Erfahrungsbericht Auslandssemester Sioux Falls, SD!

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         Erfahrungsbericht Auslandssemester Sioux Falls, SD!
                                     Dagmar Duering!

Eckdaten
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College:             Augustana College, Sioux Falls, SD, USA
Studienfaecher:      Englisch, Spanisch
Aufenthaltszeitraum: August - Dezember 2013
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Entscheidung

       Die Entscheidung fuer ein Ausslandssemester in den USA stand fuer mich schon vor
dem eigentlichen Studienbeginn fest. Seit ich denken kann hat mich die USA mit ihren
Weiten, ihrer Diversität in Landschaft und Kultur und der Art der Menschen in ihren Bann
gezogen. Nach mehreren Urlauben vor Ort erschien die Vorstellung, in den USA mein
Leben zu verbringen, immer attraktiver. Da ich auch noch Englisch im Hauptfach studiere,
war ein Semester in den Staaten geradezu perfekt, um sowohl studienrelevante als auch
private Interessen zu verbinden. Diese vier Monate waren also auch ein Test, um zu sehen,
ob ich dort leben kann. Daher habe ich mich bewusst gegen touristische Regionen
entschieden und für ein College in der Mitte des Landes, schließlich ist der mittlere Westen
nicht das erste, an das man denkt, wenn man seinen USA Roadtrip plant. Ich muss sagen,
in Sachen Überzeugung haben Augustana College und die Menschen dort hervorragende
Arbeit geleistet.

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Bewerbung und Vorbereitung
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!      Die Bewerbung über die Hochschulpartnerschaften der Uni Potsdam sehen auf den
ersten Blick erstmal kompliziert und nach viel Arbeit aus, wenn man sich aber an der Liste
entlang arbeitet, ist es gar nicht mehr so schlimm. Ich rate euch allerdings, früh
anzufangen, denn man unterschätzt schnell den Aufwand. Insbesondere die Unterlagen,

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bei denen ihr oft den zeitlichen Aufwand nicht beeinflussen könnt wie beim Gutachten
oder dem DAAD Test, sollten als erstes erledigt werden. Die Mitarbeiter des AAA stehen
euch aber bei allen Fragen gerne mit Rat und Tat zur Seite.

       Wenn die Zusage kommt, müsst ihr euch nochmal bei dem College selbst
bewerben, das geht aber auch alles über das AAA und ist nur noch reine Formalität. Recht
schnell setzen sich dann auch die Mitarbeiter des IPO (International Program Office) des
Augustana Colleges mit euch in Verbindung und begleiten euch durch alle weiteren
Vorbereitungen wie die Auswahl der Kurse und Housing Angelegenheiten. Die sind alle
supernett, helfen gerne und wissen nach eurer Ankunft auch gleich, wer ihr seid.

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Sioux Falls, South Dakota
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       Sioux Falls ist mit 160,000 Einwohnern im Vergleich zu Berlin und Potsdam
natürlich ein kleines Staedtchen. Es liegt im Südosten des Staates, direkt an der Grenze zu
Minnesota (daher werdet ihr auch viele Studenten aus Minnesota antreffen) und Iowa;
Nebraska ist auch nicht weit. Minneapolis ist mit dem Auto in etwa 4 Stunden zu
erreichen, nach Chicago kommt man mit dem Flugzeug auch relativ schnell. Seen, Berge
oder Hügel findet man hier absolut nicht, wir befinden uns hier auf rein flachem Land.

       Das IPO bietet aber auch oft Exkursionen fuer Internationals, um aus der Stadt
herauszukommen und mehr kennenzulernen. So konnten wir beispielsweise in die
Badlands bei Rapid City fahren, uns Mt. Rushmore ansehen oder in die Mall of America
nach Minneapolis fahren. Im Spring Semester werden noch weitere Ausflüge angeboten.
Außerdem lassen sich die diversen Breaks hervorragend für Kurztrips nutzen. Ich war
beispielsweise über Fall Break in Chicago und über Thanksgiving bei Verwandten in
Detroit.

       Sioux Falls die größte Stadt im Staate ist, ist sie auch die heimliche Hauptstadt und
wächst daher zunehmend. Fuer ihre
Größe hat es auch einiges zu bieten:
Die Downtown area ist wirklich
ansehnlich und bietet auch das Herz
der Stadt. Dort befinden sich ein paar
nette kleine Cafés, Bars und
Restaurants und die Falls, die der
Stadt ihren Namen verleihen, sind
auch nicht weit. Der Falls Park ist
wirklich superschoen und es lohnen
sich Besuche zu allen Jahreszeiten.

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Im Winter ist der Park weihnachtlich geschmückt und verwandelt sich in ein Lichtermeer.

       Wie eine typische amerikanische Stadt, ist auch Sioux Falls weitläufig und man ist
auf’s Auto angewiesen - egal wohin, die Amis fahren überall mit dem Auto hin (manchmal
sogar 2 Blocks). Die Amis sind aber auch immer supernett und immer bereit, euch zu
fahren, wenn ihr irgendwo hin müsst. Ein Walgreens ist etwa 10 Minuten zu Fuss von der
Uni, da bekommt man aber nur das Nötigste, zu Walmart oder HyVee muss man dann
schon fahren. Auch Downtown ist nicht das Stadtzentrum, wie wir es kennen, fuer
Shopping empfiehlt sich dann doch, ganz amerikanisch, die Mall.

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Augustana College bzw. Augie
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        Augustana College ist ebenfalls, im Vergleich zur Uni Potsdam, recht klein, was aber
auch Vorteile mit sich bringt. Insbesondere als International lernt man durch die Größe
schnell Leute kennen. Augie wirkt in Sioux Falls darüber hinaus wie eine kleine Oase und
ist eine eingeschweißte Community. Der Campus setzt sich mit dem viel grüneren Rasen
von der Umgebung ab und wirkt auch viel ordentlicher.

       Die meisten Studenten wohnen in den Resident Halls on campus, jedoch bietet die
Uni auch sogenanntes “off campus housing” an. Diese Häuser befinden sind rund um den
Campus, sind also geografisch betrachtet off campus, gehören aber der Uni. Alle diese sind
Theme Houses, widmen sich also einem bestimmten Thema, fuer das über das Jahr ein
paar Dinge organisiert werden müssen, ist aber kein großer Aufwand. Ich habe im Global
Education House gewohnt, zusammen mit 14 anderen Studenten. Damit waren wir auch
das größte, aber auch schönste Theme House. Global Ed setzt sich aus etwa 50%
Amerikanern mit Auslandserfahrung und 50% international students zusammen. Im Fall
Semester waren folgende Nationalitäten vertreten: USA (logischerweise), Norwegen,
Tunesien, Japan, Costa Rica und Deutschland. Ein Einzelzimmer im Global Ed ist zwar um
einiges teurer als die Resident Halls, aber dafür hat es sich echt gelohnt: Man wird zur
kleinen Familie und es ist immer jemand zuhause, mit dem man quatschen kann. Wenn
man seine Ruhe haben will, kann man sich natürlich aber auch in sein Zimmer
zurückziehen oder im Study Room lernen.

      Für die degree-seeking students besteht auch die Moeglichkeit, sich nach dem
Freshman Year selbst eine Unterkunft zu suchen, allerdings verfehlt man dabei auch den
Charakter des College Lebens, daher wohnen die meisten on campus.

      In den Semestergebuehren enthalten ist ein unlimited meal plan. Das bedeutet, ihr
könnt ohne Ende in der Dining Hall schlemmen. Da fast alle Studenten auf oder um den
Campus herum wohnen, haben auch fast alle einen Meal Plan. Daher wird die Mensa zu

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den Hauptzeiten Frühstück, Mittag und Abendbrot zum Mekka, um Freunde zu treffen.
Beim Essen ist echt alles dabei: Mehrere Gerichte stehen immer zur Auswahl, alternativ
könnt ihr euch auch einen Salat zusammenstellen oder Wraps und Sandwiches individuell
zubereiten lassen. Allerdings ist die Dining Hall natürlich nicht 24/7 offen und ihr habt
keine Küchen (aber Kühlschränke) in den Dorms. In den Häusern off campus habt ihr
natürlich eine voll funktionierende und voll ausgestattete Kueche. Unten im Commons
Buildung befindet sich auch noch das Huddle (to huddle = to get together), in dem man
nach Schliessung der Mensa im Grill bis 00.00 immer noch einen Burger, Chicken Nuggets
oder Fries ordern kann. Im Huddle gibt’s auch einen Billardtisch und Couches.

        An amerikanischen Colleges ist der School Spirit ebenso ausgeprägt wie an den
High Schools. Wichtig sind die Football Spiele der Augustana Vikings (an dieser Stelle: Go
Vikings!) und immer gern gesehen ist student involvement in allen Bereichen - Sport
natürlich ganz besonders. Die unieigene Sporthalle ist riesig mit mehreren Hallen, Räumen
und natürlich auch einem Gym. Es werden des Weiteren diverse Sportclubs angeboten,
aber beispielsweise auch ein Schachclub, government club oder Aehnliches. An oberster
Stelle steht: Get involved!

Studium
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       Augustana College ist ein Liberal Arts College. Doch was genau ist das? Liberal Arts
Colleges zeichnen sich durch drei Hauptaspekte aus: (1) die Groesse, (2) das Leben on-
campus und (3) die General Education. Auf einen Dozenten kommen am Augustana
College 11 Studenten, was sehr zur familiären Stimmung am College beiträgt und
garantiert, dass die Studenten auch individuell betreut werden. Anonymität wie es an
vielen deutschen Unis leider der Fall ist, existiert hier nicht. Bereits nach der ersten Stunde
kennen dich deine Lehrer und sind auch immer bereit, dir bei Fragen in Rat und Tat zur
Seite zu stehen. Oft ist man hier auch schnell auf du-Basis mit den Dozenten. Neben der
kleinen Größe des Colleges steht wie bereits erwähnt das überwiegend obligatorische
Leben on campus. Im Freshman Jahr, also dem ersten Studienjahr, ist es vorgeschrieben,
auf dem Campus zu residieren.

       Als Liberal Arts College bietet Augie mit den General Education Kurse seinen
degree-seeking Students eine sehr flexible Art des Studiums. Da die Studenten in den USA
recht früh aufs College gehen (mit etwa 17-18, ich hab auch eine 16-jährige getroffen),
wissen sie natürlich oft noch nicht, was sie tatsächlich studieren wollen. Augustana bietet
die Moeglichkeit, seinen Major (sein Hauptfach) zunächst undecided zu lassen, das heisst,
man belegt erst einmal die obligatorischen General Education Kurse und hat noch ein
wenig Zeit, sich umzuschauen und festzulegen. Für die General Eds belegt man aus jedem

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Bereich Kurse mit je maximal 10 LP pro Bereich. Dazu zählen beispielsweise Kurse aus
den Bereichen Human Behavior and Social Institutions, Natural Science, Math, Literature,
Arts und Languages. Da Augustana ein christliches College ist, müssen ebenfalls zwei
Religion-Kurse absolviert werden.

        Das Studium hier ist allerdings weit arbeitsaufwendiger als an einer deutschen Uni.
Pro Kurs erhält man je nach Wochenstunden seine credits. Das heisst, eine credit hour
entspricht einem LP. Fuer gewöhnlich besteht ein Kurs aus 3 credit hours. Entsprechend ist
der Kurs dann auch fuer 3 Stunden die Woche designiert - nicht am Stueck, aber über die
Woche verteilt (Mo., Mi., Fr. je eine Stunde oder Di., Do. je 1,5). Damit kann man auch
nur maximal 15 credits belegen, alles, was darüber hinaus geht, muss auch extra bezahlt
werden und ist Aufwand, der schwer zu stemmen ist. Ebenfalls haben dort alle Kurse mehr
Seminar- und Schulcharakter. In einer grossen Vorlesung anonym unterzugehen kommt hier
nicht vor. Anwesenheit und mündliche Beteiligung sind ebenso notenrelevant wie die
regelmäßigen Quizzes, Zwischenexams, Presentations und Essays (abhaengig
selbstverständlich vom Kurs). Mein Stundenplan bestand ebenfalls aus 15 credits und damit
war ich ganz gut beschäftigt. Nach der Uni verziehen sich eigentlich fast alle in die
Bibliothek, um Hausaufgaben zu machen. Kleiner Tipp für alle, die ebenso
Literaturanalysefreaks sind wie ich: Euch empfehle ich dringend den Kurs ENGL 200
Literary Experience. Hier befasst man sich mit diverse Literaturstücken und setzt sich
analysierend mit ihnen auseinander.

       Als International könnt ihr recht flexibel Kurse belegen. Meine Kurse haben zwar
ueberwiegend, aber nicht alle in mein deutsches Curriculum gepasst, da ich die
Gelegenheit nutzen wollte, Kurse, die mich über mein Studium hinaus interessieren, zu
wählen. Im Übrigen geniesst man als International auch keine Vorteile hinsichtlich der
Sprache. Nach individueller Absprache mit dem Dozenten könnt ihr allerdings dictionaries
mit in die Klausur nehmen, das ist kein Problem. Fuer das Schreiben von Essays bietet
Augustana College das sogenannte Writing Center. Hier sitzen Dr. Gerling, Englisch-
Professor, mit höheren Fachsemestern mit Englisch / Journalism Major, die euch beim
Verfassen oder auch Korrekturlesen von Essays und Hausarbeiten helfen. Nutzt die
Moeglichkeit! Es ist wirklich hilfreich!

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In a Nutshell
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        Besser haette mein Auslandssemester nicht laufen koennen. Was man dort alles in 4
Monaten nicht nur akademisch betrachtet lernt ist Wahnsinn. Durch den Kontakt mit
anderen Internationals lernt man nicht nur die Kultur kennen, in der man übergangsweise
lebt, sondern auch diverse andere Kulturen, mit denen man sonst nicht zwangsläufig in

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Berührung kommt. Ebenso lernt man viel über seine eigene Kultur - auch aus dem
Blickwinkel der Welt. Ich habe Freunde fuer’s Leben kennen gelernt - nicht nur aus den
USA, sondern vom ganzen Globus. Somit hat man natürlich auch Anlaufstellen und diverse
Gründe mehr, zu reisen. Liebendgerne hätte ich meinen Aufenthalt auf ein volles
akademisches Jahr ausgeweitet, musste aber leider wegen meiner Wohnung in Berlin
zurückkehren.

       Ich kann Augustana College nur weiter empfehlen, allerdings muss man sich
klarmachen, dass Sioux Falls keine Weltstadt ist. Viele von uns sind Berlin mit seinen
Weiten und grossem Freizeitangebot gewohnt. Sioux Falls ist sprichwörtlich gesprochen
klein aber fein - alles ist eben ein bisschen kleiner und weniger, aber das ist okay. Wenn
man sich in das Collegeleben einbringt, wird einem garantiert nicht langweilig. Ihr werdet
eine wunderbare Zeit haben, versprochen.

      Live your personal American Dream.

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