Exklusives Verbier kämpft um seine Gäste

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Exklusives Verbier kämpft um seine Gäste
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                                             STARKER FRANKEN

              Exklusives Verbier kämpft
                   um seine Gäste
                                      Von Simon Bradley, swissinfo.ch

                                              Weitere Sprachen: 9

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          16. MÄRZ 2015 - 11:00

           Wie die meisten Schweizer Ferienorte kämpft auch Verbier mit den Folgen des starken
           Franken-Kurses.
           (AFP)

          Weil sie unter dem starken Franken leiden, sehen sich Schweizer
          Ferienorte zum Nachdenken gezwungen. Sogar das schicke Verbier – eine
          der weltweit teuersten Winterdestinationen – sieht sich in einem
          Preiswettbewerb, um seine Gäste halten zu können.

http://www.swissinfo.ch/ger/starker-franken_exklusives-verbier-kaempft-um-seine-ga... 19.03.2015
Exklusives Verbier kämpft um seine Gäste
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          Vor der Medran-Gondelbahn im Zentrum von Verbier warten an diesem kalten Morgen
          im Februar Dutzende von Eltern und Kindern geduldig auf ihre Skilehrer, ein buntes
          Gemisch von Sprachen ertönt. Aus dem wolkenverhangenen Himmel fällt Schnee.

          Dies ist normalerweise eine der geschäftigsten Perioden der Wintersaison in diesem
          weitläufigen, exklusiven Ferienort im Westen der Schweiz. Generell kommt die Hälfte der
          Touristen in Verbier aus Grossbritannien, Frankreich und den Benelux-Staaten. Aber das
          bunte Treiben auf dem Platz und in den umliegenden Cafés täuscht über die
          wirtschaftlichen Sorgen hinweg, die sich offizielle Vertreter Verbiers und lokale
          Unternehmen machen.

          "Der Schnee kam diese Saison spät, doch zum Glück hatten wir im Dezember eine gute
          Woche. Seit Januar war jedes Wochenende ziemlich schlecht, was das Wetter angeht –
          und dann kam noch das Desaster mit dem Schweizer Franken dazu" erklärte François
          Roux, der Besitzer des Sportgeschäfts Evasion Sport.

          Nach drei Jahren Sicherheit mit einem Mindestwechselkurs von 1,20 Franken zum Euro
          hob die Schweizerische Nationalbank (SBN) am 15. Januar diese Grenze auf. Über Nacht
          wurden damit die bereits teuren Schweizer Feriendestinationen für Gäste aus
          europäischen Ländern um 15% teurer.

          Die Krise ist derart akut, dass die Tourismusindustrie letzten Monat für neue Marketing-
          Kampagnen zusätzliche 270 Mio. Franken beantragte und die Regierung drängte, mehr
          in Innovationen zu investieren und die hohen Kosten importierter Güter zu senken.

          Koordinierte Ermässigungen

          Nach dem anfänglichen Schock und
          intensivem Nachdenken folgte Verbier,
          dessen Gäste zur Hälfte aus dem
          Ausland, zur Hälfte aus der Schweiz
          kommen, einer Handvoll anderer
          Schweizer Ferienorte und senkte seine
          Preise. Zum ersten Mal bietet Verbier
          eine koordinierte Reihe von Rabatten an,
          die sich über verschiedene Geschäfte               Der Hinweis "Preisnachlass" ist überall
          erstreckt.                                         zu lesen.
                                                             (swissinfo.ch)
          Auf einem Banner auf der Website des
          Tourismusbüros steht in grossen roten Buchstaben: "15% Ermässigung auf Ihrem
          nächsten Aufenthalt in Verbier".

          Das Skilift-Unternehmen Téléverbier bietet Reiseunternehmen in der Eurozone, die
          spezielle Pauschalangebote verkaufen, eine Ermässigung von 15% auf Sechstage-
          Abonnementen an, sowie 5% Rabatt auf Lift-Abonnementen, die im Voraus online
          gebucht werden. In einigen Lokalen sollte auch das Après-Ski-Vergnügen den Geldbeutel
          etwas schonen.

          2008, als der Euro und das Pfund gegenüber dem Schweizer Franken am stärksten
          waren, verbuchte Verbier eine Million Übernachtungen. Nach ein paar schwierigen
          Jahren stabilisierte sich diese Zahl im letzten Jahr schliesslich bei 830'000. Offizielle
          Vertreter, die sich für 2015 einen Anstieg erhofft hatten, könnten nun enttäuscht
          werden.

http://www.swissinfo.ch/ger/starker-franken_exklusives-verbier-kaempft-um-seine-ga... 19.03.2015
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          Vincent Riba, Kommunikationschef des Tourismusbüros in Verbier, erklärte, die
          Discount-Strategie sei ein wichtiges Unterfangen, um fremde und einheimische Gäste
          nicht zu verlieren.

          "Wir müssen einige positive Nachrichten verbreiten, denn in letzter Zeit waren aus der
          Schweiz eher negative Botschaften zu hören", sagte Riba. "Wir wollten zeigen, dass wir
          unsere Preise angepasst haben und einen Mehrwert bieten, auch wenn wir ein
          exklusiver Ferienort im gehobenen Preissegment sind."

          Allgemeiner Abschwung

          Seit Januar kam es im ganzen Land zu einem Rückgang bei den Buchungen sowie zu
          Annullierungen, wie der Schweizer Tourismus-Verband berichtete. Christophe Sempéré,
          Präsident des Verbands der Immobilienmakler und –Verwalter in Verbier (AGIV), sagte,
          es sei noch zu früh, die Auswirkungen auf das Resort zu bewerten, da fast 80% der
          Reservationen für die Winterferien bereits erfolgt gewesen seien, als die SBN entschied,
          den Mindestwechselkurs aufzugeben.

          "Wir machen uns eher Sorgen um März und April. Wir hatten zwar nur sehr wenige
          Annullierungen, aber die Nachfrage ist sehr schwach, seit Januar haben wir nur wenige
          neue Verträge abgeschlossen", erklärte er.

          Verbier hat den Ruf, teuer zu sein, zieht Reiche und Berühmte an, darunter Stars wie
          den Sänger James Blunt. Es gibt aber auch viele Gäste aus der Schweiz und Europa, die
          zur Mittelklasse zählen.

          "Verbier hatte immer eine Mischung aus reichen Leuten und solchen, die Spass haben
          wollen. Das ist seine Stärke. Verbier ist nicht Courchevel oder Gstaad", sagte Sempéré.

          Einheimische erklären, die Auswirkungen des starken Frankens auf die Restaurants,
          Cafés und Bars in Verbier seien sehr unterschiedlich. Auf den ersten Blick hin scheinen
          sie nicht allzu ernsthaft zu sein. Philippe Bernard, Besitzer des Restaurants Le Carrefour,
          das direkt neben den Pisten liegt, sagte, er habe keinen grossen Unterschied gesehen,
          und die Leute sprächen nicht wirklich über Geld, aber allgemein herrsche ein Trend zur
          "Verlangsamung".

           STOLZER KURORT

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           Zermatt ist von Währungskrise wenig
           beeindruckt
           Während einige Skiorte Rabatte anbieten, um Gäste anzuziehen, setzt Zermatt auf
           einheimische und asiatische Feriengäste, um die Verluste abzuwenden.
           Wirtschaft

              Weitere Sprachen: 2

          Obwohl 80% des Umsatzes in Verbier wie in den meisten Schweizer Ferienorten im
          Wintergeschäft gemacht werden, sagte Bernard, er mache sich mehr Sorgen über den
          kommenden Sommer, wenn die Gäste meist "verschwenderischer" seien.

          In zahlreichen Geschäften überall im Dorf sind in den Schaufenstern Plakate mit dem
          Wort "Ausverkauf" zu sehen. Vor dem Geschäftslokal von Evasion Sport steht ein Gestell
          voller Skis der Spitzenklasse, die mit hohen Rabatten feil geboten werden.

          Als "letzte Glieder in der Dienstleistungskette" litten Restaurants und vor allem
          Sportgeschäfte mehr als andere Unternehmen, erklärte Roux, der auch Präsident der
          Vereinigung der Händler und Handwerker Verbiers (SCAV) ist.

          "Es gibt einen grossen Unterschied zum Markt in der Eurozone", sagte er weiter. "Wir
          hatten gewisse Artikel, die in Chamonix [Frankreich] billiger waren als bei unseren
          Händlern in der Schweiz. Wir waren mehr als 50% teurer als die Eurozone. Wir haben
          grosse Bestände, es ist schwierig, wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir haben keine andere
          Wahl, als uns anzupassen."

          "Mehr Pasta"

          Die Discount-Strategie Verbiers blieb allerdings nicht ohne Kritik. Roux sagte, gewisse
          Leute seien der Ansicht, dieses Vorgehen reflektiere ein Gefühl der Panik, komme einem
          Ausverkauf des Resorts gleich. Wallis Tourismus ermutigt die lokalen Ferienorte, an
          ihrem Fokus auf Qualität festzuhalten, sich weiterhin auf Schweizer Touristen
          auszurichten, die 52% der Besucherinnen und Besucher im Wallis ausmachen.

          Riba gab zu, dass Rabatte an einem Ort wie Verbier, der sein exklusives Image bewahren
          wolle, ein schwieriges Kommunikationsunterfangen seien. "Wir haben diese gehobene
          Marke – vielleicht nicht wie St. Moritz, aber ähnlich wie Zermatt – und viele Leute denken
          sofort 'Verbier – das ist zu teuer'", fügte er hinzu.

          Die Wechselkurse des Frankens mögen sich gegenüber dem Euro und dem Pfund seit
          dem 15. Januar zwar leicht stabilisiert haben, aber viele Touristen haben die
          Auswirkungen auf ihren Geldbeutel dennoch gespürt.

          "Wir haben viel mehr Pasta gegessen als während unseren früheren Ferien", erklärte
          etwa eine Französin mittleren Alters.

          "Verbier lässt sich mit französischen Ferienresorts wie Val d’Isère und Les Trois Vallées
          vergleichen, aber früher war es hier etwa 20% teurer, jetzt sind es 40%", sagte eine
          andere Französin, die vor dem Restaurant Le Carrefour stand.

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          Einige Feriengäste erklärten, die Preisunterschiede könnten ihre künftige Auswahl
          beeinflussen.

          "Wir hatten gebucht, bevor sich die Preise veränderten und erlitten so beim Buchen
          unseres Hotels und unserer Flüge keine Verluste. Es sind die Abendessen und Getränke,
          die uns am härtesten treffen. Hätte ich nicht bereits gebucht gehabt, wäre ich wo anders
          hin gereist, irgendwo in der Eurozone", erklärte ein junger britischer Skifahrer.

          In ähnlichem Sinne äusserte sich Thijs Elias, ein Niederländer mittleren Alters, der in
          London lebt: "Man überlegt es sich zweimal, wenn man in Betracht zieht, ob man in die
          Schweiz in die Ferien fahren will. Aber ich habe meine Frau hier kennengelernt, und es
          ist etwas Besonderes. Doch wenn ich in Zukunft mit der ganzen Familie Skiferien
          machen will, werde ich Österreich in Betracht ziehen, wenn wir eine ganze Woche in
          einem Hotel sein werden."

          Davon abgesehen, nicht alle spüren die Auswirkungen des starken Frankens. "Geld spielt
          bei meinen Gästen keine Rolle. Es kümmert sie nicht. Sie sind die Art von Leuten, die
          9000 Franken am Tag für Kaviar ausgeben. Es ist ihnen egal", sagte Max Mepham, der
          als Koch in einem Luxus-Chalet arbeitet, wo die Bedürfnisse reicher russischer,
          arabischer, französischer, italienischer und schweizerischer Gäste gestillt werden.

          (Übertragung aus dem Englischen: Rita Emch)

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