Fakten Milch Milch und mehr - die deutsche Milchwirtschaft auf einen Blick - Informationsbroschüre des Milchindustrie-Verbandes e.V. September 2017

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Fakten Milch Milch und mehr - die deutsche Milchwirtschaft auf einen Blick - Informationsbroschüre des Milchindustrie-Verbandes e.V. September 2017
Fakten Milch  Informationsbroschüre des Milchindustrie-Verbandes e.V.
                                                     September 2017

Milch und mehr –
die deutsche Milchwirtschaft
auf einen Blick
Fakten Milch Milch und mehr - die deutsche Milchwirtschaft auf einen Blick - Informationsbroschüre des Milchindustrie-Verbandes e.V. September 2017
Inhalt

2

             Inhalt								                                            2

             Editorial								                                        3

             Wertschöpfungskette Milch			                             4

             Wirtschaftsfaktor Milch					                             5

             Import und Export							                                 6

             Milchmarkt							                                        7

             Qualität und Produktsicherheit: Rechtlicher Rahmen				   8

             Qualität und Produktsicherheit: Prozess					             9

             Produktionsmethoden gestern und heute				                10

             Milchwirtschaft im Wandel						                          11

             Nachhaltigkeit							                                    12

             Milch und Gesundheit					                                13

             FAQs zum Milchmarkt (Auszug)					                        14

             Zahlen und Daten						                                   15

             Impressum							                                         16
Fakten Milch Milch und mehr - die deutsche Milchwirtschaft auf einen Blick - Informationsbroschüre des Milchindustrie-Verbandes e.V. September 2017
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

den deutschen Milcherzeugern geht es wieder besser, die Milchpreise haben sich deutlich stabilisiert. Auch die Umsätze der
Molkereien sind gestiegen, insbesondere der Milchfett- und der Käsemarkt zeigen ein heiteres Bild. Sorgen bereitet der Bran-
che der Milchpulver- (Eiweiß-) Markt, hier drücken die Brüsseler Bestände. Der Verbraucher spürt die Entwicklung an langsam         3
steigenden Preisen.

Bleibt das so, fragt mancher Beobachter? Mit Sicherheit wird der gute Butterpreis alle anderen Produktpreise positiv beeinflus-
sen. Soll heißen: Der Milchindustrie-Verband erwartet auch für das Ende von 2017 sehr stabile Erzeugerpreise. Wie es danach
weitergeht, weiß niemand. Die Industrie wird allerdings den Schwung aus dem Jahre 2017 erst einmal mitnehmen ins neue Jahr.

Was beschäftigt die Branche sonst am Sommerende 2017? In der Nachhaltigkeitsfrage sind wir gut weiter gekommen. Auf den
Höfen der Landwirte von 34 Molkereien untersucht nun neutral das Thünen-Institut den Zustand und gibt uns wertvolle Hinwei-
se. Beim Thema Tierwohl stehen wir in der zweiten Reihe. Andere Tierarten wie Hühner und Schweine sieht die Politik mehr im
Fokus. Und auch die Agrarpolitik schläft nicht, Brüssel bereitet die „Reform der Reform“ vor und an dieser Diskussion wollen wir
uns tatkräftigt beteiligen.

Auch das Thema Brexit wird an uns nicht schadlos vorübergehen. Kluge Lösungen sind gefragt, Brüssel und London sollten sich
flexibel zeigen und den freien Warenverkehr aufrechterhalten.

Also: Es bleibt lebhaft und volatil: eine große Herausforderung für alle Beteiligten.

Der Milchindustrie-Verband möchte Sie, sehr geehrte Journalisten und Verbraucher, über die Zusammenhänge am Milchmarkt
informieren. Über Milch wird oft emotional diskutiert, teilweise fehlt aber auch das Hintergrundwissen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht herzlichst,

Ihr MIV-Team
Fakten Milch Milch und mehr - die deutsche Milchwirtschaft auf einen Blick - Informationsbroschüre des Milchindustrie-Verbandes e.V. September 2017
Wertschöpfungskette Milch

    Von der Rohmilch bis zum fertigen Produkt:
    Wie funktioniert die Wertschöpfungskette Milch?

    Von der Abholung des wertvollen Rohstoffs beim Landwirt bis zur Auslieferung der fertigen Produkte durchläuft die Milch
    zahlreiche Verarbeitungsschritte. Regelmäßige Qualitäts- und Hygienekontrollen sowie das strikte Einhalten der Kühlket-
    te garantieren die hohe Qualität von Trinkmilch, Milchprodukten und Milcheiweißprodukten für die weiterverarbeitende
    Industrie (Ingredients). Was passiert im Einzelnen mit der Rohmilch, bis sie als verarbeitetes Produkt beim Verbraucher
    ankommt? Welche Rolle übernimmt dabei die moderne Milchindustrie in Deutschland?

     Eine Milchkuh produziert etwa 7.700     Grundsätzlich wird die Rohmilch alle ein bis zwei Tage im Milchsammelwagen                    Nach Überprüfung der
     Kilogramm Rohmilch im Jahr – das        vom Erzeugerbetrieb abgeholt. Dieser fasst je nach Fahrzeugtyp zwischen                Rohmilchqualität beginnt die
     sind rund 22 Liter am Tag. Bei über     10.000 und 25.000 Liter. Nachdem Geruch, Farbe und Temperatur der Rohmilch         Weiterverarbeitung der Rohmilch
     vier Millionen Milchkühen in Deutsch-   überprüft wurden, wird diese aus dem Kühltank in den Milchsammelwagen                  zu Trinkmilch, Butter, Sahne,
                                                                                                                                      Joghurt, Quark oder Käse.
     land ergibt dies ein jährliches Volu-   gepumpt. Dabei werden automatisch Milchproben genommen, die in einem
     men von insgesamt 32,6 Millionen        unabhängigen Labor oder in der Molkerei untersucht werden.                            • Dazu wird die Milch in einer
     Tonnen. Eine Kuh wird mindestens                                                                                               Zentrifuge gefiltert und beim
     zweimal täglich gemolken. Dabei                                                                                        Entrahmen vollständig in Magermilch
     wird die frische Rohmilch automa-                                                                                          und Rahm getrennt. Nach dieser
     tisch über Rohrleitungen in den Kühl-                                                                                   Trennung können Milcherzeugnisse
     tank des Erzeugerbetriebs geleitet.                                                                                             aller Art hergestellt werden.
     Dort wird sie bis zur Abholung durch         Abholung                                                                  • Durch das Standardisieren werden
     die Molkerei bei vier bis acht Grad
                                                                                                                                  Magermilch und Rahm wieder
     Celsius gelagert. Die Tanks sind mit                                                    Überprüfung der                     zusammengeführt, um den ge-
     einer Kontrolleinheit versehen, die                                                                                     wünschten Fettgehalt zu erreichen.
     sofort warnt, wenn Rührwerk, Küh-
                                                                                             Rohmilchqualität
     lung oder Reinigung nicht ordnungs-                                                                                       • Für die Pasteurisierung (Haltbar-
     gemäß funktionieren.                                                                                                            machung) wird Milch für eine

                                                            In der Molkerei angekommen wird die Rohmilch in mikro-
4               Erzeugung                                       biologischen und chemisch-physikalischen Kontrollen                 Verarbeitung
                                                           auf Sauberkeit, Geruch, Geschmack, Aussehen, Reinheit,
                                                             Fettgehalt, Säuregrad, Keimgehalt und Gewicht geprüft.
                                                                Danach wird die Milch in große Lagertanks gepumpt.

                                                                  Die Auslieferung der fertigen Trinkmilch und Milch-
                                                             produkte an die jeweiligen Abnehmer, zum Beispiel den
                                                                Lebensmitteleinzelhandel, Großverbraucher oder die
                                                                       Lebensmittelindustrie, erfolgt meist per LKW.        Dauer von 30 bis 40 Sekunden auf
                                                                                                                             72 bis 75 Grad Celcius erhitzt und
                                                                                                                               danach sofort wieder abgekühlt.
                                                                                                                          Dadurch werden eventuell in der Milch
    In deutschen Supermärkten finden
                                               Supermarkt                                       Auslieferung                       enthaltenen Keime abgetötet,
                                                                                                                             während alle wichtigen Vitamine
    die Verbraucher ein vielfältiges Ange-                                                                                                    erhalten bleiben.
    bot an gesunden Milchprodukten, die
    viele wichtige Vitamine, Mineral- und                                                                                     • Bei der Homogenisierung werden
    Nährstoffe enthalten – im Kühl-regal                                                                                      die Fetttröpfchen in der Milch unter
    und an der Verkaufstheke.                                                                                                       hohem Druck (150 bis 300 bar)
                                                                                                                                 zerkleinert, damit die Milch nicht
                                                                                                                          aufrahmt und vom menschlichen Orga-
                                                                                                                           nismus leichter verdaut werden kann.

      Eine Kuh gibt rund 22 Liter Milch am Tag.
      Was wird aus diesem Tagesgemelk hergestellt?                                                                                       22 l Vollmilch

      Die rund 22 Liter Rohmilch, die eine Kuh täglich gibt, können zu
                                                                                                                                         5 Päckchen Butter
      22 Litern Trinkmilch oder 22 Litern Joghurt verarbeitet werden.
      Für die Herstellung von weiteren Milchprodukten wird hingegen
      deutlich mehr Rohmilch benötigt. Das gilt insbesondere für die                                                                     2 kg Magermilchpulver
      Herstellung von Käse, Butter oder Magermilchpulver: Aus den
                                                                                                                                                                      Quelle: MIV 2016

                                                                                          22 Liter Milch
      genannten 22 Litern Rohmilch können zum Beispiel rund fünf                          Tagesgemelk
      Päckchen Butter oder 2,5 Kilogramm Schnittkäse hergestellt                                                                         2,5 kg Schnittkäse
      werden.
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Wirtschaftsfaktor Milch

Die Milchwirtschaft:
Ein bedeutender Sektor in Deutschland

Die Milchindustrie hat sich in Deutschland zum umsatzstärksten Sektor der Land- und Ernährungswirtschaft entwickelt. Als
äußerst bedeutsamer Wirtschaftsfaktor schafft Milch Arbeitsplätze und trägt zur Stärkung ländlicher Räume bei. Deutsch-
land erzeugt als größter Milchproduzent in der EU rund ein Fünftel der gesamten europäischen Milch.

Milcherzeugung                                                        Herstellung ausgewählter Milcherzeugnisse in Deutschland
Mit einem Produktionswert von 8,5 Milliarden Euro im Jahr 2016
ist die Milcherzeugung der wichtigste Produktionszweig der
deutschen Landwirtschaft und liegt damit deutlich vor dem Ge-
treideanbau oder der Schweinemast. Laut Viehzählung im Mai
2017 gibt es in Deutschland 67.319 milcherzeugende Betriebe mit
4,2 Millionen Milchkühen, die insgesamt 32,7 Millionen Tonnen
Rohmilch im Jahr produzieren.

Milchverarbeitung
Die deutsche Milchindustrie setzt 2016 rund 21,9 Milliarden Euro
um und ist damit die mit Abstand größte Lebensmittelbranche in
Deutschland. 2016 wurden 31,3 Millionen Tonnen Milch an die
Molkereien geliefert.

Mit über 36.000 Arbeitsplätzen zählt die milchverarbeitende In-
dustrie zu den wichtigsten Arbeitgebern. Dabei ist auffällig, dass
die deutsche Milchindustrie mit vergleichsweise wenigen Mitar-                                                                                                                                 5
beitern einen hohen Umsatz erzeugt. Branchen wie zum Beispiel
die Textilindustrie benötigen für einen ähnlichen Umsatz bis zu
drei Mal so viele Mitarbeiter. Diese Zahlen belegen einerseits die
extrem hohe Technisierung im Bereich der Milchindustrie, ander-
seits den hohen materiellen Wert des Rohstoffes Milch und der
Milchprodukte.

Zulieferer
Die Milchindustrie ist auch deshalb so wichtig, weil sie durch eine
breite Zulieferindustrie bedient wird. Zwischen der Rohmilch und
dem fertig verpackten Milchprodukt steht eine ganze Reihe von
Unternehmen, beispielsweise für Transport, Abfüllmaschinen,
Verpackung oder Etikettierung.                                        1) Einschließlich Milchfett- und Milchstreichfetterzeugnisse in Butteräquivalen.
                                                                      Quelle: ZMB, BLE

  Was wird aus der Milch, die an deutsche Molkereien
                                                                                                                                                  Quelle: ZMB, eigene Berechnungen auf Basis

  geliefert wird?                                                                                              Sonstiges
                                                                                                                                                  von Dateien der BLE nach Milch-Melde-VO

                                                                                                                  7%

                                                                                                        Butter,
  Der größte Anteil der Milch in Deutschland wird zu Käse veredelt. 2016 haben                        Dauermilch
  die deutschen Molkereien 46 Prozent des erfassten Rohstoffs zu verschiedens-                           22%

  ten Käseprodukten verarbeitet. Zweitgrößtes Segment ist das weiße Sortiment,                                                   Käse
                                                                                                                                 46%
  wobei 15 Prozent des Rohstoffaufkommens als Trinkmilch abgefüllt wurden und                      Joghurt, Sahne,
  10 Prozent zu Joghurt, Sahne, Dessert und ähnlichen Erzeugnissen verarbeitet                        Dessert
                                                                                                        10%
  wurden. Produkte mit längerer Haltbarkeit wie Butter, Milchpulver und Kondens-
                                                                                                              Trinkmilch
  milch sind auf dem wachsenden Exportmärkten gefragt. Ihre Bedeutung liegt bei                                  15%
  22 Prozent.
Fakten Milch Milch und mehr - die deutsche Milchwirtschaft auf einen Blick - Informationsbroschüre des Milchindustrie-Verbandes e.V. September 2017
Import & Export

    Der Export:
    Zentrale Rolle des Außenhandels für die deutsche Milchwirtschaft

    Der Außenhandel mit Milchprodukten hat für die deutsche Milchwirtschaft einen zunehmend hohen Stellenwert. Da inzwi-
    schen beinahe die Hälfte der in Deutschland produzierten Milchmenge exportiert wird, spielen internationale Absatzmärkte
    für deutsche Molkereien eine zentrale Rolle. Zielmärkte sind vor allem die EU-Nachbarstaaten. Ein zunehmender Anteil wird
    aber auch in alle anderen Länder weltweit exportiert. Dieser positive Trend wird sich auch in Zukunft fortsetzen.

    Im Jahr 2016 lag die Kuhmilcherzeugung bei 32,7 Millionen Ton-
                                                                       Wohin die Milch in Deutschland ließt (2016)
    nen Milch, von der 31,3 Millionen Tonnen von den Molkereien
    verarbeitet wurden. Davon waren 16,6 Millionen Tonnen, also                  69.174             Verarbeitung
                                                                                                         in
                                                                                                                                          Vermarktung                Verbrauch*
                                                                             Milchviehhalter                                                  der                         in
    die Hälfte, für den Export bestimmt, mit zunehmender Tendez.             erzeugten 2016          Molkereien                            Produkte*                 Deutschland

    Dieser Wert überstieg sogar die Menge, die Molkereien dem
    Einzelhandel verkauften. Dagegen wurde vergleichsweise nur
    ein geringer Anteil an die weiterverarbeitende Industrie und an                                                                            49 %
                                                                                                                                                                       12,3 Mio. t
    Großverbraucher geliefert. Deutschland importierte jedoch auch                                                                         (16,6 Mio. t)
                                                                                                                                              Export                      Milch
                                                                               32,7 Mio. t             33,8 Mio. t                                                       Import
    nicht unwesentliche Mengen an Milchprodukten und generierte                  Milch                   Milch                                37 %
                                                                                                                                          (12,5 Mio. t)                17,2 Mio. t
                                                                                                                                                                          Milch
    mit deren Handel Wertschöpfung. Etwa 12,3 Millionen Tonnen                                                                           Lebensmittel-
                                                                                                                                         einzelhandel                   Inlands-
                                                                                                                                                                       produktion
    Milchprodukte werden jährlich nach Deutschland eingeführt, be-                                                                             14 %
                                                                                                                                            (4,7 Mio. t)

    sonders Käse und Butter aus EU-Ländern wie den Niederlanden                   davon                    davon
                                                                                                                                     weiterverarbeitende
                                                                                                                                          Industrie,                 * Milchäquivalent
    und Frankreich. Dennoch ist Deutschland bei allen Milchproduk-              1,4 Mio. t
                                                                             Eigenverbrauch
                                                                                                         2,5 Mio. t
                                                                                                           Import
                                                                                                                                     Ernährungsgewerbe,
                                                                                                                                       Großverbraucher
                                                                                                                                                                               Quelle: ZMB 2017

    ten (außer Butter) Nettoexporteur, das heißt, es wird deutlich                                                                                                            Quelle: ZMB
    mehr exportiert als importiert.

                                                                       Export der deutschen Milchwirtschaft nach
    Wichtige Exportprodukte und Zielmärkte
6   Das Hauptexportprodukt aus Deutschland ist Käse. Mit einem         Zielregionen in 2016 (in Euro)
    Exportvolumen von 1,18 Millionen Tonnen war Deutschland bei
    diesem Produkt im Jahr 2016 eindeutiger Spitzenreiter in der                                       6.308.884.000 Euro                           8.954.000 Euro
                                                                                                       Europa                                       Zollunion Rus-Bel-Kas
    EU. Die wichtigsten und größten Abnehmer deutscher Käsepro-           74.673.000 Euro
                                                                          Nordamerika
    dukte sind Italien, die Niederlande und Österreich innerhalb der                                                                                                 539.429.000 Euro
                                                                                                                                                                     Asien

    EU. Außerhalb der EU sind dies Südkorea und Japan sowie die
    Schweiz und USA im ersten Halbjahr 2017. Verglichen mit ande-                              99.214.000 Euro
                                                                                                                                                        149.597.000 Euro
                                                                                                                                                        Arab. Halbinsel

    ren EU-Staaten exportiert Deutschland außerdem am meisten                                  Nordafrika

                                                                          38.646.000 Euro                                                                        12.704.000 Euro
    Joghurt, Kondensmilch, Magermilchpulver und Konsummilch.              Lateinamerika &
                                                                          Karibik
                                                                                                                                                                 Ozeanien

    Auch bei diesen Produkten konzentrieren sich die Außenhan-                                                                              63.136.000 Euro
                                                                                                                                            Afrika
    delsbeziehungen vor allem auf andere EU-Mitgliedsstaaten.
    Neben den besonders engen Handelsbeziehungen mit anderen
    EU-Staaten, liegt auch außerhalb Europas ein großes Potenzial
                                                                                                                                                          Quelle: ZMB nach Eurostat
    für den Export deutscher Milchprodukte. Der Hauptgrund dafür
    ist vor allem das hohe Bevölkerungswachstum in Schwellen-
                                                                       Hauptabnehmer von deutschen Käse
    ländern des asiatischen oder auch afrikanischen Kontinents.
    Selbst bei gleichbleibendem Pro-Kopf-Konsum führt das dorti-
                                                                       (Januar-Dezember,   in 1.000 Tonnen)
                                                                                    Hauptabnehmer von deutschem Käse
                                                                                                                       Januar bis Dezember, in 1.000 Tonnen

    ge Bevölkerungswachstum zu einer steigenden Nachfrage an                                                                                                                        258,6
                                                                                    Italien
    Milchprodukten. Darüber hinaus öffnen der steigende Wohlstand                                                                                 148,7
                                                                                                                                                                                    258,3

                                                                              Niederlande
    in Schwellenländern sowie die Veränderung der Ernährungsge-                                                                                     156,9
                                                                                                                  75,0
                                                                               Österreich
    wohnheiten in Entwicklungsländern der deutschen Milchindust-                                                  74,9
                                                                                                                  74,7
                                                                               Frankreich
    rie neue Absatzmärkte. Dies gilt insbesondere für Milch, Molken-                                              76,3
                                                                                                                 72,3
    pulver, Kondensmilch, Käse und Butter. Deutsche Kondensmilch
                                                                                  Spanien
                                                                                                                68,6
                                                                               Vereinigtes                      66,4
    wird beispielsweise vor allem von den Staaten des Nahen und                Königreich                       67,9
                                                                                                        47,8
    Mittleren Ostens abgenommen. Trockenmilcherzeugnisse aus
                                                                                  Belgien
                                                                                                         49,7
                                                                                                    42,6
    Deutschland werden außerhalb der EU vor allem nach Indonesi-               Tschechien
                                                                                                     44,4
                                                                                                  36,3
    en, Saudi Arabien und Algerien exportiert.                               Griechenland
                                                                                                  36,7
                                                                                                31,4
                                                                                  Ungarn
                                                                                               26,6                             2016         2015

                                                                                                                                               Quelle: Statistisches Bundesamt
Fakten Milch Milch und mehr - die deutsche Milchwirtschaft auf einen Blick - Informationsbroschüre des Milchindustrie-Verbandes e.V. September 2017
Milchmarkt

Der Milchmarkt:
Preise, Kosten und Konsum

Der Milchpreis wird auf dem Markt durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Globale Preisentwicklungen haben dabei einen
immer größeren Einfluss auf den Milchpreis in Deutschland. Bei extremen Entwicklungen auf dem Milchmarkt kann die
Politik stabilisierende Maßnahmen (z. B. Intervention) ergreifen, die Auswirkungen auf Produzenten, Verarbeiter und Kon-
sumenten haben. Früher regelte die EU insbesondere durch die Milchquote den Milchmarkt. Im Jahr 2015 wurde die Quote
abgeschafft. Die Zuständigkeiten bei der Milchpolitik liegen weitestgehend auf EU-Ebene. Dadurch sind die nationalen
Einflussmöglichkeiten auf spezifische Regulierungen im Bereich Landwirtschaft und Naturschutz begrenzt.

Die Abschaffung der Milchquote                                     Verträge zwischen Handel und Molkereien
2015 lief die Milchquote aus. Um einen möglichst reibungslosen     Die großen Einzelhandelsketten in Deutschland werden gewöhn-
Übergang zu gewährleisten, wurde die Quote seit 2006 jährlich      lich direkt von Molkereien beliefert, um größtmögliche Frische
leicht angehoben. Nach ihrer Abschaffung können Landwirte          zu garantieren und Lagerkosten zu sparen. Mindestens zweimal
ihre Produktion nun flexibler ohne Korsett an die entsprechende    im Jahr wird in Gesprächen zwischen Einzelhandelsunterneh-
Marktlage anpassen. Profitieren können davon besonders Lie-        men und Molkereien der Preis festgelegt, der den Molkereien
feranten exportorientierter Molkereien, da gerade auf dem Welt-    für die gelieferten Milchprodukte über einen gewissen Zeitraum
markt die Nachfrage nach Milchprodukten erheblich gestiegen        (je nach Marktlage zwischen vier Wochen und sechs Monaten)
war und auch in Zukunft wieder weiter zunehmen wird.               gezahlt wird. Der Handel schreibt bestimmte Produkte und eine
                                                                   bestimmte Menge aus, für die Molkereien Preisangebote einrei-
Die Abschaffung der Milchquote war eine Konsensentscheidung.       chen und untereinander in Konkurrenz treten, zunehmend auch
Nach jahrelanger Diskussion zwischen Erzeugern, den Verarbei-      auf internationaler Ebene. Basierend auf diesen Angeboten ver-
tern, dem EU-Ministerrat, der Kommission in Brüssel und dem        handeln beide Parteien und schließen vertrauliche Abnahmever-
EU-Parlament wurde sie zum 1. April 2015 abgeschafft. Ein Er-      träge. Die Ergebnisse der Preisverhandlungen zwischen Handel
satzinstrument wurde nicht installiert. Bereits vor der Abschaf-   und Molkereien wirken sich wiederum auf die Preise für den Ver-
fung stiegen die Milchmengen europaweit an mit der Folge der       braucher und die Erzeugerpreise seitens der Molkereien an die
Zahlung hoher Strafabgaben an Brüssel. Die Summe lag alleine       Milcherzeuger aus.
für 2015 bei 900 Millionen Euro. Deutschland trug davon den                                                                                                                                              7
größten Kostenteil.                                                Marktrückblick 2016/2017
                                                                   Seit Sommer 2016 erholen sich die Milchpreise wieder. Ins-
Der Milchpreis                                                     besondere der Milchfettmarkt ist derzeit unterversorgt und die
Beim Milchpreis unterscheidet man zwischen dem Erzeuger-           Preise für Butter/Sahne und Co. haben deutlich angezogen. Die
preis, den Molkereien an Milcherzeuger entrichten, und dem         Milchanlieferung geht EU-weit zurück und hält sich Mitte 2017
Verbraucherpreis, den Konsumenten für die Ware im Handel be-       unter dem Vorjahresniveau. Das weltweite Angebot hat sich so-
zahlen. Der Erzeugerpreis setzt sich aus einem Grundpreis und      mit verringert, während gleichzeitig die Nachfrage nach Milchpul-
möglichen Zuschlägen für Inhaltsstoffe und Qualitätsmerkmale       ver am Weltmarkt zuletzt stärker angesprungen ist. Aktuell wird
zusammen. Der Verbraucherpreis besteht auf der Kostenseite         auch über eine Belebung des Kaufinteresses aus China berich-
aus dem Erzeugerpreis und weiteren Bestandteilen, die im Laufe     tet. Die bestehenden Absätze haben in den ersten Monaten in
der Verarbeitung und Lieferung anfallen sowie 7 Prozent Mehr-      2017 für steigende Milcherzeugerpreise gesorgt und auch für die
wertsteuer.                                                        nächsten Monate werden deutlich bessere Preise als in 2016
                                                                   erwartet.

  Wieviel Kilogramm Milchprodukte essen                                in kg           Pro-Kopf-Verbrauch
  die deutschen Bundesbürger pro Jahr?                                 70

  Milch und Milchprodukte haben im Bewusstsein der deutschen           60

  Bevölkerung eine hohe Bedeutung. Der Verzehr blieb, trotz der        50

  veränderten Essgewohnheiten und der immer größeren Vielfalt          40

  an Lebensmitteln, über die Jahre recht konstant. Die Deutschen
                                                                       30
  greifen am häufigsten zu Konsummilch und Milchmischgeträn-
                                                                                                                                                                                     Quelle: BMEL, BLE

                                                                       20
  ken. Der Pro-Kopf-Konsum von Käse hat in den letzten 20 Jah-
  ren um mehr als fünf Kilogramm zugenommen und lag im 2016            10

  bei 24,4 Kilogramm. Zudem verbraucht jeder Bundesbürger im            0
                                                                               1990                    2000                           2010                   2016
  Durchschnitt jährlich sechs Kilogramm Butter.                                  Konsummilch   Sauermilch- Milchmischerzeugnisse u.    Joghurt   Käse   Butter
                                                                                               Milchmischgetränke

                                                                                                                                                                 Quelle: BMEL, BLE
Fakten Milch Milch und mehr - die deutsche Milchwirtschaft auf einen Blick - Informationsbroschüre des Milchindustrie-Verbandes e.V. September 2017
Qualität und Produktsicherheit I

     Der rechtliche Rahmen:
     Qualitätssicherung bei der Erzeugung und Verarbeitung von Milchprodukten

     Milch und Milchprodukte gehören in Deutschland zu den am strengsten kontrollierten Lebensmitteln. Es gibt keinen Ab-
     schnitt auf dem Weg von der Rohmilch bis zum fertigen Produkt, der nicht überwacht, analysiert und protokolliert wird.
     Den Qualitätssicherungsprozessen in den Molkereien liegt das Prinzip der Eigenverantwortung und Eigenkontrolle zur
     Risikoanalyse zugrunde. Berücksichtigung finden dabei diverse Qualitätsmanagementsysteme oder auch das HACCP-
     Kontrollsystem, ein Managementsystem zur Gefahren- und Risikoeinschätzung. Darüber hinaus hat die Milchwirtschaft
     eine Reihe freiwilliger, individueller Qualitätsprogramme etabliert.

     Eine Reihe von Gesetzen und Verordnungen auf deutscher und          staaten und werden in Deutschland durch nationale Rechtsakte
     EU-Ebene regeln die Qualitätssicherung von Milchprodukten           wie der „Milchgüte-Verordnung“ ergänzt. Das folgende Schema
     in Erzeugerbetrieben und Molkereien. Die EU-Verordnungen in         erläutert die wichtigsten gesetzlichen Rahmenbedingungen bei
     diesem Industriesegment (z. B. die „Milchverordnung“) schaffen      der Qualitätskontrolle am Beispiel der Butterherstellung.
     einheitliche Rechtsgrundlagen für alle europäischen Mitglieds-

       Bereich Kontrollschritte innerhalb der                                         Gesetzlicher Rahmen
                   Prozesskette Butter

                                  1
                                                           Schritt 1-2: Die „Milchverordnung“ (Verordnung (EG) 853 / 2004 mit spezifischen
                           Futtermittelkontrollen /        Hygienevorschriften für Lebensmittel tierischen Ursprungs, Anhang III Abschnitt
          Erzeugung

                                 -monitoring               IX ROHMILCH UND VERARBEITETE MILCHERZEUGNISSE) legt EU-weit die
                                                           Hygienevorschriften für die Herstellung und Vermarktung von Rohmilch, wärme-

                                  2
                                                           behandelter Milch und Erzeugnissen auf Milchbasis fest. Sie schreibt die Grenz-
                         Hygiene im Erzeugerbetrieb        werte zur bakteriologischen Beschaffenheit, Milchinhaltstoffen und Hemmstoffen
                                                           vor, die bei der Verarbeitung von Rohmilch gelten.

8

                                  3
                              Rohmilchqualität
                                                           Schritt 3-6: Die „Milchgüte-Verordnung“ (Verordnung über die Güteprüfung und

                                  4
                                                           Bezahlung der Anlieferungsmilch) regelt auf deutscher Ebene die Güteprüfung
                         Annahme von Rohmilch und          und die Bezahlung der Rohmilch, die von Erzeugern an Molkereien angeliefert
                            flüssigen Rohstoffen           wird (Auszahlungspreis). Auf Grundlage der Verordnung kontrolliert der zustän-
                                                           dige Landeskontrollverband Fett- und Eiweißgehalt, Keim- und Zellzahl, Hemm-

                                  5
                            Tanklager Rohmilch             stoffe und Gefrierpunkt.

                           und flüssige Rohstoffe

                                  6
          Verarbeitung

                                                           Schritt 7: Die „Lebensmittel-Verordnung“ (Verordnung (EG) 178 / 2002 zur Fest-
                           Pasteurisierung Rahm
                                                           legung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts,
                                                           zur Errichtung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und zur

                                  7
                                                           Festlegung von Verfahren zur Lebensmittelsicherheit (Artikel 14, 18, 19, 21))
                            Butterungsmaschine             verpflichtet Unternehmen während des gesamten Lebensmittelproduktionspro-
                                                           zesses Eigenkontrollen, Rückverfolgbarkeit, Produktbeobachtungspflicht ggf. mit
                                                           Rückruf und Produkthaftung zu gewährleisten.

                                  8
                                 Abpackung                 Schritt 8-9: Das zuständige Veterinäramt, bei dem die Molkerei unter Vorausset-
                                                           zung der eingerichteten Eigenkontrollsysteme zugelassen ist, erteilt dem Betrieb

                                  9
                                                           das sogenannte Identitätskennzeichen. Es verweist auf die Herkunft des herge-
                                                           stellten Milchprodukts und ist auf jedem Milchprodukt aufgedruckt.
                              Butter-Kühlraum

                                 10
                                                           Schritt 10: Die Verordnung über mikrobiologische Kriterien für Lebensmittel (VO
                              Lager / Versand              2073 / 2005 Anhang 22) legt die Kriterien der mikrobiologischen Kontrollen durch das
                                                           Labor fest.
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Qualität und Produktsicherheit II II

Der Prozess der Qualitätssicherung:
Ein Überblick

Die lückenlose Qualitätssicherung vom Erzeugerbetrieb bis zum Kühlregal ist für die deutsche Milchwirtschaft eine Selbst-
verständlichkeit. Um die Sicherheit der Produkte weiter zu verbessern, entwickeln viele Molkereien zusätzliche Qualitätssi-
cherungssysteme, die über die gesetzlichen Regelungen hinausgehen. Die enge Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure
innerhalb der Wertschöpfungskette ist entscheidend, um die Herstellung sicherer und hochwertiger Produkte zu gewähr-
leisten.

Milcherzeugung:                                                      allen Phasen der Verarbeitung werden durch betriebseigene und
Qualitätsanforderungen an die Rohmilch und den Milcherzeu-           unabhängige Labore intensive Überprüfungen auf Rückstände
gerbetrieb                                                           und Kontaminanten durchgeführt. Neben den gesetzlichen Vor-
Am Anfang des Prozesses stehen regelmäßige Kontrollen des            schriften zur Risikoanalyse und Hygiene entwickeln viele Mol-
zuständigen Veterinärs im Milcherzeugerbetrieb.Neben dem Ge-         kereien zusätzlich eigene Qualitätssicherungssysteme, um die
sundheitszustand der Tiere werden die Melkanlagen und hygie-         Sicherheit der Milchprodukte zu verbessern. Dazu gehört bei-
nischen Voraussetzungen des Hofs geprüft und überwacht. Zu-          spielsweise die Einrichtung eines Zertifizierungssystems gemäß
dem werden durch den zuständigen Landes-kontrollverband bei          dem europäischen Normensystem zur Qualitätssicherung (DIN
den Erzeugern mehrmals im Monat Rohmilchproben genommen              EN ISO).
und untersucht. So wird sichergestellt, dass die Rohmilch keine
qualitätsmindernden Faktoren wie beispielsweise Hemmstoffe           Einzelhandel:
enthält. Das Eigenkontrollsystem der Milchwirtschaft, das „Qua-      Kontrolle der Endprodukte
litätsmanagement Milch“ (QM Milch), legt in einem Leitfaden die      Aufwendige Kontrollen kennzeichnen auch die letzte Phase zur
grundsätzlichen Anforderungen an die Rohmilcherzeugung fest.         Qualitäts-sicherung. So nehmen die jeweiligen Kreisordnungs-
Dort sind gesetzliche Regelungen und Bestandteile weiterer           behörden Stichproben von Milchprodukten im Einzelhandel vor,
Qualitätssicherungssysteme systematisch zusammengefasst.             während die Landesämter für Ernährungswirtschaft chemisch-
                                                                     physische Untersuchungen durchführen. Danach liegt es am
Milchverarbeitung:                                                   Verbraucher, die hohe Qualität der Milchprodukte zu erhalten,      9
Qualitätsmanagement in den Molkereien                                indem er diese kühl und lichtgeschützt transportiert und lagert.
Auch in den Molkereien hat die Qualitätssicherung höchste Priori-
tät. Die Roh-milch wird bereits bei der Abholung und Anlieferung
auf chemische und physikalische Parameter überprüft. Auch in

  Überprüfung der Tiergesundheit und          Probennahmesystem für die                    Annahme von Rohmilch und Überwachung
  der Hygienebedingungen für die Milchpro-    Ermittlung der Milchgüteproben eines jeden   der Prozessschritte in der Molkerei
  duktion                                     Lieferanten

  Laboruntersuchungen                         Überprüfung des Reifegrades und              Verbraucher bei der „Endkontrolle“
                                              Endproduktkontrolle beim Käse
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Produktionsmethoden gestern und heute

      Vom jahrtausendealten Handwerk zur modernen Milchverarbeitung:
      Der lange Weg eines wertvollen Nahrungsmittels

      Die Geschichte der Milchproduktion reicht Tausende von Jahren zurück. Bereits vor rund 8.000 Jahren wurden im Vorderen
      Orient Rinder zur Milcherzeugung gehalten. In Deutschland dagegen wurden Rinder bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts vor-
      wiegend als Arbeits- und Masttiere eingesetzt. Erste Molkereien verarbeiteten zu dieser Zeit nur die Milch zu Käse und den
      Rahm zu Butter. Der Grundstein für die industrielle Verarbeitung von größeren Mengen Milch wurde Ende des 19. Jahrhun-
      derts gelegt. Besonders dazu beigetragen hat, neben der Erfindung von Verfahren zur Haltbarmachung von Trinkmilch, die
      Entwicklung leistungsfähiger Zentrifugen, wodurch Rahm und Magermilch maschinell getrennt werden konnten.

      Die Herstellungsverfahren sind heute moderner, in ihrer Subs-    Technologische Entwicklungen und gestiegene Anforderungen
      tanz jedoch unverändert geblieben. Das Wissen um die Milch-      an Qualität und Hygiene haben zu deutlich prozess-orientierte-
      verarbeitung bleibt Jahrtausende alte Tradition – auf der auch   ren und effizienteren Abläufen geführt. Zudem können innerhalb
      die vielzähligen, innovativen Herstellungsverfahren und hoch-    einer Zeiteinheit heute deutlich mehr Produkte produziert werden.
      modernen Verarbeitungsprozesse basieren.

       Milchsammlung früher und heute
                                                                                          Früher wurde die Rohmilch in kleinen Mengen in
                                                                                          Milchkannen auf Leiterwagen oder mit Pferdefuhrwer-
                                                                                          ken beim Milchviehbetrieb abgeholt. Heute befördern
                                                                                          moderne Milchsammelwagen je nach Fahrzeugtyp
                                                                                          zwischen 10.000 und 25.000 Liter.

                                                                                          Rohmilch muss in Lagertanks unter Einhaltung der
                                                                                          erforderlichen Kühlung und Hygieneanforderungen
                                                                                          gelagert werden. Spätestens am Folgetag wird der
10     Lagertanks                                                                         hochsensible Rohstoff weiterverarbeitet. Die großen
                                                                                          Lagertanks mit modernen Kühl- und Reinigungssys-
                                                                                          temen können mehr als 500.000 Liter Rohmilch fas-
                                                                                          sen. Sie werden regelmäßig gereinigt und desinfiziert,
                                                                                          bevor sie erneut verwendet werden. Ältere Tankan-
                                                                                          lagen konnten häufig nur ein Volumen von wenigen
                                                                                          tausend Litern fassen.

                                                                                          Um Frischkäse herzustellen, wird pasteurisierte Milch
                                                                                          zur Gerinnung gebracht, indem Milchsäurebakterien
       Herstellung und Abfüllung von Frischkäse
                                                                                          und je nach Herstellungsart Lab, also ein Enzym zur
                                                                                          Käseherstellung, beigefügt werden. Die Molke wird
                                                                                          traditionell durch ein Käsetuch abgetrennt. Die Frisch-
                                                                                          käse-Herstellung in großem Umfang wurde erst durch
                                                                                          den Einsatz von Separatoren zur maschinellen Tren-
                                                                                          nung von Flüssigkeiten ermöglicht. Heutige Methoden
                                                                                          in der modernen Käseverarbeitung zur Abtrennung
                                                                                          der Molke sind Zentrifugieren (mit Separatoren) oder
                                                                                          Ultrafiltration. Die abgetrennte Käsemasse wird bis
       Lagerung von Käse                                                                  zur gewünschten Fettgehaltsstufe mit Rahm angerei-
                                                                                          chert.

                                                                                          Die Lagerung und eine angemessene Reifezeit sind
                                                                                          wichtiger Bestandteil der Käseherstellung. Viele Kä-
                                                                                          sesorten erhalten allein durch die Reife den entspre-
                                                                                          chenden Geschmack. Im Bild ein frühes Käselager
                                                                                          und ein modernes automatisches Hochregallager.
                                                                                          Hier wird die Ware erst kommissioniert und dann an
                                                                                          die Kunden ausgeliefert.
Milchwirtschaft im Wandel

Erzeugung und Verarbeitung:
Strukturwandel in der deutschen Milchwirtschaft

Die Milcherzeugung und Milchverarbeitung war in Deutschland in den vergangenen Jahren durch große strukturelle Ver-
änderungen gekennzeichnet. Während sich die Zahl der milcherzeugenden Betriebe in den vergangenen Jahren und Jahr-
zenten kontinuierlich verringert hat, haben die verbliebenen Betriebe bei Ihren Milchkuhbeständen ein kontinuierliches
Wachstum verzeichnet. Ebenfalls konnten die Milcherzeuger die Milchleistung ihrer Kühe infolge von Verbesserungen in
der Tierhaltung und Zuchtfolgen erhöhen. Aber auch der Konzentrationsprozess der deutschen Molkereiwirtschaft setzt
sich zunehmend fort. Fusionen bestimmen die Molkereilandschaft.

Steigende Milchleistung bei sinkenden Betriebszahlen
Der Bestand an Milchkühen in Deutschland hat sich in den letz-      Strukturwandel in der Milchwirtschaft
ten Jahrzehnten kontinuierlich verringert. Gab es 1980 noch 5,5
Millionen Milchkühe, sind es im Mai 2017 nur noch rund 4,2 Mil-
lionen. Auch die Zahl der Milcherzeuger in Deutschland ist ste-
tig zurückgegangen. Von 1,6 Millionen Erzeugern im Jahr 1950
hat sich diese Zahl im Mai 2017 auf 67.319 Erzeuger reduziert.
Davon betroffen sind vor allem kleinere Milchviehbetriebe. Ein
klarer Trend geht zu größeren Milchproduktionsbetrieben. Die
größten Milchkuhherden stehen in den ostdeutschen Bundes-
ländern (durchschnittlich zwischen 150 und 200 Milchkühe pro
Betrieb). Die durchschnittliche Milchleistung der Kühe ist in den
vergangenen Jahren stark angestiegen. Heute erzeugt eine Kuh
im Durchschnitt rund 7.650 Kilogramm Rohmilch pro Jahr. 1970
betrug die Milchmenge je Kuh noch etwa die Hälfte. Insgesamt                                                     Quelle: Statistisches Bundesamt, ZMB, BLE
haben die über vier Millionen Kühe in Deutschland im Jahr 2016
rund 32,7 Millionen Tonnen Milch produziert.
                                                                                                                                                                                                                   11
                                                                    Anzahl der milchverarbeitenden Betriebe
Die Molkereien im Wandel –
Der Trend zu größeren Molkereien
                                                                       3401
Die Anzahl der Molkereien in Deutschland hat sich vor allem durch

                                                                                                                                                                   Bis einschließlich 2008 Unternehmen mit mind.
Fusionen kontinuierlich verringert. Bei einer stetigen Steigerung

                                                                                                                                                                   20 Beschäftigten, seit 2009 Unternehmen mit
                                                                              2758

der verarbeiteten Milchmenge ist gleichzeitig ein Rückgang der
Betriebsstätten zu verzeichnen. Von 3.400 milchverarbeitenden
Betrieben im Jahr 1950 sind es heute noch 152. Hauptgrund für

                                                                                                                                                                   mind. 50 Beschäftigten
diesen Konsolidierungsprozess sind zum einen Fragen der be-                          1274

triebswirtschaftlichen Effizienz und ein verbessertes Marketing,
                                                                                            562           565
zum anderen aber auch Investitionen in Innovationen in einem                                       515
                                                                                                                   379
                                                                                                                         251
                                                                                                                                145    145    142    149    148        152
zunehmend globalisierten und wettbewerbsorientierten Markt.
Es ist abzusehen, dass dieser Prozess auch in den kommenden
                                                                       1950   1960   1970   1982   1985   1988    1991   2000   2010   2012   2013   2014   2015   2016

Jahren anhalten wird.                                                                                            Quelle: Statistisches Bundesamt
                                                                                 Bis einschließlich 2008 Unternehmen mit mind. 20 Beschäftigten,
                                                                                               seit 2009 Unternehmen mit mind. 50 Beschäftigten.

   Was ist der Unterschied zwischen
   genossenschaftlichen und privaten Molkereien?
   In der Milchwirtschaft treten verschiedene Unternehmensformen auf. Genossenschaftliche Molkereien sind ein Zusammen-
   schluss mehrerer Landwirte, die ihre Rohmilch an eine zentrale Genossenschaft liefern und im Gegenzug eine monatliche Ab-
   schlagszahlung erhalten, welche je nach Ertragsfähigkeit der Molkerei durch eine Nachzahlung am Ende eines Kalenderjahres
   ergänzt wird. Die Landwirte sind somit Eigner und Mitglied der Molkerei, welche ihre Milch als Genossenschaft bestmöglich
   vermarkten soll. In Deutschland werden rund zwei Drittel der produzierten Milch von Genossenschaften erfasst. Ein Großteil
   der restlichen Milch wird in Deutschland von privaten Molkereien verarbeitet. Sie sind entweder als Kapital- oder Personenge-
   sellschaften organisiert. Die Bindung der Landwirte oder Milcherzeuger an die Molkerei erfolgt hier über privatwirtschaftliche
   Verträge. Die übrige Milch wird in den Molkereien der Nachbarländer verarbeitet.
Nachhaltigkeit

      Nachhaltigkeit:
      der Weg in die Zukunft

      Nachhaltigkeit ist die Schlagzeile der letzten Jahre und wird es auch zukünftig sein. Sie betrifft die gesamte Lebensmittel-
      kette, wobei derzeit die Milcherzeugung besonders im Fokus steht. Gründe hierfür sind u. a. kritische Veröffentlichungen
      in der Presse, aber auch konkrete Verbrauchererwartungen sowie Forderungen des LEH auf nationaler und internationaler
      Ebene an eine nachhaltige Wirtschaftsweise bei der Milcherzeugung. Zudem hat die Politik das Thema aufgegriffen. Die
      Fragen betreffen sowohl zahlreiche Aspekte im Bereich Tierwohl aber auch das Boden- und Wassermanagement, ein-
      schließlich Düngung und Biodiversität.

      Eine nachhaltige Milcherzeugung berücksichtigt daher die vier          Kriterien und ihre Bewertungen wurde ein Fragebogen entwickelt.
      Säulen Ökonomie, Ökologie, Tierwohl und Soziales. Dabei ist es
      für den Milcherzeuger eine Herausforderung, die Erwartungen            Damit steht das Konzept bundesweit für eine Umsetzung zur
      von außen und das ökonomische Bewirtschaften des landwirt-             Verfügung. Die Status-Erhebung beim Milcherzeuger ist Grund-
      schaftlichen Betriebes im Rahmen der nachhaltigen Milcherzeu-          lage für die anschließend zu entwickelnde Nachhaltigkeitsstra-
      gung in Einklang zu bringen. Ziel ist eine effiziente Wertschöpfung.   tegie. So ist die Frage, in welchen Bereichen der Milcherzeuger
                                                                             besonders gut ist und in welchen Bereichen er besser werden
      QM-Milch hat Nachhaltigkeitsmodul erstellt                             kann/sollte, im Dialogprozess zu beantworten.
      Obgleich gerade der landwirtschaftliche Sektor schon viel für
      ein nachhaltiges Wirtschaften tut und entsprechende Leistun-           Herausforderung für Erzeuger, Molkereien und Abnehmer
      gen vorweisen kann, gibt es, wie überall, z. T. noch einiges zu        Mit dem Ergebnis der Status-Quo-Erhebung besteht die Mög-
      tun, d. h. Optimierungspotential. Mehrere Molkereien haben in          lichkeit, eine Bewertung des einzelnen Kriteriums vorzuneh-
      Deutschland, in der EU und international mit eigenen Nachhaltig-       men, z. B. im Vergleich zu den anderen Landwirten der Molke-
      keitskonzepten begonnen. Um ein möglichst breites Verständnis          rei durch ein Benchmark. Gemeinsam mit der Molkerei können
      zu erzielen, wurde beim Qualitätsmanagement Milch (QM-Milch)           positive Beispiele für eine nachhaltige Wirtschaftsweise heraus-
      e. V. mit den Trägerverbänden Deutscher Bauernverband e. V.,           gearbeitet und dort, wo es angebracht ist, ein kontinuierlicher
      Deutscher Raiffeisenverband e. V. und dem Milchindustrie-Ver-          Verbesserungsprozess eingeleitet werden. Dieses ermöglicht
12    band e. V. gemeinsam mit dem Thünen-Institut sowie Land und            der Molkerei, gegenüber den Abnehmern sprachfähig zu sein.
      Markt ein freiwilliges Nachhaltigkeitsmodul erarbeitet.                Anderenfalls besteht die Gefahr, durch äußere Anforderungen
                                                                             der Kunden/der Öffentlichkeit zum Getriebenen zu werden. Ent-
      Dialog gewährleistet Praxisnähe                                        scheidend ist, dass der Milchsektor das Thema Nachhaltigkeit
      Dabei fand ein intensiver Dialogprozess zur Auswahl und Bewer-         selbst in die Hand nimmt. Nachhaltigkeit ist eine Chance für die
      tung der einzelnen Indikatoren/Kriterien der Nachhaltigkeitssäu-       Milchwirtschaft. Schließlich geht es auch um die Absicherung
      len mit Milcherzeugern, Molkereien, Wissenschaft, LEH sowie            des Absatzes der Milcherzeugnisse national und beim Export,
      NGO’s statt. Seit Ende Mai 2016 liegt der finale Fragebogen vor,       um Glaubwürdigkeit und Sicherung des Images der Milch beim
      der in unterschiedlichen Regionen Deutschlands einem Pretest           Verbraucher und bei den Medien. Nachhaltigkeit ist gleichzeitig
      unterzogen wurde. Die Bewertungen zu jedem Kriterium wurden            eine Imagepflege für die Landwirte. Dieses setzt voraus, dass
      vom Thünen-Institut auf deren Homepage veröffentlicht. In den          sich die Milchbranche auch mit eventuellen Schwachpunkten
      Factsheets zu jedem Indikator/Kriterium werden hier die Be-            auseinandersetzt und sich auf den Weg der Optimierung begibt.
      deutung und der Stand des Wissens zu den einzelnen Kriterien           Vom LEH und der Öffentlichkeit erwartet der MIV die Akzeptanz
      (z. B. Klauenpflege, Lebenstagsleistung der Kühe) sowie die Be-        dieses kontinuierlichen Prozesses. Es kann z. B. nicht die so-
      wertungen von deren möglichen Ausprägungen in der landwirt-            fortige Abschaffung der Anbindehaltung vom LEH gefordert wer-
      schaftlichen Praxis dargelegt. Zur Erhebung der ausgewählten           den. Nachhaltigkeit ist kein statisches Instrument.

       Die drei Säulen der Nachhaltigkeit
       Für Unternehmen stellt sich die Frage, wie sie ihren Beitrag zum Thema Nach-
       haltigkeit wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich leisten können. Dies gilt
                                                                                                                                        Quelle: MIV (Bilder www.fotolia.com)

       insbesondere für die deutsche Milchwirtschaft, mit rund 31 Millionen Tonnen ver-
       arbeiteter Rohmilch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor und Produzent eines der
       wichtigsten Grundnahrungsmittel. Der wirtschaftliche Erfolg der Molkereien muss
       mit den Anforderungen an Natur, Umwelt und Gesellschaft dauerhaft vereinbar
       sein. Um sich den Herausforderungen einer zunehmend globalisierten Welt stel-
       len zu können, muss sichergestellt werden, dass unsere regenerierbaren Sys-
       teme in einer Weise genutzt werden, dass ihre wesentlichen Eigenschaften be-
       wahrt werden und auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben.
Milch und Gesundheit

Milch und Fakten:
Milch ist ein gesundes Lebensmittel!

Milch und Milchprodukte stellen ernährungsphysiologisch eine wichtige Lebensmittelgruppe dar. Sie sind wertvolle Nah-
rungsmittel und aufgrund ihres hohen Nährgehaltes äußerst gesund. Besonders der hohe Kalzium- und Vitamingehalt
sorgt für einen stabilen Knochenaufbau und stärkt die Immunabwehr. Deshalb ist Milch sowohl für Kinder als auch für
Erwachsene ein unverzichtbarer Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung. Jedoch stehen Milch und Milchprodukte
vereinzelt unberechtigt in der Kritik, negative Auswirkungen zu haben.

Medien in der Verantwortung                                          • Gesättigte (Milch-)Fettsäuren schützen vor Herzkrankheiten
Immer wieder wird in der Presse behauptet, dass Milch und            Eine niederländische Bevölkerungsstudie kommt zu dem
Milchprodukte nachteilige Effekte auf die Gesundheit hätten.         Schluss: Je höher die Zufuhr an gesättigten Fettsäuren, insbe-
Dazu werden Auszüge aus einzelnen Studien zitiert oder un-           sondere an kurz- und mittelkettigen oder milchfettspezifischen
bestätigte Hypothesen postuliert. Weltweit empfehlen führende        Fettsäuren (C15:0 oder C17:0), sowie gesättigten Fettsäuren
Ernährungsgesellschaften jedoch den Verzehr von Milch und            aus Butter, Käse, Milch und Milchprodukten, desto niedriger ist
Milchprodukten im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung.               das Risiko für tödliche und nicht-tödliche Herzkrankheiten.
Aus MIV-Sicht ist es gefährlich und unberechtigt, einfach einzel-
ne negative Aussagen als neue und einzige Wahrheit zu verkau-        • Milch schützt vor Übergewicht
fen und vor Milch zu warnen. Hier sind die Medien besonders          Ein neuer Übersichtsartikel, der 10 Langzeitstudien mit über
gefordert, wobei inzwischen festzustellen ist, dass die Bericht-     46.000 Kindern und Jugendlichen zusammenfassend ausgewer-
erstattung im Text ausgewogener ist – allerdings die Überschrift     tet hat, zeigt, dass der Konsum von Milch und Milchprodukten
vielfach noch negativ geprägt ist.                                   vor Übergewicht schützt. Die Forscher kommen zu dem Schluss,
                                                                     dass die Gruppe mit dem höchsten Milchverzehr eher normalge-
„Die Milch macht’s immer noch!“                                      wichtig ist als die Kinder mit der geringen Aufnahme von Milch
Herr Prof. Bernhard Watzl vom Max Rubner-Institut (MRI) gab          und Milchprodukten. Mit jeder zusätzlichen Milchportion am Tag
anlässlich der am 16.11.2015 vom NDR ausgestrahlten Sendung          reduzierte sich der Anteil des Körperfettes.
„Risiko Milch? Die wichtigsten Fakten“ zu den kritischen Punk-                                                                          13
ten auf Grundlage des aktuellen wissenschaftlichen Standes           • Natürliche Transfettsäuren schützen vor Herzerkrankungen
Entwarnung. Es sei, so Prof. Watzl, vollkommen unbegründet,          Eine Studie aus Deutschland hat Blutproben von über 3.200 Per-
dass Milch in den Medien derart negativ diskutiert wird. Von der     sonen auf Transfettsäuren (natürliche und industrielle TFA) un-
wissenschaftlichen Seite sind die Fakten klar: „Milch hat einen      tersucht. Die Forscher fanden u. a. heraus, dass Transfettsäuren
sehr hohen Stellenwert in unserer Ernährung und es ist weiterhin     aus natürlichem Ursprung (wie aus Milch) mit einer niedrigeren
sehr sinnvoll, der Milch einen entsprechenden Platz in unserer       Gesamt-Sterblichkeit, vor allem mit einem niedrigeren Risiko für
Ernährung zu geben.“                                                 den plötzlichen Herztod, zusammenhängen.

Milch und Milchprodukte wesentlicher Teil einer ausgewo-             Das präventive Potential von Milch und Milchprodukten
genen Ernährung                                                      Im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung,
Die gesundheitlichen Effekte von Milch und Milchprodukten wer-       Landwirtschaft und Forsten hat das Kompetenzzentrum für Er-
den kontinuierlich auf wissenschaftlicher Basis untersucht. Der      nährung (KErn) in Bayern 2015 in Kooperation mit dem Max
MIV stellt eine Auswahl an Erkenntnissen vor:                        Rubner-Institut (MRI) die Broschüre „Freispruch für die Milch“
                                                                     veröffentlicht, vor dem Hintergrund der z. T. negativen Meldun-
• Schwedenstudie widerlegt!                                          gen in Hinblick auf ernährungsbedingte Erkrankungen im Inter-
Die sog. Schwedenstudie sorgte 2014 für großen Wirbel, indem         net und in der Presse. Basis der KErn-Veröffentlichung war die
sie einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Milch               Ausarbeitung des Max Rubner-Instituts (MRI) zur ernährungs-
und der Sterblichkeit sowie der Rate an Knochenbrüchen bei           physiologischen Bewertung von Milch und Milchprodukten und
Frauen postulierte. In einer aktuellen Veröffentlichung, mit Auto-   ihren Inhaltsstoffen. Betrachtet wurden die Milchinhaltsstoffe,
ren der sog. Schwedenstudie, wurden die Ergebnisse der neu-          die Aufnahmemengen der Bevölkerung und der mögliche Zu-
esten 12 Untersuchungen zu Milch und Sterblichkeit gemeinsam         sammenhang mit Erkrankungen. Zusammenfassend lässt sich
ausgewertet: Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass kein        festhalten, dass Milch und Milchprodukte für die Versorgung mit
Zusammenhang zwischen dem Verzehr von nicht-fermentierter            Calcium und weiteren Mikronährstoffen (wie Vitamin B2, B12
oder fermentierter Milch und der Sterblichkeit besteht. Damit        oder Zink und Jod) wichtig sind. So schöpfen die aktuellen Ver-
wurden die Aussagen der „Schwedenstudie“ klar widerlegt.             zehrsmengen auf Bevölkerungsebene das präventive Potential
                                                                     von Milch und Milchprodukten aus.
FAQs zum Milchmarkt (Auszug)

      Wer macht den Milchpreis in Deutschland?                             Hilft „regionale“ Milch?
      Der Milchpreis – ausbezahlt an den deutschen Milcherzeuger –         Viele Konzepte der freiwilligen Herkunftskennzeichnung exis-
      betrug im Durchschnitt des Kalenderjahres 2016 ca. 26,7 Cent/        tieren. Diese führen auch zu höheren Einnahmen der Händler.
      kg, umgerechnet auf 4,0 Prozent Fett/ 3,4 Prozent Eiweiß. Im         Der Effekt auf den Rohmilchpreis für den Milcherzeuger ist je-
      Zeitraum von Januar bis Dezember 2009 erhielten die deutschen        doch beschränkt. Der Großteil der deutschen Milchprodukte wird
      Milchbauern z. B. im Durchschnitt 23,83 Cent/kg. Jede Molkerei       über „Handelsmarken“ vertrieben. Darüber hinaus bieten viele
      hat aufgrund ihrer Struktur ihren »eigenen Milchpreis«, saisonal     Milcherzeuger „ab Hof Verkauf“ an. Diese Mengen sind jedoch
      und regional schwankend. In genossenschaftlichen Molkereien          sehr gering.
      wird er durch den Vorstand festgelegt, in der privaten Milchwirt-
      schaft liegen Vertragsbedingungen vor. Der erzielte Milchpreis       Sterben die Milcherzeuger aus?
      wird statistisch amtlich erfasst und veröffentlicht. Monatliche      Nein, altersbedingt steigen ca. 3-5 Prozent aller Milcherzeuger
      Werte der einzelnen Molkereien findet man im Internet unter          jedes Jahr aus der Produktion aus. Derzeit halten noch 67.319
      www.topagrar.com (Milchpreisbarometer) oder für die Region           Milcherzeuger in Deutschland 4,2 Mio. Kühe. Die ausscheiden-
      unter www.ble.de.                                                    den Landwirte fanden in der Vergangenheit immer Abnehmer für
                                                                           ihren Hof. Der Strukturwandel beschleunigt sich immer, wenn die
      Warum gibt es keinen einheitlichen Milchpreis?                       Milchpreise schlecht sind. Wissenschaftler schätzen die Zahl der
      Es gibt keine Einheitsmolkerei. Die Molkereien stellen unter-        notwendigen Milcherzeugerbetriebe auf nur 30.000! Zum Ver-
      schiedliche Produkte mit unterschiedlichen Erlösen her. Dies         gleich: 1950 hatten wir in Deutschland noch 1,4 Mio. Milchvieh-
      definiert die Auszahlungsleistung jeder einzelnen Molkerei. Au-      halter, ein enormer Strukturwandel fand statt.
      ßerdem unterscheiden sich die Anteile in den verschiedenen
      Absatzkanälen zwischen den verschiedenen Molkereien z. B.            Wie ist die Zukunft der deutschen Milcherzeuger?
      Lebensmitteleinzelhandel, Weiterverarbeitung, Export in andere       Eigentlich gut! Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage
      Länder.                                                              im Ausland schneller wächst als das Angebot. Dies schließt aber
                                                                           Preistäler wie 2015/16 nicht aus. Die Märkte bleiben volatil.
      Was beeinflusst den Milchpreis?
      Angebot und Nachfrage regeln den Preis, das gilt auch am Milch-      Wie hoch sind die Kosten der Milchproduktion?
      markt. Steigt der Preis für Milchprodukte, geht die Nachfrage zu-    Das weiß niemand und ist auf jedem Hof unterschiedlich. Es
      rück. Ein hoher Milchpreis fördert die Milchproduktion und Über-     hängt vom Geschick des Landwirtes und seiner Familie ab, ori-
14    mengen drücken dann auf den Markt. Auf der Nachfrageseite            entiert sich stark an den Kosten für Futtermittel etc. Ist das Land
      wirken hohe Produktpreise absatzdämpfend und verschlechtern          im Eigentum oder nur gepachtet, wie sieht der Pachtmarkt aus?
      die internationale Wettbewerbsposition. Niedrigere Milchpreise       Experten schätzen die Produktionskosten zwischen 25 und 45
      können zum „Bauernsterben“ führen, also dem Ausstieg einzel-         Cent/Liter, unterschiedlich auch nach Regionen und Können der
      ner Erzeuger aus der Milchproduktion.                                Milcherzeuger.

      Viele Verbraucher sind doch bereit, einen höheren Preis zu           Hilft der Export?
      akzeptieren!                                                         Ohne Export ginge es nicht! Knapp 50 Prozent der deutschen
      Das stimmt wohl, Käufer bei den Molkereien ist jedoch nicht der      Milch wird nicht in Deutschland konsumiert. Das meiste geht in
      Verbraucher, sondern der Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Die-        die EU und ins Drittland nach China, in den Nahen Osten oder
      se stehen im Wettbewerb untereinander und werben gerne über          die USA. Deutschland exportiert in knapp 100 Länder! Ohne Ex-
      den niedrigen Preis. Der LEH ist in Deutschland hoch konzent-        port hätten wir nur die Hälfte der Milcherzeuger.
      riert, was das Kartellamt in 2014 erneut feststellte. Keine Molke-
      rei hat dieselbe Marktkraft wie einer der großen Spieler im LEH.     Warum gibt es keinen Mindestpreis?
      Die Preise werden meist für 6 Monate im Voraus verhandelt,           Die landwirtschaftliche Marktordnung kennt keinen Mindestpreis
      deshalb entsteht im Mai und November immer Pressewirbel.             für Milch. Der Milchmarkt wird gesteuert über Angebot und Nach-
                                                                           frage. Wollte man einen Mindestpreis festlegen, müsste das
      Kann der Verbraucher beim Milchpreis helfen?                         „Brüssel“ tun. Bei den unterschiedlichen Produktionskosten in
      Sicherlich kann der Verbraucher helfen. Schauen Sie auf die Pa-      Europa fiele die Festlegung eines Mindestpreises schwer.
      ckung und kaufen Sie deutsche Produkte. Wenn Sie nicht wis-
      sen, woher die Ware stammt, schauen Sie auf die Betriebe-/ Zu-       Wer vertritt die Molkereien?
      lassungsnummer auf der Verpackung. Dort muss ein D stehen!           Das Unternehmen vertritt sich selbst. Die Molkereien sind frei-
                                                                           willig Mitglied im Milchindustrie-Verband (MIV), die genossen-
      Hilft der Kauf von Bioprodukten“?                                    schaftlichen Unternehmen zusätzlich im Deutschen Raiffeisen-
      „Bio“ besetzt eine kleine Nische in Deutschland. Nur gut 2 Pro-      Verband (DRV) oder in den regionalen Privatverbänden. Der
      zent der deutschen Milch sind bio, viele Bioerzeugnisse werden       „Biosektor“ hat seine eigene Vertretung und Vermarktungsorga-
      importiert. Der Milcherzeuger erhält einen Aufschlag von bis zu      nisationen.
      25 Cent/Liter, hat aber auch enorme Kosten und Leistungsver-
      luste. Auch die Verarbeitungskosten sind höher bei kleinen Char-     Mehr FAQs finden Sie unter:
      gen und getrennter Verarbeitung.                                     www.milchindustrie.de/marktdaten/faq-zum-milchmarkt/
Zahlen und Daten

 Die Milch im Überblick:
 Die wichtigsten Daten und Fakten

67.319 Milcherzeuger
… halten 4,2 Millionen Milchkühe
… erzeugen 32,7 Millionen Tonnen
  Milch pro Jahr

                                       152 milchverarbeitende Unternehmen
                                       mit 36.335 Beschäftigen*…

                                       … erwirtschaften einen Umsatz von 21,9 Mrd. Euro…
                                       … und verarbeiten 31,3 Millionen Tonnen Milch pro Jahr zu…                                       15
                                       … 5,0 Millionen Tonnen Konsummilch
                                       … 2,3 Millionen Tonnen Käse1)
                                       … 516.100 Tonnen Butter2)
                                       … 586.000 Tonnen Sahne
                                       … 435.600 Tonnen Magermilchpulver

        Ein Bundesbürger verzehrt
        im Jahr…
        … 52,3 Kilogramm Konsummilch
        … 24,4 Kilogramm Käse
        … 16,7 Kilogramm Joghurt
        … 6,0 Kilogramm Butter

                                                                                        Quelle: MIV 2017 nach ZMB, destatis, BLE
                                                              alle Daten aus 2016, außer Milcherzeuger- und kuhbestand Mai 2017
                                                      *Betriebe mit 50 und mehr tätigen Personen, ohne Herstellung von Speiseeis
                                                                                                             1) ohne Schmelzkäse
                                                                                                     2) Einschließlich Milchfett- und
                                                                                     Milchstreichfetterzeugnisse in Butteräquivalen
Impressum
Verantwortlich für den Inhalt            Fotos                                       Milchindustrie-Verband e.V.
Milchindustrie-Verband e.V.              Seite 1:                                    Der Milchindustrie-Verband ist
Dr. Björn Börgermann                     shutterstock                                der Spitzenverband
Jägerstraße 51                                                                       der deutschen Milchindustrie:
10117 Berlin                             Seite 2 und 3:
www.milchindustrie.de                    magdaI3©fotolia.com                         • Rund 80 leistungsstarke private,
www.meine-milch.de                                                                     genossenschaftliche und
                                         Seite 4:                                      multinationale Unternehmen
                                         Erzeugung: countrypixel©fotolia.com
                                         Abholung: Dr. Björn Börgermann              • Rund 95 Prozent der deutschen
                                         Überprüfung: Dr. Björn Börgermann             Milchanlieferung oder 30 Millionen
                                         Verarbeitung: Dr. Björn Börgermann            Tonnen Milch und 90 Prozent
                                         Auslieferung: Kadmy©fotolia.com               des Exportvolumens werden von
                                         Supermarkt: Gina Sanders©fotolia.com          MIV-Mitgliedern erbracht
                                         Grafik Tagesgemelk: flaticon.com
                                                                                     • Mit rund 20 Milliarden Euro Jahres-
                                         Seite 9:                                      umsatz der MIV-Mitglieder ist die
                                         Monkey Business©fotolia.com -                 Milchindustrie der größte Bereich der
                                         DMK Deutsches Milchkontor GmbH -              deutschen Ernährungsbranche
                                         Hochland SE - MIV -
                                         Westend61©fotolia.com                       Der Milchindustrie-Verband ist
                                                                                     Interessenvertreter und Dienstleister auf
                                         Seite 10:                                   regionaler, nationaler, europäischer und
                                         Hochland SE - Dr. Björn Börgermann -        internationaler Ebene.
                                         DMK Deutsches Milchkontor GmbH -
                                         Karwendel-Werke Huber -
                                         Unternehmensgruppe Theo Müller

                                         Seite 12:
                                         Münzturm: Stauke©fotolia.com
                                         Baum: Zerbor©fotolia.com
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