Kleinstädte in Deutschland - Urbanität. Vielfalt. Perspektiven. Hintergrundinformationen zum Kongress

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Kleinstädte in Deutschland - Urbanität. Vielfalt. Perspektiven. Hintergrundinformationen zum Kongress
Kleinstädte in Deutschland
Urbanität. Vielfalt. Perspektiven.
Hintergrundinformationen zum Kongress

                                        Foto: Plan und Praxis
Kleinstädte in Deutschland - Urbanität. Vielfalt. Perspektiven. Hintergrundinformationen zum Kongress
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

        Hintergrundinformationen zum Kongress

Kleinstädte in Deutschland – Statistiken und generelle Trends .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 3

Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 9

Das Städtebauförderprogramm „Kleinere Städte und Gemeinden – überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“ .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 13

Lage und Zukunft der Kleinstädte in Deutschland – Bestandsaufnahme zur Situation der Kleinstädte in zentralen Lagen.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 15

Hidden Champions – Stabilisierungs- und Entwicklungsfaktoren von Kleinstädten in peripheren Lagen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17

Inhalt                                                                                                                                                                                                                                                                         2
Kleinstädte in Deutschland - Urbanität. Vielfalt. Perspektiven. Hintergrundinformationen zum Kongress
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

    Kleinstädte in Deutschland – Statistiken und generelle Trends
Was eine Kleinstadt ist, darüber existieren unterschiedliche                                                                                    DK

Vorstellungen. Vereinfachend werden Kleinstädte i. d. R. über
ihre Einwohnergröße von anderen Stadttypen unterschieden.                                                                                                           Kiel

In der Definition des BBSR wird auch die von den Bundeslän-
                                                                                                                                                                                                  Rostock

dern festgelegte zentralörtliche Funktion berücksichtigt. Da-                                                                                                    Hamburg               Schwerin

nach gilt als Kleinstadt, wenn eine Gemeinde oder die größte                                                                              Bremen

Gemeinde innerhalb eines Gemeindeverbandes1 mindestens                                                                                                                                                                           PL

5.000 bis maximal 20.000 Einwohner oder mindestens grund-                                                                                                  Hannover
                                                                                                                                                                                                                  Berlin

zentrale Funktion mit mittelzentraler Teilfunktion besitzt.                                          NL                                                                             Magdeburg
                                                                                                                                                                                                              Potsdam

                                                                                                                                        Bielefeld

                                                                                                                                                                                                                                 Cottbus

Bedeutung von Kleinstädten in Deutschland                                                                 Essen        Dortmund                                                        Halle/S.

                                                                                                            Düsseldorf
                                                                                                                                                  Kassel                                            Leipzig
                                                                                                                                                                           Erfurt
                                                                                                              Köln                                                                                                         Dresden
                                                                                                                                                                                                              Chemnitz
Aktuell (Stand 31.12.2016) gibt es 2.112 Kleinstädte in Deutsch-                                                Bonn

land. Sie umfassen 163 Tausend km² Fläche und damit rund                                   BE

                                                                                                                                        Frankfurt/M.
45 Prozent der gesamten Bundesfläche. 24,3 Millionen oder                                                            Wiesbaden                                                                          CZ

                                                                                                                          Mainz

etwa 30 Prozent aller Einwohner leben in Kleinstädten.                                        LU

                                                                                                                                       Mannheim                                     Nürnberg
                                                                                                            Saarbrücken

Hinter diesem allgemeinen Bild verbirgt sich eine große Vielfalt
                                                                                                                     FR                         Stuttgart

von Kleinstädten – nicht nur im Bundesgebiet sondern auch in-                                                                                              Ulm

nerhalb der Bundesländer. Kleinstädte unterscheiden sich ext-
                                                                                                                                                                                                                  AT
rem hinsichtlich ihrer Gemeindefläche und Einwohner.
                                                                                                                                                                                        München
                                                                                                                      Freiburg i.Br.

                                                                                                                                          CH

Die flächen-kleinste Kleinstadt ist Eichwalde in Brandenburg
                                                                                                   100 km
                                                                                                                                                                                                                   © BBSR Bonn 2018

                                                                                           Kleinstädte
mit 2,8 km², die größte Südtondern in Schleswig-Holstein mit                                   größere Kleinstädte ab 10.000 Einwohnern
594,4 km². Die kleinste Kleinstadt gemessen an der Bevölkerung                                 kleine Kleinstädte unter 10.000 Einwohnern
                                                                                               Großstädte (100.000 Einwohner und mehr)
ist Ellefeld in Sachsen mit 2.578 Einwohnern, die größte Rhein-
                                                                                               Mittelstädte (20.000 bis 100.000 Einwohner)
Selz in Rheinland-Pfalz mit 40.768 Einwohnern.                                                 Landgemeinden (unter 5.000 Einwohner)

                                                                                      Abbildung 1: Kleinstädte in Deutschland
Die Gruppe der Kleinstädte kann noch einmal in eine Teilmenge
                                                                                      Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR; Geometrische
der 876 größeren Kleinstädte mit 10 bis 20.000 Einwohner und                          Grundlage: Gemeindeverbände (generalisiert), 31.12.2016 © GeoBasis-DE/
der 1.236 kleineren Kleinstädte unter 10.000 Einwohner unter-                         BKG; Bearbeitung: A. Milbert

                        Gemeinden                                             Fläche                                                                                            Bevölkerung
          Anteil in %                                        Anteil in %                                                                                    Anteil in %
     50                                                 50                                                                                          50

     40                                                 40                                                                                          40

     30                                                 30                                                                                          30

     20                                                 20                                                                                          20

     10                                                 10                                                                                          10
             78          617      2.112     1.727                13         56       163             125                                                          26,1              23,6              24,3                 8,6

      0                                                  0                                                                                             0
           Groß-        Mittel-   Klein-     Land-             Groß-       Mittel-   Klein-          Land-                                                       Groß-              Mittel-         Klein-           Land-
           städte       städte    städte   gemeinden           städte      städte    städte        gemeinden                                                     städte             städte          städte         gemeinden
       Anzahl Gemeinden und Gemeindeverbände                       Gemeindefläche in 1.000 km²                                                                             Bevölkerung in Millionen

Abbildung 2: Gemeinden, Flächen und Bevölkerung nach Stadt- und Gemeindetyp
Quelle: Laufende Raumbeobachtung

(1) Aus Gründen der bundesweiten Vergleichbarkeit basiert die Einordnung der Städte und Gemeinden auf den rund 4.500 Gemeindeverbände anstelle der rund
11.100 Gemeinden; vgl. www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Raumbeobachtung/Raumabgrenzungen/StadtGemeindetyp/StadtGemeindetyp_node.html

Kleinstädte in Deutschland – Statistiken und generelle Trends                                                                                                                                                                              3
Kleinstädte in Deutschland - Urbanität. Vielfalt. Perspektiven. Hintergrundinformationen zum Kongress
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

                                Anzahl Kleinstädte                     Fläche von Kleinstädten*                              Bevölkerung von Kleinstädten*

                                                           Anteil an     Minimum          Median      Maximum       Anteil an  Minimum         Median        Maximum
                                             % aller
                                absolut                   Landesflä-                                              Landesbevöl-
                                           Kommunen
                                                           che in %                          km²                   kerung in %                 absolut
Bundesland
Baden-Württemberg                    303          65,6           55,6           5,3            53,2       315,5              39,0      5.091      12.712        33.324
Bayern                               493          34,6           39,0           4,6            49,8       278,3              35,7      3.427       8.280        20.005
Brandenburg                           97          48,5           40,4           2,8           104,7       420,2              40,8      5.324       9.298        19.279
Hessen                               246          57,2           58,0           4,4            40,6       142,1              40,1      5.036       9.452        20.051
Mecklenburg-Vorpommern                42          36,2           33,2          16,2           182,7       570,7              29,3      5.366      10.484        20.566
Niedersachsen                        239          55,3           56,0          16,1            99,0       561,2              37,1      5.189      11.859        29.192
Nordrhein-Westfalen                  184          46,5           40,5          22,4            67,2       275,5              13,1      5.071      12.336        20.038
Rheinland-Pfalz                      106          55,2           53,7           9,0            71,4       465,3              45,4      7.705      16.634        41.326
Saarland                              42          80,8           67,4           7,6            35,2       111,0              52,2      6.029      12.228        18.864
Sachsen                              144          46,2           46,8           4,6            51,9       166,0              33,9      2.602       8.407        20.299
Sachsen-Anhalt                        80          65,6           58,3          29,7           123,5       523,9              36,4      5.419       9.304        19.953
Schleswig-Holstein                    74          43,3           37,3           5,4            39,7       594,4              35,6      4.976      13.229        39.566
Thüringen                             62          28,3           26,4           7,9            60,6       170,3              25,2      3.380       7.478        19.149
Bund insgesamt                     2.112          46,6           45,6           2,8            59,8       594,4              29,4      2.602      10.518        41.326

Tabelle 1: Kleinstädte in den Bundesländern (Stand 2016)
* Angaben beziehen sich auf die Gemeinden / den Gemeindeverband gesamt, während Kriterien zur Definition auf die größte Gemeinde im Gemeindeverband
bezogen werden. Quelle: Laufende Raumbeobachtung des BBSR

teilt werden. Des Weiteren ist es sinnvoll, Kleinstädte auch
nach ihrer Lage im Bundesgebiet zu unterscheiden, also ob sie                                                       zentrale Lage       periphere Lage
                                                                                                                   sehr                            sehr       gesamt
sehr zentral, zentral, peripher oder sehr peripher von den Zent-                                                              zentral peripher
                                                                                                                  zentral                        peripher
ren und Agglomerationen liegen.2                                                          Größere Kleinstadt           227         360     252          37        876
                                                                                          Kleine Kleinstadt            125         475     525        111       1.236
Die 925 Kleinstädte in peripherer Lage stehen vor anderen Her-                            gesamt
                                                                                                                       352         835     777        148
                                                                                                                                                                2.112
ausforderungen als die 1.187 Kleinstädte in zentraler Lage, was                                                          1.187                925

in den nachfolgenden Abbildungen zur demografischen Ent-                                  Tabelle 2: Kleinstädte nach Größenklasse und Lage
wicklung und zu Beschäftigung und Arbeitsmarkt deutlich wird.                             Quelle: Laufende Raumbeobachtung des BBSR

          %
                              1990 bis 2016                                           %
                                                                                                   2006 bis 2016
      8                                                                          8

      6                                                                          6

      4                                                                          4

      2                                                                          2

      0                                                                          0                                                             Großstädte
                                                                                                                                               Kleinstädte
     -2                                                                          -2                                                            Mittelstädte
                                                                                                                                               Landgemeinden
     -4                                                                          -4
       1990        1995       2000         2005          2010          2015           2006     2008   2010     2012   2014    2016             Bund insgesamt

Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung nach Stadt- und Gemeindetyp
Quelle: Bevölkerungsfortschreibung des Bundes und der Länder, Laufende Raumbeobachtung

(2) Vgl. www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Raumbeobachtung/Raumabgrenzungen/Raumtypen2010_vbg/Raumtypen2010_alt.html?nn=44327

Kleinstädte in Deutschland – Statistiken und generelle Trends                                                                                                           4
Kleinstädte in Deutschland - Urbanität. Vielfalt. Perspektiven. Hintergrundinformationen zum Kongress
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

Demografische Entwicklung von Kleinstädten
                                                                                     %                         1990 bis 2016                                     %
                                                                                                                                                                          2006 bis 2016
                                                                                20                                                                        20

In der langfristigen Perspektive seit 1990 haben Kleinstädte im                 15                                                                        15

                                                                                10                                                                        10
Durchschnitt am stärksten von der Bevölkerungsentwicklung                        5                                                                         5

profitieren können, nämlich ein Plus von 5,2 Prozent. Das star-                  0                                                                         0

ke Bevölkerungswachstum der Kleinstädte insgesamt findet in                     -5                                                                         -5

                                                                               -10                                                                        -10
den Jahren 2002 bis 2004 sein vorläufiges Ende. Dies ist der Zeit-             -15                                                                        -15

punkt, an dem die Verluste der Großstädte erst stagnieren und                  -20                                                                        -20

sich dann langsam in Wachstum umkehren. So ist die Entwick-                    -25
                                                                                  1990           1995          2000          2005     2010        2015
                                                                                                                                                          -25
                                                                                                                                                                2006   2008   2010   2012   2014    2016

lung der Kleinstädte in den letzten zehn Jahren insgesamt erst                       größere kleine Kleinstädte                      größere kleine Kleinstädte
von Schrumpfung mit einer Erholung und Wachstum ab 2013/14                                                    sehr zentral                               peripher
                                                                                                              zentral                                    sehr peripher
geprägt. Von 2006 bis 2016 verzeichnen die Kleinstädte ein Minus
von 0,6 Prozent.                                                              Abbildung 4: Bevölkerungsentwicklung der Kleinstädte nach Lage
                                                                              Quelle: Bevölkerungsfortschreibung des Bundes und der Länder, Laufende
Aber nicht alle Kleinstädte konnten mit dem langfristigen bun-                Raumbeobachtung
desdeutschen Bevölkerungswachstum mithalten. Während die
Gruppe der zentral und sehr zentral liegenden Kleinstädte im
                                                                                         Saldo je 1.000 Einwohner
Durchschnitt seit 1990 einen Zuwachs von 15 bis 19 Prozent ver-                 12
zeichneten, verloren Kleinstädte vor allem in sehr peripheren
                                                                                10
Lagen zwischen 13 und fast 24 Prozent. Die Suburbanisierung
                                                                                     8
bis Mitte der 2000er Jahre verhieß auch für peripher gelegene
Kleinstädte im Durchschnitt ein leichtes Bevölkerungsplus. In                        6

den letzten zehn Jahren konnten allerdings fast nur noch die                         4

Kleinstädte in sehr zentraler Lage Bevölkerung gewinnen.                             2
                                                                                               1,7                    -1,7               1,3                    4,5                  4,6
                                                                                                        8,7                   10,4                9,4                   7,7                   4,2

                                                                                     0
Eine Quelle des Bevölkerungswachstums ist die Zuwanderung
                                                                                    -2
aus dem In- und Ausland. Zur Jahrtausendwende hatten die                                          Bund                  Groß-                Mittel-             Klein-                Land-
                                                                                               insgesamt                städte               städte              städte              gemeinden
Großstädte als einzige Kategorie Wanderungsverluste zu ver-
zeichnen. Auch die jüngsten Stabilisierungs- und Wachstums-
                                                                                                        Durchschnitt 1998-2000
phasen aller Städte- und Gemeindetypen beruhen auf Zuwande-
                                                                                                        Durchschnitt 2013-2015
rung, vornehmlich der Flüchtlings- und Auslandzuwanderung in
2014 und 2015. Je peripherer Kleinstädte liegen, desto geringer               Abbildung 5: Wanderungssaldo nach Stadt- und Gemeindetyp
bzw. negativer war das Wanderungssaldo um die Jahrtausend-                    Quelle: Bevölkerungsfortschreibung des Bundes und der Länder, Laufende
wende und desto geringer fällt die aktuelle Zuwanderung aus.                  Raumbeobachtung

                  Durchschnitt 1998-2000                                 Durchschnitt 2013-2015
     Saldo je 1.000 Einwohner                                 Saldo je 1.000 Einwohner
     10                                                      10

      6                                                       6
           7,2         6,7                                        9,5         9,1                    8,3
                 7,4         6,8         2,5                                             7,4
                                   1,9                                  9,2                                   5,4        4,6 5,0
      2                                                       2
                                               -8,6 -0,2

      -2                                                     -2

      -6                                                     -6

     -10                                                                                                                                                         größere Kleinstädte
                                                            -10
             sehr                                sehr               sehr                                                   sehr
                       zentral     peripher                                   zentral                peripher
            zentral                            peripher            zentral                                               peripher                                kleine Kleinstädte

Abbildung 6: Wanderungssaldo der Kleinstädten nach Lage
Quelle: Bevölkerungsfortschreibung des Bundes und der Länder, Laufende Raumbeobachtung

Kleinstädte in Deutschland – Statistiken und generelle Trends                                                                                                                                              5
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

An den Wanderungsbewegungen sind nicht alle Bevölkerungs-                                                                 Die überproportionale Abwanderung junger Erwachsener be-
gruppen gleichermaßen beteiligt. Jüngere Bevölkerungsgrup-                                                                schleunigt die Alterung in den betroffenen Städten und Gemein-
pen, vor allem zwischen 18 und 30 Jahren sind mobiler als ältere                                                          den; die Zuwanderung verlangsamt sie in den Zuwanderungs-
oder Kinder. Überdies ist die Wanderungsaktivität in den mobilen                                                          gemeinden. Weil die Kleinstädte in sehr peripherer Lage stark
Bevölkerungsgruppen geschlechterselektiv.                                                                                 von Abwanderung betroffen waren und am wenigsten von der
                                                                                                                          Zuwanderung in den letzten Jahren profitiert haben, ist die Be-
                                                                                                                          völkerung dort am stärksten gealtert.

                    Durchschnittsalter 2016                                          Entwicklung des Durchschnittalters                                              Entwicklung des Durchschnittalters
                                                                                               2000 bis 2016                                                                   2006 bis 2016
        Jahre                                                                      Jahre                                                                           Jahre
   50                                                                          6                                                                               6

                                                                               5                                                                               5
   40
           43,9        42,4          44,4       44,8        44,9
                                                                               4                                                                               4
   30
                                                                               3                                                                               3
   20
                                                                               2                                                                               2

   10                                                                                 3,2           1,0          3,6            4,5    5,1                            1,7         0,2    1,9          2,6     2,9
                                                                               1                                                                               1

    0                                                                          0                                                                               0
           Bund   Groß-          Mittel-       Klein-   Land-                     Bund   Groß-                  Mittel-     Klein-   Land-                         Bund   Groß-         Mittel-      Klein-   Land-
        insgesamt städte         städte        städte gemeinden                insgesamt städte                 städte      städte gemeinden                    insgesamt städte        städte       städte gemeinden

Abbildung 7: Durchschnittsalter nach Stadt- und Gemeindetyp
Quelle: Bevölkerungsfortschreibung des Bundes und der Länder, Laufende Raumbeobachtung

                  Durchschnittsalter 2016                               Entwicklung des Durchschnittalters                                        Entwicklung des Durchschnittalters
                                                                                  2000 bis 2016                                                             2006 bis 2016
        Jahre                                                          Jahre                                                                     Jahre
   50                                                              7                                                                         7

                                                                   6                                                                         6
   40
         43,9          44,5            45,1          47,7          5                                                                         5
                43,8          44,3            45,2          47,0
   30                                                              4                                                                         4

   20                                                              3                                                                         3

                                                                   2                                                                         2                                                              größere
                                                                         3,9            4,4               4,4             6,4                                  2,5          2,5         3,4                 Kleinstädte
                                                                                                                4,9                                2,2
   10                                                                          4,1            4,6                                6,0                     2,3         2,7          2,8          3,3
                                                                   1                                                                         1                                                              kleine
                                                                                                                                                                                                            Kleinstädte
    0                                                              0                                                                         0
           sehr                                          sehr             sehr                                              sehr                    sehr                                  sehr
                       zentral         peripher                                        zentral        peripher                                                 zentral      peripher
          zentral                                      peripher          zentral                                          peripher                 zentral                              peripher

Abbildung 8: Durchschnittsalter der Kleinstädte nach Lage
Quelle: Bevölkerungsfortschreibung des Bundes und der Länder, Laufende Raumbeobachtung

Kleinstädte in Deutschland – Statistiken und generelle Trends                                                                                                                                                             6
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

Beschäftigtenentwicklung und Arbeitsmarkt von
Kleinstädten                                                            15
                                                                              %

                                                                        12
Die Anzahl sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze hat
nach Jahren der Krise und Stagnation bundesweit seit 2005 fast           9

überall stark zugenommen. Für Städte jeder Größenordnung                 6
ist die Entwicklung im Durchschnitt gleich lautend. Kleinstädte
                                                                         3
konnten von 2000 bis 2016 die sozialversicherungspflichtige Be-
                                                                         0
schäftigung um insgesamt knapp 14 Prozent steigern. Sie liegen
mit dieser Rate mit den Großstädten gleichauf.                           -3

                                                                         -6
Auch hier zeigt sich in der Gruppe der Kleinstädte eine Abhän-
                                                                         -9
gigkeit von der Lage hinsichtlich ihrer Arbeitsplatzentwicklung.
Zwar können die Kleinstädte in allen Lagen ihre Beschäftigung          -12
                                                                              2000                2005                   2010                2015
seit 2005 steigern, aber die Entwicklung der Kleinstädte in peri-
pheren Lagen ist weniger dynamisch und kann die Verluste der                   Großstädte              Mittelstädte
                                                                               Kleinstädte             Landgemeinden                 Bund insgesamt
Jahre 2000 bis 2005 nicht ausgleichen. Besonders stark ist die
Beschäftigung in Kleinstädten in zentralen Lagen gestiegen mit
                                                                      Abbildung 9: Beschäftigtenentwicklung 1990 bis 2016 nach Stadt- und
insgesamt 24 bis knapp 30 Prozent.                                    Gemeindetyp
                                                                      Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit, Laufende
Die ungünstigere Arbeitsplatzentwicklung in Kleinstädten in peri-     Raumbeobachtung
pheren Lagen schlägt sich in einer leicht überdurchschnittlichen
Arbeitslosenquote nieder. Generell gilt ansonsten für Kleinstädte
                                                                              %
insgesamt, dass die Arbeitslosigkeit niedriger ist als in Groß- und      30

Mittelstädten sowie niedriger als der Bundesdurchschnitt.                25

                                                                         20
Je kleiner die Städte und Gemeinden, desto niedriger ist der
Arbeitsplatzbesatz, also die lokale Versorgung der erwerbsfä-            15

higen Bevölkerung mit sozialversicherungspflichtigen Arbeits-            10
plätzen. Im Allgemeinen gleichen die Erwerbspersonen das feh-             5
lende mangelnde Angebot durch Auspendeln aus, weshalb die
                                                                          0
Arbeitslosigkeit vergleichsweise niedrig ist. Zu beachten ist der
leicht höhere Arbeitsplatzbesatz in Kleinstädten in peripherer           -5

und sehr peripherer Lage. Hier wird die höhere Bedeutung der            -10
Kleinstädte als Versorgungszentren in diesen Lagen deutlich.
                                                                        -15
                                                                              2000                2005                   2010                2015

Auch in anderer Hinsicht haben Kleinstädte in peripherer Lage                 größere kleine Kleinstädte              größere kleine Kleinstädte
eine andere Versorgungsfunktion für die eigene Bevölkerung                                       sehr zentral                           peripher
und die ihres Umlands als zentrale Kleinstädte. Durch die demo-                                  zentral                                sehr peripher

grafische Entwicklung sind diese Funktionen jedoch gefährdet.
                                                                      Abbildung 10: Beschäftigtenentwicklung 1990 bis 2016 nach Stadt- und
Das Forschungsfeld „Potenziale von Kleinstädten in peripherer         Gemeindetyp
Lage“ widmet sich daher den peripher gelegenen Kleinstädten           Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit, Laufende
und ihren spezifischen Entwicklungsstrategien.                        Raumbeobachtung

Kleinstädte in Deutschland – Statistiken und generelle Trends                                                                                           7
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

                                                                                                                    Arbeitslosenquote* 2016                               Arbeitsplatzbesatz 2016
             Arbeitslosenquote* 2016                            Arbeitsplatzbesatz 2016                   %                                                    Beschäftigte je 100 erwerbsfähige Einwohner
   %                                               Beschäftigte je 100 erwerbsfähige Einwohner           10                                                    80
 10                                                80
                                                                                                                                                               70
                                                   70                                                     8
  8                                                                                                                                                            60
                                                   60
                                                                                                          6                                                    50
  6                                                50
                                                                                                                                                               40
                                                   40                                                     4
                                                                                                                                                               30
  4                                                30
                                                                                                              3,9         4,3         5,4         10,0         20 47,8           46,7          60,5          60,2
                                                                           63,0      46,9                 2         3,2         3,7         4,3          7,5              38,6          39,7          43,7          45,8
       6,1     8,2      6,3      4,5     4,0       20    58,1     72,0                      33,2
  2                                                                                                                                                            10
                                                   10
                                                                                                          0                                                     0
  0                                                 0                                                          sehr
                                                                                                                          zentral     peripher
                                                                                                                                                    sehr             sehr
                                                                                                                                                                                 zentral       peripher
                                                                                                                                                                                                               sehr
      Bund   Groß-    Mittel-   Klein-   Land-             Bund   Groß-    Mittel-   Klein-   Land-           zentral                             peripher          zentral                                  peripher
   insgesamt städte   städte    städte gemeinden        insgesamt städte   städte    städte gemeinden
                                                                                                                    größere Kleinstädte              kleine Kleinstädte

Abbildung 11: Arbeitsmarkt nach Stadt- und Gemeindetyp                                                  Abbildung 12: Arbeitsmarkt in Kleinstädten nach Lage
* Die Erwerbspersonen auf Gemeindeebene werden von der BA nicht                                         * Die Erwerbspersonen auf Gemeindeebene werden von der BA nicht
ausgewiesen; Schätzung der Erwerbspersonen über die kreisspezifische                                    ausgewiesen; Schätzung der Erwerbspersonen über die kreisspezifische
Erwerbsquote und Gemeindebevölkerung im erwerbsfähigen Alter als Basis                                  Erwerbsquote und Gemeindebevölkerung im erwerbsfähigen Alter als Basis
für die Arbeitslosenquote; Quelle: Arbeitslosen- und Beschäftigtenstatistik                             für die Arbeitslosenquote; Quelle: Arbeitslosen- und Beschäftigtenstatistik
der BA, Laufende Raumbeobachtung                                                                        der BA, Laufende Raumbeobachtung

Der Wachstumsdruck der Großstädte und Agglomerationen                                                   startet die Bundesregierung die „Initiative Kleinstädte in
wirkt sich dagegen häufig auch auf die Kleinstädte in zentraler                                         Deutschland“. In 2019 wird der Bericht zur „Lage und Zukunft
Lage aus. Das Forschungsprojekt „Lage und Zukunft der Klein-                                            der Kleinstädte in Deutschland“ umfassende Statistiken und
städte in Deutschland – Bestandsaufnahme zur Situation der                                              Entwicklungstrends der Kleinstädte sowie den Stand der Res-
Kleinstädte in zentralen Lagen“ untersucht einerseits die mög-                                          sortforschung und der Städtebauförderung präsentieren.
lichen Entwicklungspfade der Kleinstädte in zentralen Lagen
sowie Handlungsstrategien, die eigene Entwicklung zu steuern
und die Stadtstruktur zu gestalten.

Die hier vorgestellten Statistiken belegen die hohe Bedeutung                                           Ansprechpartner

der Kleinstädte als Wohn- und Wirtschaftsstandorte in Deutsch-                                          Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
                                                                                                        Referat I 6 – Stadt-, Umwelt- und Raumbeobachtung
land. Der Vielfältigkeit der Kleinstädte und ihren unterschied-
                                                                                                        Antonia Milbert
lichen Herausforderungen muss mit verschiedenen Strategien                                              Telefon: 0228 / 99401-2256
begegnet werden. Der Bedeutung und Aufgabe entsprechend                                                 antonia.milbert@bbr.bund.de

Kleinstädte in Deutschland – Statistiken und generelle Trends                                                                                                                                                              8
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

    Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen
Kleinstädte in peripheren Lagen außerhalb der größeren                  Städte sind damit zugleich wichtige Entwicklungs- und Stabili-
Zentren sind unabdingbar, um sich dem Ziel gleichwertiger               sierungspole für ihr Umland.
Lebensverhältnisse in ländlichen und städtischen Regionen
zu nähern. Aber vor welchen spezifischen Herausforderun-                Seit Mitte der 2000er Jahre verlieren Kleinstädte in peripheren
gen stehen diese Städte in Deutschland? Welche konkreten                Lagen jedoch an Bevölkerung. Sie stehen vor der Aufgabe, Infra-
Potenziale für die Entwicklung der Kommunen sind vorhanden              strukturen und Versorgung aufrechtzuhalten, umzubauen und
und wie lassen sich diese erfolgreich in Wert setzen? Wie               sich auf eine älter werdende Gesellschaft einzustellen. Lange
sind Prozesse so zu gestalten, dass Zivilgesellschaft und Ver-          Zeit wurden neue Arbeitsplätze als Schlüssel für Stabilisierung
waltung erfolgreich zusammenwirken? Diese Fragen gilt es                und Entwicklung gesehen. Die Zahlen der Statistik zeigen je-
zu beantworten, um die Funktionen von Kleinstädten in peri-             doch, dass dies nicht immer zutrifft. Die Situation von Kleinstäd-
pheren Lagen zu stärken und weiterzuentwickeln.                         ten in peripheren Lagen ist komplexer und dabei vielschichtig
                                                                        und unterschiedlich.
Ziele
                                                                        Angesichts veränderter Rahmenbedingungen ist es für die klei-
Das ExWoSt-Forschungsfeld greift die besondere räumliche Be-            nen Städte in peripheren Lagen wichtig, sich ihrer Situation,
deutung der über 900 Kleinstädte in peripheren Lagen auf. Ziel          der Herausforderungen und eigenen Möglichkeiten bewusst zu
des Forschungsfeldes ist es, Kleinstädte in peripheren Lagen bei        sein. Sie müssen ihre Funktion und Ziele neu bestimmen und
der Ausschöpfung ihrer Entwicklungspotenziale zu unterstützen.          ihre (unentdeckten) Potenziale erkennen, heben und in Wert
Die Untersuchung der spezifischen Handlungsbedingungen und              setzen. Im Wettbewerb der Städte um junge Menschen, Fami-
die Identifizierung konkreter Potenziale und Entwicklungsstrate-        lien, Arbeitsplätze, Kaufkraft und Besucher scheint es unerläss-
gien von Kleinstädten stehen dabei im Vordergrund.                      lich zu sein, sich seiner eigenen Stärken und Entwicklungs-
                                                                        chancen bewusst zu werden. Hier setzte das Forschungsfeld
Anlass                                                                  „Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen“ an. Ziel war
                                                                        es, genauer zu untersuchen, wo diese Kleinstädte stehen und
Als Wohn- und Arbeitsstandorte, als Orte der Versorgung, Be-            welche Potenziale, Strategien und Maßnahmen für eine quali-
gegnung, Kultur und Bildung übernehmen die über 900 Klein-              tätvolle, nachhaltige Stadtentwicklung erfolgversprechend sein
städte in peripheren Lagen für ihre fast 10 Millionen Einwohner         können.
wichtige Funktionen. Viele hoch spezialisierte Unternehmen
haben dort ihren Standort. Deren Mitarbeitern wie der Bevöl-            Gestaltung des Forschungsfeldes
kerung bieten sie eine besondere, eigene Lebensqualität. Die
                                                                        Der Forschungsansatz stellt die Stadtgesellschaft in den Vorder-
                                                                        grund und nicht allein die Stadt als gebauten Raum.
           Kooperative                            Lernendes
        Kleinstadtplanung                         Netzwerk
                                                                        Als Modellvorhaben wurden im Frühjahr 2015 in einem bundes-
                                                Erfahrungswerkstätten
         Bürgerbeteiligung                                              weiten Wettbewerb acht Kleinstädte ausgewählt: Bad Loben-
                                                 Lernende Ausstellung
         Szenariowerkstätten
                                                   Kleinstadtakademie   stein (Thüringen), Beverungen (Nordrhein-Westfalen), Groß-
         Jugend-BarCamps
                                  ExWoSt                                schönau (Sachsen), Kastellaun (Rheinland-Pfalz), Malente
                               Forschungsfeld                           (Schleswig-Holstein), Mücheln (Sachsen-Anhalt), Rodewisch
                                               Transfer und             (Sachsen) und Zell am Harmersbach (Baden-Württemberg).
     Kleinstadtforschung                   Öffentlichkeitsarbeit

           Forschungsfragen
                                                 Internetplattform      Das ExWoSt-Forschungsfeld wurde anhand von vier Themenfel-
                                                   ExWoSt-Info
             Fachaufsätze                                               dern strukturiert (Abbildung 13):
                                                Kleinstadtkongresse
                                                                        (1) Kooperative Kleinstadtplanung: Kern des Forschungsfeldes
Abbildung 13: Themenfelder des Forschungsfeldes                             waren Prozesse einer gemeinschaftlichen Kleinstadtent-
Quelle: Hochschule Neubrandenburg                                           wicklung mit dem Ziel einer (Neu-)Orientierung und Zu-

                                                                        Weitere Informationen
                                                                        www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/FP/ExWoSt/
                                                                        Forschungsfelder/2015/PotenzialeKleinstaedte/
                                                                        PotenzialeKleinstaedte_node.html

Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen                                                                                          9
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

    kunftsvision, die von der Kleinstadtgemeinschaft getragen
    und umgesetzt werden kann. Das Forschungsfeld bot den
    Modellvorhaben für diesen Prozess einen methodischen
                                                                        Phase 1           Phase 2          Phase 3
    und organisatorischen Rahmen. Mit Hilfe einer Abfolge von           Szenario-
                                                                                                                                   Phase 4
                                                                                      Faktoren und        Diskussion              Szenario-
    Szenariowerkstätten, die einen Szenarioprozess struktu-                feld-
                                                                       bestimmung
                                                                                      der Sprung in
                                                                                       die Zukunft
                                                                                                           Szenario-
                                                                                                           entwürfe
                                                                                                                                   transfer

    rierten, und JugendBarCamps wurden sie in die Lage ver-
    setzt, einen kooperativen Prozess zu initiieren und umzuset-
    zen.                                                                Werkstatt I
                                                                        Februar bis
                                                                                      Werkstatt II+III
                                                                                        Juni bis
                                                                                                         Werkstatt IV
                                                                                                          Januar bis
                                                                                                                              Werkstatt V + VI
                                                                                                                                August bis
(2)	Lernendes Netzwerk: Das Forschungsfeld verstand sich als             April 2016   Oktober 2016       Februar 2017          Oktober 2017

    ein lernender Prozess. Dieser Ansatz wurde u. a. anhand fol-    Abbildung 14: Struktur der Szenarioprozesse in den Modellvorhaben des
    gender Elemente realisiert: (a) sechs Erfahrungswerkstätten     Forschungsfeldes
    als das zentrale Austauschformat über Probleme und strate-      Quelle: Hochschule Neubrandenburg
    gische Ansätze der Kleinstadtentwicklung, (b) eine Lernende
    Ausstellung sowie (c) die konzeptionelle Vorbereitung einer
    Kleinstadtakademie, die neben dem Erfahrungsaustausch           Kernaussagen aus dem Forschungsfeld
    und der Qualifizierung der Kommunen auch dem Aufbau und
    der Erweiterung eines Kleinstadtnetzwerkes dienen soll.         Geht es um die Zukunft kleinerer Städte spricht vieles für
(3) Kleinstadtforschung.                                            (a) den Weg einer „kooperativen Kleinstadtentwicklung“
(4) Öffentlichkeitsarbeit und Transfer.                             (b) mit dem Ziel einer eigenen „kleinstädtischen Urbanität“.

Szenarioprozesse                                                    (a) Kooperative Kleinstadtplanung

Die Szenarioprozesse vor Ort basierten auf einem partizipativen     Kleinstadtplanung muss neu gedacht werden! Wichtig ist die
Prozess, in dem Akteure vor Ort Zukunftsbilder für ihre Stadt       Entwicklung und Förderung von neuen Planungsmethoden und
entwickelten (normative narrative Szenarien - eine quasi-lite-      Planungsprozessen abseits von (ergänzender) klassischer Rah-
rarische Erzählung über die gewünschte Zukunft der Kleinstadt       menplanung und städtebaulichen Handlungskonzepten, die stär-
ergänzt um eine Visualisierung). In allen Modellvorhaben wurde      ker zukunftsorientiert und gemeinschaftlich getragen sind. So
eine sogenannte Szenariogruppe mit ca. 25 Akteuren gebildet.        können normative, narrative Szenarioprozesse ein Impulsgeber
Insgesamt waren ca. 180 Akteure in die Szenarioprozesse in-         und „Katalysator“ für einen gemeinschaftlichen Stadtentwick-
volviert. Die Grundstruktur des Szenarioprozesses bildete eine      lungsprozess sein.
Abfolge von Szenariowerkstätten (Abbildung 14). Das aus dem
Prozess hervorgehende Zukunftsbild wurde in den Kleinstädten        Die gemeinsame Arbeit im Sinne einer kooperativen Kleinstadt-
als Basis für die Erarbeitung einer strategischen Grundlage für     planung fördert eine neue Planungskultur
die weitere Stadtentwicklung (Handlungskonzept, Stadtentwick-        –– partizipativ
lungskonzept, Strategiepapier o. ä.) genutzt und wurde in kon-       –– ganzheitlich orientiert und
krete Umsetzungsprojekte überführt.                                  –– strategisch fokussiert.

Jugend-BarCamps                                                     Sie bietet große Potenziale, um die Ideen in konkreten Projekten
                                                                    umzusetzen. Denn sie:
Das Verständnis der gemeinschaftlichen Kleinstadtentwicklung         –– bricht etablierte Denkmuster in der Planung auf,
schloss eine aktive Jugendbeteiligung in den Modellvorhaben          –– erschließt individuelle Handlungsspielräume und
ein. Hier fiel die Entscheidung auf das offene Format Jugend-        –– setzt dabei vor allem auf die Offenheit und die Kreativität aller.
BarCamp, ein weitgehend hierarchiefreies Format der Groß-
gruppenmoderation, das dem OpenSpace sehr ähnlich ist. In           Soziale Innovationen, Experimentieren und kollektives Lernen
jedem der acht Modellvorhaben wurde ein solches Jugend-Bar-         sind Schlüsselfaktoren für neue Wege zur Lösung der gemein-
Camp durchgeführt. Jugendlichen sollte auf kreative und ihnen       samen kommunalen Probleme.
gerechte Weise, Raum und Möglichkeiten gegeben werden, ihre
Sicht auf die Kleinstadt zu artikulieren, eigene Zukunftskonzep-    Die Akteure aus Verwaltung und Politik in den Kleinstädten müs-
te und Visionen zu entwickeln. Ein über die Durchführung der        sen qualifiziert und gestärkt werden, um den Anforderungen einer
Jugend-BarCamps hinausgehendes Ziel war, dass vor Ort eine          kooperativen Kleinstadtplanung gerecht werden zu können – dies
„Jugendbeteiligungskultur“ sowie entsprechende Strukturen           durch Vernetzen, Austausch, Lernen, gute Beispiele, etc. – aber
und Netzwerke entstehen.                                            auch durch zusätzliche personelle Kapazitäten in der Verwaltung.

Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen                                                                                                  10
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

                                                                     Dies gilt sowohl für die für den Zukunftsprozess Verantwortlichen
                                                                     in der Verwaltung und der Kommunalpolitik, als auch für die in-
                                                                     volvierten Akteure der Stadtgesellschaft. Bürgerliches Engage-
                                                                     ment und Beteiligung ist gleichzeitig Potenzial und Erfolgsfaktor.

                                                                     Finanzielle und personelle Ressourcen: Die Begleitung eines
                                                                     Prozesses kooperativer Kleinstadtplanung bedarf finanzieller
                                                                     wie personeller Ressourcen, um seinen kontinuierlichen Fort-
                                                                     gang abzusichern. Ein komplexer Prozess braucht eine Person,
                                                                     die als Impulsgeber und Triebkraft fungiert und voll hinter dem
                                                                     Prozess steht. Aber nicht nur der Prozess des gemeinsamen
                                                                     Planens bedarf einer abgesicherten Unterstützung. Gerade die
                                                                     bereits parallel begonnene und sich anschließende Umsetzung
                                                                     der entwickelten Projekte bindet langfristig viele Ressourcen.
                                   Foto: Hochschule Neubrandenburg   Zur Nutzung der gemeinsam erschlossenen neuen Möglichkei-
                                                                     ten braucht es daher eines entsprechenden Finanzrahmens und
                                                                     personeller Begleitung.
Zum Abschluss der Modellvorhaben haben die beteiligten Klein-
städte aus ihrer Sicht wichtige Erfolgsfaktoren und Hemmnisse        Umsetzung der Projekte: Die langfristige Akzeptanz eines Pro-
von Prozessen kooperativer Kleinstadtplanung zusammengefasst.        zesses hängt in starkem Maße von der Wahrnehmbarkeit seiner
                                                                     konkreten Ergebnisse ab. Neben den sich durch Kooperation
Rückhalt aus der Kommunalpolitik: An erster Stelle braucht es        ergebenden weichen Effekten wie neue Netzwerke, gemeinsa-
vor Ort den Mut, sich auf einen gemeinsamen kooperativen             me Lerneffekte, neue Identitäten steht die Umsetzung der ent-
Prozess einzulassen. Insbesondere die Kommunalpolitik muss           wickelten Projekte für den Erfolg des Prozesses. Ratsam ist es,
gewillt sein, aus der Bottom-up-Perspektive entstehende Ideen        die Umsetzung erster kleiner, machbarer Projekte bereits paral-
und Lösungsansätze aufzunehmen und auch dauerhaft zu unter-          lel zum Planungsprozess anzustoßen, um seine Wirksamkeit zu
stützen. Ein klares und starkes Signal von „oben“ kann so einen      zeigen. Wichtig ist hier auch die Information über Fortschritte
Widerhall von „unten“ erzeugen. Kooperative Stadtentwicklung         bei der Projektentwicklung.
sollte Chefsache sein.
                                                                     Erfahrungsaustausch und gemeinsames Lernen: Der Austausch
Gute Begleitung: Eine qualifizierte externe Moderation stellt für    mit anderen Kleinstädten kann wertvolle Impulse für die eigene
den Prozess vor Ort einen methodischen Rahmen zur Verfügung,         Arbeit liefern. Vielerorts sind bereits Ideen entstanden, die An-
der den gemeinsamen Weg der Akteure in der Kleinstadt struktu-       haltspunkte für die Lösung der im Prozess identifizierten Pro-
riert und unterstützt. Darüber hinaus sind externe Impulse und der   bleme bieten. Es geht dabei darum, das Prinzip der Problem-
Blick von außen hilfreich, um neue Perspektiven zu erschließen.      lösung zu verstehen und auf die eigene Situation anzuwenden.
                                                                     Diese Erkenntnisse können gerade im Austausch erschlossen
Beteiligung und Information: Die Wahl der richtigen aktivieren-      werden.
den Beteiligungsformate ist wichtig, um zielgruppengerecht die
Mitwirkung eines möglichst repräsentativen Ausschnitts der           (b) Kleinstädtische Urbanität
Stadtgesellschaft zu erreichen. Darüber hinaus geht es zum
einen darum, gemeinsam einen ganzheitlichen, querschnitts-           Es gibt eine eigene Urbanität in der Kleinstadt. Es ist eine bür-
orientierten Blick auf die Entwicklungsbedingungen der Klein-        gergetragene Urbanität, die auf Wohnen, Lebensgefühl und
stadt zu erarbeiten. Zum anderen muss den beteiligten Akteuren       Lebensqualität, auf Vielfalt, Lebendigkeit und Kreativität in den
in kommunikativen, kreativen Formaten eine Möglichkeit eröff-        Kernstädten oder Ortsteilen zielt. Soziale, auf die Menschen und
net werden, einen ergebnisoffenen gedanklichen Sprung in die         deren Zusammenleben bezogenen Aspekte machen zu großen
Zukunft zu vollziehen. Neben Beteiligung spielt auch Information     Teilen dieses Lebensgefühl aus. Mangels einer Breite an An-
über den Prozess eine große Rolle, um die Stadtgesellschaft          geboten müssen sich der Kleinstädter bzw. die Kleinstädterin
über den Fortgang des Prozesses und seine Ergebnisse auf dem         um Manches selbst kümmern, was einem in der Großstadt eine
Laufenden zu halten und deren Akzeptanz zu fördern.                  ausdifferenzierte Verwaltung oder Dienstleistungsökonomie ab-
                                                                     nehmen könnte. Dies bietet im Gegenzug die Möglichkeit, dass
Motivation und Engagement: Eine hohe und andauernde Moti-            eigene Vorstellungen von Lebensqualität vor Ort gestaltet und
vation aller am Prozess Beteiligten ist eine wichtige Ressource.     verwirklich werden können.

Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen                                                                                      11
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

In den Szenarioprozessen haben sich die Mitglieder der Szena-
riogruppen mit den Potenzialen, den Einflussfaktoren auf die Ent-
wicklung ihrer Stadt sowie den Zielen und Wünschen für die Zu-
kunft in einem moderierten Prozess auseinandergesetzt. Dabei
hat sich gezeigt, dass bestimmte Themen und Handlungsfelder
in allen Modellvorhaben relevant waren:
 –– Wohnen, Lebensqualität und Lebensgefühl sind für die Zukunft
    wichtig. Die Wohnungsnachfrage in Kleinstädten ist nicht mehr
    vorrangig auf das Einfamilienhaus begrenzt, sondern differen-
    ziert sich stärker aus. Es geht um gute Bedingungen für das
    eigene Leben und neue Einwohner, weniger um Arbeitsplätze.
 –– Mobilität und Erreichbarkeit der nächsten Zentren sowie die
    Anbindung der Ortsteile an die Kernstadt sind für alle Bevöl-                                                            Foto: pixabay.com
    kerungsgruppen wichtig. Bahnverbindungen und regionale
    Schnellbuslinien gewinnen an Bedeutung. Gut vernetzte, alter-
    native und flexible Mobilitätsformen sollen die innergemeind-     Klassische Handlungsfelder müssen mit neuen Konzepten unter-
    liche und kleinregionale Anbindung sichern. Mobilitätsdreh-       setzt werden, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern. Es geht in
    scheibe ist der Bahnhof.                                          einem weiteren Sinne darum, Innovationspotenziale zu erken-
 –– Sozialer Zusammenhalt, Engagement, Identität und Image sind       nen, innovationsfreundliche Strukturen und Räume zu schaffen,
    wichtig für die Zukunft der Kommunen. Tragende Säulen hier-       die es den Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürgern, Unter-
    für sind die örtliche Vereinslandschaft und Gemeinschafts- und    nehmen und Akteuren erlauben, eine Vielfalt von Initiativen zu
    Kommunikationsorte. Jugendliche wollen ihre eigenen Orte.         entwickeln und die Lebensqualität, Wertschöpfung und Versor-
 –– Für die wirtschaftliche Entwicklung gewinnen im Bewusst-          gung innerhalb der Region zu stärken.
    sein der Szenariogruppen Wissensökonomie und Dienstleis-
    tungen sowie Lebensqualität auf der Grundlage der eigenen
    Stärken an Bedeutung. Kreative Orte und kreative Köpfe sol-
    len gefördert, Bildung gestärkt und Hochschulen als Partner       Veröffentlichungen
    gewonnen werden.                                                  BBSR (Hrsg.): Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen, Ex-
 –– Tourismus in der Kleinstadt ist ein Querschnittsthema, das vie-   WoSt-Informationen 50/1, Bonn, September 2016.
    le Aspekte der Lebensqualität berührt. Touristische Angebote      BBSR (Hrsg.): Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen, Ex-
    und Infrastrukturen kommen sowohl den Gästen als auch der         WoSt-Informationen 50/2, Bonn, Januar 2018.
    Einwohnerschaft zugute.                                           BBSR (Hrsg.): Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen, Ex-
 –– Die Digitalisierung wird in vielen Handlungsfeldern als Teil      WoSt-Informationen 50/3, Bonn, Juni 2018.

    neuer Lösungen und Strategien verstanden. Sie bietet Mög-         BBSR (Hrsg.): Expertise Kleinstädte – Sammlung von Ideen | Beispielen
                                                                      | Projekten | Szenarien zur Entwicklung zukunftsfähiger Kleinstädte,
    lichkeiten anderer Erreichbarkeiten, Vernetzungen und An-
                                                                      BBSR-Online-Publikation 19, Bonn, 2017.
    gebote. Ob die Digitalisierung dazu genutzt werden kann, die
                                                                      BBSR (Hrsg.): Urbane Kleinstädte, Bonn, 2018.
    ortsgebundenen Nachteile der Kleinstadt durch ortsunab-
    hängiges Agieren und Kooperationsnetze über das Internet          Ansprechpartner
    zu kompensieren, bleibt offen. Ihre Wirkungen auch in Bezug       Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI)
    auf neue Arbeits- und Lebensformen ist (vorerst noch) mit vie-    Referat SW I 7
    len Unsicherheiten verbunden.                                     Prof. Dr. Hagen Eyink, Silke Andresen
 –– Wenn mit den bisher genutzten Instrumenten Ziele der Klein-       Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    stadtentwicklung nicht erreicht werden können, wird Koope-        Referat I 7 – Baukultur und Städtebaulicher Denkmalschutz
                                                                      Lars Porsche
    ration als ein wesentlicher Lösungsansatz aufgegriffen. Dies
                                                                      Hochschule Neubrandenburg
    gilt sowohl für die Zusammenarbeit in der jeweiligen Klein-
                                                                      Institut für kooperative Regionalentwicklung
    stadt selbst (Kooperation nach innen) als auch für die Zusam-     Prof. Dr. Peter Dehne, Dr. Jens Hoffmann, Heidrun Hiller
    menarbeit auf überörtlicher Ebene (Kooperation nach außen).       Brodaer Straße 2, 17033 Neubrandenburg

Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen                                                                                            12
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

    Das Städtebauförderprogramm „Kleinere Städte und Gemeinden –
    überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“
Das Städtebauförderprogramm „Kleinere Städte und Ge-                                                                                          DK

meinden – überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“
wurde im Jahr 2010 von Bund und Ländern gestartet. Ziel des                                                                                                          !
                                                                                                                                                                         Kiel

Programms ist es, Klein- und Mittelstädte in den ländlichen
                                                                                                                                                                                                             !
                                                                                                                                                                                                 Rostock

Räumen als wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zentren zu                                                                                                    !
                                                                                                                                                                     Hamburg
                                                                                                                                                                                            !   Schwerin

stärken und als Ankerpunkte der Daseinsvorsorge auch für                                                                       Bremen
                                                                                                                                      !

die Zukunft handlungsfähig zu machen. Das Programm hat mit                                                                                                                                                                                          PL

seinem überörtlichen Ansatz maßgeblich zur Bewusstseins-
                                                                                                                                                                                                                                   Berlin
                                                                                                                                                                                                                                   !

                                                                                                                                                        Hannover                                                               !
                                                                                                                                                        !

                                                                               NL                                                                                                                                          Potsdam
bildung für die Herausforderungen, vor allem aber die spezi-                                                                   !
                                                                                                                                                                                                 !   Magdeburg
                                                                                                                         Bielefeld

fischen Potenziale dieser Städte beigetragen.                                                                                                                                                                                                   Cottbus
                                                                                                                                                                                                                                                     !

                                                                                    Essen               !   Dortmund                                                                            Halle/S.
                                                                                                !                                                                                                        !

                                                                                                                                                                                                                 Leipzig
                                                                              Düsseldorf                                                           !
                                                                                                                                                                                                                  !
                                                                                    !

Anlass und Ziele der Förderung
                                                                                                                                              Kassel                                                                                    Dresden
                                                                                                                                                                                Erfurt                                                      !

                                                                                            !   Köln                                                                               !

                                                                                Bonn            !                                                                                                                 Chemnitz
                                                                                                                                                                                                                           !

                                                                        BE
Angesichts des demografischen und wirtschaftlichen Wandels
                                                                                                                 Wiesbaden !                                                                                          CZ

stehen viele Städte und Gemeinden in ländlichen Räumen vor
                                                                                                                      !

                                                                                                                      !   Frankfurt/M.
                                                                                                                      Mainz
                                                                         LU

besonderen Herausforderungen. Wie lebenswert und zukunfts-                                                           Mannheim
                                                                                                                           !
                                                                                                                                                                                       !
                                                                                                                                                                                           Nürnberg

fähig kleinere Städte und Gemeinden sind, hängt entscheidend                            !
                                                                                            Saarbrücken

von ihren Infrastrukturangeboten und attraktivem Wohnraum für                                          FR                          Stuttgart
                                                                                                                                          !

alle Generationen ab. Eine veränderte und vielfach rückläufige
                                                                                                                                                       Ulm
                                                                                                                                                             !

Nachfrage sowie die kostenbedingte Aufgabe von wichtigen                                                     !
                                                                                                                                                                                                     !

                                                                                                                                                                                                München                            AT
                                                                                                                 Freiburg i.Br.

örtlichen Bezugspunkten der Daseinsvorsorge bedeutet erheb-
liche Funktions- und Attraktivitätsverluste für die Versorgung der
                                                                                                                                    CH
                                                                                                                                                                                                                                                   100 km
                                                                        Stadt-/Gemeindetyp
Bevölkerung und auch für das städtebauliche Umfeld. Gleichzei-                Mittelstadt                                                                    Großstadtregionen
tig wachsen auch in kleineren Städten die Anforderung an quali-               Kleinstadt                                                                     Gebiete außerhalb von Großstadtregionen
                                                                              Landgemeinde
tätsvolles Wohnen und ein urbanes Umfeld.                                     interkommunale Maßnahme                                                                                                                                  © BBSR Bonn 2017

                                                                     Abbildung 15: Städte und Gemeinden im Städtebauförderprogramm (Stand 2016)
Um die Kommunen als Wohn- und Versorgungsstandorte zu
                                                                     Quelle: BBSR Bonn 2017. Datenbasis: Städtebauförderungsdatenbank
stärken, gewinnt die Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen             des BBSR. Geometrische Grundlage: Gemeinden, Länder (generalisiert),
hinweg an Bedeutung. Das Programm „Kleinere Städte und Ge-           31.12.2015 © GeoBasis-DE/BKG
meinden – überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“ richtet
sich daher gezielt an Kommunen, die Kooperationen mit ihren
Umlandgemeinden eingehen und gemeinsame Strategien zur               Handlungsschwerpunkte
Sicherung der Daseinsvorsorge und Lebensqualität umsetzen.
Im Rahmen städtebaulicher Gesamtmaßnahmen werden Kom-                Um die Kommunen zu unterstützen, stellt der Bund Finanzhilfen
munen unterstützt, ihre Infrastrukturen der Daseinsvorsorge wie      im Rahmen der Städtebauförderung für das Programm bereit.
Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, Orte der Begegnung            Förderfähig sind zum einen die Vorbereitung und Begleitung der
und des bürgerschaftlichen Engagements oder Einrichtungen in         Gesamtmaßnahmen in den Kommunen durch
den Bereichen Gesundheit, Versorgung, Familie bedarfsgerecht          –– die Erarbeitung überörtlich abgestimmter integrierter Ent-
anzupassen und zu modernisieren. Zudem können sie ihre Stadt-            wicklungskonzepte als gemeinsame Handlungsstrategie für
und Ortskerne durch Maßnahmen der Innenentwicklung stärken               die Kommunen,
und damit wichtige Zukunftsinvestitionen anstoßen. Durch die          –– der Aufbau strategischer Netzwerke zur überörtlichen Koope-
verstärkte Zusammenarbeit der Kommunen können tragfähige                 ration (einschließlich eines Kooperationsmanagements) sowie
Angebote geschaffen und die Lebensqualität in der Region wirk-        –– Maßnahmen zur Aktivierung bürgerschaftlichen Engagements
sam gestärkt werden.                                                     und der Öffentlichkeitsarbeit.

                                                                     Weitere Informationen
                                                                     www.staedtebaufoerderung.info/StBauF/
                                                                     DE/Programm/StaedteGemeinden/
                                                                     staedteGemeinden_node.html

DAS STÄDTEBAUFÖRDERPROGRAMM „KLEINERE STÄDTE UND GEMEINDEN – ÜBERÖRTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND NETZWERKE“                                                                                                                                                     13
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

Auf der Basis der Strategieentwicklung und integrierter Ent-
wicklungskonzepte können Investitionen in die Infrastruktur der
Daseinsvorsorge, das Wohnumfeld und den öffentlichen Raum
in den Kommunen gefördert werden. Dazu gehören:
 –– bauliche Maßnahmen zur Anpassung und Sanierung öffentli-
    cher, sozialer und kultureller Einrichtungen,
 –– die Sanierung und der bedarfsorientierte Umbau leerstehen-
    der Gebäude (zum Beispiel zu flexibel nutzbaren Multifunk-
    tionshäusern für eine wohnortnahe Versorgung) und
 –– Maßnahmen zur Innenentwicklung sowie zur Schaffung und
    Erhaltung von Grün- und Freiflächen bzw. zur Barrierearmut
    oder -freiheit von Gebäuden und Flächen.
                                                                    Mehrgenerationenpark in Kierspe, Nordrhein-Westfalen
Programm stößt auf breite Resonanz                                  Foto: Plan und Praxis

Bis einschließlich 2017 wurden 611 Gesamtmaßnahmen in das
Städtebauförderprogramm aufgenommen. Über 1.200 Kommu-
nen sind mit eigenen Maßnahmen oder im Rahmen interkommu-
naler Kooperationen beteiligt. Rund 95 Prozent der Kommunen
sind kleinere Städte und Gemeinden mit bis zu 20.000 Einwoh-
nern, rund 5 Prozent sind kleinere Mittelstädte zwischen 20.000
und 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Die Städte und Gemeinden wurden bis einschließlich 2017 mit
rund 428 Millionen Euro Bundesmitteln im Programm (Verpflich-
tungsrahmen) gefördert. Die Bundesmittel werden durch Mittel
der Länder und Kommunen in der Regel in jeweils gleicher Höhe       Energieeffiziente Sanierung und Erweiterung einer Kita in der Gemeinde
ergänzt. 2018 ist eine Fortsetzung des Programms in Höhe von        Neuhardenberg im Mittelbereich Seelow, Brandenburg
70 Millionen Euro Bundesmitteln vorgesehen.                         Foto: Plan und Praxis

Engagement der Kommunen und Förderung tragen zu
neuen Qualitäten bei
                                                                    Veröffentlichungen
In vielen Kommunen konnten in den letzten acht Jahren ge-           BBSR (Hrsg.): Zweiter Statusbericht zum Städtebauförderprogramm
meinsame Strategien zur Sicherung der Daseinsvorsorge und           „Kleinere Städte und Gemeinden – überörtliche Zusammenarbeit und
Lebensqualität entwickelt, öffentlich genutzte oder leerstehen-     Netzwerke“, 2018.

de Gebäude umgebaut, Infrastruktureinrichtungen angepasst           BBSR (Hrsg.): Interkommunale Kooperationen in der Städtebauförde-
                                                                    rung, 2018.
und Grün- und Freiräume den Nutzerinnen und Nutzern über-
geben werden. Eine aktive Innenentwicklung trägt zunehmend          BMUB (Hrsg.): Zukunftsweisende Ansätze in kleineren Städten und
                                                                    Gemeinden. Strategien und Projekte aus dem Städtebauförderungs-
dazu bei, das Wohnen in den Stadt- und Ortskernen zu stärken
                                                                    programm, 2017.
und eine zukunftsfähige Infrastruktur zu sichern. Dabei hat sich
vielerorts auch eine neue Prozesskultur entwickelt; Kooperation     Ansprechpartner
und Beteiligungsprozesse sind ein wichtiger Garant für nachhal-     Bundestransferstelle Kleinere Städte und Gemeinden
tige Maßnahmen. Gleichwohl besteht gerade in kleineren Kom-         Plan und Praxis GbR, Ingenieurbüro für Stadt- und Regionalplanung
                                                                    E-Mail: transferstelle-ksg@planundpraxis.de
munen mit begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen
Handlungsbedarf, um die begonnenen Prozesse und Maßnah-             Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI)
                                                                    Referat SW I 7
men zu verstetigen. Angesichts veränderter gesellschaftlicher       Prof. Dr. Hagen Eyink, Silke Andresen
und demografischer Rahmenbedingungen gilt es auch in Zu-
                                                                    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
kunft, kleinere Städte und Gemeinden als Ankerpunkte in der         Referat I 4
Region zu stärken.                                                  Dr. Karin Veith

DAS STÄDTEBAUFÖRDERPROGRAMM „KLEINERE STÄDTE UND GEMEINDEN – ÜBERÖRTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND NETZWERKE“                                      14
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

    Lage und Zukunft der Kleinstädte in Deutschland –
    Bestandsaufnahme zur Situation der Kleinstädte in zentralen Lagen
Die Rolle von Kleinstädten in ländlichen oder als peripher ein-                                   DK

gestuften Regionen als Knotenpunkte des Städtenetzes ist all-
gemein anerkannt und erfährt jüngst in der Forschung stärke-
re Beachtung, so auch im ExWoSt-Forschungsfeld „Potenziale
von Kleinstädten in peripheren Lagen“. Kleinstädte in zentra-
                                                                                                                            PL

len Lagen, welche in den letzten Jahren eine sehr dynamische                                Damme
                                                                                                            Velten
                                                                                                             Wildau
Entwicklung erfahren, stehen bislang nicht im Fokus. Diese
                                                                               NL
                                                                                             Hiddenhausen
Lücke soll das Forschungsprojekt schließen.

Forschungsprojekt                                                                                           Aue
                                                                                                  Nidda
                                                                         BE

                                                                                                                  CZ

                                                                                     Neu-Anspach
Ziel des Forschungsprojektes ist es, aktuelle Themen, Fragestel-
                                                                          LU

                                                                                    Püttlingen
lungen und Herausforderungen von Kleinstädten in zentralen
                                                                                     FR

Lagen zu identifizieren und Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzei-
gen. Die Erfahrungen der Kleinstädte werden dabei in ihren je-                                                         AT

weiligen stadtregionalen Verflechtungen und Zusammenhängen                                   CH                                  zentrale Lage
betrachtet. Diese Kontexte sind wichtig, um die Entwicklungen,
Ergebnisse und Einschätzungen erklären zu können. Was unter-           Abbildung 16: Die acht ausgewählten Fallstudienstädte
scheidet Kleinstädte in zentralen Lagen jenseits der aktuellen         Quelle: BBSR 2018
Entwicklungsdynamik von Kleinstädten in peripheren Lagen?
Welche Schlussfolgerungen lassen sich für Stadtentwicklungs-
strategien ziehen?                                                     Ergebnisse einer Haushaltsbefragung

Methoden                                                               Um die Einschätzungen der Bewohnerschaft dieser acht Städte
                                                                       besser kennen zu lernen, ihre Zufriedenheit mit dem Leben in der
Das Forschungsprojekt umfasste zwei Phasen: In einer deutsch-          Stadt, aber auch ihre Wünsche und Bedürfnisse hinsichtlich der
landweiten quantitativen Analyse wurden die Kleinstädte in             Infrastrukturen und Dienstleistungen in der Stadt zu erfahren,
zentralen und in peripheren Lagen nach einheitlichen Kriterien         wurde mit Unterstützung der Verwaltungen jeweils eine Haus-
in Gruppen eingeordnet. Bevölkerungswachsende und bevöl-               haltsbefragung durchgeführt.
kerungsschrumpfende Kleinstädte in einem wachsenden oder
schrumpfenden regionalen Umfeld ergeben vier Stadtentwick-             Die Ergebnisse zeigen: Die Menschen sind mit ihrer Lebenssi-
lungstypen (jeweils Zeitraum 2000 bis 2014). Anhand der sechs          tuation recht zufrieden. Überraschend ist, dass in allen Städten
Faktoren Baualter, Arbeitszentralität und Wirtschaftsattraktivität,    ähnliche Wertungen abgegeben wurden, obwohl sich die Städte
Erreichbarkeit höherwertiger Infrastrukturen, Grundversorgungs-        sehr unterscheiden. Am positivsten wird in den Fallstudienstäd-
funktionen, Besiedlung und Wohnzentralität lassen sich die Klein-      ten jeweils die Wohnsituation bewertet, gefolgt von der Zufrie-
städte in vier mehr oder weniger homogene Gruppen einteilen.           denheit mit dem Leben in der Stadt. Leicht dahinter liegen die
Die Regionen, in denen die Kleinstädte liegen, können mit Hilfe der    Einschätzungen der Zufriedenheit mit den Verwaltungen bzw.
drei Faktoren wirtschaftliche Leistung, Tourismuspotenzial und         politischen Vertretungen und mit dem sozialen Zusammenhalt.
sektorale Prägung, ebenfalls in vier Regionsgruppen eingeordnet        Deutlich abweichende Einschätzungen betreffen erwartungs-
werden. Aus der Kombination der drei Komponenten (Stadtent-            gemäß die Fragen nach den infrastrukturellen Ausstattungen.
wicklungstypen, Kleinstadttypen, regionaler Kontext) zeigt sich        Der größte Handlungsbedarf besteht aus Sicht der Bevölke-
bereits die starke Vielfalt von Kleinstädten. Die zweite qualitative   rung in den Feldern schnelles Internet/Breitband, Fachärzte,
Untersuchungsphase stützt sich auf acht Fallstudien. Die Städte        Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, Polizei/Notfalldienst
wurden auf Basis der Typisierung ausgewählt.                           sowie ÖPNV.

                                   Institut für Stadtforschung         Weitere Informationen
                                   und Strukturpolitik GmbH
                                                                       www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/FP/ExWoSt/
                                                                       Studien/2016/Kleinstaedte/
                                                                       01-start.html?nn=431364

LAGE UND ZUKUNFT DER KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – BESTANDSAUFNAHME ZUR SITUATION DER KLEINSTÄDTE IN ZENTRALEN LAGEN	                             15
KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – URBANITÄT. VIELFALT. PERSPEKTIVEN. // 26. UND 27. JUNI 2018

         Zufriedenheit            Zufriedenheit        Zufriedenheit     Zufriedenheit   knappheit für die weitere Siedlungsentwicklung. Die Bereitstel-
         Leben in der             Wohnsituation        Verwaltung/          sozialer
             Stadt                  (E=0,12*)         pol. Vertretung    Zusammenhalt    lung und Mobilisierung von Flächen für Wohnungsbau und für
           (E=0,22*)                                     (E=0,18*)         (E=0,17*)
                                                                                         gewerbliche Ansiedlungen ist daher eine zentrale kommunale
  1,5
                                                                                         Aufgabe. Nachnutzung, Revitalisierung sowie Leerstands- und
  1,7
                                                                                         Flächenaktivierung im Sinne einer aktiven Innenentwicklung rü-
  1,9
                                                                                         cken in den Fokus der Entwicklungsstrategien. Ferner sind de-
  2,1
                                                                                         mografiebedingte Anpassungen von Gebäuden, Ortsteilen und
  2,3
                                                                                         Infrastrukturen zu meistern.
  2,5

  2,7                                                                                    Sicherung Nahversorgung/Daseinsvorsorge: Beides ist zentral
        Wildau           Velten          Aue              Hiddenhausen                   für die Lebensqualität der Kleinstädte und wird vielfach unter „Fa-
        Damme            Nidda           Püttlingen       Neu-Anspach        Insgesamt   milienfreundlichkeit“ strategisch verfolgt. Ziel ist eine langfristige
                                                                                         Sicherung der Nah- und Grundversorgung, von mittelzentral be-
Abbildung 17: Ergebnisse der Haushaltsbefragung zur Lebenssituation in
den acht Fallstudienstädten (Zufriedenheit nach Schulnote)
                                                                                         deutsamen Schulstandorten, medizinischen, kulturellen und so-
* Signifikant auf 1 %-Niveau; Quelle: IfS, eigene Erhebung 2018
                                                                                         zialen Angeboten. Nachholbedarf besteht beim Kindertagesstät-
                                                                                         tenausbau sowie der Entwicklung altersgerechter Wohnformen.

Neben der Befragung erfolgten eigene Recherchen sowie Ex-                                Fachkräftesicherung/Arbeitsmarkt: Die Gewinnung und Sicherung
perteninterviews. Über die Auswertung von Dokumenten und                                 von Fachkräften für die örtliche Wirtschaft und Verwaltung, die
Strategiepapieren sowie die Gespräche mit der Verwaltung,                                Gestaltung einer nachhaltigen Wirtschaftsstruktur, die Sicherung
Wirtschaftsvertretern und Akteuren der Stadtgesellschaft soll-                           von Unternehmensstandorten sowie Aus-/Einpendlerbeziehun-
ten das Vorgehen bzw. die Strategien in den Städten einerseits                           gen stehen hier im Fokus. Chancen werden in einer stärkeren An-
sowie aktuelle Themen und Handlungsbedarfe der Stadtent-                                 näherung von Wissenschaft und lokalen Unternehmen gesehen.
wicklung andererseits erfasst werden.
                                                                                         Stärkung der Innenstädte und Stadtzentren: Alle Kleinstädte
Ergebnisse von Experteninterviews                                                        sehen hier einen wichtigen Schwerpunkt ihrer Entwicklungs-
                                                                                         aktivitäten. Dazu gehören Funktionsstärkung und Aufwertung
Alle acht Fallstudienstädte setzen sich aktiv für ihre Stadtent-                         stadtzentraler Bereiche sowie die Stärkung von Einzelhandel,
wicklung ein. Sie verfügen über ein breites Spektrum an Kon-                             Gastronomie und Kultur.
zept- und Planungsgrundlagen, wobei diese in unterschiedli-
chem Maße als strategische Instrumente der Stadtentwicklung                              Ausbau regionaler/interkommunaler Kooperation: Der Ausbau
genutzt werden. In allen Kommunen kommt der Beteiligung der                              und die Verstetigung regionaler und interkommunaler Koope-
Bevölkerung an Planungsprozessen eine wichtige Bedeutung                                 rationen ist für einen Teil der Kleinstädte bereits ein „klassi-
zu, wenn auch in unterschiedlicher Form und Intensität. Aus-                             sches“ Handlungsfeld, das im Zuge der Standortsicherung und
baufähig ist die Bündelung der vielen konzeptionellen Ansätze                            -entwicklung weiter an Bedeutung gewinnt.
unter eine langfristige, gesamtkommunale Strategie. Vielerorts
besteht eine Zusammenarbeit mit städtischen Akteuren oder                                Sozialer Zusammenhalt: Fordert auch und gerade Kleinstädte
eine regionale und interkommunale Kooperation, die es im Zuge                            unter Wachstumsdruck, nämlich das Zusammenleben und die
der aktuellen Herausforderungen weiter zu stärken gilt.                                  Integration von Zuwanderern aus dem In- und Ausland in die
                                                                                         Stadtgesellschaft, partiell das Problem der Segregation.
Kleinstädte in zentralen Lagen weisen breit gefächerte
Handlungsbedarfe und Entwicklungschancen auf                                             Image/Identität/Stadtmarketing: In diesem Handlungsfeld liegen
                                                                                         noch große Entwicklungsmöglichkeiten. Angesichts der Verän-
Verkehr und Erreichbarkeit/nachhaltige Mobilität: Hier geht es                           derungsprozesse gilt es, die Identität und das Image der Stadt
um die regionale, überregionale und innerstädtische Erreich-                             nach innen und außen zu stärken.
barkeit, um SPNV- und ÖPNV-Anbindungen, Optimierung der
Schnittpunkte einzelner Verkehrsträger und die innerörtliche                             Die Einschätzungen hinsichtlich des Handlungsbedarfs und
Verkehrsbelastung oder -regelung. Insgesamt reicht der Hand-                             der Handlungsmöglichkeiten in den Kommunen sowie erste
lungsbedarf weit über die kommunale Ebene hinaus.                                        Schlussfolgerungen und Empfehlungen wurden im Rahmen
                                                                                         einer zweitägigen Fachwerkstatt im BMI in Berlin mit Ver-
Wohnen und Gewerbe: In vielen der wachsenden Kleinstädte                                 treterinnen und Vertretern der Fallstudienstädte diskutiert
besteht eine hohe Nachfrage nach Wohnraum und eine Flächen-                              und weiterentwickelt.

LAGE UND ZUKUNFT DER KLEINSTÄDTE IN DEUTSCHLAND – BESTANDSAUFNAHME ZUR SITUATION DER KLEINSTÄDTE IN ZENTRALEN LAGEN	                                        16
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