EONTA MUSIK DER ZEIT 7 - ENSEMBLE SCHWERPUNKT WDR RUNDFUNKCHOR WDR SINFONIEORCHESTER PETER RUNDEL / LEITUNG

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NEUE MUSIK

MUSIK DER ZEIT [7]
      EONTA
  ENSEMBLE SCHWERPUNKT
   WDR RUNDFUNKCHOR
  WDR SINFONIEORCHESTER
  PETER RUNDEL / LEITUNG

       SA 4. JUNI 2022
FUNKHAUS WALLRAFPLATZ, KÖLN
MUSIK DER ZEIT [7]
EONTA
SA 4. JUNI 2022
19.15 UHR EINFÜHRUNG MIT REBECCA SAUNDERS
20.00 UHR KONZERT
FUNKHAUS, KLAUS-VON-BISMARCK-SAAL

NICOLAS HODGES (Saunders) und
LORENZO SOULÈS (Xenakis) / Klavier
TEODORO ANZELLOTTI / Akkordeon

ENSEMBLE SCHWERPUNKT:
  Matthew Sadler, Matthew Brown / Trompete
  Mikael Rudolfsson, Michael Büttler, Frederic Belli / Posaune

WDR RUNDFUNKCHOR
NICOLAS FINK / Einstudierung
WDR SINFONIEORCHESTER
PETER RUNDEL / Leitung

MARTINA SEEBER / Moderation

SENDUNG
LIVE AUF WDR 3
IN 5.1 SURROUND UND IN STEREO,
ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER
PROGRAMM   3

MORTON FELDMAN
The Swallows of Salangan (1960)
für gemischten Chor und Orchester
8’

REBECCA SAUNDERS
miniata (2004)
für Klavier, Akkordeon, Orchester und gemischten Chor
32’

Pause

IANNIS XENAKIS
Eonta (1963)
für Klavier, zwei Trompeten und drei Posaunen
18’

Es gelten die aktuellen Corona-Regeln. Bitte informieren
Sie sich kurz vor dem Konzerttermin im Internet auf
wdr3.de/Veranstaltungen.
4   MUSIK DER ZEIT [7]

    HÖRABENTEUER
    »Bloß keine Tremolos und keine künstlichen Emotionen.« Iannis
    Xenakis ist auf der Suche nach »Urwildheit« anstelle von »künstli-
    chen Emotionen«, als er diesen Satz in sein Notizbuch schreibt.
    Seine Musik soll ohne jeglichen Schmuck auskommen, reduziert
    auf »ihren primitivsten Ausdruck«. Der Grieche, der bei Gewitter
    ins Freie läuft, um die elementaren Kräfte der Natur auf der Haut
    und in den Resonanzräumen des eigenen Körpers zu spüren, ver-
    lässt sich bei seinen Expeditionen in musikalisch-taktiles Neuland
    allerdings nicht auf die Intuition. Die Mathematik verleiht gera-
    de seinen kühnsten Entwürfen eine elementare Gewalt, vor der
    sich das Publikum als klein und vergänglich erfährt. Auch die maxi-
    male Kraftentfaltung im apokalyptisch besetzten Eonta verdankt
    sich den kühlen Berechnungen eines frühen Elektronengehirns, das
    die kollektive Klanggewalt von Posaunen, Trompeten und Klavier
    entfesselt.Diese jeden Rahmen sprengende Kammermusik, die bei
    der Premiere 1963 in der kleinen Besetzung noch als unaufführbar
    galt, da niemand den Blechbläsern eine derart übermenschliche
    Kraft und Kondition zutraute, trifft heute auf Musiker:innen, die
    sich dem Abenteuer stellen.

    Beim Finale dieser Musik-der-Zeit-Saison steht Eonta zwei Werken
    von äußerster Farbkraft gegenüber. Die Chorstimmen und die In-
    strumente des Orchesters lassen bei Morton Feldman einen, aus
    feinsten farblichen Nuancen gesponnenen, fluiden Klangraum
    entstehen. Fluide ist der Raum, weil ihn keine Taktstriche rastern.
    Farbig, weil ihm die besondere Besetzung eine ganz eigene Tönung
    verleiht.
    Ein »tiefes Rot« mischt hingegen im jüngsten Werk des Abends
    die Komponistin Rebecca Saunders. Sie arbeitet mit großer Palet-
    te, zu der auch Vokalfarben gehören. Miniata lebt von der Mi-
    schung aus Singstimmen, Akkordeon, Klavier und Orchester.
    Und auch Rebecca Saunders rückt das Elementare in den Mittel-
    punkt. Die Farbe Rot steht für Willkommen und Abschied, Blut und
    Leben, Liebe und Verletzung.
EONTA    5

Instrumente und Stimmen müssen das Archaische wiederer-
langen. Jene Urwildheit, die sich außerhalb jeglicher Mode,
jeglichen Stils befindet. Bloß keine Tremolos und keine künstli-
chen Emotionen. Ein Spiel voller Reinheit, voller Spannung, ein
Kampf zwischen der Kraft des Lebens und der Kraft des Todes.
Iannis Xenakis
6   MUSIK DER ZEIT [7]

    MORTON FELDMAN
    THE SWALLOWS OF SALANGAN (1960)

    Was hält die Welt zusammen, wenn nicht der Instinkt? Diese
    Frage hat die Entstehung dieses zeitlich indeterminierten, unge-
    wöhnlich besetzten Werks begleitet. Morton Feldman verglich
    die Arbeit mit dem losen Klangmaterial mit dem Nestbau der
    Schwalben. In der Partitur zitiert er den autobiographischen
    Geleitbrief des russischen Autors Boris Pasternak, in dem die
    Vögel aus Salangan eine »Welt erbauen, ein riesiges Nest aus
    Erde und Himmel, Leben und Tod geflochten, aus zwei Zeiten,
    der gegenwärtigen und der nicht gegenwärtigen.«

    Die Partitur von The Swallows of Salangan schreibt lediglich Ton-
    höhen und ihre Abfolge vor. Auf Taktvorgaben, Rhythmen und
    Tempoanweisungen verzichtet Feldman ebenso konsequent wie
    auf einen Text für den vierstimmigen, gemischten Chor. Zusam-
    men mit Flöten, Trompeten, Tuben, sieben Violoncelli, je zwei
    Vibraphonen und Klavieren entfaltet sich ein weiter Klangraum
    ohne Puls, ohne Tempo, aber dennoch mit einem fast überirdisch
    langsam fließenden Zeitgefühl. Niemand dominiert, jedes Instru-
    ment, jede Chorstimme ist immer gegenwärtig. Feldmans Maß-
    losigkeit verlangt – bei aller Freiheit – äußerstes Maßhalten.

    Der unverwechselbare Charakter dieses klingenden »Nests«, das
    sich der von Uhren gemessenen Zeit zu entziehen versucht, wird
    darüber hinaus von den spezifischen Klangqualitäten der Instru-
    mente bestimmt. Die scharf umrissenen Töne von Trompeten,
    Vibraphonen und Klavieren bilden die Kernpunkte der sich immer
    wieder ausdehnenden und zusammenziehenden Textur. Zugleich
    markieren sie den Gegenpol zu den weichen, oft leicht nebligen
    Klanggestalten von Flöten, Celli und Singstimmen, sodass das
    Gesamtbild »zu den Rändern hin ausblutet«. Mit diesen Worten
    beschrieb Feldman auch die unscharf begrenzten Farbflächen der
    Gemälde seines Freundes Mark Rothko. Rothko wiederum zog
    The Swallows of Salangan allen anderen Kompositionen von
    Morton Feldman vor.
    Martina Seeber
EONTA   7
8   MUSIK DER ZEIT [7]

    REBECCA SAUNDERS
    MINIATA (2004)

    miniata L. coloured with red lead, painted with vermilion or native
    cinnabar. L. rubricate illuminate (vermilion)

    Die Königin des Rots ist Zinnober. Saturnrot. Merkursulfid. San-
    guis draconis (Drachenblut), der alchimistische Uroboros, Lind-
    wurm der Philosophen.
    Derek Jarman: Chroma: Ein Buch der Farben

    Im mittleren Zustande, wie Zinnober, gewinnt das Rot an der
    Beständigkeit des scharfen Gefühls: ... Leidenschaft, die sich aber
    durch Blau löschen lässt, wie glühendes Eisen durch Wasser. ...
    dieses Rot glüht, aber mehr in sich ...
    Wassily Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst

     Eine Musik an der Grenze zu dem, was ich als neutrale »Weißheit«
     oder als »Nichts« bezeichnen würde: Klänge, die die Grenze des
     Geräusches oder der Stille berühren.
     Oberfläche, Gewicht und das Tasten / der Tastsinn / das Spüren
    – surface, weight und feel – sind Teil der Realität einer musikali-
     schen Aufführung: das Gewicht des Bogens auf der Saite; die
     Differenzierung der Berührung des Fingers auf der Klaviertaste;
     die Dehnung der Muskeln zwischen den Schulterblättern beim
    Ziehen des Akkordeons; das Einatmen, das dem »gehörten« Ton
     vorausgeht ... Das Gewicht eines Klanges zu spüren, ist ein uner-
     lässlicher Teil des kompositorischen Prozesses. Es ist mir wichtig,
     die Geräusche, das Rauschen, die Unreinheit eines Instrumentes
     oder einer Stimme immer im Bewusstsein zu haben, denn das
     erinnert uns an die Präsenz eines fehlbaren physischen Körpers
     hinter dem Klang.
     In einem reinen Instrumentalwerk sind es sowohl diese physische
     Präsenz des Musikers und seines akustischen Instrumentes als
     auch der Klang selbst, von denen die materielle Basis inspiriert
     wird. In diesem Projekt ist diese Basis gerade durch die Hinzunah-
     me der 36 Vokalstimmen entscheidend intensiviert. Es wird kein
    Text vertont, da ich mich ausschließlich auf das Klangmaterial
     konzentrieren wollte. Deshalb habe ich das Orchester auf sechs
     Familien oder Instrumentengruppen reduziert: Klarinetten, Po-
EONTA       9

saunen, Violoncelli, Kontrabässe und Schlagzeug (mit E-Gitarre
und Harfe). Hier wollte ich bestimmte Klangflächen, Farbpaletten,
Gruppierungen von Instrumenten und Stimmen in verschiedenen
Konstellationen sowohl gegeneinander bearbeiten als auch mit-
einander verschmelzen.
Rebecca Saunders
10 MUSIK DER ZEIT [7]

   IANNIS XENAKIS
   EONTA (1964)

   In Eonta bilden das Klavier und die Blechbläser zwei verschiedene
   Klangebenen, die durch kontrastierende Effekte oder Überblen-
   dungen artikuliert werden. Xenakis erforscht hier mehrere Klangty-
   pen oder -strukturen: Stochastische Wolken, Akkorde, gehaltene
   oder repetierte Noten, melodisch auf- und absteigende oder wel-
   lenartige Bewegungen. Die Klangwolken und Akkorde beherrschen
   den ersten Teil des Stücks, während die melodischen Bewegungen
   im Verlauf des zweiten Teils an Bedeutung gewinnen, bevor am
   Schluss die Akkorde zurückkehren.

   Auch in Eonta wird der Raum einbezogen. Im Verlauf des Stücks
   weist Xenakis den Blechbläsern verschiedene Positionen zu. Er
   ordnet sie im Hintergrund der Bühne an, nahe dem Flügel, rechts
   vor dem Dirigenten oder auch, in der Mitte in einem sogenannten
   »Promenadenbereich«, wo sie sich frei hin und her bewegen sollen,
   um mobile Klänge zu erzeugen. Xenakis war es wichtig, wie die
   Schalltrichter der Instrumente ausgerichtet werden sollen: auf den
   Boden, in die Höhe, in normaler Position gehalten oder langsam in
   der Horizontale geschwenkt. Alle diese Angaben dienen der Ver-
   räumlichung des Klangs.

   Eonta ist ein physisch anspruchsvolles Werk. Die klangliche Dichte
   bestimmter Sequenzen wie auch die Registerwahl stellen für die
   Interpreten riesige Herausforderungen dar. Bei der Uraufführung
   dirigierte Pierre Boulez das Werk mit der doppelten Anzahl an
   Blechbläsern, zehn anstelle von fünf, die sich abwechselten, um die
   technischen Schwierigkeiten bestimmter Passagen zu bewältigen.
   Benoît Gibson

     Ȇbrigens gehe ich mit Ihnen folgende Wette ein: Wenn Sie
      einen solchen Musiker finden, mache ich Ihnen ein königli-
     ches Geschenk; aber ich denke, dass ich wohl bis an mein
     Lebensende warten werde. Und sogar mein Grabesschlaf,
     denke ich, wird wohl kaum durch eine solche Leistung ge-
     stört werden!«
     Pierre Boulez (1925 – 2016) an Iannis Xenakis vor der Urauf-
     führung von Eonta
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Eonta (»Seiendes«) für Klavier, zwei Trompeten und drei Posau-
nen beruft sich auf die Stochastische (Wahrscheinlichkeits-) Mu-
sik und auf die Symbolische (logisch-mengentheoretische) Musik.
Bestimmte Partien, namentlich das Klaviersolo zu Beginn, wurden
durch das Elektronengehirn IBM 7090 an der Place Vendôme in
Paris errechnet. Das Stück entstand 1963 – 1964 in Berlin und
wurde im Dezember 1964 unter der Leitung von Pierre Boulez
und mit dem japanischen Pianisten Yuji Takahashi in einem Kon-
zert des Pariser Domaine Musical uraufgeführt. Der Titel stammt
aus einer Schrift kreto-zypriotischen Ursprungs, die seit 2500
Jahren verschollen war und erst jüngst entziffert wurde. Bewe-
gungen und Platzierungen der Musiker zielen auf ein Hören mit
geschlossenen Augen, nicht auf ein Schauspiel.
Iannis Xenakis
12 MUSIK DER ZEIT [7]

   Teodoro Anzellotti              Ensemble Schwerpunkt

   Teodoro Anzellotti, Akkordeonist, 1959 in Apulien geboren.
   Studium in Karlsruhe und Trossingen. Uraufführungen von mehr
   als 300 Auftragswerken. Seit 1987 Dozent an der Hochschule der
   Künste in Bern, seit 2002 an der Musikhochschule in Freiburg.
   CDs (Auswahl): Luciano Berio Sequenza XIII (DGG), Toshio Hoso-
   kawa (ECM) Beethoven/Hidalgo; Matthias Pintscher; Wolfgang
   Rihm Fetzen; Domenico Scarlatti; Froberger/Sciarrino/Hosokawa;
   Bach Goldberg Variationen; Stroppa/Saunders/Harvey/Zender/
   Pesson, Jean-Philippe Rameau (alle Winter&Winter).

   Ensemble Schwerpunkt, 2009 an der Hochschule für Musik und
   Tanz Hannover als Blechbläserquintett gegründet. Erste Preise
   beim Felix Mendelssohn-Bartholdy Wettbewerb in Berlin 2012
   und beim Internationalen Jan Koetsier-Wettbewerb in München
   2013. Zusammenarbeit mit Komponist:innen wie Bernhard
   Gander, Benedict Mason, Paul Hübner, Ansgar Beste, Erez Holz
   und Żaneta Rydzewska. CD: Nicolau, Berio, Mason, Dusapin,
   Gubaidulina, Hartikainen (Neos).
BIOGRAFIEN         13

Morton Feldman                        Nicolas Fink

Morton Feldman, 1926 in New York geboren, 1987 in Buffalo
gestorben. Kompositionsstudium bei Wellingford Riegger und
Stefan Wolpe. Professor an der State University of New York
in Buffalo. Werke (Auswahl): Intermission 1 – 6 für Klavier(e)
(1950 – 53), Atlantis für Orchester (1959), Durations 1 – 5 (1960 – 61),
Vertical Thoughts 1 – 5 (1963), Chorus and Instruments I – II (1963/67),
Between Categories für Ensemble (1969), Chorus and Orchestra
I – II (1971 – 72), Instruments I – III für Ensemble (1974 – 77), Piano
and Orchestra (1975), Neither (Oper, 1977), String Quartet II (1983),
Violin and String Quartet (1985), Coptic Light für Orchester
(1985 – 86), Palais de Mari für Klavier (1986), For Stefan Wolpe für
Chor und zwei Vibraphone (1986), For Samuel Beckett für Kammer-
ensemble (1987).

Nicolas Fink, 1978 geboren. Studium (Gesang und Chorleitung)
in Luzern. 2010 – 15 Chorassistent des Rundfunkchors Berlin.
2012 – 14 Künstlerischer Leiter des Edvard Grieg Kor. Seit 2014
Chordirektor des Schleswig-Holstein Musikfestivals und seit 2018
Künstlerischer Leiter des Schweizer Jugendchors. Gastdirigent bei
den Chören von MDR, Radio France, Vocalconsort Berlin, Coro
Casa da Música Porto, Chamber Choir Ireland, Cor del Palau de la
Música in Barcelona. Seit 2020 Chefdirigent des WDR Rundfunk-
chors. CDs: Rachmaninov Ganznächtliche Vigil, WDR Rundfunk-
chor (Carus), Rachmaninov Crysostomos Liturgie, Rundfunkchor
Berlin (Carus).
14 MUSIK DER ZEIT [7]

   Nicolas Hodges                     Peter Rundel

   Nicolas Hodges, 1970 in London geboren. Klavierstudium bei
   Susan Bradshaw und Sulamita Aronovsky. Uraufführungen von
   u.a. Thomas Adès, Eliott Carter, Rebecca Saunders, Price Pauset,
   Wolfgang Rihm, Isabel Mundry, Beat Furrer, Hugues Dufourt. Seit
   2005 Professor für Klavier an der Musikhochschule Stuttgart.
   Mitglied des Trio accanto. CDs (Auswahl): Bill Hopkins Piano
   Works (col legno), Konrad Boehmer The Piano Works (bvhaast),
   Michael Finnissy (Metronome), John Adams (Nonesuch), Harrison
   Birtwistle Complete Piano Works (Metronome), Beat Furrer (Kai-
   ros), Salvatore Sciarrino Complete Piano Works (Metronome),
   Brice Pauset Canons (Wergo).

   Peter Rundel, 1958 in Friedrichshafen geboren. Ausbildung als
   Geiger bei Igor Ozim, Werner Heutling und Ramy Shevelor in
   Köln, Hannover und New York. Dirigierstudium bei Michael Gie-
   len in Salzburg und Peter Eötvös in Szombathely. 1984 – 96 Geiger
   beim Ensemble Modern. 1987 Debüt als Dirigent. Engagements
   bei Ensembles für zeitgenössische Musik sowie internationalen
   Orchestern und Opernhäusern. Seit 2005 Leitung des Remix
   Ensembles Casa da Música Porto. CD: Preise der deutschen
   Schallplattenkritik für Nono Prometeo, Kyburz Ensemble- und Or-
   chesterwerke, Reich City Life, Furrer Klavierkonzert. Grand Prix du
   Disque für Barraqué Gesamtwerk, Grammy-Nominierung für Hei-
   ner Goebbels Surrogate Cities und Echo Klassik für Sprechgesänge
   mit dem Ensemble Musikfabrik.
BIOGRAFIEN        15

Rebecca Saunders                  Lorenzo Soulès

Rebecca Saunders, 1967 in London geboren. Kompositionsstudi-
um in Edinburgh bei Nigel Osborne und in Karlsruhe bei Wolf-
gang Rihm. Ernst von Siemens Förderpreis 2019. Dozentin bei den
Darmstädter Ferienkursen 2010, Impuls Graz 2011, Ostrava Days
2009. Neuere Werke: Chroma I – XX (2003 – 19), Stirrings Still für
Musiker im Raum (2006 – 19), Yes Raumperformance für Sopran,
Solisten und Dirigent (2017), Scar für 15 Solisten und Dirigent
(2018/19), Moving Picture 946-3 für Trompete und akustisch mani-
pulierten Sound (Filmmusik, 2019/20), to an utterance für Klavier
und Orchester (2020), Us Dead Talk Love für Ensemble (2021),
Taste für Violine und Klavier (mit Enno Poppe, 2022).

Lorenzo Soulès, 1992 in Lyon geboren. Klavierstudium am Con-
servatoire Supérieur de Paris, anschließend bei Pierre-Laurent
Aimard und Tamara Stefanovich an der Hochschule für Musik und
Tanz Köln. Gewinner des Concours International de Piano
d’Orléans (2022) und des Concours International de Genève
(2012). Auftritte bei den Festivals Messiaen au Pays de la Meije,
Périgord Noir, Aldeburgh Music Festival, in der Tonhalle Zürich,
der Royal Festival Hall in London und bei Radio France.
CD: Mozart, Beethoven, Brahms, Skrjabin (LDV).
16 MUSIK DER ZEIT [7]

   Martina Seeber                    Iannis Xenakis

   Martina Seeber, geboren 1967 in Wattenscheid. Nach einem
   Aufenthalt in Paris studierte sie Musikwissenschaften und Roma-
   nistik in Köln, anschließend Ausbildung an der Deutschen Hör-
   funkakademie in Dortmund. Redakteurin für Neue Musik beim
   SWR und Arbeit als freie Autorin und Moderatorin.

   Iannis Xenakis, 1921 oder 1922 in Braila/Rumänien geboren, 2001
   in Paris gestorben. Ingenieurstudium am Polytechnikum Athen,
   Kompositionsstudien bei Darius Milhaud, Arthur Honegger,
   Hermann Scherchen und Olivier Messiaen. 1948 – 60 Assistent
   von Le Corbusier in Paris. Gründung des Centre d'Etudes de
   Mathématique et Automatique Musicales (CEMAMu) in Paris
   und des Center of Mathematical and Automated Music an der
   Indiana University. Späte Werke (Auswahl): Troorkh für Posaune
   und Orchester (1991), Dox-Orkhn für Violine und Orchester (1991),
   Gendy3 für Tonband (1991), Paille in the Wind für Violoncello und
   Klavier (1992), Les Bacchantes d'Euripide für Bariton, Chor und
   neun Instrumente (1993), Mosaiques für Orchester (1993), Plekto
   für sechs Musiker (1993), Dämmerschein für 89 Musiker (1993 – 94),
   Ergma für Streichquartett (1994), Kai für neun Musiker (1995),
   Voile für 20 Streicher (1995), Ittidra für Streichsextett (1995),
   Ioolkos für 89 Musiker (1996), Sea-Change für 88 Musiker (1997).
BIOGRAFIEN        17

WDR Rundfunkchor

WDR Rundfunkchor, 1948 vom damaligen Nordwestdeutschen
Rundfunk gegründet. Chefdirigent ist seit 2020 Nicolas Fink.
Repertoire vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Über 140 Ur- und
Erstaufführungen von u.a. Arnold Schönberg, Hans Werner Hen-
ze, Karlheinz Stockhausen, Luigi Nono, Luciano Berio, Krzystof
Penderecki, Iannis Xenakis, York Höller und Peter Eötvös. CDs
(Auswahl): Luciano Berio Coro, (DGG), Bernd Alois Zimmermann
Requiem für einen jungen Dichter (Wergo und Sony), Kurt Weill
Der Kuhhandel (Capriccio), Carl Orff De temporum fine comedia
(DGG), Karlheinz Stockhausen Unsichtbare Chöre (DGG), Momen-
te (DGG), Penderecki Lukas-Passion (EMI, MDG), Franco Donatoni
In Cauda (Stradivarius), Peter Eötvös IMA (BMC), Luigi Nono
Caminantes ... Ayacucho (Kairos), Toshio Hosokawa Die Lotusblume
(Stradivarius).
18 MUSIK DER ZEIT [7]

   WDR Sinfonieorchester

   WDR Sinfonieorchester, 1947 vom damaligen Nordwestdeut-
   schen Rundfunk als WDR-eigenes Orchester gegründet. Zusam-
   menarbeit und Aufnahmen mit namhaften Dirigenten wie Otto
   Klemperer, Sir Georg Solti, Dimitri Mitropoulos, Herbert von
   Karajan, Claudio Abbado u. a. Ur-und Erstaufführungen mit Wer-
   ken von Hans Werner Henze, Mauricio Kagel, Luciano Berio, Luigi
   Nono, Bernd Alois Zimmermann und Karlheinz Stockhausen.
   Chefdirigent ist seit 2019 Cristian Măcelaru. CDs (Auswahl): Hans
   Werner Henze Tristan (dgg), Bruno Maderna Oboenkonzerte
   (Philips), Bernd Alois Zimmermann Requiem (Wergo), Carl Orff
   De temporum fine comedia (dgg), Helmut Lachenmann Ausklang
   (col legno) und Nun (Kairos), York Höller Pensées (Largo), York
   Höller Der ewige Tag (Avie), Peter Eötvös Atlantis (bmc), John
   Cage One9/108 (Mode), Franco Donatoni In Cauda (Stradivarius),
   Gérard Grisey Les espaces acoustiques (Kairos), Hans Werner
   Henze Funkopern (Wergo), Claude Vivier Orion/Siddhartha (Kai-
   ros), Karlheinz Stockhausen Gruppen/Punkte (BMC), John Cage
   One11 and 103 (DVD, Mode Records), Luigi Nono Caminantes
   Zyklus (Kairos), Helmut Lachenmann Les Consolations (Kairos),
   Johannes Maria Staud Incipit III (Kairos), Luigi Nono Como una
   ola de fuerza y luz (Kairos), Jörg Widmann Drittes Labyrinth
   (Wergo).
NEUE CD PRODUKTIONEN   19

JOHANNES SCHÖLLHORN
Sérigraphies
Werke und Transkriptionen für großes
Ensemble und für Orchester:
éste, que es (2017)
für Orchester
Dämmerung-Schmetterlinge (2013)
für Orchester
Erik Satie: Uspud (1892)
Ballet chrétien für kleines Orchester
transkribiert von Johannes Schöllhorn
so well below (2017)
Variation über Henry Purcells
Here the deities approve
für Orchester

WDR Sinfonieorchester
Jean-Michaël Lavoie, Baldur Brönnimann,
Jukka-Pekka Saraste / Leitung

Bastille Musique 20

CLARA IANNOTTA
Moult (2019)
für Kammerorchester

WDR Sinfonieorchester
Michael Wendeberg / Leitung

CD Kairos 0018004 KAI

Preis der deutschen Schallplattenkritik,
Bestenliste 3/2021
20 NEUE CD PRODUKTIONEN

  BERND ALOIS ZIMMERMANN
  Recomposed
  Alagoana (1951/55)
  für Orchester
  Bolero moderato (1950) für Orchester
  Un petit rien (1964)
  für kleines Orchester
  Rheinische Kirmestänze (1950/65)
  für 13 Bläser
  Kontraste (1953)
  für kleines Orchester
  Intermezzo (Valse triste) (1949)
  für Orchester
  Konzert (1946/48)
  für Orchester
  Sinfonie in einem Satz (1953)
  für Orchester (2. Version)
  Stille und Umkehr. Orchesterskizzen (1970)

  Bearbeitungen nach Vorlagen von Heitor Villa-Lobos,
  Darius Milhaud, Alfredo Casella, Hans Helfritz, Jean
  Baptiste Weckerlin, Modest Mussorgsky, Franz Liszt,
  Sergej Rachmaninow, Ferruccio Busoni, Bedřich
  Smetana, Antonín Dvořák, Walter Niemann, Zoltán
  Kodály, Cyril Scott, Johann Kaspar Ferdinand Fischer,
  Paul Haletzki und Edmund Nick.

  Sarah Wegener / Sopran
  Marcus Weiss / Saxofon
  Ueli Wiget / Klavier
  WDR Sinfonieorchester
  Heinz Holliger / Leitung

  3 CDs Wergo WER 7387 2
VORSCHAU   21

DIE NÄCHSTE KONZERTE DER REIHE »MUSIK DER ZEIT«

FR 5. NOVEMBER 2022 / KÖLNER PHILHARMONIE /
20.00 UHR
SA 6. NOVEMBER 2022 / PHILHARMONIE ESSEN /
19.00 UHR
Musik der Zeit [1] Maschinenraum / NOW!
Dominik Susteck / Orgel
WDR Sinfonieorchester
Emilio Pomàrico / Leitung
Georges Aperghis Études V-VII (2016/18) für Orchester UA
Mithatcan Öcal Maschinenangst II (2020) für Orchester UA
György Ligeti Volumina (1961 – 62/1965) für Orgel (nur in Köln)
Günter Steinke Horizonte (2021 – 22) für Orchester UA (nur in Essen)
Iannis Xenakis Ata (1987) für 89 Musiker:innen

FR 9. DEZEMBER 2022 / FUNKHAUS WALLRAFPLATZ, KÖLN
20.00 UHR
Musik der Zeit [2] Schwebezustand
Peter Evans / Trompete
Michael Faust / Flöte
Manuel Bilz / Oboe
WDR Sinfonieorchester
Ilan Volkov / Leitung
York Höller Beethoven Paraphrase (2018 – 19) für Kammerorchester UA
Malte Giesen Massenprozession (2020) für Kammerorchester mit Zuspielung UA
György Ligeti Doppelkonzert (1972) für Flöte, Oboe und Orchester
Lucia Dlugoszweski Abyss and Caress (1975) für Trompete und Orchester DE
IMPRESSUM
Herausgegeben von
Westdeutscher Rundfunk Koln
Anstalt des offentlichen Rechts
Marketing

Redaktion
Harry Vogt

Bildnachweis
Titel © WDR
Seite 5 © Mali Letrange
Seite 7 © Edition Peters
Seite 9 © Edition Peters
Seite 11 © Boosey&Hawkes
Seite 12 links © Anonym, rechts © Marco Göhre
Seite 13 links © mauritius images, rechts © Thomas Kost
Seite 14 links © Eric Richmond, rechts © Henrik Joradan
Seite 15 links © Astrid Ackermann, rechts © Sihoo Kim
Seite 16 links © Heidi Scherm, rechts © Gamma Rapho
Seite 17 © Claus Langer
Seite 18 © WDR
CD Johannes Schöllhorn © Bastille Musique
CD Clara Iannotta © Kairos
CD Bernd Alois Zimmermann © Wergo

Team
Stephan Hahn / Tonmeister
Brigitte Angerhausen / Toningenieurin
Lutz Rameisel, Klaus Niegsch, Dirk Franken / Tontechnik
Anke Pressel / Koordination
Sabine Muller / Produktionsassistenz
Jutta Stüber / Notenarchiv
Sebastian König / Orchestermanagement
Magdalena Wolf / Orchesterdisposition
Lothar Momm, Pierre Bleckmann / Orchesterinspizienz

Programmheft
Harry Vogt
Martina Seeber

Mai 2022
Änderungen vorbehalten

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