Fashion Shopping 2020 - Expertenstudie

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Fashion Shopping 2020 - Expertenstudie
IM SCHWERPUNKT | Thema

       Fashion
       Shopping 2020
       Expertenstudie

       HARALD EICHSTELLER, TERESA-MARIE BÖHM, NIKLAS DORN, LENA GROSSHANS, KRISTINA LOBE, HEIKO WEISS, HOCHSCHULE
       DER MEDIEN (HDM), Stuttgart

       Die Digitalisierung setzt neue Impulse für die Ent-                      1. Allgemeiner Trend Individualisierung
       wicklung des stationären und digitalen Handels. Die
       Grenzen zwischen den einzelnen Absatz- und Kom-                          Global, vernetzt, urban, mobil und individuell - so
       munikationskanälen verschwimmen zunehmend.                               beschreiben die Megatrends des 21. Jahrhunderts
       Omni-Channeling, Mobile Trends, Store-Designs mit                        unsere Gesellschaft. Der Kunde von morgen erwartet
       digitalen Elementen oder neue Bezahlsysteme sind                         ein individualisiertes Angebot, angepasst an die eigene
       nur einige der Themen, die den Handel derzeit stark                      Lebensweise. Während im Discount-Bereich die
       beeinflussen. Die „Top-40“-Zukunftsthesen des Mode-                      ­Realisierungschancen von Made-to-Measure bis zum
       handels wurden mit prominenten Vordenkern aus                             Jahr 2020 als gering bis sehr gering bewertet und von
       den Bereichen E-Commerce, Fashion, Retail, Bera-                          24 % der befragten Experten als „wird nie realisiert“
       tung, Trendforschung und Shop-Design entwickelt                           eingeschätzt werden, stehen die beiden Branchenka-
       und dann von über 100 Experten in einer Online-                           tegorien Mittelfeld und Premium dieser Entwicklung
       befragung bewertet. Die Thesen werden insgesamt                           positiv gegenüber. Der Realisierung einer Producti-
                                                                                                                                          Bildnachweis: Fotolia

       11 ­Themengebieten zugeordnet, die Einschätzungen                         on-to-One-Economy und des Me-Shoppings wird
       der Experten wurden jeweils differenziert nach den                        vor allem im Premium-Bereich eine zentrale Bedeu-
       Branchenkategorien Discount, Mittelfeld und Pre-                          tung beigemessen und von 85 % der Experten als
       mium abgefragt und erfasst [1].                                           hoch bis sehr hoch eingeschätzt.

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IM SCHwERPUNKT | Handel im Wandel

2. Omni-Channeling                                      Die Verschmelzung der Online- und Offline-Welt
                                                        findet zukünftig vor Ort im stationären Modehandel
In Abgrenzung zum Multi-Channeling, wo von              statt. Neben der Präsentation der Produkte wird dem
einer unabhängigen Nutzung von verschiedenen            Kunden eine digitale Ebene bereitgestellt, auf die er
Kanälen nacheinander ausgegangen wird, erwei-           über sein mobiles Endgerät zugreifen kann.
tert Omni-Channeling den Betrachtungswinkel
bei Anbahnung, Entscheidung und Durchführung            Diese Ebene, die sich wie eine zweite Haut über den
eines Kaufs. Omni-Channeling-Konzepte berück-           Fashion-Store legt, hält beispielsweise Zusatzinfor-
sichtigen, dass Vertriebs- und Informationskanäle       mationen über das Sortiment oder die angebotenen
parallel, offline, online und auf verschiedenen         Produkte bereit. Die Realisierungswahrscheinlichkeit
Devices von den Kunden genutzt werden. Experte          dieses Zusatzservices wird von den Experten sowohl
Thomas Prantl, ehem. Vice President Innovation          für das Mittelfeld (78 %) als auch für das Premi-
von Swarovski und heute CEO der Prantho AG              um-Segment (79 %) mit hoch bis sehr hoch bewer-
in Genf, beobachtet: „Derzeit entwickeln sich kom-      tet. Das Smartphone kennt bis zum Jahr 2020 sei-
plett neue Retailformate im Wettbewerb um die Auf-      nen Besitzer ganz genau und wird zum persönlichen,
merksamkeit des Kunden. Grenzen zwischen online         virtuellen Concierge, wie Abbildung 2 darstellt. Die
und offline verschmelzen zu einem stimmigen Kau-        Anwendung kennt und bündelt dessen Interessen,
ferlebnis. Das Angebot muss auf allen Plattformen,      Aktivitäten im Social Web, Wunschlisten, besuchte
auf denen sich die Kunden bewegen, einfach und          Online-Shops und gekaufte Artikel. Durch Zugriff
stimmig rüberkommen. Wer durchgängige Prozesse          auf diese Daten wird sie zum persönlichen Einkaufs-
aufbaut, gewinnt.“                                      berater, der auch relevante Location-Based-Services
                                                        (LBS) integriert.
Online recherchieren und vorbestellen, offline
anprobieren und kaufen wird nicht nur im Mode-
handel zukünftig charakteristisch für die Reise des
Kunden zwischen digitaler und realer Welt sein,
wie Abbildung 1 zeigt. Kerstin Lehmann, Seni-                      KURZ UND BÜNDIG
or-Partnerin von OC&C Strategy Consultants,
sieht tiefgreifende Konsequenzen: „Omni-Channe-             Die Studie „Future Store 3.0 - Fashion Shopping im
ling wird die Wirtschaftlichkeitsmodelle von Händ-          Jahr 2020“ zeigt auf, wie der stationäre und digitale
lern massiv verändern. Wie sieht die Ergebnisme-            Modehandel von morgen aus-
chanik von Händlern aus, deren Standorte morgen             sieht, wie sich dieser aufgrund
nur mehr Showroom, Markentempel oder Abholsta-              der Technologietreiber bis ins
tionen sind? Und welche Leistungsfähigkeit braucht          Jahr 2020 verändern wird und
ein Sortiment, um Omni-Kanalkosten tragen zu                wie sich auf Grundlage des-
können?“                                                    sen Zukunftsszenarien und
                                                            Geschäftsmodelle        abbilden
3. Mobile Trends                                            lassen. Die im Rahmen dieser
                                                            Trendstudie befragten Experten
Die Verbreitung von Smartphones nimmt weiter                sind sich einig: Die digitalen Technologietreiber liefern
zu und insbesondere Menschen jenseits der 50                nicht nur neue Impulse für den stationären und digi-
steigen derzeit auf die modernen Geräte um. Aktu-           talen Modehandel, sie beeinflussen diesen auch nach-
ell besitzen 40 % aller Bundesbürger ab 14 Jahren           haltig.
ein Smartphone, so eine repräsentative Umfrage
im Auftrag des Hightech-Verbands BITKOM vom                 Stichworte: Omni-Channel, Mobile Trends, Social
Juni 2013. In der Altersklasse der 50 bis 64-Jähri-         Shopping, Augmented Reality, RFID, Bezahlsysteme,
gen ist der Anteil der Smartphone-Besitzer allein           Consumer Tracking, CRM, Fashion, E-Commerce, Sto-
in den vergangenen gut sechs Monaten um die                 re-Design, Gamification
Hälfte gestiegen – von 26 auf 39 %.

                                                IM+io Fachzeitschrift für Innovation, Organisation und Management   04 | 2013   47
Fashion Shopping 2020 - Expertenstudie
IM SCHWERPUNKT | Handel im Wandel
         Wie wahrscheinlich ist die Realisierung der These
         „Online vorbestellen, im Store anprobieren“
         bis zum Jahr 2020?

                  Premium                       Mittelfeld                        Discount        tig auf Empfehlungen von Freunden
                                        sehr                            sehr                      setzen. Der ehemalige Marketinglei-
                                        hoch 14 %                       hoch 2 %                  ter von eDelight und jetzige CMO
         sehr                                                                                     von www.maedchenflohmarkt.de,
                                        hoch 49 %                       hoch 13 %
         hoch 39 %                                                                                Thorsten Lückemeier, erachtet fol-
                                                                        gering 25 %               gende Komponenten als besonders
                                                                                                  wichtig: „Curated Shopping, Re-Com-
         hoch 42 %                                                                                merce und Kundenzufriedenheit. Aus
                                                                                                  diesen Zutaten werden große Projekte
         50 %                                                           sehr                      entstehen in den nächsten Jahren.“ Die
                                                                        gering 32 %
         gering 11 %                    gering 16 %                                               Strategie- und E-Commercebera-
                                                                        wird später               tungsunternehmen Sapient und dmc
                                                                        realisiert 1 %            digital media center haben diese Ein-
         sehr                           sehr
                                                                        wird nie
                                                                                                  schätzung in ihren Studien jeweils
         gering 6 %                     gering 17 %
                                                                        realisiert 27 %           umfassend untersucht und entspre-
         wird später                    wird später
                                                                                                  chend ergänzt [2] [3].
         realisiert 2 %                 realisiert 4 %
                                                                                          n=102   5. Schaufenster

             Abbildung 1: Experteneinschätzung: Wie wahrscheinlich ist die                       Der Schaufensterbummel wird sich
          Realisierung der These „Online vorbestellen, im Store anprobieren“ bis                 bis 2020 durch neue Formen der
                                    zum Jahr 2020?                                               Schaufenstergestaltung verändern.
                                                                                                 Das Erregen von Aufmerksamkeit
                                Die in Smartphones ein­­                         und das Anziehen von Laufkundschaft durch eine
     GPS goes indoor.           ge­­baute GPS-Technologie                        ansprechende Fensterfront stehen zwar weiterhin
                                kann zukünftig auch indoor                       im Vordergrund, allerdings halten auch hier digitale
        genutzt werden. Der Kunde kann sich bspw. über                           Technologien Einzug. Die Fensterfläche der Zukunft
        Location-Based-Services im Fashion-Store orientie-                       wird durch multimediale Elemente ergänzt, lädt zur
        ren. Aber auch der stationäre Modehändler hat die                        Interaktion ein und bietet einen digitalen Mehrwert.
        Möglichkeit, diese Technologie einzusetzen, um dem                       Mit vielfältigen Aktionsmöglichkeiten wie gesten-
        Kunden gezielt „regalbrettgenau“ Angebote bereitzu-                      basierter Steuerung, QR-Codes, Augmented Reality
        stellen.                                                                 oder Hologrammen entscheidet zukünftig auch die
                                                                                 Kreativität, wem es gelingt, den Kunden in den Store
        4. Social Shopping                                                       zu locken.

        Digitale Technologien führen nicht nur zu einer Paral-                   In Nürnberg setzt adidas momentan in seinem NEO-
        lelnutzung von Vertriebskanälen, vielmehr verändern                      Shop ein spannendes Digital Signage-Konzept um.
        sie auch die Interaktionsmöglichkeiten der Menschen                      Über ein interaktives Schaufenster können Kunden
        untereinander. In Kombination mit sozialen Netz-                         auch außerhalb der Öffnungszeiten Produkte aus
        werken, allen voran Facebook, ermöglichen sie eine                       dem Store ordern. Der mobile Einkauf gestaltet sich
        neuartige Form der Kommunikation. Diese ist nicht                        denkbar einfach: Eine App verbindet sich mit dem
        mehr an zeitliche und räumliche Grenzen gebunden.                        Shopsystem und nach dem Scan landet das Produkt
                                                                                 im Warenkorb.
        Der Empfehlungsgedanke spielt im Handel seit jeher
        eine große Rolle und weitet sich aufgrund der Digi-                      6. Shop-Design
        talisierung auch auf den Onlinebereich aus. Diese
        Entwicklung ist vor allem für den Modebereich von                        „Die Einbindung digitaler Medien im stationären Han-
        zentraler Bedeutung, da Kunden in diesem stark von                       del wird das Bild des Future-Stores 2020 bestimmen.
        Emotionen getriebenen Einkaufsprozess auch zukünf-                       Treffen, Networken und Einkaufen werden zu einer

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Fashion Shopping 2020 - Expertenstudie
IM SCHWERPUNKT | Handel im Wandel

Einheit verschmelzen. Durch die architektonische Einbe-      Im Premium Fashion-Store 3.0 trägt der Kunde das
ziehung interaktiver Prozesse und Oberflächen am Point       Bekleidungsstück nicht mehr selbst in die Umklei-
of Sale werden ganzheitliche Erlebniswelten geschaffen“,     dekabine. Mittels Scanner oder Smartphones wählt
sieht Sil Sander, Head of Architecture von shop+store        er das Produkt aus, welches ihm anschließend durch
concept, die Zukunft.                                        moderne Logistiktechniken in der Umkleidekabine
                                                             zur Verfügung gestellt wird. Weitere Features sieht
                                                             Jesko Breuer, ehemaliger GF von dress-for-less und
Das Produkt wird zum Berater.                                heute GF von SevenVentures: „Technische Hilfsmittel
                                                             – wie etwa die digitale Umkleidekabine, in der Personen
Der Einsatz multimedialer Elemente und die Ver-              sich mittels elektronischer Kleidungsstücke auf Stil und
knüpfung neuer Technologien nimmt im Fashion                 Passform beraten lassen – werden Einzug im stationären
Store 3.0 zu. Das Produkt wird zukünftig nicht mehr          Handel halten.“
für sich alleine stehen. Mithilfe von RFID-Chips, die
sich an Kleidungsstücken befinden, werden Zusat-             Der Phantasie, was in der Umkleidekabine passiert,
zinformationen passend zum ausgewählten Produkt              sobald bspw. über den RFID-Tag eines Produkts
automatisch auf Displays dargestellt. Wählt der              Rückschlüsse auf den Kunden gezogen werden kön-
Kunde beispielsweise eine Jeans aus, wird auf dem            nen, sind keine Grenzen gesetzt: passende Musik,
nächstgelegenen Display die dazugehörige Werbe-              Lichtstimmungen, Projektionen und Düfte sind
kampagne abgespielt.                                         schon realisiert, im Spiegel können komplementäre
                                                             und alternative Produkte eingeblendet werden. Hier
7. Umkleidekabine                                            sieht Ricardo Meyer, Managing Director Germany
                                                             von Gsus Sindustries, das größte Potenzial: „Ich freue
Die Umkleidekabine ist Dreh- und Angelpunkt                  mich jetzt schon auf das sich immer weiterentwickelnde
eines Fashion-Stores – hier wird die Kaufentschei-           Shoppingerlebnis und bin gespannt, wie letztendlich die
dung getroffen. Trotz der digitalen Revolution und           digitalen Medien einbezogen werden. Ein besonderes
zunehmenden Digitalisierung des Alltags wol-                 Augenmerk richte ich auf die Umkleidekabinen, die seit
len auch die Kunden von morgen das haptische                 ich denken kann, immer gleich aussehen!“
Gefühl beim Fashion-Shopping nicht vermissen
und ihre Kleidung unverändert anprobieren und                8. Eventisierung – Popup-Stores
fühlen. Durch dieses Kundenbedürfnis haben stati-
onäre Modehändler einen klaren Vorteil gegenüber             Die Customer Experience steht für die Anspra-
Online-Pure-Playern.                                         che aller Sinne. Fühlen, Sehen, Riechen, Hören,

   Abbildung 2: Experteneinschätzung: Wie wahrscheinlich ist die Realisierung der These „Ein mobiler Concierge
                                      für Jedermann“ bis zum Jahr 2020?

                                                     IM+io Fachzeitschrift für Innovation, Organisation und Management   04 | 2013   49
Fashion Shopping 2020 - Expertenstudie
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        Schmecken – das Einkaufserlebnis von morgen                              kompetenz und einen professionellen Ausbildungs-
        wird multisensorisch und in multimedialer Form                           hintergrund.
        aufbereitet. Das perfekte Einkaufserlebnis ent-
        steht dann, wenn die Offline-Welt mit der Online-
        Welt verbunden wird. Popup-Stores, auch Gue-                             Self-Services – im Discount und
        rilla-Store genannt, sind temporär bestehende
        (Mode-) Geschäfte. Durch ungewohnte Orte und                             Mittelfeld hilft sich der Kunde
        ein limitiertes oder speziell zusammengestelltes
        Produktsortiment soll den Kunden ein exklusives                          selbst.
        Shoppingerlebnis geboten werden. Ein Teil der
        Eventisierung besteht darin, dass die Kunden im
        Fashion Store von morgen die Möglichkeit haben,                          Nicht nur geschultes und mit digitalen Endgeräten
        sich selbst in Szene zu setzen. So bietet der statio-                    ausgestattetes Verkaufspersonal spielt im Future Store
        näre Modehändler von morgen Kunden beispiels-                            3.0 eine Rolle. Der Kunde wird selbst aktiv und nutzt
        weise die Möglichkeit, sich auf einem Laufsteg                           anstelle der klassischen Beratung durch einen Verkäu-
        oder in Fotoprojektionen zu präsentieren.                                fer sein Smartphone oder im Store integrierte Mul-
                                                                                 ti-Touch-Tische bzw. In-Store-Terminals. Hier kann
        Ebenso halten spielerische Elemente Einzug in den                        er z.B. die Verfügbarkeit der Waren selbst überprü-
        stationären Modehandel – insbesondere im Fashi-                          fen oder einen Schuh vom Lager ordern. Gerade im
        on-Discount. Sie können beispielsweise dazu genutzt                      weniger personalintensiven Discount-Bereich sieht
        werden, um Wartezeiten vor der Umkleidekabine zu                         mehr als jeder zweite Experte dies bestätigt. Auch im
        verkürzen oder Rabatte zu erspielen. Gamification                        Mittelfeld-Bereich sehen 57 % den Einsatz von digi-
        als Überbegriff für diesen Trend bezeichnet den Ein-                     talen Self-Services im Modegeschäft als hoch bis sehr
        satz von typischen Spielelementen (z.B. Punktesys-                       hoch an. Hingegen scheinen Premium-Modehändler
        teme, Levelsysteme oder Auszeichnungen) in einem                         auch zukünftig verstärkt auf die persönliche Beratung
        nicht-spielerischen Kontext. Als Produkt der digitalen                   durch geschultes Verkaufspersonal zu setzen.
        Medienindustrie wird Gamification insbesondere im
        Online- Marketing eingesetzt. Ziel ist die Förderung                     Für Augmented-Reality-Applikationen, die dem
        bzw. Intensivierung der Beschäftigung mit unterneh-                      Kunden Informationen über die Kompetenzschwer-
        merischen Produkten oder Services. Matthias Schul-                       punkte des Verkäufers zur Verfügung stellen, ist es im
        ten, ehemaliger Director Consulting der Cocomore                         Modehandel auch bis 2020 wahrscheinlich noch zu
        AG und heute Professor für Marketing-Konzeption                          früh. Gleichermaßen wird eine Vernetzung zwischen
        in Furtwangen, sieht das größte Potenzial in der Ver-                    Kunden und Verkäufern vor dem Einkauf im statio-
        zahnung: „Der Future Store 3.0 verzahnt stationären                      nären Modehandel als unrealistisch eingestuft.
        Handel, E- und Social Commerce und schafft hier-
        durch vollkommen neue Werte für Konsumenten und                          10. Payment
        Unternehmen.“
                                                                                 Die klassische Kasse steht für den Abschluss der Inter-
        9. Personal                                                              aktion mit dem Kunden. Bislang handelte es sich
                                                                                 dabei um einen fest definierten Teilbereich innerhalb
        Neue Technologien machen auch vor dem Bereich                            des stationären Modehandels, den der Kunde aufsu-
        Human Ressources nicht Halt. Allerdings werden                           chen musste. Durch die Digitalisierung wird dieses
        die Kunden auch in Zukunft von Verkaufspersonal                          System aufgebrochen - nichts bleibt beim Alten. Es
        bedient. Hologrammartige Verkäufer oder virtu-                           kann davon ausgegangen werden, dass sich sowohl die
        elle Shoppingberater werden sich in keiner der drei                      klassische Kasse als auch die Bezahlgewohnheiten der
        Branchenkategorien durchsetzen. Human Power                              Kunden zukünftig verändern werden.
        wird es auch weiterhin im stationären Modehan-
        del geben. Professionalität ist hierbei alles. Das                       Smartphones mit NFC-Technologie und RFID-
        Verkaufspersonal der Zukunft hat mehr Beratungs-                         Chips ermöglichen neue Check-Out-Möglichkeiten

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im stationären Modehandel. Die Bezahlung mit dem                               unverfälschte Einsichten in die Verbraucherwünsche
Smartphone lässt die stationäre Kasse in den Hinter-                           gewinnen.
grund rücken. Zukünftig sind ganz unterschiedliche
Bezahlszenarien denkbar, die gleichermaßen eine                                Durchschnittlich 4,4 Karten führen die Deutschen in
Bezahlung durch das Abscannen von Barcodes oder                                ihren Geldbörsen mit sich (TNS Emnid2012). Die
das eigenständige Erfassen und Bezahlen des Einkaufs                           klassische Kundenkarte aus Plastik könnte aber schon
durch den Kunden einschließen. Bei Apple kann man                              bald durch das Smartphone verdrängt werden. Statt
in den Flagship Stores heute schon erleben, wie dies                           viele verschiedene Kundenkarten im Geldbeutel zu
aussehen kann. Durch die Ausstattung der Verkäufer                             haben, könnten diese zukünftig alle in einem Device
mit mobilen Endgeräten wird in Zukunft direkt bei                              abgelegt werden. Das Einlösen von Treuepunkten
ihm und nicht mehr an der Kasse bezahlt.                                       oder Coupons beim mobilen Bezahlprozess über das
                                                                               Smartphone könnte so deutlich erleichtert werden.
11. Consumer Tracking / CRM                                                    Mit der Kundenkarte 2.0 erhalten Kunden eine ID,
                                                                               mit der sie in allen Kanälen einchecken können. Dies
Das Wissen über Einkaufsorte, Lieblingsmarken,                                 erlaubt eine persönliche Erkennung und Verknüp-
Sortimente und Konsumhäufigkeit, welches Kun-                                  fung gespeicherter Präferenzen und bisheriger Käufer
den über ihr Smartphone freiwillig übermitteln, geht                           des einzelnen Kunden. So können bei jedem Kaufvor-
weit über den Informationsgewinn klassischer Kun-                              gang Informationen über gekaufte Kleidungsstücke
denkarten hinaus. Das gilt erst recht, wenn soziale                            auf der Kunden ID gespeichert werden. Es entsteht
Netzwerke in die Analyse einbezogen werden. Aus                                ein virtueller Kleiderschrank, auf dessen Grundlage
den geäußerten Vorlieben und Interessen und dem                                permissionsbasiert CRM-Maßnahmen aufbauen.
tatsächlichen Konsumverhalten lassen sich wertvolle,

LITERATUR
          SUMMARY
[1] Die gesamten Ergebnisse der Studie „Future Store 3.0 – Fashion Shopping    Expert Study of Stuttgart Media University
im Jahr 2020“ sind gegen eine Schutzgebühr von 129 Euro (inkl. 7 % MWSt.)
unter www.future-store-studie.de erhältlich.                                   Digitalization is setting new impulses for the development of stationary and
                                                                               digital retail. The boundaries between single sales and c­ ommunication chan-
[2] Marsden, P.: Social Commerce – Monetizing Social Media, abrufbar unter:    nels are fading away. Omni channeling, mobile trends, store designs with digi-
http://www.syzygy.de/studien/whitepaper-social-commerce                        tal elements or new payment systems are only some of the issues that are
                                                                               about to gain strong influence within retail o­ rganizations. The top 40 propo-
[3] Eichsteller, H., Schwend, A.: Social Shopping, abrufbar unter:             sitions for the future of fashion retail were developed with masterminds from
http://www.dmc.de/360-e-commerce/social-shopping.html                          all relevant areas of ­e-commerce, fashion, retail, consulting, trend research and
                                                                               shop design. In a second step more than 100 experts gave their opinion on
                                                                               these propositions in an online survey which was finally clustered into 11 areas
                                                                               of issues, ­and differentiated in the categories discount, medium and premium.

                                                                               Keywords: Omni-Channel, Mobile Trends, Social Shopping, Augmented Rea-
                                                                               lity, RFID, Payment Systems, Consumer Tracking, CRM, Fashion, E-Commerce,
                                                                               Store Design, Gamification

                                                                       IM+io Fachzeitschrift für Innovation, Organisation und Management             04 | 2013      51
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           SERVICE
           AUTOREN

                                 Prof. Harald Eichsteller, HdM                          Kristina Lobe
                                 Stuttgart                                              Kristina Lobe, Master of Arts im
                                 Harald Eichsteller leitet den Master-                  Schwerpunkt      Medienwirtschaft,
                                 studiengang Elektronische Medien                       ist Projektmanagerin bei der Neue
                                 an der HdM und ist als Beirat und                      Pressegesellschaft mbH & Co. KG.
                                 Berater in den Feldern Innovations-
                                 management sowie Digital Media/                        Lena Grosshans
                                 Social Media/CRM positioniert.                         Lena Grosshans, Master of Arts im
                                                                                        Schwerpunkt     Medienwirtschaft,
                                 Teresa-Marie Böhm, HdM                                 ist Projektmanagerin für digitale
                                 Stuttgart                                              Unternehmenskommunikation und
                                 Teresa-Marie Böhms Schwerpunkt                         betreut B2B-Kunden in den Berei-
                                 liegt im Multi-Channel Retailing                       chen Social Media und Employer
                                 und der ganzheitlichen Vernet-                         Branding.
                                 zung der einzelnen Kanäle sowie
                                 entsprechenden Digitalisierungs­                       Heiko Weiß
                                 strategien.                                            Heiko Weiß, Master of Arts im
                                                                                        Schwerpunkt Medienwirtschaft, ist
                                 Niklas Dorn, HdM Stuttgart                             Inhaber von webstyle24 sowie
                                 Niklas Dorn untersucht, wie sich                       Geschäftsführer der SCANOTEC
                                 Smartphone und RFID basiertes                          GbR.
                                 One-to-One Marketing im statio-
                                 nären Modehandel umsetzen lässt.
                                 Parallel dazu arbeitet er an einer
                                 Unternehmensgründung.

           KONTAKT

           eichsteller@hdm-stuttgart.de

           Prof. Harald Eichsteller
           Professor für Internationales Medienmanagement
           Hochschule der Medien (HdM)
           Stuttgart
           Tel.: +49 171 8165 411
           www.hdm-stuttgart.de/emm

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