Feuerbrand-Bericht Vorarlberg 2019

 
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Feuerbrand-Bericht Vorarlberg 2019
Feuerbrand-Bericht
 Vorarlberg 2019
Feuerbrand-Bericht Vorarlberg 2019
Inhalt
AUSGANGSSITUATION                                                                              2
ÜBERWACHUNG                                                                                    2
BLÜHTERMINE                                                                                    2
WETTERSITUATION                                                                                2
ÖFFENTLICHE FLÄCHEN, PRIVATFLÄCHEN UND EXTENSIVE OBSTBAUFLÄCHEN                                5
AKTUELLE MESSUNG DER ERREGERDICHTE                                                             6
SITUATION IN KERNOBST-ERTRAGSANLAGEN                                                           7
WIRKUNG VON PFLANZENSCHUTZMITTELN                                                              8
FEUERBRANDBEIHILFE DES LANDES VORARLBERG                                                      11
PROBLEMATIK ALTERNATIVMITTELZULASSUNGEN                                                       11
BEKÄMPFUNGSSTRATEGIEN IN VORARLBERG                                                           12
JÄHRLICHE HOCHSTAMM-NACHPFLANZAKTION                                                          12

Tabellen
Tab. 1: Blütezeit und Infektionswerte für Birne während der Kernobstblüte in Intensivanlagen in
        Vorarlberg 2019                                                                         2
Tab. 2: Blütezeit und Infektionswerte für Apfel während der Kernobstblüte in Intensivanlagen in
        Vorarlberg 2019                                                                         3
Tab. 3: Befallsmeldungen außerhalb von Erwerbsanlagen 2007 bis 2019                            5
Tab. 4: Ergebnisse der Blütenuntersuchung aus Kernobstbau-Ertragsanlagen in Vorarlberg 2019    6
Tab. 5: Termine der Streptomycinfreigaben 2019                                                 8
Tab. 6: Übersicht über die Varianten und die resultierenden Befallsstärken.                    8
Tab. 7: Häufigkeit der Befallsklassen in Zusammenhang mit den Varianten bei Apfel             10
Tab. 8: Häufigkeit der Befallsklassen in Zusammenhang mit den Varianten bei Birne             10
Tab. 9: Erwerbsobstbauflächen mit Feuerbrandbefall und Beihilfeantrag 2018                    11

Abbildungen
Abb. 1: Wetterwerte und Infektionsgefahr 2019 an der Station Höchst (Tallage, 397 müM, Apfel),
        Blütezeit Apfel: ca. 18.4.-15.5.2019                                                   3
Abb. 2: Wetterwerte und Infektionsgefahr 2019 an der Station Höchst (Tallage, 397 müM, Apfel),
        Blütezeit Birne: ca. 16.4.-10.5.2019                                                   4
Abb. 3: Wetterwerte und Infektionsgefahr 2019 an der Station Schwarzach Linzenberg (untere
        Höhenlage, ca. 600 müM, späte Birne), Blütezeit: 20.4.-15.5.2019                       4
Abb. 4: Wetterwerte und Infektionsgefahr 2019 an der Station Schlins (untere Höhenlage, ca. 420
        müM, Apfel), Blütezeit: 17.4.-11.5.2019                                                 5

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Feuerbrand-Bericht Vorarlberg 2019
Ausgangssituation
1993 wurde erstmals der Feuerbrand in Vorarlberg nachgewiesen. Bis 2006 wurde durch rigorose Maß-
nahmen versucht, den Feuerbrand wieder auszurotten. Nach dem extremen Feuerbrand-Auftreten
2007 und dem regelmäßigen Nachweis von latentem Befall an und in scheinbar gesunden Wirtspflan-
zen ist davon inzwischen auszugehen, dass der Feuerbrand in allen nicht alpinen Lagen Vorarlbergs
präsent ist.
Das Jahr 2008 war von mittlerer Feuerbrand-Intensität. Seit 2009 kam es nur noch punktuell zu stär-
keren Befällen.

Überwachung
Alle Gemeinden benennen einen Feuerbrand-Beauftragten, der das Gemeindegebiet kontrolliert und
die Bekämpfungsmaßnahmen koordiniert. In großen Gemeinden sind zusätzliche eingeschulte Helfer
tätig. Jede Gemeinde ist aufgefordert, bis Ende Oktober eine detaillierte Befallsstatistik vorzulegen.
Ca. 25 Obstbaubetriebe kultivieren Äpfel und Birnen und kontrollieren ihre Anlagen selbst genau. Sons-
tige Monitoring-Punkte gibt es keine.

Blühtermine
Die Birnenblüte begann früh um den 10. April herum und endete ca. am 8. Mai. In späten Lagen be-
gann die Birnenblüte etwa 10 Tage später.
Die Apfelblüte begann um den 15. April und endete um den 15. Mai herum.

Wettersituation
Nach einem extrem kalten und niederschlagsreichen Jänner folgten drei milde Monate.
Zwischen 18. und 25. April lagen die Tageshöchsttemperaturen für ca. 8 Tage Tag für Tag zwischen 20
und 25 °C. Danach folgte eine längere Phase mit kühlen Temperaturen, teils mit leichtem Nachtfrost.
Erst im letzten Maidrittel stiegen die Temperaturen wieder etwas an.
Mit Blühbeginn von Apfel und Subire stiegen die CDH18-Werte über die Infektionsschwelle. Bei Birne
lagen sie zwischen ca. 150 und 245, bei Apfel zwischen ca. 150 und 190. Aufgrund kühler Nächte und
somit niedriger Tagesmittelwerte sowie fehlender Niederschläge gab es an den meisten Stationen
keine oder maximal einen Infektionstag nach Maryblyt.
Im letzten Maidrittel folgte nochmals eine Erwärmung, die in warmen Regionen für spätblühende Quit-
ten nochmals eine Infektionsgefahr brachte.
Bei Birnenblütenproben waren bereits am 20. April über 50 % der Proben positiv, ebenso am 24. April,
wobei hier einzelne Proben bereits besorgniserregende Bakteriendichten enthielten (> 174.000 Zel-
len/Blüte).
Bei Apfelblütenproben war nur eine von 7 Proben mit einer Zellzahl von etwa 8.000 Zellen/Blüte posi-
tiv.
Tab. 1: Blütezeit und Infektionswerte für Birne während der Kernobstblüte in Intensivanlagen in
Vorarlberg 2019
                                                     Maximaler    Tage mit         Tage mit erfüll-
                                     Maximal-
 Wetter-Station        Birnenblüte                   CDH18-       hoher Infek- ten Infektionsbe-
                                     Temperatur
                                                     Wert**       tionsgefahr* dingungen*
 Höchst                 15.4.-10.5.      24,8 °C         233             3                 1
 Hard                   14.4.-10.5.      26,4 °C         243             5                 0
 Hörbranz               16.4.-10.5.      23,8 °C         187             2                 0
 Schwarzach-Lin-        20.4.-15.5.      23,5 °C         151             1                 0
 zenberg (Birne)
 (ca. 600 müM)
 Schlins                15.4.-10.5.      24,9 °C         214             4                 0
* nach Maryblyt **Grenzwert: 110

                                                  2
Die Daten für die Ermittlung der Infektionsbedingungen kamen von sieben Adcon-Wetterstationen
und wurden mittels Maryblyt (nach Moltmann) verrechnet.
Tab. 2: Blütezeit und Infektionswerte für Apfel während der Kernobstblüte in Intensivanlagen in
Vorarlberg 2019
                                                     Maximaler    Tage mit         Tage mit erfüll-
                                     Maximal-
 Wetter-Station        Apfelblüte                    CDH18-       hoher Infek- ten Infektionsbe-
                                     Temperatur
                                                     Wert**       tionsgefahr* dingungen*
 Höchst Apfel           18.4.-10.5.      24,8 °C         157             2                 1
 Hard Apfel             17.4.-10.5.      26,4 °C         192             5                 0
 Hörbranz Apfel         19.4.-12.5.      23,8 °C         149             1                 0
 Lustenau Apfel         16.4.-10.5.      25,6 °C         190             3                 0
 Schlins Apfel          17.4.-11.5.      24,9 °C         149             3                 0
* nach Maryblyt **Grenzwert: 110

Abb. 1: Wetterwerte und Infektionsgefahr 2019 an der Station Höchst (Tallage,
397 müM, Apfel)

                                                3
Abb. 2: Wetterwerte und Infektionsgefahr 2019 an der Station Höchst (Tallage,
397 müM, Birne)

Abb. 3: Wetterwerte und Infektionsgefahr 2019 an der Station Schwarzach Linzenberg (untere Hö-
henlage, ca. 600 müM, späte Birne)

                                               4
Abb. 4: Wetterwerte und Infektionsgefahr 2019 an der Station Schlins (untere Höhenlage, ca. 420
müM, Apfel)

Öffentliche Flächen, Privatflächen und extensive Obstbauflächen
Die Wetterbedingungen brachten unterschiedlich starken Feuerbrandbefall mit sich. Generell waren
eher wenig Neubefälle zu finden. Im Laufe des August häuften sich aber Meldungen und Beobachtun-
gen von plötzlich auftretenden Symptomen, meist an oder in unmittelbarer Nähe von Bäumen, die
bereits 2018 befallen waren.
Die Befallsmeldungen 2019 finden sich in Tab. 3.
Außerhalb von Kernobstbau-Ertragsanlagen wurden bisher 239 befallene Pflanzen gemeldet (16 von
96 Gemeinden).
Tab. 3: Befallsmeldungen außerhalb von Erwerbsanlagen 2007 bis 2019
Als befallen ge-
meldete Wirts-

                                                           Chaenomeles
                   Amelanchier

                                                                         Cotoneaster

                                                                                             Cotoneaster
                                                                         kleinblättrig

                                                                                             großblättrig

                                                                                                                                            Pyracantha
                                                                                                            Crataegus
pflanzen

                                                                                                                                 Photinia

                                                                                                                                                                           Gesamt
                                                                                                                                                                  Sorbus
                                                                                                                        Mispel
                                         Aronia

                                                                                                                                                         Quitte
                                 Apfel

                                                   Birne

 2019    6    14                         24        180       4               0                   0            0          0         1          8          1         1    239
 2018    0    304                         4       1154       1               0                   1            1          0         0          1          90        0   1.556
 2017    0    22                          0        236       0               0                   0            0          2         0          1          4         2    267
                                                                                                                                                                        
 2008    6   1.387                        1       2.470    16             765                   7           19           2         0        2            261      12   4.948
 2007    18 11.484                       31       6.971    26            2.293                 46           368          9         3        35           447      603 22.334
*16 von 96 Gemeinden
Die Zahl der gemeldeten gerodeten Hochstämme liegt bisher bei 39. Als "ausgeschnitten" gemeldet
wurden bisher 177 Hochstämme (16 von 96 Gemeinden).

                                                                                         5
Abb. 5: Gemeinden mit gemeldetem Feuerbrandbefall 2018 (≥20 Pfl.: dunkelrote Einfärbung,
Proben 20.4.2019         Proben 24.4.2019
             Anlage Art
                                           (je 100 Blüten)          (je 100 Blüten)
             Höchst Apfel (B-Wi)           ---          ---                      ---

             Höchst Apfel (W)              ---          ---

             Höchst Apfel (D-L)                         ---                      ---

             Hard Apfel                                 ---        8.007         ---

             Höchst Birne (B-Wi)           ---          ---                      ---

             Höchst Birne (B-Se)                        ---                      ---

             Höchst Birne (B-Ka)                        ---        1.258         ---

             Höchst Birne (G-S)           < 100       4.621        9.333       25.912

             Höchst Birne (D-L)            882          ---        < 100         ---

             Höchst Birne (S-S)           2.506         ---        < 100         ---

             Höchst Birne (S-W)                         ---                      ---

             Hard Birne                   < 100         ---       174.353        ---

Situation in Kernobst-Ertragsanlagen
2019 beschränkte sich die Infektionsgefahr auf die Zeit der Osterfeiertage, wo die Birnenblüte bereits
in vollem Gange war und frühblühende Apfelsorten bereits blühten. Die max. CDH18-Werte erreichten
bei Apfel ca. 190 bei Birnen ca. 240. Aufgrund knapp verfehlter Tagesdurchschnittstemperatur oder
fehlenden Niederschlägen kam es maximal zu einem Infektionstag nach Maryblyt, aber zu einigen wei-
teren Tagen mit hoher Infektionsgefahr.
Stichprobenweise Blütenuntersuchungen ergaben eine höhere Bakterienbelastung als 2018. Bereits
zum ersten Probentermin waren 50 % der Proben mit Bakterien belastet, eine Probe lag schon knapp
am Grenzwert. Beim zweiten Probentermin waren 7 von 14 Proben mit Bakterien belastet, vier davon
bereits mit teils extremer Überschreitung des Grenzwertes. Der höchste Wert von 174.353 Zellen pro
Blüte war der dritthöchste im gesamten Bodenseegebiet.
Aufgrund der somit extremen Gefahr durch die Witterung erfolgten vom 22.4. und 24.4. zeitlich, ört-
lich und sortenbedingt gestaffelte und eingeschränkte Freigaben für das Pflanzenschutzmittel
„Strepto“. Der Streptomycineinsatz erfolgte nur auf stark gefährdeten Birnen-Flächen (Vollblüte,
empfindliche Sorten, Jungbäume).
Die restlichen blühenden Anlagenteile in den Betrieben mit Streptoeinsatz sowie in 7 weiteren Be-
trieben wurden mit alternativen Mitteln (MycoSin/Vacciplant und LMA) behandelt.
Am 22.4. und 24.4.2019 erfolgten zwei befristete Freigaben auf sehr individuell abgestimmten Teil-
flächen, bestimmte Sorten und betriebs- bzw. ortschaftsweise (Siehe Tab. 5).
Wie gesagt wurden Alternativmittel eingesetzt, teils ergänzend zu einer Strepto-Behandlung teils an-
stelle einer solchen. Aufgrund der anhaltenden Infektionsgefahr wurden folgende Alternativmittel bis
zu 3x eingesetzt.
       Laminarin (Vacciplant, Algenextrakt) und Mycosin (Gesteinsmehl mit Aluminiumsulfat)
       LMA

                                                  7
Tab. 5: Termine der Streptomycinfreigaben 2019 unter Angabe der Kulturen, Ortschaften und Flä-
chen
 Beantragte          Anlagen mit Genehmigung       Behandlung mit Anzahl          Behandelte
 Kultur              in…                           „Strepto“         Betriebe     Teilflächen
                                                                     mit Einsatz
 blühende Birnen Höchst/Gaißau/Hard                   22.4.2019           5           8,51 ha
 blühende Birnen Höchst/Gaißau                        24.4.2019           4           7,11 ha
 (teilweise 2. Be-
 handlung)

Der Befall war unterschiedlich. Durch den kalten Mai zeigten sich viele Symptome erst im Sommer,
wobei der Eindruck entstand, dass vielfach Altbefall im Spiel war. Besonders anfällig zeigte sich wieder
die Apfelsorte Wellant, die in allen Anlagen markant befallen war.

Honigmonitoring
Im 3 km-Bereich der Streptomycineinsätze in Vorarlberg und im angrenzenden Deutschland wurden
seitens der Lebensmittelkontrollbehörde 12 Honigproben gezogen. Lt. Dr. Zainer gab keine der Pro-
ben Anlass zur Beanstandung.

Wirksamkeit von Pflanzenschutzmitteln
Im Gegensatz zu 2018 gab es im heurigen Jahr aufgrund der nur kurz währenden Infektionsphase
auch in unbehandelten Anlagenteilen zunächst kaum einen markanten Befall.
Die Befallsklassen wurden wie folgt eingeteilt:
Befallsklasse 1         keine Befallsstellen
Befallsklasse 2         einzelne Befallsstellen in der Anlage
Befallsklasse 3         > 10 % der Bäume mit Befallsstellen
Befallsklasse 4         jeder Baum mit einzelnen Befallsstellen
Befallsklasse 5         jeder Baum mit mehreren Befallsstellen
In die Bewertung flossen nur Bäume ein, die Blüten hatten. Alternierende Bäume ohne Blüte wurden
nicht mitgezählt. Die Auswertung erfolgte Ende Juni 2019.
Die Behandlungen und Befallsbewertungen der einzelnen Anlagenteile zeigt Tab. 6.
Tab. 6: Übersicht über die Varianten und die resultierenden Befallsstärken.
                                                                 Pflanzenstärkung
                                                 Vacc./MycoSin

                                                                                                                      Befallsklasse 1

                                                                                                                                          Befallsklasse 2

                                                                                                                                                            Befallsklasse 3

                                                                                                                                                                              Befallsklasse 4

                                                                                                                                                                                                Befallsklasse 5
                  Anlage/ Sorte

                                                                                                        unbehandelt
                                  Apfel/Birne/
  Betrieb

                                                                                              Strepto
                                  Quitte

                                                                                    LMA

   1        Elstar                   A                              x                                                    x
   1        Topaz                    A                              x                                                                                        x
   1        Wellant                  A                                              x                                                                       25%
   1        Wellant                  A                                                                    x                                                 25%
   2        R                        A                                              x                                                   5-10 %
   3        L                        A             x                                                                     x
   3        P                        A             x                                                                     x
   4        G Elstar                 A                                              x                                                      x
   5        R                        A                                                                    x                                A

                                                                                          8
6    div. Apfel        A       x                                          x
   6    Wellant           A       x                                                           x
   7    ältere Bäume      A       x                                 x
   7    junge Topaz       A       x                                                 10%
   8    div. Apfel        A                                 x                x
   8    Wellant           A                                 x                                 x        x
   9    F/Gala            A       x                                         x
   9    K                 A                                 x               x
                                                                            x
  11    div. Apfel        A       x
                                                                          (2 %)
                                                                            x
  11    div. Apfel        A                                 x
                                                                          (2 %)
   5    R                ABQ      x                                AB       Q
   1    Erl./ Subire      B                            x                    x
   1    Esch./ Subire     B              x     x                                     x
   2    F/ Subire         B                            x                  5-10 %
        R/
   2                      B                            x                  5-10 %
        Subire
   3    L/ Subire         B                            x                     x
   3    P/ Subire         B                            x                     x
   6                      B       x                                          x
  10    3 Anlagen         B       x                    x            x        x
  10    1 Anlage          Q       x                                          x

Die Befallsstärken variierten auch bei gleichen Behandlungen stark. Das kann unter anderem fol-
gende Gründe haben:
     Unterschiedlicher Befallsdruck in der Anlage
     Unterschiedliche Anfälligkeit der Art/Sorte
     Unterschiedliche Anwendungstermine und Häufigkeiten

Apfel
Die Befallsstärke in Abhängigkeit von der Behandlung bei Apfel zeigt Fehler! Verweisquelle konnte
nicht gefunden werden..
Bei Apfelanlagen sind nur in den Varianten MycoSin/Vacciplant bzw. Pflanzenstärkung befallsfreie
Parzellen aufgetreten. Mit insgesamt 12 Parzellen wurden die beiden MycoSin-Laminarin-Varianten
recht häufig verwendet, so dass das Ergebnis doch eine gewisse Aussagekraft hat. Dennoch gab es
auch eine Parzelle, die mit der Behandlung MycoSin/Vacciplant an jedem Baum Befall zeigte. Aller-
dings handelte es sich hierbei um die Sorte „Wellant“.
In den mit LMA behandelten drei Parzellen lag der Befall max. bei Befallsklasse 3 („>10 % bef.
Bäume“), was allerdings ein recht starker Befall ist.
Die Befallsklasse 5 („jeder Baum mehrere“) trat nur bei einer unbehandelten Parzelle auf. Umgekehrt
gesagt, gab es, wie bereits 2018, keine Parzelle mit der höchsten Befallsklasse in Parzellen mit einer
direkten Bekämpfung – egal mit welchem Mittel.
Wie stark die Sortenanfälligkeit hineinspielt, zeigte eben diese Apfelsorte „Wellant“, die an allen drei
Versuchsstandorten unabhängig von der Behandlung über 10 % befallene Bäume aufwies. Ähnlich
verhielt es sich auch im Vorjahr.

                                                   9
Tab. 7: Häufigkeit der Befallsklassen in Zusammenhang mit den Varianten bei Apfel
 Apfel                                         Häufigkeit Befallsklassen
                                 Befalls-   Befalls-  Befalls-     Befalls- Befalls-      gesamt
 Befallene Blütenbüschel         klasse 1 klasse 2 klasse 3 klasse 4 klasse 5
 Vacciplant/MycoSin                  4         4           1           1                    10
 Pflanzenstärkung                    1                     1                                2
 LMA                                           2           1                                3
 unbehandelt                                   4           1           1       1            7

 Vacciplant/MycoSin               40 %       40 %        10 %       10 %
 Pflanzenstärkung                 50 %                   50 %
 LMA                                         67 %        33 %
 unbehandelt                                 57 %        14 %       14 %       14 %

Birne
Die Befallsstärke in Abhängigkeit von der Behandlung bei Birne zeigt Tab. 8.
Die einheitlichste Wirkung zeigte die Behandlung mit Streptomycin. Alle fünf behandelten Parzellen
wiesen nur einzelne Befallsstellen auf.
Dass überhaupt Befallsstellen gefunden wurden, dürfte folgende Gründe haben:
    In zwei Parzellen hätte die erste Behandlung einen Tag früher hätte erfolgen müssen
    Bei diesen Parzellen wurde weiters auf eine angezeigte zweite Behandlung verzichtet
    Die meisten Parzellen sind mit der hochanfälligen Birnensorte „Subire“ bepflanzt
    Die Sorte „Subire“ macht sehr hohe Bäume, die nicht immer bis oben mit dem Pflanzen-
       schutzmittel erreicht werden
LMA wurde nur in einer Anlage eingesetzt. Hier lag der Befall mit Befallsklasse 3 relativ hoch.
Bei den drei Parzellen mit Vacciplant/MycoSin-Behandlung lag der Befall maximal bei Befallsklasse 2
(„einzelne“).
Tab. 8: Häufigkeit der Befallsklassen in Zusammenhang mit den Varianten bei Birne
 Birne/Quitte                                  Häufigkeit Befallsklassen
                                 Befalls-   Befalls-  Befalls-     Befalls- Befalls-      gesamt
 Befallene Blütenbüschel         klasse 1 klasse 2 klasse 3 klasse 4 klasse 5
 Vacciplant/MycoSin                  1         2                                            3
 LMA                                                       1                                1
 Strepto                                       5                                            5
 Vacciplant/Strepto                  1         1                                            2

 Vacciplant/MycoSin               33 %       67 %
 LMA                                                    100 %
 Strepto                                     100 %
 Vacciplant/Strepto               50 %        50 %

Fazit
Wie im Vorjahr gab es bei Parzellen, die mit einer der drei Varianten ohne Streptomycin behandelt
wurden, keine Parzelle in Befallsklasse 5 („jeder Baum mit mehreren Befallsstellen“). Nur eine solche
Parzelle lag in Befallsklasse 4. Der Rest zeigte noch weniger Befall.
Allerdings war das Jahr 2019 ein deutlich schwächeres Feuerbrandjahr als das Jahr 2018.
Es scheint, dass die in Deutschland und vor allem in der Steiermark getesteten Varianten mit MycoSin-
Laminarin bzw. mit LMA auch unter normalen Praxisbedingungen vor katastrophalen Befällen schüt-
zen können. Dabei könnte die MycoSin-Laminarin-Varianten tendenziell das größere Potenzial haben,

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da hier auch befallsfreie Anlagen auftraten, bei LMA nicht. Obwohl diese Aussage auf einer geringen
Stichprobenanzahl beruht.
Die starke Schwankungsbreite zeigt aber auch, dass evtl. in extremen Feuerbrandjahren in manchen
Anlagen die Wirkung zu schwach sein könnte. Die stabilste Wirkung zeigt nach wie vor Streptomycin,
das aber voraussichtlich ab 2021 auch nicht mehr per Notfallzulassung verfügbar sein wird.

Feuerbrandbeihilfe des Landes Vorarlberg
Die Landesregierung gewährt betroffenen Erwerbsobstbauern Beihilfen für Ausschnitt, Rodung und
Nachpflanzung von mittel bis sehr stark befallenen Anlagen. Bei Rodung und Nachpflanzung deckt die
Beihilfe in etwa 50 % der gesamten Kosten ab (ab einer betroffenen Baumanzahl von 30 Stück).
Die von Beihilfeanträgen betroffenen Flächen 2018 zeigt Tab. 9.
Tab. 9: Erwerbsobstbauflächen mit Feuerbrandbefall und Beihilfeantrag 2018
                              Ausschnitt, mittelstarker Befall*      8.762 m²
                              Ausschnitt, starker Befall*            3.046 m²
                              Ausschnitt, sehr starker Befall*       8.640 m²
                              Rodung ohne Nachpflanzung              5.700 m²
                              Rodung mit Nachpflanzung               4.843 m²
* Befallsgrade: mittel (15- 30 % der Bäume befallen), stark (mind. 30-60 % der Bäume befallen, einzelne Blü-
tenbüschel pro Baum befallen), sehr stark (mind. 30-60 % der Bäume befallen, zahlreiche Blütenbüschel pro
Baum befallen)

Problematik Alternativmittelzulassungen
Einerseits ist der Einsatz von Streptomycin sehr umstritten und vermutlich nach Ende der feuerbrand-
Strategie Ende 2020 nicht mehr möglich, andererseits gibt es bei der regulären Zulassung von bewähr-
ten Versuchsmitteln keine Fortschritte. Hoffnungsträger für eine Zeit ohne Streptomycin als Notfall-
mittel sind das Pflanzenschutzmittel LMA (Wirkstoff: Kaliumalaun) und die Strategie aus MycoSin (Alu-
miniumsulfat) und Vacciplant (Algenextrakt mit Laminarin). Für den wirksamsten Alternativwirkstoff
Polyhexamethylen-Biguanidin-Hydrochlorid (Produktname: „Antinfek“) besteht praktisch keine Hoff-
nung auf eine Zulassung, da die Herstellerfirma kein Interesse hat.
Für LMA ist bereits vor Jahren von der Firma Chevita in Deutschland ein Zulassungsantrag gestellt wor-
den. Laufend werden jedoch von der Zulassungsstelle neue Informationen nachgefordert, so dass eine
abschließende Bewertung noch immer nicht erfolgt ist und es Überlegungen seitens Chevita gibt, den
Zulassungsantrag aus Kostengründen zurückzuziehen.
Im Jahr 2018 wurde seitens des Herstellers für LMA erstmals seit einigen Jahren in Österreich keine
Notfallzulassung nach Artikel 53 mehr beantragt. Gründe sind anscheinend die hohen Kosten durch
die Rücknahme unverbrauchter Ware nach den 120 Tagen der Zulassung und der jährlich wechselnden
Zulassungsnummer, die in jedem Jahr einen Etikettenwechsel der Lagerware nötig macht. Auch müs-
sen bei Notfallzulassungen nun auch alle Bundesländer abgefragt werden.
MycoSin ist ein Gesteinsmehl mit dem überwiegenden Inhaltsstoff Aluminiumsulfat. Aluminiumsulfat
ist auf der EU-Wirkstoffliste als Pflanzenschutzmittelwirkstoff eingestuft und erlaubt. MycoSin war bis
September 2019 aber ein Pflanzenhilfsmittel lt. Düngemittelrecht. Diese Einstufung wurde nun zurück-
genommen, sodass MycoSin derzeit nicht verkauft und angewendet werden darf. Eine Zulassung als
Pflanzenschutzmittel (wie in der Schweiz), dürfte aber an den hohen EU-Zulassungskosten scheitern.
Vacciplant ist ein Algenextrakt mit dem Wirkstoff Laminarin, welcher die Pflanzen dazu bringt, Abwehr-
stoffe gg. Krankheitsbefall zu bilden. Der Wirkstoff wurde kürzlich in der EU verlängert. Es gibt Zulas-
sungen in anderen Ländern der EU, auch an Apfel. Eine Zulassung in Österreich wird von der Firma
Arysta angedacht. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Wegen des Wegfalls von Mycosin ist
diese Variante derzeit ohne rechtliche Grundlage.

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Will man auch nach Ende der Streptomycin-Strategie eine wirkungsvolle Feuerbrand-Bekämpfung er-
reichen, müssen bis dahin wirksame Alternativen regulär einsetzbar sein. Hier sind alle beteiligten In-
stitutionen gefordert, nach einer Lösung zu suchen.

Bekämpfungsstrategien in Vorarlberg
Zur Bekämpfung des Feuerbrandes werden mehrere Wege beschritten.
Für die Wirtspflanzen Cotoneaster und Crataegus gibt es seit Jahren ein gesetzliches Verbringungs-
und Auspflanzverbot. Weiters besteht eine gesetzliche Meldepflicht für Verdachtsfälle. Allerdings
wurde durch ein neues Landesgesetz ab 2008 die allgemeine Meldepflicht für Pflanzenkrankheiten,
also auch den Feuerbrand, neu geregelt. War früher jeder Bürger, der verdächtige Symptome beo-
bachtete, zur Meldung verpflichtet, so sind nun nur mehr der Eigentümer und sonstige Verfügungsbe-
rechtigte von Grundstücken, Baulichkeiten und Transportmitteln, auf oder in denen sich Pflanzen,
Pflanzenerzeugnisse oder andere Gegenstände, die als Überträger von Schadorganismen in Betracht
kommen, befinden, verpflichtet, Krankheiten oder Verdachtsfälle zu melden.
Betroffene Gemeinden benennen einen Feuerbrand-Beauftragten, für den es jährliche Schulungen
durch die Landwirtschaftskammer gibt. Diese Beauftragten sind aufgefordert, jährlich - je nach Befalls-
stärke - 1-2 komplette Kontrollgänge durch das Gemeindegebiet zu machen.
Nach dem extremen Jahr 2007 wurde seitens des Landes die Bekämpfungsstrategie umgestellt. Man
rückte von der Maxime ab, den Feuerbrand durch vollständiges Entfernen der Infektionsherde ausrot-
ten zu wollen, da dieses Ziel in der gegenwärtigen Situation mit vertretbaren Mitteln nicht mehr er-
reichbar erscheint. Stattdessen war mehr Augenmerk auf die Erhaltung befallener Bäume durch Aus-
schnittmaßnahmen zu legen, wozu auch die Besitzer selbst herangezogen werden konnten. Zu roden
waren nur mehr befallene Zierpflanzen oder wirklich stark befallene Obstbäume. Ausnahme: Im Um-
kreis von Kernobstbau-Ertragsanlagen war auch weiterhin – gemäß der Praxis der Vorjahre – streng
auszuschneiden und notfalls zu roden.
Aufgrund des fast flächigen Auftretens des Feuerbrandes im Jahr 2007 konnten keine befallsfreien Ge-
meinden unterhalb von 1.400 m benannt werden. Somit entfiel 2008 auch die Bienenwanderverord-
nung, die Wanderungen von Befallsgemeinden in befallsfreie Gemeinden unter 1.400 m in den Vor-
jahren reglementierte. Nachdem nun aber sichtbar wurde, dass es inzwischen wieder befallsfreie Ge-
biete gibt und angesichts der immer schwierigeren Zulassungssituation für wirksame Mittel (inkl. Al-
ternativmittel) sollte über eine Wiedereinführung der Bienenwanderverordnungen nachgedacht wer-
den.
Im Rahmen des Interreg IV-Projektes „Gemeinsam gegen Feuerbrand“ wurden in Vorarlberg zwischen
2007 und 2011 zahlreiche Versuche zur Entwicklung und Bekämpfung des Feuerbrandes gemacht.
In Praxisversuchen kamen 2019 Mycosin plus Vacciplant und LMA zur Anwendung. Eine deutliche Wir-
kung konnte bei den großen Unterschieden auch in unbehandelten Anlagen nicht bewiesen werden.
Es zeigt sich jedoch eine positive Tendenz.

Jährliche Hochstamm-Nachpflanzaktion
Im März 2019 wurden von den 271 gerodeten Hochstämmen 135 wieder nachgepflanzt. Das entspricht
einer Nachpflanzquote von knapp 50 %. Diese niedrige Quote erklärt sich wohl durch die im Vorjahr
durchgeführte Aktion „1.000 Bäume fürs Ländle“, ober die knapp 4.000 Obstgehölze gefördert ausge-
liefert und gepflanzt wurden. Die Finanzierung der Aktion erfolgte durch das Land Vorarlberg, die or-
ganisatorische Abwicklung durch die Landwirtschaftskammer.

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30.10.2019
DI (FH) Ulrich Höfert
LK Vorarlberg

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