Erfahrungsbericht Molde University College Wintersemester 2014/15
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Erfahrungsbericht Molde University College Wintersemester 2014/15 Name: Paul Erhard Studiengang: Betriebswirtschaftslehre Gastinstitution: Molde University College Zeitraum: 15. August – 19. Dezember 2014 Vorbereitung: Bevor es endlich nach Norwegen ging gab es eine Menge zu Organisieren und zu Planen. Alles begann eigentlich schon ein Jahr zuvor mit der Informationsveranstaltung der Hochschule Augsburg, bei der die Partnerhochschulen in den verschiedenen Ländern, sowie die Voraussetzungen und Möglichkeiten für ein Auslandssemester, vorgestellt wurden. Ausserdem wurde ein Heft von der Fakultät für Wirtschaft ausgegeben, welches die einzelnen Partneruniversitäten, mit deren angebotenen Schwerpunkten und Kursen, erläuterte. Da für mich klar was, dass ein Semester im Ausland nur mit englischsprachigen Vorlesungen in Frage kommt und ich eine Vertiefung im Bereich Logistik anstrebte, stand die Entscheidung, mich für Molde zu bewerben schnell fest. Zusätzlich habe ich von mehreren Freunden und Bekannten gehört, wie schön Norwegen ist, was meinen Entschluss noch verstärkt hat. Somit bewarb ich mich in der Preapplication und bekam einige Wochen danach auch eine vorläufige Zusage. Somit war der Weg ins Ausland geebnet. Im Folgenden musste, zusätzlich zu verschiedensten Formularen, ein Learning Agreement erstellt werden, worin die gewünschten Kurse für das Semester in Molde angegeben werden mussten. Die angebotenen Vorlesungen sind auf der Website der Hochschule in Molde aufgelistet und auch ausreichend beschrieben. Zusätzlich haben mir für die Auswahl verschiedene Erfahrungsberichte, wie u.a. von meiner Vorgängerin sowie weiteren im Internet veröffentlichten Berichten geholfen. Hierbei ist bereits darauf zu achten das möglichst viele ECTS-Punkte auf den Schwerpunkt fallen, da sich dies später bei der Anrechnung der Noten in Deutschland positiv auswirkt (Anrechnung Projektarbeit und Seminararbeit zur Vertiefung). Die Organisationsarbeit (Unterlagen für beide Hochschulen, Wohnung im Ausland, Bewerbung, etc.) ist nicht zu unterschätzen und man muss dringend darauf achten, die Deadlines einzuhalten. Extrem wichtig ist es auch, sich im vornherein Gedanken über die Finanzierung zu machen. Norwegen ist ein sehr teures Land und für viele Studenten ist der Aufenthalt für ein ganzes Semester kaum bzw. nur schwer erschwinglich. Die Unterstützung durch das Erasmus+ Programm war hierzu zwar hilfreich jedoch bei weitem nicht ausreichend (genauere Ausführungen hierzu folgen später). Zum Thema Auslands-BAföG kann ich leider keine Angaben machen, da ich nicht berechtigt war dieses
zu beantragen. Zur Vorbereitung sei zusammengefasst gesagt, dass einige Tätigkeiten durchzuführen sind bis ein Studium an einer Partnerhochschule durchgeführt werden kann (Freemover haben weniger Aufwand). Man wird jedoch von allen seiten (HS Augsburg, Hogskolen i Molde) gut unterstützt und beraten. Unterkunft: Bei der Unterkunft bot uns die Gasthochschule mehrere Varianten von Apartments an, für die wir wiederum eine Prioritätenliste bei der Bewerbung erstellen sollten. Ich entschied mich für das günstigste Angebot (welches logischerweise jeder auswählt), bei dem man im Studentenwohnheim „Kvam“ in einem Apartment mit 3 weiteren Mitbewohnern lebt. In meinem Semster wurden diese Wohnungen jedoch alle an Studenten vergeben, die mindestens 1 Jahr vor Ort bleiben. Somit bekam ich meine 1. Alternative zugeteilt, welches ein Einzelzimmer im Campus und die zweitbilligste Variante war. Diese Gebäude sind erst vor kurzem gebaut worden und auf dem neuesten Stand. Zusätzlich hat man aus den meisten Zimmern einen unfassbar schönen Ausblick auf den Fjord und die dahinter liegende Berglandschaft. Im Zimmer enthalten ist alles was man braucht wie Küche, Kühlschrank, Tisch, Stühle, Schrank und ein bequemes Bett. Hinzu kommt Luxus wie zum Beispiel Fussbodenheizung im Bad. Jedoch ist der monatliche Mietpreis mit ca. 550 € (je nach Umrechnungskurs) für 20 qm² nicht billig. Bei der Bewerbung auf eine Wohnung im Campus sollte ausserdem darauf geachtet werden, dass es 1 und 2 Personen Apartments gibt. Der Preis bleibt jedoch für beide Varianten der Gleiche. Sprich, wer das Leben in einer WG bevorzugt hat auch die Möglichkeit dazu dies zu bekommen, jedoch zu einem relativ hohen Preis. Die Zusatzausstattung (Besteck, Töpfe, Pfannen, Bettüberzug) muss in einem Formular vorher beantragt werden. Sollte dies nicht geschehen sein steht der Hausmeister mit einem Notfallbestand zwar zur Seite, jedoch kann es dann auch passieren das man sich einiges an Ausstattung selbst kaufen muss. Negativ ist zu bemerken, dass Putzzeug und Besen selbst gekauft werden müssen. Allerdings ist dies auch kein Problem wenn man diese Dinge mit mehreren teilt. Waschmaschine und Trockner sind für 20 Kronen pro Waschgang nutzbar und auch in ausreichender Anzahl vorhanden. Ein Supermarkt und auch die Universität ist in unmittelbarer Nähe und bequem zu Fuß in 3 Minuten erreichbar. Leider gab es keinen Aufenthaltsraum im Campus. Dadurch mussten Feiern in den Wohnungen oder im Studentenpub Vallhall stattfinden. Studium an der Gasthochschule Die Hochschule ist auf neuestem Stand und bietet alles was für ein erfolgreiches Studium nötig ist. So ist z.B. im obersten Stockwerk der Universität die Bibliothek mit Kopierern/Druckern (450 Seiten kostenlos), Computern und ausreichend Lektüre vorhanden. Desweiteren empfand ich es als sehr vorteilhaft, dass in den Hörsälen eine Kamera und Mikrophon vorhanden war, womit die Vorlesungen aufgenommen und auf YouTube hochgeladen wurden. Bevor das eigentliche Semester begann, fanden einige Vorstellungs- und Infoveranstaltung statt, bei denen wir sowohl alle Erasmus-Studenten, als auch alle wichtigen Ansprechpartner kennenlernten. Aufgrund meiner Vorabinformation durch andere Erfahrungsberichte habe ich mich für die Kurse Transport and Tourism, Management Models, international Transport and Distribution und als AWP/FWP-Fach für Norwegisch I eingeschrieben. In Molde bekommt man für jeden Kurs 7,5 ECTS, wodurch mit 4 Kursen die geforderten 30 ECTS erfüllt sind. Diese Auswahl hat sich als sehr positiv herausgestellt, da sie zum einen sehr interessant und zum anderen zeitlich gut machbar waren. Das Studium in Norwegen ist unterschiedlich aufgebaut im Vergleich zu der heimischen Hochschule. So gibt es in Norwegen z.B. die Höflichkeitsform „Sie“ nicht. Es wird jede Person mit dem Vornamen angesprochen, was im Gespräch mit Professoren zu beginn ziemlich befremdlich ist. Man gewöhnt sich jedoch sehr schnell daran und ich persönlich habe das eher freundschaftliche Verhältnis sehr geschätzt. Ausserdem wird mehr Wert auf Ausarbeitungen und Essays gelegt, welche auch benotet werden und prozentual in die Endnote mit einfließen. Ebenso ist die Dauer der Klausuren unterschiedlich. Mit 4 bzw. 5 Stunden Bearbeitungszeit ist das Volumen der Fragen
wesentlich ausgedehnter, jedoch ist man nicht so extrem unter Zeitdruck wie in manchen unserer Klausuren an der Hochschule Augsburg, was ich ebenso als positiv empfunden habe. In Transport and Tourism hatten wir mit Nigel Halpern in meinen Augen den besten Professor. Man hatte in diesem Kurs die Möglichkeit zu den einzelnen Vorlesungen Essays zu verfassen, da diese für die Klausuren gefordert wurden und man so ein gutes Feedback erhielt. Der Kurs bestand aus neun Vorlesungen welche zügig durchgearbeitet wurden. Für die Klausur wurden dann zu drei von diesen Vorlesungen Essays verlangt, welche aber nicht nur den Inhalt der Präsentation haben sollte, sondern zusätzliche Informationen (z.B. aus dem eigenen Land). Dies ist aber mit ein wenig recherche im Internet kein Problem. In Norwegian I Language and Culture lernten wir die Grundkenntnisse der norwegischen Sprache, sowie ein wenig über die norwegische Kultur, bei einer Dozentin, die ursprünglich aus Deutschland stammte. Norwegisch ist dem Deutschen sehr ähnlich, was das Erlernen der Sprache für uns etwas einfacher machte. Allerdings hat auch die norwegische Grammatik so ihre Tücken. An Ende des Semesters schrieben wir eine vier stündige Klausur. Der Kurs Management Models war sehr auf Mathematik und Statistik ausgelegt. Auch hier hatten wir einen sehr guten Professor, der uns das bereits an der FH erlernte Wissen über diese Themen wieder ins Gedächtnis rief. Für diesen Kurs musste man 3 Assignments in Gruppen von jeweils 4 Personen erstellen. Die erste Ausarbeitung war als Hürde zu verstehen um weiter die Vorlesung besuchen zu dürfen. Die anderen zwei sind benotet worden und zu je 10% in die Endnote mit eingeflossen. Um hierbei gute Noten zu erreichen ist es sehr empfehlenswert wenn man das vorgeschlagene Buch hat. Die Klausur in diesem Fach ging über 5 Stunden, wobei es hier erlaubt war alle Materialien mitzunehmen (Buch, Mitschriften, alte Klausuren). Das 4. Fach war das im Verhältnis aufwendigste. Für international Transport and Distribution mussten wir einen Essay/Seminararbeit zu einem frei wählbaren Thema mit Bezug auf interationalen Transport schreiben. In meinem Fall machten wir das in einer Gruppe von 3 Personen, was ziemlich arbeitsintensiv war. Die Note hierzu fließt jedoch nur mit 30% in die Endnote ein, was meiner Meinung nach für den Aufwand nicht angemessen ist. Die restlichen 70% konnte man sich dann in einer ebenfalls 4 stündigen Klausur holen, bei der man ebenfalls alle nicht elektronischen Matrialien mitnehmen durfte. Alles in allem ist das Studium an der Hogskolen i Molde sehr angenehm, da für alles gesorgt ist was man braucht und die Professoren zum einen kompetent und zum anderen mit ihrem sehr gut verständlichem Englisch die Vorlesungen interessant gestalten. Alltag und Freizeit Da ich in Molde nur vier Vorlesungen zu besuchen hatte, von denen zwei auch noch auf einen Tag fielen, hatte ich dementsprechend viel Freizeit. In den ersten zwei Wochen des Wintersemesters gab es die sogenannte „Opening Week“, die vom Erasmus Student Network (ESN) organisiert wurde. Am ersten offiziellen Studiumstag wurden hierfür Erasmus-Studenten in eine der Gruppen von Erstsemestlern eingeteilt, für die wiederum etwa fünf Studenten aus höheren Semestern (die „Buddies“) zuständig waren. Jeden Tag gab es mehrere Programmpunkte, die man freiwillig mit seiner „Buddy-Group“ unternehmen konnte und abends wurde in dieser Zeit jeden Tag gefeiert. Die zwei Wochen waren eine super Gelegenheit mit Norwegern in Kontakt zu treten, neue Freunde zu finden und einfach nur Spaß zu haben. Die ESN veranstaltete auch weitere Events und Ausflüge, die man teilweise sogar kostenlos mitmachen konnte. So gab es z.B. Wanderungen auf den nahegelegenen Varden und die Trollkirka, wo man kostenlosen Bustransfer hatte und man außerdem die atemberaubende Natur Norwegens so richtig genießen konnte. Ausserdem organisierten sie auch Parties und ähnliche Veranstaltungen, wie Pokerturniere im nahegelegenen Studententreffpunkt Vallhall. Mit den neugewonnenen Freunden aus aller Welt machten wir auch öfter Spieleabende, Hausparties oder gingen in Moldes Diskothek „Kompagnet“. Der Campus bzw. die Universität ist ca 2 km ausserhalb von Molde, was teilweise etwas
problematisch bezüglich der Mobilität ist. Ich hatte persönlich den Vorteil, dass ich mit meinem eigenen Auto angereist bin und somit noch jede Menge weiterer Sehenswürdigkeiten in Norwegen bestaunen konnte. So sind wir u.a. zum weltberühmten Geirangerfjord (3 Std. Fahrzeit), sowie zu beeindruckenden Wanderzielen wie der Trolltunga (11 Std.) oder dem Preikestolen (14 Std.) in Südnorwegen gefahren. Aber auch im näheren Umland gibt es beeindruckende Ziele wie z.B. die Atlantic Road bei Kristiansund (1 Std.) oder das schöne Städtchen Ålesund (2 Std.). Es ist wirklich erstaunlich wie viel man in so kurzer Zeit erleben kann. Norwegen ist wirklich sehr teuer und wir Studenten bekanntlich häufig nicht sehr vermögend. Deshalb haben einige von uns nach einiger Zeit angefangen im Fjord zu fischen. Dies ist kostenlos und für jedermann erlaubt. Die Fangquote ist wirklich hervorragend und so war es möglich einige BBQs mit den selbst gefangenen Fischen zu organisieren und auch weitere Kommilitonen einzuladen. Fazit: Mein Fazit ist, dass Norwegen alles andere als kalt, dunkel und langweilig ist. Im Gegenteil! Es gibt viel zu sehen und noch mehr zu erleben. Dank des frühen Semesterbeginns im August hatte ich das Glück drei Jahreszeiten zu erleben, von denen jede ihren eigenen Zauber hatte. Die Natur in Norwegen ist sowieso so atemberaubend schön, dass man teilweise meinen könnte, man träume. Man kann eigentlich nicht genug Bilder davon machen. Daher mein Tipp: nehmt eine gute Fotokamera mit! Die Norweger wirken im ersten Moment etwas verschlossen, aber sobald man mit ihnen ins Gespräch kommt tauen sie sehr schnell auf und man kann sehr viel Spaß mit ihnen haben. Beeindruckend ist es, dass so ziemlich jeder Norweger ein unglaublich gutes Englisch spricht und teilweise auch etwas auf Deutsch versteht. Ausserdem achten sie sehr darauf, dass ihre Natur so schön bleibt wie sie ist, was ich auch sehr positiv empfunden habe. Der einzige Knackpunkt sind die hohen Kosten. Leider musste ich auch feststellen, dass wir Deutschen die geringste Unterstützung von Erasmus, im Vergleich mit den Studenten aus anderen Ländern bekamen. Daher gab es einige Studenten, die aus Geldgründen Ausflüge nicht mitmachen konnten. Auch die Nahrungsmittelpreise sind mindestens doppelt so teuer, wie in Deutschland und die Alkoholpreise unglaublich hoch. Dennoch würde ich jederzeit wieder nach Norwegen reisen und wäre im Nachhinein sogar gerne länger geblieben. Ich habe richtig gute Freunde aus der ganzen Welt gewonnen und kann Norwegen nur weiterempfehlen! Anbei füge ich noch ein paar Bilder aus Norwegen hinzu. Geirangerfjord Atlantic Road
Ausblick aus dem Zimmerfenster im Campus Romsdalseggen: Wunderschöne Gratwanderung (8 Std. Laufzeit) Einer von vielen Angelplätzen, incl. traumhaftem Sonnenuntergang
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