Experimente (entspricht Kapitel 7 des Moduls WAIM) - Building Competence. Crossing Borders.

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Experimente (entspricht Kapitel 7 des Moduls WAIM) - Building Competence. Crossing Borders.
Experimente
   (entspricht Kapitel 7 des Moduls WAIM)

                        Building Competence. Crossing Borders.

Dr. Oliver Thomas
oliver.thomas@zhaw.ch
Experimente (entspricht Kapitel 7 des Moduls WAIM) - Building Competence. Crossing Borders.
Agenda

 7.      Experimente

   7.1.   Definition, Besonderheiten und Tipps

   7.2.   Varianten von Experimenten

   7.3.   Ein Experiment designen – Schritt für Schritt

   7.4.   Illustrative Beispiele

                                                 2
Experimente (entspricht Kapitel 7 des Moduls WAIM) - Building Competence. Crossing Borders.
7. Experimente
Einordnung

Wissenschaftstheoretische Einbettung:
Es geht um «erklären» und nicht um «beschreiben»
 Beschreibung eines Marktes:                               Forschung / Wirkungsbeziehungen zeigen:
 • Interessiert an Grössenordnungen;                       • Wissenschaftliche Zusammenhänge
    Aussagen über den Gesamtmarkt anhand                      erforschen
    der Stichprobe                                  oder   • Auf Erklärung angelegt
 • Auf Verstehen angelegt                                  • Wird durch Experimente erforscht
 • Wird durch Befragungen erforscht                        → „Theory Application“
 → „Effects Application“
                                                           Homogene Gruppe gefragt (nur Ursache-
 Heterogene Gruppe als Stichprobe gefragt                  Wirkung zeigen, Rest ‘ceteris paribus’)
 (=Abbild der Wirklichkeit / der Grundgesamtheit)          Ceteris paribus heisst, dass diese homogenen
                                                           Gruppen untereinander gleich sind (z.B. in
                                                           der Altersstruktur, in der Einstellung zu etwas)
 Anzahl n: Unabhängig vom N der
 Grundgesamtheit; für repräsentative Studien               Anzahl n: wenige pro Gruppe genügen (n=30,
 rund 800-1200 Einheiten, für andere Studien               da geht eine Binomialverteilung in eine
 (z.B. Imageanalysen, Kundenzufriedenheit)                 Normalverteilung über → Statistik einfacher)
 genügen 100 bis 300 Einheiten
                                                           Fazit: Gezielte Rekrutierung ist üblicher Weg
 Fazit: Keine gezielte Rekrutierung von                    (z.B. Studenten, Patienten), aber die
 Probanden, sondern per Zufallsauswahl                     Zuteilung zu den Gruppen muss zufällig
Calder et al. (1981)
                                                           geschehen.              3
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7. Experimente
Einführendes Beispiel

Das (vermutlich) erste Experiment der Menschheitsgeschichte
(James Lind, 1716-1794):

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7. Experimente
Beispiel aus der heutigen Praxis

− Tech-Unternehmen wie Facebook, Instagram, Google und E-Commerce-Unternehmen
  führen laufend schnelle Experimente in Form von sogenannten «A/B Testings» durch
− Getestet werden z.B. Wortwahl, Bilderwahl, Farben, Positionierung von Schaltflächen,
  Icons etc.
− Für Interessierte: https://sumo.com/stories/ecommerce-ab-testing

https://vw o.com/blog/ecommerce-ab-testing/                     5
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7. Experimente
Beispiel aus einem Paper

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Agenda

 7.      Experimente

   7.1.   Definition, Besonderheiten und Tipps

   7.2.   Varianten von Experimenten

   7.3.   Ein Experiment designen – Schritt für Schritt

   7.4.   Illustrative Beispiele

                                                 7
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7.1. Definition, Besonderheiten und Arten
Definition

Definition

 «Unter einem Experiment versteht man die systematische Beobachtung einer
 abhängigen Variablen unter verschiedenen Bedingungen einer unabhängigen Variablen
 bei gleichzeitiger Kontrolle der Störvariablen, wobei die zufällige Zuordnung von
 Probanden und experimentellen Bedingungen gewährleistet sein muss.»

Merkmale
− Experimente = der Königsweg bei Kausalbeziehungen
− Sicherste Methode, um Kausalität zu zeigen
− Strengste Stufe der Hypothesenprüfung

Hussy (2013, S. 120)                                         8
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7.1. Definition, Besonderheiten und Arten
Besonderheiten von Experimenten

 1. Bei Experimenten findet immer eine Intervention statt (=Manipulation). Manipulation =
 Änderung, die vorgenommen wurde. Hierdurch können Kausalbeziehungen gezeigt werden

 2. Homogene Gruppen werden benötigt (Stichwort: ceteris paribus = heisst, dass diese
 homogenen Gruppen untereinander gleich sind, z.B. in der Altersstruktur, in der Einstellung zu
 etwas)
 3. Vergleichbare Untersuchungsbedingungen zwischen den Gruppen müssen geschaffen
 werden
 4. Randomisierung: Es muss eine zufällige Zuteilung von Probanden auf die
 Versuchsgruppen vorgenommen werden
 5. Eine umfassende Ausschaltung bzw. Kontrolle von Störeinflüssen ist bei Experimenten
 möglich, v.a. bei Laborexperimenten
 6. Versuchsleiter-Einfluss: Effekte durch Versuchsleiter eliminieren, indem Hypothese /
 Manipulation unbekannt -> Varianten einfach-blind (single-blind) versus doppel-blind (double-
 blind)
 7. Ein Manipulationscheck ist notwendig, um zu überprüfen, ob die Manipulation tatsächlich
 funktioniert hat

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Experimente (entspricht Kapitel 7 des Moduls WAIM) - Building Competence. Crossing Borders.
7.1. Definition, Besonderheiten und Arten
Tipps für die Durchführung

Literaturhinweis: Koschate-Fischer and Schandelmeier (2014)

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7.1. Definition, Besonderheiten und Arten
Tipps für die Durchführung

Onlinetools können bei der Durchführung von Experimenten unterstützen

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Agenda

 7.      Experimente

   7.1.   Definition, Besonderheiten und Tipps

   7.2.   Varianten von Experimenten

   7.3.   Ein Experiment designen – Schritt für Schritt

   7.4.   Illustrative Beispiele

                                                 12
7.1. Definition, Besonderheiten und Arten
Unterscheidung nach Arten (Designs)

 Between-subject-design (unabhängige Stichprobe)
 − Eine Gruppe von Probanden bekommt zufällig ein Marken-T-Shirt
 − Eine Gruppe von Probanden bekommt zufällig ein No-Name-T-Shirt
   → Mehr Probanden nötig

 Within-subject-design (verbundene Stichprobe)
 − Probanden erhalten nacheinander zuerst ein Marken-T-Shirt und danach ein No-
    Name-T-Shirt.
   → Weniger Probanden nötig
   → Anfällig auf Versuchseffekte (z.B. Tragegefühl des ersten T-Shirts wirkt sich auf das
   Tragegefühl des zweiten T-Shirts aus)

 Mixed-design
 − Kombination aus Between- und Within-subject-design

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7.1. Definition, Besonderheiten und Arten
Vorgriff auf das Modul WAQM: Auswertungsmethoden

http://w ww.methodenberatung.uzh.ch                14
7.2. Varianten von Experimenten
Unterscheidung nach experimenteller Untersuchungsform

Experimentelle Untersuchungsformen
  1. Laborexperiment
  2. Feldexperiment
  3. Quasiexperiment
  4. Feldstudie

Hussy (2013, S.140)                                15
7.2. Varianten von Experimenten
 Unterscheidung nach experimenteller Untersuchungsform
                       Laborexperiment          Feldexperiment                  Quasiexperiment              Feldstudie
Merkmale               Ein im Labor /           Ein in der natürlichen          Wie Laborexperiment, mit     Wie Feldexperiment, mit
                       Internet                 Umgebung durchgeführtes         dem Unterschied, dass        dem Unterschied, dass
                       durchgeführtes           Experiment (realer Kontext!).   «Unsauberkeiten»             «Unsauberkeiten»
                       Experiment (unter        Wichtig: Die Umgebung           vorhanden sind, i.d.R.       vorhanden sind, i.d.R. fehlt
                       möglichst                muss für beide Gruppen          fehlt die                    die Randomisierung oder
                       kontrollierten           genau gleich sein (in der       Randomisierung oder          es gibt keine
                       Bedingungen)             Praxis nicht ganz einfach)      es gibt keine                Kontrollgruppe
                                                                                Kontrollgruppe
Randomi-               randomisierte            randomisierte Zuteilung der     Keine randomisierte          Keine randomisierte
sierung                Zuteilung der            Probanden                       Zuteilung der Probanden      Zuteilung der Probanden
                       Probanden
Interne                Hoch: Störvariablen      Niedrig: Störvariablen lassen   Niedrig: Ohne                Sehr niedrig. Einbussen in
Validität              lassen sich gut          sich in der natürlichen         Randomisieren können         der internen Validität sind
                       kontrollieren, daher     Umgebung nicht in               Störeffekte nicht komplett   wegen fehlender
(= Eindeu-             hohe interne Validität   vergleichbarer Weise wie im     kontrolliert werden, daher   Randomisierung so
tigkeit)               bei guter Kontrolle      Laborexperiment                 ergeben sich Einbussen       erheblich, dass Ergebnisse
                       der diversen             kontrollieren                   für die interne Validität    nur mit grosser
                       Variablen                                                                             Zurückhaltung kausal
                                                                                                             interpretiert werden dürfen
Externe                Niedrig: Künstliche      Relativ hoch: Erkenntnisse      Niedrig: Künstliche          Relativ hoch
Validität              Untersuchungssitu-       lassen sich generalisieren;     Untersuchungssituation,
                       ation, daher geringer    können also repräsentativ für   daher geringer
(= Generali-                                    eine Grundgesamtheit
sierbarkeit)                                    betrachtet werden

 Hussy (2013, S.140-142)                                                                                16
7.2. Varianten von Experimenten
Unterscheidung nach Anzahl der manipulierten Variablen

Manipulation einer unabhängiger Variable:
• Bei einem klassischen Experiment wird nur eine unabhängige Variable manipuliert
• Hierdurch kann kausal nachgewiesen werden, dass Änderungen in der/den
  abhängigen Variable(n) auf die Manipulation der unabhängigen Variable
  zurückzuführen ist

Manipulation zweier oder mehrer unabhängigen Variablen:
• Es ist aber auch möglich, dass zwei oder mehrere Variablen manipuliert werden ->
  «Factorial Design»
• Hierdurch wird ebenfalls Kausalität nachgewiesen, die allerdings dann auf den
  Manipulationen zweier oder mehrerer unabhängiger Variablen zurückzuführen sind

                                                              17
7.2. Varianten von Experimenten
Unterscheidung nach Anzahl der manipulierten Variablen

Factorial Design
Beispiel eines «2 x 2 factorial design»: Es werden zwei Variablen (Schwierigkeit eines
Tests und Raumtemperatur) mit jeweils zwei Ausprägungen manipuliert:

https://w eb.mst.edu/~psyw orld/betw een_subjects.htm             18
7.2. Varianten von Experimenten
Unterscheidung nach Anzahl der manipulierten Variablen

Factorial Design
Beispiel eines 2 x 2 x 2 factorial designs (es werden drei Variablen mit jeweils zwei
Ausprägungen manipuliert):

Interpretation: Der Effekt von Ethical Attributes (Free Trade etc.) auf Brand Appeal und Brand
Attitude hängt vom Brand Type (Private Label Brands (PLB) vs. National Brands (NB)) und vom
Preisniveau (low vs. high) ab
Bodur, Tofighi und Grohmann (2016)                                       19
Agenda

 7.      Experimente

   7.1.   Definition, Besonderheiten und Tipps

   7.2.   Varianten von Experimenten

   7.3.   Ein Experiment designen – Schritt für Schritt

   7.4.   Illustrative Beispiele

                                                 20
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Übersicht der einzelnen Schritte

1. Auswahl der Variablen, Aufstellung der Hypothesen etc.
2. Auswahl der Variante des Experiments -> Kap. 7.2.
3. Stimulus / Manipulation ausdenken
4. Manipulationscheck ausdenken
5. Fragebogen korrekt erstellen und aufbauen (-> Kapitel 8), dort auf korrekte
   Operationalisierung der Variablen/Konstrukte achten (-> Kapitel 6)
6. Tipps für die Durchführung beachten!
7. Gründliche Beschreibung / Dokumentation

(fett gedruckt = wird in diesem Abschnitt behandelt)

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7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 3: Stimulus (Manipulation)

− Die Manipulation der unabhängigen Variable(n) erfolgt durch unterschiedliche Stimuli
− In der BWL-Forschung werden Videos, Fotos (z.B. Werbeanzeigen) oder
  Textbeschreibungen genutzt, um die Manipulationen zu erzeugen. Aber es können z.B. auch
  unterschiedliche Preise auf einer Speisekarte, in einem Szenario oder in einem Geschäft als
  Stimuli eingesetzt werden
− Je nach Untersuchungsgegenstand wird auch mit fiktiven statt realen Marken, Herstellern oder
  Supermärkten gearbeitet
− Jede Experimentalgruppe wird einem mehr oder weniger verändertem Stimulusmaterial
  ausgesetzt, das entsprechend der gewünschten Manipulation angepasst ist

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7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 3: Stimulus (Manipulation)

Bildmaterial als Stimulus
− Forschungsfrage: Macht es einen Unterschied, ob berühmte Personen als Unterstützer eines
  Produkts in der Werbung auftreten (Celebrity Endorsement) oder als Marke auf dem Produkt
  (Celebrity Co-Branding)
− Umsetzung: Teilnehmer werden durch Text im Fragebogen informiert, dass eine neue
  Supermarktkette namens «Moser» in den Markt eintritt und eine Eigenmarke namens «Moser
  Exzellent» führt. Unter dem Text wird je nach Gruppe eines der Bilder gezeigt.
− Beachte: Stimulusmaterial für beide Gruppen ist identisch ausser (1) Position des Celebrities,
  (2) zusätzliche Celebrity Branding auf dem Produkt und (3) Text unter dem Produkt

                                                                        23
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 3: Stimulus (Manipulation)

Bildmaterial als Stimulus - Fehlervermeidung
− Wenn Bilder als Stimuli zur Manipulation verwendet werden, müssen diese bis auf das
  manipulierte Detail identisch sein, um tatsächlich einen kausalen Zusammenhang zwischen
  verwendetem Stimuli und den Resultaten herstellen zu können!
− Negativbeispiel: Manipulation der «Store Atmosphäre» (links: angenehm, rechts: unangenehm)

− Problem: es werden u.a. unterschiedliche Produkte und Produktekategorien gezeigt, Produkte
  sind unterschiedlich platziert und nehmen unterschiedlich viel Raum ein.
− Neben dem Faktor, den man eigentlich manipulieren will, könnte man also auch ungewollt
  weitere Faktoren beeinflussen. Die Konsequenz wäre, dass die Ergebnisse des Experiments
  nicht valide wären.
                                                                     24
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 3: Stimulus (Manipulation)

Textmaterial als Stimulus
− Für manche Forschungsdesigns ist es sehr schwer oder gar unmöglich, geeignetes
   Bildmaterial für die Manipulationen zu beschaffen oder zu erstellen. Dann sollte man
   auf Textmanipulationen setzen
− Lösung für vorheriges Beispiel: Verwendung von reiner Textmanipulation zu
   Manipulation der «Store Atmosphäre» (angenehm vs. unangenehm)

                                                                  25
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 3: Stimulus (Manipulation)

Textmaterial als Stimulus
− Erweiterung des vorherigen Beispiels von einem 2x1 Experiment auf ein 2x2 Factorial
   Design (Manipulation von «Store Atmosphäre» sowie «Preispositionierung»):
                                Preispositionierung Einzelhändler
         Unabhängige
          Variablen
                             Qualitätsorientierung   Preisorientierung

   Store        Angenehm      Versuchsgruppe 1       Versuchsgruppe 3
   Atmosphäre
                Unangenehm    Versuchsgruppe 2       Versuchsgruppe 4

                                                                         26
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 3: Stimulus (Manipulation)

Textmaterial als Stimulus
− Beispiel aus einer Masterarbeit
− Experiment Hochdeutsch vs. Schweizerdeutsch:

                                                     27
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 4: Der Manipulationscheck

Definition

 «A manipulation check is a measure used to determine whether or not the manipulation
 of the independent variable has had its intended effect on the participants. Also, it
 provides evidence for the construct validity of the manipulation.»

Beispiele
− Manipulation von Kundenfeedbacks im Internet (positiv/negativ) => Frage am Schluss,
  ob der Proband ein positives oder negatives Feedback gelesen hat
− Manipulation von Schönheit des Werbemodels => Frage am Schluss nach
  Einschätzung der Schönheit
− Manipulation des Videospots (siehe nächste Folie) => Frage am Schluss: Welchen
  Videospot haben Sie gesehen?

Cozby & Bates (2012)                                            28
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 4: Der Manipulationscheck: Beispiele

Beispiel aus einer Masterarbeit und einer Marktforschung

                                                           29
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 4: Der Manipulationscheck: Beispiele

Beispiel aus einer Masterarbeit

                                                     30
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 4: Der Manipulationscheck: Beispiele

Beispiel aus einer Masterarbeit
Hintergrund: In dem Experiment wurde die Anzahl der Facebook-Likes und Anzahl
Newsletterabonnenten manipuliert

                                                                     31
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 4: Der Manipulationscheck

Wieso ist ein Manipulationscheck notwendig?
-> Wegen des «Goldfisch-Effekts»:
− Die Aufmerksamkeitsspanne eines durchschnittlichen
   Internetnutzers ist kürzer als die eines Goldfischs
   (Microsoft-Studie)
− Problematisch bei Experimenten, daher ist ein
   Manipulationscheck notwendig

                                                         32
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 6: Tipps für die Durchführung

 1. Experimente brauchen sehr viel Zeit: sorgfältiges Planen und Durchführen
    notwendig (z.B. Pretests)

 2. Grundsätzliches Risiko: Es kann misslingen (Risiko höher als bei einer Umfrage)

 3. Eine Vorstudie machen! - > dient der Auswahl der Stimuli

 4. Nicht alle Variablen können auch tatsächlich manipuliert werden, z.B. ist die
    Hypothese: «Aktienhändler/innen mit höherem Testosteron handeln
    aggressiver» kaum manipulierbar (weiblichen Probanden müsste hierfür
    Testosteron gespritzt werden)
 5. Aufgrund des Manipulationschecks werden Probanden aussortiert. Die
    Bruttostichprobe je Gruppe/Zelle sollte daher deutlich über n=30 liegen, damit
    für die Nettostichprobe immer noch n>30 verbleiben

                                                                  33
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 6: Tipps für die Durchführung

Achtung:
− Die Manipulation sollte den Probanden nicht bekannt sein, daher muss die «Geschichte» zur
  Manipulation gut und glaubhaft sein. Die Manipulation muss geschickt geschehen!
− Nicht verraten welche Variable man misst!
− Nicht verraten was man untersucht / worum es im Experiment geht!
− Ansonsten Gefahr, dass erwünschte Antworten produziert werden und Ergebnisse unbrauchbar
  machen (Self-Fullfilling Prophecy)
                                                                                    Falsch!

− Lösung: Erklären Sie allgemein worum es geht. Erwähnen Sie ausserdem, dass es keine
  richtigen und falschen Antworten gibt und Sie an der persönlichen Meinung der Teilnehmer
  interessiert sind:
                                                                                    Richtig!

                                                                       34
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 6: Tipps für die Durchführung

Reihenfolge im Fragebogen:
1. Stimulusmaterial (Manipulation): Wenn Daten via Fragebogen erhoben werden, ist das
   Stimulusmaterial oft im Fragebogen integriert. In der Regel sollte dies dann ganz am Anfang des
   Fragebogens erscheinen
2. Danach Abfrage aller abhängigen Variablen
3. Danach Manipulationscheck
4. Danach psychographische Daten (Hobbys, Kauf- oder Ausgabegewohnheiten, Werte etc.)
5. Gegen Ende die demographische Daten
6. Nach Demographische Daten: Offenes Textfeld für Fragen, ob es technische Probleme mit dem
   Fragebogen gab, Probleme bei der Beantwortung der Fragen und für sonstige Anregungen.
7. Ganz zum Schluss: Aufklärung / Debriefing, dass es sich um ein Experiment handelt, falls
   irgendwelche ethisch relevanten Manipulationen oder sonstige fiktive Angaben stattfinden.
   Ausserdem darum bitten, darüber mit niemanden zu reden, der noch am Experiment teilnehmen
   könnte, weil dies die Antworten / Daten verfälschen könnte (Beispiel siehe nächste Seite)

                                                                         35
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 6: Tipps für die Durchführung

− Ein «Aufklären» bzw. «Debriefing» sollte am Ende der Datenerhebung bei
  Verwendung von fiktiven Marken, fiktiven Ereignissen (z.B. Produktrückruf etc.)
  durchgeführt werden:

                                                                 36
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 7: Gründliche Beschreibung / Dokumentation

Beispiel anhand eines sehr gut durchgeführten Feldexperiments:
Masterarbeit zum Thema «Pay What You Want» - Framing

                                                           37
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 7: Gründliche Beschreibung / Dokumentation

Beispiel anhand eines sehr gut durchgeführten Feldexperiments:
Conceptual Model und Experimentaldesign:

                                                           38
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 7: Gründliche Beschreibung / Dokumentation

Beispiel anhand eines sehr gut durchgeführten Feldexperiments:

                                                           39
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 7: Gründliche Beschreibung / Dokumentation

Beispiel anhand eines sehr gut durchgeführten Feldexperiments:

                                                           40
7.3. Ein Experiment designen – Schritt für Schritt
Schritt 7: Gründliche Beschreibung / Dokumentation

Beispiel anhand eines sehr gut durchgeführten Feldexperiments:
Manipulationscheck:

                                                           41
Agenda

 7.      Experimente

   7.1.   Definition, Besonderheiten und Tipps

   7.2.   Varianten von Experimenten

   7.3.   Ein Experiment designen – Schritt für Schritt

   7.4.   Illustrative Beispiele

                                                 42
7.4. Illustrative Beispiele
Beispiele

Beispiel zu Quasiexperiment: «The Dr. Fox-Lecture»

                                                     43
7.4. Illustrative Beispiele
Beispiele

                              44
7.4. Illustrative Beispiele
Beispiele

Beispiel zu Quasiexperiment: «The Dr. Fox-Lecture»

   Untersuchungs-             Intervention/          Messung nach der Manipulation:
   objekte:                   Manipulation:          - Beurteilung des Inhalts
   - Experten                 - Vortrag              - Beurteilung der Qualität
   - Studenten                - Schauspieler         - Beurteilung der Sympathie
   - Pädagogen

          Anmerkung: ‘Quasi’ bezieht sich auf «keine randomisierte Zuordnung von
  Versuchspersonen zu den Experimental- und Kontrollgruppen» und weitere Unsauberkeiten

                                                                   45
7.4. Illustrative Beispiele
Beispiele

Beispiel eines Laborexperiments: Studie von Marsh, 2009:
Manipulation der Körpergrösse

                                                           46
7.4. Illustrative Beispiele
Beispiele

Beispiel eines Laborexperiments: Studie von Marsh, 2009:
Manipulation der Körpergrösse

  Experimental-
                                                                Ergebnis der
     gruppe
                                                                Studie:
    «gross»
                                                                • Mehr
                                                                   Kompetenz
                                                                • Mehr Vertrauen
  Experimental-                                                 • Mehr
     gruppe                                                        Glaubwürdigkeit
     «klein»

  Untersuchungs-          Intervention/       Messung nach der Manipulation:
  objekte:                Manipulation:       - Kompetenz
  - 2 Gruppen             - Körpergrösse      - Vertrauen
                              gross/klein     - Glaubwürdigkeit
Manipulationscheck: Probanden mussten Körpergrösse einschätzen
                                                           47
7.4. Illustrative Beispiele
Beispiele

Beispiel eines Feldexperiments: «McDonald’s Stanford»-Studie
− Experiment: Testen von Esswaren auf Geschmackswahrnehmung

                                                         48
7.4. Illustrative Beispiele
Beispiele

Beispiel eines Feldexperiments: «McDonald’s Stanford»-Studie

    Gruppe 1
   «mit Logo»
                                                                     Ergebnis:
                                                                     Mit Logo
                                                                     schmeckt es
                                                                     besser
   Gruppe 1
  «ohne Logo»

  Untersuchungs-          Intervention/         Messung nach der Manipulation:
  objekte:                Manipulation:         - Geschmack
  - 1 Gruppe              - Logo

       Experimentaldesign: Randomized, single-blind, within-subject-design
                                                               49
7.4. Illustrative Beispiele
Beispiele

Beispiel eines Factorial Designs
Hat die Schönheit eines Models einen Einfluss auf die Beurteilung von Produkten?

− Hypothesen: Die Schönheit des Models beeinflusst die Probanden (=Frauen) positiv, egal ob es
  sich um ein «attractiveness-unrelated» oder «beauty-enhancing» Produkt handelt
− Es gibt folglich zwei Faktoren mit je zwei Ausprägungen (=> 2*2 = 4 Gruppen)
− Empirischer Hypothesentest mit 4 Anzeigen:
  − „My kind of beauty“ für den Lippenstift (1x mit Anna Kournikova, 1x mit Jana Novotna)
  − „My clever housemaid“ für den Staubsauger (1x mit Anna Kournikova, 1x mit Jana Novotna)

Praxmarer (2006)                                                      50
7.4. Illustrative Beispiele
Beispiele

Beispiel eines Factorial Designs
Hat die Schönheit eines Models einen Einfluss auf die Beurteilung von Produkten?
                                            Intervention / Manipulation:
                                            • «Schönheit» des Models
                                            • Produkt

                                            Messung nach der Manipulation:
                                            • Einstellung zur Anzeige
                                            • Einstellung zum Produkt
                                            • Kaufabsicht
                                            • Selbsteinschätzung ‘Schönheit’

                                            Manipulationscheck: Einschätzung der
                                            Schönheit des Models

                                            Experimentaldesign: «randomized, 2x2
                                            factorial, between-subject-design»
Praxmarer (2006)                                                 51
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