FÜR EINE SOZIAL-ÖKOLOGISCHE TRANSFORMATION - BUND BREMEN UND PARITÄTISCHER BREMEN STELLEN FORDERUNGEN AN POLITIK - Der Paritätische
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FÜR EINE SOZIAL-ÖKOLOGISCHE TRANSFORMATION BUND BREMEN UND PARITÄTISCHER BREMEN STELLEN FORDERUNGEN AN POLITIK 1,2 Milliarden Euro sind im „Bremen-Fonds“ unbedingt zu nutzende Chance, jetzt die Menschen auch in benachteiligten Quartie- vorgesehen, um die Folgen der Coro- Lösung der Corona-Krise mit der viel grö- ren. „Wir müssen diese Quartiere und die na-Pandemie für Wirtschaft und Gesell- ßeren Klimakrise zu verbinden“, sagt Klaus sozialen Teilhabemöglichkeiten stärken schaft in Bremen und Bremerhaven aufzu- Prietzel, Vorsitzender des BUND durch niedrigschwellige und gut erreichba- fangen. Diese Maßnahmen müssen nicht Bremen. re Zugänge zu Bildung, Sport und Kultur nur wirtschaftspolitisch sinnvoll sein, son- Die Bundesverbände beider Organisatio- und eine deutlich verbesserte Grünversor- dern unter Einhaltung der Ziele des Pari- nen hatten bereits im Juni 2020 Anforde- gung“, sagt Hermann Schulte-Sasse. „Auch ser Klimaschutzabkommens in erster Linie rungen an ein kurzfristig wirksames Kon- ein preisgünstiger und mittelfristig kosten- dazu beitragen, Bremen gerechter, gesün- junkturpaket formuliert. Hieran knüpft loser öffentlicher Personennahverkehr ist der und ökologischer zu machen. das Bremer Positionspapier an. einerseits notwendig, um auch armen Men- schen mehr Teilhabe zu ermöglichen und Mit dem Ziel einer sozial-ökologischen Mit den neun Forderungen an den Bre- um andererseits die Verkehrswende weg Neuausrichtung haben der BUND Bre- men-Fonds haben die beiden Organisatio- vom Auto und zu einer besseren Lebens- men und der Paritätische Wohlfahrtsver- nen nun die soziale und die ökologische qualität in den Quartieren zu erreichen.“ band Bremen ein gemeinsames Positions- Betrachtung miteinander verzahnt. „So papier entwickelt. „In Gesundheit und müssen natürlich Investitionen in öffentli- BUND und Paritätischer Wohlfahrtsver- Ernährung, Pflege, soziale Dienstleistun- che Gebäude möglichst hohe Klimastan- band sind davon überzeugt, dass gesell- gen, Bildung, erneuerbare Energien, Mobi- dards erreichen und die Nutzung der schaftliche Probleme zukünftig verstärkt lität, klimagerechte Stadtentwicklung und Solarenergie massiv voranbringen“, for- sowohl unter sozialen als auch unter Wohnen muss vorrangig investiert wer- dert Prietzel. „Mittel für energiesparende ökologischen Gesichtspunkten betrachtet den, um in unserem Bundesland eine zu- Gebäudesanierung für Kitas, Schulen, Ju- werden müssen. Beide Organisationen pla- kunftsorientierte sozial-ökologische Infra- gendfreizeitheime und andere öffentliche nen daher eine intensivierte Zusammenar- struktur aufzubauen“, sagt Hermann Gebäude müssen dann auch zur Verfü- beit, um die Integration beider Aspekte in Schulte-Sasse, Vorsitzender des Verbands- gung gestellt werden.“ die konkrete Arbeit der Organisationen rates des Paritätischen Bremen. „Erfolgrei- Die Corona-Krise hat private Haushalte einfließen zu lassen. cher Klimaschutz muss mit einem sozi- unterschiedlich getroffen. Oft gehörten al-ökologischen Umbau von Wirtschaft die besonders Betroffenen auch vorher Das Positionspapier steht unter und Gesellschaft zusammengehen. Der schon zu den finanziell und gesellschaftlich www.paritaet-bremen.de zum download Bremen-Fonds bietet hier die wichtige und Benachteiligten. Häufig wohnen diese zur Verfügung. www.paritaet-bremen.de 6 | 2020 1
WÖRTERWERKSTATT UND EMPOWERMENT COLLEGE Projekte der Initiative zur Sozialen Rehabilitation unterstützen psychisch kranke Menschen Menschen mit psychischen Er- einer eigenen WebSite veröf- krankungen ein selbstbestimm- fentlicht. „Das Schreiben und tes Leben zu ermöglichen, ist der Austausch über die Texte eines der wichtigsten Ziele der ist eine ganz eigene Form von Initiative zur Sozialen Rehabilita- Empowerment und sehr wichtig tion. Der Verein betreut psy- für die Teilnehmerinnen und chisch beeinträchtigte Menschen Teilnehmer“, sagt Gebbeken. in Wohnungen und Wohnge- meinschaften, führt aber auch Das Empowerment College ist immer wieder Projekte durch, Christopher Lins, Jörn Petersen und Dominika Kühne vom ein ganz neues Bildungsangebot um es diesen Menschen zu er- Empowerment College erarbeiten das neue Kursprogramm für Menschen mit psychischen möglichen, sich kritisch mit ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen, Erkrankungen, aber auch für interessierte Menschen aus dem ihren Alltag zu strukturieren und Selbstvertrauen zu gewinnen. Bremer Westen. „Das Prinzip heißt voneinander und miteinander Für die Projekte „Wörterwerkstatt“ und „Empowerment College“ lernen“, sagt Projektleiter Jörn Petersen. Bei Themen wie „Um- konnte sich die Initiative jetzt über finanzielle Förderung durch die gang mit Geld“ oder „Welche Arbeit ist für mich die Richtige?“ Aktion Mensch freuen. soll es neben theoretischen Beiträgen auch viel Raum für Aus- tausch von Erfahrungen geben. „Die Kurse sollen für Menschen In der Wörterwerkstatt kommen psychiatrieerfahrene Men- mit schlechten Lernerfahrungen oder mit Sprachbarrieren Zu- schen zusammen und recherchieren und schreiben zu einem gang zu Bildung ermöglichen aber zugleich auch für andere Ziel- selbstgewählten Thema. „Unsere aktuellen Themen sind ´seeli- gruppen wie Angehörige oder Mitarbeiter/innen aus Einrichtun- sche Krisen im Alter` und ´Haben wir wieder Krieg? Zuhause gen interessant sein“, so Petersen. der neue Bunker`, dass Erfahrungen mit der Corona-Pandemie aufgreift“, sagt Tina Gebbeken, Mitarbeiterin der Wörterwerk- Die Projektmitarbeiter/innen entwickeln derzeit noch ein Kurs- statt und selbst psychiatrieerfahren. Die entstandenen Texte programm, das Anfang nächsten Jahres starten soll – dann hof- werden in der Gruppe diskutiert und im Anschluss daran auf fentlich auch in eigenen Räumen. TRANS*BERATUNG IN BREMEN JETZT BESSER FINANZIERT Für alle Fragen rund um geschlechtliche Identität gibt es beim Verein Trans*Recht eine unabhängige, akzeptierende und professionelle Beratung. „Mit trans* meinen wir alle Menschen, die beitsplatz. Und es geht auch um Unter- Seit 2014 ist der Verein Träger der sich nur teilweise, nicht oder nicht immer stützung in psychischen Krisen oder bei Trans*Beratung in Bremen, seit 2019 auch ihrem bei der Geburt zugewiesenen Ge- Diskriminierung. in der niedersächsischen Weser-Ems-Re- schlecht zugehörig fühlen“, sagt Vorstands- gion und bietet professionelle Peer-Bera- mitglied Maike Mittelstädt. „Es ist eine individuelle Entscheidung, wie tung und Rechtsberatung durch eine spe- man Transgeschlechtlichkeit lebt und ob zialisierte Rechtsanwältin an. Der Verein Transmenschen haben ganz unterschiedli- man sich dafür entscheidet, eine körperli- ist seit 1.7.2020 Mitglied im Paritätischen che Fragen und Probleme. „Vielfach geht che Angleichung vorzunehmen“, sagt Mit- Bremen. In Bremen sucht Trans*Recht es in der Beratung um das innere und äu- telstädt. Eine Körperangleichung sei keine noch Räume für eine eigene Beratungsstel- ßere coming-out“, sagt Beraterin Freya Voraussetzung für eine rechtliche Namens- le, in der auch intergeschlechtliche Perso- Pe* von Rüden. Oft sind die Personen und Personenstandsänderung. Allerdings nen beraten werden sollen. In Bremerha- selbst unsicher, ob sie trans sind, es geht sind psychiatrische oder ärztliche Gutach- ven, Bremen-Nord und im niedersächsi- um Probleme in der Partnerschaft, in der ten erforderlich, die teuer sein können und schen Umland werden Räume von ande- Schule, in der Ausbildung oder am Ar- privat bezahlt werden müssen. ren Organisationen genutzt. 2 www.paritaet-bremen.de 6 | 2020
Neben der Beratung ist Trans*Recht bun- desweit als Rechtshilfeorganisation für Trans*Personen tätig. Der Verein unter- stützt bedürftige Trans*Personen bei rechtlichen Auseinandersetzungen z.B. mit den Krankenkassen. Mit seiner Exper- tise unterstützt Trans*Recht auch in grundsätzlichen Rechtsfällen, 2019 waren dies vor allem die Frage nach der juristi- Mitarbeiter*innen schen Anerkennung der Elternschaft von von Trans*Recht Trans*Personen und die „Dritte Option“ beim diesjährigen im Personenstandsrecht. Christopher Street Day in Bremen Die Beratungszahlen sind über die Jahre ständig gestiegen, 2019 waren es über In Corona-Zeiten konnten die offene shops sehr wichtig für den Erstkontakt. 300 Beratungen in Bremen. Die Beratung Beratung, Veranstaltungen und Work- Wir wollen das wieder anbieten. Nichts wird seit diesem Jahr mit 85.000 Euro shops nicht stattfinden. „Dabei sind ge- geht über face-to-face Kontakte“, so von auch deutlich besser finanziert. rade die offenen Angebote und Work- Rüden. ABENTEUERSPIELPLATZ IN EINER ALTEN VILLA Verein EBI bietet Entwicklungsbegleitung für Kinder und Jugendliche an und langjährige EBI-Mitarbeite- des EBI-Konzeptes, das bereits in den rin. Seit Sommer 2020 ist der 80er Jahren von den Vereinsgründern Verein Mitglied des Paritäti- Waltraud und Winfried Doering auf der schen Bremen. Basis der psychomotorischen Praxis nach Bernard Aucouturier entwickelt wurde. Zu EBI kommen Kinder, zu- meist ab Grundschulalter, und Elternarbeit ist ein wichtiger Bestandteil Jugendliche mit ganz unter- der Entwicklungsbegleitung. „Eltern ver- schiedlichen Problemen: zum spüren oftmals einen großen Druck, wenn Beispiel Entwicklungsverzöge- ihr Kind nicht ins System passt und in der rungen, Behinderungen, Ängs- Schule oder in anderen Zusammenhängen te, Folgen von Trennung oder auffällig wird“, sagt Regine Lipp-Thomas, Mit vielfältigen Bewegungs- und Spielange- Scheidung der Eltern oder auch die als Kunsttherapeutin ebenfalls schon boten fördert EBI die kindliche Entwick- mit Fluchterfahrungen. Diese Kinder erhal- langjährig für EBI tätig ist. Deshalb sei es lung. Foto: EBI ten ganz individuelle heilpädagogische An- für Eltern auch wichtig, die Stärken ihres gebote oder werden im Rahmen einer Kindes zu kennen und selbst durch Spielan- Wer die große denkmalgeschützte Villa, Erziehungsbeistandschaft betreut. gebote zu fördern. Regelmäßig finden etwas zurückgesetzt von der Leher Heer- auch Hilfeplangespräche statt. straße, betritt, der sieht in den großen Bei der Erstvorstellung des Kindes spricht Räumen vielfältige Spielmöglichkeiten für eine Kollegin mit den Eltern und eine Kol- Die Kosten für die Angebote werden in Kinder. Klettergerüste, Schaukeln, Mal- legin spielt mit dem Kind. „Wir folgen den der Regel nach Feststellung des Bedarfs und Matschräume, große Würfel zum Spielimpulsen des Kindes und schauen auf von den Jugendämtern übernommen. Die Verstecken und Bauen. Seit 2007 macht seine Stärken. Aus diesen Einsichten ent- Förderung erstreckt sich zumeist über ein der Verein Entwicklungsbegleitung und wickeln wir das Förderprogramm“, sagt bis zwei Jahres mit wöchentlichen einstün- Integration – kurz EBI – an diesem Stand- Baeßler. Ganz wichtig sei die Stärkung des digen Treffen. Zusätzlich bietet der Verein ort pädagogisch-therapeutische Angebote kindlichen Selbstbewusstseins durch posi- auch Gruppen- und Ferienprogramme. für Kinder und Jugendliche. „Unser Ver- tive Entwicklungsschritte. einsname – Entwicklungsbegleitung - be- Der Verein begleitet pro Jahr rund 160 schreibt auch unser pädagogisches Kon- „Es gibt keine kindliche Handlung ohne Kinder am Vereinssitz und in einer Zweig- zept“, sagt Susanne Baeßler, Pädagogin Grund“ – Dieser Leitsatz ist Grundlage stelle in Bremen-Walle www.paritaet-bremen.de 6 | 2020 3
„DANKE FÜR DAS LICHT“ Klimafonds fördert neues klimafreundliches Beleuchtungssystem für Mitgliedsorganisation Drachenkinder rund 700 Euro Energiekosten ein. Das Geld steht uns nun an anderer Stelle zur Verfügung und kommt letztlich vor allem den Kindern zugute“, sagt Melanie Tang von den Drachenkindern. Die „Danke für das Licht“, sagen und malen die Drachenkinder. dreigruppige Kita betreut 45 Kinder. Foto: PUU_Bahlo In den Fonds zahlen Unternehmen ein, die ihre CO2- Emissionen Der „Klimafonds“ des Bremer Netzwerks Partnerschaft Umwelt kompensieren möchten. Dieses Geld – im Moment sind rund Unternehmen“ unterstützt soziale und kulturelle Einrichtungen 65.000 Euro im Topf – kommt sozialen und kulturellen Einrich- bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. So konnte der tungen für Klimaschutzmaßnahmen zugute. „Die Vergabe war deutsch-chinesische Kindergarten Drachenkinder e.V. in der Bre- ganz unbürokratisch. Nach Antragstellung erhielten wir ein kos- mer Überseestadt mit Hilfe eines Investitionskostenzuschusses tenloses Energiegutachten und dann recht zügig einen Zuschuss“, seine Beleuchtung auf umweltfreundliche LEDs umstellen. sagt Tang. Der Klimafonds wurde von Unternehmen der Bremer Umweltpartnerschaft initiiert. Seit 2010 wurden an 43 gemein- Das zahlt sich für den Verein aus. „Wir können unsere CO2-Bilanz nützige Einrichtungen mehr als 120.500 Euro für die Umsetzung dadurch um knapp drei Tonnen pro Jahr senken und sparen jetzt von Energieeffizienzmaßnahmen ausgeschüttet. COMEBACK ERÖFFNET ERSTEN DROGENKONSUMRAUM IN BREMEN Ab September 2020 steht drogenabhängigen Menschen in Bremen erstmals ein Drogenkonsumraum zur Verfügung. Bis feste Räumlichkeiten gefunden sind, wird das Projekt in Containern realisiert. Der Standort ist in der Friedrich-Rauers- Straße auf dem Parkplatz des ehemaligen Jakobus-Hauses. Im Dezember 2019 hatte der Senat be- Der Drogenkonsumraum wird von der schlossen, dieses Projekt umzusetzen. comeback gmbh getragen, einer gemein- Zunächst sind fünf Container aufgestellt nützigen Gesellschaft im ambulanten Dro- worden, die den intravenösen Konsum genhilfesystem. Im Drogenkonsumraum und das Inhalieren von Drogen unter kon- arbeiten fünf Personen in jeder Schicht, trollierten hygienischen Bedingungen er- medizinische Fachkräfte, Sozialarbeiter* möglichen. Vor dem ersten Konsum in innen und Hilfspersonal. Nach einer kur- den Räumlichkeiten findet immer eine zen Erprobungsphase im September soll Beratung statt. der Drogenkonsumraum täglich bis zu zehn Stunden geöffnet werden. Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard Safer Use ist im Drogenkonsumraum unterstützt das Projekt: „Wir erwarten, Grundlage der Umsetzung war eine Mach- Gebot. Das gilt auch für das Tragen von dass Drogenkonsument*innen dadurch barkeitsstudie, in die auch die Erfahrungen Schutzmasken. besser an das Hilfesystem herangeführt anderer Drogenkonsumräume einbezogen Im Bild Projektleiterinnen Lea Albrecht (l) werden und sich deren eigene gesundheit- wurde. Die Studie kam zu dem Ergebnis, und Daniela Alex. liche Situation durch „safer use“ verbes- dass dringend eine entsprechende Anlauf- sert.“ In Bremen gibt es ca. 4000 drogen- stelle eingerichtet werden sollte. Die Con- abhängige Menschen, etwa 600 kommen tainer sollen zudem die Innenstadt von als Nutzer*innen infrage. sichtbaren Konsum und konsumspezifi- schen Verunreinigungen entlasten. 4 www.paritaet-bremen.de 6 | 2020
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