Forum für Gemeinschaft und Theologie - Sein wie die Träumenden Poetischer Impuls zu Psalm 126

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Forum für Gemeinschaft und Theologie - Sein wie die Träumenden Poetischer Impuls zu Psalm 126
Forum für Gemeinschaft und Theologie

             Sein wie die Träumenden
                       Poetischer Impuls zu Psalm 126

              Peterskirche Leipzig, 26. September 2020
Forum für Gemeinschaft und Theologie - Sein wie die Träumenden Poetischer Impuls zu Psalm 126
Anne Heisig (Musik), Theologin und Singer-Songwriterin
Anne Veit (Konzeption, Texte Sprechende C), Lehrerin für Deutsch, Chemie & Religion
Micaela Krieger-Hauwede (Konzeption, Texte Sprechende B), Physikerin
Forum für Gemeinschaft und Theologie - Sein wie die Träumenden Poetischer Impuls zu Psalm 126
Move 1

Singende A: Psalm 126 (Hebräisch – Deutsch).
Shir hama’lot. Musik von Sheli Myers, Yochai Bar-David
Shir hama’lot.                            Ein Wallfahrtslied.
Shir hama’lot.                            Ein Wallfahrtslied.
Beshuv Adonai                             Wenn der HERR
Et shivat Zion                            die Gefangenen Zions erlösen wird,
Hayinu kecholmim.                         so werden wir sein wie die Träumenden.
Az yimaleh tzchok pinu                    Dann wird unser Mund voll Lachens und
Ul’shonenu rinah.                         unsre Zunge voll Rühmens sein.

Az yomeru bagoyim                         Da wird man sagen unter den Völkern:
Higdil Adonai la’asot im eleh.            Der HERR hat Großes an ihnen getan!
Higdil Adonai la’asot imanu               Der HERR hat Großes an uns getan;
Hayinu s’mechim.                          des sind wir fröhlich.

Nai, na na nai                            Nai, na na nai

Sprechende B (Züricher Übersetzung der ersten Strophe):
Als der HERR wandte Zions Geschick, waren wir wie Träumende. Da war unser Mund voll
Lachen und unsere Zunge voll Jubel.
Sprechende C (erzählt ihre Gedanken dazu):
Es wird einmal sein: Dann wird Gott die Inhaftierten aus allen Lagern dieser Welt befreit
haben. Einmal wird das eine Erzählung sein: „Gott befreite die Welt!“ Geschichten von
Befreiung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir sprechen davon – davor als ein
Traum / danach mit Erfahrung / dabei, mittendrin, mit Jubel.
Singende A:
Hazorim bedimah                           Die mit Tränen säen,
Berinah iktzoru.                          werden mit Freuden ernten.
Berinah iktzoru.                          werden mit Freuden ernten.
Bo yavo Be-rina                           mit Jubel kommt heim,
Nose Alumotai                             der seine Garben trägt.

Az yomeru bagoyim                         Da wird man sagen unter den Völkern:
Higdil Adonai la’asot im eleh.            Der HERR hat Großes an ihnen getan!
Higdil Adonai la’asot imanu               Der HERR hat Großes an uns getan;
Hayinu s’mechim.                          des sind wir fröhlich.

Nai, na na nai                            Nai, na na nai

Sprechende B (Züricher Übersetzung der zweiten Strophe):
Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Weinend geht hin, der den Saatbeutel trägt,
doch mit Jubel kommt heim, der seine Garben trägt.

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Sprechende C (erzählt ihre Gedanken dazu):
    Beim Säen gibt es nichts zu jubeln. Nur zu geben. Beim Säen gibst du mehr als dir lieb ist.
    Oder du gibst, was dir lieb ist. Deine Saat siehst du sterben. Es gibt keine billige Hoffnung
    und keine billige Ernte. Bei all dem Reden von Hoffnung und Jubel: Vergiss nicht die Tränen!
    Am Anfang ist selten das Glück. Die Tiefpunkte sind es, aus denen die Träume wachsen.
    Und es gibt eine Zeit, da gibt es nur Tränen, Wut und Träume.
    Singende A:
    Az yomeru bagoyim                           Da wird man sagen unter den Völkern:
    Higdil Adonai la’asot im eleh.              Der HERR hat Großes an ihnen getan!
    Higdil Adonai la’asot imanu                 Der HERR hat Großes an uns getan;
    Hayinu s’mechim.                            des sind wir fröhlich.

    Nai, na na nai                              Nai, na na nai

    Sprechende B (Züricher Übersetzung des Refrains):
    Da sprach man unter den Nationen: Der Herr hat Großes an ihnen getan. Großes hat der Herr
    an uns getan, wir waren voll Freude. Wende, Herr, unser Geschick, versiegten Bächen im
    Südland gleich.
    Sprechende C (erzählt ihre Gedanken dazu):
    Gott wird Großes mit uns getan haben. Und wir sprechen davon. Wir sprechen jetzt davon,
    dass es schon so war. Wir sprechen jetzt davon, dass es so kommen wird. Wir sprechen jetzt
    davon, dass es unter uns ist – und uns braucht.
    Es gab schon oft dieses Wunder: In kürzester Zeit kommt wieder Wasser in einen völlig
    verödeten Fluss und das Leben pulst. Aus Hoffnung wird Handeln, Täler werden wieder
    grün, Menschen stehen wieder auf. Die Träumenden singen und tanzen.
    Singende A:
    Az yomeru bagoyim                           Da wird man sagen unter den Völkern:
    Higdil Adonai la’asot im eleh.              Der HERR hat Großes an ihnen getan!
    Higdil Adonai la’asot imanu                 Der HERR hat Großes an uns getan;
    Hayinu s’mechim.                            des sind wir fröhlich.

    Nai, na na nai                              Nai, na na nai

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Move 2

Sprechende B:
Was für ein Lied! Es hat mich richtig froh gemacht und mit Hoffnung erfüllt!
Träume mich ins Jahr 2035: Du, Du und Du, jede und jeder von uns ist ein kleines Puzzleteil,
eine Facette von Gottes Schöpfung mit eigenen Wünschen, Ängsten und Träumen. Jede
und jeder hat einen Platz in dieser Welt. Können einfach so sein, wie wir sind. Die Liebe,
die Gott uns schenkt, geben wir einfach weiter. Das „andere“ macht uns schon lange keine
Angst mehr, bereichert uns doch. Ob wir Frauen oder Männer lieben, welchen Lebensweg
wir wählen, mit welchen Augen wir die Welt sehen und begreifen.
Gibt ihr Regenbogentuch an eine Teilnehmende/einen Teilnehmenden weiter und setzt sich
auf einen Platz im Kirchenschiff.
Wir sitzen zusammen in dieser Kirche in all unserer Verschiedenheit, hören von Gottes
Reich, erzählen von ihm und nur das ist wichtig in diesem Moment.
Sprechende C: Geht drei Schritte vor.
Traumtänzerin! Wo lebst denn du? Du weißt aber schon, dass gerade in dieser Landeskirche
hier ein homosexuelles Paar den Kirchenvorstand noch um Erlaubnis bitten muss, wenn
es ins Pfarrhaus einziehen will? Dass es in 72 Ländern der Welt per Gesetz strafbar ist, wenn
ein Mann einen Mann liebt? Dass die Zahl homophober Übergriffe auch in Deutschland
steigt?
Reicht aber auch schon aus, Frau zu sein, da biste schon anders genug für Diskriminierung.
Jede dritte Frau in Deutschland ist von Gewalt betroffen. Um von den weltweiten Femiziden
mal gar nicht zu reden.
Andersartigkeit schätzen? Wo siehst du das? Diversität ist ein Wunschtraum!
Sprechende B:
2050: So viele Orte auf dieser Welt! Verteilt Postkarten mit Menschen aus verschiedenen
Kulturkreisen.
Alle einzigartig mit ihrer Geschichte. Mögen viele Geschichten auch von Schuld handeln,
so wie unsere. Keine Kultur oder Nation will mehr die Erste sein, fühlt sich überlegen oder
versucht, eine andere auszulöschen.
Steigt mit Schirm auf ein Podest.
Da sitze ich in einem Hochgeschwindigkeitszug, 700 Stundenkilometer, gleitet magnetisch,
fast reibungsfrei und so auch fast ohne Treibstoff. Bin auf dem Weg nach Bangui, Zentralafrika.
Meine Freundin Nio besuchen.
Schaue in die Gesichter der Leute um mich herum. Menschen aller Hautfarben. Da ist
ein geheimes Band zwischen uns allen. Ich schalte den Universalübersetzer aus, schließe
meine Augen und lausche einfach den Stimmen. Etliche Sprachen mischen sich zu einem
Klangteppich, dabei Wortfetzen, die ich verstehen kann, andere Stimmen rätselhaft und
geheimnisvoll.
Bleibt mit geschlossenen Augen auf dem Podest stehen.

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Sprechende C: Geht drei Schritte vor.

    Na klar! Komm mal auf den Boden!

    Irgendwann mal die Nachrichten eingeschaltet im letzten Jahr? Schon mal was gehört vom
    system-immanenten Rassismus, von Kolonialismus?

    Das geht bis heute so: Wir schwemmen hochsubventionierte europäische Agrarprodukte
    billig auf den afrikanischen Markt und ruinieren die Landwirtschaft dort. Und wenn dann
    Geflüchtete vor der Tür stehen, nennen wir sie Wirtschaftsflüchtlinge, die kein Recht haben.
    Noch immer: rassistische Überheblichkeit in den Wirtschaftsbeziehungen, im Asylrecht, den
    Ämtern, Behörden, im Alltag, in den Köpfen …

    Sprechende B: Gibt ihren Traumtänzerinnenschirm ab und kommt vom Podest.

    In diesem Jahr, 2050, läuft wieder der Aufruf zur Wahl für das Parlament der Weltregierung.

    Eine Hälfte der Abgeordneten ist demokratisch gewählt, die andere durch Los bestimmt.
    Wer will, kann sich ein Los ausstellen lassen. Hier ist meins, gestern habe ich es abgeholt,
    vielleicht hab‘ ich ja Glück.

    Gibt das Los für das Weltparlament einer/einem Teilenehmenden.

    Dann kann ich mitentscheiden über die Verteilung der Gelder und der natürlichen Ressourcen
    unter den Staaten der Welt.

    Unternehmen geht es heute nicht mehr um den maximalen Gewinn, sondern um nachhaltige
    und energiesparende Produktion. Spekulationen an der Börse? – schon lange abgeschafft!
    Steuerparadiese geschlossen. Das bedeutet: Milliarden Steuereinnahmen für Grundrenten
    und Grundeinkommen. Geld – Scheine und Bankguthaben – alles mit Verfallsdatum.

    Wirft Geldscheine und goldenes Konfetti in die Luft und bleibt stehen.

    Keiner hortet mehr Geld. Immobilien werden nur noch verpachtet, Mieten bleiben bezahl-
    bar.

    Sprechende C: Geht drei Schritte vor.

    Hübsche Träume hast du. – Aber das Gegenteil passiert?: Inzwischen ist jedes Gut dieser
    Erde dem Kapitalismus unterworfen – Land, Wasser, die Luft zum Atmen.

    Der einzige Traum, der hier noch geträumt wird, ist der vom unendlichen Wachstum auf
    einer endlichen Erde. 42 Milliardäre besitzen so viel wie die halbe Welt.

    40 % aller Menschen haben keinen verlässlichen Zugang zu Trinkwasser und Nestle pumpt
    das Wasser ab und verkauft es in Flaschen für einen Dollar, – eine Milliarde Menschen hat
    überhaupt ! am Tag ! nur einen Dollar zur Verfügung.

    Demokratische Weltregierung … Wie naiv kann man sein?

    Sprechende B: Läuft zum Podest und setzt sich dort wieder hin.

    Meine Freundin Nio in Bangui (gibt ein eingerahmtes Foto weiter). Ich freue mich riesig, sie
    endlich wiederzusehen! Vor fast zwölf Monaten hat sie ihr erstes Kind zur Welt gebracht.
    Seit einigen Jahren ist die medizinische Versorgung in Zentralafrika genauso gut wie in

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Deutschland oder an jedem anderen Ort der Welt, zum Teil auch dank virtueller Sprech-
stunden und neuer Sensortechnik. Studieren kann man an jeder beliebigen Hochschule
wahlweise sogar online. Und nachdem sich der unabhängige Weltrat gegründet hatte und
für eine gerechte Verteilung der Ressourcen sorgte, war es mit dem Hunger in Afrika und
in anderen Teilen der Welt endlich vorbei.

Verteilt eine Schüssel mit Reis (bewegt sich in Richtung Glückskastanie).

Nio ist vor drei Jahren in ihre Heimat zurückgekehrt. Sie unterrichtet jetzt an der Universität
von Bangui und engagiert sich für eine nachhaltige Klimapolitik im Land.

Sprechende C: Geht drei Schritte vor.

Tut mir ja leid, wenn ich dich mit Fakten belästige, aber …

Im Land deiner Freundin sind heute fast 60 % der Bevölkerung unterernährt. Täglich ver-
hungern auf der Erde 24 000 Menschen. 80 Millionen sind auf der Flucht. Und das reiche
Europa – selbst Fluchtursache Nummer 1 – schottet sich ab mit einer Mauer im Mittelmeer,
an der jährlich 2 000 Menschen ertrinken. Wahlweise sperren wir sie in Lager und schachern
um Zahlen: 150 Minderjährige oder 1553 Schutzbedürftige …

Niemand hier hat ein ernsthaftes Interesse daran, den Welthunger zu beseitigen. Und an
Kriegen wird verdient. So sieht’s aus.

Sprechende B: An der Glückskastanie.

2065: Wie viele Arten gibt es, dieses Blatt zu beschreiben? Ich kann sagen, aus welchen
Zellen es besteht und welche chemischen Vorgänge dort ablaufen, um den Baum mit Energie
zu versorgen. Gleichzeitig kann ich mich an dem Grün erfreuen oder daran, wie die Sonne
durch die Blätter scheint, wie das Laub im Herbst raschelt, der Baum im Sommer Schatten
spendet. All diese Dinge zusammen genommen beschreiben die Schönheit der Schöpfung.

Heute setzen wir unser Wissen ein, um Dinge nachhaltig und klimafreundlich zu produzieren.
Herkömmliches Plastik gibt es kaum noch, stattdessen aus Hanf Hanffaserkunststoffe oder
Baustoffe aus Hanf für Fahrzeuge, sogar Flugzeuge, Häuser und Brücken (verteilt was aus
Hanf ).

Energie gewinnen wir per Wind- und Wasserkraft, aus Wasserstoff- und Solarzellen. Bald
wird es möglich sein, die Kernfusion, die Energiequelle der Sonne, kontrolliert zu nutzen.

Sprechende C: Geht drei Schritte vor.

Krass –- deine rosarote Brille. Der Mensch setzt Forschung und Wissen ausschließlich für
die weitere Vernichtung der Welt ein.

Ich muss nicht mal von perfektionierter Kriegstechnik und Waffenhandel sprechen oder
davon, wie sie die Kernfusion nutzen … Wir kriegen die Erde auch anders kaputt. Wir können
sie bereits anderthalb mal komplett einwickeln mit unserem Plastikmüll.

Pro Tag!! sterben ! 150 Tier- und Pflanzenarten aus.

Wir wissen, dass der Klimawandel alle schon bestehenden Probleme verschärfen wird – und
sehen der globalen Temperatur in aller Ruhe beim Steigen zu – Hauptsache die Börsenkurse
bleiben stabil.

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Sprechende B: Holt eine Weltkugel hervor.
    2080: Kontinente und Meere haben wir bereist, den Himmel vermessen. Schon seit ein paar
    hundert Jahren weiß doch jedes Kind, dass hinter dem nächsten Berg auch Menschen leben
    und keine Monster, die man bekämpfen muss, dass die Erde keine Scheibe ist, sondern ein
    Planet im Sonnensystem.
    Stellt die Weltkugel auf dem Ständer ab und setzt sich gegenüber auf das Podest.
    Unsere Perspektive hat sich verändert. Knapp 100 Menschen leben und arbeiten heute auf
    der ersten internationalen Mondbasis. Vom Mond aus können wir es mit eigenen Augen
    sehen: Die Erde ist nur eine winzige lebendige Oase in einem riesigen, oft lebensfeindlichen
    Kosmos. Viel zu lange waren wir ihre räuberischen Besatzer. Heute sind wir ein lebendiger
    Teil von ihr.
    Nimmt die Weltkugel und geht damit auf Sprechende C zu.
    Leben als Behüter und Bewahrer der Schöpfung!
    Sprechende C: Jetzt hör endlich auf zu träumen!
    Sprechende B: Fang Du endlich damit an!
    Singende A: Mirjam-Lied (Im Lande der Knechtschaft), Text & Musik: Claudia Mitscha-Eibl

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2. Die Narben der Knechtschaft                 3. Die Bande der Knechtschaft,
an Schultern und Knien,                        die falln langsam ab,
die Blicke verhalten und scheu,                die Schritte verlernen den Trott.
die Rücken gebeugt noch, so ziehn sie dahin,   Entwachsen den Ketten, entstiegen dem Grab,
und die Freiheit ist drohend und neu.          das Leben besiegte den Tod.
Es lockt die Versuchung, zurückzufliehn        Ihr Weg ist noch weit, doch sie haben die Kraft,
in die Sicherheit der Sklaverei.               denn in ihren Herzen ist Gott.
Doch: Mirjam, Mirjam schlug auf die Pauke      Denn: Mirjam, Mirjam schlug auf die Pauke
und Mirjam tanzte vor ihnen …                  und Mirjam tanzte vor ihnen …
Kehrvers wiederholen                           Kehrvers wiederholen

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Move 3

    Sprechende C:
    Mirjam und Mose
    Ich will Mose sein
    Mose, der mit einer Vision vom gelobten Land einfach vornweggeht,
    der sich losmacht von Knechtschaft, der laut protestiert,
    einfach losgeht – ungeachtet der Nörgler und Feiglinge
    einfach losgeht und andere mitnimmt,
    auf einen Traum hin,
    der viel zu groß ist, wenn er allein gefunden werden muss,
    ein Traum, der viel zu gut ist, um wahr zu werden.
    Ich will Mose sein, der wirklich losgeht
    – und Gott kommt ihm entgegen.
    Geh einfach los!
    Plakat „system change not climate change“
    Ich will Mirjam gewesen sein
    die die Träume der Menschen erspürte und tanzte
    ich will Mirjam gewesen sein, die Krach schlug, die Pauke,
    weil sie wusste, dass es galt, das zu überwinden, was war,
    als die Menschen verzagt wurden, erschöpft von der Hoffnung,
    die wurde so oft schon zerschlagen.
    Mirjam will ich gewesen sein,
    Mirjam, die sah, dass Gott half,
    und die Kraft fand, alle ins Jetzt ! zu holen:
    Jetzt ist die Zeit, jetzt ist Rettung und Ernte mit Freude, seht ihr’s denn nicht!?
    Mirjam, die träumend vornwegsang.
    Schlag die Pauke!
    Plakat „Nie wieder Faschismus“
    Ich will Mose gewesen sein,
    wenn die vertrockneten Bäche des Südlands wieder fließen
    wenn die Regenwälder wieder wachsen und die Welt sich erholt
    Ich will Mose gewesen sein, der traumwandelnd, kämpfend,
    gegen alle Bedenkenträger, besorgten Bürger und Pessimisten
    losgeht, – auch durch Wüsten, auch 40 Jahre lang
    will mich losmachen von den Pharaonen, Kapitalisten, Weltkonzernen
    murren sie auch wie sie wollen.
    Losgehen und Gottes Welt suchen,
    und Gottes Welt fordern – nicht weniger, keinesfalls weniger!
    Träum weiter!
    Plakat „Justice!“

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Ich möchte Mirjam sein, die Prophetin,
die weiß von den Tränen der Flucht und vom Schmerz der Befreiung
und die doch singt von der Freude der Ernte – schon jetzt.
Ich will Mirjam sein,
will das Meer ausgelotet haben und das Schilf durchgekämpft,
will für jede Rettung die Feier fordern, den Jubel, das Lied
für die Seenotretterinnen, die Frauenhäuser, die Menschenrechtler,
– die alle das kennen: die Saat unter Tränen, den Preis für die Freiheit.
Mirjam, will ich sein, die erst weint – und dann singt.
Spar dir die Tränen nicht! Sing!
Plakat „Kein Mensch ist illegal“
Psalmsingerin will ich sein und will singen
von der Kraft unsres Träumens
und vom Mut, den es braucht,
nicht weniger zu wollen als Gottes Traum.
Geh einfach los, schlag die Pauke, träum weiter!
Spar dir die Tränen nicht! Sing!
Singende A: Where we go, Text & Musik: Anne Heisig
Wind come take me with you
To the place where I belong
I’ve been here for such a long time
But sometimes it feels so wrong
See, I am like a stranger in this world surrounding me
Captured in gray houses and the sky cannot be seen
Wind come take me with you to the place so far from here
And when our hearts feel warmer then I know we must be near

     ‘Cause where we go, the people love to live, yeah
     where we go, the people have learned how to give
     where we go, the people love the earth, yeah
     But most of all they appreciate their own worth

Here, the people brake up with their lives ev’ryday
And I’m so tired, I’m so tired of hearing them shouting and complaining
‘Cause they don’t see the good grace in which they stay
See, I’ll be dressed in freedom with a heart so full of love
Swimming in compassion and I’ll never get enough
Wind come take me with you to the place so far from here
And when we meet some open arms I know that we are near.

     ‘Cause where we go, the people love to live, yeah
     where we go, the people have learned how to give
     where we go, the people love the earth, yeah
     But most of all they appreciate their own worth.

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Zum Weiterlesen…
     Anselm, S. und Ch. Hoiß (Hrsg.), Crossmediales Erzählen vom Anthropozän, oekom verlag (2017).
     Kaku, M., Die Physik der Zukunft: Unser Leben in 100 Jahren, Rowohlt (2013).
     Lieberg, A., Der Systemwechsel: Utopie oder existenzielle Notwendigkeit?, Büchner-Verlag (2018).
     Sölle, D. und Steffensky, F., Wider den Luxus der Hoffnungslosigkeit, Kreuz Verlag (2013).
     500 Jahre „Utopia“. Zukunft denken, Sendereihe von Deutschlandfunk Kultur (2016).
     https://www.deutschlandfunkkultur.de/utopien-in-politik-gesellschaft-und-kunst-welche-anderen.
                                                                                           .
     1895.de.html?dram:article_id=372128

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