ETH setzt auf Vielfalt - Das Magazin für die ETH-Community Oktober 2019 - ETH Zürich

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ETH setzt auf Vielfalt - Das Magazin für die ETH-Community Oktober 2019 - ETH Zürich
Das Magazin für die ETH-Community
Oktober 2019

     ETH setzt
     auf Vielfalt
ETH setzt auf Vielfalt - Das Magazin für die ETH-Community Oktober 2019 - ETH Zürich
PANORAMA

                                                                                                   Konzertreihe

                                                                                                   Musikabende
                                                                                                   in der Semperaula
                                            Campus Info

                                            Neuer
                                            Paketservice
                                                                                                   Die Tage werden langsam wieder kürzer, die Abende kühler. Mit dem Herbst
                                                                                                   kehren auch die monatlich stattfindenden Konzerte von «Musik an der ETH
                                                                                                   und UZH» zurück. Eröffnet wird die diesjährige Konzertreihe am 8. Oktober
                                            Zu Hause kann niemand das ersehnte Paket in            mit einem Kammermusikabend mit Alissa Margulis, einer mehrfach ausge-
                                            Empfang nehmen und die Lieferung an die ETH-           zeichneten Violinistin. Karten sind unter anderem an der Info-Loge im Haupt-
                                            Büroadresse ist nicht erlaubt – was tun? Ganz          gebäude für 45 respektive 35 Franken erhältlich.
                                            einfach: Nutzen Sie PickPost! Die ETH bietet mit       www.musicaldiscovery.ch/konzerte/1 →
                                            der Campus Info im Hauptgebäude und am Stand-
                                            ort Hönggerberg je eine offizielle PickPost-Stelle.
                                            Hier können Sie Ihre Pakete werktags von 7.30 bis
                                            17 Uhr abholen und versenden.
                                            www.post.ch/pickpost →

                                            Die Zahl

                                            944
                                            Studierende aus 15 Departementen belegten im
                                            Frühjahrssemester 2019 die Lehrveranstaltung
                                            «Introduction to Machine Learning». Damit war
                                            sie im Schuljahr 2018/19 erstmals die meistbe-
                                            legte ETH-Vorlesung. Die Spitzenreiterin der                                             F oto:
                                                                                                                                              Music al Dis cover y
                                            letzten Jahre «Mechanik 1» landete mit 748 Stu-
                                            dierenden auf dem zweiten Platz, dicht gefolgt
                                            von «Mechanik 2» (731 Studierende). Dahinter
                                            kam mit 648 Studierenden wieder künstliche In-         Sprachenzentrum

                                                                                                   Sprachen lernen
                                            telligenz («Probabilistic Artificial Intelligence»).

                                                                                                   leicht gemacht
                                                                                                   Ob privat oder beruflich: Wer heutzutage mehrere Sprachen beherrscht, ist
                                                                                                   meist im Vorteil. Hilfreich ist da das Sprachenzentrum der ETH Zürich und UZH
                                                                                                   mit Kursen in 15 Sprachen. Wer eine persönliche Lernberatung, an Spielevents
                                                                                                   entspannt lernen oder in einer Gruppe an seinen Kenntnissen feilen will, ist im
Foto: ETH Zürich / Alessandro Della Bella

                                                                                                   Selbstlernzentrum (Hönggerberg oder Zentrum) am richtigen Ort. Hier findet
                                                                                                   man auch zahlreiche Lernmaterialien zur Vorbereitung auf Sprachzertifikate.
                                                                                                      Das Selbstlernzentrum Hönggerberg befindet sich neu innerhalb der Bau-
                                                                                                   bibliothek (HIL E2) mit verlängerten Öffnungszeiten (Mo–Fr, 8–21 Uhr).
                                                                                                   www.sprachenzentrum.uzh.ch/slz →
ETH setzt auf Vielfalt - Das Magazin für die ETH-Community Oktober 2019 - ETH Zürich
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                                                                                                                                               Save the
                                                                                                                                               ETH-Toavegmber 2019
                                                                                                                                                 am 16. N
                                                                                                                                                              ebäude
                                                                                                                                                     im Hauptg
                                                                                                                                                               ürich
                                                                                                                                                     der ETH Z             tag
                                                                                                                                                                z .ch /eth-
                                                                                                                                                       www.eth

                                                                                       Foto: Alessandro Della Bella
                                                                                                                      ETH+

                                                                                                                      Fünf Initiativen
                                                                                                                      ausgewählt
Volunteers gesucht                                                                                                    241 ETH-Angehörige aus allen Departementen

Seien Sie Teil des
                                                                                                                      und Bereichen haben sich an der zweiten Runde
                                                                                                                      von ETH+ beteiligt. Mit diesem Förderungsinstru-
                                                                                                                      ment möchte die Schulleitung unkonventionelle

Cybathlon 2020!
                                                                                                                      Forschungsideen sowie den Austausch zwischen
                                                                                                                      den Disziplinen unterstützen. Von den 25 einge-
                                                                                                                      reichten Ideenskizzen wurden fünf ausgewählt, die
Es sind nur noch wenige Monate bis zum Cybathlon 2020. Menschen mit körper-                                           nun mit 41,8 Millionen Franken gefördert werden.
lichen Behinderungen werden zum zweiten Mal die neuesten robotischen                                                  Das Themenspektrum reicht dabei von lebenden
Assistenztechnologien einem Realitätscheck unterziehen. Die erste Ausgabe                                             Materialien über künstliche Intelligenz bis hin zu
des Cybathlon im Jahr 2016 war ein riesiger Erfolg – nicht zuletzt dank des                                           Quantenwissenschaften.
grossen Einsatzes von über 600 Volunteers. Damit auch die zweite Ausgabe                                                   Die dritte Runde startet bereits Anfang Okto-
des Wettkampfs ein unvergessliches Erlebnis wird, ist das Organisations-                                              ber. Neu können auch Hochschulen ausserhalb
komitee erneut auf die tatkräftige Unterstützung motivierter Helferinnen und                                          des ETH-Bereichs, die Industrie und die öffentliche
Helfer angewiesen.                                                                                                    Verwaltung Projektideen einreichen.
www.cybathlon.com/volunteers →                                                                                        www.ethz.ch/ethplus-initiativen →

Urban Mining Project

Wertvolle Rohstoffe gehören
                                                                                                                      Impressum
                                                                                                                      «life – Das Magazin für die ETH-Community» ist ein Medium
                                                                                                                      der internen Kommunikation der ETH Zürich und wird von

nicht in die Schublade
                                                                                                                      der Hochschulkommunikation (HK) vierteljährlich auf Deutsch
                                                                                                                      und Englisch herausgegeben.

                                                                                                                      Redaktion                            Druck
                                                                                                                      Anna Maltsev (Leitung),              Neidhart + Schön AG
                                                                                                                      Karin Köchle (Stv. Leitung),
                                                                                                                                                           Auflage
In jedem Mobiltelefon befinden sich über 40 Materialien, darunter Gold, Silber                                        Franziska Schmid,
                                                                                                                                                           14 100 Exemplare
                                                                                                                      Florian Meyer,
und Kobalt. Diese Rohstoffe werden auf der ganzen Welt abgebaut. Der Bergbau                                          Rebecca Lehmann
                                                                                                                                                           Kontakt
hat zu einem Wirtschaftswachstum in vielen Ländern geführt, gleichzeitig aber                                         Cover                                Magazin life, ETH Zürich,
                                                                                                                      Diversität – mehr als                HG F 41, 8092 Zürich
auch die Umwelt stark belastet und den Minenarbeitern prekäre Arbeitsbe-                                              nur ein Schlagwort                   Mail an die Redaktion:
                                                                                                                      (Illustration: gestalten AG)         life@hk.ethz.ch
dingungen beschert.                                                                                                                                        Weitere Informationen:
                                                                                                                      Gestaltung                           www.ethz.ch/life
   Haben Sie noch ein altes Mobiltelefon                                                                              gestalten AG
zu Hause? Nehmen Sie am ETH Urban                                                                                     Lithografie
                                                                                                                      Küenzi + Partner
Mining Project teil und recyceln Sie                  dein
                                           Recycle dy.                                                                Korrektorat
Ihr altes Handy. So helfen Sie mit,          lte s H an
                                           a                                                                          Linkgroup AG (deutsch),
den ökologischen Fussabdruck                                                                                          Lilian Dutoit (englisch)

Ihres Mobiltelefons zu reduzieren.                                                                                    Übersetzung
                                                                                                                      Louise Killeen
www.urban-mining-project.ch →                                                   lst,
                                                                                                                      Translations Limited
                                                                       y recyce
                                                               es Hand eite.
                                                       dein alt        cks
                                                Wie du          der Rü
                                                         du auf
                                                erfährst

                                                                                                                                                                  life 3 / 2019        3
ETH setzt auf Vielfalt - Das Magazin für die ETH-Community Oktober 2019 - ETH Zürich
THEMA

ETH setzt auf Vielfalt
Diversität – also die Vielfalt innerhalb einer Gruppe – ist überall
da Realität, wo viele verschiedene Menschen zusammenkommen.
An der ETH gilt das ganz besonders. Doch was heisst eigentlich
«divers» und wie gehen die Menschen an der ETH damit um?

Text Franziska Schmid, Anna Maltsev

Der wichtigste Punkt zur Begriffsklärung
                                                          «An der ETH im Rollstuhl unterwegs zu sein,
gleich zuerst: Wer von Diversität spricht,
hat einen positiven Blick auf die Viel-                      ist nicht immer leicht – gerade das Haupt-
falt in einer Gruppe. Konkret bedeutet                     gebäude birgt so seine Tücken. Daran wird
dies, dass Unterschiede zwischen den
                                                          jetzt gearbeitet. Ich bin sehr zuversichtlich,
Menschen anerkannt und geschätzt – ja
sogar als Chance für die ganze Gruppe                                dass es in Zukunft einfacher wird.»
                                                                                                       Basil Dias, Mitarbeiter am D-GESS
gesehen werden. Doch jedes Individuum

                                             unterscheidet sich vom anderen, die Mög-      International, männlich und jung
                                             lichkeiten von Diversität sind deshalb        Um beurteilen zu können, wie es um die
                                             theoretisch so gross wie die Anzahl der       Diversität unter den rund 12 000 Mitar-
                                             Mitglieder. Da dies wenig praktikabel ist,    beitenden an der ETH steht, sollte man
                                             unterscheidet man heute meistens sechs        ein paar Fakten und Zahlen kennen. An
                                             Faktoren, die für Institutionen wie die ETH   der ETH arbeiten Menschen aus 111 Na-
                                             entscheidend sind: Ethnische Herkunft,        tionen, 52 Prozent oder rund 6260 Per-
                                             Geschlecht, Alter, sexuelle Identität und     sonen stammen nicht aus der Schweiz.
                                             Orientierung, Religion und physische oder     Der Anteil von Frauen ist in den letzten
                                             psychische Einschränkungen.                   zehn Jahren bei etwa 35 Prozent konstant
                                                                                           geblieben. Die meisten Mitarbeitenden
                                                                                           sind zwischen 20 und 34 Jahre alt – diese
«Menschen mit psychischen Erkrankungen werden                                              Altersgruppe ist mit rund 7500 Menschen
oft missverstanden und gemieden und dadurch                                                die grösste. Im Vergleich dazu: Nur etwa
isoliert. Um dies zu verhindern und ein vielfältigeres                                     440 Mitarbeitende sind über 60 Jahre
                                                                                           alt – die ETH ist eine junge Organisation.
Umfeld an der ETH und UZH zu schaffen, haben                                               Zu den anderen drei Faktoren werden bis-
wir die Mental Wellbeing Community gegründet.                                              her keine Zahlen erhoben, denn sexuelle
Unser Ziel ist, die Sensibilisierung für psychische                                        Identität, Religion und eine körperliche
                                                                                           oder psychische Einschränkung sind sehr
Gesundheit zu steigern und Peer-Unterstützung                                              persönlich. Doch dazu später mehr.
anzubieten.»
Gracia Brückmann, Doktorandin am D-GESS

4     life 3 / 2019
ETH setzt auf Vielfalt - Das Magazin für die ETH-Community Oktober 2019 - ETH Zürich
«Als Mitglied der koptisch orthodoxen Kirche
       habe ich an der ETH keine Einschränkungen, um
          meinen Glauben auszuüben. Für viele meiner
       Mitstudierenden ist es aber unverständlich, wie
       ich ein wissenschaftliches Studium absolvieren
          kann und gleichzeitig an eine Religion glaube,
      von welcher sie meinen, dass die Wissenschaft sie
         widerlegt. Dies führt zu vielen Diskussionen.»
                                                             Amir Mikail, Student am D-MAVT

Für ETH-Präsident Joël Mesot ist die          im Blick hatte, wird sich deshalb in Zukunft    dürfnisse von verschiedenen, auch klei-
Sache klar: «Es gibt viele gute Gründe, wa-   vermehrt um das Thema Vielfalt kümmern.         neren Gruppen in den Fokus rückt, Prob-
rum Diversität für die ETH wichtig ist. Wir   Einige Initiativen wurden bereits lanciert      leme erkennt und aktiv Verbesserungen
wissen aus der Forschung, dass diverse        wie etwa das Projekt «barrierefreie ETH».       anstrebt, dann entsteht eine Kultur, von
Teams effizienter, erfolgreicher und kre-     Dabei wird zunächst die infrastrukturelle       der selbstverständlich auch die Frauen
ativer sind und besser auf Unvorhergese-      und administrative Situation verschiede-        profitieren.» Als Beispiel nennt Renate
henes reagieren können. Aber es geht um       ner Gruppen analysiert: «Wir überprüfen,        Schubert den Abbau von Vorurteilen.
noch viel mehr. Als Hochschule haben wir      ob wir ETH-Angehörige, die beispielsweise       Künftig können beispielsweise ETH-An-
eine Vorbildfunktion. Das heisst für mich,    physische oder psychische Einschränkun-         gehörige, die Personalentscheidungen
dass wir ein Klima schaffen, das fair ist,    gen haben, einer bestimmten Religion            treffen, in Workshops lernen, die eigenen
in dem ganz unterschiedliche Menschen         oder der LGBTIQ+-Community ange-                Stereotype zu erkennen und Strategien
einen Platz haben, sich akzeptiert fühlen     hören, zusätzlich unterstützen können»,         entwickeln, um damit umzugehen.
und ihr Potenzial ausschöpfen können. Es      so Renate Schubert, die als Delegierte
gibt noch vieles zu tun, deshalb hat das      für Chancengleichheit Mitglied im Pro-          Viele Bottom-up-Initiativen
Thema Diversität eine hohe Priorität»         jektteam ist.                                   Doch Diversität lässt sich nicht einfach
                                                  Aber gehen dabei die Anliegen der           von oben verordnen. Umso wichtiger sind
ETH soll barrierefrei werden                  Frauen und ihre berechtigten Ansprüche          deshalb die zahlreichen Bottom-up-Ini-
Die Fachstelle Equal, die bisher vor allem    auf Chancengleichheit nicht unter? «Nein,       tiativen, die sich für eine grössere Vielfalt
die Chancengleichheit von Mann und Frau       ganz im Gegenteil! Wenn die ETH die Be-         und vor allem einen positiven Umgang

                                              «Ein tiefer Altersdurchschnitt ist für eine
                                              Hochschule typisch. Das fällt auf, wenn man zur
                                              ETH kommt, besonders als Ü50. Mir macht
                                              es Freude, mit vielen jüngeren Menschen zu tun
                                              zu haben. Sich mit Interesse und Offenheit
                                              zu begegnen, ist wichtig. Ich merke, dass ich
                                              meine Erfahrung, Übersicht und Gelassenheit
                                              einbringen kann und diese geschätzt wird.»
                                              Lukas Vonesch, Direktor Personal

                                                                                                                        life 3 / 2019    5
ETH setzt auf Vielfalt - Das Magazin für die ETH-Community Oktober 2019 - ETH Zürich
THEMA

                                            «Der Frauenanteil an der ETH muss erhöht werden,
                                            insbesondere ab der Postdoc-Stufe. Deshalb
                                            setzen wir uns unter anderem dafür ein, dass der
                                            Gender Action Plan verbindlich für jedes Departe-
                                            ment eingeführt und umgesetzt wird.»
                                            Iris Hordijk, Doktorandin am D-USYS und Diversitätsbeauftragte bei der AVETH

damit einsetzen. So hat etwa die Mittel-    wie etwa am Departement Informations-               Alter von 20 bis Anfang 60 vereint. Selbst
bauvereinigung AVETH seit letztem No-       technologie und Elektrotechnik. Seit An-            aus einem sehr diversen Umfeld stam-
vember eine Diversitätsbeauftragte im       fang Jahr versucht die rund zehnköpfige             mend ist er von den positiven Effekten
Vorstand: Iris Hordijk. «Ich fühle mich     Gruppe, positive Aspekte von Diversität             einer möglichst gemischten Gruppe über-
in meiner Forschungsgruppe sehr gut         und Inklusion greifbar zu machen. Dafür             zeugt: «Am wichtigsten sind für mich
integriert, aber ich bin überzeugt, dass    organisiert sie Seminare, zum Beispiel              unterschiedliche Denkmuster. Andere
wir noch erfolgreicher wären, wenn wir      zum Thema «Role of Diversity in Innova-             soziale und kulturelle Einflüsse erweitern
mehr Frauen in der Gruppe hätten»,          tion and Change», und soziale Events wie            den Horizont und bringen mich dazu, mein
sagt die Doktorandin. Aufgrund dieser       etwa einen internationalen Food Bazar.              eigenes Verhalten mehr zu reflektieren.
Überzeugung möchte sich Iris Hordijk                                                            Neue Ideen brauchen Reibung.»
in ihrer Funktion zunächst vor allem für    «Neue Ideen brauchen Reibung»                           Doch Ralph Spolenak kennt auch die
die Erhöhung des Frauenanteils an der       Zudem gibt es auch Führungskräfte, die              Hürden. Sehr oft gehe es um die Frage,
ETH engagieren.                             sich ganz bewusst der Diversität ver-               wer sich wem anpasse. Aus der Diversi-
    Doch nicht nur der AVETH plant, seine   schrieben haben. Einer von ihnen ist Ralph          tätsforschung weiss man, dass kulturelle
Aktivitäten auszuweiten und ein ganzes      Spolenak, Professor für Nanometallurgie,            und sprachliche Barrieren Missverständ-
Diversity-Team aufzubauen, auch in ver-     der in seiner Gruppe zwölf Nationen, 25             nisse hervorrufen, einzelne Teammit-
schiedenen Departementen sind unter-        bis 30 Prozent Frauen («Leider viel zu              glieder abgelehnt oder zu einer enor-
dessen Diversity-Gruppen entstanden         wenig», so Spolenak) und Menschen im                men Anpassungsleistung gezwungen

               «Ich erlebe einen mittleren Hörverlust,
          der eine Herausforderung beim Unterrichten
            oder bei Treffen in grösseren Gruppen sein
           kann. Die Atmosphäre an der ETH ist unter-
        stützend, doch es wäre sehr hilfreich zu wissen,
              welche Räume an der ETH geeignet sind,
           um Menschen mit Hörverlust zu helfen, zum
          Beispiel in Bezug auf Akustik, spezielle Geräte
                     wie Hörschlaufen oder Mikrofone.»
                                             Jake Alexander, Assistenzprofessor am D-USYS

6     life 3 / 2019
ETH setzt auf Vielfalt - Das Magazin für die ETH-Community Oktober 2019 - ETH Zürich
«Für Homosexuelle hat sich die Situation sowohl
                                         rechtlich als auch gesellschaftlich in den letzten
                                         Jahren verbessert. Handlungsbedarf sehe ich
                                         vor allem bei der Akzeptanz und Inklusion von
                                         Trans*Menschen.»
                                         Riccardo Ferrario, Doktorand am D-MATH und Präsident des Vereins z&h

werden können. Diversität löst deshalb   überschneiden? Und muss ich jetzt bei             Orientierung. «Es hat sich hier viel getan
auch viele Fragen aus. Soll ich mehr     non-binären Menschen, also Menschen,              in Sachen Akzeptanz. Wir stehen im Aus-
arbeiten, weil mein Kollege psychische   die sich keinem der beiden Geschlechter           tausch mit Equal, und auch die Rektorin
Probleme hat? Was, wenn sich meine       zugehörig fühlen, wirklich komplett auf           Sarah Springman hat ein offenes Ohr für
Gebetszeiten mit der Gruppenarbeit       Pronomen verzichten?                              unsere Anliegen.»
                                                                                               Sehr viel stiller wird es dann um reli-
                                         Unsichtbare Minderheiten                          giöse Menschen und um Menschen mit
                                         Um Geschlechtsidentität und sexuelle              körperlichen oder psychischen Einschrän-
                                         Orientierung kümmern sich bereits ver-            kungen. Ihnen und anderen Minderheiten
                                         schiedene Vereine in der Hochschulland-           möchte «life» eine Stimme geben. Joël
                                         schaft, die sich auch an der ETH Zürich für       Mesot unterstützt das sehr: «Wer sich für
                                         mehr Respekt und Inklusion einsetzen.             die Anliegen einer Gruppe einsetzt und
                                         Riccardo Ferrario etwa doktoriert an der          sich konstruktiv einbringt, trägt damit
                                         ETH und ist Präsident von z&h, einem              auch automatisch zur Diversität an der
                                         Verein für LGTBQ+-Studierende in Zürich.          ETH bei – es macht unsere Hochschule
                                         An unserer Hochschule fühlt er sich nicht         vielfältiger und spannender.» 
                                         diskriminiert aufgrund seiner sexuellen           www.ethz.ch/vielfalt →

«Im 21. Jahrhundert reicht es nicht aus, Vorreiter
beim Überwinden von Barrieren in der Wissenschaft
zu sein. Eine Hochschule ist eine akademische
und eine soziale Gemeinschaft. Ich glaube, die ETH
kann noch mehr tun, um Inklusion und Vielfalt
zu fördern, zum Beispiel durch Events, bei denen
Themen wie Geschlecht, Kultur und Integration
diskutiert werden.»
Gnanli Landrou, Mitarbeiter am D-BAUG

                                                                                                                    life 3 / 2019   7
ETH setzt auf Vielfalt - Das Magazin für die ETH-Community Oktober 2019 - ETH Zürich
IM GESPRÄCH

Personalgespräche –
notwendiges Übel
oder verkannte Chance?
Im Herbst stehen sie wieder an: die jährlichen Personalgespräche.
Lukas Vonesch, Direktor Personal der ETH Zürich, erläutert,
ob dieses Führungsinstrument noch zeitgemäss ist, wie sinnvoll
eine Beurteilung mit Noten ist und was ein gutes Gespräch ausmacht.
ETH setzt auf Vielfalt - Das Magazin für die ETH-Community Oktober 2019 - ETH Zürich
Interview Karin Köchle Fotos Gian Marco Castelberg                 Ist es sinnvoll, die Leistung der Mitarbeitenden mit
                                                                   Bewertungsbuchstaben zu beurteilen?
Jahresgespräche seien mühsam, nichtssagend und                     Wichtig ist das Gespräch und das persönliche, differenzierte
brächten Organisationen nicht weiter, klagen viele.                Feedback. Als Führungsperson sollte man nicht primär eine
Sind Personalgespräche überhaupt noch zeitgemäss?                  beurteilende, sondern eine entwicklungsorientierte Haltung
Diese Kritik hört man oft – man sollte sie zum Anlass nehmen,      einnehmen und sich überlegen, wie man Stärken noch besser
Gespräche zu verbessern. Das Personalgespräch sollte ein           nutzen und gemeinsam weiterkommen kann. Ein Buchstabe
persönliches Gespräch sein, das aufmerksam und wertschät-          allein ist keine Wertschätzung.
zend geführt wird. Ist dies nicht der Fall, empfindet man es als
überflüssig oder als Abspulen einer Routine. Ein gutes Gespräch    Aber am Ende dreht sich doch alles um den einen
aber ist immer zeitgemäss.                                         Buchstaben, der als «Abschlussnote» an die Personal-
                                                                   abteilung geht …
Sollte man nicht über das ganze Jahr hinweg von seinem             Nein. Das Gespräch steht im Vordergrund. Dieser Buchstabe
oder seiner Vorgesetzten Feedback erhalten statt nur               sollte nur eine gewisse Einordnung geben und gar nicht im
einmal gegen Ende des Jahres?                                      Vordergrund stehen. Man kann sicher die Frage stellen, ob das
Ich glaube, es braucht beides: das zeitnahe, konkrete Feedback     Formular noch ganz zeitgemäss ist und man es nicht überden-
und das jährliche Personalgespräch. Denn dieses beinhaltet         ken sollte – was wir auch tun.
Elemente, die in den anderen
Gesprächen oft fehlen. So wird                                                                      Wie wirkt sich eine gute
etwa das Arbeitsverhalten über                                                                      Beurteilung wie ein A+
einen längeren Zeitraum re-                    «Ein gutes Gespräch                                  auf den Lohn aus?
flektiert, man erhält als Vorge-
setzter Feedback von seinen
                                             ist immer zeitgemäss.»                                 Der Zusammenhang zwischen
                                                                                                    dem Bewertungsbuchstaben
Mitarbeitenden, und man kann                     Lukas Vonesch, Direktor Personal                   und dem Lohn wird überschätzt.
gemeinsam Entwicklungsmög-                                                                          Für die allermeisten wissen-
lichkeiten besprechen.                                                                              schaftlichen Funktionen spielt
                                                                                                    das gar keine Rolle, denn das
Gibt es an der ETH Vorgaben, ob und wie Personal-                  sind ja in der Regel fixe Ansätze. Nur bei administrativ-tech-
gespräche durchgeführt werden sollen?                              nischen Mitarbeitenden, die im Lohnsystem sind, gibt es eine
Ja, in der Personalverordnung (PVO) der ETH wird verlangt,         gewisse Lohnsteuerung. Das heisst: Eine gute Beurteilung
dass Vorgesetzte mindestens einmal pro Jahr ein Personal-          kann sich auf die Lohnentwicklung auswirken, aber es gibt
gespräch führen, das eine Standortbestimmung gibt, Förde-          mehrere Faktoren und enge Bandbreiten. Je nachdem, wo man
rungsmassnahmen beinhaltet und in dem die Leistung beurteilt       mit seinem Lohn innerhalb des Lohnbands einer bestimmten
wird. Vorgesehen ist auch, dass die Mitarbeitenden Gelegenheit     Funktion steht, kann es sein, dass man auch mit einem A+ keine
haben, Rückmeldung zum Führungsverhalten zu geben. Dies            weitere Lohnentwicklung hat.
gilt für alle, die einen Vertrag unter der PVO haben: also für
alle administrativ-technischen Mitarbeitenden, aber auch für       Gibt es ein gewisses Kontingent zum Beispiel an
die allermeisten wissenschaftlichen Mitarbeitenden. Dazu           A+-Bewertungen, die eine Führungsperson innerhalb
zählen auch Doktorierende.                                         des Teams vergeben kann?
                                                                   Es gibt Firmen, die dazu Vorgaben machen, besonders Orga-
Was soll ich tun, wenn mein Vorgesetzter oder meine                nisationen mit leistungsabhängigen Lohnbestandteilen. An der
Vorgesetzte kein Gespräch ansetzt?                                 ETH gibt es keine Regelung, wie viele A+ vergeben werden
Dann sollte man darum bitten und wenn nötig auch darauf            dürfen. Es gibt aber einzelne Bereiche, in denen die Verteilung
hinweisen, dass dies Teil der Führungsverantwortung ist. Wenn      diskutiert wird. Im Übrigen bedeutet der Buchstabe A, dass
jemand gar nicht darauf eingeht, kann man sich an die Perso-       die hohen Erwartungen vollumfänglich erfüllt sind. Eine posi-
nalabteilung wenden.                                               tive und starke Aussage, alles andere als knapp genügend.

                                                                                                                 life 3 / 2019   9
ETH setzt auf Vielfalt - Das Magazin für die ETH-Community Oktober 2019 - ETH Zürich
IM GESPRÄCH

Wie schafft man als Vorgesetzte/r den Spagat zwischen               mich an einzelne Episoden zu erinnern, zu denen ich differen-
einem vertrauensvollen Gespräch und einer                           ziertes Feedback geben kann. Daneben schaue ich aber auch
«schonungslosen» Beurteilung?                                       nach vorne: Wie sehen die nächsten ein bis drei Jahre aus,
Da gibt es ein Prinzip: Hart im Thema, aber soft zur Person. Das    welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es?
heisst, kritische Punkte sachlich, konkret und mit Beispielen an-
sprechen. Wenn jemand einsieht, dass etwas nicht gut gelaufen       Wie müssen Personalgespräche ablaufen,
ist, sollte man das auch akzeptieren und der Person zutrauen,       damit beide Seiten profitieren?
sich zu verbessern. Grundsätzlich gilt, dass Kritik besser an-      Aus Vorgesetztensicht muss es gut vorbereitet und durchdacht
genommen wird, wenn gleichzeitig auch Gutes gesehen wird.           sein. Das Gespräch sollte offen, wertschätzend und entwick-
                                                                                               lungsorientiert geführt werden.
Mitarbeitende sollten aber auch                                                                Wichtig ist, dass beide Seiten zu
bei Kritik spüren, dass Vorge-                                                                 Wort kommen – idealerweise er-
setzte hinter ihnen stehen, oder?                                                              halten Mitarbeitende die Hälfte der
Das ist ein ganz wichtiger Punkt,                                                              Redezeit. Wichtig ist auch, den ande-
die gegenseitigen Erwartungen zu                                                               ren bewusst wahrzunehmen und
klären. Die Führungsperson sollte                                                              auch Fragen zu stellen: Es ist nicht
fragen: Was brauchst du von mir,                                                               nur ein Personalgespräch, sondern
damit wir nicht mehr in eine solche                                                            auch ein «Personalzuhören».
Situation geraten und uns verbes-
sern können? Im Gespräch entste-                                                                Wie ehrlich sollen die
hen so oft gute Ideen, was wiederum                                                             Mitarbeitenden ihre
das Vertrauen und eine gemeinsame                                                               Vorgesetzten beurteilen?
Verantwortung fördert.                                                                          Wir sollten Feedback so geben,
                                                                                                wie wir es auch selber empfangen
Wie bereitet man sich als                                                                       möchten. Am besten erwähnt man
Mitarbeiterin oder Mitarbeiter                                                                  konkrete Beispiele, wo man sich
am besten auf ein Jahres-
gespräch vor?
                                            «Ein Buchstabe allein                               etwa gut unterstützt gefühlt hat,
                                                                                                oder Situationen, die man sich an-
Wichtig ist, dass man es überhaupt                ist keine                                     ders gewünscht hätte.
vorbereitet. Fragen, die man sich
vorab stellen kann, sind beispiels-           Wertschätzung.»                              Haben Sie rückblickend
weise: Was lief anders als geplant?                                                        auf Ihre berufliche Laufbahn
                                             Lukas Vonesch, Direktor Personal
Wo waren die grossen Herausforde-                                                          schon Fehler gemacht
rungen? Was ist mir gut gelungen,                                                          bei Personalgesprächen?
was würde ich das nächste Mal anders angehen? Wo könnte        Ich habe einen Fehler und eine wichtige Lernerfahrung ge-
ich mich noch weiterentwickeln? Und last but not least: Was    macht. Der Fehler war, dass ich diese Gespräche vor meiner
fand ich beim Vorgesetzten oder der Vorgesetzten gut, was      Zeit an der ETH einmal nicht geführt hatte, weil ich dachte,
weniger?                                                       ich spräche unter dem Jahr genug mit meinen Mitarbeitenden.
                                                               Heute sehe ich das Personalgespräch nicht mehr als Pflicht-
Und als Vorgesetzte/r?                                         übung, die ich für die Mitarbeitenden machen muss, sondern
Ich mache das manchmal bei einem kurzen Spaziergang und        als Chance, die auch mir als Vorgesetzter etwas bringt. 
blicke auf das vergangene Jahr zurück. Dabei versuche ich,     www.ethz.ch/fuehrung →

10    life 3 / 2019
ÜBRIGENS

                        Wenn Ballone nicht platzen →
                           wollen, werden Physiker zu
                        Zauberern. Das demonstrierte
                          die magische Physikstunde.

  In einer Experi- ↑
    mentalvorlesung
erhielt das Publikum
      überraschende
     Einblicke in das
    Periodensystem.

    Der Scientifica-
    Klassiker: Auch                                                                Science Facts
                                                                                   faszinieren
 dieses Jahr zeigten
 zwei Chemiker, wie
      verschiedene
 Stoffe miteinander
       reagieren. →
                                                                                   Text Redaktion Fotos Alessandro Della Bella

                                                                                   Science Fiction – Science Facts: Das Motto der
                                                                                   Scientifica 2019 stiess auf grosses Interesse.
                                                                                   An über 50 Ständen, in 34 Kurzvorlesungen und
                                                                                   an diversen Shows präsentierten rund
                                                                                   400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
                                                                                   der ETH und UZH ihre Forschung.
                                                                                   www.ethz.ch/scientifica19 →

                         An den Ausstellungs- ↑             Auch für die Kleinen
                         ständen durften die Be-             wurde viel geboten:
                          sucherinnen und Besu-         Im Workshop «Apollo 11»
                        cher selbst aktiv werden.           etwa konnten Kinder
                                                                 selber Roboter
                                                             programmieren. →
EINBLICK

Hochschulrankings –
was dahintersteckt
Regelmässig klassiert sich die ETH Zürich in Hochschulrankings
als beste kontinentaleuropäische Hochschule. Was aber heisst das?
Was sagen diese Rankings wirklich aus?

Text Florian Meyer Illustration Aurel Märki   Im angelsächsischen Raum waren Ran-          Beachtet werden heute namentlich THE
                                              kings schon länger verbreitet – als Infor-   (Times Higher Education), QS (Quac-
Die Aufregung um die Hochschulrankings        mation für Schülerinnen und Schüler vor      quarelli Symonds) – bis 2009 Partner
hat sich mittlerweile etwas gelegt. Sagt      der Studienwahl. Eine Vorstufe waren die     von THE, seither mit eigenem Ranking
Urs Hugentobler. «Man kennt sie jetzt.»       bibliometrischen Analysen, die die wis-      auftretend – und ARWU Shanghai (Jiao-
Seit 2004 hat Hugentobler den Bereich         senschaftliche Literatur untersuchten.       tong-Universität). Anhand von verschie-
Institutional Research der ETH geleitet       Zur Verbreitung trug auch das Internet       denen Indikatoren vergleichen sie Lehre
und unter anderem die Hochschulran-           bei, weil es den weltweiten Vergleich auf    und Forschung der Hochschulen sowie
kings für die Schulleitung ausgewertet.       einen Klick begünstigte.                     deren Aussenwirkung. Dabei unterschei-
Die ETH hat die Prozesse, wie sie den                                                      den sie sich in den Merkmalen, die sie
Ranking-Herausgebern Informationen            Sinnvolle Internationalisierung              erfassen sowie in deren Gewichtung.
liefert und die Ergebnisse auswertet, in      Die Internationalisierung des Hoch-
den letzten Jahren optimiert. «Heute ist      schul-Vergleichs an sich sei eine sinn-      Grosse Unterschiede bei den Methoden
der Aufwand geringer als früher», merkt       volle Entwicklung, so Hugentobler, da        THE und QS berücksichtigen sowohl In-
Hugentobler an.                               sich heute mehr Studierende und For-         dikatoren für die Lehre (z. B. Betreu-
    «Früher», das war nach der Jahrtau-       schende global bewegten. «Charakte-          ungsverhältnis) als auch für Forschung
sendwende. Damals kamen die globalen          ristisch für die Anfangsjahre war, dass      (z. B. Publikationen) sowie finanzielle und
Hochschulrankings auf: 2003 das Shang-        sich die Ränge der Hochschulen von           personelle Ressourcen. Diese bündeln sie
hai-Ranking. 2004 das THE-Ranking. 2007       Jahr zu Jahr relativ stark veränderten,      für jede Hochschule zu einem Gesamt-
das CWTS-Leiden-Ranking. 2010 das QS-         weil die Methoden nicht stabil waren»,       ergebnis. Ein typischer Bestandteil ihrer
Ranking. Typisch für diese Rankings war,      erinnert er sich, «das hat sich norma-       Methode sind Befragungen: Darin werden
dass sie sich nicht mehr nur auf eine be-     lisiert. Heute muss man skeptisch sein,      Lehrende, Forschende und Wirtschafts-
stimmte Region konzentrierten, sondern        wenn sich die Rangliste in nur einem         vertreter (als potenzielle Arbeitgeber) um
versuchten, die Hochschulen weltweit im       Jahr stark verändert.»                       eine Einschätzung der Hochschulen in
gleichen Raster einzuordnen, und dass                                                      ihrem Fachgebiet gebeten. «THE und QS
sie die Ergebnisse in Form einer Rang-                                                     beruhen mit 30 bis 50 Prozent stark auf
liste präsentierten.                                                                       diesen Reputationsindikatoren», hält
                                                                                           Hugentobler fest.

12    life 3 / 2019
Im Unterschied dazu fokussiert das            Gute Resultate helfen bei Rekrutierung   Kriterien auswählen und vergleichen. Da-
Shanghai-Ranking auf die Spitzenfor-          Für angehende Studierende eignet sich    mit lassen sich gewisse Fehlinterpreta-
schung von Hochschulen Die Rangierung         das multidimensionale, europäische       tionen vermeiden, die entstehen können,
erfolgt nach Merkmalen wie Wissen-            U-Multirank: Bei diesem Ranking kann     wenn man Institutionen aus verschie-
schaftspreisen (Nobelpreis, Fields-Me-        man Hochschulen nach verschiedenen       denen Hochschulsystemen vergleicht.
daille und andere) oder viel zitierten Pub-                                                «Wichtig ist zu verstehen, dass keines
likationen. Diese werden als Indikator für                                             der Rankings die Lehr- und Forschungs-
die Qualität der Forschung interpretiert.                                              qualität direkt abbilden kann. Die Indi-
Wer sich für die Forschungsleistung von                                                katoren sind Näherungswerte, die man
Hochschulen interessiert, hat weitere                                                  interpretieren muss», sagt Hugentobler.
Alternativen: «Das Leiden-Ranking ba-                                                  Sie zeigen eine Aussensicht auf die ei-
siert rein auf Publikationen und deren                                                 gene Institution und lösen Fragen aus.
Wirkung in der Forschungsgemeinde»,                                                    Rankings haben aber ganz klar eine Aus-
erklärt Hugentobler.                                                                   senwirkung: «Gute Rankingresultate und
                                                                                       eine vorteilhafte Reputation helfen sehr
                                                                                       dabei, gute Studierende, Lehrende und
                                                                                       Forschende anzuziehen.» 
                                                                                       www.ethz.ch/rankings →

                                                                                                                life 3 / 2019   13
PORTRÄT

Lukas Sigrist
Leiter School for Continuing Education

Ein kühler Kopf
für die Weiterbildung
Text Rebecca Lehmann Foto Florian Bachmann

Lukas Sigrist ist ein Geniesser. Schon seit
Jahren befasst sich der Berner mit den ver-
schiedenen Geschmäckern und Stilen von Bier.
«Die belgische Bierkultur ist meine Welt»,
schwärmt er. Sein Favorit: ein Quadrupel –
dunkles, malzbetontes Bier. «Dafür braucht
man Zeit», sagt der 30-Jährige. Zeit bleibt ihm
allerdings im Moment nicht sehr viel. Nach-
dem der ETH-Alumnus den Aufbau der neuen
School for Continuing Education massgeblich
mitgeprägt hat, hat er diesen August deren
Leitung übernommen. Lehre hat den Chemi-
ker schon immer begeistert. So war es vor
allem die Leitung der Studierenden-Praktika,
die ihm an seinem Doktorat in Anorganischer
Chemie am meisten gefallen hat. «Es hat mir
ein gutes Gefühl gegeben, junge Leute bei
ihrer Entwicklung zu unterstützen», sagt der
Wahlzürcher. Zeitgleich absolvierte er das
Lehrerdiplom und engagierte sich für die
Mittelbauvereinigung AVETH in der Lehrkom-
mission. Wie Zahnrädchen beschreibt Lukas
Sigrist seinen bisherigen Werdegang, eine
Entscheidung habe die nächste ergeben. So
folgt auf seine neue Stelle auch die passende
Weiterbildung: ein CAS in Leadership und
Governance. Mehrere Dinge parallel zu
machen, liegt ihm. «Wenn es turbulent wird,
behalte ich einen kühlen Kopf», sagt Lukas
Sigrist über sich selbst. Und: «Ich muss über-
zeugt sein von dem, was ich mache.» Authen-
tizität ist ihm wichtig – und der Perspektiven-
wechsel. Sei dies durch die Kartoffelernte
im Zivildienst oder in seiner Werkstatt beim
Bauen eines Regals. Das Werken hat ihm sein
Vater beigebracht, der ihn und seine Schwester
als Vollzeit-Hausmann betreute. Und auch
das Geniessen hat er von ihm gelernt. 
www.sce.ethz.ch →

14    life 3 / 2019
FORUM

Raffael Iturrizaga

                                                                                       Illustration: Kornel Stadler
Stab Forschung                                                                                                        AVETH-Jubiläum

                                                                                                                      Die Stimme des
                                                                                                                      Mittelbaus wird 50
                                                                                                                      Sommer 1969, ein Jahr nach dem Höhepunkt
                                                                                                                      der 68er-Studierendenbewegungen:
                                                                                                                      Doktorierende und Assistierende gründen

Mit DORA forscht sich’s besser                                                                                        die Akademische Vereinigung des Mittel-
                                                                                                                      baus der ETH Zürich (AVETH). Sie gibt den
                                                                                                                      Mitgliedern des Mittelbaus eine Stimme
Die Zahl der Forschungspublikationen          schungsinstitutionen weltweit, zu ihr                                   und wird fortan ihre Interessen gegenüber
                                                                                                                      der Hochschule vertreten.
steigt laufend; gleichzeitig wird die         bekannt. DORA steht für San Francisco
                                                                                                                          Stand zu Beginn die Mitsprache bei der
Forschung immer komplexer und spe-            Declaration on Research Assessment.                                     Hochschulpolitik im Vordergrund, wechselte
zialisierter. Zudem ist zu beobachten, dass   Diese Erklärung empfiehlt, Forschende                                   der Fokus in den 80ern zur Personalpolitik,
immer mehr Prozesse etabliert werden,         und ihre Arbeit nach Qualitätskriterien                                 gefolgt von der Gleichstellung in den 90ern,
um Forschungsqualität zu überprüfen.          zu beurteilen und in der Bewertung auf                                  hin zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Von den Beurteilenden wiederum werden         Zitationsindikatoren möglichst zu ver-                                  um die Jahrtausendwende. Heute stehen
                                                                                                                      die Betreuung von Doktorierenden sowie die
Objektivität und Nachvollziehbarkeit ge-      zichten. Dieser Verzicht erstreckt sich
                                                                                                                      Rolle der Postdocs und von höherem wissen-
fordert. Die Folge: Das Zeitbudget der        an der ETH etwa auf die Beurteilung bei                                 schaftlichem Personal im Mittelpunkt.
involvierten Expertinnen und Experten         Berufungen, bei internen Mittelvergaben                                     Nach wie vor informieren und vernetzen
wird immer knapper.                           oder Beförderungen.                                                     wir unsere Mitglieder mittels verschiedener
    So liegt es nahe, dass im Wissen-             Nach wie vor jedoch ist die quantitativ                             Veranstaltungen. Aus unserer Zeitschrift
schaftssystem nach Lösungen gesucht           gesteuerte Bewertung von Forschung                                      «der Mittelbauer» sind mittlerweile die AVETH-
                                                                                                                      News auf unserer Website entstanden,
wurde, um die vielen Dimensionen der          sehr verbreitet. Ein völliger Verzicht ist
                                                                                                                      und wir haben eine Stellenvermittlung
Qualität von Forschung zusammenzufas-         in absehbarer Zeit vermutlich nicht er-                                 (eth-gethired.ch) lanciert. Seit einigen
sen und so eine Beurteilung zu verein-        reichbar. Aber für eine Umpolung der                                    Jahren unterstützen uns die Fachvereine in
fachen. Mit durchschlagendem Erfolg:          h-Index-Kultur hin zu einer qualitäts-                                  den Departementen dabei, unsere Ziele zu
Heute werden ganze Bündel von Qualitäts-      fokussierten Publikationskultur ist es                                  erreichen.
kriterien, etwa Innovation, Belastbarkeit,    im Sinne einer nachhaltigen und dem                                         Dieses Jahr feiern wir unser 50-Jahr-
                                                                                                                      Jubiläum mit Workshops und monatlichen
Reproduzierbarkeit oder Einfluss auf das      Erkenntnisfortschritt verpflichteten
                                                                                                                      «Take Away Talks» rund um wissenschaft-
eigene Forschungsgebiet, auf eine line-       Wissenschaft höchste Zeit. DORA hilft                                   liche und soziale Kompetenzen. Der nächste
are und quantitative Skala übertragen         uns an der ETH, Forschende von einem                                    Talk findet am 30. Oktober statt: «Stereo-
und zum praktischen Impact Factor oder        kurzsichtigen Publikationsdruck zu ent-                                 type biases – what can we do?». Wir laden
zum h-Index verdichtet. Es zeigt sich:        lasten und ihnen wieder mehr Freiraum                                   alle ETH-Angehörigen herzlich zur Teil-
Diese Hilfsskala ist unbemerkt selbst         für das zu geben, was sie leidenschaftlich                              nahme ein!
                                                                                                                          Wir danken den Studierenden, Professor-
zum Qualitätsmerkmal geworden – und           anstreben: neue, fundierte und relevante
                                                                                                                                                   innen und Pro-
damit zur Leitlinie des Forschungsall-        Erkenntnisse hervorzubringen.                                                                       fessoren, dem
tags: Angestrebt wird ein maximaler                                                                                                                administrativen
Publikationsoutput in Impact-starken                                                                                                               und technischen
Journals. Aber die Ressourcen «Zeit»                                                                                                               Personal und
und «Forschungsmittel» sind begrenzt.                                                                                                              der ETH Zürich
                                                                                                                                                   für die Zusam-
Konzentriert sich eine Gruppe nun zu          Raffael Iturrizaga
                                                                                                                                                   menarbeit und
stark auf den Output an sich, sind Ab-                                                                                                             sind gespannt
striche bei der Erschliessung weiterer                                                                                                             auf die nächsten
                                                Zur Person
Forschungsfragen oder der Qualität der                                                                                                             50 Jahre.
Forschung unvermeidlich. Beides wider-          Raffael Iturrizaga ist im Stab
spricht den Zielen der ETH.                     Forschung für den Bereich                                             Martin Roszkowski, Doktorand
    Die DORA-Deklaration will diese             Forschungsethik zuständig.                                            am D-HEST und Präsident der AVETH
Fehlverknüpfung aufbrechen. 2016                www.ethz.ch/bewertung-                                                www.aveth.ch →
hat sich die ETH, wie viele andere For-         von-forschung →

                                                                                                                                             life 3 / 2019   15
ZUM SCHLUSS

Willkommen, Erstis!
Am 16. September starteten rund 4600 neue Bachelor- und Masterstudierende ins
Herbstsemester. Mit ihnen steigt die Zahl der ETH-Studierenden insgesamt auf
über 22 000 – ein neuer Rekord. Der VSETH heisst die Neuankömmlinge jeweils
mit dem traditionellen «Ersti-Bag» willkommen. Ausgerüstet mit nützlichen Infos
und zahlreichen «Goodies» wie etwa einer wiederverwendbaren Wasserflasche,
dem «Ersti-Guide» und einer Einladung zum ETH-Instagram-Wettbewerb (@eth-
zurich) steht dem erfolgreichen Studium nichts mehr im Weg! (Foto: Gian Marco Castelberg)
www.vseth.ethz.ch →
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