FERNUNTERRICHT WÄHREND DES COVID- 19 LOCKDOWN IN ÖSTERREICH (FRÜHLING 2020) - KIDICOTI NATIONALER BERICHT
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FERNUNTERRICHT WÄHREND DES COVID- 19 LOCKDOWN IN ÖSTERREICH (FRÜHLING 2020) KiDiCoTi Nationaler Bericht CHRISTINE TRÜLTZSCH-WIJNEN SASCHA TRÜLTZSCH-WIJNEN Diese Studie wurde finanziert durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
PROJEKTLEITUNG FÜR ÖSTERREICH Assoz. Prof. PD Mag. Dr. Sascha Trültzsch-Wijnen Prof. Mag. Dr. Christine Trültzsch-Wijnen Universität Salzburg Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig Fachbereich Kommunikationswissenschaft Kompetenzzentrum für Medienpädagogik & E-Learning INTERNATIONALE PROJEKTKOORDINATION Dr. Stephane Chaudron Joint Research Centre of the European Commission 2
Zitierweise: Trültzsch-Wijnen, C.W. & Trültzsch-Wijnen, S. (2020): Fernunterricht während des Covid-19 Lockdown in Österreich (Frühling 2020). KiDiCoTi Nationaler Bericht. https://doi.org/10.25598/KiDiCoTi-AT- 2020-3 Veröffentlicht am 20. November 2020 ABSTRACT Dieser themenspezifische Bericht ist das Ergebnis einer Studie, die im Rahmen des Forschungsprojekts „Kids’ Digital Lives in COVID-19 Times“ (KiDiCoTi) durchgeführt und von der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) der Europäischen Kommission koordiniert wurde. Der Fokus liegt auf der Situation des Fernunterrichts während des ersten Covid-19 Lockdown in Österreich im Frühjahr 2020. Der Bericht stützt sich hauptsächlich auf eine quantitative Befragung von 510 Familien mit Kindern zwischen 10 und 18 Jahren. Zusätzliche Informationen zu jüngeren Kindern stammen aus einer qualitativen Befragung von 10 Familien mit Kindern zwischen 6 und 12 Jahren. Der Bericht beleuchtet, wie Kinder und Eltern mit dem Fernunterricht und im Besondern mit dem Onlineunterricht umgegangen sind. 3
CONTENT Abstract ................................................................................................................................................................... 3 1 Zusammenfassung .......................................................................................................................................... 5 1.1 Zentrale Ergebnisse ............................................................................................................................... 5 1.2 Empfehlungen ....................................................................................................................................... 6 2 Einleitung........................................................................................................................................................ 7 3 Methode ......................................................................................................................................................... 8 4 Beschreibung der Stichprobe ....................................................................................................................... 11 5 Zugang zu digitalen Technologien ................................................................................................................ 14 6 Fernunterricht .............................................................................................................................................. 16 6.1 Onlineunterricht: Österreich im internationalen Vergleich ................................................................ 16 6.2 Workload ............................................................................................................................................. 19 6.3 Eingesetzte Medien ............................................................................................................................. 21 6.4 Elterliches Engagement hinsichtlich der Bildung ihrer Kinder ............................................................. 24 6.5 Einstellungen, Gefühle und elterliche Unterstützung ......................................................................... 24 6.6 Fähigkeiten, Fertigkeiten und Selbstwirksamkeit im Umgang mit Digitalen Technologien ................ 28 6.7 Bedürfnis nach Unterstützung ............................................................................................................. 34 7 Schlussfolgerungen ...................................................................................................................................... 36 8 Literatur ........................................................................................................................................................ 38 4
1 ZUSAMMENFASSUNG 1.1 ZENTRALE ERGEBNISSE Ein Großteil der Familien mit Kindern zwischen zehn und 18 Jahren war gut mit digitalen Geräten ausgestattet und hatte eine schnelle Internetverbindung. 20% der Familien hatten allerdings eine langsame Internetverbindung und ein Viertel hatte nicht genügend digitale Geräte, dass alle Familienmitglieder ihren schulischen und beruflichen Aufgaben (Home Office) nachkommen konnten. Die Hälfte der Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe hatte wöchentlich Kontakt mit ihren Lehrerinnen und Lehrern. Nur ein Drittel der Zehn- bis 18-Jährigen hatte zumindest ein Mal pro Woche Onlineunterricht; täglicher Onlineunterricht fand kaum statt. Ungefähr die Hälfte der Kinder hatte das Gefühl, während des Lockdown mehr für die Schule leisten zu müssen, als in der Zeit davor. Besonders stark war dieses Gefühl unter den 16- bis 18-Jährigen. Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler lernte schnell am Onlineunterricht teilzunehmen und war auch sehr motiviert. Viele Schülerinnen und Schüler hatten das Gefühl, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Medien in der Zeit des Fernunterrichts verbessert zu haben. Die Hälfte der Eltern berichtet, dass ihre Kinder während der Zeit des Fernunterrichts mehr allgemeine Selbstbestimmung sowie mehr Selbständigkeit in der Bearbeitung von Schulaufgaben erlangt haben und sich in der Nutzung digitaler Medien für schulische Zwecke verbessert haben. Ein Großteil der Eltern war in der Lage, seine Kinder bei den Schulaufgaben zu unterstützen. Für ähnliche Situationen in der Zukunft wünschen sich Eltern mehr Aktivitäten, die den Austausch zwischen Mitschüler*innen unterstützen. Außerdem wünschen sie Richtlinien und Hilfestellungen für die Unterstützung ihrer Kinder beim Lernen sowie hinsichtlich deren psychologischer Begleitung während des Fernunterrichts. Ungefähr 40% der Eltern wünschen sich zudem eine psychologische Betreuung der Kinder sowie der gesamten Familie. 5
1.2 EMPFEHLUNGEN Alle Familien brauchen einen schnellen Internetzugang sowie eine ausreichende Ausstattung mit digitalen Geräten. Besondere Unterstützung brauchen jene Familien, die noch nicht über eine entsprechende Ausstattung und einen entsprechenden Zugang zum Internet verfügen. Lehrerinnen und Lehrer müssen besser für den Onlineunterricht und die Nutzung digitaler Medien im Unterricht geschult werden. Dies betrifft sowohl die Ausbildung als auch die Fortbildung von Lehrpersonen. Die Verwendung digitaler Medien und Lernplattformen im Rahmen des regulären Schulunterrichts muss forciert und unterstützt werden. Digitale Medien und Lernplattformen sollten ein fixer Bestandteil des Unterrichts nicht nur in der Sekundarstufe II, sondern auch in der Sekundarstufe I sowie in der Primarstufe werden. Der Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Medien muss weiterhin in der Schule gefördert werden. Ein besonderer Fokus muss auf der Förderung schwächerer Schülerinnen und Schüler liegen, um diese besser für den Onlineunterricht und das Lernen mit digitalen Medien vorzubereiten. Schulen müssen für zukünftige Situationen, die einen Fernunterricht in ähnlicher Form wie während des Covid-19 Lockdown erfordern, vorbereitet werden. Es müssen Handreichungen und Empfehlungen für Eltern entwickelt werden, damit diese ihre Kinder in zukünftigen Situationen, die einen Fernunterricht erfordern, bestmöglich unterstützen können. In zukünftigen Situationen, die einen Fernunterricht erfordern, sollte es mehr Angebote für die psychologische Unterstützung von Familien geben. 6
2 EINLEITUNG Die Ausbreitung der Covid-19 Pandemie Anfang des Jahres 2020 führte zu einem Lockdown in vielen europäischen Ländern – ebenso in Österreich. Dies erforderte eine schnelle Umstellung auf Fernunterricht. In Österreich begann die Schließung des Bildungssektors am 12. März, als das Bundeskanzleramt den Wechsel auf Onlinelehre für alle Hochschulen und Universitäten mit 16. März ankündigte. Ein Großteil der tertiären Bildungseinrichtungen setzte diese Maßnahme bereits ab dem 12. März um. Am 16. März wurden alle Schulen der Sekundarstufe geschlossen und am 18. März folgten Volksschulen und Kindergärten. Am 18. Mai öffneten die Schulen wieder. Schülerinnen und Schüler mussten einen Mund-Nasen-Schutz im gesamten Schulgebäude, außer an ihrem Platz in der Klasse, tragen. Die Klassen wurden in kleinere Gruppen unterteilt und es wurde abwechselnd in Präsenz unterrichtet. Die meisten Kinder waren jeden zweiten Tag persönlich in der Schule anwesend, an den anderen Tagen wurde der Fernunterricht fortgesetzt. Diese Vorgangsweise wurde bis zum Ende des Schuljahres (Anfang Juli) fortgeführt. Nach den Sommerferien nahmen die Schulen Anfang September wieder den regulären Unterricht auf. Die Schülerinnen und Schüler mussten weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz tragen, aber der Unterricht fand wieder mit der gesamten Klasse statt. Am 3. November begann der zweite Lockdown in Österreich und alle Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II wechselten wieder in den Fernunterricht. In der Sekundarstufe I sowie in der Primarstufe wurde der reguläre Schulunterricht weiterhin aufrechterhalten. Am 17. November trat ein erneuter strenger Lockdown (ähnlich dem am 16 März) in Kraft, der bis zum 6. Dezember gelten soll. Der Fernunterricht während des Lockdown gestaltete sich als eine Kombination unterschiedlicher Methoden des Distanzlernens. Weder Schüler*innen noch Lehrer*innen waren zu dieser Zeit in der Schule anwesend. Es wurden verschiedene digitale sowie nicht- digitale Medien (Bücher, Arbeitsblätter etc.) eingesetzt. Eltern waren herausgefordert, ihre Kinder während des Fernunterrichts zu unterstützen. Dieser themenspezifische Bericht beleuchtet die Erfahrungen von Schüler*innen sowie deren Eltern in der Zeit des Fernunterrichts. Er ist das Ergebnis einer Studie, die im Rahmen des Forschungsprojekts „Kids’ Digital Lives in COVID-19 Times“ (KiDiCoTi) durchgeführt und von der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) der Europäischen Kommission koordiniert wurde. 7
3 METHODE Das Projekt Kids’ Digital Lives in COVID-19 Times (KiDiCoTi)1 beleuchtet den Medienumgang Heranwachsender und ihrer Eltern während des Covid-19 Lockdown in Europa. Dazu wurden eine qualitative Erhebung mittels Leitfadeninterviews sowie eine quantitative Fragebogenerhebung durchgeführt. Der Schwerpunkt lag auf der Untersuchung, wie digitale Medien für das Lernen, zur Freizeitbeschäftigung sowie zur Aufrechterhaltung sozialer Kontakte genutzt wurden. Ausgehend davon wurde ebenso danach gefragt, ob und wenn ja inwiefern die Erfahrungen des Lockdown und die damit verbundene Mediennutzung das allgemeine Wohlbefinden von Familien sowie die Sicherheit Heranwachsender im Internet beeinflusst haben. Das Forschungsprojekt wurde von der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) der Europäischen Kommission unter der Leitung von Stephane Chaudron koordiniert. Der vorliegende Bericht stützt sich vorrangig auf die Ergebnisse der quantitativen Erhebung, welche in folgenden 11 Ländern durchgeführt wurde: Österreich, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien Norwegen, Portugal, Rumänien, Slowenien, Spanien und Schweiz. Pro Land wurden jeweils 500 Familien mit Kindern zwischen zehn und 18 Jahren befragt.2 Die Datenerhebung erfolgte im Sommer 2020. In jeder der ausgewählten Familien wurden ein Elternteil und ein Kind interviewt. Für Eltern und Kinder wurde jeweils ein eigener Fragebogen vom internationalen Forschungsteam entwickelt und in die entsprechenden Nationalsprachen übersetzt. Dabei wurden auch die Besonderheiten der österreichischen Sprache (im Vergleich zu Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz) sowie des österreichischen Schulsystems berücksichtigt, um Missverständnissen unter den Befragten vorzubeugen. Eltern und Kinder wurden zu folgenden Bereichen befragt: habitualisierte Umgangsformen mit digitalen Technologien, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien, Einsatz digitaler Technologien für schulische Zwecke, elterliche Sorgen hinsichtlich des Umgangs Heranwachsender mit digitalen Technologien, potentielle Risiken des Umgangs mit digitalen Medien (z.B. Cybermobbing, problematische Inhalte etc.) sowie positive Aspekte der Nutzung 1 Kids' Digital lives in COVID-19 Times" (KiDiCoTi): https://ec.europa.eu/jrc/en/science-update/kidicoti-kids- digital-lives-covid-19-times Das Projekt "Kids' Digital lives in COVID-19 Times" (KiDiCoTi) wird als Kooperation zwischen 26 Forschungseinrichtungen in 15 europäischen Ländern sowie dem Forschungsbüro der UNICEF durchgeführt und von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission koordiniert. 2 Für Italien wurde eine größere Stichprobe herangezogen. 8
digitaler Technologien für das Wohlbefinden Heranwachsender und ihrer Familien(Vuorikari et al. 2020). Beide Fragebögen beinhalteten ein Modul zum Fernunterricht, welches im Mittelpunkt des vorliegenden Berichtes steht. Eine Filterfrage stellte sicher, dass dieses Modul nur von jenen Heranwachsenden und ihren Eltern beantwortet wurde, die während des Covid-19 Lockdown Fernunterricht hatten. Das Modul bestand aus sieben Fragen für den bzw. die Heranwachsende und sechs Fragen für dessen Elternteil. Folgende Bereiche wurden behandelt: Einstellungen und Empfindungen in Bezug auf den Fernunterricht, Teilnahme an Onlineunterricht, Kommunikation mit Lehrer*innen, elterliche Unterstützung, Schwierigkeiten und Herausforderungen des Online-Fernunterrichts, elterliche Wahrnehmung der Teilnahme ihrer Kinder am Fernunterricht (inkl. des Erwerbs neuer Fähigkeiten und Fertigkeiten), Einschätzung der Auswirkung des Fernunterrichts auf die Bildung der Heranwachsenden, zusätzliche Bildungsaktivitäten sowie Bedarf einer Unterstützung falls eine ähnliche Situation wiederkehren sollte. Darüber hinaus wurden Fragen zur Motivation und zu möglichen Ängsten in Bezug auf den Fernunterricht gestellt (Vuorikari et al. 2020). Allgemeine Ergebnisse und internationaler Vergleiche basierend auf dieser quantitativen Erhebung wurden im KiDiCoTi Schooling Report (Vuorikari et al. 2020) veröffentlicht. Der vorliegende Bericht bezieht sich auf die pandemiebedingte Umstellung auf Fernunterricht in Österreich. Aus österreichischer Perspektive wurde die Erhebung zu einem Zeitpunkt durchgeführt, als der familiäre Alltag bereits einige Wochen durch den Lockdown geprägt war. Zum Zeitpunkt der Erhebung wurden die Covid-19-Beschränkungen schrittweise wieder gelockert und die Schulen wurden wieder geöffnet. Der Unterricht fand in geteilten Gruppen statt. Der Großteil der Schüler*innen war jeden zweiten Tag in der Schule anwesend, an den andren Tagen wurde der Fernunterricht fortgeführt. Die Erhebung hat also zu einem Zeitpunkt stattgefunden, als der Fernunterricht nach wie vor noch ein Teil des Alltags Heranwachsender und ihrer Familien war. Zusätzlich zu den Ergebnissen der quantitativen Untersuchung werden auch ausgewählte nationale Ergebnisse der qualitativen Untersuchung präsentiert. Die qualitative Erhebung wurde in folgenden 15 Ländern durchgeführt: Österreich, Belgien, Kroatien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, Litauen, Norwegen, Portugal, Rumänien, Slowenien, 9
Spanien und Schweiz. Die Erhebungsinstrumente (Leitfaden für Kinder und Eltern, Screeningfragebogen für Eltern, Zeitkapsel für Kinder) wurden vom internationalen Forschungsteam entwickelt und ebenfalls in die Nationalsprachen übersetzt. In jenen Teilen des vorliegenden Berichts, in denen auf Ergebnisse dieser qualitativen Erhebung Bezug genommen wird, liegt der Fokus ausschließlich auf der österreichischen Teilstudie (Trültzsch- Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020). In Österreich wurden zehn Familien mit Kindern im Alter zwischen sechs und zehn Jahren interviewt – sieben Familien wurden persönlich aufgesucht, drei wurden per Videokonferenz interviewt. Die Interviews wurden Anfang Juni 2020, d.h. kurz vor Beginn der Sommerferien, durchgeführt. Eine detaillierte Beschreibung der methodischen Vorgangsweise findet sich im nationalen Bericht der qualitativen Untersuchung (Trültzsch- Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020). 10
4 BESCHREIBUNG DER STICHPROBE In Österreich nahmen 510 Schüler*innen und ihre Eltern an der quantitativen Erhebung teil. Die Verteilung der Stichprobe auf die jeweiligen Bundesländer entspricht der tatsächlichen Bevölkerung in diesen Regionen. ALLGEMEINE BESCHREIBUNG DER STICHPROBE Alter der Heranwachsendena) 10-12 Jahre 38% 13-15 Jahre 32% 16-18 Jahre 30% Formale Bildung der Elternb) höhere Bildung (ab Matura) 43% niedrigere Bildung (keine Matura) 57% a) Angaben der Heranwachsenden/ b) Angaben der Eltern Tabelle 1: Allgemeine Beschreibung der Stichprobe 38% der befragten Heranwachsenden war zwischen zehn und zwölf Jahre alt, 32% waren zwischen 13 und 15 Jahre und 30% zwischen 16 und 18 Jahre alt. 43% der Eltern waren formal niedriger und 57% waren formal höher gebildet. GENDER Eltern Heranwachsende Österreichische Bevölkerung (Statistik Austria 2020) männlich 54% 54% 49% weiblich 45% 46% 51% Tabelle 2: Gender 54% der befragten Heranwachsenden sowie der Eltern waren männlich. Dies bedeutet, dass Buben und Burschen sowie Väter bzw. Erzieher im Vergleich zum Männeranteil in der österreichischen Gesamtbevölkerung leicht überrepräsentiert waren. 11
LEBENSUMSTÄNDE Einkommen (Einschätzung der Eltern) unter dem Durchschnitt 22% durchschnittlich 45% über dem Durchschnitt 33% Wohnort Dorf oder Landgemeinde 35% Kleinstadt 29% Großstadt 36% Wohnumgebung Wohnung ohne Balkon oder Terrasse 14% Wohnung mit Balkon oder Terrasse 39% Haus ohne Garten 1% Haus mit Garten 46% Angaben der Eltern (n=510) Tabelle 3: Lebensumstände Die Mehrheit der Eltern schätzte das Haushaltseinkommen der Familie als durchschnittlich (45%) oder überdurchschnittlich (33%) ein. Im Hinblick auf den Wohnort umfasste die Stichprobe in etwa zu gleichen Teilen Familien, die in einem Dorf oder einer Landgemeinde leben (35%), sowie Familien aus Klein- (29%) und Großstädten (36%). Die Wohnumgebung war maßgeblich für das Familienleben und das Wohlbefinden der Familienmitglieder während des Lockdown. Ungefähr die Hälfte der österreichischen Bevölkerung lebt in Häusern mit einem Garten (Statista 2018). Dies korrespondiert mit der Stichprobe der quantitativen Erhebung: 46% der Familien lebten zum Zeitpunkt des Lockdown in einem Haus mit Garten und 39% lebten in einer Wohnung mit Balkon oder Terrasse. 79% der Eltern war zum Zeitpunkt des Covid-19 Lockdown berufstätig. 21% waren aktiv vor Ort an ihrem Arbeitsplatz, 16% waren sowohl im Home Office als auch an ihrem Arbeitsplatz 12
anwesend und 31% arbeiteten von zuhause aus. 24% der Eltern gingen in dieser Zeit keiner beruflichen Tätigkeit nach (vorübergehend arbeitslos, Kurzarbeit oder Krankenstand). BERUFSTÄTIGKEIT WÄHREND DES LOCKDOWN aktiv am Arbeitsplatz 21% Home Office 31% aktiv am Arbeitsplatz und Home Office 16% Kurzarbeit 13% vorübergehend arbeitslos 2% arbeitslos 7% Krankenstand 2% anderes 8% Angaben der Eltern (n=470) Tabelle 4: Berufstätigkeit der Eltern während des Lockdown 13
5 ZUGANG ZU DIGITALEN TECHNOLOGIEN Österreichische Familien waren gut mit digitalen Geräten ausgestattet. Im Durchschnitt besaß eine Familie jeweils ein Tablet, zwei Computer oder Laptops, zwei Fernseher oder Smart TVs, drei Smartphones und eine mobile oder nicht-mobile Spielkonsole. Virtuelle Assistenten waren wenig verbreitet. Neue Geräte wurden während des Lockdown kaum angeschafft. ANZAHL DIGITALER GERÄTE Besitz (Mittelwert) Während des Lockdown gekauft (Mittelwert) Tablet 1,37 0,2 Computer/ Laptop 2,37 0,36 TV/ Smart TV 1,93 0,22 Smartphone 3,14 0,44 (mobile) Spielkonsole 1,45 0,18 virtueller Assistent 0,59 0,13 Angaben der Eltern, Mittelwertvergleich Tabelle 5: Anzahl digitaler Geräte Die Mehrheit der Familien hatte einen schnellen und unlimitierten Internetzugang. Allerdings hatten 19% der Familien lediglich einen langsamen Internetzugang, 11% nutzten das Internet über das Smartphone (3G oder 4G-Verbindung) und 1% teilte sich den Internetzugang mit einem Nachbar. Auch wenn diese Zahlen grundsätzlich positiv sind, muss im Hinblick auf den Fernunterricht berücksichtigt werden, dass immerhin 20% der Heranwachsenden zwischen zehn und 18 Jahren möglicherweise einen ungleichen Zugang zu Bildung hatten, denn eine langsame Internetverbindung kann potentiell zu Schwierigkeiten in der Teilnahme am Onlineunterricht, in der Nutzung von Lernplattformen, sowie beim Hoch- und Herunterladen von Lernmaterialen führen. 14
INTERNETZUGANG Hochgeschwindigkeitsbreitbandanschluss/ schnelles, unlimitiertes Internet 65% langsamer Internetanschluss 19% 3G- oder 4G-Verbindung mittels Smartphone 11% gemeinsam genutzte Internetverbindung mit einem Nachbar 1% weiß nicht 4% Angaben der Eltern (n=510) Tabelle 6: Internetzugang Obwohl österreichische Familien im Durchschnitt sehr gut mit digitalen Geräten ausgestattet waren, hatte ein Viertel nicht genügend Geräte, um jedem Haushaltsmitglied zu ermöglichen, seinen oder ihren schulischen oder beruflichen Aufgaben nachzukommen. 18% der Eltern gaben an, dass es innerhalb der Familie zeitweise Probleme durch zu wenige digitale Geräte gab. Ich hatte nicht genügend digitale Geräte, damit alle von zuhause aus lernen und arbeiten konnten. 70 60 58 50 40 30 25 20 18 10 0 trifft nicht zu trifft teilweise zu trifft zu Angaben der Eltern (n=502) Abbildung 1: Fehlen digitaler Geräte 15
6 FERNUNTERRICHT 6.1 ONLINEUNTERRICHT: ÖSTERREICH IM INTERNATIONALEN VERGLEICH Der Covid-19 Lockdown im Frühling 2020 kam plötzlich und unvorbereitet für Schulen und Schulsysteme weltweit. Auch in Österreich wurden Schulen innerhalb weniger Tage geschlossen und Lehrer*innen, Schüler*innen sowie Eltern mussten sich rasch auf die neue Situation des Fernunterrichts umstellen. 53% der österreichischen Sekundarstufenschüler*innen im Alter von zehn bis 18 Jahren hatten wöchentlich Kontakt mit ihren Lehrer*innen, 41% hatten sogar tätlichen Kontakt mit Lehrpersonen. Aus internationaler Perspektive sind diese Zahlen allerdings eher niedrig. Im Vergleich mit den anderen Ländern, die an der KiDiCoTi-Studie teilgenommen haben, befindet sich Österreich an vorletzter Position im Hinblick auf die Häufigkeit des Online-Kontakts zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen. Lediglich in Deutschland hatten noch weniger Jungen und Mädchen der selben Altersgruppe weniger Kontakt mit ihren Lehrer*innen. Dort waren 34% in täglichem Kontakt mit ihren Lehrer*innen. Im Gegensatz dazu standen in Italien, Norwegen, Portugal und Rumänien über 75% der Schüler*innen in täglichem Austausch mit ihren Lehrer*innen (Abbildung 1). Weitere internationale Vergleiche dazu finden sich im internationalen KiDiCoTi Remote Schooling Report (Vuorikari et al. 2020). Abgesehen vom regelmäßigen Kontakt zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen ist es auch von Bedeutung, inwiefern digitale Technologien für den Fernunterricht eingesetzt wurden. In Österreich hatten nur 36% der Schülerinnen und Schüler zumindest einmal pro Woche tatsächlichen Onlineunterricht (z.B. über Videokonferenz etc.); tägliche online Lernaktivitäten fanden selten statt. Offensichtlich kontaktierten österreichische Lehrer*innen ihre Schüler*innen vorrangig über digitale Technologien, um Arbeitsaufträge zu erteilen bzw. einzusammeln, jedoch weniger, um tatsächlich online zu lehren. Dies erklärt auch, dass 18% der Schüler*innen berichteten zwar täglich oder zumindest wöchentlich Kontakt zu Lehrer*innen zu haben, aber dass zugleich keine online Lernaktivitäten stattfinden würden (Abbildung 1). Darüber hinaus geht aus der qualitativen Teilstudie hervor, dass österreichische Primarstufenlehrer*innen kaum Lernplattformen oder andere digitale Technologien für den Fernunterricht eingesetzt haben. Stattdessen wurden in den Volksschulen zumeist Arbeitsblätter verteilt, die persönlich an der Schule abgeholt bzw. wieder zurückgebracht 16
werden mussten. Allerdings setzten außerschulische Institutionen auch für die Altersgruppe der sechs bis 12-Jährigen digitale Technologien für den Fernunterricht ein. Eltern berichteten beispielsweise, dass Videokonferenzen und Videochats im Instrumentalunterricht, im Tanzunterricht sowie in der Sprachförderung eingesetzt wurden. Die Kinder berichteten äußerst positiv von diesen Erfahrungen und zeigten damit, dass digitale Technologien auch in dieser Altersgruppe gewinnbringend für den Fernunterricht eingesetzt werden können. Daher kritisierten Eltern von Volksschulkindern den mangelnden Einsatz digitaler Technologien in der Primarstufe (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020). 17
Abbildung 2: Onlineunterricht im internationalen Vergleich (Vuorikari et al. 2020, p. 7) 18
6.2 WORKLOAD Die Hälfte der Sekundarstufenschüler*innen berichteten davon, dass Teile des Fernunterrichts online erfolgten und sie zusätzlich Unterricht auf eine andere Art und Weise erhalten haben. Bei einem Drittel der 16- bis 18-Jährigen wurde der gesamte Fernunterricht online durchgeführt. Dies gaben auch 15% der Zehn- bis Zwölfjährigen an, allerdings wurden zugleich bei 29% dieser Altersgruppe keine digitalen Technologien für den Fernunterricht eingesetzt (stattdessen Bücher, Arbeitsblätter etc.). Fernunterricht während des Covid-19 Lockdown im Frühling 2020 60,0% 50,0% 40,0% 30,0% 20,0% 10,0% 0,0% teilweise Online- kein Online- gesamter Unterricht und Unterricht, auf Unterricht ist Unterricht online zusätzliche andere Art und entfallen nach Stundenplan Lernmaterialien Weise gelernt 10-12 Jahre 15,2% 51,5% 28,5% 4,2% 13-15 Jahre 23,2% 54,2% 19,7% 1,4% 16-18 Jahre 33,6% 56,5% 9,9% gesamt 23,3% 53,9% 20,1% 2,1% 10-12 Jahre 13-15 Jahre 16-18 Jahre gesamt Angaben der Heranwachsenden (n=438) Abbildung 3: Formen des Fernunterrichts 19
Österreichische Schülerinnen und Schüler wandten ungefähr die Hälfte der Zeit, die sie mit digitalen Medien oder im Internet verbrachten, für Schulaufgaben auf. An einem typischen Wochentag während des Covid-19 Lockdown im Frühling 2020 waren sie durchschnittlich 6,2 Stunden online oder nutzten digitale Technologien; täglich wurden durchschnittlich 3,3 Stunden digitale Technologien für Schulaufgaben genutzt. Verbrachte Zeit mit digitalen Technologien insgesamt und für die Schule (typischer Wochentag) 16-18 Jahre 13-15 Jahre 10-12 Jahre 0 1 2 3 4 5 6 7 8 10-12 Jahre 13-15 Jahre 16-18 Jahre Nutzung digitaler Technologien für die Schule 3,1 3,18 3,76 (Mittelwert) Nutzung digitaler Technologien insgesamt 5,66 6,23 6,93 (Mittelwert) Nutzung digitaler Technologien für die Schule (Mittelwert) Nutzung digitaler Technologien insgesamt (Mittelwert) Angaben der Heranwachsenden (n=490), Mittelwertvergleich Abbildung 4: Verbrachte Zeit mit digitalen Technologien Die für die Schule aufgewandte Zeit als Summe von Fernunterricht (z.B. Onlineunterricht) und Hausübungen empfanden 37% der Heranwachsenden als mehr im Vergleich zu der Zeit vor dem Lockdown, 8% empfanden den Arbeitsaufwand sogar um vieles mehr als zuvor. Zugleich hatten aber 29% das Gefühl weniger Zeit für die Schule aufzuwenden und ein Viertel empfand den Arbeitsaufwand in etwa gleich wie in der Zeit vor dem Lockdown. Die älteren Schülerinnen und Schüler hatten eher das Gefühl, dass der Arbeitsaufwand durch den Lockdown gestiegen ist. 20
Vergleich der aufgewandten Zeit für schulische Aufgaben vor und während des Covid-19 Lockdown (Frühling 2020) 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 10-12 Jahre 13-15 Jahre 16-18 Jahre gesamt gar keine Zeit (%) 1,2 1,4 2,3 1,6 weniger Zeit als vorher (%) 28,5 32,4 26,7 29,2 ungefähr gleich viel Zeit als 26,1 24,6 22,9 24,7 vorher (%) mehr Zeit als vorher (%) 35,8 33,8 40,5 36,5 viel mehr Zeit als vorher (%) 8,5 7,7 7,6 8 Angaben der Heranwachsenden (n=438) Abbildung 5: Aufgewendete Zeit für schulische Aufgaben Die Volksschülerinnen und Volkschüler empfanden den Umfang des Arbeitsaufwandes während des Lockdown ähnlich als die Sekundarstufenschüler*innen. Manche Eltern hatten den Eindruck, dass ihre Kinder zu viele Hausaufgaben während des Fernunterrichts bekommen haben (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020). 6.3 EINGESETZTE MEDIEN Während des Covid-19 Lockdown waren Emails das am häufigsten verwendete digitale Medium für schulische Zwecke. 93% der Schülerinnen und Schüler nutzten Emails und 70% nutzten Messenger Apps im Kontext des Fernunterrichts. Social Media wurden dafür nur von einem Viertel der Heranwachsenden genutzt. Für das Online-Lernen und die Onlinezusammenarbeit wurden von 74% der Heranwachsenden Plattformen genutzt, die von der Schule zur Verfügung gestellt wurden. Ebenso viele nutzten Videochats oder Videokonferenzen für die Onlinezusammenarbeit. Vor dem Hintergrund der in Abbildung 1 dargestellten Ergebnisse lässt sich vermuten, dass Kinder und Jugendliche Videochats und Videokonferenzen häufig für die Zusammenarbeit mit Mitschüler*innen, weniger jedoch für die Kommunikation mit Lehrpersonen nutzten. 41% verwendeten auch Learning Apps oder digitale Plattformen, die nicht von der Schule zur Verfügung gestellt wurden. Bücher und Arbeitsblätter kristallisierten sich als wichtigste traditionelle Unterrichtsmedien heraus. 86% der Heranwachsenden arbeitete damit während des Fernunterrichts. Die Hälfte der Schülerinnen und Schüler nutzte auch klassische Telefonie im Zusammenhang mit dem Lernen von zuhause aus. Manche erwähnten zudem die Nutzung von Bildungsfernsehen (21%) 21
und Bildungsradiosendungen (14%). Hier zeigten sich nur minimale Unterschiede hinsichtlich der Altersgruppen. Bildungsradio- (19%) und -fernsehprogramme (26%) sowie Apps und digitale Plattformen, die nicht von der Schule zur Verfügung gestellt wurden, wurden vor allem von den Zehn- bis Zwölfjährigen genutzt. Im Vergleich zu älteren Schülerinnen und Schülern nutzten sie weniger Videochats und Videokonferenzen (64%), kommunizierten seltener über Email (87%) und nutzten weniger digitale Plattformen, die von der Schule zur Verfügung gestellt wurden (70%). Messenger Apps wurden am häufigsten von den 16- bis 18-Jährigen genutzt (80%). 22
Medien, die für das Lernen zuhause eingesetzt wurden. 14,2 Bildungsradioprogramme (%) 13 9,2 19,4 21,5 Bildungsfernsehen (%) 16 21,1 26,1 52,1 Telefonanrufe (%) 58,8 45,1 52,7 85,8 Bücher/Arbeitsblätter (%) 83,2 85,9 87,9 40,6 Lernplattform/App nicht von der Schule (%) 41,2 33,8 46,1 74,2 Lernplattform/virtuelle Lernumgebung der Schule (%) 79,4 74,6 69,7 74,4 Videochat/-Konferenz (%) 81,7 79,6 64,2 25,1 Social Media (%) 26 19,7 29,1 43,6 Textnachrichten/SMS (%) 45 41,5 44,2 69,6 Messenger Apps (%) 80,2 68,3 62,4 92,5 Email (%) 96,2 95,8 86,7 0 20 40 60 80 100 120 gesamt 16-19 Jahre 13-15 Jahre 10-12 Jahre Angaben der Heranwachsenden(n=438) Abbildung 6: Genutzte Medien für das Lernen 23
6.4 ELTERLICHES ENGAGEMENT HINSICHTLICH DER BILDUNG IHRER KINDER Die Eltern der Heranwachsenden wurden auch darüber befragt, inwiefern sie während des Covid-19 Lockdown ihren Kindern über das schulische Angebot hinausgehende, zusätzliche Lernmaterialien, oder außerschulische Lernaktivitäten angeboten haben. Ein Großteil nutzte zusätzliche Lernmaterialen. 58% nutzten kostenlose online Lernmaterialen und Übungen und 63% nutzten nicht-digitale Medien wie Bücher. 47% nutzen kostenlose online Lernprogramme oder Kurse und 21% der Eltern stellte den Kindern kostenpflichtige Lernmaterialen oder Lernprogramme zur Verfügung. Darüber hinaus boten 48% ihren Kindern zusätzliche, außerschulische Lerninhalte an. Damit zeigten sich österreichische Eltern insgesamt sehr engagiert in der Förderung ihrer Kinder. Über den Schulunterricht hinausgehende Lernangebote zusätzliche Lernangebote (z.B. Instrumentalunterricht) (%) 48 andere Unterrichtsmaterialien (offline) (%) 63 kostenpflichtiges Online-Lernmaterial/Programm (%) 21 kostenloses/er Online-Lernprogramm/-Kurs (%) 47 kostenlose Online-Lernmaterialien/-Übungen (%) 58 0 10 20 30 40 50 60 70 Mehrfachantworten, Angaben der Eltern Abbildung 7: Zusätzliche Lernangebote 6.5 EINSTELLUNGEN, GEFÜHLE UND ELTERLICHE UNTERSTÜTZUNG Im Vergleich der persönlichen Bewertung eines möglichen negativen Einflusses des pandemiebedingten Fernunterrichts auf die Bildung der Schüler*innen, zeigte sich sowohl bei den Eltern3 als auch bei den Heranwachsenden4 eine ähnliche Einschätzung. 43% der Kinder und Jugendlichen als auch der Eltern sorgten sich nicht darum, dass der Fernunterricht eine negative Auswirkung auf die Bildung der Heranwachsenden haben könnte, 57% waren zumindest teilweise besorgt. Eltern jüngerer Kinder zeigten sich etwas besorgter als Eltern 3 Frage an die Eltern: Wie besorgt sind Sie, dass die Corona -Krise negative Auswirkungen auf die Bildung Ihres Kindes haben wird? 4 Frage an die Heranwachsenden: Hattest Du Sorgen, dass Du Schulaufgaben nicht bewältigen oder mit dem Lernstoff nicht mithalten könntest, während Du aufgrund der Corona-Krise nicht in der Schule warst? 24
älterer Heranwachsender. Burschen und Mädchen zwischen 13 und 15 Jahren machten sich diesbezüglich weniger Sorgen als jüngere (10 bis 12 Jahre) und ältere (16-18 Jahre) Schülerinnen und Schüler. Sorgen der Schüler*innen Elterliche Sorge hinsichtlich hinsichtlich eines negativen eines negativen Einflusses des Einflusses des Fernunterrichts Fernunterrichts 100% 100% 90% 90% 80% 80% 70% 70% 60% 60% 50% 50% 40% 40% 30% 30% 20% 20% 10% 10% 0% 0% 10-12 13-15 16-18 10-12 13-15 16-18 total total Jahre Jahre Jahre years years years trifft zu 14% 8% 15% 12% trifft zu 26% 18% 17% 21% trifft teilweise zu 39% 39% 40% 39% trifft teilweise zu 35% 40% 35% 36% trifft nicht zu 38% 49% 44% 43% trifft nicht zu 39% 42% 49% 43% trifft nicht zu trifft teilweise zu trifft zu trifft nicht zu trifft teilweise zu trifft zu Angaben der Heranwachsenden (n=438); Angaben der Eltern (n=510) Abbildung 8: Sorgen von Schüler*innen und Eltern hinsichtlich eines negativen Einflusses des Fernunterrichts Insgesamt sorgte sich die Hälfte der Schülerinnen und Schüler zumindest teilweise, dass der Onlineunterricht für sie zu schwierig sein könnte und 46% fühlten sich nervös, wenn sie am Onlineunterricht teilnahmen. Ebenso sorgte sich die Hälfte zumindest teilweise, dass es für sie zu schwierig sein könnte, Schulaufgaben erfolgreich abzuschließen oder, dass sie aufgrund des Onlineunterrichts schlechtere Noten bekommen würden. Dennoch machte sich die Hälfte der Heranwachsenden keine Sorgen hinsichtlich des Onlineunterrichts. Diesbezüglich konnten keine Altersunterschiede festgestellt werden. 25
Sorgen von Schüler*innen hinsichtlich des Onlineunterrichts Ich fühlte mich hilflos, wenn ich Schulaufgaben online 35% 24% 22% 12% 7% machen musste. Ich befürchtete, dass es mir schwerfallen würde, 28% 23% 25% 15% 9% Schulaufgaben online abzuschließen. (n=412) Ich befürchtete, dass ich wegen des Onlineunterrichts 30% 23% 21% 16% 10% schlechte Noten bekommen würde. (n=414) Ich befürchtete, dass der Onlineunterricht für mich zu 29% 21% 23% 16% 11% schwierig sein würde. (n=415) Ich war/wurde nervös, wenn ich am Onlineunterricht 33% 20% 25% 15% 7% teilgenommen habe. (n=410) 0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% trifft nicht zu trifft eher nicht zu trifft teilweise zu trifft eher zu trifft zu Abbildung 9: Sorgen von Schüler*innen hinsichtlich des Onlineunterrichts Trotz der Sorgen, machten Heranwachsende insgesamt gute Erfahrungen mit dem Onlineunterricht. 65% lernten schnell an Online-Lernaktivitäten teilzunehmen und 49% hatten das Gefühl, auch dem schwierigsten Onlineunterricht gut folgen zu können. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich auch sehr motiviert hinsichtlich der Teilnahme am Onlineunterricht. Vor dem Hintergrund, dass die vorliegende Studie zu einem Zeitpunkt durchgeführt wurde, in der Kinder und Jugendliche bereits zwei Monate lang pandemiebedingten Fernunterricht hatten, ist es bemerkenswert, dass 46% angaben, weiterhin motiviert zu sein, am Onlineunterricht teilzunehmen. Darüber hinaus berichteten über die Hälfte der Schülerinnen und Schüler, dass sie immer den Eindruck hatten, im Onlineunterricht gut zu sein. Auch hier zeigen sich keine Altersunterschiede. Erfahrungen der Schüler*innen mit dem Onlineunterricht Ich hatte immer den Eindruck, dass ich im 7% 9% 31% 34% 19% Onlineunterricht gut bin. (n=400) Ich konnte auch dem schwierigsten Unterricht online 9% 11% 31% 30% 19% gut folgen. (n=406) Ich habe schnell gelernt, wie man am Onlineunterricht 6%6% 23% 27% 38% teilnimmt. (n=412) Ich war motiviert, am Onlineunterricht teilzunehmen. 12% 15% 27% 26% 20% (n=411) 0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% trifft nicht zu trifft eher nicht zu trifft teilweise zu trifft eher zu trifft zu Abbildung 10: Erfahrungen der Schüler*innen mit dem Onlineunterricht 26
Trotz dieser positiven Ergebnisse fiel es aber auch 12% der Heranwachsenden schwer, am Onlineunterricht teilzunehmen, und 18% hatten Probleme damit, schwierigen Unterrichtsinhalten online zu folgen. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass sich zwar die Hälfte der Schülerinnen und Schüler keine Sorgen hinsichtlich des Onlineunterrichts machte, die andere Hälfte aber sehr wohl. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich im internationalen Vergleich der KiDiCoTi-Studie Tendenzen zeigen, dass der familiäre Hintergrund die Selbstwirksamkeit sowie das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten hinsichtlich des Onlinelernens beeinflusst (Vuorikari et al. 2020, p. 13-14). Eine erfolgreiche Teilnahme am Fernunterricht bedarf auch der Unterstützung der Eltern. Diese konnten österreichische Eltern gut leisten. 60% hatten genügend Wissen in einzelnen Schulfächern, um ihre Kinder beim Lernen zu unterstützen. Ähnlich viele Mütter und Väter (62%) verfügten über ausreichende Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien, um ihre Kinder bei Online-Lernaktivitäten zu unterstützen. Obwohl der Großteil der Eltern während des Covid-19 Lockdown berufstätig war (68% waren entweder an ihrem Arbeitsplatz anwesend oder arbeiteten von zuhause aus, siehe Tabelle 4), hatten die meisten Mütter und Väter genügend Zeit für die Unterstützung ihrer Kinder beim Lernen. Dennoch hatte ein Viertel der Eltern der Sekundarstufenschüler*innen das Gefühl, nicht genügend Zeit für die Unterstützung ihrer Kinder zu haben. 34% hatten Schwierigkeiten, einen Überblick über Schulaufgaben und Abgabetermine zu behalten und 29% fiel dies zumindest teilweise schwer. Elterliche Unterstützung beim Lernen Die Schulaufgaben waren zu anspruchsvoll für mein 23,5% 25,5% 28,9% 12,7% 9,4% Kind. (n=498) Ich hatte genügend Kenntnisse in den Schulfächern, um 8,5% 26,2% 24,0% 35,5% mein Kind beim Lernen zu unterstützen. (n=496) 5,8% Ich war in der Lage, mein Kind zu motivieren, wenn es das Interesse an den Schulaufgaben verloren hat oder 10,2% 31,5% 28,7% 26,0% dadurch frustriert war. (n=492) 3,7% Es fiel mir schwer, einen Überblick über die 20,0% 17,4% 28,7% 19,0% 15,0% Schulaufgaben meines Kindes zu behalten. (n=501) Ich hatte nicht genug Zeit, um das Lernen und die allgemeinen schulischen Aktivitäten meines Kindes zu 27,0% 20,2% 27,6% 15,0% 10,2% unterstützen. (n=500) Ich hatte genügend Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Medien, um das Online-Lernen meines Kindes 7,6% 25,6% 26,6% 34,8% zu unterstützen. (n=497) 5,4% 0,0% 10,0%20,0%30,0%40,0%50,0%60,0%70,0%80,0%90,0%100,0% trifft nicht zu trifft eher nicht zu trifft teilweise zu trifft eher zu trifft zu Abbildung 11: Elterliche Unterstützung beim Lernen 27
Die Hälfte der Eltern war davon überzeugt, dass die Schulaufgaben während des Lockdown nicht zu anspruchsvoll für ihre Kinder waren; 29% hatten das Gefühl, dass es teilweise zu viel für ihre Kinder war. Ein Großteil der Eltern war dazu in der Lage, seine Kinder zu motivieren, wenn sie frustriert waren, oder das Interesse an den Schulaufgaben verloren hatten; 14% hatte Probleme mit der Motivation ihrer Kinder. Aus der qualitativen Teilstudie mit Familien von Kindern zwischen sechs und 12 Jahren geht hervor, dass das die Koordination des gleichzeitigen Arbeitens der Eltern von zuhause aus und der Fernunterricht eine spezifische zeitliche Planung erforderte. Eltern, die im Home Office waren und gleichzeitige schulpflichtige Kinder mit Fernunterricht hatten, erlebten den Covid- 19 Lockdown als anstrengende Zeit. Für Alleinerziehende war es besonders wichtig, genaue zeitliche Regeln aufzustellen, um die Arbeit der Eltern, den Fernunterricht der Kinder sowie häusliche Pflichten vereinbaren zu können (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020). 6.6 FÄHIGKEITEN, FERTIGKEITEN UND SELBSTWIRKSAMKEIT IM UMGANG MIT DIGITALEN TECHNOLOGIEN Österreichische Eltern verfügten über hohe Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien. Die Mehrheit wusste, welche Informationen man im Internet teilen kann und welche man besser für sich behalten sollte (83%), wo man vertrauenswürdige Gesundheitsinformationen findet (75%) und wie man Privatsphäreeinstellungen setzt (74%). 81% waren in der Lage, öffentliche Onlinedienste zu nutzen. Eine größere Unsicherheit zeigte sich hinsichtlich der Beurteilung von Informationen aus dem Internet, dennoch fiel es der Hälfte der Eltern leicht, Informationen aus dem Internet zu beurteilen. 28
Fähigkeiten und Fertigkeiten der Eltern im Umgang mit digitalen Technologien Ich weiß, wie man an einer Videokonferenz teilnimmt. 8 16 76 (n=505) Ich weiß, welche Informationen ich online stellen sollte 4 13 83 und welche nicht. (n=504) Ich weiß, wo ich Gesundheitsinformationen finde, denen 6 19 75 ich trauen kann. (n=502) Ich finde es einfach zu überprüfen, ob eine Information 13 34 53 aus dem Internet richtig ist. (n=503) Ich weiß, wie ich meine Privatsphäreeinstellungen 7 19 74 ändern kann. (n=503) Ich weiß, wie man öffentliche Onlinedienste nutzt. 5 14 81 (n=505) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 trifft nicht zu trifft teilweise zu trifft zu Abbildung 12: Fähigkeiten und Fertigkeiten der Eltern im Umgang mit digitalen Technologien Die Hälfte der Eltern (54%) hatte das Gefühl, mehr über das Internet Bescheid zu wissen als ihre Kinder. Umgekehrt fanden 39% der Heranwachsenden, dass sie besser über das Internet Bescheid wissen als ihre Eltern. Ältere Schülerinnen und Schüler hatten diesbezüglich mehr Selbstvertrauen als jüngere. Die Hälfte der 16- bis 18-jährigen Burschen und Mädchen war der Meinung, besser über das Internet Bescheid zu wissen als ihre Eltern. Dies traf auf 35% der 13 bis 15-Jährigen und auf 30% der Zehn- bis Zwölfjährigen zu. Darüber hinaus hatten 43% der Heranwachsenden das Gefühl, ihr Wissen gegenüber jenem ihrer Eltern während des Covid- 19 Lockdown verbessert zu haben. 29
Persönliche Einschätzung des Wissens im Umgang mit dem Internet Eltern: Wissen größer als Kinder 8 11 24 17 37 3 Kinder gesamt: Wissen größer als Eltern 11 15 30 18 21 5 16-18: Wissen größer als Eltern 4 8 30 22 31 5 13-15: Wissen größer als Eltern 7 13 39 17 18 6 10-12: Wissen größer als Eltern 21 22 23 16 14 4 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 trifft nicht zu trifft eher nicht zu trifft teilweise zu trifft eher zu trifft zu weiß nicht Angaben der Heranwachsenden (n= 510); Angaben der Eltern (n=510) Abbildung 13: Persönliche Einschätzung des Wissens im Umgang mit dem Internet In ihrer Selbsteinschätzung zeigten Heranwachsende relative gute Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien. Über die Hälfte war in der Lage, an einer Videokonferenz teilzunehmen (64%), wusste, welche Informationen man im Internet teilen kann und welche man besser für sich behalten sollte (66%), und war in der Lage, Privatsphäreeinstellungen zu setzen (60%). 42% der Schülerinnen und Schüler fanden es einfach zu überprüfen, ob Informationen aus dem Internet stimmen, und gleich viele waren in der Lage, vertrauenswürdige Gesundheitsinformationen im Internet zu finden. Öffentliche Onlinedienste waren unter Kindern und Jugendlichen kaum verbreitet und lediglich 28% waren in der Lage, diese zu nutzen. Obwohl diese Ergebnisse insgesamt erfreulich sind, gab es auch Kinder und Jugendliche mit weniger Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien. Aus Perspektive des Fernunterrichts muss ein besonderes Augenmerk auf diese Heranwachsenden gerichtet werden, den mangelnde Fähigkeiten und Fertigkeiten können zu Problemen in der Teilnahme am Onlineunterricht und an Online-Lernaktivitäten führen – vor allem in einer Situation, in der ein persönlicher Kontakt zu Lehrpersonen und Mitschüler*innen nicht möglich ist. Beispielsweise waren 23% nicht in der Lage, Informationen aus dem Internet zu beurteilen, und 35% waren sich diesbezüglich unsicher. 14% wussten nicht, wie man Privatsphäreeinstellungen setzt, und 26% wussten darüber nur teilweise Bescheid. Außerdem waren 25% unsicher in der Frage, welche Informationen man im Internet teilen kann und welche man besser für sich behalten sollte; 10% konnten dies überhaupt nicht unterscheiden. 30
Als positiver Effekt des Covid-19 Lockdowns zeigt sich, dass viele Kinder und Jugendliche das Gefühl hatten, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien in dieser Zeit verbessert zu haben. 73% wurden besser darin, einer Videokonferenz beizutreten, 58% fühlten sich besser in der Entscheidung, welche Informationen online veröffentlicht werden können, und 54% verbesserten sich im Setzen von Privatsphäreeinstellungen. Weniger Verbesserungen ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten empfanden die Heranwachsenden im Hinblick auf das Finden vertrauenswürdiger Gesundheitsinformationen (45%), in der Beurteilung von Informationen aus dem Internet (48%) sowie im Umgang mit öffentlichen Onlinediensten (29%). 31
Fähigkeiten und Fertigkeiten Heranwachsender im Umgang mit digitalen Technologien 27 73 Ich weiß, wie man an einer Videokonferenz teilnimmt. 64 (n=497)) 24 12 41 58 Ich weiß, welche Informationen ich online teilen sollte 66 und welche nicht. (n=496) 25 10 55 45 Ich weiß, wo ich Gesundheitsinformationen finde, denen 42 ich trauen kann. (n=456) 33 25 52 48 Ich finde es einfach zu überprüfen, ob eine Information 42 aus dem Internet richtig ist. (n=462) 35 23 46 54 Ich weiß, wie ich meine Privatsphäreeinstellungen ändern 60 kann. (n=487) 26 14 71 29 Ich weiß, wie man öffentliche Onlinedienste nutzt. 28 (n=463) 24 48 0 10 20 30 40 50 60 70 80 während Lockdown nicht berbessert während Lockdown verbessert trifft zu trifft teilweise zu trifft nicht zu Abbildung 14: Fähigkeiten und Fertigkeiten Heranwachsender im Umgang mit digitalen Technologien Aus Elternperspektive hatte der Fernunterricht einen Einfluss auf den Umgang Heranwachsender mit schulischen Aufgaben sowie auf Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien. Die Hälfte der Eltern gab an, dass ihre Kinder insgesamt mehr Selbständigkeit sowie mehr Selbstbestimmung in der Bearbeitung von Schulaufgaben erlangt haben. Ebenso hatte die Hälfte der Eltern den Eindruck, dass sich ihre Kinder in der 32
Nutzung digitaler Technologien für Schulaufgaben verbessert haben. 44% der Eltern fand, dass sich ihre Kinder in der Organisation von Schulaufgaben verbessert haben und 43% hatten den Eindruck, dass sich ihre Kinder darin verbessert haben, anderen in der Nutzung digitaler Technologien für schulische Zwecke zu helfen. Effekte des Fernunterrichts aus Elternperspektive Mein Kind wurde besser darin, anderen bei der Nutzung digitaler Technologien für die Bearbeitung von 19 38 43 Schulaufgaben zu helfen. (n=476) Insgesamt hat sich mein Kind in der Nutzung digitaler Technologien für seine Schulaufgaben verbessert. 16 35 49 (n=494) Mein Kind hat mehr Selbständigkeit erlangt. (n=496) 13 36 51 Mein Kind hatte mehr Selbstbestimmung beim 14 32 54 Bearbeiten seiner Schulaufgaben. (n=490) Mein Kind hat sich in der Organisation seiner 20 36 44 Schulaufgaben verbessert. (n=494) Mein Kind hat sich stärker für die Schule engagiert. 32 33 35 (n=489) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 trifft nicht zu trifft teilweise zu trifft zu Abbildung 15: Effekte des Fernunterrichts aus Elternperspektive Auch in der qualitativen Untersuchung der Familien mit jüngeren Kindern, berichteten Eltern, dass Mädchen und Buben neue Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien erlangt haben. Sie lernten den Umgang mit Learning Apps (die von den Eltern zur Verfügung gestellt wurden) sowie Nachrichten von der Schule zu erhalten und zu beantworten. Allerdings beinhaltete der Fernunterricht für die Mehrheit der Volksschulkinder weder den Umgang mit Videokonferenzen, noch mit Lernplattformen oder digitalen Arbeitsblättern. Nichts desto trotz lernten viele in dieser Zeit mit Dateien auf dem Computer umzugehen sowie Dokumente zu drucken, oder diese an die Lehrperson zu schicken. Vorschulkinder erwarben Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien vor allem hinsichtlich der freizeitorientierten Nutzung (z.B. Umgang mit Audio- 33
Streamingplattformen und Onlinespielen oder Erstellung eigener, kreativer Inhalte) (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020). 6.7 BEDÜRFNIS NACH UNTERSTÜTZUNG Da die Umstellung auf den pandemiebedingten Fernunterricht im Frühling 2020 eine Notsituation war, konnte die Unterstützung der Familien nicht zuvor geplant werden. Eltern mussten mit einer vollkommen neuen Situation umgehen – nicht nur im Hinblick auf den Fernunterricht, sondern auch in Bezug auf das Arbeiten von zuhause aus sowie weitere Herausforderungen. Mütter und Väter versuchten ihr Bestes in der Unterstützung ihrer Kinder zu geben. Sie wurden danach gefragt, welche Hilfestellungen sie sich von der Schule wünschen würden, um ihre Kinder noch besser unterstützen zu können. Ein Großteil (73%) nannte hier Onlineaktivitäten, die es Heranwachsenden ermöglichen, sich mit Mitschüler*innen auszutauschen und gemeinsam zu lernen. Eltern wünschten sich ebenso Richtlinien und Handreichungen für die Unterstützung ihrer Kinder bei der Teilnahme am Fernunterricht und in der Bearbeitung von Hausübungen (66%). Ebenso wurden Vorschläge für außerschulische Aktivitäten gewünscht, die zuhause gemacht werden können (61%). Darüber hinaus hätte die Hälfte der Eltern gerne Richtlinien und Handreichungen zur psychologischen Unterstützung ihrer Kinder gehabt. Zusätzlich forderten viele Mütter und Väter eine psychologische Beratung und Betreuung der Kinder (41%) sowie der gesamten Familie (40%). WAS WÜNSCHEN SIE SICH VON DER SCHULE, UM IHR KIND BESSER ZU UNTERSTÜTZEN? Onlineaktivitäten zum Austausch und gemeinsamen Lernen mit Mitschüler*innen 73% Richtlinien und Handreichungen zur Unterstützung meines Kindes beim 66% Fernunterricht und bei den Hausaufgaben Ideen für außerschulische Aktivitäten, die zuhause gemacht werden können 61% Richtlinien und Handreichungen zur psychologischen Unterstützung meines Kindes 52% Psychologische Beratung und Betreuung meines Kindes 41% Psychologische Beratung und Betreuung meiner Familie 40% Anderes 9% Mehrfachantworten, Angaben der Eltern Tabelle 7: Wünsche der Eltern nach Unterstützung Auch die Eltern von Volkschulkindern hatten das Gefühl, den Fernunterricht während des Covid-19 Lockdown gut gemeistert zu haben. Die größte Herausforderung aus Perspektive dieser Mütter und Väter war die Übersicht über Schulaufgaben und Abgabetermine zu behalten. Die Qualität und Quantität der Rückmeldungen zu Schulaufgaben variierte zwischen den Schulen und den einzelnen Lehrpersonen; allgemein waren jedoch sowohl Eltern als auch 34
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