ETH setzt auf Vielfalt - Das Magazin für die ETH-Community Oktober 2019 - ETH Zürich
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PANORAMA Konzertreihe Musikabende in der Semperaula Campus Info Neuer Paketservice Die Tage werden langsam wieder kürzer, die Abende kühler. Mit dem Herbst kehren auch die monatlich stattfindenden Konzerte von «Musik an der ETH und UZH» zurück. Eröffnet wird die diesjährige Konzertreihe am 8. Oktober Zu Hause kann niemand das ersehnte Paket in mit einem Kammermusikabend mit Alissa Margulis, einer mehrfach ausge- Empfang nehmen und die Lieferung an die ETH- zeichneten Violinistin. Karten sind unter anderem an der Info-Loge im Haupt- Büroadresse ist nicht erlaubt – was tun? Ganz gebäude für 45 respektive 35 Franken erhältlich. einfach: Nutzen Sie PickPost! Die ETH bietet mit www.musicaldiscovery.ch/konzerte/1 → der Campus Info im Hauptgebäude und am Stand- ort Hönggerberg je eine offizielle PickPost-Stelle. Hier können Sie Ihre Pakete werktags von 7.30 bis 17 Uhr abholen und versenden. www.post.ch/pickpost → Die Zahl 944 Studierende aus 15 Departementen belegten im Frühjahrssemester 2019 die Lehrveranstaltung «Introduction to Machine Learning». Damit war sie im Schuljahr 2018/19 erstmals die meistbe- legte ETH-Vorlesung. Die Spitzenreiterin der F oto: Music al Dis cover y letzten Jahre «Mechanik 1» landete mit 748 Stu- dierenden auf dem zweiten Platz, dicht gefolgt von «Mechanik 2» (731 Studierende). Dahinter kam mit 648 Studierenden wieder künstliche In- Sprachenzentrum Sprachen lernen telligenz («Probabilistic Artificial Intelligence»). leicht gemacht Ob privat oder beruflich: Wer heutzutage mehrere Sprachen beherrscht, ist meist im Vorteil. Hilfreich ist da das Sprachenzentrum der ETH Zürich und UZH mit Kursen in 15 Sprachen. Wer eine persönliche Lernberatung, an Spielevents entspannt lernen oder in einer Gruppe an seinen Kenntnissen feilen will, ist im Foto: ETH Zürich / Alessandro Della Bella Selbstlernzentrum (Hönggerberg oder Zentrum) am richtigen Ort. Hier findet man auch zahlreiche Lernmaterialien zur Vorbereitung auf Sprachzertifikate. Das Selbstlernzentrum Hönggerberg befindet sich neu innerhalb der Bau- bibliothek (HIL E2) mit verlängerten Öffnungszeiten (Mo–Fr, 8–21 Uhr). www.sprachenzentrum.uzh.ch/slz →
Date Save the ETH-Toavegmber 2019 am 16. N ebäude im Hauptg ürich der ETH Z tag z .ch /eth- www.eth Foto: Alessandro Della Bella ETH+ Fünf Initiativen ausgewählt Volunteers gesucht 241 ETH-Angehörige aus allen Departementen Seien Sie Teil des und Bereichen haben sich an der zweiten Runde von ETH+ beteiligt. Mit diesem Förderungsinstru- ment möchte die Schulleitung unkonventionelle Cybathlon 2020! Forschungsideen sowie den Austausch zwischen den Disziplinen unterstützen. Von den 25 einge- reichten Ideenskizzen wurden fünf ausgewählt, die Es sind nur noch wenige Monate bis zum Cybathlon 2020. Menschen mit körper- nun mit 41,8 Millionen Franken gefördert werden. lichen Behinderungen werden zum zweiten Mal die neuesten robotischen Das Themenspektrum reicht dabei von lebenden Assistenztechnologien einem Realitätscheck unterziehen. Die erste Ausgabe Materialien über künstliche Intelligenz bis hin zu des Cybathlon im Jahr 2016 war ein riesiger Erfolg – nicht zuletzt dank des Quantenwissenschaften. grossen Einsatzes von über 600 Volunteers. Damit auch die zweite Ausgabe Die dritte Runde startet bereits Anfang Okto- des Wettkampfs ein unvergessliches Erlebnis wird, ist das Organisations- ber. Neu können auch Hochschulen ausserhalb komitee erneut auf die tatkräftige Unterstützung motivierter Helferinnen und des ETH-Bereichs, die Industrie und die öffentliche Helfer angewiesen. Verwaltung Projektideen einreichen. www.cybathlon.com/volunteers → www.ethz.ch/ethplus-initiativen → Urban Mining Project Wertvolle Rohstoffe gehören Impressum «life – Das Magazin für die ETH-Community» ist ein Medium der internen Kommunikation der ETH Zürich und wird von nicht in die Schublade der Hochschulkommunikation (HK) vierteljährlich auf Deutsch und Englisch herausgegeben. Redaktion Druck Anna Maltsev (Leitung), Neidhart + Schön AG Karin Köchle (Stv. Leitung), Auflage In jedem Mobiltelefon befinden sich über 40 Materialien, darunter Gold, Silber Franziska Schmid, 14 100 Exemplare Florian Meyer, und Kobalt. Diese Rohstoffe werden auf der ganzen Welt abgebaut. Der Bergbau Rebecca Lehmann Kontakt hat zu einem Wirtschaftswachstum in vielen Ländern geführt, gleichzeitig aber Cover Magazin life, ETH Zürich, Diversität – mehr als HG F 41, 8092 Zürich auch die Umwelt stark belastet und den Minenarbeitern prekäre Arbeitsbe- nur ein Schlagwort Mail an die Redaktion: (Illustration: gestalten AG) life@hk.ethz.ch dingungen beschert. Weitere Informationen: Gestaltung www.ethz.ch/life Haben Sie noch ein altes Mobiltelefon gestalten AG zu Hause? Nehmen Sie am ETH Urban Lithografie Küenzi + Partner Mining Project teil und recyceln Sie dein Recycle dy. Korrektorat Ihr altes Handy. So helfen Sie mit, lte s H an a Linkgroup AG (deutsch), den ökologischen Fussabdruck Lilian Dutoit (englisch) Ihres Mobiltelefons zu reduzieren. Übersetzung Louise Killeen www.urban-mining-project.ch → lst, Translations Limited y recyce es Hand eite. dein alt cks Wie du der Rü du auf erfährst life 3 / 2019 3
THEMA ETH setzt auf Vielfalt Diversität – also die Vielfalt innerhalb einer Gruppe – ist überall da Realität, wo viele verschiedene Menschen zusammenkommen. An der ETH gilt das ganz besonders. Doch was heisst eigentlich «divers» und wie gehen die Menschen an der ETH damit um? Text Franziska Schmid, Anna Maltsev Der wichtigste Punkt zur Begriffsklärung «An der ETH im Rollstuhl unterwegs zu sein, gleich zuerst: Wer von Diversität spricht, hat einen positiven Blick auf die Viel- ist nicht immer leicht – gerade das Haupt- falt in einer Gruppe. Konkret bedeutet gebäude birgt so seine Tücken. Daran wird dies, dass Unterschiede zwischen den jetzt gearbeitet. Ich bin sehr zuversichtlich, Menschen anerkannt und geschätzt – ja sogar als Chance für die ganze Gruppe dass es in Zukunft einfacher wird.» Basil Dias, Mitarbeiter am D-GESS gesehen werden. Doch jedes Individuum unterscheidet sich vom anderen, die Mög- International, männlich und jung lichkeiten von Diversität sind deshalb Um beurteilen zu können, wie es um die theoretisch so gross wie die Anzahl der Diversität unter den rund 12 000 Mitar- Mitglieder. Da dies wenig praktikabel ist, beitenden an der ETH steht, sollte man unterscheidet man heute meistens sechs ein paar Fakten und Zahlen kennen. An Faktoren, die für Institutionen wie die ETH der ETH arbeiten Menschen aus 111 Na- entscheidend sind: Ethnische Herkunft, tionen, 52 Prozent oder rund 6260 Per- Geschlecht, Alter, sexuelle Identität und sonen stammen nicht aus der Schweiz. Orientierung, Religion und physische oder Der Anteil von Frauen ist in den letzten psychische Einschränkungen. zehn Jahren bei etwa 35 Prozent konstant geblieben. Die meisten Mitarbeitenden sind zwischen 20 und 34 Jahre alt – diese «Menschen mit psychischen Erkrankungen werden Altersgruppe ist mit rund 7500 Menschen oft missverstanden und gemieden und dadurch die grösste. Im Vergleich dazu: Nur etwa isoliert. Um dies zu verhindern und ein vielfältigeres 440 Mitarbeitende sind über 60 Jahre alt – die ETH ist eine junge Organisation. Umfeld an der ETH und UZH zu schaffen, haben Zu den anderen drei Faktoren werden bis- wir die Mental Wellbeing Community gegründet. her keine Zahlen erhoben, denn sexuelle Unser Ziel ist, die Sensibilisierung für psychische Identität, Religion und eine körperliche oder psychische Einschränkung sind sehr Gesundheit zu steigern und Peer-Unterstützung persönlich. Doch dazu später mehr. anzubieten.» Gracia Brückmann, Doktorandin am D-GESS 4 life 3 / 2019
«Als Mitglied der koptisch orthodoxen Kirche habe ich an der ETH keine Einschränkungen, um meinen Glauben auszuüben. Für viele meiner Mitstudierenden ist es aber unverständlich, wie ich ein wissenschaftliches Studium absolvieren kann und gleichzeitig an eine Religion glaube, von welcher sie meinen, dass die Wissenschaft sie widerlegt. Dies führt zu vielen Diskussionen.» Amir Mikail, Student am D-MAVT Für ETH-Präsident Joël Mesot ist die im Blick hatte, wird sich deshalb in Zukunft dürfnisse von verschiedenen, auch klei- Sache klar: «Es gibt viele gute Gründe, wa- vermehrt um das Thema Vielfalt kümmern. neren Gruppen in den Fokus rückt, Prob- rum Diversität für die ETH wichtig ist. Wir Einige Initiativen wurden bereits lanciert leme erkennt und aktiv Verbesserungen wissen aus der Forschung, dass diverse wie etwa das Projekt «barrierefreie ETH». anstrebt, dann entsteht eine Kultur, von Teams effizienter, erfolgreicher und kre- Dabei wird zunächst die infrastrukturelle der selbstverständlich auch die Frauen ativer sind und besser auf Unvorhergese- und administrative Situation verschiede- profitieren.» Als Beispiel nennt Renate henes reagieren können. Aber es geht um ner Gruppen analysiert: «Wir überprüfen, Schubert den Abbau von Vorurteilen. noch viel mehr. Als Hochschule haben wir ob wir ETH-Angehörige, die beispielsweise Künftig können beispielsweise ETH-An- eine Vorbildfunktion. Das heisst für mich, physische oder psychische Einschränkun- gehörige, die Personalentscheidungen dass wir ein Klima schaffen, das fair ist, gen haben, einer bestimmten Religion treffen, in Workshops lernen, die eigenen in dem ganz unterschiedliche Menschen oder der LGBTIQ+-Community ange- Stereotype zu erkennen und Strategien einen Platz haben, sich akzeptiert fühlen hören, zusätzlich unterstützen können», entwickeln, um damit umzugehen. und ihr Potenzial ausschöpfen können. Es so Renate Schubert, die als Delegierte gibt noch vieles zu tun, deshalb hat das für Chancengleichheit Mitglied im Pro- Viele Bottom-up-Initiativen Thema Diversität eine hohe Priorität» jektteam ist. Doch Diversität lässt sich nicht einfach Aber gehen dabei die Anliegen der von oben verordnen. Umso wichtiger sind ETH soll barrierefrei werden Frauen und ihre berechtigten Ansprüche deshalb die zahlreichen Bottom-up-Ini- Die Fachstelle Equal, die bisher vor allem auf Chancengleichheit nicht unter? «Nein, tiativen, die sich für eine grössere Vielfalt die Chancengleichheit von Mann und Frau ganz im Gegenteil! Wenn die ETH die Be- und vor allem einen positiven Umgang «Ein tiefer Altersdurchschnitt ist für eine Hochschule typisch. Das fällt auf, wenn man zur ETH kommt, besonders als Ü50. Mir macht es Freude, mit vielen jüngeren Menschen zu tun zu haben. Sich mit Interesse und Offenheit zu begegnen, ist wichtig. Ich merke, dass ich meine Erfahrung, Übersicht und Gelassenheit einbringen kann und diese geschätzt wird.» Lukas Vonesch, Direktor Personal life 3 / 2019 5
THEMA «Der Frauenanteil an der ETH muss erhöht werden, insbesondere ab der Postdoc-Stufe. Deshalb setzen wir uns unter anderem dafür ein, dass der Gender Action Plan verbindlich für jedes Departe- ment eingeführt und umgesetzt wird.» Iris Hordijk, Doktorandin am D-USYS und Diversitätsbeauftragte bei der AVETH damit einsetzen. So hat etwa die Mittel- wie etwa am Departement Informations- Alter von 20 bis Anfang 60 vereint. Selbst bauvereinigung AVETH seit letztem No- technologie und Elektrotechnik. Seit An- aus einem sehr diversen Umfeld stam- vember eine Diversitätsbeauftragte im fang Jahr versucht die rund zehnköpfige mend ist er von den positiven Effekten Vorstand: Iris Hordijk. «Ich fühle mich Gruppe, positive Aspekte von Diversität einer möglichst gemischten Gruppe über- in meiner Forschungsgruppe sehr gut und Inklusion greifbar zu machen. Dafür zeugt: «Am wichtigsten sind für mich integriert, aber ich bin überzeugt, dass organisiert sie Seminare, zum Beispiel unterschiedliche Denkmuster. Andere wir noch erfolgreicher wären, wenn wir zum Thema «Role of Diversity in Innova- soziale und kulturelle Einflüsse erweitern mehr Frauen in der Gruppe hätten», tion and Change», und soziale Events wie den Horizont und bringen mich dazu, mein sagt die Doktorandin. Aufgrund dieser etwa einen internationalen Food Bazar. eigenes Verhalten mehr zu reflektieren. Überzeugung möchte sich Iris Hordijk Neue Ideen brauchen Reibung.» in ihrer Funktion zunächst vor allem für «Neue Ideen brauchen Reibung» Doch Ralph Spolenak kennt auch die die Erhöhung des Frauenanteils an der Zudem gibt es auch Führungskräfte, die Hürden. Sehr oft gehe es um die Frage, ETH engagieren. sich ganz bewusst der Diversität ver- wer sich wem anpasse. Aus der Diversi- Doch nicht nur der AVETH plant, seine schrieben haben. Einer von ihnen ist Ralph tätsforschung weiss man, dass kulturelle Aktivitäten auszuweiten und ein ganzes Spolenak, Professor für Nanometallurgie, und sprachliche Barrieren Missverständ- Diversity-Team aufzubauen, auch in ver- der in seiner Gruppe zwölf Nationen, 25 nisse hervorrufen, einzelne Teammit- schiedenen Departementen sind unter- bis 30 Prozent Frauen («Leider viel zu glieder abgelehnt oder zu einer enor- dessen Diversity-Gruppen entstanden wenig», so Spolenak) und Menschen im men Anpassungsleistung gezwungen «Ich erlebe einen mittleren Hörverlust, der eine Herausforderung beim Unterrichten oder bei Treffen in grösseren Gruppen sein kann. Die Atmosphäre an der ETH ist unter- stützend, doch es wäre sehr hilfreich zu wissen, welche Räume an der ETH geeignet sind, um Menschen mit Hörverlust zu helfen, zum Beispiel in Bezug auf Akustik, spezielle Geräte wie Hörschlaufen oder Mikrofone.» Jake Alexander, Assistenzprofessor am D-USYS 6 life 3 / 2019
«Für Homosexuelle hat sich die Situation sowohl rechtlich als auch gesellschaftlich in den letzten Jahren verbessert. Handlungsbedarf sehe ich vor allem bei der Akzeptanz und Inklusion von Trans*Menschen.» Riccardo Ferrario, Doktorand am D-MATH und Präsident des Vereins z&h werden können. Diversität löst deshalb überschneiden? Und muss ich jetzt bei Orientierung. «Es hat sich hier viel getan auch viele Fragen aus. Soll ich mehr non-binären Menschen, also Menschen, in Sachen Akzeptanz. Wir stehen im Aus- arbeiten, weil mein Kollege psychische die sich keinem der beiden Geschlechter tausch mit Equal, und auch die Rektorin Probleme hat? Was, wenn sich meine zugehörig fühlen, wirklich komplett auf Sarah Springman hat ein offenes Ohr für Gebetszeiten mit der Gruppenarbeit Pronomen verzichten? unsere Anliegen.» Sehr viel stiller wird es dann um reli- Unsichtbare Minderheiten giöse Menschen und um Menschen mit Um Geschlechtsidentität und sexuelle körperlichen oder psychischen Einschrän- Orientierung kümmern sich bereits ver- kungen. Ihnen und anderen Minderheiten schiedene Vereine in der Hochschulland- möchte «life» eine Stimme geben. Joël schaft, die sich auch an der ETH Zürich für Mesot unterstützt das sehr: «Wer sich für mehr Respekt und Inklusion einsetzen. die Anliegen einer Gruppe einsetzt und Riccardo Ferrario etwa doktoriert an der sich konstruktiv einbringt, trägt damit ETH und ist Präsident von z&h, einem auch automatisch zur Diversität an der Verein für LGTBQ+-Studierende in Zürich. ETH bei – es macht unsere Hochschule An unserer Hochschule fühlt er sich nicht vielfältiger und spannender.» diskriminiert aufgrund seiner sexuellen www.ethz.ch/vielfalt → «Im 21. Jahrhundert reicht es nicht aus, Vorreiter beim Überwinden von Barrieren in der Wissenschaft zu sein. Eine Hochschule ist eine akademische und eine soziale Gemeinschaft. Ich glaube, die ETH kann noch mehr tun, um Inklusion und Vielfalt zu fördern, zum Beispiel durch Events, bei denen Themen wie Geschlecht, Kultur und Integration diskutiert werden.» Gnanli Landrou, Mitarbeiter am D-BAUG life 3 / 2019 7
IM GESPRÄCH Personalgespräche – notwendiges Übel oder verkannte Chance? Im Herbst stehen sie wieder an: die jährlichen Personalgespräche. Lukas Vonesch, Direktor Personal der ETH Zürich, erläutert, ob dieses Führungsinstrument noch zeitgemäss ist, wie sinnvoll eine Beurteilung mit Noten ist und was ein gutes Gespräch ausmacht.
Interview Karin Köchle Fotos Gian Marco Castelberg Ist es sinnvoll, die Leistung der Mitarbeitenden mit Bewertungsbuchstaben zu beurteilen? Jahresgespräche seien mühsam, nichtssagend und Wichtig ist das Gespräch und das persönliche, differenzierte brächten Organisationen nicht weiter, klagen viele. Feedback. Als Führungsperson sollte man nicht primär eine Sind Personalgespräche überhaupt noch zeitgemäss? beurteilende, sondern eine entwicklungsorientierte Haltung Diese Kritik hört man oft – man sollte sie zum Anlass nehmen, einnehmen und sich überlegen, wie man Stärken noch besser Gespräche zu verbessern. Das Personalgespräch sollte ein nutzen und gemeinsam weiterkommen kann. Ein Buchstabe persönliches Gespräch sein, das aufmerksam und wertschät- allein ist keine Wertschätzung. zend geführt wird. Ist dies nicht der Fall, empfindet man es als überflüssig oder als Abspulen einer Routine. Ein gutes Gespräch Aber am Ende dreht sich doch alles um den einen aber ist immer zeitgemäss. Buchstaben, der als «Abschlussnote» an die Personal- abteilung geht … Sollte man nicht über das ganze Jahr hinweg von seinem Nein. Das Gespräch steht im Vordergrund. Dieser Buchstabe oder seiner Vorgesetzten Feedback erhalten statt nur sollte nur eine gewisse Einordnung geben und gar nicht im einmal gegen Ende des Jahres? Vordergrund stehen. Man kann sicher die Frage stellen, ob das Ich glaube, es braucht beides: das zeitnahe, konkrete Feedback Formular noch ganz zeitgemäss ist und man es nicht überden- und das jährliche Personalgespräch. Denn dieses beinhaltet ken sollte – was wir auch tun. Elemente, die in den anderen Gesprächen oft fehlen. So wird Wie wirkt sich eine gute etwa das Arbeitsverhalten über Beurteilung wie ein A+ einen längeren Zeitraum re- «Ein gutes Gespräch auf den Lohn aus? flektiert, man erhält als Vorge- setzter Feedback von seinen ist immer zeitgemäss.» Der Zusammenhang zwischen dem Bewertungsbuchstaben Mitarbeitenden, und man kann Lukas Vonesch, Direktor Personal und dem Lohn wird überschätzt. gemeinsam Entwicklungsmög- Für die allermeisten wissen- lichkeiten besprechen. schaftlichen Funktionen spielt das gar keine Rolle, denn das Gibt es an der ETH Vorgaben, ob und wie Personal- sind ja in der Regel fixe Ansätze. Nur bei administrativ-tech- gespräche durchgeführt werden sollen? nischen Mitarbeitenden, die im Lohnsystem sind, gibt es eine Ja, in der Personalverordnung (PVO) der ETH wird verlangt, gewisse Lohnsteuerung. Das heisst: Eine gute Beurteilung dass Vorgesetzte mindestens einmal pro Jahr ein Personal- kann sich auf die Lohnentwicklung auswirken, aber es gibt gespräch führen, das eine Standortbestimmung gibt, Förde- mehrere Faktoren und enge Bandbreiten. Je nachdem, wo man rungsmassnahmen beinhaltet und in dem die Leistung beurteilt mit seinem Lohn innerhalb des Lohnbands einer bestimmten wird. Vorgesehen ist auch, dass die Mitarbeitenden Gelegenheit Funktion steht, kann es sein, dass man auch mit einem A+ keine haben, Rückmeldung zum Führungsverhalten zu geben. Dies weitere Lohnentwicklung hat. gilt für alle, die einen Vertrag unter der PVO haben: also für alle administrativ-technischen Mitarbeitenden, aber auch für Gibt es ein gewisses Kontingent zum Beispiel an die allermeisten wissenschaftlichen Mitarbeitenden. Dazu A+-Bewertungen, die eine Führungsperson innerhalb zählen auch Doktorierende. des Teams vergeben kann? Es gibt Firmen, die dazu Vorgaben machen, besonders Orga- Was soll ich tun, wenn mein Vorgesetzter oder meine nisationen mit leistungsabhängigen Lohnbestandteilen. An der Vorgesetzte kein Gespräch ansetzt? ETH gibt es keine Regelung, wie viele A+ vergeben werden Dann sollte man darum bitten und wenn nötig auch darauf dürfen. Es gibt aber einzelne Bereiche, in denen die Verteilung hinweisen, dass dies Teil der Führungsverantwortung ist. Wenn diskutiert wird. Im Übrigen bedeutet der Buchstabe A, dass jemand gar nicht darauf eingeht, kann man sich an die Perso- die hohen Erwartungen vollumfänglich erfüllt sind. Eine posi- nalabteilung wenden. tive und starke Aussage, alles andere als knapp genügend. life 3 / 2019 9
IM GESPRÄCH Wie schafft man als Vorgesetzte/r den Spagat zwischen mich an einzelne Episoden zu erinnern, zu denen ich differen- einem vertrauensvollen Gespräch und einer ziertes Feedback geben kann. Daneben schaue ich aber auch «schonungslosen» Beurteilung? nach vorne: Wie sehen die nächsten ein bis drei Jahre aus, Da gibt es ein Prinzip: Hart im Thema, aber soft zur Person. Das welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es? heisst, kritische Punkte sachlich, konkret und mit Beispielen an- sprechen. Wenn jemand einsieht, dass etwas nicht gut gelaufen Wie müssen Personalgespräche ablaufen, ist, sollte man das auch akzeptieren und der Person zutrauen, damit beide Seiten profitieren? sich zu verbessern. Grundsätzlich gilt, dass Kritik besser an- Aus Vorgesetztensicht muss es gut vorbereitet und durchdacht genommen wird, wenn gleichzeitig auch Gutes gesehen wird. sein. Das Gespräch sollte offen, wertschätzend und entwick- lungsorientiert geführt werden. Mitarbeitende sollten aber auch Wichtig ist, dass beide Seiten zu bei Kritik spüren, dass Vorge- Wort kommen – idealerweise er- setzte hinter ihnen stehen, oder? halten Mitarbeitende die Hälfte der Das ist ein ganz wichtiger Punkt, Redezeit. Wichtig ist auch, den ande- die gegenseitigen Erwartungen zu ren bewusst wahrzunehmen und klären. Die Führungsperson sollte auch Fragen zu stellen: Es ist nicht fragen: Was brauchst du von mir, nur ein Personalgespräch, sondern damit wir nicht mehr in eine solche auch ein «Personalzuhören». Situation geraten und uns verbes- sern können? Im Gespräch entste- Wie ehrlich sollen die hen so oft gute Ideen, was wiederum Mitarbeitenden ihre das Vertrauen und eine gemeinsame Vorgesetzten beurteilen? Verantwortung fördert. Wir sollten Feedback so geben, wie wir es auch selber empfangen Wie bereitet man sich als möchten. Am besten erwähnt man Mitarbeiterin oder Mitarbeiter konkrete Beispiele, wo man sich am besten auf ein Jahres- gespräch vor? «Ein Buchstabe allein etwa gut unterstützt gefühlt hat, oder Situationen, die man sich an- Wichtig ist, dass man es überhaupt ist keine ders gewünscht hätte. vorbereitet. Fragen, die man sich vorab stellen kann, sind beispiels- Wertschätzung.» Haben Sie rückblickend weise: Was lief anders als geplant? auf Ihre berufliche Laufbahn Lukas Vonesch, Direktor Personal Wo waren die grossen Herausforde- schon Fehler gemacht rungen? Was ist mir gut gelungen, bei Personalgesprächen? was würde ich das nächste Mal anders angehen? Wo könnte Ich habe einen Fehler und eine wichtige Lernerfahrung ge- ich mich noch weiterentwickeln? Und last but not least: Was macht. Der Fehler war, dass ich diese Gespräche vor meiner fand ich beim Vorgesetzten oder der Vorgesetzten gut, was Zeit an der ETH einmal nicht geführt hatte, weil ich dachte, weniger? ich spräche unter dem Jahr genug mit meinen Mitarbeitenden. Heute sehe ich das Personalgespräch nicht mehr als Pflicht- Und als Vorgesetzte/r? übung, die ich für die Mitarbeitenden machen muss, sondern Ich mache das manchmal bei einem kurzen Spaziergang und als Chance, die auch mir als Vorgesetzter etwas bringt. blicke auf das vergangene Jahr zurück. Dabei versuche ich, www.ethz.ch/fuehrung → 10 life 3 / 2019
ÜBRIGENS Wenn Ballone nicht platzen → wollen, werden Physiker zu Zauberern. Das demonstrierte die magische Physikstunde. In einer Experi- ↑ mentalvorlesung erhielt das Publikum überraschende Einblicke in das Periodensystem. Der Scientifica- Klassiker: Auch Science Facts faszinieren dieses Jahr zeigten zwei Chemiker, wie verschiedene Stoffe miteinander reagieren. → Text Redaktion Fotos Alessandro Della Bella Science Fiction – Science Facts: Das Motto der Scientifica 2019 stiess auf grosses Interesse. An über 50 Ständen, in 34 Kurzvorlesungen und an diversen Shows präsentierten rund 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der ETH und UZH ihre Forschung. www.ethz.ch/scientifica19 → An den Ausstellungs- ↑ Auch für die Kleinen ständen durften die Be- wurde viel geboten: sucherinnen und Besu- Im Workshop «Apollo 11» cher selbst aktiv werden. etwa konnten Kinder selber Roboter programmieren. →
EINBLICK Hochschulrankings – was dahintersteckt Regelmässig klassiert sich die ETH Zürich in Hochschulrankings als beste kontinentaleuropäische Hochschule. Was aber heisst das? Was sagen diese Rankings wirklich aus? Text Florian Meyer Illustration Aurel Märki Im angelsächsischen Raum waren Ran- Beachtet werden heute namentlich THE kings schon länger verbreitet – als Infor- (Times Higher Education), QS (Quac- Die Aufregung um die Hochschulrankings mation für Schülerinnen und Schüler vor quarelli Symonds) – bis 2009 Partner hat sich mittlerweile etwas gelegt. Sagt der Studienwahl. Eine Vorstufe waren die von THE, seither mit eigenem Ranking Urs Hugentobler. «Man kennt sie jetzt.» bibliometrischen Analysen, die die wis- auftretend – und ARWU Shanghai (Jiao- Seit 2004 hat Hugentobler den Bereich senschaftliche Literatur untersuchten. tong-Universität). Anhand von verschie- Institutional Research der ETH geleitet Zur Verbreitung trug auch das Internet denen Indikatoren vergleichen sie Lehre und unter anderem die Hochschulran- bei, weil es den weltweiten Vergleich auf und Forschung der Hochschulen sowie kings für die Schulleitung ausgewertet. einen Klick begünstigte. deren Aussenwirkung. Dabei unterschei- Die ETH hat die Prozesse, wie sie den den sie sich in den Merkmalen, die sie Ranking-Herausgebern Informationen Sinnvolle Internationalisierung erfassen sowie in deren Gewichtung. liefert und die Ergebnisse auswertet, in Die Internationalisierung des Hoch- den letzten Jahren optimiert. «Heute ist schul-Vergleichs an sich sei eine sinn- Grosse Unterschiede bei den Methoden der Aufwand geringer als früher», merkt volle Entwicklung, so Hugentobler, da THE und QS berücksichtigen sowohl In- Hugentobler an. sich heute mehr Studierende und For- dikatoren für die Lehre (z. B. Betreu- «Früher», das war nach der Jahrtau- schende global bewegten. «Charakte- ungsverhältnis) als auch für Forschung sendwende. Damals kamen die globalen ristisch für die Anfangsjahre war, dass (z. B. Publikationen) sowie finanzielle und Hochschulrankings auf: 2003 das Shang- sich die Ränge der Hochschulen von personelle Ressourcen. Diese bündeln sie hai-Ranking. 2004 das THE-Ranking. 2007 Jahr zu Jahr relativ stark veränderten, für jede Hochschule zu einem Gesamt- das CWTS-Leiden-Ranking. 2010 das QS- weil die Methoden nicht stabil waren», ergebnis. Ein typischer Bestandteil ihrer Ranking. Typisch für diese Rankings war, erinnert er sich, «das hat sich norma- Methode sind Befragungen: Darin werden dass sie sich nicht mehr nur auf eine be- lisiert. Heute muss man skeptisch sein, Lehrende, Forschende und Wirtschafts- stimmte Region konzentrierten, sondern wenn sich die Rangliste in nur einem vertreter (als potenzielle Arbeitgeber) um versuchten, die Hochschulen weltweit im Jahr stark verändert.» eine Einschätzung der Hochschulen in gleichen Raster einzuordnen, und dass ihrem Fachgebiet gebeten. «THE und QS sie die Ergebnisse in Form einer Rang- beruhen mit 30 bis 50 Prozent stark auf liste präsentierten. diesen Reputationsindikatoren», hält Hugentobler fest. 12 life 3 / 2019
Im Unterschied dazu fokussiert das Gute Resultate helfen bei Rekrutierung Kriterien auswählen und vergleichen. Da- Shanghai-Ranking auf die Spitzenfor- Für angehende Studierende eignet sich mit lassen sich gewisse Fehlinterpreta- schung von Hochschulen Die Rangierung das multidimensionale, europäische tionen vermeiden, die entstehen können, erfolgt nach Merkmalen wie Wissen- U-Multirank: Bei diesem Ranking kann wenn man Institutionen aus verschie- schaftspreisen (Nobelpreis, Fields-Me- man Hochschulen nach verschiedenen denen Hochschulsystemen vergleicht. daille und andere) oder viel zitierten Pub- «Wichtig ist zu verstehen, dass keines likationen. Diese werden als Indikator für der Rankings die Lehr- und Forschungs- die Qualität der Forschung interpretiert. qualität direkt abbilden kann. Die Indi- Wer sich für die Forschungsleistung von katoren sind Näherungswerte, die man Hochschulen interessiert, hat weitere interpretieren muss», sagt Hugentobler. Alternativen: «Das Leiden-Ranking ba- Sie zeigen eine Aussensicht auf die ei- siert rein auf Publikationen und deren gene Institution und lösen Fragen aus. Wirkung in der Forschungsgemeinde», Rankings haben aber ganz klar eine Aus- erklärt Hugentobler. senwirkung: «Gute Rankingresultate und eine vorteilhafte Reputation helfen sehr dabei, gute Studierende, Lehrende und Forschende anzuziehen.» www.ethz.ch/rankings → life 3 / 2019 13
PORTRÄT Lukas Sigrist Leiter School for Continuing Education Ein kühler Kopf für die Weiterbildung Text Rebecca Lehmann Foto Florian Bachmann Lukas Sigrist ist ein Geniesser. Schon seit Jahren befasst sich der Berner mit den ver- schiedenen Geschmäckern und Stilen von Bier. «Die belgische Bierkultur ist meine Welt», schwärmt er. Sein Favorit: ein Quadrupel – dunkles, malzbetontes Bier. «Dafür braucht man Zeit», sagt der 30-Jährige. Zeit bleibt ihm allerdings im Moment nicht sehr viel. Nach- dem der ETH-Alumnus den Aufbau der neuen School for Continuing Education massgeblich mitgeprägt hat, hat er diesen August deren Leitung übernommen. Lehre hat den Chemi- ker schon immer begeistert. So war es vor allem die Leitung der Studierenden-Praktika, die ihm an seinem Doktorat in Anorganischer Chemie am meisten gefallen hat. «Es hat mir ein gutes Gefühl gegeben, junge Leute bei ihrer Entwicklung zu unterstützen», sagt der Wahlzürcher. Zeitgleich absolvierte er das Lehrerdiplom und engagierte sich für die Mittelbauvereinigung AVETH in der Lehrkom- mission. Wie Zahnrädchen beschreibt Lukas Sigrist seinen bisherigen Werdegang, eine Entscheidung habe die nächste ergeben. So folgt auf seine neue Stelle auch die passende Weiterbildung: ein CAS in Leadership und Governance. Mehrere Dinge parallel zu machen, liegt ihm. «Wenn es turbulent wird, behalte ich einen kühlen Kopf», sagt Lukas Sigrist über sich selbst. Und: «Ich muss über- zeugt sein von dem, was ich mache.» Authen- tizität ist ihm wichtig – und der Perspektiven- wechsel. Sei dies durch die Kartoffelernte im Zivildienst oder in seiner Werkstatt beim Bauen eines Regals. Das Werken hat ihm sein Vater beigebracht, der ihn und seine Schwester als Vollzeit-Hausmann betreute. Und auch das Geniessen hat er von ihm gelernt. www.sce.ethz.ch → 14 life 3 / 2019
FORUM Raffael Iturrizaga Illustration: Kornel Stadler Stab Forschung AVETH-Jubiläum Die Stimme des Mittelbaus wird 50 Sommer 1969, ein Jahr nach dem Höhepunkt der 68er-Studierendenbewegungen: Doktorierende und Assistierende gründen Mit DORA forscht sich’s besser die Akademische Vereinigung des Mittel- baus der ETH Zürich (AVETH). Sie gibt den Mitgliedern des Mittelbaus eine Stimme Die Zahl der Forschungspublikationen schungsinstitutionen weltweit, zu ihr und wird fortan ihre Interessen gegenüber der Hochschule vertreten. steigt laufend; gleichzeitig wird die bekannt. DORA steht für San Francisco Stand zu Beginn die Mitsprache bei der Forschung immer komplexer und spe- Declaration on Research Assessment. Hochschulpolitik im Vordergrund, wechselte zialisierter. Zudem ist zu beobachten, dass Diese Erklärung empfiehlt, Forschende der Fokus in den 80ern zur Personalpolitik, immer mehr Prozesse etabliert werden, und ihre Arbeit nach Qualitätskriterien gefolgt von der Gleichstellung in den 90ern, um Forschungsqualität zu überprüfen. zu beurteilen und in der Bewertung auf hin zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf Von den Beurteilenden wiederum werden Zitationsindikatoren möglichst zu ver- um die Jahrtausendwende. Heute stehen die Betreuung von Doktorierenden sowie die Objektivität und Nachvollziehbarkeit ge- zichten. Dieser Verzicht erstreckt sich Rolle der Postdocs und von höherem wissen- fordert. Die Folge: Das Zeitbudget der an der ETH etwa auf die Beurteilung bei schaftlichem Personal im Mittelpunkt. involvierten Expertinnen und Experten Berufungen, bei internen Mittelvergaben Nach wie vor informieren und vernetzen wird immer knapper. oder Beförderungen. wir unsere Mitglieder mittels verschiedener So liegt es nahe, dass im Wissen- Nach wie vor jedoch ist die quantitativ Veranstaltungen. Aus unserer Zeitschrift schaftssystem nach Lösungen gesucht gesteuerte Bewertung von Forschung «der Mittelbauer» sind mittlerweile die AVETH- News auf unserer Website entstanden, wurde, um die vielen Dimensionen der sehr verbreitet. Ein völliger Verzicht ist und wir haben eine Stellenvermittlung Qualität von Forschung zusammenzufas- in absehbarer Zeit vermutlich nicht er- (eth-gethired.ch) lanciert. Seit einigen sen und so eine Beurteilung zu verein- reichbar. Aber für eine Umpolung der Jahren unterstützen uns die Fachvereine in fachen. Mit durchschlagendem Erfolg: h-Index-Kultur hin zu einer qualitäts- den Departementen dabei, unsere Ziele zu Heute werden ganze Bündel von Qualitäts- fokussierten Publikationskultur ist es erreichen. kriterien, etwa Innovation, Belastbarkeit, im Sinne einer nachhaltigen und dem Dieses Jahr feiern wir unser 50-Jahr- Jubiläum mit Workshops und monatlichen Reproduzierbarkeit oder Einfluss auf das Erkenntnisfortschritt verpflichteten «Take Away Talks» rund um wissenschaft- eigene Forschungsgebiet, auf eine line- Wissenschaft höchste Zeit. DORA hilft liche und soziale Kompetenzen. Der nächste are und quantitative Skala übertragen uns an der ETH, Forschende von einem Talk findet am 30. Oktober statt: «Stereo- und zum praktischen Impact Factor oder kurzsichtigen Publikationsdruck zu ent- type biases – what can we do?». Wir laden zum h-Index verdichtet. Es zeigt sich: lasten und ihnen wieder mehr Freiraum alle ETH-Angehörigen herzlich zur Teil- Diese Hilfsskala ist unbemerkt selbst für das zu geben, was sie leidenschaftlich nahme ein! Wir danken den Studierenden, Professor- zum Qualitätsmerkmal geworden – und anstreben: neue, fundierte und relevante innen und Pro- damit zur Leitlinie des Forschungsall- Erkenntnisse hervorzubringen. fessoren, dem tags: Angestrebt wird ein maximaler administrativen Publikationsoutput in Impact-starken und technischen Journals. Aber die Ressourcen «Zeit» Personal und und «Forschungsmittel» sind begrenzt. der ETH Zürich für die Zusam- Konzentriert sich eine Gruppe nun zu Raffael Iturrizaga menarbeit und stark auf den Output an sich, sind Ab- sind gespannt striche bei der Erschliessung weiterer auf die nächsten Zur Person Forschungsfragen oder der Qualität der 50 Jahre. Forschung unvermeidlich. Beides wider- Raffael Iturrizaga ist im Stab spricht den Zielen der ETH. Forschung für den Bereich Martin Roszkowski, Doktorand Die DORA-Deklaration will diese Forschungsethik zuständig. am D-HEST und Präsident der AVETH Fehlverknüpfung aufbrechen. 2016 www.ethz.ch/bewertung- www.aveth.ch → hat sich die ETH, wie viele andere For- von-forschung → life 3 / 2019 15
ZUM SCHLUSS Willkommen, Erstis! Am 16. September starteten rund 4600 neue Bachelor- und Masterstudierende ins Herbstsemester. Mit ihnen steigt die Zahl der ETH-Studierenden insgesamt auf über 22 000 – ein neuer Rekord. Der VSETH heisst die Neuankömmlinge jeweils mit dem traditionellen «Ersti-Bag» willkommen. Ausgerüstet mit nützlichen Infos und zahlreichen «Goodies» wie etwa einer wiederverwendbaren Wasserflasche, dem «Ersti-Guide» und einer Einladung zum ETH-Instagram-Wettbewerb (@eth- zurich) steht dem erfolgreichen Studium nichts mehr im Weg! (Foto: Gian Marco Castelberg) www.vseth.ethz.ch →
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