Februar 2021: Ein Monat der Extreme - DWD

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Februar 2021: Ein Monat der Extreme - DWD
Abteilungen für
    Klimaüberwachung und
    Hydrometeorologie

           Februar 2021: Ein Monat der Extreme
    Autoren: Florian Imbery, Karsten Friedrich, Rainer Fleckenstein, Frank Kaspar, Uwe Böhm,
             Thomas Deutschländer, Gerold Schneider, Peter Bissolli und Jan Daßler
                                        Stand: 03.03.2021

Zusammenfassung
Deutschland lag in der ersten Februarhälfte unter dem Einfluss kalter polarer Luftmassen,
die zu einer intensiven Kältewelle und ergiebigen Schneefällen besonders in der Mitte
Deutschlands führten. In der zweiten Februarhälfte wurden die kalten Luftmassen durch
subtropische Luft zurückgedrängt. Dies hatte unter anderem zur Folge, dass in der letzten
Februarwoche an sechs Tagen in Folge Temperaturen von 20 °C oder mehr registriert
wurden. Neben vielen neuen Stationsrekorden sowohl der Minimum- wie auch der
Maximumtemperatur wurde auch die bisher höchste Temperaturdifferenz innerhalb einer
Woche seit Beginn der Wetteraufzeichnungen registriert.

Auslösende Wetterlagen
Die Wetterlage im Winter 2020/21 war bemerkenswert. Bereits im Dezember 2020 war der
stratosphärische Polarwirbel in der Nordhemisphäre nur schwach ausgeprägt und Anfang
Januar 2021 gab es zudem noch eine kurzzeitige starke Erwärmung der Stratosphäre, durch
die der Polarwirbel ganz zum Erliegen kam, mit Folgen für die Witterungsabläufe in großen
Teilen der Nordhemisphäre bis in den Februar 2021 hinein1. Unter anderem strömte
vermehrt arktische Kaltluft nach Süden und im Gegenzug warme tropische Luft nach Norden.
Über Europa kam es dabei zu einer markanten Abkühlung im Westen und zu einer
Erwärmung im Osten. Mitte Januar wurde es jedoch auch über Russland kälter.

Abb. 1: Höhenwetterkarte vom 22. Februar 2021, 00 UTC (links) und Bodenwetterkarte vom
22. Februar 2021, 06 UTC (rechts)

1Weitere Informationen zur Stratosphärenerwärmung und Polarwirbel unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/1/10.html und
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/2/26.html

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Februar 2021: Ein Monat der Extreme - DWD
Ende Januar wurde die Strömung wieder zonal und es bildete sich eine markante Luft-
massengrenze über Mitteleuropa aus mit kalter Luft im Norden und warmer Luft im Süden.
Diese Luftmassengrenze blieb über mehrere Tage erhalten, verlagerte sich in der zweiten
Februarwoche aber nach Süden, so dass ganz Mitteleuropa und schließlich sogar der
Balkan und Griechenland von der Kaltluft erfasst wurden.
Mitte Februar stellte sich jedoch die Wetterlage erneut um. Während Osteuropa zunächst
noch in der Kaltluft blieb, dehnte sich über Mitteleuropa ein Hochdruckrücken von Süd nach
Nord aus. An seiner Westflanke wurde aus Nordafrika sehr warme Luft nach West- und
Mitteleuropa, später auch nach Südosteuropa und ins westliche Osteuropa geführt, dazu
auch verbreitet Saharastaub. Nördlich der Alpen wurden die hohen Temperaturen zusätzlich
durch Föhneffekte verstärkt.

Witterungsverlauf Februar 2021 in Deutschland
Die oben beschriebene markante Luftmassengrenze baute sich in Deutschland ab Ende
Januar auf, mit milden bis frühlingshaft warmen Temperaturen in Süddeutschland und zu
Beginn mäßig kalten Temperaturen im Norden. Diese Temperaturunterschiede verschärften
sich im Laufe der folgenden zwei Wochen mit einer gleichzeitigen Verlagerung der Luft-
massengrenze Richtung Süden. Dabei schob sich kontinentale Kaltluft polaren Ursprungs
unter die von Süden aufgleitende Warmluft.
Ab dem 6.2.2021 überschritten die Temperaturen nördlich einer Linie Emsmündung-
Weserbergland-Harz-Oberlausitz nicht mehr die Nullgradgrenze, während in Süddeutschland
noch Tagesmaxima von bis zu 14 °C registriert wurden. Mit der weiteren Verlagerung der
Luftmassengrenze entwickelte sich in den folgenden Tagen besonders in der Mitte
Deutschlands strenger Dauerfrost, vom 9.-14.2. wurden z. T. Tagesmaxima ≤ -10 °C
gemessen, während im äußersten Südwesten, im Bodenseeraum und Alpenvorland
weiterhin positive Werte vorherrschten. In Tabelle 1 finden sich für den Zeitraum 9.-14.2. für
jeden Tag die jeweils 10 niedrigsten Temperaturmaxima, in Abbildung 2 in der oberen Reihe
die Tagesmaxima aller DWD-Stationen für den 6.2., 9.2. sowie 12.2. Hier ist auch gut die
Verlagerung der Luftmassengrenze Richtung Süden zu erkennen, am 12.2. herrscht in ganz
Deutschland, außer an wenigen Stationen am südlichen Oberrhein, Dauerfrost.
Ab dem 9.2. wurden vermehrt Tagesminima ≤ -20 °C registriert. Davon betroffen war ein
Streifen in der Mitte Deutschlands vom östlichen Nordrhein-Westfalen, südliches Nieder-
sachsen, Nordhessen, Thüringen, Sachsen sowie die südlichen Teile Brandenburgs und
Sachsen-Anhalts, ab dem 11.2. auch Teile von Bayern und Baden-Württemberg. In diesem
Zeitraum wurden in diesem Gebiet auch an mehreren Dutzend DWD-Stationen neue
Monatsrekorde der Minimumtemperatur registriert. In Tabelle 2 sind die jeweils zehn
niedrigsten Temperaturmessungen aller DWD-Stationen vom 9.-14. Februar aufgeführt. In
Abbildung 2 in der unteren Reihe sind die Tagesminima aller DWD-Stationen am 6.2., 9.2.
sowie 12.2. dargestellt.
Historischen Monatsrekorde der Tagesminima und tiefste Maxima stammen vielfach aus
dem Februar 1956, teils auch aus dem Jahr 1986. Bei Stationen, die schon vor 1945
gemessen haben, z.T. aus dem Februar 1929. In der näheren Vergangenheit gab es polare
Kaltlufteinbrüche in ähnlichem Ausmaß in der Mitte Deutschlands in der ersten Februarhälfte
2012, in Süddeutschland im Januar 2017.

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In dieser kalten Phase stiegen in einer Region, die Thüringen, Nordhessen, den Süden von
Niedersachsen und das westliche Nordrhein-Westfalen umschloss, an vielen Stationen die
Minimumtemperaturen an sieben aufeinanderfolgenden Tagen (9.-15.2.) nicht über -20 °C
(Stationshöhen jeweils unter 500 m ü NN). Im Winter 1956 wurden 20 (8.-27.2.), im Winter
1963 (9.-25.1.) und im Winter 1942 (12.-28.1.) jeweils 17 aufeinanderfolgenden Tage
beobachtet, an denen dieser Schwellenwert nicht überschritten wurde.

Tab.1: DWD-Stationen mit den niedrigsten Tagesmaxima für den Zeitraum 9.-14.2.2021
 Tmax
 9.2.2021       °C      10.2.2021      °C      11.2.2021     °C      12.2.2021      °C      13.2.2021       °C     14.2.2021      °C
 Brocken        -13     Marienberg     -11.3   Zugspitze     -13,8   Zugspitze      -13,9   Zugspitze     -15,8    Olbersleben -13,7
                        Wunsiedel-             Großer                Großer                 Feldberg/
 Schmücke       -13                    -11.4                 -12,7                  -13,5               -12,5      Dachwig        -13,4
                        Schönbrunn             Arber                 Arber                  Schwarzwald
 Weimar-                                                             Feldberg/              Großer
                -12     Brocken        -11.4   Fichtelberg   -11,6               -11,9                    -11,4    Zugspitze      -12,7
 Schöndorf                                                           Schwarzwald            Arber
                        Wasser-                                                                                    Mühlhausen
 Carlsfeld      -11,9                  -11.7   Brocken       -11,1   Brocken        -11,7   Fichtelberg   -9,7                -11,9
                        kuppe                                                                                      -Görmar
 Neuhaus am             Neuhaus am             Feldberg/                                    Hohen-
            -11,8                  -11.8                   -10,5     Fichtelberg    -10,7                 -8,7     Artern         -11,3
 Rennweg                Rennweg                Schwarzwald                                  peißenberg
 Kleiner                Deutschneu-            Hohen-                Zinnwald-                                     Naumburg -
                -11,7               -11.9                    -10,2                  -9,8    Carlsfeld     -8,5                    -10,3
 Inselsberg             dorf                   peißenberg            Georgenfeld                                   Kreipitzsch
                                                                     Neuhaus am                                    Huy-
 Osterfeld      -11,6   Schmücke       -12.1   Klippeneck    -9,6               -9,8        Olbersleben -8,1                      -9,9
                                                                     Rennweg                                       Pabstorf
 Zinnwald-                                     Meßstetten-                                  Kleiner                Erfurt-
             -11,4      Carlsfeld      -12.4                 -9,4    Schmücke       -9,6                  -7,9                    -8
 Georgenfeld                                   Appental                                     Feldberg               Weimar
                                               Oy-                                                                 Querfurt-
 Kahler                 Zinnwald-                                                           Meßstetten-
                -11,4                  -13.2   Mittelberg-   -9,2    Carlsfeld      -9,4                -7,9       Mühle       -7,1
 Asten                  Georgenfeld                                                         Appental
                                               Petersthal                                                          Lodersleben
                                               Kaufbeuren-                                                         Köthen
 Schleiz        -11     Fichtelberg    -13.4                 -9,2    Kahler Asten -9,1      Schmücke      -7,9                    -6,9
                                               Oberbeuren                                                          (Anhalt)

Tab.2: DWD-Stationen mit den niedrigsten Tagesminima für den Zeitraum 9.-14.2.2021.
 Tmin
 9.2.2021         °C    10.2.2021        °C    11.2.2021       °C    12.2.2021        °C    13.2.2021        °C    14.2.2021           °C
                                                                                                                   Querfurt-
                        Mühlhausen-            Königshofen,          Lippstadt-             Helmstedt-
 Olbersleben      -26               -26,7                   -21,4                   -22,9                   -24    Mühle          -24,8
                        Görmar                 Bad                   Bökenförde             Emmerstedt
                                                                                                                   Lodersleben
                                                                     Helmstedt-             Königshofen,
 Dachwig        -24,7   Dachwig        -25,7   Zugspitze     -21,1                  -22,7                -22,9     Göttingen      -23,8
                                                                     Emmerstedt             Bad
 Mühlhausen/                                                         Tirschenreuth          Lippstadt-
             -23,4      Sontra         -25,6   Gollhofen     -20,4                 -21,5                   -22,8   Eschwege       -23,7
 Görmar                                                              -Lodermühl             Bökenförde
 Starkenberg-           Starkenberg-           Lippstadt-            Burgwald-
              -22,9                  -24,6                   -19,8                  -21,4   Herzberg       -22,7   Dachwig        -23,3
 Tegkwitz               Tegkwitz               Bökenförde            Bottendorf
 Dippoldis-
 walde-         -22,9   Olbersleben    -24,3   Kitzingen     -19,4   Eslohe         -21,4   Sontra         -22,5   Olbersleben    -23,2
 Reinberg
 Berka, Bad             Berka, Bad             Gilserberg-           Arnsberg-                                     Bernburg/
                -22,5                  -24,1                 -18,8                  -21,1   Zugspitze       -22                   -23,1
 (Flugplatz)            (Flugplatz)            Moischeid             Neheim                                        Saale (Nord)
                        Dippoldiswal           Arnsberg-                                    Oberharz               Erfurt-
 Sontra         -22,3                  -23,9                 -18,6   Göttingen      -20,9                  -21,8                  -22,3
                        de-Reinberg            Neheim                                       am Brocken             Weimar
 Sohland/                                                            Königshofen,           Moringen-
                -22,1   Eschwege       -23,8   Eslohe        -18,6                  -20,7                  -21,6   Sontra         -22,2
 Spree                                                               Bad                    Lutterbeck
                        Moorgrund
 Lauchstädt,                                                                                Bielefeld-             Ostheim v.d.
                -21,9   Gräfen-        -23,6   Sontra        -18,5   Herzberg       -20,5                  -21,3                       -22
 Bad                                                                                        Deppendorf             Rhön
                        Nitzendorf
 Ostheim v.d.           Krölpa-                Großer                Heinersreuth-                                 Krölpa-
                -21,8                  -23,6                 -18,4                 -20,1    Göttingen      -21,3                       -22
 Rhön                   Rockendorf             Arber                 Vollhof                                       Rockendorf

                                                                     3
Februar 2021: Ein Monat der Extreme - DWD
Abb. 2: Tagesmaxima (obere Reihe) und Tagesminima (unten) der Lufttemperatur für den
6.2., 9.2. und 12.2.2021.

Mit der Verlagerung der Luftmassengrenze nach Süden und dem Aufgleiten warmer und
feuchter subtropischer Luft auf die kalten Luftmassen setzten ab dem 7.2.2021 in der Mitte
Deutschlands, ab dem 11.2. auch in Süddeutschland, intensive Schneefälle ein. Dabei
wurden in einem vom südöstlichen Sachsen-Anhalt und dem östlichen Thüringen bis in das
nördliche Hessen reichenden Gebiet an einer Reihe von Flachlandstationen (< 350 m NN)
mit langjährigen Messreihen neue Februar-, teils sogar Jahresrekorde der Gesamtschnee-
höhe mit Wiederkehrzeiten von über 50 Jahren registriert. Oberhalb von 350 m NN wurden
dagegen keine neuen Rekorde verzeichnet. Obwohl es auch im Norden Deutschlands
intensive Schneefälle gab, wurden dort nur relativ wenige Rekorde beobachtet. Dies liegt vor
allem an dem außergewöhnlich schneereichen Winter 1978/79, welcher von den dies-
jährigen Schneemengen in den meisten Regionen Norddeutschlands nicht annähernd
erreicht wurde. In Abbildung 3 ist der jeweils höhere Wert der Schneehöhen vom 8. und 9.
Februar (blaue Balken links) an insgesamt 31 Stationen aus den besonders betroffenen
Gebieten der nördlichen Mitte Deutschlands unterhalb von 350 m NN dargestellt. Zusätzlich
zeigt die Grafik die empirisch ermittelten Wiederkehrzeiten für diese Schneehöhen sowohl
individuell für den Monat Februar (gelbe Balken in der Mitte) als auch für das gesamte
Kalenderjahr (grüne Balken rechts). Handelt es sich an der jeweiligen Station um ein
Ereignis, welches im statischen Mittel im Februar bzw. unabhängig vom Monat seltener als
einmal in 50 Jahren auftritt, so ist dies durch einen Farbwechsel der Balken von Gelb bzw.

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Februar 2021: Ein Monat der Extreme - DWD
Grün zu Rot gekennzeichnet. So ist z. B. mit der an der Station Bernburg/Saale am 09.02.
gemessenen Schneehöhe von 38 cm im Februar nur etwa alle 70 Jahre (exakter Schätzwert
68 Jahre) zu rechnen, während ein solches Ereignis über das gesamte Jahr hinweg dort
ungefähr einmal in 30 Jahren (exakter Schätzwert 33,5 Jahre) zu erwarten ist.

Abb. 3: Jährlichkeiten der höchsten gemessenen Schneehöhen am 8.2. und 9.2.2021 an
DWD-Stationen unterhalb 350 m NN.

Abb. 4: Schneehöhen und -verteilung am 9.2.2021 und 9.2.1979.
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Zum Vergleich sind in Abbildung 4 die Schneehöhen sowie die räumliche Verteilung der
Schneedecke am 9.2.2021 sowie genau 42 Jahre früher, am 9.2.1979, im ebenfalls sehr
schneereichen Winter 1978/79, dargestellt. Deutlich zu erkennen ist die bedeutend höhere
Schneedecke quasi im gesamten norddeutschen Raum im Jahr 1979 im Vergleich zu 2021.
Zur Monatsmitte räumte eine Warmfront die sehr kalte Luft fast vollständig aus Deutschland
aus. Der Frontdurchgang war verbunden mit Schneeschauern und im späteren Verlauf mit
Regen, der durch die gefrorenen Straßen und Böden zu gefrierender Glätte führte. Die sich
einstellende Südwestströmung brachte sehr warme Subtropikluft nach Deutschland, die
zusätzlich durch die mittlerweile jahreszeitlich bedingte, höhere Sonneneinstrahlung weiter
erwärmt wurde. Innerhalb von wenigen Tagen ergab sich so ein deutlicher Temperatur-
anstieg.
Vergleicht man dabei die Minimumtemperaturen der sehr kalten Phase mit den Maximum-
temperaturen der sehr warmen, wurden Temperaturdifferenzen von mehr als 40 °C
beobachtet. Im Februar 2021 erreichte der einwöchige Temperaturunterschied an der Station
Göttingen einen neuen Höchstwert, der bisher an keiner anderen Station aufgetreten ist. Dort
stieg die Temperatur innerhalb von 7 Tagen von -23,8 °C (Minimumtemperatur am
14.2.2021) auf 18,1 °C (Maximumtemperatur am 21.2.2021) und erreichte somit eine
Differenz von 41,9 K (Abb. 5). An sieben weiteren DWD-Stationen wurde in diesem Zeitraum
eine Temperaturdifferenz von 40 °C oder mehr innerhalb einer Woche registriert.
Der bisher höchste Temperatursprung innerhalb einer Woche wurde an der Station Jena
(Sternwarte) zwischen dem 20. und 27.5.1880 registriert. Die Minimumtemperatur am 20.5.
lag bei -5,1 °C, die Maximumtemperatur am 27.5. bei 36 °C. Damit ergibt sich eine Differenz
von 41,1 K. In den Wintermonaten lag der bisher größte Temperaturanstieg innerhalb einer
Woche bei 39,6 K an der Station Titisee-Neustadt. Hier wurde am 25.1.2000 eine
Minimumtemperatur von -27,3 °C gemessen und 7 Tage später am 1.2.2000 eine
Maximumtemperaturen von 12,3 °C.
Der historische Rekord von Jena zeigt, dass solche Temperatursprünge auch schon zu
Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen beobachtet wurden. Trotzdem ist ein
derartiger Witterungsumschwung sehr extrem und sehr selten.
Die Südwestströmung hielt im Monatsverlauf weiter an und bald erreichten verschiedene
Stationen die 20 °C Marke. Im Zeitraum 20.-25.2.2021 wurde an sechs aufeinander-
folgenden Tagen in Deutschland eine Maximumtemperatur von ≥ 20 °C gemessen (Abb. 6).
Dies gab es in den Wintermonaten (Dezember, Januar und Februar) so noch nicht. Bisher
wurden maximal drei aufeinanderfolgende Tage mit einer Überschreitung dieser Temperatur-
schwelle beobachtet (26.-28.2.2019, 23.-25.2.1990, 15.-17.12.1989 und 13.-15.2.1958). An
der Station Bad Neuenahr-Ahrweiler traten an vier aufeinanderfolgenden Tagen Tages-
maxima ≥ 20 °C auf (22.02.-25.02.21). In den Mittelgebirgsräumen in der Mitte Deutschlands
wirkte sich am 22.2. der massive Zustrom von Saharastaub in der Subtropikluft, in dessen
Folge die Sonneneinstrahlung durch diesen und durch die einsetzende Wolkenbildung
vermindert wurde, auf die Maximumtemperaturen aus.
In Tabelle 3 sind für diese sechs Tage die Anzahl der Stationen aufgeführt, an denen jeweils
mindestens 20 °C gemessen wurde. Während dieser ausgesprochen warmen Phase wurden
an vielen DWD-Stationen neue Temperaturrekorde für den Februar aufgestellt, unter
anderem am 24.2. an 181 Stationen und am 25.2. an 121 Stationen.

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Die warme Luft erreichte auch die östlichen Bundesländer, so dass in Brandenburg am
25.2.2021 das erste Mal Temperaturen über 20 °C in diesem Bundesland im Februar
beobachtet wurden. In Cottbus und in Klettwitz kletterte das Thermometer auf 20,6 °C bzw.
20,1 °C. Mit dem Durchzug einer Kaltfront am 26.2.2021 kam es zum Ende dieses
besonderen Witterungsgeschehens.

Abb. 5: Tägliche Tagesmaxima und -minima der Lufttemperatur an der Station Göttingen
2.2.-23.2.2021.

Tab. 3: Zahl der DWD-Stationen, an denen im Zeitraum 20.2.-25.2.2021 Tagesmaxima von
mindestens 20 °C gemessen wurden.

                                             DWD-Stationen
                               Datum
                                              Tmax ≥ 20 °C

                              20.2.2021                  1
                              21.2.2021                  7
                              22.2.2021                 10
                              23.2.2021                 13
                              24.2.2021                 44
                              25.2.2021                 55

                                            7
Abb. 6: DWD-Stationen mit Tagesmaxima ≥ 20 °C im Zeitraum 20.2.-25.2.2021

Klimatologische Einordnung
Trotz der intensiven Kälteperiode in der ersten Monatshälfte war der Februar 2021 sowohl
wärmer als das vieljährige Februarmittel der Referenzperiode 1961-1990 (+1,3 K) wie auch
der neuen Klimanormalperiode 1991-2020 (+0,2 K). Solche Kälteperioden finden sich in der
140-jährigen Messgeschichte des DWD immer wieder (z.B. 1929, 1956, 1986) und es gibt
momentan keine gesicherten Hinweise dafür, dass solche Ereignisse im Rahmen der
globalen Erwärmung seltener oder häufiger werden.
Allerdings ist zu erwarten, dass, analog zu den intensiven Hitzeperioden in den
Sommermonaten, zukünftig winterliche Wärmeperioden wie Ende Februar 2021 häufiger
auftreten werden. Temperaturen von 20 °C oder mehr an mindestens 3 Tagen in Folge
wurden vor 1989 erst einmal im Februar 1958 registriert, danach auch in den Jahren 1990,
2019 und 2021.

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Abb. 7: Häufigkeitsverteilungen der Tagesminima für Göttingen für den Zeitraum 1928-1970
und 1971-2021.

Abb. 8: Häufigkeitsverteilungen der Tagesmaxima für Göttingen für den Zeitraum 1928-1970
und 1971-2021.

Sowohl die mittleren Februartemperaturen wie auch die Temperaturminima und -maxima
verschieben sich allgemein hin zu wärmeren Werten. In Abbildung 7 und 8 sind als Beispiel
die Häufigkeitsverteilungen der Temperaturminima und -maxima für Göttingen für die
Zeiträume 1928-1970 (blau) und 1971-2021 (rot) sowie die jeweils wärmsten und kühlsten
Tageswerte der beiden Zeiträume dargestellt. Gut zu erkennen ist die Verschiebung der
mittleren (Scheitelpunkt der Kurven) wie auch der der höchsten und niedrigsten Minimum-
und Maximumwerte zu höheren Werten.
Der kälteste gemessene Wert in Göttingen in der Periode 1971-2021 betrug -23,8 °C
(14.2.2021), am 25.2.1956 wurde mit -26,1 °C die bisher niedrigste Temperatur seit
Messbeginn registriert. Insgesamt wurden im Zeitraum 1928-1970 an sieben Terminen
kältere Werte gemessen als im Zeitraum 1971-2021. Ähnlich sieht es bei den Höchstwerten
bei den Februartemperaturen aus. Mit 17 °C wurde am 29.2.1960 im Zeitraum 1928-1970 die
höchste in einem Februar gemessene Temperatur gemessen. Die höchste Temperatur im
Zeitraum 1971-2021 betrug 19,1 °C (24.2.2021), an insgesamt sieben Tagen der neueren
Periode wurde das höchste Tagesmaxima des Zeitraums 1928-1970 erreicht oder
übertroffen.
Insgesamt fügt sich sowohl der überdurchschnittliche Monatsmittelwert, sowie die Tendenz
zu höheren Werten der Einzelmessungen an den Stationen in den langfristigen Trend

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steigender Temperaturen ein, die in Deutschland in allen Monaten und allen Bundesländern
beobachtet werden (siehe https://www.dwd.de/zeitreihen oder Klimastatusbericht 2019).

Abb. 9: Abweichung des Gebietsmittels der Temperatur im Februar vom vieljährigen Mittel
(1961-1990) für Deutschland für den Zeitraum 1881 bis 2021 (https://www.dwd.de/zeitreihen)

Warme Bedingungen auch in weiten Teilen
Europas
Die beschriebene Wärmeperiode erfasste auch weite Teile Europas mit ungewöhnlich hohen
Maxima- und Minima-Werten. Es kam in vielen Ländern zu neuen Stationsrekorden für den
Monat Februar, sowie einer der wärmsten Februartage/-nächte seit deren langjährigen
Aufzeichnungen. Es gilt für das Tiefland und Hochland. Es gab auch Rekorde für das
früheste/erstmalige Erreichen der 15°C/20°C/25°C-Marke seit deren Aufzeichnungen.
Betroffen waren Spanien, Frankreich, Großbritannien, Teile Italiens, Schweiz, Österreich,
Lichtenstein, Luxembourg, Belgien, Niederlande, Deutschland, Dänemark, Norwegen,
Schweden, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Kaliningrad, Weißrussland, Teile des europ.
Russlands, Ukraine, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Moldawien, Serbien,
Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro.
In einigen Ländern kam es auch zu neuen landesweiten Februarrekorden wie in Schweden,
Polen, Slowakei, Slowenien und Kroatien.

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Tab. 4: Europäische Wetterstationen mit einem neuen nationalen Februar-Temperaturrekord

 Land          Station                Neuer Landesrekord für Februar (alter Landesrekord in
                                      Klammern)
 Schweden      Kalmar-Airport         17,0°C (16,7°C am 26.02.2019 in Karlshamn)

 Polen         Makow-Podhalanski      22,1°C (21,4°C am 25.02.1990 in Makow-Podhalanski)

 Slowakei      Hurbanovo              20,8°C (20,6°C am 28.02.2019 in Hurbanovo und Žihárec)

 Slowenien     Bilje und Dolenje      25,3°C (24,1°C am 28.02.2019 in Gacnik)

 Kroatien      Knin                   26,4°C (25,0°C am 22.02.1990 in Split-Airport)

Der österreichische, französische und Schweizer Wetterdienst haben vorläufige Monatsrück-
blicke veröffentlicht:

   •     https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/februar-sehr-mild-und-groesstenteils-
         trocken
   •     https://www.meteoschweiz.admin.ch/home/aktuell/meteoschweiz-
         blog.subpage.html/de/data/blogs/2021/2/februar-im-waermetaumel-­
         niederschlagsreicher-wint.html

   •     https://meteofrance.com/actualites-et-dossiers/actualites/climat/hiver-2020-2021-tres-
         arrose-avec-une-alternance-de-temps-hivernal

Hinweise:
Die im Bericht aufgeführten Daten geben den Stand der Niederschrift wieder.
In der Version vom 3.3.2021 wurden an mehreren Stellen Jahreszahlen korrigiert.

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