Feldlerche, Vogel des Jahres 2019 - Teil des großen Vogelsterbens? Lars Lachmann, NABU

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Feldlerche, Vogel des Jahres 2019 - Teil des großen Vogelsterbens? Lars Lachmann, NABU
Feldlerche, Vogel des Jahres 2019 –

                                      Foto: © Axel Aßmann/ www.naturgucker.de
Teil des großen Vogelsterbens?

Lars Lachmann, NABU
Feldlerche, Vogel des Jahres 2019 - Teil des großen Vogelsterbens? Lars Lachmann, NABU
Die Feldlerche,
Vogel des Jahres 2019 –
ein Teil des großen
Vogelsterbens?
   Lars Lachmann,
   NABU-Bundesverband,
   Leiter Ornithologie und Vogelschutz,
   07. Mai 2019, Berlin
   NABU-Europatalk
Feldlerche, Vogel des Jahres 2019 - Teil des großen Vogelsterbens? Lars Lachmann, NABU
Die   Feldlerche
Vogel des Jahres 2019

                                                                          Foto: R.
                                                                          Rössner

        Foto: Gebel & Mergemeier
        http://www.bing.com/images/search?q=dohle&view=detail&id=BC5ADD
        B648F94E45759E96228B66CF57EE19B5D1&first=0&FORM=IDFRIR
Feldlerche, Vogel des Jahres 2019 - Teil des großen Vogelsterbens? Lars Lachmann, NABU
angedeutete
Die   Feldlerche                Haube
                                            heller
                                            Überaugenstreif
(Alauda arvensis)

           Flügel bräunlich
               gestreift

 langer                               Brust gelblich
Schwanz                               weiß und
                                      gestrichelt, zum
                                      ungemustert
                                      weißen Bauch
                                      scharf abgesetzt

                                                         Foto: R. Rössner
Feldlerche, Vogel des Jahres 2019 - Teil des großen Vogelsterbens? Lars Lachmann, NABU
Die   Feldlerche
(Alauda arvensis)

                    heller Flügelsaum

                        äußere Schwanzfedern
                        weiß

                                               Foto: R. Sturm
Feldlerche, Vogel des Jahres 2019 - Teil des großen Vogelsterbens? Lars Lachmann, NABU
Unverkennbar:   Reviergesang

Gesang

                               Ruf: Xeno-Canto – A.
                               Audevard
                               Foto: R. Rössner
Feldlerche, Vogel des Jahres 2019 - Teil des großen Vogelsterbens? Lars Lachmann, NABU
Lebensraum   offene Agrarlandschaft

                                 Foto: H.-J. Fünfstück
Feldlerche, Vogel des Jahres 2019 - Teil des großen Vogelsterbens? Lars Lachmann, NABU
Lebensraum   (Weide-)Grünland

                                Foto: P. Bria
Feldlerche, Vogel des Jahres 2019 - Teil des großen Vogelsterbens? Lars Lachmann, NABU
Nahrung im Sommer

                    Fotos: M. Delpho, H. Henderkes, R. Sturm (2)
Feldlerche, Vogel des Jahres 2019 - Teil des großen Vogelsterbens? Lars Lachmann, NABU
Nahrung im Winter

                    Fotos: Arendt & Schweiger, R. Rössner, C. Bria, T. Staab
Aktueller     Bestandstrend

Brutbestandsentwicklung der Feldlerche (Alauda arvensis) in Deutschland
von 1990 bis 2015 (in %, 2006 = Indexwert 100) – ein Rückgang um 38%

                                                                  Quelle: DDA / Agentur Construktiv
Gefährdet durch   Zu viel Wintergetreide

                                    Foto: H.-J. Fünfstück
Gefährdet durch   Maisanbau

                              Foto: A. Hartl
Gefährdet durch   Pestizide

                              Foto: M. Delpho
Gefährdet durch   Überdüngung

                                Foto: Dr. E.
                                   Pfeuffer
Gefährdet durch   Intensive Grünlandwirtschaft

                                           Foto: M.
                                           Luy
Natürliche Feinde

                    Fotos: A. Hartl, M. Gläßel, P. Bria, R. Rössner
Die   Feldlerche – ein Einzelfall?

                                Foto: R. Rössner
Alles paletti?                           25-Jahrestrend Brutvögel
                                         in Deutschland (1990-2009)
                                                                      12-Jahrestrend
                                                                      (1998-2009)

      zunehmend

        stabil

       abnehmend

n = 242

Quelle: Sudfeldt C. et al, 2014.: Vögel in Deutschland 2013
Häufigen Vogelarten geht es schlechter

                                                                 zunehmend

                                                                  stabil

                                                                   abnehmend

                                                              Trend 1990-2009

                                                              n = 242

   Seltene Arten zeigen bessere Bestandstrends als häufige
   Gezielter Schutz wirkt, aber nicht in der “Normallandschaft”
Quelle: Sudfeldt C. et al, 2014.: Vögel in Deutschland 2013
Drastischer Vogelschwund auf Individuenebene

                            In nur 12 Jahren:

                             12,7 Mio
                           Brutpaare weniger

                                   =

                                 15%
                                Verlust
Typische Gewinner: Seltene Großvögel

                                     (c) NABU/A. Weingardt

                                                                             (c) NABU/M. Szczepanek
(c) NABU/K. Karkow

                       Seeadler                              Schwarzstorch                            Kranich

                        +400%                                  +1700%                                 +400%
                                   ... im Zeitraum 1990-2009 ...
Typische Verlierer: Weitverbreitete Feldvögel

                                      (c) NABU/K. Kleinke
(c) NABU/C. Hektor

                                                                      (c) NABU/U. Doll
                        Kiebitz                             Rebhuhn                      Feldlerche

                        - 75%                               - 94%                          - 34%
                                    ... im Zeitraum 1990-2009 ...
Hauptlebensraumtyp; alle Arten
(Trend: 25-Jahreszeitraum)

Offenland
Nahrung (Einzelkategorien), 12-Jahrestrend
Indikator Artenvielfalt
  der Nationalen Nachhaltigkeits- Strategie

Kombinierter Bestandsindex ausgewählter Vogelarten aller Hauptlebensräume
Indikator Artenvielfalt
der Nationalen Nachhaltigkeits- Strategie
Indikator Wald (kombinierter Bestandsindex von Waldvögeln)
Indikator Artenvielfalt
der Nationalen Nachhaltigkeits- Strategie
Indikator Agrarlandschaft (kombinierter Bestandsindex von Agrarvögeln)
29
30
Gefährdungen über alle Brutvogelarten
Ursachen des aktuellen Vogelschwunds:
  • Das aktuelle Vogelsterben betrifft vor allem häufige, flächig
    verbreitete und eher kleine Vogelarten.
  • Der entscheidende Faktor ist meist ein Rückgang der
    Reproduktion.
   Es fehlen geeignete Brutbedingungen = Lebensraumverlust
  • Wir beobachten einen dramatisch beschleunigten Rückgang.
  • Die entscheidende Ursache muss daher
      • in kurzer Zeit eine starke Veränderung gezeigt haben
      • das betroffene Artenspektrum besonders beeinflussen
      • flächendeckend in Deutschland am Werk sein
   Damit ergibt sich die „Intensivierung der Landwirtschaft“ als
   wesentliche Ursache.
Ursachen des aktuellen Vogelschwunds:
  • Das aktuelle Vogelsterben betrifft vor allem häufige, flächig
    verbreitete und eher kleine Vogelarten.
  • Der entscheidende Faktor ist meist ein Rückgang der
    Reproduktion.
                  „Intensivierung der
                     Landwirtschaft“
   Es fehlen geeignete Brutbedingungen = Lebensraumverlust
                                - beschleunigten Rückgang.
  • Wir beobachten einen dramatisch
                  Was genau heißt das?
  • Die entscheidende Ursache muss daher
      • in kurzer Zeit eine starke Veränderung gezeigt haben
      • das betroffene Artenspektrum besonders beeinflussen
      • flächendeckend in Deutschland am Werk sein
   Damit ergibt sich die „Intensivierung der Landwirtschaft“ als
   wesentliche Ursache.
Steigende Erträge
                 120

                 100

                  80   Winterweizen
                       Sommerweizen
Ertrag [dt/ha]

                       Roggen
                  60
                       Wintergerste
                       Sommergerste
                  40
                       Hafer
                       Körnermais
                  20   Raps und Rübsamen

                  0
Nutzungsänderungen im Grünland (nach Krause et al. 2013)
           Prozentuale Veränderungen: Feuchtgrünland
                                                 100%

                                                 80%
 Sonstige
 Gewässer
 Gebüsche
                                                 60%
 Wald
 Acker
 Stauden etc.
                                                 40%
 Grünland-intens.
 Grünland-feucht
 Grünland-meso.
                                                 20%

                                                           Rückgang: 88%
                                                 0%
                      hist.          2008

Aus 100 ha (historisch) wurden:                            41 ha Intensivgrünland
                                                           10 ha Acker
Es blieben                                                 12 ha feuchtes Grünland
    35
Wegfall von Brachen
      Rückgang von Brachen zugunsten von Maisanbau

                                                        Wegfall
                                                    „Zwangsbrache“
                                                       nach 2007

Quelle: Flade M. (2012): Vogelwelt 133: 149 – 158
Welche Aspekte der Intensivierung sind schuld am Rückgang der Arten?

Art                 Indirekter Vegetation Rückgang Verlust von Verlust von Intensivie- Rückgang Häufigeres Verlust von Mangel an Zunahme
                     Pestizid-   zu hoch der Anbau- Brache und (exten-       rung der     der        und    Hecken, Nistplätzen der Verluste
                     einfluss   und dicht  vielfalt,  Brach-     sivem)     Grünland- Viehhaltung früheres  Büschen               von Eiern
                    Nahrungs-             Zunahme    streifen   Grünland     nutzung               Mähen       und               und Küken
                      mangel               Schlag-                                                          Bäumen                   an
                                            größe                                                                                Raubfeinde

Wachtel                 +          +          +          +
Rebhuhn                 +                     +          +           +        +                                +                      +
Wiesenweihe             +          +                     +           +        +                      +
Rotmilan                +          +          +          +           +        +          +
Wachtelkönig            +                                +           +        +          +        kritisch
Kiebitz                 +          +          +          +       kritisch     +          +            +                               +
Uferschnepfe                                                     kritisch     +          +            +                               +
Steinkauz               +          +          +                  kritisch     +          +                     +          +
Neuntöter               +                                +           +        +          +                     +          +
Heidelerche             +           +                    +           +        +
Feldlerche              +       kritisch      +          +           +        +                      +                                +
Rauchschwalbe           +                     +                      +        +       kritisch                 +          +
Mehlschwalbe            +                                        kritisch     +           +                    +          +
Braunkehlchen           +                     +           +      kritisch     +           +          +
Wiesenpieper            +          +                      +      kritisch     +           +          +
Wiesenschafstelze       +          +           +          +          +        +           +          +
Hänfling                +                      +          +          +        +                                +          +
Grauammer               +          +           +      kritisch       +        +                      +         +
Goldammer               +          +           +          +          +        +                                +
Ortolan                 +          +       kritisch                                                            +

                                                                                                                                      37
Fazit:
  • Wir verlieren die häufigen, weit verbreiteten und meist
    kleinen Arten der „Normallandschaft“.
  • Diese lassen sich nicht durch direkte Maßnahmen oder
    Schutzgebiete erhalten. Die Regelungen der EU-
    Vogelschutzrichtlinie sind in der Normallandschaft gegenüber
    anderen Sektorpolitiken machtlos.
  • Um das gesteckte Ziel zu erreichen, müssen diese
    flächenwirksamen Politikbereiche naturverträglich werden.

    Die oberste Priorität ist dabei eine Neugestaltung der
    Agrarförderung in der EU und Deutschland.
    Naturverträgliches Wirtschaften muss sich für Landwirte
    wieder lohnen.
NABU-Bundesgeschäftsstelle

               Lars Lachmann

               Charitéstraße 3

Vielen Dank!   10117 Berlin

               Tel. +49 (0)30.28 49 84-1620

               Fax +49 (0)30.28 49 84-3620

               Lars.Lachmann@NABU.de

               www.NABU.de
Foto: © Axel Aßmann/ www.naturgucker.de
NABU-Europatalk: Von der Feldlerche zur EU-Agrarpolitik

Dienstag, 07. Mai 2019 | 9:30 bis 16:00 Uhr
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