Erfahrungsbericht über das Auslandssemester an der Universidad de Granada von Vera - ILIAS TH Köln

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Erfahrungsbericht über das
Auslandssemester an der
Universidad de Granada von Vera
Bounin
Wintersemester 2020/21
Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen, ich befinde mich im 9. Semester
des Bachelor-Studienganges „Mehrsprachige Kommunikation“ am ITMK
und möchte Euch mit diesem Bericht einen kurzen Einblick in meinen Eras-
mus+ Auslandsaufenthalt in Spanien geben. Im Wintersemester 2020/2021
begann ich mein obligatorisches Auslandssemester an der Fakultät für
Übersetzen und Dolmetschen (Facultad de Traducción e Interpretación) an
der Universidad de Granada und beendete es im Februar 2021.

Granada
Granada ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Andalusien im Sü-
den Spaniens und ist mit ca. 230.000 Einwohnern um einiges kleiner als
Köln. Die Stadt ist besonders für ihre Universität und ihre Lage zwischen
der Sierra Nevada und der Küste bekannt. Die Stadtgröße ermöglicht es,
die ganze Stadt bequem zu Fuß zu erkunden und falls man doch müde
wird, kann man jederzeit das gut ausgebaute Nahverkehrsnetz mit Bus
oder Metro nutzen.
Nach meiner Ankunft im September am Flughafen in Málaga, fuhr ich mit
einem ALSA-Bus weiter nach Granada. Nach etwas mehr als zwei Stunden
kam ich in Granada in meinem Hostel (El Cascabel) im Stadtzentrum an.
Mir fiel die sommerliche und trockene Temperatur auf, während es in
Deutschland schon wieder kühler und nasser war. Von Erzählungen von
KommilitonInnen die ebenfalls ein Semester oder sogar ein ganzes Jahr in
Granada verbrachten, fiel mir ein Unterschied im Straßen- und Nachtleben,
bedingt durch das Coronavirus, auf. Normalerweise ist die Stadt eine be-
kannte Studentenstadt mit vielen Studierenden, internationalen Austausch-
studierenden und entsprechend vielen Bars, Kneipen, Cafés, Feiern oder
anderen gemeinsamen Aktivitäten. Während meines Semesters war das
Studenten- und Nachtleben leider ziemlich eingestampft und es waren
auch nicht so viele Studierende in der Stadt wie sonst.
Der Campus der Fakultät für Übersetzen und Dolmetschen befindet sich in
einem schönen alten Gebäude mit einem Innenhof und Garten aus dem 18.
Jahrhundert. In der Innenstadt findet man weitere schöne und alte Ge-
bäude und dazwischen immer wieder die klassischen spanischen Plazas

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mit Springbrunnen. Historische Gebäude findet man insbesondere im
Stadtteil Albaicín, das den ältesten Teil der Stadt ausmacht. In den schma-
len und verwinkelten Gassen fühlt man sich wie in einem anderen Jahrhun-
dert. Über der Stadt thront die allgegenwärtige, wunderschöne und impo-
sante Alhambra mit einer Geschichte, die bis ins 9. Jahrhundert zurück-
reicht. Bei guten Wetterverhältnissen ist neben der Alhambra auch die
Sierra Nevada zu sehen. Besonders im Winter, mit schneebedeckten Gip-
feln, ist dies ein beeindruckender Anblick, während man bei manchmal 15
°C nur mit langer Hose und Pullover bekleidet durch die Stadt schlendert.
Da der Nationalpark der Sierra Nevada praktisch vor der Haustür liegt und
die Stadt auch sonst von viel Natur umgeben ist, bietet sich die Gegend für
Wander- und Klettertouren an. Falls man weniger aktiv sein möchte, dann
kann man mit einem der ALSA-Busse ziemlich günstig und innerhalb einer
Stunde zum nächsten Küstenort fahren und den Tag am Meer verbringen.

Kurswahl und Alltag in der Universität
Vor dem Aufenthalt habe ich bei Infoveranstaltungen des International
Office der TH Köln alle notwendigen Informationen zum Auslandssemester
erhalten, darunter auch Details zur Kursplatzwahl. Deswegen wusste ich
vor dem Aufenthalt schon ungefähr auf was ich achten muss, oder wo ich
auf der Webseite der Universidad de Granada (UGR) Informationen zum
Thema Kurse finde.
Zu Beginn des Semesters gab es aber auch an der UGR einige Einfüh-
rungsveranstaltungen, um Unklarheiten auszuräumen und Fragen zu be-
antworten. Es wurden Ansprechpartner für die verschiedenen Bereiche vor-
gestellt, wie zum Beispiel die Mitarbeiter des International Office, Erasmus-
Ansprechpartner und das ESN (Erasmus Student Network) Granada. Es
wurden die Kursplanung, Freizeitangebote für Erasmus-Studierende, die
Einrichtung eines E-Mail Accounts und der Zugang zur Online Learning
Plattform Prado angesprochen. Auch wurden wir über andere Bereiche der
Universität aufgeklärt, wie zum Beispiel die Mensa oder die Bibliothek, die
leider coronabedingt geschlossen war. Bei später auftauchenden Fragen
hat mir mein Buddy sehr geholfen. Das International Office meiner Fakultät
hat sich aber auch als sehr hilfsbereit erwiesen.
Während des Bewerbungsverfahrens von Köln aus hatte ich bereits Kurse
für das Learning Agreement Before the Mobility ausgewählt. Diese Kurs-
wahl war aber noch nicht fix und ich konnte vor Ort an der Universität in
den ersten zwei Semesterwochen Änderungen am Learning Agreement
vornehmen. Der Stundenplan wird von jedem Studierenden selbst erstellt
und das Ab- oder Zuwählen von Kursen ist jedem selbst überlassen. Man
hat so die Möglichkeit, sich seinen Stundenplan ziemlich frei selbst zusam-

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menzustellen und kann die ersten zwei Wochen nutzen, um in verschie-
dene Kurse zu schnuppern. Sobald man sich für Kurse entschieden hat,
kann man das Learning Agreement During the Mobility ausfüllen und im In-
ternational Office der Fakultät anerkennen und unterschreiben lassen.
Ich habe mich während meines Semesters für 3 Kurse entschieden. Da so
gut wie alle angebotenen Kurse 4 SWS und 6 ECTS beinhalten und sich
auch als ziemlich zeitintensiv entpuppt haben, scheint mir das die richtige
Wahl gewesen zu sein. Bei der Kurswahl ist die Angabe A, B oder C rele-
vant, denn sie gibt an, auf welchem Sprachniveau der Kurs stattfindet und
mit welchen Sprachen in dem Kurs gearbeitet wird. Außerdem wird so auch
die Übersetzungsrichtung angegeben. A steht für die erste Sprache, das
heißt in diesem Fall Spanisch. B entspricht der zweiten Sprache und C der
dritten. Ich entschied mich für die Kurse Traducción A-B Inglés, Traducción
Especializada Alemán und Lengua A Nivel 1 Español. Der Kursaufbau und
-ablauf war ähnlich wie an der TH Köln, nur der Prüfungsverlauf war an-
ders. In allen Kursen konnte ich zwischen evaluación continua oder einem
examen final wählen. Die evaluación continua bedeutet, dass man während
des Semesters verschiedene Teilprüfungen ablegt und sich aus diesen
Teilnoten am Schluss die finale Note zusammensetzt. In diesem Fall muss
man kein examen final mehr ablegen. Das examen final bedeutet, dass
man nicht, oder nicht durchgängig, an der evaluación continua teilnimmt
und am Ende des Semesters dafür eine Prüfung absolviert. Ich habe mich
in allen Kursen für die evaluación continua entschieden, da durch die Ver-
teilung der Note auf Teilleistungen der Leistungsdruck zum Ende des Se-
mesters wegfällt. Die evaluación continua enthielt verschiedene Aufgaben.
In den Übersetzungskursen musste ich zum Teil Texte in Teamarbeit ana-
lysieren, übersetzen und anschließend Probleme präsentieren, oder selbst
Übersetzungen anfertigen. Im Sprachkurs Spanisch musste ich sowohl in
Teamarbeit die Etymologie einiger Wörter erarbeiten und anschließend im
Team präsentieren, als auch schriftliche und mündliche Tests absolvieren.
Allem in allem war ich mit der Kurswahl in Granada zufrieden, aber ich
finde es sehr schade, dass einige Kurse für Erasmus Studierende gesperrt
sind.
Der Alltag an der Universität war vermutlich etwas anders, als die Jahre da-
vor. Wegen der Coronapandemie hatte ich nur von September bis Oktober
Präsenzvorlesungen und diese auch nur im zweiwöchentlichen Rhythmus,
da die Kurse halbiert und in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Somit war
Gruppe A die eine Woche an der Uni, während Gruppe B über einen Li-
vestream von Zuhause aus teilnahm und in der folgenden Woche war das
Ganze dann umgekehrt. Ende Oktober wurden wegen der Pandemie alle
Kurse auf Onlinevorlesungen verlegt und das wurde leider bis zum Ende

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des Semesters so beibehalten. Der kurze Eindruck, den ich von der Fakul-
tät bekommen konnte, war aber ein sehr positiver und ich habe mich dort
ziemlich wohl gefühlt. Durch die Onlinevorlesungen war mein Alltag sehr
auf Zuhause verschoben und es gab leider keinen wirklichen Unialltag.

Die Wohnungssuche und das WG-Leben
Nach zwei Wochen im Hostel El Cascabel fand ich ein Zimmer in einer 4-er
WG, in der Nähe des Stadtzentrums und der Fakultät. Die Wohnungssuche
stellte sich als relativ einfach heraus, da wegen der Coronapandemie in
diesem Semester relativ wenig Studierende in Granada waren. Wohnungen
oder Zimmer findet man in Granada am besten über Seiten wie Instagram,
Badi oder Facebook. Bei letzterem findet man viele Gruppen, die extra für
wohungssuchende Studierende ausgelegt sind und die Suche erheblich er-
leichtern können. Man kann diese Webseiten natürlich auch schon durch-
stöbern, bevor man in Granada ist. Da ich mir aber lieber die Zimmer direkt
anschauen wollte, wartete ich bis ich in Granada war und suchte dann. In
der WG wohnte ich mit 3 etwa gleichaltrigen Spanierinnen zusammen und
war dankbar darüber, mit den Mitbewohnerinnen Spanisch sprechen zu
müssen. Zu Beginn meines Aufenthalts in Granada hatte ich ziemliche
Schwierigkeiten den andalusischen Akzent zu verstehen, geschweige denn
mich getraut überhaupt den Mund auf zu machen und selbst etwas zu er-
zählen. Durch meine Mitbewohnerinnen hat sich mein Verständnis des an-
dalusischen Spanisch relativ schnell verbessert und ich wurde sicherer da-
rin auch selbst Spanisch zu sprechen. Ein richtiges gemeinsames WG-Le-
ben hatten wir nicht unbedingt, da eine der Mitbewohnerinnen arbeitete und
tagsüber nicht Zuhause war, eine andere an der Universität Biochemie stu-
dierte und dafür immer wieder ins Labor musste, und die dritte eine Ausbil-
dung als Köchin machte und deshalb immer nachmittags und abends
Schule hatte. Aber wir haben in den 5 Monaten ein paar Spieleabende zu-
sammen verbracht oder auch mal gemeinsam gegessen, wenn es zeitlich
gepasst hat. Ansonsten war das WG-Leben in meiner WG ziemlich ruhig.
Es sind nur ganz selten andere Menschen zu Besuch gekommen und ich
nehme an, dass das an der Viruspandemie lag. Wir haben uns in der WG
auch immer wieder über die Coronaentwicklung ausgetauscht, um uns auf
dem Laufenden zu halten, und meine Mitbewohnerinnen hatten definitiv
Angst davor, sich viel außerhalb der Wohnung zu bewegen. Neben meinen
Mitbewohnerinnen konnte ich auch ein bisschen Anschluss an ein paar
Studierende finden, auch wenn es relativ schwierig war, bei dem Wechsel
der Präsenzvorlesungen zu Livestreams, den Kontakt beizubehalten. Ich
würde jedem Erasmus-Studierenden empfehlen, sich ein WG Zimmer in ei-
ner spanischsprachigen WG zu suchen. Damit verbessert sich das Sprach-
verständnis und -niveau ziemlich schnell.

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Das Studentenleben
Durch das, was ich von KommilitonInnen vor meinem Aufenthalt in Gra-
nada über die Stadt gehört hatte, wusste ich bereits, dass Granada eine
Studentenstadt ist und normalerweise auch viel für Studierende anbietet.
Zu Beginn des Semesters gab es auch einige Freizeitangebote für Eras-
mus Studierende, wie ein gemeinsamer Tapa-Abend oder gemeinsame
Besichtigungstouren durch die Stadt. Allerdings waren diese Angebote we-
gen Corona auf eine bestimmte Personenanzahl begrenzt und wenn man
zu spät war und bereits alle Plätze vergeben waren, hatte man Pech und
konnte nicht mehr teilnehmen. Normalerweise werden auch günstige Aus-
flüge oder sogar Reisen von Emicet oder Bestlife Experience angeboten,
da aber die gesundheitliche Lage wegen Corona schwierig war, waren
diese Ausflüge und Angebote auch ziemlich beschränkt. Im Laufe des Se-
mesters wurde das Ausflüge machen oder Reisen schlichtweg unmöglich,
da eine lokale Mobilitätsbeschränkung erlassen wurde. Das heißt man
durfte zuerst die Provinz Granada nicht mehr verlassen und später dann
auch nicht mehr den Stadtbereich. Aus diesem Grund habe ich leider nur
wenige Ausflüge in die Umgebung machen können und bin auch weniger
durch Spanien gereist, als ich es gerne getan hätte. Das Nachtleben war
durch die coronabedingten veränderten Öffnungszeiten (Bars, Restaurants
und Cafés waren zu Beginn des Semesters bis um 23:00 Uhr, später noch
bis um 21:00 Uhr und schlussendlich nur noch bis 18:00 Uhr geöffnet) und
Ausgangssperre (von 22:00 Uhr bis 07:00 Uhr) so gut wie nicht präsent.
Nichtsdestotrotz war mein Eindruck von Granada, dass es eine studenten-
freundliche Stadt ist, die unter normalen Bedingungen viel für Studierende
zu bieten hat. Seien es die unzähligen Tapas Bars, bei denen man günstig
etwas Trinken und gleichzeitig einen Happen essen kann, die Discos, das
kulturelle Angebot oder die Ausflüge zum Strand oder in größere Städte in
der Nähe, wie beispielsweise Sevilla oder Málaga. Ich selbst finde es sehr
schade, dass ich, bedingt durch die Viruspandemie, nur relativ wenig von
dem sonst so belebten Granada erleben durfte. Hoffentlich ändert sich die-
ser Zustand bald wieder.

Fazit
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass sich das Semester in Granada,
trotz der schwierigen Coronasituation, gelohnt hat. Ich hätte meinen Aufent-
halt gerne verlängert, dies war aber leider aus organisatorischen Gründen
nicht möglich. Ich habe mich in Granada von Anfang an wohl gefühlt und
vor allem das milde Wetter und die umliegende Natur schätzen gelernt. Ich
bin dankbar für die Erfahrungen und Erlebnisse, die ich während meines
Aufenthaltes machen durfte und davon überzeugt, dass ich mich durch den
Aufenthalt persönlich weiter entwickeln konnte. Außerdem kann ich mir

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jetzt, mit meinen verbesserten Sprachkenntnissen, vorstellen im spanisch-
sprachigen Ausland zu arbeiten. Ich finde es sehr sinnvoll, dass dieser
Studiengang ein obligatorisches Auslandssemester beinhält und kann nur
jedem empfehlen, die Chance, während des Studiums für einige Monate
ins Ausland zu gehen, zu nutzen. An die Erfahrungen während eines Aus-
landssemesters wird man sich ein Leben lang zurück erinnern.

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