlichen Motor-Getriebe-Kombination eine wichtige Rolle bei der Energieeinsparung. Unterschiedliche Anwendungsbeispiele zeigen, wie sich mit einer optimierten Antriebslösung der Verbrauch und damit auch die Energiekosten teilweise drastisch reduzieren lassen. Die Mehrkosten für energiesparende Tech- Die tatsächlich notwendige Fördermenge niken amortisieren sich vielfach in weniger liegt infolge der Überdimensionierung des als zwei Jahren. Bei den folgenden Anwen- Systems in der Regel unterhalb des Nenn- dungsbeispielen wurde ein Strompreis von Betriebspunkts und wird in vielen Fällen durch 15 ct/kWh zugrunde gelegt. Neben Motoren mechanische Regelsysteme geregelt, wie bei- mit hoher Wirkungsgradklasse und energie- spielsweise Ventile oder Drosselklappen. Ein optimalem Getriebe bieten Drive Controller Beispiel: Bei einer Kühlmittel-Pumpstation zur elektronischen Drehzahlregelung beson- mit fünf Kreiselpumpen und fünf Motoren mit ders große Einsparmöglichkeiten. je 55 kW in einer Produktion der Automobil- industrie wurden alle Rohrblenden entfernt Beispiel 1 und die Drosselventile geöffnet. Zur Regelung Pumpenantrieb: Drehzahlregelung statt der Fördermenge wurde stattdessen die Dreh- mechanischer Drosselung zahlregelung mit Drive Controllern eingesetzt. Pumpensysteme bieten ein erhebliches Ein- Das Ergebnis war eine beachtliche Energieein- sparpotenzial, nicht zuletzt, weil sie meist im sparung von 60 Prozent; die Energiekosten Teillastbereich betrieben werden (Abb. 16). wurden um 160.000 Euro pro Jahr gesenkt. Abb. 16: Großes Einsparpotenzial bei Pumpensystemen Quelle: ABB 25
Beispiel 2 Lüfterantrieb: Drehzahlregelung statt mechanischer Drosselung Das Einsatzgebiet von Lüftern reicht von klei- nen Ventilatoren für die Raumbelüftung über die Gebäudeklimatisierung bis zu Frischluft- und Abgasgebläsen in Zementwerken. In die- sem Anwendungsbeispiel wird ein Lüfter mit 7,5 kW Nennleistung in der Absauganlage eines Holz verarbeitenden Betriebs einge- setzt. Der Förderstrom wird nicht mechanisch gedrosselt, sondern über einen drehzahlge- regelten Drehstrommotor an die tatsächlich benötigte Menge angepasst. Dadurch lassen sich bei 4.000 Betriebsstunden 1.260 Euro Stromkosten pro Jahr einsparen. Die Inves- titionskosten für den Drive Controller und Schaltschrank amortisieren sich somit in rund 15 Monaten (Abb. 17). Abb. 17: Rasche Amortisation eines Lüfterantriebs Betriebszeit 4.000 Stunden Mittlerer Förderstrom 70 % vom Nennwert Aufnahmeleistung Drosselung 5,7 kW Aufnahmeleistung Drehzahlregelung 3,6 kW Eingesparte Energie 8.400 kWh/Jahr Energieeinsparung: 8.400 kWh Lüfter, Vergleich Energiebedarf Mechanische Drosselung – elektronische Regelung Einsparung Stromkosten: Relative Wirkleistungsaufnahme Regelung des 1.260 €/Jahr 1 Volumenstroms über Drosselung Amortisationszeit: 15 Monate 0,5 Regelung des Förderstroms über die Motordrehzahl 0 0,5 0,75 1 Relativer Volumenstrom Quelle: ZVEI 26
Beispiel 3 Beispiel 4 Drive Controller: Intelligente Multidrive-Konzept: Strom sparen Funktionen helfen, Energie zu sparen durch Energieausgleich Moderne Drive Controller beinhalten intelli- Bei vielen Anwendungen werden Antriebe gente Energiesparfunktionen. Der Anwender eines Systems motorisch und andere gleich- kann mit ihnen eine Feinabstimmung des Pro- zeitig generatorisch betrieben. Hier ist ein zesses vornehmen, um die Energie optimal zu Mehrantriebssystem (Multidrive) mit DC-Sam- nutzen. Ein Beispiel ist der Energieoptimierer- melschiene anstelle mehrerer Einzelantriebe Modus, der den Wirkungsgrad des Systems sinnvoll. Im Gegensatz zum Einzelantrieb aus Drive Controller und Motor vor allem im werden beim Multidrive-Konzept mehrere Teillastbereich um bis zu 20 Prozent erhöht. Wechselrichter unterschiedlicher Leistung von Integrierte Energieeffizienzrechner unterstüt- einer gemeinsamen Einspeiseeinheit über zen die Anwender bei der Analyse und Opti- einen DC-Zwischenkreis versorgt. Über den mierung der Prozesse. DC-Zwischenkreis kann ein effizienter und direkter Energieausgleich von allen Wechsel- Spezielle Drive Controller für Wasser- und richtern erfolgen, ohne dass Energie in einem Abwasserapplikationen bieten des Weiteren Bremswiderstand in Wärme umgesetzt werden intelligente Pumpenregelungsfunktionen für muss oder eine Netzrückspeiseeinheit erfor- Einzelpumpen und Mehrpumpensysteme zur derlich ist. Ein Beispiel hierfür sind Bandanla- Steigerung der Energieeffizienz. Bei einer gen oder Papiermaschinen, in denen sich der Druckerhöhungsstation mit zwei 75-kW- Abwickler dauernd im generatorischen und Pumpen und einer 37-kW-Pumpe kamen die der Aufwickler im motorischen Betrieb befin- Mehrpumpen-Regelung, die Pumpenpriori- den (Abb. 18). tätsumschaltung und eine Durchflussberech- nung zum Einsatz. Bei geringem Wasserver- Bei Maschinen, die zyklisch abgebremst wer- brauch im Leitungsnetz während der Nacht den, wie es beispielsweise bei Zentrifugen und schaltet sich die kleine Pumpe zu, während Kranen der Fall ist, bietet sich eine Ein-/Rück- tagsüber die beiden großen Pumpen arbeiten. speiseeinheit an. Sie speist die Bremsenergie Die Pumpen können somit näher an ihrem in das Versorgungsnetz zurück und steigert optimalen Betriebspunkt gefahren werden. somit die Effizienz der Maschine. Durch den Einsatz der Drive Controller mit intelligenten Pumpenfunktionen konnte der Energiebedarf um 30 Prozent gesenkt werden. Abb. 18: Multidrive-Konzept bei einer Papiermaschine Quelle: ZVEI 27
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