Bibliothekskonzept Stadtbibliothek Schleiz "Dr. Konrad Duden" 2018 bis 2022
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Bibliothekskonzept Stadtbibliothek Schleiz „Dr. Konrad Duden“ 2018 bis 2022 „Nirgends kann man den Grad der Kultur einer Stadt und überhaupt den Geist ihres herrschenden Geschmacks schneller und doch zugleich richtiger lernen als in den Lesebibliotheken.“ Heinrich von Kleist - Entwurf - Stand: 20.03.2018
Inhalt 1. Einleitung ............................................................................................................................................. 3 2 Interne Situationsanalyse der Stadtbibliothek Schleiz ......................................................................... 4 2. 1 Geschichte der Stadtbibliothek Schleiz ........................................................................................ 4 2.2 Ausgangsbedingungen .................................................................................................................. 6 2.3 Medienbestand ............................................................................................................................. 8 2.4 Entleihungen ................................................................................................................................. 9 2.5 Aktive Nutzer ............................................................................................................................... 11 2.6 Leistungen der Stadtbibliothek Schleiz ....................................................................................... 12 2.7 Ressourcen .................................................................................................................................. 15 2.8 Organisations- und Führungsgrundsätze .................................................................................... 16 2.9 Kooperationen und Partnerschaften........................................................................................... 17 3 Umfeldanalyse der Stadtbibliothek Schleiz ........................................................................................ 19 3.1 Geographische Lage und Mobilität ............................................................................................. 19 3.2 Sozioökonomische Struktur – Bevölkerungsstruktur .................................................................. 19 3.3 Soziokulturelles Umfeld - Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebote ............................................ 21 3.4 Wirtschaftsstruktur und Stadtentwicklung ................................................................................. 22 3.5 Zielgruppen.................................................................................................................................. 23 4 Auftrag und Ziele der Stadtbibliothek Schleiz .................................................................................... 25 4.1 Grundlagen .................................................................................................................................. 25 4.2 Aktuelle Gesellschaftliche Entwicklungen und Digitalisierung.................................................... 26 4.3 Aufgaben, Ziele und Maßnahmen ............................................................................................... 27 5 Evaluation ........................................................................................................................................... 30 6 Fazit .................................................................................................................................................... 31 Literatur ................................................................................................................................................. 32 Abbildungen .......................................................................................................................................... 33 Tabellen ................................................................................................................................................. 34 2
1. Einleitung Warum ist ein Bibliothekskonzept erforderlich? Wir erleben derzeit einen raschen medialen Wandel. Nimmt die Bedeutung der Bibliotheken eher zu oder ab? Die Flut an Informationen macht es immer schwieriger, wichtige von weniger wichtigen und verlässliche von weniger verlässlichen Informationen zu unterscheiden. Das geschulte Personal der Bibliotheken bildet Leitplanken dafür, dass man sich nicht im Informationsdschungel verliert. In den letzten Jahren konnte die Stadtbibliothek Schleiz ihre Nutzerzahlen stetig steigern. Um auch in Zukunft das zentrale Medien- und Informationszentrum für Schleiz und Umgebung zu bleiben, muss sich die Bibliothek ständig weiterentwickeln. Der Träger der Stadtbibliothek war in der Vergangenheit der Garant für diese Entwicklung. Dass dies so bleibt, dafür soll das gemeinsam getragene Bibliothekskonzept stehen. Mit dem vorliegenden Konzept soll Klarheit und Transparenz für die Mitarbeiterinnen der Bibliothek, Verwaltung und Entscheidungsträger geschaffen werden. Zunächst soll eine interne Situationsanalyse die Ausgangsbedingungen der Schleizer Stadtbibliothek aufzeigen. So wird in diesem Abschnitt u. a. auf die Geschichte der Bibliothek, den Medienumsatz sowie auf die Ressourcen und Kooperationen bzw. Partnerschaften eingegangen. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Umfeld der Stadtbibliothek. Damit sind die geographische Lage, die soziökonomischen Aspekte und die Zielgruppen der Einrichtung gemeint. Im darauf folgenden Abschnitt stehen Aufgaben und Ziele der Bibliothek im Fokus der Betrachtung. Insbesondere der Abschnitt 4.3 thematisiert die Schwerpunkte und Ziele im Wandel der Bibliothek zum Ort der Kommunikation. Die sach- und fachgerechte Bewertung von Prozessen in Abgleich mit den Zielen des Bibliothekskonzeptes, findet im fünften Kapitel zur Evaluation Beachtung. Die Schlussbetrachtung des Konzeptes wird im sechsten Kapitel vorgenommen. Das vorliegende Bibliothekskonzept wurde durch die Bibliotheksleitung Frau Funke und die Leitung des Amts für Wirtschaft/Stadtmarketing der Stadtverwaltung Schleiz Herr Ellrich unter fachlicher Beratung der Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken in Thüringen Frau Brunner erstellt. 3
2 Interne Situationsanalyse der Stadtbibliothek Schleiz 2. 1 Geschichte der Stadtbibliothek Schleiz Am 7. Mai 2011 fand die Eröffnung der Stadtbibliothek Schleiz im neu gestalteten historischen Amtshaus statt. Gebäude und Räumlichkeiten in der Braugasse, in der sich bis dato die Bibliothek befunden hatte, entsprachen nicht mehr den Anforderungen einer modernen kulturellen Einrichtung. Heute wird es als selbstverständlich angesehen über eine Fülle von attraktiven Angeboten zur Freizeitgestaltung zu verfügen. Wie stand es hinsichtlich der Literaturangebote vor 200 Jahren in Schleiz und wie verlief die Entwicklung bis heute? Die ältesten Belege an hiesiger Lesekultur, die im Schleizer Stadtarchiv auffindbar sind, reichen bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Anfangs waren es Buchhändler, die eine eigene Leihbibliothek unterhielten und Bücher gegen ein Lesegeld ausgaben. Sparsam sind jedoch die Informationen darüber, welche Inhalte die Bücher hatten. Im Oktober 1812 bot der Buchhändler Mauke verschiedene geographische Karten, Lesebücher für Kinder, Schulbücher zur Naturgeschichte sowie Gartenbücher zum Kauf an. Vermutlich konnte man diese Bücher auch ausleihen. Solche privaten Leihbibliotheken existierten bis ins 20. Jahrhundert hinein. Daneben bestand noch die Möglichkeit, die Schlossbibliothek zu nutzen. Im Jahre 1842 kam es zur Gründung einer „Volksleseanstalt“ für das Fürstentum Reuß-Schleiz. Sie war vermutlich die erste regionale Bibliothek, welche über die Stadtgrenzen hinaus wirkte. Die Entleihungen für die Leser waren kostenlos. Keine Angaben wurden zu Einnahmen und Ausgaben der Einrichtung gefunden. Leider sind aus den Jahren Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts keine Quellen überliefert, die über den Fortgang der Entwicklung berichten. Sicher gab es auch in dieser Zeit Initiativen der Schleizer Intellektuellen. Im Jahre 1913 beschloss der Gemeinderat, die Zinsen eines Teiles des vom Fürsten Heinrich XIV. vermachten Kapitals für die Gründung einer Volksbibliothek zu verwenden. Bereits ein Jahr später wurde die Städtische Volksbücherei gegründet. Sie war eine kommunale Einrichtung, für jedermann offen und auch anfangs unentgeltlich nutzbar. Im November 1917 eröffnete die Städtische Volksbücherei im Gebäude der Bürgerschule. Die Literaturangebote und somit auch die Bestände der Büchereien spiegeln zu jeder Zeit die jeweilige Gesellschaftsordnung wider. Besonders ausgeprägt sind die Veränderungen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Es wurden Bücher aussortiert und durch „zeitgemäße“ ersetzt. Die Werbung für die Benutzung der Bücherei war enorm, sollten doch möglichst viele Bürger erreicht werden. Wie lange die Städtische Volksbücherei ihr Domizil in der Bürgerschule hatte und wann sie umzog, ist derzeit unbekannt. Zur Zeit des Bombenangriffs auf Schleiz im April 1945 befand sich der Bibliotheksraum in einem Ladenlokal im Hause des Landwirts Volkmar Militzer, Bahnhofstraße 27. 4
Auch wenn das Haus beim Bombenangriff auf Schleiz, bis auf die Scheiben des Schaufensters, unversehrt blieb, war für die Neueröffnung einer Stadtbücherei ein geeignetes Domizil unbedingt notwendig. Die Schlossbibliothek war nicht mehr existent. Doch bereits im November des gleichen Jahres verkündete ein Artikel in der „Thüringer Volkszeitung“: „Vier Wochen Volksbücherei Schleiz!“. In welchem Gebäude die Bücherei eröffnet wurde, kann derzeit nicht belegt werden. Sicher ist, dass die Stadtbücherei Ende 1948 aus dem Wisentahaus in das Rathaus verlegt wurde. Aber selbst für die Stadtbücherei reichte schon bald im Rathaus der Platz nicht mehr aus. Nach langer Diskussion im Schul- und Kulturausschuss bezog man drei Jahre später Räume in der damaligen Volkshochschule am Schulplatz. Der Bedarf an Lesestoff und die von den neuen Machthabern erkannte Notwendigkeit der politischen Einflussnahme auf die Bürger durch gedruckte Information verlangten nach einer Lösung. Der im Jahre 1950 gegründete Unterausschuss für Bibliothekswesen des Schul- und Kulturausschusses, mit Robert Hänsel an der Spitze, intensivierte endlich die Aktivitäten auf diesem Gebiet. Neben der Durchsetzung für den Bezug der neuen Räume am Schulplatz und der Beratung von Heizungs-, Finanzierungs- und Personalproblemen stand die Übernahme des Bücherbestandes vom Dachboden der ehemaligen Bürgerschule auf dem Programm. Dieser musste gesichtet, sortiert und katalogisiert werden. Als Alternative zur Bibliothek wurde am 1. März 1953 die Volksbuchhandlung auf dem Neumarkt eröffnet. Aber auch die Anstrengungen zum Aufbau der geplanten Kreisbibliothek wurden in den folgenden Jahren verstärkt und am 1. Januar 1956 folgte die Eröffnung der nunmehr vereinigten Stadt- und Kreisbibliothek Schleiz. Die Ausgabestelle befand sich im Rathaus. Die nach wie vor bestehenden privaten Leihbüchereien ergänzten den Lesebedarf der Schleizer. Die Eröffnung der Stadt- und Kreisbibliothek Schleiz im Jahre 1956 bedeutete einen Meilenstein in der Entwicklung der Schleizer Lesekultur. Die Zeit der Kompromisse bei der „Raumfrage“ war jedoch noch lange nicht vorbei, doch es wurde ständig an der Verbesserung der Bedingungen gearbeitet. Mit dem Umbau der ehemaligen Haftzellen der Polizei im Rathaus konnten weitere Räume für die Bibliothek geschaffen und der Ausgabestelle angegliedert werden. Es ist anzunehmen, dass nun der Bestand von der ehemaligen Volkshochschule am Schulplatz umziehen konnte. In den 1980er Jahren gab es eine weitere Ausdehnung, diesmal auf die Räume des Ratskellers. Die umfangreichen Rekonstruktionsmaßnahmen fanden 1983 ihren Abschluss. 1984 begann in der Bibliothek das Zeitalter der neuen Medien. In den Bestand wurden erstmals Schallplatten aufgenommen. Drei Jahre später warb die neue Abteilung Phonothek in der Stadt- und Kreisbibliothek für die Ausleihe von Musikkassetten. Mit Beginn des Jahres 1991 ging die Zuständigkeit der Kreisfunktion für die Bibliothek vom Landratsamt zur Stadtverwaltung über. Mit Buchspenden von Städten und Institutionen aus den alten Bundesländern und Eigenmitteln konnte der Bestand nach der politischen Wende zügig modernisiert werden. Allerdings gab es Einschnitte bei den Öffnungszeiten und dem 5
Personal. Die Bibliothek im Rathaus wurde im Februar 1992 geschlossen. Das neue Domizil in der Braugasse, das unter gewaltigem Kostenaufwand für den neuen Zweck umgebaut wurde, konnte im April 1992 eröffnet werden. In 2003 trat die Gebührenpflicht mit allerdings moderaten Jahresgebühren in Kraft. Gleichwohl wurde an der weiteren Verbesserung des Service gearbeitet, um den Stamm der Nutzer zu erhalten und weiter auszubauen. So konnte beispielsweise zusätzlich das Internet genutzt werden. Reparaturbedürftige Bausubstanz und veraltete Ausstattung forderten zunehmend ein Umdenken über die Zukunft der Stadt- und Kreisbibliothek. Von den ersten Entwürfen 2007 bis zur Eröffnung im Mai 2011 vergingen nur wenige Jahre, in denen sich die Stadt- und Kreisbibliothek zur neuen Visitenkarte von Schleiz entwickeln sollte. Im ehemaligen Amtshaus aus dem 19. Jahrhundert entstand eine moderne und zeitgemäße Bücherei mit anderen Namen. Die neue Stadtbibliothek „Dr. Konrad Duden“ wurde mit den modernsten Errungenschaften aus Technik, Architektur und Medien ausgestattet; selbst eine Ecke zum Kaffeetrinken und Schmökern fehlt nicht (siehe Abbildung 1). Seit 2016 können Leser nun auch digitale Medien über das Internet (ThüBIBNet) entleihen. 2.2 Ausgangsbedingungen Wie im Abschnitt 2.1 bereits geschildert, befindet sich die Stadtbibliothek Schleiz seit 2011 am Standort Schlosspark 1, im ehemaligen Amtshaus. Die einst getrennten Bereiche für Erwachsenen- sowie Kinder- und Jugendliteratur wurden im neuen Gebäude zusammengeführt. Die Stadtbibliothek Schleiz ist neben den Einrichtungen in Bad Lobenstein, Neustadt/Orla und Pößneck eine der vier Mittelpunktbibliotheken des Saale- Orla-Kreises. Für die Bibliotheken in Gefell, Hirschberg, Oettersdorf und Tanna hat die Stadt Schleiz z. T. bis 2017 per Vereinbarung eine Anleitungs- und Beratungsfunktion übernommen. Weiterhin konnten diese Einrichtungen Bestandteile aus dem Medienangebot der Schleizer Bibliothek temporär entleihen und den eigenen Lesern zum Entleihen anbieten. Die Bibliothek in Tanna ist seit 2013 dauerhaft geschlossen. Die drei verbliebenen Bibliotheken sind mittlerweile als „Institution“ in der Stadtbibliothek angemeldet bzw. planen eine Mitgliedschaft. Die Anleitungs- und Beratungsfunktion durch die Stadtbibliothek Schleiz wurde und wird fortwährend wahrgenommen. Nach dem Umzug im Jahr 2011 wurden die Öffnungszeiten von 24 auf 27 Stunden pro Woche erhöht (siehe Tabelle 1). Seitdem gelten die Öffnungszeiten für den Erwachsenen- und den Kinder- und Jugendbereich gleichermaßen. Am alten Standort waren beide Bereiche räumlich getrennt, was unterschiedliche Öffnungszeiten zur Folge hatte. Seit der Neueröffnung am Standort Schlosspark ist am Montag und Freitag von 10 – 16 Uhr sowie am Dienstag und Donnerstag von 12 – 18 Uhr geöffnet (siehe Tabelle 1). Außerdem ist die Stadtbibliothek jeden Samstag von 9 – 12 Uhr für ihre Nutzer da. Die Öffnungszeiten wurden so angepasst, dass die Bibliothek für die Zielgruppen gut erreichbar ist. Wichtig für die Ausgestaltung der Öffnungszeiten war eine einheitliche Kernzeit. So ist die Bibliothek jeden 6
Werktag (außer Mittwoch) von 12 – 16 Uhr geöffnet. Die Kernzeit stellt vor allem ein Angebot an Schüler dar, um diesen im Anschluss an den Unterricht eine sinnvolle Freizeitalternative zu bieten. Der Samstag wird ebenfalls sehr gut angenommen und hat sich als „Familientag“ etabliert. Tag Öffnungszeiten Std./Tag Tage/ Jahr Öffnungszeiten Std./Jahr Montag 10 – 16 Uhr 6h 52 312 h Dienstag 12 – 18 Uhr 6h 52 312 h Donnerstag 12 – 18 Uhr 6h 52 312 h Freitag 10 – 16 Uhr 6h 52 312 h Samstag 9 – 12 Uhr 3h 52 156 h Summe 27 h 260 1404 h Tabelle 1: Verteilung der Öffnungszeiten (Eigene Darstellung) Seit vielen Jahren gibt es in der Stadtbibliothek planmäßig zwei Vollzeitäquivalente, die mit zwei Mitarbeiterinnen besetzt sind. Damit sind die Mitarbeiterstunden langfristig stabil bei 80 Stunden pro Woche. Die Stadtbibliothek bietet weiterhin die Möglichkeit für Praktika an. Zahlreiche Schülerpraktikanten und Praktikanten zur Wiedereingliederung in das Berufsleben haben in den letzten fünf Jahren in der Stadtbibliothek Erfahrungen sammeln dürfen. Bislang haben sich in der Bibliothek drei Bundesfreiwilligdienstleistende engagiert. Abbildung 1: Ausleihbereich und Lesecafé der Stadtbibliothek (Wetzel Foto) Besucher der Stadtbibliothek stehen vier PCs zur Recherche im OPAC oder im Internet zur Verfügung. Ein Ausdruck von Inhalten aus dem Internet bzw. Textbearbeitungsprogrammen ist ebenfalls möglich. Eigene mobile Rechner oder Tablets können kostenlos mit dem hauseigenen WLAN verbunden werden. In 2016 wurden drei eBook-Reader angeschafft, die zur kostenlosen Ausleihe angeboten werden. Auf Wunsch werden Leser im Umgang mit den eBook-Readern individuell durch die Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek geschult. Außerdem wurden über die Projektausstattung ein Tablet und ein Beamer in den Bestand der Bibliothek aufgenommen. Mit dem Tablet können nun auch Veranstaltungen angeboten 7
werden, die sich mit digitalen Medien beschäftigen. Zur technischen Ausstattung gehören weiterhin drei Rechner mit entsprechender Software im Theken- und Back-Officebereich. 2.3 Medienbestand Der Medienbestand der Stadtbibliothek „Dr. Konrad Duden“ Schleiz umfasst insgesamt 36.108 Medien (Stand: 31.12.2016), davon: - 8.244 Sachliteratur - 11.263 Belletristik - 7.604 Kinder- und Jugendliteratur - 1.562 Zeitschriftenhefte - 7.435 Elektronische Medien In Abbildung 2 wird ersichtlich, dass Belletristik mit 31,2 % den höchsten Anteil am Medienbestand hat. Die Anteile der Sachliteratur und der Kinder- und Jugendliteratur sind etwa gleich groß. Im Medienbestand nicht eingerechnet sind die digitalen Medien im ThueBIBNet. Medienbestand der Stadtbibliothek Schleiz Sachliteratur 20,6% 22,8% Belletristik 4,3% Kinder- und Jugendliteratur Zeitschriften 21,1% 31,2% Elektronische Medien Abbildung 2: Medienbestand der Stadtbibliothek Schleiz prozentual aufgeteilt nach Medienart (Eigene Darstellung) Die Entwicklung des Medienbestandes von 2012 bis 2016 ist in Abbildung 3 zu sehen. Im Bereich Sachliteratur, Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur ist eine jährliche Steigerung der Anzahl der Medien zu verzeichnen. Der Anteil der belletristischen Literatur ist hierbei am höchsten. Der Bestand der Zeitschriften wächst bis 2014 leicht und erreicht nach einer Delle 8
im Jahr 2016 wieder den gleichen Stand. Bei den elektronischen Medien ist ebenfalls eine Zunahme festzustellen. Im Jahr 2016 reduzierte sich deren Bestand leicht. Medienbestand 2012-2016 12.000 10.000 8.000 6.000 2012 4.000 2.000 2013 0 2014 2015 2016 Abbildung 3: Entwicklung des Medienbestandes von 2012 - 2016 (Eigene Darstellung) 2.4 Entleihungen Die Stadtbibliothek Schleiz verzeichnete im Jahr 2016 insgesamt 103.211 Entleihungen. Diese teilen sich folgendermaßen auf: - 5.249 Sachliteratur - 27.984 Belletristik - 18.302 Kinder- und Jugendliteratur - 2.085 Zeitschriften - 49.185 Elektronische Medien - 406 ThueBIBNet Audiovisuelle Medien (DVD, CD und Hörbücher) erzielten 2016 den größten Umsatz, gefolgt von Belletristik und Kinder- und Jugendbüchern (siehe Abbildung 4). Die Stadtbibliothek Schleiz bietet seit September 2016 auch virtuelle Medien (ThueBIBNet) an, welche mit 406 Entleihungen zu Buche stehen. Der Medienumsatz (Entleihungen/Bestand Medienart) spiegelt die Verteilung der Entleihungen wider: - Sachliteratur: 0,7 % - Belletristik: 2,9 % - Kinder- und Jugendliteratur: 2,4 % - Zeitschriften: 1,3 % - Elektronische Medien: 6,6 % 9
Abbildung 4: Prozentuale Aufteilung der Entleihungen nach Medienart (Eigene Darstellung) In den Jahren 2012 bis 2016 ist ein kontinuierlicher Anstieg der Entleihungen von Kinder- und Jugendliteratur festzustellen (siehe Abbildung 5). Bis zum Jahr 2014 wurden in der Bibliothek deutlich mehr elektronische Medien entliehen, bevor ein leichter Rückgang in den Folgejahren zu beobachten war. Die Entleihung von Sachliteratur bleibt im Beobachtungszeitraum annähernd stabil. Virtuelle Entleihungen werden erst seit September 2016 erfasst. Entleihungen 2012-2016 60.000 40.000 2012 20.000 2013 0 2014 2015 2016 Abbildung: 5 Entleihungen von 2012 bis 2016 (Eigene Darstellung) 10
2.5 Aktive Nutzer Die Stadtbibliothek Schleiz zählte im Berichtsjahr 2016 39.853 Besucher und 1.511 aktive Benutzer. Damit ist die Stadtbibliothek Schleiz die am stärksten genutzte öffentliche Einrichtung in Schleiz. Die aktiven Benutzer, welche nicht nur im Besitz eines Bibliotheksausweises sind, sondern auch im Jahr 2016 Medien entliehen haben, setzen sich wie folgt zusammen: Aktive Benutzer bis einschließlich 12 Jahre: 413 Aktive Benutzer von 13 – 59 Jahre: 882 Aktive Benutzer ab einschließlich 60 Jahre: 216 Seit dem Jahr 2012, dem ersten vollständigen Jahr nach dem Umzug, konnte die Zahl der aktiven Benutzer um fast ein Drittel von 1143 auf 1511 gesteigert werden. Die Entwicklung der aktiven Leser ist in Abbildung 6 dargestellt. Aktive Nutzer 2012-2016 900 800 700 600 500 400 2012 300 2013 200 100 2014 0 2015 2016 Abbildung 6: Entwicklung der aktiven Nutzer von 2012 bis 2016 (Eigene Darstellung) Jährlich melden sich durchschnittlich 320 Nutzer neu in der Stadtbibliothek Schleiz an. Das erste vollständige Kalenderjahr nach der Neueröffnung am Standort Schlosspark, war das Jahr mit den meisten Neuanmeldungen (496). Im Berichtsjahr 2016 konnten 299 Neuanmeldungen in der Stadtbibliothek Schleiz verzeichnet werden. 11
Besucher 2012-2016 45.000 40.000 35.000 30.000 25.000 20.000 Besucher 15.000 10.000 5.000 0 2012 2013 2014 2015 2016 Abbildung 7: Entwicklung der Besucherzahlen (Eigene Darstellung) Als Besucher werden sowohl Leser als auch Gäste ohne Leseausweis verstanden. Dazu gehören u. a. Teilnehmer von Führungen, Veranstaltungsgäste und sonstige interessierte Personen, die die Einrichtung besucht haben. In Abbildung 7 ist die Entwicklung der Besucher in der Stadtbibliothek dargestellt. Seit 2012 nahm die Anzahl der Besucher um mehr als ein Viertel auf knapp 40.000 im Jahr 2015 zu. In 2016 hat sich die Zahl der Besucher bei 40.000 stabilisiert. 2.6 Leistungen der Stadtbibliothek Schleiz Veranstaltungen Die Stadtbibliothek Schleiz führte im Jahr 2016 insgesamt 41 Veranstaltungen, Ausstellungen und Bibliotheksführungen durch. Diese setzen sich aus 21 Bibliotheksführungen, vier Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, 13 Veranstaltungen für Erwachsene, eine Ausstellung und zwei Tage der Offenen Tür mit Bücherflohmarkt zusammen. Unterschiedliche Autorenlesungen in der Stadtbibliothek werden über das Jahr verteilt angeboten. Die Schleizer Lesetage in Kooperation mit der Kreissparkasse Saale-Orla sind dabei zu einem wichtigen und festen Programmpunkt geworden. Aufgrund des hohen Zuspruchs finden die Schleizer Lesetage seit 2008 in der Wisentahalle statt. Zweimal im Jahr lädt die Bibliothek zum Tag der Offenen Tür mit großem Bücherflohmarkt ein. 12
Der Veranstaltungsraum mit 70 Plätzen wird auch an externe Veranstalter regelmäßig vermietet. Diese können das Veranstaltungsequipment der Bibliothek (z. B. Leinwand, Beamer, Tablet etc.) nutzen. Medienzugang Im Jahr 2016 wurden von den Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek Schleiz 2.450 neue Medien bestellt und eingearbeitet. ThueBIBNet Jeder, der einen Bibliotheksausweis der Stadtbibliothek Schleiz besitzt, kann kostenlos online im Thüringer Bibliotheksnetz (ThueBIBNet) auf mehr als 38.000 elektronische Medien zugreifen und sich diese herunterladen. Dieses Angebot der Onlineausleihe bietet die Stadtbibliothek Schleiz seit September 2016 an. Fernleihe Gewünschte Medien, welche nicht im Bestand der Stadtbibliothek Schleiz vorhanden sind, können für die Nutzer bei anderen Bibliotheken per Fernleihe bestellt werden. Dieses Angebot wird vor allem von Nutzern für Facharbeiten, Seminarfacharbeiten und Studium genutzt. Ebenso verschickt die Stadtbibliothek Schleiz ihre eigenen Medien an unterschiedliche Einrichtungen. Beratungs- und Rechercheangebote Die Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek Schleiz stehen den Benutzern und Bürgern bei der Beratung zum Bibliotheksangebot, der Einführung in das Internet besonders in Verbindung mit der Online-Ausleihe und für alle anderen Anfragen stets zur Verfügung. Die Kundenzufriedenheit hat dabei höchste Priorität. Der gesamte Medienbestand der Stadtbibliothek Schleiz kann weltweit im Internet recherchiert werden. Die Stadtbibliothek bietet in ihren Räumen fünf Benutzerarbeitsplätze an, wovon vier als Internetterminals genutzt werden können. Nicht jeder Haushalt ist nach wie vor im Besitz eines Internetanschlusses, weshalb es unerlässlich ist, dieses Angebot weiterhin bereit zu stellen. Damit leistet die Stadtbibliothek Schleiz einen essentiellen Beitrag zur Informationsfreiheit und demokratisiert somit den Zugang zu Wissen. Die Stadtbibliothek Schleiz bietet regelmäßig für Kindergärten, Schulklassen der Grund- und Regelschulen, Gymnasien, sonderpädagogische Einrichtungen und Erwachsene Einführungen in die Bibliotheksbenutzung an. Austauschbestände Die Stadtbibliothek Schleiz ist eine Mittelpunktbibliothek (regionales Bestandszentrum). Den haupt- und ehrenamtlich geführten Bibliotheken im Umland werden auf Anfrage Medienlieferungen zusammengestellt und zur Verfügung gestellt. 13
Mediathek der frühkindlichen Förderung In der Stadtbibliothek Schleiz befindet sich seit Herbst 2016 die Mediathek der frühkindlichen Förderung des Landratsamtes Saale-Orla. Somit wurde ein weiteres Angebot geschaffen, welches nicht nur von Mitarbeitern von Kindereinrichtungen genutzt wird. Die Mediathek wird auch von Benutzern der Bibliothek gut angenommen. Marketing Um die Bibliothek am neuen Standort bekannter zu machen, lief 2011 eine einmalige Aktion, die überregional Beachtung gefunden hat. Über 1.200 Menschen halfen beim Umzug aus der alten in die neue Einrichtung. Symbolisch wurden durch den wahrscheinlich längsten Bücherwurm Deutschlands 1.000 Bücher in das neue Objekt durch Jung und Alt, Schüler, Menschen mit Behinderung und Bibliotheksleser transportiert (siehe Abbildung 8). Abbildung 8: Impressionen vom „Schleizer Bücherwurm“ beim Umzug der Stadtbibliothek in das neue Domizil (Wetzel Foto) 14
2.7 Ressourcen Der Haushalt der Stadtbibliothek Schleiz ist Teil des städtischen Haushaltes. Die Antragstellung durch die Bibliothek erfolgt mit der jährlichen Planung. Einnahmen der Stadtbibliothek Schleiz Eigene Einnahmen der Bibliothek werden aus den Benutzungsentgelten (gemäß Gebührensatzung vom 21.04.2011), dem kostenpflichtigen Bestsellerservice, dem Bücherflohmarkt, Fernleihen, der Nutzung des Internets, Kopien und Säumniszuschlägen erzielt. Die meisten Einnahmen sind die Eigenmittel der Stadt Schleiz aus dem kommunalen Haushalte (siehe Tabelle 2). Fremdmittel sind Fördergelder vom Land Thüringen und Kreismittel vom Landratsamt Saale-Orla für die Anschaffung neuer Medien (siehe Tabelle 2). Darüber hinaus können jedes Jahr Spenden für die Stadtbibliothek akquiriert werden. Einnahmeart 2012 2013 2014 2015 2016 Eigene 11.141 € 12.165 € 12.295 € 13.080 € 16.143 € Einnahmen Fremdmittel 13.773 € 19.326 € 19.368 € 21.994 € 13.457 € Zwischensumme 24.914 € 31.491 € 31.663 € 35.074 € 29.600 € Kommunaler 80.841 € 96.589 € 112.141 € 112.486 108.175 Anteil Summe 105.755 € 128.080 € 143.804 € 147.560 € 137.775 € Tabelle 2: Übersicht der Einnahmearten (Eigene Darstellung) Ausgaben der Stadtbibliothek Schleiz Die Ausgaben der Stadtbibliothek Schleiz bestehen vordergründig aus Personalkosten, Kosten für die Gebäudeunterhaltung, Kosten für den Medienerwerb und sonstige Kosten. Unter sonstige Kosten fallen u.a. Büromaterial und Reinigungsmittel (siehe Tabelle 3). Ausgabearten 2012 2013 2014 2015 2016 Dienstbezüge & 67.299 € 109.524 € 114.847 € 115.474 € 101.400 € Beiträge Unterhaltung 10.978€ 9.082 € 8.257 € 11.127 € 11.270 € Gebäude 15
Erwerb von 16.838 € 10.374 € 11.427 € 10.918 € 11.650 € Medien Sonstige Kosten 10.640 € 8.172 € 9.273 € 10.041 € 13.455 € Summe 105.755 € 128.080 € 143.804 € 147.560 € 137.775 € Tabelle 3: Übersicht der Ausgabearten (Eigene Darstellung) Personal und Öffnungszeiten der Stadtbibliothek Schleiz Eine Mitarbeiterin ist im Frühjahr 2013 in die Ruhephase der Altersteilzeit eingetreten, welche bis Juni 2016 lief. Diese Stelle wurde durch eine neue Mitarbeiterin belegt. In den Jahren 2014, 2015 und 2016 wurde jeweils eine Bundesfreiwilligendienststelle besetzt. Zurzeit sind zwei Mitarbeiterinnen in Vollzeit in der Bibliothek beschäftigt. Die Stadtbibliothek bietet eine Wochenöffnungszeit von 27 Stunden an (siehe auch Abschnitt 2.2). 2.8 Organisations- und Führungsgrundsätze Organisationsgrundsätze Die Stadtbibliothek Schleiz ist in die Organisationsstruktur der Stadtverwaltung Schleiz eingebunden und dem Amt für Wirtschaft/Stadtmarketing zugeordnet. Zwischen dem Amtsleiter und der Leiterin der Bibliothek besteht eine sehr gute und regelmäßige Zusammenarbeit. Im engeren Bereich der Bibliotheksverwaltung, Organisation, Planung, Entwicklung, Etatverteilung und Personaleinsatz etc. kann die Bibliotheksleitung selbstständige Entscheidungen treffen. Die Hauptverantwortung der Öffentlichkeits- und Pressearbeit obliegt der Bibliothek, ist aber in das Stadtmarketing der Stadt Schleiz (z. B. Homepage, Facebook) eingebunden. Führungsgrundsätze Der Führungsstil im Team der Stadtbibliothek Schleiz ist kooperativ. Oberste Führungsgrundsätze sind Transparenz, Mitbestimmung und Wirtschaftlichkeit. Bei wichtigen Entscheidungen informiert die Bibliotheksleitung die Mitarbeiterin über beabsichtigte Maßnahmen, wobei die Möglichkeit der Meinungsäußerung besteht. Die Diskussion im Team, das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen ist überaus wichtig und wird gefördert. Da das Team der Bibliothek überwiegend aus zwei Mitarbeiterinnen besteht, ist es unerlässlich eng und kooperativ zusammenzuarbeiten und sich abzustimmen. Für die einzelnen Planstellen gibt es Arbeitsplatzbeschreibungen. Die Arbeitsabläufe sind gut strukturiert und organisiert. Es gibt regelmäßige Teambesprechungen (mindestens einmal im Monat), welche 16
als Ergebnisprotokoll niedergeschrieben werden. Die Mitarbeiterinnen besuchen regelmäßig Fort- und Weiterbildungen sowie Fachmessen. 2.9 Kooperationen und Partnerschaften Kooperationen und Partnerschaften mit anderen Kultur-, Bildungs- und Sozialpartnern sind für die Stadtbibliothek Schleiz von hohem Gewinn und nachhaltigem Charakter. Kommunale Ebene Kindergärten und Schulen: Die Zusammenarbeit mit diesen Partnern ist ein wichtiger Bestandteil der Förderung der Lese-, Medien- und Informationskompetenz. Die Kindertagesstätten aus Schleiz und den angrenzenden Gemeinden kommen in regelmäßigen Zeitabständen zu Bibliothekseinführungen und zur Medienausleihe in die Stadtbibliothek Schleiz. Im Rahmen des Unterrichtes finden für die Schulklassen der Grundschulen Schleiz, Oettersdorf und Moßbach, der Regelschulen Schleiz und Tanna und für das Gymnasium Schleiz Führungen in der Bibliothek statt. Sozialpädagogische Einrichtungen: Schüler und Bewohner von sozialpädagogischen Einrichtungen aus Schleiz, Gefell, Tanna und Stelzen sind regelmäßig zu Besuch in der Stadtbibliothek Schleiz. Landratsamt Saale-Orla-Kreis: Die Stadtbibliothek Schleiz ist eine Mittelpunktbibliothek im Saale-Orla-Kreis. Das Landratsamt unterstützt die Bibliothek jährlich mit einer Projektförderung „Ausbau der Mittelpunktbibliotheken zu regionalen Bestandszentren“. Mit dem Fachbereich „Jugend und Soziales Team Frühpädagogik“ des Landratsamtes besteht seit September 2016 ein Leihvertrag über die Mediathek „Frühpädagogik“, welche in der Stadtbibliothek Schleiz eingearbeitet wurde. Kreissparkasse Saale-Orla: Seitens der Kreissparkasse Saale-Orla erhält die Stadtbibliothek jährlich finanzielle Unterstützung durch Spenden. Die Kreissparkasse Saale-Orla bzw. das Veranstaltungsmanagement der Wisentahalle und die Stadtbibliothek Schleiz veranstalten gemeinsam seit zehn Jahren die Schleizer Lesetage, welche sich zu einem festen Programmpunkt im Schleizer Veranstaltungskalender etabliert haben. Buchhandlung und andere Handelseinrichtungen: Die Bestellung von Büchern und anderen Medien erfolgt vorrangig bei der Schleizer Buchhandlung am Neumarkt und dem WEKA Kaufhaus Schleiz. Weiterhin unterstützt die Buchhandlung die Bibliothek bei Veranstaltungen regelmäßig mit dem Buchverkauf. Überregionale Ebene Lesezeichen e.V. Jena: Mit dem Lesezeichen e.V. wird die Veranstaltungsreihe „Sind im Garten“ jährlich gemeinsam organisiert und durchgeführt. 17
Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Thüringen: Die Landesfachstelle in Erfurt ist ein sehr wichtiger Partner für die Stadtbibliothek Schleiz. Sie berät und unterstützt kompetent in vielen fachlichen Anliegen, wie Bestandsaufbau, Fördermittel, Leseförderprojekte, Bibliothekskonzeption etc. Weiterhin ist sie Hauptanbieter von Weiterbildungsangeboten für die Bibliotheken in Thüringen. Thüringer Bibliotheksnetz (ThueBIBNet): Seit September 2016 ist die Stadtbibliothek Schleiz an der Thüringer Onlinebibliothek beteiligt. Angemeldete Nutzer mit aktivem Ausweis können so ortsunabhängig auf mehr als 38.000 elektronische Medien zugreifen und sich diese herunterladen. Landesverband Thüringen im Deutschen Bibliotheksverband: Die Stadtbibliothek Schleiz ist, wie viele Öffentliche Bibliotheken, Mitglied des Deutschen Bibliotheksverbandes, welcher sich für die Bibliotheken in Deutschland einsetzt. Mit anderen bibliothekarischen Verbänden und der Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken bietet der Verband für die Mitarbeiter der Thüringer Bibliotheken Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung an. Der Verband versucht stets durch Gespräche mit Vertretern der Landes- und Kommunalpolitik die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Bibliotheken zu sichern. Nationale Ebene Stiftung Lesen: Lesen muss Teil jeder Kindheit und Jugend werden, damit alle die gleichen Chancen haben. Deswegen beteiligt sich die Stadtbibliothek am Projekt „Lesestart Set 2“. Die Stadtbibliothek Schleiz nimmt als nehmende Bibliothek an der nationalen Fernleihe teil. Deutscher Bibliotheksverband: Die Stadtbibliothek ist seit 1990 Mitglied des DBV (Deutscher Bibliotheksverband). 18
3 Umfeldanalyse der Stadtbibliothek Schleiz 3.1 Geographische Lage und Mobilität Die Stadt Schleiz ist mit 8.500 Einwohnern die Kreisstadt des Saale-Orla-Kreises. Schleiz liegt im thüringischen Teil des Vogtlands unweit der Landesgrenzen zu Sachsen und Bayern. Die Stadt wird in Ost-West-Richtung von der Wisenta, einem Nebenfluss der Saale, durchflossen. Die Ausläufer des südostthüringischen Schiefergebirges gestalten eine hügelige zum Saaletal hin abfallende Hochebene. Wald- und Freiflächen, meist land- und forstwirtschaftlich genutzt, wechseln sich ab. Die Rennstadt befindet sich im Schnittpunkt zwischen den Tourismusregionen Thüringer Wald/Thüringer Schiefergebirge und Vogtland. Die Nähe zum Bleichlochstausee, welcher gemeinsam mit dem Hohenwartestausee das „Thüringer Meer“ bildet, macht Schleiz zu einem attraktiven Naherholungsziel. Bundesweit bekannt ist das Schleizer Dreieck, die älteste Naturrennstrecke Deutschlands, mit jährlich stattfindenden internationalen Motorsportveranstaltungen. Die Stadt Schleiz liegt verkehrsgünstig an der BAB9 und den Bundesstraßen 94 und 282. Das ehemalige Reußische Amtshaus ist Bestandteil der historischen, im II. Weltkrieg zerstörten Schlossanlage (Stadtkrone) und heutiges Domizil der Stadtbibliothek. Der Standort am Schlosspark ist etwa 350 Meter entfernt vom Neumarkt, dem funktionalen Zentrum von Schleiz. Damit befindet sich die Stadtbibliothek an einem zentralen Standort im Stadtgebiet. Direkt vor der Bibliothek steht ein öffentlicher Parkplatz mit 30 kostenlosen Stellflächen und zwei Parkplätzen für Menschen mit Behinderung zur Verfügung. Unmittelbar an der Stadtbibliothek ist eine Haltestelle des Schleizer Stadtverkehrs, welche tagsüber durch die KomBus GmbH stündlich bedient wird. Der Busbahnhof mit Verbindungen in das Schleizer Umland und weiteren Mittel- und Oberzentren liegt in etwa einem Kilometer Entfernung. Die Bibliothek wird weiterhin vor allem von pädagogischen Einrichtungen besucht, die fußläufig gut erreichbar sind. Das örtliche Leitsystem weist an mehreren Stellen auf die Stadtbibliothek hin. Gäste und Einwohner von Schleiz werden mit Ortseingangstafeln begrüßt, welche temporär Veranstaltungen der Stadtbibliothek mit Werbebannern bewerben. Alle öffentlichen Bereiche der Stadtbibliothek sind grundsätzlich barrierefrei erreichbar. 3.2 Sozioökonomische Struktur – Bevölkerungsstruktur In Tabelle 4 ist die Entwicklung der Arbeitslosenquote für den Geschäftsstellenbezirk Schleiz, den Saale-Orla-Kreis und das Land Thüringen dargestellt. Für die Stadt Schleiz und Ortsteile selber konnten von der Arbeitsagentur keine aggregierten Daten der Arbeitslosenquote zur Verfügung gestellt werden. Die Arbeitslosigkeit im Geschäftsstellenbezirk Schleiz ist im Betrachtungszeitraum kontinuierlich rückläufig. Die Arbeitslosenquote von Schleiz liegt deutlich unter dem Durchschnitt des Saale-Orla-Kreises und Thüringens. Im 19
Geschäftsstellenbezirk Schleiz ist die Arbeitslosenquote für Männer höher als für Frauen (siehe Tabelle 4). 2012 2013 2014 2015 2016 Geschäftsstellenbezirk Schleiz Insgesamt 5,6 5,9 5,3 4,5 4,0 Männer 6,0 6,0 5,4 4,7 4,2 Frauen 5,2 5,8 5,3 4,3 3,7 Saale-Orla-Kreis Insgesamt 7,4 7,4 7,0 6,5 5,9 Männer 7,4 7,3 6,9 6,4 6,0 Frauen 7,4 7,4 7,2 6,6 5,9 Thüringen Insgesamt 8,5 8,3 7,8 7,4 6,7 Männer 8,5 8,2 7,8 7,5 7,0 Frauen 8,6 8,3 7,8 7,3 6,5 Tabelle 4: Arbeitslosenquote in im Geschäftsstellenbezirk Schleiz und im Saale-Orla-Kreis von 2012 bis 2016 (Quelle: STATISTIK DER BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT 2017, LANDESAMT FÜR STATISTIK 2018) Die Entwicklung der Einwohnerzahl in Schleiz von 1994 bis 2016 ist in Abbildung 9 dargestellt. Nach Eingemeindungen in den 1990er Jahren wurde ein Höchstwert von 9.528 im Jahr 1996 erreicht. Seitdem hat die Stadt kontinuierlich Einwohner verloren. Der Tiefsstand wurde mit 8.466 Einwohnern im Jahr 2012 erreicht. In den letzten Jahren hat sich der Bevölkerungsverlust deutlich verlangsamt bzw. wurden leichte Zunahmen registriert. Ausgehend von 8.467 Einwohnern im Jahr 2015 wird für die Stadt Schleiz bis zum Jahr 2035 ein Bevölkerungsverlust von 8,7 % auf 7.731 Einwohner vorausgesagt (THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK 2018). Abbildung 9: Entwicklung der Bevölkerung von 1994 bis 2016 (LANDESAMT FÜR STATISTIK 2018) In Abbildung 10 wird ersichtlich, wie sich einzelne Bevölkerungsgruppen in Schleiz zwischen 2000 und 2016 entwickelt haben. Hier fällt vor allem die Zunahme der Bevölkerungsgruppe bis unter 6 Jahren seit 2012 auf. In 2016 wurde ein beachtlich hoher Wert wie zuletzt Anfang der 2000er Jahre erfasst. Eine leicht positive Tendenz zeichnet sich auch in der Bevölkerungsgruppe von 6 bis unter 15 Jahren ab. Die Alterskohorte über 65 nimmt im 20
gesamten Betrachtungsraum erwartungsgemäß durchgehend zu. Den niedrigsten Wert erreicht die Altersgruppe von 15 bis 65 Jahren im Jahr 2016. Die Erkenntnisse aus der Bevölkerungsentwicklung sind wichtig für die Formulierung von Aufgaben und Zielen in Bezug auf ausgewählte Zielgruppen. Abbildung 10: Entwicklung der Altersgruppen von 2000 bis 2016 (LANDESAMT FÜR STATISTIK 2018) 3.3 Soziokulturelles Umfeld - Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebote In der mittelzentralen Stadt Schleiz gibt es folgende Betreuungs- und Bildungseinrichtungen: - 4 Kindertagesstätten - 2 Grundschulen - 1 Regelschule - 1 Gymnasium - 2 Sonder-/Förderschulen - 1 Staatliches Berufsbildungszentrum - 1 Musikschule 21
Die Volkshochschule des Saale-Orla-Kreises hat in Schleiz eine Geschäftsstelle. Als staatlich anerkannte Erwachsenenbildungseinrichtung erfüllt sie Aufgaben des Thüringer Erwachsenenbildungsgesetzes. Die VHS Saale-Orla-Kreis ist aus den ehemaligen Volkshochschulen Pößneck und Schleiz-Lobenstein hervorgegangen. Die nächstgelegenen Hochschulen befinden sich in Hof, Gera und Jena. In Schleiz gibt es Kinder- und Jugendtreffs in der Kernstadt und in den Ortsteilen, sowie ein Freibad und als bundesweit bekannte Sportstätte die Naturrennstrecke Schleizer Dreieck. In der Wisentahalle, welche die Funktion eines Kulturhauses und einer Stadthalle übernimmt, finden unterschiedliche Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Kabarett, Ausstellungen und Veranstaltungen für Kinder statt. Eine weitere kulturelle Einrichtung stellt das Neue Kino im Aus- und Weiterbildungszentrum dar. Vereine und Vereinigungen sind ein wesentlicher Träger des kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Lebens für Jung bis Alt. Die Vielfalt der Vereine ermöglicht eine breite öffentliche Teilnahme der Bürgerinnen und Bürger und ist eine Bereicherung der Kultur für jeden Einzelnen und für die Gesellschaft. Einen hohen Stellenwert nimmt dabei die Kinder- und Jugendarbeit ein. Nachhaltig wird die Lebensqualität auf vielen Gebieten weiterentwickelt und die Vereinsaktivitäten erhöhen den Bekanntheitsgrad der Stadt Schleiz. Derzeit sind in Schleiz und den Ortsteilen ca. 80 Vereine organisiert. Die Stadt Schleiz fördert gezielt Kinder und Jugendliche im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Seit 2010 gibt es für jedes Neugeborene mit Hauptwohnsitz in Schleiz ein Begrüßungsgeschenk. Vereine, die gezielt Kinder und Jugendliche fördern, werden in ihrer Arbeit durch die Stadt Schleiz finanziell unterstützt. Die offene Jugendarbeit ist eine Aufgabe des Landkreises und wird durch die Stadt Schleiz jedes Jahr freiwillig mit 5.000 € kofinanziert. Ab 2018 ist der Umbau des Kinder- und Jugendfreizeitzentrum in der Schreberstraße mit Neubau einer Skateranlage bzw. Pumptrack geplant. Die genannten Maßnahmen sollen die Stadt Schleiz für junge Familien attraktiv machen und die Abwanderung stoppen. 3.4 Wirtschaftsstruktur und Stadtentwicklung In der Stadt Schleiz gibt es vielfältige Industrie- und Gewerbebetriebe. Der Schwerpunkt liegt in den Bereichen Logistik, Automotive und Handel. Seit 1990 haben sich in den Gewerbegebieten der Stadt zahlreiche Unternehmen angesiedelt. Größter Arbeitgeber in Schleiz ist das Landratsamt mit rund 500 Beschäftigten. Weitere wichtige Unternehmen sind die Autozulieferer Magna Mirrors Schleiz GmbH und STS Systemtechnik Schleiz GmbH mit ca. 270 bzw. 300 Mitarbeitern, das Kreiskrankenhaus Schleiz mit 230 Mitarbeitern sowie die Kreissparkasse Saale-Orla und die Schleizer Fleisch- und Wurstwaren GmbH. Für sein Umland ist Schleiz ein bedeutender Arbeitsstandort. So waren im Jahr 2013 in Schleiz 4.571 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Nach anfangs rückläufigen Beschäftigtenzahlen stieg die Zahl seit 2009 wieder. Zwei Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in 22
Schleiz wohnen nicht im Ort sondern pendeln ein. Der Einpendlerüberschuss liegt seit 2009 bei rund +1.300 (2013: 3.124 Einpendler und 1.722 Auspendler)(STADTVERWALTUNG SCHLEIZ 2015). Die Stadt Schleiz verfügt über drei Gewerbegebiete mit einer Gesamtfläche von rund 86 ha wovon ca. 50 ha belegt sind: ▪ Industrie- und Gewerbegebiet Schleiz-Wolfsgalgen - Gesamtfläche 16 ha ▪ Gewerbe- und Mischgebiet Schleiz Süd - Gesamtfläche 23,8 ha ▪ Industrie- und Gewerbegebiet Schleiz-Oschitz - Gesamtfläche ca. 47 ha Schleiz weist derzeit ca. 25 Übernachtungsbetriebe mit insgesamt knapp 200 Betten auf. Viele Betriebe befinden sich in der Ortslage Gräfenwarth in der Nähe vom Bleilochstausee. Die Kernstadt selbst verfügt in ihrem Ortskern nur über ein geringes Übernachtungsangebot. Der größte Übernachtungsanbieter ist das Flair-Hotel LuginsLand am Schleizer Dreieck mit insgesamt 29 Betten. Die Übernachtungszahlen sind mit rund 7.000 pro Jahr touristisch nur bedingt relevant für die lokale Wirtschaftsstruktur und damit auch für die Stadtbibliothek. Touristisch interessante Angebote finden sich in Gräfenwarth am Bleilochstausee mit der dort vorhandenen Freizeitinfrastruktur, insbesondere Wanderwege und Wassersportmöglichkeiten. Als Ankerort des Thüringer Meeres sind zahlreiche Maßnahmen geplant, um diesen Standort zu qualifizieren. Weitere touristische Anziehungspunkte sind die Veranstaltungen am Schleizer Dreieck, die Schleizer Bergkirche und das Freibad „Wisenta-Perle“ (STADTVERWALTUNG SCHLEIZ 2015). 3.5 Zielgruppen Das Versorgungsgebiet der Stadtbibliothek Schleiz umfasst die Stadt Schleiz und alle Ortsteile. Darüber hinaus wird die Stadtbibliothek von Bürgern aus weiter entfernten Städten und Gemeinden genutzt, die entweder in Schleiz arbeiten oder in denen die Medienversorgung durch Bibliotheken nicht oder nur unzureichend erhalten wurde. Viele auswärtige Nutzer kommen aus dem ehemaligen Altkreis Schleiz. Die Stadtbibliothek Schleiz steht mit ihren Medien-, Leistungs- und Veranstaltungsangeboten allen Bürgerinnen und Bürgern offen. Sie deckt damit den Grundbedarf an Information und Bildung. Bestimmte Benutzergruppen sollen dabei gezielt angesprochen werden. Vordergründig vermittelt die Stadtbibliothek Schleiz Lesespaß und Medienkompetenz und legt damit einen Grundstein für lebenslangen Umgang mit Büchern und anderen Medien. 23
Die vorhandenen Angebote sollen permanent verbessert werden, damit ein breites Spektrum potentieller Bibliotheksbenutzer erreicht werden kann. Ziel hierbei ist es, dass jeder Bibliotheksbenutzer die Angebote der Bibliothek kennt und schätzen lernt. Es ist sinnvoll, besondere Zielschwerpunktgruppen in den Vordergrund zu stellen: - Frühkindliche Leseförderung – Kindergartenkinder, Eltern, Erzieher, - Leseförderung in der Grundschule/Schüler Klasse 1-4 – Grundschüler, Lehrer, Eltern, - Förderung der Medien- und Recherchekompetenz – Schüler der Klassen 5-8, Lehrer, - Förderung der Medien- und Informationskompetenz – Jugendliche Klasse 9-12, - Bewältigung von Informationsflut und Alltagsproblemen – Aktive Senioren, - Spezielle Nutzerbedürfnisse und Themeninteressen – Berufstätige, Auspendler, Bürger mit geringem Freizeitanteil, Flüchtlinge 24
4 Auftrag und Ziele der Stadtbibliothek Schleiz 4.1 Grundlagen Bibliotheksgesetze sind Ländersache. Der Freistaat Thüringen war das erste Bundesland, in dem ein eigenes Bibliotheksgesetz (16. Juli 2008) verabschiedet wurde. Der Auftrag der Stadtbibliothek Schleiz ergibt sich u. a. aus § 2 (3) Thüringer Bibliotheksgesetz: „Die von den Gemeinden und Landkreisen unterhaltenen allgemein zugänglichen Bibliotheken (öffentliche Bibliotheken) dienen der schulischen, beruflichen und allgemeinen Bildung und Information“ (FREISTAAT THÜRINGEN 2008, S. 243). Der Thüringer Bibliotheksentwicklungsplan aus dem Jahr 2015 berücksichtigt die gegenwärtige Situation der öffentlichen Bibliotheken, beschreibt aber vor allem künftige Handlungsfelder bis zum Jahr 2020. Es werden bibliotheksfachliche Qualitätsstandards festgelegt, Entwicklungspotenziale aufgezeigt und Empfehlungen sowie kultur- und bildungspolitische Ziele formuliert. Wichtige Ziele hierbei sind orientierende Standards und gleichzeitig einen Weg für die damit notwendigerweise korrespondierende Qualitätssicherung aufzuweisen. Im Bibliotheksentwicklungsplan werden u. a. für Bibliotheken in Mittelzentren die Aufgabenschwerpunkte festgelegt. Als leistungsfähige Mittelpunktbibliothek soll für das Versorgungsgebiet der erweiterte Grundbedarf und der gehobene Bedarf ausgebaut und gestärkt werden. Die Bibliotheken in den Mittelzentren, also auch in Schleiz, sollen als Schnittstelle „im Informationsverbund Öffentlicher Bibliotheken des Kreises oder ihres Einzugsbereiches und der Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Thüringen fungieren“ (FREISTAAT THÜRINGEN THÜRINGER STAATSKANZLEI 2015, S. 14). Im Thüringer Bibliotheksentwicklungsplan werden ferner die fachlichen Standards für Öffentliche Bibliotheken dargelegt. Das Kulturkonzept des Freistaates Thüringen bezieht sich auf das Thüringer Bibliotheksgesetz und nimmt dezidiert Stellung zu den Öffentlichen Bibliotheken: „Sie [die Bibliotheken] sind bedeutende lokale Standortfaktoren und Grundelemente der kommunalen Lebensqualität im ländlichen wie im städtischen Raum. Sie sichern den ungehinderten und freien Zugang zu Wissen, Informationen und Kultur, fördern Lese- und Medienkompetenz und wecken damit Lust am Lesen und Freude am Wissen. Zugleich sind sie anerkannte Bildungspartner für Menschen aller Altersgruppen, beiderlei Geschlechts, unterschiedlicher Milieus und Lebenslagen im schulischen wie außerschulischen Bildungsbereich“ (THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BILDUNG, WISSENSCHAFT UND KULTUR 2012, S. 79). Das Kulturkonzept listet folgende Aufgaben für Mittelpunktbibliotheken, zu denen die Einrichtung in Schleiz auch gehört, auf (Auszug): - Vernetzter Informationsdienstleister, - Ort der Begegnung und des Dialogs, - Lernort Bibliothek und - kultureller Ort. 25
Im Landesentwicklungsbericht Thüringen 2017 werden die „öffentlichen Bibliotheken […] als wesentliche Pfeiler der kommunalen Bildungs- und Kulturinfrastruktur Thüringens“ (THÜRINGER MINISTERIUM FÜR INFRASTRUKTUR UND LANDWIRTSCHAFT 2017, S. 42) bezeichnet. Eine wichtige Grundlage für die öffentlichen Bibliotheken stellt hierbei der Bibliotheksentwicklungsplan dar. Dieser nimmt eine Bestandsaufnahme der öffentlichen Bibliotheken in Thüringen vor und zeigt Handlungsfelder und Fördermöglichkeiten auf. Maßgeblich für die Schleizer Einrichtung sind hierbei die nach Zentralität der Kommune gestaffelten fachlichen Standards. Die Benutzungssatzung der Stadtbibliothek Schleiz vom 21.04.2011 fasst unter § 1 Abs. 3 die selbstdefinierte Aufgabe der Bibliothek wie folgt zusammen: „Aufgabe der Bibliothek als Dienstleistungseinrichtung ist Literatur und Informationen zu sammeln, zu erschließen und zu vermitteln sowie Zugang zu digitalen Quellen zu ermöglichen. Sie dient damit dem Bildungsinteresse, der Information, der Aus- und Fortbildung, der Kommunikation sowie der Freizeitgestaltung der Bürger“. Die Benutzungssatzung der Stadtbibliothek Schleiz regelt u.a. die Benutzung, Anmeldung, Behandlung der entliehenen Medien, Leihfristen, Ausleihbeschränkungen und Benutzungshinweise für externe elektronische Dienste. Für die Benutzung der Bibliothek als Einrichtung besteht eine Hausordnung, die durch den Bürgermeister der Stadt Schleiz erlassen wird. Die Gebührensatzung der Stadtbibliothek vom 21.04.2011 legt die Gebühren und Auslagen sowie deren Ermäßigungen und Befreiungen fest. Weiterhin sind Sonderleistungen und Gebühren bei Überschreiten der Leihfristen in dieser Satzung aufgeführt. Die Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken in Erfurt berät und unterstützt die öffentlichen Bibliotheken und ihre Träger in allen Fragen bibliotheksfachlicher und bibliotheksplanerischer Art. 4.2 Aktuelle Gesellschaftliche Entwicklungen und Digitalisierung Der demographische Wandel ist für Bibliotheken eine Herausforderung und gleichzeitig eine Chance. Im Wesentlichen lässt sich der demographische Wandel auf drei Entwicklungen zurückführen: Bevölkerungsrückgang, -diversifizierung und -alterung (SIMON-RITZ 2014). Gerade die Bevölkerung in schrumpfenden Regionen soll der Zugang zu Wissen und Bildungsmöglichkeiten sichergestellt werden. Der Rückgang und die Alterung der Bevölkerung machen auch vor der Stadtbibliothek Schleiz nicht halt, wie Kapitel 3.2 gezeigt hat. Mit den Zielgruppen verändern sich Ansprüche und Anforderungen und damit auch Angebote und Dienstleistungen von Bibliotheken (siehe auch Abschnitt 4.3). Die Veränderung der Familien und deren Strukturen bleibt ebenfalls ein wichtiger Schwerpunkt für die künftigen Aufgaben der Bibliotheken. Die Arbeitswelt unterliegt ebenso Veränderungsprozessen, was sich wiederum auf die Zusammensetzung der Leserschaft auswirkt. Auf den Fachkräftemangel, Pendler und Arbeitnehmer, die bis zu ihrem 67. Lebensjahr berufstätig sind, muss sich die Stadtbibliothek genauso einstellen und ihr 26
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