Leuven, Belgien (WS 2010/2011) - Erfahrungsbericht über das ERASMUS Austauschprogramm an der Katholieke Universiteit in

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Leuven, Belgien (WS 2010/2011) - Erfahrungsbericht über das ERASMUS Austauschprogramm an der Katholieke Universiteit in
Erfahrungsbericht über das ERASMUS
Austauschprogramm an der Katholieke Universiteit in

     Leuven, Belgien (WS 2010/2011)
Leuven, Belgien (WS 2010/2011) - Erfahrungsbericht über das ERASMUS Austauschprogramm an der Katholieke Universiteit in
Erasmus Erfahrungsbericht WS 2010/2011 an der Katholieke Universiteit Leuven, Belgien

Die Stadt Leuven

                                                             Leuven (Deutsch: Löwen) befindet
                                                              sich    in      der        flämischen     Region
                                                              Belgiens und ist die Hauptstadt der
                                                              Provinz Flämisch-Brabant. Nur einen
                                                              Steinwurf von der Hauptstadt Brüssel
                                                              entfernt (20 km östlich von Brüssel)
                                                              befindet sich Leuven demnach im
                                                              nördlichen,       niederlänischsprachigen
                                                              Teil, im wallonischen Süden und in
                                                              der Hauptstadt-Region Brüssel wird
                                                              französisch gesprochen. In Leuven
                                                              leben derzeit ca. 90.000 Menschen, zu
                                                              denen während der Vorlesungszeit
                                                              noch      ca.         37      000       Studenten
hinzukommen. Gerade diese Studenten prägen das Stadtbild und die Atmosphäre dieser
typischen „Studentenstadt“. Dies wird vor allem daran deutlich, wenn man Leuven am
Wochenende besucht. Am Wochenende gleicht Leuven einer „Geisterstadt“. So gut wie alle!
Studenten in Belgien verlassen über das Wochenende ihren Studienort und verbringen das
Wochenende bei ihren Eltern.
In diesem sogenannten „Heimathafen“ der flämischen Studenten wird für Jedermann etwas
geboten. Leuven bietet sowohl in kultureller als auch kunsthistorischer und gastronomischer
Hinsicht zahllose Möglichkeiten. Von kulinarischen Höhepunkten bis hin zum glanzvollen
gotischen Rathaus, vom leckeren Leuvener Bier (eine der größten Brauereien der Welt
befindet sich in Leuven; InBev) und dem Studentenflair auf dem Alten Markt (mit der
längsten Bar der Welt) bis hin zur unaufdringlichen Pracht der alten Kirchen und Gebäude -
Leuven hat von allem etwas. Neben dem Grote Markt (Großer Markt) ist vor allem der Alte
Markt (Oude Markt) der Anlaufpunkt für Studenten, Einwohner und Touristen schlechthin.
Hier befinden sich 63 Kaffees und Bars, die so gut wie jeden Tag in der Woche (insbesondere
an Donnerstagen) bis in die Morgenstunden hinein gut gefüllt sind und aufgrund der Vielzahl
der Möglichkeiten für jeden Geschmack etwas zu bieten haben.

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Erasmus Erfahrungsbericht WS 2010/2011 an der Katholieke Universiteit Leuven, Belgien

Die berühmtesten Plätze in Leuven; der Grote Markt (links) und der Oude Markt (rechts).

Anreisemöglichkeiten

Aufgrund der Nähe zur europäischen Hauptstadt Brüssel ist Leuven auf mehreren Wegen
problemlos zu erreichen. Ich persönlich habe bis auf das Fliegen und Trampen alle
Anreisemöglichkeiten während meiner Zeit in Leuven genutzt. Am bequemsten, was das
Transportieren von Gepäck angeht, ist natürlich die Anreise mit dem Auto. Bei einer Fahrzeit
von ca. sechs Stunden (ausgehend von Hamburg) und dem guten Anschluss Leuvens an zwei
große Autobahnnetze, kann die Anfahrt mit dem Auto nach Leuven durchaus empfohlen
werden. Allerdings sollte man in diesem Fall in Betracht ziehen, dass Leuven keineswegs
„auto-freundlich“ aufgebaut ist. Die Suche nach einem Parkplatz gestaltet sich ziemlich
anstrengend und im Vergleich zu Kiel ist es sogar noch schwieriger einen Parkplatz zu
bekommen. Hinzu kommt, dass nahezu alle Parkplätze gebührenpflichtig sind.
Desweiteren ist eine Anreise mit der Bahn zu empfehlen. Mit der Deutschen Bahn kann man
zum Beispiel direkt von Hamburg nach Leuven fahren, bei einer Fahrtzeit von sieben bis acht
Stunden und zwei Umstiegen in Köln und Lüttich. Dabei sollte man bestenfalls schon einige
Wochen vor Reiseantritt auf der Homepage der DB nach eventuellen „Euro-Special“ oder
anderen Sparangeboten Ausschau halten. Hier gilt das Prinzip, je früher man bucht, desto
billiger sind die Tickets. Preise im Bereich von 30-60 Euro für ein One-Way-Ticket sind
möglich und im Vergleich zum Standardpreis eine erhebliche Ersparnis. Eine weitere
Möglichkeit ist die Anreise mit dem Bus. Mit der europäischen Busfahrorganisation Eurolines
kommt man innerhalb von acht Stunden vom ZOB Hamburg nach Brüssel-Noord. Von hier
aus sind es dann nur noch ca. 20 min mit der belgischen Regionalbahn nach Leuven
(www.touring.de/Internationale-Buslinien.3.0.html oder http://www.eurolines.be/). Auch
hier sollte man rechtzeitig auf Frühbucher-Angebote achten, die Preise für eine Fahrt von
Hamburg nach Brüssel-Noord belaufen sich hier in einer Spanne von 30-50 Euro. Angenehm
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ist hierbei, dass es möglich ist neben dem Handgepäck zwei große Reisetaschen/ Koffer ohne
Preisaufschlag mitzunehmen.

Wohnmöglichkeiten

Die erste Anlaufstelle für jeden Erasmus Studenten in Leuven, wenn man sich auf die Suche
nach einer Unterkunft macht, sollte das International Housing Center in der Naamsestraat 80
sein. Das Housing Center bietet eine Vielzahl von Wohnmöglichkeiten an. In Leuven wird es
gerne gesehen, wenn man sich mit den Outgoings aus Leuven in Verbindung setzt und deren
Zimmer für die Austauschzeit bezieht. Dabei handelt es sich meist um sogenannte „Kots“.
Diese ca.12-15 m² großen möblierten Einzelzimmer befinden sich in einem Haus, in dem 5-15
andere Studenten leben, und sich die Küche/n und Toilette/n teilen. Weiterhin besteht noch
die   Möglichkeit      in   einem     „Studio“     oder     einem     „Apartment“       unterzukommen
(www.kuleuven.be/accommodation/private/index.html). Dabei muss man aber auch einen
höheren Mietpreis einplanen. In dem Mietpreis für die Unterkunft ist auch ein Internetzugang
mit inbegriffen. Das sogenannte „Kot-Net“ kann von jedem an der KU Leuven
eingeschriebenen Studenten genutzt werden, indem man sich mit seiner Studentennummer
und einem Passwort anmeldet. Allerdings sind die Download- und Uploadraten begrenzt, die
sich aber kontinuierlich wiederaufladen, sodass ich keine Probleme bzw. schlechte
Erfahrungen mit dem Internetzugang hatte. Zudem besteht die Möglichkeit sich mit seinen
Zugangsdaten, solange man sich in universitären Gebäuden aufhält, ins „Campusnet“
einzuwählen, um kostenfrei zu surfen.

Das International Housing Center stellt eine Liste mit einer Übersicht über die angebotenen,
freien Zimmer zur Verfügung. Ich empfehle euch dringend etwa einen Monat vor
Studienbeginn nach Leuven zu kommen, um euch persönlich ein Bild von der Wohnsituation
machen zu können und um idealerweise schon einen Mietvertrag zu unterschreiben. Ich habe
mir ein paar Wochen vor Studienantritt ein paar interessante Zimmer aus der oben erwähnten
Liste ausgesucht und die Bewohner der Zimmer per Mail kontaktiert, um einen
Besichtigungstermin zu vereinbaren. Ich bin letztendlich in einem „Kot“ untergekommen und
denke, dass diese Art der Unterkunft für die kurze Zeit eines Semesters völlig ausreichend ist
und das Teilen der Küche sehe ich persönlich sogar als Vorteil an, weil man dadurch sehr
einfach in Kontakt mit seinen Mitbewohner treten kann. Bei der Suche nach einer Unterkunft
sollte man darauf achten, dass man innerhalb des Leuvener „Kreises“ ein Zimmer bezieht.
Innerhalb des Kreises spielt sich das Leben in Leuven ab und außerdem spart man sich
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Erasmus Erfahrungsbericht WS 2010/2011 an der Katholieke Universiteit Leuven, Belgien

dadurch weite Wege (so gut wie alle universitären Einrichtungen und Freizeitangebote
befinden sich innerhalb des „Kreises“).

Allgemeines zur Universität

Die Katholieke Universiteit Leuven wurde 1425 vom Papst Martin V gegründet und ist die
älteste katholische Universität der Welt. Derzeit studieren ca. 37 000 Studenten in Leuven,
von denen etwa 12% internationale Studenten aus 120 verschiedenen Nationen sind. In
Leuven gibt es mehrere Mensen (Alma), vor allem die Alma 2 ist zu empfehlen, weil es die
größte Mensa ist und damit das Angebot vielfältiger ist. Die Qualität und die Auswahl des
Essens sind ungefähr mit den Mensen in Kiel vergleichbar. Hervorzuheben ist hierbei, dass
es als Beilage zu nahezu jedem Essen Pommes
(Fritjes) gibt und wenn man nicht satt geworden
ist, kann man sich so viel Pommes nachholen wie
man möchte.
Bei Fragen, (privaten) Problemen oder sonstigen
Anliegen ist Lieve Smets die Ansprechpartnerin
für die Erasmus Studenten der „Faculty of
Business and Economics“. Lieve ist in allen
Bereichen sehr kompetent und weiß zu jedem
Problem einen Rat.

Studienangebot

An der KU Leuven wird auf Holländisch oder Englisch unterrichtet. Ich habe mich für drei
Kurse aus dem Master-Studienprogramm entschieden. Mit einem abgeschlossenen Vordiplom
und einer Notenübersicht über die bisher erbrachten (guten) Studienleistungen sollte man (als
Diplom-Student)       dazu    berechtigt    sein    an   Master-Kursen       teilzunehmen.   Da   ich
Wirtschaftschemie-Student bin (Studienkolleg P62) läuft die Anrechnung/Anerkennung der
erbrachten Leistungen sicherlich anders als bei Bachelor/Master-Studenten. In meinem Fall
würde ich jede erbrachte Leistung, solange es sich um 6 ECTS Punkte handelt, als
Wahlschein anerkannt bekommen. Einen Holländisch-Sprachkurs habe ich leider nicht belegt,
weil ich mich zu spät darum gekümmert habe und die Kurse schon belegt waren, als ich mich
beworben hatte. Ich kann eine Teilnahme aber nur empfehlen, weil das Feedback
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Erasmus Erfahrungsbericht WS 2010/2011 an der Katholieke Universiteit Leuven, Belgien

teilnehmender Studenten sehr positiv ausgefallen ist und ich der Meinung bin, dass es nie
schadet eine zusätzliche Sprache zu lernen, vor allem wenn das Angebot für uns Erasmus-
Studenten auch noch kostenfrei ist.

Strategic Financial Management (6 ECTS, 39 SWS): Dieser Kurs wurde in zwei Teile geteilt,
die von verschiedenen Professoren gehalten wurden. Während des Semesters mussten im
ersten Teil wöchentlich Übungsaufgaben in Gruppenarbeit abgegeben werden und mündlich
in der Übungsgruppe vorgestellt werden. Im zweiten Teil mussten zwei umfangreichere
Gruppenhausarbeiten abgegeben werden. Insgesamt tragen die Übungs- und Hausarbeiten
20% zu der Endnote bei. Die Klausur am Ende des Semesters wird mit 80% gewichtet.
Obwohl der erste Teil des Kurses etwas trocken und eventuell aufgrund der Vortragsweise des
Professors nicht immer interessant rüberkam, kann ich den Kurs, vor allem auch wegen des
zweiten Teils, empfehlen. Der Professor im zweiten Teil ist sehr motiviert und konnte durch
etliche Fallstudien, aktuelle Studien und Artikeln den Unterrichtsstoff attraktiv gestalten.

Supply Chain Management (6ECTS, 39 SWS): In diesem Kurs ging es neben der Theorie auch
darum, Aufgaben mit der Optimierungssoftware LINDO zu lösen. Während des Semesters
mussten zwei Hausarbeiten in Gruppenarbeit gelöst werden. Bei der Gruppenbildung solltet
ihr darauf achten, dass ihr belgische Studenten in eurer Gruppe habt. Diese bekommen bereits
im Grundstudium den Umgang mit LINDO beigebracht und könnten für euch beim Lösen von
Aufgaben mit LINDO eine große Hilfestellung sein. Die Endnote setzt sich zusammen aus
30% für die Gruppenhausarbeiten und 70% für die Klausur am Ende des Semesters. Für
diejenigen, die sich gerne in Modelle für die Optimierung von Supply Chain Prozessen
hineinstürzen und nebenbei noch in lineares Programmieren interessiert sind, sollten diesen
Kurs wählen.

Innovation Management & Strategy (6ECTS, 39 SWS): Dieser Kurs ist besonders zu
empfehlen, weil man sowohl während der Vorlesungen als auch während der
Vorbereitungszeit für die Hausarbeit jede Menge Einblicke in die aktuelle Forschung des
Innovationsmanagement bekommt. Die Note wird aus einer Hausarbeit und einer Klausur
zusammengesetzt (50% jeweils). In der Hausarbeit, die ebenfalls in Gruppenarbeit
durchgeführt wird, soll eine Innovationsanalyse über ein frei wählbares Produkt bzw.
Unternehmen angefertigt werden. Diese sollte in Form eines wissenschaftlichen Papers
abgegeben werden und in einer Postersession vor Weihnachten vor Kommilitonen und dem
Professor vorgestellt/verteidigt werden.

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Erasmus Erfahrungsbericht WS 2010/2011 an der Katholieke Universiteit Leuven, Belgien

Finanzielles und allgemeine Tipps

Die Lebenshaltungskosten sind in Belgien etwas höher als in Deutschland. So sollte man mit
einem Budget von 600 Euro pro Monat (nur Miete und Lebensmittelkosten inbegriffen)
locker auskommen. Die Miete für ein „Kot“ liegt im Bereich von 250-300 Euro pro Monat.
Die Preise in den Mensen sind etwas höher als in Kiel. Es gibt zwar auch täglich wechselnde
Angebote für 2,60 Euro, allerdings liegt der Durchschnittspreis für ein Essen in der Mensa bei
4-5 Euro. Alternativ ist ein Besuch beim Thailänder in der Tiensestraat zu empfehlen. Dieser
öffnet während der Vorlesungszeit neben seinem Stammrestaurant ein thailändisches Fast-
Food Restaurant, in dem für 4 Euro verschiedene leckere Curry- und Nudelgerichte angeboten
werden. Ein weiterer kulinarischer Tipp befindet sich in der Parkstraat 66. In der Pizzeria
Mangia & Via wird meiner Meinung nach die „Best Pizza in Town“ zubereitet.
Sollte man eine Wohnung innerhalb des Kreises gefunden haben, kann man in Leuven auch
sehr gut ohne ein Fahrrad zurechtkommen. Bei Velo (www.kuleuven.be/velo/) kann man
sich bei einer Leihgebühr von 50 Euro (+ 50 Euro Versicherung, optional) ein Fahrrad mieten.
Sportinteressierte sollten sich unbedingt eine Sportscard zulegen (20 Euro), mit der man
berechtigt ist, nahezu alle Sportangebote zu nutzen (www.kuleuven.be/sport/index.htm).
Für die Nutzung des Fitnessstudios ist eine extra Gebühr von 55 Euro für 6 Monate fällig.
Einmal im Semester wird der Erasmus Cup ausgespielt. In verschiedenen Sportarten (Fußball,
Basketball, Volleyball) können sowohl ausländische als auch belgische Studenten ein Team
melden, mit dem sie in Turnierform gegen andere Teams um den Turniersieg spielen. Zu
gewinnen gibt es einen Pokal und jede Menge neue Freunde, mit denen man auf der „After-
Cup Party“ das für Leuven typische billige Bier genießen kann. Für Bierliebhaber ist Leuven
genau der richtige Ort. In den Bars auf dem Oude Markt bekommt man in jedem Club Bier
für 1,60 oder gar billiger. Zu empfehlen sind Partynächte in den jeweiligen Fakultäten-Bars
(Fak-Bars). Jede Fakultät hat ihr eigenes Lokal, bei Bierpreisen von einem Euro und guter
Musik.
Aufgrund der besonders zentralen Lage Leuvens, bietet es sich an die anderen Städte Belgiens
(vor allem Brüssel, Brügge, Gent und Antwerpen sind zu empfehlen) und andere attraktive
Städte in der Nähe (Amsterdam, Rotterdam, London oder Paris) zu besuchen. Mit dem Zug
sind die meisten Städte innerhalb von wenigen Stunden erreichbar. Hierfür solltet ihr in ein
„Go Pass 10 Ticket“ investieren. Mit dem Go Pass 10 kann man zehn Mal kreuz und quer
durch ganz Belgien fahren - für nur 50 EUR. Er bleibt ab dem Kaufdatum 1 Jahr lang gültig
und ist nicht personengebunden.

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