Energieplan Adliswil Revision Kommunale Energieplanung 2015 - 2035 Erläuterungsbericht
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Bearbeitung PLANAR AG für Raumentwicklung Rigistrasse 9, 8006 Zürich Tel 044 421 38 38, Fax 044 421 38 20 www.planar.ch, info@planar.ch Rita Gnehm, Dipl. Umwelt-Natw. ETH Bruno Hoesli, Bauingenieur HTL, Raumplaner NDS HTL FSU
Inhalt 1 Ausgangslage 2 2 Wärmebedarf Adliswil 3 2.1 Daten und Methodik 3 2.2 Gebäudepark 3 2.3 Wärmebedarf Adliswil 2011 4 2.4 Primärenergie und Treibhausgasemissionen 6 2.5 Wärmebedarfsdichte 7 2.6 Zukünftiger Wärmebedarf 8 3 Energiepotenziale Wärmeversorgung 9 3.1 Ortsgebundene hochwertige Abwärme 9 3.2 Ortsgebundene niederwertige Abwärme & Umweltwärme 9 3.3 Leitungsgebundene fossile Energieträger 15 3.4 Regional gebundene erneuerbare Energieträger 15 3.5 Ungebundene erneuerbare Energieträger 16 3.6 Zusammenfassung erneuerbare Wärmepotenziale 17 4 Kommunaler Zielpfad 18 5 Kommunaler Energieplan 20 5.1 Grundlagen 20 5.2 Versorgung im Wärmeverbund 22 5.3 Individuelle Versorgung 24 5.4 Weitere Massnahmen 24 Glossar und Abkürzungen I Literatur IV Anhang A: Plankarten V Anhang B: Massnahmenblätter VI
Kommunale Energieplanung Adliswil Zusammenfassung Ausgangslage Mit der zunehmenden Belastung von Klima und Umwelt und der Verknappung fossiler Brennstoffe gewinnt der sparsame Umgang mit den Energieressourcen stetig an Bedeutung. Die Stadt Adliswil trägt diesem Umstand seit 1995 mit der Energieplanung Rechnung. Um die neuen anspruchsvolleren Ziele von Bund und Kanton sowie der Stadt Adliswil zu verfolgen, revidiert Adliswil die bestehende Energieplanung. Sie strebt damit eine deutliche Reduktion der Treibhausgase an. Wärmebedarf Adliswil In der Stadt Adliswil werden jährlich 176 GWh Wärme für Komfort- und Prozess- wärme benötigt. Dies entspricht einem Pro-Kopf-Primärenergieverbrauch von 13 MWh/a bzw. eine Dauerleistung von 1'500 Watt pro Person. Die Wärmeerzeu- gung erfolgte im Jahr 2011 zu 91 % mit fossilen Brennstoffen (51 % Erdgas, 40 % Erdöl) und zu 9 % mit erneuerbaren Energieträgern. Daraus resultiert für die Wärmeversorgung (ohne Elektrizität, graue Energie und Mobilität) ein Treibhaus- gas-Ausstoss von 2.7 t CO2-eq. pro Kopf und Jahr. Zukünftiger Wärmebedarf Aufgrund von Gebäudesanierungen und Ersatzneubauten wird sich der Wärmebe- darf in Zukunft senken. Für das Jahr 2035 wird der Wärmebedarf der Stadt Adliswil auf 130 GWh/a geschätzt. Dies ergibt eine durchschnittliche Wärmebedarfsdichte pro Hektare (überbaute Bauzone) von 450 MWh/a. Energiepotenziale Die grossen erneuerbaren Energiepotenziale für die Wärmeversorgung in Adliswil sind das ergiebige Grundwasser und die Erdwärme. Ebenfalls ein grosses Potenzial hat die Abwärme aus dem gereinigten Abwasser, das bereits teilweise genutzt wird. Insgesamt lässt sich in Zukunft mit dem theoretischen Potenzial an erneuerbarer Wärme und Abwärme (ca. 170 GWh/a) der gesamte Wärmebedarf der Stadt Adliswil decken (ca. 130 GWh/a). Energieziele Die Stadt Adliswil setzt sich zum Ziel bis ins Jahr 2035 den Wärmebedarf um 25 % auf 133 GWh/a zu senken. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger und der Abwärmenutzung soll von 9 % auf 60 % gesteigert werden und somit der Treib- hausgasausstoss der Wärmeversorgung von 2.7 auf 0.8 t/P gesenkt werden. Für die öffentlichen Liegenschaften wird das Ziel gesetzt, die Energiekennzahl bis 2035 auf 90 kWh/m²*a zu reduzieren. Neubauten sollen im Minergie-P-Standard oder gleichwertig erbaut und Altbauten nach Minergie-Standard saniert werden. Der Anteil erneuerbarer Energieträger soll bis 2035 auf 75 % gesteigert werden. Kommunaler Energieplan Die Energieplanung ist behördenverbindlich. Bei der räumlichen Koordination der lokalen Energiepotenziale mit dem jeweiligen Energiebedarf wurden konkrete Gebiete festgelegt und entsprechende Umsetzungsmassnahmen formuliert. Verbund- und Prüfgebiete Im Zentrum stehen dabei die Nutzung der ARA-Abwärme sowie die Grundwas- sernutzung in Energieverbunden. Ein weiterer Energieverbund soll im Umkreis des Hallenbads entstehen. Eignungsgebiete Der geeignetste Energieträger für die individuelle Versorgung ist als Empfehlung zu verstehen. Neben der Erdwärme, Holz und Erdgas (mit Biogas) sollen auch die Solarenergie vermehrt und die Umgebungsluft wo sinnvoll genutzt werden. Weitere Massnahmen sollen helfen die Energieplanung umzusetzen. Dies mittels der konsequenten Anwendung der Energieplanung in Sonderbauvorschriften und Gestaltungsplänen sowie eines Controllings. WWW.PLANAR.CH 1
Kommunale Energieplanung Adliswil 1 Ausgangslage Energieplanung Adliswil hat bereits 1995 eine kommunale Energieplanung erarbeitet und diese seit 1995 1998 aktualisiert. Dabei wurde sie in den behördenverbindlichen Versorgungsplan (Richtplan) integriert. Die bestehende Planung entspricht nicht mehr der heutigen Situation und Vorgaben und bedarf deswegen einer Aktualisierung. Inzwischen wurden ein ARA-Wärmeverbund und lokale Wärmenutzungen des Grundwassers realisiert. Die Energieplanung der Stadt Adliswil soll auf die gegenwärtigen, anspruchsvolle- ren Ziele von Bund, Kanton und Stadt Adliswil ausgerichtet werden. Dabei erhält die Nutzung erneuerbarer Wärmequellen eine stärkere Bedeutung als bisher. ARA Abwärmeverbund Im Jahr 2008 realisierte die EKZ mittels Nutzung der Abwärme des ARA-Abflusses einen kalten Fernwärme-Verbund. Bis anhin beschränkt sich die Wärmeversor- gung auf das Gebiet Grüt. Energiegesetz und kantonaler Die kommunale Energieplanung koordiniert und lenkt die Wärmeversorgung des Richtplan Siedlungsgebietes. Darin sind die Ziele der kantonalen Energiepolitik und des kantonalen Energiegesetzes zu berücksichtigen; namentlich eine wirtschaftliche und umweltfreundliche Wärmeversorgung, eine rationelle Energienutzung sowie 1 die vermehrte Nutzung von Abwärme und erneuerbaren Energien . Die Energie- planung stützt sich auf § 7 des kantonalen Energiegesetzes und steht in direkter Beziehung zum behördenverbindlichen kantonalen Richtplan (ARE 2014). Abgrenzung Im vorliegenden Bericht "Energieplan Adliswil" werden Mobilitätsfragen und Fragen bezüglich Elektrizität nicht behandelt. Ausserkraftsetzung Der aktuell rechtskräftige Energieplan ist als Versorgungsplan im kommunalen Versorgungsplan Richtplan enthalten. Mit Beschluss des revidierten Energieplanes, muss der Teil "Wärmeversorgung" des Versorgungsplans durch das Parlament ausser Kraft gesetzt werden. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1 Vgl. auch Bericht "Vision Energie 2050" der Baudirektion des Kantons Zürich vom Dezember 2007. WWW.PLANAR.CH 2
Kommunale Energieplanung Adliswil 2 Wärmebedarf Adliswil 2.1 Daten und Methodik Bottom-Up Für die Analyse des heutigen Energiebedarfs wird einerseits ein Bottom-Up-Ansatz angewandt. Dabei wurden im Rahmen der Energiebilanz Energieregion Zimmer- berg die verfügbaren Daten der kommunalen Feuerungskontrolle (2012) sowie jene der Hauptversorger Energie 360° (Gas; 2011) und der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ; 2011) verwendet. Da die gemessenen Daten aus dem Jahr 2011 stammen, wird dieses als Referenzjahr definiert. Sämtliche Daten wurden klimabereinigt (mit den Heizgradtagen der Referenz-Messstation Zürich-Fluntern), so dass sie jahresunabhängig vergleichbar sind. Top-Down Andererseits werden über eine Auswertung des Gebäude- und Wohnungsregisters (GWR, 2014) und der Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT, 2012) der Wärmebedarf und die Wärmebedarfsdichte pro Hektar der Bereiche Wohnen und Arbeiten in einem Top-Down-Ansatz ermittelt. Dabei werden den Gebäuden altersspezifische Energiekennzahlen (vgl. Kapitel 2.5) und den Arbeitsplätzen branchenspezifische Energiekennzahlen gemäss BFE 2014 zugeordnet. Energiemodell Die Bottom-Up-Werte lassen sich mit den Top-Down-Werten plausibilisieren. Letztere ermöglichen zudem eine geschätzte Aufteilung nach Wohnen und Arbeiten. So wird der heutige Wärmebedarf von Adliswil auf zwei voneinander unabhängige Arten erfasst und in einem Energiemodell aufeinander abgestimmt. 2.2 Gebäudepark Gebäudepark mit grossem Das kommunale Gebäude- und Wohnungsregister (Stand 2014) zählt in Adliswil Sanierungspotenzial 1'963 Wohngebäude (Ein- und Mehrfamilienhäuser), 267 Gebäude mit teilweiser Wohnnutzung und 121 Gebäude ohne Wohnnutzung. Rund 44 % aller Gebäude wurden vor 1980 erstellt. Die Ein- und Mehrfamilienhäuser sind durchschnittlich 2 rund 50 Jahre alt (Baujahr 1960). Die gesamte Wohnfläche beträgt 838'873 m . Rund 10 % dieser Wohngebäude wurden bereits einmal wertvermehrend renoviert (Vergabe einer Baubewilligung). Die realisierte Minergiefläche pro Person beträgt in Adliswil 11.9 m² (AWEL 2013). WWW.PLANAR.CH 3
Kommunale Energieplanung Adliswil Abb. 1: Wohnfläche der Stadt Adliswil nach Bauperioden mit mittleren Energiekennzahlen2 (Quelle: AWEL 2014 und PLANAR 2014) 2.3 Wärmebedarf Adliswil 2011 Nachfolgend werden die Wärmebezüge der beiden Kategorien Wohnen sowie Arbeiten (Dienstleistung, Gewerbe und Industrie) erläutert. Im Wohnbereich wird der gesamte Energieverbrauch für Komfortwärme resp. Raumwärme und Warmwasser berücksichtigt (inkl. Stromverbrauch der Wärmepumpen, Elektro- direktheizungen und Warmwasserboiler). In der Kategorie Arbeiten wird im Hektarraster lediglich die Wärmeerzeugung für Komfort- sowie Prozesswärme dargestellt (exkl. Elektrizität). Wärmebedarf Wohnen Der Energiebedarf für Raumwärme und Warmwasser beträgt in Adliswil bei den Haushalten insgesamt 117 GWh im Jahr 2012. Daraus lassen sich folgende 3 Kennwerte ableiten : 2 – Durchschnittliche Wohnfläche pro Einwohner: 48 m 4 – Durchschnittlicher Wärmebedarf pro m2 Wohnfläche: 140 kWh/a – Durchschnittlicher Wärmebedarf pro Einwohner: 7 MWh/a ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 2 Die dargestellten Energiekennzahlen nach Gebäudealter stammen aus der Auswertung die Broschüre "Energiekennzahl Wohnbauten" für den Kanton Zürich (AWEL 2014). Darin berücksichtigt sind schon die bereits realisierten energetischen Verbesserungen (Stand 2011). 3 2011 hatte die Stadt Adliswil rund 17'500 Einwohner. 4 2 Eine Energiekennzahl von 140 kWh/a entspricht 14.0 Liter Heizöl pro m beheizte Fläche und Jahr. Neubauten haben gemäss den heutigen gesetzlichen Anforderungen einen Verbrauch von max. 4.8 2 Liter pro m . WWW.PLANAR.CH 4
Kommunale Energieplanung Adliswil Wärmebedarf Arbeiten Der Energiebedarf für die Komfort- und Prozesswärme in der Kategorie Arbeiten (exkl. elektrische Anwendungen, Prozesse und Elektrodirektheizungen) beträgt 59 GWh pro Jahr. Gemäss der Statistik der Unternehmensstruktur waren 2012 insgesamt 7'635 Personen beschäftigt (9 % im Industrie- und 91 % im Dienstleistungssektor). Aus der Auswertung ergeben sich folgende Kennwerte für die Stadt Adliswil in der Kategorie Arbeiten (Dienstleistung, Gewerbe und Industrie): – Verhältnis Beschäftigte pro Einwohner: 0.44 (CH-Durchschnitt: 0.55) 5 – Durchschnittlicher Wärmebedarf pro Beschäftigte: 8 MWh/a 6 Gesamtendenergiebedarf der Der gesamte Endenergiebedarf für Komfort- und Prozesswärme beträgt rund Stadt Adliswil 7 176 GWh/a. Pro Einwohner ergibt dies 10 MWh/a . Für das Siedlungsgebiet lässt sich eine mittlere Wärmebezugsdichte von 613 MWh/a pro Hektare errechnen (287 ha überbaute Bauzone). Die Wärmeerzeugung erfolgt zu 91 % mit fossilen Brennstoffen, wovon 51 % mit Erdgas und 40 % Erdöl sind. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Erdölbrennstoffen von 8 rund 4 MWh pro Jahr liegt unter dem Schweizerischen Durchschnitt von 6 MWh pro Jahr. Weiterhin liegt in der Substitution (dem Ersatz) von Erdölbrennstoffen und Erdgas ein grosses Potenzial. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger an der Wärmeproduktion beträgt in Adliswil gesamthaft etwa 9 % und liegt unter dem Schweizerischen Durchschnitts- wert von rund 15 % im 2009 (BFE 2010). 3% 0% 3% 1% Heizölprodukte 2% Erdgas 40% Biomasse Sonne Umweltwärme* 51% Fernwärme Strom für Wärmezwecke * Umweltwärme inklusiv Strom für Wärmepumpe Abb. 2: Energieträger-Mix gesamthaft 2011 (Quelle: PLANAR) ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 5 CH-Durchschnitt: 10 MWh/a pro Beschäftigte (BFE 2014 und Bundesamt für Statistik) 6 Endenergie vgl. Glossar 7 CH-Durchschnitt: 13 MWh/a pro Person (BFE 2014 und Bundesamt für Statistik) 8 Wert ergibt sich aus gesamtem Erdölverbrauch (Wohnen und Arbeiten) dividiert durch Einwohnerzahl. CH-Verbrauch an Erdölbrennstoffen betrug im 2009 rund 4.5 Mio. t (entspricht rund 45 TWh/a). WWW.PLANAR.CH 5
Kommunale Energieplanung Adliswil Entwicklung Energieverbrauch Im Jahr 1995 wurde ein Gesamtenergieverbrauch für Raumheizung und Warm- seit 1995 9 wasser von 203 GWh/a ausgewiesen , was einer Abnahme bis 2011 von 13 % entspricht. Die fossilen Energieträger Heizöl und Erdgas stellten damals einen Anteil von 98 %. Die Zunahme an Wärmenutzung aus erneuerbaren Energiequel- len von 5 GWh/a (2 %) auf 17 GWh/a (9 %) entspricht einer Verdreifachung (vgl. auch Abb. 10). 2.4 Primärenergie und Treibhausgasemissionen Für den Wärmebedarf des Jahres 2011 lassen sich über die in ESU-Services 2008 ausgewiesenen Faktoren die Primärenergie und die Treibhausgasemissionen der verwendeten Energieträger abschätzen (siehe Glossar). Diese Werte dienen dem Vergleich mit den langfristigen Zielvorgaben der Vision der 2000-Watt-Gesellschaft (2000-Watt-Gesellschaft 2010). Primärenergie Der Pro-Kopf-Endenergieverbrauch für Komfort- und Prozesswärme beträgt in Adliswil 10 MWh/a. Umgerechnet auf den Primärenergiebedarf ergibt dies 13 MWh/a bzw. eine Dauerleistung von 1'500 Watt pro Person (vgl. Glossar). Im Schweizerischen Durchschnitt beträgt die nachgefragte Dauerleistung für die Wärmebereitstellung heute rund 2'100 Watt pro Person. Treibhausgasemissionen Bei den Treibhausgasemissionen liegt die Stadt Adliswil mit einem Pro-Kopf- Ausstoss von 2.7 t CO2-eq. pro Jahr (exkl. Mobilität) ebenfalls unter dem durch- schnittlichen Emissionswert der Schweiz von 3.8 t CO2-eq. pro Jahr und Person. Trotzdem ist die Verwendung von fossilen Brennstoffen (Heizöl und Erdgas) für 98 % der CO2-Emissionen verantwortlich. In der Reduktion des Heizwärmebedarfs durch die Sanierung des Gebäudeparks sowie der Substitution von fossilen Brennstoffen als Energieträger liegt damit weiterhin ein sehr grosses Potenzial. 2'000 3.0 Strom für Wärmezwecke 2.5 1'500 Fernwärme Strom für Wärmezwecke Umweltwärme* Watt pro Person 2.0 Fernwärme t CO2-eq. pro Person Sonne Umweltwärme* 1'000 1.5 Biomasse Sonne Erdgas Biomasse 1.0 Heizölprodukte Erdgas 500 Heizölprodukte 0.5 0 0.0 Primärenergie Treibhausgasemissionen * Umweltwärme inklusiv Strom für Wärmepumpe Abb. 3: Primärenergieverbrauch und Treibhausgasemissionen im Jahr 2011 (Quelle: PLANAR) Fazit Im Vergleich zu den Schweizerischen Durchschnittswerten sind der tiefere Primärenergieverbrauch sowie die daraus resultierenden Treibhausgasemissionen ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 9 Quelle: Bericht zur Energieplanung Stadt Adliswil , HSP und A+W 1995 WWW.PLANAR.CH 6
Kommunale Energieplanung Adliswil in Adliswil einerseits auf einen tieferen Anteil Beschäftigter im Industriesektor (9 %, Schweizer Durchschnitt 38 %) und andererseits auf einen beachtlichen Anteil von energieeffizienten Neubauten (vgl. Abb. 1) zurückzuführen. Der Primärenergieverbrauch für Wärme von Adliswil ist zurzeit jedoch immer noch 10 rund doppelt so hoch wie das Endziel der 2000-Watt-Gesellschaft (700 W/p für Wärmeverbrauch, wovon nur 100 W/p aus fossilen Quellen stammen sollten). Das Ziel der Treibhausgasemissionen im Gebäudebereich beträgt 0.4 t CO2-eq./p, wovon die Hälfte aus fossilen Quellen stammt. Die Stadt Adliswil bewegt sich mit 2.6 t auch da noch auf einem wesentlich höheren Niveau. 2.5 Wärmebedarfsdichte Wärmebedarfsdichte Wohnen Die Wärmebedarfsdichte für das Wohnen wird basierend auf der Auswertung des kommunalen Gebäude- und Wohnungsregisters und dem spezifischen Wärmebe- darf der Bauten nach Alterskategorien pro Hektar abgeschätzt. Es werden folgende Energiekennzahlen verwendet: 1921 - 1960 1961 - 1980 1981 - 1990 1991 - 2000 2001 - 2010 2011 - 2015 bis 1920 Bauperiode Energiekennzahl 2011 2 139 181 182 151 108 96 50 in kWh/m a Energiekennzahl 2035 2 110 125 125 110 95 90 50 in kWh/m a Tab. 1: Energiekennzahlen für das Jahr 2015 (AWEL 2014) und geschätzt für 2035 in kWh/m2a (PLANAR). Wärmebedarfsdichte Arbeiten Die Wärmebedarfsdichte Arbeiten wird anhand der STATENT-Daten abgeschätzt (vgl. Kapitel 2.1). Wärmebedarfsdichte Wohnen Die räumliche Darstellung der Wärmebedarfsdichte von Wohnen und Arbeiten ist und Arbeiten als Hektar-Raster in Abb. 4 und im Anhang ersichtlich. Gebiete mit einer Wärme- bedarfsdichte ab 400 MWh/a*ha eignen sich in der Regel für einen wirtschaftlichen Betrieb eines Wärmeverbunds. Auch die geschätzte Wärmebedarfsdichte im Jahr 2035 ist im Anhang dargestellt. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 10 Gemeinde, Städte und Regionen auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft (Energiepolitische Ziele Energiestadt, Stand Oktober 2010) WWW.PLANAR.CH 7
Kommunale Energieplanung Adliswil 2011 Abb. 4: Wärmebedarfsdichte Wohnen und Arbeiten 2011 im ha-Raster (Quelle: PLANAR) RG RG 0 125 250 500 750 1'000 5.03.2015 Meter DL05\maps 2.6 Zukünftiger Wärmebedarf Entwicklungsflächen Adliswil hat zurzeit drei relevante Entwicklungsareale, in welchen im betrachteten Zeitraum Projekte erarbeitet werden könnten. Die Gebietsentwicklung Dietlimoos- Moos ist schon sehr weit fortgeschritten, das Gebiet Sunnau in Diskussion und das Zentrum Sood-Oberleimbach besteht erst als Entwicklungsidee. Geplante resp. mögliche Neubauten auf den Entwicklungsflächen fallen bezüglich ihres Wärmebedarfs kaum ins Gewicht. Im Dietlimoos-Moos entstehen Minergie-P- Wohnbauten mit geringem Wärmebedarf. Zukünftiger Wärmebedarf Die Energiekennzahlen pro Bauperiode wurden für das Jahr 2035 abgeschätzt. Dabei wurden pro Bauperiode eine Sanierungsrate und ein Sanierungserfolg angenommen (vgl. Tab. 1). Für den Wärmebedarf des Bereichs Arbeiten wird generell ein Verbrauchsrückgang von 25 % aufgrund von steigender Energie- Effizienz angenommen. Der zusätzliche Energiebedarf, welcher das erwartete Bevölkerungswachstum generiert beträgt ca. 4 GWh/a. So wird für das Jahr 2035 ein Wärmebedarf von rund 130 GWh/a ermittelt. WWW.PLANAR.CH 8
Kommunale Energieplanung Adliswil 3 Energiepotenziale Wärmeversorgung Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die für Heizzwecke (Raum- und Prozesswärme sowie Warmwasseraufbereitung) nutzbaren Wärmequellen in Adliswil. Die technische Machbarkeit und Erschliessbarkeit sowie die Wirtschaft- lichkeit deren Nutzung sind dabei noch nicht abschliessend geklärt. Nachfolgend werden die vorhandenen Energiepotenziale geordnet nach den im Kanton Zürich geltenden Planungsprioritäten erläutert (siehe Kapitel 5). 3.1 Ortsgebundene hochwertige Abwärme Als ortsgebundene hochwertige Abwärme wird anfallende Wärme auf einem direkt nutzbaren Temperaturniveau bezeichnet. BHKW Abwasserreinigungsan- In Adliswil fällt nur in der ARA hochwertige Abwärme an beim Betrieb der Block- lage heizkraftwerke (BHKW) mit Faulgasen. Die Abwärme wird intern vollständig genutzt, so dass kein freies Potenzial verfügbar ist. 3.2 Ortsgebundene niederwertige Abwärme & Umweltwärme Bei niederwertiger Abwärme ist die anfallende Wärme aufgrund des tiefen Tempe- raturniveaus (unter 30°C) nicht direkt nutzbar, d.h. für deren Nutzung sind Wärme- pumpen erforderlich. Unter dem Begriff ortsgebundene Umweltwärme wird die Wärmenutzung aus dem Grund- und Oberflächenwasser sowie der Erdwärmenutzung verstanden. Auch hierbei ist eine räumliche Koordination zwischen dem Ort des Vorkommens und dem Ort der Nutzung notwendig. Wärme aus Abwasser Aus dem Abwasser kann grundsätzlich auf folgende zwei Arten Wärme gewonnen werden: Wärme aus Rohabwasser Die Wärmenutzung aus den Abwasserkanälen erfolgt mehrheitlich über in der Sohle eingelassene Wärmetauscher. Um die Effizienz solcher Systeme gewähr- leisten zu können und den Einbau zu erleichtern, ist die Wärmenutzung vor allem in Kanälen ab einer gewissen Grösse und mit einem konstant hohen Abfluss 11 sinnvoll. Um die biologische Reinigung nicht zu beeinträchtigen wird in der vorliegender Planung auf eine Wärmenutzung des Rohabwassers verzichtet. Wärme aus dem gereinigten Abwasser Der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Adliswil-Sihltal sind die Gemeinden Adliswil, Langnau a. A. und Thalwil angeschlossen. Die Temperatur des gereinigten Abwas- sers beträgt im Winter rund 9.2 °C, was sich für eine Wärmenutzung gut eignet. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 11 Trockenwetterabflussmenge > 15 l/s. Bei Ersatz oder beim Neubau eines Kanals muss der Kanaldurchmesser mind. 500 mm betragen, bei Einbau von Wärmetauschern in bestehende Leitungen mind. 800 mm. WWW.PLANAR.CH 9
Kommunale Energieplanung Adliswil Nutzung in Adliswil Zurzeit wird die Wärme aus dem gereinigten Abwasser in einem kalten Fernwär- meverbund genutzt. Damit wird das Gebiet Grüt mit Wärme versorgt (400 kW Kälteleistung, Wärmelieferung ca. 1.5 GWh/a). Freies Potenzial Ab derselben Stammleitung sind weitere 1.6 MW Kälteleistung noch frei für weitere Gebietserschliessungen. Zudem ist das Potenzial der ARA durch die Stammleitung noch nicht voll genutzt. Weitere ca. 0.8 MW stehen noch zur Verfügung für eine Nutzung im Talboden. Insgesamt können somit noch ca. 9 GWh Wärme pro Jahr bereitgestellt werden. Grundwasser Grundwasser ist für die Wärmenutzung äusserst interessant, da es sowohl zu Kühl- als auch zu Wärmezwecken genutzt werden kann (abhängig von der Jahres- zeit). Grundwassernutzungen sind konzessionspflichtig gemäss Wasserwirtschaft- gesetz (WWG) des Kantons Zürich. Für die Erteilung einer Konzession wird unter anderem ein hydrogeologisches Gutachten benötigt. Die Einleitbedingungen für die Rückgabe des genutzten Wassers richten sich nach der eidgenössischen Gewässerschutzverordnung. Darin ist festgehalten, dass durch den Wärmeeintrag oder Wärmeentzug die Temperatur des Grundwassers gegenüber dem natürlichen saisonalen Zustand um höchstens 3 °C (gemessen 12 100 m nach der Rückgabe) verändert werden darf. Grundwasserfassungen für Wärmezwecke werden erst ab einer minimalen Anlage- grösse von 150 kW Kälteleistung resp. 100 kW Kälteleistung bei Wärmedämmung entsprechend MINERGIE-Baustandard bewilligt. Vorkommen und Nutzung Adliswil Der Grundwasserstrom Sihltal durchfliesst Adliswil im Talboden von Süd nach Nord (vgl. Abb. 5). Der Grundwasserleiter ist 2-10 m mächtig und besteht aus gut 13 durchlässigem Material (sandiger Kies bis lehmig-sandiger Grobkies ). Eine Grundwasserwärmepumpe wird in Adliswil vom Zentrum Sunnemärt betrie- ben, zudem wird die Grundwasserwärme durch ein luftgefülltes Erdregister an der Kronengasse genutzt. Freies Potenzial Unter der Annahme, dass das Wärmepotenzial des Grundwassers durch die Nachfrage der darüber liegenden Bauten limitiert wird, besteht ein Wärmepotenzial bis zu 50 GWh/a. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 12 Anhang 2, Kap. 21 Abs. 3 GSchV 13 Bohrprofile PW Gontenbach Langnau a.A. (d4-1) und PW Soodmatte, Adliswil (d3-2) WWW.PLANAR.CH 10
Kommunale Energieplanung Adliswil Schotter-Grundwasserleiter in Tälern: Gebiet geringer Grundwassermächtigkeit (meist weniger als 2m) oder geringer Durchlässigkeit, Randgebiet mit unterirdischer Entwässerung zum Grundwassernutzungsgebiet Gebiet mittlerer Grundwassermächtigkeit (2 bis 10m) Gebiet grosser Grundwassermächtigkeit (10 bis 20m) Gebiet sehr grosser Grundwassermächtigkeit (mehr als 20m) Grundwasser-Vorkommen vermutet Schlecht durchlässige Deckschichten von meist mehr als 5 m Mächtigkeit (Moränen, Seebodenlehme, Schwemmlehme) Quellfassung stillgelegte Quellfassung Grundwasserfassung stillgelegte Grundwasserfassung Abb. 5: Grundwasservorkommen (Mittelwasserstand) in Adliswil (Quelle: www.gis.zh.ch) Erläuterung zur Legende Der Grad der roten Einfärbung der Kreise (Quellen) und Rechtecke (Grundwasserfassungen) gibt die Grössenklasse der Anlagen an. WWW.PLANAR.CH 11
Kommunale Energieplanung Adliswil Wärmenutzung aus Bei der Nutzung von Oberflächengewässern gelten die gleichen Rahmenbedin- Oberflächengewässern gungen wie bei der Grundwassernutzung. Zudem darf das genutzte Wasser nicht unter 4 °C abgekühlt bzw. bei Verwendung zu Kühlzwecken über 25 °C erwärmt werden, bevor es der entsprechenden Quelle wieder zurückgegeben wird. Potenzialabschätzung Die Sihl durchfliesst Adliswil von Süden nach Norden. Aufgrund des Temperatur- verlaufs im Winter (vgl. Abb. 6; Minimum bei 2 °C; Gefahr des Einfrierens des Wärmetauschers) sowie dem Abflussregime der Sihl (hohe Abflussschwankungen aufgrund von Niederschlägen und mitgeführter Fracht) eignet sich die Sihl nur sehr bedingt als Wärmelieferant. Zudem ist der Wasserstand der Sihl im Winter ( in der Heizperiode) am tiefsten, weshalb eine Wasserentnahme zur Wärmegewinnung kaum bewilligt wird (mündliche Auskunft des AWELs). 24 240 22 220 20 200 18 180 16 Heizperiode 160 14 140 Globalstrahlung W/m2 Temperatur °C 12 120 10 100 8 80 6 60 Abkühlung bei Oberflächen-, Grund- oder Abwasser allgemein höchstens auf 4 °C zulässig 4 40 2 20 0 0 -2 -20 Jul. Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. März Apr. Mai Jun. Lufttemperatur Zürich Fluntern Wassertemperatur Grundwasser Adliswil Wassertemperatur Sihl Sihlhölzli (langjähriges Mittel) Temperatur Zulauf ARA Sihltal (Mittelwert min.-Temp.) Globalstrahlung Zürich Fluntern Abb. 6: Temperaturverlauf und Globalstrahlung verfügbarer Umweltwärmequellen14 Erdwärme Die im Untergrund gespeicherte Wärme wird als Erdwärme oder geothermische Energie bezeichnet. Oberflächennahe Anlagen Erdregister, Erdwärmekörbe und Energiepfähle sowie andere thermoaktive Elemente sind aus der Sicht des Grundwasserschutzes in der Regel weitgehend unproblematisch. Flächige Anlagen müssen aber mindestens 2 m über dem höchsten Grundwasserspiegel liegen (im Zentrum von Adliswil sind aufgrund des ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 14 Quellen: www.meteoschweiz.admin.ch, www.hydrodaten.admin.ch; ARA Sihltal WWW.PLANAR.CH 12
Kommunale Energieplanung Adliswil Flurabstands zum Grundwasser (3 m bei Hochwasserstand) kaum solche Anlagen realisierbar). Ausserhalb kartierter Grundwassergebiete und in Grundwasservorkommen, die sich nicht für die Trinkwassergewinnung eignen, sind Erdwärmesondenanlagen bis auf das Niveau der Oberen Meeresmolasse (OMM) grundsätzlich zulässig. Bei hoher Erdsondendichte kann es vorkommen, dass sich die Erdsonden gegen- seitig beeinflussen und der Untergrund über die Jahre auskühlt (vgl. Exkurs Nach- haltige Erdwärmenutzung). Dies ist gemäss heutigen Kenntnissen ab einer Wärmebedarfsdichte von ca. 150 MWh/ha der Fall. Die Problematik kann mittels Regeneration der Sonden in den Sommermonaten über Sonnenkollektoren beho- ben werden. Der Untergrund wird somit nicht mehr als Wärmequelle sondern als Wärme-Saisonspeicher genutzt. Exkurs Nachhaltige Erdwärmenutzung Gestein ist ein schlechter Wärmeleiter, weshalb bei der Erdwärmenutzung die Erdwärme nur langsam aus dem Erdinneren und der Erdoberfläche (gespeicherte Sonnenenergie) nachfliesst. Beim Wärme- entzug entsteht ein Kältetrichter um die Erdsonde herum. Ist der Abstand zwischen zwei oder mehreren Erdsonden zu gering berühren sich diese Trichter und führen zu einer langfristigen Abkühlung des Untergrunds. Dies kann verhindert werden, wenn die Sonden in Kombination mit Sonnenkollektoren betreiben werden. So kann überschüssige Wärme der Kollektoren im Sommer im Erdreich bis zur Heiz- periode gespeichert werden. Direkte Erdwärmenutzung Zunehmend von Interesse ist die direkte Nutzung von Erdwärme aus der (mittel-) tiefen Geothermie (ohne Wärmepumpen). Solche Anlagen kombiniert mit Nah- wärmeverbunden können insbesondere für Neubaugebiete mit Niedertemperatur- heizungen sehr attraktiv sein. Gemäss Abb. 7 beschränkt sich in Adliswil das Potenzial zur Erdwärmenutzung auf die Gebiete westlich und östlich des Grundwasserstroms (weisse Gebiete). WWW.PLANAR.CH 13
Kommunale Energieplanung Adliswil Abb. 7: Wärmenutzungsatlas des Kantons Zürich (Quelle: www.gis.zh.ch) Legende rot = keine Nutzung erlaubt. blau = Ausschlussgebiete für Erdsonden, Grundwasser-Wärmenutzung grundsätzlich zulässig grün und gelb = Erdwärmesonden möglich, teilweise aber nur mit Auflagen zum Schutz des Grundwasserleiters weiss = Ausserhalb nutzbarer Grundwasservorkommen, Erdwärmesonden möglich Freies Potenzial Unter der Annahme, dass die Nachfrage die nutzbare Wärmemenge aus Erdwär- me bestimmt (unter der Voraussetzung von Regeneration der Sonden in dichten Gebieten), besteht ein Potenzial von 69 GWh/a. WWW.PLANAR.CH 14
Kommunale Energieplanung Adliswil 3.3 Leitungsgebundene fossile Energieträger Die Stadt Adliswil ist weitgehend mit dem Leitungsnetz von Energie 360° erschlos- sen. Im 2011 betrug der Verbrauch an Erdgas 79 GWh, rund 51 % des Wärmebe- darfs der Stadt Adliswil wurde mit Erdgas gedeckt. Aus wirtschaftlichen Überlegungen ist es sinnvoll, das Gasnetz nicht mehr flächig zu erweitern (keine Neuerschliessungen). Ein zukunftstauglicher Einsatz von Erdgas bedeutet: – Ökologisierung des Erdgasverbrauchs durch Steigerung des Biogas-Anteils oder durch die Kombination mit der solarthermischen Brauchwarmwassererzeugung – Rationelle Nutzung für die Stromproduktion in Wärmekraftkopplungsprozessen (WKK und Brennstoffzellen) mit vollständiger Abwärmenutzung – Langfristig ist auf eine reine Verbrennung des hochwertigen Energieträgers Erdgas zu verzichten. – Erdgas als Redundanz oder zur Spitzendeckung in bivalenten Systemen mit Nutzung von Abwärme und Umweltwärme – Erdgas als Energieträger für Hochtemperatur-Prozesse in der Industrie – Substitution von Heizöl: Bei der Verbrennung von Heizöl entstehen im Vergleich 15 zu Erdgas 20 % mehr Treibhausgasemissionen . Als Übergangslösung soll daher Heizöl kurzfristig durch Erdgas substituiert werden. – Erdgas/Biogas als Treibstoff in der Mobilität 3.4 Regional gebundene erneuerbare Energieträger Holz Die Waldfläche in Adliswil umfasst 230 ha. Gemäss Auskunft des Stadtförsters besteht ein Potenzial von rund 1 GWh/a Energieholz aus den städtischen Wäldern (ca. die Hälfte des Waldbestandes von Adliswil). Von der anderen Hälfte (private Waldfläche) wird davon ausgegangen, dass ähnlich viel Energieholz gewonnen wird. Potenzialabschätzung Insgesamt besteht somit ein Potenzial von rund 2 GWh/a, welches aber bereits vollständig genutzt wird. Holz kann auch regional eingekauft werden, womit das tatsächliche Potenzial nicht abgeschätzt werden kann. Biomasse Zur Biomasse werden Grünabfälle und Speisereste gezählt, also Gartenabraum, Rüst- und Gastroabfälle. Biomasse kann in Biogasanlagen zu Methan vergärt werden. Das Gas kann auf zwei Arten energetisch genutzt werden: Entweder wird es in einem Blockheizkraftwerk zur Stromerzeugung verbrannt und im Idealfall die dabei entstehende Abwärme wird zu Heizzwecken genutzt, oder es wird auf Erdgas-Qualität gereinigt und ins Erdgasnetz gespiesen, worin es auch gespei- chert werden kann. Die trockenen Grünabfälle werden in der Stadt Adliswil getrennt vom Abfall gesam- 16 melt (62 kg/Einwohner*a ) und in Ottenbach vergärt (reine Stromproduktion). Potenzialabschätzung Aufgrund der geographischen Nähe zu den Biogasanlagen Ottenbach und Samstagern sowie Zürich-Werdhölzli ist es sinnvoll die gesammelte Biomasse in einer dieser Anlagen zu verwerten. Somit ist kein Wärmepotenzial der Biomasse in der Stadt vorhanden. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 15 Quelle: ESU-Services 2008 16 Quelle: Energiestadt-ReAudit 2013 WWW.PLANAR.CH 15
Kommunale Energieplanung Adliswil 3.5 Ungebundene erneuerbare Energieträger Solarthermie Die Sonnenenergie ist grundsätzlich überall nutzbar. Vorbehalte bestehen bzgl. Ortsbildverträglichkeit oder topographisch ungünstigen Lagen (z.B. steile, nord- exponierte Schattenhänge, hohe Baumbestände). Bei der thermischen Nutzung der Sonnenenergie zur Erzeugung von Raumwärme oder Warmwasser ist zudem der Aspekt der örtlichen Gebundenheit zum Nutzer zu beachten. Die mittlere Energieausbeute eines Quadratmeters Kollektorfläche beträgt 250 bis 500 kWh/a, wenn damit geheizt und Warmwasser aufbereitet wird. Soll nur das 2 Warmwasser vorgewärmt werden, so stellt sich ein Ertrag von rund 600 kWh/m im 17 Jahr ein. Potenzialabschätzung Im Rahmen der Bilanzierung der Energieregion Zimmerberg wurde für Adliswil auf- grund von Bauzonen- und entsprechenden Dachflächen sowie eines Anteils Son- nenkollektoren von 20% ein Potenzial von 34 GWh/a abgeschätzt (der Wärme- bedarf für Warmwasser beträgt zurzeit 13 GWh/a). Wärme aus der Umgebungsluft Bei der Nutzung der Umgebungsluft ist keine räumliche Koordination erforderlich. Sie lässt sich überall und ohne kantonale Bewilligung oder Konzession nutzen. Jedoch haben Luft-Wasser-Wärmepumpen im Winter – in der Zeit des grössten Wärmebedarfs – einen tieferen Wirkungsgrad als solche, die Grundwasser oder Abwasser nutzen. Luft-Wasser-Wärmepumpen bedingen jedoch die geringsten Investitionskosten hinsichtlich einmaliger Anschaffungs- und Installationskosten. Potenzialabschätzung Luft-Wasser-Wärmepumpen eignen sich aus Effizienzgründen lediglich für die Erzeugung von Raumwärme in kleineren Neubauten oder energetisch sanierten Altbauten (siehe Exkurs Wärmepumpen). Wie in Abb. 6 dargestellt, ist in den Wintermonaten die Attraktivität der Umgebungsluft als Wärmequelle im Vergleich zum Grundwasser (oder Erdwärme) bescheiden. Unter der Annahme, dass Luft- Wasser-Wärmepumpen nur dort eingesetzt werden wo sonst keine erneuerbaren Alternativen zur Verfügung stehen, besteht ein Potenzial von rund 5 GWh/a. Grundsätzlich steht die Umgebungsluft jedoch grenzenlos zur Verfügung. Exkurs Wärmepumpen Für den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe zur Nutzung der Umweltwärme ist sowohl auf die Güte der Wärmequelle als auch auf den Einsatzbereich zu achten. Denn je geringer der Temperaturunter- schied zwischen der Wärmequelle und dem Heizsystem ist, um so weniger Hilfsenergie (Strom oder Bio- und Erdgas) wird für den Antrieb der Wärmepumpen benötigt. Wärmepumpen eignen sich beson- ders für die Erzeugung von Raumwärme in Neubauten oder energetisch sanierten Altbauten, die mit niedrigen Vorlauftemperaturen im Heizungskreislauf auskommen (z.B. bei Bodenheizungen). In einem Nahwärmeverbund mit höherer Vorlauftemperatur oder zur Erzeugung von Warmwasser sollten aus Effizienzgründen in Serie geschaltete Wärmepumpen respektive Wärmepumpen mit zweistufigen Kompressoren eingesetzt werden (inkl. Spitzendeckung, bivalente Systeme). ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 17 2 Bereits mit 1 m Kollektorfläche pro Person lässt sich 60% des jährlichen Warmwasserbedarfs solar aufbereiten. WWW.PLANAR.CH 16
Kommunale Energieplanung Adliswil 3.6 Zusammenfassung erneuerbare Wärmepotenziale Nutzung und Potenzial pro Das Potenzial an erneuerbaren Wärmequellen in der Stadt Adliswil übersteigt die Energieträger derzeitige Nutzung bei Weitem (Abb. 8). Potenzial"total" Fernwärme"ARA" Potenzial"genutzt" Umweltwärme" Grundwasser" Umweltwärme" Erdwärme" Holz" Umweltwärme" Lu>" Sonne" (thermisch)" 0" 10" 20" 30" 40" 50" 60" 70" 80" GWh/a& Erdwärme und Wärme aus Grundwasser, wo zulässig Abb. 8: Das ungenutzte Potenzial an erneuerbaren Wärmequellen (Endenergie) ist sehr hoch Wärmebedarf und Potenzial Mit dem Potenzial lässt sich in Zukunft theoretisch der gesamte Wärmebedarf decken (Abb. 9). 200.0# 180.0# 160.0# 140.0# 120.0# GWh/a& 100.0# 80.0# 60.0# 40.0# 20.0# 0.0# genutztes# Gesamtpotenzial# Wärmebedarf# Wärmebedarf# Potenzial# 2011# 2035# Abb. 9: Mit dem vorhandenen Potenzial an erneuerbarer Wärme könnte der zukünftige Bedarf gedeckt werden. WWW.PLANAR.CH 17
Kommunale Energieplanung Adliswil 4 Kommunaler Zielpfad Bisher Erreichtes Der Vergleich mit dem Gesamtwärmeverbrauch von 1995 zeigt, dass Adliswil in den 15 Jahren bis 2010 bereits 13 % der Wärmeenergie sparen konnte. Zielvorgaben Bund, Kanton, Die langfristig ausgerichtete Energiepolitik des Bundes und des Kantons Zürich Energiestadt streben als Vision die 2000-Watt-Gesellschaft und gleichzeitig die 1 t CO2-Gesell- schaft an. Als Zwischenziel für 2050 wird der CO2-Ausstoss auf 2.2 t pro Kopf und Jahr festgelegt (§ 1 EnerG). Für den Zeithorizont der kommunalen Energieplanung Adliswil werden konkrete Zwischenziele festgelegt. Als Energiestadt orientiert sich Adliswil zudem auch an den ehrgeizigen Energiestadt-Zielen gemäss dem Pro- 18 gramm EnergieSchweiz für Gemeinden . Zeithorizont Der Betrachtungs- und Planungshorizont dieser Energieplanung beruht auf den entsprechenden Zwischenzielen für Energiestädte und reicht bis 2035. Referenzentwicklung Die dem Zielpfad Adliswil zugrunde gelegte Referenzentwicklung sieht vor: – In Adliswil ist mit einem leichten Wachstum der Bevölkerung und Wirtschaft zu 19 rechnen . – Die Entwicklungsgebiete Dietlimoos-Moos und Sood-Oberleimbach werden mindestens im Minergie-Standard bebaut (erwarteter Wärmebedarf ca. 40 kWh/ha) – Beim Wärmebedarf wird der technische Fortschritt genutzt und eine deutliche Reduktion erreicht. Durch eine konsequente energetische Sanierung des Ge- bäudeparks und Ersatzbauten wird der mittlere spezifische Wärmebedarf um gut 25 % reduziert. – Abwärme und ortsgebundene Umweltwärme werden – soweit technisch machbar und wirtschaftlich tragbar – möglichst weitgehend genutzt. – Wärmepumpen führen zu einer steigenden Stromnachfrage. Diese wird durch Effizienzsteigerungen in anderen Bereichen teilweise kompensiert. Der künftige Strommix wird vor allem durch Kunden- und Volksentscheide bestimmt – die kommunale Energiepolitik hat darauf nur einen sehr beschränkten Einfluss. Zielpfad der Stadt Adliswil Die nachfolgend formulierten Ziele der kommunalen Energiepolitik berücksichtigen die zu erwartende Entwicklung und die übergeordneten Ziele von Bund und Kanton. Die Hauptziele wurden mit der Erarbeitung des kommunalen Energiepla- nes mit den lokalen Verhältnissen abgestimmt. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 18 2000-Watt-Gesellschaft 2010 (http://www.2000watt.ch/die-2000-watt-gesellschaft/weg/) 19 Gemäss Statistischem Amt des Kantons Zürich nimmt die Einwohnerzahl bis 2025 um 1 % zu. Aufgrund der bisherigen Entwicklung gehen wir von einem Wachstum von 5 % aus. WWW.PLANAR.CH 18
Kommunale Energieplanung Adliswil Zielsetzung Stadtgebiet Unter Einhaltung der vom Kanton geforderten Ziele und den vorhergehend auf- geführten Voraussetzungen und Annahmen soll der gesamte Wärmebedarf in Adliswil von 2010 (176 GWh/a) bis 2025 um 15 % (auf 150 GWh/a) und bis 2035 um 25 % (auf 133 GWh/a) gesenkt werden. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger und der Abwärmenutzung (inkl. erneuerbaren Stromanteil und Abwärme aus fossiler Wärmekraftkopplung) am Gesamtwärmeverbrauch (Komfort- und Prozesswärme) soll von heute 9 % bis 2025 auf 40 %, bis 2035 auf 60 % gesteigert werden. Der Treibhausgasausstoss für Wärmezwecke soll somit von heute 2.7 t/P bis 2025 auf 1.3 t/P, bis 2035 auf 0.8 t/P gesenkt werden. 250 200 -13% Wärmebedarf (GWh/a) - 15% 150 -25% Erneuerbare Wärme, Abwärme Erdgas Strom für 100 Wärmezwecke 60% Biogas 50 40% Heizöl 0 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 Abb. 10: Absenkpfad der Stadt Adliswil Unterziele für öffentliche Die Energiekennzahl der öffentlichen Liegenschaften soll bis ins Jahr 2025 um Liegenschaften 2 2 25 % (auf 120 kWh/m ) und bis 2035 um 45 % (auf 90 kWh/m ) reduziert werden. Bei Neubauten ist mindestens der Minergie-P-Standard oder gleichwertig zu erfüllen. Altbauten sollen, wenn möglich, nach Minergie-Standard oder gleichwertig saniert werden. Der Anteil erneuerbarer Energieträger (für Heizung und Warmwasser) soll bis ins Jahr 2025 auf 50 % und bis 2035 auf 75 % gesteigert werden. WWW.PLANAR.CH 19
Kommunale Energieplanung Adliswil 5 Kommunaler Energieplan Der kommunale Energieplan legt Massnahmen zur Erreichung einer zukunftsge- richteten Energieversorgung fest. Er ist ein Planungsinstrument zur Umsetzung der kommunalen energiepolitischen Ziele (vgl. Kapitel 4). Durch die Festlegung von Verbund-, Prüf- und Eignungsgebieten mit entsprechenden Umsetzungsmass- nahmen wird die räumliche Koordination der zukünftigen Wärme- und Kälteversor- gung vorgenommen. Rechtsgrundlage Die kommunale Energieplanung stützt sich auf § 7 des kantonalen Energiegeset- zes (EnerG). Sie wird als Sachplan mit behördenverbindlicher Wirkung vom Stadtrat beschlossen und unterliegt der kantonalen Genehmigung. 5.1 Grundlagen Die räumliche Koordination von Siedlung und Wärmeversorgung erfolgt durch das schlüssige Zusammenführen der erarbeiteten Informationen wie Siedlungsstruktur, räumlich-strukturelle Entwicklung sowie der örtlich oder regional verfügbaren Ener- giepotenziale. Die massgeblichen Festlegungen resultieren aus einer umsichtigen Interessensabwägung. Dabei werden die räumliche Situation, die energiepolitische Wertung sowie die durch den Kanton vorgegebenen Planungsprioritäten gleicher- massen berücksichtigt. Planungsprioritäten Die kantonale Prioritätenfolge (Richtplan Entwurf Kapitel 5.4.1) berücksichtigt primär die Belange Wertigkeit, Ortsgebundenheit und Umweltverträglichkeit der Energieträger: 1. Ortsgebundene hochwertige Abwärme Abwärme aus Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) und langfristig zur Verfü- gung stehende Industrieabwärme, die ohne Hilfsenergie direkt verteilt und genutzt werden kann. 2. Ortsgebundene niederwertige Abwärme und Umweltwärme Abwärme aus Abwasserreinigungsanlagen (ARA) und Industrien sowie Wärme aus Flüssen, Seen und Grundwasser. 3. Leitungsgebundene fossile Energieträger Gasversorgung für Siedlungsgebiete mit hoher Energiedichte; für grössere Bezüger ist der Einsatz von gasbetriebenen Wärmekraftkoppelungsanlagen (WKK) anzustreben. 4. Regional gebundene erneuerbare Energieträger Einheimisches Energieholz in Einzelanlagen, Anlagen für Grossverbraucher oder Quartierheizzentralen (Holzschnitzelfeuerungen mit Wärmeverbund), Vergärungsanlagen. Zudem ist für die Wärmeversorgung ausserhalb von Wärmeverbunden die Nutzung örtlich ungebundener Umweltwärme aus der Umgebungsluft, der Sonnenenergie und der untiefen Geothermie anzustreben. Massnahmen Die einzelnen Siedlungsgebiete werden in Verbund-, Prüf- und Eignungsgebiete eingeteilt (Beschrieb vgl. Kapitel 5.2 und 5.3.) Jedes Gebiet wird in der Energie- plankarte bezeichnet und in Massnahmenblättern detailliert beschrieben (vgl. Anhang B). WWW.PLANAR.CH 20
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