LEHREN WÄHREND DES COVID-19 LOCKDOWNS: DIE PERSPEKTIVE ÖSTERREICHISCHER LEHRER*INNEN AUF DEN FERNUNTERRICHT

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LEHREN WÄHREND DES COVID-19 LOCKDOWNS: DIE PERSPEKTIVE ÖSTERREICHISCHER LEHRER*INNEN AUF DEN FERNUNTERRICHT
LEHREN WÄHREND DES COVID-19
LOCKDOWNS: DIE PERSPEKTIVE
ÖSTERREICHISCHER LEHRER*INNEN AUF
DEN FERNUNTERRICHT
Österreichische KiDiCoTi-Teilstudie

CHRISTINE TRÜLTZSCH-WIJNEN
WOLFGANG STURM

        Diese Studie wurde finanziert durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
LEHREN WÄHREND DES COVID-19 LOCKDOWNS: DIE PERSPEKTIVE ÖSTERREICHISCHER LEHRER*INNEN AUF DEN FERNUNTERRICHT
KIDICOTI PROJEKTLEITUNG FÜR ÖSTERREICH

Assoz. Prof. PD Mag. Dr. Sascha Trültzsch-Wijnen Prof. Mag. Dr. Christine Trültzsch-Wijnen

Universität Salzburg                               Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig

Fachbereich Kommunikationswissenschaft             Kompetenzzentrum für Medienpädagogik & E-Learning

PROJEKT COVID-19 AUS LEHRENDENPERSPEKTIVE

Prof. Mag. Dr. Christine Trültzsch-Wijnen                  Wolfgang Sturm, BEd, MA

Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig              Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig

Kompetenzzentrum für Medienpädagogik & E-Learning

KIDICOTI INTERNATIONALE PROJEKTKOORDINATION

Dr. Stephane Chaudron

Joint Research Centre of the European Commission

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LEHREN WÄHREND DES COVID-19 LOCKDOWNS: DIE PERSPEKTIVE ÖSTERREICHISCHER LEHRER*INNEN AUF DEN FERNUNTERRICHT
Zitierweise: Trültzsch-Wijnen, C.W. & Sturm, W. (2020): Lehren während des Covid-19 Lockdown. Die
Perspektive österreichischer Lehrer*innen auf den Fernunterricht. KiDiCoTi Teilstudie.
https://doi.org/10.25598/KiDiCoTi-AT-2020-6

Veröffentlicht im Jänner 2021

ABSTRACT

Dieser Bericht ist das Ergebnis einer österreichischen Teilstudie, die im Rahmen des
europäischen Forschungsprojekts „Kids’ Digital Lives in COVID-19 Times“ (KiDiCoTi)
durchgeführt wurde. Zusätzlich zur qualitativen (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020b)
und quantitativen (Vuorikari et al. 2020; Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a)
Befragung von Schüler*innen und deren Familien wurden in Österreich auch Lehrer*innen
befragt. Ausgehend von der Situation des Fernunterrichts während des ersten Covid-19
Lockdowns in Österreich im Frühjahr 2020 beleuchtet dieser Bericht die Perspektive der
Lehrpersonen auf das Distanzlehren.

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INHALT

Abstract ...................................................................................................................................... 3

1      Zusammenfassung .............................................................................................................. 5

    1.1       Zentrale Ergebnisse ..................................................................................................... 5

    1.2       Empfehlungen.............................................................................................................. 6

2      Einleitung ............................................................................................................................ 7

3      Methode.............................................................................................................................. 9

4      Beschreibung der Stichprobe ............................................................................................ 11

5      Zugang zu digitalen Technologien..................................................................................... 13

6      Fernunterricht ................................................................................................................... 15

    6.1       Onlineunterricht ........................................................................................................ 15

    6.2       Eingesetzte Medien ................................................................................................... 17

    6.3       Arbeitsbedingungen .................................................................................................. 18

    6.4       Persönliche Wahrnehmungen, Gefühle und einschätzung des Fernunterrichts ...... 21

    6.5 Einstellungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit Digitalen Technologien 27

    6.6       Resümee und Blick in die Zukunft ............................................................................. 29

7      Schlussfolgerungen ........................................................................................................... 33

8      Literatur............................................................................................................................. 36

                                                                                                                     4
1        ZUSAMMENFASSUNG

1.1      ZENTRALE ERGEBNISSE

     Österreichische Lehrerinnen und Lehrer sind gut mit digitalen Geräten ausgestattet und
      die Mehrheit verfügt über einen schnellen Internetzugang; ein Viertel hat allerdings nur
      einen langsamen Internetanschluss. Ein Großteil findet es nicht gerechtfertigt, für den
      Unterricht mit digitalen Medien private finanzielle Mittel aufwenden zu müssen.

     An über der Hälfte der Schulen wurde der Onlineunterricht mit zusätzlichen
      Lernmaterialen kombiniert. Über drei Viertel unterrichteten per Videokonferenz.

     Nur wenige Lehrpersonen bekamen von ihrer Schule konkrete Vorgaben für den
      Fernunterricht und recherchierten daher selbständig nach geeigneten Apps und
      geeigneter Software. Ein Großteil nutzte eine Lernplattform, die von der Schule zur
      Verfügung gestellt wurde, ein Drittel griff aber auch auf andere Lernplattformen oder Apps
      zurück.

     Der Fernunterricht bedeutete für den Großteil der Lehrerinnen und Lehrer einen erhöhten
      Aufwand an Zeit und Energie. Zudem hatten viele Schwierigkeiten in der Trennung von
      Beruf und Privatleben. Die Hälfte hatte das Gefühl, dadurch weniger Zeit für die eigene
      Familie zu haben.

     Als Probleme beim Fernunterricht wurden technische Hindernisse sowie die Befürchtung,
      dass dieser für mache SchülerInnen zu anspruchsvoll sein könnte, genannt.

     Viele Lehrer*innen hätten sich für den Fernunterricht mehr Unterstützung gewünscht,
      wenngleich sie letztendlich zu individuellen Lösungen kamen.

     Als Resultat der Erfahrungen während des Fernunterrichts möchte ein Großteil zukünftig
      vermehrt digitale Medien einsetzen und mehr über den Unterricht mit digitalen Medien
      lernen. Daher wünschen sich viele ein entsprechend breiteres Fortbildungsangebot in
      diesem Bereich.

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1.2      EMPFEHLUNGEN

     Die Verwendung digitaler Medien und Lernplattformen im Rahmen des regulären
      Schulunterrichts muss weiterhin forciert und unterstützt werden, damit Schulen und
      Lehrpersonen gut für zukünftige Situationen, die einen Fernunterricht erfordern,
      vorbereitet sind. Digitale Medien und Lernplattformen sollten ein fixer Bestandteil des
      Unterrichts werden.

     Schulen müssen insgesamt besser auf zukünftige Situationen, die einen Fernunterricht
      erfordern, vorbereitet werden (genauere Vorgaben, Management, Schulentwicklung
      etc.).

     Lehrerinnen und Lehrer müssen besser für den Unterricht mit digitalen Medien geschult
      werden (Mediendidaktik, Zeitmanagement etc.). Dies betrifft sowohl die Ausbildung als
      auch die Fortbildung von Lehrpersonen.

     Wenn über einen längeren Zeitraum Fernunterricht über digitale Medien stattfinden
      muss, sollten Lehrpersonen hinsichtlich ihrer technischen Ausstattung (entweder für das
      Home-Office oder vor Ort an der Schule) unterstützt werden, damit auch alle in der Lage
      sind, einen qualitativ hochwertigen Onlineunterricht zu leisten.

     Um Lehrpersonen weiterhin zu motivieren, bei Bedarf einen guten Fernunterricht zu
      leisten, muss der erhöhte Zeitaufwand dafür entsprechend anerkannt werden (z.B.
      Vergütung, Stundenkontingent etc.).

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2       EINLEITUNG

Die Ausbreitung der Covid-19 Pandemie Anfang des Jahres 2020 führte zu einem Lockdown in
vielen europäischen Ländern – ebenso in Österreich. Dies erforderte von Österreichs
Bildungseinrichtungen eine schnelle Umstellung von Präsenz- auf Fernunterricht.

In Österreich begann die Schließung des Bildungssektors am 12. März 2020, als das
Bundeskanzleramt den Wechsel auf Onlinelehre für alle Hochschulen und Universitäten mit
16. März ankündigte. Ein Großteil der tertiären Bildungseinrichtungen setzte diese Maßnahme
bereits ab dem 12. März um. Am 16. März wurden alle Schulen der Sekundarstufe geschlossen
und am 18. März folgten Volksschulen und Kindergärten. Am 18. Mai öffneten die Schulen
wieder. Schülerinnen und Schüler mussten einen Mund-Nasen-Schutz im gesamten
Schulgebäude, außer an ihrem Platz in der Klasse, tragen. Die Klassen wurden in kleinere
Gruppen unterteilt und es wurde abwechselnd in Präsenz unterrichtet. Die meisten Kinder
waren jeden zweiten Tag persönlich in der Schule anwesend, an den anderen Tagen wurde
der Fernunterricht fortgesetzt. Diese Vorgangsweise wurde bis zum Ende des Schuljahres
(Anfang Juli) fortgeführt.

Nach den Sommerferien nahmen die Schulen Anfang September wieder den regulären
Unterricht auf. Die Schülerinnen und Schüler mussten weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz
tragen, aber der Unterricht fand wieder mit der gesamten Klasse statt. Ab 3. November 2020
startete ein sogenannter „leichter“ Lockdown und alle Schülerinnen und Schüler der
Sekundarstufe II wechselten wieder in den Fernunterricht. In der Sekundarstufe I sowie in der
Primarstufe wurde der reguläre Schulunterricht bis 16. November aufrechterhalten. Von 17.
November bis 6. Dezember wurde in Österreich der zweite Lockdown angeordnet und der
gesamte Schulbetrieb wurde wieder auf Fernunterricht umgestellt. Anschließend folgte der
dritte Lockdown nach den Weihnachtsferien vom 7. Jänner bis 7. Februar 2021;1 ein weiteres
Mal wurde der gesamte Schulunterricht auf Fernunterricht umgestellt.

Der Fernunterricht während des ersten Lockdowns, der im Mittelpunkt dieses
Forschungsberichts steht, gestaltete sich als eine Kombination unterschiedlicher Methoden
des Distanzlehrens und -lernens. Weder Schüler*innen noch Lehrer*innen waren zu dieser
Zeit in der Schule anwesend. Eine Ausnahme bestand für Kinder bis 14 Jahre (Primarstufe und

1
 Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichts war das Ende des dritten Lockdowns mit 7. Februar 2021
angesetzt, Entscheidungen über eine etwaige Verlängerung lagen noch nicht vor.

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Sekundarstufe I) deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiteten (z.B. medizinisches
Personal). Für sie wurde eine Betreuung an der Schule angeboten, aber auch sie bekamen
keinen Unterricht, sondern hatten dieselben Aufgaben wie ihre Mitschülerinnen und
Mitschüler zu erledigen.

Es wurden verschiedene digitale sowie nicht-digitale Medien (Bücher, Arbeitsblätter etc.)
eingesetzt. Für Lehrer*innen, Schüler*innen und deren Eltern bedeutete dies eine plötzliche
Umstellung auf eine vollkommen neue Situation ohne entsprechende Vorbereitung. Während
des zweiten und dritten Lockdowns konnten sowohl die Lehrpersonen als auch die
Schüler*innen und ihre Familien auf Erfahrungen aus dem ersten Lockdown zurückgreifen.
Daher ist der erste Lockdown, auf welchen sich dieser Bericht bezieht, besonders
aufschlussreich hinsichtlich der Frage, wie Lehrerinnen und Lehrer mit dem Notfall-
Fernunterricht umgegangen sind.

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3       METHODE

Das Projekt Kids’ Digital Lives in COVID-19 Times (KiDiCoTi)2 beleuchtet den Medienumgang
Heranwachsender und ihrer Eltern während des Covid-19 Lockdowns in Europa. Dazu wurden
eine qualitative Erhebung (15 Länder) sowie eine quantitative Fragebogenerhebung (11
Länder) durchgeführt (für Details siehe Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a, b). Die
quantitative Studie beinhaltete unter anderem ein Modul zum Fernunterricht, bestehend aus
sieben Fragen für den bzw. die Heranwachsende und sechs Fragen für dessen bzw. deren
Elternteil. Dabei wurden folgende Bereiche behandelt: Einstellungen und Empfindungen in
Bezug auf den Fernunterricht, Teilnahme am Onlineunterricht, Kommunikation mit
Lehrer*innen, elterliche Unterstützung, Schwierigkeiten und Herausforderungen des Online-
Fernunterrichts, elterliche Wahrnehmungen hinsichtlich der Teilnahme ihrer Kinder am
Fernunterricht (inkl. des Erwerbs neuer Fähigkeiten und Fertigkeiten), Einschätzung der
Auswirkung des Fernunterrichts auf die Bildung der Heranwachsenden, zusätzliche
Bildungsaktivitäten sowie der Bedarf einer Unterstützung, falls eine ähnliche Situation
wiederkehren sollte. Darüber hinaus wurden Fragen zur Motivation und zu möglichen Ängsten
in Bezug auf den Fernunterricht gestellt (Vuorikari et al. 2020).

Dieses Modul diente als Basis für eine weitere Teilstudie, welche den Blick auf die Perspektive
der Lehrenden lenkt. Analog zu den Fragen an die Schüler*innen und deren Eltern wurde ein
Onlinefragebogen für Lehrpersonen entwickelt, welcher dieselben Themenbereiche abdeckt.
Die Erhebung hat einen explorativen Charakter und wurde im Bundesland Salzburg
durchgeführt. Da Österreich ein einheitliches Schulsystem hat, kann das Bundesland Salzburg
als Beispiel für Österreich dienen.

Als Erhebungszeitraum wurden die letzten beiden Schulwochen vor Beginn der Sommerferien
und die erste Ferienwoche gewählt (29. Juni bis 19. Juli). Zu diesem Zeitpunkt waren die Regeln
des ersten Lockdowns bereits ein wenig gelockert und die Schülerinnen und Schüler waren
jeden zweiten Tag in der Schule anwesend. Die Lehrerinnen und Lehrer unterrichteten vor Ort
in der Schule. Der Unterricht fand allerdings nur mit halben Klassen statt und gestaltete sich
als eine Mischung aus Präsenz- und Fernunterricht. Da die Zeit des vollständigen

2
  Kids' Digital lives in COVID-19 Times" (KiDiCoTi): https://ec.europa.eu/jrc/en/science-update/kidicoti-kids-
digital-lives-covid-19-times
Das Projekt "Kids' Digital lives in COVID-19 Times" (KiDiCoTi) wird als Kooperation zwischen 26
Forschungseinrichtungen in 15 europäischen Ländern sowie dem Forschungsbüro der UNICEF durchgeführt und
von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission koordiniert.

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Fernunterrichts (bis 18. Mai) gerade erst vorüber war, konnten die Lehrpersonen gut Auskunft
über die Situation während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 geben.

Der Link zum Onlinefragebogen wurde mit einem Begleitschreiben per E-Mail an alle
Schulleiterinnen und Schulleiter des Bundeslandes Salzburg verschickt mit der Bitte, das
Lehrer*innenkollegium des jeweiligen Schulstandorts auf die Umfrage hinzuweisen und um
Teilnahme zu ersuchen. Insgesamt haben 212 Lehrerinnen und Lehrer den Fragebogen
beantwortet. Dabei ist festzuhalten, dass alle Befragten tatsächlich auch alle Fragen
beantwortet haben. Eine Ausnahme bilden lediglich zwei offene Fragen am Ende des
Fragebogens, die nicht von allen beantwortet wurden.

.

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4         BESCHREIBUNG DER STICHPROBE

An der Lehrendenbefragung nahmen 212 Lehrerinnen und Lehrer teil. 17% der Befragten
unterrichten an einer Volksschule, 17,5% an einer Mittelschule, 41% an einer
allgemeinbildenden höheren Schule, 4,2% an einer Polytechnischen Schule und 37,7% an einer
berufsbildenden Schule (Tabelle 1). Im Vergleich zur tatsächlichen Verteilung von
Lehrpersonen auf unterschiedliche Schultypen sind Lehrende der berufsbildenden Schulen
und der Polytechnischen Schule überrepräsentiert, während Lehrende der anderen Schulen
unterrepräsentiert sind. Sonderschullehrerinnen und -lehrer haben nicht an der Befragung
teilgenommen.

 LEHRPERSONEN NACH SCHULE
                                      Stichprobe (n= 212)   tatsächliche Verteilung (BMBWF 2020)
 Mittelschule                                          17,5                                  24,9
 allgemeinbildende höhere Schule                       41,0                                  56,2
 Volksschule                                           17,0                                  24,8
 Polytechnische Schule                                  4,2                                   1,8
 Berufsbildende Schule                                 37,7                                  28,2
 Sonderpädagogisches Zentrum                              0                                  4,74
Tabelle 1: Lehrpersonen nach Schule

Die Anzahl der weiblichen (71,3%) und männlichen (28,7%) Lehrpersonen entspricht der
tatsächlichen Verteilung in der Grundgesamtheit. 17% der Lehrerinnen und Lehrer
unterrichten in einer Landgemeinde, 35,8% in einer Kleinstadt und 47,2% in einer Großstadt.
Dennoch lebt ein Großteil der Lehrerinnen und Lehrer auf dem Land (44,3%) und hat ein Haus
mit Garten (58,5%) (Tabelle 2). Es ist anzunehmen, dass dies einen positiven Effekt auf das
allgemeine Wohlbefinden zur Zeit des Lockdowns im Frühling 2020 hatte.

                                                                               11
LEBENSUMSTÄNDE

  Wohnort

  Dorf oder Landgemeinde              44,3%

  Kleinstadt                          26,9%

  Großstadt                           28,8%

  Wohnumgebung

  Wohnung ohne Balkon oder Terrasse   3,3%

  Wohnung mit Balkon oder Terrasse    36,3%

  Haus ohne Garten                    0,5%

  Haus mit Garten                     58,5%

Tabelle 2: Lebensumstände (n=212)

                                              12
5         ZUGANG ZU DIGITALEN TECHNOLOGIEN

Österreichische Lehrerinnen und Lehrer waren gut mit digitalen Geräten ausgestattet (Tabelle
3). Im Durchschnitt besaßen die Lehrpersonen zwei Computer oder Laptops, einen Fernseher
oder Smart TV, zwei Smartphones und eine Webcam. Wenige besaßen ein Tablet oder eine
Digital- bzw. Videokamera und virtuelle Assistenten waren kaum verbreitet. Neue Geräte
wurden während des Lockdowns kaum angeschafft. Die Ausstattung der Lehrpersonen
unterscheidet sich im Vergleich zu jener der Familien mit schulpflichtigen Kindern (Trültzsch-
Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a, S. 14), dahingehend, dass durchschnittlich weniger
Smartphones und Fernsehgeräte und nur selten Spielkonsolen vorhanden sind. Dies lässt sich
durch unterschiedliche Bedürfnisse von Heranwachsenden und Erwachsenen (v.a.
Spielkonsole) sowie dadurch erklären, dass in Haushalten mit schulpflichtigen Kindern in der
Regel mehr Personen leben, die insgesamt mehr Geräte besitzen (siehe auch Abbildung 6).

    ANZAHL DIGITALER GERÄTE

                                             Besitz (Mittelwert)   Während      des     Lockdowns
                                                                   gekauft (Mittelwert)

    Tablet                                   0,87                  0,07

    Computer/ Laptop                         2,36                  0,1

    TV/ Smart TV                             1,53                  0,02

    Smartphone                               2,1                   0,06

    Webcam                                   1,25                  0,11

    Digital-/Videokamera             (nicht 0,88                   0,03
    Smartphone

    virtueller Assistent                     0,34                  0
Tabelle 3: Anzahl digitaler Geräte (n=212)

Die Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer hatte einen schnellen und unlimitierten
Internetzugang, ein Viertel musste allerdings mit einem langsamen Internetanschluss
zurechtkommen. 22,6% nutzten darüber hinaus eine 3G- oder 4G-Verbindung über ihr
Smartphone (Tabelle 4). Die Lehrpersonen hatten somit ähnliche technische Bedingungen für
den Fernunterricht wie ihre Schülerinnen und Schüler (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen
2020a, S. 14).

                                                                                 13
INTERNETZUGANG

  Hochgeschwindigkeitsbreitbandanschluss/ schnelles, unlimitiertes Internet   72,6%

  langsamer Internetanschluss                                                 24,5%

  3G- oder 4G-Verbindung mittels Smartphone                                   22,6%

  Keine Internetverbindung                                                    0,9%
Tabelle 4: Internetzugang (n=212)

                                                                         14
6          FERNUNTERRICHT

6.1        ONLINEUNTERRICHT

Der Covid-19 Lockdown im Frühling 2020 kam plötzlich und unvorbereitet für Schulen und
Schulsysteme weltweit. Auch in Österreich wurden Schulen innerhalb weniger Tage
geschlossen und Lehrer*innen, Schüler*innen sowie Eltern mussten sich rasch auf die neue
Situation des Fernunterrichts umstellen. Nach Angaben der befragten Lehrpersonen wurde an
über der Hälfte der Schulen der Onlineunterricht mit zusätzlichen Lernmaterialen (z.B. Bücher,
Arbeitsblätter etc.) kombiniert. An 19,8% der Schulen wurde der gesamte Unterricht online
abgehalten, zugleich wurde aber an ebenso vielen Schulen (19,3%) gar nicht online
unterrichtet, sondern die Lernmaterialien wurden auf anderem Wege an die Schülerinnen und
Schüler übermittelt (Abbildung 1).

                                      Unterricht während des Lockdown
    70

                                                60,4
    60

    50

    40

    30

                   19,8                                                    19,3
    20

    10

                                                                                                        0,5
    0
         gesamter Unterricht online       teilweise online &        kein Online-Unterricht,   Unterricht ist entfallen.
                                      zusätzliche Lernmaterialen Lernmaterialen auf anderem
                                                                         Wege verteilt

Abbildung 1: Unterricht während des Lockdowns (n=212)

38,6% der Lehrerinnen und Lehrer gab an, zumindest einmal pro Woche online unterrichtet
zu haben und 23,6% der Lehrpersonen unterrichteten täglich oder mehrmals am Tag online.
11,3% gaben an, weniger als einmal pro Woche synchronen Onlineunterricht gegeben zu
haben und über ein Viertel hat diese Möglichkeit der Interaktion mit Schülerinnen und

                                                                                                   15
Schülern während des Lockdowns nicht genutzt (Abbildung 2, zum internationalen Vergleich
siehe Vuorikari et al. 2020). Bemerkenswert ist, dass die befragten Schülerinnen und Schüler
zwar ähnliche Angaben hinsichtlich des wöchentlichen Onlineunterrichts machten, aber kaum
tägliche Online-Lernaktivitäten nannten (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a, S. 16).
Inwiefern diese Unterschiede auf ein unterschiedliches Verständnis von Onlineunterricht oder
auf andere Gründe zurückzuführen sind, kann hier allerdings nicht geklärt werden.

                             Frequenz des synchronen Onlineunterrichts
 45

 40                                              38,6

 35

 30
                                                                                               26,4
 25                23,6

 20

 15
                                                                         11,3
 10

   5

   0
        ein bis mehrmals pro Tag ein bis mehrmals pro Woche      weniger als einmal pro        nie
                                                                        Woche

Abbildung 2: Frequenz des synchronen Onlineunterrichts (n=212)

Nur etwas mehr als die Hälfte der Lehrpersonen hat von ihrer Schule konkrete Vorgaben zur
Umsetzung des Fernunterrichts erhalten. Schüler*innen und Eltern konnten ebenfalls kaum
mit Tipps für etwaige Apps oder Software dienen, die im Unterricht eingesetzt werden
könnten. Die Lehrer*innen waren daher vorrangig auf sich alleine gestellt. Daher
recherchierte etwa die Hälfte eigenständig nach geeigneten Apps und geeigneter Software für
ihren Unterricht. Ein Großteil (87,74%) stellte Materialen und Arbeitsblätter über digitale
Medien zur Verfügung und ermöglichte es den Schüler*innen, Arbeitsaufträge online
abzugeben (89,62%). Zugleich sorgte etwa ein Drittel (32,55%) dafür, dass Schüler*Innen ihre
Arbeitsaufträge in der Schule abgeben konnten und etwa ebenso viele bereiteten
Arbeitsblätter und Materialen zur Abholung in der Schule vor (29,25%). Die Kommunikation
mit den Schüler*innen erfolgte in erster Linie über digitale Medien (85,38%) und auch der

                                                                                          16
Austausch mit den Eltern erfolgte zu großen Teilen digital (62,74%). Nur wenige Lehrpersonen
verzichteten gänzlich auf den Einsatz digitaler Medien (4,72%) (Abbildung 3).

                   Situation des Fernunterrichts aus Lehrendenperspektive

      Schüler*nnen konnten Arbeitsaufträge in der Schule
                                                                                    59,43                      8,02          32,55
                         abgeben
                                                                      3,77
 Schüler*innen konnten Arbeitsaufträge online abgeben           6,6                                    89,62

                                                             4,72
  Zurverfügungstellung von Arbeitsblättern über digitale
                                                         7,55                                          87,74
                        Medien
                                                                                                                   4,25
   Vorbereitung von Arbeitsblättern zur Abholung in der
                                                                                     66,51                                     29,25
                         Schule
                                                                       6,2
  Kommunikation mit SchülerInnen über digitale Medien           8,01                                       85,38

          Kommunikation mit Eltern über digitale Medien                27,83          9,43                         62,74

                                                                                                                                     3,77
                              kein Einsatz digitaler Medien                                    91,51                                        4,72

                                                                                                                                  8,96
         Vorschläge für Apps/Softwäre von Schüler*innen
                                                                                             86,32                                          4,72
                            erhalten
                                                                                                                                  6,13
        Vorschläge für Apps/Softwäre von Eltern erhalten                                      89,15                                         4,72

                eigenständige Suche nach Apps/Software                      34,43            17,45                     48,11

              konkrete Vorgaben von der Schule erhalten                 28,77             17,92                       53,3

                                                               0       10     20     30      40       50      60      70     80   90        100

                                          trifft nicht zu     trifft teilweise zu         trifft zu

Abbildung 3: Situation des Fernunterrichts aus Lehrendenperspektive (n=212)

6.2       EINGESETZTE MEDIEN

Emails kristallisierten sich als jene Kommunikationsform heraus, die von den Lehrenden am
häufigsten im Kontext des Fernunterrichts genutzt wurde (93,4%). Die Mehrheit setzte
darüber hinaus Bücher und Arbeitsblätter (91,98%) ein und nutzte eine Lernplattform, die von

                                                                                                                      17
der Schule zur Verfügung gestellt wurde (88,68%). Etwas mehr als ein Drittel der Lehrerinnen
und Lehrer griff darüber hinaus auch auf Lernplattformen oder Apps, die nicht von der Schule
zur Verfügung gestellt wurden, zurück. Über drei Viertel unterrichteten auch per
Videokonferenz. Des Weiteren kamen Telefonate (61,32%) und Messenger Apps (45,75%)
häufig       zum       Einsatz.       Hingegen          wurden           Bildungs-TV-Programme                   (28,3%)      und
Bildungsradioprogramme oder Podcasts (21,23%) ebenso wie Apps oder Software zur Foto-
oder Videobearbeitung (27,83%) nur von wenigen genutzt. Eine untergeordnete Rolle spielten
im Fernunterricht SMS (23,58%) und Onlinespiele (16,5%) (Abbildung 4).

                              Im Fernunterricht eingesetzte Medien

                                        Email                                                                         93,4
                       Bücher, Arbeitsblätter                                                                         91,98
                    Lernplattform der Schule                                                                      88,68
                              Videokonferenz                                                           76,42
                                    Telefonat                                                  61,32
                             Messenger Apps                                       45,75
      Lernplattform/App nicht von der Schule                               34,9
                      Bildungs-TV-Programm                           28,3
 App/Software zur Foto-/Videobearbeitung                             27,83
                                          SMS                      23,58
           Podcast/Bildungs-Radioprogramm                        21,23
                                 Onlinespiele               16,5

                                                0     10    20      30      40    50      60     70    80        90    100

Abbildung 4: Im Fernunterricht eingesetzte Medien (n=212)

6.3       ARBEITSBEDINGUNGEN

Ein Großteil der Lehrerinnen und Lehrer wandte im Vergleich zum klassischen
Präsenzunterricht für den Fernunterricht wesentlich mehr Zeit auf (Abbildung 5).

                                                                                                            18
Aufgewendete Zeit für den Fernunterricht
                                  im Vergleich zum Präsenzunterricht
 45                                                                                                          42,5

 40
                                                                              34
 35
 30
 25
                                                  19,3
 20
 15
 10
                    4,2
   5
   0
           weniger als für den          gleich viel wie für den         mehr als für den          viel mehr Zeit als für den
           Präsenzunterricht              Präsenzunterricht            Präsenzunterricht              Präsenzunterricht

Abbildung 5: Aufgewendete Zeit für den Fernunterricht (n=212)

Die Arbeitsbedingungen während des Unterrichtens von zuhause aus waren relativ gut.
Wahrscheinlich ist es auf das durchschnittlich eher höhere Alter der österreichischen
Lehrpersonen           zurückzuführen            (Statistik       Austria    2020),        dass      im      Großteil          der
Lehrer*innenhaushalte während des Lockdowns keine Kinder wohnten, die Fernunterricht
hatten. In Lehrer*innenfamilien mit schulpflichtigen Kindern hatten zumeist ein bis zwei
Kinder Fernunterricht (Abbildung 6).

                                                                                                        19
Arbeitsbedingungen im Home Office
                                         70

                                         60

                                         50

                                         40

                                         30

                                         20

                                         10

                                          0
                                                     0     1      2     3 bis 5      mehr als 5
       Wie viele Personen lebten während
                                                     0    12,3   42,9    44,4           0,4
       des Lockdown in Ihrem Haushalt?
         Wie viele Personen arbeiteten
       während des Lockdown von zuhause             1,9   41     39,6    17,5            0
                      aus?
       Wie viele Kinder in Ihrem Haushalt
        hatten während des Lockdown                67,5   14,6   15,6    2,4             0
                Fernunterricht?

Abbildung 6: Arbeitsbedingungen im Home-Office (n=212)

Ein Großteil der Lehrpersonen gab an, dass sie in der Lage waren, sich in der Familie gut zu
organisieren, damit jeder und jede seinen bzw. ihren beruflichen und schulischen
Verpflichtungen nachkommen konnte. Auch die Internetverbindung hat in den meisten Fällen
gut funktioniert, wenn alle Familienmitglieder online waren und nur wenige mussten sich die
digitalen Arbeitsgeräte mit anderen Personen teilen. Dennoch gaben 21% an, dass es
schwierig war, sich gegenseitig nicht zu stören. Obwohl nur in wenigen Haushalten der
befragten Lehrpersonen Heranwachsende lebten, die Fernunterricht hatten, gaben 31% der
Lehrerinnen und Lehrer an, dass ihre Kinder beim Lernen zumindest teilweise mehr
Unterstützung als sonst benötigt haben (Abbildung 7).

Insgesamt gaben drei Viertel der Lehrpersonen an, dass sie sich auch im Home-Office gut auf
ihre Arbeit konzentrieren konnten, wenngleich 71% den Eindruck hatten, dass diese während
des Lockdowns mehr Energie erforderte. Nahezu die Hälfte hatte zumindest teilweise das
Gefühl, durch die Distanzlehre wenig Zeit für die Familie zu haben (Abbildung 7).

                                                                                20
Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben

   Ich hatte das Gefühl, wenig Zeit für meine Familie zu
                                                                                   52,83                     18,39            28,77
                          haben.

       Meine Arbeit hat mehr Energie als sonst erfordert.          12,74     16,51                            70,75

      Ich konnte mich gut auf meine Arbeit konzentrieren        8,96       16,04                              75

 Meine Kinder haben beim Lernen mehr Unterstützung
                                                                                       68,4                           13,68       17,92
                 als sonst benötigt.

       Es war schwierig, von zuhause aus zu unterrichten.                     48,11                        22,17              29,72

  Die Internetverbindung hat gut funktioniert, wenn wir
                                                                   16,04     12,74                            71,22
                    alle online waren.

            Ich musste mir mit mehreren Personen einen
                                                                                              84,91                               6,6 8,49
                      Computer/Laptop teilen.

         Es war schwierig, sich gegenseitig nicht zu stören                           66,04                          13,21        20,75

      Wir konnten uns in der Familie gut organisieren und
          jede/r konnte seinen/ihren Verpflichtungen            6,6 9,91                                   83,49
                        nachkommen.
                                                               0      10     20       30      40      50     60      70      80    90     100

                                         Trifft nicht zu       Trifft teilweise zu         Trifft zu

Abbildung 7: Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (n=212)

6.4        PERSÖNLICHE   WAHRNEHMUNGEN,                                GEFÜHLE                UND            EINSCHÄTZUNG                    DES
           FERNUNTERRICHTS

Aus Perspektive der Lehrpersonen war über die Hälfte der Schülerinnen und Schüler gut mit
digitalen Geräten ausgestattet und hatte zuhause auch eine gute Internetverbindung. Dies
deckt sich mit den Angaben der Schülerinnen und Schüler bzw. deren Eltern in der allgemeinen
KiDiCoTi-Studie (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a). 14% der Lehrerinnen und
Lehrer gaben darüber hinaus an, dass Schülerinnen und Schüler digitale Geräte von der Schule
geliehen haben, um am Fernunterricht teilzunehmen; 17% bestätigen dies zumindest
teilweise (Abbildung 8).

Die überwiegende Mehrheit der Lehrpersonen (78%) nannte keine technischen Probleme
während des Fernunterrichts, dennoch sollte im Blick behalten werden, dass 22% berichteten,

                                                                                                                      21
dass der Fernunterricht zumindest teilweise durch technische Hindernisse unmöglich war
(Abbildung 8).

                        Beurteilung der technischen Rahmenbedingungen

     Die Schüler*innen haben sich von der Schule
  Laptops/Tablets ausgeliehen, um am Fernunterricht                                   69,34                      16,98   13,68
                teilnehmen zu können.

    Der Ferunterricht über digitale Medien war durch
                                                                                        77,83                        15,57    6,6
           technische Hindernisse unmöglich.

 Die meisten Schüler*innen haben zuhause eine gute
                                                               8,96          33,96                          57,08
                Internetverbindung.

     Die Schüler*innen sind gut mit digitalen Geräten
                                                               13,13            29,19                       57,91
                      ausgestattet.

                                                           0          10   20     30      40      50   60   70      80   90    100

                                         trifft nicht zu        trifft teilweise zu       trifft zu

Abbildung 8: Beurteilung der technischen Rahmenbedingungen (n=212)

Nahezu drei Viertel der Lehrerinnen und Lehrer berichteten, dass die Onlinekommunikation
mit den Schülerinnen und Schülern gut funktioniert hat und 63% hatten den Eindruck, dass
die Heranwachsenden motiviert waren, am Fernunterricht teilzunehmen. Darüber hinaus
empfanden 66% der Lehrpersonen ihre Schülerinnen und Schüler zumindest teilweise
engagierter als im Präsenzunterricht (Abbildung 9). Diese Eindrücke entsprechen den
Einschätzungen der befragten Schülerinnen und Schüler (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen
2020a, S. 26).

Dennoch hatten 43% der Lehrerinnen und Lehrer den Eindruck, dass der Fernunterricht für
manche Schülerinnen und Schüler zu anspruchsvoll war; 30% bestätigten diese Aussage
zumindest teilweise. Nach Angaben der Heranwachsenden fiel es 12% schwer, am
Onlineunterricht teilzunehmen und 18% hatten wirklich Probleme damit, schwierigen
Unterrichtsinhalten online zu folgen (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a, S. 27).
Daraus ließe sich schließen, dass Lehrpersonen eventuell die Fähigkeit schwächerer
Schülerinnen und Schüler, am Onlineunterricht teilzunehmen, etwas unterschätzten.
Allerdings handelt es sich bei den Angaben der Schülerinnen und Schüler um
Selbsteinschätzungen, die möglicherweise von manchen zu hoch angesetzt waren.

                                                                                                            22
Nicht ganz die Hälfte der Lehrpersonen (47%) hatte darüber hinaus das Gefühl, dass der
Fernunterricht für die Schülerinnen und Schüler zumindest teilweise frustrierend war
(Abbildung 9).

               Beurteilung des Fernunterrichts im Hinblick auf Schüler*innen

           Die Schüler*innen zeigten sich im Fernunterricht
                                                                             33,96                         44,81                     21,23
                 engagierter als im Präsenzunterricht.

       Der Fernunterricht war für manche Schüler*innen zu
                                                                         26,87                  30,19                        42,92
                          anspruchsvoll.

   Die Schüler*innen hatten keine Probleme, den Überblick
                                                                              34,9                      29,25                 35,85
      über unterschiedliche Arbeitsaufträge zu behalten.

               Der Fernunterricht war für die Schüler*innen
                                                                                     53,3                            34,43             12,26
                               frustrierend.

     Die Schüler*innen waren motiviert, am Fernunterricht
                                                                      9,91       27,83                               62,26
                        teilzunehmen.

 Die Online-Kommunikation mit meinen Schüler*innen hat
                                                                   6,6       19,34                              74,06
                   gut funktioniert.

                                                                  0      10     20     30       40       50     60      70     80     90     100

                                           trifft nicht zu    trifft teilweise zu           trifft zu

Abbildung 9: Beurteilung des Fernunterrichts im Hinblick auf Schüler*innen (n=212)

Das Engagement der Eltern während des Fernunterrichts wird vom Großteil der Lehrerinnen
und Lehrer (70%) positiv beurteilt, nahezu die Hälfte gab auch an, von den Eltern positive
Rückmeldungen zur Fernlehre erhalten zu haben (Abbildung 10).

                                                                                                                      23
Beurteilung des Fernunterrichts im Hinblick auf die Eltern

 Die Eltern haben den Fernunterricht nicht unterstützt.                              69,81               22,64   7,55

        Ich habe von Eltern positive Rückmeldungen zur
                                                                       32,55             18,87      48,58
                      Fernlehre erhalten.

                                                              0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

                                            trifft nicht zu    trifft teilweise zu      trifft zu

Abbildung 10: Beurteilung des Fernunterrichts im Hinblick auf die Eltern (n=212)

Die überwiegende Mehrheit der Lehrpersonen war während des Lockdowns in gutem Kontakt
mit den Kolleginnen und Kollegen. Vielfach wurden auch virtuelle Besprechungen im
Lehrer*innenkollegium des jeweiligen Schulstandortes abgehalten, 79% der Befragten
bejahten dies zumindest teilweise (Abbildung 11).

46% der Lehrerinnen und Lehrer fanden, dass ihre Schule für den Unterricht mit digitalen
Medien gut ausgestattet ist und ein Viertel war damit teilweise zufrieden. Zugleich sahen
allerdings drei Viertel der Lehrpersonen zumindest teilweise Entwicklungsbedarf hinsichtlich
des Unterrichts mit digitalen Medien (Abbildung 11). Dies steht vermutlich in engem
Zusammenhang mit dem Bedürfnis, zukünftig mehr über den Unterricht mit digitalen Medien
lernen zu wollen. 43% der Lehrpersonen äußerten diesen Wunsch und 29% hatten teilweise
das Gefühl, mehr über den Unterricht mit digitalen Medien lernen zu wollen (Abbildung 12).

                                                                                                    24
Beurteilung der Situation am Schulstandort

   Ich sehe an meinem Schulstandort Entwicklungsbedarf
                                                                        27,83             25,47                    46,69
      hinsichtlich des Unterrichts mit digitalen Medien.

 Meine Schule ist für den Unterricht mit digitalen Medien
                                                                        27,83              25,94                   46,23
                     gut ausgestattet.

   In unserem Kollegium wurden virtuelle Besprechungen
                                                                       20,75    9,91                       69,34
                       abgehalten.

   Ich konnte meine Kolleg*innen während des Lockdown
                                                      0,94
                                                         11,32                                        87,74
                      gut erreichen.

                                                                   0    10     20   30      40       50   60   70     80   90   100

                                         Trifft nicht zu     Trifft teilweise zu         Trifft zu

Abbildung 11: Beurteilung der Situation am Schulstandort (n=212)

Hinsichtlich ihrer persönlichen Einschätzung des Fernunterrichts gab die überwiegende
Mehrheit der Lehrpersonen an, mehr Arbeit als in einem normalen Semester gehabt zu haben;
und 59% fiel es schwer, Arbeitszeit und arbeitsfreie Zeit zu trennen. 17% hatten teilweise
Probleme damit. 67% empfanden die Distanzlehre allerdings als eine spannende neue
Herausforderung und nahezu drei Viertel gaben an, viele neue Tools und Apps für den
Unterricht kennengelernt zu haben (Abbildung 12).

Einem Großteil hat allerdings der persönliche Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern
gefehlt (84%). Dieser fehlende Kontakt erschwerte es vermutlich auf die Bedürfnisse einzelner
Heranwachsender einzugehen, weshalb sich fast drei Viertel der Lehrpersonen zumindest
teilweise darum sorgten, ob alle Schülerinnen und Schüler mit dem Lernstoff mithalten
können. Zugleich befürchteten 40% der Lehrerinnen und Lehrer, ihre Schülerinnen und
Schüler mit dem Fernunterricht zu langweilen oder zu unterfordern (Abbildung 12).

Ähnlich wie weiter oben (Abbildung 9, siehe S. 23) etwa die Hälfte der Lehrpersonen den
Eindruck hatte, dass der Fernunterricht für die Schülerinnen und Schüler zumindest teilweise
frustrierend war, gab auch ungefähr die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer an, dass dieser für

                                                                                                               25
sie selbst zumindest teilweise frustrierend war. Fast 30% waren zumindest teilweise mit der
technischen Wartung der Geräte überfordert. Ein Viertel hätte sich insgesamt mehr
Unterstützung gewünscht, auf 14% traf dies ebenfalls zum Teil zu. 22% fühlten sich während
des Fernunterrichts alleine gelassen und 18% bestätigten dieses Gefühl teilweise. Ein Großteil
kam mit der Onlinelehre gut zurecht, aber dennoch fühlten sich 23% zumindest teilweise
überfordert. Unmut äußerte über die Hälfte der Lehrpersonen (57% bzw. 12% teilweise)
dahingehend, dass sie es nicht gerechtfertigt fanden, für den Unterricht mit digitalen Medien
private finanzielle Mittel aufwenden zu müssen (Abbildung 12).

                             Persönliche Wahrnehmungen und Gefühle

             Ich hätte mir mehr Unterstützung gewünscht.                           60,85                          13,68          25,47

                             Ich fühlte mich allein gelassen.                      60,85                          17,45           21,7

                 Ich war mit der Online-Lehre überfordert.                                  76,87                            14,62 8,5
                                                                5,66
      Mir hat der persönliche Kontakt zu den SchülerInnen
                                                                    9,91                                  84,43
                            gefehlt.

        Ich möchte zukünftig mehr über den Unterricht mit
                                                                       27,36                 29,25                        43,4
                     digitalen Medien lernen.

              Der Fernunterricht war eine spannende neue
                                                                10,85        22,17                            66,98
                           Herausforderung.

           Ich habe mir Sorgen gemacht, dass nicht alle
                                                                    25,94                    28,3                        45,75
        SchülerInnen mit dem Lernstoff mithalten können.
   Ich habe mir Sorgen gemacht, dass ich die SchülerInnen
                                                                                   60,38                            23,58          16,04
                  langweile/unterfordere.

              Der Fernunterricht war für mich frustrierend.                       50                         30,66                19,34

     Es ist mir schwer gefallen, Arbeitszeit und arbeitsfreie
                                                                        25             16,51                       58,49
                        Zeit zu trennen.

       Ich fand es nicht gerechtfertigt, für meinen digitalen
                                                                        31,13           11,79                      57,08
        Unterricht private finanzielle Mittel aufwenden zu…
          Ich war mit der technischen Wartung der Geräte
                                                                                        70,28                             16,04     13,68
                            überfordert.

         Ich habe viele neue Apps/Tools für den Unterricht
                                                                       26,42                   33,96                      39,62
                          kennengelernt.

 Ich hatte weniger Arbeit als in einem normalen Semester.                                      86,32                               8,5 5,2

                                                                0   10       20        30     40     50     60      70      80     90     100

                                        trifft nicht zu    trifft teilweise zu          trifft zu

Abbildung 12: Persönliche Wahrnehmungen und Gefühle (n=212)

                                                                                                                    26
6.5       EINSTELLUNGEN, FÄHIGKEITEN UND FERTIGKEITEN IM UMGANG MIT DIGITALEN
          TECHNOLOGIEN

Über die berufliche Arbeit hinausgehend wurden die Lehrerinnen und Lehrer auch hinsichtlich
ihrer allgemeinen Einschätzung digitaler Medien befragt (Abbildung 13). Diese wurden als
nützlich betrachtet – sowohl im Hinblick auf die Arbeit (96%) als auch für private Bedürfnisse
wie die Pflege sozialer Kontakte (78%), das Informationsmanagement (92%) und allgemein für
die Freizeit (51% bzw. 23% teilweise).

                        Nützlichkeit digitaler Medien während des Lockdown
                    100
                     90
                     80
                     70
                     60
                     50
                     40
                     30
                     20
                     10
                        0
                            für soziale Kontakte         für die Arbeit     für Informationen    für die Freizeit
       nützlich                     78,3                     96,22               91,98               50,94
       teilweise nützlich           18,4                      2,36                 5,2               22,64
       nicht nützlich                3,3                      1,42                2,83               26,42

Abbildung 13: Nützlichkeit digitaler Medien während des Lockdowns (n=212)

Mit Ausnahme von Software für Videokonferenzen, welche 79% erst während des Lockdowns
kennengelernt haben, haben die meisten Lehrerinnen und Lehrer jene Tools und Apps, die sie
während des Lockdowns genutzt haben, bereits zuvor genutzt. Für private Zwecke nutzten
Lehrpersonen besonders Messenger-Apps (92%), Online Cloud-Dienste (91%) und Online-
Sicherheitswerkzeuge (78%). Darüber hinaus hatten viele Streaming-Abonnements (54%),
waren in Sozialen Online-Netzwerken aktiv (49%) und nutzten Online-Nachrichtendienste und
-Apps (57%) sowie Online-Tools und Software zur Foto- und Videobearbeitung (51%). Nur 28%
spielten auch Online-Spiele.3

3
 Für die Angaben zur privaten Nutzung von Onlinediensten und Apps wurden die Angaben zur Nutzung vor
dem Lockdown mit den Angaben zur angefangenen Nutzung während des Lockdowns addiert.

                                                                                                27
PRIVAT genutzte Online-Dienste & Apps
                                                                                                                              3,77

                                        Messenger-Apps                                    87,74                                     8,49

                                                                                               1,89
                              Soziale Online-Netzwerke                     46,7                                  51,42

                                                                                                                                 6,13
                                  Videokonferenz-Tools          15,1                              78,77

                                                                                                                      2,36
                           Online-Sicherheitswerkzeuge                                 75,94                                  21,67

                       Online-Nachrichtendienste/Apps                     47,64                   9,43                42,92

                                                                               2,83
                                           Online-Spiele          25,47                                   71,7

                                                                                               6,13
 Online-Tools & Software zur Foto-/Videobearbeitung                       44,81                                   49,05

                                   Online-Cloud-Dienste                                79,24                              11,32 9,43

                                                                                                  2,36
                               Streaming-Abonnements                       51,89                                      45,75

                                                           0      10      20      30     40      50      60      70     80     90     100

           bereits vor dem Lockdown genutzt          während des Lockdowns angefangen zu nutzen                       nicht genutzt

Abbildung 14: Privat genutzte Online-Dienste und Apps (n=212)

Die Lehrerinnen und Lehrer wurden um die persönliche Einschätzung ihrer Fähigkeiten und
Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Medien gebeten sowie zu empfundenen
diesbezüglichen Verbesserungen während des Lockdowns (Abbildung 15). Besondere
persönliche Verbesserungen empfanden die Lehrpersonen in der Teilnahme an
Videokonferenzen (86%). Darüber hinaus hatte über die Hälfte das Gefühl, sich während des
Lockdowns insgesamt im Umgang mit dem Internet verbessert zu haben. Allgemein schätzten
Lehrerinnen und Lehrer ihre persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit
digitalen Medien als besonders gut ein. Ein Großteil hatte den Eindruck, sich insgesamt gut im
Internet auszukennen (91%), zu wissen, welche Informationen man online teilen sollte und
welche nicht (93%), sowie zu wissen, wo vertrauenswürdige Gesundheitsinformationen zu
finden sind (93%). Ebenso fanden es die befragten Lehrpersonen einfach, die

                                                                                                                  28
Vertrauenswürdigkeit von Informationen aus dem Internet zu überprüfen (84%),
Privatsphäreeinstellungen zu ändern (83%) und öffentliche Onlinedienste zu nutzen.

          Fähigkeiten und Fertigkeiten im                                             Verbesserung von
           Umgang mit digitalen Medien                                              während des Lockdown

      Ich kenne mich insgesamt                                        Ich kenne mich insgesamt
      sehr gut mit dem Internet                         90,57         sehr gut mit dem Internet                 52,36
                aus.                                                            aus.

          Ich weiß, wie man                                               Ich weiß, wie man
      öffentliche Online-Dienste                     88,21            öffentliche Online-Dienste           12,74
                 nutzt.                                                          nutzt.

        Ich weiß, wie ich meine                                         Ich weiß, wie ich meine
      Privatsphäre-Einstellungen                    83,49             Privatsphäre-Einstellungen            15,57
             ändern kann.                                                    ändern kann.

     Ich finde es einfach zu                                              Ich finde es einfach zu
      überprüfen, ob eine                                                  überprüfen, ob eine
                                                    83,96                                               19,81
 Information aus den Internet                                              Information aus den
            richtig ist.                                                    Internet richtig ist.
           Ich weiß, wo ich                                                Ich weiß, wo ich
      Gesundheitsinformationen                                        Gesundheitsinformationen
                                                        92,45                                           24,53
       finde, denen ich trauen                                         finde, denen ich trauen
                kann.                                                           kann.
             Ich weiß, welche                                                Ich weiß, welche
        Informationen ich online                                        Informationen ich online
                                                         93,4                                           24,06
         teilen sollte und welche                                        teilen sollte und welche
                   nicht.                                                          nicht.

      Ich weiß, wie man an einer                                      Ich weiß, wie man an einer
                                                        92,45                                                            85,85
       Videokonferenz teilnimt.                                        Videokonferenz teilnimt.

                                    0   20   40    60     80    100                                 0      20    40     60   80

Abbildung 15: Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Medien (n=212)

6.6        RESÜMEE UND BLICK IN DIE ZUKUNFT

Rückblickend auf den ersten Lockdown im Frühling 2020 empfanden 29% der Lehrerinnen und
Lehrer das Zeitmanagement zwischen Arbeit und Privatleben als größte Herausforderung
(Abbildung 16). Ebenso wurden der zeitliche Mehraufwand des Fernunterrichts (17%) sowie
die Erreichbarkeit und Motivation der Schülerinnen und Schüler als Herausforderung
betrachtet (17%).

                                                                                                           29
Was war die größte Herausforderung während des
                                        Fernunterrichts?

                               digitale Plattformen/Räume 3,01

               Unterrichtsmaterialen zu Verfügung stellen             6,63

 Differenzierung (einer heterogenen SchülerInnengruppe
                                                                            8,43
                     gerecht werden)

                                   Zeitlicher Mehraufwand                                16,87

                                      Technische Probleme                      10,84

         Erreichbarkeit und Motivation der Schüler*innen                                  17,47

                 Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben
                                                                                                         28,92
                           (Zeitmanagement)

                                                  Sonstiges           6,63

                                                              0         5          10      15     20    25       30

Abbildung 16: Größte Herausforderung während des Fernunterrichts (n=166, offene Frage)

Im Hinblick auf die Zukunft wünschten sich 43% der Lehrerinnen und Lehrer mehr
Fortbildungen zum Unterricht mit digitalen Medien und 31% pflichteten dem teilweise bei
(Abbildung 17).

                                                                                                   30
Wunsch nach mehr Fortbildungen
                                 zum Unterricht mit digitalen Medien.

                                                                   25,94
                                                 43,39

                                                                 30,66

                                       Trifft nicht zu   Trifft teilweise zu   Trifft zu

Abbildung 17: Wunsch nach mehr Fortbildungen (n=212)

In einer offenen Frage wurde ebenso danach gefragt, welche Erfahrungen aus dem Lockdown
die Lehrpersonen für ihren zukünftigen Unterricht beibehalten möchten (Abbildung 18). Ein
Drittel gab an, weiterhin digitale Medien und Plattformen zur Kommunikation im Schulkontext
nutzen zu wollen. Ebenso wollten 18% die Erstellung von Aufgaben und Übungen über digitale
Plattformen beibehalten. 10% gaben auch an, die Selbständigkeit und Eigenverantwortung
der Schülerinnen und Schüler mehr stärken zu wollen. Des Weiteren wurden an positiven
Erfahrungen, die beibehalten werden möchten, der Einsatz von Tutorials, Lern-Apps und
Online-Übungen, insgesamt mehr mit Unterstützung digitaler Medien zu unterrichten und die
Stärkung der eigenen sowie der digitalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler
genannt. Wenige (6%) gaben aber auch an, zukünftig wieder weniger digitale Medien
einsetzen zu wollen.

                                                                                           31
Was möchten Lehrpersonen beibehalten?
                                                   35    33,96

                                                   30

                                                   25

                                                   20             18,24

                                                   15

                                                                          10,06
                                                   10                             8,78   8,81

                                                                                                5,66
                                                     5                                                               3,14
                                                                                                       2,52
                                                                                                              1,26

                                                     0

Abbildung 18: Was möchte man beibehalten? (n=159, offene Frage)

                                                                                                       32
7      SCHLUSSFOLGERUNGEN

Österreichische Lehrer*innen sind gut mit digitalen Geräten ausgestattet und die Mehrheit
verfügt über einen schnellen Internetzugang; ein Viertel hat allerdings nur einen langsamen
Internetanschluss. Der Fernunterricht wurde in der Notsituation des Covid-19 Lockdowns in
der Regel von zuhause aus mit privaten Geräten durchgeführt. Langfristig und mit Blick auf
zukünftige Situationen, die einen Fernunterricht erfordern, findet es aber ein Großteil der
Lehrpersonen nicht gerechtfertigt, für den Unterricht mit digitalen Medien private finanzielle
Mittel für digitale Geräte oder eine stabile Internetverbindung aufwenden zu müssen. Für die
Zukunft sollten daher Konzepte entwickelt werden, wie Lehrpersonen für Situationen, die
einen Fernunterricht erfordern, technisch vorbereitet bzw. ausgestattet werden können. Hier
sind unterschiedliche Szenarien denkbar, die von einer Einrichtung spezieller Räume für den
Fernunterricht im Schulgebäude, über Leihgeräte bis hin zu einer finanziellen Bezuschussung
der privaten technischen Ausstattung von Lehrpersonen reichen können. Dies ist auch im
Hinblick auf jene Lehrpersonen, die für den Covid-19 bedingten Fernunterricht schlecht
ausgestattet waren, von besonderer Bedeutung – immerhin verfügte ein Viertel über keinen
Breitbandanschluss. Schlecht ausgestattete Lehrer*innen können trotz großen Engagements
keinen zufriedenstellenden Online-Unterricht leisten, was sich letztendlich zu Lasten der
Bildung Heranwachsender auswirkt.

An über der Hälfte der Schulen wurde der Online-Unterricht mit zusätzlichen Lernmaterialen
kombiniert. Über drei Viertel der Lehrkräfte unterrichteten per Videokonferenz. Aber nur
wenige Lehrpersonen bekamen von ihrer Schule konkrete Vorgaben für den Fernunterricht
und recherchierten daher selbständig nach geeigneten Apps und geeigneter Software. Viele
hätten sich für den Fernunterricht mehr Unterstützung gewünscht, wenngleich sie letztendlich
auch alleine zurechtkamen. Der Großteil nutzte eine Lernplattform, die von der Schule zur
Verfügung gestellt wurde, ein Drittel griff aber auch auf andere Lernplattformen oder Apps
zurück. Zum einen bedeutet dieses Ergebnis, dass Schulen insgesamt besser auf zukünftige
Situationen, die einen Fernunterricht erfordern, vorbereitet werden müssen. Dies reicht von
genaueren Vorgaben des Bildungsministeriums bis hin zu einer stärkeren Fokussierung auf
Digitalisierung insgesamt und den Unterricht mit digitalen Medien im Rahmen von
Schulentwicklungsprozessen. Darüber hinaus bedarf es auch der Schulung und Unterstützung
von Schulleitungen hinsichtlich des Managements von Fernunterricht über einen längeren
Zeitraum hinweg.

                                                                            33
Generell sollte die Verwendung digitaler Medien und Lernplattformen weiterhin forciert und
unterstützt werden, damit Schulen und Lehrpersonen gut für zukünftige Situationen, die einen
Fernunterricht erfordern, vorbereitet sind. Digitale Medien und Lernplattformen sollten ein
fixer Bestandteil des regulären Unterrichts werden, damit Lehrer*innen im Bedarfsfall sofort
geeignete und ihnen sowie den Schüler*innen bereits gut bekannte Werkzeuge für den
Fernunterricht zur Verfügung haben.

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Lehrpersonen besser für den Unterricht mit digitalen
Medien geschult werden. Dies betrifft sowohl die Lehramtsausbildung als auch die Fortbildung
von Lehrer*innen. Dazu gehört eine intensivere Schulung im Bereich der allgemeinen
Mediendidaktik und im Besonderen in der digitalen Didaktik sowie in der Kombination
digitaler und analoger Medien für einen innovativen und zukunftsorientierten Unterricht. Die
mediendidaktische Aus- und Fortbildung sollte dabei in enger Verknüpfung mit den jeweiligen
Fachdidaktiken und Querschnittsmaterien (Gender, Migration etc.) erfolgen, da sie nur dann
erfolgreich in den Unterricht integriert werden kann, wenn sie von den Lehrpersonen nicht
lediglich als zusätzliches Vehikel oder als ein weiterer Bildungsauftrag (neben vielen anderen)
begriffen wird, sondern als integrativer Bestandteil des Unterrichtens verstanden wird. Die
Relevanz einer verstärkten mediendidaktischen Aus- und Fortbildung wurde von den
befragten Lehrpersonen erkannt und als Wunsch nach entsprechenden Bildungsangeboten
formuliert. Daher sollte rasch reagiert und diesem Bedürfnis der Lehrer*innen Folge geleistet
werden, denn viele betonten als positives Resultat des Notfall-Fernunterrichts, dass sie
zukünftig generell mehr digitale Medien im Unterricht einsetzen möchten.

Neben der technischen Ausstattung und der mediendidaktischen Aus- und Fortbildung ist
auch zu berücksichtigen, dass der Fernunterricht für einen Großteil der Lehrpersonen einen
erhöhten Aufwand an Zeit und Energie bedeutete. Darüber hinaus berichteten viele von
Schwierigkeiten bei der Trennung von Beruf und Privatleben. Die Hälfte hatte das Gefühl,
durch den Fernunterricht weniger Zeit für die eigene Familie zu haben. Diese Erfahrung der
Lehrkräfte muss hinsichtlich einer besseren Vorbereitung auf zukünftige Situationen, die einen
Fernunterricht erfordern, ebenfalls ernst genommen werden. Um Lehrpersonen auch
zukünftig zu motivieren, bei Bedarf einen guten Fernunterricht zu leisten, muss der erhöhte
Zeitaufwand dafür entsprechend anerkannt werden (z.B. Vergütung, Stundenkontingent etc.).
Darüber hinaus bedarf es auch an Fortbildungsangeboten hinsichtlich des Zeitmanagements

                                                                             34
von Fernunterricht bzw. der Erarbeitung entsprechender Vorgaben und Richtlinien an der
Schule (z.B. im Lehrendenkollegium, im Schulgemeinschaftsausschuss etc.).

Der Notfall-Fernunterricht hat gezeigt, dass ein Großteil der Lehrerinnen und Lehrer dem
Unterrichten mit digitalen Technologien positiv gegenübersteht. Viele haben sich durch
Eigeninitiative rasch neue Fähigkeiten und Fertigkeiten angeeignet. Dieser Aufwind aus der
Covid-19-Krise sollte genutzt werden, um das Lehren und Lernen mit digitalen Technologien
weiter zu fördern. Allerdings sollten dabei sowohl die positiven, als auch die negativen
Erfahrungen der Lehrpersonen sowie der Schüler*innen und ihrer Eltern ernst genommen
werden (siehe dazu auch andere Berichte und Empfehlungen aus dem KiDiCoTi-Projekt
Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a,b; Vuorikari et al. 2020).

                                                                            35
8      LITERATUR
BMBWF (2020). Grunddaten des österreichischen Schulwesens. Lehrer/innen Salzburg
        2017/18.
        https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulsystem/gd/lehrstat_szbg.html
        [17.12.2020]
Statistik Austria (2020). Lehrpersonal im allgemein bildenden und berufsbildenden
        Schulwesen.
        https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bildung/sc
        hulen/lehrpersonen/index.html [14. Jan. 2021]
Trültzsch-Wijnen, Christine W. & Trültzsch-Wijnen, S. (2020a): Fernunterricht während des
        Covid-19 Lockdown in Österreich (Frühling 2020). KiDiCoTi Nationaler Bericht.
        https://doi.org/10.25598/KiDiCoTi-AT-2020-3
Trültzsch-Wijnen, Sascha & Trültzsch-Wijnen, Christine W. (2020b). Kinder, Digitale Medien
        und Covid-19: Digitale Praktiken, Sicherheit und Wohlbefinden der 6-12-Jährigen:
        Qualitative Teilstudie. Nationaler Bericht Österreich, KiDiCoTi National report.
        https://doi.org/10.25598/KiDiCoTi-AT-2020-4
Vuorikari, R., Velicu, A., Chaudron, S., Cachia, R. and Di Gioia, R. (2020). How families handled
        emergency remote schooling during the Covid-19 lockdown in spring 2020 - Summary
        of key findings from families with children in 11 European countries. Luxembourg:
        Publications Office of the European Union, EUR 30425 EN. doi:10.2760/31977,
        JRC122303.

                                                                              36
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