Südafrika Überleben mit LifeLine Shutdown Wie Jugendliche mit Corona umgehen - Nr. 1 | März 2021 - terre des hommes schweiz
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Perspektiven für Jugendliche Nr. 1 | März 2021 Südafrika Überleben mit LifeLine Shutdown Wie Jugendliche mit Corona umgehen
IN DIESER AUSGABE Gerechtigkeit Gewalt behindert die Entwicklung von Mädchen und Frauen weltweit. Sie lang- Franziska Lauper fristig zu stoppen, dafür setzen wir uns Geschäftsleiterin gemeinsam mit unseren Partner*innen terre des hommes schweiz in der Schweiz und weltweit ein. Liebe Leser*in Zum Internationalen Frauentag am 8. März legen wir den Fokus in dieser Im letzten November haben wir über die Konzernverantwor- Magazin-Ausgabe auf das Nachhaltige Entwicklungsziel 5, die Gerechtigkeit tungsinitiative abgestimmt. Es ist lange her, dass ein Thema der Geschlechter. Unterstützen Sie un- der internationalen Solidarität eine so grosse öffentliche ser Engagement für eine gerechtere Aufmerksamkeit in der Schweiz erreicht hat. Einmalig ist, dass Welt! sich eine Mehrheit der Stimmberechtigten für das Anliegen Tun Sie es Tanja Grandits gleich. Die zur Verbesserung der Menschenrechte und den Respekt von Köchin erster Güte ist Botschafterin internationalen Umweltstandards in Entwicklungsländern von terre des hommes schweiz. Sie un- terstützt das Projekt unserer tansan- ausgesprochen hat. Bemerkenswert ist, dass ein breiter schen Partnerorganisation EBLI für die Verbund von kirchlichen und gewerkschaftlichen Organisati- Gesundheit und Rechte von Mädchen onen, Hilfswerken und der Privatwirtschaft sich glaubwürdig und jungen Frauen in Tansania. Merci für Ihre Solidarität! in die politische Debatte eingebracht hat. Zehntausende Frei- willige in rund 450 lokalen Gruppen haben sich unermüdlich PS: Alternativ können Sie sich für eine für die Sache eingesetzt. Das ist gelebte Demokratie! Patenschaft für benachteiligte Mäd- chen und Frauen entscheiden. Nun wird im Nachgang zur Abstimmung die Rolle von inter- national tätigen Hilfsorganisationen in Frage gestellt durch > Vegi-Kochbuch Tanja Grandits: geschenkspende.ch Kreise aus Politik, Wirtschaft und ihren Lobbying-Organisatio- > Themenpatenschaften: nen. Mehrere parlamentarische Vorstösse dazu sind hängig. www.terredeshommesschweiz.ch/patenschaften Die Hilfsorganisationen sollen sich künftig nicht zu politi- schen Anliegen in der Schweiz äussern und sich auf ihr INHALT «eigentliches» Betätigungsfeld beschränken, die Projektarbeit 2 Standpunkt: Ja zur politischen Debatte! in Entwicklungsländern. Die Angriffe zielen ab auf die Glaub- 3 Aktuell: Hotspot Mosambik würdigkeit der Hilfswerke und deren breite Unterstützung in 4 Fokus: Überlebenshilfe in Südafrika der Bevölkerung. Diese Stimmen ausschalten zu wollen, 7 Interview: Tayson Mudarikiri ist demokratisch höchst bedenklich! 8 Jugendliche: Klarkommen mit Corona Sensibilisierungs- und Informationsarbeit und das Einbringen 10 Gutes tun: Anlass-Spenden der Interessen der ärmsten und verletzlichsten Menschen in 11 Tanja Grandits: Rezept Vegi-Pesto die politische Debatte in der Schweiz sind seit jeher in den 12 Nachgefragt: Jeyani Thiyagaraja Vereinsstatuten von terre des hommes schweiz fest veran- kert, ebenso die Unterstützung von Projekten in Ländern in Afrika und Lateinamerika. Spätestens seit der Verabschie- Impressum Magazin terre des hommes schweiz, Nr. 1 März 2021 dung der Agenda 2030 ist dies breiter Konsens. Damit wir Laufenstrasse 12, CH-4053 Basel die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung bis 2030 erreichen, Spenden: IBAN CH18 0900 0000 4000 0260 2 4 Ausgaben pro Jahr für 5 Franken braucht es die Kräfte aller – gerade auch in der Schweiz, die Auflage: 29 850 Exemplare Redaktion: Anna Wegelin punkto internationaler Menschenrechts- und Umweltstan- Gestaltung: Michèle Minet dards eine Vorreiterrolle haben sollte. Korrektorat: Loredana Engler, Sylvia Valentin Druck: Gremper AG, Basel/Pratteln Papier: Amber® Graphic, FSC für Öko-Waldwirtschaft > www.terredeshommesschweiz.ch/standpunkt-ja-zur-politischen-debattew Foto Titelseite: Cebisile Mbonani 2 magazin terre des hommes schweiz Nr. 1 2021
MOSAMBIK Zwar ist es in letzter Zeit ruhig gewor- den um den Skandal um die dubiosen Milliardenkredite der Credit Suisse an den mosambikanischen Staat, der noch immer nicht gelöst ist. Dafür sorgen nun die wiederholten Angriffe von Gruppen, die sich auf die Terrororgani- sation «Islamischer Staat» (IS) berufen, für internationale Schlagzeilen. Dabei gehe es in dem «Krieg» in der nördlichen Region Capo Delgado nicht um Religi- on, erklärt Drucila Meireles: «Es geht um die Macht über die Rohstoffe.» Die Regierung habe bei den blutigen Angriffen, die in den letzten rund fünf Jahren über 200 000 Menschen aus ih- rer angestammten Region vertrieben haben, viel zu lange tatenlos zuge- schaut, kritisiert sie. Dabei hätten in den sozialen Medien längst Videos auf die Drucila Meireles (rechts im Bild) ist Expertin für Jugendpartizipation und den Lösungsorientierten schlimme Situation aufmerksam ge- Ansatz (SFA). Die Aufnahme wurde vor Corona gemacht. Foto Jonas Wagner-Mörsdorf macht. «Die Menschen in Capo Delgado leiden», weiss Drucila Meireles. «Sie Zwischen den Zyklonen fliehen vor den Terroristen und ver- lassen ihre Behausungen, ihre Felder Mosambik kommt nicht zur Ruhe. Was gion, und auch zwischen Idai und El- und Äcker. Viele Frauen haben bereits ist los im langjährigen Partnerland der oise sind das Land und seine Leute ihre Männer verloren, denn wenn die Schweiz? Drucila Meireles, die unsere mehrmals von Sturmfluten heimge- Terroristen ihre Dörfer angreifen, neh- lokalen Partnerorganisationen in Mo- sucht worden. Zwar sind die Schäden men sie die Männer mit in den Kampf sambik unterstützt, gibt Auskunft. dieses Mal weitaus geringer als vor zwei oder ermorden sie.» Jahren. Doch etliche Menschen in den Mosambik ist ein Land der Superlative: überschwemmten Gebieten haben mit Es bleibt genug zu tun reich an natürlichen Ressourcen wie einem Mal ihre Behausungen und Ein- Und als wäre das nicht schon genug, Kohle und Gas, überdurchschnittlich kommensquellen verloren, den Reisan- droht Mosambik und seinem fragilen viele junge Menschen, wunderschöne bau, das Fischen oder Flechtwerk mit Gesundheitssystem durch die Pande- Strände am indischen Ozean und eine Schilf für den Verkauf auf dem Markt. mie und ihre virulenten Virusvarianten Bevölkerung mit einer grossen Wider- eine weitere Katastrophe. Kein Grund standskraft, sagt Drucila Meireles: «Die «Die Regierung hilft ihnen nicht, es sind zur Hoffnung also für Mosambik? Menschen in Mosambik arbeiten hart die Non-Profit-Organisationen», weiss Nicht so für Drucila Meireles von terre fürs Überleben.» Unsere Mitarbeiterin Drucila Meireles. Hitze, sintflutartige des hommes schweiz, die meint: «Für in der Hauptstadt Maputo kennt je- Regenfälle und Überschwemmungen, uns sind die jungen Menschen die Ex- doch auch die unschönen Seiten ihres das alles habe es früher auch gegeben, pert*innen über ihr eigenes Leben. Wir Landes: Korruption, Verschuldung und erzählt sie. «Aber es passierte nicht in geben ihnen Werte, Wertschätzung und extreme Armut, Gewalt, Terrorismus dieser Häufigkeit. Der fortschreitende handfeste Unterstützung mit auf den und Naturkatastrophen. Klimawandel stellt die Bevölkerung vor Weg. Und auch wenn manche denken, grosse Probleme.» ich kann das nicht, sagen wir den Ju- Zwei Jahre nach Idai gendlichen: ’Yes, you can’.» Anna Wegelin Der Schrecken sitzt noch tief: Im März Eine Ausbildung, aber kein Job 2019 fegte ein gewaltiger tropischer Wie in anderen Ländern mit mittlerem Was wir in Mosambik tun: terre des hommes schweiz Wirbelsturm über Mosambik hinweg. und tiefem Einkommen auch, arbeiten unterstützt Jugendliche bei der Ausbildung und in der Idai hinterliess eine Spur der Verwüs- die meisten Menschen in Mosambik im Landwirtschaft. Wir helfen Gewaltopfern und stärken die tung. Viele Menschen starben, Unzäh- informellen Sektor und leben von der sexuelle und reproduktive Gesundheit von Mädchen und lige verloren ihr Hab und Gut. terre des Hand in den Mund. «Die Mehrheit der jungen Frauen. hommes schweiz leistete Nothilfe und Jugendlichen hat zwar eine Ausbil- Arbeiten für den Wiederaufbau mithil- dung», sagt Drucila Meireles. «Sie ma- > Mehr zu unseren Projekten in Mosambik: fe unserer Partnerorganisationen vor chen die Schule und einen Abschluss, www.terredeshommesschweiz.ch/mosambik Ort. Kaum waren sie Ende Januar die- um anschliessend eine Stelle zu finden ses Jahres abgeschlossen, traf ein wei- und ein gutes Leben führen zu können. > Drucila Meireles' eigene Geschichte: terer Zyklon namens Eloise dieselbe Re- Aber diese Jobs gibt es schlicht nicht.» www.terredeshommesschweiz.ch/loving-social-work magazin terre des hommes schweiz Nr. 1 2021 3
SÜDAFRIKA Mit LifeLine zurück zur Normalität Das Leben in KwaZulu-Natal im Osten von Südafrika ist einfach und manchmal prekär. Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Ausnahme. Unsere Partnerorganisation LifeLine hilft den Versehrten und engagiert sich mit ihnen gegen das Versagen von Familie, Polizei und Justiz. «Es passierte an einem Sonntag, als ich von mei- mathemba Njiyela und Tausende weitere Opfer von ner Arbeit in einem Lokal heimkehrte. Sie sagten, Vergewaltigungen und häuslicher Gewalt, dass ich könne bei ihnen mitfahren, denn sie hätten oh- sie trotz des Durchlebten ansatzweise wieder ein nehin denselben Weg.» Gedämpft erklingt Noma- normales Leben führen können. Neben der medi- themba Njiyelas Stimme im Hintergrund. Sie ver- zinischen Versorgung, etwa durch die vorsorgli- liert sich im Schwall der Dolmetscherin, die aus che Verabreichung von HIV-Medikamenten, küm- der Landessprache isiZulu übersetzt. Nomathem- mert sich LifeLine vor allem um die psychischen ba Njiyelas Odyssee begann im letzten November. Langzeitfolgen. «Meist leiden die Überlebenden an Die 20-jährige Südafrikanerin wurde von zwei einer posttraumatischen Belastungsstörung. Sie Männern in das Dickicht einer Zuckerrohr-Plan- suchen die Schuld bei sich selbst und leiden letzt- tage gezerrt und vergewaltigt. endlich unter Depressionen», so Sinikiwe Biyela. Das Gewalt- problem an der «Eine Vergewaltigung ist wie eine infizierte Wunde. Langfristige Traumabegleitung Wurzel packen: LifeLine geht Sie wird nie heilen, wenn man sie nicht richtig be- Die mehr als 240 Mitarbeitenden bei LifeLine, 98 mit Workshops handelt», sagt Sinikiwe Biyela, die Direktorin von davon Sozialarbeitende, leisten Traumabewäl- direkt in die LifeLine. Der südafrikanischen Partnerorganisati- tigung und beraten betroffene Mädchen und Gemeinden. on von terre des hommes schweiz verdanken No- Frauen über ihre Rechte. Dabei sei es wichtig, Fotos Cebisile Mbonani 4 magazin terre des hommes schweiz Nr. 1 2021
Zu sich finden: Die junge Frau aus KwaZulu-Na- tal, Überlebende nach sexueller Gewalt, ist im Begleitprogramm von LifeLine. dass die Helfenden ihre Klientinnen bis ans Ende nert sich Sinikiwe Biyela. «LifeLine hatte eine an- begleiten, sagt sie: «Denn wir wissen, dass viele strengende Zeit während des ersten Lockdowns. Fälle sich über Jahre hinziehen. Wir erleben, dass Bis spätabends fuhren unsere Sozialarbeitenden sich ihr emotionaler und mentaler Zustand stabi- herum, um Mädchen und Frauen abzuholen, die lisiert und dann, sobald ihr Fall endlich vor den missbraucht worden waren.» Auch Kinder, die sich Richter kommt, fallen sie zurück und alle Symp- unter normalen Umständen der Lehrperson anver- tome sind plötzlich wieder da.» Die Überleben- traut hätten, suchten während der letzten Coro- de Nomathemba Njiyela ist froh um diese Hilfe. na-Sperre vermehrt die Hilfe von LifeLine. Sie ist «Dank LifeLine kann ich heute über das sprechen, jetzt wichtiger denn je. was mir passiert ist. Ich weine manchmal, aber gewöhne mich wieder an den Alltag.» Ganz sich selbst überlassen In den vergangenen 49 Jahren hat das Team von Von Alltag kann jedoch in Pietermaritzburg, dem LifeLine gelernt, mit Herausforderungen umzuge- Sitz von LifeLine im Osten des Landes, keine Rede hen: Ihr Einsatzgebiet, die Provinz KwaZulu-Natal, sein. Schläge, sexuelle Dominanz und blutige Über- ist eine der unterentwickeltsten Regionen Süd- griffe bestimmen die Fälle, mit denen die Sozial- afrikas. Es fehlt an Schulen, Strassen und Kliniken. arbeitenden von LifeLine täglich konfrontiert wer- Um zu einigen Dörfern zu gelangen, müssen die den. Sie bestimmen das Leben vieler Südafrikane- Sozialarbeitenden erst eine dreistündige Fahrt zu- rinnen. In der Kap-Republik wurde laut offizieller rücklegen. «Manchmal kommen sie drei Tage zu Statistik 2019 alle drei Stunden eine Frau ermor- spät», erzählt Sinikiwe Biyela. «Wenn ein Mädchen det und alle 15 Minuten eine Frau vergewaltigt. am Freitagabend vergewaltigt wird und der nächste Etliche der Gewalttaten sorgten in den vergange- Bus zu ihrem Dorf erst wieder am Montag fährt, nen Jahren für Schlagzeilen. «Während ich heute dauert das zu lange.» Die grösste Hürde sei jedoch Abend zu Ihnen spreche, wird irgendwo in diesem häufig die Familie des Opfers, wenn diese den Täter Land eine Frau oder ein Kind missbraucht, geschla- decke, der oft selber ein Familienmitglied ist. Sini- gen, angegriffen oder terrorisiert», sagte der süd- kiwe Biyela: «Oft wissen Grossmütter oder Tanten afrikanische Regierungschef Cyril Ramaphosa im von dem Missbrauch. Aber weil der Grossvater oder November. Er verhängte eine fünftägige Staats- Onkel für das Essen sorgt, schweigen sie.» trauer, um – neben der Corona-Toten – an die Op- fer von häuslicher Gewalt zu erinnern. Nicht ernst genommen werden Entgegen der überwiegenden Erfahrung von Life- «Südafrikas zweite Pandemie» Line hatte Keshne Bhagelu grosses Glück. Nachdem Vergewaltigte Frauen und Virus-Opfer – die ver- die 17-Jährige von ihrem Bruder und ihrem Vater einte Trauer ist passend: Wiederholt wurde häus- missbraucht worden war, besorgte die Mutter ihr aus liche Gewalt während der Coronakrise vor Aus- der Ferne ein Taxi, um zur Polizei zu gelangen. «Sie bruch der mutierten Virusvariante als «Südafrikas hat mir Mut gemacht», erzählt die Jugendliche vier zweite Pandemie» bezeichnet. Vor einem Jahr ver- Monate später. Auf der Polizeistation kam es jedoch hängte Südafrika seinen ersten Lockdown, drei wieder zur kalten Konfrontation mit dem südafri- Millionen Menschen verloren in Folge der Aus- kanischen Alltag. «Der Polizist liess mich nicht mal gangsbeschränkung ihre Jobs. «Plötzlich waren sie meine Geschichte zu Ende erzählen. Er sagte, ich sol- alle zusammen in einem Haus eingesperrt», erin- le zurück zu meinem Vater gehen.» Von einer ähnli- magazin terre des hommes schweiz Nr. 1 2021 5
SÜDAFRIKA chen Erfahrung berichtet Sinikiwe Biyela selbst. Sie Dezember letzten Jahres berichtete die südafrikani- fand seinerzeit den Mut, ihren Missbrauch anzuzei- sche «Sunday Times« von einem «Rückstau» in den gen. Aber auch sie blitzte bei der Polizei ab. «Sie wei- forensischen Labors: Mehr als 110 000 DNS-Proben gerten sich zwar nicht, einen Fall zu eröffnen. Aber warteten darauf, analysiert zu werden. Davon sie zogen meine Geschichte in Zweifel und behaupte- stammten zwei Drittel von Vergewaltigungsfällen. ten, mein Verhalten sei der Grund für die Vergewal- Oft kennen Opfer ihre Vergewaltiger und leben tigung gewesen.» Sowohl Keshne Bhagelu als auch in derselben Gemeinde wie sie. Was fehlt, ist aber Sinikiwe Biyela schafften es erst beim zweiten Ver- der Beweis aus der Gerichtsmedizin, der zwischen such, ihre Peiniger anzuzeigen. ihnen und einer Verurteilung steht. Schluss mit der Straflosigkeit Keshne Bhagelu ist zuversichtlicher: Sie erzielte «Das Problem liegt in der Polizei-Ausbildung», weiss ein Kontaktverbot gegen ihren Vater. Im März star- die Direktorin von LifeLine. «Ihnen wird beigebracht, tet dessen Prozess wegen häuslicher Gewalt. «Ich Kriminelle zu schnappen, aber geschlechtsbasierte kann mich glücklich schätzen und brauche keine Gewalt wird dabei vernachlässigt. Gehen wir mit Angst mehr zu haben, dass jemand von der Ar- einer Frau zu einer Polizeistation, müssen wir jedes beit nach Hause kommt und mit mir zu kämpfen Mal den männlichen Beamten streiten. Ihnen beginnt. Ich lebe jetzt freier.» Markus Schönherr scheint nicht bewusst, was eine sexuelle Straftat ist.» Umso skeptischer blickt die Frauenrechtlerin auf Markus Schönherr ist freier Korrespondent in Pretoria. Er be- die jüngsten Massnahmen, mit denen die Regie- richtet für deutschsprachige Zeitungen und Magazine aus rung in Pretoria die Gewalt gegen Frauen und Kin- dem südlichen Afrika. www.africajourno.com der bekämpfen will. Vor kurzem verschärften die Politiker die Kautionsauflagen für potenzielle Ge- Cebisile Mbonani ist freie Fotografin und Filmemacherin in walttäter. Ausserdem verfassten sie den neuen Johannesburg. www.cebisilembonani.com Straftatbestand der «sexuellen Einschüchterung». Für Sinikiwe Biyela aber geht das nicht weit ge- nug: «Wir können noch so oft das Gesetz anpassen Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRHR) für Mädchen und und immer neue Regeln aufstellen – wenn sie Frauen sind ein Kernanliegen von terre des hommes schweiz im südlichen nicht umgesetzt werden, ist alles zwecklos.» Afrika. Dazu gehört auch das Engagement unserer südafrikanischen Part- nerorganisation LifeLine gegen die geschlechtsbasierte Gewalt, in der Fach- Nomathemba Njiyelas Vergewaltiger aus dem ei- sprache gender-based violence (GBV). Mit diesem Projekt leisten wir einen genen Umfeld sind immer noch auf freiem Fuss. Beitrag an die Ziele für Nachhaltige Entwicklung 2030. Die Polizei untersuchte ihren Körper auf DNS-Spu- ren, doch auf das Ergebnis wartet sie bis heute. Im > www.terredeshommesschweiz.ch/lifeline Mädchen und junge Frauen demonstrieren mit LifeLine in KwaZulu-Natal für ihre Rechte am eigenen Körper. 6 magazin terre des hommes schweiz Nr. 1 2021
INTERVIEW «Macht der Männer über den weiblichen Körper» Corona verstärkt die Gewalt gegen Frauen und Kinder. Wie wirksam an- treten gegen die ohnehin grassierende sexuelle Gewalt an Mädchen und Frau- en in Südafrika? Tayson Mudarikiri von terre des hommes schweiz lobt den ganzheitlichen Ansatz von LifeLine in KwaZulu-Natal. Die Organisation «UN Women» der Ver- einten Nationen ist alarmiert über die Zunahme von häuslicher Gewalt in der Pandemie. Im südlichen Afrika ist die ge- schlechtsspezifische Gewalt (GBV) be- sonders verbreitet. Nimmt sie jetzt noch- mals zu? GBV ist ein permanentes Problem in allen Weltregionen, die Situation in Südafrika ist besonders schlimm. Schlüs- selfaktoren sind die sozialen und kultu- Tayson Mudarikiri rellen Normen. Die patriarchale südaf- (36) ist Nationaler rikanische Gesellschaft gibt den Män- Koordinator für nern die absolute Macht über die Kör- Simbabwe und Südafrika. Er lebt per ihrer Schwestern, Ehefrauen und mit seiner Familie Partnerinnen. Den meisten Männern in Harare. ist es nicht einmal bewusst, dass sie Foto Pablo Wünsch Blanco ihre Frauen vergewaltigen. Um mit die- ser menschenverachtenden Praxis zu Sie gehen dafür auf Männer in Ent- Dienste aufrechterhalten werden für brechen, braucht es deshalb auch die scheidungspositionen auf Lokalebe- jene, die sie so dringend brauchen? Wir Bewusstseinsförderung für die Rech- ne zu, das ist einzigartig. LifeLine ar- wissen ja nicht, wer vergewaltigt wor- te von Frauen und Kindern. beitet mit ihnen zur Frage: Wie kön- den ist und wo sich die Überlebenden nen wir Frauen besser beschützen und befinden. Die meisten wurden daheim Es ist sehr schwierig, GBV in patriarcha- dafür sorgen, dass alle Gemeindemit- vergewaltigt. Du musst zuerst den Tä- len Systemen zu stoppen. Sind die Ent- glieder ihre Rechte kennen und aner- ter aus dem Haus entfernen und die scheidungsträger in Justiz und Polizei, kennen? Es mag auf dem Papier die Überlebende zum Gesundheitsservice in Politik, Verwaltung und Gemeinde vorbildlichsten nationalen Gender- bringen, bevor du sie weiterbegleiten allesamt Männer, stärkt dies die patri- Richtlinien geben – was zählt, ist, dass und beraten kannst. archale Norm und fördert damit auch die Akteur*innen in den Gemeinden die sexuelle Gewalt gegen Frauen. dafür sorgen, dass sie auch tatsächlich Der zweite Punkt betrifft die südafri- umgesetzt werden. Das gilt auch für die kanische Rechtsprechung. Die Praxis LifeLine hilft GBV-Überlebenden. Was örtliche Polizei, für Lehrpersonen und zeigt: Selbst wenn jemand wegen GBV charakterisiert unsere Partnerorgani- Gesundheitsmitarbeitende: Sie müs- verhaftet wird, ist das Justizsystem der- sation in KwaZulu-Natal? sen die Rechte zum Schutz von Frau- art korrupt, dass es in vielen Fällen LifeLine zeigt vor, wie ein GBV-Pro- en und Mädchen kennen und sich dennoch nicht zu einer Strafverfol- gramm aussehen muss, damit es nach- entsprechend verhalten. gung des Täters kommt. LifeLine hat haltig ist. LifeLine arbeitet zweiglei- sich deshalb während der weltweiten sig, erstens in der Prävention und zwei- Die Mitarbeitenden von LifeLine ver- Aktion «16 Tage gegen Gewalt an Frau- tens in der Hilfe und Begleitung von richten eine immens wertvolle Arbeit, en» im vergangenen November ent- Überlebenden, sodass sie Hoffnung die auch viel Mut erfordert. Welches sind schieden zu diesem Thema geäussert schöpfen und ihr Leben möglichst frei ihre grössten Herausforderungen? und viel mediale Öffentlichkeit erhal- von ihren traumatischen Erlebnissen Dass sie Überlebende überhaupt zeit- ten. Es gab sogar ein Interview mit Life- führen können. Wir haben Mitarbei- nah aufspüren, dass die Täter zur Re- Line im nationalen südafrikanischen tende, die jeden Tag «an der Front» in chenschaft gezogen werden – und, dass TV-Sender. Interview: Anna Wegelin der Gemeinden im Einsatz sind. die Mitarbeitenden von LifeLine selbst wirksam vor Übergriffen geschützt LifeLine engagiert sich neu auch gegen werden. Die grösste Schwierigkeit ist: > Ausführliches Gespräch: die strukturelle Gewalt an Frauen. Wie können die überlebenswichtigsten www.terredeshommesschweiz.ch/corona-test-kostet magazin terre des hommes schweiz Nr. 1 2021 7
CORONA Foto Samuel Rink «Alles wurde runtergefahren.» Jaël Hartmann, 23, aus Basel Im Schwebezustand Welche Folgen hat die Pandemie für zwar auf ganz eigene Weise. Junge lei- le Arbeit in Teilzeit und engagiert sich junge Menschen? Jaël Hartmann und den unter den verordneten Restrikti- bei der Plattform «Urbanroots» für Stadt- Frank Deus, beide engagiert in Ju- onen, vermissen den Kontakt zu Gleich- gärten und bei imagine, dem selbstor- gendprojekten von terre des hommes altrigen und die Bewegung im Freien. ganisierten Jugendprojekt für Vielfalt schweiz, erzählen, was sie dies- und Sie fühlen sich mit ihren Bedürfnissen und gegen Diskriminierung von terre jenseits von Corona beschäftigt. nicht ernst genommen oder werden des hommes schweiz. gar von Erwachsenen angefeindet. Seit Ausbruch der Seuche vor über ei- Nicht wenige leiden unter psychischen Jaël spricht in unserem angeregten Ge- nem Jahr ist vielfach untersucht wor- Problemen, Stress, Angst und Depres- spräch, das im Februar noch während den, wie die weltweite Gesundheitskri- sionen. Ein grosses Thema sind die des zweiten Shutdowns stattfindet, vom se den Alltag und das Leben von Kindern Schule und Ausbildung: Einige verpas- «Schwebezustand», in dem sie sich und Jugendlichen über kurz oder lang sen den Anschluss, andere sind demo- wähnt und von den fehlenden sozialen beeinträchtigt. tiviert oder hängen ganz ab. Kontakten. «Alle haben Schwierigkeiten zu connecten und genug von der digi- Für die globale Studie «#CovidUnder19» Während ein Teil der Befragten mehr talen Kommunikation», sagt sie. Online unter Mitwirkung der Internationalen Armut erfährt und sich einem höheren spüre man einander viel weniger. «Das Föderation Terre des Hommes sind gut Gewaltrisiko ausgesetzt sieht, wähnen finde ich schwierig, gerade auch bei den 26 000 Mädchen und Jungen zwischen sich Andere daheim sicherer vor Über- Diskussionen bei imagine, weil wir un- acht und 17 Jahren aus über 130 Län- griffen und Mobbying. Die überwiegen- sere Projekte ständig anpassen müs- dern rund um das Thema «Leben unter de Mehrheit der «#CovidUnder19»-Teil- sen.» Wenigstens die geplante digitale Coronavirus» befragt worden. Die Mehr- nehmenden verspürt eine lähmende Podcast-Serie von imagine lasse sich trotz heit stammt aus Lateinamerika und Langweile im Lockdown. Corona realisieren, sagt sie. «Es ist für wohnt zuhause. Das Ergebnis der Um- mich wichtig, dass das, was ich mitge- frage, die sich auf Aspekte der UNO-Kin- Wie Jaël mit Corona umgeht stalte, auch wirklich stattfinden kann.» derrechtskonvention bezieht und an- Ähnliches erlebt auch Jaël Hartmann schaulich aufbereitet ist, zeigt im We- aus Frenkendorf in Baselland. Die Die erste Corona-Welle vor einem Jahr sentlichen: Auch die jungen Generation quirlige 23-Jährige lebt in einer Zwei- war für Jaël eine spannende Erfahrung. kämpft mit den Folgen von Corona und er-WG in Kleinbasel. Sie studiert Sozia- Sie habe ihr Sozialpraktikum an einer 8 magazin terre des hommes schweiz Nr. 1 2021
Sonderschule trotzdem absolvieren heitsrechte von Frauen und Mädchen schwister», antwortet Frank, der es können und das bundesrätlich verord- in Mwanza sowie im Internationalen nicht gewohnt ist, über sich selbst zu nete Notrecht sogar «mega genossen», Jugendnetzwerk IYN von terre des hom- reden. Genug Geld zum Leben und für erzählt sie: «Alles wurde runtergefah- mes schweiz. Zudem ist er kürzlich zum seine Ausbildung haben ist ein wich- ren, ich hatte Zeit für mich und für mei- Mitglied im Jugend-Beratungsgremium tiges Thema für ihn, doch möchte er ne Interessen. Es hatte viel Sonne und für den UNO-Bevölkerungsfonds UNFPA dazu nicht in die Details gehen. Und ich war oft in meinem Gärtli.» Jaël hegt in Tansania erkoren worden. auch bei den weiteren «Herausforde- und pflegt rund 40 Pflanzen auf ihrem rungen und Schwierigkeiten», denen er Balkon. Sie isst wenig Fleisch, kauft re- Frank, dessen Eltern früh an Aids star- im vergangenen Jahr begegnet sei, gional, saisonal und Bio ein, sofern es ben, weiss zwar über die sozialen Me- bleibt er beim Allgemeinen. Doch einen ihr Budget zulässt. Und sie koche gerne dien von der tödlichen Gefahr, die vom grossen Traum habe er, sagt Frank mit Rohwaren, sagt sie: «Ich interessiere virulenten Virus ausgeht – auch wenn Deus selbstbewusst: «Ich will Advoca- mich sehr dafür, woher unser Essen der tansanische Präsident sie hartnäck- cy-Arbeit und Community-Projektma- kommt und wie es produziert und wei- ig bagatellisiert. Doch sei in seinem nagement studieren, damit ich einen terverarbeitet wird.» Umfeld niemand an Covid-19 erkrankt, Beitrag leisten kann an ein besseres Le- erzählt er über den digitalen Messen- ben für die Menschen in der Gemeinde.» Vorläufig kein Ende in Sicht gerdienst. Gleichzeitig weiss er von Anna Wegelin Jetzt, vor einer möglichen dritten Wel- Mädchen, die nicht mehr in den Un- le, verspürt sie dagegen «eine grosse Un- terricht kommen, weil sie im strikten gewissheit»: «Alle meine Pläne haben Lockdown schwanger wurden, als die > Jaël Hartmann und Frank Deus im Profil: sich nach hinten verschoben. Meinen Schulen geschlossen waren. www.terredeshommesschweiz.ch/youths-and-corona Teilzeitjob als Barista in einer Café-Bar habe ich verloren und ins Modern Dan- Was beschäftigt den sympathischen jun- > Die Originalstudie «#CovidUnder19»: ce kann ich auch nicht mehr gehen.» gen Mann? «Ich vermisse meine Ge- www.terredeshommesschweiz.ch/corona Auch sei es noch schwieriger geworden, Freund*innen zu treffen. Man gehe kaum mehr nach draussen, sei viel drinnen und oft alleine. «Das kann ei- nem schon ein wenig aufs Gemüt schla- gen», sagt sie. «Viele fühlen sich verlo- ren und es ist einfach stressig, dass vor- läufig kein Ende in Sicht ist. Corona kann einen wirklich sehr einschrän- ken.» Die ständig wechselnden und manchmal verwirrlichen Informatio- nen und Verordnungen der Behörden würden sie oft etwas ratlos zurücklassen. «Ich will Advocacy- Dennoch gehe es ihr im Vergleich zu Arbeit studieren.» Anderen «ganz gut», fügt Jaël an. Die Frank Deus, 20, aus Tansania schwierige Situation für Restaurants mache sie sehr betroffen. Eine wirt- Foto Afrisana Productions, Mwanza schaftliche Notlage in der Schweiz sei für viele plötzlich brutale Realität: «Ich frage mich: Was ist wichtig? Wo müs- sen wir hinschauen und was können wir dagegen tun?» Die globalisierte Welt sei ohnehin ein «Riesen-Chaos», meint sie. «Man ist mega connected und gleichzeitig ist diese Verknüpfung ir- gendwie ins Stocken geraten.» Mit Co- rona habe sich der gesellschaftliche Graben nochmals verstärkt. Was Frank aus Mwanza beschäftigt Derweil hat Frank Deus aus Tansania ganz andere Sorgen. Der 20-Jährige lebt in Mwanza im Nordwesten des ostafri- kanischen Landes. Frank engagiert sich www.geschenkspende.ch in einem Partnerprojekt für die Gesund- magazin terre des hommes schweiz Nr. 1 2021 9
GUTES TUN Spenden, die von Herzen kommen Foto istock Jeder Anlass, ob freudiger oder trauriger Natur, ist eine Möglichkeit, um Gutes zu tun und damit Kin- der und Jugendliche in Afrika und Lateinamerika zu unterstützen. Gemeinsam mit unseren Partner- organisationen in zehn Ländern setzen wir uns seit über 60 Jahren für bessere Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen ein. Spenden statt Geschenke: Spenden im Trauerfall: Sammelaktionen: Das Glück teilen Ein Zeichen der Hoffnung setzen Gemeinsam für eine gute Sache Corona und die damit verbundenen Anstelle von Blumenspenden wün- Sie möchten als Gruppe Gutes tun? Es Massnahmen prägen unseren Alltag. schen sich viele Trauerfamilien, dass gibt unzählige Arten, solidarisch zu sein Doch das Leben geht weiter: Kinder man wohltätige Institutionen begüns- und gemeinsam für eine gute Sache ein- werden geboren, Menschen heiraten, tigt. So kann selbst in Zeiten der Trau- zustehen. Starten Sie mit Ihren Freund*- feiern Geburtstage und Jubiläen, wer- er ein Zeichen der Hoffnung gesetzt innen, Ihrer Familie oder Ihrer Schul- den pensioniert. Viele verspüren in werden. klasse eine eigene Spendenaktion. Or- diesen Augenblicken eine grosse Dank- Damit wir die Trauerspenden kor- ganisieren Sie, sobald es wieder mög- barkeit und den Wunsch, die Menschen rekt zuordnen können, bitten wir die lich ist, einen Spendenlauf oder einen zu unterstützen, die auf der Schatten- Trauerfamilie, in der Todesanzeige un- Flohmarkt. Verkaufen Sie zum Beispiel seite des Lebens stehen. Wenn Sie alles ser Spendenkonto anzugeben. Wir emp- Kuchen, Schoggitaler oder Post-its mit haben und von Ihrem Glück ein wenig fehlen den Spendenden, den Namen dem Logo von terre des hommes teilen möchten, bitten Sie Ihre Liebs- der oder des Verstorbenen im Mittei- schweiz. Damit ermöglichen Sie Kin- ten um Spenden statt Geschenke. lungsfeld anzugeben. Jede Spende wird dern und Jugendlichen in Afrika und So verbinden Sie Ihr persönliches persönlich verdankt. Die Trauerfamilie Lateinamerika eine bessere Zukunft. Ereignis für den guten Zweck. Für die erhält zudem für die eigene Verdan- Nehmen Sie mit uns Kontakt auf: korrekte Zuordnung der Spende ist es kung eine Liste der Spender*innen in- Gerne stellen wir Ihnen kostenlos ei- wichtig, dass die Spendenden im Mit- klusive Gesamtsumme der eingegange- ne Spendenkasse, Schoggitaler oder teilungsfeld den Anlass und den Namen nen Spenden (aus Datenschutzgründen Post-its und Informationsmaterial zur der oder des Beschenkten vermerken. ohne Einzelbeiträge). Verfügung. Haben Sie Fragen oder möchten Sie ein bestimmtes Projekt unterstützen? Wir sind gerne für Sie da: Telefon 061 338 91 38 oder info@terredeshommes.ch / IBAN CH18 0900 0000 4000 0260 2 10 magazin terre des hommes schweiz Nr. 1 2021
BÄRLAUCH-ERDNUSS-PESTO Foto Lukas Lienhard, AT Verlag «Obwohl ich eigentlich Bärlauch gar nicht mag und eine Zeitlang aus meiner Küche verbannt habe, hat mich dieses Pesto meines Sous-Chefs Fabian mit dem Waldknoblauch versöhnt. Wenn der Bärlauch blan- chiert wird, ist sein Aroma weniger dominant und in Verbindung mit den Erdnüssen sogar ziemlich char- mant.» Tanja Grandits Zutaten 100 g junger Bärlauch, gewaschen 100 ml Olivenöl 100 ml Rapsöl 100 g Erdnüsse, geröstet und gehackt Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle 1. Den Bärlauch in Salzwasser ganz kurz blanchieren und in Eiswasser abschrecken. Gut ausdrücken und mit den Ölen fein mixen. 2. Die Erdnüsse unterrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Wir freuen uns sehr, dass Tanja Grandits auch im 2021 Botschafterin von terre des hommes schweiz ist! Die innovative Spitzenköchin mit Weltsicht unterstützt das Projekt «Zukunftsperspektiven für Mädchen > Das neue Kochbuch von Tanja Grandits mit persönlicher und junge Frauen» unserer Partnerorganisation EBLI in Tansania. Signatur bestellen und ihr Engagement für unser Projekt für Teenagermütter in Tansania unterstützen. > www.terredeshommesschweiz.ch/teenagermuetter Für 90 Franken inklusive Spende: www.geschenkspende.ch Setzen Sie ein Zeichen! Sattelschutz: CHF 15.00 a m it G le ic h s t ellung D ehr niemandem m en t am Aller wer tes vorbeigeht Dieses und weitere Geschenke auf www.geschenkspende.ch magazin terre des hommes schweiz Nr. 1 2021 11
NACHGEFRAGT Foto Samuel Rink Jeyani Thiyagaraja (30 im Februar), seit einem Jahr in Basel und inzwischen als Flüchtling anerkannt: «Ich komme ur- sprünglich aus Sri Lanka. Dort habe ich meinen Bachelor gemacht und in internationalen Organisationen gearbeitet. An einem neuen Ort Fuss zu fassen ist eine grosse Herausforderung. Ich musste eine neue Sprache lernen, neue Kontakte knüpfen und mich an die Bräuche anpassen. Das MePower-Projekt von terre des hommes schweiz ist ein Treffpunkt, in dem ich mich einmal im Monat mit anderen Migrant*innen austauschen kann. Zweimal im Jahr organisieren wir einen mehrtägigen Workshop zu einem spezifischen Thema, zum Beispiel Integration. Wir kommen alle von einem anderen Ort und haben unsere eigenen Werte und Vorstel- lungen. Trotzdem spüre ich einen enormen Respekt unter uns. MePower macht mich selbstbewusster. Ich habe wichtige Freundschaften geschlossen und kann meine Persönlichkeit in einem sicheren Rahmen weiterentwickeln. Momentan lerne ich Deutsch auf Niveau B2, damit ich später an der Uni den Master in Sozialer Arbeit machen kann. Ich weiss, dass ich die Welt nicht alleine verändern kann. Doch ich will mit all meinen Mitteln für soziale Gerechtigkeit ein- stehen und vor allem Frauen ermutigen, ihre Anliegen auszusprechen. Ich will weiterhin mutig sein und als gutes Vorbild andere Menschen dazu befähigen, das zu sagen, was ihnen wichtig ist.» Aufgezeichnet von Till Blaser > MePower-Projekt für junge Menschen mit Fluchthintergrund: www.terredeshommesschweiz.ch/mepower 12 magazin terre des hommes schweiz Nr. 1 2021
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