MUSIK FEST BERLIN 16.9. 2021 - Igor Strawinsky: "L'Histoire du soldat" - Abendprogramm 16. September
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MUSIK # MusikfestBerlin FEST In Zusammenarbeit mit BERLIN 16.9. 2021 Faust | Horwitz & Friends Igor Strawinsky: „L’Histoire du soldat“
Bitte schalten Sie Ihr Mobiltelefon vor Beginn des Konzerts aus. Bitte beachten Sie, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Bildnachweis S. 7 Igor Strawinsky in Zürich anlässlich der Aufführung seiner Oper L‘Histoire du Soldat am Stadttheater Zürich, 1961 © akg-images / Keystone
MUSIKFEST BERLIN 2021 Donnerstag 16. September 17:00 Uhr & 21:00 Uhr Programm S. 5 Instrumentation S. 6 Martin Wilkening Ein Traum vom besseren Leben S. 8 Musikfest Berlin 2021 – Digitale Angebote Künstler*innenbiografien | Musikfest Berlin on Demand S. 15 Musikfest Berlin 2021 im Radio und online S. 16 Musikfest Berlin 2021 Programmübersicht S. 18 Impressum S. 20 3
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PROGRAMM L’Histoire du Soldat Igor Strawinsky ( 1882 – 1971 ) L’Histoire du Soldat (Die Geschichte vom Soldaten) ( 1918 ) Lue, jouée et dansée (zu lesen, zu spielen und zu tanzen) Libretto von Charles Ferdinand Ramuz Teil I Marche du Soldat (Marsch des Soldaten) Musique de la 1ère Scène (Musik der 1. Szene – am Bach) Marche du Soldat (Marsch des Soldaten) Musique de la 2ème Scène (Musik der 2. Szene – im Dorf) Musique de la 3ème Scène (Musik der 3. Szene – im Kontor) Do / Thu, 16.9. Teil II Marche du Soldat (Marsch des Soldaten) 17:00 & 21:00 Marche Royale (Königsmarsch) Petit Concert (Kleines Konzert) Philharmonie, Trois Danses (Drei Tänze) – Tango, Walzer, Ragtime Kammermusiksaal Danse du Diable (Tanz des Teufels) Petit Choral (Kleiner Choral) Couplet du Diable (Des Teufels Lied) Grand Choral (Großer Choral) Marche Triomphale du Diable (Triumphmarsch des Teufels) Isabelle Faust Violine Dominique Horwitz Rezitation Lorenzo Coppola Klarinette Javier Zafra Fagott Reinhold Friedrich Trompete Jörgen von Rijen Posaune Raymond Curfs Schlagzeug Wies de Boevé Kontrabass Veranstaltungen der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin. 5
INSTRUMENTATION Igor Strawinsky L’Histoire du Soldat (Die Geschichte vom Soldaten) Klarinette in A und B Fagott Kornett in A und B Posaune (Tenor- und Bassposaune) Schlagzeug (1 Spieler*in): Tamburin (Schellentrommel) Becken Triangel Rührtrommel, Rührtrommel ohne Schnarrsaiten klein, Rührtrommel ohne Scharrsaiten groß, Große Trommel Violine, Kontrabass Entstehungszeit: Die Geschichte vom Soldaten entstand im Sommer 1918 zu Morges am Genfer See, wo sich Strawinsky während des Ersten Weltkriegs und darüber hinaus bis 1920 aufhielt. Das Libretto schrieb der Schweizer Autor Charles Ferdinand Ramuz unter Rückgriff auf die altrussische Märchen- und Moritatensammlungen von Alexander N. Afanassjew. Uraufführung: Diese fand am 28. September 1918 im Théâtre Municipal von Lausanne unter der Leitung von Ernest Ansermet statt. Die ausführenden Musiker*innen waren alle Mitglieder des von Ansermet kurz zuvor gegründeten Orchestre de la Suisse Romande. Die Bühnenbilder schuf der Genfer Bühnenmaler René Auberjonois (1872 – 1957). Widmung: Das Werk ist dem Winterthurer Mäzen Werner Reinhart gewidmet. 6
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ESSAY Ein Traum vom besseren Leben Igor Strawinskys L’Histoire du Soldat Das Gesamtkunstwerk, Entstehung der Geschichte vom Soldaten, einem anno 1918 Gesamtkunstwerk, das seine Mittel nicht versteckt und verschmilzt, sondern herzeigt und immer M usik ist nicht nur Klang, wird nicht nur durch das Ohr aufgenommen. In seiner Autobiographie, den Erinnerungen von 1936, wieder neu kombiniert. Für die szenische Aufführung ist es essentiell, dass hier auch die Musiker*innen als Akteur*innen ergreift Strawinsky eindringlich Partei für die sichtbar sind. Strawinsky und sein Librettist, der Bedeutung des Sehens. Beides, Hören und Sehen Schweizer Charles Ferdinand Ramuz, entwarfen fügt sich zu einer taktilen, körperhaften Vorstel- den Plan einer kleinen Bühne für die darstellenden lung des Klanges, einer echten Präsenz der Musik. Personen, die pantomimisch, sprechend, tanzend Strawinsky schreibt: „Ich habe immer einen und auch, einmal, singend agieren. Der Plan Abscheu davor gehabt, Musik mit geschlossenen sah zwei Podeste rechts und links vor – eins für Augen zu hören, also ohne dass das Auge aktiv dar- das Instrumentalensemble und eins für den*die an teilnimmt. Wenn man Musik in ihrem vollen Erzähler*in. Dem Erzählen fällt die Hauptrolle zu, Umfang begreifen will, ist es notwendig, auch die und es hat in dieser Art epischem Theater genau Gesten und Bewegungen des menschlichen dieselbe innere Funktion wie die Sichtbarmachung Körpers zu sehen, durch die sie hervorgebracht der Musikproduktion: Es löst die Illusion einer wird … Diejenigen, die behaupten, sie könnten unmittelbaren Szene auf, ist Vermittler der Musik nicht völlig genießen, wenn sie offenen Handlung, die auf der Szene vorgeführt wird, so Auges zuhören, verstehen sie in Wahrheit gar nicht wie das Instrumentalensemble als Vermittler der besser, wenn sie die Augen schließen, aber der Klänge in Erscheinung tritt. Und solch ein anti- Mangel an visueller Ablenkung gibt ihnen die illusionistischer Zug ist auch in der klanglichen Möglichkeit, eingewiegt von den Tönen, in Träume Erscheinung der Musik selbst angelegt. Die kleine zu versinken, und das lieben sie mehr als die Musik Besetzung der Geschichte vom Soldaten ist keine selbst.“ Strawinsky entwickelte diese Gedanken kammermusikalische, sondern sie wirkt wie der im Zusammenhang mit seiner Darstellung der zufällig übriggebliebene Rest eines Orchesters, 8
ESSAY wie die gespenstische Dürre eines Orchestrions. im Besitz des Soldaten, niemals ausspricht; Strawinskys Beschäftigung mit mechanischen jedenfalls nicht im 1. Teil, denn der 2. Teil folgt mit Musikinstrumenten hat hier ebenso ihren Nieder- seinen genreartigen Tänzen, darunter einem schlag gefunden, wie die Not der Zeit: Geschrieben Tango, ganz anderen Gesetzen – denen der Musik und uraufgeführt wurde das Stück 1918, im letzten als „Fest“, wie Ramuz schrieb. Jahr des 1. Weltkriegs in der Schweiz. Allerdings sind die Dürre und die harte Linien führung des Klangs, seine Aufspaltung zur Kontur Strawinskys letzter Blick in ohne weiche Verschmelzung, höchst planvoll russische Märchenwelten angelegt. Strawinsky hat aus jeder der Instrumen- tenfamilien des Symphonieorchesters ein hohes Der Deserteur und der Teufel heißt das russische und ein tiefes Instrument ausgewählt: Die Geige Märchen aus der Sammlung von Alexander und den Kontrabass, das Kornett und die Posaune, Afanassjew, dem Strawinsky den stofflichen Kern und bei den Holzblasinstrumenten – hier doch mit entnahm, an den er danach, in gemeinsamer einer gewissen klanglichen Vermittlungsfunktion – Lektüre mit dem in der Nachbarschaft lebenden die Klarinette und das Fagott. Dazu kommt das Charles Ferdinand Ramuz, noch weitere Varianten Schlagwerk mit verschiedenen Trommeln und anbaute, die allesamt gemeinsam haben, dass Becken. Dass in diesem Ensemble die Geige eine ein Soldat dem Teufel verfällt. Ramuz‘ Aufgabe besondere Rolle spielt, reflektiert die Bedeutung war es dann, in einer einzigen Geschichte diese dieses Instruments als Motiv in der zugrunde Geschichte der vielen zu erzählen und ihr eine liegenden Geschichte, obwohl Strawinsky hier Form zu geben. Fünf Versionen entstanden so in auch deutlich die musikalische Verwendung von schneller Folge im Frühjahr 1918, während dem stofflichen Motiv trennt. Die Geige des Sol Strawinsky schon mit der Komposition begann. daten in der Erzählung und die Violine der Partitur Die Handlung, in kurzer Form, geht so: Ein nähern sich zwar einander an bis zur punktuellen Soldat auf Heimaturlaub tauscht mit dem Teufel zeichenhaften Übereinstimmung, werden jedoch seine Geige gegen ein Buch, das ihm den Weg zum grundsätzlich nicht psychologisierend oder Reichtum zeigt. Von nun an wird er den Teufel illustrierend miteinander identifiziert. Erst wenn nicht mehr los. Drei Jahre (er denkt, es sind drei man diese Trennung der Ebenen einmal mit Tage) lässt er sich als dessen Geigenlehrer in das bedacht hat, lässt sich Strawinsky richtig ver Reich des Teufels entführen, und bei seiner stehen, wenn er sagt: „Die charakteristischen Rückkehr in die Welt erkennt ihn niemand mehr. Klangeindrücke der Histoire sind das Kratzen der Er lebt für seine Geschäfte und das Geld, aber Violine und die Zeichensetzung der Trommeln. innerlich tot und unglücklich. Das ist der erste Teil. Die Violine ist die Seele des Soldaten, und die Im zweiten Teil beschließt er, alles hinter sich zu Trommeln sind die Teufelei.“ Bezeichnend aber ist, lassen und wieder auf Wanderschaft zu gehen. In dass Strawinsky in dem „Pastorale“ des 1. Teils, einem fernen Königreich gelingt es ihm, den Teufel dem Stück, das den Seelenzustand des Soldaten, im Kartenspiel betrunken zu machen und seine seine Einsamkeit und Verzweiflung, am eindring- Geige wiederzuerlangen. Mit seinem Geigenspiel lichsten vermittelt, die Violine nur mit begleiten kann er die kranke Prinzessin heilen und sie, wie den Halteklängen einsetzt. Klarinette, Fagott der König versprochen hat, zur Frau nehmen. Der und Kornett ziehen darüber ihre von Traurigkeit Teufel muss sich vorläufig geschlagen geben. Doch und verhaltenem Schmerz erfüllten melodischen hat er noch einen letzten Trumpf: Der Soldat darf Linien. Sie sprechen hier nicht nur das aus, was die Grenzen des Königreichs nicht überschreiten, der Soldat mit der Geige nicht mehr aussprechen sonst gehört er ihm. Dadurch wird dieser von kann, weil er das Instrument und mit ihm seine seiner Mutter getrennt, die er, auf Drängen seiner Seele dem Teufel verkauft hat, sondern sie Frau, schließlich doch sehen will. Kaum über- sprechen das aus, was die Violine selbst, auch schreitet er die Grenze, ist er endgültig verloren. 9
ESSAY Für Strawinsky bedeutete die Komposition nicht eingeblendet werden, ihn interpunktieren. Der nur, wie er in den Erinnerungen betont, den zweite Teil dagegen wird beherrscht von Musik, entscheidenden „Bruch mit der russischen die nun viel stärker als im ersten Teil in geschlos- orchestralen Schule“. Die Geschichte vom Soldaten senen Formen erscheint und tendenziell selbst bildet gleichzeitig auch die letzte Folge in der die Erzählfunktion übernimmt. kontinuierlichen Beschäftigung mit russischen In gewissem Sinne wirkt der zweite Teil wie folkloristischen Stoffen, die 1909 mit den drei ein erneuter Ablauf des ersten in verwandelter großen Pariser Balletten begann und im Schweizer äußerer Umgebung und veränderter Erzählweise. Exil ab 1914 mit Les Noces (Bauernhochzeit), den Beide Teile beginnen mit dem Marsch, der bei aller Katzenwiegenliedern und der Szenischen Burleske Monotonie doch immer wieder in Taktwechseln Renard (Reinecke) in kleineren Formaten fortge- aus dem Tritt gerät. Während im ersten Teil der setzt wurde. Besonders der Renard, entstanden Aufstieg des Soldaten in der realen bürgerlichen 1916, aber erst 1922 uraufgeführt, bildet dabei eine Geschäftswelt – ohne die entsprechende Musik – wichtige Zwischenstufe zur Konzeption des geschildert wird, so ist es im zweiten der Aufstieg Musiktheaters in der Geschichte vom Soldaten. am Königshof. Die Ereignisse des ersten Teils Als Akteure verwendet Strawinsky in seiner schildern Ramuz und Strawinsky sozusagen Tierfabel vier Pantomimen und vier Sänger*innen, prosaisch, überwiegend im Erzählbericht. Der deren Partien nur teilweise parallel gedacht sind, zweite Teil, ein Märchen im Märchen, führt wobei die Pantomimen auf der Bühne und die demgegenüber in eine rein poetische Welt, und Sänger*innen bei den Musiker*innen platziert hier erzählt die Musik. Beide Teile laufen mit ihrer sind. Geschichte von Aufstieg, vermeintlichem Glück und Scheitern parallel, sie kommentieren sich. Der hohle Pomp des Königsmarsches mit seinen Der doppelte Weg angeberischen, zeremoniellen Gesten besitzt auch zum kurzen Glück etwas von der Kraftmeierei des Sozialaufsteigers. Die drei Tänze der Prinzessin führen mit Tango Bei der Uraufführung der Geschichte vom Soldaten und Ragtime in die Vergnügungen des frühen in Lausanne wurde das etwa einstündige Werk 20. Jahrhunderts. Tanzen muss auch der zwischen- mit einer Pause zwischen dem 1. und dem 2. Teil zeitlich geschlagene Teufel, und hier klingt noch gegeben, die auch das ungewöhnliche, weil einmal die archaisierende Welt von Strawinskys ungleiche Verhältnis von Text und Musik in den früheren Balletten in die Welt des Soldaten hinein. beiden Teilen akzeptabler macht. Ramuz hat Was den zweiten Teil vom ersten unterscheidet, diesen Unterschied in der ersten Ausgabe des ist, dass er, jedenfalls vorübergehend, den Wunsch Textbuchs so erklärt: „Was den Aufbau des ganzen des Soldaten nach Liebesglück erfüllt, und so Stücks betrifft, ist zu sagen, dass der erste Teil lässt sich dieser zweite Teil auch zum ersten in nichts abschließt. Der zweite Teil scheint anfangs Verhältnis eines Traums zur Realität setzen. An sogar nur eine Wiederholung zu sein. Sobald der dessen Schluss landet der Soldat wieder da, wo er Soldat den Teufel besiegt hat, muss etwas Heiteres eigentlich schon war, in der Hölle. in der Luft liegen, das Fest beginnt, Bühne und Etwas Traumartiges trägt auch das „Kleine Saal werden hell, die Musik beherrscht alles. Alles Konzert“, mit dem sich der Soldat, nachdem er gehorcht ihr.“ Ob Strawinsky sich dieser Auffas- dem Teufel die Geige wieder abgewonnen hat, bei sung angeschlossen hat, ist nicht bekannt, und sie der Prinzessin vorstellt. Es ist keineswegs ein gibt lediglich einen Erklärungsversuch für die Stück mit solistisch auftrumpfender Violine (dieser tatsächlich auffällige Verschiebung der Gewichte. Gestus bleibt dem Schlussstück vorbehalten, Der erste Teil enthält nur drei Musikstücke, die dem „Triumphmarsch des Teufels“, in dem der allerdings in kleineren Ausschnitten wiederkeh- ehemalige Geigenschüler des Soldaten wahrlich ren, wenn sie in den dominierenden Erzählvortrag teuflisch aufspielt). Aber im „Kleinen Konzert“ 10
ESSAY erscheinen die solistischen Farben vielfach das „Couplet des Teufels“, Sprechgesang in einer zwischen den Instrumenten verschoben und ge Vorform des Rap. Ihm schließt sich die zum spiegelt, die Violine hebt sich eigentlich nur „Großen Choral“ erweiterte Wiederaufnahme des dadurch hervor, dass sie als einziges Instrument Chorals an. Dieser gerinnt zum Glaubensbekennt- fast durchgehend beteiligt ist. Traumartig ist aber nis einer eisigen, selbst dem Teufel verfallenen vor allem die Kombinatorik der unterschied Welt. Kommentierend liefert der*die Erzähler*in lichsten Motive, mit der in diesem Stück ein großer hier seine zynische Moral, die Selbstvergessenheit Teil der Geschichte vom Soldaten zitiert wird – im und Deformation des Menschen in der Welt des Rückgriff auf bereits Erklungenes und im Vorgriff Geldes preist und den Weg zur menschlichen auf noch Kommendes. Interessant ist in diesem Ganzheit, zur Individuation verdammt: „Man soll Zusammenhang, dass Strawinsky selbst im zu dem, was man besitzt, begehren nicht, was Gespräch mit Robert Craft ( 1961 ) die Inspiration früher war. Man kann zugleich nicht der sein, der durch Träume noch auf andere Weise in Zusam- man ist und der man war.“ So muss der Soldat, der menhang mit gerade diesem Stück bringt: „Manch- die letzte Grenzüberschreitung wagt, scheitern und mal ist mir Musik im Traum erschienen, aber nur der Teufel triumphiert als Vollstrecker des herr- bei einer einzigen Gelegenheit war ich in der Lage, schenden gesellschaftlichen Willens. sie niederzuschreiben. Das war während der Arbeit an der Histoire du Soldat und ich war vom Martin Wilkening Resultat überrascht und beglückt.“ Strawinsky berichtet, dass ihm nicht nur die Musik selbst im Traum erschien, sondern auch eine junge Frau am Straßenrand, die diese Musik spielt. „Sie hatte ein Kind im Schoß, dem sie auf einer Geige etwas vorspielte. Das Motiv, das sie immer wiederholte, benötigte die ganze Länge des Bogens … Das Kind war von der Musik begeistert und klatschte in seine kleinen Hände. Auch ich freute mich sehr, freute mich besonders darüber, dass ich mich an diese Musik erinnern konnte. Mit großer Freude habe ich das Motiv in das ‚Petit concert’ eingefügt.“ Diese Melodie, in der Hermann Scherchen, der Dirigent der deutschen Erstaufführung, eine Anspielung auf das mittelalterliche Dies irae erkannte, wird im „Kleinen Konzert“ zuerst vom Kornett gespielt und nur von der Violine begleitet. Die Violine selbst nimmt sie dann im „Tango“ wieder auf. Der Karikatur weltlicher Macht im „Königs- marsch“ entspricht kurz vor dem Ende des Stücks die Karikatur einer zur Stützung der existierenden Verhältnisse herabgesunkenen Kirche, die dem Teufel geradezu die Hand reicht. Strawinsky verschränkt hier (noch einige Zeit vor Weill und Brecht) die parodierte Weihe und Selbstgewissheit des Choralgesangs mit diabolischer Drohung und Martin Wilkening, geboren 1959 in Hannover, wildem Teufelstriumph. Einem ersten kurzen studierte Musik- und Literaturwissenschaften in Berlin. Er schreibt Musikkritiken und Anklang an den armselig tremolierend begleiteten Konzerteinführungen und arbeitet für das Luther-Choral Ein feste Burg ist unser Gott folgt Goethe-Institut. 11
KULTUR. G E H Ö R T. GEFUNKERTDE.N AUGEN MACHEN. DEINE OHREN W IGOR STRAWINSKY Die Geschichte vom Soldaten Isabelle Faust Violine Dominique Horwitz Sprecher Coppola _ Zafra _ Friedrich van Rijen _ de Boevé _ Curfs Élégie - Duo concertant Alexander Melnikov Klavier Ein Soldat verkauft dem Teufel seine Violine gegen ein Buch, das die Zukunft vorhersieht, und verliert während des Urlaubs CD HMM 982671 seine Seele – der Faust-Mythos ist nahebei. Dominique Horwitz verkörpert sämtliche Figuren der Handlung und gibt viel auf dieses Werk, das dank des Engagements der Musiker, die auf Instrumenten aus der Uraufführungszeit spielen, wieder seine eigenständige Note und seine Originalfarben erhält. Isabelle Faust und Alexander Melnikov ergänzen es durch zwei kleine, zu Unrecht verkannte musikalische Perlen des Komponisten, der uns vor 50 Jahren verließ. store.harmoniamundi.com D_Musikfest_Berlin.indd 1 05/08/2021 14:50 12
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Musikfest Berlin 2021 – Digitale Angebote Künstler*innenbiografien Ausführliche Biografien der am Musikfest Berlin 2021 beteiligten Interpret*innen, Orchester und Ensembles sowie der Komponist*innen haben wir für Sie auf unserer Website zusammengestellt. Sie finden sie unter: und berlinerfestspiele.de/musikfest-bios Musikfest Berlin on Demand Musikfest Berlin Digital Gemeinsam mit der Digital Concert Hall der Berliner Philhamoniker präsentiert das Musikfest Berlin der Berliner Festspiele ausgewählte Konzerte online. Livestreams der Veranstaltungen sind in der Digital Concert Hall verfügbar. Falls Sie noch kein*e Abonnent*in der Digital Concert Hall sind, haben Sie die Möglichkeit, für 30 Tage ein Schnupperabo für 14,90 Euro abzuschließen. Details unter digitalconcerthall.com Aufzeichnungen können Sie auf der Website der Berliner Festspiele ansehen. Mit unserem Festivalpass erhalten Sie ab 5 Euro Zugang zu allen Konzert aufzeichnungen. Diese werden, wenn nicht anders angegeben, am Folgetag des Live-Konzerts um 16:00 Uhr veröffentlicht und sind dann bis zu 10 Tage abrufbar. Die genauen Verfügbarkeitszeiträume und Details finden Sie unter berlinerfestspiele.de/musikfest-digital All Eyes on … In der Gesprächsreihe geben Künstler*innen des Musikfest Berlin 2021 Einblicke in ihre Arbeit. In kurzen Interviews erzählen zum Beispiel Cathy Milliken oder Michael Schiefel von ihren Projekten beim Festival, ihrer ersten Begegnung mit der Musik von Igor Strawinsky und wie Berlin in ihren Ohren klingt. Alle Interviews finden Sie unter berlinerfestspiele.de/all-eyes-on Journal und Digital Guide Zum Festival ist ein Journal erschienen, in dem Sie Texte und Interviews mit Winrich Hopp, Heiner Goebbels und Cathy Milliken finden. Das Heft liegt in der Philharmonie Berlin aus und steht als pdf auf berlinerfestspiele.de/musikfest-publikationen zum Download bereit. Außerdem können Sie in unserem digitalen Guide durch zusätzliche Texte, Bilder und Videos mehr über die programmatischen Schwerpunkte und die Künstler*innen der diesjährigen Festivalausgabe erfahren: berlinerfestspiele.de/musikfest-digital-guide 15
Das Musikfest Berlin 2021 im Radio und online Deutschlandfunk Kultur – Die Sendetermine 1.9. Mi 20:03 Gründungskonzert Bundesjugendchor Aufzeichnung vom 28.8. 2.9. Do 20:03 Mahler Chamber Orchestra Live-Übertragung 5.9. So 20:03 Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Aufzeichnung vom 4.9. Orchestre des Champs-Élysées 6.9. Mo 20:03 Collegium Vocale Gent Live-Übertragung Live - zeitversetzt 8.9. Mi 20:03 Collegium Vocale Gent Aufzeichnung vom Konzert um 17:00 14.9. Di 20:03 Les Siècles Aufzeichnung vom 13.9. Deutsches Symphonie-Orchester Berlin 19.9. So 20:03 Rundfunkchor Berlin Live-Übertragung Berliner Philharmoniker 21.9. Di 20:03 Kirill Petrenko Aufzeichnung vom 17.9. Folgende Konzerte werden aufgezeichnet und im Oktober gesendet. Die Sendedaten stehen noch nicht fest und sind den Programminformationen des Senders zu entnehmen. Concertgebouworkest Amsterdam Aufzeichnung vom 31.8. Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) Aufzeichnung vom 9.9. RIAS Kammerchor Berlin Kammerakademie Potsdam Aufzeichnung vom 15.9. Deutschlandfunk Kultur ist in Berlin über 89,6 MHz, Kabel 97,50, bundesweit über Satellit, DAB+ und über Livestream auf deutschlandfunkkultur.de zu empfangen. Kulturradio vom rbb – Die Sendetermine Berliner Philharmoniker 2.10. Sa 20:03 Jakob Hrůša Aufzeichnung vom 11.9. / 12.9. Kulturradio vom rbb ist in Berlin über 92,4 MHz, Kabel 95,35, digital und über Livestream auf kulturradio.de zu empfangen. 16
Konzerte in der Digital Concert Hall und auf Musikfest Berlin on Demand Digital Concert Hall Live-Übertragung 30.8. Mo 20:00 Heiner Goebbels A House of Call 1.9. Mi 20:00 Concertgebouworkest Amsterdam 2.9. Do 20:00 Mahler Chamber Orchestra 3.9. Fr 20:00 English Baroque Soloists / Monteverdi Choir 4.9. Sa 19:00 Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Orchestre des Champs-Élysées 6.9. Mo 20:00 Collegium Vocale Gent 7.9. Di 20:00 London Symphony Orchestra 8.9. Mi 20:00 Collegium Vocale Gent 9.9. Do 20:00 Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) 12.9. So 11:00 Ensemble Mini Les Siècles 13.9. Mo 20:00 Rundfunkchor Berlin RIAS Kammerchor Berlin 15.9. Mi 21:00 Kammerakademie Potsdam Deutsches Symphonie-Orchester Berlin 19.9. So 20:00 Rundfunkchor Berlin Karajan-Akademie der 20.9. Mo 20:00 Berliner Philharmoniker digitalconcerthall.com und berlinerfestspiele.de/musikfest-ondemand Die meisten Konzerte stehen nach dem Livestream am Folgetag ab 16:00 Uhr auf Musikfest Berlin on Demand zur Verfügung. Nähere Informationen unter berlinerfestspiele.de/musikfest-ondemand 17
Programmübersicht Sa 28.8. Philharmonie 17:00 Gründungskonzert Bundesjugendchor Anne Kohler Eröffnungskonzert Mo 30.8. Philharmonie 20:00 Heiner Goebbels: A House of Call UA Ensemble Modern Orchestra Di 31.8. Philharmonie 20:00 Concertgebouworkest Amsterdam Daniel Harding Ensemble Modern Mi 1.9. Philharmonie 20:00 Neuer Kammerchor Berlin Cathy Milliken: Night Shift – The Rehearsal UA Do 2.9. Philharmonie 20:00 Mahler Chamber Orchestra Sir George Benjamin English Baroque Soloists Fr 3.9. Philharmonie 20:00 Monteverdi Choir John Eliot Gardiner Sa 4.9. Philharmonie 19:00 Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Vladimir Jurowski Kammermusiksaal ENDOR 21:00 Anna Prohaska, Nicolas Altstaedt, Francesco Corti So 5.9. Philharmonie 11:30 Ensemble Musikfabrik I Porträt Ann Cleare Philharmonie Ensemble Musikfabrik II 15:00 Enno Poppe: Prozession rbb Sendesaal Heiner Goebbels: Liberté d’action 17:00 & 21:00 David Bennent, Hermann Kretzschmar, Ueli Wiget Konzerthausorchester Berlin Konzerthaus Berlin Max Neufeld | Johannes Kalitzke 18:00 & 21:00 Hoffmanns Erzählungen Orchestre des Champs-Élysées Mo 6.9. Philharmonie 20:00 Collegium Vocale Gent Philippe Herreweghe Di 7.9. Philharmonie 20:00 London Symphony Orchestra Sir Simon Rattle 18
Mi 8.9. Kammermusiksaal 17:00 & 21:00 Collegium Vocale Gent Philippe Herreweghe Staatskapelle Berlin Philharmonie Martha Argerich 20:00 Daniel Barenboim Do 9.9. Philharmonie 20:00 Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) Ilan Volkov Fr 10.9. Philharmonie 20:00 Orchester und Chor der Deutschen Oper Berlin Donald Runnicles Sa 11.9. Kammermusiksaal 17:00 Pierre-Laurent Aimard Sweelinck | Kurtág | Andre Philharmonie Berliner Philharmoniker 19:00 Jakub Hrůša Kammermusiksaal Pierre-Laurent Aimard | Frank Reinecke 21:00 Mark Andre So 12.9. Philharmonie 11:00 Ensemble Mini Joolz Gale Philharmonie Berliner Philharmoniker 20:00 Jakub Hrůša Les Siècles Mo 13.9. Philharmonie 20:00 Rundfunkchor Berlin François-Xavier Roth RIAS Kammerchor Berlin Mi 15.9. Philharmonie 21:00 Kammerakademie Potsdam Justin Doyle Do 16.9. Kammermusiksaal 17:00 & 21:00 Faust | Horwitz & Friends Igor Strawinsky: L‘Histoire du Soldat Philharmonie Berliner Philharmoniker 20:00 Kirill Petrenko Fr 17.9. Philharmonie 20:00 Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko Sa 18.9. Philharmonie 19:00 Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko So 19.9. Philharmonie 20:00 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Robin Ticciati Mo 20.9. Philharmonie 20:00 Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker Matthias Pintscher 19
IMPRESSUM Musikfest Berlin Berliner Festspiele Künstlerischer Leiter Ein Geschäftsbereich der Projektmanagerin Digitalprojekte Dr. Winrich Hopp Kulturveranstaltungen des Isabell Rauscher Bundes in Berlin GmbH Organisation Redaktion Anke Buckentin (Leitung), Intendant Andrea Berger (Leitung), Juliane Spence, Ina Steffan, Dr. Thomas Oberender Dr. Barbara Barthelmes, Ivana-Elena Wirtz Julian Dittrich, Anne Phillips-Krug, Kaufmännische Geschäftsführung Lucien Strauch Charlotte Sieben Abendprogramm Leitung Kommunikation Social Media Anna Neubauer. Dilan Çapan Claudia Nola (Studentische Mitarbeiterin) Redaktion Assistenz Kommunikation Ticket Office Dr. Barbara Barthelmes, Ingo Franke (Leitung), Nina Kraus Julian Dittrich (Assistenz) Simone Erlein (Stellvertretende Leitung), Grafik Peter Decker, Frano Ivić, Lektorat Christine Berkenhoff, Nafi Mirzaii Uwe Krey, Karsten Neßler, Anke Buckentin, Juliane Spence, Maren Roos, Torsten Sommer, Ivana-Elena Wirtz Sibylle Steffen, Alexa Stümpke Internetredaktion Frank Giesker (Leitung), Gestaltung Anne Müller. Benedikt Schwank Guest Accomodation Christine Berkenhoff Marc Völz (Leitung), (Studentischer Mitarbeiter) nach einem Entwurf von Eps51 Frauke Nissen Marketing Herstellung Gerlind Fichte, Protokoll und Partnerschaften Print Media Group GmbH, Leimen Jeruna Tiemann Jan Heberlein, Susanne Held. Amadé Victor Hölzinger & Stand: 11. August 2021 Isabel Rojas Danke an alle Mitarbeiter*innen Programm- und Besetzungs- änderungen vorbehalten (Studentische*r Mitarbeiter*in) der Berliner Festspiele. Presse Adresse Sara Franke, Anna-Lina Hinz, Patricia Hofmann. Berliner Festspiele Schaperstraße 24, 10719 Berlin Helena Bschaden (Studentische Mitarbeiterin) + 49 30 254 89 0 info@berlinerfestspiele.de berlinerfestspiele.de Berliner Festspiele / Musikfest Berlin in Zusammenarbeit mit Gefördert durch Förderer Medienpartner 20
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