FRANKREICH IM SAHEL Warten auf die Europäische Union? - Bibliothek der Friedrich-Ebert ...
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PER SPEK T I V E FR I EDEN U N D SI CH ERH EI T Nach neun Jahren militä- rischen Einsatzes hat sich Frankreichs Engagement in der FRANKREICH Sahelzone festgefahren; die terroristische Bedrohung, die Hauptmotiv für den Einsatz ist, hat sich nicht vermindert. IM SAHEL Vor diesem Hintergrund Warten auf die Europäische Union? scheint der einzige Ausweg für die französische Regierung darin zu liegen, Lösungen auf europäischer Ebene zu suchen. Caroline Roussy März 2021 Angesichts wachsender Kri- tik im eigenen Land an den Unzulänglichkeiten der bis- herigen Vorgehensweise werden inzwischen vermehrt Alternativen zur rein militä- rischen Strategie diskutiert.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – Frankreich im Sahel FR I EDEN U N D SI CH ERH EI T FRANKREICH IM SAHEL Warten auf die Europäische Union?
Frankreichs Sicht auf den Sahel Mit der Amtszeit eines neuen französischen Staatspräsiden- schen Staates und die systematische Ausplünderung des ten begann bisher stets eine neue Afrikapolitik Frankreichs. Landes durch die Dschihadisten, die in einem Kalifat zu en- Diese unausgesprochene Tradition führte dazu, dass sich den drohte. Trotz der dringlichen Bitte Traorés ließ sich die französische Afrikapolitik häufig neu erfindet, da die Be- Frankreich mit der Antwort Zeit: ziehungen zu den ehemaligen Kolonien im französischspra- chigen Afrika nach wie vor stark von der (Ent-)Kolonialisie- »Während die Vereinten Nationen jeglichen Einsatz einer in- rung und der Françafrique genannten Afrikapolitik ternationalen Truppe vor Herbst 2013 ausschlossen, wie- gezeichnet sind, die eine echte Aussöhnung verhindern. derholte Frankreich, dass es kein direktes militärisches Ein- Nach nun bald neun Jahren militärischen Einsatzes Frank- greifen wolle [welches womöglich scheitern könnte] und reichs in der Sahelzone und angesichts der strukturellen dass es nicht an vorderster Front stehen werde, damit ein Spannungen zwischen Frankreich und den Sahelstaaten möglicher Krieg keinen neokolonialen Beigeschmack erhal- stellt sich die Frage, ob die derzeit festgefahrene Politik für te« (Baghzouz 2013). Angesichts wiederholter Forderungen diese Region nicht besser auf die europäische Ebene geho- aus Bamako beschleunigten sich jedoch die Ereignisse. ben werden sollte – vor allem wenn von einer Schicksalsge- meinschaft Europas und Afrikas ausgegangen wird. Laurent Bigot, damals Unterabteilungsleiter der Abteilung Westafrika im Außenministerium, berichtet: FRANKREICHS SICHT AUF DEN SAHEL »Die Entscheidung für die Operation Serval wurde im kleinen Kreis von François Hollande, dem Chef seines Die französischen Aktivitäten im Sahel seit 2013 lassen sich Generalstabes, General Puga, und dem Verteidigungsmi- in verschiedene Phasen einteilen: Planung der Operation nisterium getroffen. [...] Hauptmotivation für diesen Ein- Serval, Unterstützung der Wahlen in Mali, Aufstellung der satz war die politische Überzeugung, dass wir den Terro- Barkhane-Truppe mit erweitertem Mandat, Förderung von rismus in der Sahelzone bekämpfen [müssen], um eigenständigen Lösungen wie der G5 Sahel, um die Defizite langfristig unser Land vor möglichen Anschlägen zu der Operation Barkhane auszugleichen, sowie Vorschläge schützen.«1 für die Umsetzung neuer Instrumente (Ankündigungen auf dem Gipfel von Pau). Die Lesart des malischen Präsidenten, es handele sich um internationalen Terrorismus, setzte sich durch und führte Nach seiner Wahl 2012 wollte Präsident François Hollande dazu, dass französische Truppen entsandt wurden. Trotz der die Rolle Frankreichs als »Polizei Afrikas« und den interven- Diskussionen im kleinen Kreis, so der Geopolitologe Francis tionistischen Kurs seiner Vorgänger aufkündigen. Doch die Laloupo, »hat sich Präsident François Hollande der Sache Ereignisse holten ihn noch im gleichen Jahr ein. Unter dem angenommen und ist zum Kriegsherrn geworden: Er allein Druck der Unabhängigkeitsforderungen der Nationalen Be- hat über das französische Engagement in Mali entschie- wegung zur Befreiung des Azawad (MNLA), die mit der Or- den.«2 ganisation Al-Qaida des Islamischen Maghreb (AQIM) und einer Reihe anderer dschihadistischer Bewegungen in Ver- 2013 entsandte Präsident Hollande die Operation Serval, bindung steht, drohte der Regierung von Mali damals der die zunächst auf ein Jahr angelegt war. Nachdem Frank- Zerfall. Die Vormachtstellung der MNLA in diesem Konflikt reich Gao und Timbuktu zurückerobert und Bamako, dem wurde jedoch schon bald durch die zielgerichtete Strategie ein fatales Schicksal drohte, geschützt hatte, wurde es von radikalisierter Gruppierungen aus demselben Umfeld unter- der malischen Bevölkerung gefeiert. Unter Jubelrufen wur- laufen: der Bewegung für Einheit und Dschihad in Westaf- de François Hollande dort am 2. Februar 2013 begrüßt. Eine rika (MUJAO) und Ansar Dine unter der Führung von Iyad Zeit lang blieben die extremistischen Gruppen unorganisiert Ag Ghaly, die vom Norden Malis aus Offensiven in Richtung und sahen sich zum Rückzug gezwungen. In dieser Ruhe- Mopti und Bamako starteten, mit dem Ziel, in ganz Mali pause konnte Frankreich die von seiner Exekutive erarbeite- und Westafrika die Scharia einzuführen. te politische Agenda umsetzen. Die Präsidentschaftswahlen, die eine Rückkehr zur rechtmäßigen Ordnung versprachen, Vor diesem Hintergrund ersuchte der Übergangspräsident konnten bereits im August 2013 abgehalten werden und Dioncounda Traoré Frankreich um eine Intervention und be- brachten Ibrahim Boubacar Keïta ins Präsidentenamt. rief sich dabei auf die von beiden Ländern unterzeichneten Verteidigungs- und Sicherheitsabkommen. Er befürchtete 1 Interview der Autorin mit Laurent Bigot vom 9. Dezember 2020. den Zusammenbruch der Regierung, die Spaltung des mali- 2 Interview der Autorin mit Francis Laloupo vom 21. Dezember 2020. 1
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – Frankreich im Sahel Zudem förderte die französische Regierung den innermali- Auf der operativen Ebene hat das französische Militär zwar schen Dialog, indem sie sich 2015 für die Unterzeichnung nicht enttäuscht, auf politischer Ebene ist das Versagen je- des Abkommens von Algier einsetzte, das – so schien es zu- doch offensichtlich. Die Bedrohungslage hat sich im Ver- nächst – Grundlage für die Wiederherstellung des Friedens gleich zum Beginn des Einsatzes verschärft. Die Bemühun- in Mali war. Mehrere Faktoren verzögerten allerdings die gen der Operation Serval hatten zwar zu einem Umsetzung des Abkommens. Frankreich hatte eine recht vorübergehenden Rückzug der Dschihadisten in die Nach- grobe Trennlinie zwischen den bewaffneten Gruppen des barländer Malis geführt, nachdem sich die terroristischen Landes gezogen: jenen, die das Abkommen unterzeichnet Gruppen neu formiert hatten, wurde die terroristische Be- hatten (den sog. GAS), wie der MNLA, und den sogenann- drohung jedoch zu einem länderübergreifenden Phänomen. ten terroristischen bewaffneten Gruppen (GAT). Letztere Da es keine einheitliche Grenzpolitik gibt, spielen die Dschi- waren nicht an den Verhandlungstisch eingeladen worden, hadisten mit den Grenzen und ungleichen Einreiseregelun- obwohl die Grenze zwischen den Gruppen fließend war. gen, die ihnen zahlreiche Möglichkeiten bieten, Kontrollen zu umgehen . So agieren die Terrorist_innen und organisier- Das Abkommen führte zudem zu Meinungsverschiedenhei- ten kriminellen Gruppen in grenzüberschreitenden Gebie- ten über das Schicksal von Kidal. Die Stadt und die Region ten und bewegen sich in Netzwerken, die ihnen einen fle- wurden der MNLA überantwortet, was in der malischen Be- xiblen Bewegungsspielraum bieten. völkerung Verbitterung und Unmut hervorrief, zumal die MNLA und ihre Anhänger_innen die Destabilisierung des In diesem Kontext der immer prekärer werdenden Sicher- Landes provoziert hatten. Die Faszination von Paris für die heitslage ließ sich seit November 2019 ein Anstieg der »Männer in Blau« – Verteidigungsminister Jean-Yves Le Dri- frankreichfeindlichen Ressentiments beobachten, die zwei- an erklärte im Januar 2013, dass »die Tuareg unsere Freun- fellos schon Monate früher schwelten und welche die fran- de«3 seien – säte Misstrauen gegenüber den französischen zösische Regierung als angebliche Begleiterscheinung des Absichten. Als halbautonome Enklave warf Kidal die Frage französischen Engagements in Mali abtat. Dass die Akzep- auf, ob der malische Staat überhaupt in der Lage sein wür- tanz ausländischer Truppen in der Regel schwankt, ist be- de, sein Territorium zu beherrschen und zu verwalten sowie kannt. Eine Zeit lang werden sie als Befreier betrachtet, frü- seine hoheitlichen Funktionen vollumfänglich auszuüben.4 her oder später jedoch als Besatzungsmacht wahrgenommen. Die Situation in Mali kann also weder als offene Kriegssitu- ation noch als Friedenszustand bezeichnet werden. Dies er- Da er sich von den Staatschefs der G5 Sahel wenig unter- schwerte die Wiederherstellung der Integrität des Staates. stützt fühlte, und nachdem bei einem Hubschrauberunfall dreizehn französische Soldaten ums Leben kamen, berief Trotz der Operation Barkhane 2014 setzte sich Frankreich Emmanuel Macron im Januar 2020 den Gipfel von Pau ein. dafür ein, dass die Sahelstaaten eigenständige Lösungswe- Dort konnten durchaus strategische Fortschritte erzielt wer- ge finden, indem es die Gründung der G5 Sahel förderte. den. Der rein militärische Ansatz sollte durch einen viel- Zwar gab es 2010 mit der Gründung des Gemeinsamen schichtigeren ersetzt werden, der sowohl eine Sicherheits- operativen Stabskomitees CEMOC (Algerien, Mali, Maure- komponente als auch eine politische und eine Entwick- tanien, Niger) einen Vorläufer, doch das Projekt scheiterte lungskomponente beinhalten sollte. Mit der Gründung der an unzureichenden staatlichen Mitteln, fehlenden Gesetzen Task Force Takuba und der Stärkung der Sahel-Allianz stand zur grenzüberschreitenden Verfolgung von Terrorist_innen das europäische Engagement im Vordergrund. und nicht zuletzt auch am Misstrauen zwischen den Part- nern. Frankreich drängte daraufhin auf die Gründung der Ein Jahr später ist die Zukunft des Sahel-Engagements trotz G5 Sahel, in der Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger einer Aufstockung des französischen Kontingents um 600 und Tschad vertreten sind. Trotz der großen Bedeutung die- Soldat_innen und trotz einiger Erfolge wie der Ausschal- ses multilateralen Forums mangelt es ihm an zu geringen tung des AQUIM-Anführers Abdelmalek Droukdel weiter- finanziellen Mitteln und dem Fehlen eines Exekutivmandats hin völlig ungewiss. Das französische Außenministerium nach Kapitel VII der UN-Charta. Neben wiederkehrender muss immer mehr Gegenden zu Risikogebieten erklären, in Kritik an diesem Forum und der Schwierigkeit, geeignete die sich Französ_innen nicht mehr begeben sollen. In politi- Formen der Koordination zwischen der Operation Barkhane, scher und finanzieller Hinsicht hat sich der französische Ein- der gemeinsamen Streitkraft der G5 Sahel und den nationa- satz in der Sahelzone weniger als zwei Jahre vor den franzö- len Streitkräften zu finden, erweist sich das Projekt zudem sischen Präsidentschaftswahlen im April 2022 festgefahren. als schwierig in der Umsetzung, wenn man es mit der Ge- Vor diesem Hintergrund scheint der einzige Ausweg für die meinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der EU französische Regierung darin zu liegen, Lösungen auf euro- vergleicht. päischer Ebene zu suchen. 3 Vgl. Le Drian appelle à la vigilance face aux possibles exactions au Mali, in: Libération (online), 23.1.2013; www.liberation.fr/planete/ 2013/01/23/le-drian-appelle-a-la-vigilance-face-aux-possibles- exactions-au-mali_876156. 4 Die beiden Premierminister Moussa Mara (April 2014 – Januar 2015) und Soumeylou Boubèye Maïga (Dezember 2017 – April 2019) wur- den aus Kidal vertrieben, Mara geriet sogar unter Beschuss, als er sich der Stadt näherte, und sein Konvoi wurde während seines Be- suchs am 17. Mai 2014 angegriffen. 2
Ein unklares Feindbild GIBT ES EINE ALTERNATIVE ZUR REIN Ibrahim Boubacar Keïta nie gänzlich abgebrochen zu sein MILITÄRISCHEN STRATEGIE? schienen. Nach Auffassung von Laurent Bigot »wird die Deutung der Da die französische Exekutive öffentlich jegliche Gespräche Situation im Sahel durch unser Verhältnis zum Islam und die mit den Terrorist_innen ablehnte, wurde die Front der Ope- Vermischung von Islam und Terrorismus völlig verzerrt«5, ration Barkhane vom Dreiländereck, dem Kampf gegen den was der Komplexität der Situation nicht gerecht werde. sogenannten Islamischen Staat in der Sahara (EIGS), nach Aufgrund dieser einseitigen Sicht sei die militärische Lösung Norden verlagert und Angriffe gegen die GSIM und die ihr gewählt worden. Lange Zeit wurde von einer überschauba- angeschlossenen Gruppen unternommen. Als Reaktion da- ren Zahl von Dschihadisten ausgegangen, bestenfalls ein rauf griffen die Terrorist_innen um den Jahreswechsel paar hundert, höchstens etwas über tausend Personen. Der 2020/2021 herum zweimal das französische Militär an und Krieg würde schnell vorbei sein. Doch schon bald musste stellten so ihre Fähigkeit zur Offensive unter Beweis. Der Frankreich feststellen, dass die seit 2013 verwendete Kriegs- Journalist Wassim Nassr, der eine Erklärung der GSIM über- rhetorik und der Fokus auf Militäroperationen kaum zu setzte, in der sich diese zu den jüngsten Angriffen auf Sol- nachhaltigen Ergebnissen führten. Auch wenn nach Mei- dat_innen der Operation Barkhane bekannte, benannte die nung einiger Beobachter_innen unvermeidbar war, dass der Motive für diesen Angriff: den Rückzug der Operation Bark- Einsatz ins Stocken geriet, ist die gewählte Taktik dennoch hane und die Unterstützung der französischen Bevölkerung fragwürdig. für diesen Rückzug. So sollte ein Vorfall kritisch hinterfragt werden, der in den Medien wenig Beachtung gefunden hat, da die Freilassung EIN UNKLARES FEINDBILD der französischen Geisel Sophie Pétronin die Schlagzeilen beherrschte. Am 4. Oktober 2020 wurden vier Geiseln im Das wirft die Frage auf, gegen wen Frankreich in Mali ei- Austausch gegen die Freilassung von ca. 200 Dschihadisten gentlich kämpft? Nach acht Jahren Militärpräsenz muss ein- und der GSIM (Gruppe zur Unterstützung des Islam und der gestanden werden, dass viele Probleme ungelöst sind und Muslim_innen) nahestehenden Personen freigelassen, wo- sich die französische Sicht der Dinge und die tatsächlichen bei laut verschiedenen Quellen ein Lösegeld von 30 Millio- Verhältnisse vor Ort auseinanderentwickelt haben. Trotz der nen Euro geflossen sein soll. Man kann sich das – milde aus- Verwendung von Kategorien wie »Dschihadisten«, »Isla- gedrückt – Unbehagen der französischen Militärs vorstellen, mist_innen«, »Terrorist_innen«, die letztlich westliche Vor- deren Aufgabe es ja ist, den Terrorismus zu bekämpfen, stellungen auf den Konflikt projizieren, wird das selbst ge- und von denen einige vielleicht sogar bei der Verhaftung schaffene Feindbild in Wahrheit immer unschärfer; es wäre derjenigen mitgewirkt hatten, die nun wieder auf freiem zu kurz gegriffen, die Ursache allein in der Religion zu su- Fuß sind. Nicht zu vergessen ist zudem, dass seit 2013 55 chen. Der Soziologe Bréma Ely Dicko, der 2017 eine Befra- ihrer Kamerad_innen in der Sahelzone ums Leben gekom- gung in Zentralmali durchführte, schildert eine recht auf- men sind. schlussreiche Aussage einer seiner Quellen: »Die gläubigen Muslim_innen kennen die Bedeutung der Suren nicht. Reli- Seit diesem Gefangenenaustausch häufen sich die Verlaut- gion ist zu einem Mittel der schnellen Bereicherung gewor- barungen der Operation Barkhane, die in mehreren Fällen den, indem das Elend der Armen ausgenutzt wird… » von einer »Neutralisierung« von Dschihadisten sprechen. (Dicko 2018). Beinahe hundert sollen mittlerweile getötet worden sein. Trotz Pressekampagnen, welche die vollständige Überein- Das Grundproblem ist der Zustand des malischen Staates: stimmung zwischen Paris und Bamako im Kampf gegen schlechte Regierungsführung, Korruption, fehlende Ge- den Terrorismus bekräftigen, wird die Kluft zwischen beiden rechtigkeit und wenig Perspektiven für junge Menschen. in Wirklichkeit immer größer. Die ersten Risse bekam das Zwischen 2012 und 2021 passte sich die lokale Bevölkerung Verhältnis zwischen Paris und Bamako während der Ver- aus verschiedenen Gründen immer wieder an die terroristi- handlungen der malischen Übergangsregierung mit den schen Gruppen an, genauso wie diese sich an die Bedürf- Dschihadisten über die Freilassung der Geiseln. Zur Erinne- nisse der Bevölkerung anpassten und sogar staatliche Funk- rung: Bei zwei Gelegenheiten, zuerst während der Konfe- tionen übernahmen. Daher wurde die Situation immer renz zur nationalen Verständigung 2017 und dann im Zuge komplexer. Zu Recht hat Marc-Antoine Pérouse de Mont- des Inklusiven Nationalen Dialogs (DNI) 2019, hatte sich clos, der die Ursache für die vielschichtigen Krisen in Mali in Mali für diese Art von Dialog ausgesprochen. Am 3. Dezem- diesen gesellschaftspolitischen Missständen sieht, den Be- ber 2020 bekräftigte Premierminister Moctar Ouane in ei- griff »Islamisierung der Radikalität« (Pérouse de Montclos nem Interview mit RFI und France 24, dass »der Dialog mit 2021) entwickelt. Dieser muss jedoch ein wenig relativiert den Terrorist_innen der Wille der Malier_innen ist« (Perel- werden, denn eine weitere Ursache ist eine Radikalisierung man/Baché 2020). So deutlich wurde diese Haltung damit des Islam durch Gruppen wie die EIGS, welche die Einfüh- erstmals in der Öffentlichkeit ausgesprochen, auch wenn rung der Scharia fordert. Bei genauerer Betrachtung der die Beziehungen zur GSIM schon zu Zeiten von Präsident Gegebenheiten vor Ort wird klar, dass die Konflikte vielfälti- ger Natur sind: Konflikte zwischen verschiedenen Gruppen, Selbstverteidigungsmilizen, Demonstrationen gegen die Re- 5 Interview der Autorin mit Laurent Bigot vom 9. Dezember 2020. gierung und vieles mehr. Vor diesem Hintergrund wird das 3
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – Frankreich im Sahel Feindbild noch unschärfer und ein Scheitern des Militärein- digen Rückzug, andere für eine Neuausrichtung der Ein- satzes wahrscheinlicher (Marotte 2020). satzstrategie der Operation Barkhane,8 wieder andere be- fürchten im Falle eines Abzugs Chaos oder gar die Errichtung Der Journalist und Afrikaexperte Francis Laloupo6 räumt ein, eines Kalifats.9 dass es Alternativen zur rein militärischen Strategie gibt, et- wa Entwicklungshilfe oder Bildung. Seiner Ansicht nach Allerdings erscheint das Argument, Mali werde bei einem bleibt der militärische Einsatz jedoch als ein Faktor unter Abzug des französischen Militärs unter das Joch des Islamis- mehreren zur Lösung der Situation unverzichtbar. Dabei mus und der Scharia fallen, immer fadenscheiniger. So wen- handelt es sich um einen asymmetrischen Krieg, in dem sich den andere afrikanische Länder wie Marokko oder Maure- dschihadistische Gruppen und die Staatsautorität gegen- tanien, beides offizielle Partner Frankreichs, die Scharia überstehen. Die Dschihadisten verfolgen ein politisches Pro- bereits an. Der Direktor des Sahel-Projekts bei der Interna- jekt, das den bestehenden Staat infrage stellt. Genau des- tional Crisis Group, Jean-Hervé Jezequel, betont: »Es geht halb muss dieser verteidigt werden. Laloupo stellt fest, dass nicht darum, dass Mali oder andere Länder der Sahelzone die extremste Position die Abschaffung des bestehenden diesen Weg einschlagen sollen – das müssen die Staaten Staates fordert, ohne jedoch politische Alternativen anzu- und die Bürger_innen selbst entscheiden –, sondern darum, bieten. Es gibt also nicht zwei miteinander konkurrierende dass diese Möglichkeit in Betracht gezogen wird, vor allem, Angebote, denn die Dschihadisten verfolgen ein gänzlich wenn dies dauerhafte Lösungen für die gewalttätigen Kon- anderes Ziel als der Staat. Sie schlagen zwar Kapital aus den flikte in der Region eröffnet« (zit. nach Diffalah 2020). gesellschaftspolitischen Missständen, wollen aber keine Po- litik betreiben. Staaten haben nicht die alleinige Funktion, Bislang wurde – vielleicht zu Unrecht – angenommen, die Krieg zu führen – die terroristischen Gruppen haben jedoch französische Öffentlichkeit interessiere sich nicht für die Sa- ihr gesamtes Wirtschaftssystem auf der Grundlage von helzone. Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungs- Kriegsgewinnen aufgebaut und haben keine konkrete poli- instituts Ifop im Auftrag des Wochenmagazins Le Point tische Agenda. zeigt jedoch zum ersten Mal, dass 51 Prozent der französi- schen Bevölkerung den Militäreinsatz in Mali ablehnen (vgl. Poncet 2021). Allerdings wurde diese Befragung nach der DIE SAHELZONE IN DER ÖFFENTLICHEN Ermordung französischer Soldat_innen im Konfliktgebiet MEINUNG IN FRANKREICH Ende Dezember 2020 / Anfang Januar 2021 durchgeführt. Es ist also durchaus möglich, dass dieses Meinungsbild eine Die bisherige Strategie Frankreichs im Sahel bestand darin, emotionale Reaktion auf dieses Ereignis ist. Eine vergleich- die Dschihadisten ausreichend zu schwächen, um ihre Kapi- bare Befragung zu einem weniger durch aktuelle Ereignisse tulation zu erzwingen. Gelungen ist dies selbst nach acht aufgewühlten Moment würde womöglich zu anderen Er- Jahren militärischen Engagements nicht. Stattdessen wach- gebnissen führen. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass sen die von Dschihadisten besetzten Gebiete und es kom- ein erneuter tödlicher Angriff auf französische Soldat _in- men immer neue Risikogebiete hinzu. Wenn eine Strategie nen die Zweifel am Militäreinsatz weiter schüren würde. nicht aufgeht, muss sie hinterfragt werden. Dies umso mehr als ein möglicher Rückzug Frankreichs be- reits in zahlreichen Medienbeiträgen diskutiert wird. 2013 schien noch eine Art Schweigegebot über diesem Thema zu liegen, zumindest in den Reihen der Regierung: Ein solcher Rückzug müsste selbstverständlich vorbereitet Im Januar 2013 hatte Laurent Bigot Bedenken geäußert werden. Zunächst müsste ein Fahrplan erstellt werden, der und das Fehlen eines politischen Projekts beklagt: »Schon auch mit den Staatschefs der betroffenen Länder abzustim- als die Operation Serval anlief […], habe ich gesagt, dass wir men wäre. Zudem sollte bedacht werden, dass ein über- uns in eine strategische Sackgasse manövrieren, weil wir stürzter Abzug China und vor allem Russland das Feld über- nicht über die Folgen der Militäroperation nachgedacht ha- lassen könnte. Auf jeden Fall könnte ein Rückzug aus dem ben, und dass der Einsatz wahrscheinlich ins Stocken gera- Sahel nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. ten wird. Leider haben mir die Ereignisse Recht gegeben«7 Daraufhin wurde er von seinem Posten entbunden. Daneben bleiben einige offene Fragen: Welches Ziel ver- folgt Frankreich mit dem Engagement im Sahel? Wie kann Trotz der starren Position der französischen Regierung, die Frankreich mit den betroffenen Staaten zusammenarbei- den Eindruck erweckt, das Thema würde gar nicht disku- ten? Sollte angesichts der bekannten Gefahr, dass Hilfsgel- tiert, ist die Realität bei den Volksvertreter_innen, den Wis- senschaftler_innen, den Journalist_innen und vereinzelt 8 Einige Beobachter_innen wie Michel Roussin und Stephen Smith auch in der öffentlichen Meinung angekommen. Immer (2020) werben dafür, dass die französischen Einsatzkräfte weniger mehr Stimmen werden laut, welche die Unzulänglichkeit sichtbar sein und nur noch logistische, nachrichtendienstliche und der französischen Vorgehensweise angesichts der Entwick- ausbildende Unterstützung leisten sollten, damit die Malier_innen die Geschicke ihres Landes selbst in die Hand nehmen können. lungen vor Ort anprangern. Ein Konsens zeichnet sich dabei 9 Opération Barkhane: « Si nous partions demain, le Mali devien- jedoch noch nicht ab. Die einen plädieren für einen vollstän- drait très rapidement un sanctuaire jihadiste », prévient l’ex-ministre Jean-Marie Bockel. In: France Info (online), 5.1.2021; www.francet- vinfo.fr/monde/afrique/mali/operation-barkhane-si-nous-partions- 6 Interview der Autorin mit Francis Laloupo vom 21. Dezember 2020. demain-le-mali-deviendrait-tres-rapidement-un-sanctuaire-jihadiste- 7 Interview der Autorin mit Laurent Bigot vom 9. Dezember 2020. previent-l-ex-ministre-jean-marie-bockel_4245129.html. 4
Zurückhaltung der Europäischen Union im Sahel der bei den obersten Militärbehörden in Mali und Niger ver- der europäische Soldat_innen aus den Reihen der Spezial- untreut werden, mehr Transparenz über die Verwendung kräfte eingesetzt werden sollen.11 der bereitgestellten Mittel eingefordert werden? Wer ist am ehesten dazu geeignet, die bedrohten Gebiete abzusi- Trotz der Unterstützung durch immerhin drei EU-Länder hat chern? Beeinträchtigt die Entmündigung eines Landes, so Frankreich – zu Recht – den Eindruck, dass die anderen eu- wie es in Mali geschehen ist, nicht die Eigenverantwortlich- ropäischen Staaten die Bedrohungslage im Sahel anders keit der Bürger_innen? Wären nicht gemeinsame Überle- einschätzen als Frankreich selbst. Marc-Antoine Pérouse de gungen sinnvoller, die einen von beiden Seiten getragenen Montclos weist darauf hin, dass »die Annahme der Errich- Friedensprozess in Aussicht stellen? Könnte sich die Euro- tung einer islamischen Republik und eines Terrorstaates in päische Union nicht stärker engagieren? der Größenordnung [von Mali] höchst fragwürdig ist. Be- wusst oder unbewusst haben die französischen Verant- wortlichen die Situation unnötig dramatisiert« (Pérouse de ZURÜCKHALTUNG DER EUROPÄISCHEN Montclos 2020: 6). Er fügt hinzu: »Die Länder der Europäi- UNION IM SAHEL schen Union interpretieren die Situation als nicht so bedroh- lich und weigern sich, die Rechnung zu bezahlen, die Paris Frankreich hat sich mit seinem Engagement im Sahel auf ihnen dafür präsentiert, dass es Europa vor der Welle der einen einsamen Weg begeben. Ab 2014 und dem Beginn Dschihadisten und Migrant_innen geschützt habe« (ebd.: der Operation Barkhane hat der damalige Präsident Fran- 5). Diese Interpretation ist jedoch insofern zu differenzieren, çois Hollande das Thema mit den Staatschef_innen der EU als eine strategische Analyse verschiedene Szenarien in Be- erörtert. Der Versuch, diese einzubeziehen, fiel jedoch mit tracht ziehen muss, auch pessimistische wie z. B. einen An- dem Beginn der Operation Sangaris in der Zentralafrikani- griff auf europäische Interessen in West- oder Nordafrika. schen Republik zusammen. Offiziell geht es Frankreich in Und auch ein Angriff auf europäischem Boden ist nicht völ- erster Linie um eine Vergemeinschaftung der für das Vorge- lig auszuschließen. Solchen Warnungen stellt Marc-Antoine hen in der Sahelzone bereitgestellten finanziellen Mittel, Pérouse de Montclos allerding das Argument der selbster- auch wenn dabei klar ist, dass alleine Frankreich den militä- füllenden Prophezeiung entgegen. rischen Teil dieses Einsatzes leisten kann.10 Die Sichtweisen Frankreichs und seiner europäischen Part- Es wäre falsch zu sagen, dass sich die Europäische Union ner auf die Situation im Sahel weichen also stark voneinan- komplett aus der Region heraushalten würde. Europäische der ab. Zwar meint Frankreich, sich einer doppelten Aufga- Truppen sind immerhin im Rahmen der UN-Friedensmission be verschrieben zu haben – sowohl seinen afrikanischen MINUSMA, der EU-Ausbildungsmission EUTM Mali und der Verbündeten als auch seinen europäischen Partnern gegen- zivilen EU-Aufbaumission EUCAP Sahel im Einsatz. Da sich über –, hat jedoch Mühe, die EU zu überzeugen, die nach die praktische Umsetzung der gemeinsamen Außen- und wie vor befürchtet, dass sich Frankreich hinter ihr verschan- Sicherheitspolitik jedoch schwierig gestaltet, befindet sich zen will. Nach Thomas Hofnung haben »in der Vergangen- Frankreich im operativen Bereich zwangsläufig an vorders- heit einige europäische Länder Frankreich verdächtigt, sie ter Front. Paris sieht sich in der Sahelzone im Namen Euro- dazu instrumentalisieren zu wollen, seine eigenen Interes- pas im Einsatz. Doch obwohl davon immer wieder die Rede sen in seiner Einflusssphäre im Zeichen eines vermeintlichen ist, hat Frankreich kein europäisches Mandat für sein Enga- Neokolonialismus durchzusetzen. Dies war insbesondere gement in der Sahelzone. Allerdings läuft die Operation 2008 der Fall, als Paris im Tschad die Entsendung der euro- Barkhane mit Zustimmung den Vereinten Nationen, da die- päischen EUFOR-Truppe in den Osten des Landes zur Gren- se das Abkommen zwischen Frankreich und den Ländern ze mit Darfur durchsetzte« (Hofnung 2012). Dieses Unbe- der Region gebilligt hat. hagen lässt sich nur schwer ausräumen. Da die Europäische Union über keine eigene Armee verfügt, Eine ähnliche Einschätzung vertritt Léonard Colomba-Pet- möchte Frankreich, dass sich die EU an der Finanzierung der teng der betont, die anderen europäischen Staaten seien Militäroperationen beteiligt, die eine Belastung für den der Meinung, die Sahelzone sei primär eine rein französi- französischen Haushalt darstellen, und einen Beitrag zum sches Angelegenheit12. In Deutschland sei man in der Regel Aufbau einer europäischen Verteidigungsdiplomatie leistet. weniger empfänglich für Terrorismuswarnungen als in Daher sind zahlreiche Initiativen wie die Allianz für den Sa- Frankreich. Das einzige Thema, auf das Staaten wie hel oder die Koalition für den Sahel entstanden, die aller- Deutschland anspringen könnten, sei die Migrationsproble- dings bislang nur auf dem Papier bestehen und nur zöger- matik. Aus demselben Grund engagiere sich Deutschland lich Wirksamkeit entfalten. Entsprechend den Ankündigun- auch in Agadez, das als Migrationsdrehkreuz gilt. gen auf dem Gipfel von Pau bemüht sich die französische Exekutive jedoch seit einiger Zeit intensiv, jedoch mit wech- selndem Erfolg, um den Aufbau der Task Force Takuba, in 11 Von den elf Ländern, die ihre Zustimmung gegeben haben, haben 10 Rat der Europäischen Union (2014): Quatrième Sommet UE–Afrique. nur drei Truppen nach Mali geschickt. Feuille de route 2014–2017. Brüssel; www.consilium.europa.eu/ 12 Interview der Autorin mit Léonard Colomba-Petteng media/21519/142099.pdf. 29. Dezember 2020. 5
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – Frankreich im Sahel Die Situation im Sahel wird umso unterschiedlicher beurteilt, je weiter die Länder Mittel- und Westeuropas vom deutsch- französischen Zentrum entfernt liegen. Die Deutschen ha- ben eher Verständnis für Frankreichs Position, auch wenn ein militärisches Engagement vor Ort durch den Deutschen Bundestag abgelehnt wurde. Mit Blick auf die Europäische Union dürfen bestimmte »kleine Länder« wie Lettland oder Estland nicht außer Acht gelassen werden, die zwar nichts mit den politischen und militärischen Entscheidungen Frankreichs zu tun haben, die jedoch – angesichts der emp- fundenen Bedrohung durch ihren Nachbarn Russland– geo- strategische Verbündete suchen. Andere Länder finden sich in einem Dilemma zwischen Solidarität und ihren innenpoli- tischen Zielen wieder und fühlen sich von der französischen Sahelproblematik, die sie nicht immer nachvollziehen kön- nen, weit entfernt – was nicht zuletzt Zweifel an der Kom- munikationsstrategie der französischen Regierung aufkom- men lässt. Malta und Österreich zum Beispiel sind schon aufgrund ihrer Verfassungen neutral. Sie hatten zwar Inter- esse an EUCAP gezeigt, distanzierten sich jedoch aufgrund des unklaren Mandats wieder davon. Nach Ansicht von Laurent Bigot »ist es durchaus möglich, dass sich die Länder der EU der französischen Sicht auf die Sahelproblematik annähern; doch setze dies eine ernsthafte Debatte auf europäischer Ebene zu allen Aspekten des Kon- flikts sowie über mögliche Handlungsoptionen voraus. Doch davon kann bislang noch keine Rede sein; die Diskus- sionen zu diesem Thema sind meist rein technokratisch«13 In jedem Fall besteht eine Diskrepanz zwischen den politi- schen Zielen und ihrer Umsetzung. Trotz gewisser Füh- rungsfehler kann das Engagement vor Ort immer noch so angepasst werden, dass Deutschland, das in den letzten 15 Jahren größeres Interesse an Afrika entwickelt hat, dort eine wichtige Rolle einnimmt. Da jedes EU-Land seine eigene Bü- rokratie und seine eigene politische Agenda hat, bleibt die Einbindung der Europäischen Union kompliziert – trotz des erklärten Willens einer Vereinheitlichung der Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die allerdings mehr Anpassungs- fähigkeit und Flexibilität erfordern würde. 13 Interview der Autorin mit Laurent Bigot vom 9. Dezember 2020. 6
Literaturverzeichnis LITERATURVERZEICHNIS LISTE DER ABKÜRZUNGEN Baghzouz, Aomar (2013): Le Maghreb et ’Europe face à la crise du AQIM Al-Qaida des Islamischen Maghreb Sahel: Coopération ou rivalités? In: L’Année du Maghreb (IX), S. 173–192; http://journals.openedition.org/anneemaghreb/1898. CEMOC Gemeinsames operatives Stabskomitee Dicko, Bréma Ely (2018): Ségou et Mopti, le nouveau foyer de l’extrémisme violent au centre du Mali. In: Recherches africaines (20), CERI Zentrum für internationale Studien S. 189–204. (Sciences Po) Diffalah, Sarah (2020): Négocier avec les djihadistes au Sahel, une option de plus en plus assumée? In: L’obs (online), 19.10.2020; DNI Inklusiver Nationaler Dialog www.nouvelobs.com/monde/20201019.OBS34912/negocier-avec-les- djihadistes-au-sahel-une-option-de-plus-en-plus-assumee.html. EIGS Islamischer Staat in der Sahara Hofnung, Thomas (2012): Le conflit au Sahel, passage obligé pour l’Europe de la défense. In: Libération (online), 14.11.2012; www.liberation.fr/planete/2012/11/14/le-conflit-au-sahel-passage-oblige- EUCAP Sahel EU Capacity Building Mission Sahel pour-l-europe-de-la-defense_860534. Marotte, Thibault (2020): Soldats français morts au Mali: « La figure de EUTM Mali EU Training Mission Mali l’ennemi est de plus en plus floue ». In: L’express (online), 29.12.2020; www.lexpress.fr/actualite/monde/afrique/soldats-francais-morts-au-mali- GAS bewaffnete Gruppen, die das Abkommen la-figure-de-l-ennemi-est-de-plus-en-plus-floue_2141664.html. mit Frankreich unterzeichnet haben Perelman, Marc / Baché, David (2020): « Le dialogue avec les terro- ristes est une volonté des Maliens », assure le Premier ministre du Mali. In: GAT terroristische bewaffnete Gruppen France24 (online), 3.12.2020; www.france24.com/fr/%C3%A9missions/ l-entretien/20201203-le-dialogue-avec-les-terroristes-est-une-volont% C3%A9-des-maliens-assure-le-premier-ministre-du-mali. GSIM Gruppe zur Unterstützung des Islam und der Muslime (auf Arabisch JNIM) Pérouse de Montclos, Marc-Antoine (2020): Une guerre perdue. La France au Sahel. JC Lattès Paris MINUSMA United Nations Multidimensional Integrated Poncet, Guerric (2021): Sahel: la moitié des Français opposés à la pré- Stabilization Mission in Mali sence française. In: Le Point (online), 11.1.2021; www.lepoint.fr/monde/ sahel-la-moitie-des-francais-opposes-a-la-presence-francaise- 11-01-2021-2409098_24.php. MNLA Nationale Bewegung zur Befreiung des Azawad Smith, Stephen / Roussin, Michel (2020): Mourir pour le Mali? In: Le Figaro (online), 4.11.2020; www.lefigaro.fr/vox/societe/michel- roussin-et-stephen-smith-mourir-pour-le-mali-20201104. MUJAO Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika 7
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – Frankreich im Sahel Weitere Publikationen des Pariser Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung: IPSOS-Studie für die Jean-Jaurès-Stiftung und die Morin, Chloé; Perron, Daniel Friedrich-Ebert-Stiftung Für einen neuen Blick auf das Älterwerden Europäische Souveränität : Fokus Frankreich Überlegungen im Nachgang der Covid-Krise in Paris, Februar 2021 Frankreich Paris, August 2020 Nicolas Leron Regionale Ungleichheit in Frankreich Bellais, Renaud Debatten und politische Empfehlungen Dienstpflicht statt Wehrpflicht Paris, Januar 2021 Der Service national universel in Frankreich Bruno Ducoudré, Mathieu Plane, Raul Sampognaro und Paris, Juli 2020 Xavier Timbeau Zemmour, Michaël Bruno Ducoudré, Mathieu Plane, Raul Sampognaro Sozialpolitik und Covid-Pandemie in Frankreich und Xavier Timbeau Soziale Schieflage trotz umfassender Mobilisierung des Frankreichs Recovery-Strategie sozialstaatlichen Instrumentariums Auf dem Weg in eine klimaneutrale und digitale Paris, Juli 2020 Zukunft? Paris, Dezember 2020 Billion, Didier Frankreichs Mittelmeerpolitik Borgnäs, Kajsa; Kellermann, Christian Ambitionierte Initiativen, überschaubare Resultate Deutschlands Recovery-Strategie Berlin, Juni 2020 Auf dem Weg in eine klimaneutrale und digitale Zukunft? Le Bras, Hervé und Warnant, Achille Paris, Dezember 2020 Ungleiches Frankreich Radiografie der sozioökonomischen und regionalen Hadrien Clouet und Catherine Vincent Disparitäten Home Office in Frankreich Paris, Mai 2020 Erfahrungen während der Pandemie Paris, November 2020 Laurent, Éloi Kommunen und sozial-ökologische Wende Camus, Jean-Yves Erfahrungen aus Frankreich Die Profiteure der Angst? Frankreich Paris, März 2020 Paris, November 2020 Bréchon, Pierre Simon, Edouard Die Werte der Franzosen Die deutsch-französischen Beziehungen Entwicklungen, die Anlass zu Optimismus geben Eine Wiederbelebung in schwierigen Zeiten Paris, Februar 2020 Paris, November 2020 Rossignol, Laurence; Fourtic, Yseline Finchelstein, Gilles Politische Parität in Frankreich Sozial-ökologischer Block in Frankreich Was ein Gesetz kann - und was nicht Neue Perspektiven für die Präsidentschaftwahl Paris, Februar 2020 Paris, Oktober 2020 Guillou, Antoine Maulny, Jean-Pierre Eine wirksame und gerechte CO2-Steuer Nach dem Brexit Paris, Januar 2020 Europäische Sicherheitspolitik aus französischer Perspektive Gliniasty, Jean de Paris, September 2020 Die Russlandpolitik Präsident Macrons Paris, Januar 2020 B
IMPRESSUM ÜBER DIE AUTORIN IMPRESSUM Caroline Roussy ist Wissenschaftlerin am Institut de Rela- Friedrich-Ebert-Stiftung Paris tions Internationales et Stratégiques (IRIS) mit einem Arbeits- 41 bis, bd. de la Tour-Maubourg | 75007 Paris | France schwerpunkt auf Afrika. www.fesparis.org Kontakt: fes@fesparis.org Das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Frankreich wurde Eine gewerbliche Nutzung der von der Friedrich-Ebert-Stif- 1985 in Paris eröffnet. Seine Tätigkeit zielt darauf ab, unter- tung (FES) herausgegebenen Medien ist ohne schriftliche halb der Ebene des Austauschs und der Zusammenarbeit Zustimmung durch die FES nicht gestattet. zwischen den Regierungen Deutschlands und Frankreichs eine Vermittlerfunktion im deutsch-französischen Verhält- Die in dieser Publikation zum Ausdruck gebrachten nis zu erfüllen. Dabei steht im Mittelpunkt, Entscheidungs- nsichten sind nicht notwendigerweise die der Friedrich- A trägern aus Politik und Verwaltung sowie Akteuren der Zi- Ebert-Stiftung. vilgesellschaft Gelegenheit zu geben, sich zu Themen von beiderseitigem Belang auszutauschen und die Probleme Publikationen der Friedrich-Ebert-Stiftung dürfen nicht für und Herausforderungen, die die jeweils andere Seite zu be- Wahlkampfzwecke verwendet werden. wältigen hat, kennenzulernen. Deutsche und französische Partner der FES können dadurch zu gemeinsamen Positio- nen insbesondere zur europäischen Integration gelangen und bei der Formulierung von Lösungen für die jeweils eigenen Probleme auf vorhandene Kenntnisse und Erfah- rungen des Nachbarlandes zurückgreifen. Langjährige Ver- anstaltungsreihen sind die Deutsch-französischen Strategie- gespräche (»Cercle stratégique«) über aktuelle außen- und sicherheitspolitischen Themen, Jahreskonferenzen zu aktu- ellen wirtschaftspolitischen Fragen (»Deutsch-Französischer Wirtschaftsdialog«) und das Deutsch-französische Gewerk schaftsforum.
FRANKREICH IM SAHEL Warten auf die Europäische Union? Nach nunmehr neun Jahren militäri- Hatte Frankreich sich mit seinem Enga- Angesichts wachsender Kritik im eige- schen Einsatzes hat sich Frankreichs gement im Sahel zunächst auf einen nen Land an den Unzulänglichkeiten Engagement in der Sahelzone festge- einsamen Weg begeben, sucht es an- der bisherigen Vorgehensweise werden fahren. Auf der operativen Ebene hat gesichts der festgefahren Situation und inzwischen vermehrt Alternativen zum das französische Militär zwar nicht ent- der finanziellen Probleme nunmehr ver- militärischen Engagement diskutiert, täuscht, auf politischer Ebene ist das stärkt nach Lösungen auf der europäi- ohne diese jedoch als ein Faktor unter Versagen jedoch offensichtlich. Die ter- schen Ebene. Dabei wünsche es sich mehreren zur Lösung der Probleme in roristische Bedrohung, die Hauptmotiv neben einer stärkeren Beteiligung der Frage zu stellen. So vereinbarten Frank- für den Einsatz ist, hat sich im Vergleich EU an der Finanzierung der Militärope- reich und die Staaten der Sahel-Zone zum Beginn des Einsatzes eher noch rationen generell eine stärkere Europäi- im Januar 2020 auf dem Gipfel von Pau verschärft. Vor diesem Hintergrund ist sierung des Engagements im Sahel. eine vielschichtigere Strategie, in der seit Ende 2019 ein Anstieg frankreich- militärische, politische und humanitäre feindlicher Ressentiments in der Region Elemente verbunden werden. zu beobachten. Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie hier: www.fesparis.org
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