Erfahrungsbericht über das Auslandssemester an der Universidad de Salamanca von Carlotta Lautz Wintersemester 2020/21 - ILIAS TH Köln

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Erfahrungsbericht über das
Auslandssemester an der Universidad
de Salamanca
von Carlotta Lautz
Wintersemester 2020/21
Vorbereitung

Ich habe mein Auslandssemester in Spanien an der Universität von
Salamanca absolviert. Obwohl Salamanca eine „Großstadt“ ist (ca.
150.000 Einwohner – im Vergleich zu Köln doch eher eine Kleinstadt),
war sie mir vor dem Kurs Kulturraumstudien Spanien tatsächlich kein Be-
griff und ich wusste auch nicht, dass in Salamanca eine der ältesten Uni-
versitäten Europas steht. Dieser Fakt hat mich so beeindruckt, dass Sa-
lamanca bei der Wahl „Wo möchte ich mein Auslandssemester verbrin-
gen?“ für mich direkt auf Platz 1 fiel. Zudem wird dort Kastilisch, ein sehr
verständliches Spanisch, gesprochen. Der Bewerbungsprozess war rela-
tiv simpel und ich habe schnell meine Zusage bekommen. Auch alle Un-
terlagen für die USAL (Universidad de Salamanca) waren simpel erklärt
und der Bewerbungsprozess verlief ohne große Verständnislücken.

Aufgrund der Corona-Situation war bis zur Abreise vieles sehr unklar:
Würden die Vorlesungen online stattfinden? Kann ich überhaupt nach
Spanien reisen? Ist Reisen in diesen Zeiten überhaupt vertretbar? Ich
habe versucht, vieles auf mich zukommen zu lassen ohne groß im Vo-
raus zu planen. Letztendlich wurde der Vorlesungsstart in Salamanca
um einen Monat verschoben, aber das Stattfinden der Vorlesungen in
Präsenzform wurde garantiert. Somit habe ich mich schnell dazu ent-
schieden, mein Erasmussemester trotz Corona anzutreten.

Entgegen meiner Idee ohne gemietete Unterkunft in Salamanca anzu-
kommen und von einem Hostel aus zu suchen (was mir ohne Corona die
beste Möglichkeit erscheint), bin ich Wochen vorher auf Facebook
„Erasmus Salamanca Gruppen“ beigetreten, wo ich sehr schnell und
mehr per Zufall eine schöne Wohnung gefunden habe, welche ich mir

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mit fünf anderen Erasmus-Studierenden teilen würde. Als ich die Unter-
kunft fest gebucht hatte, habe ich mich dann ein paar Wochen vorher
um die Hinreise gekümmert. Dank des Angebots der TH für nachhaltiges
Reisen war für mich sehr schnell klar, dass ich nicht fliegen, sondern mit
der Bahn fahren möchte. So konnte ich außerdem mein Fahrrad mit in
mein Auslandssemester nehmen. Ich kann die Fahrt mit dem Zug nur
jedem empfehlen, da dank des TGVs die Fahrt sehr zügig geht und die
Landschaft durch Frankreich und Spanien wunderschön ist. Es gibt auch
einen FlixBus, der von Köln mit nur einem Umstieg nach Salamanca
durchfährt, dieser braucht allerdings 28 Stunden und zieht sich doch
sehr in die Länge.

Die Universität

Die Fakultäten der Universität liegen in der ganzen Stadt verteilt und
insbesondere über die Fakultäten Traducción y Documentación und Filo-
logía kann ich sagen, dass es beeindruckend schöne Gebäude sind.
Beide befinden sich direkt an der Kathedrale von Salamanca, umgeben
von vielen Cafés und Läden. Die Kurse der Fakultät für Übersetzen sind
dem Namen nach ausgerichtet und korrespondieren vor allem mit den
Kursen an der TH aus dem Schwerpunkt Translation. Wer gerne Kurse
einer anderen Richtung belegen möchte, kann aber problemlos Kurse an
der Fakultät für Filología wählen. Ab Vorlesungsbeginn hat man zwei
Wochen lang die Möglichkeit, in alle Kurse hinein zu schnuppern, bevor
man sich entscheiden muss. Meine Auswahl ist letztendlich auf drei
Kurse an der Fakultät für Übersetzen und einen an der Fakultät Philolo-
gie gefallen. Trotz Corona konnten alle Vorlesungen in Präsenz stattfin-
den, da sehr genau auf den Abstand, Desinfektion und kleine Gruppen
geachtet wurde, was für mich als Erasmus-Studierende natürlich ein
Vorteil war, um meine Zeit in Salamanca trotz Pandemie genießen zu
können.

Den Kurs Traducción Inversa 1a Lengua Extranjera: Alemán kann ich je-
dem sehr ans Herz legen, da er durch seine geringe Teilnehmerzahl ein
sehr persönlicher und interaktiver Kurs war, bei dem ich nicht nur sehr
viel lernen konnte, sondern gleichzeitig tolle Kontakte geknüpft habe.

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In dem Kurs wird aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt, wobei auf
verschiedene Textsorten und -gattungen eingegangen wird.

Zudem hatte ich den Kurs Fundamentos de Interpretación 1a Lengua
Extranjera: Alemán gewählt, welcher mit dem Schwerpunkt Translation
der TH korrespondiert, da er etwa der Vorlesung Grundzüge Dolmet-
schen entspricht. Für mich und mein Spanisch (F2) war dieser Kurs eine
Herausforderung, da tendenziell vom Deutschen ins Spanische gedol-
metscht wird. Allerdings habe ich wirklich viel über Landeskunde
Deutschland und Spanien im Allgemeinen gelernt und kann jedem, der
am Dolmetschen interessiert ist, diesen Kurs nur empfehlen.

Dazu hatte ich den Kurs Seminario de Traducción 2a Lengua Extranjera:
Inglés belegt, der teilweise auf Englisch stattfand und die Übersetzung
unterschiedlicher Textsorten vom Spanischen ins Englische behandelt
hat. Dabei haben wir in Kleingruppen immer wieder kleine Translations-
projekte bearbeitet, die wir regelmäßig einreichten mussten.

Um fachlich noch in eine andere Richtung zu schauen, habe ich dazu den
Kurs El español de América en su contexto social belegt, der sehr sprach-
wissenschaftlich ausgelegt ist. Gleichzeitig habe ich viel über Latein-
amerika gelernt, wozu ich an der TH noch keinen Kurs belegt hatte.

Insgesamt hatte ich damit Kurse aus dem zweiten, dritten und vierten
Jahr belegt und habe viele tolle Leute dabei kennengelernt. Das Arbeits-
pensum erscheint mir im Durchschnitt etwas höher und auch anspruchs-
voller als an der TH, auch da jeder Kurs 6 ECTS bringt. Mit drei bis vier
Kursen hatte ich auf jeden Fall einiges zu tun, aber auch nicht so viel,
dass ich meinen Erasmusaufenthalt nur am Schreibtisch verbringen
musste. Für mich war es das perfekte Pensum. In allen meiner Kurse
musste ich über das Semester verschiedene, kleinere und größere Teil-
leistungen einreichen. Das bedeutete einerseits eine gewisse „Anwe-
senheitspflicht“, auch deshalb, da die Kurse so klein waren, dass bei ei-
nem Fehlen die Lehrkräfte direkt nachgefragt haben, ob alles in Ord-
nung sei. Auch bedeuteten die verschiedenen Teilleistungen, dass ich
am Ende (Anfang Februar) keine stressige Prüfungsphase, sondern le-
diglich kleinere Endprüfungen ablegen musste.

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Das Leben in Salamanca

Salamanca lebt von der Universität und den Studierenden. Das bedeu-
tet, dass die Stadt sehr jung ist, die Bars sind voll und die Stadt voller
Leben. Dazu kommt, dass gerade im Vergleich zu deutschen Preisen Sa-
lamanca um einiges günstiger ist. So kann man für 2 Euro bereits ent-
spannt im Restaurant ein Bierchen und eine Tapa dazu bestellen. Der
Knotenpunkt der Stadt ist auf jeden Fall der Plaza Mayor, der für mich
einer der schönsten Plätze Spaniens ist. Von dort aus ist es zu den Fakul-
täten, die ich besucht habe, zur Kathedrale, zum Fluss, zu meiner Woh-
nung oder zu jeglichen anderen Orten, an denen man sich so trifft, nur
5-10 Minuten zu Fuß. Salamanca ist also eine sehr dankbare Stadt was
fußläufige Entfernungen angeht, trotzdem war ich um mein Fahrrad
sehr froh, da es viele Fahrradwege und -touren in das Umland gibt, unter
anderem der Jakobsweg, der nach Santiago führt.

Es gibt zahlreiche Angebote Sport zu machen oder sich bei anderen Kur-
sen z. B. Bachata (Tanzkurs) anzumelden. Insgesamt ist die Erasmus-
kommune sehr organisiert und wer Interesse hat, wird mit Leichtigkeit
integriert. Dafür sorgen Erasmus-Organisationen mit vielen geplanten
Reisen, Essen oder Veranstaltungen. Abseits der Erasmusevents habe
ich auch viele Spanier und Spanierinnen kennengelernt, die in Sala-
manca aus ganz Spanien zusammenkamen. Junge Leute zu treffen, die
in Salamanca geboren und aufgewachsen sind, ist eher eine Rarität. Zu-
sammengefasst ist Salamanca eine sehr lebendige Stadt, in der das Le-
ben, wie typisch für Spanien, eher auf der Straße stattfindet. Trotzdem
gibt es viel Raum für eine Auszeit, sportliche Angebote oder Ausflüge.
Sich einzuleben ist mir und allen, die ich kennengelernt habe, demnach
sehr leicht gefallen.

Fazit

Alles in allem war Salamanca für mich die perfekte Stadt für mein Aus-
landssemester. Ich habe an der Universität viel gelernt, viel gestaunt
über die antiken Gebäude und den Charme der Stadt, viel gelacht mit
tollen Leuten, die ich kennen gelernt habe und insgesamt meinen Auf-
enthalt sehr genossen. Natürlich ist Salamanca nicht Madrid oder

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Barcelona, aber es überzeugt gerade mit der Größe und einer ganz ei-
genen Atmosphäre und typisch spanischer Lebendigkeit. Gerade des-
halb kann ich diese „Kleinstadt“ (im Vergleich zu Köln) für jedes Aus-
landssemester nur empfehlen.

Ich habe während meines Aufenthaltes niemanden getroffen, der etwas
Anderes über die Stadt gesagt hat, als ich in diesem Bericht. Tendenziell
verlängern die meisten sogar ihren Aufenthalt. Ich glaube, das spricht
nur für sich – für die Stadt, die Leute, die Universität und für ein Erasmus
dort!

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