Konjunktur Berlin März 2015
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Konjunktur Berlin März 2015
03/2015 Volkswirtschaft 2
03/2015 Volkswirtschaft Inhalt Konjunktur-Tendenzen 4 Trendverläufe 5 Zusammenfassung Dynamischer Wachstumskurs 6 BIP-Entwicklung Berlin und Deutschland 7 Industrie Auftragseingänge: Steigerung im Dezember 8 Umsätze: Jahreshoch im Dezember 8 Beschäftigung: Steigerung Dezember 11 Bauhauptgewerbe Baugenehmigungen: Starkes Wachstum 12 Auftragseingänge: Steigerung 2014 um 4,2% 12 Umsätze: Deutlicher Rückgang im Dezember 12 Erwartungen: Ausbaugewerbe stützt 15 Unternehmensnahe Dienstleistungen Gewichtige Stellung in Berlin 16 Umsätze wachsen um 4,4% 16 Beschäftigung wächst um 2,6% 16 Ausblick: Dienstleistungen unterstützen weiter 16 Einzelhandel Stabile Konsumnachfrage 20 Rückgang der Verbraucherpreise um 0,5% 20 Umsatz: Steigerung um real 3,5% 20 Gastgewerbe Umsatzplus von 2% 22 Berlintourismus als Wirtschaftsfaktor 22 Tourismus Touristen bleiben länger in Berlin 24 Bettenauslastung so hoch wie nie 24 Steigerung im Fluggastbereich um 6,3% 24 Exporte 2014 insgesamt 3% Wachstum 28 Deutlicher Rückgang bei Kraftmaschinen 28 Unsicherheiten bremsen BRICS-Exporte 28 Positiver Ausblick 28 Unternehmensgründungen Betriebsgründungen steigen um 5,7% 30 Unternehmensinsolvenzen Unternehmensinsolvenzen unverändert niedrig 30 Arbeitsmarkt Arbeitslosigkeit 4,3-Prozentpunkte über Bund 32 Vorsichtigere Personalplanung 32 Fazit Positiver Ausblick 34 3
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % aktueller Monat: Dezember Merkmal 12 Monatsdurchschnitt 3 Monatsd. 2012 2013 2014 2014 Auftragseingang Verarbeitendes Gewerbe = + - - Bauhauptgewerbe + - + + Gesamtumsatz Verarbeitendes Gewerbe - = + + darunter: Nahrungs- und Futtermittel = = - - Druckerzeugnisse - - + + Pharmazeut.Erzeugnisse + + + + Metallerzeugnisse + - + - Datenverarb.geräte, elektr.u.opt.Erzg. + + + = Elektrische Ausrüstungen + - - + Maschinenbau ++ - - - Bauhauptgewerbe + + = - darunter: Wohnungsbau + + + + Wirtschaftsbau = + - - Öffentlicher Bau = = + - Auslandsumsatz Verarbeitendes Gewerbe + = + + darunter: Nahrungs- und Futtermittel - = = - Druckerzeugnisse n.v. n.v. n.v. n.v. Pharmazeut.Erzeugnisse + + = + Metallerzeugnisse ++ = + + Datenverarb.geräte, elektr.u.opt.Erzg. + + + + Elektrische Ausrüstungen + + + + Maschinenbau ++ - - -- Beschäftigte Verarbeitendes Gewerbe = = = = Bauhauptgewerbe + + = = > 20 %: ++ > -20% < -2%: - > 2% < 20%: + < -20%: -- > -2% < 2%: = kein Wert: n.v. 4
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Saison-und kalenderbereinigte Konjunkturdaten / Trendverläufe Unternehmensnahe Dienstleistungen - Gesamt Darunter Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen Umsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2010 = 100) Umsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2010 = 100) 140 140 140 140 130 130 130 130 120 120 120 120 110 110 110 110 100 100 100 100 90 90 90 90 80 80 80 80 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quartalswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend Prognose Trend Quartalswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend Prognose Trend Prognose Prognose Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB Einzelhandel Gastgewerbe Umsatz; (2010 = 100) Umsatz; (2010 = 100) 150 150 130 130 140 140 120 120 130 130 110 110 120 120 100 100 110 110 90 90 100 100 90 90 80 80 2011 2012 2013 2014 2015 2011 2012 2013 2014 2015 Quartalswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend Prognose Trend Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend Prognose Trend Prognose Prognose Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Verarbeitendes Gewerbe Verarbeitendes Gewerbe Umsätze - Gesamt (in Mrd. Euro) Auftragseingänge - Gesamt (2010 = 100) 2,2 2,2 140 140 2,1 2,1 130 130 120 120 2,0 2,0 110 110 1,9 1,9 100 100 1,8 1,8 90 90 1,7 1,7 80 80 1,6 1,6 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Monatswerte Prog nose Trend Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte Saison-/kalender bereinig te Monatswerte lang fristi ger Durchsch nitt Trend Prognose Trend Trend langfristiger Durchschnitt Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Baugewerbe Baugewerbe Auftragseingänge - Gesamt (in Mio. Euro) Umsätze - Gesamt (in Mio. Euro) 250 250 300 300 230 230 210 210 250 250 190 190 170 170 150 150 200 200 130 130 110 110 90 90 150 150 70 70 50 50 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 100 100 Monatswerte Saison-/kalender bereinig te Monatswerte 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 lang fristi ger Durchsch nitt Trend Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte Trend Prognose Trend Prog nose Trend langfristiger Durchschnitt Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 5
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Zusammenfassung Dynamischer Wachstumskurs Nach einer moderaten Phase im 1. Halbjahr 2014 Trotz schwacher Auftragseingänge in der Industrie befindet sich die Berliner Wirtschaft seit dem 4. konnte im Jahr 2014 der Verkauf von Industriegü- Quartal mit einem Wachstum von 2,8% gegenüber tern um 2,7% auf rund 22,3 Mrd. EUR gesteigert dem Vorjahresquartal wieder auf einem dynami- werden. Auf Umsätze mit ausländischen Handels- schen Wachstumskurs. Mittlerweile bestehen gute partnern entfiel mit 57% mehr als die Hälfte der Chancen, dass die Berliner Wirtschaft das zuletzt industriellen Umsätze. Dennoch bleibt zu berück- hohe Tempo auch auf den Jahresbeginn 2015 sichtigen, dass der Anteil der Industrie an der Ge- übertragen kann. Nach aktuellen Berechnungen samtleistung Berlins im Vergleich zum Bundes- dürfte das Berliner Bruttoinlandsprodukt im 1. Quar- durchschnitt sehr gering ist. tal 2015 mit einer Rate von 2,5% starten. Auch die Berliner Warenexporte haben sich nach Die Wachstumsbeiträge der Industrie für 2015 dürf- einer langen Anlaufphase im Laufe des Jahres ten sich aufgrund der moderaten Stimmungsindika- 2014 wieder erholt. Die Exporte in die Eurozone toren zwar in Grenzen halten. Maßgeblich für die entwickeln sich inzwischen wieder deutlich im posi- deutsche Hauptstadt ist jedoch die dienstleistungs- tiven Bereich (+11,3% im Jahr 2014). Selbst die orientierte Wirtschaft. Bezogen auf die Bruttowert- Exporte nach Frankreich konnten wieder um 2,8% schöpfung in Berlin nehmen die unternehmensna- gesteigert werden. Die seit Anfang des Jahres er- hen Dienstleistungsbereiche (ohne Handel, Gast- warteten Rückschläge realisierten sich bei den gewerbe und öffentliche Dienstleistungsbereiche) Exporten nach Russland. Die Rückgänge von 31% mit einem Anteil von rund 44% eine bedeutendere sind vor allem auf stark rückläufige Verkäufe von Stellung in der Hauptstadt ein (Anteil Verarbeiten- Geräten zur Elektrizitätserzeugung und auf Phar- des Gewerbe: 9%). Im Bereich der unternehmens- mazeutische Erzeugnisse zurückzuführen. Die nahen Dienstleistungen sind die Umsätze in den saison- und kalenderbereinigten Trendkomponen- ersten drei Quartalen 2014 um 4,4% gegenüber ten zeigen aber in den meisten Exportregionen dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Dagegen erhöh- noch immer nach oben. ten sich die Umsätze in Deutschland im Dienstleis- tungsbereich im gleichen Zeitraum nur um 3,0%. Die Auftragseingänge im Berliner Bauhauptgewer- be sind im Jahr 2014 deutlich um 4,2% gestiegen. Auch der Berliner Arbeitsmarkt wird im Jahr 2015 Ausschlaggebend für das positive Ergebnis 2014 wieder vom expandierenden Dienstleistungsbereich waren die besonders hohen Orderzahlen im Wirt- profitieren. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig schaftsbau (+10,0%) und im Wohnungsbau Beschäftigten nimmt in Berlin bereits seit 2006 wie- (+10,4%). Der Bau dürfte 2015 daher wieder eine der zu – und zwar mit einem deutlich über dem Stütze der Berliner Wirtschaft werden und starke Bundestrend liegenden Tempo. Im Dezember 2014 Wachstumssignale setzen. Diese Einschätzung lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Be- wird auch gestützt von der aktuellen Konjunkturum- schäftigten mit 1.290.900 Personen um rund frage der Industrie- und Handelskammern in Berlin 40.500 über dem entsprechenden Wert des Vorjah- und Brandenburg zum Jahresbeginn 2015. Mit res (+3,2%; zum Vergleich Deutschland: +1,8%). Blick auf den Frühling, der den Start in die neue Bausaison markiert, sind die Berliner Bauunter- Von der dynamischen Bevölkerungsentwicklung, nehmer mehrheitlich optimistisch. der stark wachsenden Erwerbstätigkeit und den steigenden Löhnen in der Hauptstadt profitieren vor Der Arbeitsmarkt bleibt robust, auch in 2015 wird allem die auf private Verbraucher orientierten Berli- insgesamt ein weiterer Rückgang der Erwerbslo- ner Unternehmen. Hinzu kommt der nach wie vor senzahl erwartet. Vorausgesetzt wird dabei, dass stark boomende Berlintourismus. Die Touristen die Berliner Konjunktur weiterhin starke Impulse werden in den kommenden Jahren eine starke vom Tourismus bekommt und die gute Entwicklung Stütze der Berliner Konjunktur bleiben. Vor allem im im Dienstleistungsbereich anhält. Ein hohes Risiko Berliner Handel und im Gastgewerbe sorgen die stellt allerdings das labile außenwirtschaftliche Um- vielen Berlinbesucher für steigende Umsätze. Im feld dar. Hinzu kommt die wachsende Gefahr von Jahr 2014 setzten Handel und Gastgewerbe 3,5% Verwerfungen an den Kapitalmärkten. Alles in al- bzw. 2,0% mehr um als im Vorjahreszeitraum. Da- lem kann weiterhin von einer optimistischen Ent- mit entwickelt sich der vor allem tourismusgetriebe- wicklung der Berliner Konjunktur ausgegangen ne Handel in der Hauptstadt fast doppelt so stark werden. In Deutschland dürfte das Wachstum 2015 wie im Bundesdurchschnitt (Handel: 1,4%; Gast- bei etwa 1,7% liegen. Für die Hauptstadt wird das gewerbe: 1,1%). Wirtschaftswachstum 2015 mindestens auf Bun- destrend liegen, wahrscheinlich sogar leicht dar- über. 6
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft BIP-Entwicklung in Berlin Mrd. EUR in Preisen von 2010, Wachstumsraten ggü. Vorjahr in % (rechte Skala) 27 6 26 4 25 2 24 0 23 -2 22 -4 21 -6 20 -8 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Statistische Ämter der Länder, eigene Berechnungen BIP-Entwicklung in Deutschland Mrd. Euro in Preisen von 2010, Wachstumsraten ggü. Vorjahr in % (rechte Skala) 740 6 720 4 700 2 680 0 660 -2 640 -4 620 -6 600 -8 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Destatis 7
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Industrie Auftragseingänge: Steigerung im Dezember Umsätze: Jahreshoch im Dezember Nach den aktuellen Daten des Amtes für Statistik Im Dezember 2014 erzielten die Berliner Industrie- Berlin-Brandenburg hat sich die Auftragslage der betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten einen Um- Berliner Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe satz von 2,2 Mrd. EUR, wovon 1,07 Mrd. EUR im nach vier Monaten mit negativen Ergebnissen im Inland und rund 1,14 Mrd. EUR mit ausländischen Dezember 2014 deutlich gebessert. Gegenüber Geschäftspartnern erwirtschaftet wurden. Das war dem Vorjahresmonat stiegen die Auftragseingänge das beste Monatsergebnis seit Oktober 2008. Ge- um 8,0%. Dies ist vor allem auf stark gestiegene genüber dem Vorjahresmonat stiegen die Indust- Bestellungen im Bereich Herstellung von Elektri- rieumsätze im Dezember 2014 damit um 14,1%. schen Ausrüstungen (+36,8%) zurückzuführen. Im gesamten Jahr 2014 wurden Industriegüter für Dabei handelt es sich jedoch vor allem um einen rund 22,3 Mrd. EUR verkauft. Das waren 592,5 statistischen Basiseffekt, da die Aufträge in dieser Mio. EUR (+2,7%) mehr als 2013 (-0,1%). Branche im Dezember 2013 in etwa gleicher Grö- ßenordnung (-30,6%) zurückgegangen waren. Auftragseingänge in der Industrie haben oft einen langen Vorlauf und können teilweise erst nach Der um Ausreißer bereinigte gleitende Dreimo- mehr als einem Jahr in reale Umsätze umgemünzt natsdurchschnitt ergibt für den Zeitraum Oktober werden. Die heute gemeldeten Umsätze stammen bis Dezember 2014 gegenüber dem entsprechen- zu großen Teilen aus Auftragseingängen des Jah- den Vorjahreszeitraum jedoch einen Rückgang der res 2013. Damals wurde bei den Investitionsgüter- Bestellungen um insgesamt 18,7%. Zurückzufüh- herstellern zeitweise ein Auftragsplus von mehr als ren ist dies vor allem auf die stark rückläufigen 10% gemeldet. Bis Dezember 2014 wurden in Auftragseingänge in den Monaten Oktober diesem Segment Umsatzsteigerungen von 7,7% (-27,8%) und November (-28,5%). Bezogen auf verzeichnet. Entsprechend gut entwickelt haben einzelne Branchen kann die negative Dreimonats- sich die Umsätze bei den Herstellern von Daten- entwicklung vor allem auf den Maschinenbau verarbeitungsgeräten und Metallerzeugnissen mit (-18,2%) sowie auf die Hersteller von elektrischen +4,8% bzw. +4,3%. Ausrüstungen (-62,2%) zurückgeführt werden. Die positiven Ergebnisse im Fahrzeugbau (+20,5%) Die Hersteller von Pharmazeutischen Erzeugnis- sowie in der Chemie (+0,8%) konnten diese Ein- sen liegen mit einem Umsatz von 6,4 Mrd. EUR im brüche nicht kompensieren. Jahr 2014 deutlich über dem Vorjahr (+2,9%). Ge- gen den Trend schlechter entwickelt haben sich In der Gesamtschau 2014 musste alles in allem ein die Umsätze bei den Herstellern von Elektrischen Rückgang der Auftragseingänge von -4,8% hinge- Ausrüstungen. Sie erlösten mit 1,6 Mrd. EUR 7,4% nommen werden (2013: +4,2%). Gut gefüllt wur- weniger als noch im Vorjahr. Diese für Berlin ge- den lediglich die Auftragsbücher der Gebrauchs- wichtige Branche umfasst so unterschiedliche Wa- und Verbrauchsgüterproduzenten (+10,4% bzw. ren wie Elektrizitätsverteilungs- und Schalteinrich- +4,5%). Hierzu zählen die Branchen Fahrzeugbau tungen, Batterien und Akkumulatoren, Glasfaser- (+5,5%) und Pharmazie (+4,0%). Unter den Indust- kabel, elektrische Lampen und Leuchten aber rieunternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern hat auch elektrische Haushaltsgeräte. die Pharmaindustrie mit 28% einen überragenden Anteil an den Berliner Industrieumsätzen. Auf Umsätze mit Handelspartnern aus dem Aus- land entfielen 2014 mehr als die Hälfte (56%) der Deutlich weniger Aufträge als im Vorjahr verzeich- industriellen Umsätze. Mit einer Steigerungsrate neten im Jahr 2014 dagegen die Vorleistungsgü- von 3,6% übertrafen sie erneut die Inlandsumsätze terproduzenten (-20,2%) sowie die Investitionsgü- (+1,7). Ein besonders hoher Anteil der ausländi- terproduzenten (-5,4%). Hierunter fallen auch die schen Umsätze entfällt mit knapp 80% auf Phar- Hersteller von Elektrischen Ausrüstungen mazeutische Erzeugnisse. Im Jahr 2014 sind die (-35,6%). Dies ist auf die geringen Auslandsaufträ- Umsätze mit Pharmazeutika, die für das Ausland ge zurückzuführen. Denn gegenüber dem Vorjahr bestimmt sind, um 1,2% auf 5,1 Mrd. EUR gestie- verzeichneten die Hersteller von Elektrischen Aus- gen. rüstungen im Jahr 2014 einen Rückgang bei den Bestellungen von ausländischen Kunden von Im Jahr 2015 wird die Industrieproduktion in Berlin 50,2%. Deutliche Rückgänge verzeichnete auch weiter zulegen. Vor allem der Pharmabereich dürf- der Berliner Maschinenbau (-8,9%) sowie die Her- te von den derzeit besonders niedrigen Ölpreisen steller von Papier und Pappe (-21,2%). sowie dem günstigen Euro/Dollar-Wechselkurs profitieren. 8
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Auftragseingänge Industrie 2010 = 100 (Volumenindex) 150 150 140 140 130 130 120 120 110 110 100 100 90 90 80 80 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2012 2013 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Auftragseingänge wichtiger Industriebranchen Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % Anteil in % Verarbeitendes Gewerbe insg. -4,8 Inland -4,8 Ausland -4,8 Pharmazeut. Erzeugnisse 4,0 Datenverarbeitungsgeräte -0,2 Maschinenbau -8,9 Elektrische Ausrüstungen -35,6 Metallerzeugnisse 1,3 Metallerzeugung 7,3 Chemische Erzeugnissen 0,7 Papier und Pappe -21,2 -30 -20 -10 0 10 20 0 10 20 30 40 Januar - Dezember 2013 Januar - Dezember 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 9
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Industrieumsätze insgesamt in Mrd. Euro 2,3 2,3 2,2 2,2 2,1 2,1 2,0 2,0 1,9 1,9 1,8 1,8 1,7 1,7 1,6 1,6 1,5 1,5 1,4 1,4 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2012 2013 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Umsatztrends der wichtigsten Industriebranchen Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % Anteil in % Insgesamt 2,7 Inland 1,7 Ausland 3,6 Pharmazeut. Erzeugnisse 2,9 Datenverarbeitungsgeräte 4,8 Maschinenbau -3,2 Nahrungmittelherstellung -10,3 Elektrische Ausrüstungen -7,4 Metallerzeugnisse 4,3 Reparatur u. Install.v.Maschinen 16,7 Sonstige Waren 1,3 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 0 10 20 30 40 Januar - Dezember 2013 Januar - Dezember 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 10
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Industrie Beschäftigung: Steigerung im Dezember Im Dezember 2014 waren im Verarbeitenden Ge- Mitarbeiter konstant zu halten. Rund 65% der be- werbe 81.218 Personen in Betrieben mit mehr als fragten Unternehmen sehen bisher keine Notwen- 50 Mitarbeitern beschäftigt. Gegenüber dem ent- digkeit für Veränderungen im Personalbereich. Ein sprechenden Vorjahresmonat wurden 782 mehr Viertel der Unternehmen plant 2015 sogar mehr Mitarbeiter beschäftigt. Der gleitende 12-Monats- Beschäftigte einzustellen. durchschnitt zeigt mit 80.827 Beschäftigten inzwi- schen ein stabiles Fundament oberhalb des Tief- Allerdings haben die Rezession in den europäi- standes von 80.560 Beschäftigten zum Anfang des schen Peripherieländern sowie die Konflikte um die Jahres 2014. Ukraine auch die Berliner Industrieunternehmen nicht verschont. Darauf deutet die aktuelle gemein- In einigen Branchen wurde die Beschäftigung sogar same Konjunkturumfrage der Industrie- und Han- stark ausgeweitet: Im Fahrzeugbau wurden im De- delskammern in Berlin und Brandenburg zum Jah- zember 2014 gegenüber dem Vorjahresmonat 273 resbeginn 2015 hin. So berichtet das Verarbeitende Stellen aufgebaut, die Hersteller von Pharmazeuti- Gewerbe in der Hauptstadt von zurückgehenden schen Erzeugnisse haben 226 mehr Beschäftigte Ausfuhren in den letzten Monaten. Trotzdem sind eingestellt. Abgebaut wurde dagegen in den Berei- die Geschäftserwartungen im industriellen Sektor chen Datenverarbeitungsgeräte und Metallerzeug- Berlin deutlich optimistischer als noch im vergan- nisse. In diesen Branchen wurden im Dezember genen Herbst. Dafür dürfte nicht zuletzt die zufrie- 207 bzw. 142 weniger Stellen gezählt als noch im denstellende Entwicklung der Auftragseingänge Vorjahresmonat. Gemäß der Mittelstandsumfrage aus dem Inland verantwortlich zeichnen. Alles in 2014 des DIW plant die Mehrheit der industriellen allem ergibt sich das Bild einer soliden, leicht an- Unternehmen wie schon im Jahr 2013 die Zahl ihrer ziehenden Frühjahrskonjunktur in der Industrie. Beschäftigte der wichtigsten Industriebranchen Veränderung zum Vorjahresmonat -631 Insgesamt 782 sonstiger Fahrzeugbau 273 Getränkeherstellung 231 Pharmazeutische Erzeugnisse 226 Chemie 126 Sonstige Waren 118 Druckerzeugnisse 105 Textilien 91 Maschinenbau 48 -600 -400 -200 0 200 400 600 800 2013 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 11
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Bauhauptgewerbe Baugenehmigungen: Starkes Wachstum Umsätze: Deutlicher Rückgang im Dezember Insgesamt haben die Berliner Bauaufsichtsbehör- In den Betrieben des Berliner Bauhauptgewerbes den in 2014 rund 4.400 Anträge für Baumaßnah- mit 20 und mehr Beschäftigten ging der bauge- men an Gebäuden (Wohn- und Nichtwohnbau) werbliche Umsatz im Dezember 2014 gegenüber genehmigt (+13,8%). Darunter waren nach Anga- dem entsprechenden Vorjahresmonat nach Anga- ben des Amtes für Statistik knapp 16.200 (+64%) ben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg Anträge für die Errichtung neuer Wohnungen in deutlich um 11,2% auf 251,8 Mio. EUR zurück. Berlin. Durch Baumaßnahmen an bestehenden Lediglich im Bereich Wohnungsbau (+8,5%) wur- Gebäuden, z.B. Dachgeschossausbau, und in den steigende Umsätze registriert. Für das gesam- Nichtwohngebäude, werden dem Wohnungsmarkt te Jahr 2014 ergab sich allerdings noch ein knapp insgesamt weitere 3.100 Wohnungen zur Verfü- positives Ergebnis. Insgesamt wurde 0,1% mehr gung stehen. Auf der Grundlage der Baugenehmi- Umsatz erzielt als im Vorjahr. Besonders gut entwi- gungen in 2014 (insgesamt knapp 19.300 Woh- ckelt haben sich 2014 der Wohnungsbau (+8,0%) nungen) und der noch nicht abgearbeiteten Bauge- und der Öffentliche Bau (+4,5%). Lediglich im Wirt- nehmigungen der vorherigen Jahre kann davon schaftsbau lagen die Umsätze 2014 (-7,9%) deut- ausgegangen werden, dass in 2015 insgesamt lich unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. etwa 11.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Allerdings spiegeln sich nicht alle Bauaktivitäten in Auftragseingänge: Steigerung 2014 um 4,2% der Statistik des Bauhauptgewerbes wider. Denn auch im Ausbaugewerbe stiegen die Umsätze nach Die Auftragseingänge im Berliner Bauhauptgewer- Auskunft des Amtes für Statistik Berlin- be mit 20 und mehr Beschäftigten sind im Jahr Brandenburg in den ersten drei Quartalen 2014 2014 nach den aktuellen Daten des Amtes für Sta- (aktuellere Zahlen liegen nicht vor). Danach er- tistik Berlin-Brandenburg um 74,1 Mio. EUR reichte der Umsatz im Ausbaugewerbe in den ers- (+4,2%) auf rund 1,8 Mrd. EUR gestiegen. Aus- schlaggebend für das positive Ergebnis 2014 waren ten drei Quartalen dieses Jahres 1,14 Mrd. EUR, die besonders hohen Orderzahlen im Wirtschafts- was einer Zunahme um 5,9% im Vergleich zum bau (+10,0%) und im Wohnungsbau (+10,4%). Vorjahreszeitraum entsprach. Dagegen gingen die Bestellungen in der Sparte Öffentlicher Bau mit 14,0% deutlich zurück. Der Berliner Immobilienmarkt galt lange als unter- bewertet und passt sich jetzt in einem raschen Da die Bauaufträge im Oktober im Vergleich zum Tempo an fundamentale Faktoren an. Gleichwohl Vorjahresmonat um 39,3% sehr deutlich gestiegen führt die steigende Nachfrage in einzelnen Berei- waren, konnte der um saisonale Effekte bereinigte chen zu weiteren Preissteigerungen. Diese Preis- und daher besonders aussagekräftige gleitende bewegungen sind Ausdruck einer verzögerten An- Dreimonatsdurchschnitt für den Zeitraum Septem- gebotsausweitung und stellen eine regionale An- ber bis Dezember um 10,6% zulegen, nach ledig- passung dar. Sollte sich die Preisentwicklung auf lich 1,0% für den vorherigen Dreimonatsdurch- dem Berliner Immobilienmarkt aber in einem sehr schnitt September bis November. Hier wirkten sich raschen Tempo fortsetzen, ist nicht auszuschlie- die stark rückläufigen Bestellungen aus dem Sep- ßen, dass einige Preise über das aus fundamenta- tember (-14,2%) negativ auf das Ergebnis aus. ler Sicht gerechtfertigte Niveau hinausschießen, so dass es dann in Teilmärkten zu Preisblasen kom- Vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Zahl men könnte. der Baugenehmigungen im Jahr 2014 (voraussicht- lich 19.000) dürften sich die Auftragseingänge auch Unter dem Strich kann für das Jahr 2015 von einer im laufenden Jahr wieder sehr günstig darstellen. In Erholung im Berliner Baugewerbe ausgegangen die gleiche Richtung wirken das nach wie vor sehr werden. Den Ausschlag für diese Einschätzung niedrige Zinsniveau sowie die in Berlin weiter an- geben mehrere Faktoren: Zum einen wachsen Ein- ziehenden Immobilienpreise und Mieten. wohner, Beschäftigungs- und Haushaltszahl konti- Diese Einschätzung wird auch von der aktuellen nuierlich. Gleichzeitig verharrte die Neubautätigkeit Konjunkturumfrage der Industrie- und Handels- – vor allem im Wohnungsbau – in den vergangenen kammern in Berlin und Brandenburg zum Jahres- Jahren auf relativ niedrigem Niveau. Hinzu kommt beginn 2015 gestützt. Mit Blick auf den Frühling, das niedrige Zinsniveau und die anhaltende Unsi- der den Start in die neue Bausaison markiert, sind cherheit über die weitere finanzwirtschaftliche Ent- die Berliner Bauunternehmer mehrheitlich optimis- wicklung im Euroraum, die nach wie vor die Flucht tisch. in Sachwerte begünstigt. 12
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Baugenehmigungen und Baufertigstellungen Wohnungen 40.000 25.000 35.000 20.000 30.000 25.000 15.000 20.000 10.000 15.000 10.000 5.000 5.000 0 0 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 Baugenehmigungen Prognose Baufertigstellung Prognose (linke Skala) (rechte Skala) Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Trends der Auftragseingänge Bauhauptgewerbe Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % Anteil in % insgesamt 4,2 Wohnungsbau 10,4 Wirtschaftsbau 10,0 Öffentlicher Bau -14,0 -40 -30 -20 -10 0 10 20 0 25 50 Januar - Dezember 2013 Januar - Dezember 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 13
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Umsatz Bauhauptgewerbe insgesamt in Mio. Euro 320 320 300 300 280 280 260 260 240 240 220 220 200 200 180 180 160 160 140 140 120 120 100 100 80 80 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2012 2013 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Umsatztrends Bauhauptgewerbe Anteil aktuell in % Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % insgesamt 0,1 Wohnungsbau 8,0 Wirtschaftsbau -7,9 Öffentlicher Bau 4,5 -10 -5 0 5 10 15 0 15 30 45 Januar - Dezember 2013 Januar - Dezember 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Bradenburg, eigene Berechnungen 14
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Bau Erwartungen: Das Ausbaugewerbe stützt Die Analyse der saison- und kalenderbereinigten Im Berliner Ausbaugewerbe hat die Aufwärtsbewe- Entwicklung der letzten Monate zeigt, dass sich gung weiter an Dynamik gewonnen: Umsatz und sowohl die Auftragseingänge als auch die Umsätze geleistete Arbeitsstunden erhöhten sich im 3. Quar- im Bauhauptgewerbe derzeit noch unter dem Ni- tal 2014 gegenüber dem entsprechenden Vorjah- veau des rechnerischen Langzeittrends bewegen. reszeitraum um 5,9% bzw. um 5,8%. Im Bauhaupt- Allerdings wird das tatsächliche Baugeschehen in gewerbe werden Unternehmen bzw. Betriebe mit der Umsatzentwicklung verzerrt abgebildet. Darauf Tätigkeitsschwerpunkt im Bereich der vorbereiten- deuten die geleisteten Arbeitsstunden hin, die sich den Baustellenarbeiten, dem Bau von Gebäuden zuletzt deutlich erhöhten. Diese Ausweitung der und dem Tiefbau untersucht. Im Ausbaugewerbe Produktionstätigkeit sollte sich mit Zeitverzögerung liegt der Tätigkeitsschwerpunkt der Unternehmen in auch im Umsatz der kommenden Monate nieder- der Bauinstallation und im sonstigen Ausbau. Mit schlagen. der Umstellung auf die neue Klassifikation der Wirt- schaftszweige (WZ 2008) wurde dem Baugewerbe Hinzu kommt die Vermutung, dass beim Woh- noch ein weiterer Teil zugeordnet, die Bauträger. nungsneubau wohl vermehrt Unternehmen zum Zuge kommen, die außerhalb Berlins ansässig Aufgrund weiterhin optimistischer Erwartungen sind. So zeigt die regionale Statistik, dass in Bran- bleiben die Investitionspläne der Berliner Bauunter- denburg zuletzt der Umsatz deutlich stärker stieg, nehmen expansiv. Nach der aktuellen gemeinsa- als die Zahl der gebauten Wohnungen. Anzumer- men Umfrage der Industrie- und Handelskammern ken ist außerdem, dass ein bedeutender Teil des in Berlin und Brandenburg zum Jahresbeginn 2015 Berliner Baugeschehens außerhalb des Bauhaupt- ist die Bauwirtschaft durch eine ausgeprägte Inves- gewerbes stattfindet – im Berliner Ausbaugewerbe. titionsbereitschaft gekennzeichnet. In beiden Bun- Das Ausbaugewerbe ist gemessen an der Beschäf- desländern hat der Anteil der Unternehmen, die in tigung (3. Quartal 2014: 14.435 Personen) nur ge- den kommenden Monaten Investitionen planen, ring weniger bedeutend als das Berliner Bauhaupt- deutlich zugenommen. gewerbe (September 2014: 21.764). Beschäftigte Bauhauptgewerbe in Tausend 22,0 22,0 21,5 21,5 21,0 21,0 20,5 20,5 20,0 20,0 19,5 19,5 19,0 19,0 18,5 18,5 18,0 18,0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2012 2013 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigenen Berechnungen 15
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Unternehmensnahe Dienstleistungen Gewichtige Stellung in Berlin Beschäftigung wächst im 3. Quartal um 2,6% Unternehmensnahe Dienstleistungen sind solche Im unternehmensnahen Dienstleistungsbereich Dienstleistungen, die vorwiegend von Unternehmen waren zuletzt knapp 404.000 Beschäftigte tätig. nachgefragt werden – im Gegensatz zu Dienstleis- Das entspricht einem Anteil von rund 23% aller tungen, die primär auf den Bedarf der privaten Beschäftigten in Berlin. Mit fast 154.000 Personen Haushalte ausgerichtet sind. Im weiten Sinne zäh- sind 35,5% der Beschäftigten im Sektor sonstige len zu den unternehmensnahen Dienstleistungen wirtschaftliche Dienstleistungen tätig. Es folgen die alle Tätigkeiten, die Unternehmen für andere Un- Bereiche freiberufliche und wissenschaftliche ternehmen verrichten. Eine abschließende, trenn- Dienstleistungen mit 120.000 (Anteil: 27,8%) und scharfe Zuordnung der unternehmensnahen mit großem Abstand der Bereich Verkehr und La- Dienstleistungen ist allerdings nicht möglich. gerwesen mit rund 69.000 Beschäftigte (Anteil: 16,0%). Bezogen auf die gesamten gewerblichen Umsätze in Berlin in Höhe von 175,3 Mrd. EUR nehmen die Im dritten Quartal 2014 hat die Zahl der Beschäftig- unternehmensnahen Dienstleistungsbereiche (ohne ten in den unternehmensnahen Dienstleistungsbe- Handel, Gastgewerbe und öffentliche Dienstleis- reichen um 2,6% gegenüber dem Vorjahresquartal tungsbereiche) mit rund 49,2 Mrd. EUR eine ge- zugelegt. Das ist derzeit etwas weniger als im wichtige Stellung in der Hauptstadt ein (Anteil: Durchschnitt der Berliner Wirtschaft insgesamt 28,1%). Das Verarbeitende Gewerbe wies mit rund (+3,3%).In Deutschland ist die Zahl der Beschäftig- 26,5 Mrd. EUR Umsätzen zuletzt einen deutlich ten in den unternehmensnahen Dienstleistungsbe- geringeren Anteil aus (15,1%). Die unternehmens- reichen dagegen nur um 2,2% gewachsen. nahen Dienstleistungen umfassen dabei die fol- genden Wirtschaftsbereiche: In Berlin wurden besonders viele neue Stellen im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und Verkehr und Lagerwesen (Bereich H gemäß technischen Dienstleistungen geschaffen (+5,5%). amtlicher Wirtschaftsklassifikation) Hierunter fallen Beschäftigungsverhältnisse in For- Information und Kommunikation (Bereich J) schung und Entwicklung, Marketing, bei Architek- Freiberufliche, wissenschaftliche und techni- ten, aber auch bei Rechtsanwälten und Steuerbera- sche Dienstleistungen (M) tern. Im Bereich Verkehr und Lagerwesen und in sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (N) dem seit einigen Jahren besonders wachstums- starken Bereich Information und Kommunikation Umsätze wachsen um 4,4% wurden gegenüber dem Vorjahresquartal 4,1% bzw. 3,8% mehr Stellen registriert. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal sind die Umsätze der unternehmensnahen Dienst- Mit -0,5% hat sich dagegen die Beschäftigung im leistungen im dritten Quartal 2014 um 3,8% gestie- Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleis- gen – in Deutschland waren es im gleichen Zeit- tungen leicht rückläufig entwickelt. Weniger Perso- raum 3,4%. nal als im Vorjahresquartal wurden auch in den Branchen Vermittlung und Überlassung von Ar- Über die ersten drei Quartale 2014 gerechnet konn- beitskräften (-6,2%), Reisebüros und Reiseveran- ten die unternehmensnahen Dienstleistungen mit stalter (-4,4%) und im Reinigungsgewerbe (-7,2%) 4,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum in Berlin registriert. sogar noch stärker zugelegt (Deutschland: +3,0%). Mit 10,0% mehr Umsatz hat sich vor allem der an- Entwicklung seit den Krisenjahren teilstärkste Bereich, die freiberuflichen und wissen- schaftlichen Dienstleistungen, ausgesprochen gut Die unternehmensnahen Dienstleistungsbereiche entwickelt (Deutschland: 4,6%). Im für Berlin so haben sich seit den Krisenjahren ab 2008 bezüglich wichtigen Bereich Information und Kommunikation der Umsätze mit einem Wachstum von 21,1% viel sind die Umsätze in den ersten drei Quartal aller- besser entwickelt als die gewerblichen Umsätze in dings leicht um 0,8% gegenüber dem Vorjahreszeit- Berlin insgesamt (+15,9%). Auch bei der Zahl der raum zurückgegangen (Deutschland: +1,9%). Dies Beschäftigten konnten sich die unternehmensna- ist vor allem auf Rückgänge in den Branchen Ver- hen Dienstleistungen mit einem Wachstum von lagswesen (-3,4%) und Filmvertrieb und -verleih 19,3% positiv von der ohnehin schon sehr guten (-0,5%) zurückzuführen. Berliner Entwicklung (+7,3%) abkoppeln. 16
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Umsatztrends in unternehmensnahen Dienstleistungsbereichen Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % Absolut in Mrd. EUR unternehmensnahe Dienstleistungen 41 (H, J, M, N) 4,4 freiberufl. u. wissenschaftl. Dienstleistungen (M) 10,0 Verkehr und Lagerwesen (H) 2,0 Information und Kommunikation (J) -0,8 Sonst. wirtschaftl. Dienstleistungen (N) 10,3 -5 0 5 10 0 15 5 10 15 1. - 3. Quar tal 2013 1. - 3. Quar tal 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Beschäftigungstrends in unternehmensnahen Dienstleistungsbereichen Veränderung ggü. Vorjahresquartal in % Absolut in Tsd. unternehmensnahe Dienstleistungen 404 (H, J, M, N) 2,6 Sonst. wirtschaftl. Dienstleistungen (N) -0,5 freiberufl. u. wissenschaftl. Dienstleistungen (M) 5,5 Verkehr und Lagerwesen (H) 4,1 Information und Kommunikation (J) 3,8 -2 0 2 4 6 8 100 80 160 3. Quartal 2013 3. Quartal 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 17
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Umsatzentwicklung Unternehmensnahe Dienstleistungen 2010 = 100; saison-/kalenderbereinigte Quartalswerte 125 120 115 110 105 100 95 90 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Berlin Deutschland Quelle: Amt für Statistik Berlin Brandenburg, Destatis, eigene Berechnungen Unternehmensnahe Dienstleistungen Beschäftigung; (2010 = 100) 120 120 115 115 110 110 105 105 100 100 95 95 90 90 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quartalswerte Saisonbereinigte Werte Prognose Prognose Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 18
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Dienstleistungen Ausblick: Dienstleistungen unterstützen weiter Ein Blick auf die tiefere Untergliederung der Dienst- in den ersten drei Quartalen um 4,9% gegenüber leistungen zeigt, welche Branchen derzeit die größ- dem Vorjahreszeitraum gefallen. Einen erheblichen ten Wachstumsimpulse aussenden. Im Bereich der Umsatzsprung von 14,3% verzeichneten die sons- freiberuflichen und wissenschaftlichen Dienstleis- tigen frei- beruflichen Tätigkeiten, zu denen u.a. tungen haben sich in den ersten drei Quartalen, Designer sowie Übersetzer und Dolmetscher gehö- ausgehend von bereits hohen Umsatzanteilen, die ren. In diesen Branchen arbeiten zurzeit rund Umsätze bei Rechts-, Steuerberatern und bei Wirt- 10.300 Personen. schaftsprüfer (+4,2%) sowie bei Architekten (+9,4%) positiv entwickelt. Mit einer Steigerung von Die Stimmung in den wirtschaftsnahen Dienstleis- 12,1% sind auch Verkehrsdienstleistungen und das tungsunternehmen war noch im Herbst 2014 gut. Lagerwesen besonders stark gegenüber dem Vor- Der Saldo aus positiven (60% der Befragten) und jahreszeitraum gewachsen. Aufgrund des sich stär- negativen Einschätzungen (11%) zur Geschäftsla- ker entwickelnden Onlinehandels haben auch viele ge hatte gemäß der Konjunkturumfrage der Indust- Spediteure inzwischen Hochkonjunktur. Die Be- rie- und Handelskammer in Berlin mit +49 Zählern schäftigung stieg in diesem Teilbereich in den ers- erneut einen recht hohen Wert erreicht. ten drei Quartalen um 16,7%. So werden in der Stadt bzw. dem Umland derzeit vermehrt Hallen für Allerdings haben sich die Geschäftserwartungen Hochregallager aufgebaut, die ebenfalls viel Perso- der Berliner Dienstleistungsunternehmen etwas nal benötigen. eigetrübt. Aus Sicht von 38% der befragten Unter- nehmen hat sich der Geschäftsausblick verbessert Die Luftfahrtbranche vereint lediglich sieben Unter- (Frühjahr: 53%); 14% haben eine getrübte Ge- nehmen, die zuletzt einen Umsatz von zusammen schäftserwartung (Frühjahr: 5%). Allerdings hat sich 4,4 Mrd. EUR erzielt haben. Isoliert betrachtet wirkt das Sentiment in Deutschland inzwischen wieder sich die verlängerte und verstärkte Nutzung des aufgehellt. Das sollte auch in Berlin bei der nächs- Flughafen Tegels für den Arbeitsmarkt in der ten IHK-Umfrage im Frühjahr 2014 für steigende Hauptstadt positiv aus. Allerdings sind die Umsätze Zuversicht sorgen. Umsatztrends ausgewählter Dienstleistungsbranchen Beschäftigungstrends ausgewählter Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum in %; Umsatzanteil in % Dienstleistungsbranchen -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12 Veränderung gegenüber Vorjahresquartal in %; Beschäftigungsanteil in % -4 -2 0 2 4 6 8 10 Luftfahrt (H) -4,9 Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M) Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M) 2,7 4,2 Personen- u. Güterverkehr (H) Verlagswesen (J) 1,8 -3,4 Informationstechnologie (J) 2,1 Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H) 12,1 Überlassung v. Arbeitskräften (N) -6,2 Informationstechnologie (J) -1,8 Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M) 8,9 Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M) 9,4 Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H) 16,7 Personen- u. Güterverkehr (H) 4,6 sonst. Dienstl. für Unternehmen (N) 12,1 Film, TV, Kino, Musik (J) -0,5 Wach-, Sicherheitsdienste (N) 12,5 sonst. Dienstl. für Unternehmen (N) 14,3 Verlagswesen (J) 2,7 Werbung und Marktforschung (M) 20,3 PR, Unternehmensberatung (M) 3,5 PR, Unternehmensberatung (M) 4,1 Werbung und Marktforschung (M) 5,1 Informationsdienstleistungen (J) 1,5 sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M) 9,2 sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M) Film, TV, Kino, Musik (J) 25,7 1,5 Reisebüros (N) Post- und Kurierdienste (H) 19,4 -3,8 Überlassung v. Arbeitskräften (N) Informationsdienstleistungen (J) 3,1 16,5 Rundfunk (J) Luftfahrt (H) 5,7 9,6 Post- und Kurierdienste (H) Reisebüros (N) 5,7 -4,4 Wach-, Sicherheitsdienste (N) Rundfunk (J) 10,7 2,0 Telekommunikation (J) Telekommunikation (J) 2,1 0,7 Schifffahrt (H) Schifffahrt (H) 20,3 -0,8 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 -8 -4 0 4 8 12 16 20 1. - 3. Quartal 2014 Umsatzanteil an allen Dienstleist. (obere Skala) 3. Quartal 2014 Beschäftigtenanteil an allen Dienstl. (obere Skala) Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 19
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Einzelhandel Stabile Konsumnachfrage Umsatz: Steigerung um real 3,5% Trotz der weiterhin unsicheren Entwicklung im Zu- Nach vorläufigen Berechnungen des Amtes für sammenhang mit der noch nicht beendeten Staats- Statistik Berlin-Brandenburg setzte der Berliner schuldenkrise und den aktuellen geopolitischen Einzelhandel (ohne Kraftfahrzeughandel) im abge- Krisenherden hält in großen Teilen der Berliner laufenen Jahr 2014 real 3,5% mehr um als im Vor- Wirtschaft die Dynamik an. Auch am Arbeitsmarkt jahr. Damit entwickelte sich der Berliner Einzelhan- zeigen die aktuellen Daten, dass die Erholung stabil del wesentlich besser als der Einzelhandel in ganz ist. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte daher auch in Deutschland im selben Zeitraum (real: 1,4%). den kommenden Monaten weiter fallen. Impulse für das künftige Wachstum kommen vor diesem Hin- Ausschlaggebend für das positive Wachstum in tergrund von einer stärkeren privaten Konsumnach- Berlin waren vor allem Steigerungen im Internet- frage. Kräftige Lohnsteigerungen, niedrige Energie- und Versandhandel. Hier stiegen die Umsätze über und Lebensmittelpreise, weiterhin stark expandie- das ganz Jahr 2014 gerechnet um 17,1%. Umsatz- rende Touristenströme sowie niedrige Inflationsra- zuwächse gab es auch im Bereich des Handels in ten bilden dabei die wesentlichen Stützen. Verkaufsräumen. So sind sowohl die Umsätze im Facheinzelhandel mit Kommunikations- und Haus- Rückgang der Verbraucherpreise um 0,5% haltsgeräten und Inneneinrichtung (+2,6%) als auch in den Supermärkten bzw. im Handel mit Lebens- Wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mit- mitteln (+2,8%) gestiegen. Rückläufig waren hinge- teilte, sind die Preise im Januar 2015 erstmals seit gen die Umsätze in Kaufhäusern und Tankstellen September 2009 gegenüber dem Vorjahresmonat (-0,3%). Allerdings sind die vom Amt für Statistik gesunken. Die Lebenshaltungskosten gingen ins- Berlin-Brandenburg veröffentlichten Zahlen noch gesamt um 0,5% zurück. Damit lag die Berliner vorläufig, so dass es in den nächsten Monaten Preisentwicklung nur wenig über der des gesamten noch zu Revisionen kommen wird. Euroraums (-0,6%), aber weit unter der von der EZB als stabil definierten Preisentwicklung von Die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel stieg in knapp unter 2%. Gegenüber dem Vormonat De- 2014 im Zeitraum Januar bis Dezember 2014 um zember 2014 ging der Preisindex um 1,1- 3,0% auf rund 129.000 Personen. Abgeschwächt Prozentpunkte zurück. hat sich zuletzt der Beschäftigungsaufbau im Ver- sand- und Onlinehandel. Dort war die Beschäfti- Im Januar 2014 waren im Vorjahresvergleich vor gung in den Vorjahren stets mit zweistelligen Raten allem Preisrückgänge für Energie (-7,4%) bestim- gewachsen. Im Dezember 2014 wurden dann 2,4% mend. Ohne die rückläufigen Energiekosten wäre weniger Personen beschäftigt als noch im Vorjah- der Preisindex sogar um 0,4% gestiegen. Gefallen resmonat. Dies dürfte auf Marketingaktivitäten vor sind insbesondere die Preise für Mineralölprodukte dem Hintergrund des Börsengangs eines großen wie Heizöl (-29,7%) und Kraftstoff (-14,6%). Auch Berliner Onlinehändlers Anfang Oktober zurückzu- die Preise für Zentralheizung und Fernwärme führen sein. (-2,0%) sowie Gas (-0,1%) trugen zu der geringen Preisentwicklung bei. Bei festen Brennstoffen wie Gemäß der aktuellen Konjunkturumfrage der In- Kohle und Holz gingen die Preise gegenüber dem dustrie- und Handelskammern in Berlin und Bran- Vorjahresmonat um 4,1% zurück. denburg stellt sich die Geschäftslage im Handel immer noch sehr zufriedenstellend dar. Der Saldo Ebenso rückläufig gegenüber dem Vorjahr entwi- aus positiven und negativen Einschätzungen ver- ckelten sich die Preise bei Nahrungsmitteln bleibt mit 40,8 Punkten auf einem hohen Niveau (-0,9%). Mehr mussten die Verbraucher im Januar (+0,9 Punkte ggü. der letzten Umfrage). In Bezug allerdings für Kaffee (+20,9%), alkoholische Ge- auf die zukünftige Geschäftslage haben 30% der tränke (+3,4%), Brot (+3,5%) sowie Fischwaren Befragten einen positiven Ausblick und nur 15,9% (+1,9%) bezahlen. Günstiger wurde es für den Ver- erwarten eine Verschlechterung der Lage. braucher dagegen beim Kauf von Speisefetten und -ölen (-10,0%), Gemüse (-8,3%) und Eiern (-2,2%). 20
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Umsatz Einzelhandel insgesamt 2010 = 100 150 150 140 140 130 130 120 120 110 110 100 100 90 90 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2012 2013 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Umsatztrends im Einzelhandel Veränderung zum Vorjahreszeitraum in % 2,5 Einzelhandel (ohne Kfz) 3,5 Kaufhäuser/Tankstellen -0,3 Supermärkte 2,8 Facheinzelhandel 2,6 sonstiger Einzelhandel 1,2 6,6 Versand-, Markt- und Internethandel 17,1 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 Januar - Dezember 2013 Januar - Dezember 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 21
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Gastgewerbe Umsatzplus von 2% Berlintourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor Die Umsätze im gesamten Berliner Gastgewerbe – Der Umsatz in der gesamten Berliner Tourismus- bestehend aus den beiden Bereichen Gastronomie branche beträgt nach Berechnungen der dwif- und Beherbergung – sind unter Ausschaltung der Consulting GmbH rund 10,3 Mrd. EUR. Davon pro- Preisentwicklung im abgelaufenen Jahr 2014 um fitierten das Gastgewerbe mit 4,6 Mrd. EUR insgesamt 2,0% gestiegen. (44,8%), der Einzelhandel mit 3,9 Mrd. EUR (38,3%) und andere Dienstleistungen mit 1,8 Mrd. Im Bereich Gastronomie stiegen die Umsätze im EUR (16,9%). gesamten Jahr 2014 um 1,8%. Die Gastronomie setzt sich wiederum aus den beiden Teilbereichen Der Berlintourismus und mit ihm das Gastgewerbe Restaurants und Caterer zusammen. Die Umsätze sind in den vergangenen Jahren somit zu einer der Restaurants inkl. Gaststätten, Imbissstuben, wesentlichen Kraft der regionalen Wirtschaft heran- Cafés und Eissalons stiegen um 1,8% während die gewachsen. Im Jahr 2014 war der Anteil der aus- Caterer sogar einen Umsatzanstieg von 4,9% ver- ländischen Gäste mit 38,1% so hoch wie noch nie. buchen konnten. Er hat sich seit 1995 von 22,9% um 15- Prozentpunkte erhöht. Im Berliner Beherbergungsgewerbe stieg der Um- satz mit 2,1% jedoch nur unterproportional, gemes- An der starken Ausweitung und an den überpropor- sen an den stärker gestiegenen Touristenzahlen tional hohen Wachstumsbeiträgen der ausländi- von +4,0%. In der Sparte Hotels, Gasthöfe und schen Gäste sind die einzelnen Herkunftsländer Pensionen kam es insgesamt zu einem Umsatzan- unterschiedlich stark beteiligt. So wurden 2014 rund stieg von 2,2%. Aufgrund der scharfen Hotelkonkur- 31% mehr Gäste aus Großbritannien (insgesamt: renz (seit 2003 hat sich das Bettenangebot in Berlin 481 Tsd.), 26% mehr Gäste aus Polen (insgesamt: nahezu verdoppelt) lassen sich die kräftig steigen- 160 Tsd.), 18% mehr Gäste aus Italien (insgesamt: den Übernachtungszahlen nicht im gleichen Maße 299 Tsd.) gezählt. In den vergangenen Jahren ist in zusätzliche Einnahmen im Berliner Beherber- aber vor allem die Zahl der Übernachtungen gungsgewerbe ummünzen – und das, obwohl die schneller gestiegen als die Zahl der Gäste. Dies Bettenauslastung mit 58,3% für Berliner Verhältnis- lässt sich mit der deutlich gestiegenen Aufenthalts- se inzwischen ein Rekordniveau erreicht hat. Denn dauer erklären, die in Übernachtungen pro Gast aufgrund des scharfen Konkurrenzkampfs stagnier- gemessen wird. Lag die durchschnittliche Aufent- te der Logisumsatz pro vermietetem Zimmer 2014. haltsdauer im Juli 2011 rechnerisch noch bei 54 Zudem muss berücksichtigt werden, dass ein gro- Stunden (2,26 Tage), so blieb ein Gast im Dezem- ßer Teil der Hotelumsätze bei gestiegenen Über- ber 2014 bereits 58 Stunden (2,42 Tage) und somit nachtungszahlen erst mit erheblicher Zeitverzöge- gut 4 Stunden länger in Berlin. rung verbucht werden kann, denn bei rund 70% der Buchungen erfolgt die Zahlung über Reisebüros Selbst wenn ein Unterschied von nur 4 Stunden erst nachträglich. zusätzlichem Aufenthalt in Berlin auf den ersten Blick nicht gewichtig erscheint, volkswirtschaftlich Die Zahl der Beschäftigten nahm im gesamten betrachtet sind die Auswirkungen dennoch beacht- Berliner Gastgewerbe im Jahr 2014 gegenüber lich. Nach Angabe von dwif-Consulting gibt ein dem Vorjahr um 1,9% auf rund 90.000 zu. Dabei Übernachtungsgast im Schnitt 204,70 EUR pro stieg die Vollzeitbeschäftigung sogar um 5,8%. Die Tag aus. Erhöht sich, bei gleichbleibender Gäste- Teilzeitbeschäftigung ging um 0,8% zurück. Die zahl, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer um 4 höchsten Zuwachsraten bei der Einstellung von Stunden, dann steigen die Ausgaben aller Gäste im Personal wurde im Teilbereich Beherbergung regis- Laufe eines Jahres rechnerisch um immerhin 330 triert (+4,4%). Hier wurde vor allem in den Hotels, Mio. EUR. Zusammen mit den steigenden Über- Gasthöfen und Pensionen deutlich mehr Personal nachtungszahlen, führt daher auch eine längere eingestellt (+4,8%). Im Teilbereich der Gastronomie Aufenthaltsdauer zu höheren Steuereinnahmen, wurde 1,2% mehr Personal eingestellt als noch im u.a. bei der seit Anfang 2014 erhobenen Übernach- Vorjahr. Die Wachstumsraten der Beschäftigten- tungssteuer, über die das Land Berlin bis ein- zahlen korrespondieren, anders als das Umsatz- schließlich Dezember knapp 30 Mio. EUR einge- wachstum im Gastgewerbe, mit dem Tourismuszu- nommen hat. wachs in diesem Zeitabschnitt. 22
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Umsatz Gastgewerbe insgesamt 2010 = 100 130 130 120 120 110 110 100 100 90 90 80 80 70 70 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2012 2013 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Umsatztrends im Gastgewerbe Veränderung zum Vorjahreszeitraum in % Gastgewerbe insges. 2,0 Beherberg.gew. insg. 2,1 Hotels 2,2 Gastronomie insg. 1,8 Restaurants, Schankwirtschaft, etc. 1,8 Caterer, etc. 4,9 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 Januar - Dezember 2013 Januar - Dezember 2014 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 23
Zum Inhaltsverzeichnis 03/2015 Volkswirtschaft Tourismus Gäste bleiben länger in Berlin Steigerung im Fluggastbereich um 6,3% Die Gästezahlen sind 2014 gegenüber dem Vorjahr Die Luftfahrtbranche ist eine der führenden Wachs- um 4,8% auf knapp 11,9 Mio. gestiegen. Insgesamt tumsindustrien in der global vernetzten Welt. Luft- haben rund 546 Tsd. mehr Gäste in Berliner Hotels fahrtexperten prognostizieren seit Jahren ein lang- eingebucht als noch im Vorjahr. Im Jahr 2014 sind fristiges Wachstum. Dem Anstieg des Verkehrs ist vor allem mehr Gäste aus Großbritannien (+31 das bestehende Berliner Flughafensystem mit Tsd.; +6,9%) Polen (+26 Tsd.; +19,6%), aus Italien Schönefeld und Tegel allerdings kaum noch ge- (+18 Tsd.; +6,6%) und aus Israel (+18 Tsd.; wachsen. Seit Herbst 2006 wird daher der Flugha- +21,6%) gekommen. Rückgänge bei den Gäste- fen Schönefeld zum Hauptstadt-Airport BER Willy zahlen gegenüber dem Vorjahr gab es lediglich bei Brandt ausgebaut. Aufgrund der mehrfachen Ver- fünf Ländern, vor allem aber aus Russland (-10 schiebung der Eröffnung des BER-Flughafens wur- Tsd.), Frankreich (-8 Tsd.) und Japan (-7 Tsd.). de inzwischen der Flughafen Tegel, der schon weit über seine Kapazitätsgrenzen ausgelastet ist, für Mit den zusätzlichen Gästen erhöhte sich auch die die Zwischenphase saniert. Denn mit 20,7 Mio. Zahl der Übernachtungen. In 2014 sind bereits 28,7 Fluggästen in 2014 wurden bereits 74% aller Flug- Mio. Übernachtungen verzeichnet worden, knapp 1,7 Mio. mehr als noch im Vorjahr (+6,5%). Steige- gäste in der Hauptstadtregion über den Flughafen rungen gab es vor allem bei den ausländischen Tegel abgefertigt. Auf den beiden Berliner Flughä- Gästen, deren Übernachtungen sich um 936 Tsd. fen zusammen wurden in 2014 insgesamt 27,9 Mio. (+8,1%) erhöhten. Dabei liegt die Zahl der Über- Fluggäste registriert. Dies entspricht einer Steige- nachtungen von Gästen aus dem Vereinigten Kö- rung der Passagierzahlen um knapp 1,66 Mio. nigreich mit rund 1,28 Mio. (+7,9%) im Länderver- (+6,3%) gegenüber dem Vorjahr. Für das Jahr gleich an erster Stelle, gefolgt von Italien mit 932 2015 kann mit einer Steigerung auf knapp 29 Mio. Tsd. (+10,4%), USA mit 921 Tsd. (+10,3%) und den Fluggästen gerechnet werden. Niederlande mit 825 Tsd. (+7,9%). Überdurchschnittlich gut entwickelt hat sich im ver- Bettenauslastung so hoch wie nie gangenen Jahr vor allem auch der Güterverkehr auf den beiden Berliner Flughäfen. Insgesamt wurden Mit der Zahl der Gäste und den steigenden Über- in 47.758 Tonnen Fracht und Post befördert, was nachtungszahlen wächst seit Jahren auch die Zahl einem Anstieg von 20,5% gegenüber dem entspre- der Unterkünfte in Berlin. Im Dezember 2014 stell- chenden Vorjahreszeitraum entspricht. Davon wur- ten insgesamt 788 Beherbergungsbetriebe den den knapp 86% über den Flughafen Tegel abgewi- Berlinbesuchern zusammen 134.399 Betten zur ckelt. Für das Jahr 2015 kann mit beförderter Verfügung, 1.799 mehr als noch im Vorjahresmonat Fracht von knapp 53.000 Tonnen gerechnet wer- (+1,4%), und knapp 60.000 mehr als noch vor 10 den. Zum Vergleich: auf dem Frachtflughafen Jahren. Davon befanden sich zuletzt rund 70.000 Leipzig wurde eine Steigerung von nur 3,1% auf Betten in Hotels und weitere 64.400 Betten in allerdings insgesamt 904.102 Tonnen verzeichnet. Gasthöfen, Pensionen, Jugendherbergen und Er- holungsheimen. Prognose Die Bettenauslastung lag über das ganze Jahr Es spricht viel dafür, dass der Tourismusboom in 2014 gerechnet laut Aufzeichnung des Amtes für Berlin anhalten wird. Es ist einerseits die hochat- Statistik Berlin-Brandenburg bei 58,3%, dem höchs- traktive Hauptstadt selbst, die derzeit international ten jemals gemessenen Wert seit der Wiederverei- in aller Munde ist. Andererseits gibt es auch viele nigung. Die höchste Bettenauslastung (knapp 62%) Gründe, die außerhalb der Stadt zu finden sind, die erreichten Betriebe mit 250 bis 500 Betten. Kleinere für einen weiteren Besucheranstieg sprechen. Dazu Pensionen mit weniger als 29 Betten kommen ge- gehört eine Hinwendung zum Städtetourismus all- rade einmal auf eine Bettenauslastung von 39%. gemein, aber auch die gestiegenen geopolitischen Gegenüber dem Vorjahr reduzierte sich die Zahl Unsicherheiten in vielen Teilen der (Reise-)Welt. dieser Kleinstbetriebe auf zuletzt 143 (-2), was zu Auch die Kapitalmärkte spielen eine Rolle: So kann einer Bettenreduktion auf 2.790 (-54) in diesem in den nächsten Jahren relativ sicher mit deutlich Bereich führte. Auch wenn der Wettbewerb im Be- mehr Schweizer Gästen gerechnet werden, für die herbergungsgewerbe hoch ist, werden in Berlin Berlin über Nacht um 15% günstiger geworden ist. derzeit noch keine Überkapazitäten aufgebaut, da Bereits im Jahr 2015 wird die Übernachtungszahl andererseits kleinere, unrentable Betriebe schlie- daher die 30-Millionen-Marke erreicht haben. ßen. 24
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