Flughafen Köln/Bonn in der Krise - Billigflieger-Attacke in der Nacht?

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Bündnis 90/Die Grünen im Kölner Rat - Nachrichten, Polemiken, Dokumente - Nr. 148, September 2002

    Flughafen Köln/Bonn in der Krise
              Billigflieger-Attacke in der Nacht?
  Mit der Ansiedlung von Billigfliegern       men mit dem Kölner Katholikenausschuss        Bundesverkehrsministers als Genehmigungs-
beabsichtigt die Geschäftsführung des         durchführte. Staatssekretär Jörg Hennerkes    behörde und verstosse außerdem gegen EU-
Flughafens Köln/Bonn, das Geschäfts-          (SPD) als Vertreter des FKB-Anteilseigners    Recht. Tatsache ist, dass das von der SPD
feld Passagierflug anzukurbeln. Die           NRW und Flughafen-Chef Wolfgang Klap-         geführte NRW-Verkehrsministerium bislang
wirtschaftliche Situation der Flughafen-      dor (SPD) präsentierten sich in der gewohnt   nicht einmal einen Antrag zur Einführung
GmbH (FKB) ist angespannt. Das wesent-        machtarroganten Pose. Nachtflugverbot für     der Verbote bei der Genehmigungsbehörde
liche Geschäft macht die FKB nach wie         besonders laute Frachtmaschinen und vor       gestellt hat und es keinerlei rechtlich seri-
vor im Frachtsektor - als Deutschlands        allem eine Kernruhezeit für Passagierflüge    öse Aussagen der EU-Kommission gibt.
zweitgrößter Fracht-Airport. Die drei         von 0 bis 5 Uhr gewinnt vor dem Hintergrund   Hingegen ließ Geschäftsführer Klapdor
wichtigsten Frachtcarrier DHL, UPS            einer drohenden nächtlichen Billigflieger-    ein Gegengutachten zur Nachtflugregelung
und Lufthansa-Cargo profitieren vor           Attacke noch mehr Bedeutung. Die Fragen       erstellen, obwohl die Eigentümermehrheit
allem von der Nachtoffenheit des Heide-       des Publikums, warum gerade diese zwei        (Land, Stadt Köln) sich eindeutig dafür
Flughafens. Dies wiederum verursacht          Bestimmungen der 1996 von der rot-grünen      positioniert hat. Klapdor hätte längst ent-
dauerhafte, erhebliche Belastungen            Koalition im Landtag NRW beschlossenen        lassen werden müssen. Konsequenzen aus
von mehr als 400.000 Menschen durch           und von einer CDU/FDP-Grüne-Mehrheit          der „Revisionsklausel“ in der Nachtflugrege-
Nachtfluglärm. Es besteht die realistische    im Kölner Stadtrat unterstützten Nachtflug-   lung von 1996, woraus eine Überprüfung der
Befürchtung, dass die von der FKB sti-        regelung immer noch nicht umgesetzt sind,     Lärmentwicklung und die Möglichkeit von
mulierte Offensive der Billigflieger - aber   begegnen sie mit Ignoranz und den bekann-          Lärmobergrenzen folgen, ignorierten
auch aktuell diskutierte Kooperationen mit           ten Ausflüchten. Das sei                         Klapdor und Hennerkes. Dabei gibt
anderen Flughäfen - die Belastungen                           Sache des                                  es hinreichend Hinweise, dass
insbesondere in der Nacht noch                                                                              es für die Anwohner nachts
erhöhen. Die neue Strategie                                                                                    keineswegs „signifikant
ist selbst im Flughafen-                                                                                         leiser“ geworden ist,
Aufsichtsrat umstritten.                                                                                          was die Fluglärmkom-
Im übrigen beharren                                                                                                mission am 5.11.01
FKB-Geschäftsfüh-                                                                                                  entgegen dem NRW-
rung und Landes-                                                                                                    Verkehrsministerium
regierung auf ihrem                                                                                                  auch so feststellt.
extremen Kurs, den
uneingeschränkten                                                                                                  Angebots-
Nachtflugverkehr                                                                                                  offensive
mit allen Mitteln                                                                                                  Die     wirtschaftli-
zu verteidigen.                                                                                                   che Situation des
                                                                                                                  Flughafens ist nicht
Im Westen                                                                                                         unbedingt rosig. Die
nichts Neues                                                                                                     Erträge gingen in
 Das wurde erneut                                                                                              2001 um 3,5% zurück.
auf dem Kongress                                                                                               Der Passagierverkehr
„Nachtruhe ist Men-                                                                                          hatte einen Rückgang
schenrecht“ am 14.9.                                                                                        von 9,1%. Als Ursachen
in Köln deutlich, den                                                                                        werden die Auswirkungen
der Evangelische Stadtkir-                                                                                     des 11. September und
chenverband zusam-                                                                                                   die schwache Kon-

Mit 16,3% haben die Kölner Grünen das mit Abstand beste Ergebnis seit ihrem Bestehen bei einer Bundestagswahl in Köln
holen können. Besonders herausragend ist mit 29% das grüne Ergebnis im Stadtbezirk Innenstadt. Zerknirschung bei der
CDU wegen schwacher 29,9%. Sie gab auch noch Stimmen an die FDP ab, deren Höhenflug-Phantasien bei 8,9% jäh
zerplatzten. Großer Jubel auch über die grünen Erststimmen-Ergebnisse: Volker Beck erzielte mit 12,2% im Wahlkreis II
das beste, obwohl dort zugleich SPD-Newcomerin Lale Akgün mit Erststimmen von Grünwählern gut bedient wurde. Der
Absturz der KölnCDU ist auch eine Quittung für den unsozialen Kurs in der Stadtpolitik.
junktur angeführt. Auf den Frachtflug hatte     fer – der Fraport AG – ein Geheimgutachten      Flughafen Köln/Bonn GmbH
dies aber keinen Einfluss. Im Vergleich zum     zu den „Kooperationsmöglichkeiten“ beim         Gezeichnetes Kapital des
Vorjahr wuchs der Frachtumschlag um 4,8%.       Institut für Verkehrswissenschaft der Uni       Unternehmens: 10,821 Mio Euro
Die FKB schloss das Geschäftsjahr 2001          Köln in Auftrag. Fraport ist Betreiber der      Gesellschafter /-anteile:
mit 6,687 Mio € Verlust ab. Die immensen        Flughäfen Frankfurt und Hahn (Hunsrück).
Investitionen (Terminalausbau) und damit        Dieses Gutachten nennt ungeschminkt die          Bundesrepublik Deutschland         30,94%
einhergehenden Kreditbelastungen sind die       strukturellen Schwächen des Flughafens:          Land Nordrhein-Westfalen           30,94%
wesentliche Ursache für die Schieflage.         Bedeutungsabnahme durch Regierungsum-            Stadt Köln                         31,12%
Zusätzlich drückt eine rechtlich umstrittene    zug, mangelnder Wettbewerb im Luftver-
Erbbauzinsforderung des Anteilseigners Bund     kehr und vor allem die zu hohe Dichte und        Stadt Bonn                          6,06%
an die FKB in zweistelliger Millionenhöhe.      ungünstige Verteilung der Flughäfen in NRW.      Rhein-Sieg-Kreis                    0,59%
Ob sich die FKB gegen die Bundesregierung       Das ist eine Ohrfeige für die ideologisch        Rheinisch-Bergischer Kreis          0,35%
gerichtlich durchsetzt, ist offen.              verbohrte Flughafen-Expansionspolitik von
  Vor diesem Hintergrund ist die Eigenka-       Ministerpräsident Clement.
pitalquote sehr kritisch, was zu weiteren
Kreditaufnahmen zu verschlechterten             Nachtattacke der Billigflieger                  beteiligt. Die Billigflieger-Offensive droht
Konditionen („Rating“) zwingt. Dieser            Das Gutachten weist aber auch auf die          zu vermehrten Nachtflug und damit Nacht-
Entwicklung will Geschäftsführer Michael        wesentlichen Faktoren hin, die Köln/Bonn        fluglärm zu führen.
Garvens mit einer Angebotsoffensive im          für Billigflieger attraktiv macht. Die          Nullsummenspiel?
Passagierflug begegnen. „Wir haben eine         Lufthansa-Tochter „Eurowings“ hat ihre
Intercont-Bahn von 3,8 km Länge, freie          Entscheidung für Köln im wesentlichen            Rein geschäftspolitisch ist Garvens Offensi-
Slots und Terminalkapazitäten von 12            mit der Nachtoffenheit des Köln/Bonner          ve fragwürdig. „Germanwings“, eine Tochter
Millionen Passagieren.“, preist Garvens         Flughafens begründet. Dies deckt sich mit       von „Eurowings“, an der die Lufthansa mit
den Airport zu Jahresbeginn an. Probleme        der Bewertung vieler Branchenkenner, die        24,9% beteiligt ist, und Hapag-Lloyd-Express
bereitet der Linien- und Touristik-Verkehr:     die freien Slots und Betriebszeiten rund um     (Eigentümer TUI) wollen nun Köln/Bonn
„Teile des ureigenen Marktes wandern zu         die Uhr – Nachtflugerlaubnis bis 2015 - als     anfliegen. Die erste Reaktion auf die Billig-
anderen Flughäfen ab. Denken Sie an den         stärksten Standortvorteil für den Flughafen     flieger-Offensive ist, dass der britische Low-
Trend der Carrier zur Angebotskonzentra-        herausstellen, weil die Fluggesellschaften      Cost-Carrier „Virgin Express“ seine Pläne für
tion auf Düsseldorf.“, gesteht Garvens in       dadurch mehr Umläufe/Tag insbesondere           Köln/Bonn begräbt und die Lufthansa wird
„Köln/Bonn –Intern“, März 2002.                 für Ziele auf der Mittelstrecke organisieren    zahlreiche europäische Verbindungen ihrer
  Bislang weist Köln/ Bonn einen hohen          können, was die Betriebskosten senkt. Bei       „Cityline“ mit dem Winterfahrplan einstellen.
Anteil an innerdeutschen Flugverbindun-         Großflughäfen wie Frankfurt übersteigt die      Dabei beabsichtigt Garvens mit der Ansied-
gen auf. Hingegen sind interkontinentale        Nachfrage nach Slots das verfügbare Ange-       lung der Billigflieger eine „Türöffner-Strate-
Verbindungen gering. Perspektivisch kann        bot. Besonders Slots in den Tagesrandzeiten     gie“, die Fluggesellschaften mit Europa- und
somit ein gut funktionierendes innerdeutsches   sind rar. Vor allem Billigflieger brauchen      Intercont-Angebot anlocken soll.
Schnellbahn-Netz (ICE) für den Flughafen        solche Slots aber für ihren Markteintritt
gefährlich werden. Doch gerade die Billig-      bzw. ihre Marktausweitung. Z.B. bietet          Fazit
flieger im innerdeutschen Verkehr stehen in     für den Mittelmeer-Ferienverkehr eine            Verstärkte Wachsamkeit ist angebracht.
scharfer Konkurrenz zum ICE. Wettbewerbs-       24-Stundenöffnung die Möglichkeit, die          Das von OB Schramma moderierte „Eini-
verzerrende Privilegien - Steuerfreiheit für    täglichen Flugzeugumläufe erheblich zu          gungsgespräch“ zwischen FKB-Anteileigner,
Flugtreibstoff – nutzen ihnen dabei.            steigern. Das Gutachten stellt im übrigen       Geschäftsführung und Aufsichtsrats-Chef
                                                heraus , dass für Fraport eine Kooperation      Läpple, der sich als DRV-Präsident zuneh-
Verfehlte Politik                               oder gar Beteiligung deshalb interessant ist,   mend in Interessenskollisionen verstrickt,
 Zugleich hält die FKB nach Kooperations-       weil Frankfurt dadurch die Engpasssituation     hatte nur zum Ziel, öffentlich ausgetragene
partnern und auch möglichen Anteilseignern      entschärfen kann. Gerade für Carrier, die       Konflikte zukünftig zu vermeiden und die
Ausschau. Denn sowohl die Landes- als auch      in Frankfurt nicht die gewünschten Slots        lärmgeplagte Bevölkerung zu beschwichti-
Bundesregierung haben Grundsatzbeschlüsse       in Tagesrand- und Nachtzeiten erhalten,         gen. Die Strategie des Airports ist weiterhin
gefasst, sich von ihren Anteilen zu trennen.    nimmt Köln/Bonn dann eine ‚Überlauf-            ungelöst.
FKB und IHK Köln gaben kürzlich zusam-          funktion für Frankfurt‘ wahr und würde so        Aus Sicht der Grünen ist vor allem relevant,
men mit einem möglichen Partner bzw. Käu-       am wirtschaftlichen Luftverkehrswachstum        darauf zu drängen, dass Geschäftsführung
                                                                                                und übrige Anteilseigner gegenüber dem
                                                                                                Stadtrat mit offenen Karten spielen, damit
                                                                                                die Varianten möglicher Geschäftsstrategi-
                                                                                                en vom Rat diskutiert und bewertet werden
                                                                                                können. ‚Shareholder-Value‘ kann angesichts
                                                                                                der Belastungen keineswegs das ausschlagge-
                                                                                                bende Kriterium sein. Eine Zusammenarbeit
                                                                                                mit Frankfurt als auch mit Düsseldorf birgt
                                                                                                das hohe Risiko zusätzlicher Belastungen
                                                                                                für Köln/Bonn. Insofern muss insbesondere
                                                                                                die ‚Stand-alone-Variante‘ sorgfältig geprüft
                                                                                                werden. Dazu ist erst einmal die Klärung
                                                                                                der eigenen Zielsetzung notwendig. Ein
                                                                                                gemeinsames Gutachten mit Lobbyisten
                                                                                                wie Fraport und der IHK Köln ist dafür
                                                                                                aber wegen der Interessenskonflikte kaum
                                                                                                förderlich.                       Jörg Frank

2              Nr. 148, 09/02
Rat im Rückblick
Von Ratsreporter Ignaz Igel

 Ratssitzung, 16. Juli 2002: Eindeutig
im Mittelpunkt dieser Sitzung kurz vor
der Soimmerpause standen die von den
Grünen zuerst und anschließend von der
CDU beantragten “Aktuellen Stunden”               Der dritte Punkt von der CDU, den ich            Jörg Detjen (PDS): Ich habe mein Rede-
zum Thema “Kapazitäten bzw. Bau der              noch abschließend ansprechen will, ist die       manuskript zur Seite gelegt, weil ich über
Müllverbrennungsanlage Köln-Niehl”.              Geschichte mit den drei Linien. Dass Sie sich    verschiedene Vorgänge, die hier stattfinden,
Zuvorderst aber beantragte die CDU               darüber Gedanken machen und das prüfen           verwundert bin. Ich muss sagen, Herr Biet-
die “Einrichtung des Ehrenrates” und             lassen wollen, wundert mich eigentlich. Sie      mann: Ich bin von Ihrem Redebeitrag positiv
die “Wahl der Mitglieder des Ehrenra-            hatten doch einen prominenten Vertreter, der     überrascht ... Ich bin angenehm überrascht
tes” zu vertagen.                                für die drei Linien war: Harry Blum. Er          davon, dass Sie die Verwaltung so klar und
 Mit deutlicher Mehrheit beschloss der Rat       war der Einzige, nachdem Egbert Bischof          deutlich kritisiert haben. Das finde ich gut;
einen ”Ehrenkodex”. Die Grünen lehnten           bei Trienekens als Gegner der MVA unter-         das ist ein neuer Tonfall. Den müssen wir
jedoch den am Schluss dieses “Kodex”             gekommen war, der sich ernsthaft um die          uns für spätere Zeit merken.
definierten “Ehrenrat” ab. Die “Aktuelle         drei Linien gekümmert hat.                        (Heiterkeit bei Bündnis 90/Die Grünen)
Stunde” wurde eröffnet mit einer Stel-            (Widerspruch bei der CDU)
lungnahme des Beigeordneten Fruhner. Er                                                             Jörg Frank (Bündnis 90/Die Grünen):
erklärte, dass dem Rat und insbesondere            Prof. Dr. Rolf Bietmann (CDU): Ich             Dies ist eine Aktuelle Stunde, die deutlich
den Aufsichtsratsmitgliedern der AVG alle        gestehe, dass mich die Ausführungen der          macht, dass das gesamte Verfahren zur
Fakten und Zusammenhänge hätten klar sein        Verwaltung in der Art, wie sie vorgebracht       Erstellung der MVA unter einem großen
müssen. Nämlich, dass nicht Ratsbeschlüsse       wurden, einigermaßen überrascht haben.           Motto steht. Entschuldigen Sie die harten
zur möglichen Verbrennungsmenge der MVA          ... denn das, was uns die Verwaltung heute       Worte, Herr Oberbürgermeister. Dieses
(Jahrestonnage) sondern allein der Heizwert      hier vortrug, war, gelinde gesagt, ein Vor-      Motto heißt: Tarnen, Täuschen, Verpissen.
der entscheidende Kapazitätsparameter ist.       trag am geltenden Recht vorbei und, gelinde      ... Es wurde bewusst eine Suggestion von den
                                                 gesagt, ein Vortrag, der die wesentlichen        damals Verantwortlichen aufgebaut ... die
  Beigeordneter Klaus-Otto Fruhner:              Fakten außer Acht lässt ... Der Rat in seiner    Konzeption der Anlage ist in enger Abstim-
Genehmigungsgrundlage für die Kapazität          Gesamtheit ist weder 1999 noch im Jahr 2000      mung mit dem damaligen Oberstadtdirektor
der RMVA ist die thermische Leistung, ... Bei    unterrichtet worden, dass Kapazitätsände-        Ruschmeier und mit den Fraktionsspitzen der
einem angenommenen Heizwert von 11.300           rungsanträge beim Regierungspräsidenten          damals dieses Unternehmen verantwortenden
Kilojoule pro Kilogramm könnte die RMVA          gestellt werden. ... Alle, die damals Mitglied   Parteien erfolgte.
rund 590.000 Tonnen pro Jahr verarbeiten         des Rates waren, und vor allen Dingen auch         Davon geht auch die Bezirksregierung aus.
... Der Heizwert – das ist klar – hängt von      die neuen Mitglieder des Rates müssen sich       Die Antwort der Bezirksregierung im Regi-
der Zusammensetzung des Mülls ab. Um nun         natürlich vor diesem Hintergrund wundern:        onalrat vom letzten Freitag ist ein seltenes
diesen Heizwert, also nicht nur die Menge und    Der Rat beschließt in 1993 eine Anlage über      Stück von Unverfrorenheit. Wir hatten eine
die Aufteilung auf Hausmüll, Gewerbemüll         421 000 Tonnen. In dem Beschluss wird von        Anfrage gestellt. Aber sie hält ein Plädoyer
und sonstige Müllarten, herauszubekommen,        Heizwerten nicht gesprochen – es wird auch       für die größte Anlage Europas und schreibt:
wurde ein Gutachten herausgegeben. Dieses        von Ausfallzeiten nicht gesprochen –, son-       Deshalb war die Entscheidung Anfang der
Gutachten kam zu dem Ergebnis, wie sich die      dern es heißt: Das sind die Tonnagen, die        90er-Jahre, in Köln eine eigene MVA zu
Kölner Heizmenge zusammensetzt. Sie wurde        wir in dieser Anlage, die wir euch bauen,        bauen, richtig ... Deswegen bleiben wir bei
damals mit einem durchschnittlichen Wert von     verbrennen. Meine Damen und Herren, dazu         unserer Aussage, dass es unbedingt notwendig
11 500 Kilojoule je Kilogramm ermittelt ...      kann ich nur sagen: Man versucht erneut,         ist, die Verstrickung der Verantwortlichen der
                                                 den Entscheidungsträger, nämlich den Rat         Bezirksregierung in dieses Verfahren genau zu
 Dr. Harald Junge (Bündnis 90/Die Grü-           der Stadt, für dumm zu verkaufen.
nen): ... man hat sehr große Sicherheitsreser-                                                    untersuchen. Wie Herr Eisermann in seiner
                                                   (Zustimmung bei der CDU)                       Mitteilung vom 24.08.1998 schreibt, ist diese
ven über Stillstände und Wartungsintervalle
eingebaut ... Jetzt muss man als Ratsmitglied                                                     Anlage zu einem Festpreis gebaut worden.
                                                  Ulrike Loida (SPD): Die entscheidenden
wissen, wenn man so rechnet: 1 000 Tonnen                                                         Zwischen Festpreis und Korruptionssumme
                                                 Fragen, was jetzt zu prüfen ist, sind gestellt
kosten eine Million €. Die Sicherheitsreserve                                                     gibt es einen inneren Zusammenhang. Um
                                                 worden. Die SPD-Fraktion hat, wie Sie in
war so gesehen schon 60 Millionen €, und für                                                      es einfach zu sagen: Wenn eine Anlage eine
                                                 der Anfrage deutlich lesen können, nach den
jede Million zahlen wir entsprechend 60 000                                                       bestimmte Kapazität und Größe hat, hat sie
                                                 Grundlagen der Entwicklung gefragt. Ich
€ Zinsen im Jahr. Das geht in die Gebühren                                                        einen bestimmten Preis. Also gibt es viel zu
                                                 muss sagen: Ich bin nicht zufrieden mit der
ein. Das sind die Fixkosten, von denen man                                                        korrumpieren. Das ist logisch, weil alle Seiten
                                                 Beantwortung durch die Verwaltung, weil die
spricht. ... Die Senkung des Heizwertes, Herr                                                     daran verdienen.
                                                 entscheidenden Fragen ja gar nicht beant-
Fruhner, hängt nicht nur mit dem zitierten       wortet worden sind. ... Die umweltpolitischen      (Zustimmung bei B 90/Die Grünen)
Gesetz, sondern auch damit zusammen,             Anforderungen, die die SPD-Fraktion an eine
dass der Versuch mit der Biotonne in Köln        solche Anlage damals hatte und die sie heute      Die “Aktuelle Stunde” endete mit einem
abgebrochen worden ist.                          erst recht hat, werden erfüllt. Damit haben      Auftrag des Rates an die Verwaltung, eine
 (Zustimmung bei B 90/Die Grünen – Bei-          wir zumindest die qualitativ beste Anlage        exakte Untersuchung des Zustandekommens
geordneter Fruhner: Ja, ja! Das bestreite ich    Europas.                                         der damaligen Beschlüsse zu erstellen.
ja gar nicht!)

                                                                                                                   Nr. 148, 09/02              3
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass     frau Manderla als Reaktion auf die grüne
    Hochwasserschutz                            auch die Kölner BürgerInnen Einsicht in die
                                                Notwendigkeit der geplanten Maßnahmen
                                                                                               Kritik merklich zurück. Das müsse alles
                                                                                               noch einmal beraten werden. Dr. Albach,
        für Köln                                zeigen und nicht durch langwierige Klagen      Sachkundiger Bürger der FDP, blieb hin-
                                                zur Verschärfung von Flutkatastrophen bei-     gegen hartleibig.
                         Die verheerenden       tragen!                                          Für die Sitzung des Umweltausschusses am
                        Hochwasser in Ost-
                                                  Die grüne Ratsfraktion teilt die Meinung     12.09. stellte die Bündnis 90 / Die Grünen
                        deutschland, Süd-
                                                der “Bürgerinitiative Hochwasser Köln-         folgerichtig den Antrag im Klimabündnis
                        frankreich und – ganz
                                                Rodenkirchen”, dass über die bisherigen        zu bleiben. Die Verwaltung flankierte
                        nah bei Köln – an der
                                                Planungen hinaus nach weiteren möglichen       die Maßnahme mit einer abgewandelten
                        Sieg haben bei allen
                                                Retentionsräumen gesucht werden muss.          Verwaltungsvorlage, die dem Verbleib im
                        Rheinanliegern die
                                                Gleichzeitig wird das Sofortprogramm der       Klimabündnis oberste Priorität einräumt. Die
                        Hochwassergefahr
                                                Stadtverwaltung begrüßt, durch das besonders   Ziele des Klimabündnisses - Reduzierung der
wieder stärker ins Bewusstsein gerückt.
                                                gefährdete Stadtbereiche geschützt werden      klimaschädlichen Treibhausgase (Kohlendi-
Das Konzept für den Hochwasserschutz
                                                sollen. Soweit dadurch Rückhalteraum ver-      oxid, FCKW u.a), Verzicht auf Tropenholz
Kölns liegt seit 1995 als Ratsbeschluss
                                                loren gehen sollte, muss allerdings parallel   bei städtischen Baumaßnahmen, Information
vor. Es mangelt aber an der Umsetzung.
                                                dazu mindestens gleichwertiger neuer Rück-     der Öffentlichkeit zu diesen Zielen - waren
Nur ein Stück Hochwassermauer an der
                                                halteraum gewonnen werden. Zusätzlich muss     sauber aufgelistet. Alles schien politisch klar.
KölnMesse ist errichtet.
                                                zeitgleich die im Sofortprogramm angestrebte   Die CDU war zum Einlenken bereit. Doch
  Im Übrigen existiert Hochwasserschutz seit    Verminderung der Niederschlagsabflüsse im      dann der Eklat: Albach (FDP) meldete - nicht
7 Jahren im wesentlichen auf dem Papier.        Stadtgebiet realisiert werden. Hier kann die   abgestimmt mit der CDU – Beratungsbedarf
Dies wird den Rhein nicht daran hindern,        Stadt eigenständig handeln. Für Entsiege-      an. Wieder einmal wedelte der Schwanz mit
bei den sich häufenden Starkniederschlags-      lungs- und Versickerungsmaßnahmen bedarf       dem Hund. Es kam noch schlimmer. Nachts
ereignissen erneut mit katastrophalen Folgen    es keiner langwierigen Planfeststellungsver-   um 3.08 Uhr hatte Dr. Albach in einer realen
große Bereiche Kölns zu überschwemmen.          fahren.                                  haj   Nacht- und Nebel-Aktion die CDU entmün-
Besonders ärgerlich ist, dass die geplanten                                                    digt und den Beschluss im Umweltausschuss
Retentionsräume, deren Speichervolumen                                                         zwölf Stunden vor Beginn aus eigener Macht-
besonders für die Unterlieger Kölns, also                                                      vollkommenheit vorweggenommen. Wörtlich
die Menschen stromabwärts, aktiven, solida-
rischen Hochwasserschutz bedeuten könnten,
                                                  Köln muss im Klima-                          hieß es im Internet: “Die Stadt Köln ist aus
noch nicht realisiert werden konnten.              bündnis bleiben!                            dem Klimabündnis deutscher Städte mit den
                                                                                               Regenwaldvölkern Amazoniens ausgetreten
  Für den Retentionsraum Porz-Langel ist                               Da hatten die           und spart damit 5.100 € jährlich ein.”
das Stadium der Planerörterung im Rahmen                              Finanzexperten von         Wer keine Solidarität mit seinem politischen
des Planfeststellungsverfahrens noch nicht                            CDU und FDP am           Partner beweist, kennt natürlich auch keine
überschritten. Das Planfeststellungsverfahren                         27.02.2002 endlich       Solidarität mit indigenen Völkern. “Wenn ich
für den Retentionsraum Köln-Worringen hat                             mal einen guten          Rolf Bietmann wäre, würde ich mich richtig
noch nicht einmal das Stadium der Offen-                              Plan gehabt, den         ärgern. Aber der steckt das schon weg! Zu
lage erreicht. Bezirksregierung und Stadt-                            städtischen Haushalt     verdanken haben wir die tiefen Einblicke
verwaltung machen sich gegenseitig für                                zu entlasten: “Klot-     in die Grabenkämpfe der CDU/FDP-Koa-
Verzögerungen verantwortlich. Die grüne         zen, nicht kleckern!” - Köln tritt aus dem     lition übrigens unserer Fraktionsreferentin
Ratsfraktion appelliert an beide Seiten,        “Klimabündnis / Alianza del Clima” aus und     Regina Kobold, die sich täglich überwindet,
angesichts einer solch existentiellen Frage     spart ab 2003 5.775 €. Das sind 0,006 Euro     die FDP-Homepage zu beobachten”, kom-
stärker konsensual zu arbeiten, so dass end-    je Einwohner!                                  mentiert der grüne Umweltsprecher Harald
lich auf der Basis rechtskräftiger Beschlüsse                                                  Junge den Schlingerkurs.                    red
                                                 Schon auf der Agenda-Podiumsdiskussion
mit der Realisierung der Retentionsräume
                                                am 30.08. im Stadtgarten ruderte CDU-Rats-
begonnen werden kann.

                                                                                                Verwaltung brüskiert
                                                                                                Frauenorganisationen
                                                                                                                       Das neue Gewalt-
                                                                                                                      schutzgesetz ist ein
                                                                                                                      Fortschritt für Frau-
                                                                                                                      en und Kinder, die
                                                                                                                      häuslicher Gewalt
                                                                                                                      ausgesetzt sind. Das
                                                                                                                      Land NRW hat rasch
                                                                                                                      reagiert und u.a. durch
                                                                                               § 34 Polizeigesetz NRW die Rechte der Poli-
                                                                                               zei erweitert, den schlagenden Täter bis zu
                                                                                               zehn Tagen von der Wohnung des Opfers
                                                                                               fernzuhalten. Auf städtischer Ebene muss
                                                                                               das möglichst flächendeckende Angebot
                                                                                               einer Beratung der betroffenen Frauen
                                                                                               sichergestellt werden.
                                                                                                Vor 25 Jahren wurde das erste autonome

4              Nr. 148, 09/02
Frauenhaus in Köln gegründet. Seitdem hat       oder Besitz tätig werden. Die Verfahren         verkauft werden. Minderjährige dürfen sich
sich ein Netz von autonomen, frauenorien-       werden dann meist eingestellt. Das frust-       im “Coffeeshop” nicht aufhalten.
tierten Initiativen entwickelt. Im “Arbeits-    riert die “erwischten“ Jugendlichen ebenso        Mittelfristig sind folgende Schritte in
kreis Gewaltschutzgesetz” haben sich das        wie Polizei und die Justiz. Im letzten Jahr     Deutschland vorstellbar: Der Kauf und
Frauenberatungszentrum Sülzburgstraße, die      gab es in NRW 78.456 Verfahren auf der          Besitz wird weitgehend entkriminalisiert;
Frauenberatung Kalk, Frauenleben e.V., agis-    Grundlage des Betäubungsmittelgesetzes.         der Anbau wird in bestimmtem Umfang
ra, Notruf, Erstes und Zweites Frauenhaus,      Davon wurden 16.494 - meist wegen               lizenziert; Es müssen Regelungen für einen
Elisabeth-Frey Haus sowie weitere zusam-        Cannabis-Verstößen - eingestellt. Es kam        kontrollierbaren Vertrieb gefunden werden;
mengeschlossen. Bis Juni 2002 arbeitete die-    letztlich zu 13.177 Verurteilungen.             Gleichzeitig muss der Jugendschutz greifen,
ser Arbeitskreis positiv mit Stadtverwaltung     Die Weichen in der Drogenpolitik müssen        in Anlehnung an den noch zu verschärfen-
und Polizei zusammen. Um so erstaunlicher       neu gestellt werden. Deshalb haben die Grü-     den Jugendschutz bei Tabak und Nikotin u.a.
ist nun, dass Verwaltung und Polizei ohne       nen im Stadtrat und in der Landschaftsver-      durch Verkaufsverbote. Vor allem muss die
Beteiligung des Arbeitskreises am 8. August     sammlung Rheinland Christa Nickels, die         Prävention ausgebaut werden. Diese muss
in einer Pressekonferenz verkündeten: ”Köln     drogenpolitische Sprecherin der grünen Bun-     allerdings nicht auf den jeweils illegalen
übernimmt mit Bildung von Interventionsstel-    destagsfraktion, sowie Professor Berghaus,      Stoff konzentriert werden, sondern sie
len bundesweite Vorreiterrolle.” Die Medien     Institut für Rechtsmedizin an der Universität   muss Suchtanfälligkeit und Suchtverhalten
stellten die entschlossene Handlungsweise       Köln, zu einem Fachgespräch eingeladen.         der modernen Menschen insgesamt in den
von Oberbürgermeister Schramma und              Erneut stellte sich heraus, dass der “Füh-      Mittelpunkt stellen.                    oh
Polizeipräsident Steffenhagen heraus. Der       rerscheinentzug” beim Kiffen unabhängig
bisher nicht im Arbeitskreis vertretene Sozi-   von der Autofahrt ausschließlich ein Mittel
aldienst katholischer Frauen wurde für das
                                                politischer Repression ist. Er hat nichts mit
linksrheinische, die Frauenberatung Kalk für
                                                der Fahrtauglichkeit zu tun.
das rechtsrheinische Gebiet beauftragt. Sie
sollen nach Polizeiinterventionen die erste      Kurzfristige Lösungen könnten sich an das
Kontaktaufnahme und Beratung der Frauen         “holländische Modell” anlehnen. Die neue
und Kinder gewährleisten.                       rechtskonservative niederländische Regie-
                                                rung droht hier mit einem Roll-Back. Wie
  Auch im “kommunalen sozialen Netz”
                                                in Deutschland ist der Handel, Besitz und
werden ständig “Aufträge” vergeben. Dabei
                                                Konsum strafbar und wird verfolgt. Allerdings
ist in jüngster Zeit bei der Verwaltung eine
                                                gibt es “geschützte Zonen” in einer Reihe
deutliche Fixierung auf die Verbände SKM,
SKF und Caritas zu beobachten. Die Quali-       von lizenzierten “Coffeeshops”.
fikation dieser Verbände im sozialen Bereich     Diese dürfen pro Person und Tag 5 Gramm
ist unbestritten. Unbestritten ist aber auch,   Haschisch unter folgenden Bedingungen
das gerade die Vielfalt von Verbänden und       verkaufen: Der Verkauf anderer, harter
kleinen unabhängigen Vereinen eine Stär-        Drogen ist unzulässig. Der Verkauf darf
ke Kölns war und noch ist. Gerade beim          nicht beworben werden. Die umliegende
Schutz der Frauen vor Gewalt hat Köln eine      Nachbarschaft darf nicht belästigt werden.
fachlich versierte und bundesweit beachte-      An Jugendliche unter 18 Jahren darf nicht
te Infrastruktur mit den unterschiedlichen
Frauenhäusern und Beratungsstellen. Deren
Fachwissen liegt jetzt brach. Die Grünen im
Rat haben dazu in der Ratssitzung am 26.9.
eine Anfrage zu diesem Verwaltungsvorgehen
gestellt. Die grüne Landtagsfraktion hat die
Landesregierung um kritische Prüfung der
Vorgänge in Köln gebeten.                 oh

 Cannabis legalisieren
                          Nach       jüngsten
                        Untersuchungen
                        haben 38,1% aller
                        westdeutschen
                        Jugendlichen zwi-
                        schen 18 und 24          Was braucht Kalk? Arbeit, Arbeit, Arbeit? Weit gefehlt! Eine Verwaltungsvorlage zur
                        Jahren Erfahrungen       Änderung des Flächennutzungsplans für das ehemalige CFK-Gelände klärt uns auf:
                        mit “Hasch” oder         Kalk braucht eine Mall als “äußerst attraktiven Eckstein, um das Spektrum des Kalker
“Gras”, das trotz Illegalität problemlos zu      Geschäftszentrums qualitativ zu erhöhen und ... moderne Kauf-Erlebnis-Situationen
beschaffen ist. Seit 1994 fordert das Bundes-    zu präsentieren ... Ergänzende Dienstleistungsangebote sollen in architektonisch
verfassungsgericht, den Besitz geringfügiger     hochwertigen Büroblocks das Arbeitsplatzgeschehen des Stadtteils weiter positiv
Mengen straffrei zu stellen. Die Bundesländer    beeinflussen ... Die Grosstadt heutzutage hat typischerweise hipp und trendy zu
können sich nicht einigen und arbeiten mit       sein, krasse Nächte und fette Events zu liefern ...”
Mengen von 3 bis 30 Gramm. In NRW gilt           Wenn unsere Verwaltung so nachhaltig plant, müssen sich die Menschen in Kalk
die Zehn-Gramm-Regelung. Dennoch muss            und Umgebung um ihre Zukunft keine Sorgen mehr machen.
die Polizei bei der Entdeckung von Konsum

                                                                                                               Nr. 148, 09/02            5
Kölner Städtebau bleibt spannend
 Klotzige Hochhäuser und täuschende Computersimulationen
 Zwei Nachrichten über Kölner Baupro-             man nicht höher und dadurch wirtschaftli-
jekte kamen während der letzten Wochen            cher als geplant bauen dürfe, zunächst 95
in die Schlagzeilen. Der Neubau des               Meter, dann 103 Meter. Spannend ist die
Interconti-Hotels auf dem Grundstück              Frage, wie hoch das Haus noch wächst
des früheren Stadthauses an der Gür-              und ob die Computersimulationen für die
zenichstraße und das Hochhaus der                 CDU/SPD/FDP-Politiker aussagekräftig
Rheinischen Zusatzversorgungskasse                genug sind. Im schlimmsten Fall können
(RZVK) beim Landschaftsverband in der             die Nachfolger der Herren Klipper (CDU),
Hermann-Pünder-Straße in der Nähe des             Sterck (FDP) und Waschek (SPD) Jahre später
Deutzer Rheinufers.                               entrüstet behaupten, die von der Architektin
                                                  Gatermann vorgelegten Bilder hätten ihre
CDU: “Keine Ahnung”                               Vorgänger damals getäuscht. So hätten sie
                                                  sich das nie vorgestellt.
 Die Bauaufsichtsbehörde legt die Interconti-
                                                                              Barbara Moritz
Baustelle still, weil die Investoren mit ihrem
Technikgeschoss höher hinauswollten als
genehmigt. Da wundert sich der nicht ganz so
eingeweihte Kölner Beobachter. Denn auch
die genehmigte Bauhöhe geht weit über das
bauliche Umfeld hinaus, obwohl angeblich
ein politischer Konsens existiert, dass in
der linksrheinischen Altstadt aus Respekt
vor dem Dom, den romanischen Kirchen
und der Altstadtkulisse eine einheitliche
Höhe eingehalten werden soll.
 Dieses Bauprojekt wurde noch zu Zeiten der
schwarz-roten Koalition geplant. In großem
Einvernehmen wurden die Pläne gegen den
Rat von Fachleuten und die Stimmen der
Grünen im Stadtrat abgesegnet. Heute wäscht
die CDU ihre Hände in Unschuld: Man habe
nicht vorhersehen können, dass das Gebäude
so klotzig werden würde. Die Computersi-
mulationen hätten getäuscht. Wenn Perso-
nen, die soviel mangelnder Sachverstand
auszeichnet, über die bauliche Zukunft der
Stadt entscheiden, ist es tatsächlich spannend,
was am Ende rauskommt.

Wachsende Neubauten
  Spannend auch die Baustelle am Land-
schaftsverband in Deutz: Ein Bebauungsplan
für das Hochhaus war überhaupt noch nicht
beschlossen, da wurden die teuren Betonfun-
damente bereits gegossen. Die Grünen gehen
davon aus, dass hier weniger unternehmeri-
sches Risiko als vielmehr Zusagen der poli-
tischen Mehrheit die Triebkraft waren, ohne
Hochhauskonzept und vor Verabschiedung
des Bebauungsplans eine solche städtebau-
liche “Dominante” zu realisieren.
  Der erste Beschluss wurde mit den Stim-
men von CDU und SPD gegen Grüne und
FDP durchgesetzt. Erwartungsgemäß fiel die
FDP schon bei der zweiten Abstimmung um.
Ein 91 Meter hohes Haus sollte es werden
mit einer “spannenden” Architektur. Mit-
tlerweile droht der Investor, man müsse
an der Fassadengestaltung sparen, wenn

6               Nr. 148, 09/02
Grundstücksverkäufe:
   Für Transparenz und
                                                      Imagepflege
    Chancengleichheit
  In der Ratssitzung am 20. Juni stellten die
                                                      op kölsch
Grünen den ersten Antrag für mehr Trans-               Ein Kommentar von Barbara Moritz
parenz und Öffentlichkeit zwecks wirksamer
Bekämpfung von Filz, Vorteilsnahme und
Korruptionsprävention. Demnach sollten Ver-             Es war eine schwierige und lange Geburt. Nach vollmundigen Ankündigungen
waltungsvorlagen, die Investitionsvorhaben,           und mit großem medialen Aufwand in Szene gesetzt soll der Stadtrat zusätzlich
Grundstücksverkäufe und Entscheidungen aus            zum “Ehrencodex” einen “Ehrenrat” installieren. Die Erfinder jener vom Ober-
dem Bereich Bau, Verkehr, Stadtentwicklung            bürgermeister eingesetzten Runde ehrenwerter Bürger, die nicht demokratisch
und Gebäudewirtschaft zum Inhalt haben, in            legitimiert sind und hinter verschlossenen Türen tagen, versprechen sich bei den
der Regel öffentlich beraten und beschlossen          Bürgerinnen und Bürgern verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, die Glaubwür-
werden, sofern nicht zwingend der Datenschutz         digkeit des ramponierten Politikerrufs wiederherzustellen und das Klüngelimage
dies verbietet. Die CDU-/FDP-Koalition im Rat         Kölns abzustreifen.
lehnte dies zusammen mit Oberbürgermeister              Die Grünen im Rat stimmen gegen diesen “Ehrenrat”. Gleichwohl werden sie
Schramma, der sich mit Ehrenkodex und Ehren-          eine Vertreterin entsenden, um die Chose weiter zu beobachten. Warum sind die
rat gerne als Vorkämpfer für Transparenz feiern       Grünen dagegen?
lassen möchte, rundweg ab. Showeffekte und              Eins vorweg: Die Grünen waren bisher frei von jedem Filz- und Klüngelvor-
Placebos sind ihnen recht, weil harmlos. Aber,        wurf. Das mag auch daran liegen, dass wir nicht zur “geschlossenen” Kölner
wenn Transparenz die verdeckte Machtausübung          Gesellschaft gehören. Wir sind aber nicht so vermessen zu behaupten, dass
der CDU/FDP-Mehrheit gefährdet, werden die            irgendjemand grundsätzlich gegen die Versuchungen von Gefälligkeitsentschei-
Techniken, die die große SPD/CDU-Koalition            dungen gefeit sei.
perfektioniert hat, verteidigt. Nun machen die          Ein “Ehrenrat” kann nur Verstöße gegen die Gemeindeordnung behandeln - das
Grünen einen weiteren Anlauf.                         kann der Stadtrat auch heute schon .Er vermag nicht, Unregelmäßigkeiten im
  Bei der Grundstücksveräußerung der Stadt            Vorfeld zu vermeiden. Aber genau darauf kommt es an.
Köln existiert kein durchgängiges Verfahren,            Ein “Ehrenrat” kann keine Dankeschön-Spenden verhindern. Er kann nicht
das Transparenz und Wettbewerb bei Grund-             verhindern, dass immer wieder die gleichen Veranstalter Events auf städtischen
stücksveräußerungen sicherstellt. Nur für die         Plätzen ausrichten, dass bei Bauvorhaben immer die gleichen Investoren, Banken,
Veräußerung von Grundstücken für Einfami-             Projektentwickler, Statiker, Architekten, Steuerberater, Notare und Rechtsanwälte
lienhausbau besteht ein Regelwerk, das aber           zum Zuge kommen. Er kann auch nicht verhindern, dass städtische Gastronomie-
der Öffentlichkeit nur unzulänglich bekannt           pachtverträge unter wenigen Anbietern freihändig verteilt werden.
ist. Notwendig ist aber ein auf Transparenz,            Dabei wäre es so einfach! Die Grünen schlagen hingegen tatsächlich wirkungs-
Wettbewerb und Chancengleichheit für die              volle Maßnahmen vor:
Bewerber beruhendes Gesamtverfahren für                 - Liegenschaftsangelegenheiten werden in öffentlichen Sitzungen unter Beachtung
die Veräußerung städtischer Grundstücke. Ein          des Datenschutzes behandelt.
solches transparentes und wettbewerbsorientiertes       - Der Verkauf städtischer Grundstücke wird grundsätzlich öffentlich ausge-
Verfahren befördert außerdem die Erlösoptimie-        schrieben.
rung. Es schafft durch die Chancengleichheit bei
                                                        - Pachtverträge für städtische Gastronomiebetriebe werden durchgängig öffent-
kaufinteressierten Bürgern und Investoren, die
                                                      lich ausgeschrieben.
nicht nur aus Köln stammen, und somit Vorteile
für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Auf      - Platzvergaben für Events werden öffentlich ausgeschrieben.
Initiative der Grünen soll der Rat nun beschlie-        Mehr Transparenz, Öffentlichkeit und Wettbewerb soll die Qualität der Angebote
ßen, die Verwaltung zu beauftragen dem Rat ein        steigern, die Zugangsmöglichkeit für jeden gewährleisten, die Nachvollziehbar-
geeignetes Verfahren zur Veräußerung städtischer      keit von Entscheidungen und Vergaben sicherstellen und Gefälligkeitsbeschlüsse
Grundstücke vorzuschlagen, das Transparenz,           vermeiden helfen. Bislang wurden diese grünen Vorschläge aber sowohl von den
Wettbewerb und Chancengleichheit der Bewerber         angeblichen Wettbewerbsfanatikern der FDP als auch von den christlich Unierten
gewährleistet.                                        abgelehnt. Dabei müssten eigentlich alle im Stadtrat dafür sein. Dann würden
  Wichtige Kriterien eines solchen Verfahrens         sich in Zukunft “Schlammschlachten” wie zwischen Beivers, Schramma und
sollen u.a. sein: Öffentliche Bekanntmachung          Burger von alleine erledigen.
zur Veräußerung bereitstehender, bebauter und
unbebauter Grundstücke inklusive Darstellung
des Bewerbungsverfahren und der Bewerber-
auswahl-Kriterien;
  Öffentliche Ausschreibungen bei neuen, großen
Stadtentwicklungsprojekten; regelmäßige Veröf-
fentlichung erfolgter Grundstücksveräußerungen
(Rats- und Ausschussbeschlüsse) unter Nennung
der vollständigen Konditionen bei Beachtung des
Datenschutzes. Für dieses transparente Verfah-
ren soll das Internet genutzt werden. Der grüne
Ratsantrag im Wortlaut: www.gruenekoeln.de
-> Ratsfraktion aktuell.                         jf

                                                                                                              Nr. 148, 09/02              7
Sterben auf Raten
                                                                                              Postvertriebsstück G 7006                            Entgelt bezahlt
                                                                                              Bündnis 90/Die Grünen im Kölner Rat, Bürgerstraße 2, 50667 Köln

 Nach vehementem Protesten der Öffentlichkeit, angestossen durch die Grünen
 im Stadtrat, konnte bei den letzten Haushaltsberatungen verhindert werden,
 dass sechs von 13 Schulbibliotheken geschlossen wurden. CDU/FDP als
 verantwortliche Koalition sahen daraufhin von den Schließungen ab, von
 denen überwiegend die Gesamtschulen betroffen gewesen wären. Nicht
 zuletzt wäre eine solche Schließung vor dem Hintergrund des schlechten
 Abschneidens bei der PISA-Studie geradezu absurd gewesen. Tatsache ist
 aber, dass nun zunehmend das Fachpersonal reduziert wird und somit die
 Schulbibliotheken zwar als Räume bestehen bleiben, aber nicht mehr ihren
 Zweck erfüllen können. Schuldezernent Andreas Henseler (SPD) garantiert
 denn auch den Fortbestand der Bibliotheken nicht mehr, sondern spricht in
 einem Brief an die Gesamtschulleiter nur noch davon, “dass der Betrieb
 ... möglichst lange aufrecht erhalten bleibt”. Kommt die Stadt überhaupt
 noch ihrer Verpflichtung als Schulträger nach?                          aw

 Arbeitskreise
Sofern nicht anders angegeben, tagen die grünen AKs
                                                            Adressen
                                                        Fraktion     Bündnis 90/Die Grünen im Kölner
                                                                                                                           Termine
                                                                                                            Montag, 30. September, 19.30 Uhr
im Fraktionsbüro, Bürgerstr. 2. Termine können unter    Rat: Bürgerstr. 2, 50667 Köln; Tel. 22125919,       Grüne KreisMitgliederversammlung: Wie
221-25919 erfragt werden.Aufgrund aktuellerAnlässe      Fax 22124555. Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-12 Uhr.       geht’s weiter nach der Wahl?
kann es immer wieder einmal zu Terminverschiebun-
gen kommen.                                             Fraktionssitzung (Mittwochskreis): Jeden Mitt-      Kulturbunker Mülheim, Berliner Str.
Vom 17. Juli bis 30. August hat der Stadtrat Sommer-    woch um 18.30 Uhr
pause. Rats- und Fraktionsgremien tagen während
dieser Zeit nicht.
                                                        Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen                  Donnerstag, 14. Nov., 15.30 Uhr
                                                        Köln; KV-Büro: Ebertplatz 23, 50668 Köln, Tel.      Ratssitzung
Umwelt: Nächster Termin: 01.10. um 17:30                9727888, Fax 9727889, info@gruenekoeln.de;          Historisches Rathaus, Piazetta
Uhr; verantwortlich: Dr. Harald Junge                   Öffnungszeiten: Mo-Do 10-17 Uhr, Fr 10-14 Uhr.
Bau & Verkehr: Nächster Termin: 24.10.                  Kreisvorstand: Jeden Montag um 18.00 Uhr            Donnerstag, 28. Nov., 15.30 Uhr
um 17:00 Uhr; verantwortlich: Berti Waddey              Bezirksfraktionen/                                  Ratssitzung: Einbringung des Haushalts-
Stadtentwicklung: Nächster Termin:                      Ortsverbände: 1 Innenstadt/Deutz                    plans 2003
08.10. um 16:30 Uhr; verantwortlich: Barbara            Karsten Kretschmer, Tel. 874695, k.kretschme        Historisches Rathaus, Piazetta
Moritz                                                  r@netcologne.de; 2 Rodenkirchen Alexander
Wirtschaft/Beschäftigung/                               Balint, Rodenkirchener Hauptstr. 85, 50966
Liegenschaften: Nächster Termin:                        Köln, Tel. 0221/ 294 16 42, Fax 0221/294 16 38,
10.10. um 18:30 Uhr. Verantwortlich: Jörg Frank         gruene-bv2@stadt-koeln.de; 3 Sülz/Lindenthal
Finanzen:               Nächster Termin: 11.11. um
17:30 Uhr; verantwortlich: Jörg Frank
                                                        c/o Gerhild Loer, Berrenrather Str. 379, 50937
                                                        Köln, Tel. 0221/943 53 36, Fax 0221/54 84-
                                                                                                              Impressum
Verwaltung: Nächster Termin: 31.10. um                  306, gerhildloer@netcologne.de; 4 Ehrenfeld           Herausgeberin/Verlegerin: Fraktion Bündnis 90/Die
19:00 Uhr; verantwortlich: Elisabeth Thelen             Bettina Tull (OV-Sprecherin), Brigitta v. Bülow       Grünen im Kölner Rat, Bürgerstr.2, 50667 Köln
Kultur: Nächster Termin: 07.10. um 17:00                (Fraktionsvors.), Tel. 0221/54 88-309 (Frakti-
                                                                                                              Tel.: (0221) 22125919; Fax: (0221) 22124555
Uhr; verantwortlich: Peter Sörries                      on), Fax 0221/55 41 71, Gruene-bv4@stadt-
Soziales: Verantwortlich: Ossi Helling                  koeln.de, gruene-ehrenfeld@gmx.de; 5 Nippes           Redaktion: Jörg Frank (ViSdP), Barbara Moritz,
                                                        c/o Friedel Steinforth, Tel. 0221/732 72 28,          Miguel Vences
Gesundheit: Nächster Termin: 10.10. um                  steinforth@netcologne.de; Horst Thelen, email         AutorInnen dieser Ausgabe: Jörg Frank (jf), Ossi
17:00 Uhr; verantwortlich: Arif Ünal                    thelho@netcologne.de; 6 Chorweiler Bernhard
Jugendhilfe: Nächster Termin: 29.10. um                 Hanfland, Pariser Platz 1, 50765 Köln, Tel.
                                                                                                              Helling (oh), Ignaz Igel, Harald Junge (haj), Regina
19:00 Uhr; verantwortlich: Gaby Schlitt                 0221/221-96 307, Fax 0221/8606889, gruene-
                                                                                                              Kobold, Barbara Moritz, Berti Waddey (bw), Angelika
Bildung: Nächster Termin: 09.10. um 16:30               bv6@stadt-koeln.de, bHanf83936@aol.com; 7             Winkin (aw)
Uhr; verantwortlich: Angelika Winkin                    Porz Dieter Redlin, Tel. 02203/ 93 19 30, Fax         Druck: Prima Print, Köln
Sport: Nächster Termin: 18.11. um 18:00 Uhr;            02202/80 09 05, D.Redlin@t-online.de; 8 Kalk          Satz/Realisation: Einblick Verlag Köln, Tel. 5106550,
verantwortlich: Bettina Tull                            Karin Schmidt, Tel. 0221/85 47 08, Tel. 0177/398      Oliver Mostert
Fachgruppe Migration : Verant-                          50 89, karin.schmidt@netcologne.de; 9 Mülheim         Bezug: kostenlos
wortlich: Ciler Firtina                                 Florian Haarmann, Tel. 0221/221-99309, Fax 0221/
                                                                                                              Erscheinungsweise: 10 mal jährlich
Frauen: Nächster Termin: 01.10.um 18:00 Uhr;            221-99486, gruene-bv9@stadt-koeln.de
                                                                                                              Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 20. 09. 2002
verantwortlich: Gaby Schlitt                            Büro der Bürgermeisterin
Polizeibeirat : Ansprechpartnerin: Ulrike               Angela Spizig: Referent Christoph                     Rathaus Ratlos im Internet
Köhnen, Tel. 221-25916                                  Goormann, Tel. 0221/2212-6063, Fax 0221/2212-
Schwulenpolitik : Termin auf Anfrage                    6064, christoph.goormann@stadt-koeln.de               http://www.gruenekoeln.de
(i.d.R. jeden 2. Montag im Monat um 20 Uhr).                                                                  Technische Redaktion: Regina Kobold
Lesben (Partei-AK): Jeden zweiten Montag                Grün-Alternative                   Jugend             E-mail: regina.kobold@stadt-köln.de
im Monat um 18:30 Uhr, verantwortlich: Regina Kobold,   (GAJ): c/o Anna Schütte, fon 0178-2480930,
Tel. 221-25917                                          mail: anna_schoenhuette@yahoo.com
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