LEHREN WÄHREND DES COVID-19 LOCKDOWNS: DIE PERSPEKTIVE ÖSTERREICHISCHER LEHRER*INNEN AUF DEN FERNUNTERRICHT
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LEHREN WÄHREND DES COVID-19 LOCKDOWNS: DIE PERSPEKTIVE ÖSTERREICHISCHER LEHRER*INNEN AUF DEN FERNUNTERRICHT Österreichische KiDiCoTi-Teilstudie CHRISTINE TRÜLTZSCH-WIJNEN WOLFGANG STURM Diese Studie wurde finanziert durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
KIDICOTI PROJEKTLEITUNG FÜR ÖSTERREICH Assoz. Prof. PD Mag. Dr. Sascha Trültzsch-Wijnen Prof. Mag. Dr. Christine Trültzsch-Wijnen Universität Salzburg Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig Fachbereich Kommunikationswissenschaft Kompetenzzentrum für Medienpädagogik & E-Learning PROJEKT COVID-19 AUS LEHRENDENPERSPEKTIVE Prof. Mag. Dr. Christine Trültzsch-Wijnen Wolfgang Sturm, BEd, MA Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig Pädagogische Hochschule Salzburg Stefan Zweig Kompetenzzentrum für Medienpädagogik & E-Learning KIDICOTI INTERNATIONALE PROJEKTKOORDINATION Dr. Stephane Chaudron Joint Research Centre of the European Commission 2
Zitierweise: Trültzsch-Wijnen, C.W. & Sturm, W. (2020): Lehren während des Covid-19 Lockdown. Die Perspektive österreichischer Lehrer*innen auf den Fernunterricht. KiDiCoTi Teilstudie. https://doi.org/10.25598/KiDiCoTi-AT-2020-6 Veröffentlicht im Jänner 2021 ABSTRACT Dieser Bericht ist das Ergebnis einer österreichischen Teilstudie, die im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts „Kids’ Digital Lives in COVID-19 Times“ (KiDiCoTi) durchgeführt wurde. Zusätzlich zur qualitativen (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020b) und quantitativen (Vuorikari et al. 2020; Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a) Befragung von Schüler*innen und deren Familien wurden in Österreich auch Lehrer*innen befragt. Ausgehend von der Situation des Fernunterrichts während des ersten Covid-19 Lockdowns in Österreich im Frühjahr 2020 beleuchtet dieser Bericht die Perspektive der Lehrpersonen auf das Distanzlehren. 3
INHALT Abstract ...................................................................................................................................... 3 1 Zusammenfassung .............................................................................................................. 5 1.1 Zentrale Ergebnisse ..................................................................................................... 5 1.2 Empfehlungen.............................................................................................................. 6 2 Einleitung ............................................................................................................................ 7 3 Methode.............................................................................................................................. 9 4 Beschreibung der Stichprobe ............................................................................................ 11 5 Zugang zu digitalen Technologien..................................................................................... 13 6 Fernunterricht ................................................................................................................... 15 6.1 Onlineunterricht ........................................................................................................ 15 6.2 Eingesetzte Medien ................................................................................................... 17 6.3 Arbeitsbedingungen .................................................................................................. 18 6.4 Persönliche Wahrnehmungen, Gefühle und einschätzung des Fernunterrichts ...... 21 6.5 Einstellungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit Digitalen Technologien 27 6.6 Resümee und Blick in die Zukunft ............................................................................. 29 7 Schlussfolgerungen ........................................................................................................... 33 8 Literatur............................................................................................................................. 36 4
1 ZUSAMMENFASSUNG 1.1 ZENTRALE ERGEBNISSE Österreichische Lehrerinnen und Lehrer sind gut mit digitalen Geräten ausgestattet und die Mehrheit verfügt über einen schnellen Internetzugang; ein Viertel hat allerdings nur einen langsamen Internetanschluss. Ein Großteil findet es nicht gerechtfertigt, für den Unterricht mit digitalen Medien private finanzielle Mittel aufwenden zu müssen. An über der Hälfte der Schulen wurde der Onlineunterricht mit zusätzlichen Lernmaterialen kombiniert. Über drei Viertel unterrichteten per Videokonferenz. Nur wenige Lehrpersonen bekamen von ihrer Schule konkrete Vorgaben für den Fernunterricht und recherchierten daher selbständig nach geeigneten Apps und geeigneter Software. Ein Großteil nutzte eine Lernplattform, die von der Schule zur Verfügung gestellt wurde, ein Drittel griff aber auch auf andere Lernplattformen oder Apps zurück. Der Fernunterricht bedeutete für den Großteil der Lehrerinnen und Lehrer einen erhöhten Aufwand an Zeit und Energie. Zudem hatten viele Schwierigkeiten in der Trennung von Beruf und Privatleben. Die Hälfte hatte das Gefühl, dadurch weniger Zeit für die eigene Familie zu haben. Als Probleme beim Fernunterricht wurden technische Hindernisse sowie die Befürchtung, dass dieser für mache SchülerInnen zu anspruchsvoll sein könnte, genannt. Viele Lehrer*innen hätten sich für den Fernunterricht mehr Unterstützung gewünscht, wenngleich sie letztendlich zu individuellen Lösungen kamen. Als Resultat der Erfahrungen während des Fernunterrichts möchte ein Großteil zukünftig vermehrt digitale Medien einsetzen und mehr über den Unterricht mit digitalen Medien lernen. Daher wünschen sich viele ein entsprechend breiteres Fortbildungsangebot in diesem Bereich. 5
1.2 EMPFEHLUNGEN Die Verwendung digitaler Medien und Lernplattformen im Rahmen des regulären Schulunterrichts muss weiterhin forciert und unterstützt werden, damit Schulen und Lehrpersonen gut für zukünftige Situationen, die einen Fernunterricht erfordern, vorbereitet sind. Digitale Medien und Lernplattformen sollten ein fixer Bestandteil des Unterrichts werden. Schulen müssen insgesamt besser auf zukünftige Situationen, die einen Fernunterricht erfordern, vorbereitet werden (genauere Vorgaben, Management, Schulentwicklung etc.). Lehrerinnen und Lehrer müssen besser für den Unterricht mit digitalen Medien geschult werden (Mediendidaktik, Zeitmanagement etc.). Dies betrifft sowohl die Ausbildung als auch die Fortbildung von Lehrpersonen. Wenn über einen längeren Zeitraum Fernunterricht über digitale Medien stattfinden muss, sollten Lehrpersonen hinsichtlich ihrer technischen Ausstattung (entweder für das Home-Office oder vor Ort an der Schule) unterstützt werden, damit auch alle in der Lage sind, einen qualitativ hochwertigen Onlineunterricht zu leisten. Um Lehrpersonen weiterhin zu motivieren, bei Bedarf einen guten Fernunterricht zu leisten, muss der erhöhte Zeitaufwand dafür entsprechend anerkannt werden (z.B. Vergütung, Stundenkontingent etc.). 6
2 EINLEITUNG Die Ausbreitung der Covid-19 Pandemie Anfang des Jahres 2020 führte zu einem Lockdown in vielen europäischen Ländern – ebenso in Österreich. Dies erforderte von Österreichs Bildungseinrichtungen eine schnelle Umstellung von Präsenz- auf Fernunterricht. In Österreich begann die Schließung des Bildungssektors am 12. März 2020, als das Bundeskanzleramt den Wechsel auf Onlinelehre für alle Hochschulen und Universitäten mit 16. März ankündigte. Ein Großteil der tertiären Bildungseinrichtungen setzte diese Maßnahme bereits ab dem 12. März um. Am 16. März wurden alle Schulen der Sekundarstufe geschlossen und am 18. März folgten Volksschulen und Kindergärten. Am 18. Mai öffneten die Schulen wieder. Schülerinnen und Schüler mussten einen Mund-Nasen-Schutz im gesamten Schulgebäude, außer an ihrem Platz in der Klasse, tragen. Die Klassen wurden in kleinere Gruppen unterteilt und es wurde abwechselnd in Präsenz unterrichtet. Die meisten Kinder waren jeden zweiten Tag persönlich in der Schule anwesend, an den anderen Tagen wurde der Fernunterricht fortgesetzt. Diese Vorgangsweise wurde bis zum Ende des Schuljahres (Anfang Juli) fortgeführt. Nach den Sommerferien nahmen die Schulen Anfang September wieder den regulären Unterricht auf. Die Schülerinnen und Schüler mussten weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz tragen, aber der Unterricht fand wieder mit der gesamten Klasse statt. Ab 3. November 2020 startete ein sogenannter „leichter“ Lockdown und alle Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II wechselten wieder in den Fernunterricht. In der Sekundarstufe I sowie in der Primarstufe wurde der reguläre Schulunterricht bis 16. November aufrechterhalten. Von 17. November bis 6. Dezember wurde in Österreich der zweite Lockdown angeordnet und der gesamte Schulbetrieb wurde wieder auf Fernunterricht umgestellt. Anschließend folgte der dritte Lockdown nach den Weihnachtsferien vom 7. Jänner bis 7. Februar 2021;1 ein weiteres Mal wurde der gesamte Schulunterricht auf Fernunterricht umgestellt. Der Fernunterricht während des ersten Lockdowns, der im Mittelpunkt dieses Forschungsberichts steht, gestaltete sich als eine Kombination unterschiedlicher Methoden des Distanzlehrens und -lernens. Weder Schüler*innen noch Lehrer*innen waren zu dieser Zeit in der Schule anwesend. Eine Ausnahme bestand für Kinder bis 14 Jahre (Primarstufe und 1 Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichts war das Ende des dritten Lockdowns mit 7. Februar 2021 angesetzt, Entscheidungen über eine etwaige Verlängerung lagen noch nicht vor. 7
Sekundarstufe I) deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiteten (z.B. medizinisches Personal). Für sie wurde eine Betreuung an der Schule angeboten, aber auch sie bekamen keinen Unterricht, sondern hatten dieselben Aufgaben wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zu erledigen. Es wurden verschiedene digitale sowie nicht-digitale Medien (Bücher, Arbeitsblätter etc.) eingesetzt. Für Lehrer*innen, Schüler*innen und deren Eltern bedeutete dies eine plötzliche Umstellung auf eine vollkommen neue Situation ohne entsprechende Vorbereitung. Während des zweiten und dritten Lockdowns konnten sowohl die Lehrpersonen als auch die Schüler*innen und ihre Familien auf Erfahrungen aus dem ersten Lockdown zurückgreifen. Daher ist der erste Lockdown, auf welchen sich dieser Bericht bezieht, besonders aufschlussreich hinsichtlich der Frage, wie Lehrerinnen und Lehrer mit dem Notfall- Fernunterricht umgegangen sind. 8
3 METHODE Das Projekt Kids’ Digital Lives in COVID-19 Times (KiDiCoTi)2 beleuchtet den Medienumgang Heranwachsender und ihrer Eltern während des Covid-19 Lockdowns in Europa. Dazu wurden eine qualitative Erhebung (15 Länder) sowie eine quantitative Fragebogenerhebung (11 Länder) durchgeführt (für Details siehe Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a, b). Die quantitative Studie beinhaltete unter anderem ein Modul zum Fernunterricht, bestehend aus sieben Fragen für den bzw. die Heranwachsende und sechs Fragen für dessen bzw. deren Elternteil. Dabei wurden folgende Bereiche behandelt: Einstellungen und Empfindungen in Bezug auf den Fernunterricht, Teilnahme am Onlineunterricht, Kommunikation mit Lehrer*innen, elterliche Unterstützung, Schwierigkeiten und Herausforderungen des Online- Fernunterrichts, elterliche Wahrnehmungen hinsichtlich der Teilnahme ihrer Kinder am Fernunterricht (inkl. des Erwerbs neuer Fähigkeiten und Fertigkeiten), Einschätzung der Auswirkung des Fernunterrichts auf die Bildung der Heranwachsenden, zusätzliche Bildungsaktivitäten sowie der Bedarf einer Unterstützung, falls eine ähnliche Situation wiederkehren sollte. Darüber hinaus wurden Fragen zur Motivation und zu möglichen Ängsten in Bezug auf den Fernunterricht gestellt (Vuorikari et al. 2020). Dieses Modul diente als Basis für eine weitere Teilstudie, welche den Blick auf die Perspektive der Lehrenden lenkt. Analog zu den Fragen an die Schüler*innen und deren Eltern wurde ein Onlinefragebogen für Lehrpersonen entwickelt, welcher dieselben Themenbereiche abdeckt. Die Erhebung hat einen explorativen Charakter und wurde im Bundesland Salzburg durchgeführt. Da Österreich ein einheitliches Schulsystem hat, kann das Bundesland Salzburg als Beispiel für Österreich dienen. Als Erhebungszeitraum wurden die letzten beiden Schulwochen vor Beginn der Sommerferien und die erste Ferienwoche gewählt (29. Juni bis 19. Juli). Zu diesem Zeitpunkt waren die Regeln des ersten Lockdowns bereits ein wenig gelockert und die Schülerinnen und Schüler waren jeden zweiten Tag in der Schule anwesend. Die Lehrerinnen und Lehrer unterrichteten vor Ort in der Schule. Der Unterricht fand allerdings nur mit halben Klassen statt und gestaltete sich als eine Mischung aus Präsenz- und Fernunterricht. Da die Zeit des vollständigen 2 Kids' Digital lives in COVID-19 Times" (KiDiCoTi): https://ec.europa.eu/jrc/en/science-update/kidicoti-kids- digital-lives-covid-19-times Das Projekt "Kids' Digital lives in COVID-19 Times" (KiDiCoTi) wird als Kooperation zwischen 26 Forschungseinrichtungen in 15 europäischen Ländern sowie dem Forschungsbüro der UNICEF durchgeführt und von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission koordiniert. 9
Fernunterrichts (bis 18. Mai) gerade erst vorüber war, konnten die Lehrpersonen gut Auskunft über die Situation während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 geben. Der Link zum Onlinefragebogen wurde mit einem Begleitschreiben per E-Mail an alle Schulleiterinnen und Schulleiter des Bundeslandes Salzburg verschickt mit der Bitte, das Lehrer*innenkollegium des jeweiligen Schulstandorts auf die Umfrage hinzuweisen und um Teilnahme zu ersuchen. Insgesamt haben 212 Lehrerinnen und Lehrer den Fragebogen beantwortet. Dabei ist festzuhalten, dass alle Befragten tatsächlich auch alle Fragen beantwortet haben. Eine Ausnahme bilden lediglich zwei offene Fragen am Ende des Fragebogens, die nicht von allen beantwortet wurden. . 10
4 BESCHREIBUNG DER STICHPROBE An der Lehrendenbefragung nahmen 212 Lehrerinnen und Lehrer teil. 17% der Befragten unterrichten an einer Volksschule, 17,5% an einer Mittelschule, 41% an einer allgemeinbildenden höheren Schule, 4,2% an einer Polytechnischen Schule und 37,7% an einer berufsbildenden Schule (Tabelle 1). Im Vergleich zur tatsächlichen Verteilung von Lehrpersonen auf unterschiedliche Schultypen sind Lehrende der berufsbildenden Schulen und der Polytechnischen Schule überrepräsentiert, während Lehrende der anderen Schulen unterrepräsentiert sind. Sonderschullehrerinnen und -lehrer haben nicht an der Befragung teilgenommen. LEHRPERSONEN NACH SCHULE Stichprobe (n= 212) tatsächliche Verteilung (BMBWF 2020) Mittelschule 17,5 24,9 allgemeinbildende höhere Schule 41,0 56,2 Volksschule 17,0 24,8 Polytechnische Schule 4,2 1,8 Berufsbildende Schule 37,7 28,2 Sonderpädagogisches Zentrum 0 4,74 Tabelle 1: Lehrpersonen nach Schule Die Anzahl der weiblichen (71,3%) und männlichen (28,7%) Lehrpersonen entspricht der tatsächlichen Verteilung in der Grundgesamtheit. 17% der Lehrerinnen und Lehrer unterrichten in einer Landgemeinde, 35,8% in einer Kleinstadt und 47,2% in einer Großstadt. Dennoch lebt ein Großteil der Lehrerinnen und Lehrer auf dem Land (44,3%) und hat ein Haus mit Garten (58,5%) (Tabelle 2). Es ist anzunehmen, dass dies einen positiven Effekt auf das allgemeine Wohlbefinden zur Zeit des Lockdowns im Frühling 2020 hatte. 11
LEBENSUMSTÄNDE Wohnort Dorf oder Landgemeinde 44,3% Kleinstadt 26,9% Großstadt 28,8% Wohnumgebung Wohnung ohne Balkon oder Terrasse 3,3% Wohnung mit Balkon oder Terrasse 36,3% Haus ohne Garten 0,5% Haus mit Garten 58,5% Tabelle 2: Lebensumstände (n=212) 12
5 ZUGANG ZU DIGITALEN TECHNOLOGIEN Österreichische Lehrerinnen und Lehrer waren gut mit digitalen Geräten ausgestattet (Tabelle 3). Im Durchschnitt besaßen die Lehrpersonen zwei Computer oder Laptops, einen Fernseher oder Smart TV, zwei Smartphones und eine Webcam. Wenige besaßen ein Tablet oder eine Digital- bzw. Videokamera und virtuelle Assistenten waren kaum verbreitet. Neue Geräte wurden während des Lockdowns kaum angeschafft. Die Ausstattung der Lehrpersonen unterscheidet sich im Vergleich zu jener der Familien mit schulpflichtigen Kindern (Trültzsch- Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a, S. 14), dahingehend, dass durchschnittlich weniger Smartphones und Fernsehgeräte und nur selten Spielkonsolen vorhanden sind. Dies lässt sich durch unterschiedliche Bedürfnisse von Heranwachsenden und Erwachsenen (v.a. Spielkonsole) sowie dadurch erklären, dass in Haushalten mit schulpflichtigen Kindern in der Regel mehr Personen leben, die insgesamt mehr Geräte besitzen (siehe auch Abbildung 6). ANZAHL DIGITALER GERÄTE Besitz (Mittelwert) Während des Lockdowns gekauft (Mittelwert) Tablet 0,87 0,07 Computer/ Laptop 2,36 0,1 TV/ Smart TV 1,53 0,02 Smartphone 2,1 0,06 Webcam 1,25 0,11 Digital-/Videokamera (nicht 0,88 0,03 Smartphone virtueller Assistent 0,34 0 Tabelle 3: Anzahl digitaler Geräte (n=212) Die Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer hatte einen schnellen und unlimitierten Internetzugang, ein Viertel musste allerdings mit einem langsamen Internetanschluss zurechtkommen. 22,6% nutzten darüber hinaus eine 3G- oder 4G-Verbindung über ihr Smartphone (Tabelle 4). Die Lehrpersonen hatten somit ähnliche technische Bedingungen für den Fernunterricht wie ihre Schülerinnen und Schüler (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a, S. 14). 13
INTERNETZUGANG Hochgeschwindigkeitsbreitbandanschluss/ schnelles, unlimitiertes Internet 72,6% langsamer Internetanschluss 24,5% 3G- oder 4G-Verbindung mittels Smartphone 22,6% Keine Internetverbindung 0,9% Tabelle 4: Internetzugang (n=212) 14
6 FERNUNTERRICHT 6.1 ONLINEUNTERRICHT Der Covid-19 Lockdown im Frühling 2020 kam plötzlich und unvorbereitet für Schulen und Schulsysteme weltweit. Auch in Österreich wurden Schulen innerhalb weniger Tage geschlossen und Lehrer*innen, Schüler*innen sowie Eltern mussten sich rasch auf die neue Situation des Fernunterrichts umstellen. Nach Angaben der befragten Lehrpersonen wurde an über der Hälfte der Schulen der Onlineunterricht mit zusätzlichen Lernmaterialen (z.B. Bücher, Arbeitsblätter etc.) kombiniert. An 19,8% der Schulen wurde der gesamte Unterricht online abgehalten, zugleich wurde aber an ebenso vielen Schulen (19,3%) gar nicht online unterrichtet, sondern die Lernmaterialien wurden auf anderem Wege an die Schülerinnen und Schüler übermittelt (Abbildung 1). Unterricht während des Lockdown 70 60,4 60 50 40 30 19,8 19,3 20 10 0,5 0 gesamter Unterricht online teilweise online & kein Online-Unterricht, Unterricht ist entfallen. zusätzliche Lernmaterialen Lernmaterialen auf anderem Wege verteilt Abbildung 1: Unterricht während des Lockdowns (n=212) 38,6% der Lehrerinnen und Lehrer gab an, zumindest einmal pro Woche online unterrichtet zu haben und 23,6% der Lehrpersonen unterrichteten täglich oder mehrmals am Tag online. 11,3% gaben an, weniger als einmal pro Woche synchronen Onlineunterricht gegeben zu haben und über ein Viertel hat diese Möglichkeit der Interaktion mit Schülerinnen und 15
Schülern während des Lockdowns nicht genutzt (Abbildung 2, zum internationalen Vergleich siehe Vuorikari et al. 2020). Bemerkenswert ist, dass die befragten Schülerinnen und Schüler zwar ähnliche Angaben hinsichtlich des wöchentlichen Onlineunterrichts machten, aber kaum tägliche Online-Lernaktivitäten nannten (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a, S. 16). Inwiefern diese Unterschiede auf ein unterschiedliches Verständnis von Onlineunterricht oder auf andere Gründe zurückzuführen sind, kann hier allerdings nicht geklärt werden. Frequenz des synchronen Onlineunterrichts 45 40 38,6 35 30 26,4 25 23,6 20 15 11,3 10 5 0 ein bis mehrmals pro Tag ein bis mehrmals pro Woche weniger als einmal pro nie Woche Abbildung 2: Frequenz des synchronen Onlineunterrichts (n=212) Nur etwas mehr als die Hälfte der Lehrpersonen hat von ihrer Schule konkrete Vorgaben zur Umsetzung des Fernunterrichts erhalten. Schüler*innen und Eltern konnten ebenfalls kaum mit Tipps für etwaige Apps oder Software dienen, die im Unterricht eingesetzt werden könnten. Die Lehrer*innen waren daher vorrangig auf sich alleine gestellt. Daher recherchierte etwa die Hälfte eigenständig nach geeigneten Apps und geeigneter Software für ihren Unterricht. Ein Großteil (87,74%) stellte Materialen und Arbeitsblätter über digitale Medien zur Verfügung und ermöglichte es den Schüler*innen, Arbeitsaufträge online abzugeben (89,62%). Zugleich sorgte etwa ein Drittel (32,55%) dafür, dass Schüler*Innen ihre Arbeitsaufträge in der Schule abgeben konnten und etwa ebenso viele bereiteten Arbeitsblätter und Materialen zur Abholung in der Schule vor (29,25%). Die Kommunikation mit den Schüler*innen erfolgte in erster Linie über digitale Medien (85,38%) und auch der 16
Austausch mit den Eltern erfolgte zu großen Teilen digital (62,74%). Nur wenige Lehrpersonen verzichteten gänzlich auf den Einsatz digitaler Medien (4,72%) (Abbildung 3). Situation des Fernunterrichts aus Lehrendenperspektive Schüler*nnen konnten Arbeitsaufträge in der Schule 59,43 8,02 32,55 abgeben 3,77 Schüler*innen konnten Arbeitsaufträge online abgeben 6,6 89,62 4,72 Zurverfügungstellung von Arbeitsblättern über digitale 7,55 87,74 Medien 4,25 Vorbereitung von Arbeitsblättern zur Abholung in der 66,51 29,25 Schule 6,2 Kommunikation mit SchülerInnen über digitale Medien 8,01 85,38 Kommunikation mit Eltern über digitale Medien 27,83 9,43 62,74 3,77 kein Einsatz digitaler Medien 91,51 4,72 8,96 Vorschläge für Apps/Softwäre von Schüler*innen 86,32 4,72 erhalten 6,13 Vorschläge für Apps/Softwäre von Eltern erhalten 89,15 4,72 eigenständige Suche nach Apps/Software 34,43 17,45 48,11 konkrete Vorgaben von der Schule erhalten 28,77 17,92 53,3 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 trifft nicht zu trifft teilweise zu trifft zu Abbildung 3: Situation des Fernunterrichts aus Lehrendenperspektive (n=212) 6.2 EINGESETZTE MEDIEN Emails kristallisierten sich als jene Kommunikationsform heraus, die von den Lehrenden am häufigsten im Kontext des Fernunterrichts genutzt wurde (93,4%). Die Mehrheit setzte darüber hinaus Bücher und Arbeitsblätter (91,98%) ein und nutzte eine Lernplattform, die von 17
der Schule zur Verfügung gestellt wurde (88,68%). Etwas mehr als ein Drittel der Lehrerinnen und Lehrer griff darüber hinaus auch auf Lernplattformen oder Apps, die nicht von der Schule zur Verfügung gestellt wurden, zurück. Über drei Viertel unterrichteten auch per Videokonferenz. Des Weiteren kamen Telefonate (61,32%) und Messenger Apps (45,75%) häufig zum Einsatz. Hingegen wurden Bildungs-TV-Programme (28,3%) und Bildungsradioprogramme oder Podcasts (21,23%) ebenso wie Apps oder Software zur Foto- oder Videobearbeitung (27,83%) nur von wenigen genutzt. Eine untergeordnete Rolle spielten im Fernunterricht SMS (23,58%) und Onlinespiele (16,5%) (Abbildung 4). Im Fernunterricht eingesetzte Medien Email 93,4 Bücher, Arbeitsblätter 91,98 Lernplattform der Schule 88,68 Videokonferenz 76,42 Telefonat 61,32 Messenger Apps 45,75 Lernplattform/App nicht von der Schule 34,9 Bildungs-TV-Programm 28,3 App/Software zur Foto-/Videobearbeitung 27,83 SMS 23,58 Podcast/Bildungs-Radioprogramm 21,23 Onlinespiele 16,5 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Abbildung 4: Im Fernunterricht eingesetzte Medien (n=212) 6.3 ARBEITSBEDINGUNGEN Ein Großteil der Lehrerinnen und Lehrer wandte im Vergleich zum klassischen Präsenzunterricht für den Fernunterricht wesentlich mehr Zeit auf (Abbildung 5). 18
Aufgewendete Zeit für den Fernunterricht im Vergleich zum Präsenzunterricht 45 42,5 40 34 35 30 25 19,3 20 15 10 4,2 5 0 weniger als für den gleich viel wie für den mehr als für den viel mehr Zeit als für den Präsenzunterricht Präsenzunterricht Präsenzunterricht Präsenzunterricht Abbildung 5: Aufgewendete Zeit für den Fernunterricht (n=212) Die Arbeitsbedingungen während des Unterrichtens von zuhause aus waren relativ gut. Wahrscheinlich ist es auf das durchschnittlich eher höhere Alter der österreichischen Lehrpersonen zurückzuführen (Statistik Austria 2020), dass im Großteil der Lehrer*innenhaushalte während des Lockdowns keine Kinder wohnten, die Fernunterricht hatten. In Lehrer*innenfamilien mit schulpflichtigen Kindern hatten zumeist ein bis zwei Kinder Fernunterricht (Abbildung 6). 19
Arbeitsbedingungen im Home Office 70 60 50 40 30 20 10 0 0 1 2 3 bis 5 mehr als 5 Wie viele Personen lebten während 0 12,3 42,9 44,4 0,4 des Lockdown in Ihrem Haushalt? Wie viele Personen arbeiteten während des Lockdown von zuhause 1,9 41 39,6 17,5 0 aus? Wie viele Kinder in Ihrem Haushalt hatten während des Lockdown 67,5 14,6 15,6 2,4 0 Fernunterricht? Abbildung 6: Arbeitsbedingungen im Home-Office (n=212) Ein Großteil der Lehrpersonen gab an, dass sie in der Lage waren, sich in der Familie gut zu organisieren, damit jeder und jede seinen bzw. ihren beruflichen und schulischen Verpflichtungen nachkommen konnte. Auch die Internetverbindung hat in den meisten Fällen gut funktioniert, wenn alle Familienmitglieder online waren und nur wenige mussten sich die digitalen Arbeitsgeräte mit anderen Personen teilen. Dennoch gaben 21% an, dass es schwierig war, sich gegenseitig nicht zu stören. Obwohl nur in wenigen Haushalten der befragten Lehrpersonen Heranwachsende lebten, die Fernunterricht hatten, gaben 31% der Lehrerinnen und Lehrer an, dass ihre Kinder beim Lernen zumindest teilweise mehr Unterstützung als sonst benötigt haben (Abbildung 7). Insgesamt gaben drei Viertel der Lehrpersonen an, dass sie sich auch im Home-Office gut auf ihre Arbeit konzentrieren konnten, wenngleich 71% den Eindruck hatten, dass diese während des Lockdowns mehr Energie erforderte. Nahezu die Hälfte hatte zumindest teilweise das Gefühl, durch die Distanzlehre wenig Zeit für die Familie zu haben (Abbildung 7). 20
Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben Ich hatte das Gefühl, wenig Zeit für meine Familie zu 52,83 18,39 28,77 haben. Meine Arbeit hat mehr Energie als sonst erfordert. 12,74 16,51 70,75 Ich konnte mich gut auf meine Arbeit konzentrieren 8,96 16,04 75 Meine Kinder haben beim Lernen mehr Unterstützung 68,4 13,68 17,92 als sonst benötigt. Es war schwierig, von zuhause aus zu unterrichten. 48,11 22,17 29,72 Die Internetverbindung hat gut funktioniert, wenn wir 16,04 12,74 71,22 alle online waren. Ich musste mir mit mehreren Personen einen 84,91 6,6 8,49 Computer/Laptop teilen. Es war schwierig, sich gegenseitig nicht zu stören 66,04 13,21 20,75 Wir konnten uns in der Familie gut organisieren und jede/r konnte seinen/ihren Verpflichtungen 6,6 9,91 83,49 nachkommen. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Trifft nicht zu Trifft teilweise zu Trifft zu Abbildung 7: Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (n=212) 6.4 PERSÖNLICHE WAHRNEHMUNGEN, GEFÜHLE UND EINSCHÄTZUNG DES FERNUNTERRICHTS Aus Perspektive der Lehrpersonen war über die Hälfte der Schülerinnen und Schüler gut mit digitalen Geräten ausgestattet und hatte zuhause auch eine gute Internetverbindung. Dies deckt sich mit den Angaben der Schülerinnen und Schüler bzw. deren Eltern in der allgemeinen KiDiCoTi-Studie (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a). 14% der Lehrerinnen und Lehrer gaben darüber hinaus an, dass Schülerinnen und Schüler digitale Geräte von der Schule geliehen haben, um am Fernunterricht teilzunehmen; 17% bestätigen dies zumindest teilweise (Abbildung 8). Die überwiegende Mehrheit der Lehrpersonen (78%) nannte keine technischen Probleme während des Fernunterrichts, dennoch sollte im Blick behalten werden, dass 22% berichteten, 21
dass der Fernunterricht zumindest teilweise durch technische Hindernisse unmöglich war (Abbildung 8). Beurteilung der technischen Rahmenbedingungen Die Schüler*innen haben sich von der Schule Laptops/Tablets ausgeliehen, um am Fernunterricht 69,34 16,98 13,68 teilnehmen zu können. Der Ferunterricht über digitale Medien war durch 77,83 15,57 6,6 technische Hindernisse unmöglich. Die meisten Schüler*innen haben zuhause eine gute 8,96 33,96 57,08 Internetverbindung. Die Schüler*innen sind gut mit digitalen Geräten 13,13 29,19 57,91 ausgestattet. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 trifft nicht zu trifft teilweise zu trifft zu Abbildung 8: Beurteilung der technischen Rahmenbedingungen (n=212) Nahezu drei Viertel der Lehrerinnen und Lehrer berichteten, dass die Onlinekommunikation mit den Schülerinnen und Schülern gut funktioniert hat und 63% hatten den Eindruck, dass die Heranwachsenden motiviert waren, am Fernunterricht teilzunehmen. Darüber hinaus empfanden 66% der Lehrpersonen ihre Schülerinnen und Schüler zumindest teilweise engagierter als im Präsenzunterricht (Abbildung 9). Diese Eindrücke entsprechen den Einschätzungen der befragten Schülerinnen und Schüler (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a, S. 26). Dennoch hatten 43% der Lehrerinnen und Lehrer den Eindruck, dass der Fernunterricht für manche Schülerinnen und Schüler zu anspruchsvoll war; 30% bestätigten diese Aussage zumindest teilweise. Nach Angaben der Heranwachsenden fiel es 12% schwer, am Onlineunterricht teilzunehmen und 18% hatten wirklich Probleme damit, schwierigen Unterrichtsinhalten online zu folgen (Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a, S. 27). Daraus ließe sich schließen, dass Lehrpersonen eventuell die Fähigkeit schwächerer Schülerinnen und Schüler, am Onlineunterricht teilzunehmen, etwas unterschätzten. Allerdings handelt es sich bei den Angaben der Schülerinnen und Schüler um Selbsteinschätzungen, die möglicherweise von manchen zu hoch angesetzt waren. 22
Nicht ganz die Hälfte der Lehrpersonen (47%) hatte darüber hinaus das Gefühl, dass der Fernunterricht für die Schülerinnen und Schüler zumindest teilweise frustrierend war (Abbildung 9). Beurteilung des Fernunterrichts im Hinblick auf Schüler*innen Die Schüler*innen zeigten sich im Fernunterricht 33,96 44,81 21,23 engagierter als im Präsenzunterricht. Der Fernunterricht war für manche Schüler*innen zu 26,87 30,19 42,92 anspruchsvoll. Die Schüler*innen hatten keine Probleme, den Überblick 34,9 29,25 35,85 über unterschiedliche Arbeitsaufträge zu behalten. Der Fernunterricht war für die Schüler*innen 53,3 34,43 12,26 frustrierend. Die Schüler*innen waren motiviert, am Fernunterricht 9,91 27,83 62,26 teilzunehmen. Die Online-Kommunikation mit meinen Schüler*innen hat 6,6 19,34 74,06 gut funktioniert. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 trifft nicht zu trifft teilweise zu trifft zu Abbildung 9: Beurteilung des Fernunterrichts im Hinblick auf Schüler*innen (n=212) Das Engagement der Eltern während des Fernunterrichts wird vom Großteil der Lehrerinnen und Lehrer (70%) positiv beurteilt, nahezu die Hälfte gab auch an, von den Eltern positive Rückmeldungen zur Fernlehre erhalten zu haben (Abbildung 10). 23
Beurteilung des Fernunterrichts im Hinblick auf die Eltern Die Eltern haben den Fernunterricht nicht unterstützt. 69,81 22,64 7,55 Ich habe von Eltern positive Rückmeldungen zur 32,55 18,87 48,58 Fernlehre erhalten. 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% trifft nicht zu trifft teilweise zu trifft zu Abbildung 10: Beurteilung des Fernunterrichts im Hinblick auf die Eltern (n=212) Die überwiegende Mehrheit der Lehrpersonen war während des Lockdowns in gutem Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen. Vielfach wurden auch virtuelle Besprechungen im Lehrer*innenkollegium des jeweiligen Schulstandortes abgehalten, 79% der Befragten bejahten dies zumindest teilweise (Abbildung 11). 46% der Lehrerinnen und Lehrer fanden, dass ihre Schule für den Unterricht mit digitalen Medien gut ausgestattet ist und ein Viertel war damit teilweise zufrieden. Zugleich sahen allerdings drei Viertel der Lehrpersonen zumindest teilweise Entwicklungsbedarf hinsichtlich des Unterrichts mit digitalen Medien (Abbildung 11). Dies steht vermutlich in engem Zusammenhang mit dem Bedürfnis, zukünftig mehr über den Unterricht mit digitalen Medien lernen zu wollen. 43% der Lehrpersonen äußerten diesen Wunsch und 29% hatten teilweise das Gefühl, mehr über den Unterricht mit digitalen Medien lernen zu wollen (Abbildung 12). 24
Beurteilung der Situation am Schulstandort Ich sehe an meinem Schulstandort Entwicklungsbedarf 27,83 25,47 46,69 hinsichtlich des Unterrichts mit digitalen Medien. Meine Schule ist für den Unterricht mit digitalen Medien 27,83 25,94 46,23 gut ausgestattet. In unserem Kollegium wurden virtuelle Besprechungen 20,75 9,91 69,34 abgehalten. Ich konnte meine Kolleg*innen während des Lockdown 0,94 11,32 87,74 gut erreichen. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Trifft nicht zu Trifft teilweise zu Trifft zu Abbildung 11: Beurteilung der Situation am Schulstandort (n=212) Hinsichtlich ihrer persönlichen Einschätzung des Fernunterrichts gab die überwiegende Mehrheit der Lehrpersonen an, mehr Arbeit als in einem normalen Semester gehabt zu haben; und 59% fiel es schwer, Arbeitszeit und arbeitsfreie Zeit zu trennen. 17% hatten teilweise Probleme damit. 67% empfanden die Distanzlehre allerdings als eine spannende neue Herausforderung und nahezu drei Viertel gaben an, viele neue Tools und Apps für den Unterricht kennengelernt zu haben (Abbildung 12). Einem Großteil hat allerdings der persönliche Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern gefehlt (84%). Dieser fehlende Kontakt erschwerte es vermutlich auf die Bedürfnisse einzelner Heranwachsender einzugehen, weshalb sich fast drei Viertel der Lehrpersonen zumindest teilweise darum sorgten, ob alle Schülerinnen und Schüler mit dem Lernstoff mithalten können. Zugleich befürchteten 40% der Lehrerinnen und Lehrer, ihre Schülerinnen und Schüler mit dem Fernunterricht zu langweilen oder zu unterfordern (Abbildung 12). Ähnlich wie weiter oben (Abbildung 9, siehe S. 23) etwa die Hälfte der Lehrpersonen den Eindruck hatte, dass der Fernunterricht für die Schülerinnen und Schüler zumindest teilweise frustrierend war, gab auch ungefähr die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer an, dass dieser für 25
sie selbst zumindest teilweise frustrierend war. Fast 30% waren zumindest teilweise mit der technischen Wartung der Geräte überfordert. Ein Viertel hätte sich insgesamt mehr Unterstützung gewünscht, auf 14% traf dies ebenfalls zum Teil zu. 22% fühlten sich während des Fernunterrichts alleine gelassen und 18% bestätigten dieses Gefühl teilweise. Ein Großteil kam mit der Onlinelehre gut zurecht, aber dennoch fühlten sich 23% zumindest teilweise überfordert. Unmut äußerte über die Hälfte der Lehrpersonen (57% bzw. 12% teilweise) dahingehend, dass sie es nicht gerechtfertigt fanden, für den Unterricht mit digitalen Medien private finanzielle Mittel aufwenden zu müssen (Abbildung 12). Persönliche Wahrnehmungen und Gefühle Ich hätte mir mehr Unterstützung gewünscht. 60,85 13,68 25,47 Ich fühlte mich allein gelassen. 60,85 17,45 21,7 Ich war mit der Online-Lehre überfordert. 76,87 14,62 8,5 5,66 Mir hat der persönliche Kontakt zu den SchülerInnen 9,91 84,43 gefehlt. Ich möchte zukünftig mehr über den Unterricht mit 27,36 29,25 43,4 digitalen Medien lernen. Der Fernunterricht war eine spannende neue 10,85 22,17 66,98 Herausforderung. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass nicht alle 25,94 28,3 45,75 SchülerInnen mit dem Lernstoff mithalten können. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass ich die SchülerInnen 60,38 23,58 16,04 langweile/unterfordere. Der Fernunterricht war für mich frustrierend. 50 30,66 19,34 Es ist mir schwer gefallen, Arbeitszeit und arbeitsfreie 25 16,51 58,49 Zeit zu trennen. Ich fand es nicht gerechtfertigt, für meinen digitalen 31,13 11,79 57,08 Unterricht private finanzielle Mittel aufwenden zu… Ich war mit der technischen Wartung der Geräte 70,28 16,04 13,68 überfordert. Ich habe viele neue Apps/Tools für den Unterricht 26,42 33,96 39,62 kennengelernt. Ich hatte weniger Arbeit als in einem normalen Semester. 86,32 8,5 5,2 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 trifft nicht zu trifft teilweise zu trifft zu Abbildung 12: Persönliche Wahrnehmungen und Gefühle (n=212) 26
6.5 EINSTELLUNGEN, FÄHIGKEITEN UND FERTIGKEITEN IM UMGANG MIT DIGITALEN TECHNOLOGIEN Über die berufliche Arbeit hinausgehend wurden die Lehrerinnen und Lehrer auch hinsichtlich ihrer allgemeinen Einschätzung digitaler Medien befragt (Abbildung 13). Diese wurden als nützlich betrachtet – sowohl im Hinblick auf die Arbeit (96%) als auch für private Bedürfnisse wie die Pflege sozialer Kontakte (78%), das Informationsmanagement (92%) und allgemein für die Freizeit (51% bzw. 23% teilweise). Nützlichkeit digitaler Medien während des Lockdown 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 für soziale Kontakte für die Arbeit für Informationen für die Freizeit nützlich 78,3 96,22 91,98 50,94 teilweise nützlich 18,4 2,36 5,2 22,64 nicht nützlich 3,3 1,42 2,83 26,42 Abbildung 13: Nützlichkeit digitaler Medien während des Lockdowns (n=212) Mit Ausnahme von Software für Videokonferenzen, welche 79% erst während des Lockdowns kennengelernt haben, haben die meisten Lehrerinnen und Lehrer jene Tools und Apps, die sie während des Lockdowns genutzt haben, bereits zuvor genutzt. Für private Zwecke nutzten Lehrpersonen besonders Messenger-Apps (92%), Online Cloud-Dienste (91%) und Online- Sicherheitswerkzeuge (78%). Darüber hinaus hatten viele Streaming-Abonnements (54%), waren in Sozialen Online-Netzwerken aktiv (49%) und nutzten Online-Nachrichtendienste und -Apps (57%) sowie Online-Tools und Software zur Foto- und Videobearbeitung (51%). Nur 28% spielten auch Online-Spiele.3 3 Für die Angaben zur privaten Nutzung von Onlinediensten und Apps wurden die Angaben zur Nutzung vor dem Lockdown mit den Angaben zur angefangenen Nutzung während des Lockdowns addiert. 27
PRIVAT genutzte Online-Dienste & Apps 3,77 Messenger-Apps 87,74 8,49 1,89 Soziale Online-Netzwerke 46,7 51,42 6,13 Videokonferenz-Tools 15,1 78,77 2,36 Online-Sicherheitswerkzeuge 75,94 21,67 Online-Nachrichtendienste/Apps 47,64 9,43 42,92 2,83 Online-Spiele 25,47 71,7 6,13 Online-Tools & Software zur Foto-/Videobearbeitung 44,81 49,05 Online-Cloud-Dienste 79,24 11,32 9,43 2,36 Streaming-Abonnements 51,89 45,75 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 bereits vor dem Lockdown genutzt während des Lockdowns angefangen zu nutzen nicht genutzt Abbildung 14: Privat genutzte Online-Dienste und Apps (n=212) Die Lehrerinnen und Lehrer wurden um die persönliche Einschätzung ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Medien gebeten sowie zu empfundenen diesbezüglichen Verbesserungen während des Lockdowns (Abbildung 15). Besondere persönliche Verbesserungen empfanden die Lehrpersonen in der Teilnahme an Videokonferenzen (86%). Darüber hinaus hatte über die Hälfte das Gefühl, sich während des Lockdowns insgesamt im Umgang mit dem Internet verbessert zu haben. Allgemein schätzten Lehrerinnen und Lehrer ihre persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Medien als besonders gut ein. Ein Großteil hatte den Eindruck, sich insgesamt gut im Internet auszukennen (91%), zu wissen, welche Informationen man online teilen sollte und welche nicht (93%), sowie zu wissen, wo vertrauenswürdige Gesundheitsinformationen zu finden sind (93%). Ebenso fanden es die befragten Lehrpersonen einfach, die 28
Vertrauenswürdigkeit von Informationen aus dem Internet zu überprüfen (84%), Privatsphäreeinstellungen zu ändern (83%) und öffentliche Onlinedienste zu nutzen. Fähigkeiten und Fertigkeiten im Verbesserung von Umgang mit digitalen Medien während des Lockdown Ich kenne mich insgesamt Ich kenne mich insgesamt sehr gut mit dem Internet 90,57 sehr gut mit dem Internet 52,36 aus. aus. Ich weiß, wie man Ich weiß, wie man öffentliche Online-Dienste 88,21 öffentliche Online-Dienste 12,74 nutzt. nutzt. Ich weiß, wie ich meine Ich weiß, wie ich meine Privatsphäre-Einstellungen 83,49 Privatsphäre-Einstellungen 15,57 ändern kann. ändern kann. Ich finde es einfach zu Ich finde es einfach zu überprüfen, ob eine überprüfen, ob eine 83,96 19,81 Information aus den Internet Information aus den richtig ist. Internet richtig ist. Ich weiß, wo ich Ich weiß, wo ich Gesundheitsinformationen Gesundheitsinformationen 92,45 24,53 finde, denen ich trauen finde, denen ich trauen kann. kann. Ich weiß, welche Ich weiß, welche Informationen ich online Informationen ich online 93,4 24,06 teilen sollte und welche teilen sollte und welche nicht. nicht. Ich weiß, wie man an einer Ich weiß, wie man an einer 92,45 85,85 Videokonferenz teilnimt. Videokonferenz teilnimt. 0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 Abbildung 15: Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Medien (n=212) 6.6 RESÜMEE UND BLICK IN DIE ZUKUNFT Rückblickend auf den ersten Lockdown im Frühling 2020 empfanden 29% der Lehrerinnen und Lehrer das Zeitmanagement zwischen Arbeit und Privatleben als größte Herausforderung (Abbildung 16). Ebenso wurden der zeitliche Mehraufwand des Fernunterrichts (17%) sowie die Erreichbarkeit und Motivation der Schülerinnen und Schüler als Herausforderung betrachtet (17%). 29
Was war die größte Herausforderung während des Fernunterrichts? digitale Plattformen/Räume 3,01 Unterrichtsmaterialen zu Verfügung stellen 6,63 Differenzierung (einer heterogenen SchülerInnengruppe 8,43 gerecht werden) Zeitlicher Mehraufwand 16,87 Technische Probleme 10,84 Erreichbarkeit und Motivation der Schüler*innen 17,47 Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben 28,92 (Zeitmanagement) Sonstiges 6,63 0 5 10 15 20 25 30 Abbildung 16: Größte Herausforderung während des Fernunterrichts (n=166, offene Frage) Im Hinblick auf die Zukunft wünschten sich 43% der Lehrerinnen und Lehrer mehr Fortbildungen zum Unterricht mit digitalen Medien und 31% pflichteten dem teilweise bei (Abbildung 17). 30
Wunsch nach mehr Fortbildungen zum Unterricht mit digitalen Medien. 25,94 43,39 30,66 Trifft nicht zu Trifft teilweise zu Trifft zu Abbildung 17: Wunsch nach mehr Fortbildungen (n=212) In einer offenen Frage wurde ebenso danach gefragt, welche Erfahrungen aus dem Lockdown die Lehrpersonen für ihren zukünftigen Unterricht beibehalten möchten (Abbildung 18). Ein Drittel gab an, weiterhin digitale Medien und Plattformen zur Kommunikation im Schulkontext nutzen zu wollen. Ebenso wollten 18% die Erstellung von Aufgaben und Übungen über digitale Plattformen beibehalten. 10% gaben auch an, die Selbständigkeit und Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler mehr stärken zu wollen. Des Weiteren wurden an positiven Erfahrungen, die beibehalten werden möchten, der Einsatz von Tutorials, Lern-Apps und Online-Übungen, insgesamt mehr mit Unterstützung digitaler Medien zu unterrichten und die Stärkung der eigenen sowie der digitalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler genannt. Wenige (6%) gaben aber auch an, zukünftig wieder weniger digitale Medien einsetzen zu wollen. 31
Was möchten Lehrpersonen beibehalten? 35 33,96 30 25 20 18,24 15 10,06 10 8,78 8,81 5,66 5 3,14 2,52 1,26 0 Abbildung 18: Was möchte man beibehalten? (n=159, offene Frage) 32
7 SCHLUSSFOLGERUNGEN Österreichische Lehrer*innen sind gut mit digitalen Geräten ausgestattet und die Mehrheit verfügt über einen schnellen Internetzugang; ein Viertel hat allerdings nur einen langsamen Internetanschluss. Der Fernunterricht wurde in der Notsituation des Covid-19 Lockdowns in der Regel von zuhause aus mit privaten Geräten durchgeführt. Langfristig und mit Blick auf zukünftige Situationen, die einen Fernunterricht erfordern, findet es aber ein Großteil der Lehrpersonen nicht gerechtfertigt, für den Unterricht mit digitalen Medien private finanzielle Mittel für digitale Geräte oder eine stabile Internetverbindung aufwenden zu müssen. Für die Zukunft sollten daher Konzepte entwickelt werden, wie Lehrpersonen für Situationen, die einen Fernunterricht erfordern, technisch vorbereitet bzw. ausgestattet werden können. Hier sind unterschiedliche Szenarien denkbar, die von einer Einrichtung spezieller Räume für den Fernunterricht im Schulgebäude, über Leihgeräte bis hin zu einer finanziellen Bezuschussung der privaten technischen Ausstattung von Lehrpersonen reichen können. Dies ist auch im Hinblick auf jene Lehrpersonen, die für den Covid-19 bedingten Fernunterricht schlecht ausgestattet waren, von besonderer Bedeutung – immerhin verfügte ein Viertel über keinen Breitbandanschluss. Schlecht ausgestattete Lehrer*innen können trotz großen Engagements keinen zufriedenstellenden Online-Unterricht leisten, was sich letztendlich zu Lasten der Bildung Heranwachsender auswirkt. An über der Hälfte der Schulen wurde der Online-Unterricht mit zusätzlichen Lernmaterialen kombiniert. Über drei Viertel der Lehrkräfte unterrichteten per Videokonferenz. Aber nur wenige Lehrpersonen bekamen von ihrer Schule konkrete Vorgaben für den Fernunterricht und recherchierten daher selbständig nach geeigneten Apps und geeigneter Software. Viele hätten sich für den Fernunterricht mehr Unterstützung gewünscht, wenngleich sie letztendlich auch alleine zurechtkamen. Der Großteil nutzte eine Lernplattform, die von der Schule zur Verfügung gestellt wurde, ein Drittel griff aber auch auf andere Lernplattformen oder Apps zurück. Zum einen bedeutet dieses Ergebnis, dass Schulen insgesamt besser auf zukünftige Situationen, die einen Fernunterricht erfordern, vorbereitet werden müssen. Dies reicht von genaueren Vorgaben des Bildungsministeriums bis hin zu einer stärkeren Fokussierung auf Digitalisierung insgesamt und den Unterricht mit digitalen Medien im Rahmen von Schulentwicklungsprozessen. Darüber hinaus bedarf es auch der Schulung und Unterstützung von Schulleitungen hinsichtlich des Managements von Fernunterricht über einen längeren Zeitraum hinweg. 33
Generell sollte die Verwendung digitaler Medien und Lernplattformen weiterhin forciert und unterstützt werden, damit Schulen und Lehrpersonen gut für zukünftige Situationen, die einen Fernunterricht erfordern, vorbereitet sind. Digitale Medien und Lernplattformen sollten ein fixer Bestandteil des regulären Unterrichts werden, damit Lehrer*innen im Bedarfsfall sofort geeignete und ihnen sowie den Schüler*innen bereits gut bekannte Werkzeuge für den Fernunterricht zur Verfügung haben. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Lehrpersonen besser für den Unterricht mit digitalen Medien geschult werden. Dies betrifft sowohl die Lehramtsausbildung als auch die Fortbildung von Lehrer*innen. Dazu gehört eine intensivere Schulung im Bereich der allgemeinen Mediendidaktik und im Besonderen in der digitalen Didaktik sowie in der Kombination digitaler und analoger Medien für einen innovativen und zukunftsorientierten Unterricht. Die mediendidaktische Aus- und Fortbildung sollte dabei in enger Verknüpfung mit den jeweiligen Fachdidaktiken und Querschnittsmaterien (Gender, Migration etc.) erfolgen, da sie nur dann erfolgreich in den Unterricht integriert werden kann, wenn sie von den Lehrpersonen nicht lediglich als zusätzliches Vehikel oder als ein weiterer Bildungsauftrag (neben vielen anderen) begriffen wird, sondern als integrativer Bestandteil des Unterrichtens verstanden wird. Die Relevanz einer verstärkten mediendidaktischen Aus- und Fortbildung wurde von den befragten Lehrpersonen erkannt und als Wunsch nach entsprechenden Bildungsangeboten formuliert. Daher sollte rasch reagiert und diesem Bedürfnis der Lehrer*innen Folge geleistet werden, denn viele betonten als positives Resultat des Notfall-Fernunterrichts, dass sie zukünftig generell mehr digitale Medien im Unterricht einsetzen möchten. Neben der technischen Ausstattung und der mediendidaktischen Aus- und Fortbildung ist auch zu berücksichtigen, dass der Fernunterricht für einen Großteil der Lehrpersonen einen erhöhten Aufwand an Zeit und Energie bedeutete. Darüber hinaus berichteten viele von Schwierigkeiten bei der Trennung von Beruf und Privatleben. Die Hälfte hatte das Gefühl, durch den Fernunterricht weniger Zeit für die eigene Familie zu haben. Diese Erfahrung der Lehrkräfte muss hinsichtlich einer besseren Vorbereitung auf zukünftige Situationen, die einen Fernunterricht erfordern, ebenfalls ernst genommen werden. Um Lehrpersonen auch zukünftig zu motivieren, bei Bedarf einen guten Fernunterricht zu leisten, muss der erhöhte Zeitaufwand dafür entsprechend anerkannt werden (z.B. Vergütung, Stundenkontingent etc.). Darüber hinaus bedarf es auch an Fortbildungsangeboten hinsichtlich des Zeitmanagements 34
von Fernunterricht bzw. der Erarbeitung entsprechender Vorgaben und Richtlinien an der Schule (z.B. im Lehrendenkollegium, im Schulgemeinschaftsausschuss etc.). Der Notfall-Fernunterricht hat gezeigt, dass ein Großteil der Lehrerinnen und Lehrer dem Unterrichten mit digitalen Technologien positiv gegenübersteht. Viele haben sich durch Eigeninitiative rasch neue Fähigkeiten und Fertigkeiten angeeignet. Dieser Aufwind aus der Covid-19-Krise sollte genutzt werden, um das Lehren und Lernen mit digitalen Technologien weiter zu fördern. Allerdings sollten dabei sowohl die positiven, als auch die negativen Erfahrungen der Lehrpersonen sowie der Schüler*innen und ihrer Eltern ernst genommen werden (siehe dazu auch andere Berichte und Empfehlungen aus dem KiDiCoTi-Projekt Trültzsch-Wijnen & Trültzsch-Wijnen 2020a,b; Vuorikari et al. 2020). 35
8 LITERATUR BMBWF (2020). Grunddaten des österreichischen Schulwesens. Lehrer/innen Salzburg 2017/18. https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulsystem/gd/lehrstat_szbg.html [17.12.2020] Statistik Austria (2020). Lehrpersonal im allgemein bildenden und berufsbildenden Schulwesen. https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bildung/sc hulen/lehrpersonen/index.html [14. Jan. 2021] Trültzsch-Wijnen, Christine W. & Trültzsch-Wijnen, S. (2020a): Fernunterricht während des Covid-19 Lockdown in Österreich (Frühling 2020). KiDiCoTi Nationaler Bericht. https://doi.org/10.25598/KiDiCoTi-AT-2020-3 Trültzsch-Wijnen, Sascha & Trültzsch-Wijnen, Christine W. (2020b). Kinder, Digitale Medien und Covid-19: Digitale Praktiken, Sicherheit und Wohlbefinden der 6-12-Jährigen: Qualitative Teilstudie. Nationaler Bericht Österreich, KiDiCoTi National report. https://doi.org/10.25598/KiDiCoTi-AT-2020-4 Vuorikari, R., Velicu, A., Chaudron, S., Cachia, R. and Di Gioia, R. (2020). How families handled emergency remote schooling during the Covid-19 lockdown in spring 2020 - Summary of key findings from families with children in 11 European countries. Luxembourg: Publications Office of the European Union, EUR 30425 EN. doi:10.2760/31977, JRC122303. 36
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