FANATISMUS TOLERANZ ISLAM - UND IM HADAYATULLAH HÜBSCH
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HADAYATULLAH HÜBSCH FANATISMUS UND TOLERANZ IM ISLAM VERLAG DER ISLAM
Die Irrwege der Fundamentalisten Der Islam versteht sich als vollendete und voll- endende Religion. Der letzte Teil eines Verses, der dem Propheten Muhammad, Friede sei auf ihm, offenbart worden war, lautet: »Heute habe Ich (d.h. Gott) eure Glaubenslehre für euch vollendet und Meine Gnade an euch er- füllt und euch den Islam zum Bekenntnis gewählt.« (5:4) Islam heißt, wörtlich übersetzt, »Frieden finden durch Ergebung in den Willen Gottes«. In diesem Sinne sind alle Religionen »Islam«, auch wenn sie anders genannt wurden und werden. so sagt der Qur-ân: »Wahrlich die Religion vor Allah ist Islam. Und die, denen das Buch gegeben ward, wurden un- eins, erst nachdem das Wissen zu ihnen gekom- men war, aus gegenseitigem Neid. Und wer die Zeichen Allahs leugnet – dann, wahrlich, ist Allah schnell im Abrechnen.« (3:20) Somit lehrt der Islam, dass es durch den unsicht- baren Schöpfer, den Einen Gott, immer wieder Weisung an die Menschen gegeben hat, die durch Propheten vermittelt wurde. Einige dieser Pro- pheten erhielten wörtliche Offenbarungen in
Form eines Buches, zum Beispiel die Thora oder den Qur-ân, andere standen zwar in Kommunika- tion mit Gott und übermittelten Seine Gebote, sie standen hingegen in der Nachfolge gesetzgebender oder Buch übermittelnder Propheten. Der Qur-ân lehrt, dass seine Anhänger, die Muslime, an alle Propheten und alle Bücher zu glauben haben. So heißt es: Dieser Gesandte glaubt an das, was zu ihm herab- gesandt wurde von seinem Herrn, und (also) die Gläubigen: sie alle glauben an Allah, und an Seine Engel, und an Seine Bücher, und an Seine Gesand- ten (und sprechen): »Wir machen keinen Unter- schied zwischen Seinen Gesandten«; und sie sa- gen: »Wir hören, und wir gehorchen. Uns Deine Vergebung, O unser Herr! und zu Dir ist die Heim- kehr.« (2:286) Dadurch, dass durch die Gesetzeskraft des Qur-ân der Muslim gehalten ist, die Wahrheit nicht nur des Propheten Muhammad zu akzeptieren, ist der Islam per se eine tolerante Religion. Diese Tole- ranz wird erweitert, indem es programmatisch in der zweiten Sura heißt: »In Glaubensdingen darf es keinen Zwang geben.« (2:257) Oder, dies ausführend:
Und sprich: »Die Wahrheit ist es von eurem Herrn: darum lass den gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will.« (18:30) Zur Erläuterung heißt es: »Und hätte dein Herr Seinen Willen erzwungen, wahrlich alle, die auf der Erde sind, würden geglaubt haben insgesamt. Willst du also die Men- schen dazu zwingen, dass sie Gläubige werden?« (10:100) Spätestens hier werden Zweifel aufkommen an dem, was der Qur-ân theoretisch fordert und was die sogenannten Muslime von heute in den soge- nannten islamischen Ländern praktizieren. Denn wenn auch der Qur-ân in allen Einzelheiten den von den Vereinten Nationen verabschiedeten Menschenrechten nicht nachsteht und die dort zugrunde gelegten Gesetze akzeptiert, ja, sie vor 1400 Jahren bereits festgelegt hat, so ist die Realität dieser Humanität entgegengesetzt. Übri- gens hat SI R ZAFRULL AH K HAN, einst Präsident des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag, in sei- nem Buch »Islam and Human Rights« minutiös die Charta der Menschenrechte mit den Geboten des Islam verglichen und Übereinstimmung fest- gestellt.
Der »Fundamentalismus« Das Phänomen des sogenannten Fundamentalis- mus, mit all seinem erschreckenden Fanatismus, kann sich somit nicht auf den Qur-ân berufen, es sei denn, man interpretiert ihn engstirnig oder lässt entscheidende Passagen unbeachtet. Das aber macht ja gerade einen Fanatismus aus: Von einer Teilwahrheit begeistert, unterschlägt man verblendet im Hochgefühl der eigenen Un- fehlbarkeit alles, was dem eigenen Stolz zuwi- derläuft. Stolz ist aber gerade jener Faktor, mit dem der Qur-ân den Teufel markiert (2:35). Durch was aber wird dieser Stolz, der sich zum Größenwahn steigern kann, hervorgerufen? Er entsteht aus einem Gefühl der Minderwertigkeit, aus einem Gefühl der Ungeduld und einem Gefühl falschen Wissens. Ihm mangelt es an der Demut, der Geduld und der Einsicht in die tatsächlichen Zusammenhänge, Qualitäten, die einen wahrhaf- tigen Muslim auszeichnen. Es sind soziale, ökonomische und kulturelle Mängel, an denen die Mehrheit der islamischen Gemeinschaft, der »Umma«, leidet. Kompensiert werden diese Mängel durch einen ungerechtfer- tigten Anspruch auf eine Führungsrolle in der Welt, die der Qur-ân den Muslimen, so sie es nur
begriffen, zugesteht, indem er sagt: »Ihr seid das beste Volk, hervorgebracht zum Wohl der Menschheit, ihr gebietet das Gute und verwehrt das Böse und glaubt an Allah.« (3:111) Es ist verständlich, dass im Glauben an solch ein Diktum Verhaltensweisen entstehen können, die zu Unterdrückung und Zwang, von allem aber zunächst einmal zur Selbstverherrlichung füh- ren. Die sogenannten Fundamentalisten meinen ja, sie würden sich an die Gebote des Qur-ân halten und demzufolge das Recht für sich in An- spruch nehmen dürfen, anderen ihre Meinung als für alle verbindlich ziemlich handfest nahe- bringen zu müssen. Sie sind zudem ja geleitet von einem Missions- auftrag, der dem Islam innewohnt, wenn die Muslime im Qur-ân aufgefordert werden: Und was ist euch, dass ihr nicht kämpfet für Al- lahs Sache und für die der Schwachen – Männer, Frauen und Kinder –, die sprechen: »Unser Herr, führe uns heraus aus dieser Stadt, deren Bewoh- ner Bedrücker sind, und gib uns von Dir einen Be- schützer, und gib uns von Dir einen Helfer?« Die da glauben, kämpfen für Allahs Sache, und die nicht glauben, kämpfen für die Sache des Bösen. Kämpft darum wider die Freunde Satans! Denn ge-
wiss, Satans Feldherrenkunst ist schwach. (4:67,77) Bedauerlicherweise werden dieser und ähnliche Verse von den Fundamentalisten als Rechtferti- gung von Gewalt verstanden. Sie missachten dabei die grundlegenden Hinweise für die Verbreitung und Einsetzung des Islam, die zum Beispiel in dem folgenden Vers ausgeführt werden: »Rufe auf zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen auf die beste Art.« (16:126) Den Verstand gebrauchen An vielen Stellen des Qur-ân heißt es überdies, dass der Muslim überlegen und nachdenken soll. Überhaupt wird vom Qur-ân dem Verstand eine wesentliche Rolle im Leben des Gläubigen zuge- rechnet. So heißt es programmatisch: »Niemand steht es zu, zu glauben, es sei denn mit Allahs Erlaubnis. Er sendet (Seinen) Zorn über jene, die ihre Vernunft nicht gebrauchen mögen.« (10: 101) Dies bedeutet, dass mit Hilfe des Verstandes der Mensch zu der Annahme gelangen kann, dass ein Gott existiert, dass er Beweise dafür sammeln
kann. Indes ist der Zustand des Glaubens ein Ge- schenk, etwas, das nicht aufgrund menschlicher Anstrengung allein erlangt werden kann. Die Fundamentalisten nun berufen sich eher auf eine bedingungslose, blinde Nachfolge, etwa im Sinne des vorhin zitierten Verses: »Wir hören, und wir gehorchen.« (2:286) Da ist kein Raum für Zweifel, der als ketze- risch begriffen wird. Da versagt natürlich auch jede Idee einer Aufklärung, die ja den Menschen zur Mündigkeit kraft seines Denkens führen sollte. Indes ist »Glauben« nicht ein starrer Zu- stand, er bewegt sich auf vielen Ebenen, es kann schwachen und starken Glauben geben, das ent- spricht dem menschlichen Naturell. Der Qur-ân wäre unnötig, wenn Gott gewollt hätte, dass auf- grund einer einmaligen Mitteilung bedingungslos geglaubt würde. Der Qur-ân sagt dazu: »Und den Qur-ân haben wir in Abschnitten offen- bart, damit du ihn den Menschen stückweise vor- tragen mögest, und Wir sandten ihn nach und nach hinab.« (17:107) Erklärt wird dieses Prinzip wie folgt: Und jene, die ungläubig sind, sprechen: »Warum ist ihm der Qur-ân nicht auf einmal herabgesandt
worden?« Dies, damit Wir dein Herz dadurch stärken möchten, und Wir haben seine Anordnung recht gut gemacht. Sie legen dir keinen Einwand vor, ohne dass Wir dir die Wahrheit und die schönste Erklärung brächten. (25:33-34) Für die Fundamentalisten zählen indes nicht das geduldige Überprüfen, das intellektuelle Nach- denken, sondern der Vollzug eines Gesetzes, eines Befehls. Ihre Struktur ist die einer autoritären Macht. Ihre Sinngebung vollzieht sich in der Nachfolge, die keinen Widerspruch duldet. Das alles aber ist der Praxis, der Sunna des Prophe- ten Muhammad (Friede sei auf ihm) fremd. Der Qur-ân bringt ein ganz anderes Element zum Vorschein. Er sagt: »Es geschieht um Allahs Barmherzigkeit willen, dass Du zu ihnen milde bist; und wärest du schroff, hartherzig gewesen, sie wären gewiss rings um dich zerstoben. So verzeih ihnen und er- bitte Vergebung für sie; und ziehe sie zu Rate in Sachen der Verwaltung, wenn du aber dich ent- schieden hast, dann setze dein Vertrauen auf Al- lah. Allah liebt die Vertrauenden.« (3:160) Und weiter: Sprich: »Liebt ihr Allah, so folget mit; (dann) wird Allah euch lieben und euch eure Fehler
verzeihen; denn Allah ist allverzeihend, barmherzig.« (3:32) Liebe und Verständnis Das ausschlaggebende Moment ist die Liebe, die der Prophet für Gott hegte, und die ihn Liebe und Barmherzigkeit für die Mitmenschen empfinden ließ. Liebe aber setzt voraus, dass man Verständ- nis für die menschliche Natur hat, was nicht heißt, dass man alle Übertretungen und Fehler übersehen soll. Für den Fall, dass Vorbild und Ermahnung nichts fruchten, hat der Qur-ân den Liebesentzug vorgesehen, nicht aber den Hass und die Verfolgung. Sprich: »Gehorchet Allah und dem Gesandten«; doch wenn sie sich abkehren, dann (bedenke), dass Allah die Ungläubigen nicht liebt. (3:33) Für den Fundamentalisten ist der nicht-lie- benswerte Ungläubige jener, der ihm nicht ge- horsam ist. Er vergisst dabei, dass es so etwas wie Lernprozesse gibt, die vom Qur-ân atte- stierte und beschriebene Natur des Menschen, und dass es das Ziel des Propheten und seiner Ge- folgsleute nicht sein kann, abzuschrecken von der Lehre Allahs, sondern, wie zitiert mit Weisheit zu ihr aufzurufen. So erklärt der Qur-ân:
»Höret auf euren Herrn, bevor ein Tag kommt, den niemand gegen Allah verwehren kann. An je- nem Tag wird es für euch keine Zuflucht geben, noch gibt es für euch irgendwelche Möglichkeit des Leugnens. Kehren sie sich jedoch ab, so haben Wir dich nicht als Wächter über sie entsandt. Dei- ne Pflicht ist nur die Verkündigung. Wenn Wir dem Menschen Unsere Barmherzigkeit zu kosten ge- ben, so freut er sich über sie. Doch wenn sie ein Unheil trifft um dessentwillen, was ihre Hände vorausgesandt, siehe, dann ist der Mensch un- dankbar.« (42:48-49) Die »Fundamentalisten« gegen die Toleranz Wir sehen, dass die Wesenszüge der Fundamen- talisten in fundamentalem Widerspruch zur Leh- re des Qur-ân stehen. Ihre Haltung ist die von Buchstabengläubigen, die sich auf einzelne Beob- achtungen, die sie in der Lehre Muhammads ge- macht haben, stützen, ohne das gesamte Gedan- kengebäude, die gesamte Lehre, die vollständige Offenbarung verstanden zu haben. Dass sie mit dieser verstümmelten Glaubensvorstellung nur begrenzt Erfolg haben, vor allem aber unter In- tellektuellen keinen Erfolg haben, treibt sie zum Hass, zur Intoleranz, zur Zementierung ihrer
falschen Ideen. In Wirklichkeit ist all ihre Macht nur Ausdruck einer Glaubenskrise, einer Sinn- krise. Wie das? Nun, ihr Glaube gründet auf einer In- terpretation des Qur-ân, der ihnen und ihren Machtgelüsten entgegenkommt. Ihr Glaube ver- neint jedoch die Möglichkeit, dass Allah nach dem Qur-ân Offenbarung sendet, daher Kommunikati- on mit den Menschen unterhält. Sie halten das Tor der Offenbarung für geschlossen. Ihr Gebet wird daher zum bloßen Ritual, ihre Verrichtung der vom Gläubigen verlangten Gottesdienste ist schierer Selbstbetrug. Sie glauben zwar, dass Allah durch den Qur-ân Seine Weisung vermit- telt, dass der Qur-ân das ungeschaffene Wort Gottes ist, lehnen es jedoch ab, eine Wandlung seines Verständnisses als möglich zu akzeptieren. Der Qur-ân ist für sie daher ein starres Buch. Es ist eindimensional. Es enthält Regeln, aber kein Leben, das mit den Zeitläufen geht und der Natur des Menschen und seinen unterschiedlichen Bedürfnissen Rechnung trägt. Da sie theologisch argumentieren, mit dem Propheten Muhammad, Friede sei auf ihm, sei die Mitteilung Gottes an die Menschen quasi abgeschlossen, entgeht ihnen der Sinn des Glaubens, nämlich die Kommunika- tion des Menschen mit Gott und die Kommunikati-
on Gottes mit den Menschen gleichermaßen als existent zu akzeptieren. Für sie gibt es zwar die Kommunikation des Menschen mit Gott, daher, dass der Gläubige Gott anspricht, ein Zwiegespräch, von dem die isla- mische Mystik, von den Fundamentalisten immer verfolgt, kündet, lehnt sie als Häresie ab. Dabei sagt doch der Qur-ân: »Keinem Menschen steht es zu, dass Allah zu ihm sprechen sollte, außer durch Offenbarung oder hinter einem Schleier oder indem Er einen Boten schickt, zu offenbaren auf Sein Geheiß, was Ihm gefällt. Er ist erhaben, allweise.« (45:52) Und die Tatsache, dass Gott sehr wohl auf Gebete antworten kann, wie sie in folgendem Koranvers belegt wird, ist ihnen ebenso eine Ungeheuer- lichkeit wie die Vorstellung, Toleranz als die An- erkennung des anderen Glaubensweges, was den Weg des Gewissens einschließt (2:257), anzuer- kennen. Euer Herr spricht: »Betet zu mir, Ich will euer Gebet erhören.« (40:61) Ferner: Und wenn Deine Diener dich nach Mir fragen (sprich): »Ich bin nahe. Ich antworte dem Gebet des Bittenden, wenn er zu Mir betet. So sollten
sie auf Mich hören und an Mich glauben, auf dass sie den rechten Weg wandeln mögen.« (2:187) Die Fundamentalisten hingegen verstehen weder die Philosophie des Gebets, wiewohl sie beten, noch die Natur des Menschen, wiewohl sie vom Qur-ân ermahnt werden: »So richte dein Antlitz auf den Glauben wie ein Aufrechter (und folge) der Natur, die Allah ge- schaffen - worin Er die Menschheit erschaffen hat. Es gibt kein Ändern an Allahs Schöpfung. Das ist der beständige Glaube. Allein, die meisten Menschen wissen es nicht.« (30:31) »Jihaad« des Qur-ân Wer die Natur des Menschen nicht versteht, muss zwangsläufig zu ihrem Unterdrücker wer- den. Kein Wunder, dass der Fundamentalismus Ge- walttätigkeit auf seine Fahnen geschrieben hat, und dass er eine Konzeption des Jihaad vertritt, die mit Gewalt verbunden ist. »Jihaad« ist das arabische Wort im Qur-ân, das im Westen gemeinhin, falsch, mit »Heiliger Krieg« übersetzt wird, das im eigentlichen Sinne aber »Streben« bedeutet. Der Prophet Muhammad (Friede sei auf ihm)
hat dabei drei Arten von Jihaad unterschieden: Den großen (Jihaad Akbar), das heißt der Kampf gegen schlechte Eigenschaften und falsche Leidenschaften im Gläubigen. Der Qur-ân emp- fiehlt eine Reihe von Maßnahmen, damit das Herz des Gläubigen geläutert wird (74:5). Zum Bei- spiel: »Nie könnt ihr zur vollkommenen Rechtschaffen- heit gelangen, solange ihr nicht spendet von dem, was ihr liebt.« (3:93) In einer Fülle von Versen zeigt der Qur-ân, was der Mensch tun soll, um in einen Zustand zu ge- langen, der »beruhigte Seele« (89:28) genannt wird, nachdem der Menschen den Zustand der »sich selbst anklagenden Seele« (75:3) und den der »zum Bösen anstachelnden Seele« (12:54) überwunden hat. Nach diesem großen Jihaad zur Läuterung der Seele gibt es des mittleren Jihaad (Jihaad Kabir), in dem der Gläubige mit dem Wort und der Predigt für die Sache des Islam eintritt. »So gehorche nicht den Ungläubigen, sondern ei- fere mit ihm (dem Qur-ân) wider sie in großem Eifer.« (25:53) (Die Worte »in großem Eifer« lauten im Ara- bischen: Jihaad Kabir.)
Der kleine Jihaad (Jihaad Saghir) bedeutet, sich mit Waffengewalt einer Aggression wehren und dann, wenn die Glaubensfreiheit bedroht ist, notfalls mit Waffengewalt für die Glaubensfrei- heit zu kämpfen. Der Qur-ân sagt: »Und bekämpfet sie, bis die Verfolgung aufgehört hat und der Glaube an Allah (frei) ist. Wenn sie jedoch ablassen, dann (wisset), dass keine Feind- schaft erlaubt ist, außer wider die Ungerech- ten.« (2:194) Die Verfolgung in diesem Zusammenhang steht für die fehlende Glaubensfreiheit. Ganz deutlich macht der Qur-ân, dass nur ein Verteidigungs- krieg erlaubt ist: Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah - und Allah hat fürwahr die Macht, ihnen zu hel- fen -, jenen, die schuldlos aus ihren Häusern ver- trieben wurden, nur weil sie sprachen: »Unser Herr ist Allah«. (22:40-41) Mithin gibt es für die zahllosen in letzter Zeit geäußerten Aufrufe zum »Heiligen Krieg« sei- tens des Qur-ân keine Rechtfertigung.
Islam für Frieden Der Islam ist eine Religion der Schönheit, des Friedens und der Liebe. Gott sagt im Qur-ân: »Meine Barmherzigkeit umfasst jedes Ding.« (7:157) Er steht für das friedfertige Miteinander-Wett- eifern: »Und wetteifert miteinander im Trachten nach der Vergebung eures Herrn und einem Paradies, dessen Preis Himmel und Erde sind, bereitet für die Gottesfürchtigen - die da spenden im Über- fluss und Mangel, die den Zorn unterdrücken und den Mitmenschen vergeben; und Allah liebt, die Gutes tun, und die, so sie eine Untat begehen oder wider sich selbst sündigen, Allahs gedenken und um Verzeihung flehen für ihre Sünden - und wer kann Sünden vergeben außer Allah? - und die nicht wissentlich beharren in ihrem Tun.« (3:134-136) Die Fundamentalisten, gefangen in Unwissen und falschem Stolz, sind in der Zwickmühle. Sie erkennen die schädlichen Einflüsse des westli- chen Libertinismus, der schrankenlosen Freizü- gigkeit, der Überschätzung des Denkens und der Unfähigkeit, ein Leben in spirituellem Sinne,
jenseits eines Konsumismus zu führen. Sie sind indes unfähig, im Gegensatz dazu mehr zu bieten als strenge Regeln, deren Sinn mangels entspre- chenden Verständnisses innerhalb der Drohung bleibt, widrigenfalls weltliche und himmlische Strafe erleiden zu müssen. Sie spielen sich als Richter auf, bleiben dabei aber im abseits der qur-ânischen Prophezeiung, dass Gott immer Der Sprechende bleibt und dass Gott den Muslime im- mer von Sich aus Führung angedeihen lassen, wird, so die Menschen es nur verstünden. Der Qur-ân sagt: »O Kinder Adams, wenn zu euch Gesandte kom- men, aus eurer Mitte, die euch Meine Zeichen verkünden - wer dann gottesfürchtig ist, und gute Werke tut, keine Furcht soll über sie kommen, noch sollen sie trauern. Die aber, die Unsere Zei- chen verwerfen und sich mit Verachtung von ih- nen abwenden, die sollen die Bewohner des Feuers sein; darin sollen sie bleiben.« (7:36-37) Die Fundamentalisten sind sich einig in der Ab- lehnung und Bekämpfung des friedlichen Mahdis des Islam, HAZRAT M I R ZA GHULAM AHM AD , dem Be- gründer der Ahmadiyya Muslim Bewegung. Seine aufklärende Koraninterpretation für unsere Zeit wird von ihnen verworfen. Indes erscheinen sie somit wie jene, auf die der folgende Koranvers
anspielt: Wehe darum denen, die das Buch schreiben mit ih- ren eigenen Händen und dann sprechen: »Dies ist von Allah«, dass sie dafür einen armseligen Preis nehmen möchten! Wehe ihnen also um dessentwillen, was ihre Hände geschrieben, und wehe ihnen um dessentwillen, was sie verdienen. (2:80) Ergänzende Bemerkungen der Redaktion Im letzten oben zitierten Koranvers bedeuten die Worte »das Buch schreiben« – bezogen auf die sogenannten Fundamentalisten von heute –, dass sie das Wort Gottes falsch interpretieren, um ihre Thesen zu erhärten. Der auf Seite 9 zitierte Koranvers (3:111) hat eine Definition des »besten Volkes« zum Inhalt. Allein das Muslim-Sein eines Volkes macht es nicht zum »besten Volk« des Qur-ân, solange es die Voraussetzung nicht erfüllt, »zum Wohl der Menschheit« hervorgebracht zu sein. In den er- sten Jahrhunderten des Islam standen die Musli- me der Menschheit zu Diensten; sie arbeiteten für ihr Wohl, sodass die ganze Menschheit von
ihrer Herrschaft profitierte. Muslimische Städte wurden zu Zentren der Gelehrsamkeit, wo an den Universitäten die Wissenschaften blühten. Aber dann setzte der Niedergang ein und die Muslime büßten allmählich ihren Stand als das »beste Volk« ein. Dieser Koranvers ist ein ständiger Mahner und erinnert die Muslime an den Zweck ihres Daseins: »Zum Wohle der Menschheit«. © Verlag Der Islam, 1997 ISBN 3-921458-83-8 http://www.ahmadiyya.de/shop.html Made with
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