Standort Deutschland weiter im Aufschwung? - EY's Attractiveness Survey Deutschland Juni 2018
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Standort Deutschland weiter im Aufschwung? EY’s Attractiveness Survey Deutschland Juni 2018 The better the question. The better the answer. The better the world works.
Inhalt www.ey.com/attractiveness 1 Seite 4 Vorwort 4 Seite 48 Methodik 2 5 Seite 6 Seite 50 Image und Wahr- Zum EY „Attractiveness nehmung Program“ 3 6 Seite 34 Ausländische Investoren in Seite 51 Deutschland und Europa Kontakt EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 3
www.ey.com/attractiveness Vorwort Europas Wirtschaft kommt voran: Die Wirtschaftsleistung Mit der europäischen Wirtschaft geht es nach einer der EU stieg im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent — das längeren Durststrecke also endlich wieder aufwärts — und stärkste Plus seit dem Jahr 2007. Zudem konnten die auch der Investitionsstandort Europa profitiert davon. EU-Staaten die Arbeitslosigkeit weiter abbauen: Sie sank Die vorliegende Studie zeigt, dass Europa inmitten einer um einen Prozentpunkt, gleichzeitig stieg die Beschäftigung unübersichtlichen und von hoher Volatilität geprägten um knapp zwei Prozent. Allein im vergangenen Jahr sind Gemengelage weiterhin ein attraktiver Investitionsstandort EU-weit 3,7 Millionen neue Stellen geschaffen worden. ist — internationale Investoren halten Europa sogar für ein lohnenderes Investitionsziel als China und die USA. Die deutsche Wirtschaft entwickelt sich auf hohem Niveau weiter gut — dank niedriger Zinsen, konsumfreu- Deutschland und Europa sollten diesen Vertrauens- diger Bürger und weltweit erfolgreicher Unternehmen. vorschuss nutzen, sich auf die eigenen Stärken besinnen, Sie ist allerdings nicht mehr der Wachstumsmotor Europas: aber auch entschlossen in die eigene Zukunftsfähigkeit Mit einem Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent belegte investieren. Das bedeutet auch, die Einheit und Handlungs- Deutschland im vergangenen Jahr nur Rang 23 unter den fähigkeit zu bewahren — politische Stabilität und Berechen- 28 EU-Mitgliedstaaten. Gerade in den nördlichen und barkeit sind in politisch wie wirtschaftlich volatilen Zeiten östlichen Mitgliedsländern ist die wirtschaftliche Dynamik ein wichtiges Gut. Zum anderen sollten jetzt die Weichen derzeit noch etwas größer — vielfach allerdings aufgrund gestellt werden für die Transformation der Wirtschaft, die erheblicher Aufholeffekte nach schwachen Vorjahren. zunehmend eine digitale Wirtschaft ist. Gerade Deutschland steht hier vor der enormen Herausforderung, sich von Anderswo ziehen sich derweil Gewitterwolken zusammen: einem weltweit führenden Industrie- und Hochtechnologie- Geopolitische Spannungen nehmen zu, Sanktionen, neue standort zu einem Digitalstandort zu entwickeln, der sich Zollschranken und drohende Handelskriege bestimmen die ebenfalls an der Weltspitze etablieren kann. Schlagzeilen und führen zu einer Verunsicherung an den Börsen und in den Chefetagen der Unternehmen. HUBERT BARTH BERNHARD LORENTZ ERNST & YOUNG GMBH ERNST & YOUNG GMBH VORSITZENDER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG EY DEUTSCHLAND LEITER GOVERNMENT AND PUBLIC SECTOR EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 5
Investoren loben Deutschland — sehen aber Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung 6 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 2
www.ey.com/attractiveness Image und Wahrnehmung Die attraktivsten Standorte in Europa: Deutschland weiter auf dem ersten Platz Deutschland ist aus Sicht aus- ländischer Investoren weiter der attraktivste Standort in Europa. In der weltweiten Befragung, die für diese Studie durchge- führt wurde, bezeichneten 66 von 100 Managern Deutsch- land als einen der drei attraktivsten Investitionsstandorte in Europa. Während das Ergebnis für Deutschland auf dem Vorjahresniveau liegt, haben sich auf den folgenden Plätzen deutliche Verschiebungen ergeben: Frankreich konnte deut- lich Boden gutmachen und von 45 auf 56 Prozent zulegen, während die Attraktivität Großbritanniens leicht gesunken ist: von 55 auf 52 Prozent. Wie schon in den Vorjahren ist der Abstand der drei führenden Investitionsstandorte zu den übrigen europäi- schen Ländern sehr groß: Italien liegt mit einem Zustim- Die Attraktivität Groß- mungswert von nur elf Prozent auf dem vierten Platz — britanniens ist leicht angesichts der Größe und Bedeutung der italienischen gesunken, während Volkswirtschaft ein schwaches Ergebnis. Knapp hinter Italien liegen die Niederlande, Spanien und die Schweiz, Frankreich deutlich Boden die jeweils eine geringere Zustimmung als im Vorjahr gutmachen konnte. erreichen. Größere Veränderungen ergaben sich für Polen und Finnland, die in der Gunst der Investoren zulegen konnten, sowie für Irland, dessen Ergebnis deutlich unter dem Vorjahreswert liegt. EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 7
Die attraktivsten Länder Europas: Deutschland verteidigt Platz eins, Frankreich holt auf „Welche drei Länder sind derzeit aus Ihrer Sicht die attraktivsten Investitionsstandorte in Europa?“ Deutschland 66 % Frankreich 56 % Großbritannien (66) (45) 52 % (55) 11 % Italien 9 % Niederlande 9 % Spanien 8 % Schweiz 7 % Finnland 6 % Polen 5 % Irland 5 % Norwegen Angaben in Prozent; bis zu drei Nennungen möglich; Grundgesamtheit: n = 505; 2017-Werte in Klammern In Summe kann Westeuropa — trotz einiger Verschie- Auch Asien (ohne China) hat in diesem Jahr leichte Ein- bungen im innereuropäischen Ranking — seine Attrak- bußen zu verzeichnen — der Anteil der Nennungen sinkt tivität auf Vorjahresniveau halten: Wie schon 2017 von 21 auf 18 Prozent. Dahinter platzieren sich mit jeweils bezeichnen derzeit 53 Prozent aller befragten Investo- 13 Prozent Russland und Indien, wobei Russland leicht ren Westeuropa in diesem Jahr als eine der drei Top- hinzugewinnt, während Indien zwei Prozentpunkte abgibt. Investitionsregionen weltweit. Damit belegt Westeuropa den ersten Platz im Regionen-Ranking. Dahinter können sich mit etwas Abstand China und Osteuropa platzieren, die um fünf bzw. vier Prozentpunkte zulegen. Nord- amerika rutscht in diesem Ranking vom zweiten auf den vierten Platz: Nach 39 Prozent im Vorjahr bewerten in diesem Jahr nur noch 34 Prozent der Unternehmen Nordamerika als Top-Investitionsstandort. 8 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness Europa vor China attraktivstes Investitionsziel weltweit „Welche drei Regionen sind derzeit aus Ihrer Sicht die attraktivsten Investitionsstandorte weltweit?“ Westeuropa 53 % China 42 % Osteuropa (53) (37) 41 % (37) 34 % Nordamerika 18 % Asien (ohne China) 13 % Russland 13 % Indien 11 % Lateinamerika 9 % Nordafrika 9 % Mittlerer Osten 7 % Japan 6 % Brasilien Angaben in Prozent; bis zu drei Nennungen möglich; Grundgesamtheit: n = 505; 2017-Werte in Klammern Insgesamt bestätigt sich damit das Bild der Vor- gängerstudien, wonach Westeuropa von internationalen Investoren trotz aller politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen wieder als bemerkenswert attrak- tiver Investitionsstandort wahrgenommen wird. Zum Vergleich: Im „Eurokrisenjahr“ 2012 bezeichnete gerade einmal jeder dritte befragte Investor Westeuropa als Top-Standort, während 44 Prozent für China votierten. Seitdem hat Westeuropa erheblich Boden gutgemacht. Nordamerika mit dem wirtschaftlichen Kern USA konnte hingegen den Aufwärtstrend der vergangenen Jahre nicht fortsetzen, sondern verzeichnete erstmals seit dem Jahr 2012 einen Rückgang der Attraktivität. EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 9
Investitionsstandort USA fällt zurück „Welche drei Regionen sind derzeit aus Ihrer Sicht die attraktivsten Investitionsstandorte weltweit?“ (Die Frage wurde 2016 nicht gestellt) 60 50 Westeuropa China 40 Nordamerika 30 20 10 Angaben in Prozent; bis zu drei Nennungen möglich 0 2012 2013 2014 2015 2017 2018 METHODIK Es wurde die „gefühlte“ Attraktivität Europas und einem unabhängigen Marktforschungsinstitut befragt. Deutschlands für ausländische Investoren ermittelt, d. h. Zusätzlich wurden zur Messung der Attraktivität Deutsch- die Ansichten und Meinungen, die in der Umfrage unter lands aus Sicht ausländischer Investoren in einer ge- 505 internationalen Entscheidungsträgern zur Attraktivität sonderten Befragung weitere 210 Entscheidungsträger aus- Europas geäußert wurden. Diese Führungskräfte — aus allen ländischer Unternehmen zu ihrem Urteil über den Standort Ländern, Branchen und Geschäftsmodellen — wurden von Deutschland befragt. 10 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness Unter den an Attraktivität gewinnenden westlichen Industrienationen kann insbesondere Westeuropa ein deutliches Plus an Zustimmung verzeichnen. Renaissance Wir sehen also insgesamt durchaus eine Renaissance der etablierten westlichen Industrienationen, während die der Industrieländer Schwellenländer — abgesehen von China — insgesamt an Attraktivität eingebüßt haben. Bemerkenswert an dieser als Investitions- Entwicklung ist vor allem das positive Abschneiden West- europas, denn nach wie vor steht die Region vor erheb- lichen politischen wie wirtschaftlichen Problemen, auch standorte wenn diese derzeit nicht mehr die Schlagzeilen beherrschen. So sind die Länder der Eurozone im vergangenen Jahr- zehnt wirtschaftlich massiv auseinandergedriftet. Der zum Teil drastische Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Ländern Insgesamt konnten die westlichen im Süden Europas auf der einen Seite und die gute bis Industrieländer im Lauf der vergan- sehr gute Entwicklung in einigen nördlichen Ländern haben zu innenpolitischen Verwerfungen in den Krisenländern, genen Jahre — trotz der aktuellen aber auch zu politischen Spannungen zwischen den Schwäche Nordamerikas — kräftige Staaten geführt. Zugewinne verbuchen. Die kräftige wirtschaftliche Erholung auch in einigen der besonders betroffenen Krisenländern hat in den vergange- nen zwei Jahren zwar zu einer Entspannung der Lage Die Attraktivität Westeuropas stieg seit 2012 um 20 Pro- geführt, noch immer aber liegt die Arbeitslosigkeit in vielen zentpunkte, Nordamerika verbesserte sich immerhin um Ländern erheblich über dem Vorkrisenniveau. So betrug die 13 Prozentpunkte. Auch Osteuropa legte erheblich zu: Die Erwerbslosenquote in Spanien im Vorkrisenjahr 2007 nur Zustimmung stieg um 20 Prozentpunkte. Parallel dazu 8,2 Prozent — 2017 war sie mit 17,2 Prozent hingegen verloren die sogenannten BRIC-Länder insgesamt stark an mehr als doppelt so hoch. In Italien lag die Erwerbslosen- Bedeutung: Während China etwa auf dem Niveau von 2012 quote 2017 bei 11,2 Prozent — 2007 hatte ihr Anteil nur liegt, verliert Russland sechs, Indien acht und Brasilien 6,1 Prozent betragen. sogar zwölf Prozentpunkte. EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 11
der befragten Inves- toren rechnen mit einer 50% steigenden Attraktivität Europas als Investitions- ziel, 15 % mehr als im Vorjahr. Obendrein bestehen nach wie vor Zweifel an der elf Prozentpunkte stieg der Anteil der Investoren, die Belastbarkeit sowohl der öffentlichen Finanzen als auch Frankreich als eines der drei attraktivsten Investitions- des Finanzsektors in einigen Ländern. Zusätzlich ver- ziele in Europa bezeichnen. schärft wurde die Situation durch die Entscheidung Groß- britanniens, die EU zu verlassen, aber auch durch den Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch der zuneh- Schwenk zu autoritären Regierungssystemen gerade mende Optimismus der Investoren in Bezug auf die zu- im Osten Europas. künftige Attraktivität Europas als Investitionsziel: Immerhin 50 Prozent rechnen mit einer steigenden Attraktivität — vor In den vergangenen Jahren gab Europa nach außen einem Jahr lag der Anteil nur bei 35 Prozent. Gleichzeitig also ein wenig geschlossenes Bild ab, politische Uneinigkeit sinkt der Anteil der Befragten, die von einer nachlassenden in wichtigen Fragen und das wirtschaftliche Auseinander- Anziehungskraft Europas für Investoren ausgehen, von driften der europäischen Länder ließen gerade in Bezug 22 auf 12 Prozent. auf die Europäische Union erhebliche Zweifel am Konzept der „ever closer union“ aufkommen — was durch die Brexit- Entscheidung der Briten nochmals unterstrichen wurde. Zuletzt aber — und das zeigen die Befragungsergeb- nisse deutlich — hat sich das Image des Kontinents verbes- sert. Die konjunkturelle Erholung hat Fahrt aufgenommen, die Arbeitslosigkeit sinkt deutlich, die Schuldenkrise ist zumindest vorübergehend abgeflaut. Gerade Frankreich konnte unter dem neuen Präsidenten Emmanuel Macron wieder an Strahlkraft gewinnen — zumal auch die franzö- sische Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs ist. Diese neu gewonnene Attraktivität Frankreichs spiegelt sich auch in den Befragungsergebnissen wider: Um immerhin 12 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness Unternehmen rechnen mit steigender Attraktivität Europas für Investoren „Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Attraktivität Europas als Investitionsziel im Laufe der kommenden drei Jahre entwickeln?“ (Die Frage wurde 2016 nicht gestellt) 38 35 verbessern 39 54 50 gleich bleiben 59 verschlechtern keine Angabe 38 37 41 36 33 33 22 23 22 Angaben in Prozent; 12 12 Grundgesamtheit: n = 502 2 1 1 8 2 2 2012 2013 2014 2015 2017 2018 Mit der steigenden Attraktivität Europas geht eine zu- sich 2018 in Europa anzusiedeln oder zusätzliche Gschäfts- nehmende Bereitschaft zu tatsächlichen Investitionen bereiche zu entwickeln, ist im Vergleich zum Vorjahr von einher: Der Anteil der befragten Investoren, die vorhaben, 28 auf 35 Prozent gestiegen. Geplante Investitionen in Europa: Negativtrend gestoppt „Hat Ihr Unternehmen vor, sich im kommenden Jahr in Europa anzusiedeln oder zusätzliche Geschäftsbereiche in Europa zu entwickeln?” (Die Frage wurde 2016 nicht gestellt) 50 40 38 35 34 32 30 28 20 Anteil „ja-“-Antworten 10 Angaben in Prozent; Grundgesamtheit: n = 502 0 2013 2014 2015 2017 2018 Diese Ergebnisse zeigen: Die Attraktivität Europas als titionen in Europa kommt. Denn offensichtlich sehen Investitionsstandort nimmt zu, und die Chancen stehen gut, Investoren aus aller Welt mittel- und langfristig doch mehr dass in den kommenden Monaten zahlreiche Unternehmen Chancen als Risiken in einem Engagement in Europa — ihre Planungen in die Tat umsetzen und es zu neuen Inves- gerade im Vergleich zu anderen Regionen weltweit. EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 13
Der Standort Deutschland im Detail: Nachholbedarf bei digitaler Infrastruktur Der Investitionsstandort Deutschland genießt bei ausländischen Unternehmen hohes Ansehen — das zeigt die detaillierte Befragung von 210 Managern ausländi- scher Unternehmen zu Stärken und Schwächen des Standorts. 14 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness Mehr als sieben von zehn Unternehmen äußern sich derzeit Allerdings ist im Vergleich zum Vorjahr die Zufrieden- zustimmend zur deutschen Standortpolitik, jeder fünfte heit gerade der bereits in Deutschland tätigen Investoren Befragte bewertet sie sogar als uneingeschränkt investoren- tendenziell gesunken: Der Anteil derer, die ein uneinge- freundlich. Auffallend ist, dass Unternehmen, die in schränkt positives Urteil fällen, ging von 32 auf 25 Prozent Deutschland bereits engagiert sind — und deren Urteil somit zurück, während gleichzeitig die eingeschränkt positiven auf eigenen Erfahrungen basiert — ein deutlich positiveres Bewertungen um fünf Prozentpunkte anstiegen. Hieraus Deutschlandbild haben als solche, die nicht in der Bundes- lässt sich also eine leichte Eintrübung der Attraktivität republik aktiv sind: Während erstere Gruppe zu 77 Prozent Deutschlands ableiten. positiv über den Standort urteilt, liegt die Zustimmungs- quote bei Unternehmen ohne Geschäftstätigkeit in Deutsch- Immerhin: Der Anteil der Manager, die sich uneinge- land gerade einmal bei 63 Prozent. schränkt positiv äußern, liegt derzeit mit 21 Prozent auf dem vierthöchsten Stand seit 2007 — nur in den Jahren 2012, 2016 und 2017 lag er höher. Mehrheit der Investoren lobt deutsche Standortpolitik „Sind Sie der Ansicht, dass Deutschland heute eine für internationale Investoren interessante Politik umsetzt?” Unternehmen mit Unternehmen ohne Geschäftsaktivität Geschäftsaktivität Sicher nicht in Deutschland in Deutschland Ja, sicher Eher nein 6 9 (14) 21 25 (32) 20 54 (43) 52 (47) 53 28 (24) 17 (18) 5 (3) 9 (19) Eher ja Angaben in Prozent; ohne „Keine Angaben“; Grundgesamtheit: n = 210; Vorjahreswerte in Klammern EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 15
Zustimmung zur deutschen Standortpolitik weiter auf hohem Niveau „Sind Sie der Ansicht, dass Deutschland heute eine für internationale Investoren interessante Politik umsetzt?“ (Die Frage wurde 2009 nicht gestellt) 9 13 14 15 17 17 17 23 21 27 25 Ja, sicher Eher ja 51 Eher nein 52 56 52 42 55 51 Sicher nicht 60 45 53 53 27 37 23 28 20 Angaben in Prozent; 21 26 30 20 19 13 ohne „Keine Angaben”; Grundgesamtheit: n = 210 7 4 6 8 7 7 5 2 7 9 6 2007 2008 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Insgesamt zeigt sich, dass der Standort Deutschland — Tatsächlich liegt Deutschland bei der Breitbandversor- trotz einer gewissen aktuellen Eintrübung — im Ausland gung im europäischen Vergleich nur im Mittelfeld. Nach einen außerordentlich guten Ruf genießt; die Imagewerte Zahlen des Statistischen Bundesamts verfügten im Jahr sind seit Jahren auf einem hohen Niveau. Worauf gründet 2017 lediglich 42 Prozent aller hiesigen Unternehmen mit sich diese positive Einschätzung? Zugang zum Internet und mindestens zehn Beschäftigten über einen festen Breitbandanschluss mit einer vertrag- Aus Investorensicht punktet der Standort Deutschland lich festgelegten Datenübertragungsrate von mindestens vor allem mit seiner Verkehrsinfrastruktur und mit dem 30 Megabit pro Sekunde. Das waren zwar vier Prozent- Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte: Etwa vier von fünf punkte mehr als 2016, trotz des Zuwachses liegt Deutsch- Managern bewerten diese Standortfaktoren hierzulande land aber wie in den Vorjahren nur knapp über dem als insgesamt attraktiv. Im Vergleich zum Vorjahr ist der EU-Durchschnitt von 40 Prozent. Grad der Zustimmung zur Infrastruktur sogar noch leicht gestiegen, während die Qualifikation der Arbeitnehmer Die Spitzenplätze in der EU belegten im Jahr 2017 nord- leicht schlechter beurteilt wird als 2017. europäische Länder: Dänemark kommt auf 73 Prozent, die Niederlande auf 65 Prozent und Schweden auf 64 Pro- Auf den Rängen 3 bis 6 mit Zustimmungsraten von jeweils zent. Am wenigsten verbreitet war schnelles Internet bei mehr als 70 Prozent liegen das soziale Klima in Deutschland, Unternehmen in südeuropäischen Ländern: In Zypern und die Stabilität des politischen und rechtlichen Umfelds, die Griechenland verfügen gerade einmal 25 Prozent über eine Attraktivität des Binnenmarktes sowie die Möglichkeit, hier- Datenübertragungsrate von mindestens 30 Megabit pro zulande die Produktivität zu erhöhen. Die Zustimmung zu Sekunde, in Italien sind es sogar nur 23 Prozent. diesen Standortfaktoren bewegt sich jeweils etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Deutlich schlechter als 2017 wird Diese Zahlen zeigen, dass Deutschland zumindest bei hingegen die Telekommunikationsinfrastruktur bewertet: der Versorgung mit schnellem Internet erheblichen Nach- Hier sinkt die Zustimmung von 76 auf 66 Prozent — ein Rück- holbedarf hat und weit entfernt von einem internationalen gang, der zu denken geben sollte. Zum Vergleich: Im Jahr Spitzenplatz ist. Für einen Hightech-Standort ist das zu 2016 rangierte die Telekommunikationsinfrastruktur mit wenig — zumal es bei der Glasfasertechnik für den Standort 84 Prozent sogar noch auf Platz eins der Standortfaktoren. Deutschland noch schlechter aussieht. 16 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness In dem massiven Rückgang der positiven Einschätzung fest steht: Um wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht es zum Standortfaktor „Telekommunikationsinfrastruktur“ in Deutschland flächendeckend Internetanschlüsse mit aus- dürfte daher eine zunehmende Skepsis hinsichtlich reichender Bandbreite — dies ist eine der vordringlichsten der Verbreitung der Glasfasertechnologie zum Ausdruck Aufgaben für die Bundespolitik. kommen. Tatsächlich liegt Deutschland im Ranking der Branchenorganisation FTTH Council europaweit nur auf dem 29. Platz. Demnach waren bis September 2017 nur 2,3 Prozent der deutschen Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen; in Schweden liegt der Anteil bei 43,4 Pro- zent, in Russland bei fast 38 Prozent und im Nachbarland Aus Investorensicht punk- Frankreich immerhin bei knapp 15 Prozent. tet der Standort Deutsch- land vor allem mit seiner Dass Deutschland bei dieser zukunftsfähigen Techno- logie so weit abgeschlagen ist, könnte sich tatsächlich Verkehrsinfrastruktur und mittelfristig zu einem eklatanten Standortnachteil entwi- mit dem Qualifikations- ckeln — dann nämlich, wenn im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung der Bedarf an zusätzlicher Bandbreite wei- niveau der Arbeitskräfte. ter so stark steigt wie in den vergangenen Jahren. Denn Die Stärken und Schwächen des Investitionsstandorts Deutschland „Wie bewerten Sie Deutschland hinsichtlich folgender Standortfaktoren?” Infrastruktur: Transport und Logistik 46 13,8 36 82 (80) Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte 38 41 79 (81) Soziales Klima 36 41 77 (79) Stabilität und Transparenz des politischen, rechtlichen 44 32 76 (76) und ordnungspolitischen Umfelds Attraktivität des Binnenmarktes 31 43 74 (74) Potenzielle Produktivitätszuwächse 21 53 74 (70) Infrastruktur: Telekommunikation 24 42 66 (76) Flexibilität der arbeitsrechtlichen Bestimmungen 15 35 50 (43) Von der Regierung gewährtes Anreizpaket 9 39 48 (37) und Vergünstigungen Unternehmensbesteuerung 8 31 39 (33) Personal-/Arbeitskosten 9 24 33 (35) 0 20 40 60 80 Sehr attraktiv Eher attraktiv Angaben in Prozent; Vorjahreswerte in Klammern; Grundgesamtheit: n = 210 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 17
Während beim Thema Telekommunikation Deutschland Insgesamt zeigt sich, dass der Standort Deutschland deutlich an Zustimmung verliert, geht es an anderer Stelle in Bezug auf kostenseitige Faktoren und die Flexibilität aufwärts: Die Flexibilität des Arbeitsrechts — traditionell arbeitsrechtlicher Bestimmungen eher kritisch bewertet ein Faktor, bei dem Deutschland eher schwach abschneidet wird: Hier lautet das Urteil vieler Investoren wie schon in — wird in diesem Jahr von 50 Prozent der Befragten positiv den Vorjahren in Kurzform: „Die Arbeitskraft ist zu teuer, bewertet, das sind sieben Prozentpunkte mehr als im die Unternehmensbesteuerung zu hoch, das Arbeitsrecht Vorjahr. Ähnlich stark steigt die Zustimmung beim Thema zu unflexibel.“ Bemerkenswert ist, dass die in Deutschland Unternehmensbesteuerung: von 33 auf 39 Prozent. aktiven Unternehmen sogar noch stärkere Kritik äußern: Hier überwiegen allerdings nach wie vor die negativen In dieser Gruppe liegt der Anteil derer, die die Arbeits- Bewertungen. kosten kritisieren, bei 63 Prozent (gegenüber 56 Prozent bei den nicht in Deutschland engagierten Unternehmen). Die Unternehmensbesteuerung wird von 52 (versus 31) Prozent kritisiert. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass die Arbeitskosten Unterm Strich liegen Deutschlands Vorteile weiterhin in Deutschland im internationalen Vergleich tatsächlich ganz klar im Bereich innovativer, zukunftsweisender Produk- relativ hoch sind. Laut Eurostat lagen sie in Deutschland im te und Dienstleistungen — dafür sprechen das hohe Quali- vergangenen Jahr bei 34,10 Euro — der EU-Durchschnitt lag fikationsniveau der Arbeitskräfte, Deutschlands weltweit bei 26,80 Euro. Aufschlussreich ist der Vergleich zwischen hervorragender Ruf als Premiumstandort sowie der enge Deutschland und Großbritannien: Dort fielen nur 25,70 Euro Verbund deutscher universitärer und außeruniversitärer an — und während die Arbeitskosten in Großbritannien seit Forschungseinrichtungen mit hier ansässigen, weltweit 2015 um 13 Prozent gesunken sind, legten sie in Deutsch- agierenden Großkonzernen. Auf der anderen Seite: Beson- land im gleichen Zeitraum um sechs Prozent zu. ders lohnintensive Bereiche, bei denen vor allem die Arbeits- kosten ins Gewicht fallen und weniger die Qualifikation der Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die befragten Beschäftigten, werden am Standort Deutschland tendenziell Investoren das Bild von Deutschland als Premiumstandort eine immer geringere Rolle spielen. zwar erneut bestätigen, dass auf der anderen Seite aber durchaus Handlungsbedarf besteht, wenn Deutschland seine Position als Top-Standort verteidigen will. Gerade die fortschreitende Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaftswelt dürfen nicht unterschätzt werden — und hier sind die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen noch längst nicht so gut, wie sie sein sollten. 18 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness Arbeitskosten pro Stunde in Euro in Unternehmen mit mindestens 10 Beschäftigten (2017); ohne Landwirtschaft und öffentliche Verwaltung Dänemark 42,5 Belgien 39,6 Schweden 38,3 Luxemburg 37,6 Frankreich 36,0 Niederlande 34,8 Deutschland 34,1 Österreich 34,1 Finnland 32,7 Irland 31,0 Italien 28,2 Ver. Königreich 25,7 Spanien 21,2 Slowenien 17,0 Zypern 16,0 Griechenland 14,5 Portugal 14,1 Malta 13,8 Estland 11,7 Tsch. Republik 11,3 Slowakei 11,1 Kroatien 10,6 Polen 9,4 Ungarn 9,1 Lettland 8,1 Litauen 8,0 Rumänien 6,3 Bulgarien 4,9 0 10 20 30 40 50 Quelle: Eurostat EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 19
Fortentwicklung Deutschlands zum Digitalstandort Internationale Investoren sehen Deutschland grundsätzlich auf einem guten Weg. Nach Meinung der Investoren wird sich die Standort- attraktivität in den kommenden Jahren weiter verbessern. 44 Prozent der befragten Manager rechnen für die kom- menden drei Jahre mit einer Erhöhung der Attraktivität des Standortes Deutschland, gerade einmal sechs Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Damit bleibt das Stimmungsbild so positiv wie vor einem Jahr. Weitere Verbesserung der Standortattraktivität erwartet „Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Attraktivität des Standortes Deutschland im Laufe der kommenden drei Jahre entwickeln?” K. A. Deutlich verbessern Deutlich verschlechtern Leicht verschlechtern Ergebnisse 2017 1 10 6 Verbessern: 44 % 5 Verschlechtern: 6% Leicht verbessern 38 40 Angaben in Prozent; Gleich bleiben Grundgesamtheit: n = 210 20 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness Gut jedes vierte befragte Unternehmen (28 Prozent) im Vorjahr lag der Anteil mit 37 Prozent etwas niedriger. plant, sich in diesem Jahr in Deutschland anzusiedeln oder Neuinvestitionen von Unternehmen, die bislang nicht in hier zusätzliche Geschäftsbereiche zu entwickeln. Dabei Deutschland aktiv sind, sind hingegen nur in geringem erweisen sich naturgemäß die Unternehmen, die bereits in Umfang zu erwarten: Nur sieben Prozent der Unternehmen Deutschland engagiert sind, als deutlich investitionsfreudi- ohne Geschäftstätigkeit in Deutschland planen eine Investi- ger als solche, die bislang nicht in Deutschland aktiv sind: tion — vor einem Jahr lag der Anteil bei drei Prozent. Der Von den Unternehmen mit Geschäftstätigkeit in Deutsch- Schwerpunkt der Investitionen soll dabei auf Projekten in den land planen 39 Prozent, weitere Investitionen zu tätigen — Bereichen Vertrieb und Marketing sowie Produktion liegen. Gut jedes vierte ausländische Unternehmen will 2018 in Deutschland investieren „Hat Ihr Unternehmen vor, sich im kommenden Jahr in Deutschland anzusiedeln oder zusätzliche Geschäftsbereiche in Deutschland zu entwickeln?” Wenn Ja: „Welche Art von Projekt ist geplant?“ K. A. Vertrieb und Marketing 41 Nein 11 Ja (11) Produktion 32 61 28 Logistik/ 8 (65) (24) Beschaffungskette F&E 7 Investitionen 6 Hauptsitz 4 Schulungszentrum 2 Backoffice 2 Angaben in Prozent; Grundgesamtheit: n = 210; Vorjahreswerte in Klammern 39 % Investitionswillige 7% Unternehmen 3% Anteil im Vergleich 37 % zum Vorjahr Unternehmen mit Unternehmen ohne Geschäftsaktivität Geschäftsaktivität in Deutschland in Deutschland EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 21
Für 2018 ist also mit weiter reger Investitionstätigkeit in Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich eine etwas gerin- Deutschland zu rechnen — vor allem weil der Anteil derer, gere Verlagerungsbereitschaft — 2017 planten 14 Prozent, die neue Investitionen hierzulande anstoßen wollen, deut- Teile der Geschäftstätigkeit aus Deutschland abzuziehen. lich höher liegt als der Anteil derjenigen, die Teile ihrer Ob sich daraus allerdings tatsächlich ein Trend zu höherer Geschäftstätigkeit von Deutschland ins Ausland verlagern Standorttreue ableiten lässt, bleibt abzuwarten: Auch in den wollen: Von den in Deutschland bereits engagierten Unter- Vorjahren schwankte der Anteil der verlagerungswilligen nehmen planen nur elf Prozent, Teile der Geschäftstätigkeit Unternehmen jeweils um die 11-Prozent-Marke. aus Deutschland ins Ausland zu verlagern, während wie oben beschrieben 39 Prozent der hier bereits tätigen Unternehmen vorhaben, zusätzliche Geschäftsbereiche in Deutschland anzusiedeln. Die Zufriedenheit mit dem Standort ist hoch, viele Unternehmen planen Folgeinvestitionen. Jedes siebte Unternehmen plant Verlagerungen ins Ausland „Hat Ihr Unternehmen generell vor, einen Teil seiner Tätigkeit aus Deutschland in ein anderes Land zu verlagern?“ K. A. Ja Ergebnisse 2017 7 11 Ja: 14 % Nein: 80 % Angaben in Prozent; 82 Grundgesamtheit: n = 140; (Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten Nein in Deutschland) 22 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness Standorttreue nimmt tendenziell zu — Verlagerungen auf niedrigem Niveau „Hat Ihre Gruppe generell vor, einen Teil ihrer Tätigkeit aus Deutschland in ein anderes Land zu verlagern?“ (Anteil „Ja“ in Prozent) 28 19 20 18 14 13 14 11 11 11 11 12 11 8 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Angaben in Prozent; Grundgesamtheit 2018: n = 140 (Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in Deutschland) Die insgesamt relativ ausgeprägte Standorttreue der in Deutschland aktiven ausländischen Unternehmen und die hohe Bereitschaft, Folgeinvestitionen zu tätigen, sprechen insgesamt für eine hohe Standortzufriedenheit. Und es zeigt sich: Obwohl die fortschreitende Globalisierung den Stand- ortwettbewerb immer weiter verschärft und Unternehmen dazu veranlasst, ihre Internationalisierungsstrategien und ihre globalen Wertschöpfungsketten immer wieder neu zu überprüfen, kann sich Deutschland — offenbar aufgrund seiner spezifischen Stärken — weiter als attraktiver Standort behaupten. Die Befragungsergebnisse legen nahe, dass der Standort Deutschland derzeit gut zu den Investitionsstrate- gien relativ vieler Investoren passt. EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 23
Investoren erwarten von Deutschland eine hervorragende Infrastruktur und Zugang zu neuen Technologien. Das zeigen auch die folgenden Ergebnisse: So spielt für Deutschlands Rolle als großer Absatzmarkt und als ausländische Investoren bei ihrem Deutschland-Engagement Tor zum noch erheblich größeren europäischen Binnen- der Zugang zur Infrastruktur eine besonders große Rolle — markt steht ebenfalls im Fokus der Investitionsstrategien 91 Prozent messen diesem Aspekt eine mittlere bis hohe vieler ausländischer Unternehmen: Für jeweils 85 Pro- Bedeutung zu. Ähnlich bedeutsam ist der Zugang zu Techno- zent der befragten Unternehmen haben diese Aspekte logien (90 Prozent). Allerdings droht hier eine Erwartungs- eine mittlere bis große Bedeutung im Rahmen ihrer lücke zu entstehen: Denn wie bereits dargestellt sinkt die Deutschland-Investitionen. Attraktivität Deutschlands in Bezug auf die Telekommunika- tionsinfrastruktur — hier lässt sich ein klarer Negativtrend feststellen, dem dringend begegnet werden sollte. Zielsetzungen der Investoren bei Investitionen am Standort Deutschland „Welche Ziele verfolgt Ihr Unternehmen bei Investitionen in Deutschland, welche Aspekte sind dabei von Bedeutung?” Zugang zu Infrastruktur 49 42 91 (92) Zugang zu Technologien bzw. zu 50 40 90 (87) technologieorientierten Firmen Exportorientierung der Wirtschaft 58 30 88 (75) Zugang zum EU-Binnenmarkt 60 25 85 (82) 49 Zugang zum großen deutschen Binnenmarkt 49 36 85 (80) Sehr offene Gesellschaft mit zahlreichen 24 49 73 (69) integrierten Kulturen 0 20 40 60 80 100 Angaben in Prozent; Vorjahreswerte in Klammern; Hohe Relevanz Mittlere Relevanz Grundgesamtheit: n = 140 (Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in Deutschland) 24 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness Die Autoindustrie bleibt Deutsch- lands wichtigste Wachstumsbranche Deutschlands Vorzeigebranche Nummer eins bleibt aus Sicht der befragten Investoren die Auto- mobilindustrie. 42 Prozent der befragten Manager bezeichnen die Auto- industrie als wesentlichen Treiber für Wachstum in Deutsch- land — im Vorjahr lag der Anteil mit 39 Prozent noch etwas niedriger. Auf Rang 2 folgt die digitale Wirtschaft, die wie 2017 von 29 Prozent der Manager genannt wird. Rang 3 belegt mit 24 Prozent der Nennungen die Umwelttechnik, vor der Pharma- bzw. Biotech-Branche. EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 25
Transport- und Automobilindustrie weiter mit größtem Wachstumspotenzial in Deutschland „Welche der nachfolgenden Branchen halten Sie in den kommenden Jahren für die wesentlichen Treiber für ein Wachstum …“ … in Deutschland Transport- und Automobilindustrie 42 Digitale Wirtschaft 29 Umwelttechnik 24 Pharmaindustrie und Biotechnologie 22 Energie/Utilities 16 Konsumgüter 14 B2B-Dienstleistungen (außer Finanzen) 12 Banken/Versicherungen 11 Logistik und Vertriebskanäle 9 Immobilien und Bauwesen 9 0 10 20 30 40 50 … in Europa Digitale Wirtschaft 34 Umwelttechnik 24 Pharmaindustrie und Biotechnologie 20 Energie/Utilities 18 Banken/Versicherungen 18 Transport- und Automobilindustrie 17 B2B-Dienstleistungen (außer Finanzen) 17 Logistik und Vertriebskanäle 17 Konsumgüter 12 Immobilien und Bauwesen 9 0 10 20 30 40 50 Angaben in Prozent; bis zu zwei Nennungen möglich; Grundgesamtheit Deutschland n = 210 bzw. Europa n = 502 26 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness Das relativ starke Abschneiden der IT-basierten Geschäfts- Aufschlussreich ist es an dieser Stelle, die Befragungs- modelle im Urteil der Manager ist angesichts der zunehmen- ergebnisse zu Deutschland und zu Europa einander den Bedeutung des Megatrends Digitalisierung erfreulich, gegenüberzustellen: Auf die Frage nach den wesentlichen andererseits aber auch auf den ersten Blick erstaunlich, ist Wachstumsbranchen in Europa nannten die Investoren doch die Bedeutung der deutschen IT-Branche im internatio- zu 34 Prozent die digitale Wirtschaft, die damit europaweit nalen Vergleich und vor allem gegenüber den US-amerika- als der wichtigste Wachstumstreiber identifiziert wurde, nischen Technologiegiganten überschaubar. während in Bezug auf Deutschland „nur“ 29 Prozent der Investoren die digitale Wirtschaft als Motor der wirtschaft- Tatsächlich wird derzeit mehr denn je das Ranking der lichen Entwicklung sehen. Umgekehrt spielt die Transport- umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands von Unterneh- und Automobilbranche europaweit eine deutlich weniger men aus klassischen Industriezweigen dominiert: Insgesamt bedeutende Rolle als am Standort Deutschland: Sie landet 57 der deutschen Top-100-Unternehmen kamen zum mit 17 Prozent der Nennungen europaweit nur auf dem Jahresende 2017 aus Branchen wie dem Maschinen- und sechsten Platz des Branchenvergleichs. Automobilbau oder Bergbau, Chemie und Energieversor- gung — ein Jahr zuvor lag ihre Zahl noch bei 55. Die IT-Bran- che war hingegen wie im Vorjahr gerade einmal mit fünf Unternehmen im Ranking vertreten, die Zahl der Medien- unternehmen im Ranking sank sogar von vier auf drei, während die Zahl der Telekommunikationsunternehmen von zwei auf drei stieg. 57% der deutschen Zum Vergleich: In den USA waren unter den 100 um- satzstärksten Unternehmen gleich 20 Technologie- und Top-100-Unternehmen Medienunternehmen — also fast doppelt so viele wie in stammen aus klassischen Deutschland. Und die Zahl der Unternehmen aus klassi- schen Industriezweigen lag mit ebenfalls 20 erheblich Industriebranchen. niedriger als in Deutschland. EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 27
Deutschlands Attrak- tivität als Investitions- standort hängt da- von ab, ob die hiesige Herausforderungen Wirtschaft die digi- tale Transformation für den Standort mitgestalten und Deutschland ihre Wettbewerbs- Die Strategie für Deutschland läuft — fähigkeit im digitalen basierend auf den vorliegenden Zeitalter behaupten Befragungsergebnissen — auf den kann. Ausbau der spezifischen Stärken als Premiumstandort mit hoher Innovationskraft auch im digitalen Bereich hinaus. 28 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness Skepsis bei Investoren zum Digitalstandort Deutschland „Gehen Sie davon aus, dass neue digitale Geschäftsmodelle in Deutschland leicht vorangetrieben werden können?“ Nein, sicherlich nicht Ja, sicherlich Nein, wahr- 7 scheinlich nicht 15 (5) (28) 25 (25) 53 (42) Angaben in Prozent; Grundgesamtheit: n = 210; Ja, wahrscheinlich Vorjahreswerte in Klammern Gerade in Bezug auf die bestehenden und zukünftigen Ange- herausgehobene Stellung hat. Allerdings sollte man nicht bote und Fähigkeiten Deutschlands im Bereich der digitalen den Fehler begehen, die (zahlreichen) deutschen Player im Technologien und Geschäftsmodelle bestehen aber erheb- Bereich Automobil- und Maschinenbau zu unterschätzen. liche Herausforderungen, wie dieses Kapitel zeigt. Tatsächlich könnte sich gerade die Automobilindustrie Die Branchenstruktur in Deutschland ist derzeit durch für Deutschland zu einem Beschleuniger auf dem Weg die Dominanz des Automobil- und Maschinenbaus geprägt hin zu einer stärker von digitalen Technologien geprägten — und gerade die Produkte und Geschäftsmodelle in diesen Wirtschaftsstruktur entwickeln — erste Anzeichen dafür Branchen stehen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten gibt es. So treiben die großen Autokonzerne und die in voraussichtlich vor dramatischen Umwälzungen, angetrie- Deutschland ansässigen großen Zulieferunternehmen mit ben unter anderem von der Digitalisierung und dem bevor- Hochdruck den Umbau ihrer Geschäftsmodelle und die stehenden Durchbruch der Elektromobilität. Es steht die Weiterentwicklung neuer Technologien voran. Dank der Frage im Raum, ob und wie die deutschen Konzerne diesen derzeit boomenden Autokonjunktur haben sie zudem die Wandel bewältigen werden — und welche Auswirkungen Mittel, auch hohe Summen in diese beiden Bereiche zu dies auf den Standort Deutschland haben wird. investieren. Sie verlassen mit ihren neuen Aktivitäten längst ausgetretene Pfade: So haben etwa die großen Vielfach wird die Sorge geäußert, Deutschland drohe sich deutschen Autokonzerne zahlreiche Unternehmen aus allzu sehr auf die aktuellen Erfolge traditioneller Industrie- den Bereichen Ladelösungen, Mitfahrdienst, Taxivermitt- zweige zu verlassen und bei Zukunftsbranchen an Boden lung, Fahrzeugleasing und elektronische Zahlungsdienst- zu verlieren — und die Befragungsergebnisse sprechen tat- leistungen übernommen. Sie kooperieren untereinander sächlich dafür, dass in Deutschland der Automobilbau als und mit branchenfremden Akteuren, um eigene Platt- derzeit noch eher traditioneller Industriezweig eine sehr formen für ortsbezogene Dienste und präzise Karten zu EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 29
etablieren und ein europäisches Schnellladesystem für Und wie beurteilen ausländische Unternehmen die Elektroautos aufzubauen. Insgesamt gibt es derzeit viele Möglichkeiten, am Standort Deutschland digitale Geschäfts- Anzeichen für einen rasanten Wandel sowohl des Selbst- modelle voranzutreiben? Zwar äußern sich hier immerhin verständnisses der Unternehmen als auch der jeweiligen 68 Prozent der befragten Manager grundsätzlich positiv — Geschäftsmodelle. Deutschlands Vorzeigeindustrie be- im Vorjahr lag der Anteil mit 70 Prozent ähnlich hoch —, findet sich in einem tief greifenden Wandel und hat die jedoch sind nur gerade einmal 15 Prozent uneingeschränkt Herausforderungen längst erkannt. Dieser Wandel könnte überzeugt. Im Vorjahr lag deren Anteil mit 28 Prozent auf andere Branchen ausstrahlen — ohnehin sind die Ver- noch erheblich höher. Es besteht also einerseits durchaus bindungen etwa zwischen Autoindustrie, Chipindustrie, eine Erwartungshaltung, dass Deutschland nicht nur als Softwareanbietern und Telekommunikationsunternehmen Industrie-, sondern auch als Digitalstandort weltweit zur längst sehr eng — und sie werden immer enger. Spitzengruppe gehören sollte; auf der anderen Seite sehen wir aber auch eine zunehmende Skepsis, ob Deutschland Womöglich trügt also der Eindruck, dass Deutschland derzeit tatsächlich den hochgesteckten Erwartungen bei digitalen Technologien und Kompetenzen abgehängt entsprechen kann. zu werden droht? Fest steht: Um weiterhin wettbewerbs- fähig zu bleiben, wird es entscheidend sein, dass Deutsch- land als Hochtechnologie- und Innovationsstandort eine starke Digitalkompetenz aufbaut und Vorreiter bei Themen wie Industrie 4.0 und 3-D-Druck wird. Außerdem sollte Die deutsche Autoindustrie es eine größere Rolle bei der Entwicklung neuer Technolo- gien und neuer Geschäftsmodelle spielen — nicht zuletzt befindet sich in einem radika- deshalb, weil auch ausländische Investoren eine solche len Wandel — der auch auf Entwicklung einfordern, erhoffen sie sich doch von ihren Aktivitäten in Deutschland auch einen besseren Zugang andere Branchen ausstrahlt. zu neuen Technologien. 30 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness Unter Experten besteht Einigkeit darüber, dass Deutsch- die deutschen Premiumanbieter, die mit dem Qualitätssiegel lands zukünftiger Wohlstand, die Attraktivität als Investi- „Made in Germany“ weltweit punkten können, werden alles tionsstandort und auch die künftige Beschäftigungslage daran setzen, einen möglichst großen Teil der Produktion davon abhängen, ob die hiesige Wirtschaft — und vor allem und Entwicklung in Deutschland zu halten, was nur möglich die deutschen Leitbranchen, der Automobil- und der Maschi- ist, wenn sich Flexibilität, Produktivität und Auslastung auf nenbau, — die digitale Transformation an führender Stelle höchstem Niveau befinden. Dies wiederum kann vor allem mitgestalten und ihre Wettbewerbsfähigkeit auch im digita- durch eine stärkere Digitalisierung der Produktion gelingen. len Zeitalter behaupten kann. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen und gleichzeitig die führenden Unternehmen die richtigen Weichen stellen, Grundsätzlich stehen die Chancen für Deutschland gut: kann Deutschland zeigen, wie sich das Zusammenspiel So bietet vor allem die vernetzte Produktion — Stichwort zwischen „Old“ und „New Economy“, zwischen klassischen Industrie 4.0 — am Standort Deutschland enorme Chancen. Industriezweigen und dem IT-Sektor — basierend auf hervor- Es dürfte nur wenige andere Standorte weltweit geben, ragend ausgebildeten Fachkräften — zu einem Erfolgsmodell an denen der Druck auf die Unternehmen, jede erdenkliche entwickeln kann. Maßnahme zur Steigerung der Effizienz zu ergreifen, der- art hoch ist wie am Hochlohnstandort Deutschland. Und gerade dieser Druck, der aus einem bestehenden (Kosten-) Nachteil resultiert, könnte die Entwicklung hin zu vernetzten Fabriken hierzulande deutlich beschleunigen. Insbesondere EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 31
Das sehen offenbar auch die befragten Manager aus- ländischer Unternehmen so: Auf die Frage, worauf sich Deutschland konzentrieren solle, um seine Wettbewerbs- fähigkeit zu erhalten, nennen 39 Prozent die Förderung von Hightech-Branchen und Innovationen und knapp jeder Dritte die Förderung der Aus- und Weiterbildung. Kostenaspekte spielen in diesem Zusammenhang allerdings auch eine große, aber keine dominierende Rolle: 30 Prozent der Befragten (und 28 Prozent der in Deutsch- land aktiven Unternehmen) wünschen sich eine Reduzierung der Arbeitskosten, etwa jeder vierte hält eine Reduzierung der Steuerlast für nötig. Top-Priorität aus Sicht der Investoren: Förderung von Hightech und Innovation „Worauf sollte sich Deutschland Ihrer Ansicht nach konzentrieren, um seine Wettbewerbsfähigkeit in der globalen Wirtschaft zu behalten bzw. auszubauen?“ Förderung von Hightech-Branchen und Innovationen 39 Förderung von Aus- und Weiterbildung 31 Reduzierung der Arbeitskosten 30 Reduzierung der Besteuerung 26 Förderung des Mittelstandes 25 Investitionen in größere Infrastruktur- und Stadtentwicklungsprojekte 22 Förderung umweltpolitischer Maßnahmen/umweltbewussten Verhaltens 19 Anpassung der Regulierung an technologische Entwicklungen 13 Entschärfung der Wettbewerbsregeln 9 Vereinfachungen des Zugangs zu Finanzierungen 7 0 10 20 30 40 Angaben in Prozent; Grundgesamtheit: n = 210; 32 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness FAZIT Der Standort Deutschland wird insgesamt weiterhin als Dass die digitale Infrastruktur in Deutschland in diesem stark eingeschätzt — nicht nur heute, sondern auch in Jahr erneut schlechter bewertet wird als im Vorjahr, sollte Zukunft. Zwar ist er derzeit noch in hohem Maße von daher zu denken geben. Hier ist eine Investitionsoffensive Unternehmen aus klassischen Industriezweigen geprägt. nötig, sodass Deutschland tatsächlich erstklassige Rahmen- Und auch das international hervorragende Image des bedingungen für eine zunehmend digitale Wirtschaft bietet. Standorts Deutschland dürfte stark auf den weltweiten Erfolg und die Strahlkraft deutscher Marken aus diesen Branchen zurückzuführen sein. Gleichzeitig aber steckt in einer verstärkten Vernetzung mit der IT-Branche, die von den Investoren als zweitwichtigster Wachstums- motor Deutschlands angesehen wird, großes Potenzial — sowohl in Bezug auf Produktivitätssteigerungen als auch An der Schnittstelle im Hinblick auf neue Geschäftsmodelle. Dieses Potenzial zwischen Old und New wird noch nicht in ausreichendem Maß genutzt, aber es Economy liegen für gibt bereits vielversprechende Ansätze. An der Schnitt- stelle von Old und New Economy liegen für Deutschland Deutschland die größten heute die größten Herausforderungen und gleichzeitig Herausforderungen — die größten Chancen: Es gilt, die derzeitige Stärke der deutschen Industrie zu unterstützen und gleichzeitig die und Chancen. Weichen weiter in Richtung Digitalisierung zu stellen. EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 33
2017: Neue Rekorde bei Investitionen in Deutschland und Europa 34 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 3
www.ey.com/attractiveness Ausländische Investoren in Deutschland und Europa Zahl der Investitions- projekte auf Rekordniveau Europa konnte im vergangenen Jahr erneut eine Rekordzahl an Investitions- projekten anziehen. Die Zahl der von ausländischen Unternehmen angekündig- ein neuer Höchststand erreicht wurde. Und: Die Zahl der ten Investitionen stieg 2017 um zehn Prozent auf mehr Investitionsprojekte lag 2017 mehr als doppelt so hoch als 6.600. Damit war 2017 das fünfte Jahr in Folge, in dem wie im Krisenjahr 2009. Auslands-Direktinvestitionen in Europa ... Zahl der Projekte 8000 6.653 6.041 6000 5.083 4.448 3.531 3.712 3.721 3.757 3.906 3.797 3.957 4000 3.303 +10 % 2000 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 ... und in Deutschland Zahl der Projekte 1200 1.124 1.063 946 870 900 701 597 624 600 560 418 +6 % 390 305 300 Quellen: IBM database, 2017 — EY European Investment Monitor, 2016 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 35
Wie in den Vorjahren konnte auch 2017 Großbritan- Einen massiven Anstieg verzeichnete aber vor allem nien das Ranking der Top-Investitionsstandorte anführen Frankreich: Die Zahl der Investitionen stieg um fast ein — trotz der Brexit-Entscheidung und trotz der hohen Un- Drittel auf 1.019. Somit liegen inzwischen die drei Top- sicherheit in Bezug auf die zukünftigen Beziehungen Standorte Europas zumindest in Bezug auf die Zahl der zwischen der EU und Großbritannien. Deutschland belegt Investitionsprojekte auf einem ähnlich hohen Niveau. wie schon im Vorjahr den zweiten Rang: Die Zahl der Investitionen in Deutschland kletterte um sechs Prozent auf 1.124. Bemerkenswert ist dabei, dass die Zahl der Investitionen in Deutschland seit dem Jahr 2004 konti- nuierlich gestiegen ist — sogar im Jahr 2009. 18% aller Investitionsprojekte in Europa wurden in Groß- britannien durchgeführt — 17 % in Deutschland. Die Top-Investitionsstandorte in Europa Zahl der Investitionsprojekte 2016 2017 Entwicklung Großbritannien 1.138 1.205 +6 % Deutschland 1.063 1.124 +6 % Frankreich 779 1.019 +31 % Niederlande 409 339 –17 % Russland 205 238 +16 % Spanien 308 237 –23 % Türkei 138 229 +66 % Belgien 200 215 +7 % Polen 256 197 –23 % Finnland 133 191 +44 % 36 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
www.ey.com/attractiveness Die meisten Arbeitsplätze entstehen in Großbritannien Bei der Zahl der Arbeitsplätze, die durch die angekündigten Investi- tionen entstehen sollen, liegt nach wie vor Großbritannien weit vorn. Gut 50.000 neue Stellen sind mit den Investitionen in Großbritannien verbunden — Deutschland liegt in diesem Ranking mit gut 31.000 Arbeitsplätzen auf dem zweiten Platz. Insgesamt sollen europaweit durch Projekte ausländischer Investoren etwa 353.500 neue Arbeits- plätze entstehen. Aufgrund einer Änderung in der Datenerhebung ist ein Vergleich mit den Vorjahren an dieser Stelle nicht möglich. Die meisten Stellen in Großbritannien Zahl der angekündigten neuen Stellen im Jahr 2017 Großbritannien 50.196 Deutschland 31.037 Russland 25.788 Frankreich 25.126 Polen 24.000 Serbien 20.103 Ungarn 17.017 Rumänien 16.490 Spanien 13.685 Quellen: IBM database, 2017 — Türkei 13.078 EY European Investment Monitor, 2016 0 10 20 30 40 50 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018 37
Während Deutschland bei den geschaffenen Arbeits- stelligen Bereich zulegten, ist der starke Anstieg der plätzen nur den zweiten Platz im Europa-Ranking belegt, Investitionen britischer Unternehmen um gut ein Drittel erweisen sich deutsche Unternehmen einmal mehr als die besonders bemerkenswert. Aber auch japanische Unterneh- mit Abstand größten europäischen Investoren in Europa. men steigerten ihr Engagement in Europa deutlich — Immerhin jeder sechste durch einen ausländischen Inves- um ein Fünftel. tor geschaffene oder angekündigte Arbeitsplatz in Europa geht auf das Konto eines deutschen Unternehmens. Mehr Arbeitsplätze wurden nur von US-Konzernen geschaffen. Insgesamt sorgen die Investitionen der deutschen Unter- nehmen für fast 55.700 neue Stellen, während es bei den US-Konzernen insgesamt fast 80.000 sind. Investitionen deutscher Unternehmen in Europa Auch hinsichtlich der Zahl der Investitionsprojekte sorgen für fast 55.700 liegen deutsche Unternehmen hinter US-Firmen auf dem zweiten Rang im Investorenranking: Insgesamt 664 Inves- neue Stellen — mehr titionen führten deutsche Unternehmen im vergangenen erreichen nur US-Konzerne Jahr im europäischen Ausland durch, US-Unternehmen investierten 1.381-mal in Europa. Während die Aktivitäten mit ca. 80.000 Stellen. deutscher und US-amerikanischer Unternehmen im ein- Die größten Investoren in Europa nach Zahl der Projekte im Jahr 2017 (in Klammern: Entwicklung im Vergleich zu 2016) USA 1.381 (+8 %) Deutschland 664 (+1 %) Großbritannien 464 (+35 %) China 341 (+0 %) Japan 327 (+24 %) Schweiz 326 (+10 %) Frankreich 297 (−11 %) Niederlande 260 (+46 %) Schweden 215 (+34 %) Quellen: IBM database, 2017 — Italien 209 (+8 %) EY European Investment Monitor, 2016 0 500 1000 1500 38 EY’s Attractiveness Survey Deutschland − Mai 2018
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