Filmmuseum März 2018 Kinoprogramm - Ausstellungen Projekte - Deutsches Filminstitut
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2 Information & Ticketreservierung Tel. 069 - 961 220 220 Impressum Herausgeber: Deutsches Filminstitut – DIF e.V. Schaumainkai 41 60596 Frankfurt am Main Vorstand: Ellen Harrington Dr. Nikolaus Hensel carte blanche DIE ARTISTEN IN DER Direktorin: ZIRKUSKUPPEL: RATLOS Ellen Harrington (V.i.S.d.P.) ≥ Seite 25 Presse und Redaktion: Frauke Haß (Ltg.), Jenni Ellwanger Texte: Andreas Beilharz, Jonas Ebling, Jenni Ellwanger, Heleen Gerritsen, Natascha Gikas, Caroline Goldstein, Winfried Günther, Nina Reichert, Björn Schmitt, Urs Spörri, Laura Teixeira, Treppe 41 Vorführer / innen: Christian Appelt, Michael Besser, Pramila Chenchanna, Hans-Peter Marbach, Günther Volkmann Gestaltung: Optik — Jens Müller optik-studios.de Druck: FISSLER & SCHRÖDER GbR – Kompetenz in Print und Medien, 63571 Gelnhausen Anzeigen (Preise auf Anfrage): Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 069 - 961 220 222 E-Mail: presse@deutsches-filminstitut.de Abbildungsverzeichnis: Alle Abbildungen stammen aus dem Bildarchiv des Deutschen Filminstituts, sofern nicht anders verzeichnet. Poträtfotos S. 8/9: privat, Bildquelle: DIF S.16/17: Erik Vazzoler / zeitenspiegel.de S. 50: privat. Bildquelle: DIF Unser Ziel ist es, lesbare und zugleich gendersensibel formulierte Texte zu verfassen. Dabei gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Mit der von uns gewählten Schreib- weise adressieren wir alle Geschlechteridentitäten. Titelmotiv: 2001: A SPACE ODYSSEY (GB/US 1968. R: Stanley Kubrick)
INHALT 3 Editorial 4 Die Lange Oscar®-Nacht 5 Oscar®-nominierte Filme 6 LUCAS-Jurykids gesucht 8 2001: A SPACE ODYSSEY 9 Begleitprogramm im März 12 12. SchulKinoWochen 14 MiniFilmclub 16 goEast 2018 18 Filmprogramm Carte Blanche: Michael Haneke 20 Lateinamerika im Aufbruch 23 Klassiker & Raritäten 32 Kinderkino 34 Filmclub Treppe 41 36 Late Night Kultkino 37 Lecture & Film: Tropical Underground 34 Specials Was tut sich – im deutschen Film? 38 Synchron-Special 39 Die grauen Busse 40 Equal Pay Day 42 Ein Abend für Felicitas Hoppe 43 Service Programmübersicht 44 Eintrittspreise / Anfahrt 48 Vorschau 50 LATEINAMERIKA IM AUFBRUCH Yawar Mallku ≥ Seite 29
44 eDItorIal Liebe Kinofreund/innen, liebe Besucher/innen des Deutschen filmmuseums, kein anderer Film hat das Science- Immer wieder bietet das Filmmuseum Fiction-Genre so sehr geprägt wie Gelegenheit, einige der bedeutends- Stanley Kubricks 2001: A SPACE ten Filmschaffenden persönlich zu ODYSSEY. „2001 ist Kino in Rein- erleben und aus erster Hand mehr form“, schwärmt Regisseur Christo- über ihre Arbeit zu erfahren. Am pher Nolan. Die revolutionäre Trick- Donnerstag, 15. März, ist der öster- technik, die perfekte Komposition der reichische Regisseur Michael Haneke Bilder, ihre intellektuelle Symbolik, in Frankfurt zu Gast. Er erhält in die- der überwältigende Einsatz von Film- sem Monat „Carte Blanche“ und musik und -geräuschen – sie entwi- versammelt großes Autorenkino in ckeln einen Sog, dem man sich auch seiner Wunschfilmreihe. im Jahr 2018, 50 Jahre nach der Erst- aufführung, nicht entziehen kann. Das Deutsche Filmmuseum feiert das Medium Film in der Fülle seiner Deshalb lade ich Sie ein: Tauchen Ausdrucksformen und setzt dabei Sie mit uns ein in die Welt von 2001. ganz eigene Akzente. Nicht nur ist Auf den folgenden Seiten möchten es Schaufenster für herausragendes wir Sie neugierig machen auf die Filmschaffen weltweit, es leistet her- Ausstellung Kubricks 2001. vorragende Arbeit auf dem Gebiet 50 Jahre A SPACE ODYSSEY, der Digitalisierung des deutschen die am 21. März im Deutschen Film- Filmerbes. Ich freue mich daher ganz museum eröffnet. besonders, dass wir Ihnen im März einige Ergebnisse dieser Arbeit vor- Bevor es aber soweit ist, blickt gleich stellen können. Vier preisgekrönte zu Monatsbeginn die Filmwelt auf deutsche Filmproduktionen aus den das internationale Filmereignis des 1970er- bis frühen 80er-Jahren sind Jahres: In Los Angeles werden am diesen Monat im Kino des Deut- Sonntag, 4. März, zum 90. Mal die schen Filmmuseums in neu digitali- Academy Awards® verliehen. Be- sierter Fassung zu sehen. gleitet von kritischen und dringend notwendigen Debatten der interna- tionalen Filmbranche, verspricht die Wir sehen uns im Kino! Verleihung nicht nur einen spannen- Ihre den Wettbewerb, sondern wie immer auch jede Menge Glamour. Und be- vor am Frankfurter Schaumainkai um 1:30 Uhr die Live-Übertragung der Ellen Harrington langen Oscar®-Nacht beginnt, rollen Direktorin wir von 23 Uhr an unseren eigenen roten Teppich aus – für Sie!
Programm 23:30, 0:30, 1:30 Uhr: Oscar®-Führungen durch die Dauerausstellung Die Dauerausstellung ist von 23 bis 2 Uhr geöffnet. 23 bis 2 Uhr: Großes Oscar®-Tippspiel 23 bis 2 Uhr: cATwALK Styling Lounge Ab 23 Uhr: Bluebox Fotostudio 23:15 bis 0:30 Uhr: Oscar®-Filmquiz mit Michael Kinzer 0:30 bis 1:30 Uhr: Oscar®-Orakel mit Michael Kinzer Ab ca. 1:30 Uhr: Live-Übertragung Red Carpet Ab ca. 2:30 Uhr: Live-Übertragung Oscar®-Verleihung * Das gesamte Oscar®-Wochenende über sind im Kino nominierte Filme der Kategorie „Bester Film“ zu sehen. Kartenvorverkauf 25,- Euro / 18,- Euro ermäßigt* Live-Übertragung der 90. Oscar®- an der Museumskasse sowie verleihung: ca. 1:30 Uhr über adticket.de Hollywood am Main: Am Sonntag, NEU: VIP Ticket zu 45,-€ 4. März, werden in Los Angeles mit Freigetränken, zum 90. Mal die Academy Awards® Exklusiv- Zugang zur Bar vergeben, und am Schaumainkai ist und Sitzplatzreservierung Frankfurt live dabei! Die Übertra- Einlass 22:30 Uhr, gung vom berühmtesten roten vorher ist das Haus von Teppich beginnt um 1:30 Uhr auf 18:30 Uhr an geschlossen. Leinwänden im Kino und in den *Der Eintritt umfasst das gesamte Ausstellungsräumen, um 2:30 Uhr Programm von 23 - 2 Uhr inklusive Specials. Zur Live-Übertragung der Verleihung startet die große Preisverleihung. ist der Eintritt ins Haus von 2 Uhr an frei Dann warten auch am Mainufer alle (keine Sitzplatzgarantie). gespannt auf den entscheidenden Die Lange Oscar®-Nacht im Deutschen Filmmuseum ist keine offizielle Veranstaltung der Satz: „And the Oscar® goes to …“. Academy of Motion Picture Arts and Sciences®. Zur Einstimmung iin Frankfurt st von 23 Uhr an die ganze Nacht Weitere Informationen unter lang für glamouröse Unterhaltung oscar-nacht. gesorgt. deutsches-filmmuseum.de Unterstützt durch medien- partner
6 oScar®-noMInIerte FIlMe Als Countdown zur langen Oscar®-Nacht zeigt das Kino des Deutschen Filmmuseums Anwärter auf die begehrte Trophäe. Zu sehen ist eine Auswahl an Filmen, die in der Kategorie „Bester Film“ nominiert sind, sowie ein Kurzfilmprogramm der für die Katego- rie „Live Action“ nominierten Kandidaten. Darunter ist auch der hessische Beitrag WATU WOTE – ALL OF US (DE/KE 2017, R: Katja Benrath). OScAR®-SHORTS Kurzfilmprogramm der Kategorie Live Action wATU wOTE – ALL Of US DEKALB ELEmENTARY Donnerstag, 01.03. USA 2017. R: Reed Van Dyk. 20 Min. DCP. OmU 20:30 Uhr THE SILENT cHILD Großbritannien 2017. R: Chris Overton. 20 Min. DCP. OmU mY NEPHEw EmmET USA 2017. R: Kevin Wilson Jr. 19 Min. DCP. OmU THE ELEvEN O’cLOcK Australien 2016. R: Derin Seale. 14 Min. DCP. OmU wATU wOTE – ALL Of US Deutschland/Kenia 2017. R: Katja Benrath. 23 Min. DCP. OmU DARKEST HOUR Die dunkelste Stunde Großbritannien 2017. R: Joe Wright D: Gary Oldman, Kristin Scott Thomas, Ben Mendelsohn, 126 Min. DCP. OmU Die ersten Wochen im Amt des Premierministers Winston freitag, 02.03. 18:00 Uhr Churchill könnten turbulenter nicht sein: Innerhalb der ei- genen Partei wird gegen ihn intrigiert, und die Bedrohung durch die Nazis steigt mit jeder Sekunde. Der Premier muss sich entscheiden, ob er in Verhandlungen mit Hitler eintreten oder ihm bestimmt entgegentreten soll. THE SHAPE Of wATER Das Flüstern des Wassers USA 2017 R: Guillermo del Toro D: Doug Jones, Sally Hawkins, Octavia Spencer. 123 Min. DCP. OmU Auch Guillermo del Toros neuester Film wartet mit freitag, 02.03. 20:15 Uhr einer märchenhaften Geschichte auf, die zugleich als politische Parabel lesbar ist. Während des Kalten Krieges arbeitet eine stumme Putzkraft in einer geheimen staat- lichen Einrichtung und trifft dort eines Tages auf einen menschenartigen Wassermann.
7 gET OUT USA 2017. R: Jordan Peele. D: Daniel Kaluuya, Allison Williams, Catherine Keener. 104 Min. DCP. OmU Der afroamerikanische Fotograf Chris trifft zum ersten freitag, 02.03. Mal die wohlhabenden Eltern seiner weißen Freundin 22:30 Uhr Rose. Schon bald tun sich Risse im betont wohlwollen- den Umgang mit ihm auf. Spielerisch wechselt GET OUT zwischen verschiedenen Genres und verhandelt dabei Wi- dersprüche einer vermeintlich liberalen Gesellschaft, die den Rassismus noch lange nicht überwunden hat. THE POST Die Verlegerin USA 2017. R: Steven Spielberg D: Meryl Streep, Tom Hanks, Alison Brie. 116 Min. DCP. OmU Als Geheimdokumente Fehlinformationen über das Samstag, 03.03. Eingreifen der US-amerikanischen Regierung in Vietnam 17:00 Uhr offenbaren, steht Katharine Graham, die erste Frau an der Spitze eines großen US-Zeitungsverlags, vor einer schwerwiegenden Entscheidung: Mit der Veröffentli- chung riskiert sie ihre persönliche Freiheit. THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBINg, mISSOURI US/GB 2017 R: Martin McDonagh. D: Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell. 116 Min. DCP. OmU Nach 7 PSYCHOS zeichnet Regisseur McDonagh Samstag, 03.03. erneut für eine schwarze Komödie mit überaus la- 19:30 Uhr konischen Dialogen verantwortlich: Mildred ist nach dem unaufgeklärten Mord an ihrer Tocher am Boden zerstört. Als sie den ortsansässigen Polizeichef unter Druck setzt, eskaliert die Situation. DUNKIRK Großbritannien/USA/Frankreich/Niederlande. 2017 R: C. Nolan D: F. Whitehead, M. Rylance, T. Hardy. 107 Min. DCP. OmU Während des Zweiten Weltkrieges sind die alliierten Samstag, 03.03. Streitkräfte bei Dünkirchen eingekesselt und warten auf 22:00 Uhr die Evakuierung. DUNKIRK verzichtet weitestgehend auf erzählerisches Beiwerk und inszeniert die Unüber- sichtlichkeit der Kriegshandlungen mit einer effektvollen Suspense-Dramaturgie. PHANTOm THREAD Der seidene Faden USA 2017. R: Paul Thomas Anderson. D: Daniel Day-Lewis, Vicky Krieps, Lesley Manville. 131 Min. DCP. OmU Stark von Hitchcocks REBECCA beeinflusst, erzählt Paul Sonntag, 04.03. Thomas Anderson die Geschichte eines perfektionisti- 18:00 Uhr schen Schneiders und seiner unkonventionellen Muse. Eine Geschichte über Obsession, Hass und Liebe mit sinnlichem Augenmerk auf Stoffe und Farben.
8 Junge Filmfans für die LUCAS-Jurys gesucht! Vom 20. bis 27. September die Jury 8+ oder für die Jury 13+ 2018 präsentiert LUCAS aktuelles, bewerben. Bewerber/innen für die internationales Filmschaffen für Altersgruppe 13+ sollten auch Eng- junges Publikum und sucht Kinder lisch sprechen. und Jugendliche, die zusammen mit Branchenprofis entscheiden, welche Wie bewerbe ich mich? Filme aus dem Programm die be- Fülle den Jurybewerbungsbogen gehrten LUCAS-Preise bekommen. aus und schreibe eine kurze Film- kritik zu einem Film deiner Wahl. Du liebst Kino, möchtest das Klas- Sende beides bis zum Bewerbungs- senzimmer für eine Woche mit dem schluss am 13. April 2018 an: Kinosaal tauschen und dich intensiv mit Filmen auseinandersetzen, dann Deutsches Filminstitut – DIF e.V. bewerbe dich mit einer kurzen Film- LUCAS – Internationales Festival für kritik zu einem Film deiner Wahl. junge Filmfans Schaumainkai 41 Wer kann sich bewerben? 60596 Frankfurt Kinder und Jugendliche, die in der Festivalwoche zwischen zehn und Weitere Infos unter 18 Jahre alt sind, können sich für lucas-filmfestival.de
aUSStellUng 9 Szene aus der Eröffnungssequenz von Stanley Kubrilcks Film 2001: A SPACE ODYSSEY. Kubricks 2001. 50 Jahre A SPACE ODYSSEY Ausstellung vom 21. März bis 23. September im Deutschen Filmmuseum Stanley Kubricks 2001: A SPACE Spuren, die 2001 in einem halben ODYSSEY (GB/US 1968) ist ein Mei- Jahrhundert in zahlreichen Filmen, lenstein der Filmgeschichte. Der in Musikvideos und Werbung, in De- Film revolutionierte das Genre Sci- sign, Malerei, Architektur und Poesie ence-Fiction, beeinflusste Gene- hinterlassen hat. rationen von Regisseur/innen und begeisterte Millionen von Kinobe- Beides, die Entstehungs- und die sucher/innen. Zum 50. Jahrestag Rezeptionsgeschichte von 2001: A der Uraufführung des Meisterwerks SPACE ODYSSEY, sind auch The- präsentiert das Deutsche Filmmuse- ma einer umfangreichen Veranstal- um eine weltweit einzigartige Aus- tungsreihe, die Ende März beginnt. stellung. Sie bietet neben zahlreichen wis- senschaftlichen Perspektiven auch Von Mittwoch, 21. März, an lädt das ungewöhnliche (Kino-)Erlebnisse Museum dazu ein, hinter die Kulis- wie die Aufführung des Hörspiels sen des Filmklassikers zu schauen: Der Knochen am Montag, 2. April. Originale Designs, Modelle, Kos- Ein weiterer Höhepunkt ist das Ge- tüme, Requisiten, Drehpläne, Pro- spräch mit Astronaut Thomas Reiter duktionsunterlagen und Fotos aus im Juni, der Stanley Kubricks Film- dem Archiv des Regisseurs zeigen, bildern seine eigenen Erfahrungen wie Kubricks Leinwand-Vision der aus dem Weltall gegenüberstellt. Zukunft entstand. Außerdem setzt die Schau den Film in den Kontext seiner Entstehungszeit und liest die
10 aKtUelleS aUSStellUng THE DAwN Of mAN Kostümbildner Stuart Freeborn kreierte Kostüme und Masken für Moonwatcher und Gefährten Der Hauptteil von Stanley Kubricks 2001 spielt in der Zukunft und in der Weite des Weltalls. Ihren Anfang nimmt die filmische Odyssee aller- dings mehrere Millionen Jahre zu- vor: Das erste Kapitel "The Dawn of Man" ("Aufbruch der Menschheit") spielt in urgeschichtlicher Zeit in der Wüste Afrikas, die Protagonist/innen sind eine Horde Menschenaffen. Wie gelang es Kubrick, diese Se- Richter ein Team athletischer Ak- quenzen überzeugend zu gestalten? teur/innen zusammen, die monate- lang zusammen lebten und trainier- Stuart Freeborn kreierte kongenial ten. Inspirieren ließen sie sich von die Kostüme und Masken für Moon- den Bewegungsmustern der Affen, watcher und seine Gefährten – weit- die sie im Londoner Zoo beobachte- aus detaillierter und naturgetreuer, ten. Neben den Schauspieler/innen als dies für Filmproduktionen zuvor „spielten“ auch zwei echte Affen geleistet worden war. am Set: Der Southampton Zoo lieh Kubrick zwei Babyschimpansen so- Die Bewegungsabläufe der Men- wie einen Leoparden, ein Zebra und schenaffen wurden von dem Pan- mehrere Tapire. tomimen Dan Richter choreogra- fiert. Richter, der mit einem Affen Um nicht das gesamte Drehteam als Haustier zusammengelebt hat- samt Ausstattung nach Afrika schi- te, übernahm selbst die Rolle des cken und selbst dorthin reisen zu Moonwatcher – jenes ersten Affen, müssen – das wäre langwierig, der nach der Begegnung mit dem kostspielig und mit den aufwändi- rätselhaften Monolithen lernt, einen gen Masken und Kostümen in der Knochen als Werkzeug und Waf- heißen Wüstensonne sehr unange- fe einzusetzen. Aus Tänzer/innen, nehm gewesen –, ließ Kubrick das Jockeys und Pantomimen stellte Set der Affengrube im Londoner Studio bauen. Die realistischen Auf- nahmen entstanden mithilfe einer Frontprojektion: Fotografen der Se- cond Unit hatten in Namibia Land- schaften aufgenommen. Diese Bil- der wurden über einen im Winkel von 45 Grad zur Kamera ausgerich- teten halbtransparenten Spiegel auf eine hochreflektierende Leinwand projiziert, vor der die Darsteller/in- nen agierten. Dies ermöglichte der Kamera, auf gleicher optischer Ach- se ein stimmiges Bild aus Darsteller/ Von Stanley Kubrick und Tom Howard eigens innen, Kulisse und der Landschaft entwickelter Frontprojektor im Hintergrund aufzunehmen.
11 Maskenbildner Stuart Freeborn mit kos- tümierten Darstellern (oben), Studien von Daniel Richter zu Bewegungsmustern der Gattung Australopithecus (rechts), Vorder- grundkulissen mit Leinwand (unten) 2001.DeUtScheS-FIlMMUSeUM.De gefördert von medien- mobilitäts- Schirmherr partner partner Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit Christiane Kubrick, Jan Harlan, dem Stanley Kubrick Archiv der warner Bros. Entertainment Inc. Unique Digital Original on Digital canvas courtesy Active Image
12 aUSStellUng begleItPrograMM IM MÄrZ LIcHT-INSZENIERUNg IN 2001: A SPAcE ODYSSEY und weiteren Filmen Stanley Kubricks Vortrag von Thomas Koebner (Berlin) Kubricks Bildgestaltung offenbart ein Interesse an orna- mentalen Strukturen, häufig in Szenen, die an imaginier- ten Schauplätzen außerhalb der Erde spielen. Künstliche Effekte zieht der Regisseur auch bei historischen und zeitgenössischen Sujets dem „Realismus“ scheinbar na- türlichen Lichteinfalls vor, so zuletzt noch bei der Lichtge- staltung in EYES WIDE SHUT (GB/US 1999). Fast möchte man von „Konstruktivismus“ sprechen, so Koebner, wenn es um Kubricks Komposition von Hell und Dunkel, von atmosphärischer Szenengestaltung und punktuellen Farbakzenten geht. Ob diese These zutrifft, wird anhand ausgewählter Beispiele im Vortrag diskutiert. Thomas Koebner (geb. 1941), Prof. em. für Filmwissen- schaft, studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Phi- losophie in München und gründete 1993 das filmwissen- schaftliche Seminar in Mainz. Er engagierte sich in der Entwicklungspolitik und war von 1989 bis 1992 Direktor der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen und forschte mit Schwerpunkt auf europäischen und US- Autorenfilmern. Seine neueste Publikation Von Träumen im Film ist im Schüren-Verlag erschienen. BARRY LYNDON Großbritannien 1975. R: Stanley Kubrick. D: Ryan O’Neal, Marisa Berenson, Patrick Magee. 177 Min. 35mm. OF Begleitprogramm zur Luminale Auf die Frage, warum er den Roman „The Luck of Barry freitag, 23.03. 20:15 Uhr Lyndon“ von William Thackeray als Grundlage für seinen Film ausgewählt habe, antwortete Kubrick seinerzeit, er Filmbeginn habe es wegen der interessanten visuellen Möglichkei- ca. 21:15 Uhr ten des Stoffes getan: Der Regisseur hat diese Möglich- keiten in vollem Umfang genutzt. Er fängt genau und bildgewaltig die Welt des 18. Jahrhunderts ein, indem er die Geschichte eines irischen Abenteurers erzählt, der in der feinen Gesellschaft aufsteigt, um am Ende alles wieder zu verlieren. Ein Film, den man nicht oft genug sehen kann.
13 A cLOcKwORK ARcHIvE Vortrag von Richard Daniels (London/Berlin) in englischer Sprache Richard Daniels‘ Vortrag führt in das umfangreiche Stanley-Kubrick-Archiv der Universität der Künste Lon- don. Wie ist die Sammlung entstanden, unter welchen Umständen ging sie an die Universität über – und was ist seither mit dem Archivmaterial geschehen? Eine Ein- führung in die Archivbestände beleuchtet interessante Facetten aus dem Leben und Werk des Filmemachers. Die „Magie“ der Archivrecherche in diesen Beständen lockt jährlich zahlreiche Forscher/innen ins Archiv und bringt immer wieder neue Erkenntnisse zutage, von denen im Vortrag die Rede sein wird. Richard Daniels arbeitet seit mehr als zehn Jahren im Stanley-Kubrick-Archiv und als Archivleiter am Archiv- zentrum der Universität der Künste London (UAL). Dar- über hinaus forscht, lehrt und publiziert er zu Leben und Werk Stanley Kubricks sowie zu dessen Archiv, spricht dazu in Vorträgen und Interviews inner- und außerhalb Großbritanniens. Er ist Mitherausgeber des viel beachte- ten Buchs Stanley Kubrick: New Perspectives. PATHS Of gLORY Wege zum Ruhm USA 1957. R: Stanley Kubrick D: Kirk Douglas, Ralph Meeker, Adolphe Menjou. 87 Min. 35mm. OF Der französische General Broulard beauftragt den ihm un- Samstag, 31.03. terstellten General Mireau, eine von den Deutschen schwer 18:00 Uhr befestigte Stellung anzugreifen. Der besonnene Colonel Dax hat schwere Bedenken, beugt sich jedoch dem Druck Filmbeginn seines Vorgesetzten. Die Operation endet in einem Fiasko. ca. 18:45 Uhr Stanley Kubrick lernte während der Dreharbeiten zu PATHS OF GLORY in München Susanne Christian, geb. Christiane Susanne Harlan, kennen. Die junge Schauspielerin, die am Ende des Films das ergreifende Lied vom treuen Husaren anstimmt, wurde Stanleys Ehefrau.
14 Ein Projekt von in Kooperation mit 12. SchulKinoWochen Hessen 26. Februar bis 9. März 2018 Hessische Kinos werden zum Klassenzimmer! Schulvorstellungen im Kino des Deutschen Filmmuseums Eine verbindliche Anmeldung im SKW-Projektbüro ist erforderlich Auftakt FilmGenre aktiv: FilmGenre – auf einen Streich! Wir machen Genrefilm – D, S, US 1928, 2000–2016 eine Werkschau 100 Min. | empf. ab 12 90 Min. | empf. ab 6 26.2.2018 | 9:30 2.3.2018 | 9:30 Jugend ohne Gott Nur ein Tag D 2017 | 114 Min. | empf. ab 15 D 2017 | 76 Min. | empf. ab 6 27.2.2018 | 11:00 6.3.2018 | 9:00 Oskar’s Amerika Zwölf Uhr Mittags N, S 2017 | 79 Min. | empf. ab 9 US 1952 | 85 Min. | empf. ab 12 28.2.2018 | 11:00 6.3.2018 | 11:00 Wunder + Vorfilm Blade Runner US 2017 | 120 Min. | empf. ab 10 US 1982 | 117 Min. | empf. ab 16 1.3.2018 | 11:00 7.3.2018 | 11:00 ANMELDUNG BIS 9. FEBRUAR! 81 hessische Kinos beteiligen sich an den 12. SchulKinoWochen Hessen. Tel. 069 961220-681 | hessen@schulkinowochen.de www.schulkinowochen-hessen.de
15 fokus filmgenre: Parallele Zukunftsvisionen – Utopie, Dystopie und Science fiction im Film Fortbildung für Lehrkräfte am Donnerstag, 15. März · 9 bis 16 Uhr Wie wird unsere Gesellschaft in Referentin: der Zukunft aussehen? Die richtige Claudia Sebestyen Antwort können uns Science- Filmpädagogin in Frankfurt Fiction-Filme zwar nicht liefern, aber sie fordern unsere Vorstel- Termin: lungskraft mit kühnen Entwürfen Donnerstag, 15. März heraus. Das Filmgenre Science 09:00-16:00 Uhr fiction eignet sich wie kaum ein an- deres für die Auseinandersetzung Veranstaltungsort und Anmeldung: mit gesellschaftlicher und politi- Medienprojektzentrum Offener scher Kritik, weil es wissenschaft- Kanal Rhein-Main lichen Anspruch mit spannender Berliner Straße 175 63067 Offenbach Unterhaltung verknüpft. Nadine Tepe Um Alarm zu schlagen, entwerfen Tel. 069 823691-02 Autor/innen düstere Szenarien, in medienkompetenz@mok-rm.de denen sie Entwicklungen, die sie mok-rm.de für gefährlich halten, grell über- zeichnen. Gute Science-Fiction- Filme werfen Fragen auf und haben das Potenzial, unsere Sichtweise, vielleicht sogar unser Handeln, zu ändern: Entweder wir erkennen das Gesehene als Dystopie, die uns abschreckt und so ein Umdenken auslöst, oder aber wir erleben eine erstrebenswerte Utopie, die uns Die Fortbildung ist inspiriert, etwas an unserer Umwelt von der Hessischen oder uns selbst zu ändern. Lehrkräfteakademie akkreditiert. Die Fortbildung stellt Filme und Filmausschnitte vor, die sich auf fantastische Weise mit aktuellen Mehr Informationen zum gesamten Fragen beschäftigen, und bietet Fortbildungsangebot unter Anknüpfungspunkte für die Dis- schulkinowochen-hessen.de kussion im Unterricht.
16 16 aKtUelleS MiniFilmclub – Filmbildung für Vorschulkinder bundesweit! Das Deutsche Filminstitut startet ein mehrjähriges Modellprojekt Gerade mal vier bis sechs Jahre sind Das Format konnte fest im Alltag des sie alt, meistens putzmunter, sie be- Filmmuseums etabliert werden. Seit wegen sich gerne, die Jungen und Herbst 2015 melden sich Frankfurter Mädchen lieben Rituale und: ihre Kitas gerne und häufig, für 2018 ist Neugier und Offenheit, auch für abs- das Angebot bereits ausgebucht. trakte, experimentelle Filmkunst, sind immer wieder beglückend. Seit nun Der MiniFilmclub vermittelt ästhe- schon vier Jahren haben sich Vor- tische Filmbildung an Vorschulkin- schulkinder ganz spielend ihren Platz der: Eine Gruppe von acht bis zehn im Zentrum der Arbeit der Abteilung Kindern erobert an sieben Termi- Filmbildung und Vermittlung erobert. nen das Deutsche Filmmuseum und vor allem den Ort Kino. Bei ih- Alles begann mit der Aufnahme in ren Besuchen entdecken sie kurze das Programm „Kunst und Spiele“ Kunst- und Experimentalfilme. Das der Robert Bosch Stiftung im Herbst Gesehene wird dabei mit allen Sin- 2013 und der Idee, einen MiniFilm- nen verarbeitet. Die Kinder malen club zu konzipieren. Mit im Boot von auf Blankfilm, fertigen Daumenki- Anfang an: die Kita „Grüne Soße“ nos, experimentieren mit Tusche des Sozialpädagogischen Vereins oder tanzen vor bunten Lichtern, um und damals auch noch die Städtische ihre farbigen Schatten zu erkunden. Kita Stieglitzenweg. Zwei Jahre dis- Ganzheitlich und nachhaltig gedacht kutierten Pädagoginnen und Filmver- gehört eine Fortbildung der päda- mittlerinnen gemeinsam, konzipier- gogischen Fachkräfte genauso zum ten, erprobten und verwarfen auch MiniFilmclub wie die Einbeziehung mal. Am Ende stand ein Format von der Eltern. hoher Qualität. Das erkannte auch die Jury des BKM-Preises für kultu- relle Bildung und nominierte den Mi- niFilmclub 2016 als eines von zehn Exzellenz-Projekten bundesweit. Fotos: Erik Vallozza
17 minifilmclub bundesweit Nun startet das Deutsche Filminsti- tut mit einer erneuten Förderung der Robert Bosch Stiftung eine Koopera- tion mit dem Arsenal – Institut für Film und Videokunst in Berlin und dem Filmmuseum Potsdam rund um den MiniFilmclub. Auch diese beiden Filminstitutionen bilden im „Kunst und Spiele“-Programm part- nerschaftliche Tandems mit Kitas: Die Kita EKT „Regenbogen-Kidz“ Berlin sowie die AWO-Kita „Kinder- hafen“ Potsdam freuen sich darauf, sich künftig dem Thema Film inten- siv zu widmen. Auf das außergewöhnliche For- mat kultureller Bildung wurde auch die Kulturstiftung des Bundes auf- merksam. Sie ermöglicht es, dass in einem dreijährigen Modellprojekt (2018-2020) die gewonnene Exper- tise bundesweit geteilt werden kann. Ziel ist es, den MiniFilmclub um neue Module und Filme zu erweitern und auch für andere Kinos und Museen nutzbar zu machen, dafür werden unter anderem mobile Koffer ent- wickelt. Das Modellprojekt wird gefördert durch die So hat sich das minifilmclub-Team auch in frankfurt viel vorgenommen: Die Kita „Grüne Soße“ wird die Beschäftigung mit Der MiniFilmclub der Kunstform Film zum konzeptionellen Thema ihrer wird gefördert im Einrichtung machen, vergleichbar mit einem Musik- Rahmen des Pro- kindergarten. Künstler/innen der Gruppe Arsenal Film- gramms Kunst und atelier bieten in der Einrichtung „Kita-Labore“ an und Spiele der Robert kommen mit Gastspielen ihrer Reihe „Großes Kino, Bosch Stiftung kleines Kino“ ins Kino des Deutschen Filmmuseums. Ziel des Modellprojekts ist es, einen nachhaltigen, bundesweiten Wissens- und Formattransfer in Gang zu setzen und die deutschsprachige Filmvermitt- lung insgesamt zu stärken. Eine Arbeitstagung und eine Online-Publikation schließen im dritten Jahr das Modellprojekt ab.
18 18 FeStIValS goEast 2018 Prager Frühling und baltisches Kino im Fokus Vom 18. bis 24. April steht Wiesba- in der Tschechoslowakei einen den wieder im Zeichen des mittel- „Sozialismus mit menschlichem und osteuropäischen Films. Während Antlitz“. Insbesondere Künstler das Filmmuseum im DIF-Mutterschiff profitierten von dieser neuen die Ausstellung Kubricks 2001. Politik: Weniger Zensur und mehr 50 Jahre A SPACE ODYSSEY zeigt Weltoffenheit führten zu einem ver- und Stanley Kubricks Meisterwerk stärkten internationalen Austausch. würdigt, blickt goEast ebenfalls ein Doch die Aufbruchsstimmung halbes Jahrhundert zurück: Was währte nur kurz. Bereits drei Mo- geschah 1968 jenseits des Eisernen nate später rollten die Panzer des Vorhangs? Warschauer Pakts durch die Haupt- stadt und beendeten den Prager 2018 ist für Mittel- und Osteuropa in Frühling blutig. Im ganzen Ostblock vielerlei Hinsicht ein bedeutsames folgte eine Welle der Repression. Jahr: Nicht nur 50 Jahre Prager Frühling stehen auf dem Programm, Die thematische goEast-Sektion sondern auch die 100-jährige Prag 1968 zeigt große Filmkunst Unabhängigkeit von sieben Staaten, und Propagandafilme von hinter darunter Estland, Lettland und Litau- dem Eisernen Vorhang sowie en. goEast lädt mit thematischen Filmwerke, die den Prager Frühling Schwerpunkten zu einer filmischen nach der Wende aufarbeiteten. Aus Spurensuche ein. der Zeit der tschechoslowakischen Neuen Welle und Nouvelle Vague Prag 1968 zeigen wir Werke von Jan Němec 1968 war die Tschechoslowakei und die erste französisch-slowaki- im Wettbewerb der Filmfestspiele sche Koproduktion L’HOMME QUI in Cannes gleich mit drei Filmen MENT (Der Mann, der lügt, FRA/ vertreten, darunter O SLAVNOSTI A ČSSR 1968, R: Alain Robbe-Grillet). HOSTECH (Vom Fest und den Gäs- Dazu gesellen sich Archivschätze ten, ČSSR 1966) des enfant terrible aus Prag, Bratislava und Moskau. der tschechischen Neuen Welle, Jan Němec. Dass Geschichte auch erheitern kann, beweisen die Nachwende- Im Ostblock wehte 1968 ein frischer Tragikomödien PELIŠKY (Kuschel- Wind – Alexander Dubček versprach nester, CZ 1991, R: Jan Hřebejk)
19 und ALS GROSSVATER RITA HAY- in den 1960ern eigene Filmspra- WORTH LIEBTE von Iva Švarcova chen. Zum Beispiel im poetischen (CZ/DE/CH 2001). Ganz besonders Realismus der Rigaer Schule. können sich Festivalbesucher/innen Dokumentarfilmemacher wie Uldis auf die Weltpremiere einer symbol- Brauns und Herz Frank sahen sich trächtigen internationalen Kopro- als direkte Nachfolger Dziga Vertovs duktion freuen: Fünf Regisseur/in- und erlaubten sich gleichzeitig nen, mehrere Produzent/innen und Gesellschaftskritik, ein eindrucks- Förderanstalten aus der Slowakei, volles Beispiel ist das Meisterwerk Tschechien, Russland, Ungarn, 235.000.000 (LSSR 1967, R: Uldis Polen und Bulgarien beteiligten Brauns). sich gemeinsam am Episodenfilm OCCUPATION 1968 (2018), der die Ganz für sich spricht der baltische Geschichte des Prager Frühlings Animationsfilm, der an Skurri- aus Perspektive der Besatzer zeigt. lität wohl kaum zu übertreffen ist. Nukufilm, mit 60 Jahren das goEast Symposium: weltweit älteste Stop-Motion- Hybride Identitäten – Animationsstudio, befindet sich in das Kino der baltischen Länder einer ehemaligen Strumpffabrik in goEast lädt im Jubiläumsjahr Tallinn. Die Nukufilm-Regisseure und Filmwissenschaftler/innen und Produzenten Mait Laas und Andres Filmschaffende zum Symposium Mänd präsentieren bei goEast Werke ein und setzt sich mit dem Baltikum des Studios, darunter den animier- auseinander. Wer das zeitgenös- ten Dokumentarfilm AIA MEISTRID sische Kino Estlands, Lettlands (Kings of the Time, EE 2008, R: Mait und Litauens betrachtet, mag Laas) sowie Werke von Riho Unt, kaum glauben, dass diese Länder Rao Heidmets, Elbert Tuganov und jemals Teil der Sowjetunion waren. anderen. Auch Animationsgroßmeis- Die kleinen Staaten im Baltikum ter Priit Pärn aus Estland wird erwar- sehen sich neuerdings eher als Teil tet. Die Dokumentarfilmschaffenden Nordeuropas. Obwohl die meisten Laila Pakalniņa und Audrius Stonys Regisseur/innen noch an der Mos- diskutieren in einem Panel über Bal- kauer Filmhochschule ausgebildet tic Slow Cinema, und die Nationalen wurden und ihre ersten Filme auf Filminstitute Estlands, Lettlands und Russisch drehten, entwickelten Litauens unterstützen das Programm sich an den nationalen Filmstudios aus Vorträgen, Diskussionspanels in Riga, Tallinn und Vilnius bereits und Filmvorführungen. Filmstill aus 235 000 000 (LSSR 1967, R: Uldis Brauns)
20 Foto: Denis Manin carte blanche: MIchael haneKe Er ist einer der bedeutendsten Filmemacher der Ge- genwart und sein Werk ist mit nahezu jeder großen Auszeichnung der Filmbranche gewürdigt worden; von dem Oscar® für AMOUR (AT/FR/DE 2013), der ebenso wie DAS WEISSE BAND – EINE DEUTSCHE KINDER- GESCHICHTE (DE/AT/FR/IT 2009) jeweils auch mit einem Golden Globe Award und einer Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet wurde, bis hin zu zahlreichen Deutschen und Europäischen Filmpreisen. Filme wie BENNY’S VIDEO (AT/CH 1992), FUNNY GAMES (AT 1997), LA PIANISTE (Die Klavierspielerin, AT/FR/DE 2001) und CACHÉ (FR/AT/DE/IT 2005) gelten längst als moderne Klassiker. Mit seinen Filmen verlangt Micha- el Haneke seinem Publikum einiges ab: „Ich will den Zuschauer zwingen, sich zu wehren.“ Erst wenn uns die Gesellschaft unheimlich werde, schrieb Die Zeit 2009, dann erkennen wir, wie falsch sie ist. Das Kino des Deutschen Filmmuseums Frankfurt ehrt Michael Haneke im März mit einer Carte Blanche. Einen Monat lang präsentiert die Filmreihe jene Werke aus der Filmgeschichte, die den Regisseur besonders geprägt und beeinflusst haben. Zu jeder Vorführung erscheint Haneke selbst auf der Leinwand: In Videobotschaften erklärt er die Hintergründe seiner Auswahl und lädt das Kinopublikum dazu ein, sie unter einem neuen Blickwin- kel zu betrachten. Die Auswahl bestimmen Meister des europäischen Kinos: Andrej Tarkovskij, Robert Bresson, Jean Renoir, Roberto Rossellini und Alexander Kluge reihen sich ne- ben den US-Amerikaner John Cassavetes und die beiden iranischen Regisseure Abbas Kiarostami und Asghar Far- hadi. Am wichtigsten, sagt Haneke, sei ihm jedoch ein Film von Pier Paolo Pasolini: SALÒ O LE 120 GIORNATE DI SODOMA – Die 120 Tage von Sodom (IT/FR 1975). Am Donnerstag, 15. März, wird Michael Haneke persön- lich zu Gast im Deutschen Filmmuseum sein und mit Urs Spörri (Deutsches Filminstitut) über seine Carte Blanche und seine Arbeit als Filmemacher sprechen.
21 CODE INCONNU Code – Unbekannt Frankreich/Österreich/Rumänien 2000. R: Michael Haneke. D: Juliette Binoche, Thierry Neuvic, Josef Bierbichler. 118 Min. 35mm. OmU Vor dem Film spricht Urs Spörri (DIF) mit Michael Haneke über seine Filmauswahl. Aufgrund hoher Nachfrage findet das Filmgespräch im Foyer im EG statt. Donnerstag, 15.03. 20:00 Uhr Die Schauspielerin Anne dreht einen Thriller und leidet Filmbeginn: unter ihrer Beziehung zum Kriegsreporter Georges, der ca. 21:00 Uhr aufgrund seiner Arbeit fast nie zu Hause ist. Der junge Schwarze Amadou eckt mit seinem sozialen Engage- ment an, ein Landwirt (Josef Bierbichler) wird in die Eintritt: 9 EUR/7 EUR ermäßigt Isolation getrieben und eine ausgewiesene illegale Ein- wanderin will um jeden Preis nach Frankreich zurück- Nur Filmgespräch: 5 EUR kehren. Fragmentarisch erzählt CODE INCONNU von der „neuen Völkerwanderung, die ja das große Thema Reservierte Karten dieses Jahrhunderts sein wird“, wie Michael Haneke müssen bis Kassen- schluss am Sonntag, bereits im April 2000 sagte. 11. März, abgeholt werden. ZERKALO Der Spiegel Sowjetunion 1975. R: Andrej Tarkovskij. D: Margarita Terekhova, Filipp Yankovskij, Ignat Daniltsev. 107 Min. DCP. OmU Frisch von seiner Frau Natalja getrennt, blickt Alexej in Mittwoch, 07.03. einer Mischung aus geträumter und realer Erinnerung 20:30 Uhr auf sein Leben: Lange Rückblenden zu privaten Ereignis- sen wie einem Sommeraufenthalt auf dem Land reihen Freitag, 16.03. sich an Traumsequenzen und zeithistorische Filmdoku- 18:00 Uhr mente, etwa aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Alexej versucht, Bilanz darüber zu ziehen, was in seinem Leben wertvoll war. ZERKALO ist Tarkovskijs persönlichster Film, in dem er sein Konzept von „Film als Bildhauerei aus Zeit“ durch die philosophische Verschlüsselung und die vielschichtige Montage meisterlich umsetzt.
22 carte blanche: MIchael haneKe LA RÈGLE DU JEU Die Spielregel Frankreich 1939. R: Jean Renoir D: Marcel Dalio, Nora Gregor, Paulette Dubost. 110 Min. 35mm. OmU Aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums Der Pilot André Jurieux kehrt nach seinem Rekordflug freitag, 09.03. 18:00 Uhr über den Atlantik zurück und muss feststellen, dass seine Geliebte ihn bei der Ankunft nicht erwartet. Um die Sonntag, 18.03. adelige Christine zurückzugewinnen, ist er zu allem bereit. 20:30 Uhr Bei einem Jagdwochenende in feiner Pariser Gesellschaft kommt nicht nur die Affäre der beiden ans Tageslicht und die Lage eskaliert. Das Originalnegativ des als „demora- lisierend“ von der französischen Militärzensur zunächst verbotenen Werks wurde bei einem Bombenangriff zerstört – heute gilt der Film als Renoirs Meisterwerk. gERmANIA ANNO ZERO Deutschland im Jahre Null Italien/Frankreich/Deutschland 1948. R: Roberto Rossellini D: Edmund Moeschke, Ernst Pittschau, Ingetraud Hinze. 78 Min. 35mm. dt. OF mit engl. UT Berlin, 1945: Die Familie des zwölfjährigen Edmund nagt Samstag, 10.03. 20:30 Uhr in der zerbombten Stadt am Hungertuch. Der Vater ist schwer herzkrank, und Edmunds älterer Bruder, der als mittwoch, 21.03. Soldat an der Front war, versteckt sich vor den Alliierten. 18:00 Uhr So ist es der kleine Edmund, der alles daran setzt, um der Familie etwas Essen zu besorgen. In den Ruinen Berlins erzählt Roberto Rossellini von dem verzweifelten Versuch eines Neuanfangs und schuf einen Klassiker des italienischen Neorealismo – in deutscher Sprache. Wie kaum ein anderer Film zeigt dieser die Zerrissenheit der Bevölkerung zur Stunde Null.
23 SALÒ O LE 120 GIORNATE DI SODOMA Die 120 Tage von Sodom Italien/Frankreich 1975. R: Pier Paolo Pasolini D: Paolo Bonacelli, Laura Betti, Giorgio Cataldi. 117 Min. 35mm. OmeU Die Handlungsorte von Pier Paolo Pasolinis Skandal- Sonntag, 11.03. film: Salò, Mussolinis letzter Aufenthaltsort (1944/45), 20:30 Uhr und Marzabotto, der Ort des schlimmsten Nazi-Mas- sakers in Italien. Vier Regimevertreter, eingefleischte Samstag, 24.03. Nietzsche- und Baudelaire-Kenner, organisieren eine 20:15 Uhr Jagd auf Jungen und Mädchen aus der Bevölkerung, um diese mit Hilfe von faschistischen Soldaten sadis- tisch zu foltern und zu ermorden. Die Handlung orien- tiert sich an den drei Höllenkreisen Dantes: den Kreis der Leidenschaften, den Kreis der Scheiße und den Kreis des Blutes. Michael Haneke adelt SALÒ mit den Worten: „Es ist der Film, der meine Arbeit am meisten beeinflusst hat.“ AU HASARD BALTHAZAR Zum Beispiel Balthasar Frankreich 1966. R: Robert Bresson. D: Anne Wiazemsky, Walter Green, François Lafarge. 95 Min. DCP. OmeU Der Film folgt dem Bauernmädchen Marie und ihrem Samstag, 17.03. geliebten Esel Balthazar über mehrere Jahre. Balthasar 20:30 Uhr muss während dieser Zeit als stumme Kreatur jede Qual erdulden: Er wird als Lastesel missbraucht, als Zirkusat- traktion dressiert und gepeitscht. Stoisch und würdevoll erträgt das Tier die Untaten. Und auch Marie erfährt Misshandlung durch ihren Liebhaber Gérard. Anhand der beiden Schicksale schildert Bresson den Zyklus des Lebens. Godard sagte über AU HASARD BALTHA- ZAR: „Dieser Film ist wahrhaftig die Welt in anderthalb Stunden.“
24 carte blanche: MIchael haneKe JODAEIYE NADER AZ SIMIN Nader und Simin – eine Trennung Iran/Frankreich 2011. R: Asghar Farhadi D: Payman Maadi, Leila Hatami, Sareh Bayat. 123 Min. 35mm. OmU Nach dem Silbernen Bären für ALLES ÜBER ELLY (IR/ freitag, 23.03. 18:00 Uhr FR 2009) erhielt Asghar Farhadi 2011 den Hauptpreis der Berlinale für NADER UND SIMIN – EINE TRENNUNG. mittwoch, 28.03. Darin erzählt er von dem Ehepaar Nader und Simin, das 20:30 Uhr nach vierzehn Ehejahren vor dem Scheidungsrichter steht: Simin will den Iran verlassen, um ihrer Tochter eine bessere und freie Zukunft zu ermöglichen, während Nader das wegen seines kranken Vaters strikt ablehnt. Das Ge- richt verweigert die Scheidung, woraufhin Simin zu ihrer Mutter zieht. Nader stellt als Haushaltshilfe die aus einer religiösen Familie stammende Razieh ein und setzt damit eine tragische Entwicklung in Gang. A wOmAN UNDER THE INfLUENcE Eine Frau unter Einfluß USA 1974. R: John Cassavetes D: Gena Rowlands, Peter Falk, Fred Draper. 155 Min. 35mm. OmU Aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums Eine typische US-amerikanische Vorstadt: Nick Longhetti Sonntag, 25.03. 17:00 Uhr arbeitet als Vorarbeiter auf dem Bau, während seine Frau Mabel zu Hause auf die drei Kinder aufpasst. Das Aus der Sammlung Bild der Musterfamilie beginnt jedoch bald zu bröckeln: des Österreichischen Mabel, die an psychischen Problemen leidet, hat ihren Filmmuseums Mann mit einem Fremden betrogen. Als sie fortan ein immer merkwürdigeres Verhalten an den Tag legt, kommt es zur Katastrophe. Gena Rowlands (im wahren Leben die Ehefrau des Regisseurs) erhielt für ihr brillan- tes Spiel den Golden Globe. Und Peter Falk ist hier in der Rolle seines Lebens zu sehen.
25 DIE ARTISTEN IN DER ZIRKUSKUPPEL: RATLOS BRD 1968. R: Alexander Kluge D: Hannelore Hoger, Sigi Graue, Alfred Edel. 104 Min. 35mm Der Artist Manfred Peickert träumt in der Zirkuskuppel Freitag, 30.03. von neuen Ideen, stürzt jedoch tödlich ab, bevor er 18:00 Uhr sie realisieren kann. Seine Tochter Leni beschließt in ihrer Trauer, sich seines Projekts eines „Reformzirkus“ anzunehmen. Sie berät sich mit Experten und ihrem Jugendfreund Dr. Busch, der ihr vermittelt: „Nur als Ka- pitalist ändert man das, was ist!“ In seinem mehrfach preisgekrönten Essayfilm arbeitet Alexander Kluge mit faszinierenden Montagen, wie Hitlers Auftritt beim „Tag der deutschen Kunst“ 1939, der von einer spanischen „Yesterday“-Version der Beatles unterlegt ist. KHANE-YE DOUST KODJAST? Wo ist das Haus meines Freundes? Iran 1987. R: Abbas Kiarostami. D: Babek Ahmed Poor, Ahmed Ahmed Poor, Khodabakhsh Defaei. 83 Min. 35mm. OmU Ein Schuljunge will einem Kameraden im Nachbardorf Samstag, 31.03. ein Schulheft bringen, das er aus Versehen mit nach Hau- 20:30 Uhr se genommen hat. Dem Freund drohen in der autoritären Schule ernsthafte Konsequenzen, wenn er die Hausaufga- ben nicht machen kann. Weil ihn die Erwachsenen jedoch nicht beachten und er das Haus nicht findet, erledigt der Junge die Aufgaben schließlich selbst. Ein Meisterstück des filmischen Minimalismus von Abbas Kiarostami, das mit dieser kleinen Geschichte aus dem Blickwinkel eines Kindes tiefe Einblicke in die Gesellschaft und die Alltags- bewältigung im ländlichen Iran gibt.
26 lateInaMerIKa IM aUFbrUch Politisches Kino der 1950er bis 1980er Jahre In der Ausstellung „A Tale of Two Worlds“ präsentiert das In Kooperation mit MMK Museum für Moderne Kunst bis April 2018 seine Sammlung im Dialog mit experimenteller Kunst Latein- amerikas, um neue Perspektiven zu eröffnen. Dazu zeigt das Kino im Deutschen Filmmuseum bahnbrechende Fil- me der 1950er bis 1980er Jahre, die lateinamerikanische Regisseure in ihrer Heimat oder im Exil gedreht haben. Charakteristisch ist eine zunehmend neo-realistische Äs- thetik, aber auch ein experimenteller Ansatz, mit dem die Filme immer wieder aktuelle und historische Ereignisse thematisieren. Der starke sozio-politische Bezug führte zu einer Auflösung strenger Gattungsgrenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm. Vor diesem Hintergrund ent- wickelte sich eine politische und experimentelle Kunstpra- xis in Lateinamerika, wie sie auch in der Ausstellung im MMK zu sehen ist. LOS INUNDADOS Die Überfluteten Argentinien 1961. R: Fernando Birri D: Pirucho Gómez, Lola Palombo. 87 Min. 35mm. OmU Vorfilm TIRE DIÉ Einen Groschen Argentinien 1958/60. R: Fernando Birri Dokumentarfilm 33 Min 35mm. OmU Fernando Birri war neben Nelson Pereira dos Santos Donnerstag, 01.03. der wichtigste Pionier des neuen lateinamerikanischen 18:00 Uhr Kinos. TIRE DIÉ drehte er mit geringen Mitteln über Dienstag, 06.03. zwei Jahre in einem Armenviertel am Río Salado. Auf 20:30 Uhr dieser Grundlage entstand dann sein erster Spielfilm LOS INUNDADOS. Spitzbübisch erzählt der Film die Ge- schichte mehrerer Bewohner des Viertels, die nach einer Überschwemmung obdachlos geworden sind und sich mit der Bürokratie auseinandersetzen müssen.
27 ARAYA Venezuela/Frankreich 1959. R: Margot Benacerraf Dokumentarfilm. 82 Min. 35mm. OmeU ARAYA zeigt einen Tag im Leben dreier Familien von Mittwoch, 07.03. Salzarbeitern aus drei verschiedenen Dörfern in Araya, 18:00 Uhr einer kargen Halbinsel im Norden Venezuelas. Das Salz wird in mühsamer Arbeit von Hand in den dortigen Freitag, 09.03. Marschen abgebaut. Ohne Exotik, aber mit filmischen 20:30 Uhr Mitteln, die die Würde der porträtierten Menschen un- terstreichen, zeigt die Regisseurin Margot Benacerraf die zähe Ausdauer, die für diese Arbeit nötig ist. Obwohl der Film bei seiner Erstaufführung hoch gelobt und mit dem Werk Robert J. Flahertys verglichen wurde, blieb er eher unbekannt – bis zur Aufführung der restaurierten Fassung im Jahre 2009. RIO, ZONA NORTE Brasilien 1957. R: Nelson Pereira dos Santos. D: Grande Otelo, Jece Valadão. 90 Min. 35mm. OF mit engl. und frz. UT Vorfilm PÁTIO Brasilien 1959 R: Glauber Rocha Experimentalfilm 13 Min. 16mm. OF (ohne Dialog) Mit RIO, 40 GRAUS (1956) und RIO, ZONA NORTE wurde Donnerstag, 08.03. Nelson Pereira dos Santos zum Wegbereiter des Cinema 18:00 Uhr Novo, eines Kinos abseits der kommerziellen Filmindus- trie, das sich der Realität des Landes zuwandte und dabei neuer stilistischer Mittel bediente. Zeigte der erste einen Querschnitt durch das Leben der Stadt, konzentriert sich RIO, ZONA NORTE auf seine Hauptfigur, einen Kompo- nisten. In Rückblenden zeigt er Schlüsselereignisse aus dessen Leben. Als Vorfilm läuft der allererste Film Glauber Rochas, welcher bei den Dreharbeiten zu RIO, ZONA NORTE anwesend war.
28 lateInaMerIKa IM aUFbrUch AVENTURAS DE JUAN QUIN QUIN Die Abenteuer des Juan Quin Quin Kuba 1967. R: Julio G. Espinosa D: Julio Martínez, Erdwin Fernández. 110 Min. 35mm. OmU Vorfilm HASTA LA VICTORIA SIEMPRE Bis zum endgültigen Sieg Kuba 1967 R: Santiago Álvarez- Dokumentarfilm 20 Min. 35mm. OmU In der Art eines Schelmenromans erzählt Julio García Sonntag, 11.03. 18:00 Uhr Espinosa in seinem dritten Spielfilm von den Erlebnissen seines Helden im vorrevolutionären Kuba. Juan Quin Dienstag, 13.03. Quin stammt aus armen Verhältnissen und verdingt sich 20:30 Uhr nacheinander als Kirchendiener, Zirkusartist, Kleinbauer und Darsteller bei einem Straßentheater. García Espinosa Dank an Cuba im inszeniert keinen heroischen Revolutionsfilm, und doch Film zeigt er ungeschönt die bedrückenden sozialen Verhältnis- se. Stattdessen zitiert der Regisseur gekonnt US-amerika- nische Western, Comics und Slapstickfilme, baut surreale Wendungen ein und liefert so ein amüsantes Lehrstück über die Notwendigkeit der Revolte. KUrZFIlMPrograMM OLLAS POPULARES* Volksküchen Argentinien 1968. In Kooperation mit R: Gerardo Vallejo. Dokumentarfilm. 6 Min. 16mm. OF Zur argentinischen Nationalhymne auf der Tonspur zeigt dieser kurze Agitationsfilm aus dem Untergrund Bilder von den Ärmsten der Armen in Tucumán. Ein Film wie ein Aufschrei. cOLOmBIA 70* Kolumbien 70 Kolumbien 1970. R: Carlos Álvarez. Dokumentarfilm. 5 Min. 16mm. OF (ohne Text) Donnerstag, 15.03. 18.00 Uhr Eine Art „Flugblattfilm“, ein Zufallsfund: Eine arme alte Frau sitzt an einer Straße vor einer Mauer, hinter ihr eine Kodak-Reklame. Der brutale Gegensatz von Arm und Reich wird hier auf den Punkt gebracht. * aus dem Archiv der Internationalen LA BANDERA QUE LEVANTAMOS Die Fahne, die wir erheben Kurzfilmtage Ober- Uruguay 1971. R: M. Jacob, E. Terra. Dokumentarfilm. 14 Min. 16mm. OF hausen Eine Analyse der politischen Verhältnisse in Uruguay im Wahljahr 1971. cHIRcALES* Ziegeleiarbeiter Kolumbien 1972. R: Martha Rodríguez, Jorge Silva. Dokumentarfilm. 42 Min. 16mm. DF Das Porträt einer Familie von Ziegeleiarbeitern im Gebiet der Chircales am Rande von Bogotá. LA ZONA INTERTIDAL* Die Zwischenzone El Salvador/Mexiko 1980. R: Grupo „Los Vagos“. 13 Min. 16mm. OF Ein experimenteller politischer Film über die von der herr- schenden Militärdiktatur begangenen Morde an Zivilisten in El Salvador am Beispiel eines Lehrers.
29 YAWAR MALLKU Das Blut des Condors Bolivien 1969. R: Jorge Sanjinés. D: Marcelino Yanahuaya, Benedicta Mendoza Huanca. 78 Min. 16mm. OmU In Bolivien haben Mitglieder des nordamerikanischen Freitag, 16.03. Peace Corps ein Dorfhospital errichtet. Durch einen 20:30 Uhr rätselhaften Rückgang der Geburtenrate bei der indige- nen Bevölkerung kommt heraus, dass Frauen im Hospital heimlich sterilisiert wurden, und ein Aufstand bricht los. Jorge Sanjinés zeigt sich auch in seinem zweiten Spiel- film mit minutiös kalkulierten Einstellungen als geduldiger Beobachter der Lebensverhältnisse seiner Protagonist/ innen. Der Film beruht auf einem realen Ereignis und ist konsequent dreisprachig – Quechua, Spanisch und Englisch – gehalten. CABRA MARCADO PARA MORRER Ein Mann, zum Sterben bestimmt Brasilien 1964/84 R: Eduardo Coutinho. Dokumentarfilm. 119 Min. 35mm. OmU 1964 begann Eduardo Coutinho einen Spielfilm über Sonntag, 18.03. die Landarbeiter im Nordosten Brasiliens und einen 18:00 Uhr ihrer Anführer, der von der Armee ermordet worden war. Wegen des Militärputsches mussten die Drehar- beiten abgebrochen werden. Anfang der 1980er Jahre sichtete Coutinho das erhaltene Material und forschte dem Schicksal der Familie des ermordeten João Teixeira nach. Die neu gedrehten Interviews und Dokumentar- aufnahmen verknüpfte er mit den Spielszenen zu einem Essay über die politische Verfolgung in Brasilien und die Schwierigkeiten, dort politische Filme zu machen.
30 LATEINAMERIKA IM AUFBRUCH REED. MÉXICO INSURGENTE Reed – Mexico in Aufruhr Mexiko 1972. R: Paul Leduc D: Claudio Obregón, Eduardo López Rojas. 110 Min. 16mm. OmeU Ende 1913 kommt John Reed, der Mitbegründer der Donnerstag, 22.03. 18:00 Uhr Communist Labor Party, als US-amerikanischer Journa- list nach Mexiko. Der spätere Autor von Zehn Tage, die die Welt erschütterten soll vor Ort über die Revolution berichten. In den unübersichtlichen Verhältnissen bleibt er lange passiver Beobachter, bis er schließlich eine Tat begeht: Er schlägt eine Schaufensterscheibe ein, weil er dringend eine Kamera benötigt. Diesen Bewusst- seinsprozess schildert Paul Leducs erster Spielfilm, ein Hauptwerk des neuen mexikanischen Kinos. Die Ästhetik des Films prägen lange Einstellungen, gedreht auf 16 mm in Schwarzweiß und sepia eingefärbt. LOS TRAIDORES Die Verräter Argentinien 1973. R: Raymundo Gleyzer 120 Min. 16mm. OmU Vorfilm LAS A.A.A. SON LAS TRES ARMAS Mexiko 1978 16 Min. 16mm. DF Aus dem Archiv der internationalen Kurz- filmtage Oberhausen LOS TRAIDORES entstand als Kollektivarbeit der Gruppe Sonntag, 25.03. 20:00 Uhr „Cine de la Base“ und behandelt Fehlentwicklungen innerhalb der rechtsperonistischen Gewerkschaftsbüro- kratie. Im Mittelpunkt der Handlung steht der Werdegang eines korrupten Funktionärs, der vorgibt, für die Arbeiter- klasse einzustehen, in Wahrheit aber immer mehr mit der Bourgeoisie paktiert. Daneben werden die Möglichkeiten linken Widerstands thematisiert. Nach dem Militärputsch von 1976 verfertigte dieselbe Gruppe im Exil LAS A.A.A. SON LAS TRES ARMAS, eine Bestandsaufnahme des ersten Jahres der Schreckensherrschaft der Militärjunta.
31 ORg Italien 1979. R: Fernando Birri D: Terence Hill, Lidija Juracik. 177 Min. DCP. OmU Mit Fernando Birris eigenen Worten ist ORG sein „dunk- Dienstag, 27.03. les opus magnum“, ein „Alptraum mit geschlossenen 20:15 Uhr Augen“. Zugrunde liegt eine antike indische Legende, die zuvor schon Thomas Mann in Die vertauschten Köpfe aufgegriffen hat. „Vor allem aber ist der Film ein Wahr- nehmungsexperiment mit über 26.000 Schnitten und knapp 700 Tonspuren“ (Volker Pantenburg). ORINOKO – NUEvO mUNDO Orinoko – Neue Welt Venezuela 1984. R: Diego Rísquez D: Kosiregüe, Rolando Peña. 100 Min. 35mm. OF (ohne Dialog) Ein filmisches Poem über einen der größten Flüsse Donnerstag, 29.03. Südamerikas. Als mythische Reise den Orinoco entlang 18:00 Uhr entspinnt der Film die Geschichte der Menschen, die dort lebten, und erzählt dabei die über dreihundertjährige Geschichte Venezuelas von der präkolumbianischen Zeit bis zur Unabhängigkeit des Landes 1810. LA TIERRA PROmETIDA Das gelobte Land Chile/Kuba 1973. R: Miguel Littin D: Nelson Villagra, Marcelo Gaete. 112 Min. 35mm. OmU Im Gefolge der Weltwirtschaftskrise kam es auch in Chile freitag, 30.03. Anfang der 1930er Jahre zu Aufständen. Diese münde- 20:30 Uhr ten in einer kurzzeitigen sozialistischen Republik. Miguel Littin schildert vor diesem historischen Hintergrund den langwierigen Weg zu einem sozialistischen Bewusstsein auf episch-lyrische Weise im Stil einer Volkslegende.
32 KlaSSIKer & rarItÄten Digitalisierungsoffensive Immer mehr Klassiker des deutschen Films können dank der Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien hochauflösend digitalisiert werden. Vier neu digitalisierte Kopien sind im März zu sehen. fIRST LOvE Erste Liebe Schweiz/BRD 1970. R: Maximilian Schell. D: John Moulder-Brown, Dominique Sanda, Maximilian Schell, Valentina Cortese. 89 Min. DCP Während der Russischen Revolution verliebt sich der Dienstag, 06.03. 18:00 Uhr 16-jährige Alexander unsterblich in die kokette Sinaida, Tochter einer verarmten Adelsfamilie. Was Alexander mittwoch, 14.03. nicht ahnt: Die junge Frau ist auch die Geliebte seines 18:00 Uhr Vaters. Maximilian Schells Inszenierung einer ersten Liebe nach Ivan Turgenjews gleichnamiger Novelle arbeitet die der russischen Literatur eigene Poesie heraus. Die Bilder von Ingmar Bergmans Kameramann Sven Nykvist zeigen karge Landschaften und Inte- rieurs, eine fremde, unwirtliche und unwirkliche Welt. DER wILLI-BUScH-REPORT BRD 1979. R: Niklaus Schilling. D: Tilo Prückner, Dorothea Moritz, Kornelia Boje, Karin Frey, Jenny Thelen. 120 Min. DCP DER WILLI-BUSCH-REPORT beschreibt den Kampf des Samstag, 17.03. 18:00 Uhr Provinz-Journalisten Wilhelm Busch an der Grenze zur DDR um den Fortbestand seiner sterbenden Zeitung. Die von ihm strategisch provozierten Sensationen entwickeln ein unkontrollierbares Eigenleben, dem Busch nicht gewachsen ist. Klug entworfen und souverän inszeniert, beschreibt die vielschichtige Tragikomödie präzise die damalige Wirklichkeit an der deutsch-deutschen Grenze. Der Film gewann 1980 in Saarbrücken den ersten Max- Ophüls-Preis.
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