STUDENTISCHE MOBILITÄT IN DEUTSCHLAND - DATENAUSZÜGE ZUR STUDIENREIHE "FACHKRAFT 2020"
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Datenauszüge zur Studienreihe „Fachkraft 2020“ Studentische Mobilität in Deutschland Folgende Teilergebnisse werden nachfolgend dargestellt: » Quo vadis, Absolvent? Länderpräferenzen für den beruflichen Einstieg » Monetäre Effekte innerdeutscher Erwerbsmigration » Jobmobilität: Regionale Überschneidungen studentischer Pendelbereitschaft STUDITEMPS GmbH | Maastricht University 1
An der Erhebung zur Studienreihe Fachkraft 2020 für das Sommer- semester 2013 haben bundesweit 19.000 Studierende teilgenommen. Zeitraum der Befragung: 02. bis 12. September. 1. Einleitung 66 Prozent in Brandenburg erstrecken wird. Im Im Zentrum der ökonomischen Auseinanderset- Vergleich zur vorangegangenen Erhebung für zung mit dem demografischen Wandel stehen das Wintersemester 2012/13 mildert sich das vor allem quantitative (weniger) und strukturel- brandenburgische Ergebnis zwar um 6 Pro- le (älter) Veränderungen der in Deutschland le- zentpunkte ab (vormals -72 %), jedoch bleibt benden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. es beim bundesweit schlechtesten Befragungs- Meistgenannte Optionen zur Kompensation der ergebnis – knapp gefolgt von Sachsen-Anhalt, Problematik sind Forderungen nach einer stär- wo ein Absolventen-Verlust von 65 Prozent an- keren Partizipation von weiblichen und/oder tizipiert werden kann. Im Westen der Republik älteren Erwerbspersonen sowie der in Teilen schneidet Rheinland-Pfalz mit einem Minus von offene gesellschaftspolitische Themenkomplex 54 Prozent am schlechtesten ab. Als Gewinner der Integration. der Migration von Absolventen treten dagegen Es ist ein Anliegen der vorliegenden Publika- erneut die Stadtstaaten Hamburg und Berlin in tion zur Studienreihe Fachkraft 2020, den Dis- kurs um eine Zielgruppe zu erweitern, die nach Erscheinung, flankiert durch Bayern und Baden- Meinung der Autoren gerade unter präventiven Württemberg, die beiden wirtschaftsstarken Gesichtspunkten noch nicht ausreichend wahr- Flächenländer im Süden Deutschlands. genommen wird – die Studierenden selbst. In- haltlich geht es dabei um folgende Schlüssel- Doch auch innerhalb dieser Gruppe offenbaren fragen: Wo werden angehende Absolventinnen sich erhebliche Unterschiede. So fallen die Wan- und Absolventen dem hiesigen Arbeitsmarkt derungsgewinne in Bayern und Baden-Würt- voraussichtlich wann und mit welcher Qualifi- temberg mit 23 bzw. 20 Prozent unbestritten kation zur Verfügung stehen? Welche Tenden- komfortabel aus, vermögen prozentual jedoch zen studentischer Binnenmigration zeichnen nicht an Berlin heranzureichen, für das ein Plus sich im Zuge dessen ab? Und welche Kosten von über 54 Prozent zu Buche steht. Auffällig entstehen hierdurch für die Länder? (Kapitel 2 ist in diesem Zusammenhang die unterschied- bis 4) liche Rolle der Geschlechter. Während beide Neben dieser perspektivischen Auseinander- Bundesländer aus dem Süden bei männlichen setzung mit der Fachkräftesituation soll es in Studierenden deutlich höher im Kurs zu stehen einem weiteren Teilbereich dieser Publikation scheinen, ist die Situation in Berlin tendenziell (Kapitel 5) um die Frage der studentischen Job- mobilität gehen. Kurz: Wie groß ist die Pendel- umgekehrt. In Bayern und Baden-Württemberg bereitschaft der Studierenden in Deutschland, liegen die potenziellen Wanderungsgewinne wenn es um einen Nebenjob geht? auf männlicher Seite bei 38 bzw. 28 Prozent – und damit mindestens doppelt so hoch wie auf 2. Tendenzen studentischer Mi- weiblicher Seite (jeweils 14 %). In Berlin hin- gration am Übergang in den Be- gegen stehen einem Plus von 47 Prozent für ruf männliche Studierende auf weiblicher Seite 62 Zwölf Bundesländer haben mit einer mehr oder Prozent gegenüber. Das diesbezüglich größte minder starken Abwanderung von Absolven- Missverhältnis liegt auf Bundesebene in Bre- ten zu rechnen, wobei sich den Angaben der men vor, wo per Saldo 9 Prozent der weiblichen Studierenden zufolge das Ausmaß der Verluste und 37 Prozent der männlichen Studierenden per Saldo von 8 Prozent in Nordrhein-Westfalen nach dem Studium abwandern wollen. über 23 Prozent in Sachsen bis hin zu maximal 2 Studentische Mobilität in Deutschland
Grafik 1: Wanderungstendenzen der studierenden am erwerbs- biografischen Übergang von Hochschule zu Beruf Allgemein Männlich weiblich SH -27% -28 % -40% -25 % -44 % 216% hh -37 % 229 % Mv 209 % hb bb -21% ni -37 % ST -9 % -19% be 54% -23 % -16% -65 % -66 % 47 % -68% -71% 62 % NW -62 % -62 % -8 % -10 % th SN -5 % he -50 % -23 % -31 % -60 % -17 % -43 % -16 % RP -18 % -54 % -17 % -49 % -56 % SL -32% ba -41 % -24 % BW 23 % 38 % 20 % 14 % 28 % 14 % © STUDITEMPS GmbH / Maastricht University 3
Der mit Abstand größte Zuzug zeichnet sich bundesweit deutlich in Front gelegen. Damit hingegen für den Stadtstaat Hamburg ab, dem zementiert sich Hamburgs “Inseldasein” als he- im Rahmen dieser Erhebung ein gewaltiges Plus rausragender Attraktor für junge Absolventen in von 216 Prozent zugesprochen werden kann. Deutschland. Um den Wert statistisch zu veranschaulichen: Der Wirtschaft der Hansestadt stehen perspek- Der Blick auf die Gesamtsituation in der Bundes- tivisch neben 100 vor Ort ausgebildeten Akade- republik fällt dennoch alarmierend aus. Denn mikern zusätzlich über 200 zugewanderte zur er legt nahe, dass sich der Fachkräftemangel in Verfügung. Dies entspricht einer nochmaligen Zukunft gerade dort zu einem immensen Prob- Steigerung gegenüber der vorangegangenen lemkomplex entwickeln wird, wo sich negative Untersuchung, bereits hier hatte die Hanse- demografische Rahmenbedingungen und die stadt mit einem Saldo-Gewinn von 167 Prozent Abwanderung junger Absolventinnen und Ab- diagramm 1: Höchster angestrebter Abschluss bundesweit Promotion Bachelor Master Staatsexamen Magister Andere Abschlüsse Diplom © STUDITEMPS GmbH / Maastricht University solventen gegenseitig verstärken. Während bei abwanderungswilligen Studieren- den mit Blick auf den beruflichen Einstieg die 3. Gründe für Verbleib/Abwan- Aspekte Jobangebot und Verdienst mit jeweils derung von Studierenden 70 Prozent am höchsten eingestuft werden, Blickt man auf die Gründe, die Studierende liegt im Kreise bleibewilliger Studierender der zum Maßstab der individuellen Migrationspla- Wunsch nach Heimatnähe (Freunde/Familie) nung machen, treten mit wirtschaftlichen und mit 81 Prozent in Front. Andere Aspekte wie familiären bzw. freundschaftlichen Erwägungen Wohnungsmarkt, Infrastruktur oder Kultur er- zwei starke Motivlagen in den Vordergrund. wiesen sich im Zuge der Erhebung als weniger Wo es gelingt, das ausgeprägte studentische Interesse nach Nähe zu Familie und Freunden an eine solide berufliche Einstiegsperspektive zu koppeln, sollten potenzielle Arbeitgeber im Werben um zukünftige Fachkräfte auch abseits der wirtschaftlich führenden Regionen gute Chancen haben, sich zu positionieren. 4 Studentische Mobilität in Deutschland
4. MONETÄRE EFFEKTE STUDENTI- Euro. Am wenigsten in die akademische Aus- SCHER MIGRATION bildung der Studentinnen und Studenten wird Das Statistische Bundesamt hat zuletzt 2010 pro Kopf hingegen im Saarland investiert (5.500 beziffert, wieviel Budget je Bundesland in die €), gefolgt von Brandenburg (5.650 €). Da die akademische Ausbildung von Hochschülerin- Zahl der Studierenden je Bundesland erheblich nen und Hochschülern fließt. Pro Kopf inves- variiert, ergibt sich mit Blick auf die absoluten tiert Niedersachsen am meisten, hier stehen je Kosten ein anderes Bild. In der nachfolgenden Person annähernd 10.000 Euro zur Verfügung. Tabelle werden beide Zahlen – Investition pro Es folgen – mit Abstand – Thüringen (8.080 €) Kopf und absolut – einander gegenübergestellt. und Sachsen-Anhalt mit einer Summe von 7.990 tabelle 1: Investition je Bundesland in die akademische Ausbildung von Studierenden – pro Kopf und absolut Investition bundesland pro Kopf (in €) Rang insgesamt Rang (in Mio. €) NIEDERSACHSEN 9.870 1. 1.786 4. THÜRINGEN 8.080 2. 515 10. S.-ANHALT 7.990 3. 537 9. Baden-württemberg 7.650 4. 1.985 3. bayern 7.440 5. 2.730 2. M-VORPOMMERN 7.410 6. 285 14. R.-PFALZ 7.300 7. 909 7. S.-HOLSTEIN 7.210 8. 440 11. bremen 7.020 9. 221 15. HAMBURG 6.790 10. 395 12. berlin 6.710 11. 1.427 5. HESSEN 6.670 12. 1.354 6. NRW 6.660 13. 4.060 1. SACHSEN 6.350 14. 846 8. brandenburg 5.650 15. 388 13. SAARLAND 5.500 16. 113 16. © STUDITEMPS GmbH / Maastricht University / Statistisches Bundesamt1 Diese Zahlen wurden mit den für die aktuelle Den höchsten monetären Verlust hat demnach Studie Fachkraft 2020 erhobenen Angaben zum Rheinland-Pfalz mit annähernd 500 Millionen innerdeutschen Migrationsgeschehen angehen- Euro pro Jahr zu verzeichnen. Am anderen Ende der Absolventinnen und Absolventen kombi- der Skala liegt Hamburg mit einem Gewinn von niert. Hieraus resultiert eine Gewinn-/Verlust- jährlich 850 Millionen Euro bundesweit deutlich rechnung je Bundesland, deren Ergebnisse im in Front. nachfolgenden Diagramm festgehalten sind. 1 Statistisches Bundesamt (2010): Laufende Grundmittel je Studierende/-n (https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/BildungForschungKultur/BildungKulturfinanzen/ Tabellen/LaufendeGrundmittelLaender.html) 5
diagramm 2: Jährliche monetäre Gewinne und Verluste je Bundes- land - verursacht durch die Migration von Absolventen Saldo durch Migration (Mio. €) 900 700 500 Baden-Württemberg 300 Hamburg bayern 100 berlin 0 brandenburg Niedersachsen s. - anhalt rheinland-pfalz hessen nrw thüringen sachsen saarland bremen -100 m.-vorpommern s. - holstein -300 -500 © STUDITEMPS GmbH / Maastricht University 5. Pendelbereitschaft der Stu- maximal 72 Kilometer zu pendeln. Im Vergleich dierenden in Deutschland dazu wurden auf männlicher Seite bis zu 100 Je kürzer der Weg, desto höher die Jobattraktivi- Kilometer als akzeptabel deklariert. tät – diesen im Grunde erwartbaren Zusammen- Dagegen offenbart der Blick auf einzelne Bun- hang stützen die vorliegenden Daten mit Blick desländer in der Frage der Pendelbereitschaft auf die studentische Pendelbereitschaft. Zur keine substanziellen Unterschiede. Das Maxi- Veranschaulichung: 50 Prozent der Studieren- mum an akzeptabler Wegstrecke kann Bran- den in Deutschland sind dazu bereit, als ein- denburg für sich verbuchen, wo 50 % der Stu- fache Strecke zum Arbeitsort 20 Kilometer auf dierenden bis zu 30 Kilometer angaben. Die sich zu nehmen. Dagegen fühlen sich 95 Prozent Aussagen in den meisten anderen Regionen der Befragten von einer Offerte angesprochen, variieren dagegen zwischen 15 und 20 Kilome- wenn die Wegstrecke bei maximal 5 Kilometern tern, die anschließende Tabelle verdeutlicht liegt – beide Geschlechter teilen dies. Anders die Ausgewogenheit. Zugleich zeigt sich, dass ist die Situation bei größerem Fahraufwand, zu diejenigen Wegstrecken, durch die ein Job letzt- dem eher männliche Studierende bereit zu sein lich nur noch für 5 Prozent der Befragten von scheinen. So wären die “oberen” 5 Prozent der Interesse ist, erhebliche Unterschiede aufwei- weiblichen Studierenden willens, für einen Job sen können. Die maximal mögliche Entfernung 6 Studentische Mobilität in Deutschland
zur Arbeit wird mit jeweils 125 Kilometern in dierende, von denen die letzten 5 % lediglich Brandenburg und Bremen angegeben, nur halb 66 Kilometer angaben. so “reisefreudig” sind hingegen bayerische Stu- Tabelle 2: Angaben der Studierenden zur individuellen Pendelbe- reitschaft für einen Nebenjob Jobofferte interessant für … Prozent der Befragten bei Wegstrecke von … Kilometern bundesland 95 % 75 % 50 % 25 % 5% Baden-württemberg 5 km 10 km 20 km 30 km 68 km bayern 5 km 10 km 20 km 30 km 66 km berlin 7 km 12 km 20 km 30 km 70 km brandenburg 7 km 15 km 30 km 50 km 125 km bremen 5 km 10 km 20 km 43 km 125 km HAMBURG 6 km 11 km 20 km 30 km 60 km HESSEN 6 km 15 km 25 km 40 km 100 km M-VORPOMMERN 4 km 10 km 15 km 30 km 100 km NIEDERSACHSEN 5 km 10 km 20 km 30 km 88 km NRW 5 km 15 km 21 km 40 km 100 km R.-PFALZ 5 km 15 km 21 km 40 km 80 km SAARLAND 10 km 15 km 20 km 36 km 100 km SACHSEN 5 km 10 km 15 km 25 km 72 km S.-ANHALT 4 km 10 km 15 km 30 km 79 km S.-HOLSTEIN 4 km 10 km 15 km 25 km 78 km THÜRINGEN 5 km 10 km 20 km 32 km 100 km © STUDITEMPS GmbH / Maastricht University Die studentische Pendelbereitschaft wurde rende aus gleich mehreren Städten zu besetzen nicht nur nach Bundesländern, sondern auch – hier zeigt die Pendelbereitschaft der Hoch- nach Städten erhoben. Untersucht wurde in schülerinnen und Hochschüler entsprechend diesem Zusammenhang, in welchen Regionen ausgeprägte lokale/regionale Überschneidun- Deutschlands es durch die jeweils festgehalte- gen. nen Durchschnittswerte (Kilometer) zu Über- schneidungen zwischen zwei oder mehreren Die Grafik verdeutlicht aber auch, dass es ab- Städten kommen kann. gesehen von den genannten Regionen nur noch wenige Gebiete gibt, in denen eine Städte Die nachfolgende Grafik verdeutlicht, dass es übergreifende Besetzung von Jobgelegenheiten insbesondere im Ruhrgebiet, dem Raum Köln/ möglich erscheint. In Bayern beispielsweise Bonn, dem Rhein-Main-Gebiet und der Region liegen Überschneidungen lediglich im Bereich Mannheim/Heidelberg nahezu flächendeckend Bamberg/Erlangen/Nürnberg vor. möglich sein kann, vakante Jobs durch Studie- 7
Grafik 2: durchschnittliche pendelbereitschaft der studieren- den an ausgewählten hochschulstandorten Flensburg Kiel Rostock Greifswald Hamburg Bremen Lüneburg Hannover Braunschweig Potsdam Berlin Osnabrück Magdeburg Frankfurt a.d. Oder Münster Hildesheim Bielefeld Cottbus Bochum Paderborn Göttingen Halle (Saale) Dortmund Duisburg Essen Hagen Düsseldorf Kassel Leipzig Dresden Wuppertal Köln Jena Siegen Aachen Erfurt Sankt Augustin Gera Chemnitz Bonn Gießen Koblenz Frankfurt a.M. Wiesbaden Bayreuth Würzburg Mainz Bamberg Darmstadt Erlangen Kaiserslautern Mannheim Saarbrücken Heidelberg Nürnberg Regensburg Karlsruhe Stuttgart Passau Augsburg Ulm Tübingen München Freiburg © STUDITEMPS GmbH / Maastricht University 8 Studentische Mobilität in Deutschland
Impressum Herausgegeben von: STUDITEMPS GmbH Friesenstraße 20 50670 Köln www.studitemps.de In Kooperation mit: Maastricht University Tongersestraat 53 6211 LM Maastricht www.maastrichtuniversity.nl Redaktion: Stephan Hartmann Michael Thiel Datenerhebung und -auswertung: Philipp Seegers Kontakt: presse@studitemps.de Köln/Maastricht, Oktober 2013 9
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