EXPERTENTREFF FACHVORTRAG: NICHT-ORGANISCHE SCHLAFSTÖRUNGEN - REGINE BRENEISE (M. SC. PSYCHOLOGIN) WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITERIN
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EXPERTENTREFF FACHVORTRAG: NICHT-ORGANISCHE SCHLAFSTÖRUNGEN REGINE BRENEISE (M. SC. PSYCHOLOGIN) WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITERIN 11.04.2019 Seite 11.04.2019 1 1 Seite
UNSERE 3 UNTERNEHMENSBEREICHE SRH Holding Stiftung des bürgerlichen Rechts SRH Bildung GmbH SRH Kliniken GmbH 10 Krankenhäuser 19 Berufl. Reha-Zentren 4 Schulen 6 Rehakliniken 22 Fachschulen 28 MVZ 25.000 Schüler/Teilnehmer 960.000 Patienten 11.04.2019 Seite 3 Seite 11.04.2019 3 3 Seite
- Bildung und Förderung in der Kindheit, B. A. - Ernährungstherapie und -beratung, B. Sc. - Ergotherapie, B. Sc. - Gesundheitspsychologie, B. Sc. - Psychologie, B. Sc. DIE SRH HOCHSCHULEN - Medizinpädagogik, B. A. - Physiotherapie, B. Sc. - Soziale Arbeit, B. A. - Neurorehabilitation, M. Sc. - Psychische Gesundheit und Psychotherapie, M. Sc. - Arbeits- und Organisationspsychologie, M. Sc. - Medizinpädagogik, M. A. - Gesundheits-und Sozialmanagement, M. A. *in Akkreditierung SRH Hochschule der SRH Hochschule für SRH Hochschule Berlin design akademie berlin Gesundheit, Gera SRH Hochschule Hamm populären Künste, Berlin 850 Studenten 317 Studenten 600 Studenten 1.154 Studenten 505 Studenten SRH Hochschule SRH Hochschule SRH Mobile University, EBS Universität, Wiesbaden, Universidad Paraguyao Heidelberg Heidelberg – Campus Calw Riedlingen Oestrich-Winkel Alemana, Asunción 3.387 Studenten 187 Studenten 3.928 Studenten 1.431 Studenten 250 Studenten 11.04.2019 Seite 11.04.2019 4 4 Seite [Quelle: SRH GB 2017]
ABLAUF | Einführung und Epidemiologie | Klassifikation von Schlafstörungen | Therapeutisches Vorgehen 11.04.2019 Seite 5 Seite 11.04.2019 5 5 Seite
FUNKTION DES SCHLAFES Vermutung Schlaf dient zur Entgiftung (Nedergaard et al., 2013): unseres Gehirns https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56243/Schlaf-entgiftet-das-Gehirn 11.04.2019 Seite 7 Seite 11.04.2019 7 7 Seite
FUNKTION DES SCHLAFS | Metabolische Erholung (Stoffwechselsystem erholt sich) | Hirnreifung, Ausbildung neuronaler Regelkreise -> Kinder: Langzeitgedächtnis -> Faktenwissen, Erlenen von Sprache und Belohnung, Kinder und Jugendliche: Beeinflussung der kognitiven Leistungsfähigkeit | Informationsverarbeitung, Gedächtniskonsolidierung | Regulation des Immunsystems | Entmüdung 11.04.2019 Seite 8 Seite 11.04.2019 8 8 Seite
NÄCHTLICHE FEHLHANDLUNGEN UND FOLGEN Tschernobyl, 1986 Exxon Valdez, 1989 Bhopal, 1984 Müdigkeit und Einschlafen am Steuer als Unfallursache 11.04.2019 Seite 11.04.2019 9 9 Seite 9
DER WELTREKORD IM SCHLAFENTZUG Offiziell hält der Amerikaner Randy Gardner mit 264 Stunden den Weltrekord im Schlafentzug (Jahr: 1964). Die erste Erholungsnacht betrug etwa 14 Stunden. Seit 1990 werden aufgrund möglicher gesundheitlicher Folgen für die Kategorie Schlafentzug keine Rekorde mehr aufgezeichnet. 11.04.2019 Seite 11.04.2019 10 10 Seite 10
SITUATION IN DEUTSCHLAND Nach der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (Heft 27, 10/15) … leiden ca. 25% der Erwachsenen an Schlafstörungen … etwa 10% erleben ihren Schlaf als nicht erholsam … beträgt die optimale Dauer für erholsamen Schlaf 7 Stunden und 14 Minuten 11.04.2019 Seite 11.04.2019 11 11 Seite 11
DAK-GESUNDHEITSREPORT 11.04.2019 Seite 11.04.2019 12 12 Seite 12
DAK-GESUNDHEITSREPORT 2010 11.04.2019 Seite 11.04.2019 13 13 Seite 13
11.04.2019 Seite 14 Seite 11.04.2019 14 14 Seite
JUGENDLICHE UND JUNGE ERWACHSENE | Datenerhebung Kaufmännische Krankenkassen (KKH, 2018): Zahl der nicht organische bedingten Schlafstörungen hat sich bei 15- bis 19-Jährigen (n = 100.000) von 2006 bis 2016 mehr als verdoppelt (+ 89 %) Gründe? Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin: Blaulicht verhindert Ausschüttung des „Schlafhormons“ Melatonin 11.04.2019 Seite 15 Seite 11.04.2019 15 15 Seite
ARBEIT UND SCHLAFSTÖRUNGEN | Ca. 12 % der Erwerbstätigen in DE -> Schichtarbeit: Nachtschicht oder Wechselschicht besonders von Schlafstörungen betroffen -> Anpassungsdauer unterschiedlich von Wissenschaftlern eingeschätzt: Drei Jahre oder nie? DGSM, 2011) ( | Arbeitsunfälle | Nachtschicht: ungünstig wöchentlich wechselnde Schichten, besser Nachdienste von nur ein bis drei Tage | 31 % von 456 langjährigen Berufspendlern -> Erholung sei beeinträchtigt -> 34,5 % soziales Leben gestört(Moog und Pöllmann, 1997) | Zusammenhänge zwischen kurzer Schlafdauer und gestörter Nahrungsaufnahme, Diabetes mellitus, Adipositas, Bluthochdruck oder koronarer Herzerkrankung (Schlafer, Wenzel & Högl, 2014) | Sicherheit und Zufriedenheit im Job besserer Schlaf ((Meyer, 2007) 11.04.2019 Seite 16 Seite 11.04.2019 16 16 Seite
Was kennen Sie von Betroffenen? "Stellen Sie sich vor, Sie hätten die letzte Nacht –aus irgendeinem Grund- schlecht geschlafen. Sie haben sich heute durch den Tag geschleppt, es ist Abend geworden und Sie gehen mit der Erwartung ins Bett, den verloren gegangenen Schlaf nachzuholen. Obwohl sie sich todmüde fühlen, können Sie aber auch in dieser Nacht erst nach längerer Zeit einschlafen und werden zudem nachts immer wieder wach. Sie haben das Gefühl, den Großteil der Nacht bestenfalls im Halbschlaf zu verbringen. Den ganzen nächsten Tag über fühlen sie sich gerädert, kaputt, zerschlagen und bedrückt. Gegen Abend fangen Sie an zu überlegen: "Wie wird die kommende Nacht?" Vorsichtshalber gehen Sie allen Anstrengungen aus dem Weg, um sich heute auf jeden Fall eher ins Bett zu legen. Einem Freund, der Sie Abends noch einladen will, sagen Sie mit der Begründung ab, dass Sie viel zu müde seien. Dann kommt die Nacht. Sie können gut einschlafen, aber bereits nach drei Stunden sind Sie wieder wach und merken, es ist erst 1 Uhr. Sie sind nicht nur hellwach, sondern denken mit Schrecken an den bevorstehenden Tag: "Es ist schon wieder so weit!" "Was ist denn mit mir los?" "Wie soll ich morgen in der Arbeit funktionieren?" 11.04.2019 Seite 17 Seite 11.04.2019 17 17 Seite
ERSCHEINUNGSBILD | quälende Wachphasen Nachts | beeinträchtigte Vigilanz am Tag | Konzentrationsschwierigkeiten, eingeschränkte Leistungsfähigkeit -> Flüchtigkeitsfehler, Unfälle | Vergesslichkeit | Erschwertes Denkvermögen | zunehmende Beeinträchtigung der Lebensqualität am Tag | Gefühl, nicht ernst genommen zu werden | Gefühl des zunehmenden Kontrollverlusts | Warnsignale des Körpers: Kopfschmerzen, nächtliches Schwitzen, Zähneknirschen, müde Augen und Muskelverspannung bis hin zu starken muskulären Schmerzen 11.04.2019 Seite 18 Seite 11.04.2019 18 18 Seite
DAK-GESUNDHEITSREPORT 2010 Frage nach der Art der Schlafstörungen der 1.476 Befragten, die in den zurückliegenden drei Monaten „manchmal“ oder „häufig“ Schlafprobleme hatten 11.04.2019 Seite 11.04.2019 19 19 Seite 19
DAK-GESUNDHEITSREPORT 2010 Beeinträchtigungen der Tagesbefindlichkeit und Leistungsfähigkeit 11.04.2019 Seite 11.04.2019 20 20 Seite 20
ERSCHEINUNGSBILD Langlebigkeit von Schlafstörungen | 2/3 der Patienten berichten Probleme länger als ein Jahr | 1/3 länger als 5 Jahre | …es können bis zu 12-14 Jahren vergehen, eher ein ausgebildeter Arzt/Therapeut sich der Störung annimmt (dürftige Versorgungslage) bis dahin: Schlaftees, Phytotherapeutika, Wechsel des Schlafraumes, Anschaffung eines neuen Bettes/Matratze, Überprüfung von Wasseradern, Elektrosmog, Ernährungsumstellung, exzessiver Sport, Entspannungsverfahren, Hypnose, Akupunktur, Homöopathie… scheitern an: fehlender Diagnostische Abklärung, fehlende therapeutische Kontrolle 11.04.2019 Seite 21 Seite 11.04.2019 21 21 Seite
KOSTEN USA, jährlich | 2 Billionen Dollar durch ärztliche Inanspruchnahme | 14 Billionen Folgekosten: erhöhte Inanspruchnahme ärztlicher Dienste, Fehlzeiten, Unfälle, Berentungen 11.04.2019 Seite 22 Seite 11.04.2019 22 22 Seite
KLASSIFIKATION VON SCHLAFSTÖRUNGEN 11.04.2019 Seite 11.04.2019 23 23 Seite 23
DIAGNOSTIK | reine Schlafstörung = primäre Schlafstörung | Schlafstörung in Folge einer psychischen, neurologischen oder körperlichen Grunderkrankung = sekundäre Schlafstörung sekundäre Schlafstörung: z.B. chronische Schmerzen, Kopfschmerzsyndrome, Fatigue-Syndrom, Tinnitus, Parkinson, Schlaganfall Psychiatrische Erkrankungen: Depressionen, manisch-depressive Erkrankungen, Schizophrenie, generalisierte Angststörungen, Phobien, Substanzabhängigkeit, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Demenz, Essstörung 11.04.2019 Seite 24 Seite 11.04.2019 24 24 Seite
NICHT-ORGANISCHE SCHLAFSTÖRUNGEN | Dyssomnien = Störung von Dauer, Qualität oder Zeitpunkt des Schlafs aufgrund emotionaler Ursachen Nicht-organische Insomnie (F51.0) Nicht-organische Hypersomnie (F51.1) Nicht-organische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus (F51.2) | Parasomnien = abnorme Episoden, die während des Schlafs auftreten Schlafwandeln (F51.3) Pavor nocturnus (F51.4) Albträume (F51.5) (WHO, 2005) 11.04.2019 Seite 11.04.2019 25 25 Seite 25
NICHT-ORGANISCHE SCHLAFSTÖRUNGEN Nicht-organische Insomnie (F51.0) A. Klagen über Einschlafstörung, Durchschlafstörung oder eine schlechte Schlafqualität ohne erfrischende Wirkung B. Mindestens 3/Woche, mindestens 1 Monat C. Deutlicher Leidensdruck oder wirken sich störend auf die alltägliche Funktionsfähigkeit aus D. Verursachende organische Faktoren fehlen 11.04.2019 Seite 11.04.2019 26 26 Seite 26
NICHT-ORGANISCHE SCHLAFSTÖRUNGEN Nichtorganische Hypersomnie F51.1, ICD 10 A. Klagen über übermäßige Schlafneigung während des Tages oder Schlafanfälle oder einen verlängerten Übergang zum vollen Wachzustand, die nicht über inadäquate Schlafdauer erklärbar sind. B. Fast täglich , mindestens 1 Monat oder wiederkehrend in kürzerer Dauer und verursacht deutlichen Leidensdruck oder wirken sich störend auf die alltägliche Funktionsfähigkeit aus C. Fehlen von zusätzlichen Symptomen einer Narkolepsie D. Verursachende organische Faktoren fehlen 11.04.2019 Seite 11.04.2019 27 27 Seite 27
NICHT-ORGANISCHE SCHLAFSTÖRUNGEN Nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhytmus F51.2, ICD 10 A. Das Schlaf-Wach-Muster ist nicht synchron mit dem gewünschten Schlaf- Wach-Rhythmus, der durch die gesellschaftlichen Anforderungen bestimmt ist und von den meisten Menschen in der Umgebung geteilt wird B. Als Folge erleben die Betroffenen Schlaflosigkeit während der Hauptschlafperiode oder Hypersomnie während der Wachperiode, fast täglich, mind. 1 Monat oder wiederholt während kürzerer Zeiträume C. Unbefriedigende Dauer, Qualität und Zeitpunkt des Schlafes verursachen deutlichen Leidensdruck oder wirken sich störend auf die alltägliche Funktionsfähigkeit aus D. Verursachende organische Faktoren fehlen 11.04.2019 Seite 11.04.2019 28 28 Seite 28
NICHT-ORGANISCHE SCHLAFSTÖRUNGEN Schlafwandeln (Somnambulismus) F51.3, ICD 10 A. Wiederholte Episoden, in denen Betroffene das Bett während des Schlafes verlassen und mehrere Minuten bis zu einer halben Stunde umher gehen, meist während des ersten Drittel des Nachtschlafs B. Meist leeren, starren Gesichtsausdruck, reagieren verhältnismäßig wenig auf Bemühung anderer den Zustand zu beeinflussen und sind nur mit Schwierigkeiten aufzuwecken C. Amnesie für die Episode D. Innerhalb weniger Minuten nach dem Aufwachen besteht keine Beeinträchtigung der geistigen Aktivität, kurze Phase der Verwirrtheit E. Fehlende Belege für organische psychische Störung wie Demenz oder körperliche Störung wie Epilepsie 11.04.2019 Seite 11.04.2019 29 29 Seite 29
NICHT-ORGANISCHE SCHLAFSTÖRUNGEN Pavor nocturnus F51.4, ICD 10 (WHO, 2005) A. Wiederholte Episoden von Erwachen aus Schlaf mit Panikschrei, heftiger Angst, Körperbewegungen und vegetativer Übererregbarkeit B. Hauptsächlich während ersten Drittel des Schlafs C. Dauer weniger als 10 Minuten D. Wenn Personen versuchen, auf Patienten während der Episode beruhigend einzuwirken, reagieren die Betroffenen hierauf nicht, es folgt Desorientiertheit und perseverierende Bewegungen E. Die Erinnerung an das Geschehen ist begrenzt. F. Fehlende Belege für organische psychische Störung, Störung durch Einnahme psychotroper Substanzen 11.04.2019 Seite 11.04.2019 30 30 Seite 30
NICHT-ORGANISCHE SCHLAFSTÖRUNGEN Albträume F51.5, ICD 10 (WHO, 2005) A. Aufwachen aus dem Nachtschlaf oder Nachmittagsschlaf mit detaillierter und lebhafter Erinnerung an heftige Angstträume, die meistens eine Bedrohung des eigenen Lebens, der Sicherheit oder des Selbstwertgefühls beinhalten. B. Nach Aufwachen sind die Betroffenen rasch orientiert und wach C. Das Traumerleben selbst und die Störung des Schlafs, die durch das Aufwachen zusammen mit den Episoden resultiert, verursachen bei den Betroffenen einen deutlichen Leidensdruck. D. Fehlende Belege für organische psychische Störung, Störung durch Einnahme psychotroper Substanzen 11.04.2019 Seite 11.04.2019 31 31 Seite 31
HÄUFIGE ORGANISCHE SCHLAFSTÖRUNGEN | Kleine-Levin-Syndrom (G47.8): periodisch erhöhtes Schlafbedürfnis (bis 20h) | Nicht-psychogene Störung mit exzessivem Schlaf (Narkolepsie, G47.4): exzessive Tagesschläfrigkeit | Schlafapnoe (G47.3): Verminderung des Atemflusses oder Atemaussetzer während der Nacht | Restless-legs-Syndrom (G25.8): Gefühlsstörungen und Bewegungsdrang in den Beinen, Füßen und weniger häufig in den Armen 11.04.2019 Seite 11.04.2019 32 32 Seite 32
ENTSTEHUNG UND AUFRECHTERHALTUNG 11.04.2019 Seite 11.04.2019 33 33 Seite 33
WAS WIR WISSEN… Problem Nr. 1 | Patienten leiden unter deutlichen Fehlwahrnehmungen bzgl. ihres Schlafverhaltens | Pat berichtet über 1-3 Stunden Schlaf, Schlafprotokoll/Schlaflabor zeigt andere Befunde Schlafparameter Schätzung Polysomnografie Gesamtschlafdauer 240 Minuten 390 Minuten Einschlafdauer 75 Minuten 20 Minuten Nächtliche Wachdauer 45 Minuten 4 Minuten Aufwachhäufigkeit 2 Mal 8 Mal 11.04.2019 Seite 34 Seite 11.04.2019 34 34 Seite
SCHLAFLOSIGKEIT – VIELLEICHT NUR EIN TRAUM? Feige, Bernd, et al. "Insomnia—perchance a Dream? Results From a NREM/REM Sleep Awakening Study in Good Sleepers and Patients With Insomnia". Sleep, 41.5 (2018) | Diskrepanz zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiver Messung der Schlafdauer | 27 Probanden mit schweren Schlafstörungen und 27 gesunde Schläfer im Schlaflabor | Nach Gewöhnung an Umgebung, wurden die Probanden in ihrer REM- Phase von einem Signalton geweckt und sollten einen Knopf drücken | 1. Frage: „Haben Sie gerade geschlafen oder waren Sie wach?“ | Ergebnis: Jeder 6. Proband mit Schlafproblemen -> wach gelegen, quälende Gedanken über Schlafprobleme, gesunde -> fast nie wach | "Offensichtlich bauen manche Menschen die Sorge vor einer Schlafstörung in ihre Träume ein. Sie träumen also nur von einer Schlafstörung" 11.04.2019 Seite 35 Seite 11.04.2019 35 35 Seite
SCHLAFLOSIGKEIT – VIELLEICHT NUR EIN TRAUM? Feige, Bernd, et al. "Insomnia—perchance a Dream? Results From a NREM/REM Sleep Awakening Study in Good Sleepers and Patients With Insomnia". Sleep, 41.5 (2018) | "Ganz wichtig ist: Für die Belastung der Patienten macht es keinen Unterschied, ob die Schlafstörung objektiv messbar oder nur im Traum vorhanden ist. Aber die Erkenntnis gibt uns wertvolle Hinweise zur Behandlung der Schlafstörung", sagt Studienleiter Professor Dieter Riemann, Sprecher des Schlafmedizinischen Zentrums am Universitätsklinikum Freiburg | Traumtherapien (z.B. IRT = Imagery Rehearsal Therapy), Medikamente -> Stärkung der Traumphasen 11.04.2019 Seite 36 Seite 11.04.2019 36 36 Seite
WAS WIR WISSEN… 11.04.2019 Seite 37 Seite 11.04.2019 37 37 Seite
WAS WIR WISSEN… Tägliche Funktionsfähigkeit (Problem 2 & 3) | chronische Insomnie führt zu Schwierigkeiten bei überdauernder Aufgaben, aber nicht bei "Auf-den Punkt"-Aufgaben beeinträchtigt sind daher: Motivation & Antrieb ("muss mich aufraffen"), psychische Stabilität, korrekte Selbstwahrnehmung bezgl. Leistungsfähigkeit weiteres Problem: Bedürfnis nach Schlaf verdrängt andere Bedürfnisse (z.B. soziale Kontakte) 11.04.2019 Seite 38 Seite 11.04.2019 38 38 Seite
ENTSTEHUNG & AUFRECHTERHALTUNG Auslösende Faktoren: belastendes Lebensereignis als konkreter Störungsbeginn (Umzug, Wohnungswechsel, Geburt der Kinder, Trennung, Pflege von Angehörigen, Arbeitsbelastungen, Krankheit, körperliche Probleme…) + …trifft auf besondere Art mit Problemen umzugehen: verstärktes Grübeln, können nicht abschalten, "fressen Probleme in sich hinein" ..Erhöhung des psychophysiologischen Erregungsniveaus 11.04.2019 Seite 39 Seite 11.04.2019 39 39 Seite
ENTSTEHUNG & AUFRECHTERHALTUNG Sorgen über den Schlaf… im Verlauf: | Grübeln über konkrete Probleme verschwindet, Pat. berichten, dass Sie hellwach im Bett liegen | kein Zusammenhang mehr zwischen belastendem Tag und der Nacht – alle Nächte werden als schlecht erlebt. Rolle der Kognitionen: | dysfunktionale Vorstellungen (Schlafmythen): "Wenn ich vor Mitternacht nicht schlafe, verpasse ich den besten Schlaf" | befürchtete Konsequenzen: "Ich werde noch verrückt. Irgendwann drehe ich durch." | vermeintliche Ursachen: Vollmond + ich kann nichts ändern 11.04.2019 Seite 40 Seite 11.04.2019 40 40 Seite
ENTSTEHUNG & AUFRECHTERHALTUNG Fortan… …der Betroffene versucht willentlich einzuschlafen …ist nicht mehr unbefangen, wenn er ins Bett geht …und beginnt seine Aufmerksamkeit selektiv auf schlafbezogene Reize zu lenken. Das Erregungsniveau steigt dauerhaft, Anspannung und Angst konditionieren sich an die unmittelbare Schlafumgebung. …Schlaf wird zum Problem 11.04.2019 Seite 41 Seite 11.04.2019 41 41 Seite
ENTSTEHUNG & AUFRECHTERHALTUNG Konditionierungsprozesse Iwan Pawlow: unser Bett: NS: Futter NS: aversive Gedanken US: Glocke US: Bett UR: Speichelfluss UR: Erregung CS: Glocke CS: Bett CR: Speichelfluss CR: Erregung 11.04.2019 Seite 42 Seite 11.04.2019 42 42 Seite
ENTSTEHUNG & AUFRECHTERHALTUNG 11.04.2019 Seite 43 Seite 11.04.2019 43 43 Seite
ENTSTEHUNG & AUFRECHTERHALTUNG 11.04.2019 Seite 44 Seite 11.04.2019 44 44 Seite
ENTSTEHUNG & AUFRECHTERHALTUNG nun versucht der Patient zu bewältigen: | er versucht, die Situation der Schlaflosigkeit und des Schlafmangels zu vermeiden | Schonverhalten, Mittagsschläfchen, frühes zu Bett gehen, lange im Bett bleiben, Beschäftigung mit dem Thema, Wochenendschlaf | auf den Wecker schauen: prüfen, wieviel Schlaf man schon bekommen hat… was man schon geschafft hat… (Performance anxiety) | bewusste Fokussierung nimmt ab, Erregungszustand bleibt "Ich gehe todmüde zu Bett, aber sobald ich darin liege, bin ich hellwach" Gefühle: Ausgeliefert sein, Kontrollverlust, Lebensthema… 11.04.2019 Seite 45 Seite 11.04.2019 45 45 Seite
VERLAUF Spontanremissionen sind selten… | eher: aus einer leichten oder mittleren Schlafstörung entwickelt sich schnell eine schwere Insomnie. | …vollständige Remission nur bei einem Drittel der Patienten 11.04.2019 Seite 46 Seite 11.04.2019 46 46 Seite
THERAPEUTISCHES VORGEHEN 11.04.2019 Seite 11.04.2019 47 47 Seite 47
PATIENT | glaubt nicht mehr, das noch etwas helfen kann | hohe Erwartungen an momentane Therapie 11.04.2019 Seite 48 Seite 11.04.2019 48 48 Seite
PATIENT | Müdigkeit oder allgemeines Unwohlsein | Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprobleme | Soziale und berufliche Einschränkungen | Stimmungsbeeinträchtigungen oder Irritierbarkeit | Reduktion von Motivation, Antrieb und Initiative | Erhöhte Neigung zu Arbeitsfehlern oder Unfällen im Straßenverkehr | Anspannung, Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden als Folge des Schlafmangels | Sorge über die Schlafstörung Stuck et al. (2013). American Academy of Sleep medicine. 11.04.2019 Seite 49 Seite 11.04.2019 49 49 Seite
ANSATZPUNKTE Dysfunktionale Verhaltensweisen: Mittagsschläfchen, Wecker checken Reduktion der Beanspruchung früh zu Bett… 11.04.2019 Seite 50 Seite 11.04.2019 50 50 Seite
BEHANDLUNGSANSÄTZE Medikamentöse Ansätze (Pflanzliche Mittel, Benzodiazepine, Antidepressiva, Neuroleptika) Nichtmedikamentöse Ansätze Behandlungsverfahren Erklärung - Was ist das? Was zählt dazu? Beratung und Aufklärung Wissensvermittlung rund um das Thema Schlaf, Schlafhygieneregeln (= Regeln zur Förderung eines gesunden Schlafs), Aufbau realistischer Erwartungen in Bezug auf den eigenen Nachtschlaf Entspannungsverfahren ...dienen der Reduktion des physiologischen, kognitiven und emotionalen Erregungsniveaus; z.B.: progressive Muskelrelaxation, autogenes Training, Biofeedback, Yoga, Meditationsverfahren; Schlafrestriktion ...beruht auf dem Prinzip "Weniger ist mehr". Die Schlafquantität wird herabgesetzt und als Folge die Schlafqualität erhöht. Paradoxe Intention ...ist die Konfrontation mit der Angst, nicht einschlafen zu können. Der Patient soll sich bewusst darauf konzentrieren, nicht einzuschlafen. Kognitive Techniken Ziel ist der Abbau von ungünstigen Denkweisen. z.B. Veränderung von Gedanken, Gedankenstopp, Achtsamkeit, (Sorgen-)Tagebuch, Problemlösetraining, Gedanken-Stuhl Lichttherapie Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus durch Lichtexposition. 11.04.2019 Seite 11.04.2019 51 51 Seite 51
MEDIKAMENTÖSE BEHANDLUNG | Die Hälfte der Patienten wird medikamentös behandelt. | Einnahmehäufigkeit: 20-45% Vorteile: schnelle Wirkung Nachteile: ungünstige Attributionen • Pflanzliche Mittel (Baldrian, Melisse, Hopfen, Passionsblume): nur für leichte Schlafstörungen geeignet • Alkohol (ungünstige Selbstmedikation): besseres Einschlafen, Entzug 2. Nachthälfte, Erhöhung der Sympathikusaktivität – Weckeffekte • Benzodiazepine: hang-over-Effekt, weniger Tiefschlaf, Absetzen: Rebound-Effekt …Nicht-medikamentöse Therapien deutlich höhere Akzeptanz 11.04.2019 Seite 52 Seite 11.04.2019 52 52 Seite
BEGINN… 1. Schlafprotokoll führen 11.04.2019 Seite 11.04.2019 53 53 Seite 53
INFORMATION ÜBER SCHLAF 1. Schlafmythen 2. Psychoedukation: Schlafstadien, Schlafarchitektur, notwendige Schlafdauer, Schlafveränderungen im Alter, biologischer Rhythmus 3. Schlafhygieneregeln 4. Stimuluskontrolle 11.04.2019 Seite 11.04.2019 54 54 Seite 54
SCHLAFMYTHEN Mythos Richtigstellung Mehrmaliges Aufwachen gehört zu einem Schlafunterbrechungen zeugen von gesunden Schlaf und ist physiologisch sinnvoll. schlechtem Schlaf. Nach einer "schlechten" Nacht muss der Schlaf Der Körper reguliert einen Schlafverlust durch in der darauffolgenden Nacht nachgeholt die Schlafqualität und nicht durch die werden; d.h. man muss länger schlafen. Schlafquantität. Die Schlafdauer ist individuell sehr unterschiedlich. Es gibt Kurzschläfer, die mit nur 8 Stunden Schlaf sind notwendig, um erholt zu 4-6 Stunden Schlaf pro Nacht auskommen. sein. Auch normale 8-Stunden-Schläfer können häufig ihre Schlafdauer relativ unproblematisch auf 5-6 Stunden verkürzen. Tiefschlaf findet sich nur in der ersten Hälfte der Nacht und macht insgesamt max. 15-20% der Die ganze Nacht muss aus Tiefschlaf bestehen. Nacht aus. 50% der Nacht bestehen aus Leichtschlaf. 11.04.2019 Seite 11.04.2019 55 55 Seite 55
SCHLAFMYTHEN Mythos Richtigstellung Regelmäßiger Schlaf ist wichtig, aber Regelmäßiger nächtlicher Schlaf ist verpasster Schlaf ist unschädlich und hat lebensnotwendig – Schlafstörungen sind tatsächlich nur wenig Konsequenzen für die katastrophal. Leistungsfähigkeit am Tag. Frühes zubettgehen führt i.d.R. zu frühem erwachen. Das erste Drittel des Schlafs mit Der Schlaf vor Mitternacht ist der Beste. seinem überwiegenden Tiefschlafanteil tritt unabhängig vom Einschlafzeitpunkt auf. 11.04.2019 Seite 11.04.2019 56 56 Seite 56
PSYCHOEDUKATION | Schlafstadien: Einschlafstadium (10%), leichter Schlaf (50%), Tiefschlaf (20%), Traumschlaf (20%) | Notwendige Schlafdauer: Kurzschläfer 4-5h, Langschläfer 9-10h | Schlafveränderungen im Alter: Tiefschlaf und REM-Schlaf nehmen ab, Aufwachhäufigkeit nimmt zu 11.04.2019 Seite 11.04.2019 57 57 Seite 57
SCHLAFHYGIENEREGELN | = Gewohnheiten/Umstände, die für einen gesunden Schlaf förderlich sind. | Bei leichteren Formen von Schlafstörungen kann durch konsequente Befolgung oft schon eine wesentlich Verbesserung erzielt werden. 11.04.2019 Seite 11.04.2019 58 58 Seite 58
STIMULUSKONTROLLE 1. Gehen Sie nur ins Bett, wenn Sie müde sind. 2. Benutzen Sie das Bett nur zum Schlafen. 3. Machen Sie direkt das Licht aus. Stehen Sie auf, wenn Sie innerhalb von 10 Minuten nicht einschlafen können. 4. Auch wenn Sie nachts aufwachen und nicht innerhalb von 10 Minuten einschlafen können, sollten Sie aufstehen. 11.04.2019 Seite 11.04.2019 59 59 Seite 59
SCHLAFRESTRIKTION Hintergrund: | Missverhältnis zwischen der tatsächlich geschlafenen Zeit und der im Bett verbrachten Zeit Wirkung: | Schlafdeprivationseffekt: Schlaf wird robuster (schnelleres einschlafen, weniger Wachphasen, mehr Tiefschlaf) nach Schlafentzug | Kontrolle | Entlastung durch Wegfall der Grübelzeit im Bett Ziel: | Verbesserung des Schlafes, nicht „normaler“ 8-Stunden Schlaf | Regelmäßigkeit des Schlafs wieder finden 11.04.2019 Seite 60 Seite 11.04.2019 60 60 Seite
SCHLAFRESTRIKTION Vorgehen Aus Schlafprotokoll wird das "Schlaffenster": | Berechnung der durchschnittlichen Gesamtschlafdauer pro Nacht (2. Woche) -> Schlaffenster (z.B. 5 Stunden) | Aufstehzeit als Anker setzen (Schlaf von 1.00- 6.00) | länger darf man nicht im Bett sein Anpassung durch Schlafeffizienz | SEF = TST/TBT x 100 (Schlafdauer/Bettliegezeit) | Schlaffenster um 15 Minuten erhöhen, wenn SEF >= 90 % | Schlaffenster um 15 Minuten reduzieren, wenn SEF < 85 % 11.04.2019 Seite 61 Seite 11.04.2019 61 61 Seite
SCHLAFRESTRIKTION Umsetzung | Patient bekommt zunächst weniger Schlaf, Tagesproblematik verschärft sich • Vorbereitung auf Verschlechterung im Vorfeld • Bewältigungsstrategien im Umgang mit Müdigkeit • konkrete Planung der zusätzlichen freien Zeit • zu Beginn empfiehlt sich eine drastische Reduktion | Dauer 6-8 Wochen, danach in der Regel SEF = 80-90% 11.04.2019 Seite 62 Seite 11.04.2019 62 62 Seite
WIRKSAMKEIT 11.04.2019 Seite 63 Seite 11.04.2019 63 63 Seite
LITERATUR 11.04.2019 Seite 11.04.2019 64 64 Seite 64
Diskussion Sie sind gefragt: Welche Erfahrungen haben Sie mit schlafgestörten Betroffenen erlebt? Welche Behandlungsmöglichkeiten wurden von den Betroffenen angenommen oder abgelehnt? Welche Behandlungsmöglichkeiten wurden als besonders hilfreich beschrieben? Negative und positive Erfahrungen erwünscht 11.04.2019 Seite 65 Seite 11.04.2019 65 65 Seite
VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT UND GUTE NACHT! 11.04.2019 Seite 66 Seite 11.04.2019 66 66 Seite
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