Flexible Ladenlayouts sind gefragt - stores+shops
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52 DESIGN | Storedesign Food-Handel Flexible Ladenlayouts sind gefragt Flexibilität ist derzeit das Gebot der Stunde. Starre Ladenlayouts sind out. Warenträger müssen beweglich und veränderbar sein. So können den Kunden immer wieder neue Impulse geboten wer- den. Handelsgastronomie, Erlebnisorientierung und Nachhaltigkeit sind weitere Trends, die sich im Storedesign des LEH widerspiegeln. Ulrike Lach und Winfried Lambertz Stilvoll inszenierte Sonderplatzierung bei Delmart in Prag/ Tschechien Für Peter Prisching, Leiter der Abteilung Shop Consult bei Umdasch, steht fest: Der Supermarkt der Zukunft wird sich von den heutigen Konzepten signifikant im Verhält- nis zwischen Verkaufs- und Lagerfläche unterscheiden. „Wir gehen in unseren Sze- narien davon aus, dass die von den Kun- den begehbare Fläche schrumpfen und sich stärker in Richtung Gourmet-Plaza entwi- ckeln wird. Hier können sich die Kunden durch die besondere Inszenierung der Pro- dukte inspirieren und durch gastronomi- sche Angebote verwöhnen lassen, während die Standardprodukte für sie im Lager zu- sammengestellt werden. Wahlweise ste- hen sie dann bei Verlassen des Supermark- tes zur Mitnahme bereit oder werden nach Hause geliefert.“ Bernd Kast, Leiter Planung und Head of Design bei Wanzl Shop Solutions geht ebenfalls davon aus, dass sich viele Ver- kaufsflächen im Einzelhandel aufgrund der Urbanisierung insgesamt deutlich verrin- gern müssen und sogenannte „Dark Sto- res“ bzw. Fulfillment-Center bei der Ver- sorgung der Kunden mit Waren auch des täglichen Bedarfs in Zukunft eine größere Rolle spielen werden. „Sie gehen auf den Wunsch der Kunden ein, Produkte, die sie häufig und regelmäßig kaufen, schneller und bequemer einkaufen zu können. Dies wird aber nur ein Format von vielen sein, das sich im Markt etablieren kann. Der Foto: Wanzl stores+shops 01|2020
Storedesign Food-Handel | DESIGN 53 Foto: Wanzl h sc Bild oben: Auchan Budaaorg/Ungarn: Trendthemen Nachhaltigkeit und Bio da Um Bild rechts: Bei Edeka Kunzler kommen Holzsteigen für die Präsentation to : Fo von Ananas zum Einsatz Blick in außereuropäische Länder zeigt be- käufe. Dabei wird insbesondere von kleinen EXPERIMENTIERFREUDIGER All diese reits eine große Bandbreite an verschiede- Haushalten gerne zu Convenience-Produk- Faktoren beeinflussen die Trends im Sto- nen Formaten, von kassenlosen Urban Sto- ten gegriffen, die das komplette Kochen von redesign und machen deutlich, dass es kei- res über erlebnis- und serviceorientierte Mahlzeiten überflüssig machen oder deut- ne allgemeingültigen Gestaltungsempfeh- Supermärkte bis hin zu Hard-Discountern.“ lich vereinfachen. Weitere Treiber sind die lungen geben kann. „Was wollen unsere Die Treiber dieser Entwicklung sind fortschreitende technologische Entwick- Kunden heute, morgen und in Zukunft – vielfältig. An erster Stelle steht ein verän- lung, die immer mehr automatisierte Pro- dies ist die zentrale Frage, die sich jeder dertes Einkaufsverhalten der Kunden vor zesse ermöglicht sowie die stärkere Etab- Supermarktbetreiber stellen muss“, ist sich allem in den weiter wachsenden urbanen lierung des E-Commerce im LEH. Eine Bill Cummings sicher, der als Teilhaber des Ballungsgebieten. Die Kunden dort schät- immer größere Rolle spielt auch der Aspekt britischen Planungsbüros Twelve Studio zen den schnellen, häufigen Einkauf um die der Nachhaltigkeit, der von den Kunden zu- Filialisten wie Sainsbury‘s und Albert H eijn Ecke und verzichten auf große Wochenein- nehmend aufmerksam beurteilt wird. berät. In den Gesprächen mit seinen Kun-
54 DESIGN | Storedesign Food-Handel Mit einer ausdrucks- starken Holzverkleidung inszeniert Hyper U in Reims/Frankreich die Weinabteilung res Layout gibt, sondern die Flächennut- zung veränderlich ist. Dies schließt auch steckerfertige Kühlmöbel und Bedienthe- ken ein.“ Flexibilität ist auch für Umdasch ein wichtiges Thema. Fahrbare und flexibel nutzbare Warenträger ermöglichen es dem Handel, sein Sortiment an aktuelle Nach- fragesituationen anzupassen und wech- selnde Kaufimpulse zu setzen. „Wir gehen außerdem davon aus, dass sich Pop-up- Flächen zur zeitlich begrenzten Präsenta- tion von besonderen Themen auch im LEH weiter durchsetzen und haben Pop-up-Mö- Foto: Wanzl bel in wertiger Optik entwickelt, die sich schnell auf- und wieder abbauen lassen“, sagt Peter Prisching von Umdasch. Grundsätzlich verstehen sich die La- den stellt Cummings fest, dass die Branche sind zurzeit in verschiedene Pilotprojekte denbauer mehr denn je als Kulissenbauer: bei der Entwicklung neuer Konzepte expe- involviert, mit denen Lebensmittelfilialis- Sie bereiten die Bühne, auf denen die Pro- rimentierfreudiger ist als früher. ten nach neuen Lösungen suchen. Dabei dukte dann wirkungsvoll präsentiert wer- Dies bestätigt auch Bernhard Schweit- ist derzeit Flexibilität im Storedesign das den. Und zwar eine Bühne, die sich der In- zer, Geschäftsführer des Südtiroler Laden- oberste Gebot. Die Händler möchten ihre szenierung unterordnet und schnell bauunternehmens Schweitzer Project: „Wir Läden so geplant haben, dass es kein star- umgebaut werden kann. Entsprechend zu- Junge Händler bringen tolle Ideen mit Bernd Kast Bernd Kast, Leiter Planung und Head of Design bei Wanzl, Leiter Planung und Head of Design, zur Investitionsbereitschaft der Lebensmittelkaufleute und Wanzl zu aktuellen Trends im Storedesign. Wie erleben Sie aktuell die Investitionsbereitschaft im Lebens- nen das Thema, indem wir das Layout entsprechend planen, die mitteleinzelhandel? Möbel und Theken kommen dann von Kooperationspartnern. Da- Wir freuen uns derzeit über eine hohe Investitionsbereitschaft. Dies bei werden häufig Prozesse aus der gehobenen Systemgastrono- lässt sich an der deutlichen Steigerung unseres Umsatzes pro Ge- mie aufgegriffen. Im Hinblick auf Designtrends beobachten wir schäft festmachen. Einer der Gründe ist der Generationswechsel einen neuen Mut zu ganzheitlich und überdurchschnittlich detail- bei den selbstständigen Lebensmittelkaufleuten. Viele unserer Ge- liert designten Räumen. schäftspartner sind jünger als 30 Jahre und bringen tolle Ideen mit wie unverpackt, nachhaltig, Kochschule etc. Und für diese Ideen In welchem Bereich steckt noch Innovationspotenzial? wird Geld in die Hand genommen. Investiert wird auch in die Erwei- Auf jeden Fall in der Kassenzone. Der Checkout ist im Moment der terung der Sortimente und in neue Umsatzfelder. Bereich im Markt, wo am meisten Musik drin ist. Wegen der unter- schiedlichen Bezahlsysteme wird hier am meisten diskutiert. Wir Welche Trends sehen Sie im Storedesign? glauben, dass es in Zukunft maßgeschneiderte, hybride Lösungen Ein großer Trend, der sich dann auch im Storedesign durch ent- geben muss. Aber auch die reine Bedienkasse wird es weiter geben, sprechende Lösungen bemerkbar macht, ist die Handelsgastro- da nicht jedes Shop-Format zum Beispiel ein personalfreies Self- nomie. Der Supermarkt „gastronomisiert“ sich gerade. Wir bedie- checkout-Kassensystem auf längere Sicht verträgt. stores+shops 01|2020
56 DESIGN | Storedesign Food-Handel Foto: Schweitzer Group Bild oben: Der Wochenmarkt ist häufig ein Vorbild für die Gestaltung der Obst- und Gemüseabteilung (Migros/Zürich) Bild links: Gestaltung und Shop-Beleuchtung heben die Weinabteilung bei Rewe Ströbel auch optisch als Profilierungs- sortiment heraus Foto: Umdasch rückhaltend ist die Optik der Warenträger. „Pop-up-Flächen zur zeitlich begrenz- Und umso wichtiger wird zukünftig wie- der das Visual Merchandising. Prisching ten Präsentation von besonderen beobachtet aktuell einen Trend in Richtung Themen werden sich auch im Lebens- opulentere Dekorationen, und auch Bernd mittelhandel weiter durchsetzen.“ Kast von Wanzl stellt fest, dass die Lebens- mittelhändler in Sachen Warenpräsenta- Peter Prisching tion kreativer werden: „Ich sehe immer Shop Consult Director Umdasch Food Retail häufiger ungewöhnliche Fliesen als Wand- verkleidung und einen größeren Mut zur Farbigkeit und Materialität. Insgesamt le- Deutlich sichtbar ist, dass die Markt- to-cook. Das ist nicht nur planerisch eine gen vor allem die inhabergeführten Super- platzbereiche gegenüber der klassischen Herausforderung, sondern vor allem spä- märkte viel Wert auf eine persönliche und Regalierung deutlich größer geworden sind. ter in der organisatorischen Umsetzung individuelle Gestaltung, die oft auch regi- Peter Prisching schätzt, dass heute etwa der gastronomischen Angebote. Der Auf- onale Themen aufgreift.“ 40 Prozent der Verkaufsfläche als Markt- wand wird von den Einzelhändlern meis- platz gestaltet sind, während früher der An- tens unterschätzt.“ FRISCHEKOMPETENZ ZEIGEN Angesichts teil eher bei 20 Prozent lag. „Der Inszenie- Gleichzeitig zahlt das Kompetenzfeld der Offensive der Discounter in Sachen Sto- rung der Waren am POS wird deutlich Handelsgastronomie insbesondere mit redesign sind die Supermärkte gefordert, mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Wichtig Live-Cooking-Stationen auf die Themen sich entsprechend weiterzuentwickeln. ist aber auch, dass der Gesamtauftritt des Erlebnisorientierung und Aufenthaltsqua- „Diese Art von Kettenreaktion gefällt uns Geschäfts einschließlich Fassade und Au- lität ein, die als Differenzierungsmerkmale Ladenbauern natürlich sehr gut und bie- ßenbereich stimmig ist. Viele Faktoren tra- für Supermärkte immer wichtiger werden. tet die Chance, dass wir unseren Kunden gen im Unterbewusstsein der Kunden zur Wie im Zukunftsszenario von Umdasch schon in der Konzeptionsphase zur Seite Wahrnehmung der Kompetenz bei und skizziert, wird die reine Bedarfsdeckung stehen und gemeinsam mit ihnen sollten nicht unterschätzt werden.“ die Kunden immer seltener in den Super- Differenzierungsmerkmale herausarbei- Großes Differerenzierungspotenzial markt führen. Hierfür werden zunehmend ten“, freut sich Lutz A. Schneppendahl, Ge- sehen die Ladenbauexperten bei dem The- andere Kanäle oder Formate genutzt. schäftsführer der Ladenbau-Unternehmen ma Convenience-Produkte und Gastrono- Experten erwarten, dass auch im LEH der Harres Metall-Design und Otto Kind mit mie. „Die Supermärkte müssen jetzt den Online-Umsatz steigen wird. Diese Ent- der Marke Harreskind. Dabei gilt es, den nächsten Entwicklungsschritt einläuten wicklung ist für den klassischen LEH-Fach- Markenkern des Betreibers zu definieren und ganz konsequent in Richtung Ho- handel nicht nur mit Risiken, sondern auch und am POS genau so umzusetzen. Eine me-Meal-Replacement gehen“, empfiehlt mit der Chance verbunden, sich bei den wichtige Rolle spielen hierbei nach wie vor etwa Bernhard Schweitzer von Schweitzer Kunden mit neuen Konzepten und Ange- die Frischeabteilungen. Entsprechend sorg- Project. Schweitzer: „Wir realisieren heu- boten zu profilieren. Dazu gehören im Üb- fältig muss auch die Gestaltung dieser Be- te bereits Projekte mit 40 Meter langen Be- rigen auch Lösungen für unverpackte Ware reiche als Highlight-Areas angegangen dientheken und zusätzlich 40 Laufmetern und Liquid-Dispenser. werden. Ready-to-eat, Ready-to-heat und Ready- redaktion@ehi.org stores+shops 01|2020
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